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Politische Bewegung in Gelsenkirchen
1967-1985

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen


b) Ruhrkohle AG und Industriegewerkschaft Bergbau und Energie

Der Steinkohlen-Bergbau in Gelsenkirchen ist bereits Geschichte. Heute gibt es seit der Schließung der letzten Zeche (Ewald-Hugo am 28. April 2000) keine fördernde Zeche mehr. Mit der Stillegung der Kokerei Hassel, die im Dezember 1953 ihren Betrieb aufnahm, und am 29. September 1999 ihren Betrieb einstellte, wurde in Gelsenkirchen zum letzten Mal Koks gedrückt. Bis dahin wurde in Gelsenkirchen gute 117 Jahre Koks produziert.

Mit der Entdeckung der Steinkohle im Jahre 1840 und der folgenden industriellen Revolution, wurde Gelsenkirchen zu einem wesentlichen Standort der Eisen- und metallverarbeitenden Industrie. 1847 wurde die Köln-Mindener Eisenbahn gegründet. Zusammen mit dem ersten Gelsenkirchener Bahnhof, konnten so Güter des alltäglichen Bedarfs für die Bevölkerung transportiert werden. Aber auch Materialien, die für die wirtschaftliche Entwicklung notwendig waren, wurden so an ihren Bestimmungsort gebracht. Schalke, Heßler, Bulmke und Hüllen wurden unter anderem Sitz der Schwerindustrie. Friedrich Grillo gründete 1872 in Schalke die Aktiengesellschaft für Chemische Industrie und den Schalker Gruben- und Hüttenverein. 1873 schob er in Schalke die Gründung der Glas- und Spiegel-Manufaktur AG nach.

1855 erfolgte die Gründung der Gewerkschaft Neu-Uerdingen. Sie umfasste Grubenfelder mit dem Namen Alma. Das Grubenfeld erstreckte sich über Bulmke und Hüllen. Der an der Köln-Mindener Eisenbahn begonnene Schacht 1 begann 1872 mit der Förderung von Kohle. 1873 erfolge die Umbenennung in Gewerkschaft Alma. Ab 1873-1874 wurde in der Nähe von Schacht 1 ein 2. Schacht als sog. Wetterschacht abgeteuft. Mit der Gründung der Gelsenkirchener Bergwerks-AG durch Friedrich Grillo und Emil Kirdorf, wurden fördernde Schachtanlagen zusammengefasst. Alma wurde mit der Zeche Rheinelbe 1878 in die neue Gesellschaft übernommen (Zeche Vereinigte Rheinelbe & Alma). Bis zum Ende der 70er Jahre wurde die Förderung von Kohle betrieben.

Zu Beginn des 20.Jahrhundert erwarb der preußische Staat mehrere Grubenfelder im nördlichen Ruhrgebiet und im südlichen Münsterland. Es folgte die Gründung der Bergwerks-AG Recklinghausen, die ab 1905 mit Aktienmehrheit von der Hibernia AG geleitet wurde. 1902 wurden die Grubenfeldbesitze in Gelsenkirchen-Buer und Westerholt zum Steinkohlebergwerk Buer fusioniert. 1903 begann nördlich von Buer das Abteufen der Schachtanlagen Bergmannsglück 1/2, die 1905 in Betrieb gingen. Die Grubenfeldbesitze wurden kurze später in Berginspektionen aufgeteilt. Dem Steinkohlebergwerk Buer wurde der Name Berginspektion 3 zugewiesen. 1907 wurde im östlichen Teil des Feldes der Berginspektion 3 mit dem Abteufen der Förderschachtanlage Westerholt begonnen. 1909 wurde auf Bergmannsglück ½ eine Kokerei in Betrieb genommen. 1925 folgte die Rückbenennung der Berginspektion 3 in Steinkohlebergwerk Buer. 1927 wurde die Aktienmehrheit der Bergwerks-AG Recklinghausen von der Hibernia AG übernommen. Das Bergwerk Buer wurde in die Förderzechen Bergmannsglück und Westerholt als eigenständige Förderzechen aufgespalten. Mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 wurde die Kokerei Bergmannsglück stillgelegt. 1961 wurde Bergmannsglück aus der Förderung herausgenommen nachdem auf Westerholt ein neuer Zentralschacht geteuft wurde. Bergmannsglück wurde künftig als Außenschachtanlage der Zeche Westerholt betrieben.

Um 1848 wurden am Schalker Markt in Gelsenkirchen reichhaltige Steinkohlevorkommen vermutet. Bereits 1854 wurde ein Flöz bis 170 m Tiefe vorangetrieben. Wiederum war es Friedrich Grillo, der 1861 einige Gewerken zur „Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerks Consolidation“ zusammenfasste. 1863 wurde am Schalker Markt (heutige Gewerkenstraße) mit dem Abteufen eines Schachtes (Gertrud) begonnen. 1865 begann die Förderung über einen Malakowturm. Nach 1870 wurden neue Schächte vorangetrieben. Bis 1876 entstand die Bezeichnung Consol. Sie war damals die größte im Ruhrgebiet. 1873 betrug die Förderleistung 366.000 Tonnen, die bei einer Belegschaftsstärke von gut 2050 Beschäftigten erreicht werden konnte. 1878 wurde Unser Fritz durch Consol übernommen. 1883 wurde auf Schacht Gertrud eine Kokerei in Betrieb genommen, 1890 auf Schacht Minna eine weitere Kokerei. Ab 1893 wurden die Schächte mit Nummern versehen, Schacht Fritz wurde künftig mit Schacht 4 bezeichnet, ein älterer Schacht mit Consolidation Schacht 5. Bis 1906 gab es weitere Schächte. 1915 wurde auf Schacht 3/4 mit dem Abteufen eines neuen Zentralförderungsschachtes 9 begonnen. 1923 erwarben die Mannesmannröhren-Werke AG die Anteile am Vermögen der Gewerkschaft (Bodenrechte) Consolidation. Die Schachtanlage 3/4/9 wurde zur Zentralanlage ausgebaut. Ab 1928 wurde die Zeche in zwei Werksdirektionen aufgeteilt. Nun gab es die Schachtanlage 1/6, 2/7, 5 und 8. 1929 wurde die stillgelegte Zeche Unser Fritz (Wanne-Eickel) an 3/4/9 angeschlossen. Die Förderung des Grubenbergwerks konnte nach schweren Bombenschäden während des 2. Weltkrieges wieder aufgenommen werden. 1/6 sogar wieder in vollem Umfang. Mit der kapitalistischen Modernisierung des Bergbaus vielen viele Bergleute ins Bergfreie. Die Kohlekrise ab ca. 1959 brachte drastische Veränderungen mit sich. Mitte der 60er Jahre wurde damit begonnen, die Förderanlagen zusammenzulegen. 1967 wurde Consol 1/6 nebst Kokerei zugunsten einer Zusammenfassung auf Schacht 3/4/9 fördertechnisch stillgelegt. 1968 übernahm die Ruhrkohle AG den Besitz der Mannesmann AG. Ab 1972 wurde der Abbau der bestehenden Kohlevorräte der ehemaligen Zeche Graf Bismarck in Angriff genommen. 1976 wurde das Grubenfeld der stillgelegten Zeche Pluto in Herne übernommen. 1983 wurde die Kokerei Schacht Consolidation 3/4/9 stillgelegt. 1993 gab es einen Zusammenschluss mit der Zeche Hugo, wohl aus dem Grund, um den kompletten Förderstandort Consolidation komplett aufzugeben. Endgültig wurde die Förderung auf 3/4/9 1993 eingestellt.

Zwischen 1845 und 1847 erwarben der Bergassessor Heinrich Thies sowie ein belgisches Konsortium die Aktienmehrheit an dem Grubenfeldbesitz mehrerer Gewerken im Bereich der Emschermulde um das Dorf Rotthausen. Die Englisch-belgische Gesellschaft der Rheinischen Bergwerke wurde gegründet. Ab 1848 wurde mit dem Abteufen eines ersten Schachtes in Rotthausen begonnen (König Leopold). Nach finanziellen Problemen der Betreibergesellschaft mussten die Teufarbeiten wiederholt unterbrochen werde. Ab 1857 bis 1860 konnte der Schacht in die Förderung gehen. 1868 bis 1870 wurde nördlich von Rotthausen Schacht 2 in Betrieb genommen. Die Liquidierung der alten Betreibergesellschaft brachte 1873 die Aktiengesellschaft des Bergwerkes Dahlbusch hervor. Diese trieb zwischen 1874 und 1877 die Schachtanlagen 3/4 voran, die mit zwei Malakowtürmen ausgestattet waren. Bis 1900 wurden auf Dahlbusch 2/5 und 3/4/6 jeweils eine Kokerei in Betrieb genommen. Zusätzlich entstand bis 1916 der Förderschacht 8. 1919 wurde die Kokerei der Schachtanlage 2/5/8 stillgelegt und dafür die Kokerei 3/4/6 zu einer Zentralkokerei umgebaut. Die Weltwirtschaftskrise führte dazu, dass zwischen 1927 und 1934 die Schächte 1 bis 5 aufgegeben wurden, der Betrieb der Schächte 6, 7 und 8 wurde beibehalten. Dahlbusch wurde durch die sog. Dahlbuschbombe bekannt. Nachdem in den 1950 Jahren durch Schlagwetterexplosion immer wieder Tote zu beklagen waren, kam diese 1955 zum Einsatz, um verschüttete Bergleute zu bergen. Ab 1958 wurden im Zuge der beginnenden Kohlekrise die ersten Felder verfüllt. 1961 wurde Schacht Hibernia 1 aufgegeben, schließlich vermeldete die Dahlbusch AG, dass sie beabsichtigt, 1964 die Zeche Dahlbusch stillzulegen. Am 31. März wurde die letzte Förderschicht auf Dahlbusch 8 verfahren.

1868 gründete Friedrich Grillo zu Ehren von Otto Bismarck die Gewerkschaft des Steinkohlebergwerks Graf Bismarck. 1869 wurde in der Braubauerschaft nördlich von Schalke mit dem Abteufen des Schachtes 1 begonnen. Der Schacht wurde, wie viele andere auch, mit einem Malakowturm ausgestattet. 1873 wurde die Förderung aufgenommen. Mit dem Bau von anliegenden Werkssiedlungen (der Grundstock für den Stadtteil Bismarck), entstand auch der Bedarf an mehr Arbeitskräften. 1883 konnte mit mehr Personal mit dem Abteufen eines zweiten Schachtes begonnen werden. 1885 ging dieser als eigenständige Förderanlage in Betrieb. Bis 1895 ging ein dritter Schacht in Betrieb. Bis 1911 wurden 3 weitere Schächte in Betrieb genommen. Und 1910 schließlich eine weitere Schachtanlage. Die Förderanlagen wurden mit den Nummern der jeweils ältesten Schächte bezeichnet. Graf Bismarck 1/4 nannte man künftig Zeche Graf Bismarck 1, Schacht 2/6 Graf Bismarck II, Schacht 3/5 Graf Bismarck III und Schacht 7 Zeche Graf Bismarck VII. Fast alle Zechen besaßen eine Kokerei. Auch auf Graf Bismarck I wurde 1913 eine für alle Schachtanlagen angeblasen. Nach dem ersten Weltkrieg wurde der Ausbau der Zeche zügig vorangetrieben. Ein weiterer Schacht (Schacht 8) wurde auf Graf Bismarck II von 1920-1923 vorangetrieben. Ein weiterer bis 1926. Die Deutsche Erdöl-AG (DEA) übernahm 1927 die Bodenrechte. Dadurch gelang es, die Weltwirtschaftskrise zu überstehen. Die Schachtanlage VII wurde 1929 weiter ausgebaut. 1931 wurde Graf Bismarck II stillgelegt, die Förderung auf Schacht 3 1938 wieder aufgenommen. Nach Beseitigung der Kriegsschäden wurde die Förderung komplett neu aufgenommen. Auch die Kokerei ging ab 1952 wieder in Betrieb. Ab 1951, früher als auf anderen Schachtanlagen, setzten auf Graf Bismarck umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen ein, die bis 1964 anhielten. Der gegründete Rationalisierungsverband des Steinkohlebergbaus hatte die Aufgabe, unrentable Betriebe stillzulegen. Mit der Deutschen Erdöl-AG wurde für den 4. Februar 1966 der Stillegungsbeschluss gefasst. Trotz aller Proteste, wurde die Förderung am 28. September 1966 eingestellt und der Gesamtbetrieb am 30. September 1966. Die Kokerei Graf Bismarck wurde bis 1973 betrieben. (1)

Das Grubenwerk Holland gehörte mit zu den größeren Zechen in Gelsenkirchen-Ückendorf. Der Stadtteil stellte Schacht I/II und Bochum (Wattenscheid) die Schächte III/IV/V/VI. Schacht I wurde bereits 1856 auf eine Teufe von 68 m getrieben und war bis 1963 in Betrieb. Ein weiterer bis 1958. Die Wattenscheider Schächte III, IV, V und VI wurden 1873, 1898, 1907 und 1921 gebohrt und wieder 1964, 1988 (Schacht IV und VI) und bereits 1935 (Schacht V) aufgegeben. Zu Beginn der 1970er Jahre wurde Holland mit dem Bergwerk Zollverein in Essen zu einem Verbundwerk zusammengelegt.

Um 1870 bis 1872 wurden Probebohrungen unter der Leitung des Esseners Hugo Honigmann an der Ruhr und in Buer unternommen, um mit dem Abteufen von Bergwerksschächten zu beginnen. Am 24 März 1873 wurde die Gewerkschaft des Steinkohlbergwerks Hugo gegründet und am 2. April 1874 genehmigt. 1875 ging der erste Schacht in Betrieb. 1881 wurde Hugo in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, in den Jahren 1881 bis 1885 konnte ein zweiter Schacht abgeteuft werden, es folgten 1891 bis 1895 Schacht 3. Bis 1902 ging Schacht 4 in Betrieb. Und bis 1909 der Schacht 5. 1906 erhielt die Schachtanlage 2/5 noch eine zusätzliche Kokerei. 1928 erfolgte eine Außerbetriebnahme der Förderschachtanlage 3. 1930 wurde die Kokerei Hugo 2/5 stillgelegt. Bis 1936 wurde Schacht 6 niedergebracht (Hugo-Ost), 1940 folgte an der Grenze zu Scholven Schacht 7 (auch Hugo Nord), der 1944 in Betrieb ging. 1944 erlitt Hugo 2/5 schwere Bombenschäden. Daraufhin wurde die Förderung nach 1/4 verlagert. 1947 nach Hugo 2/5 zurückverlegt. Zu dieser Zeit wurde eine neue Kokerei mit 140 Koksöfen angeblasen. 1952 wurde Hugo gemäß Beschluss des Alliierten Kontrollrates aus der Harpener Bergwerks AG ausgegliedert. Und der Essener Steinkohlenbergwerke AG zugeordnet. 1957 bis 1960 wurde auf 2/5 ein neuer Schacht in Betrieb genommen, 1967 Schacht 3 zugeschüttet. 1968 ging Hugo in die Ruhrkohle AG ein. Das Kraftwerk Hugo 2/5/8 wurde von der STEAG (Steinkohlen Elektrizität AG) übernommen. 1971 übernahm Hugo noch im Rahmen eines Anpassungsplanes Bergleute der ehemaligen Zeche Graf Moltke. 1977 wurde die Kokerei 1/4 endgültig stillgelegt. 1980 betrug die Förderung 3,5 Mio. t. bei 5000 Beschäftigten. Am 1. Januar 1993 wurde die Zeche Hugo mit der Zeche Consolidation und Nordstern zum Bergwerk Hugo/Consolidation zusammengeschlossen. Schließlich erfolgte am 1. April 1997 der Verbund mit Ewald/Schlägel & Eisen zum Bergwerk Ewald-Hugo. Die Kohleförderung wurde nach Ewald verlagert. Das Bergwerk wurde am 30. April 2000 geschlossen.

Die Geschichte des Steinkohlenbergwerks Nordstern begann mit dem Abteufen des ersten Schachtes um 1857, 1858 wurde ein weiterer Schacht vorangetrieben. 1860 wurde die Essen-Arenberger Bergbau-Gesellschaft als Aktiengesellschaft gegründet. 1866 formierte sich eine neue Gewerkenschaft unter dem Namen Steinkohlenbergwerk Nordstern. Die Zeche sollte die nördlichste im Ruhrgebiet werden. Nordstern 1 ging mit einem Malakowturm 1868 in Förderung. 1873 wurde die Essener-Arenberger Bergbau Gesellschaft in Steinkohlenbergwerk Nordstern AG umbenannt. Bis 1892 wurde ein weiterer Schacht vorangetrieben, und ein dritter ging 1901 in Betrieb. 1907 wurde Nordstern von der Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb aufgekauft. Bis 1911 wurde auch ein 4 Schacht abgeteuft (Förderanlage 3/4). 1926 ging die Phönix AG in die Vereinigten Stahlwerke auf. Nordstern wurde der Gruppe Gelsenkirchen der Gelsenkirchener Bergwerks-AG (GBAG) zugeordnet. Ab 1928 wurde in der Nähe des Rhein-Herne-Kanals die (Zentral-)Kokerei Nordstern errichtet. Die alte Kokerei Nordstern 1/2 wurde stillgelegt. Nach schweren Beschädigungen des Bergwerks durch alliiertes Bombardement, wurde ab Ende 1945 die Förderung wieder aufgenommen. Von 1951 bis 1953 wurden die Förderanlagen erneuert. 1966/67 wurde die Zentralkokerei stillgelegt. 1968 erfolgte die Übernahme durch die Ruhrkohle AG. 1981 wurde beschlossen, die Zeche Nordstern mit der benachbarten Zeche Zollverein (Essen) zum Verbundwerk Nordstern-Zollverein zu verbinden. Der Zusammenschluss erfolgte 1982. Nordstern-Zollverein wurde 1986 stillgelegt. Die Nordsternschächte wurden von der Zeche Consolidation übernommen und bis 1993 weiter betrieben.

Die Geschichte von Rheinelbe geht bis ins Jahr 1848 zurück. 1854 schlossen sich einige Gewerken in Gewerkschaft Rheinelbe zusammen. 1855 wurde mit dem Abteufen des ersten Schachtes (Meyer) und eines Wetterschachtes begonnen. 1861 nahm der erste Schacht seine Förderung auf und ging 1863 in Betrieb. Auf Initiative von Friedrich Grillo und Emil Kirdorf wurde 1877 die Gelsenkirchener Bergwerks-AG gegründet. Die Gewerkschaft Rheinelbe wurde zusammen mit der benachbart liegenden Gewerkschaft Alma als erster Bergwerksbesitz im Jahre 1878 übernommen. Beide Zechen wurden zusammengefasst und fortan als Zeche Vereinigte Rheinelebe & Alma weiterbetrieben. Die Rheinelbe Schächte blieben bis 1965 in Betrieb, obwohl Rheinelbe bereits 1928 stillgelegt wurde.

Die Gründung von Hibernia ging mit der Konstituierung der Bergwerks-AG Recklinghausen einher. Sie wurde ab 1905 von der Hibernia AG geleitet. 1908 erfolgte die Konsolidierung des Steinkohlenbergwerks Zweckel. Diese begann in Scholven mit dem Abteufen des Doppelschachtes Berlin und in Zweckel mit Potsdam. 1910 erfolgte die Umbenennung in die beiden Schachtanlage Scholven und Zwechel, und die Benennung des Bergwerks Zweckel als Berginspektion 5.

1911 ging die Zeche Scholven in Förderung. Scholven ging 1911 in Förderung. Ab 1913 wurde auf Scholven 1/2 eine Kokerei betrieben. 1927 erfolgte die Übernahme der Bergwerks-AG Recklinghausen in die Hibernia AG. Die Berginspektion wurde wieder in Zweckel umbenannt. 1928 wurde erneut die Zusammenfassung der beiden Zechen beschlossen. Die Schachtanlage Zweckel wurde 1929 aus der Förderung genommen und als Grubenabteilung der Zeche Scholven weiterbetrieben. Die Benennung der Zeche war: Zeche Scholven (Bergwerk-Gelsenkirchen). Die Kokerei wurde 1929 zur Zentralkokerei ausgebaut. Nach schweren Zerstörungen im 2. Weltkrieg konnte die Schachtanlage erst nach 1945 die Förderung im vollen Umfang wieder aufnehmen, allerdings ohne die Zentralkokerei, die stark zerstört worden war.

1951 wurde die Förderung von Zweckel nach Scholven zurückverlagert. Eine neue Kokerei konnte auch ab diesem Zeitpunkt wieder in Betrieb gehen. Diese wurde 1960 geschlossen. Die Stillegung der Zeche Scholven erfolgte im Februar 1963. Auf dem Gelände entstand bis 1965 eine Zentralkokerei, die wurde der Ruhrkohle AG übernommen wurde, die bis 1991 betrieben wurde.

Bis 1855 wurden die schürfenden Gewerken in Gelsenkirchen-Heßler fündig. 1855 schlossen sie sich zur Gewerkschaft Wilhelmine Victoria mit dem Sitz im Stadtteil Heßler zusammen. Ab 1856 begann man mit dem Abteufen des Schachtes 1. Ab 1860 konnte die Zeche mit der Kohleförderung beginnen. Bis 1876 wurde ein zweiter Schacht abgeteuft. 1887 wurde die Gewerkschaft Wilhelmine Victoria von der Hibernia AG aufgekauft. 1888 bis 1892 wurde ein dritter Schacht abgeteuft. Eine Kokerei entstand bis 1894. Bis 1902 wurde ein 4 Schacht vorangetrieben. Die Kokerei wurde 1911 wieder stillgelegt. Bis 19919 wurde auf Schacht 2/3 eine weitere Kokerei eingerichtet. In der Weltwirtschaftskrise wurde die Schachtanlage 2/3 aus der Förderung herausgenommen. Und die Förderung auf Schacht 1 zentralisiert. Zur Verstromung der Kohle wurde auf Wilhelmine Victoria 1/4 ein Kraftwerk angelegt. Nach 1935 wurde die Förderung auch auf 2/3 wieder aufgenommen. Nach 1945 wurde auf der Schachtanlage 1/4 die Förderung eingestellt, später wieder zurückverlegt. 2/3 wurde nur noch zu Seilfahrten benutz. Im Zuge der Kohlenkrise wurde Wilhelmine Victoria im Juni 1960 geschlossen. Die Schächte wurden als Außenanlage der Zeche Fritz-Heinrich zugewiesen.

Der Ire William Thomas Mulvany gründete zur Mitte des 19. Jahrhunderts nacheinander die Gewerkschaften Hibernia, Shamrock und Erin. Diese Bergwerke bildeten den Grundstock für den Bergwerksbesitz der Hibernia AG. Die um 1854 gegründete Gewerkschaft Hibernia war die erste Gesellschaft, die Mulvany ins Leben rief. 1855 wurde mit dem Abteufen des ersten Schachtes direkt an der Köln-Mindener Eisenbahn begonnen. 1858 ging der erste Schacht in Betrieb, später ein zweiter. 1873 gingen die Ursprungsgewerkschaften in die neugegründete Bergwerksgesellschaft Hibernia AG über. Bis 1894 konnte ein dritter Schacht abgeteuft werden. Und eine Kokerei errichtet werden. Die Kokerei wurde 1910 au0er Betrieb genommen. In den 1920er Jahren entschloss sich die Hibernia AG, das Ursprungsbergwerk bis 1925 stillzulegen. Das Hibernia Feld wurde ab 1938 rentabel an Dahlbusch, Consolidation und Pluto pachtweise aufgeteilt und erschlossen. Schacht 1 kam als Außenschachtanlage an die Zeche Dahlbusch, blieb bis 1961 in Betrieb. Schacht 3 wurde von Consol als Außenschachtanlage bis 1964 betrieben. Schacht 2 wurde aufgegeben.

Der Steinkohlenbergbau im Ruhrgebiet erlebte nach seinem Wachstum einen rapiden Abstieg. Mit dem steigenden Import von Öl und Gas sank die Nachfrage nach der Kohle. In der Kohlenkrise um 1958 und der angesagten Verstromung schließen bereits die ersten Zechen. Nicht nur in Gelsenkirchen gibt es das „Zechensterben“. In den kommenden 10 Jahren werden weitere 77 Schachtanlagen folgen, sie fallen der kapitalistischen Rationalisierung und Modernisierung zum Opfer. Von runden 600.000 Arbeitsplätzen fallen ca. 300.000 Beschäftigte ins Bergfreie. Mit der ersten Rezession 1966/67 steht der Bergbau eigentlich vor dem Kollaps. Die Rettung, obwohl sie nur ein Teilstück für die weitere Vernichtung des Bergbaus ist, sollte die Ruhrkohle AG sein, die am 27. November 1968 gegründet wurde, und am 1. Januar 1969 ihre Arbeit aufnahm. Mit weitreichenden Subventionen sollte der Absatz angekurbelt werden, der zunächst auch aufzugehen scheint. Mit über 100 Millionen Tonnen pro Jahr und der Gründung von sieben Bergbau-Aktiengesellschaften 1970, die die Konzentration und die Ausrichtung der Produktionskapazitäten vorantreibt, scheint der Plan zu greifen. Doch schon 1971 erfolgte der 1. Anpassungsplan mit der Verringerung der Förderkapazitäten um 13 bis 14 Millionen Tonnen. Der Steuerzahler wird weitreichend zur Kasse gebeten. Der sogenannte Kohlpfennig (Sonderabgabe) wurde ab 1974 eingeführt. Alle Stromkunden müssen danach einen Aufschlag auf den Strompreis zahlen. 1990 werden so gut acht Prozent auf den Strompreis fällig, 5,3 Milliarden Mark kommen so zusammen. 1994 wurde der Kohlepfennig für verfassungswidrig erklärt. Ab 1996 werden die Kohlesubventionen wieder aus dem Bundeshaushalt gezahlt.

Der Ruhrkohle-Handel, der sich 1972 formierte, und die Konzentration durch drei neue Betriebsführungsgesellschaften (Bergbau AG Niederrhein, Bergbau AG Lippe, Bergbau AG Westfalen), bringen neben Investitionsbeihilfen, auch die weitere Verringerung der Förderungskapazitäten mit sich. Die Steinkohle-Förderung sinkt enorm. Von 111 Millionen Tonnen im Jahr bis heute auf ca. 26 Millionen. Dabei machte die Ruhrkohle AG weiterhin keine gute Figur. Um die Arbeitsplätze zu erhalten, subventionierte der Bund diese mit ca. 2, 2 Milliarden Euro pro Jahr. Die übrig gebliebenen Arbeitsplätze (ca. 45. 000) waren durch das 3. Anpassungsprogramm (1988) weiter stark in Gefahr. Die Kohlerunde in Bonn beschloss 1987 im übrigen die weitere Verringerung der Förderkapazitäten.

Der Umbau der RAG, wurde mit der Übertragung der Saarbergwerke AG auf die Ruhrkohle Bergbau AG 1998 eingeleitet. Am 1. Oktober 1998 firmierte diese unter DSK, Deutsche Steinkohle AG. Ab 2002. Und teilt sich unter Werner Müller (ehemals Wirtschaftsminister), der an die Spitze der RAG wechselte, in vier große Bereiche: Energie, Chemie, Immobilien und Bergbau. Die RAG erwarb am 31. Januar 2003 den Chemie Konzern Degussa mit 46,48% der Anteile, die sich am 1. Mai 2004 auf 50,1% aufstockten. Zum Januar 2005 gab die RAG Coal International den nationalen Kohlehandel an die vier von der STEAG AG geführte Energiesparte ab. Heute macht das Bergbaugeschäft nur noch etwa 20% aus. Zum Mai 2006 erfolgte ein weiterer tiefgehender Einschnitt. Am 29. Mai beschloss die Hauptversammlung der Degussa AG den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages mit der RAG Projektionsgesellschaft mbH. Mitte September 2006 schien nach der letzten Kohle-Runde klar, dass ein Ausstieg aus der Kohle bis 2018 möglich ist. Auch ein Börsengang der Rag solle noch geprüft werden. Indes schrumpft der Bergbau weiter. Zur Zeit sind nur noch 34. 000 Beschäftigte, die im „schwarzen Gold“ in Lohn und Brot sind. Einschließlich der nachgelagerten Tätigkeiten sind es vielleicht nur noch 80.000.

Ohne dieses vorangestellten Daten und Fakten der Entwicklung des Bergbaus in Gelsenkirchen, ist die nachfolgende Geschichte politischer Bewegung, die sich hier mit dem Bergbau beschäftigen soll, und die in der linken Agitation und Propaganda einen wichtigen Stellenwert einnahm, da sie neben der Eisen- und Stahlindustrie zu einem Grundpfeiler gehörte, kaum zu verstehen. Die Berichte der „Einheit“ der IGBE, des „KND“ der KPD/ML-ZB, der „Roten Fahne“ der KPD/ML-ZB, der „Roten Fahne“ der KPD, „Unsere Zeit“ der DKP, „Kampf der Arbeiterjugend“ des KJVD, des „Hobel“ der Betriebsgruppe Prosper (Bottrop) der KPD/ML-ZB, des „Roten Hansa Kumpels“ der Kommunistischen Fraktion zum Wiederaufbau der KPD, des „Spartacus“ der Spartacus Bolschewiki/Leninisten Gruppe, der „Kommunistischen Arbeiterzeitung der Kommunistischen Gruppe Aachen, der „Kommunistischen Volkszeitung“ des KBW, des „Roten Kumpel“ des KBW, geben einen Einblick in das Auf und Ab des Bergbaus, der sich im 21. Jahrhundert dem Ende entgegenneigen dürfte. Dazu kommen die Überblicksartikel von Jürgen Schröder über Zechen im Ruhrgebiet. U. a. Zeche Hannover-Hanibal (Bochum), Zeche Germania, Zeche Zollern, RAG (Dortmund), Prosper (Bottrop), Kokerei und Zeche Emscher-Lippe (Datteln), Graf Moltke (Gladbeck) auf der MAO-Seite.

Die wichtigsten politischen Ereignisse im Zeitraum 1967-1985 über die die Datenbank MAO über den Bergbau berichten kann, waren:

1969: Erhöhung der Tarife (vgl. Juni-Juli 1968), Gründung der Ruhrkohle AG (vgl. November 1968), Neuordnung der Bezirke und Einsetzung von Arbeitsdirektoren (vgl. März-April 1969), Mitbestimmung (vgl. Mai 1969), Grundvertrag der Ruhrkohle AG (vgl. Juli-August 1969), Septemberstreiks im Bergbau (vgl. September 1969), Machtkonzentration mit der Gründung der Ruhrkohle und Rationalisierungen im Bergbau (vgl. November 1969), über Betriebsführungsgesellschaften (vgl. Dezember 1969).

1970: Tarifrunde im Bergbau (vgl. April-Mai 1970), Stillegung von Graf Moltke in Gladbeck und die Verlegung von Bergleuten nach Hugo-Gelsenkirchen (vgl. Juli-August, September 1970), Stillegungsprämien für die Zeche Dahlbusch (vgl. Oktober 1970).

1971: Auflösung der Zentralwerkstatt Prosper (Bottrop) und die mögliche Übernahme durch die Bergbau AG Gelsenkirchen (vgl. März 1971), Stillegung von Graf Bismarck (vgl. April 1971), neue Lohnordnung im Bergbau (vgl. April 1971), Stillegungen im Ruhrbergbau und Verbund von Ewald Herten mit Consol-Pluto Gelsenkirchen-Wanne-Eickel (vgl. Juni 1971), Anpassungsprogramm der RAG und Nordstern/Bismarck-Schächte (vgl. Juli 1971), Kongress der IGBE (vgl. September-Oktober 1971), Krisenangriffe der RAG und Zechensterben in Gelsenkirchen (vgl. November 1971).

1972: Feierschichten im Bergbau (vgl. Januar 1972), Brandt-Gespräch mit 60 Betriebsräten in Bonn (vgl. Januar 1972), Betriebsratswahlen im Bergbau (vgl. März-April 1972), Lohnrunde im Bergbau (vgl. Mai-Juni 1972), Bergbaukrise und die Aufwältigung des Bismarck-Feldes (vgl. August-September 1972), 10. ordentliche Gewerkschaftstag der IGBE in Hannover (vgl. September 1972), Anwendung des Tarifvertrages beim Kraftwerk Texaco (vgl. Oktober 1972).

1973: Haustarif bei Texaco (vgl. Februar-März 1973, August 1973), Lohntarifverträge bei Hugo (vgl. Juli 1973), Beteiligung an der Errichtung des Cabora-Bassa Staudamms in Mozambique durch die Bergwerks AG Gelsenkirchen (vgl. August 1973), Beteiligung der Gelsenkirchener Bergbau AG (Änderung des Namens ab 1973, d. Vf.) an den Kosten für die Modernisierung von Zollverein in Essen (vgl. August 1973), Wiedergeburt der Zeche Graf Bismarck (vgl. Oktober 1973), Verlegung von Essener Belegschaften nach Gelsenkirchen (vgl. Dezember 1973).

