Roter Metall Arbeiter - Zeitung der Betriebsgruppen Hamel, Jäger, Winkhaus der KPD/ML, Jg. 2, Nr. 7, o. J. (1971)

31.05.1971:
Der 'Rote Metall Arbeiter' Nr. 7 - Zeitung der Betriebsgruppe Hamel, Jäger und Winkhaus der KPD/ML-ZB (vgl. 3.5.1971, 5.7.1971) erscheint frühestens Anfang dieser Woche in Münster unter Verantwortung von Michael Schulte, Bochum, heraus, mit einem Leitartikel zu den Vorfällen bei Hamel (vgl. 24.5.1971).

Ebenfalls Hamel widmet sich auch der:"
TREPPENWITZ

Ein Hamelarbeiter träumte, er wäre von seinem Chef gefressen worden. Als er aber im Bauch ankam. saß da schon der 2.Betriebsrats-Vorsitzende und SPD-Stadtrat von Emsdetten, Jenders. 'Nanu', sagte der Arbeiter, 'das hätte ich nicht erwartet. Du hast Dich doch immer so gut mit dem Alten verstanden? Hat er Dich auch gefressen?'

Jenders Antwort:
'Nein, ich bin von hinten reingekommen!"

Enthalten ist auch ein Koupon:"
KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN!

Nehmt Kontakt auf über die Adresse:
Münster, Gertrudenstr.22 (Nähe Nordplatz)
Bürostd.: montags, mittw., freit. 17 - 18 Uhr

Auch dann, wenn ihr über Vorfälle im Betrieb berichten wollt, wenn ihr Kritik habt.

Oder steckt den Abschnitt unserem Verteiler zu:

Besucht mich zu Hause zu einem Gespräch. Meine Anschrift ist:
Name… Ort, Straße… Gewünschter Tag… Uhrzeit… (Adresse wird natürlich vertraulich behandelt)"

ZUR MTR heißt es:"
IGM: TARIFBEWEGUNG 1971

Wer kann sich noch an den Herbst 1970 erinnern? Damals wollten die rechten IGM-Funktionäre, welche ja auch in den meisten Fällen SPD-Funktionäre sind, mit dem Arbeiterverräter Schiller auf einer Linie gehen. Sie schloßen die Tarifverhandlungen mit 11% ab. Entgegen dem Willen der IGM-Bosse hatten aber Hunderttausende von Kollegen für die vollen 15% gestreikt. Die rechten SPD-Funktionäre peitschten die 11%, wie es Schiller und Co. wollten.

Bald ist es wieder so weit. Im Herbst laufen die Tarifverträge aus und seit geraumer Zeit machen die Kapitalisten durch ihre Handlanger, die SPD-Bosse im Wirtschaftsministerium, Reklame für 7 - 8%. Man will uns wieder an die Zügel nehmen, damit die Herren Krupp, Thyssen, Oetker, Flick und wie die ganzen Finanzhyänen heißen, ihre Profite weiter scheffeln können. Diese Sklaventreiber reden dann mit Worten wie: 'Soziale Verantwortung', 'Wirtschaftsstabilität' usw.

Und das trotzdem die Arbeitshetze immer schärfer wird.

Und das trotzdem die Wohnungs- und Lebensmittelpreise in schwindelerregende Höhen klettern.

Kolleginnen und Kollegen!!

Schon 1970 hat die KPD/ML schonungslos den Verrat dieser IGM-SPD-Funktionäre aufgedeckt. Sie setzt für die Interessen der Arbeiterklasse ein; denn die SPD-Regierung will durch ihre Handlanger in den Gewerkschaftsbüros und Verhandlungskommissionen die Zeit vorbereiten und die Gewerkschaft zu dem machen, was sie im Nazi-Deutschland war (DAF, d.Vf.), zu einem Staatsapparat mit von der Regierung festgesetzten Löhnen. Auch diesmal wieder, will eine Regierung, welche die Interessen der Kapitalisten vertritt, die Löhne diktieren. Sie versucht durch ihr Lohndiktat die beginnende Krise auf dem Rücken der Arbeiterklasse auszutragen, um die Geldbeutel der Kapitalisten zu schonen. Sie läßt durchblicken, daß man, wenn dieses Lohndiktat nicht eingehalten wird, von den Notstandsgesetzen (NSG, d.Vf.) Gebrauch machen kann und dem Arbeiter das Streiken für höhere Forderungen verbieten könnte (so von IG Druck und Papier-Vorsitzenden Leonhard Mahlein in einer DPA-Meldung zitiert). Es stand unter anderem im Hamburger Abendblatt vom 19.3.1971 unter der Überschrift 'Streikverbot möglich?' (vgl. DGB - 18.3.1971, d.Vf.)

