Zur Hauptübersicht der Datenbank MAO

Herten

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 28.2.2008

Obwohl zu Herten bereits drei separate Darstellungen zu den Zechen Ewald, Schlägel und Eisen sowie Westerholt/Polsum erstellt wurden, wird auch diese zusammenfassende, wie immer unvollständige Ortsdarstellung vor allem durch den Bergbau und die IGBE geprägt, nicht zuletzt dank des IGBE-Funktionärs und späteren Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Karl-Heinz Mross von der Zeche Bergmannsglück, die später mit Westerholt und Polsum zum Verbundwerk zusammengefasst wurde. Mross ist keineswegs nur auf seiner Schachtanlage tätig, sondern auch auf Bundesebene der IGBE (vgl. 1965, 30.4.1970, 24.9.1972), sowie innerhalb der Ruhrkohle AG (vgl. 15.12.1969, 15.1.1970, 22.2.1971, 1.4.1971, 27.10.1971, 28.10.1971, Jan. 1972, 8.5.1972, 3.11.1975).

Auch die DKP betont die Bedeutung Hertens für den Bergbau, hält sie doch hier ihr Bergarbeiterforum ab (vgl. 23.3.1975).

In Herten ist bereits vor der Gründung der DKP die SDAJ aktiv (vgl. Jan. 1969), die DKP berichtet schon in ihren ersten Publikationen immer wieder aus Herten (vgl. 10.4.1969, 5.6.1969, 12.6.1969, 31.7.1969, 2.10.1969) und erzielt dort auch überdurchschnittliche Wahlergebnisse (vgl. 9.11.1969).

Die Versuche der spartacistischen Trotzkisten der IKD sich mit Falken aus Herten zu verbünden (vgl. 15.11.1969) scheint nicht von Erfolg gekrönt gewesen, da in den von uns vollständig ausgewerteten, geschlossen vorliegenden IKD-NRW Materialien keine weiteren Hinweise auf Herten zu finden waren. Die örtliche linke Jugend scheint damals eher bei der SDAJ aktiv (vgl. 19.2.1970, Apr. 1970). Von Protesten gegen die Fahrpreiserhöhungen (vgl. 8.2.1971), wie sie in vielen Städten des Ruhrgebiets wie Dortmund und Gelsenkirchen stattfanden, kann hier nichts dokumentiert werden.

Die auf den Zechen seit längerem aktive örtliche KPD/ML-ZB scheint sich bei der Auflösung der KPD/ML-ZB der KPD/ML-ZK zumindest teilweise angeschlossen zu haben (vgl. 18.12.1972), engagiert sich vermutlich auch in der Roten Hilfe (vgl. 22.98.1973).

Spätestens ab Ende 1972 gibt es in Herten auch die Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Schüler (ASS) Herten, die im Verein mit ihr vermutlich befreundeten Gruppen zur Bonner Vietnamdemonstration aufruft (vgl. 9.1.1973) und sich vermutlich dem KBW anschließt (vgl. 10.10.1973), später zur Kommunistischen Schülergruppe (KSG) Herten werdend (vgl. 19.2.1976).

Nur selten wird aus Herten aus anderen Industriezweigen als dem Bergbau berichtet, so dass nach unserer lückenhaften Quellenauswertung nur die KPD die Textilindustrie erwähnt (vgl. 12.5.1975, 21.5.1975) und zum Abschluss dieser Darstellung sich die RGO nicht nur auf Ortsebene im Verein mit Recklinghausen (vgl. Feb. 1978) organisiert, sondern auch im Metallbereich (vgl. 11.6.1978).


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

1965:
Die KPD (vgl. 25.2.1972) berichtet über den IGBE-Funktionär Karl-Heinz Mross (vgl. 1960):"
Schon 1965 kam er in den Hauptvorstand."
=Rote Fahne Nr.37,Berlin 25.2.1972,S.9

Januar 1969:
Das Innenministerium NRW berichtet von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) der DKP, sie "hat im Laufe des Jahres 1968 ihren Aufbau im Wesentlichen abschließen können. Sie hat im Landesbereich zur Zeit ca. 650 Mitglieder und gründete Gruppen in ... Herten".
=Innenministerium NRW:Extremismusberichte an den Landtag oder Landesbehörden 1969,Düsseldorf 1969,S.17f