1974: Veranstaltung der KPD zum Bergarbeiterstreik in England (vgl. Februar und März 1974), Stillegung von Graf Bismarck (vgl. Mai und Oktober 1974).

1975: Berichte: Bergarbeiterforum (vgl. März 1975), Graf Bismarck und Consolidation (vgl. April), Hugo (vgl. (April), UZ-Pressefest (vgl. September).

1976: Berichte: Hugo Gelsenkirchen und Consolidation (vgl. Januar 1976), IGBE in Gelsenkirchen (vgl. März 1976), Tod von Bergleuten auf Hugo (vgl. Oktober 1976), Graf Bismarck und Nordstern (vgl. Dezember 1976).

1977: Berichte: Neugliederung der RAG (vgl. Januar 1977), Gelsenkirchener Bergwerks AG (vgl. Oktober 1977).

Auszüge aus der Datenbank MAO

Nach der „Einheit“ der IGBE Nr.1 vom 1.2.1970 und 10 vom15.5.1970, wurde am 28.6. 1968 für den Steinkohlenbereich u.a. eine Einführung und spätere Erhöhung des tariflichen Urlaubsgeldes vereinbart. (2)

Am 1.7.1968 trat, laut IMSF, im Steinkohlebergbau des Ruhrgebiets ein Tarifvertrag mit 5,5% Lohnerhöhung bis zum 31.12.1969 in Kraft. (3)

Am 27.11.1969 wurde die Ruhrkohle AG als Zusammenschluss von 23 Bergwerksunternehmen, auf die rund 85 Prozent der gesamten Steinkohleförderung im Ruhrgebiet entfallen, gegründet. (4)

Laut IGBE wurden zum 10.3.1969 die Bezirke der IG Bergbau neu geordnet. Berichtet wurde in der „Einheit“ Nr.6 vom 15.3.1969. Über die Änderungen, die auch Gelsenkirchen betrafen, hieß es:

„BEZIRKE NEU GEORDNET. DEN VERÄNDERUNGEN IM RUHRBERGBAU RECHNUNG GETRAGEN

In Übereinstimmung mit den amtierenden Bezirksvorständen führt die IG Bergbau und Energie seit Beginn des Jahres 1969 eine Neuordnung ihrer Bezirke durch. Zug um Zug wurden die zwölf Bezirke im Ruhrrevier zu sieben neuen organisatorischen Einheiten verschmolzen. Diese Umwandlung brachte eine Reihe organisatorischer und personeller Veränderungen. So wurden die Bezirke Dinslaken und Moers zu dem neuen Bezirk NIEDERRHEIN zusammengefasst. In diesem Bereich sind rund 37 341 Mitglieder zu betreuen. Der Sitz der neuen Bezirksleitung ist Moers. Den Bezirk leitet der Kollege Franz Breukker, sein Stellvertreter ist der Kollege Franz Rybacki.

Ähnlich sieht die Situation in dem neuen Bezirk RUHR-WEST aus. Hier wurden die Bezirke Bottrop und Oberhausen vereinigt. Die Bezirksleitung der IGBE in Bottrop bleibt unter der Leitung des Kollegen Willi Vogler und seines Stellvertreters, dem Kollegen Willi Seidel. In diesem Bereich hat die IG Bergbau und Energie 36 030 Mitglieder. Nach der Neuordnung ist der Bezirk RUHR-MITTE, der aus den ehemaligen Bezirken Essen und Bochum besteht, mit 52 659 Mitgliedern der größte Organisationsbereich. Leiter dieses Bezirks ist der Kollege Hans Alker, Stellvertreter ist der Kollege Alfred Wiebecke. Die Bezirksleitung des Bezirks RUHR-MITTE hat ihren Sitz in Essen.

Änderungen gab es auch bei den Bezirken Recklinghausen und Dortmund. Sie wurden durch Teile des aufgelösten Bezirks Herne vergrößert. Zu Recklinghausen kamen die Stadtgebiete Herne und Wanne Eickel. Castrop-Rauxel wurde mit dem Bezirk Dortmund verschmolzen. Der Bezirk Recklinghausen heißt künftig RUHR-NORD. Bezirksleiter ist der Kollege Helmut Homann, sein Stellvertreter der Kollege Erwin Piotrowski. Der Bezirk Dortmund wird künftig Bezirk RUHR-OST genannt. Hier wurde der Kollege Fritz Hülsmann kommissarisch als stellvertretender Bezirksleiter eingesetzt. Kollege Franz Neumann bleibt weiterhin Bezirksleiter.

Der Bezirk Hamm und Gelsenkirchen blieben im gleichen Umfang wie bisher bestehen. Beide Bezirke haben nur einen anderen Namen bekommen. Der Bezirk Gelsenkirchen heißt Bezirk Ruhr-Nordwest und der Bezirk Hamm hat die Bezeichnung Ruhr-Nordost erhalten. Die Bezirksvorstände und die Bezirkskonferenzen der zusammengeschlossenen Bezirke werden bis zu den Neuwahlen, die Anfang des Jahres 1970 stattfinden, ihre Aufgaben gemeinsam wahrnehmen. Die gleiche Regelung gilt auch für alle anderen Wahlgremien unserer Organisation. Der Hauptvorstand der IG Bergbau und Energie hat mit dieser Neuordnung der Ruhrbezirke der Entwicklung im Steinkohlebergbau Rechnung getragen. Er hat sich bei diesen Maßnahmen von der Auffassung leiten lassen, dass es bei dem durch Zechenstillegungen bedingten Mitgliederrückgang auch innerhalb der Organisation zu Einsparungen kommen muss. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Betreuung der Mitglieder nun vernachlässigt wird. Im Gegenteil! Durch eine Straffung der Aufgabenbereiche und eine personell größere Besetzung der Bezirksleitungen ist dafür gesorgt, dass der Kontakt zwischen den Mitgliedern und den Bezirksleitungen noch besser wird.“ (5)

Die IGBE berichtete in ihrer „Einheit“ Nr.9 vom 30.4.1969 über die Arbeitsdirektoren und Neugliederungen des Ruhrbergbaus. Danach gehören folgende Schachtanlagen zum Verwaltungssitz Dortmund:

- Gneisenau Dortmund,
- Minister Stein Dortmund,
- Hansa Dortmund,
- Germania Dortmund,
- Waltrop,
- Emscher-Lippe Datteln,
- Victor-Ickern Castrop-Rauxel,
- Achenbach Lünen,
- Kaiserstuhl Dortmund.

Gruppenvorstandsmitglieder sind für den Verwaltungssitz: Göttig (Arbeitsdirektor), Harnisch (Technisches Vorstandsmitglied), Kaiser (Kaufmännisches Vorstandsmitglied), Dr. Schrumpf (Arbeitsdirektor).

Zu Dr. Emil Schrumpf wird ausgeführt:
„Der jüngste unter den Arbeitsdirektoren ist der 41jährige Dr. Emil Schrumpf. Er entstammt einer alten Bergmannsfamilie in Dortmund-Lütgendortmund. Seine Berufung in die Gruppe 6 der Ruhrkohle AG bringt ihn in sein heimatliches Revier zurück. Bisher ist Emil Schrumpf als Arbeitsdirektor im Vorstand der Gelsenkirchener Bergwerks AG in Personalunion für die BGAG-Zechengesellschaft tätig. Der an der Universität Münster 1958 zum Dr. rer. pol. promovierte Diplom-Volkswirt hat in seiner Studienzeit auf der Schachtanlage Neu-Iserlohn sein Geld als Werkstudent verdient. Von daher kommen auch seine Verbindungen zur IG Bergbau und Energie, bei der er zunächst nebenamtlich und später hauptamtlich beschäftigt war.“ (6)

Im „Heissen Eisen“ der DKP bei Hoesch, Dortmund vom Mai 1969, wird bekannt gemacht, dass der Vorstandsvorsitzende des Konzerns Dr. Dr. Friedrich Harders auch im Aufsichtsrat der Gelsenkirchener Bergwerks AG, Essen sitzt. (7)

Im Mai 1969 gab vermutlich die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen erstmals ihren „Roten Funken“ heraus. (8)

In „Unsere Zeit“ der DKP Nr. 5/1969 vom 1.5.1969, wurde auch über Gelsenkirchener Bergwerke berichtet. (9)

Die DKP berichtete in „Unsere Zeit NRW“ Nr.13 vom 26.6.1969 auch davon, dass dem Ruhrkohlenbergbau durch die Erweiterung der Mitbestimmung ein erheblicher Teil seiner „Machtkonzentration“ genommen werden soll. In einer „Entschließung“, die vermutlich aus dem Raume Gelsenkirchen kam, wurde am 14.6. festgehalten:

„Nach der ersten aufsehenerregenden Initiative zur Erweiterung der Mitbestimmung im Ruhrkohlenbergbau (IGBE-Bereich, d. Vf.) hat der DKP-Bezirksvorstand auf seiner letzten Sitzung am 14.Juni erneut eine politische Rakete gestartet. An Bord: Konkrete Pläne, wie man die Machtkonzentration der Konzerne durch die demokratische Aktion gemeinsam mit Sozialdemokraten, Gewerkschaftern und anderen Kräften stoppen kann.

In den letzten Wochen erreichten die Konzentrationsvorgänge in der westdeutschen Industrie neue Höhepunkte. Beispiele: Die August-Thyssen-Hütte übernahm die Oberhausener Hoag (beide IGM-Bereich, d. Vf.). ATH und Mannesmann (MM, d. Vf.) fusionierten in der Röhrenproduktion. Walzstahlkontore und die Ruhrkohle AG (RAG, IGBE-Bereich) sind entstanden. Dadurch wurden die soziale Sicherheit der Arbeiter und Angestellten und die Existenzgrundlage von Städten und Gemeinden gefährdet. Im verstärkten Rechtskurs nach innen und außen wird der direkte Umschlag wirtschaftlicher Macht in politische Macht und ihr Missbrauch besonders deutlich. Das alles ist Folge der CDU-Politik, die nahtlos in der Großen Koalition fortgesetzt wird.

Die Bilanz aus dieser Aufstellung: Einer Handvoll unkontrollierter Kapitalbesitzer und Manager sind Millionen Menschen unseres Landes ausgeliefert. Und das alles, obwohl das Grundgesetz festlegt: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.'

Die Kommunisten im Bezirk Ruhr-Westfalen sehen sich in voller Übereinstimmung mit der Landesverfassung von NRW. Der Artikel 27 bestimmt, dass Großbetriebe der Grundstoffindustrie und Unternehmen mit monopolartiger Stellung in Gemeineigentum überführt werden sollen. Zusammenschlüsse, die wirtschaftliche Macht missbrauchen, sind zu verbieten. Auch mit den entsprechenden Forderungen des DGB-Grundsatzprogramms stimmt die DKP überein, in denen die Überführung marktbeherrschender Unternehmen in Gemeineigentum gefordert wird.“

In seiner Entschließung bezeichnete der Bezirksvorstand es weiter als offensichtlich, „dass die sozialdemokratisch geführte Landesregierung ebenso wie ihre Vorgängerinnen ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen ist. Deshalb wenden sich die Kommunisten an die Bezirks- und Landesvorstände der Industriegewerkschaften, an den Landesbezirksvorstand des DGB, an die Bezirksvorstände der SPD und an die Landtagsfraktion dieser Partei. Sie schlagen vor:

Aktivierung aller demokratischen Kräfte im parlamentarischen und außerparlamentarischen Raum zur Durchsetzung der gewerkschaftlichen Mitbestimmungsforderungen und verfassungsmäßigen Bestimmungen in den Konzernunternehmen. Gemeinsame Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs für die Überführung der Schlüsselindustrien in Gemeineigentum auf der Grundlage der Landesverfassung. Auf dieser Basis die Einleitung eines Volksbegehrens gemäß den Artikeln 2 und 68 der Landesverfassung zur Behandlung und Verabschiedung dieses Gesetzes. Die DKP ist der Meinung, dass sich alle Arbeiterorganisationen unseres Landes in einer solchen AKTION DER DEMOKRATISCHEN SELBSTBESTIMMUNG vereinen sollten. So würden der Kampf um Mitbestimmung in Wirtschaft und Staat und die Durchsetzung des Grundsatzprogramms des DGB großen Auftrieb erhalten. Die Verfassungswirklichkeit in NRW würde mit den Verfassungsgrundsätzen in Übereinstimmung gebracht!“ (10)

Im Regionalteil von „Unsere Zeit“ Nr.16/1969 vom 17.7. fanden u.a. auch neben den Zechen Heinrich Robert in Herringen (heute Hamm) und der Zeche Glückauf der Niederberg AG im Kreis Moers, auch Gelsenkirchener Bergwerke Erwähnung. (11)

Am 18.7.1969 berichtete die IGBE in ihrer „Einheit“ Nr.15/1969 vom 1.8. von der Ruhrkohle AG:

„Jetzt steht die Ruhrkohle-AG endgültig. Am 18.Juli wurde der Grundvertrag von 20 Zechengesellschaften in Essen unterschrieben. 47 Schachtanlagen, 28 Kokereien und 6 Brikettfabriken mit rd. 175 000 Beschäftigten gehören jetzt zur Ruhrkohle-AG. Die neue Gesellschaft ist in der Lage, rd. 77 Millionen Tonnen Kohle zu fördern und etwa 22 Millionen Tonnen Koks zu produzieren. Außerdem werden fast 2 Millionen Tonnen Briketts hergestellt. Die Leistungen je Mann und Schicht liegen in der Ruhrkohle bei 3,8 Tonnen.“

Die IGBE berichtet auch:

„SIE GEHÖREN ZUR RUHRKOHLE AG. Der Ruhrkohle AG sind am 18.Juli 1969 folgende Bergbaugesellschaften durch die Unterschrift zum Grundvertrag beigetreten: Gelsenkirchener-Bergwerks AG, Hibernia AG, Mannesmann AG, Hoesch AG, Ewald-Kohle AG (Herten, d. Vf.), Harpener Bergbau AG, Klöckner-Bergbau AG, Hüttenwerk Oberhausen AG, Steinkohlebergwerk Mathias Stinnes AG, Hamborner Bergbau AG, Märkische Steinkohlengesellschaft, Monopol-Bergwerks GmbH (Kamen, d. Vf.), Bergwerksgesellschaft Walsum AG, Friedrich Thyssen Bergbau AG, Ilseder Hütte AG, Hansa Bergbau AG (Dortmund), Emscher-Lippe Bergbau AG (Datteln, d. Vf.), Gebrüder Stumm GmbH, Carolinenglück-Graf Moltke Bergbau AG (Gelsenkirchen, d. Vf.), Gewerkschaft Alte Haase.

Durch Sondervereinbarungen gehören ferner zur Ruhrkohle AG die Bergwerksgesellschaften Rheinpreußen AG, Niederrheinische Bergwerks AG (NBAG, d. Vf.), Steinkohlenbergwerk Heinrich Robert AG. Das sind insgesamt 85,1% der gesamten Steinkohleförderung an der Ruhr. Noch außerhalb der Einheitsgesellschaft befinden sich die Rheinstahl Bergbau AG, Krupp-Bergbau, Steinkohlenbergwerk Westfalen AG und die Bochumer Bergbaubetriebe. Der Beitritt dieser Gesellschaften zur Ruhrkohle AG ist nur noch bis zum 15. August 1969 möglich.“ (12)

Zum 31.7.1969 berichtete die DKP im Regionalteil von „Unsere Zeit“ Nr.18 auch vom IGBE-Bereich in Gelsenkirchen. (13)

Die IGBE berichtete am 11.8. in ihrer „Einheit“ Nr. 17 vom 30.8. von der RAG:

„Über den Verwaltungssitz der einzelnen Gruppen, der in einem Fall noch strittig war, wurde bereits in der Aufsichtsratssitzung der Ruhrkohle AG am 11.August 1969 ein Kompromiss geschlossen.

- Die Betriebsführungsgesellschaft der Gruppe IV erhält den Namen 'Bergbau-AG Herne-Recklinghausen'. Juristischer Sitz der Gesellschaft wird die Stadt Recklinghausen.

- Unabhängig von dieser Namensgebung und der Sitzeintragung sollen die Verwaltungsgebäude und -einrichtungen der Hibernia AG in Herne und Ewald-Kohle AG in Recklinghausen für die Betriebsführungsgesellschaft der Gruppe IV (und für andere Zwecke der Ruhrkohle AG) technisch und wirtschaftlich optimal genutzt werden.

- Die Betriebsführungsgesellschaft der Gruppe V erhält den Namen 'Bergbau AG Essen'. Juristischer Sitz dieser Gesellschaft wird die Stadt Essen.

Für die übrigen Betriebsführungsgesellschaften bleibt es bei den schon in der 'Einheit' Nr.9 vom 30.April 1969 gemeldeten Verwaltungssitzen. Dazu betont jedoch die Ruhrkohle AG, dass die Benennung der Verwaltungssitze in erster Linie juristische Bedeutung hat.

Sämtliche in den Gruppen vorhandenen Verwaltungsgebäude sollen für die Arbeit der Ruhrkohle AG und ihre Betriebsführungsgesellschaften genutzt werden.
Inzwischen stehen auch die Namen der einzelnen Gruppen fest:

- 'Bergbau-AG Niederrhein' mit juristischem Sitz in Kamp-Linfort,
- 'Bergbau AG Oberhausen', mit juristischem Sitz in Oberhausen,
- 'Bergbau AG Gelsenkirchen' mit juristischem Sitz in Gelsenkirchen,
- 'Bergbau AG Essen', mit juristischem Sitz in Essen,
- 'Bergbau AG Herne - Recklinghausen' mit juristischem Sitz in Recklinghausen,
- 'Bergbau AG Dortmund' mit juristischem Sitz in Dortmund;
- 'Bergbau AG Westfalen' mit juristischem Sitz in Hamm-Heessen.“ (14)

Das IMSF berichtete vermutlich vom 10.9.1969, dass bei den „Septemberstreiks insgesamt mindestens 140 000 Kollegen in 69 Betrieben streikten“ wodurch 532 308 Arbeitstage ausgefallen sind. Laut KAB/ML kommt es zu spontanen Streiks von 100 000 Beschäftigten der Stahlindustrie und des Bergbaus. Auch in Gelsenkirchen kam es zu Aktionen der Bergleute. Allerdings nicht in dem Umfang wie bei Hardenberg oder Minister Stein in Dortmund oder im Saarbergwerk.

Bei Hoesch Dortmund findet eine Demonstration mit 20 000 Teilnehmern statt. Bei Rheinstahl Duisburg-Meiderich streiken 1 100. Bei den Neunkirchener Eisenwerken in Saarbrücken streiken und demonstrieren 4 000.

Weitere Streiks und Demonstrationen gibt es bei Mannesmann Duisburg, im Saarbergbau, wo zum Gewerkschaftshaus demonstriert wird, bei Rheinstahl Gelsenkirchen, Klöckner Bremen und in Dortmund bei den Zechen Hardenberg und Minister Stein, wo die Kumpel zum Gewerkschaftshaus demonstrieren, um gegen die Streiksabotage durch die IGBE zu protestieren.

Die KPD/ML-ZB berichtet 1971:
Im September 1969 kam es zu der bis dahin umfassendsten Streikaktion in Westdeutschland und Westberlin seit dem Ende der relativen Stabilisierung. Mindestens 140 000 Arbeiter aus 69 Betrieben traten in den Streik, über 500 000 Streikausfalltage wurden gezählt. Die Septemberstreiks waren breite Lohnkämpfe, ihre verbindenden Forderungen waren die 30-, 50-, 70-Pfennig Forderungen. Die Streiks hatten zwei direkte Ursachen:

1) Im September 1969 waren Bundestagswahlen und die IGM-Führer hatten zur Unterstützung der Sozialdemokratie Anfang August einen maßvollen Tarifvertrag abgeschlossen: in zentralen Verhandlungen während der Urlaubszeit hatten sie 8% vereinbart. Die Stahlwerker, denen ein ähnlicher Abschluss drohte, waren nicht bereit, sich diesem Lohndiktat zu unterwerfen.

2) Die kapitalistische Rationalisierung war seit der Krise 1966/67 ungeheuer verschärft worden. So stieg z.B. die Arbeitsproduktivität in der Stahlindustrie 1968 je Arbeiter um 17%, im Bergbau je Arbeiter 1969 um 14 Prozent. Das Antreibersystem war überall verschärft worden und die rechten Gewerkschaftsführer und SPD-Betriebsräte waren daran aktiv beteiligt ...  Auf dem Höhepunkt der Streiks, am 11.9., trafen sich die SPD-Führer mit Vetter, Brenner und Arendt, um Maßnahmen gegen die Streiks zu beraten. Die SPD-Führer erklärten: 'Das Interesse der Arbeitnehmer gebietet, das Vertrauen zu den Gewerkschaften zu wahren. Wir fordern alle Mitglieder und Freunde der SPD auf, das Handeln der Gewerkschaften nachdrücklich zu unterstützen. ... Gegen Extremisten und Demagogen muss weiterhin energisch Front gemacht werden'.

In den meisten Stahlwerken konnte die Sozialdemokratie nur durch den Einsatz der sozialdemokratischen Betriebsräte und V-Leute die Streiks abwürgen, indem sie einen neuen Tarifvertrag mit 11% abschloss. Anders dagegen war die Lage im Ruhrbergbau: durch die scharfen Krisen und die umfassenden Verrätereien der Sozialdemokratie hatten sie dort schon an Einfluss verloren, die Streiks wurden durch die Nachricht von geheimen Tarifverhandlungen nicht abgewürgt, sondern angeheizt und nach dem Abschluss verstärkt! Hier setzten die SPD- und IGBE-Führer sofort die geballte Kraft des Staatsapparates ein: Ministerpräsident Kühn trat offen gegen den Streik auf, den Streikenden wurde mit dem Entzug der Krankenversicherung gedroht, Polizei hielt sich in der Nähe der Zechen auf. So wurde dieser Streik abgewürgt.

Das gleiche Ziel wurde mit verschiedenen Mitteln erreicht und dementsprechend auch eine unterschiedliche ideologische Offensive eingeleitet. Die IGM-Führer begannen eine reformistische Offensive und forderten mehr Mitbestimmung und erklärten das Partnerschaftsgerede für leeres Geschwätz; die IGBE-Führer begannen dagegen eine Hetze gegen kommunistische Agitatoren unter dem Motto: 'Ungeheuerlich: was für die Chinesen gut ist, soll auch für die Dortmunder Bergleute gut sein'. So führten die Septemberstreiks zu einem weiteren Verwachsen von Staatsapparat und Gewerkschaftsführern und legten damit die Grundlage für die weitere Faschisierung der Gewerkschaften. Die Streiks widerlegten damit deutlich alle Behauptungen, dass die Gewerkschaftsführer zum Kampf und zur Interessenvertretung gezwungen werden könnten ... Mit den Septemberstreiks 1969 traten zum ersten Mal die D'K'P-Führer (DKP, d. Vf.) breit auf die Bühne, um der Sozialdemokratie beizustehen. Sie unterstützten die Streiks und organisierten sie manchmal auch, aber sie taten alles, um die Sozialdemokratie zu schützen. So versuchten sie mit der Parole 'Die Unternehmer können zahlen' davon abzulenken, dass Brenners 8-Prozent-Verrat vom Sommer 1969 eine Maßnahme zur Stützung der Sozialdemokratie gewesen war. So sind in der D'K'P-Studie über die Septemberstreiks (vgl. IMSF, d. Vf.) ganze zwei Seiten enthalten unter der Überschrift: 'Politische und sozialpsychologische Elemente'.

Entscheidend ist jedoch, dass die D'K'P-Führer die Hauptstütze der SPD-Führer, die rechten Gewerkschaftsführer, unterstützen. Sie fordern als wichtigste Konsequenz aus den Septemberstreiks, die Gewerkschaften zu stärken, sie verteidigen die Gewerkschaftsführer sofort gegen alle 'ultralinken' Angriffe und sie begrüßen drei Wochen später die Bildung der SPD/FDP Regierung. Diese Regierung hatte ihre eigenen Konsequenzen aus den Septemberstreiks gezogen: Walter Arendt, der mit allen Mitteln die Bergarbeiterstreiks zerschlagen hatte, wurde Arbeitsminister und erhielt den Auftrag, aus seinen Erfahrungen ein neues BVG zu erstellen, dass die Knebelung der Arbeiterklasse verstärken sollte.

Was sind also die wichtigsten Ergebnisse der Septemberstreiks 1969?

Das wichtigste Ergebnis ist die Tatsache, dass über 100 000 Arbeiter erstmals selbständig den wirtschaftlichen Kampf aufnahmen und dass sie im Verlauf dieser Kämpfe eine Reihe von praktischen Erfahrungen machten: dazu gehören besonders die Manöver der Sozialdemokratie und die Verrätereien der Gewerkschaftsführer. Auf breiter Front wurde die Kluft zwischen den Gewerkschaftsführern und der Arbeitermasse deutlich. Die Arbeiter konnten die Kraft der gemeinsamen Solidarität erleben und gleichzeitig die Tatsache, dass eine bewusste Führung der Kämpfe fehlte. Diese bewusste Führung konnte nur eine wirklich marxistisch-leninistische Partei sein. Diese Partei, die KPD/ML war schon gegründet, aber sie war noch nicht wirklich auf die Großbetriebe ausgerichtet. Die Septemberstreiks führten dazu, dass die Diskussion über diese Ausrichtung, über die Bedeutung von Theorie und Praxis begann, sie führten dazu, dass die proletarische Linie sich in der KPD/ML durchsetzte und die Partei im September 1970 schon als ein aktiver Faktor auftreten konnte.“

Norbert Kozicki berichtete über die Septemberstreiks 1969 in Gelsenkirchen, dass die „geplanten Lohnerhöhungen und Urlaubsgestaltung für (eine) weitere Missstimmung“ in den Zechen sorgten. „Der Betriebsratsvorsitzende der Zeche Hugo Karlheinz Trojahn, bezeichnete das Ergebnis als Tropfen auf den heißen Stein. Man sei zwar zufrieden, wünsche sich aber noch weitere Verbesserungen, weil die Kumpels lange genug auf einen gerechten Lohn gewartet hätten.“ (15)

Am 11.9.1969 brachte die DKP Nr. 24/1969 von „Unsere Zeit“ heraus. Bekannt gemacht wurde, dass auch die Kumpel von Ewald-Hugo (Gelsenkirchen) und Ewald-Fortsetzung (Herten) und Erkenschwick für „höhere Löhne unter ausdrücklichem Hinweis auf den erfolgreichen Arbeitskampf bei Hoesch“ streikten. (16)

Auf Schachtanlagen im Ruhrgebiet (u.a. auch in Gelsenkirchen), so die DKP in ihrer „UZ“ vom Nr. 24/1969 vom 11.9. forderten die Bergleute „höhere Löhne“. (17)

In „Unsere Zeit“ Nr. 25/1969 vom 18.9. beschäftigte sich die DKP auch mit der „großen Lohnbewegung“ auf Zechen im Ruhrgebiet, den Tarifen bei Kohle und Stahl. Genannt werden auch Gelsenkirchener Bergbaubetriebe (u. a. Hugo).
Ausgeführt wurde:

„TREIKENDE SIND IM RECHT - GRÖSSTE LOHNBEWEGUNG SEIT JAHRZEHNTEN. Die Bundesrepublik erlebte die größte Welle spontaner Arbeitsniederlegungen ihrer Geschichte. Sie hat dazu geführt, dass im westdeutschen Steinkohlenbergbau und in der Nordrhein westfälischen Stahlindustrie die Unternehmer in nur nach Stunden zählenden Tarifverhandlungen vorfristige Lohnerhöhungen zugestehen müssten. Mit den neuen Tarifen bei Kohle und Stahl ist aber offensichtlich die aus durchsichtigen Gründen von Unternehmern und Bundesregierung beschworene Ruhe an der sozialen Front noch nicht heimgekehrt. Das 'Dortmunder Signal' der erfolgreich streikenden Hoesch-Belegschaft ist auch in anderen Wirtschaftszweigen gehört worden. Schließlich macht die ganze Wirtschaft phantastische Gewinne, während die Löhne in allen Branchen zurückblieben.

Schon gab es Warnstreiks in der rheinischen Braunkohle (IGBE-Bereich, d. Vf.) und bei den Dortmunder Stadtwerken (ÖTV-Bereich). In zahlreichen Belegschaften des öffentlichen Dienstes und der Textilindustrie gärt es. Wird der Dortmunder Funke weiterspringen? Streikende waren und sind im Recht. Sie holen sich nur das, was ihnen seit langem zusteht.

DER KAMPF GEHT WEITER! Die Streikwelle im Bergbau und in der Stahlindustrie ist noch nicht ganz abgeklungen, da deuten sich schon neue Konfliktherde an. Die Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes, ÖTV und Eisenbahn (GdED, d. Vf.), die IG Druck und Papier (DruPa, d. Vf.) sowie die Gewerkschaft Leder haben den sofortigen Eintritt in Tarifverhandlungen gefordert. Der Dortmunder Funke hat weiter gezündet. Die Gewerkschaften bemühen sich, dem Drängen aus den Betrieben nachzukommen. Aber auch in der Stahlindustrie und der Metallverarbeitung ist der Kampf noch nicht zu Ende. Die Beschäftigten der Klöckner-Drahtwerke in Düsseldorf konnten eine Zulage von zehn Pfennig pro Stunde zusätzlich zu den acht Prozent Tariferhöhung durchsetzen. Andere Betriebe der Metallverarbeitung verlangen ebenfalls betriebliche Zulagen.

Das Verhandlungsergebnis in der Stahlindustrie ist von der großen Tarifkommission der IG Metall nur mit Mehrheit angenommen worden. Dagegen hatten die Vertrauensleute der Hoesch-Westfalenhütte in Dortmund die elf Prozent als zu gering zurückgewiesen und die volle Verwirklichung der 14-Prozent-Forderung verlangt. Von den Stahlarbeitern wird insbesondere die lange Laufzeit des Vertrages von 13 Monaten beanstandet. Zahlreiche Betriebsräte wiesen in Gesprächen mit der UZ auf die bessere Lösung im Bergbau hin, wo lediglich eine vierwöchige Kündigungsfrist gilt. Das gibt Handlungsfreiheit für eine Lohnpolitik, die die konjunkturellen Möglichkeiten richtig nutzen will.

Schließlich dürfte sich die Auseinandersetzung in den Stahlbetrieben weiter daran entzünden, ob die Unternehmer bereit sind, die Tarifausbesserung voll auf den Effektivlohn zuzulegen. Falls das nicht der Fall ist, werden die Stahlarbeiter sicherlich ihr gutes Recht zu wahren wissen.“ (18)

Am 27.10.1969 erschienen vermutlich in Dortmund eine Reihe von Flugblättern der Kandidaten der DKP zu den Kommunalwahlen (am 9.11.1969, d. Vf.). Dort wurde auch über die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen, so wie der Nutzung von stillgelegten Schachtanlagen im Ruhrgebiet berichtet. Zur Bergwerk-Aktiengesellschaft in Gelsenkirchen hieß es:

„Dazu wäre es notwendig, dass der größte Grundbesitzer - die Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft - veranlasst wird, Baugelände zu vernünftigen Preisen, das wären 2 DM pro qm, der Stadt zur Verfügung zu stellen. Würde dies geschehen, könnte sich auch das Glasfaserwerk (CPK-Bereich, d. Vf.) mehr ausbreiten und neue Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.“ (19)

Am 30.11.1969 berichtete die DKP in „Unsere Zeit“ Nr. 37/1969 vom 11.12. auch über die Ruhrkohle.

„OFFENE FRAGEN ZUR RUHRKOHLE AG
DER KONZERN IST PERFEKT / DIE LAGE DER KUMPEL NICHT. Am 30.November nahm die Ruhrkohle AG nun auch in der Produktion ihre Tätigkeit auf. Mit der offiziellen Übernahme von mehr als 200 000 Bergarbeitern und Angestellten und dem Bergbauvermögen der 27 Altgesellschaften hat sich ein kapitalistischer Superkonzern etabliert. Mit seinem Grundkapital von 516 825 600 DM und seinem Jahresumsatz von über 6 Milliarden DM zählt er zur Spitzengruppe der europäischen Monopolgiganten. Den Besitzern der Altgesellschaften wird der Gewinn staatlich garantiert. Die Kumpel bekommen keine staatliche Lohngarantie. Die Ruhrkohle AG gliedert sich in sieben Betriebsführungs-Gruppen: 1. Niederrhein, 2. Oberhausen, 3. Gelsenkirchen, 4. Herne-Recklinghausen, 5. Essen, 6. Westfalen (fehlt: 7. Dortmund, d. Vf.). Jede Gruppe ist ungefähr gleich stark in Belegschaft und Förderung.

