Kommunistischer Arbeiterbund Deutschlands (KABD)
Landesverband NRW

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 26.1.2011

Der Landesverband NRW des KABD, der aus der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten - Revolutionärer Weg (KPD/ML-RW) entstand, stellte innerhalb des KABD lange Zeit nur einen der kleineren Landesverbände dar, der nur durch kontinuierliche Stärkung mit Kadern aus Schwaben und Nordbayern vergrößert werden konnte. Trotzdem blieb dieser Landesverband stets auf wenige und schwache Ortsgruppen beschränkt. Selbst an zentralen Betrieben wie bei Mannesmann Duisburg, wo früher einmal die KPD/ML-RW zeitweise auftrat, erfolgen jahrelang kaum Aktivitäten (vgl. Apr. 1975). Es gibt auch kaum Gruppen von Jugendlichen oder Studenten, die den KABD unterstützen (vgl. Dez. 1975).

Von den vorliegenden Dokumenten des KABD-Landesverbands NRW können hier vorerst nur wenige erschlossen werden, aus denen die Vorherrschaft des Ökonomismus auch im KABD-Landesverband NRW hervorgeht (vgl. 13.7.1975, Aug. 1975, 11.5.1976).

Die organisatorische Lage sieht Anfang 1976 eher bescheiden aus (vgl. 21.2.1976) und erst der Kampf gegen das Liquidatorentum der Jacob-Gruppe bzw. den späteren KAB Revolutionärer Weg (KAB-RW) scheint den Landesverband zu beleben (vgl. Mai 1976), aber andererseits verliert der Landesverband in diesem Kampf in Ratingen und auch in Düsseldorf durchaus wichtige Kräfte, nicht zuletzt auch das Gründungsmitglied Gerd Flatow, die verbleibenden Mitglieder allerdings scheinen sich dadurch sogar noch gestärkt zu fühlen (vgl. 18.2.1979).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

April 1975:
Vermutlich im April finden bei Mannesmann Duisburg die Betriebsratswahlen (BRW) statt. Der AB berichtet aus diesem Anlaß über die Konkurrenz. Der KABD habe seit Jahren kein Flugblatt mehr verteilt (bis auf eine 'Rote Fahne' Sondernummer pro Jahr), nun aber eine Betriebszeitung - allerdings nur als Flugblatt - herausgegeben. Er habe kein Mitglied im Betrieb.
Quelle: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.60,München 4.5.1975

19.05.1975:
Untersuchungsbericht der LL NRW des KABD zu den "Agitationsmaterialien im Landesverband NRW zur Metalltarifrunde." Festgestellt wird u.a., daß die "Agitation geprägt war durch ökonomistische Tendenzen und nicht verbunden (war) mit einer systematischen Propagandaarbeit … die Argumentation beschränkte sich auf den ökonomischen Rahmen".
Q: KABD-LL NRW:Materialien für die ordentliche Landesmitgliederversammlung,o.O. 1976,S.12

13.07.1975:
Nach einem Bericht der Landesleitung (LL) NRW des KABD findet in NRW eine Auswertungskonferenz des KABD NRW zum "Agitatorischen Sturm" statt.
Q: KABD-LL NRW:Materialien für die ordentliche Landesmitgliederversammlung,o.O. 1976,S.6

August 1975:
Es wird ein Arbeitsplan der Landesleitung (LL) NRW des KABD verfaßt. U.a. werden "die politischen Fragen in den Vordergrund gerückt".
Q: KABD-LL NRW:Materialien für die ordentliche Landesmitgliederversammlung,o.O. 1976,S.13

Dezember 1975:
Der RJVD des KABD hat in NRW, laut eigenen Angaben, 30 Mitglieder in seinen vier OG: Ratingen/Düsseldorf, Köln, Aachen und Detmold.
Q: KABD-LL NRW:Materialien für die ordentliche Landesmitgliederversammlung,o.O. 1976

21.02.1976:
Es beginnt eine zweitägige ordentliche Landesmitgliederversammlung des KABD NRW. Nach einem Bericht der LL NRW des KABD wird von Mitgliedern der KABD OG aus NRW der "Entwurf des Rechenschaftsberichtes der LL NRW" kritisiert und abgelehnt.

Es wird auch ein Jugendbericht über den RJVD (vgl. Dez. 1975) erstattet:"
Während es in Ratingen, Aachen und Detmold eine Aufwärtsentwicklung gab, stagnierte die Arbeit in Köln, gab es in Düsseldorf einen starken Rückgang und mußten einige Stützpunkte aufgelöst werden, darunter besonders zu erwähnen der Stützpunkt Duisburg."
Festgestellt wird auch:"
Eine organisierte Zusammenarbeit hat es über den Zeitraum des Rechenschaftsberichtes nirgendwo gegeben - nur Zusammenarbeit zu einzelnen Fragen … (so) zerfiel der RJVD in Düsseldorf unter den Augen einer KABD-Ortsgruppe, in der mehrere leitende Funktionäre organisiert sind. In Duisburg gibt es überhaupt keine RJVD-Mitglieder mehr."