10.04.1969:
Die DKP gibt die Nr.2 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 3.4.1969, 17.4.1969). Berichtet wird u.a. über Herten.
=Unsere Zeit NRW Nr.2,Essen 10.4.1969

05.06.1969:
Die DKP gibt die Nr.10 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 29.5.1969, 12.6.1969). Berichtet wird u.a. über die IGBE in Herten.
=Unsere Zeit NRW Nr.10,Essen 5.6.1969

12.06.1969:
Die DKP bringt die Nr.11 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 5.6.1969, 19.6.1969). Eingegangen wird auch auf Herten.
=Unsere Zeit Nr.11,Essen 12.6.1969

31.07.1969:
Die DKP bringt die Nr.18 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 24.7.1969, 7.8.1969). In einer Illustrierten findet u.a. die Städtische Realschule Herten Erwähnung.
=Unsere Zeit Nr.18,Essen 31.7.1969

31.07.1969:
Die DKP gibt die Nr.18 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 24.7.1969, 7.8.1969). Berichtet wird u.a. über Herten-Süd.
=Unsere Zeit NRW Nr.18,Essen 31.7.1969

02.10.1969:
Die DKP gibt die Nr.27 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 25.9.1969, 9.10.1969). Berichtet wird u.a. über Herten.
=Unsere Zeit NRW Nr.27,Essen 2.10.1969

09.11.1969:
Heute finden die Kommunalwahlen (KW) in Westerholt statt, bei denen die DKP 2,6% der Stimmen erhält.
=Unsere Zeit Nr.33,Essen 13.11.1969,S.2

15.11.1969:
Innerhalb der SJD - Die Falken beginnt im Ruhrgebiet vermutlich heute ein Seminar (vgl. 1.11.1969, 29.11.1969). Der IKD-Regionalbeauftragte berichtet u.a.:"
X.X., 4352 Herten, ..., hat die gleiche Einschätzung der Falkenbürokraten wie ich und analysierte sehr gut die meisten Falken, die auf dem Seminar waren: auch sie sind links, eben weil es Mode ist, betreiben die Sache allerdings sehr unernst, sind im Grunde nicht bereit, die praktischen Konsequenzen zu ziehen. Das gilt besonders für A. und B. (Duisburg) und leider werden zwei Genossen von Mannesmann, C. und D. (die ich vorigen Seminar kenne), hier reingezogen. Da es Mode ist, links zu sein, glauben sie nun (vielleicht um sich abzuheben), ultralinks sein zu müssen, was zum Ausdruck kam bei einer kurzen Debatte über die Gewerkschaften im Plenum, wo Wolff meinte, bei Siemens in Berlin sei jetzt der Moment gekommen, die Arbeiter aufzufordern, aus den Gewerkschaften rauszugehen. In einer einstündigen, sehr guten privaten Diskussion mit C. habe ich ihn schließlich umdrehen können; aber das wurde noch während des Seminars durch den Einfluß u.a. von Wolff zunichte gemacht.

Noch zu X.X.: seine Falkengruppe hat 6 Mann, die aber schon alle über die Falkenpolitik hinaus sein sollen (und hoffentlich noch nicht bei der APO-Politik angekommen sind). So wie er die Gruppe schildert, müßte zwar sehr viel Schulung gemacht werden, wäre aber sehr vielversprechend. Ich habe ihm einigen Krempel mitgegeben, er will sich melden.

Allgemein zeigt sich, daß man die Falken, die überhaupt für die KJO in Frage kommen, nicht von sozialdemokratischen, sondern von ultralinken und antiautoritären Positionen herunterholen muß. Der Bochumer SDS wird ab sofort die Falkengruppen in Wuppertal, Duisburg, eventuell Herten, Düsseldorf und Neuss bemuttern; was daraus wird, ist natürlich noch nicht klar. Auf alle Fälle halte ich es grundsätzlich für notwendig, daß ich versuche, mich daran zu beteiligen (mit UNSERER Position, wie gehabt)."
=IKD-Regionalbeauftragter Ruhrgebiet:Brief an eine Person in Wuppertal,o.O. 12.11.1969;
IKD-Regionalbeauftragter Ruhrgebiet:Bericht über die politische Situation im Ruhrgebiet,o.O. 24.11.1969


15.12.1969:
Die IGBE (vgl. 15.11.1969) berichtet von der Ruhrkohle AG (vgl. 8.12.1969, 18.12.1969):"
Am 15.Dezember dieses Jahres soll dann die Wahl der betrieblichen Arbeitnehmervertreter und die Beratung der außerbetrieblichen Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsrat der Ruhrkohle AG vorgenommen werden".