Der Konzentrationsprozess ermöglicht zwar ein Höchstmaß an Rationalisierungsmaßnahmen, wirft aber gerade deshalb bei den Bergarbeitern viele Fragen auf: Der Sicherheit ihres Arbeitsplatzes, der analytischen Arbeitsplatzbewertung (AAB, d. Vf.), der gleitenden Arbeitswoche. In einem Flugblatt der Ruhrkohle AG werden jedem bisher im Bergbau tätigen 'Mitarbeiter' attraktive Arbeitsplätze und gute Aufstiegsmöglichkeiten versprochen. Diese 'Garantie' wird jedoch im nächsten Satz wieder eingeschränkt, weil 'Sicherheit nur durch Wandel und Fortschritt' möglich sei. Die Kumpel an der Ruhr aber wissen genau, dass 'Wandel und Fortschritt' in der Vergangenheit stets zu Massenentlassungen und Zechenstillegungen geführt haben. Wenn sie dann noch in der Tagespresse von den Äußerungen des Ruhrkohlen AG Vorstandsmitgliedes Hawner lesen, der von der Notwendigkeit spricht, die gleitende Arbeitswoche einzuführen und die Betriebspunkte zu reduzieren, dann können sie sich an den fünf Fingern einer Hand ausrechnen, dass die alte Unternehmerpraxis auch in Zukunft die gleiche bleiben wird. Im Hinblick auf die Mitbestimmung in der Ruhrkohle AG hat sich nichts wesentliches zugunsten der Kumpel verändert. Auch nicht durch die jetzt in jedem Betrieb amtierenden Direktoren für Personal- und Sozialfragen, denn sie werden einmal nicht von der Belegschaft oder einem ihrer Organe gewählt und unterliegen zum anderen den Weisungen des Werksdirektors.

Mit Sicherheit werden daher in den nächsten Monaten die Bergarbeiter und Angestellten mit ihrer Gewerkschaft nicht nur um die Erhöhung ihrer Löhne und Gehälter bemüht sein, sondern auch um die Erweiterung ihrer Mitbestimmungsrechte innerhalb der Ruhrkohlen AG. So hat z.B. der im November in Dortmund durchgeführte IGBE-Gewerkschaftstag den Beschluss gefasst, den für Oktober 1970 vorgesehenen nächsten Gewerkschaftstag schon im April nächsten Jahres einzuberufen, um die Stellung der IGBE zur Ruhrkohle AG festzulegen. Ein Thema, das von der Diskussion um die Erweiterung der Mitbestimmung nicht zu trennen ist. In der IGBE-Satzung wird eine Überführung des Bergbaus in Gemeineigentum gefordert.

Laut IGBE „will die Ruhrkohle AG am 30.November dieses Jahres die Belegschaften und die Betriebe der Zechenaltgesellschaften übernehmen“. Damit einher gehe die „Herstellung der betrieblichen Vertretung der Arbeitnehmerinteressen durch Betriebsräte auf allen Ebenen der RAG.“ (20)

Zum 1.12.1969 berichtete die DKP in „Unsere Zeit“ Nr. 37/1969 vom 11.12. über die RAG:

„SOZIALDIREKTOREN DER RUHRKOHLE AG. Die Ruhrkohle AG hat am 1.12.1969 ihre Arbeit aufgenommen. Sie ist in sieben Gruppengesellschaften gegliedert. Ihr gehören als Sozialdirektoren Heinz Kegel (Konzernleitung), Theodor Therhorst (Bergbau AG Niederrhein), Werner Lipa (Bergbau AG Oberhausen), Anton Taplikowski (Bergbau AG Gelsenkirchen), Franz Schulte (Bergbau AG Herne-Recklinghausen), Josef Ganster (Bergbau AG Essen), Dr. Emil Schrumpf (Bergbau AG Dortmund) und Josef Brand (Bergbau AG Westfalen/Hamm-Heesen) an. Die Betriebsräte bilden eine zentrale Arbeitsgemeinschaft und Gruppenbetriebsräte."

Die IGBE gab am 15.12.1969 die Betriebsdirektoren für Personal- und Sozialfragen (PS) der RAG bekannt: GRUPPE I Bergbau AG Niederrhein: Rheinpreußen: Friedrich Steinmetz, Pattberg: Karl Poß, Friedrich Heinrich: Gerhard Rössling, Rossenray: Fritz Gehrke, Walsum: Max Schneider, Niederrhein: Heinz Hölscher, Mevissen: Wendelin Ludwig.

GRUPPE II Bergbau AG Oberhausen: Lohberg: Fritz Terschüren, Friedrich Thyssen: Wolfgang Uebe, Osterfeld: Werner Feldhoff, Jacobi/Haniel: Willi van Berk, Prosper II: Heinz Borns, Prosper III: Rudolf Olivier, Alstaden: Hubert Nüsgen, Kokerei: Franz Kubek.

GRUPPE III Bergbau AG Gelsenkirchen: Graf Moltke: Walter Paczulla, Holland: Hugo Kronz, Mathias Stinnes: Bernhard Potthast, Emil Fritz: Theodor Schrör, Nordstern: Günter Sator, Zollverein: Willi Wessel, Hugo: Hermann Mahr, Holland: Wolfgang Steigerwald.

GRUPPE IV Bergbau AG Herne/Recklinghausen: Fürst Leopold: Hans Holobar, Brassert/Wulfen (Marl, d. Vf.): Otto Schwanke, Westerholt: Josef Reimann, Schlägel und Eisen: Heinrich Besten, General Blumenthal (Recklinghausen, d. Vf.): Gerhard Stebner, Ewald Fortsetzung: Hans Schnabel, Kokerei: Günter Koch.

GRUPPE V Bergbau AG Essen: Ewald: Wilhem Linnen, Recklinghausen: Anton Pohl, Friedrich der Große: Ernst Bartsch, Pluto: Benedikt Louis, Bochum: Paul Tenhagen, Katharina/Carl Funke/Pörtingsiepen: Emil Murmann, Consolidation: Eugen Frie, König Ludwig: August Bönte.

GRUPPE IV: Bergbau AG Dortmund: Gneisenau: Joachim Robock, Minister Stein: Fritz Kelbassa, Hansa: Franz Beckmann, Germania: Josef Czilinski, Waltrop: Kurt Kolitz, Emscher-Lippe: Arno Kaufmann, Victor Ickern: Heinz Tafel, Achenbach: Günter Lüdeking, Kokerei: Paul Eggert.

GRUPPE VII Bergbau AG Westfalen: Sachsen (Hamm, d. Vf.): August Sych, Königsborn: Otto Schwarz, Heinrich Robert: Franz Becker, Werne: Karl Tytko, Radbod: Theo Schulz, Monopol (Kamen, d. Vf.): Alois Kiesenberg, Haus Aden: Heinz Orczelski, Grimberg: Walter Helmig. (21)

Die DKP berichtete am 4.12. in ihrer „UZ“ Nr. 37/1969 vom 11.12. über Rheinelbe und die Bergbau AG:

„BILLIGE RACHE AN EINEM STREIKFÜHRER. Harry Martin, Bergmann aus Dortmund, gehörte zur Streikleitung, als vom 9. bis 11. September ca. 10 000 Kumpel auf drei Schachtanlagen streikten. Er war der einzige, dem die Rheinelbe Bergbau AG fristlos kündigte. Am 4. Dezember stand er vor dem Gelsenkirchener Arbeitsgericht. Es kam zum Vergleich. Der Konzern hatte sich billig einen Unbequemen vom Hals geschafft.

Die UZ fragte Harry Martin am Schluss der Verhandlung, wie er die Zustimmung der Rheinelbe Bergbau zum Vergleich bewerte: Martin: 'Sie zeigt, dass meine fristlose Entlassung völlig ungerechtfertigt war. Es wäre zwar nicht schlecht gewesen, den Prozess bis in die letzte Instanz zu führen. Aber dazu fehlt mir leider das Geld. Darum habe ich dem Vergleich zugestimmt.' Der Vergleich sieht vor, die fristlose in eine fristgerechte Kündigung umzuwandeln. Entsprechend muss der Konzern den Lohn nachzahlen und dazu eine Abfindung von 600 Mark an Martin entrichten.

Der Prozessbevollmächtigte der Rheinelbe Bergbau AG, Wellpoth, zur UZ: 'Das war die beste Art für uns, die Sache aus der Welt zu schaffen. Wir sind mit dem Vergleich zufrieden.' In der Tat. der Konzern kann zufrieden sein. Sie kostet ihn gerade 1 000 Mark, die Rache an dem Streikführer Martin. Der Konzern wollte mit dem Hinauswurf ein Exempel statuieren. Die Belegschaft sollte eingeschüchtert werden. Deshalb muss gerade dieser Vergleich Kritik herausfordern.

Martin hatte seinen streikenden Kollegen in einem Flugblatt empfohlen, die Drohung der Ruhrknappschaft, die Streikenden und ihre Angehörigen würden ab sofort jeden Versicherungsschutz verlieren, durch freiwillige Weiterversicherung unwirksam zu machen. Das wurde vom Konzern als 'ernstliche Gefährdung des Betriebsfriedens' sowie als erneute Aufforderung zum Streik angesehen. Harry Martin sagt heute: 'Wir sind aus Sorge um unsere Familien wieder an die Arbeit gegangen. Ich hatte in meinem Flugblatt keine Aufforderung zum erneuten Streik stehen.'

Schon die Tatsache, dass die Rheinelbe Bergbau AG offensichtlich wenig Interesse daran hatte, ihre Zeugen - darunter den Betriebsratsvorsitzenden - zu Wort kommen zu lassen, zeigt, wie sehr sie auf den Vergleichsvorschlag angewiesen war.
Die Kritik an einem solchen Vergleich soll keine Kritik an Martin sein. Dem blieb ja kaum etwas anderes übrig, denn er hat nicht den 'langen Atem', einen solchen Prozess durchzustehen. Frau und Kinder wollen ernährt sein. Aber der Konzern kann natürlich mit leichter Hand diese Summe zahlen oder den betroffenen Kumpel in einen jahrelangen Rechtsstreit ziehen. Unsere Arbeitsrechtsprechung erlaubt also eine billige Rache.“ (22)

Die IGBE berichtete am 5.12.1969 in ihrer „Einheit“ Nr. 22/1969 vom 15.11. und 24/1969 vom 15.12. über die Betriebsführungsgesellschaften der RAG. Ausgeführt wurde, dass „heute die Gesamt-Betriebsräte der sieben Betriebsführungsgesellschaften gebildet worden“ seien.

Am 15.12.1969 gab die IGBE die Vorsitzenden der Gesamtbetriebsräte bekannt:
- Bergbau AG Niederrhein: Vorsitzender: Franz Gebauer, Pattbergschächte; Stellvertretender Vorsitzender: Hermann Klos, Friedrich-Heinrich.
- Bergbau AG Oberhausen: Vorsitzender Hans Schmitz, Kokerei Jacobi; Stellvertretender Vorsitzender: Hubert Bereis, Zeche Lohberg.
- Bergbau AG Recklinghausen: Vorsitzender: K. Heinz Mross, Bergmannsglück, Westerholt, Stellvertretender Vorsitzender: Gottfried Groß, Zeche Brassert;
- Bergbau AG Dortmund: Vorsitzender: Heinz Dannhorst, Minister Stein; Stellvertretender Vorsitzender: Erich Haake, Victor 3/4.
- Bergbau AG Essen: Vorsitzender Rudi Kobitz, Zeche Katharina;
Stellvertretender Vorsitzender: Kurt Kamps, Zeche Ewald 3/4.
- Bergbau AG Gelsenkirchen: Vorsitzender Heinz Rex, Zeche Zollverein; Stellvertretender Vorsitzender: Heinz Fricke, Graf Moltke.
- Bergbau AG Westfalen: Vorsitzender Heinz Sehl, Haus Aden, Stellvertretender Vorsitzender: Walter Cieslik, Grimberg 3/4. (23)

Die DKP gab am 11.12.1969 den Regionalteil ihre „UZ“ Nr. 37/1969 heraus. Berichtet wurde u. a. die Zechen Hugo Gelsenkirchen, Consolidation 1/6 in Gelsenkirchen-Schalke und Carl Funke in Essen. (24)

Die IGBE berichtete am 15.12.1969 von der Ruhrkohle AG und der Wahl der betrieblichen Arbeitnehmervertreter und die Beratung der außerbetrieblichen Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsrat der Ruhrkohle AG. U. a. wurde ausgeführt:

„In Essen wählten 1 490 Betriebsratsmitglieder der Einheitsgesellschaft die Kollegen, die im Aufsichtsrat des neuen Kohlegiganten die Interessen der Beschäftigten im Steinkohlebergbau an Rhein und Ruhr vertreten. Symbolisch wurde mit dieser Wahl ein Schlussstrich unter die jahrelangen Bemühungen der IG Bergau und Energie gezogen, die zur Gründung der Einheitsgesellschaft führten. Der Wahl ging eine lebhafte Diskussion über die vom Deutschen Gewerkschaftsbund vorgeschlagenen außerbetrieblichen Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat voraus. Das folgende Abstimmungsergebnis war ein überwältigender Vertrauensbeweis für die Kollegen, die für dieses verantwortungsvolle Amt vorgesehen waren. Im Aufsichtsrat übernehmen als außerbetriebliche Vertreter der Arbeitnehmerseite die Kollegen Adolf Schmidt (Vorsitzender der IGBE), Heinz-Werner Meyer (Vorstandsmitglied der IGBE), Willi Krämer (Abteilungsleiter der IGBE) und Alfons Lappas (DGB Vorstandsmitglied) ein Mandat. Ihnen zur Seite stehen als weitere Mitglieder die Kollegen Walter Hesselbach, Vorstandsvorsitzender der Bank für Gemeinwirtschaft (BfG, d. Vf.) und der ehemalige CDU Arbeits- und Sozialminister des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kollege Konrad Grundmann. Als betriebliche Vertreter für die Arbeitnehmer in der Einheitsgesellschaft wurden von den Betriebsräten in geheimer Wahl die Kollegen Karl-Heinz Mross, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Bergbau AG Gelsenkirchen, Rudolf Koblitz Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Bergbau AG Essen und Hermann Klos, stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates der Bergbau AG Niederrhein gewählt.“ (25)

„Unsere Zeit“ der DKP vom 29.1.1970 berichtete auch über die IGBE OG Gelsenkirchen. (26)

Zum 9.2.1970 berichtete die DKP in ihrer „UZ“, Ausgabe NRW vom 19.12.1970 über eine „gemeinsame Müllkippe Gelsenkirchen“, die auf der ehemaligen Schachtanlage Bismarck von den Städten Dortmund, Lünen und Hagen genutzt werden soll. (27)

Am 12.2.1970 gab die DKP die Nr. 7/1970 des Regionalteils von „Unsere Zeit“ heraus. Berichtet wurde u.a. über die Reserveliste zu den Landtagswahlen 1970 (am 14.6.1970, d. Vf.). Kandidaten aus der IGBE Gelsenkirchen. (28)

Die DKP berichtete in „Unsere Zeit“, Ausgabe NRW Nr. 9/1970 vom 26.2., dass am 16.2. „Hagen im Müllprozess“ siegte. Danach war auf der zentralen Müllkippe in Gelsenkirchen auf der ehemaligen Schachtanlage Bismarck eine Deponie errichtet worden. Hagen sollte sich an den Kosten beteiligen, hatte allerdings „niemals dort Müll gekippt“. (29)

Im April 1970 erschien für die Zeche Consolidation 3/4/9 und 1/6 die Betriebszeitung „Der Brecher“ mit einem Aufruf zum 1. Mai. Die Zeitung wurde herausgegeben von der Betriebsgruppe Consolidation der DKP. (30)

Die DKP berichtete am 25.4. in ihrer „UZ“, Regionalteil NRW Nr.17/1970 von Bergbaubetrieben in Gelsenkirchen. (31)

Am 30.4.1970 berichtete die DKP in ihrer „Kumpel-Post“ über di3 Tarifrunde im Ruhrbergbau. Auch die „Einheit“ der IGBE berichtete. Der IGBE Verhandlungskommission gehörten auch Vertreter aus Gelsenkirchen an. Die DKP meinte, „dass auch die heutigen zweiten Verhandlungen ergebnislos verliefen“

Auch laut IGBE gehen die „Tarifverhandlungen im Ruhrkohlebergbau weiter. Inzwischen haben sich Unternehmensverband Ruhrbergbau und IG Bergbau und Energie auf den zweiten Verhandlungstermin geeinigt ... Die Tarifkommissionen beider Seiten trafen am Donnerstag, dem 30.April zusammen.“

Die IGBE berichtet auch:

„KEIN ANGEBOT! MEHR ALS FÜNFZEHN STUNDEN VERHANDELT!
In der Nacht vom 30.April auf den 1.Mai wurde es endgültig klar: Die Unternehmer lehnen die Forderungen der IG Bergbau und Energie ab. Sie boten auch in der zweiten Tarifverhandlung in Essen keinen Pfennig an. Damit waren die Verhandlungen gescheitert. Tarifexperte Helmut Gelhorn zog für die 'Einheit' noch einmal kurze Bilanz der letzten Wochen. Am 31.März wurden die bestehenden Tarifverträge zum 30.April fristgerecht gekündigt. Neue Tarifverträge sollten zum 1.Mai in Kraft treten. Denn die Löhne und Gehälter der Bergleute sind nicht mehr zeitgerecht. Beim Vergleich der Bruttowochenverdienste mit der eisenschaffenden, der Bau- und auch der chemischen Industrie klaffen große Lücken.

Ein ständiger Rückgang der Zahlen der Beschäftigten im Bergbau und hohe Abwanderungsquoten sind die Folgen. Die Forderung nach mehr Lohn liegt daher auch im Interesse des Bergbaus sowie der gesamten Volkswirtschaft. Die Höhe dieser Forderungen und ihre Begründung beschloss der IGBE-Hauptvorstand in seiner Sitzung am 2.April. Bereits einen Tag später lagen diese Beschlüsse bei den Unternehmern auf dem Tisch. Die IG Bergbau und Energie unterbreitete auch sofort Terminvorschläge für Verhandlungen.

Um ausreichende Zeit zu haben, wurden Verhandlungstermine am 9., 15. , und 16.April vorgeschlagen. Doch die Bergbauunternehmer ließen sich Zeit. Sie waren erst am 21.April zu einem Gespräch bereit. Diese erste Runde brachte - wie erwartet - noch kein Ergebnis. Die Tarifverhandlungskommission der IG Bergbau und Energie, der neben dem Vorsitzenden Helmut Gelhorn, Karl Krämer vom Vorstand, Günter Cronberger, Abteilung Angestellte, Wolfgang Wieder, Abteilung Tarife sowie die Bezirksleiter Wilhelm Vogler und Heinz Assmann angehörten, erläuterten noch einmal mündlich die IGBE-Forderungen und begründeten sie eingehend.

Außerdem setzten sie sich ausführlich mit den Gegenargumenten der Unternehmer auseinander. Zweiter Verhandlungstermin war dann der 30.April. Doch die Unternehmer hatten noch immer nichts anzubieten. Ja es blieb nicht einmal die Hoffnung, dass in einer weiteren Verhandlung ein konkretes Angebot erfolgen könnte. So blieb als einzige logische Konsequenz: Die Tarifverhandlungen wurden als gescheitert erklärt. Die IG Bergbau und Energie hat in diesem Tarifkonflikt alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Von Anbeginn hatte sie ihre Verhandlungsbereitschaft zu jeder Zeit und an jedem Ort erklärt und bewiesen. Und insgesamt mehr als fünfzehn Stunden verhandelten sie mit den Bergbauunternehmern, obgleich von deren Seite nicht das geringste Angebot vorlag oder unterbreitet wurde.

Nun müssen andere Wege gesucht werden, die Forderungen zu erfüllen und damit die soziale Stellung des Bergmanns zu verbessern und wieder zu sichern. Die Urabstimmung am Dienstag ist der Beginn!

Zur IGBE-Verhandlungsdelegation schrieb die IGBE:

„Sie kennen die Sorgen der Bergleute an Rhein und Ruhr aus erster Hand. Sie gehören dem IGBE-Hauptvorstand an. Ihr Wort hat stets Gewicht: Hein Dost, Essen-Kray; Heinz Fricke, Gladbeck; Paul Grimm, Wattenscheid; Hermann Klos, Kamp-Lintfort; Helmut Marmulla, Recklinghausen; Karl Marsiske, Brambauer; Karl-Heinz Mross, Gelsenkirchen-Buer; Hugo Paulikat, Castrop-Rauxel; Hermann Spitzer, Moers; Hans Uebber, Oberhausen.“ (32)

Der „KND“ der KPD/ML-ZB und des KJVD berichtete am 15.5. u.a. von der Bergbautarifrunde, die auch für Gelsenkirchener Betriebe eingeläutet worden sei. Von der Bergbautarifrunde (BETR) wird unter der Überschrift „Gewerkschaftsbonzen verschaukeln Bergarbeiter“ von der Ansetzung einer Urabstimmung durch die IGBE in der letzten Woche berichtet, wobei es sich aber lediglich um eine Show gehandelt habe. (33)

„Unsere Zeit“ der DKP Nr. 25/1970 vom 20.6.berichtete u.a. auch von Bergbaubetrieben aus Gelsenkirchen. (34)

Am 5. Juli 1970 fand nach Angaben des „KDAJ“ und des „KND“ auf der Zeche Graf Moltke in Gladbeck eine Belegschaftsversammlung statt. Berichtet wurde darüber, dass womöglich eine Stillegung bevorstehe, und dass die Kumpel auf die Zeche Hugo in Gelsenkirchen-Buer verlegt werden sollen. Der „KDAJ“ meinte:

„Dieser Zeitpunkt sei sehr geschickt gewählt gewesen. Gerade hätten die neuen Lehrlinge ihre Verträge abgeschlossen und auch 180 Türken, die man jederzeit verschieben könne, seien gerade eingestellt worden und auch die Urlaubszeit habe gerade begonnen. So hätten die Direktoren bald die 'vorbildliche Ruhe' der Belegschaft loben können.“ (35)

Im August 1970 gab die DKP Gelsenkirchen vermutlich eine Ausgabe ihrer Betriebszeitung „Der Brecher“ für die Zeche Consolidation 3/4/9 und 1/6 heraus. (36)

Die Nr. 25/1970 des KND ging am 19.8. auch auf die Lage im Bergbau ein. In zwei Artikeln wurde auch über die Verlegung von Bergarbeitern des Zeche Graf Moltke (Gladbeck) nach Hugo-Gelsenkirchen berichtet. Insgesamt hieß es:

„Eine europäische Kommission habe ein Papier vorgelegt, nach dem die westeuropäische Kohleproduktion in Lothringen und der 'BRD' konzentriert werden solle. Die Schichtleistung der westdeutschen Bergarbeiter solle bis 1975 von 3,8t auf 6t pro Bergmann hochgetrieben werden, während gleichzeitig die Zahl der Beschäftigten um 33% gekürzt werden solle. Dabei solle die Erhöhung der Leistung nicht so sehr durch technische Neuerungen sondern vielmehr durch verstärkte Auspressung der Arbeiter erzielt werden. An diesen sauberen Plänen habe u.a. auch der DGB mitgewirkt, Energieexperte der EWG-Kommission sei der frühere DGB-Landesvorsitzende von NRW Wilhelm Haverkamp, der Vorsitzende des Beratenden Ausschusses sei der zweite Vorsitzende der IGBE Karl van Berk. Mit den Schichtleistungen steige aber auch die Unfallrate. Im Bergwerksbereich Bochum seien 1969 6318 Unfälle mehr registriert worden. Dazu wird u.a. festgestellt:"Um von den wahren Ursachen abzulenken, geben die Kapitalisten 'menschliches Versagen' als wichtigste Unfallquelle an. Die IGBE hat in einer großen Unfallverhütungskampagne in diesem Jahr auch diese falschen Parolen verbreitet und die Arbeiterklasse getäuscht; statt auf Arbeitshetze und Leistungstreiberei und die kapitalistische Rationalisierung hinzuweisen, tat sie so, als sei es Sache der Kumpel, Unfälle zu verhüten. Nach allen bisherigen Berichten aber hat sich die Arbeiterklasse von diesen Manövern nicht täuschen lassen. Als z.B. auf der Zeche 'Prosper II' in Bottrop bekannt gegeben wurde, dass das Revier mit der niedrigsten Unfallzahl eine Prämie erhielt, (Motto: 'Unfälle verhüten zahlt sich aus') konnten die Kollegen aus den anderen Revieren nur lachen; sie wussten, dass es nicht persönliche Leistung ist, Unfälle zu verhüten. Gerade jetzt aber wird es Aufgabe der Betriebsgruppen sein müssen, allen Kollegen klar zu machen, dass der Kampf gegen die Leistungstreiberei auch die Unfallquote senken kann.“

„Ruhrkohle AG beginnt neue Stillegungswelle. Die Ruhrkohle AG war nach einem Plan von Abs, Sohl (Thyssen) und Henle (Klöckner) politisch durch die Sozialdemokraten Schiller und Arendt durchgesetzt worden. Sie sollte die sozialdemokratische Theorie beweisen, dass die Krisen des Kapitalismus durch technische Rationalisierung und sozialstaatliche Interventionen beseitigt werden könnten. Schon wenige Monate nach Beginn der Ruhrkohle werden wieder Stillegungen geplant." Dies bezieht sich u.a. auf die Zeche Graf Moltke in Gladbeck, wo jetzt scheinbar ein Sozialplan verhandelt werde. Die RAG habe versucht hier eine schwache Schachtanlage herauszugreifen und so die Solidarität der Kumpel, die 1965 die Stillegung der Zechen Thyssen 2/5 und Waltrop und 1967 von Hansa und Pluto vereitelt hatte, zu verhindern. Der größte Teil der Graf Moltke Kumpel solle nun zur Zeche Hugo in Gelsenkirchen kommen“ (37)

Die KPD/ML-ZB berichtete in seinem „KND“ Nr. 33/34 vom 19.9. von einer Belegschaftsversammlung auf der Zeche Graf Moltke in Gladbeck vom 13.9. auf de auch über die Verlegung nach Hugo-Gelsenkirchen diskutiert wurde. Es hieß dort:

„Die Zeche Graf Moltke in Gladbeck soll im Laufe dieses und des nächsten Jahres stillgelegt werden. 1 000 Arbeiter waren gekommen, sie forderten 4 000 DM Verlegungsgeld für alle, die auf einer anderen Zeche der Ruhrkohle AG (RAG, d. Vf.) weiterbeschäftigt werden sollen. Das 'letzte' Angebot der Ruhrkohlekapitalisten war gewesen: 2 400 DM, die ab 1. Sept. 1970 für zwei Jahre auf einer Sparkasse fest verzinslich angelegt werden sollten. Auf diese Zumutung ließen sich die Kollegen nicht ein: Empört unterbrachen sie den Betriebsrat und das anwesende Vorstandsmitglied. Voraussetzung für die Zahlung der Summe (über deren Höhe der Betriebsrat mit Gesamtbetriebsrat, IGBE und den 'Arbeitnehmervertretern' im Aufsichtsrat noch verhandeln wollte) sollte sein, dass alle Arbeiter ihre Schichten 'regelmäßig verfahren'. Der Betriebsrat hatte in den Verhandlungen diese Formulierungen präzisiert: 'Regelmäßig' soll nach der Zusatzvereinbarung heißen, dass nicht mehr als drei willkürliche Fehlschichten pro Jahr vorkommen dürfen. Vorher hatte der Betriebsrat noch über einen erweiterten Sozialplan verhandelt, der über den gesetzlichen Gesamtsozialplan hinausgehen sollte. Es fehlten aber vollkommen Vereinbarungen über die Lehrlinge, die verlegt werden sollten. Der Betriebsrat berichtete über die 'Verbesserungen' auf der Belegschaftsversammlung und rühmte die 'Ruhe der Belegschaft' seit Bekannt werden des Stillegungsbeschlusses.

Aber mit der Ruhe war es auf der Versammlung bald vorbei, als die Höhe des Verlegungsgeldangebotes bekannt wurde. Der erste Sprecher der Belegschaft verlas eine Erklärung seines Reviers, dass die Kollegen 4 000 DM fordern und dass bis Donnerstag darüber der Vorstand entscheiden soll. 'Sonst machen wir keine Überstunden mehr!' war die Forderung, mit der sich alle Kollegen solidarisiert. Sie machten klar, dass mit einer regelmäßigen Schicht am Freitag oder Montag nicht mehr gerechnet werden könne, wenn von der RAG kein Angebot käme. Die Arbeiter wiesen auf den zusätzlichen Gewinn hin, den die RAG bei der Förderaufstockung auf 'Hugo' (in Gelsenkirchen, d. Vf.) macht, wohin beinahe alle Arbeiter von Moltke verlegt werden sollen. Die Ersten sollen schon am 1.11. verlegt werden. Sie erhalten dort bessere Arbeitsbedingungen und so sollte versucht werden, die Kollegen untereinander zu spalten. Das gelang den Kapitalisten nicht. 'Die bei Hugo investierten 50 Millionen holen keinen Krümel Kohle aus der Erde, wenn wir sie nicht losmachen!' - damit wiesen die Arbeiter das Angebot der Kapitalisten zurück. 'Viertausend Mark, oder keiner geht zu Hugo!' war die letzte Parole.

Damit waren auch einige Spaltungsmanöver der Kapitalisten, die Über- und Untertagearbeitern verschiedene Übergangsgelder anboten, endgültig abgeschlagen. Der Betriebsrat versuchte noch abzuwiegeln, indem er auf die vielen 'Verhandlungen' hinwies, die er noch wegen des 'Präzedenzfalles' führen wolle und drohte, dass eventuell nötige Schlichtungsverhandlungen auch zum Nachteil der Kollegen ausgehen könnten. Aber die Kollegen waren sich darüber im klaren, dass ihr Kampf bei Moltke Beispiel für die Kollegen und die RAG bei weiteren Stillegungen sein würde. Deshalb blieben sie bei ihrer Forderung. Der Betriebsrat und die IGBE-Vertreter versuchten, durch Hinweis auf die Schlichtung weitere Aktionen der Kollegen zu verhindern. Deshalb wird es notwendig sein, dass die Kollegen bei Moltke organisiert ihre Forderungen durchsetzen.“ (38)

Der Kreisvorstand der DKP Dortmund vom 19.10.1970, berichtete in seinem „Lüfter“ auch davon, dass die Zeche Dahlbusch in Gelsenkirchen bekannt dafür war, dass an die Bergbauunternehmer sog. „Stillelegungsprämien“ gezahlt worden seien. U. a. hieß es dazu:

„Bei 1 Million Tonnen Förderung also 51 Millionen DM! Das Aktienkapital betrug derzeit ganze 18 Millionen. Die Aktionäre bekamen also fast die dreifache Summe, - und ob sich das lohnt. Man sehe sich heute einmal die Aktienkurse der Dahlbusch-Gesellschaft an! Dazu behielten sie die Grundstückswerte, die Anlage selbst, alles war noch verkäuflich. Ein wahrhaft glänzendes Geschäft. Die Kumpel sind seitdem schon mehrfach verlegt worden, ihr Schicksal blieb das des Bergarbeiters. Ihre Kurse sind es nicht, die da enorm steigen.“ (39)

Die DKP berichtete in ihrem Organ „Unsere Zeit“ Nr.45/1970 vom 7.11. auch von Gelsenkirchener Bergbaubetrieben. (40)

Der KJVD der KPD/ML-ZB berichtete im März 1971 in seiner Nr.4/1971 vom März von der Ruhrkohle AG. Danach soll die Zentralwerkstatt auf der Zeche Prosper (Bottrop) aufgelöst werden und der Bergbau AG in Gelsenkirchen zugeschlagen werden könnte. Der Artikel führte aus:

„BERICHT DER JUGENDBETRIEBSGRUPPE PROSPER.
'Auch auf der Zentralwerkstatt der Zeche Prosper in Bottrop, die zur Ruhrkohle AG gehört, bekommen die Jungarbeiter und Lehrlinge die beginnende Krise zu spüren. Die Bosse der Bergbau AG Oberhausen wollen die Übertagebetriebe 'rationalisieren'. Auf der Zentralwerkstatt wird davon gesprochen, dass die ZW aufgelöst oder zur Bergbau AG Gelsenkirchen geschlagen werden soll. Die Lehrwerkstatt soll bleiben. Gleichzeitig wird geplant, einige ältere Kollegen, die bisher z.T. noch nie etwas mit unserer Ausbildung zu tun hatten, zu 'nebenberuflichen Ausbildern' zu machen. Das kann doch nur eins heißen: die kleineren Reparaturen, die bisher von den Arbeitern in der Zentralwerkstatt erledigt wurden, sollen jetzt von den Lehrlingen in der Lehrwerkstatt gemacht werden. Die 'nebenberuflichen Ausbilder' sollen die Lehrlinge bei der Produktion beaufsichtigen.

