Göttingen:
'Rote Schule' - Zentralorgan der sozialistischen Schüler und Lehramtskandidaten (1969-1971)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 1.2.2020


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Die 'Rote Schule' des Arbeitskreis Sozialistischer Schüler (ASS) Göttingen kann hier vermutlich vollständig vorgestellt werden, wir bitten anderenfalls um Ergänzungen. Teilweise fortgeführt wurde die Zeitung nach der Spaltung des ASS einerseits durch den 'Schulkampf' der Kommunistischen Schülerfront (KSF) und andererseits mit neuer Zählung als Organ des Sozialistischen Schülerbundes Göttingen (SSG - vgl. 12.12.1971), wobei uns nur eine Ausgabe teilweise vorliegt. Wir bitten um Ergänzungen.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

21.07.1969:
Eventuell in dieser Woche erscheint in Göttingen erstmals die 'Rote Schule' - Zentralorgan der sozialistischen Schüler, Lehrer und Lehramtskandidaten (vgl. 1.9.1969, Okt. 1969). Die Verantwortung für die 20 Seiten DIN A 4 trägt die Sozialistische Schülerkommune Weender Landstraße 86.

Berichtet wird vom Kampf gegen die Zensurengebung am Felix-Klein-Gyxmnasium (FKG) und auch eingegangen auf das Leistungssystem allgemein, aber auch auf die entpolitisierende Funktion der Schülervertretung (SV).

Nach eigenen späteren Angaben arbeiten auch Studenten an der Zeitung mit, was zu teils unverständlicher Sprache führt.
Quelle: Rote Schule Nr. 1 und 3, Göttingen o. J. (1969) bzw. 1970, S. 1ff bzw. S. 2

Oktober 1969:
Eventuell im Oktober erscheint in Göttingen ein Extra "Neofaschismus in der BRD" der 'Rote Schule' (vgl. 21.7.1969, 8.12.1969), die nun herausgegeben wird vom Arbeitskreis Sozialistischer Schüler (ASS) Göttingen (vgl. Dez. 1969) und der Projektgruppe Schule des SDS Göttingen. Kritisiert werden die Schulbücher, u.a. der Seydlitz und der Deutschunterricht, entlarvt die faschistischen Tendenzen in der BRD.
Q: Rote Schule Extra Neofaschismus in der BRD, Göttingen o. J. (1969)

01.12.1969:
Vermutlich in dieser Woche erscheint in Göttingen die Nr. 2 der 'Rote Schule' (vgl. Okt. 1969, 8.12.1969), herausgegeben vom Arbeitskreis Sozialistischer Schüler (ASS) Göttingen. Gefordert wird die Abschaffung des Zensurensystems.
Aufgerufen wird zum Vietnam-Teach-In (vgl. 11.12.1969) und zum Palästina-Teach-In (vgl. 15.12.1969). Berichtet wird vom Felix-Klein-Gymnasium (FKG), aber auch vom Mädchengymnasium. Geleistet wird eine theoretische Analyse der Bundeswehr, während es im weiteren um die Praxis der Kriegsdienstverweigerung (KDV) geht.
Q: Rote Schule Nr. 2, Göttingen 1969

08.12.1969:
Vermutlich Anfang dieser Woche erscheint in Göttingen Extra der 'Rote Schule' (vgl. 1.12.1969, 6.4.1970) des Arbeitskreis Sozialistischer Schüler (ASS) Göttingen (vgl. Jan. 1970) zum Vietnam-Moratorium. Aufgerufen wird zum Vietnam-Teach-In (vgl. 11.12.1969), zur Vietnamdemonstration (vgl. 13.12.1969) und zum Palästina-Teach-In (vgl. 15.12.1969). Anläßlich des Vietnammoratoriums (vgl. 8.12.1969) bildete sich eine Arbeitsgruppe innerhalb des ASS.
Q: Rote Schule Extra Vietnam-Moratorium, Göttingen 1969

06.04.1970:
Vermutlich Anfang dieser Woche erscheint in Göttingen die Nr. 3 der 'Rote Schule' (vgl. 8.12.1969, 11.5.1970) unter Verantwortung des Realnamens von Stalin, herausgegeben vom Arbeitskreis Sozialistischer Schüler (ASS) Göttingen. Berichtet wird von der eigenen Geschichte (vgl. 20.6.1969, 21.2.1970) und den Themen, mit denen sich der ASS befaßte, wobei Schwerpunkte die Schulung, die technokratische Schulreform, die Drogen und die Subkultur ("Deutsche Gartenzwerge im Afri-Cola-Rausch: SUBKULTUR"), die Ausbildung im Spätkapitalismus und der Numerus Clausus (NC) darstellen. Eingeladen wird zu den ASS-Treffs im Club für Internationalismus am 13. und 21.4.1970.