Später berichtet die IGBE von der Wahl der "Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Ruhrkohle AG" u.a. so:"
Als betriebliche Vertreter für die Arbeitnehmer in der Einheitsgesellschaft wurden von den Betriebsräten in geheimer Wahl die Kollegen Karl-Heinz Mross, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Bergbau AG Gelsenkirchen, Rudolf Koblitz Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Bergbau AG Essen und Hermann Klos, stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates der Bergbau AG Niederrhein gewählt."
=Einheit Nr.22, 1 und 3,Bochum 15.11.1969, 2.1.1970 bzw. 1.2.1970,S.*, S.1 bzw. S.8

15.01.1970:
Die IGBE gibt ihre 'Einheit' Nr.2 (vgl. 2.1.1970, 1.2.1970) heraus. Laut einem Artikel der Titelseite "wurde jetzt eine alte Ungerechtigkeit vom Tisch gefegt. Ab 1970 braucht keim Bergmann mehr einen Teil seines Tarifurlaubs für die Teilnahme an einer knappschaftlichen Versorgungskur zu opfern.
...
Der gewerkschaftliche Kampf für die Lohnfortzahlung hat sich gelohnt. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Betriebsräte der Ruhrkohle AG (RAG,d.Vf.), Karl Heinz Mross, erklärte dazu der 'Einheit':
'Für unsere Kollegen ist diese neue Regelung ein weiterer sozialer Fortschritt. Die Anrechnung des Tarifurlaubs auf die Vorsorgekuren war schon immer ein Stein des Anstoßes.'"
=Einheit Nr.2,Bochum 15.1.1970

19.02.1970:
Die DKP gibt die Nr.8 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 12.2.1970, 26.2.1970). Berichtet wird u.a. über Schüler und Jungarbeiter in Herten.
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.8,Essen 19.2.1970

05.03.1970:
Die DKP bringt die Nr.10 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 26.2.1970, 12.3.1970). Leserbriefe kommen auch aus Westerholt.
=Unsere Zeit Nr.10,Essen 5.3.1970

April 1970:
In Herten verteilt die SDAJ der DKP, laut DKP, vermutlich im April ein Flugblatt vor dem Aldi Hauptlager.
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.18,Düsseldorf 2.5.1970

30.04.1970:
Die DKP berichtet von der Tarifrunde im Ruhrbergbau (BETR - vgl. 21.4.1970, 3.5.1970), daß auch die heutigen zweiten Verhandlungen ergebnislos verliefen.
Zur IGBE-Verhandlungsdelegation schreibt die IGBE:"
Sie kennen die Sorgen der Bergleute an Rhein und Ruhr aus erster Hand. Sie gehören dem IGBE-Hauptvorstand an. Ihr Wort hat stets Gewicht: ... Karl-Heinz Mross, Gelsenkirchen-Buer".
=Einheit Nr.9 und 11 bzw. Sonderausgabe Nr.1,Bochum 1.5.1970, 15.5.1970 bzw. 11.5.1970,S.1, S.3 bzw. S.3;
Die Kumpel-Post Lohn- und Gehaltsforderungen der IGBE voll durchsetzen, Dortmund o.J. (Mai 1970),S.1


08.02.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet u.a. vermutlich aus dieser Woche:"
NAHVERKEHRSBETRIEBE ERHÖHEN PREISE

In Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Köln, Moers, Herten, Neuss, Recklinghausen, Bochum, Bottrop und Gelsenkirchen sollen die Fahrpreise des Personennahverkehrs heraufgesetzt werden."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.13,Bochum 17.2.1971,S.7f

22.02.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche (vgl. 8.3.1971):"
STREIT UM RAG-GESPRÄCHSKREISE - KONKURRENZKAMPF ZWISCHEN KAPITALISTEN UND GEWERKSCHAFTSFÜHRERN

Bei der Ruhrkohle AG ist um die leitenden Angestellten ein harter Konkurrenzkampf zwischen Gewerkschaftsführern und Kapitalisten ausgebrochen.