Die Ruhrbosse wollen in der beginnenden Krise ihre Profite sichern und die Lehrlinge noch mehr als bisher als billige Arbeitskräfte einsetzen. Obwohl diese Anzeichen deutlich sind und seit einiger Zeit das Krisenprogramm der Bergbau AG Oberhausen bekannt ist, war weder auf der Belegschaftsversammlung, noch auf der Jugendversammlung etwas davon zu hören.' Nur der 'Hobel', die Betriebszeitung der KPD/ML und des KJVD für Prosper, hat die Angriffe der Kapitalisten auf die Lage der Arbeiter, Jungarbeiter und Lehrlinge beim Namen genannt. Auf der Jugendseite schreiben die Genossen:

'Viel häufiger als in den letzten Jahren sind jetzt die Versuche, Schlosserlehrlinge zu Bergjungarbeitern zu machen. Und unter Tage merken wir immer mehr die Krise. Je mehr die Kollegen 'eingespart' werden, desto mehr werden wir zur produktiven Arbeit eingesetzt und müssen sie allein machen, z.B. wochenlang mauern, Rinnen abbauen usw. Gerade jetzt in der beginnenden Krise werden immer mehr Lehrlinge in die Produktion eingespannt, die Lehrlingslöhne aber nicht erhöht, sondern bei einigen sogar verringert. Diejenigen von uns, die im ersten Lehrjahr sind, mussten schon diese Erfahrung machen. Ihre Löhne sind um 200 DM und mehr niedriger als die Lehrlingslöhne vor der Gründung der RAG. DAS IST ALSO DIE POLITIK DER RAG-BOSSE: Soviel wie möglich aus den Lehrlingen herausholen, die Lehrlingslöhne aber so niedrig wie möglich halten'.

Kein Wunder, dass die Ruhrkohle-Herren mit allen Mitteln versuchen, diese billigen Arbeitskräfte zu behalten. Die Lehrlinge des vierten Lehrjahres der Elektriker sollten ihre theoretische Facharbeiterprüfung wiederholen, weil angeblich nicht alles in Ordnung war. 15 von ihnen hatten diese Prüfung mit 1, sechs mit 2 bestanden. Doch die Lehrlinge ließen sich nicht einschüchtern. Sie verweigerten geschlossen, die theoretische Prüfung noch einmal zu machen. Da konnten die Bosse nichts machen. Die theoretische Prüfung wurde nicht wiederholt.

Aber die Ruhrkohle-Herren haben auch schon einen Plan in der Tasche, wie sie noch 'billiger' an ihren Profit kommen können. Auch im Ruhrbergbau wird die Einführung des Stufenplans vorbereitet. Ein Zeichen dafür ist, dass immer mehr Schlosserlehrlinge in den Pütt geschickt werden. Ein anderes Zeichen ist eine neue Erfindung der Ruhrkohlekapitalisten: seit einiger Zeit werden in der Lehrwerkstatt die Zensuren öffentlich ausgehängt und die Noten durch Farbunterschiede gekennzeichnet. Von dieser Tafel bis zur Einführung von Zwischenprüfungen, nach denen den Lehrlingen dann erklärt wird, dass sie für eine weitere Ausbildung nicht mehr taugen, ist es nicht weit. Die Kapitalisten können dann die weiteren Ausbildungskosten für sie sparen und sie als billige Arbeitskräfte unter Tage nach Strich und Faden ausbeuten ...

Nichts kann ihnen so gefährlich werden, wie ein einiger Kampf der Jungarbeiter und Lehrlinge gegen die Angriffe der Kapitalisten. Darum setzen sie alles daran, die Lehrlinge untereinander zu spalten. Schon heute beträgt der Unterschied zwischen den Löhnen der Berglehrlinge und denen der Elektriker- und Schlosserlehrlinge rund 200 DM, die Lehrlinge der verschiedenen Lehrjahre bekommen unterschiedlich viel Geld, mit dem öffentlichen Aushängen der Noten und später mit dem Stufenplan soll die Konkurrenz unter den Lehrlingen noch verschärft werden. Gegen die verschärfte Arbeitshetze auch unter den Lehrlingen, gegen die Folgen der Krise aber können sich die Lehrlinge und Jungarbeiter nur wehren, wenn sie einig sind und ihren Kampf mit dem der älteren Kollegen verbinden.

Darum schreibt der 'Hobel': 'Wir müssen uns gegen die Krisenangriffe der Kapitalisten ORGANISIERT zur Wehr setzen. Wir müssen in der Tarifrunde geschlossen für die Absicherung unserer Lage kämpfen. Organisieren wir uns deshalb im KJVD. Nur gemeinsam mit den älteren Kollegen können wir unsere Forderungen durchsetzen. Deswegen müssen unsere Löhne auch fest mit denen der älteren Kollegen verbunden werden, deswegen brauchen wir den Prozenttarif.' Nach dem Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Arbeit muss es darum heißen: 100% des Effektivlohns für die Arbeit in der Produktion! 60% des Tariflohnes für die Zeit, in der wir über Tage ausgebildet werden. 80% des Tariflohns für die Zeit, in der wir unter Tage ausgebildet werden. Wegfall der Altersabschläge für Jungarbeiter“. Das sind die Forderungen, für die es sich lohnt, zu kämpfen.“ (41)

Am 12.4.1971 erschien die „Rote Fahne“ der KPD/ML-ZB Nr.7/1971. Der Leitartikel lautete: „Ruhrkohle-AG der große Betrug an den Kumpels“. Eingegangen wird u. a. auch auf Graf Bismarck in Gelsenkirchen.

„Die Herren der Ruhrkohle-AG (RAG) gehen verstärkt daran 'Bummelanten' umzusetzen und zu entlassen. Vor einigen Wochen forderte Thyssen-Chef Sohl eine Lohnpause von den Bergarbeitern und die Stillegung von sechs weiteren Zechen. Am 1. April stellte sich Kühns Wirtschaftsminister von NRW, Riemer (FDP, d. Vf.), hinter ihn: er verlangte, dass das 'Anpassungsprogramm', also die Stillegungspläne für weitere Zechen, die der Kohlebeauftragte von Schiller ausgearbeitet hat, aber noch geheim hält, nicht erst Ende des Jahres vorgelegt und durchgeführt werden, sondern dass sie schon im Sommer auf den Tisch kommen. Wie 1966/67 sollen die Kumpel die Folgen der Kohlenkrise ausbaden. Gegenüber 1966/67 erreichte die Kohlenkrise ihren damaligen Höhepunkt. Hatten die Zechenherren bisher behauptet, durch Zusammenlegung von Zechen zu einer Großzeche und damit Umlegung von Kumpeln würden Stillegungen verhindert, so wurden 66/67 zunehmend auch Großzechen wie Graf Bismarck in Gelsenkirchen und Constantin in Bochum dichtgemacht ...

Es wird höchste Zeit für eine 'neue' Politik: Die Bergarbeiter weiten ihre Kämpfe gegen die kapitalistische Rationalisierung aus ... In dieser Situation des Klassenkampfes als die Arbeiterklasse in ihrer Erbitterung über das kapitalistische System nicht mehr nur die Zechenherren, sondern auch den Kampf gegen die kapitalistische Staatsmacht und die Parteien des Kapitals aufnahm, musste die Kapitalistenklasse verstärkt auf die sozialdemokratischen Führer zurückgreifen ... Die Zechenbosse sind bereit zur Einheitsgesellschaft, um die Kumpel politisch zu beruhigen und um ihre Energieversorgung noch kostengünstiger zu sichern ... Schiller veranlasst die Kapitalisten zu einem Trick, mit dem sie sich die Zustimmung der IGBE-Führer erkaufen: die Zechenherren bieten den Führern der IGBE 'paritätische Mitbestimmung auf allen Ebenen' an ...

Heute bricht das ganze Lügengebilde das die sozialdemokratischen Parteiführer um die goldene Zukunft des Bergbaus und des Bergmanns gesponnen haben, immer deutlicher zusammen ... Wie eng die Interessen der Gewerkschaftsführer schon mit denen der Zechenherren im Kampf gegen die Bergarbeiter verwachsen sind, zeigte sich auch 1970 bei den Tarifverhandlungen: Am 9. Mai 1970, kurz vor der Urabstimmung über Streik, tagte in Klausur der Kohleverband Ruhr. Einziger Gast: Adolf Schmidt von der IGBE. Und einen Tag später stand das Ergebnis von 7,5 Prozent. Deshalb: Gegen das Komplott von Zechenherren, SPD-Regierung und IGBE-Bonzen - Die geschlossene Kampffront der Ruhrkumpel! Gegen Zechensterben und Arbeitshetze - Die Solidarität der Ruhrkumpel.“ (42)

Am 14.4.1971 berichtete der „KND“ in seiner Ausgabe Nr.30/1971 vom Zechensterben. Eingegangen wird dabei auf den Schwerpunkt Gelsenkirchen. Im Artikel hieß es:

„MIT DER KPD/ML GEGEN DAS KOMPLOTT VON ZECHENHERREN, SPD-REGIERUNG UND IGBE-FÜHRERN. Seit Januar ist die beginnende Krise auch bei der RAG spürbar geworden und zwar zuerst bei den Hausbrandzechen und den von der Stahlindustrie abhängigen Kokskohlezechen (BAG Oberhausen und Dortmund). Die Halden sind jetzt bereits auf über 4 Mio. t angewachsen und wachsen jeden Monat um weitere 25-30% an; gleichzeitig hat die Arbeitshetze stark zugenommen. Seit dem letzten Sommer sind die Bosse auf den einzelnen Zechen darangegangen, 'Bummelanten' und diejenigen, die häufiger krank feiern mussten, zu entlassen oder damit zu drohen. Für die BAG Oberhausen, die wegen ihrer Abhängigkeit von Thyssen (ATH, d. Vf.) und Rheinstahl das größte Defizit hat, ist schon ein richtiges Krisenprogramm ausgearbeitet worden mit 1 000 Entlassungen, Überstundenkürzungen, Druck auf die älteren Kumpel und Streichung des Wohnungsbauprogramms ( ... ).

Die Stahlkonzerne, die schon vor einigen Wochen verschärfte Rationalisierungsmaßnahmen gefordert hatten (Thyssen-Boß Sohl verlangte Anfang März (vgl. 1.3.1971, d. Vf.) in einem Interview: keine Staatsbeteiligung am Grundkapital, aber Staatssubventionen und verschärftes Rationalisieren - gleich Zechensterben), haben sich jetzt mit ihren aggressiven Plänen durchgesetzt. Auf der RAG-Aufsichtsratssitzung am 14.4. wurde die STILLEGUNG VON MINDESTENS 15 ZECHEN BIS 1980 bekannt gegeben. Schwerpunkt der Stillegungspläne ist das mittlere Ruhrgebiet, besonders der Raum Essen, Gelsenkirchen/Herne und die Gruppe Dortmund. Die Kollegen der betroffenen Zechen sollen auf 'Nachbarzechen' verlegt werden. Das bedeutet für die Kumpels die Verlängerung der Arbeitszeit, denn bei Stillegungen im gesamten mittleren Ruhrgebiet werden sie Anfahrzeiten von bis zu zwei Stunden in Kauf nehmen müssen. Aufsichtsratsvorsitzender Kemper meinte dazu: 'Für die Arbeitnehmer ist es ja gleichgültig, in welchem Betrieb man arbeitet, wenn man sich nur in der Umgebung wohl fühlt!'

Die Altgesellschaften der RAG haben auf der gleichen Sitzung verkündet, dass sie auf 700 Mio. ihrer Einbringungsforderungen (die jetzt noch 1,7 Mrd. betragen) verzichten wollen. Drei Tage später erklärten sie plötzlich, dass der Verzicht nur 'bedingt' sei, d.h. sie werden die Forderungen wieder erheben, wenn die RAG zahlen kann. Das Ganze ist also nichts anderes als ein bilanztechnischer Trick, der die Ruhrkohle davor bewahrt, Verlustanzeige aufgeben zu müssen (laut Aktiengesetz müsste sie das jetzt!). Damit haben sich die Stahlkonzerne, die ja 60% der RAG-Aktien besitzen, den weiteren billigen Bezug von Kohle gesichert. Um aber auch zusätzlich aus der RAG wieder Profit herausschlagen zu können, fordern sie scharfe Rationalisierungsmaßnahmen. Neben dem sogenannten 'Anpassungsplan zur Konzentration der Förderung auf die leistungsstarken Anlagen' verlangen sie noch die 'Wahrnehmung aller anderen Möglichkeiten zur Steigerung der Produktivität'. Das aber heißt nichts anderes als Zechensterben und Verschärfung der Arbeitshetze.

Dieser scharfe Krisenangriff ist EIN KOMPLOTT VON RAG-BOSSEN, RECHTEN GEWERKSCHAFTSFÜHRERN UND SPD-REGIERUNG. Die IGBE-Bonzen, die 34 Posten im Aufsichtsrat haben, haben die angedrohten 'Rationalisierungsmassnahmen' im Aufsichtsrat mitbeschlossen. Sie haben sich bisher mit keinem Wort zu den Plänen geäußert. SPD-Schiller hat den RAG-Bossen sogar offen seine Unterstützung für ihre Krisenangriffe zugesagt. Er erklärte, jetzt werde es darauf ankommen, dass vom Vorstand der Ruhrkohle ein Anpassungs- und Rationalisierungsprogramm vorgelegt werde und dass auf der Basis eines solchen Programms dann von allen Beteiligten die Entscheidungen getroffen würden, um eine 'Gesundung' des Steinkohlebergbaus an der Ruhr zu erreichen (d.h. nichts anderes als den Kapitalisten 'gesunde' Profite zu sichern), das Bundeswirtschaftsministerium werde bei den Rationalisierungsinvestitionen im Rahmen des Möglichen helfen (WR 15.4.).

Die Unterstützung der Krisenangriffe durch die IGBE- und SPD-Führer wird die politische Krise im Bergbau verschärfen. Sie hatten sich 1969 als Gründer der RAG feiern lassen und als diejenigen, die die Krise im Ruhrgebiet 'gelöst' hatten. So konnten sie zwar damals die Kumpel täuschen, legten aber auch den Grundstein dafür, dass sie bei der vollen Entfaltung der Rationalisierung und Arbeitshetze bei der RAG und bei einer neuer Krise nicht mehr direkt den wichtigsten Einfluss auf die Arbeitermassen nehmen können.“ (43)

Am 17.4.1971 berichtet der „KND“ Nr. 29/1971 aus dem IGBE-Bereich in Gelsenkirchen, über die neue Lohnordnung im Steinkohlebergbau und Prosper (Bottrop). (44)

Über den IGB-Tarifabschluss berichtete die KPD/ML-ZB in ihrem „KND“ 33/1971 vom 1.5.:

„IGBE-TARIFABSCHLUSS. Die rechten Gewerkschaftsbonzen nach ihrem üblen Verrat ( ... ) jetzt, den Widerstand der Kumpel gegen die neue Lohnordnung und gegen die Durchsetzung des Lohndiktats in den Geheimtarifverhandlungen zu zersplittern und zu schwächen. In einem Artikel, der am letzten Donnerstag (22.4.) in der Buerschen Zeitung erschien, behaupten sie frech, alle Bergarbeiter seien äußerst zufrieden mit den 7,3%! Unter der Überschrift: 'BERGLEUTE BEGRÜSSEN ERGEBNIS DER 'BLITZ'-TARIFVERHANDLUNGEN' heißt es dort wörtlich:

'Die Bezirksleitung Ruhr-Nordwest der IG Bergbau und Energie ließ gestern in den Betrieben ihres Bereiches über 20 000 Flugblätter verteilen, die über das Ergebnis der geheim geführten Tarifverhandlungen für den Bergbau informierten. An dem Abschluss haben BEZIRKSLEITER HEINZ KOPROWSKI sowie der VORSITZENDE DES GESAMTBETRIEBSRATS der Bergbau AG Herne/Recklinghausen KARL-HEINZ MROSS (Westerholt/Bergmannsglück (in Herten, d. Vf.)) MASSGEBLICH MITGEWIRKT.

Noch während der Nacht besuchte Koprowski die heimischen Zechen, um mit den Bergleuten von Nacht- und Morgenschicht über das Verhandlungsergebnis zu sprechen. Dabei gewann er diese Eindrücke: Die Belegschaft des Verbundbergwerks Bergmannsglück/Polsum/Westerholt ist besonders erfreut darüber, dass die Nachtschichtzulage von 2 DM auf 4 DM erhöht worden ist. AUCH DIE TATSACHE, DASS ausgehend von der neuen Lohnordnung (die die bisherigen übertariflichen Vereinbarungen regelt) ab 1. Juni 7,3% LOHNERHÖHUNG ZU GEWÄHREN SIND, WURDE BEGRÜSST. Mehr als 80% der Betriebsangehörigen erhalten mehr Geld.“

Zu Hugo und Nordstern, Scholven, Hassel und Bismarck in Gelsenkirchen wurde weiter ausgeführt:

„Die Belegschaft der Zeche Hugo (in Gelsenkirchen, d. Vf.) äußerte Genugtuung darüber, dass die Lohnerhöhung um 7,3% in Verbindung mit der neuen Lohnordnung eine effektive Einkommenssteigerung um mehr als 10% bedeutet. Bemerkenswert nennt Koprowski eine Stellungnahme der örtlichen kommunistischen Partei (DKP), in der der Tarifabschluss als 'EINE GUTE SACHE' bezeichnet wird. DIE DKP DISTANZIERE SICH DABEI SCHARF VON DER KPD/ML (Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten), die Kritik an dem Lohnabkommen geübt hatte. Die Nordstern-Bergleute (in Gelsenkirchen, d. Vf.) beurteilten besonders die Erhöhung des Weihnachtsgeldes positiv. Gleiche Zustimmung fand der Tarifabschluss bei den Beschäftigten der Kokereien Scholven, Hassel, Hugo und Bismarck (alle Gelsenkirchen, d. Vf.).

Koprowski: 'DIE BERGLEUTE SIND ALLGEMEIN MIT DEM ABKOMMEN ZUFRIEDEN UND ÄUSSERTEN ANERKENNUNG FÜR DEN HAUPTVORSTAND DER IGBE'. Nicht zuletzt angesichts der schleppenden Tarifverhandlungen in der chemischen Industrie (CTR der CPK, d. Vf.) und in der Berufssparte Banken (HBV-Bereich, d. Vf.) SEI DER SCHNELLE ABSCHLUSS DES NEUEN TARIFVERTRAGS IM BERGBAU BEACHTLICH.“ (45)

Am 22.4.1971 soll sich nach Angaben der KPD/ML-ZB, die DKP Gelsenkirchen in der „Buerschen Zeitung“ „scharf von der KPD/ML, die Kritik an dem Lohnabkommen geübt hatte“ (gemeint ist hier die KPD/ML-ZB und die Bergbautarifrunde – BETR, d. Vf.). distanziert haben. (46)

Zum 14.6.1971 wurde von der Propagandaabteilung beim Zentralbüro der KPD/ML-ZB vermutlich die Broschüre „Vorwärts im Geiste des 1. Mai. Aus der Arbeit der KPD/ML. Eine Broschüre für Arbeiter“ herausgegeben.

Eingegangen wird u.a. auf die eigene Organisation, auf die Arbeit in NRW bei der Ruhrkohle AG, auf den Zechen Prosper Bottrop und General Blumenthal Recklinghausen, auf die DKP auf der Zeche Hansa Dortmund und in Gelsenkirchen-Buer. (47)

Laut DKP findet heute (30.6.1971) eine Sitzung des Aufsichtsrats (AR) Ruhrkohle AG (RAG) statt, auf der beschlossen wird bis 1975 weitere 10 Zechen zu schließen.

Die KPD/ML-ZB berichtete:

„NEUES ZECHENSTERBEN BEI DER RAG. Der seit der Gründung der Ruhrkohle AG angekündigte Stillegungsplan, genannt 'Gesamtstillegungsplan' ist raus: 25 000 BERGARBEITER werden in den nächsten vier Jahren ihren Arbeitsplatz verlieren! Acht Zechen werden stillgelegt, neun Anlagen werden zu Verbundwerken zusammengeschlossen, sieben Anlagen sollen 'voll ausgelastet' werden. Die Stillegungen sollen Anfang nächsten Jahres beginnen: Anfang 1972 werden die Zechen Katharina in Essen und Emscher-Lippe in Datteln geschlossen; Ende 1972 Mathias Stinnes in Essen; zwischen 1973 und 1975 schließen dann Emil Fritz (Essen), Alstaden (Oberhausen), Brassert (Marl), Vereinigte Pörtingsiepen/Carl Funke (Essen) und Hannover-Hannibal/Constantin (Bochum).

Die Arbeiter der stillgelegten Zechen sollen auf andere Anlagen verlegt werden. Für die Kumpel bedeutet das Verlängerung der Arbeitszeit durch lange Anfahrtszeiten zum Arbeitsplatz. In Essen z.B. wird nach der Schließung von fünf Zechen nur noch die Schachtanlage Zollverein fördern. Da Zollverein natürlich nur einen kleinen Teil dieser Kumpel aufnehmen kann (insgesamt ca. 10 000 - 12 000), und es auch in der näheren Umgebung kaum eine Zeche gibt, die das könnte, werden tausende von Essener Bergarbeitern direkt an den Niederrhein und in die Gegend von Hamm verlegt werden. Das sind Anfahrtszeiten von mindestens zwei Stunden pro Weg - bei der Bildung der RAG legte Schiller fest, dass Fahrtzeiten von zwei Stunden für einen Weg 'zumutbar' sind; bis dahin war die Grenze bei einer Stunde!

Als weitere Rationalisierungsmaßnahmen wurden angekündigt: Steigerung der Förderung durch Vollauslastung vorhandener Kapazitäten auf den Anlagen Walsum (Walsum), Jacobi Haniel (Bottrop), Osterfeld (Oberhausen) und Fürst Leopold (Dorsten). 'Vollauslastung' bedeutet, dass die Anlagen für einige Jahre noch einmal voll ausgefahren werden, um sie nachher umso schneller stilllegen zu können. Vier neue Verbundbergwerke sollen geschaffen werden: Rheinpreussen/Pattberg/Rossenray am linken Niederrhein, Ewald/Recklinghausen in Recklinghausen, Consolidation/Pluto (Wanne-Eickel/Gelsenkirchen) und Haus Aden/Grimberg 3/4 in Bergkamen. Diese Verbundbergwerke sehen so aus, das zwar die Kohle noch in den Flözen beider Zechen abgebaut, aber nur noch nach einer Stelle gefördert wird. Dadurch werden Hunderte von Übertagearbeitern 'überflüssig'. Im neuen Verbundbergwerk Ewald/Recklinghausen z.B. wird nur noch bei Ewald gefördert, damit werden die 1 500 Übertagearbeiter von Recklinghausen praktisch 'überflüssig'.

Obwohl die Pläne für all diese Rationalisierungsmaßnahmen schon längst ausgearbeitet waren, haben die Zechenherren dies bis zuletzt geleugnet. Noch in der letzten Woche bestritten die Herren der Bergbau AG Essen, dass die Anlagen Mont Cenis und Friedrich der Große zu einem Verbundbergwerk zusammengefasst werden sollen. Jetzt wurde diese Maßnahme als Vorbedingung für die Stillegung von Hannover-Hannibal/Constantin angekündigt. Der gesamte Plan wird die Stillegung von 13 - 14 Mio. t Jahresförderung zur Folge haben. Die bei der Gründung der Ruhrkohle angekündigte Stillegung von 20 Mio. t ist damit noch nicht erreicht. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass noch weitere ausgearbeitete Pläne fürs Zechensterben bestehen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass bei den Stillegungen und der Bildung von Verbundbergwerken der Raum Dortmund völlig unberührt bleibt, obwohl hier in den letzten Jahren mit die größten Verluste gemacht wurden. In der 'Ruhrkohle', der Zeitung der Zechenherren, hieß es auch in Nr. 8/1970 ganz deutlich: 'Auch im Dortmunder Raum bedarf es rechtzeitiger neuer Lösungen. Die hier betriebenen Förderanlagen weisen ... ungünstige Kosten auf. Hier zielen erste Maßnahmen auf eine bessere Auslastung der Kapazitäten und deren Ausbau gegebenenfalls unter PLANMÄSSIGER VERLAGERUNG DER FÖRDERUNG ab.' Der Grund, warum in ihren offiziellen Ankündigungen von den Zechen in diesem Raum kein Wort zu finden ist, ist die Furcht vor der Kampfstärke der Dortmunder Bergarbeiter: 1967 (vgl. 21.10.1967, d. Vf.) demonstrierten in Dortmund 15 000 Kumpel unter roten und schwarzen Fahnen gegen die geplante Stillegung von Hansa und Pluto (in Herne-Wanne-Eickel, d. Vf.). Ihr Kampf richtete sich klar gegen die SPD-Führer, die damals wie heute die Angriffe gegen die Bergarbeiter vorantrieben.

Auch bei den jetzt veröffentlichten Stillegungsplänen handelt es sich um ein Komplott von Zechenherren, SPD-Regierung und IGBE-Führern: - In Geheimverhandlungen während der letzten Monate wurden diese Pläne geschmiedet: Zechenherren und IGBE-Führer trafen sich bei SPD-Kühn, sprachen mit Brandt und verhandelten mit Schiller. - Die Landesregierung NRW hat zugesagt 1/3 der Kosten der 'Sozialmaßnahmen' zu übernehmen. Unter Vorsitz von SPD-Ministerpräsident Kühn wurde ein 'Kohlekabinett' gebildet (ihm gehören u.a. auch Riemer, Wertz und Figgen an), das in Zukunft 'alle Probleme, Programme und Maßnahmen zur Konsolidierung der Ruhrkohle für die Kabinettsentscheidung vorbereitet'. Brandt erklärte in einem Brief an IGBE-Schmidt, die Bundesregierung werde alles tun, um Härten für die Bergarbeiter zu vermeiden. SPD- und Gewerkschaftsführer planen jetzt die Übernahme der Kosten für die Herabsetzung des Rentenalters auf 50 Jahre durch die SPD-Regierung. Ihr Ziel ist dabei die Durchsetzung der flexiblen Altersgrenze.

Wie wir schon ... ausführlich beschrieben haben, geht es bei dieser 'Reform' u.a. darum, eine Senkung der Renten zu erreichen. Der Bergbau bietet sich für die Durchsetzung der flexiblen Altersgrenze aus zwei Gründen an: 1) sind die Renten hier im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen relativ höher, 2) stehen vor allem die von Stillegungen betroffenen Bergarbeiter mit dem Rücken an der Wand; sie haben mit 50 Jahren die 'Alternative': entweder Verlegung auf eine andere Zeche mit einer möglichen Verlängerung des Arbeitstages um vier Stunden oder mit weniger Rente in den Ruhestand gehen. Diesen Plan von SPD-Regierung und IGBE-Führern müssen die Gewerkschaftsbonzen natürlich vor den Kumpels geheim halten; IGBE-Chef Schmidt sagte, es sei jetzt möglich, ältere Bergleute früher in einen sozial und wirtschaftlich gesicherten Ruhestand zu entlassen. Damit könne der Grundsatz vom gesicherten Arbeitsplatz bei der Ruhrkohle AG garantiert werden. Lügen wie 'sicherer Arbeitsplatz bei der RAG' aber verfangen bei vielen Bergarbeitern nicht mehr."

Die KPD (ehemals KPD/AO) berichtete:

„RUHRKOHLE AG. VERSTAATLICHUNG DER VERLUSTE - REPRIVATISIERUNG DER PROFITE - RATIONALISIERUNG DURCH MASSENENTLASSUNGEN:

Am 30.Juni beschloss der Aufsichtsrat der Ruhrkohle-AG mit den Stimmen der 'Arbeitervertreter' einstimmig ein großangelegtes Stillegungs- und Rationalisierungsprogramm für die nächsten fünf Jahre.

20 000 Bergleute werden allein durch die Stillegungen betroffen, über die von den Rationalisierungsmaßnahmen bedrohten Arbeiter und Angestellten schweigen sich Konzernleitung und IGB-Spitze einträchtig aus. Kuhnke, RAG-Vorsitzender, erklärte dazu: 'Eine große Mobilität setzt ein.' Diesem Rationalisierungsplan ging die am 1.6. tarifvertraglich festgelegte Neuordnung der Löhne voraus, die mit der Einführung von Arbeitsplatzbewertung und Ausbau des Leistungslohnsystems zu einem faktischen Lohnstop und teilweise zu Lohnrückstufungen bis zu 10 DM pro Schicht führte.

Die Gründung der Ruhrkohle-AG und die jetzt eingeleiteten Maßnahmen sind ein Lehrbeispiel dafür, wie die Kapitalisten sinkende Profitraten rücksichtslos auf Kosten der Arbeiterklasse wieder zu steigern versuchen. Sie sind ein Lehrbeispiel für die Rolle der SPD-Regierung, die durch den Ausbau der staatsinterventionistischen Maßnahmen den Monopolkapitalisten das Risiko der Kapitalverwertung abnimmt und ihnen gleichzeitig durchschnittliche Profite garantiert. Sie sind ein Lehrbeispiel für den vollständigen Verrat der Gewerkschaftsspitze an den Interessen der Arbeiterklasse. Mit sozialer Demagogie der IGBE-Führung - nur die Einheitsgesellschaft könne die Arbeitsplätze und den 'klassenneutralen' staatlichen Einfluss sichern - war sie die treibende Kraft der RAG-Gründung und täuschte die Bergleute über deren Ziel: planmäßige Wiederanhebung der Profite auf das bundesrepublikanische Durchschnittsniveau zugunsten der Montankonzerne.

Der Rationalisierungsplan der RAG sieht vor:

- Stillegung von 10 Schachtanlagen,
- noch in diesem Jahr: Germania (Dortmund) mit 2 700 Beschäftigten und Graf Moltke (Gladbeck),
- bis Ende 1972: Mathias Stinnes (Essen) mit 3 500 und Emscher-Lippe (Kreis Recklinghausen (Datteln, d. Vf.)) mit 2 630 Beschäftigten.
- Katharina (Essen) mit 1 800,
- bis 1975: Emil Fritz (Essen) mit 4 000, Vereinigte Poertingsiepen/Carl Funke (Essen) mit 2 700, Brassert (Kreis Recklinghausen) mit 1 200 Beschäftigten, Alstaden (Oberhausen), Bergwerke Bochum.
- Aufbau von vier Verbundzechen aus neun Schachtanlagen,
- Vollauslastung von sieben und Kapazitätserweiterung von sechs Zechen vornehmlich im östlichen und westlichen Ruhrgebiet.

Ziel des Planes ist es, bei Einfrierung der Förderung auf 80 Mio. t pro Jahr (1970 86 Mio. t) durch umfassende Mechanisierung und Automatisierung und weitere Verschärfung der ständig steigenden Arbeitshetze die Schichtleistung pro Mann von 4 auf 8 Tonnen zu verdoppeln. Dadurch soll den seit 15 Jahren schwelenden Schwierigkeiten bei der Profitrealisierung ein Ende gesetzt werden. Für die Ruhrkumpel bedeutet er die dritte große Welle von Entlassungen, Frühberentung und Umsetzung. Um ihren sozialen Phrasen wenigstens einen Schimmer von Berechtigung zu verschaffen, verabschiedeten sie einen Sozialplan, dessen Kernstück eine einmalige Abfindungssumme von 5 000 DM für entlassene Bergarbeiter ausmacht, wenn sie mindestens 35 Jahre alt sind und 10 Jahre im Werk, oder 41 Jahre alt und 9 Jahre im Werk sind. Diese Abfindungssumme wird dann jedoch nicht gewährt, wenn sie einen 'zumutbaren' neuen Arbeitsplatz finden oder frühberentet werden.

ETAPPEN DES VERRATS DER IGBE-FÜHRUNG
Der abgrundtiefe Verrat der IGBE-Führung an den Interessen der Ruhrkumpel zeigt sich seit Beginn der Kohlenkrise, wo sie ihre Hauptaufgabe darin sah, den Kampfeswillen der Kumpel zu brechen und den Aufbau einer einheitlichen Abwehrfront zu verhindern. Die Äußerung des ehemaligen IGBE-Vorsitzenden Gutermuth 'Lieber stimmen wir weiteren Zechenstillegungen zu, als dass wir eine Radikalisierung der Bergarbeiter zulassen', kennzeichnete die Politik, die die IGBE-Führung konsequent durchführte. Seit mehreren Jahren stimmen sie einem faktischen Lohnstop zu: Die Tarifverträge von 1966 und 1968 brachten für 3 1/2 Jahre eine Tariflohnsteigerung von 2,7% jährlich.

Während der Septemberstreiks 1969 fiel sie den streikenden Bergleuten der Dortmunder Zechen, die für 1 000 DM netto Mindestlohn kämpften, in den Rücken: Sie diffamierte die streikenden Kumpel in der Öffentlichkeit, drohte ihnen Ausschluss an (so die IGBE-Hauptvorstandsmitglieder gegenüber der Streikleitung, wer weiterstreikt, stellt seine Mitgliedschaft in Frage) und drohte ihnen wie die Kapitalisten das Erlöschen der Knappschaftsversicherung an. Die unter dem Druck der Kampfmaßnahmen abgeschlossene 10%-Steigerung feierten sie als einen großen Sieg. Ihre Politik, die durch Entlassung und ständige Bedrohung des Arbeitsplatzes sowieso schon geschwächten Bergarbeiter weiter zu demoralisieren und zu disziplinieren, stellt sie unter Beweis durch die einstimmige Unterstützung der Rationalisierungs- und Entlassungspläne der RAG in den Mitbestimmungsgremien und durch den öffentlichen Glückwunsch an die Unternehmensleitung zu diesem gelungenen Coup ebenso wie durch den Abschluss einer neuen Lohnordnung.