Es erstattet auch der KSG-Beauftragte seinen Bericht. Aus ihm geht hervor, daß es KSG-Mitglieder bzw. Sympathisanten in Aachen, Köln, Bielefeld, Essen/Bochum und Bonn gibt. Insgesamt sollen in NRW ca. 50 KSG-Genossen arbeiten.
Q: KABD-LL NRW:Materialien für die ordentliche Landesmitgliederversammlung,o.O. 1976

Mai 1976:
Im KABD wird von der Landesleitung NRW ein "Arbeitsplan des Landesverbandes NRW" erarbeitet, der Gültigkeit bis zum Jan. 1977 hat:"
Mit großem persönlichen Einsatz, der geprägt ist von revolutionärem Schwung, wie ihn unsere Organisation noch nicht kannte, gingen unsere Genossen daran, die Jacob-Fraktion ideologisch-politisch zu zerschlagen. Alle Mitglieder sind der festen Überzeugung , daß wir in einer gesunden zukunftsträchtigen Organisation sind, daß wir fähig und jederzeit bereit sind, alle Angriffe auf den KABD zu zerschlagen, daß wir alle Fehler und Mängel im KABD überwinden können. … Der KABD strahlt einen gesunden revolutionären Geist aus. Das ist ein Klima, indem sich die Kader schnell entwickeln, in dem sich die gesamte Tätigkeit unserer Organisation auf ein qualitativ höheres Niveau entwickelt. Die LL-NRW ist bestrebt, diese guten Bedingungen zu nutzen, um die Organisation mit Hilfe aller Mitglieder voranzubringen, um unserer historischen Aufgabe einen Schritt näher zu kommen."
Der vorliegende Arbeitsplan hat nach Auffassung der LL-NRW folgende Probleme zu lösen:"
1. Welche Bedeutung hat für uns die Kritik-Selbstkritik-Bewegung und wie führen wir sie durch?
2. Welche Bedeutung hat die Schulung zur dialektischen Methode und in welcher Beziehung steht die Schulung zur Kritik-Selbstkritik-Bewegung?
3. Wie packen wir die praktischen Aufgaben der Entfaltung selbständiger Kämpfe an? In welchem Zusammenhang steht dies mit unserer Agitation und Propaganda zur Bundestagswahl und wie verbinden wir diese Aufgaben mit der Kritik-Selbstkritik-Bewegung?
4. Wie verbessern wir im Rahmen der Kritk-Selbstkritik-Bewegung und unserer praktischen Tätigkeit die Zusammenarbeit mit RJVD und KSG?"

Als Hauptaufgabe gilt "die Kritik und Selbstkritik-Bewegung im KABD". Ursache der Spaltung des KABD ist nach Auffassung der LL "die kleinbürgerliche Jacobgruppe" und der "kleinbürgerliche Zirkelzustand", der nach wie vor als "vorherrschend" bezeichnet wird.
Q: KABD-LL NRW:Arbeitsplan des Landesverbandes NRW,o.O. Mai 1976

11.05.1976:
Von der LL NRW des KABD wird der "Untersuchungsbericht über das Jahr 1975 vom 2. bis 3. ZDT" vorgelegt:"
Im ersten Halbjahr 1975 war unsere Agitation geprägt von ökonomistischen Tendenzen und nicht verbunden mit einer Propagandatätigkeit. … In den Gruppen Aachen, Duisburg, Oberhausen und Herford sowie in allen Stützpunkten ist die Verankerung im Zielbetrieb die größte Schwierigkeit. … In allen OG's machte sich eine ökonomistische Agitation in den schriftlichen Materialien zur B.u. G.-Arbeit breit, d.h. daß ökonomistische Tendenzen auch in der mündlichen Agitation vorhanden waren. … Die OG Herford wurde von der Stillegung eines Zielbetriebes z.B. völlig überrascht. Die Genossen waren nicht in der Lage zu reagieren. … Im LV wird die ideologisch-politische Auseinandersetzung nicht konsequent und offensiv geführt. Es hat sich die Haltung breit gemacht: erst dann die Auseinandersetzung führen, wenn sich Gruppen an uns wenden. Es ist eine politische Notwendigkeit, die Auseinandersetzung von der grundsätzlichen Seite her zu führen. … Ein positives Beispiel hierfür ist die Broschüre zu den ABG's. …
Die Düsseldorfer Druckerzelle hatte durch die gute Vorbereitung auf eine Auseinandersetzung mit dem KBW Erfolg bei der Kaderentwicklung, obwohl die Diskussion von seiten des KBW abgesagt wurde, haben sich bei den Genossen durch die Vorbereitung die Fragen der Wirtschaftseinschätzung der Taktik des Klassenkampfes besser verankert. …
Es herrschte eine allgemeine Schwäche in der OL-Tätigkeit. Ein Grund dafür ist die Unklarheit über die Aufgaben, die Verantwortungsbereiche der OL. Es ist nicht allumfassend klar, wo die OL den Schwerpunkt setzen muß, auf was es beim Abfassen der Berichte ankommt. …
Mit einem Satz kann man sagen, daß es weder von der ZL noch von der LL eine systematische und kontinuierliche Anleitung und Kontrolle der Kaderentwicklung gab."
Q: KABD-LL NRW:Untersuchungsbericht über das Jahr 1975 vom 2. bis 3. LDT,o.O. 11.5.1976