BRENNER: TARIFAUTONOMIE JA - ABER…

Brenner verkündete Anfang März (vgl. 1.3.1971, d.Vf.) in einem Interview, die Gewerkschaft lehne Lohnleitlinien entschieden ab und werde die Tarifautonomie 'gegen jedermann und mit allen Mitteln verteidigen'. Jetzt (vgl. Mai 1971, d.Vf.) schreibt er in METALL: 'Es gibt jedoch gar keinen Anlaß, so zu tun, als ob die lohnpolitischen Auseinandersetzungen von Seiten der Gewerkschaft auf die Spitze getrieben würden. Im Gegenteil: INFOLGE DES NACHLASSENDEN WACHSTUMS WERDEN DIE STEIGERUNGSRATEN DER LÖHNE UND GEHÄLTER IN DIESEM JAHR SOWIESO GERINGER AUSFALLEN'!

Das aber bedeutet nichts anderes als die Verwirklichung des Lohndiktats durch die Hintertür, nämlich mit dem Argument: es sind die wirtschaftlichen Verhältnisse!

GEGEN DIE VERRÄTEREIEN DER RECHTEN GEWERKSCHAFTSFÜHRER DIE GESCHLOSSENE FRONT DER ARBEITERKLASSE!
UNS HILFT NUR DAS VERTRAUEN AUF UNSERE EIGENE KRAFT!"

Es folgt vom 27.5.1971 aus Dortmund eine:"
LETZTE NACHRICHT: Die Vertrauensleute der Kollegen bei MFD (Dortmund, Hoesch) haben für die Tarifrunde einstimmig die Forderung aufgestellt: VOLLE 15%!"

Aus Dortmund wird berichtet von der zentralen Maidemonstration.

Aus Münster wird berichtet vom 1. Mai und der DGB-Veranstaltung (vgl. 30.4.1971) und aus der SPD (vgl. Mai 1971).

Streikberichte behandeln aus dem Ausland Renault Paris in Frankreich (vgl. 7.5.1971), FIAT (vgl. 12.4.1971) und Montedison (vgl. Mai 1971) in Italien, aus Baden-Württemberg Rhodia Freiburg (CPK-Bereich - vgl. Apr. 1971), aus Niedersachsen Conti Hannover (CPK-Bereich - vgl. 7.5.1971), aus NRW HOAG Oberhausen (IGM-Bereich - vgl. 21.5.1971) und Textilbetriebe (vgl. 3.5.1971) sowie aus Schleswig-Holstein das Ketten-KFZ-Werk Flensburg (IGM-Bereich - vgl. 26.4.1971).

Auf der "Jugendseite" führt der KJVD auf drei Seiten zur MTR aus:"
LOHNDIKTAT AUCH IM METALLBEREICH!

Die Tarifverhandlungen im Metallbereich sollen in diesem Jahr früher sein als im letzten, weil im Herbst (vgl. 27.9.1971, d.Vf.) der Gewerkschaftstag der IGM stattfindet. Bis dahin sollen die Arbeiter den Gewerkschaftsführern verziehen haben, daß auch die IGM sich an das Lohndiktat halten wird. Schiller hatte gefordert, daß die Lohnerhöhungen 1971 nur 7 - 8 % betragen sollten. Und alle Gewerkschaftsführer haben sich bis jetzt daran gehalten: Druckindustrie (DTR der DruPa, d. Vf.) 9%, Baugewerbe (BSE-TR der IG BSE, d. Vf.) 7, 9%, Bergbau (BETR der IGBE - vgl. S12*.1971, d. Vf.) 7, 3%, Öffentlicher Dienst (ÖDTR der ÖTV, d. Vf.) 7%, Textil (TEX-TR der GTB, d. Vf.) 8, 5%. Daß auch die IGM sich daran halten wird, ist jetzt schon klar. Bei den letzten Verhandlungen hatten sie schon alle Tricks angewandt, um das Ergebnis zu senken und die Kollegen vom Kampf abzuhalten, am deutlichsten merkte man dies bei der 'Urabstimmung'. Mehr als 50% der Kollegen hatten zwar gegen das Ergebnis (11%) gestimmt, aber durch einen Trick hatten die IGM-Führer dafür gesorgt, daß sie diese Ablehnung übergehen konnten.

