Kommunistischer Bund Bremen (KBB): Wahrheit – Kommunistische Arbeiter-Korrespondenz, Jg. 1, Nr. 1, Feb. 1972

01.02.1972:
Der KB Bremen gibt Ende Januar oder Anfang Februar seine Zeitung erstmals unter dem neuen Titel 'Wahrheit' (vgl. Dez. 1971, 1.3.1972) auf Februar datiert heraus. Der bisherige Titel 'Kommunistische Arbeiter-Korrespondenz' ist nun Teil des Untertitels geworden. Der Leitartikel widmet sich dem Bergarbeiterstreik in Großbritannien (vgl. 9.1.1972). Berichtet wird in "DKP spaltet Aktionseinheit" von den Bremer Aktionen gegen die Berufsverbote (BV - vgl. 22.12.1971), aus den eigenen Zeitungen für AG Weser, wo über "Die Februarkämpfer" des Jahres 1919 berichtet wurde, bei Siemens und Nordmende (vgl. 20.12.1971), über Philips Electrologica (vgl. 12.1.1972) und über die Erschiessungen von Petra Schelm in Hamburg und Georg von Rauch in Berlin bzw. von der RAF-Fahndung (vgl. 13.1.1972).

Weitere Artikel sind:
- "Aufruf zum allgemeinen Aufstand!" der PRR Südvietnam (vgl. 24.1.1972);
- "Frühkapitalistische Zustände in Bayern" über den Bayrischen Wald bzw. die Arbeitsamtsnebenstelle Kötzing;
- "Zwei Lehren der vietnamesischen Revolution (aus: Vietnam Courier, July 20, 1970)";
- "Volkskrieg gegen Bombenterror" zu Indochina;
- "Zur Weltwährungskrise";
- "Krieg zwischen Indien und Pakistan" zu Bangla Desh
- "Bewaffneter Kampf in Westeuropa heute. Eine Kritik an der 'Roten-Armee-Fraktion'" zur RAF;
- "Steuergelder für Managerschule" zur Harzburger Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft;
- "Erwachen der Arbeiterbewegung in Südafrika" zu Namibia; sowie
- "Kampf dem Berufsverbot!" (vgl. 27.1.1972).

In "Unsere nächsten Aufgaben und die Rolle der Zeitung" schreibt der KBB:"
Die 'Wahrheit' tritt an die Stelle der 'Kommunistischen Arbeiter-Korrespondenz'. … In der letzten Ausgabe unseres alten Organs haben wir in Auseinandersetzung mit unserer Propagandaarbeit und in einer ersten Stellungnahme zur Gründung des Kommunistischen Bundes in Hamburg die wichtige Rolle betont, die unserer Auffassung nach eine politische Zeitung spielt, bei der Organisierung des Kampfes der Arbeiterklasse, bei der Schaffung der Kommunistischen Partei, bei der Verbindung des wissenschaftlichen Sozialismus mit der spontanen und seit den Septemberstreiks ständig anwachsenden Bewegung der westdeutschen Arbeiterklasse. …

Wir gehen also davon aus, daß es noch keine politische Plattform gibt, welche die Basis bilden könnte für eine dauerhafte Einheit der Arbeiterklasse und frei von Opportunismus und Gründungsfieber. Wir gehen weiter davon aus, daß diese Basis auch nicht in wenigen Monaten geschaffen werden kann, zumal in der westdeutschen kommunistischen Bewegung mit der umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung unserer Wirklichkeit kaum begonnen worden ist. …

Die 'Iskra' wurde zum politischen und organisatorischen Hebel des Zusammenschlusses aller revolutionären Marxisten Rußlands. Unserer Meinung nach kommt heute angesichts der Zersplitterung der westdeutschen Kommunisten in viele lokale Organisationen und Zirkel, einer politischen Zeitung keine geringere Rolle zu, als die, welche Lenin ihr für die russische revolutionäre Sozialdemokratie beigemessen hat."

Diese Zeitung soll getragen werden "von einer großen Anzahl kommunistischer Zirkel, die auf der Basis eines gemeinsamen politischen Programmes den Kampf organisieren". Eine "solche politische Plattform, welche die entscheidenden Fragen der westdeutschen Revolution beantwortet" sei heute noch nicht gegeben. Die Hamburger KB Gründung wird kritisiert, da ein solcher "Versuch zur Schaffung einer nationalen Zeitung … als sektiererischer Schritt gekennzeichnet" werden muß. Es würde heute darum gehen, die "Basis für eine nationale Zeitung" zu schaffen. Eine "neue Form der Zeitung" sei nötig, die "Form der politischen Zeitung". "Gegen die lokale Borniertheit der Zirkelorgane, gegen die lokale Borniertheit auch unsrer alten Zeitung wollen wir die 'Wahrheit' setzen … wir wollen die Idee der politischen Zeitung als einen ersten Schritt zur nationalen politischen Zeitung propagieren und andere Zirkel auffordern, sich ebenfalls an die Erarbeitung einer solchen Zeitung zu machen … . Indem wir eine politische Zeitung herausbringen, geben wir es auf, in erster Linie über die Aktivitäten unseres Zirkels zu berichten. … Es wird die Aufgabe der Zeitung sein, den Kampf gegen den modernen Revisionismus und seine Hauptstütze: die Führung der KPdSU und die Vertreter dieser Linie in der westdeutschen DKP weiterzutreiben. Es wird unsere vorrangige Aufgabe sein, die Auseinandersetzung um die programmatischen Fragen, also um Strategie und Taktik der westdeutschen Revolution in Westdeutschland, vorwärtszuführen und diese vor der Arbeiterklasse darzulegen."