Seit Beginn der Kohlenkrise 1957 suchten die Monopolherren der Montanindustrie (Verbund von Stahl und Steinkohle), in deren Besitz ca. 70% der Ruhrbergwerke waren, durch Massenentlassungen, ungeheure Verschärfung der Arbeitshetze, Lohnstop und Lohnraub, durch Feierschichten, den Fall der Profitrate im Steinkohlenbergbau aufzuhalten. Bis zur Gründung der Ruhrkohle-AG verlor über die Hälfte, ca. 250 000 Kumpel ihre Arbeitsplätze. Im gleichen Zeitraum stieg die Schichtleistung von 2 auf 4 Tonnen pro Mann, auf das Doppelte. Durch die verräterische Politik der IGBE-Spitze gelang es dieser, die verschärfte Konkurrenz unter den Bergleuten voll auszunützen: Bis 1969 konnten sie den Lohnanteil am Umsatz um 1/4 senken.

Gleichzeitig heimsten sie 3/4 Mrd. DM an Stillegungsprämie und Kokssubventionen ein und konnten durch die staatliche Absatzgarantie schwerere Profiteinbußen hinauszögern. Dennoch konnten die Montanherren das Sinken der Profite nicht aufhalten: Denn die Aufteilung des Bergwerkbesitzes auf ca. 15 Monopole und die naturwüchsig entstandene räumliche Zersplitterung des Bergwerksbesitzes bewirkte nur, dass sich die Kohlenkrise naturwüchsig und völlig anarchisch durchsetzte und auf einer neuen Stufe weiterschwelte. Denn jeder Konzern versuchte, durch Verschärfung des Arbeitstempos, Rationalisierungsinvestitionen und Stillegungen seinen Eigenbedarf möglichst billig zu decken und seinen Fremdverkauf auf Kosten seiner Konkurrenten zu steigern. Alle waren sich darüber klar, dass diese Praxis die Verwertungsschwierigkeiten der Branche nur verschlimmerte, jeder wollte jedoch auf Kosten seiner Konkurrenten ein möglichst großes Stück von dem übrig gebliebenen Kuchen ergattern. Die Folge war, dass sich die Schwierigkeiten häuften und riesige Mengen von Produktionsmitteln verschleudert wurden: Einige Konzerne investierten keinen Pfennig mehr in ergiebige und qualitätsreiche Gruben, sondern trieben einfach Raubbau.

Wenn die Gruben davon zusammenfielen, legten sie sie kurzerhand still, schütteten die noch reichen Kohlefelder zu und steckten die Stillegungsprämie ein. Andere nahmen großzügige Investitionen vor in wenig ergiebige Zechen und mussten sie dann schließlich doch stilllegen. Der volkswirtschaftliche Verlust dieser Maßnahmen geht in die Milliarden. 1966/1967 verband sich die Strukturkrise im Bergbau mit einer zyklischen Krise des westdeutschen Monopolkapitals. Die Profite sanken in solche Tiefen, wie sie die westdeutschen Kapitalisten seit dem 2.Weltkrieg nicht mehr kannten. In dieser Situation erkannten die Montankonzerne endlich, dass ihr gemeinsames Interesse an billiger Kokskohle bei der herrschenden kapitalmäßigen und räumlichen Zersplitterung und der anarchischen Konkurrenz nicht mehr zu sichern war. Friedrich Engels erläuterte in seiner Schrift: 'Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft' die Gesetzmäßigkeit der Kapitalkonzentration:

'Einesteils also wird die kapitalistische Produktionsweise ihrer eigenen Unfähigkeit zu ferneren Verwaltung dieser Produktivkräfte überführt. Andererseits drängen diese Produktivkräfte selbst mit steigender Macht nach Aufhebung des Widerspruchs, nach ihrer Erlösung von ihrer Eigenschaft als Kapital, nach tatsächlicher Anerkennung ihres Charakters als gesellschaftliche Produktivkräfte ... Auf einer gewissen Entwicklungsstufe ... vereinigen sich die inländischen Großproduzenten eines und desselben Industriezweiges zu einem 'Trust', einer Vereinigung zum Zweck der Regulierung der Produktion; sie bestimmen das zu reproduzierende Gesamtquantum, verteilen es unter sich und erzwingen so den im voraus festgesetzten Verkaufspreis.'

1966 wurde der Rheinstahlplan veröffentlicht, hinter dem die führenden Monopolgruppen standen (zum Rheinstahlkreis gehörten Sohl von Thyssen, Abs von der deutschen Bank und Hoesch, Henle von Klöckner, Berg BDI). Das Prinzip dieses Plans, die Einbringung des gesamten Bergbaukapitals in eine Einheitsgesellschaft bei staatlicher Bürgschaft für die Rückzahlung des gesamten Kapitals an die Altgesellschaften zu einem hohen Zinssatz und für die Schuldentilgung setzte sich in der Konzeption der RAG durch.

SOZIALDEMOKRATISCHE 'VERSTAATLICHUNG': DIE EINHEITSGESELLSCHAFT
Es kennzeichnet den Klassencharakter der SPD-Führung, dass erst nach ihrem Eintritt in die Große Koalition und der Übernahme der Regierungsgeschäfte in der sozialliberalen Koalition diese Pläne schnell und ganz im Sinne der Montagekonzerne durchgeführt wurden. Um mit Hilfe sozialer Phrasen und Scheinmanöver, mit dem Gerede von Stabilität und wirtschaftlicher Vernunft der Arbeiterklasse Sand in die Augen zu streuen, lieferte die SPD-Regierung mit dem aus Schillers Feder stammenden Steinkohleanpassungsförderungsgesetz, das die gesetzlichen Voraussetzungen für die Gründung der RAG schuf, eines ihrer Meisterstücke:

- Die Altgesellschaften übertragen ihr gesamtes Bergbauvermögen samt den darauf lastenden Schulden an die RAG
- Der Nettowert des übertragenen Vermögens wird den Altgesellschaften mit 6%iger Verzinsung in 20 Jahren zurückerstattet (jährliche Rate 185 Millionen DM)
- Bund und Land NRW übernehmen eine Bürgschaft von 3,3 Mrd. DM zur Absicherung der Forderung der Altgesellschaften und der Schulden auf dem Bergbauvermögen
- Ausgeschlossen von dem übertragenen Vermögen werden gerade die rentablen Teile der Bergbaugesellschaften, die Kraftwerke und die Wohnungs- und Grundstückwirtschaft
- Im Hüttenvertrag wird den Stahlkonzernen der Verkauf von billiger Kohle und Koks garantiert.

Die Montankonzerne konnten mit der RAG-Gründung mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie waren unrentable Konzernteile los, für die sie auch noch volle Entschädigung erhielten, auch wenn sie keinen Pfennig mehr abwarfen. Sie konnten die Schuldsumme von 1,2 Mrd. DM abwälzen. Ihnen wurde billige Kohle garantiert, ohne dass sie einen Pfennig für die notwendigen Investitionen auszugeben brauchten. Gleichzeitig wurden sie 'verpflichtet' im Steinkohlerevier innerhalb von 20 Jahren 2 Mrd. DM zu investieren, wofür ihnen Subventionen von 13% garantiert wurden. Das mit dem Argument, neue Arbeitsplätze zu schaffen. In diese Verpflichtung willigten sie liebend gern ein; denn die Planung der Stahlkonzerne für das Ruhrgebiet sieht diese Investitionssumme sowieso für die nächsten vier bis fünf Jahre vor, nicht jedoch, um Arbeitsplätze zu schaffen, sondern um die Rationalisierung und Automatisierung der Stahlindustrie weiterzuführen. Dadurch wird der Prozess der Freisetzung von Arbeitern in der Stahlindustrie gefördert und weitergeführt. Dieses Manöver war so eindeutig, dass die gesamte kapitalistische Presse in Lobeshymnen ausbrach. 'Die Börse vermutet, dass die Kohlesanierung wahrscheinlich das 'beste Börsengeschäft' dieses Jahres sein wird, wahrscheinlich aber auch das beste Geschäft, das die Stahlkonzerne nach dem Krieg machten." (Der Volkswirt, 3.10.1969).

SPD-Führung und IGBE-Spitze versuchten den Bergleuten weiszumachen, durch die Gründung der RAG sei die soziale Unsicherheit der vergangenen zehn Jahre überwunden, aber diese merkten bald, dass dies nur der Auftakt war zu weiteren, nun planmäßigen Stillegungen, Entlassungen und Verschärfung der Arbeitshetze.

DER GROSSANGRIFF GEGEN DIE ARBEITERKLASSE
Durch die neue Lohnordnung werden die Arbeiter nach den bekannten 'objektiven' Arbeitsbewertungsmethoden neu eingestuft. Gleichzeitig wird durch die konsequente Durchführung des Prämienleistungslohns der Lohn eingefroren, so dass Produktivitätssteigerungen keine Lohnsteigerungen mehr nach sich ziehen. Das Kalkül der Kapitalisten ist einfach: Durch die ungeheure Verschärfung der Arbeitshetze in den Bergwerken kann das Arbeitstempo nicht mehr groß gesteigert werden. Produktivitätssteigerungen können nur noch durch bessere Maschinen hervorgerufen werden. Daran sollten die Kumpel jedoch keinen Anteil haben.

Die neue Lohnordnung führte trotz der gleichzeitigen Erhöhung der Tariflöhne um 7,3% (die selbst gerade die Preissteigerungen des letzten Jahres wettmachen, also zu keiner Erhöhung der Reallöhne führen) zu Lohnstop und offenem Lohnabbau: Besonders die Reparatur- und Transportkolonnen, die Handwerker und Gedingearbeiter sind betroffen: Die Lohneinbußen gehen teilweise bis zu 10 DM pro Schicht. Dieser von der IGBE-Spitze gebilligte Lohnraub ist nur der Beginn der mit dem Anpassungsplan beabsichtigten endgültigen Profitsanierung: Die geplante Entlassung und Umsetzung von 20 000 Kumpel ist nur die Spitze des Eisbergs. Durch die geplanten Rationalisierungsmaßnahmen und Verbindung von Zechen wird eine weit größere Anzahl von Arbeitern getroffen.

- Durch den Verbund von Ewald und Recklinghausen z.B. werden 900 Übertagebeschäftigte überflüssig,

- Da die Konzernleitung das Ziel hat, bei Einfrieren der Förderung auf dem gegenwärtigen Stand von 80 Millionen t jährlich gleichzeitig die Schichtleistung in fünf Jahren zu verdoppeln kann man sich an fünf Fingern abzählen, dass dieser Plan die Reduzierung der Belegschaft auf die Hälfte bedeutet.

Diese Maßnahmen treffen in erster Linie die älteren und die ausländischen Kollegen (gegenwärtig 30 000). Die Pläne gehen dahin, dass auf allen Anlagen, die stillgelegt werden, und auf allen, auf die die umgesetzten Arbeiter übernommen werden, Untertagearbeiter über 50 und Übertagearbeiter über 55 frühberentet werden. Besonders hart sind die älteren Kollegen betroffen, die aus Altersgründen nicht mehr umgesetzt und somit entlassen werden, die das erforderliche Rentenalter oder die notwendigen 300 Beitragsmonate noch nicht erreicht haben. Die Aufschlüsselung der Altersstruktur - ca. 50% der Bergarbeiter sind über 40 Jahre alt - zeigt welch großer Teil der Kumpel von diesen 'sozialen Errungenschaften' bedroht wird.

Lohnraub, Entlassung, Frühberentung, Verschärfung der Arbeitshetze und Rationalisierungen bis zur Verdoppelung der Schichtleistung - all diese Maßnahmen dienen der Profitsanierung der Ruhrbergwerke, damit sie ihren Auftraggebern, den Stahlkonzernen die jährlichen Millionenraten zahlen und zu gleicher Zeit Kohle und Koks unter dem Weltmarktpreis liefern können. Was dieses Ziel für die Ruhrkumpel letztlich bedeutet, erklärte der Vorstandsvorsitzende des Steinkohlebergbauvereins, Karl Heinz Hawner, ausführlich der Presse am 17.Mai dieses Jahres:

- Die Samstagsförderung muss wieder eingeführt werden, um die Maschinen optimal zu nutzen.
- Die durchschnittliche Strebförderung von 1 000 t. täglich muss in fünf Jahren auf das dreifache gesteigert werden.
- Durch Rationalisierung und Mechanisierung muss die Strebbelegschaft von gegenwärtig 60 bis 80 Mann auf 8 Mann verringert werden. Damit soll erreicht werden, dass das Verhältnis von Produktionsmitteln und Löhnen von gegenwärtig 40:60 auf 70:30 verbessert wird, die Gesamtlohn- und Gehaltssumme also nur noch die Hälfte der heutigen ausmacht.

'Dann werden wir nur noch wenige, aber alles hochbezahlte Bergleute haben.'
WELCHE KAMPFFORDERUNGEN MÜSSEN WIR DIESEM GROSSANGRIFF ENTGEGENSETZEN?
Um die unmittelbaren Auswirkungen der neuen Lohnordnung abzuwehren -
KEINEN PFENNIG LOHNABSTRICH!
Um die Auswirkungen der Stillegungs- und Umsetzungspläne zu verhindern -
VOLLER LOHNAUSGLEICH BEI UMSETZUNGEN!
WEITERZAHLUNG DES VOLLEN LOHNS EINSCHLIESSLICH ALLER SOZIALLLEISTUNGEN BEI ENTLASSUNG BIS ZUR EINSTELLUNG AN EINEM GLEICHWERTIGEN ARBEITSPLATZ!
VOLLER LOHNAUSGLEICH BEI EINSTELLUNG AN EINEM MINDER BEZAHLTEN ARBEITSPLATZ!
BEI FRÜHBERENTUNG AUSZAHLEN DER VOLLEN DIFFERENZ ZWISCHEN RENTE UND LOHN BIS ZUM 65.LEBENSJAHR!

Diese Forderungen dienen jedoch nur der Abwehr der unmittelbaren Auswirkungen des kapitalistischen Rationalisierungsplans der Konzernherren. Um die sprunghaft gestiegene körperlich und seelische Beanspruchung und Abnutzung durch die Verschärfung der Arbeitshetze zu verhindern, müssen die Ruhrkumpel den Kampf aufnehmen für die DURCHSETZUNG DES 7-STUNDENTAGS.

Schritte auf dem Weg zur Durchsetzung des 7-Stundentages sind die Forderungen nach BEZAHLUNG ALLER ANFAHRTSWEGE ALS ARBEITSZEIT und KEINE DURCHLÖCHERUNG DER 5-TAGEWOCHE DURCH WOCHENENDFÖRDERUNG. Der gestiegene Verschleiß der Arbeitskraft muss bekämpft werden durch die Erringung von 6 WOCHEN MINDESTURLAUB JÄHRLICH FÜR ÜBERTAGE - UND 8 WOCHEN MINDESTURLAUB JÄHRLICH FÜR UNTERTAGEBESCHÄFTIGTE.

Um jedem weiteren Versuch des Lohnraubs einen Riegel vorzuschieben und den Arbeitern und Angestellten ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, muss die im September 1969 aufgestellte Forderung nach 1 000 DM MINDESTNETTOLOHN und für die Lehrlinge ein EINHEITLICHER EXISTENZLOHN VON MINDESTENS 500 DM erkämpft werden.

Um dem Kampf um diese Forderungen erfolgreich führen zu können, müssen alle Illusionen über den Klassencharakter der SPD- und Gewerkschaftsführung abgelegt werden. Die Geschichte der Ruhrkohle beweist, dass sie die Garanten der monopolkapitalistischen Profitinteressen und ihre Durchsetzung gegenüber der Arbeiterklasse sind. Vor allem gilt es zu erkennen, dass die betrieblichen und gewerkschaftlichen Vertreter in den Mitbestimmungsorganen, selbst wenn sie den Willen dazu hätten, die Profitsanierung des Ruhrbergbaus auf Kosten der Ruhrkumpel nicht verhindern könnten. Durch kein noch so erweitertes Mitbestimmungsrecht können die Gesetze der kapitalistischen Profitanhäufung durchbrochen oder gemildert werden.

Nur die von allen sozialstaatlichen Illusionen ledige, einheitlich kämpfende Arbeiterklasse kann im Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung Schutzrechte zur Sicherung ihrer Lebensbedingungen erringen. Diese einheitliche Front kann nur im Kampf gegen den Verrat und das Spaltertum der Gewerkschaftsführung und den Aufbau einer organisierten Gewerkschaftsopposition errichtet werden. Dazu gilt es auch die Neuauflage der Illusionen über Mitbestimmung und Durchbrechung der kapitalistischen Profitgesetze unter der Herrschaft des Kapitals zu bekämpfen, wie sie die DKP-Führung als Lösung der Kohlenkrise im Interesse der Arbeiterklasse anpreist. Als würde sich durch das Eigentum des kapitalistischen Staatsapparates an der Ruhrkohle AG mehr ändern als die rechtliche Verkleidung der Verschärfung der Ausbeutung durch Arbeitshetze und Rationalisierung, als würde sich für die Ruhrkumpel etwas dadurch ändern, ob sie von der jetzigen Konzernleitung im Auftrag der Stahlkonzerne oder einem Staatsbeamten im Auftrag der Stahlkonzerne ausgebeutet würden.

Auch die Kollegen und Kumpel in der DKP dürfen, wenn sie sich entschieden für die Interessen der Arbeiterklasse einsetzen wollen, nicht vergessen, dass schon Friedrich Engels in der genannten Schrift die Illusionen als Vorstellungen des Kleinbürgertums entlarvte: 'Aber weder die Verwandlung in Aktiengesellschaften und Truste noch die in Staatseigentum hebt die Kapitaleigenschaft der Produktivkräfte auf ... Der moderne Staat, was auch immer seine Form, ist eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten ... Je mehr Produktivkräfte er in sein Eigentum übernimmt, desto mehr wird er wirklicher Gesamtkapitalist, desto mehr Staatsbürger beutet er aus. Der Arbeiter bleibt Lohnarbeiter, Proletarier. Das Kapitalverhältnis wird nicht aufgehoben, es wird vielmehr auf die Spitze getrieben.'

Erst wenn das Proletariat das kapitalistische Ausbeutungssystem zerschlagen hat, wenn es an seine Stelle die proletarische Staatsmacht gesetzt hat, kann es die Produktion nach seinen Interessen lenken, kann es das Eigentum des proletarischen Staates an den Produktionsmitteln zur planmäßigen Steigerung und Rationalisierung der Produktion zum Zwecke der ständigen Verbesserung seiner Lebensbedingungen benutzen. Erst dann ist die Arbeiterklasse vor der Unsicherheit seiner Lebenslage durch die Steigerung der Produktivkräfte zugunsten der Monopolprofite endgültig geschützt. Alle diejenigen, die diese für den Kampf der Arbeiterklasse grundlegende Erkenntnis verleugnen, arbeiten den sozialen Betrugsmanövern und der Spaltungspolitik der Arbeiterverräter in die Hände.“ (48)

Laut IGBE fand am 1.7.1971 eine Sitzung des Aufsichtsrats (AR) der RAG statt, auf der auch Fragen „des sogenannten Anpassungsprogramms beraten werden“ sollen.

Über Nordstern und die Bismarck-Schächte in Gelsenkirchen wurde ausgeführt:

„ANPASSUNG STÄRKT DIE KOHLE. Der Aufsichtsrat der Ruhrkohle AG (RAG) hat einen Gesamtanpassungsplan beschlossen. Diesem Beschluss sind langwierige Beratungen vorausgegangen. Eine entscheidende Vorbedingung für die Zustimmung der IG Bergbau und Energie zu diesem Anpassungsprogramm war insbesondere die soziale Absicherung der von Anpassungsmaßnahmen betroffenen älteren Arbeitnehmer. Bundeskanzler Willy Brandt hat sich diese unsere Auffassung zu eigen gemacht und entsprechende Schritte auf der Regierungsebene eingeleitet, damit - wie uns der Kanzler in einem Brief mitgeteilt hat - 'vor allem der ältere im Bergbau tätige Arbeitnehmer vor unvertretbaren Folgen des Anpassungsvorgangs geschützt' wird. Da sich die nordrhein-westfälische Landesregierung ebenfalls in diesem Sinne konkret geäußert hat, konnte die IG Bergbau und Energie mit der Gewissheit, dass der soziale Flankenschutz für die Arbeitnehmer gesichert ist, in eine konstruktive Diskussion über Anpassung und Gesundung des Steinkohlenbergbaus eintreten.

Es war damals immerhin der tiefere Sinn der gewerkschaftlichen Forderung nach Bildung einer Einheitsgesellschaft an der Ruhr, dass endlich Schluss gemacht wird mit den nach konzernbezogenen Interessen ausgerichteten Zechenstillegungen. Wie sehr recht die IG Bergbau und Energie damit hatte, zeigt sich heute z.B. an der Tatsache, dass günstige Feldesteile der 1966 stillgelegten 'Bismarck'-Zechen in Gelsenkirchen im jetzigen Anpassungsprogramm zum Abbau von der Schachtanlage 'Nordstern' vorgesehen sind. Um das jedoch in der vorgesehenen Weise tun zu können müssen die bereits verfüllten 'Bismarck'-Schächte wieder aufgewältigt werden, um sie für die Wetterführung nutzbar zu machen. Kostenpunkt 15 Millionen DM.

Die RAG als Einheitsgesellschaft bietet im Gegensatz zu dem 'Bismarck'- Beispiel das beliebig ergänzt werden könnte - die Gewähr dafür, dass die nach einheitlichen Kriterien bewerteten RAG-Betriebe einen leistungsfähigen und ertragsstarken Kern im Rahmen der Anpassung herausbilden. Das genau war auch unser Ziel, als wir die Bildung der Einheitsgesellschaften forderten, denn je gesunder der Bergbau in seinen Ertragsstrukturen wird, um so sicherer werden die dann noch verbleibenden Arbeitsplätze. Mit dem jetzt vorliegenden Gesamtanpassungsplan ist der Rahmen für eine solche Entwicklung geschaffen. Die Konzentration und Verlagerung der Förderung auf die ertragsstärksten Schachtanlagen kann nun erfolgen. Die Aufsichtsräte und Vorstände der sieben Betriebsführungsgesellschaften werden jetzt die sozialen, technischen und ökonomischen Detailmaßnahmen unter Berücksichtigung der jeweiligen örtlichen Erfordernisse zu bedenken haben.

Es wird die selbstverständliche Aufgabe der IG Bergbau und Energie sein, genau wie in der Vergangenheit sicherzustellen, dass der nun anlaufende Anpassungsprozeß frei bleibt von sozialen Spannungen. Auf diesem Gebiet haben die IG Bergbau und Energie und ihre Funktionäre nicht nur ausreichende Erfahrungen in der Vergangenheit gesammelt, sondern sie haben auch durch zahlreiche politische Aktivitäten in der Gegenwart dafür gesorgt, dass es in Zukunft keine soziale Finsternis für unsere Mitglieder geben wird.“

Die IGBE berichtet auch:

„RUHRKOHLE AG LEGT SIEBEN ZECHEN STILL. 2 MILLIARDEN FÜR INVESTITIONEN NOTWENDIG. Die vom Aufsichtsrat der Ruhrkohle AG beschlossenen Konzentrations- und Anpassungsmaßnahmen sehen vor:

1. Verlagerung von 7,5 bis 9,5 Millionen t. Jahresförderung bis 1975/1976 auf die ertragsstärksten Zechen. Es sind dies die Schachtanlagen Walsum (Dinslaken), Osterfeld, Jacobi/Haniel (beide Oberhausen, d. Vf.), Fürst Leopold (Dorsten, d. Vf.), Lohberg (Dinslaken, d. Vf.), Prosper 3/4 (Bottrop, d. Vf.), Nordstern (Gelsenkirchen, d. Vf.), Radbod (Hamm, d. Vf.), Werne und Heinrich Robert (Hamm, d. Vf.).

2. Zusammenlegung von neun Schachtanlagen zu vier leistungsstarken Verbundwerken, und zwar Rheinpreußen/Pattberg und Rossenray (alle Moers, d. Vf.), Ewald (Herten, d. Vf.) und Recklinghausen, Consolidation (Gelsenkirchen, d. Vf.) und Pluto (Herne, d. Vf.), Haus Aden (Oberaden, d. Vf.) und Grimberg 3/4 (Bönen, d. Vf.).

3. Stillegung von nachhaltig unrentablen und auslaufenden Schachtanlagen, beginnend 1972 mit Emscher-Lippe (Datteln, d. Vf.), Katharina und Mathias Stinnes (Essen, d. Vf.). In den Jahren bis 1975 wird die Förderung auslaufen auf den Zechen Emil Fritz (Essen, d. Vf.), Alstaden (Oberhausen, d. Vf.), Brassert (Marl, d. Vf.), Pörtingsiepen/Carl Funke (Essen, d. Vf.). Nach Verbundanschluss des Baufeldes Mont-Cenis an Friedrich der Große (Herne, d. Vf.) ist die Fördereinstellung der Bergwerke Bochum vorgesehen. Diese zur Gesundung des Steinkohlebergbaus vorgesehenen Maßnahmen erfordern einen erheblichen Einsatz von finanziellen Mitteln. Allein für die planmäßige Förderverlagerung wird mit Investitionen in Höhe von 500 Millionen DM gerechnet. Die Erweiterung und der Neubau der Kokereien wird die gleiche Summe erfordern. Für weitere Investitionen und den Umweltschutz ist eine weitere Milliarde DM notwendig.

In einer Erklärung der RAG heißt es zu diesem Programm u.a.: 'Durch Sozialpläne wird sichergestellt, dass die berechtigten Interessen der Belegschaft gewahrt werden.“

Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich von den IGBE-Reaktionen auf die heutige Sitzung:

„In den nächsten vier Jahren werden 25 000 Bergarbeiter ihren Arbeitsplatz durch das neue Zechensterben der RAG verlieren. Deshalb versuchen die Gewerkschaftsführer diese Krisenangriffe im Bergbau dadurch zu 'entschärfen', dass sie die Umschulung als große Möglichkeit anpreisen.“ (49)

Der „KND“ der KPD/ML-ZB berichtete am 3.7.1971 Nr. 50/1971 vom 3.7. von den Stillegungsplänen der Ruhrkohle AG im Ruhrgebiet. (50)

Die „Rote Fahne“ der KPD berichtete am 13.8.1971 in ihrer Ausgabe Nr. 23/1971 auch vom Bergbau in Gelsenkirchen. (51)

Auf der Zeche Minister Stein/Hardenberg Dortmund gab die DKP vermutlich in dieser Woche (23.8.1971) ihre „Kumpel-Post“ für August heraus, der sich u. a. auch mit Graf Bismarck und der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen beschäftigte. Im Leitartikel: „DIE 'GOLDENEN SIEBZIGER JAHRE' FÜR DEN BERGMANN?“ wurde ausgeführt:

„Es war einmal ein Mann (so beginnen alle Märchen), der versprach allen Bergleuten an der Ruhr wahre Wunderdinge, wenn es erst eine Einheitsgesellschaft für den Bergbau geben würde. Dieser Mann ist seit nunmehr fast 2 Jahren (und das ist kein Märchen, sondern reale Wirklichkeit!) Bundesarbeitsminister. Ach die 'Einheitsgesellschaft' Ruhrkohle existiert seit dem 1. Januar 1970. Immerhin leben wir bereits im 2. Jahr des siebten Jahrzehnts ... Die DKP erklärte bereits bei der Gründung der RAG, dass dieser kapitalistische Superkonzern in keinem Fall die Bergarbeiterprobleme lösen würde. Wie recht wir damit hatten, bewies erneut die vergangene Aufsichtsratssitzung der RAG.

Hier wurde der BESCHLUSS GEFASST, BIS 1975 ZEHN SCHACHTANLAGEN ZU SCHLIESSEN und bei weiteren Schachtanlagen Zusammenlegungen und 'Aufstockungen' vorzunehmen. Jetzt wird also die Katze aus dem Sack gelassen! Zur Zeit werden von rund 110 000 Untertagearbeitern jährlich 80 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Das Ziel der RAG-Bosse ist es, im Jahre 1980 mit nur ca. 40 000 Untertagearbeitern 70 Millionen Tonnen zu fördern. WAS SOLL BIS DAHIN MIT DEN ÜBRIGEN 70 000 BERGARBEITERN GESCHEHEN? Man spricht zwar sehr vage von einer möglichen vorgezogenen Rente. Aber es glaubt doch wohl keiner, dass diese 'überzähligen' Kumpel alle eine vorzeitige Rente bekommen werden oder einen anderen Platz im Bergbau erhalten! Das Ziel der RAG ist es doch, weiter zu rationalisieren, mit weniger Arbeitskräften mehr Kohle zu fördern. Das heißt: DIE LEISTUNG JE MANN UND SCHICHT SOLL AUF 8 TONNEN GEBRACHT WERDEN. ES SOLLEN DANN NUR NOCH SOLCHE ZECHEN MIT EINER TAGESFÖRDERUNG VON MINDESTENS 15 000 TONNEN WEITERARBEITEN.

Vergleichen wir diese Zahlen einmal mit der Förderung und der Leistung auf 'Minister Stein'. Die Tagesförderung liegt seit geraumer Zeit bei etwa 7 000 Tonnen mit einer Schichtleistung von rund 3,5 Tonnen. DAS BEDEUTET nicht mehr und nicht weniger, ALS DASS AUCH 'MINISTER STEIN' NACH DIESEN PLÄNEN DICHTGEMACHT WERDEN KANN, wenn nicht genügend Profite für die RAG-Bosse erbracht werden!! Das sind Tatsachen. Kollegen! In letzter Zeit hat man immer wieder versucht, die Belegschaft über die wahren Verhältnisse auf 'Minister Stein' zu täuschen. Man verwies darauf, dass entweder auf der neu aufzufahrenden Sohle bessere Kohlenvorräte vorhanden seien. Auch sagte man uns, dass die Förderung erst dann steigen könne, wenn genügend Arbeitskräfte von der stillzulegenden Zeche 'Germania' vorhanden wären. Beides ist bisher nicht eingetroffen. Und auf der anderen Seite wird Geld verschleudert ...

BEISPIEL NR.1:
Die Aktionäre der stillgelegten Zeche 'Graf Bismarck' (in Gelsenkirchen, d. Vf.) erhielten hohe Stillegungsprämien, weil angeblich keine abbauwürdigen Kohlevorkommen vorhanden seien. Die verfüllten Schächte sollen aber jetzt wieder aufgewältigt werden, damit von der Zeche 'Nordstern' die Bismarckfelder ausgekohlt werden. Kostenpunkt: Mehrere Millionen DM!

BEISPIEL NR.2:
Die Eigentümer von 'Emscher Lippe' (in Datteln, d. Vf.) erhalten für die Einbringung in die Ruhrkohle für 20 Jahre Entschädigungen. Jetzt wurde festgestellt, dass weniger Kohle vorhanden ist als die Eigentümer angaben. Der Pütt wird jetzt geschlossen. D.h., auf der einen Seite jongliert die RAG mit angeblichen Verlustzahlen, auf der anderen Seite wird den alten Aktionären das Geld noch nachgeworfen. Diese Beispiele könnten noch beliebig ergänzt werden. Sie beweisen erneut: Das Bergbauproblem kann nicht gelöst werden, wenn nach kapitalistischer Gewinnsucht gehandelt wird. Die versprochenen goldenen siebziger Jahre können keine Wirklichkeit werden, wenn den Unternehmern alles, den Bergarbeitern aber nichts gegeben wird. Nach wie vor steht die Forderung aus der Satzung der IGBE auf der Tagesordnung: Überführung des Bergbaus in Gemeineigentum!“ (52)

Am 1.9.1971 berichtete der „KND“ der KPD/ML-ZB und des KJVD in der Ausgabe Nr.66/1971 von der Ruhrkohle in Gelsenkirchen. (53)

In Dortmund begann am 30.9.1971 ein zweitägiger außerordentlicher Kongress der IGBE mit einer Reihe von Delegierten aus Gelsenkirchen.