14.11.1977:
Im KABD erscheint ein "Rundbrief der LL NRW zur Stahltarifrunde 1977", in dem u.a. festgestellt wird:"
Nur die Kampfkraft der Belegschaften kann einen Lohnraubabschluß verhindern - Auf die Gewerkschaftsführung ist kein Verlaß."
Q: KABD-LL NRW:Rundbrief,o.O. 14.11.1977

Februar 1978:
In einem Bericht der LL NRW des KABD über die "Untersuchung der Leitungstätigkeit" in NRW wird u.a. herausgearbeitet, daß die RW's und die RF zu "Zellensitzungen völlig ungenügend eingesetzt werden". Die Zellenleitung habe" keine Zeit sich mit RW oder RF auf Zellensitzungen vorzubereiten". Ähnliches gilt für andere OG und LV.
Q: KABD-LL NRW:Bericht zur Untersuchung der Leitungstätigkeit,o.O. Feb. 1978

08.10.1978:
Interner Aufruf der Landesleitung (LL) NRW des KABD zur DGB-Demonstration (vgl. 14.10.1978), für die von der LL zentrale Flugblätter erstellt werden:"
Das erste Flugblatt, das ihr zur Verteilung vor den Betrieben erhaltet, legt den Schwerpunkt auf die Frage des Einsatzes der gewerkschaftlichen Kampfkraft. Das zweite Flugblatt zur Verteilung bei der Demonstration legt den Schwerpunkt auf die Darlegung der tatsächlichen Zusammenhänge."

Vor allem sollen die Forderungen propagiert werden:"
Volle Durchsetzung der 35-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich. Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht. Für mehr qualifizierte Lehrstellen in der Großindustrie. Übernahme entsprechend der Ausbildung."
Q: KABD-LL NRW:Aufruf,o.O. 8.10.1978

18.02.1979:
Es findet ein Ortsleitertreffen des KABD NRW zum Liquidatorentum statt. Das Treffen wurde, laut einem Bericht aus Duisburg, einberaumt, "mit dem Ziel das Liquidatorentum zu verurteilen".
Auf dem Treffen, an dem auch die ZKK teilnimmt, wird von ihr u.a. erklärt, "daß über 90% der Resolutionen … das Liquidatorentum verurteilen". Die ZKK würde zur Zeit "einen Zweifrontenkrieg gegen die Liquidatoren und gegen die ZL führen". Dazu führt sie aus:"
Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Nachdem sich die ZL die Froschperspektivbroschüre erarbeitet hatte, wartete die ZKK und die gesamte Organisation auf grundlegende Äußerungen. Diese traten nicht ein. Daraufhin untersuchte die ZKK die Situation und machte einen Vorschlag zur ideologisch-politischen Initiative aller Mitglieder, zur Mobilisierung aller Mitglieder im Kampf gegen Fehler und Mängel in der Arbeit (Große Initiative).
Das Sekretariat reagierte abblockend: Die ZL befand sich in der Defensive und fürchtete durch diese Initiative überrollt zu werden. … Durch das direkte Auftreten des Liquidatorentums gelangte die ZL noch weiter in die Defensive. … In der weiteren Auseinandersetzung konnten die Standpunkte zur Großen Initiative jedoch geklärt werden."
Insgesamt soll das Treffen gezeigt haben, "wie das ideologisch-politische Bewußtsein der Genossen des Landesverbandes in dieser Auseinandersetzung gewachsen ist".
Q: KABD:Bericht vom Ortsleitertreffen am 18.02.79,Duisburg 1979

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