Hingewiesen wird auf den neueröffneten Politischen Buchladen (Polibula) in der Weender Str. 78.
Q: Rote Schule Nr. 3, Göttingen 1970

11.05.1970:
Vermutlich in dieser Woche erscheint in Göttingen die Nr. 4 der 'Rote Schule' - Zentralorgan der sozialistischen Schüler und Lehramtskandidaten (vgl. 6.4.1970, 15.6.1970), herausgegeben vom Arbeitskreis Sozialistischer Schüler (ASS) oder vom Aktionszentrum Sozialistischer Schüler Göttingen, denn "das ASS" trifft sich jeden Montag im Club für Internationalismus. Berichtet wird von den Schüssen in Ohio und den Protesten dagegen international sowie in Berlin, Frankfurt, Göttingen und München (vgl. 9.5.1970). Berichtet wird über Indochina und die Black Panther Party (BPP). Gefragt wird: "Sowjetunion - der wahre Kommunismus?", was verneint wird, da es die SU ein Arbeiterstaat mit einer schmarotzenden Herrschaftsschicht sei.

Die Basisgruppe Northeim berichtet vom Selbstmord eines Schülers (vgl. 22.4.1970, 27.4.1970). Es erscheint Teil des Artikels "SUBKULTUR II - gegen den Individual-Anarchismus". Ein Artikel widmet sich der Frauenemanzipation, eingegangen wird erneut auf die technokratische Schulreform.
Q: Rote Schule Nr. 4, Göttingen 1970

15.06.1970:
Vermutlich in dieser Woche erscheint in Göttingen die Nr. 5 der 'Rote Schule' - Zentralorgan der sozialistischen Schüler und Lehramtskandidaten (vgl. 6.4.1970, 31.8.1970), herausgegeben vom Arbeitskreis Sozialistischer Schüler (ASS) Göttingen. Berichtet wird vom fünftägigen stadtweiten Streik gegen den Lehrer Schinke vom Felix-Klein-Gymnasium (FKG - vgl. 15.5.1970, 21.5.1970). Dieser Streik fand statt an der Realschule Weende (vgl. 22.5.1970, 23.5.1970), am Mädchengymnasium (vgl. 21.5.1970, 8.6.1970), am Neuen Gymnasium (vgl. 22.5.1970), an der Personnschule (vgl. 21.5.1970, 25.5.1970), aber auch am Max-Planck-Gymnasium (MPG). Es handele sich dabei um den größten Schülerstreik bisher in Göttingen, und auch um den ersten reinen Schülerstreik. Es gibt nun sechs Basisgruppen des ASS: FKG, Mädchengymnasium, MPG, Neues Gymnasium, Personnschule und Realschule Weende.

Gemahnt wird: "Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen". Berichtet wird erneut aus Northeim vom Corvinianum.
Q: Rote Schule Nr. 5, Göttingen 1970

31.08.1970:
Vermutlich Anfang dieser Woche erscheint in Göttingen die Nr. 6 der 'Rote Schule' - Zentralorgan der sozialistischen Schüler und Lehramtskandidaten (vgl. 15.6.1970, 16.11.1970) mit dem Leitartikel "Formale Gleichberechtigung + Ausbeutung = Emanzipation der Frau?".

Weitere Artikel sind:
- "Der Nahe Osten ist rot!";
- "Ein machtpolitisches Exempel" am Gymnasium Kirn in Rheinland-Pfalz, wo einem linken Schüler die Erziehungsbeihilfe gestrichen wurde;
- "Friedliche Koexistenz - Fluch oder Segen?";
- "Betriebsnachrichten: Die Kollegen lassen sich bei Tarifverhandlungen nicht verscheissen!!" zur Metalltarifrunde (MTR) zu der die IGM-Vertrauensleute aus Göttingen, Hannoversch-Münden, Northeim und Uslar 15% fordern;
- "Land grab movement - rote Fahne auf Indiens Äckern";
- "Black Panther Party";
- "FRELIMO: Offensive abgewehrt!" zu Mosambik;
- "Oertzen Kultusminister!";
- "Betrifft: Theoretische Arbeit" zur Schulung in den Basisgruppen.

Eingeladen wird zu den Basisgruppen am Felix-Klein-Gymnasium (FKG), Mädchengymnasium, Max-Planck-Gymnasium (MPG), Neuem Gymnasium und Personnschule. Geworben wird für den PoliBula in der Weender Str. 78.

Aufgerufen wird zum Prozeß gegen Schinke vom FKG am 4.9.1970, wozu am Donnerstag noch ein Flugblatt erscheinen soll.
Q: Rote Schule Nr. 6, Göttingen 1970

16.11.1970:
Vermutlich in dieser Woche erscheint in Göttingen die Nr. 7 der 'Rote Schule' - Zentralorgan der sozialistischen Schüler Göttingen (vgl. 31.8.1970, 14.12.1970).
Berichtet wird über die Black Panther Party (BPP) USA, über Kuba und vom Felix-Klein-Gymnasium (FKG), wo die Basisgruppe derzeit vier Arbeitsgruppen unterhält.
Eingeladen wird zur Vollversammlung der Basisgruppen am 21.11.1970.
Q: Rote Schule Nr. 7, Göttingen 1970