Zum Kongress führte die „Einheit“ der IGBE aus:

„DELEGIERTE BERATEN EINE NEUE SATZUNG. IGBE-KONGRESS: 99 ANTRÄGE. 40 Paragraphen hat zur Zeit die Satzung der IG Bergbau und Energie. Die letzte Fassung der Satzung stammt vom 25.September 1965. Jetzt soll neu darüber beraten werden. So sieht es ein Kongressbeschluss vor. Deshalb findet vom 30.September bis 1.Oktober 1971 in Oberhausen ein außerordentlicher Gewerkschaftskongress statt. In zahllosen Versammlungen der rd. 2 000 IGBE-Ortsgruppen haben die Mitglieder ihre Vorstellungen über den Inhalt der Satzung entwickelt und diskutiert. Auf Konferenzen in den 13 IGBE-Bezirken wurden die Anträge dann erneut beraten und zusammengefasst an die Antragskommission des Gewerkschaftskongresses weitergeleitet. Insgesamt sind von den 300 Delegierten des a. o. Kongresses 99 Anträge zu beraten und zu entscheiden. Während sich ein Antrag mit der Erweiterung der Tagesordnung befasst, wurden 85 Anträge direkt zur Änderung der Satzung gestellt.

Die restlichen 13 Anträge beschäftigen sich mit allgemeinen Fragen. Bei den beantragten Satzungsänderungen stehen eine Neuordnung der Beitragstabelle, Zuwendungen an Jubilare und die Frage der Freizeitunfallversicherung im Vordergrund. Interessant ist dabei, dass eine Reihe von Ortsgruppen in einem Antrag die Einführung einer Freizeitunfallversicherung mit der Begründung ablehnt, dass die dafür aufzuwendenden Kosten in 'keinem Verhältnis zum Erfolg für die Mitglieder' stehen. In einem Antrag des Hauptvorstandes zur Änderung der Beitragstabelle wird vorgeschlagen, die Anzahl der einzelnen Beitragsstufen von jetzt 13 auf 21 zu erhöhen. Dieser Antrag wird durch zahlreiche Ortsgruppen gleichlautend oder auch sinngemäß unterstützt.“

Am 15.8.1971 dokumentiert die IGBE auf der Seite 8 ihrer „Einheit“ u.a. die folgenden Anträge:

„3. Angestelltenortsgruppe Bad Grund, Ortsgruppe Bergaufsicht Dortmund.
Antrag: Der Außerordentliche Gewerkschaftskongress möge beschließen:
Der Paragraph 2 Abs. 2 und 4 erhält folgende Fassung:
Mitglied der IGBE können werden: alle Arbeiter, Angestellten und Beamten der Bergbauwirtschaft, der ihr rechtlich oder wirtschaftlich verbundenen Energiebetriebe, Kokereien, Be- und Verarbeitungsbetriebe, chemischen und physikalischen Aufbereitungsanlagen sowie der Bergbaubehörden.
Ergänzungen zu Absatz 4:
Zu den Bergbaubehörden gehören die Bergämter, Oberbergämter und die zuständigen Ministerien."

"10. Ortsgruppen Lünen-Victoria; Lütgendortmund-Nord; Lütgendortmund-Süd; Lütgendortmund-West; Dortmund-Sölde; Dorstfeld-Unterdorf; Dorstfeld-Oberdorf; Dorstfeld-Oberdorf-West; Dorstfeld-Oberdorf-Süd; Eving-Nord; Hombruch-Nord; Barop; Kley; MSA-Siedlungen; Lünen-Altstadt; Altenderne-Gahmen; Angestelltenortsgruppe Lünen-Victoria.

Antrag: Der Außerordentliche Gewerkschaftskongress möge beschließen:
Paragraph 11 Ziffer 2 der Satzung erhält folgenden Wortlaut:
'Jedes Mitglied hat Anspruch auf die Leistungen der IGBE. Leistungen im Rahmen dieser Satzung sind:
a) Beihilfe bei Streik, Aussperrung und Maßregelung (Paragraph 14)
b) Jubiläen (neuer Paragraph)
c) Sterbegeld (Paragraph 15)
d) Rechtsschutz (Paragraph 16).'

II. In die Satzung wird der neue Paragraph 'Jubiläen' mit folgendem Wortlaut aufgenommen:
'Für Mitglieder mit 25-jähriger Mitgliedschaft werden 25 DM; 40-jährige Mitgliedschaft 40 DM; 50-jährige Mitgliedschaft 50 DM; 60-jährige Mitgliedschaft 100 DM den Ortsgruppen zur Verfügung gestellt."

"11. Ortsgruppen Dortmund-Mengede; Dortmund-Nette; Dortmund-Oestrich; Castrop-Rauxel 12; Castrop-Rauxel 14; Castrop-Rauxel 13; Castrop-Rauxel 15; Castrop-Rauxel 4; Castrop-Rauxel 3; Dortmund-Wickede; Eving-Nord.

Antrag: Der Außerordentliche Gewerkschaftskongress möge beschließen:

I. Paragraph 11 Ziffer 2 der Satzung erhält folgenden Wortlaut:
'Jedes Mitglied hat Anspruch auf die Leistungen der IGBE, Leistungen im Rahmen dieser Satzungen sind
a) Beihilfe bei Streik, Aussperrung und Maßregelung (Paragraph 14)
b) Jubiläen (neuer Paragraph)
c) Sterbegeld (Paragraph 15)
d) Rechtsschutz (Paragraph 16).'

II. In der Satzung wird der neue Paragraph 'Jubiläen' mit folgendem Wortlaut aufgenommen:
'Die Mitglieder erhalten bei
25jähriger Mitgliedschaft 25 DM
40jähriger Mitgliedschaft 40 DM
50jähriger Mitgliedschaft 50 DM
60jähriger Mitgliedschaft 100 DM
70jähriger Mitgliedschaft 150 DM.

Zuwendungen an die Ortsgruppen zur Ausgestaltung der Jubilarfeiern werden in angemessener Höhe durch den Hauptvorstand gewährt."

„15. Ortsgruppen Eving-Ost; Eving-Nord-Ost; Obereving; Eving-Externberg; Lindenhorst; Scharnhorst; Lünen-Oberbecker; Kirchderne; Hangeney; Castrop-Rauxel 1; Altenderne-Gahmen; Mengede; Dortmund-Nette; Dortmund-Oestrich.

Antrag: Der Außerordentliche Gewerkschaftskongress möge beschließen:
Der Paragraph 11 Abs. 2 wird wie folgt ergänzt:
2 d) Freizeitunfallversicherung.
Begründung:
Die bereits mit Erfolg bei anderen Gewerkschaften eingeführten Freizeitunfallversicherung für Mitglieder soll auch in der IGBE eingeführt werden. Damit würden Unfälle, die in der Freizeit des Mitgliedes passieren, versicherungsgemäß abdeckt."

Auf Seite 10 der selben „Einheit“ hieß es:

„56. Ortsgruppe Dortmund-Somborn
Antrag: Der Außerordentliche Gewerkschaftskongress möge beschließen:
Paragraph 15 Ziffer 1 wird wie folgt geändert:
'Beim Tode eines Mitgliedes von mindestens 1 Jahr bis 5 Jahren,
180 DM bei einer Mitgliedschaft über 10 bis 25 Jahre,
240 DM bei einer Mitgliedschaft über 25 Jahre,
300 DM bei einer Mitgliedschaft über 25 Jahre.

Bei der Berechnung der Mitgliedsjahre ist für die letzte Beitragszahlung ein volles Jahr anzurechnen. Das gilt auch dann, wenn noch nicht sämtliche Monatsbeiträge für dieses Jahr entrichtet wurden.'
Begründung:
Es kann vorkommen, dass dem verstorbenen Mitglied nur wenige Monate an seinem vollen Beitragsjahr fehlen, so dass den Hinterbliebenen der Betrag nur bis zum vorhergehenden Jahr ausbezahlt wird. Zur Vermeidung von Härtefällen bitten wir die vorgeschlagene Regelung zu beschließen.“

Auf Seite 11 hieß es:
67. Ortsgruppe Lütgendortmund-Nord; Lütgendortmund-Südost; Lütgendortmund-West; Mengede; Nette, Oestrich; Lünen-Oberbecker; Kirchderne; Castrop-Rauxel 1; Lünen-Süd.
Antrag: Der Außerordentliche Gewerkschaftstag möge beschließen:
Paragraph 18 Ziffer 2 wird wie folgt ergänzt:
'Verzieht ein Gewerkschaftskongressdelegierter aus dem Wahlkreis, verliert er sein Mandat.'

II.
Paragraph 18 Ziffer 5 wird wie folgt ergänzt:
'Vernachlässigt ein Gewerkschaftskongressdelegierter seine gewerkschaftlichen Verpflichtungen in grob fahrlässiger Weise, befinden die Mitglieder des Wahlkreises über sein Verhalten. Diese Wahlkreisversammlung kann auch die Abwahl des Gewerkschaftskongressdelegierten vornehmen.'

Begründung:
Durch die ständige Bewegung im Bergbau kann es geschehen, dass ein Delegierter weitab von seinem Wahlkreis einen neuen Wohnsitz nimmt. Die Mitglieder in seinem Wahlkreis würden dann ohne einen Delegierten sein.“

Am 15.10.1971 berichtet die IGBE:

„GELHORN IGBE-VIZE. ALKER IM VORSTAND
GEWERKSCHAFTSKONGRESS ÜBERARBEITETE DIE SATZUNG
Eine Arbeitstagung, das war der Außerordentliche Gewerkschaftskongress der IG Bergbau und Energie in Oberhausen. Die Diskussion und Beschlussfassung über eine neue Satzung sowie Nachwahlen zu den Führungsorganen der Gewerkschaft beherrschten die nüchterne Szenerie des Kongresses. Verständlicherweise konzentrierte sich die Diskussion der 300 Delegierten bei der Neufassung der Satzung auf die Beitragstabelle. Bei allen unterschiedlichen Auffassungen über diese Frage stimmten die zahlreichen Diskussionsredner auf dem Kongress jedoch in der Meinung überein, dass die finanzielle Basis der IG Bergbau und Energie gesichert sein muss, wenn die Gewerkschaft ihren Auftrag als Garant und Motor für den sozialen Fortschritt erfüllen soll.

Die vom Kongress gegen nur wenige Stimmen beschlossene neue Beitragstabelle ist zwar das Ergebnis eines Kompromisses zwischen den widerstreitenden Meinungen, doch es ist damit die kontinuierliche Fortführung der gewerkschaftlichen Arbeit gewährleistet. Die Nachfolge des aus Altersgründen ausgeschiedenen zweiten Vorsitzenden Karl van Berk trat das bisherige Geschäftsführende Vorstandsmitglied Helmut Gelhorn an. In den Vorstand nachgewählt wurde der bisherige Bezirksleiter Hans Alker (Essen). Darüber hinaus wurde der Hauptvorstand auf 26 Mitglieder aus den Bezirken der IGBE erweitert. Damit gehören jetzt 26 Kolleginnen und Kollegen aus den Betrieben sowie die sieben Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstandes dem Hauptvorstand an.“

Die sieben Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstandes, die jetzt dem Hauptvorstand angehören, sind:
Adolf Schmidt (Hauptabteilung, Vorsitzender);
Helmut Gelhorn (Hauptabteilung Tarife und 2. Vorsitzender);
Hans Alker (Hauptabteilung Betriebswesen);
Karl Krämer (Hauptabteilung Angestellte);
Hein Wener Meyer (Hauptabteilung Organisation/Finanzen);
Rudi Nickels (Hauptabteilung Sozialversicherung);
Walter Schmidt (Hauptabteilung Bildungswesen/Mitbestimmung).

Im den neuen Hauptvorstand wurden gewählt:
Gertrut Pfingst (Bezirk Ruhr Nord (Recklinghausen), Funktionen: Betriebsrat, Ortsgruppenvorstand, Vorsitzende des Bezirksfrauenausschusses, Frauenhauptausschuss, DGB-Kreisfrauenausschuss); Erich Berschkeit (Bezirk Aachen, Funktionen: Betriebsrat, Kongressdelegierter, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Rheinische Braunkohle Werke AG, Bürgermeister); Helmut Böllersen (Bezirk Niedersachsen, Betriebsratsvorsitzender im Kalibergbau, Ortsgruppenvorsitzender, Bezirksvorstand der IGBE und Bergbau-Berufsgenossenschaft, Gemeinderat); Egon Heimes (Bezirk Hessen/Rheinland Pfalz, Funktionen: Betriebsrat, stellvertretender Leiter der IGBE-Geschäftstelle Kassel, Angestelltenausschuss, Tarifkommission); Heinrich Heitling (Bezirk Ruhr-West-Bottrop, Funktionen: Betriebsratsvorsitzender der Preußag AG, Ortsgruppenvorsitzender, Bezirksvorstand, Mitglied des Kreistages); Willi Kaminski (Bezirk Ruhr-Nordost-Hamm, Funktionen: Gesamtjugendsprecher des Eschweiler Bergwerksvereins, IGBE-Bezirksjugendausschuss, Mitglied im Jugendhauptausschuss; Johannes Kulzer (Bezirk Süddeutschland, Funktionen: Betriebsrat, Jugendleiter, Ortsgruppenvorstand, Knappschaftsältester, Mitglied der Tarifkommission, Gemeinderat); Hubert Lasthaus (Bezirk Ruhr-Nordwest-Gelsenkirchen/Buer, Funktionen: Betriebsrat, Vorsitzender der Angestellten-Ortsgruppe, Kongressdelegierter, Bezirksausschuss); Willy Prickartz, (Bezirk Aachen, Funktionen: Vorstand der Angestelltengruppe); Karl-Heinz Scharwat (Bezirk Saar, Funktionen: Gesamtbetriebsrat Saarbergwerke, Betriebsgruppenvorsitzender, Bezirksvorstand, Angestelltenhauptausschuss); Josef Weiter (Bezirk Köln, Funktionen: Betriebsratsvorsitzender, Ortsgruppenvorstand, Angestelltenhauptausschuss); Kurt Winkler (Bezirk Süddeutschland, Funktionen: Ortsgruppenvorsitzender, Betriebsratsvorsitzender, Knappschaftsältester, Gemeinderat). (54)

Die Zechenbetriebsgruppe der KPD/ML-ZB Minister Stein in Dortmund, veröffentlichte am 27.11.1971 eine Ausgabe ihrer „Rutsche“, die auch über „neue Krisenangriffe der RAG“ berichtete. Der Artikel bezog sich auch auf die Zechenstillegungen in Gelsenkirchen, obwohl er sie nicht ausdrücklich erwähnte. Weiter ging er auch auf die neue Lohnordnung ein.

„NEUE KRISENANGRIFFE DER RAG. SCHWARZE LISTEN AUF MINISTER STEIN
DANNHORST UND CO. STELLEN BEI MINISTER STEIN DIE WEICHEN
ANGST VOR DER KAMPFKRAFT DER RUHRKUMPEL WÄCHST

Gegen diese Aussagen von FDP-Riemer protestierten SPD- und IGBE-Führer und die RAG-Bosse, aber dass Riemer mit ihrer Zustimmung an die Öffentlichkeit getreten war und die 'Proteste' nur Tarnung sind, sieht man an folgendem: Die RAG erklärte, sie sei darauf angewiesen, 'den Anpassungsprozeß so störungsfrei wie möglich abzuwickeln' und dabei seien Riemers Äußerungen 'nicht nützlich'. Die IGBE-Führer werfen Riemer vor: wer mit solchen 'leichtfertigen' Äußerungen an die Öffentlichkeit trete, schaffe 'Unruhe und Hektik an der Ruhr'. Damit werde das gerade erst wieder gewonnenes Vertrauen der Bergarbeiter und ihrer Familien verspielt war der Kommentar der IGBE. Schmidt (IGBE) erklärte außerdem, 'er habe große Sorgen, wenn zu einem Zeitpunkt, da das Programm ablaufe, es bereits wieder in Frage gestellt werde. Das müsse zu einem Vertrauensverlust führen, bei dem die LEISTUNGSFÄHIGSTEN LEUTE den Bergbau verlassen würden.' (WAZ 15.10.)

Solche Lügen wie in der 'Ruhrkohle' verbreiten die SPD-Regierung, Gewerkschaftsführer und Zechenbarone, weil ihre Angst vor Kämpfen der Kumpels immer größer wird. Alle Maßnahmen waren bisher darauf gerichtet, die Kampfkraft zu zerstören. Nachdem diese Herren in der Krise 1966/67 und 1969 zu spüren bekommen haben, dass sie mit uns rechnen müssen, schaltete sich sofort die SPD-Regierung ein.

SPD-REGIERUNG - HAUPTFEIND DER ARBEITERKLASSE

Sie war es, die uns den Betrug mit der RAG verkaufte, die das Lohndiktat erließ, die mit Hilfe IHRER Gewerkschaftsführer und IHRER bestochenen Betriebsräte die neue Lohnordnung (vgl. 1.4.1971,d. Vf.) durchdrückte. Sie war maßgeblich an der Einführung der 'schwarzen Listen' beteiligt, und sie kettet mit Hilfe der Gewerkschaftsführer unsere Gewerkschaft immer mehr an den Staatsapparat der Kapitalisten (wie ihr in der RUTSCHE zum IGBE-Gewerkschaftstag lesen konntet).

All diese Manöver hat die RUTSCHE schonungslos entlarvt und immer mehr Kumpel wissen heute, wie der Hase läuft. Deshalb ist die SPD-Regierung gezwungen, ganz direkt in die RAG einzugreifen. Das kann sie noch - im Gegensatz zur CDU, die gar keinen Einfluss auf die Arbeiterklasse hat - weil die SPD durch tausend kleine Fäden bis hinein in die Betriebe mit den Kumpels verbunden ist. So sagte Rohwedder, Staatssekretär von SPD-Schiller vor vier Wochen in Recklinghausen 'Die Bundesregierung wird nicht zusehen, dass Dinge unverändert bleiben, die eigentlich besser sein könnten. Die Bundesregierung prüft, ob sie direkt die Lage der RAG beeinflussen wird, da der Kohlebeauftragte allein nicht ausreicht.'

Kumpels, diese Pläne bedeuten nichts anderes, als dass wir unter Staatskontrolle gestellt werden sollen! Das Lohndiktat der SPD-Regierung und die Kontrolle über die schwarzen Listen sollen jetzt noch weiter ausgedehnt werden.

AUCH IGBE-FÜHRER MACHEN ÜBERWACHUNGSVORSCHLÄGE

Gesamtbetriebsratsvorsitzender der RAG, Mross, erläuterte eine der Überwachungsmethoden zur besseren Kontrolle der Kumpels 'Z.B. haben wir einen großen Teil der Ausbilder und Meisterhauer zu Vertrauensmännern GEMACHT (!), weil wir es für notwendig erachten, dass alle Neuangelegten, Auszubildende, Neubergleute und ausländische Arbeitnehmer durch diese, wenn ich mal so sagen darf, gewerkschaftliche Mangel gehen sollen.' Dass wir unsere Vertrauensleute nicht selber wählen dürfen, zeigt deutlich, wie die innergewerkschaftliche Demokratie weiter abgebaut wird.

SPD-REGIERUNG VERSCHAFFT ZECHENBOSSEN VORMACHTSTELLUNG IN DER EWG. Der Hauptgrund für die weiteren Entlassungen ist laut Riemer die sich verschärfende Krise und die zunehmende IMPERIALISTISCHE KONKURRENZ; die durch den Beitritt Englands (Großbritanniens, d. Vf.) zur EWG entsteht.

Die RAG muss durch und durch rationalisiert werden, denn schon im August 1970 war von der EWG-Kommission in Brüssel eine 'Untersuchung über Steinkohleversorgung und -förderung erarbeitet worden, in der festgestellt wurde: der Anteil der westdeutschen Produktion bis 1975 soll auf 75% (1969: 64,7%) gesteigert werden. Auf unsere Kosten also verhilft die SPD-Regierung den Zechenbaronen zur Vormachtstellung in der EWG. Deshalb heißt es: weg mit den Kumpels, die nicht mehr so ranklotzen können, weil sie durch jahrelanges Schuften für die Zechenherren verbraucht sind ...

DIESE LOHNORDNUNG MUSS VOM TISCH

Was taten die DKP-Führer? Sie unterstützten voll die sozialdemokratischen Tricks und lobten in ihrer UZ die Einsprüche als gutes Kampfmittel.

DKP-FÜHRER - POSTENJÄGER

Und nun die größte Lüge der DKP-Führer. Sie schreiben: 'Die Kumpels sind nicht daran interessiert, dass ihre gewählten Vertreter niedrig bezahlt werden: sie wollen sich auf ihre Kollegen verlassen können.' Kumpels, kann ich mich noch auf einen Betriebsrat verlassen, der monatlich 1 800 - 2 000 DM von den Zechenherren geschmiert bekommt? Nach der Logik der DKP-Führer müssten PS-Direktoren (Personaldirektoren, d. Vf.) wie Fricke und Kelbasser unsere besten Vertreter sein, denn sie bekommen am meisten Geld. Nein, Betriebsräte sollen nicht mehr und nicht weniger bekommen als jeder normale Kumpel auch. Die Führer der DKP zeigen mit ihren Verdrehungen und Lügen, dass sie die Verratspolitik der IGBE-Führer unterstützen, dass sie nicht auf Seiten der Kumpel stehen, sondern sich mit den SPD-Führern gegen die KPD/ML verbinden, weil sie als einzige Partei alle Verrätereien enthüllt und bekämpft. (55)

Die IGBE berichtete am 28.11.1971 in ihrer „Einheit“ Nr. 22 und 23 vom 15.11.1971 bzw. 1.12.1971 über neue Organisationsformen der RAG, die sich auch auf Gelsenkirchen (durch die Einteilung der Bezirke) niederschlagen würde.

„ARBEITNEHMER IM RAG-AUFSICHTSRAT ÜBERSTIMMT

NEUE ORGANISATIONSFORM. Eine Kampfabstimmung im Aufsichtsrat der Ruhrkohle (AG) am 28.Oktober 1971 machte es deutlich: Zwischen den Arbeitnehmervertretern und den Vertretern der Anteilseigner sowie dem RAG-Vorstand bestehen grundsätzliche Meinungsunterschiede über die zukünftige Organisationsstruktur der Ruhrkohle. Alle Beteiligten im RAG Aufsichtsrat sind sich zwar darüber einig, dass in diesem großen Unternehmen die Fäden von der letzten Betriebseinheit zum RAG-Vorstand straffer gezogen werden müssen, aber über Mittel und Methoden gehen die Auffassungen weit auseinander. Wer weniger Verwaltung und mehr Kooperation in der RAG haben will, der kann nicht - wie es die Mehrheit des Aufsichtsrates gegen die Arbeitnehmerstimmen beschlossen hat - zwischen den einzelnen BAG und RAG-Vorstand noch eine 'Zwischenetage' einbauen. Neue 'Mini-Generäle' sind kein geeignetes Mittel, um das RAG-Management beweglicher zu machen.

BEI DER RUHRKOHLE DROHT WEITERE BÜROKRATISIERUNG
RAG-VORSTAND SOLLTE MANAGEMANT-PLANUNG PRÜFEN

'Im Interesse einer straffen, unkomplizierten Unternehmensführung' hat der Vorstand der Ruhrkohle AG seinem Aufsichtsrat eine Änderung der Organisationsstruktur vorgeschlagen, die zu einer harten Auseinandersetzung zwischen den Arbeitnehmervertretern und der geschlossenen Front der Unternehmervertreter geführt hat.

Was der RAG-Vorstand für eine 'unkomplizierte' Unternehmensführung hält, sieht sich so an:
1. Die regionalen Gebiete der sieben Bergbaugesellschaften werden in drei Bereiche gegliedert, nämlich Ost - Mitte - West.
2. In jedem der drei Bereiche bleiben zwei Betriebsführungsgesellschaften tätig, wobei die BAG Essen bis Ende 1972 in benachbarte Betriebsführungsgesellschaften eingegliedert wird.
Ost: BAG Dortmund, BAG Westfalen; Mitte: BAG Herne-Recklinghausen, BAG Gelsenkirchen-Essen; West: BAG Niederrhein, BAG Oberhausen.
3. Die RAG bestimmt für jeden der drei Bereiche einen Leiter, der in Personalunion Sprecher in den Vorständen der zugehörigen beiden Betriebsführungsgesellschaften wird. Die drei Bereichsleiter werden dem Vorstand der RAG unmittelbar zugeordnet und nehmen an Sitzungen des RAG-Vorstandes teil.

Hinter diesem Vorschlag verbirgt sich vieles, nur nicht eine 'unkomplizierte Unternehmensführung'. Da soll es neue 'Bereiche' geben, neue 'Bereichsleiter', neue 'Sprecher in den Vorständen'. Und das alles, um - wie es in der Erklärung des RAG-Vorstandes heißt - die 'angestrebte Zusammenfassung von zwei Bergbaugesellschaften zu einem Verwaltungsbereich' vorzubereiten und einzuleiten. Irgendwann kann es sicher zu dieser Zusammenfassung von zwei Bergbaugesellschaften zu einem Verwaltungsbereich' kommen. Irgendwann! Aber nicht heute, und nicht morgen! Das wird ein zeitlich langer Prozess sein, da vorher eine Vielzahl von technischen, organisatorischen und sozialen Schwierigkeiten ausgeräumt werden müssen. Doch dafür braucht man keine neuen 'Zwischenetagen', wie sie die vorgesehenen neuen Bereichsleiter darstellen. Dafür braucht man vielmehr den direkten Draht von jeder Bergbau AG zum RAG Vorstand. So wie es die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat und die IG Bergbau und Energie vorgeschlagen haben.

1. Die Vorstände der Betriebsführungsgesellschaften werden von jetzt vier auf drei Vorstandsmitglieder vermindert.

2. Jeder Vorstand einer Betriebsführungsgesellschaft entsendet eines seiner Vorstandsmitglieder in den RAG-Vorstand zum Zwecke der direkten Kooperation und Information.

Weniger Bürokratie, mehr betriebsnahe Wirksamkeit. Das ist das Ziel der gewerkschaftlichen Vorstellungen über eine neue Organisationsstruktur in der Ruhrkohle. Doch der Vorschlag des RAG-Vorstandes mit den ominösen 'Bereichsleitern', die den einzelnen Gruppenvorständen völlig unorganisch aufgepfropft werden sollen, wird neue Schwierigkeiten auslösen.

- Der direkte Informationsfluss von den einzelnen Betriebsführungsgesellschaften zum RAG-Vorstand in Essen wird zwangsläufig durch die neue Zwischeninstanz 'Bereichsleiter' empfindlich gestört.

- Kompetenzabgrenzungen und die damit verbundenen Streitfragen werden die Unternehmensführung weiter komplizieren.

- Die Gefahr einer weiteren Bürokratisierung der RAG wird an die Stelle der notwendigen Endbürokratisierung treten.

- Durch die geplante Zwischeninstanz werden - weil das in einem Großunternehmen einfach nicht anders ist - zusätzliche Reibungsverluste im Management der einzelnen Betriebsführungsgesellschaften entstehen.

All diese negativen Faktoren im Organisationsmodell des RAG-Vorstandes sollten für die Verantwortlichen Veranlassung sein, die Managements-Planung in der Ruhrkohle noch einmal neu zu überdenken. Noch ist es nicht zu spät.“

Später (vgl. 1.12.1971) berichtet die IGBE:

HARTE VORWÜRFE DER BETRIEBSRÄTE GEGEN VORSTAND DER RUHRKOHLE AG. Massive Vorwürfe der Betriebsräte gegen den Vorstand der Ruhrkohle AG (RAG). Das war die Reaktion auf den in einer Kampfabstimmung gegen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat durchgeboxten Beschluss, die Organisationsstruktur der RAG entscheidend zu verändern. Für die Arbeitsgemeinschaft der Gesamtbetriebsräte erklärte uns deren Vorsitzender Karl-Heinz Mross: 'Wir sind sofort einen Tag nach der Aufsichtsratssitzung zu einer Sondersitzung zusammengetreten und haben den Mehrheitsbeschluss des Aufsichtsrates schärfstens abgelehnt. Die Betriebsräte stimmten mit der ablehnenden Haltung der IG Bergbau und Energie überein.'

Der Gesamtbetriebsrat der Bergbau AG Essen - die nach den Plänen des RAG-Vorstandes in benachbarte Betriebsführungsgesellschaften eingegliedert werden soll - stellte in einer Entschließung fest, dass der fragliche Aufsichtsratsbeschluss 'zu nichts anderem als zu einer verstärkten Unruhe in der Belegschaft geführt' hat.

Im Auftrage seiner Betriebsratskollegen erklärte der Essener Gesamtbetriebsratsvorsitzende Rudi Koblitz dem Aufsichtsratsvorsitzenden Friedrich-Carl Erasmus von der BAG Essen weiter unmissverständlich, dass die 'vertrauensvolle Zusammenarbeit' durch die Verfahrensweise des RAG Vorstandes erheblich gestört ist. Ebenso unmissverständlich und hart reagierte auch Günter Binkel, der Betriebsratsvorsitzende der Essener BAG-Hauptverwaltung.

Im Namen seiner Kollegen bezeichnete er in einem Brief an Friedrich-Carl Erasmus die vom RAG-Vorstand gewollten Änderungen als einen 'großen Fehler', der die davon betroffenen Arbeitnehmer 'psychologisch nicht vorbereitet' traf.

Die Angestellten in der Essener BAG-Hauptverwaltung sehen sich um 'eines optischen Effekts wegen' geopfert. In der Stellungnahme der Betriebsräte zieht sich wie ein roter Faden die Forderung nach der sozialen Absicherung der betroffenen Arbeitnehmer. Im übrigen aber wird von den Betriebsräten klipp und klar gesagt: Der erwartete Rationalisierungseffekt wird durch die vom RAG-Vorstand geplanten Maßnahmen nicht erzielt.“ (56)

Die KPD berichtete in ihrer „Roten Fahne“ Nr. 30/1971 vom 19.11. über den Ruhrbergbau, u. a. auch über Graf Bismarck in Gelsenkirchen:

RUHRKUMPEL GEGEN MONOPOLE. In der Roten Fahne Nr.23 (gemeint ist die Ausgabe vom 13.8.1971, d. Vf.) haben wir den Mitte dieses Jahres verabschiedeten Anpassungsplan der Ruhrkohle AG als das Ergebnis des arbeiterfeindlichen Komplotts von Ruhrbossen, SPD- und IG Bergbau-Führung entlarvt. Dieses kapitalistische Rationalisierungsprogramm soll durch Massenentlassungen, Umsetzungen und Verschärfung der Arbeitshetze in fünf Jahren die Grundlage dafür schaffen, dass die Stahlkapitalisten ihre 3 Milliarden Schuldforderungen eintreiben und billige Kohle erhalten. Die RAG behauptet, von diesem Plan würden bis 1975 25 000 Kumpel betroffen, doch schon eine einfache Rechnung zeigt, dass diese Zahl bedeutend höher liegen wird, soll doch die Schichtleistung pro Mann in diesem Zeitraum auf das Doppelte gesteigert werden bei Einfrieren der Produktion auf der gegenwärtigen Höhe, was mindestens die Verringerung der Untertagebelegschaft auf die Hälfte bedeuten wird.

Dieser Plan tritt jetzt in sein erstes Stadium: Mit den Auswirkungen der sich durchsetzenden Krise in der Stahlindustrie (IGM-Bereich, d. Vf.) auf die Ruhrkohle sind die Halden wieder stark gewachsen. Die Stahlindustrie nimmt der RAG 20% weniger ab als im letzten Jahr, bei den übrigen Abnehmern sind es 29%. Innerhalb eines Jahres sind die Halden von 200 Tsd. Tonnen auf 5,4 Mio. Tonnen angewachsen.

Die Maßnahmen der Kapitalisten:
- Streichung sämtlicher Überschichten, d.h. für die Kumpel monatlich im Durchschnitt 10% weniger Lohn.
- Sofortiger Einstellungsstopp und Entlassung der Kollegen, die über Sklavenhändler vermittelt sind.
- Sofortige einschneidende Reduzierung der Untertagebelegschaft.

Die IG-Bergbau-Führung hatte Anfang Oktober auf ihrem Gewerkschaftstag (vgl. 30.9.1971,d. Vf.) in dieser Situation nichts besseres zu tun, als durch ihren Vorsitzenden Adolf Schmidt (SPD) zu erklären, sie stehe voll hinter der Ruhrkohle AG. Nicht einmal der Schein des Protestes gegen das arbeiterfeindliche Krisenprogramm, im Gegenteil: Die Diskussion der Anträge über den verräterischen Tarifabschluss und die neue Lohnordnung, die für einen Teil der Kumpel Lohnraub bis 10 DM pro Schicht bedeutet, wurde kurzerhand abgewürgt. Um den wachsenden Widerstandswillen vieler Kumpels zu entmutigen und die fortschrittlichen Kollegen einzuschüchtern, erteilte Schmidt 'extrem radikalen Ideologien eine eindeutige Absage'. Damit sagte er den Arbeitern, die den Kampf gegen den Verrat der IG-Bergbau-Spitze aufgenommen haben und die Rolle der SPD als Agentur der Monopole ständig entlarven, den Kampf an. Nach wie vor sieht die IG-Berbau-Führung ihre Hauptaufgabe darin, die Kumpel über das wirkliche Ausmaß der Entlassungen zu täuschen, ihnen Sand in die Augen zu streuen und sie mit geringen Zugeständnissen, wie der Überbrückungshilfe (60% des Bruttolohns für mit 50 Jahren entlassene Kollegen bis zum Rentenalter) ruhig zu halten, damit die Kapitalisten ihre Pläne widerstandslos durchsetzen können. Gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Kühn (SPD) und der Konzernleitung taten die IG-Bergbau-Führer empört, als NRW-Wirtschaftsminister Riemer in Sorge um seinen Etat kürzlich die Unvorsichtigkeit hatte, laut zu vermuten, was wir alle wissen: Dass über den Anpassungsplan der RAG hinaus weit mehr Zechen stillgelegt und Kumpel entlassen werden sollen. Um die Unruhe unter den Kumpel schnell wieder zu ersticken, sah Kühn sich gezwungen, Riemer eine Rüge zu erteilen und radikale Töne anzuschlagen. Notfalls werde die RAG verstaatlicht und sogar noch weiter, es gehe nicht an, dass nur die Verluste sozialisiert und die Gewinne privatisiert würden, Reformisten und Revisionisten in SPD und DKP lobten den Landesvater ob dieser entschiedenen Worte.