Der Vorstand der RAG wollte die seit langem geplante Einrichtung von 'Gesprächskreisen' für leitende Angestellte (...) vorantreiben. Er will mit den Gesprächskreisen 'moderne Management-Methoden' einführen. Das Schwergewicht liege dabei auf dem 'Gedanken- und Erfahrungsaustausch im Interesse der Verwirklichung eines kooperativen Führungsstils'. Vorstandsvorsitzender Kuhnke: 'ein runder Tisch', an dem man endlich 'einmal laut denken könne, ohne gleich auf die erste Äußerung festgenagelt zu werden'.

Eine Konferenz der Gesamtbetriebsräte der RAG kündigte daraufhin offiziell dem Vorstand die Zusammenarbeit auf. Begründung: Die Gesprächskreise seien ein Versuch die Belegschaft zu spalten. Es handle sich um eine einseitige Entscheidung des Ruhrkohle Vorstands, die die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Vorstand und den Betriebsräten empfindlich störe und den Betriebsfrieden ernsthaft in Frage stelle. Carl-Heinz Mross, der Vorsitzende der Gesamtbetriebsräte: mit der Einrichtung von Gesprächskreisen werde 'UNZEITGEMÄSSES KLASSENDENKEN' (!) demonstriert.

Die Betriebsräte fordern eine Sondersitzung des Aufsichtsrats, bis zu der von seiten des Vorstands alle Aktivitäten bzgl. der 'Gesprächskreise' ruhen müssen. Die Betriebsräte wollen in dieser Zeit nur 'Dienst nach Vorschrift' absolvieren. Das heißt im einzelnen: Bei spontanen Aktionen der Belegschaft wollen die Betriebsräte nicht mehr 'Feuerwehr' spielen; Überschichten, die mit dem Betriebsrat ausgemacht werden müssen, sollen verhindert werden; Unfallverhütungsvorschriften sollen peinlichst genau beachtet werden; bei Einstellungen und Entlassungen werden die Betriebsräte ihre Unterschrift nicht mehr sofort, sondern unter Umständen erst nach Einberufung des Gesamtbetriebsrats geben. Carl-Heinz Mross: 'Was wir bisher mit der rechten Hand angefaßt haben, werden wir jetzt mit der linken tun.'
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.16,Bochum 27.2.1971,S.1ff

01.04.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich über die heutige Ausgabe der 'Einheit'
der IGBE bzw. die BETR in NRW:"
IGBE-TARIFVERHANDLUNGEN
...
Bei dem festen Verwachsen der Gewerkschaftsführer mit den Kapitalisten wollen die Bonzen natürlich die Kasse der RAG nicht zu sehr belasten, es ist ja schließlich auch ihre eigene!

Der Vorsitzende der Gesamtbetriebsräte, Mross, hat auch schon offen erklärt, man werde bei den Lohnforderungen die Finanzkrise der Einheitsgesellschaft wohl berücksichtigen müssen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.26,Bochum 3.4.1971,S.6f

27.10.1971:
Vermutlich diesen Mittwoch erscheint eine 'Rutsche' (vgl. 4.10.1971, 10.11.1971) der Betriebsgruppe Zeche Minister Stein Dortmund der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 24.5.1971, 8.11.1971):"
NEUE KRISENANGRIFFE DER RAG
SCHWARZE LISTEN AUF MINISTER STEIN
DANNHORST UND CO. STELLEN BEI MINISTER STEIN DIE WEICHEN
...
AUCH IGBE-FÜHRER MACHEN ÜBERWACHUNGSVORSCHLÄGE

Gesamtbetriebsratsvorsitzender der RAG, Mross, erläuterte eine der Überwachungsmethoden zur besseren Kontrolle der Kumpels (vgl. S.2**.1971,d.Vf.):
'Z.B. haben wir einen großen Teil der Ausbilder und Meisterhauer zu Vertrauensmännern GEMACHT (!), weil wir es für notwendig erachten, daß alle Neuangelegten, Auszubildende, Neubergleute und ausländische Arbeitnehmer durch diese, wenn ich mal so sagen darf, gewerkschaftliche Mangel gehen sollen.'