Weiter werden auch "Grundsätze für das Verhältnis zwischen der Redaktion der 'Wahrheit' und dem Zentralen Komitee des Kommunistischen Bundes" abgedruckt. U.a. wird dazu ausgeführt:"
Der Kommunistische Bund Bremen gibt ab Februar 1972 eine vorläufig monatlich erscheinende politische Zeitung unter dem Namen 'Wahrheit' heraus. Er stellt die politischen, personellen, organisatorischen und materiellen Mittel für die Herausgabe dieser Zeitung zur Verfügung. … Die Redaktion der 'Wahrheit' ist eine Abteilung des ZK. … Entsprechend ihren besonderen Aufgaben bei der politisch-theoretischen Leitung der Organisation und zur Einleitung der Programmdebatte legt die Redaktion dem ZK einen Arbeits- und Forschungsplan vor … . Grundsatzartikel zu Programmfragen und Artikel, die den praktischen Kampf der Organisation in Kampagnen anleiten, werden vor ihrer Veröffentlichung vom ZK diskutiert und beschlossen. … Die Redaktion hat neben ihrer politisch-theoretischen Arbeit und der Darstellung der aktuellen Klassenkämpfe die Aufgabe, die im organisierten Kampf des KBB gewonnenen Erfahrungen zu verarbeiten, um sie für die Gesamtbewegung in verallgemeinerter Form zugänglich zu machen. … Das ZK hat jederzeit das Recht, Stellungnahmen in der Zeitung zu veröffentlichen."

Ebenfalls enthalten ist ein Artikel "Organisatorische Fragen der Kommunistischen Bewegung in Westdeutschland". U.a. wird dort ausgeführt:"
Weil die westdeutschen Kommunisten noch keine politische und organisatorische Zentrale haben schaffen können, sondern in einer Vielzahl von lokalen Zirkeln und Organisationen, Initiativen und Parteiansätzen zersplittert arbeiten, darum sind sie gegenwärtig nur schwer in der Lage, ihre Erfahrungen und Überlegungen zu organisatorischen Fragen zusammenzufassen und daraus zu lernen. … Die Aufgabe der Kommunisten besteht immer in der Erziehung und Organisierung des Proletariats zur politisch selbständigen Klasse, die sich als Partei gegen die Bourgeoisie stellt, den konsequenten Kampf um die Vernichtung von deren Klassenherrschaft führt, und in diesem Kampf allen anderen unterdrückten Klassen unserer Gesellschaft vorangeht." Das Zirkelwesen in der BRD könne nur beseitigt werden "durch den Kampf der Zirkel um die richtige Linie. An ihm teilzunehmen, die Auseinandersetzung aktiv zu führen, ist die Pflicht jedes westdeutschen Kommunisten und jeder lokalen oder regionalen Organisation".

Hauptaufgabe soll gegenwärtig sein: "Erziehung und Organisierung des Proletariats zur politisch selbständigen Klasse." Es würde darum gehen, "Grundsätze der Organisationsarbeit auszuarbeiten". Unter den Zirkeln in der BRD würde Einigkeit darin bestehen, "daß Grundeinheiten, Zellen in den Großbetrieben aufgebaut werden müssen". Unklarheit würde bestehen "in den Fragen der Arbeit in den Stadtteilen, des Aufbaus von kommunistischen Gewerkschaftsorganisationen, der Schaffung von Zellen in Behörden, in Massenorganisationen der Bündnispartner des Proletariats". Der Aufbau von Stadtteilzellen nämlich sei falsch, stattdessen sollten Bezirksgruppen zum Vertrieb der Publikationen und Zellen im Bündnisbereich eingerichtet werden.

Eine Reihe weiterer Aufgaben würden sein:
- Aufbau von Betriebszellen,
- Aufbau von Bezirksgruppen,
- Vertrieb des Agitprop-Materials,
- Aufbau von technischen Einheiten,
- Zentralisation der Leitungen,
- Zentralisierung der Diskussion,
- Zusammenfassung der Erfahrungen,
- Leitung der Organisation durch das ZK.

Eingegangen wird auch auf die Behauptung des ehemaligen SALZ Hamburg über 'DKP-Provokateure' im KB Bremen, wobei auf die Führungsansprüche des SALZ Hamburg für ganz Norddeutschland mit Hilfe der Regionalzentrale Nord eingegangen wird. Vor zwei oder zweieinhalb Jahren sei auf einer Regionalkonferenz in Hannover die Regionalzentrale Nord gebildet worden. Im vorletzten Sommer habe dann, auf Initiative der SALZ's Bremerhaven und Cuxhaven eine Regionalkonferenz Weser-Ems-Elbe stattgefunden, auf der sich auch SALZ Hamburg und KB Bremen trafen. Während das SALZ sich als regionale Leitungsebene für Norddeutschland einsetzen wollte, sollten das SALZ Bremerhaven und die Rote Garde Kiel jeweils Unterregionen anführen. Der KB Bremen aber wollte sich nicht unter das SALZ Bremerhaven unterordnen. Behauptet wird dann noch, daß sich die im Herbst 1970 vom SALZ Hamburg abgespaltene Ökonomistenfraktion (SFDA) einige Monate später mit Bernd Rabehl vereinigt habe, wofür bisher, außer einer Broschüre der SFDA im Besitz von Rabehl, von uns keine weiteren Indizien gefunden werden konnten. Rabehl jedenfalls leugnete diese Tatsache bei mehreren Befragungen unsererseits.
Quellen: Wahrheit Nr. 1, Bremen Feb. 1972; Neues Rotes Forum Nr. 2, Heidelberg 1972, S.38;Arbeiterkampf Nr. 25, Hamburg Jan. 1973, S.7ff

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