Als würde sich durch das Eigentum des kapitalistischen Staatsapparates an der Ruhrkohle-AG mehr ändern als die rechtliche Verkleidung der Verschärfung der Ausbeutung durch Arbeitshetze und Rationalisierung, als würde sich für die Ruhrkumpel dadurch etwas ändern, ob sie von der JETZIGEN KONZERNLEITUNG im Auftrage der Stahlkonzerne oder einem STAATSBEAMTEN im Auftrag der Stahlkonzerne ausgebeutet würden. Kühn machte auch sofort klar, was er meinte: Es geht gar nicht darum, die Profite und Schuldforderungen der Stahlherren aus dem Kohlegeschäft zu mindern, sondern nur darum, dass mit den Geldern der RAG richtig gewirtschaftet würde. Damit sprach er nur den Unmut der Stahlherren aus, die seit der Gründung der RAG erbost sich über die Schwerfälligkeit des kaum umstrukturierten Verwaltungsapparat der RAG äußern, der ein Hindernis für die schnelle und reibungslose Durchführung des Rationalisierungsprogramms ist. Kühn machte klar, dass auch eine verstaatlichte RAG weiter stilllegen und rationalisieren würde.

Adolf Schmidts Zorn über die Äußerungen des FDP-Ministers zeigte klar, wessen Kopf er sich zerbricht: Den seiner Kollegen in Vorstand und Aufsichtsrat, denn seine Hauptsorge gilt der Tatsache, dass diese Äußerung zu einem Vertrauensverlust (um dessen Aufrechterhaltung er sich ja seit Jahren bemüht) führen würde, bei dem die leistungsfähigsten Leute den Bergbau verlassen würden. Hier zeigt sich das ganze kapitalistische Gedankengut dieses mit Aufsichtsrat- und SPD-Posten korrumpierten Gewerkschaftsführers: Seine Sorge ist nicht die Lage und das Schicksal der Mehrzahl der Kumpel, die über 40 Jahre alt sind, sondern allein, dass seine Herren genügend frisches und unverbrauchtes Ausbeutungsmaterial kriegen.

Dabei glaubt niemand mehr an die von der RAG angegebenen Zahlen von 25 000 betroffenen Kumpel. Es liegen schon Gutachten auf dem Tisch, die klipp und klar nachweisen, dass es unter 43 000 nicht abgehen wird. Bisher hat noch niemand gewagt, das geheime Gutachten der Bundesanstalt für Wiederaufbau zu veröffentlichen, selbst der Wirtschaftsausschuss des NRW-Landtages durfte es noch nicht einsehen.

Alles spricht dafür, dass Staat und Kapitalisten alle Vorbereitungen getroffen haben zur Verwirklichung ihres Zielplans: Bis 1975 die Stillegung soweit zu treiben, dass nur noch 7 Verbundzechen übrigbleiben mit nur noch 40 000 Untertage-Beschäftigten (heute 107 000). Die vor zwei Wochen beschlossene Zusammenfassung der sieben Betriebsführungsgesellschaften der RAG zu dreien hat viele Kumpel in ihrer Befürchtung bestärkt: Die Rationalisierungsmaßnahmen sollen beschleunigt werden, an deren Ende die beiden Betriebsführungsgesellschaften Ost und Mitte die Konkursmasse ausgeraubt haben und nur im Westen einige hochrationalisierte Zechen übrigbleiben. Jahrelang ist es den Führern der IG Bergbau durch geringe Zugeständnisse wie Überbrückungshilfe, durch Scheinmanöver, Erpressungen und brutale Ausschlusspraktiken gelungen, die Kämpfe der Bergarbeiter zu spalten und zu unterdrücken. Bis 1966/1967 standen die Kumpel in ihrem Kampf allein. Die wieder verschärft im kapitalistischen Krisenzyklus ablaufende Entwicklung des BRD-Monopolkapitals stärkt die Einsicht der fortschrittlichen Kollegen, dass die Bergarbeiter und die Stahl- und Metallarbeiter des Ruhrgebiets gemeinsam den Kampf aufnehmen müssen. Die Krise 1966/1967 und die Septemberstreiks beweisen, dass der Kampf der Stahlarbeiter um ausreichende Löhne, gegen Arbeitshetze, Kurzarbeit und Entlassungen auch den Ruhrkumpel neuen Mut gibt, der Abwiegelungs- und Spaltungstaktik der IG Bergbau-Führung entgegenzutreten.

Die KPD wird den Kampf der Ruhrkohle-Arbeiter gegen die Entlassungswelle mit allen Kräften unterstützen. Mit dieser Nummer wird der Verkauf der ROTEN FAHNE vor den Zechen begonnen. Bis zum regelmäßigen Erscheinen einer Ruhrkohle-Seite, werden in bestimmten Abständen Korrespondenzen von Genossen und Kollegen aus dem Bergbau abgedruckt.“

Am selben Tag veröffentlicht die KPD die folgende Korrespondenz:"

BERICHT EINES KOLLEGEN AUS DEM BERGBAU

Zum Artikel 'Ruhrkohle AG' in der ROTEN FAHNE Nr.23 sandte uns ein Kolleg aus dem Bergbau folgende Korrespondenz:

Der Artikel 'Ruhrkohle AG' befasst sich nur mit der Situation heute. Wenn so ein Artikel in einer kommunistischen Zeitung erscheint, sollte er auch die Entwicklung, die zur Gründung der Ruhrkohle AG geführt hat, aufzeigen und kritisieren. Hierbei wären meiner Meinung nach zwei Parallelen zu bezeichnen: Einmal die politische, unter der damaligen CDU- und der heutigen SPD-Regierung, zweitens eine IG-Bergbau-Führung, die sich damals wie heute nicht an die Forderungen der Kumpel gehalten hat. Nach dem letzten Krieg hatte man die Kumpel nötig für den wirtschaftlichen Wiederaufbau der BRD. Sie machten das sogenannte Wirtschaftswunder für das Kapital perfekt. CDU-Regierung und Kapital, an große Gewinne und niedrige Löhne gewöhnt, versuchten 1958, die aufkommende Krise zu verschleiern. Verschleiern deswegen, weil bewusste Funktionäre und Arbeitervertreter mit Protestaktionen und Entschließungen an Regierung und Vorstand der IG-Bergbau der aufkommenden Krise den Kampf ansagten. In Belegschaftsversammlungen, Betriebsrätevollkonferenzen und Ortsgruppenversammlungen im Ruhrgebiet wurde die aufkommende Krise diskutiert. Die Kumpel erkannten jetzt, dass sie um die Früchte ihrer Arbeit gebracht werden sollten. Die ersten Feierschichten wurden eingelegt und von Zechenschließungen wurde gesprochen. Aus diesem Grund wurden überall u.a. folgende Forderungen aufgestellt:

- Bezahlung der Feierschichten,
- sofortige Einführung der verkürzten Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich,
- sofortiger Stop jeglicher Mietpreiserhöhung,
- Lohnerhöhung als Ausgleich für die in der letzten Zeit andauernden Preiserhöhungen und Feierschichten.

Hierzu noch einen Auszug aus dem Beschluss einer Belegschaftsversammlung der Zeche Rheinbaben vom November 1958 ...

Führend in diesem Kampf der Bergarbeiter gegen die Auswirkungen dieser Krise waren klassenbewusste Mitglieder der verbotenen KPD. Für die Bundesregierung und die IG-Bergbau-Führung war diese Kampfansage der Beweis für das wachsende Klassenbewusstsein der Bergarbeiter. In der Nachfolgezeit scheuten Kapital und IG-Bergbau-Führung nicht davor zurück, bewusste Gewerkschafter, vor allem Kommunisten, mit Hilfe der politischen Polizei (PoPo, d. Vf.) und der Justiz einzuschüchtern und zu terrorisieren. In vielen Prozessen wurden diese Kollegen zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt und aus der IG-Bergbau ausgeschlossen (UVB, d. Vf.).

Trotz des Widerstands der Kumpel wurden die ersten Zechen stillgelegt und zur Beruhigung wurden die Parolen ausgegeben: die Schwierigkeiten seien damit überwunden und es gehe wieder bergauf. Bergauf ging es aber nur für die Profite der Kapitalisten: Die Öleinfuhren wurden gesteigert. Gerade die Kohlegesellschaften steigen ins Ölgeschäft um. Durch verschärfte Arbeitshetze und Profitgier der Kapitalisten wurde die Leistung pro Mann und schicht noch gesteigert. 1963/1964 bahnte sich die nächste Krise an: Die Halden wuchsen, wieder wurden Feierschichten angesagt und Zechensterben in Aussicht gestellt. Gemahnt durch die erste Krise verlangten die Kumpel sofortige Klarheit von Regierung und Gewerkschaft. Aber jetzt entpuppten sich die IG-Bergbau-Führer wieder eindeutig als Sprecher der Kapitalisten, indem der Vorsitzende Walter Arendt sagen musste: 'Der Bergbau musste sich gesundschrumpfen.' D.h. in anderen Worten: tausende von Kumpeln müssen den Bergbau verlassen, denn es sollte nur soviel Kohle gefördert werden, dass dem Kapitalisten genug Profit bleibt. Wieder wurde die Krise auf dem Rücken der Kumpel ausgetragen. Großschachtanlagen mit 5 000 - 6 000 Mann wie Bismarck in Gelsenkirchen (vgl. 30.9.1966,d. Vf.) wurden stillgelegt. Mit Ablauf der Krise hatten insgesamt 180 000 Kumpel ihren Arbeitsplatz verloren.

Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Die Bundesregierung hat tatenlos zugesehen, wie die Kapitalisten ihr Ölprogramm durch erhöhte Einfuhr von Öl und durch Neubau von Raffinerien vorantrieben, zugleich die eigenen Energiequellen im Land vernichteten und zwar auf Kosten der Steuerzahler durch hohe Stillegungsprämien. Als sich die Lage Ende 1967 dann etwas beruhigte, erkannten die Bergbaukapitalisten, dass der Bergbau noch immer nicht für sie rentabel genug ist und das Ölgeschäft viel größere Gewinne abwirft. Aber die nächste Bundestagswahl (BTW, d. Vf.) stand vor der Tür und die CDU sowie das Kapital konnten sich keine weitere Unruhe erlauben. Deshalb traten von der IG-Bergbau einige Vorstandsmitglieder auf den Plan mit der Gründung einer Einheitsgesellschaft im Ruhrgebiet. Hierbei erkennt man den Verrat der IG-Bergbau-Führer an den Kumpel, indem sie den Kapitalisten für hohe Entschädigung und Zinsen den bankrotten Bergbau neu zusammenschließen wollten zu einer Ruhrkohle AG. Die Gründung kam; die Bergbaubosse waren froh, ihren Ballast für hohe Zusicherungen der Bundesregierung an die Einheitsgesellschaft verkauft zu haben. In den Vorstand kamen bewährte Stillegungsexperten wie H.P. Kemper, K.H. Haffner und H. Kegel, sowie viele rechte Gewerkschaftsführer, die ja immer schon von Gewerkschaftsbeiträgen bezahlte Kapitalvertreter waren. Ein neuer Kapitalist war geboren. Er hat eine neue Prägung, die sich für die Kumpel sehr schlecht auswirkt. Ihre Gewerkschaftsführer, die große Gehälter von der Ruhrkohle AG beziehen, wurden zu Sprechern von Kapital und Regierung gemacht, um das gesteckte Ziel, nur noch sieben Großschachtanlagen übrig zulassen, durchzuführen.

Der Plan der Ruhrkohle AG zu den Stillegungen ist fertig. Nur den Kumpel sagt man nicht die Wahrheit. Nach der letzten Bundestagswahl haben viele Arbeiter von der SPD-Regierung erwartet, dass eine Wende in der BRD eintritt. Nach zwei Jahren Regierungszeit mussten sie feststellen, dass SPD und Kapital Arm in Arm gemeinsam gegen den Arbeiter stehen, wie vorher die CDU und CSU. Die Kumpel und die Stahlarbeiter müssen jetzt erkennen, dass diese Entwicklung uns alle angeht, dass wir nicht solange warten dürfen, bis Not und Elend uns voll erreicht haben, sondern dass wir heute wach werden, auf die eigene Kraft vertrauen und für eine sozialistische Zukunft kämpfen müssen.“ (57)

Zum 15.1.1972 berichtete die KPD/ML-ZB in ihrem „KND“ Nr. 4/1972 auch von Feierschichten im Ruhrkohle-Bergbau. Danach sollen „zwischen dem 21.1. und dem 1. April die 180 000 Kumpel der RAG sieben Feierschichten verfahren“, was sich auch auf Zechen in Gelsenkirchen bezogen haben dürfte. (58)

Am 20.1.1972 empfing laut „KND“ Nr.7/1972 der KPD/ML-ZB und des KJVD Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) in Bonn 60 Betriebsräte, „mit denen er eineinhalb Stunden eine Unterredung hatte. Bei diesem Gespräch waren auch der alte Arbeiterverräter Arendt und DGB-Oberbonze Vetter anwesend“.

Themen seien das BVG, die Betriebsratswahlen (BRW) und die Kommunistenverfolgung im Betrieb gewesen. U.a. wird über die Lage im Ruhrkohlebergbau gesprochen. Das Treffen kommt auf Initiative des sog. 'Arbeiternehmerbeirats' beim Parteivorstand der SPD zustande. An dem Treffen nehmen u.a. teil: Karl Heinz Trojahn (Zeche Hugo Gelsenkirchen), H. Preuß (Zeche Schlegel und Eisen Herten), Ferdi Nieswandt (Krupp Bochum), W. Tebbe (Hoesch Phoenix Dortmund) aus NRW sowie aus Berlin Betriebsräte von KWU (3), NCR, Schwartzkopff und AEG Sickingenstraße. In den Berliner Betriebszeitungen der KPD/ML-ZB wird als Thema des Treffens die Bekämpfung der KPD/ML-ZB angegeben, denn nicht nur zufällig seien gerade Betriebsräte der Berliner Betriebe anwesend gewesen, in denen es Betriebsgruppen der KPD/ML-ZB gäbe. Die Veranstaltung habe unter dem Motto „Die KPD/ML und die Kommunistenbekämpfung“ gestanden. (59)

Im März 1972 gab die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen vermutlich ein Extrablatt ihres „Roten Funkens“ zu den Betriebsratwahlen (BRW) heraus. (60)

Die Nr.20/1972 des KND“ der KPD/ML-ZB und des KJVD vom 11.3. berichtete über die Betriebsratswahlen im Bergbau, die im Ruhrgebiet nun anstehen würden. (61)

Im April 1972 gab die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen ihren „Roten Funken“ heraus. (62)

Im Mai 1972 berichtete vom IGBE-Tag Ludwig Hill aus Gelsenkirchen „dass die Anpassung für Knappschaftsrenten nicht 9,5, sondern nur rund 4,29 Prozent beträgt.“ (63)

Die „Rote Fahne“ der KPD Nr.42/1972 vom 3.5. beschäftigte sich u. a. auch von den Betriebsratswahlen innerhalb der IGBE. (64)

Am 8.5.1972 gab die Konzernzellenleitung Ruhrkohle AG (RAG) einen Sonderdruck ihrer „Kommunistischen Arbeiterpresse“ für die Ruhrkumpel des Reviers heraus. Eine Kontaktadresse wurde angegeben mit: Gelsenkirchen (Mittwochs 16-18 Uhr 'Zum Alten Fritz', Westerholterstr.80). Reguläre Ausgaben wurden uns bisher nicht bekannt.

„Der Hauptartikel lautete: 9 PROZENT IST VERRAT!
DIE KPD FORDERT: 7 DM PRO SCHICHT MEHR FÜR ALLE!

Am 10.April wurden die Lohntarifverträge für die 250 000 Beschäftigten im Bergbau zum 31.Mai gekündigt. Wie bei der IGBE-Spitze üblich, fragte sie nicht danach, was die Kumpel selbst für Lohnforderungen aufstellten, sondern beschloss einfach eine und gab sie am 23.April bekannt: 9%!

Was bedeutet diese Lohnforderung für die Kumpel?

Die Kumpel, die ehemals an der Spitze der Lohnskala standen, müssen heute Überstunden machen, Überschichten fahren und die äußersten Kräfte anspannen, um nicht nur den Gedingelohn zu verdienen, der laut Kapitalisten und Gewerkschaftsspitze einer 'normalen' Arbeitsleistung entspricht, sondern soviel, um wenigstens einigermaßen sich selbst und seine Familie ernähren zu können. Die 1 081 DM Brutto der Lohngruppe 9 z.B., die nach allen Abzügen auf etwa 800 DM Netto zusammenschrumpfen, reichen jedenfalls hinten und vorne nicht. Zwang zu Überschichten, rapide Zunahme der Arbeitsunfälle infolge der kapitalistischen Rationalisierungen und Verschärfung der Arbeitshetze - es gibt kaum einen Kumpel, der nicht einen oder zwei Arbeitsunfälle hinter sich hat - das ist der Alltag im Bergbau. Nachdem sich die Kumpel, oft ab dem 15. Lebensjahr für die Kapitalisten abgerackert haben, müssen sie sich noch nach Erreichen des Rentenalters als Invaliden und betroffen von der häufigsten Berufskrankheit im Bergbau, der Silikose (Staublunge) noch jahrelang mit der Knappschaft herumschlagen, um die ihnen zustehende Rente zu bekommen. Aber das sind nicht die einzigen Folgen der verschärften Ausbeutung der Bergarbeiter durch die Bergbaukapitalisten. Von 1957 bis 1969 wurden über 250 000 Kumpel, die ihre besten Jahre und ihre Gesundheit der Profitgier der Ruhrbarone opfern mussten, auf die Straße gesetzt. 50 000 Entlassungen bei der RAG stehen an.

DIE ARBEITERFEINDLICHE POLITIK DER SPD-REGIERUNG. Der Garant für die weitere Verschlechterung der Lage der Kumpel war und ist die SPD-Regierung! Sie betrieb die Gründung der Ruhrkohle AG, das hieß, Sanierung der Kapitalisten; für die Kumpel blieben Massenentlassungen, Feierschichten und unmäßige Verschärfung der Arbeitshetze. Sie hat unsere Lohntüte durch Lohnsteuervorauszahlung, Preistreiberei, Erhöhung der indirekten Steuern und der Tarife für Strom, Gas und Nahverkehr weiter geschmälert. Sie steckte durch die Schillerschen Lohnleitlinien den Rahmen für die Tarifpolitik der IGBE-Führung ab. Sie baute die demokratischen Rechte der Arbeiterklasse durch das neue Betriebsverfassungsgesetz (BVG- vgl. 19.1.1972,d. Vf.) weiter ab. Sie rüstet den Staatsapparat zur besseren Verteidigung der Kapitalistenklasse gegen die Kämpfe der Arbeiterklasse.

DIE TAKTIK DER IGBE-SPITZE. Die Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Bergarbeiter ist ein einziges Beispiel für die Handlangerdienste der IGBE-Spitze im Dienste der Kapitalisten. Da, wo es Kämpfe gab, versuchte die IGBE-Spitze die Führung zu übernehmen, um sie besser abwiegeln zu können. Oder sie handelte, wie im letzten Jahr hinter dem Rücken der Kumpel einen Tarifabschluss, der in Wirklichkeit nur auf dem Papier stand. Die meisten Kumpel sahen in Folge der kurz zuvor verabschiedeten 'neuen Lohnordnung' und der damit verbundenen Rückstufungen nichts von den 7,3%.

'Bei der diesjährigen Tarifrunde wird es keine Nacht- und Nebelaktion geben' tönt IGBE-Berufsbetriebsrat und Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Mross. 'Die diesjährige Tarifrunde wird garantiert härter, als der letzte Winter. - Wir werden es nicht dulden, dass die Bergarbeiter geringeren Lohn für schwerste Arbeit bekommen' verkündete IGBE-Vorsitzender Adolf Schmidt und drohte mit Streik.

WIR WISSEN, WAS WIR VON DIESEN PHRASEN ZU HALTEN HABEN, HINTER DENEN SICH DIE KAPITALISTENKNECHTE DER IG-BERGBAU-SPITZE VERSCHANZEN!

- 9% bedeuten angesichts der Preistreiberei, der Mieterhöhungen, den indirekten Steuererhöhungen und Tariferhöhungen der öffentlichen Transport- und Versorgungsbetriebe, von denen alle Kollegen gleichermaßen betroffen sind, eine weitere Verschlechterung der Lebensbedingungen. Die Kumpel, die in niedrigen Lohngruppen eingestuft sind, würden durch eine prozentuale Lohnerhöhung weniger bekommen, als ein Kumpel in der Lohngruppe 11. Dadurch würde sich die Kluft zwischen den einzelnen Lohngruppen weiter vergrößern - schon heute beträgt die Differenz zwischen Lohngruppe 1 und 11 über 19 DM! Dadurch wird die einheitliche Front der Kumpel geschwächt.

- 9%, diese Forderung ist gerade hoch genug, glauben sie, um die Kumpel noch bei der Stange zu halten und notfalls für die Taktik der reaktionären Gewerkschaftsführung nach dem Beispiel der Punktstreiks bei der letzten Chemietarifrunde (CTR, d. Vf.) mobilisieren zu können.

- 9%, diese Forderung ist niedrig genug, um währenddessen hinter dem Rücken der Kumpel einen schnellen Abschluss im Rahmen der Schillerschen Lohnleitlinien auszumauscheln.

Kollegen, in diesem Jahr werden wir es nicht hinnehmen, dass die IGBE-Spitze in unserem Namen einen Abschluss von 9% oder darunter beschließt! Mit der Gründung der Konzernzellenleitung der KPD bei der RAG und der Betriebszelle Westerholt/Polsum sind die Voraussetzungen für die Aufnahme des organisierten Abwehrkampfes gegen die Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Kumpel und gegen den Verrat der IGBE-Spitze geschaffen.

WAS TUT DIE DKP?

Die Taktik der DKP-Führung ist nicht schwer zu erraten. Da sie als Agentur des sowjetischen Sozialimperialismus (Su, d. Vf.) mit der Forderung nach der Ratifizierung der Ostverträge die Arbeiterklasse verrät, hat sie natürlich auch kein Interesse am Tageskampf der Kumpel. Deshalb wird sie, wie schon in der Metall- und Stahltarifrunde (MTR bzw. STR der IGM, d. Vf.) sagen: Eine eigene Forderung stellen wir nicht auf! Bei aller Kritik an der IGBE ... , jetzt heißt es, die 9% voll durchzusetzen! Der spalterischen Lohnforderung der IGBE-Spitze setzen wir die Forderung nach einem einheitlichen DM-Betrag für alle entgegen:

7 DM PRO SCHICHT FÜR ALLE, DAS SIND 154 DM MONATLICH MEHR FÜR ALLE! Weiter fordern wir die tarifliche Absicherung des Existenzminimums:

1 000 DM MINDESTNETTOLOHN!
KEINE ANRECHNUNG DER TARIFERHÖHUNG AUF DEN EFFEKTIVLOHN!
Die Lehrlinge, die nicht zum Knappen ausgebildet werden, können von ihrer 'Ausbildungsvergütung' nicht leben. Die Kapitalisten versuchen, die Kosten der Ausbildung, aus der sie letztlich Profite schlagen, auf die Eltern abzuwälzen. Ob der Lehrling im 1. oder 4.Lehrjahr ist, die Kosten, um das Minimum seiner Lebensbedürfnisse zu decken, sind die gleichen. Deshalb fordern wir:

EINHEITLICHEN EXISTENZLOHN FÜR JEDEN LEHRLING, HEUTE 500 DM!
Die Kapitalisten und die Gewerkschaftsführung haben ein ausgeklügeltes System der Trennung von Lohn-, Mantel-, Urlaubs und anderen Tarifverträgen entwickelt, um bei Kompromissen bei der einen auf die andere Tarifverhandlung vertrösten zu können und den Kampf um höhere Löhne von dem Kampf um Verkürzung der Arbeitszeit und für mehr Urlaub zu trennen. Wir wissen, dass z.B. dem Verschleiß unserer Gesundheit nicht durch Geld, sondern nur durch Arbeitszeitverkürzung und Verlängerung des Urlaubs begegnet werden kann. Wir gehen auch davon aus, dass der Abwehrkampf gegen die Angriffe der Kapitalisten tagtäglich geführt werden muss, und nicht nur, wenn die Tarifrunde ansteht. Denn: die Kapitalisten versuchen ständig, das von uns Erkämpfte rückgängig zu machen, sie entwickeln ständig neue Methoden der Verschärfung der Ausbeutung, gegen die wir uns unmittelbar zur Wehr setzen müssen!

FÜR DEN 7-STUNDENTAG BEI VOLLEM LOHNAUSGLEICH!
Die Kapitalisten versuchen immer, die Arbeitswoche und die Arbeitstage zu verlängern, um die Arbeitskraft maximal auszubeuten. Zusätzlich verlängern sich unsere Anfahrtswege nicht nur infolge der kapitalistischen Wohnungsbaupolitik, die die Arbeiterklasse immer mehr an den Rand der Städte verdrängt. Die Kumpel, die aus stillgelegten Zechen übernommen werden, bekommen die lange Anfahrtswege besonders zu spüren. Deshalb fordern wir:
5-TAGE-WOCHE, AUCH FÜR SCHICHTARBEITER, KEINE WOCHENENDFÖRDERUNG!
ANRECHNUNG DER SEILFAHRT AUF DIE ARBEITSZEIT!

BEZAHLUNG DER FAHRTZEIT ALS ARBEITSZEIT!
Der zunehmende Verschleiß der Arbeitskraft fordert auch mehr Erholung. Deshalb fordern wir:
6 WOCHEN MINDESTURLAUB FÜR ÜBERTAGEBESCHÄFTIGTEN!
8 WOCHEN MINDESTURLAUB FÜR UNTERTAGEBESCHÄFTIGTE, AUCH EHEMALIGE UNTERTAGEBESCHÄFTIGTE, JUGENDLICHE UND ARBEIT UNTER ERSCHWERTEN BEDINGUNGEN!

Kollegen, der Abwehrkampf in der kommenden Tarifrunde gegen die weitere Verschlechterung unserer Lebensbedingungen, dagegen, dass unsere Arbeitskraft unter ihrem Wert verkauft wird, können wir nur erfolgreich führen, wenn wir dem Verrat der IGBE-Führung entschlossen und organisiert entgegentreten. Der Aufbau eines Netzes von gewerkschaftlichen Vertrauensleuten wird eine der wichtigsten Aufgaben der Zellen der KPD in der RAG sein.

In den Händen der immer zahlreicheren Kumpel, die den planmäßigen Verrat der IGBE-Spitze erkannt haben und bereit sind, den Kampf für die Tagesinteressen aller Kumpel ohne und gegen die IGBE-Führung selbst in die Hand zu nehmen, werden diese Vertrauensleute eine wirksame Waffe gegen die RAG-Kapitalisten sein. In dieser Tarifrunde werden wir mit der Gründung oppositioneller Kampfkomitees den ersten Schritt zum Zusammenschluss derjenigen Kollegen machen, die bereit sind, uns für die Interessen der Kumpel zu bekämpfen.“ (65)

Die KPD brachte am 7.6.1972 ihre „Rote Fahne“ Nr. 46/1972. Berichtet wurde auch aus NRW über den Ruhrkohlebergbau. (66)

Der DKP Bezirksvorstand Ruhr-Westfalen führte seine 4.Tagung am 10.6.1971 vermutlich in Essen durch. Ein Artikel befasst sich auch mit einer Entschließung zur Bergbautarifrunde, die vermutlich aus Gelsenkirchen kam. (67)

Am 14.6.1971 gab die KPD ihre „Rote Fahne“ Nr. 47/1972 heraus. Ein Artikel berichtete auch über die Betriebsratswahlen im Ruhrrevier. (68)

Innerhalb von Spartacus BL wurde am 14.6.1971 anonym von der Bergbautarifrunde (BETR) im Ruhrbergbau u.a. über heutige Äußerungen Adolf Schmidts sowie allgemein über das anfängliche eigene Eingreifen in die BETR berichtet. Dabei wurde auch auf die Ortsgruppenforderung Gelsenkirchen-Buer zur Tarifrunde eingegangen. Der Text lautete:

„In dieser TR versuchten wir erstmals regional im Bergbau zu intervenieren. Wir wollten mittels unserer Flugblätter den Namen unserer Organisation Bekannt machen und in den einzelnen Zechen Kontakte knüpfen, um langfristig Betriebsgruppen aufzubauen. Uns allen war hoffentlich klar, dass unser Auftreten in dieser TR nur der Anfang unseres Vorhabens sein konnte. So haben wir dann in altbekannter Manier unsere Flugblätter zurechtgezimmert. Positiv sei hier zu vermerken, dass wir nicht wild gegen die Bürokraten geschossen haben und den geforderten lächerlichen 9% stur unserer linearen 120,- DM gegenübergesetzt haben. Vielmehr versuchten wir deutlich zu machen, was es mit diesen 9% auf sich hat:

1. Die IGBE-Führung kümmerte sich einen Dreck um die Ortsgruppenforderungen (Gelsenkirchen-Buer 12 %); 2. Die Gefahr, von den 9 % auf 7 % abzurutschen. So haben wir dann die Forderung aufgestellt: 9 % und keinen Pfennig weniger! Gleichzeitig warnten wir die Kumpels vor den cleveren Tricks, eine Lohnerhöhung durch andere Vereinbarungen nur auf dem Papier erscheinen zu lassen. Wir zeigten den letztjährigen Verrat mit der neuen Lohnerhöhung ((soll wohl Lohnordnung heißen, d. Vf.) Arbeitsplatzbewertung) auf, wo die Lohngruppen 01-11 eingeführt wurden. Da die niedrigen Lohngruppen unter 800,- DM/Monat lagen und die Lohnschere riesig aufklappte, somit eine noch schärfere Konkurrenzsituation unter den Kumpels schaffte, stellten wir die Forderung nach der Abschaffung der sog. Leichtlohngruppen 01-04 auf und 'Weg mit der Lohnordnung'. Ferner war eine unserer zentralen Forderungen die Forderung nach einem gewerkschaftlichen Tarifkomitee auf Betriebsebene als Kontrollorgan der großen Tarifkommission, sowie unsere Forderung nach unbedingter Urabstimmung über das Verhandlungsergebnis. Begründung: die letzten Tarifverhandlungen der IGBE zeigten, wie kompromisslerisch die IGBE-Führung die Interessen der Kollegen verraten hat. Um einem erneuten Verrat vorzubeugen, forderten wir eben diese Organe, sowie die Urabstimmung als machtvolle Willensbekundung.

Ansonsten propagierten wir noch folgende Forderungen:
Kampf dem Gedingediktat und dem Prämienabbau!
12 Wochen Kündigungsschutz
12 Wochen Lohnfortzahlung bei Entlassung aus wirtschaftlichen Gründen!
Voller Lohn bei Kurzarbeit!
Für eine gewerkschaftliche Schachtkommission anstelle des P.-S.-Direktors! (Verirrung, später gestrichen)
2 Wochen Bildungsurlaub für alle!
30 Tage Mindesturlaub für alle!
Erhöhung des Urlaubsgeldes auf 500,- DM!
Erhöhung des Weihnachtsgeldes auf 700,- DM!
Für die Lehrlinge:
Einheitliche Vergütung von 750,- DM für alle Lehrlinge im Bergbau!
Weg mit der Altersstaffelung bei der Berglehrlingsvergütung!