Daß wir unsere Vertrauensleute nicht selber wählen dürfen, zeigt deutlich, wie die innergewerkschaftliche Demokratie weiter abgebaut wird."
=Rutsche Neue Krisenangriffe der RAG,Dortmund o.J. (Okt. 1971)

28.10.1971:
Die IGBE (vgl. 1.12.1971) berichtet:"
HARTE VORWÜRFE DER BETRIEBSRÄTE GEGEN VORSTAND DER RUHRKOHLE AG

Massive Vorwürfe der Betriebsräte gegen den Vorstand der Ruhrkohle AG (RAG). Das war die Reaktion auf den in einer Kampfabstimmung gegen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat durchgeboxten Beschluß, die Organisationsstruktur der RAG entscheidend zu verändern.

Für die Arbeitsgemeinschaft der Gesamtbetriebsräte erklärte uns deren Vorsitzender Karl-Heinz Mross: 'Wir sind sofort einen Tag nach der Aufsichtsratssitzung zu einer Sondersitzung zusammengetreten und haben den Mehrheitsbeschluß des Aufsichtsrates schärfstens abgelehnt. Die Betriebsräte stimmten mit der ablehnenden Haltung der IG Bergbau und Energie überein.'
=Einheit Nr.22 und 23,Bochum 15.11.1971 bzw. 1.12.1971,S.1f bzw. S.1

Januar 1972:
Die KPD (vgl. 25.2.1972) berichtet von den BRW bei der RAG u.a. aus dem Januar:"
RAUS MIT DEN ARBEITERVERRÄTERN AUS DEN BETRIEBSRÄTEN

Obwohl die BR-Wahlen im Bereich der Ruhrkohle AG erst Mitte April (vgl. 18.4.1972,d.Vf.) stattfinden, stehen die Listen der IGBE-Führung fast überall fest, sind die ersten 'Urwahlen' gelaufen.

Was die Wahl für die Arbeiterverräter in der IGBE-Führung bedeutet, macht der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Gesamtbetriebsräte und Hauptvorstandsmitglied Karl-Heinz Mross in einem Interview in der letzten RAG-Zeitung deutlich: Kein Wort von den Sorgen und Nöten der Kumpel. Kein Wort über Feierschichten, Stillegungen und Massenentlassungen. Kein Wort zum Rentenbetrug. Nichts über Sozialpläne. Jetzt, wo es um die Existenz von zigtausend Ruhrkohlekumpels und ihrer Familien geht, wollen Mross und Co. verhindern, daß kämpferische Arbeitervertreter in den Betriebsrat kommen. Durch einen bürokratischen Verwaltungsakt will der reaktionäre Gesamtbetriebsrat seine Amtsperiode um vier Jahre verlängern – durch Wahlmanipulation sollen nur treue Vollstrecker der arbeiterfeindlichen Politik von SPD- und IGBE-Führung 'gewählt' werden. Lobend hebt Mross hervor in dem Interview, daß nach dem 'neuen' Betriebsverfassungsgesetz (BVG - vgl. 19.1.1972,d.Vf.) 'eine einzelne Betriebsvertretung ihren Gesamtbetriebsrat ermächtigen kann, für ihn zu handeln'. In welchem Sinne dieser Gesamtbetriebsrat handelt, beweisen die Zustimmungen zu einer vorzeitigen Durchführung des arbeiterfeindlichen Anpassungsplanes. Demselben Woratz (Bundesbeauftragter für den Steinkohlebergbau), der zur 'Sanierung' der RAG vorzeitige Massenentlassungen ohne ausreichende Sozialpläne empfiehlt, bescheinigt die Arbeitsgemeinschaft der Gesamtbetriebsräte 'völlige Übereinstimmung in der Beurteilung der Bergbau-Probleme' (Ruhrkohle 1/1972, S.6).