IGM- UND SPD-FÜHRER VERKAUFEN UNS

Gleichzeitig schwingen sie wie die SPD-Führer große Reden vom harten Kampf gegen die Unternehmer, um sich das Vertrauen der Arbeiter zu sichern. Dies Vertrauen benutzen sie aber nur, um dann die Kollegen an die Kapitalisten zu verkaufen. So sorgte vor zwei Jahren die SPD dafür, daß der Stufenplan ins Berufsbildungsgesetz (BBiG, d. Vf.) kam. Damit leistete sie einen wertvollen Beitrag zur Lohndrückerei, denn nach diesem Plan wird nur noch ein kleiner Teil der Lehrlinge zu Facharbeitern ausgebildet, der Rest wird Hilfsarbeiter. Gewerkschaftsführer und Jusos (der SPD, d. Vf.) protestierten zunächst zwar lautstark, dagegen getan haben sie aber nichts, und tun auch heute nichts dagegen, daß langsam in immer mehr Betrieben dieser Stufenplan durchgeführt wird. Die Gewerkschaftsführer stellten zusammen mit den Kapitalisten leistungstreibende Lohnordnungen auf, z.B. im Bergbau und bei Metall. Hier klügelten die IGM-Führer einen Tarifvertrag zur Leistungsbewertung für Zeitlöhner aus. Diese Leistungsbewertung soll bei Winkhaus auch für Lehrlinge eingeführt werden, die sog. 'Persönlichkeitsbewertung'. Sie dient allein dazu die Arbeiter zu spalten und die Arbeitshetze noch zu verstärken: Den Arbeitern soll vorgemacht werden, daß jeder die Chance hat viel zu verdienen, wenn er nur tüchtig genug ist. Seit je haben sich Arbeiter aber nur durch gemeinsamen Kampf höheren Lohn erkämpft, nicht durch Fleiß, Bravsein und Schnauze halten. Diesen Kampf wollen die Kapitalisten natürlich verhindern. Außerdem lachen sie sich ins Fäustchen, daß die Kollegen für ein paar Pfennig mehr doppelt so schnell ranklotzen. So spart man Löhne!

DIE KAPITALISTEN SICHERN DIE PROFITE

Die Kapitalisten unternehmen alles, um ihre Profite zu sichern. Wenn in der Krise die Lage der Arbeiterklasse sich verschlechtert, bleibt auch die Arbeiterjugend nicht verschont. Bei der Facharbeiterprüfung in Oberhausen sind bei GHH von 21 Prüflingen 19 durchgefallen. Die Werksleitung spricht von der miserablen Volksschulbildung der Lehrlinge, um jede Empörung abzublocken. Die Lehrlinge aber leisten weiterhin wertvolle Produktionsarbeit für einen Hungerlohn. Der Vorfall ist ein Mittel, um in aller Ruhe den Stufenplan einzuführen ('Die sind ja viel zu doof für den Facharbeiter!'). Ein Beispiel aus einem Kölner Betrieb zeigt, daß die Kapitalisten mit ihrer immer stärkeren Arbeitshetze auch bei den Lehrlingen nicht halt machen. Sie zogen einen Zaun quer durch die Lehrwerkstatt, damit die Lehrlinge nicht so viel rumlaufen und sich unterhalten können. In manchen Betrieben werfen die Kapitalisten Arbeiter raus und stellen Lehrlinge an deren Platz, wie bei Aero-Quick in Mainz. Dort haben die Kapitalisten 30 Facharbeiter und Jungarbeiter rausgeworfen. Ihre Arbeit machen jetzt die Lehrlinge.

Ein junger Winkhaus-Arbeiter sagte uns: 'Warum soll ein Facharbeiter mit anderen zusammenkämpfen, er kriegt doch sowieso mehr!' Die Beispiele oben haben aber gezeigt: Alle Kollegen sind auf den solidarischen Kampf aller Arbeiter angewiesen, wenn die Kapitalisten die Krisenauswirkungen von sich abwälzen.

FACHARBEITER, UNGELERNTE ARBEITER UND LEHRLINGE MÜSSEN ZUSAMMEN KÄMPFEN, SONST SIND SIE ZU SCHWACH UM IHRE FORDERUNGEN GEGEN DIE KAPITALISTEN DURCHZUSETZEN!

Die Beispiele haben aber auch gezeigt, daß die Gewerkschafts- und SPD-Führer den Kampf der Arbeiter abblocken, wo sie nur können. Wir, KPD/ML und KJVD, haben in unseren Betriebszeitungen und Zentralorganen 'Rote Fahne' (RF, d. Vf.) und 'Kampf der Arbeiterjugend' (KdAJ, d. Vf.) ständig diese Verrätereien aufgedeckt. KPD/ML und KJVD sind die einzigen Organisationen, die den Arbeitern zeigen, daß sie heute Erfolge nur GEGEN die SPD- und Gewerkschaftsführer erringen können.

Deshalb: STÄRKT DEN KJVD!
ORGANISIERT EUCH IN DEN JUGENDBETRIEBSGRUPPEN DES KJVD!"

Für den nächsten Tag wird der Verkauf der 'Roten Fahne' (RF) Nr. 10 vom 24.5.1971 angekündigt.
Q: Roter Metall Arbeiter Nr. 7, Münster o. J. (1971)

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