14.12.1970:
Vermutlich in dieser Woche erscheint in Göttingen die Nr. 8 der 'Rote Schule' - Zentralorgan der sozialistischen Schüler Göttingen (vgl. 16.11.1970, Feb. 1971) mit einer Auflage von 3 500 Exemplaren. Vorgestellt wird neben dem Schulungsprogramm auch die "Schülerstrategie des ASS" bzw. die "Göttinger Schülerstrategie (Aktionszentrum Sozialistischer Schüler und Schulbasisgruppen)", wobei auch die Geschichte des USSB und des ASS reflektiert (vgl. 1.9.1969, Okt. 1970) und dergestalt die Spaltung des ASS (vgl. 12.12.1970) erklärt wird. An den Hauptschulen wolle man nicht aktiv werden, da diese Lehrlinge und Jungarbeiter hervorbringen. Daher wird die Kooperation mit der Aktionsgruppe Göttinger Lehrlinge und Jungarbeiter (AGL) angestrebt. Man arbeite weiter mit dem SDS Göttingen zusammen sowie mit Schülergruppen in Berlin, Duderstadt, Frankfurt, Köln, Osterode und Stadthagen. Ein Artikel der Arbeitsgruppe Klassenschule widmet sich dem "Klassencharakters des Schulsystems". Eine Anzeige wirbt für das Restaurant Z-Sorbas, "Ein Stück vom freien Griechenland im Herzen Göttingens".

Basisgruppen bestehen an FKG, Mädchengymnasium, Max-Planck-Gymnasium, Neuem Gymnasium und Personnschule, die Basisgruppe Realschule Weende wird nicht mehr erwähnt. Auch eine Schulungsgruppe trifft sich wöchentlich.
Q: Rote Schule Nr. 8, Göttingen 1970

Februar 1971:
Vermutlich im Februar erscheint in Göttingen die Nr. 1 der 'Rote Schule' - Zentralorgan der sozialistischen Schüler Göttingen (vgl. 14.12.1970, 1.3.1971) vom Aktionszentrum Sozialistischer Schüler mit einer Auflage von 3 500 Exemplaren.

Eingegangen wird auf die Emanzipation der Frau, auf die Wirtschaftskrise und die vom ASS abgelehnte psychedelische Revolution mittels Drogen.

Berichtet wird über die am Felix-Klein-Gymnasium (FKG) erschienene Schülerzeitung 'res', sowie den nach den Weihnachtsferien am FKG durchgeführten Streik.

Basisgruppen bestehen an FKG, Mädchengymnasium, Max-Planck-Gymnasium, Neuem Gymnasium und Personnschule. Arbeitsgruppen bestehen zu Berufsperspektiven, Ideologiekritik, Sozialisation, Frauenemanzipation und zur Technokratischen Schulreform. Berichtet wird "Realschulen: zur Berufserwartung der Realschüler", in der u.a. von der Personnschule berichtet wird (vgl. Juni 1970) und Realschüler zu den Basisgruppentreffen eingeladen werden.
Q: Rote Schule Nr. 1, Göttingen 1971

01.03.1971:
Vermutlich Anfang dieser Woche erscheint in Göttingen ein Extra der 'Rote Schule' - Zentralorgan der sozialistischen Schüler Göttingen (vgl. Feb. 1971, 12.12.1971) vom Aktionszentrum Sozialistischer Schüler (ASS), bei dem es sich um einen Nachdruck des Informationsbriefes Nr. 2 des Black Panther Party-Solidaritätskomitee (BPP-SK) mit dem "Aufruf!!" zum Treffen in Zweibrücken am 6.3.1971 handelt.
Q: Rote Schule Extra Aufruf!!, Göttingen o. J. (1971)

12.12.1971:
In Göttingen erscheint die uns bisher nur teilweise vorliegende Nr. 1 der 'Rote Schule' (vgl. 1.3.1971) - Organ des Sozialistischen Schülerbundes Göttingen (SSG), in den sich das bisherige Aktionszentrum Sozialistischer Schüler (ASS) umbenannt hat, da die aus dem ASS ausgetretene Gruppe (vgl. 12.12.1970) nun als Kommunistische Schülerfront (KSF) tätig ist. Im SSG arbeiten ASS-Mitglieder und Sympathisanten aus allen Basisgruppen. Kritisiert wird in konsequenter Kleinschreibung u.a. die frühere 'Rote Schule':"
Das ASS hatte es nicht geschafft, die Funktionen der RS klar zu bestimmen, z.B. wurde die Zeitung in den 'BLACK-PANTHER-NUMMERN' dazu mißbraucht, die undurchdachte Identifikation der ASS-Mitglieder mit der BPP zum Ausdruck zu bringen. Nie jedoch war sie Mittel des Schulkampfes".

Eingegangen wird auf den Wehrkundeerlaß (WKE) sowie auf die Schülervertretungswahlen am Felix-Klein-Gymnasium (FKG).
Q: Rote Schule Nr. 1, Göttingen 12.12.1971 [Fragment]

Letzte Änderung: 01.02.2020