Wer jetzt das arbeiterfeindliche BVG der SPD-Regierung lobt, wer verschweigt, daß auch in diesem Gesetz die 'Friedenspflicht' zur Zwangsjacke für klassenbewußte Betriebsräte werden soll, setzt sich nicht für die wirtschaftlichen und sozialen Interessen der Arbeiterklasse ein – sondern macht sich zum Diener der Monopole. Gerade im Bergbau, wo es keine gewerkschaftlichen Vertrauensleute gibt, die nicht der Fessel der 'Friedenspflicht' unterworfen sind, muß jeder Kandidat für die BR-Wahl gegen das arbeiterfeindliche BVG auftreten."
=Rote Fahne Nr.37,Berlin 25.2.1972,S.9

Januar 1972:
Die KPD (vgl. 25.2.1972) berichtet über den IGBE-Funktionär Karl-Heinz Mross (vgl. 1965) vermutlich u.a. aus dem Januar anläßlich der BRW (vgl. 18.4.1972):"
Am Arbeitsplatz der Kumpels in 'Westerholt', die er als 1. Betriebsratsvorsitzender dieser Schachtanlage vertreten soll, läßt er sich schon seit Jahren nur noch zu 'feierlichen' Anlässen sehen. Jetzt vor der Wahl taucht er wieder auf und geht auf Stimmenfang. Kumpels von Westerholt, fallt nicht auf seine Demagogie herein! Meßt ihn an seinen Taten! Innerhalb von zwei Jahren sollen alle Kollegen über 50 Jahren entlassen oder frühberentet werden. Mross hat den Plan mitvorbereitet - fragt ihn danach!"
=Rote Fahne Nr.37,Berlin 25.2.1972,S.9

08.05.1972:
In NRW gibt die Konzernzellenleitung Ruhrkohle AG (RAG) einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP) für die Ruhrkumpel heraus. Der Hauptartikel lautet:"
9 PROZENT IST VERRAT!
DIE KPD FORDERT:
7 DM PRO SCHICHT MEHR FÜR ALLE!
...
'Bei der diesjährigen Tarifrunde wird es keine Nacht- und Nebelaktion geben' tönt IGBE-Berufsbetriebsrat und Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Mross. 'Die diesjährige Tarifrunde wird garantiert härter, als der letzte Winter. - Wir werden es nicht dulden, daß die Bergarbeiter geringeren Lohn für schwerste Arbeit bekommen' verkündete IGBE-Vorsitzender Adolf Schmidt und drohte mit Streik."
=Kommunistische Arbeiterpresse, Sonderdruck der Konzernzellenleitung RAG der KPD für die Ruhrkumpel,o.O. 8.5.1972

24.09.1972:
Laut IGBE (vgl. 15.12.1971, 15.5.1972) soll heute in Hannover ihr 10. Gewerkschaftskongreß (vgl. 30.9.1971) beginnen (vgl. 3.1.1972), der am 28.9.1972 abgeschlossen sein soll. Dieser wird auch in Herten und Westerholt aktiv vorbereitet. Als Mitglieder des Hauptvorstandes (HV) wird auch gewählt: Karl-Heinz Mross (Ruhr-Nordwest/Gelsenkirchen-Buer).
=Einheit Nr.24, 10, 15 und 19,Bochum 15.12.1971, 15.5.1972, 1.8.1972 bzw. 1.10.1972,S.1, S.3, S.4 und 6ff bzw. S.1ff

18.12.1972:
Die KPD/ML-ZK gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.25 (vgl. 4.12.1972, 31.12.1972) heraus. Spenden kamen u.a. aus Herten.
=Roter Morgen Nr.25,Hamburg 18.12.1972

09.01.1973:
Zur Vietnamdemonstration in Bonn am 14.1.1973 rufen, laut einer in Dortmund verbreiteten Liste, bis heute u.a. auf, Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) Herne/Herten, Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Schüler (ASS) Herten, KDV Herten.
=N.N.:Aufruf Vietnam-Demonstration am 14.1.1973 in Bonn,Dortmund o.J. (Jan. 1973),S.2

22.09.1973:
Heute wird laut und mit KPD/ML (vgl. 27.10.1973) die Rote Hilfe (RH) Herten/Recklinghausen gegründet.
=Roter Morgen Nr.42,Dortmund 27.10.1973

10.10.1973:
Der Regionale KVZ-Vertrieb Ruhrgebiet des KBW berichtet vom Verkauf der heutigen 'KVZ' Nr.4 in Herten durch die Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Schüler (ASS), Mitglied der Sozialistischen Schülergruppen (SSG) NRW, daß sie 50 Ex. verkauft habe.
=KBW-Regionaler KVZ-Vertrieb:KVZ-Verkaufsstatistik Nr.4,Dortmund o.J. (1974)

05.06.1974:
In der Nr.23 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 29.5.1974, 12.6.1974) berichtet die KPD über den Parteitag, für den u.a. gespendet wurde in Herten-Westerholt.
=Rote Fahne Nr.23,Dortmund 5.6.1974

23.03.1975:
In Westerholt führt die DKP Ruhr-Westfalen ihr Bergarbeiterforum durch.
=aktuell,Wulfen o.J. (1975);
Die aktuelle Seilscheibe,Herten o.J. (1975);
Bergarbeiter,Castrop-Rauxel/Lünen o.J. (1975);
Eriner Sprachrohr,Castrop-Rauxel o.J. (1975);
Frische Wetter,Wattenscheid o.J. (1975);
Frischer Wetterzug,Essen o.J. (1975);
Neue Energie Extrablatt,Oer-Erkenschwick o.J. (1975);
Der Rote Funke Extrablatt,Gelsenkirchen o.J. (1975);
Roter Hobel,Recklinghausen o.J. (1975);
Unsere Meinung,Herten o.J. (1975);
Roter Blitzer Extrablatt,Oberhausen o.J. (1975);
Unsere Zeitung Extrablatt,Dinslaken/Moers o.J. (1975);
Flüstertüte,Herringen o.J. (1975);
Bergbau aktuell,Essen o.J. (1975)


12.05.1975:
Die GTB führt, laut KPD, bei Rawe-Rheda Westerholt vermutlich in dieser Woche einen Warnstreik durch.
=Rote Fahne Nr.20,Köln 21.5.1975

21.05.1975:
In der Nr.20 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 14.5.1975, 28.5.1975) berichtet die KPD u.a. über die GTB Verwaltungsstelle Westerholt.
=Rote Fahne Nr.20,Köln 21.5.1975

03.11.1975:
Das KPD-RK NRW (vgl. 3.11.1975) gibt vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt zu den Feierschichten bei der RAG (vgl. Nov. 1975) heraus:"
FEIERSCHICHTEN IM BERGBAU!
...
Kumpel, was wird uns denn immer von der IGBE-Führung, ob früher Walter Arendt oder heute Schmidt, vorgesetzt? MITBESTIMMUNG - Was haben wir seit 20 Jahren? Die MONTANMITBESTIMMUNG! Hat diese Montanmitbestimmung die Zechenstillegungen verhindert, hat sie die Feierschichten verhindert? NEIN, sie hat verhindert, daß der Kumpel wie früher an der Spitze der Arbeiterbewegung steht, sie hat verhindert, daß der Bergmann aufstand, um für seine Interessen gegen die Schlotbarone zu kämpfen. Stattdessen saßen die Gewerkschaftsbonzen wie Heinz Rex, Mross, Schmidt und Co. im Aufsichtsrat und haben sich ihre dicken Bonzengelder eingestrichen. Kumpel, das ist das Konzept der Mitbestimmung. Wir wollen keine Mitbestimmungsparolen, wir müssen den Kampf um unsere Interessen führen, auch gegen den Widerstand der Gewerkschaftsbonzen. Nur im Vertrauen auf die eigene Kraft in selbständigen Kämpfen können wir wie früher gegen Massenentlassungen und Rationalisierungen kämpfen!"
=KPD-RK NRW:Feierschichten im Bergbau!,Dortmund o.J. (Nov. 1975)

19.02.1976:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr.7 (vgl. 12.2.1976, 26.2.1976) heraus. Aus NRW wird die eigene KSG Herten erwähnt.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.7,Mannheim 19.2.1976

Februar 1978:
Laut RGO wird wahrscheinlich Ende Februar in Recklinghausen/Herten die dortige RGO-Gruppe konstituiert.
=RGO-Nachrichten Nr.1,Essen Apr. 1978,S.13

11.06.1978:
Laut RGO gründet sich für den Bereich Metall von Herten und Recklinghausen eine RGO-Gruppe.
=RGO:Nachrichten Nr.5,Dortmund Aug. 1978,S.15

Valid HTML 4.01!   Valid CSS!


[ Zum Seitenanfang ]  [ Zur Hauptübersicht der Datenbank MAO ]