Zur letzten Forderung ist zu sagen, dass sie zu spezifisch ist und nur einen Teil der Lehrlinge im Bergbau betrifft. Richtiger hätte es heißen müssen: Weg mit der Altersstaffelung bei allen Lehrlingen im Bergbau! Diese ganzen Forderungen standen bei der TR im Vordergrund, solange noch ruhig verhandelt wurde bzw. bis die Urabstimmung abgesetzt wurde. Einfügend ist noch zu sagen, dass wir nachdem Schmidt (IGBE-Vorsitzender) so dicke Töne spuckte wie: 'Wir sind dem Streik im Ruhrbergbau näher als jemals in der Geschichte unserer Organisation. Keine Kohle aus dem Schacht und keine Kohle von der Halde!' mit unseren Flugblättern auch schon eine gewisse Streikbereitschaft erzeugen wollten.“ (69)

Spartacus Bolschewiki/Leninisten geben eine Sondernummer Bergbau seines „Spartacus“ vermutlich im Juli 1972 heraus, die vermutlich als Nr.27 gezählt wird. Eingegangen wurde dabei auch aus NRW auf den Bergbau (IGBE-Bereich) in Gelsenkirchen.

In der Ausgabe wurde ausgeführt:

„Die Vorbereitungen für die RAG-Sondernummer überschnitten sich dummerweise mit der TR. Dies wäre nicht ganz so tragisch gewesen, wenn nicht die alte Redaktion ausgeflippt wäre. Bis zu einem gewissen Datum sollten alle Artikel für die Zeitung fertig geschrieben sein. An diesem bestimmten tage traf sich die alte red. mit den Mitarbeitern. Da stellte sich dann heraus, dass 2 Artikel (von X. und Y.). Grund: pausenloser Einsatz, um uns das Feld nicht von Maos ganz abgrasen zu lassen. Dem 'großen' Theoretiker Z. fiel nichts besseres ein, als sich in einer derart beschmierten Weise aufzublähen, so dass nach einer in schnodderiger Manier geführten Auseinandersetzung zwischen X. und Z. die alte Red. jegliche Verantwortung für die Zeitung ablehnte und den gesamten Krempel hinschmiss. Begründung: In der verfahrenen Situation sei es wichtiger gewesen, den Kumpels unsere Position zur Bergbaukrise unter die Weste zu jubeln und somit zu versuchen, gegenüber den Maos Boden zu gewinnen, anstatt eine Kampffront gegen den anstehenden Tarifbetrug aufzubauen und damit Vertrauen bei den Kumpels zu bekommen. Diese Einschätzung war völlig unrichtig, doch zeigt sie uns sehr deutlich, wie arrogant wir den Arbeitern gegenüberstehen. Unsere Politik hat nämlich nicht an den konkreten Bedürfnissen der Arbeiter anzuknüpfen, sondern die Kumpels haben das zu fressen, was wir 'Bolschewiki' ihnen servieren. Und nachdem wir zum tausendstenmal damit Schiffbruch erlitten haben, können wir doch wohl nicht immer noch so arrogant sein und den subjektiven Faktor dafür allein verantwortlich machen.

Ich meine, es ist an der Zeit, uns darauf zu besinnen, eine Politik zu betreiben, die an den konkreten Bedürfnissen der Arbeiter anknüpft, um nicht noch länger im eigenen Saft zu schmoren, bis letztendlich die Organisation kaputt ist. Das Ausflippen der alten Red. ist meiner Meinung nach auf folgendes zurückzuführen: durch die 'gesunde' Arbeitsteilung, wie sie in unserer Organisation herrscht, malochen sich einige Gen. kaputt, um unsere Org. vorwärts zu bringen. Manche lassen dafür sogar ihr Studium sausen. Wenn diese Gen. dann tagtäglich aufs neue eine Stagnation der org. feststellen müssen, ist natürlich eines Tages ihre Frustrationstoleranz erschöpft. So ist es nicht weiter verwunderlich, wenn es dann irgendwann einmal zu einer, nennen wir es mal Entgleisung, kommt. Solange wir nicht darangehen, diesen politischen Missstand aufzuheben, ist es lächerlich, in derartigen Situationen eine Rüge oder sonstiges auszusprechen. Mit solchen Rügen würde man sich Scheuklappen anlegen und wäre blind für die Realitäten. Somit nehme ich natürlich Abstand von meinem damaligen Entschluss, eine Rüge für die alte red. zu beantragen.“

Zum Verlauf unserer Bergbau-Intervention schrieb ein Genosse:

„Unsere Intervention im Bergbau (wurde wesentlich) von Bottrop getragen.' (S. 2) Es ist richtig, dass die damaligen BOT-Genossen etliche Papiere zum Bergbau vorgelegt hatten. Aber der Genosse vergisst, dass die entscheidende Stoßrichtung unserer Intervention von den Genossen nicht bzw. falsch angegeben wurde und die Klärung erst von Seiten der Bundesleitung (Aufrechterhaltung der Produktion, keine Sozialpläne) und der alten red. (Aufrechterhaltung der Arbeitsplätze, konkretisiert in 4-Tage-Woche, entschädigungslose Enteignung, Offenlegung der Bücher) am.

Es ist richtig, dass sich der BOT-Genosse Y. sehr stark für den Bergbau eingesetzt hat. In Bottrop selbst aber wurde die Intervention so gut wie nicht geführt, das verschweigt er. Der Genosse beklagt sich über die nur 'individuelle Einsatzbereitschaft', die 'nur gering zur Verfügung stehenden Genossen', 'die fehlende oder nur geringe Initiative der betroffenen GEs' und 'dass nur X., Y. und Z. bei dieser Intervention voll im Einsatz waren' (S. 2). Er unterschlägt aber den GRUND FÜR DIESE SITUATION, weil er dann nämlich harte Selbstkritik üben müsste und die Berechtigung des Verhaltens der alten Red. zugeben müsste. Die Bergbau-Intervention war nämlich in keinster Weise in den OGs (Ortsgruppen, d. Vf.) durchdiskutiert worden, so dass sie überhaupt Initiative hätten entfalten können. Das lag z.T. daran, dass die endgültigen Positionen zur Bergbau-Krise nicht zusammengefasst vorlagen. Das war der erste Grund, weshalb wir die Fertigstellung der Zeitung für vorrangig hielten, um nach innen eine gemeinsame Grundlage der Intervention zu schaffen. Nur das hätte überhaupt die Führung der Kampagne in ALLEN OGs möglich gemacht. Einsatzbereitschaft ist keine Sache der Moral, sondern der politischen Einsicht!

Das spontan entstandene und sich selbst legitimierende Dreierkomitee hat nichts dafür getan, die Genossen zu einer Beteiligung zu befähigen, sondern sie zu ERSETZEN versucht und sich dabei ständig über die Passivität der anderen Genossen beklagt. (X.: 'Wir würden uns freuen, wenn sich mehr Genossne beteiligen würden.') Ihr Aktivismus fand im Nichterstellen ihrer Artikel seinen Ausdruck. Sie hatten FÜR SICH (ohne Rücksprache mit Bundesleitung, RK oder Redaktion) entschlossen, dass sie die Bergbau-Tarifrunde ohne diese inhaltliche Grundlage besser führen könnten. Sie verstanden also gerade nicht, dass es uns NICHT NUR auf die TARIFRUNDE ALS ISOLIERTE KAMPAGNE ankam, sondern gerade die Einordnung in die Krisensituation der Branche und in umfassendere Forderungen (die ja unser Trumpf waren) wichtig gewesen wäre, auch gerade, um über vereinzelte Kraftakte hinauszukommen.

Wir wollten nicht die Tarifrunde nicht führen, wie der Bericht unterstellt, sondern waren der Auffassung, dass wir in der Tarifrunde nur gewinnen können, auch gerade gegenüber den Maos, wenn wir sie in den Rahmen unserer Bergbau-Forderungen stellen. Gerade die Profilierung gegenüber den Maos, die zur Bergbau-Krise nichts sagen konnten, im Rahmen der Tarifrunde erforderte die Fertigstellung unserer Zeitung. Das war der zweite Grund. (Übrigens fehlten drei Artikel, und wir haben nicht gleich alles hingeschmissen, sondern einen an dem Abend noch selbst geschrieben.)

Das schlimmste an dem Bericht des Gen. ist, dass er NICHT OFFEN ist. Er verschweigt z.B. die politischen Fehler des Dreierkomitees und die Kritik, die an ihm geübt wurde.

1. sie steuerten eine Aktionseinheit mit den Maos (nach deren Unterschriftenaktion) an, ohne überhaupt das Aktionsziel angeben zu können, was also auf eine Einheit der Propaganda hinauslief. Sie konnten sich also nur an die Maos anhängen (s. Verzicht auf Zeitung).

2. Die Flugblätter suggerierten eine gewerkschaftsfeindliche Einstellung. Der Genosse ergeht sich seitenlang in hochmütigen Diffamierungen, verschweigt die tatsächlichen Hintergründe und Fehler und ist noch nicht einmal in der Lage, eine DETAILLIERTE AUSWERTUNG UNSERER INTERVENTION zu leisten, die uns allein weiterbringen kann. Rechenschaft ablegen, heißt ja auch gerade, Fehler festzustellen und daraus zu lernen. Mit diesem Wisch können wir wenig anfangen. Wichtig wäre gerade: Art und Umfang der Intervention in einzelnen OGs, Echo, Kontakte (was wurde daraus); Untersuchung der Gründe, weshalb wir (RK/Region) zur systematischen Weiterführung der Kampagne nicht fähig waren, obwohl wir wie in keiner anderen Branche umfassende Forderungen besaßen; wie wir die Sache in der Wahlkampagne wieder aufgegriffen haben (konkretisierte Flugblätter vor und nach den Wahlen) usw.“ (70)

Im Juli 1970 gab die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen vermutlich ihren „Roten Funken“ heraus. (71)

Die Nr. 45/1972 des „KND“ der KPD/ML-ZB und des KND berichtete am 12.7. über Hugo und Nordstern in Gelsenkirchen. (72)

Im August 1972 berichtete die IGBE in ihrer „Einheit“ Nr.16/1972 von der Bergbaukrise. Auch davon, dass die Bismarck-Felder in Gelsenkirchen wieder aufgetäuft werden sollen. Ausgeführt wurde:

„Die RAG gräbt wieder im Bismarck-Feld. Ehe der DEA-Vorstand 1966 mit dem Stillegungsbeschluss die Bergbaukrise an der Ruhr auf die Spitze trieb, war noch die neue Zentralschachtanlage für 70 Mio. DM fertig geworden. Auf der 11.Sohle wurde bis zuletzt mit Hochdruck gearbeitet. Auf den nun in der Ruhrkohle AG miteinander verbundenen Zechen Consolidation/Pluto in Gelsenkirchen wird jetzt auf der 1100-Meter-Sohle eine 1,6 Kilometer lange Richtstrecke in das verödete Bismarck-Feld vorgetrieben. Von den einstigen zehn Wetterschächten auf Bismarck sollen zwei wieder in Betrieb genommen werden.“ Der "KDAJ" des KJVD der KPD/ML-ZB berichtet auch über die Schließung von "Graf Bismarck" 1966 und einer möglichen "Wiedereröffnung". Der "KDAJ" des KJVD der KPD/ML-ZB berichtet auch über die Schließung von "Graf Bismarck" 1966 und einer möglichen "Wiedereröffnung". (73)

Im August gab die DKP Betriebsgruppe Nordstern in Gelsenkirchen eine Ausgabe ihres „Roten Funken“ heraus. (74)

Aus NRW von Bismarck Gelsenkirchen berichtete die IGBE in ihrer „Einheit“ Nr.16/1972 am 18.5.1972. (75)

Die Nr.8/1972 des „Kampf der Arbeiterjugend“ des KDAJ vom September berichtete auch über die Zeche Graf Bismarck in Gelsenkirchen. (76)

Laut IGBE begann am 24.9. ihre 10. Gewerkschaftskongress in Hannover, der am 28.9.1972 beendet sein soll. Eine Reihe von Anträgen kommen auch aus Gelsenkirchener Stadtteilen.

„Antrag:

Die ständigen Hinweise der Regierung und Unternehmer, die Gewerkschaften könnten nur einen gewissen Prozentsatz an Lohnforderungen stellen, laufen auf nichts anderes hinaus, als die Tarifhoheit mit moralischen Appellen zu unterhöhlen. Die Gewerkschaften müssten jedoch trotz 'konzertierter Aktion' und sogenannter Lohnleitlinien weiter für die wirtschaftliche und soziale Sicherheit der Arbeitnehmer eintreten. Mit den oben angeführten Schlagworten wird die Zielsetzung der Gewerkschaften nach einem größeren Anteil am Sozialprodukt nicht erreicht.

12. Ortsgruppen Alsdorf-Busch-Baesweiler-West; Dortmund-Barop; Eichlinghofen; Hombruch-Nord; Hombruch-Süd; Kruckel; Menglinghausen; Witten-Stockum; Boy; Welheim; Johannestal; Sterkrade-Mitte; Sterkrade-Süd; Sterkrade-Nord; Bövinghausen-Ost; Lütgendortmund-Süd-Ost; C.-R. 12; 13; 14; 15; Bergkamen-Weddinghofen; Hassel 6/5; 6/6; 6/7; Buer 1/7; Buer 1/3 und 5; Rotthausen 3/6/7; Somborn.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, nunmehr mit aller Entschiedenheit dafür zu sorgen, dass die Bergbau- und Energiewirtschaft in Gemeineigentum überführt wird. In jedem Falle ist dafür zu sorgen, dass die Mitbestimmung den Arbeitnehmern und ihrer Gewerkschaft in diesem Wirtschaftszweig erhalten bleibt.

Begründung:

Der Staat wurde in der Vergangenheit zur Gesundung des Bergbaus finanziell stark belastet. Zur Erhaltung der Arbeitsplätze bzw. zur Sicherung der heimischen Energiequellen werden weiter öffentliche Finanzierungen gefordert. Da der Kostenträger die Gemeinschaft ist, sollte sie auch der Eigentümer sein.

13. Ortsgruppen Heidhausen/Werden; Lünen-Stadt; Castrop-Rauxel 10, 11, 12, 13, 14, 15, 17, 1; Bövinghausen-Ost; Barop; Eichlinghofen; Hombruch-Nord; Hombruch-Süd; Kruckel; Menglinghausen; Witten-Annen; Witten-Schnee; Witten-Stockum; Lünen-Stadt; Somborn; Lütgendortmund-Süd-Ost; Castrop 1; Bottrop-Mitte; Bottrop-West; Lehmkuhle-Reken; Borken; Holsterhausen; Bottrop-Ost; Eigen; Paßfeld; Timpenkotten; Tönisberg; Neukirchen-Mitte; Neukirchen-West; STEAG; Neukirchen-Nord.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongfreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, die Bundesregierung zu veranlassen, dem Bundestag einen Gesetzentwurf vorzulegen, wonach die Ruhrkohle AG in Gemeineigentum überführt wird.

Begründung:

Seit Jahren heißt es in Paragraph 5 Abs. d unserer Satzung:

Ziel der IG Bergbau und Energie ist die Neuordnung der Bergbau- und Energiewirtschaft mit dem Ziel der Überführung in Gemeineigentum.

Wir sind der Meinung, dass jetzt aber endgültig der Zeitpunkt gekommen ist, vorgenannte Forderung zu verwirklichen.

Milliarden DM hat der Steuerzahler bereits in den Wirtschaftszweig Bergbau hineingesteckt. Schon vor der jetzigen Krise hatte die Regierung Lohnerhöhungen und sonstige Belastungen des Bergbaus getragen.

Alles aus dem Steueraufkommen der Steuerzahler. Neue Milliarden werden nunmehr bis 1975 notwendig sein, um einen Konkurs der RAG zu verhindern.

Längst sind damit die anonymen Aktieninhaber nicht mehr Eigentümer der Bergwerke. Allen ist aber bekannt, welches Geschäft des Jahrhunderts die Altgesellschaften gemacht haben, die der RAG einen skelettierten Bergbau, den sie Jahre und Jahrzehnte ausgeplündert hatten, am 1.Dezember 1969 übergaben. Kraftwerke und Grundbesitz behielten sie zudem noch.

Wir sehen bei der Überführung des Bergbaus in Gemeineigentum darüber hinaus eine Möglichkeit, die Gelder, die der Steuerzahler aufbringt, besser durch den Bundesrechnungshof kontrollieren zu lassen. Wir bezweifeln nämlich, ob die dem Bergbau gewährten Zuschüsse immer so verwandelt werden, wie es dem Steuerzahler zu verantworten ist.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, in Verhandlungen mit dem Tarifpartner dafür Sorge zu tragen, dass für alle im Bergbau Beschäftigten die zwischen Wohnung und Arbeitsstätte anfallenden Fahrtkosten erstattet werden, und zwar in der Höhe, wie sie bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel anfallen.

Begründung:

Auf Grund der Rationalisierung im Ruhrbergbau werden für einen großen Bereich der dort Beschäftigten die Anfahrtswege erheblich verlängert. Dies gilt nicht nur für die von einer Stillegung unmittelbar Betroffenen.

125. Ortsgruppen Jungferntal; Kirchlinde-Süd; Marten-Hangeney; Eving-Ost; Eving-Nord-Ost; Eving-Fredenbaum; Obereving; Brechten; Lindenhorst; Eving-Nord, Dorstfeld-Oberndorf-West; Dorstfeld-Oberndorf-Süd; Dortmund-Süd-West; Versuchsgrube; Derne; Boy; Welheim; Johannestal; Bottrop-Ost; Eigen; Eschweiler-Wetterschacht; Alsdorf-Busch; Dürwiß; Eschweiler-Mitte; Herten 1; Röllinghausen; Eickel 1, 2 und 3; Horst 8/2; Buer 1/2 und 3; Horst 8/2; Buer 1/2; 1/8 und 9; 1/3 und 5; Buer 1/10; 1/4 und 6; Buer 1/7; Resse 3/1, 3/2-3; Atenbögge; Bergkamen-Mitte; Kamen; Wölfersheim; Hemmingstedt/Heide; Ebel/Welheimer Mark.

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

156. Ortsgruppen: Ebel; Welheimer Mark; Essen-Dellwig; Boy; Welheim; Johannestal; Vonderort; Kirchhellen; Fuhlenbruck; Ellinghorst; Erkenschwick II, III, IV; Drewer II; Geitenfeld; Hüls I, II; Röllinghausen; Dülmen; Sickingsmühle; Röhlinghausen 1-4; Hordel; Eickel 5; Herne 8, 25; Schimmelsheide; König-Ludwig; Herten I; Recklinghausen-Süd IV; Mark I; Haltern; MSA-Siedlung; Ahlen-Ost; Bönen; Kray-Bonifacius; Kray-Leithe; Kray-Leimgardt; Kray-Süd I; Kray-Mitte I; Winz-Baak; Linden-Mitte; Linden-Süd; Linden-Ostholz; Oberdahlhausen; Unterdahlhausen; Lünen-Oberbecker; Altenderne-Gahmen; Kraftwerk-Harpen; Derne; Kirchderne; Obereving; Lünen-Horstmar; Resse 3/1, 3/2, 3/4; Buer 1/8-9; 1/2; Westerholt 4/1, 4/2, 4/3.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftstag möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt: Die Schichtzeit der Untertagearbeiter muss wieder von 8 auf 7 Stunden herabgesetzt werden. Arbeit an heißen Betriebspunkten mit entsprechend notwendigen Kürzungen.

Begründung:

Die Mechanisierung im Untertagebetrieb zwingt bereits heute zu Anfahrtszeiten rund um die Uhr. Eine 7-Stunden-Schicht würde die technischen Möglichkeiten besser ausnutzen. Darüber hinaus werden durch eine Verkürzung der Arbeitszeit die hohen Kranken- und Unfallzahlen im Bergbau gesenkt werden, da der Bergmann durch die enorme Leistungssteigerungen und die lange Arbeitszeit überfordert ist. Die schweren klimatischen Verhältnisse im Bergbau erfordern eine kürzere Arbeitszeit, um bei den meisten Bergleuten eine Frühinvalidität zu vermeiden.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Die Tarifkommission der IGBE wird beauftragt, sich für eine Kürzung der Schichtzeit im Tagesbetrieb der Schachtanlagen von 8 1/2 auf 8 Stunden einschließlich der Pausen einzusetzen.

Begründung:

Da ein großer Teil der im Tagesbetrieb Beschäftigten bereits kontinuierlich arbeitet, anderen auch der kontinuierliche Arbeitsablauf anerkannt ist, sollte die Forderung für den Rest der Tagesarbeiter - die 8-Stunden-Schicht - voll gerechtfertigt sein. Die Pauschalregelung ist bei vielen im Tagesbetrieb Beschäftigten in der vom Gesetzgeber bestimmten Zeit nicht durchführbar. Da die Betriebe von der Möglichkeit der Antragstellung nur zögernd Gebrauch machen, halten wir es für erforderlich, dass eine tarifliche Regelung eingeführt wird.

163. Ortsgruppen Derne; Lanstrop; Lünen-Süd; Lünen-Overbecker; Altenderne-Gahmen; Kraftwerk Harpen; Kirchderne; Obereving; Röhlinghausen 1-4; Hordel; Buer 1/7; Alstaden; Kirchhellen; Vonderort; Hopsten; Lirich.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, dafür zu sorgen, dass Handwerker, die in Gedingebetriebspunkten arbeiten, dem jeweiligen Gedinge angeschlossen werden.

Begründung:

In Hinblick auf die fortschreitende Mechanisierung in der Kohlengewinnung, Aus- und Vorrichtung, trägt die Arbeit des Handwerkers überwiegend zum Arbeitsergebnis bei. Durch die Schwere der Messbarkeit dieser handwerklichen Arbeit ist ein Prämienlohn nicht zu vereinbaren."

Auf Seite 11 heißt es u.a.:"
174. Ortsgruppen Lünen-Oberbecker; Altenderne-Gahmen; Kraftwerk Harpen.

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand wird beauftragt, dafür zu sorgen, dass analog zur Abänderungskündigung nach 3 Monaten auch eine Höherstufung nach diesem Zeitpunkt zwingend wird.

Begründung:
Es ist nicht gerecht, wenn man zwar einerseits nach 3 Monaten in eine niedriger eingestufte Tätigkeit abgestuft werden kann, während man in einer höher eingestuften Tätigkeit erst nach 6monatiger ununterbrochener Tätigkeit eingestuft wird.

183. Ortsgruppen Scholven 7/2; Mengede; Mengede-Nette; Bövinghausen-Ost; Brauck-Süd; Rothebusch; Butendorf; Zweckel-Nord; Zweckel-Süd; Datteln III; Eickel 1, 2, 3, 5; Röhlinghausen 1-4; Hordel; Erkenschwick II, IV; Datteln I, IV; Waltrop I, II; Recklinghausen-Süd IV; Wanne 2, 9; Marl I; Röllinghausen; Derne; Lanstrop; Lünen-Süd; Brambauer-Nord; Brambauer-West; Marten-West; Lünen-Oberbecker; Altenderne-Gahmen; Kraftwerk-Harpen; Eving-Ost; Eving-Nord-Ost; Eving-Fredebaum; Obereving; Brechten; Lindenhorst; Eving-Nord; Marten-Hangeney; Ang.-Ortsgruppe Kokerei Hansa; Mengede; Mengede-Nette; MSA-Siedlung; Dorstfeld-Unterdorf; Dorstfeld-Oberdorf-West; Dorstfeld-Oberdorf-Süd; Dortmund-Süd/West; Versuchsgrube; Kirchderne; Obereving; Bottrop-Nord; Batembrock; Fulenbrock; Vonderort-Scharnhölzfeld; Kirchhellen; Reken; Borken; Holsterhausen; Butendorf; Schultendorf; Eigen; Bottrop-Ost; Bönen; Buer; 1/1-2, 1/7, 1/10; Dortmund-Kley; Huckarde-Mailoh; Castrop-Rauxel 6; Buer 1/3 u. 5, 1/4 u. 6, 1/8-9; Horst 8/2; Alt-Walsum; Voerde; Vierlinden; Overbruch-Nord; Möllen; Overbruch-Süd; Neukirchen-Vluny-Mitte -West; Tönisberg; Kraftwerk STEAG; Neukirchen-Nord; Rummeln; Erle 2/1-2; Erle 2/3; Erle 2/4-5; Erle 2/6-7; Hassel 6/5; Hassel 6/6; Hassel 6/7; Westerholt 4/1; 4/2; 4/3; Resse 3/4; Bismarck 4; Ückendorf 1; Rotthausen 3/6/7; Wehofen; Marxloh I, II; Aldenrade-Süd; Aldenrade-Nord; Alt-Walsum; Hiesfeld II; Ausländerheim Walsum; Heim Hiesfelderbruch; Hiesfeld I; Lohberg I, II; Dinslaken-Blumenanger; Bruckhausen; Lünen-Altstadt; Ahlen-Ost; -Süd; Alte Heide; Altenbögge; Billmerich; Bönen; Hemmerde; Heeren-Werve; Lenningsen; Lünern; Mühlhausen; Nordbögge; Oberaden; Rünthe; Werne; Meerfeld; Moers/Hochstraße I; Utfort; Meerbeck I, II.

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, Tarifverhandlungen über eine Erhöhung der tariflichen Sozialzulagen aufzunehmen und mit dem Ziel, das Wohnungs- und das tarifliche Kindergeld zu erhöhen.

Begründung:
Die vorgenannten tariflichen Zulagen halten mit den laufenden Preis- und Mieterhöhungen nicht Schritt und müssen deshalb erhöht werden.

213. Ortsgruppen Buer 1/4 u. 6; 1/7; 1/8 u. 9; Resse 3/1 u. 3/2; Bismarck 4; Erle II/2; II/3; II/4 u. 5; II/6 u. 7; Ückendorf 3a; 3/5; Ückendorf 1; Gelsenkirchen 1/5; Gelsenkirchen-Ost; Schalke I; Horst 8/2; Marten-Germania; Möllen; Alt-Walsum; Voerde; Vierlinden; Overbruch-Nord; Wehofen; Hiesfeld I u. II; Lohberg I u. II; Dinslaken-Blumenanger; Bruckhausen; Wann 2; 5; 6; 7 u. 9; Eickel 5; Herten I, II u. IV; Waltrop I u. II u. IV; Waltrop I u. II; Erkenschwick I, II, III u. IV; Hochlarmark III; Hüls II; Pöppinghausen; König-Ludwig; Disteln; Schimmelsheide; Drewer II; Sickingsmühle; Marxloh I u. II; Altenrade-Süd; Altenrade-Nord; Ausländerheim Walsum; Heim Hiesfelderbruch; Ahlen-Ost; Bönen.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, den Manteltarifvertrag für den Steinkohlenbergbau in der Weise abzuändern, daß nicht erst nach 20jähriger Zugehörigkeit zum Steinkohlenbergbau Hausbrandkohle zu gewähren ist.

Begründung:

Auf Grund der großen Zahl der frühzeitigen Abkehrungen infolge von Stillegungen usw. erreichen viele Kollegen die im Tarifvertrag vorgesehene 20jährige Wartezeit nicht.

242. Bezirkskonferenz Ruhr-Mitte; Ortsgruppen Lünen-Oberbecker; Altenderne-Gahmen; Kraftwerk Harpen; Kirchderne; Obereving; Lütgendortmund-West; Marten-Germania; Berghofen; Castrop-Rauxel 4, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 17; Dortmund-Kley; Lütgendortmund-Süd-Ost; Jungferntal; Kirchlinde-Süd; Dorstfeld-Unterdorf; Oberdorf-West, -Oberdorf-Süd; Dortmund-Süd-West; Versuchsgrube, Barop; Eichlinghofen; Hombruch-Nord, -Süd; Kruckel; Menglinghausen; Witten-Annen, -Schnee, -Stockum; Bövinghausen-Ost; Huckarde-Mailoh; Marten-Hangeney; Westerfilde-Bodelschwingh; Castrop-Rauxel 3; Marten-Ost-Mitte; Lünen-Stadt; Lütgendortmund-Nord; Rentner Ortsgr. Dortmund-Mitte; Bork; Olfen; Lüdinghausen; Selm; Erle 2/4-5; Buer 1/4 u. 6, 1/2, 1/3 u. 5, 1/7, 7/10; Resse 3/5; Horst 8/2; Schalke 1; Gelsenkirchen-Ost; Rotthausen 1, 2, 4; Rotthausen 3,5, 7; Ückendorf 1; Feldmark Brauck-Süd; Bottrop-Mitte, -West; Lehmkule; Bottrop-Nord; Batenbrock; Scharnhölzfeld; Ebel; Boy; Welheim; Johannestal; Alstaden; Rothebusch; Lirich; Bottrop-Ost; Eigen; Welheimer-Mark; Essen-Dellwig; Sterkrade-Mitte, -Süd, -Nord; Klosterhardt; Tackenberg; Königshardt; Osterfeld-Heide; Kirchhellen; Fuhelenbrock; Vonderort; Rentfort; Gladbeck-Mitte; Zweckel-Nord, -Süd; Eving-Ost, -Nord-Ost, -Fredebaum, -Nord; Brechten; Lindenhorst; Scharnhorst; Huckarde/Rahm; Derne; Lanstrop; Lünen-Süd; Hüls II; Wanne 2, 5, 6, 7, 9; Eickel 1, 2, 3, 5; Datteln I, III, IV; Herne 12; Erkenschwick II, IV; Holsterhausen; Ahsen; König-Ludwig; Geitenfeld; Waltrop I, II, Suderwich II, III; Henrichenburg; Herne; Haltern 25; Haltern; Hochlar; Hochlarmark III; Herten I, IV; Neukirchen-Vluyn-Mitte, -West; Tönisberg; Kraftwerk STEAG; Neukirchen-Nord; Duisburg-Beeck II; Meerfeld; Meerbeck I, II, Wehofen, Hiesfeld I, II; Lohberg I, II; Dinslaken-Blumenanger; Bruckhausen; Möllen; Marxloh I, II; Altenrade-Süd, -Nord; Alt-Walsum; Ausländerheim Walsum; Heim Hiesfelderbruch; Kamp-Lintfort I, II, III, IV, V, Issum; Geldern; Rheinberg; Friedrich-Heinrich; Scherpenberg; Moers/Hochstraße I, II, Utfort; Homberg; Altendorf; Langendreer-Kaltehardt, -Ost, -Wilhelmshöhe; Langendreer; Chem. Betriebe Amalia; Kray-Bonifacius, -Leithe,-Leimgardt, -Süd I; Winz-Baak; Linden-Mitte, -Süd, -Ostholz; Oberdahlhausen; Unterdahlhausen; Altenessen-Barkhoferheide, -Kaiserpark; Katernberg-Süd, -Ottenkampshof, -Beisen; Haßlinghausen; Fronhausen-Wickenburg; Fronhausen II; Haarzopf; Mülheim-Heißen, -Holthausen, -Winkhausen; Borbeck-Hesselbruch; Schonnebeck-Berg, -Hallo; Karnap-Nord, -Mitte, -Süd; Wattenscheid-Altstadt, -Höntrop, -West, -Nord, -Westenfeld, -Vorstadt, -Eppendorf; Katernberg-Bergmannssiedlung, -Bolsterbaum, -Nord; Bedingrade-Gerschede; Altenessen-Mitte, -Nord, -Karlsplatz; Alte Heide; Billmerich; Hemmerde; Kamen; Lenningsen; Lünern; Mühlhausen; Nordbügge; Duisburg-Neumühl; Herten IV; Ruhrkohle AG; Gewerkschaft Walter; Verwaltung Ruhrbergbau.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, Verhandlungen mit dem Unternehmerverband aufzunehmen und eine entsprechende Entschädigung in Geld für Hausbrand zu vereinbaren, wenn ein Hausbrandbezieher eine Wohnung bewohnt, die mit einer anderen Energie beheizt wird.

Begründung:
Zahlreiche Bergarbeiter oder Invaliden wohnen in Wohngebieten, die von einer Fernheizung mit Wärme versorgt werden. Sie haben jedoch nicht die Möglichkeit, wenn das Heizwerk mit anderer Energie gespeist wird, den Hausbrand an das Kraftwerk bzw. an den Energiebetrieb abzugeben. ...

246. Ortsgruppen Horst 8/5; Ibbenbüren-Schalberg; Bottrop-Eigen; -Ost; Mark IV; Hochlarmark I; Dortmund-Derne; Dorstfeld-Unterdorf, -Oberdorf West, -Oberdorf-Süd; Dortmund-Süd-West; Versuchsgrube; Bergkamen-Mitte.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:

Der Hauptvorstand wird beauftragt, sich auch weiterhin für eine Herabsetzung der Altersgrenzen zum Bezuge des Knappschaftsruhegeldes für Untertagebeschäftigte auf das 55. und für Übertagebeschäftigte auf das 60. Lebensjahr einzusetzen.

Begründung:
Rationalisierung und Mechanisierung, neue Arbeitsmethoden und steigendes Arbeitstempo stellen immer größere physische und psychische Anforderungen an den Arbeitnehmer. Diesen Anforderungen ist in der Regel der ältere Arbeitnehmer nicht immer gewachsen. Frühinvalidität ist die Folge. Der ältere Arbeitnehmer sollte darum das Recht haben, früher in den Ruhestand zu treten.

360. Bezirkskonferenz Saarbrücken; Geschäftstellenkonferenz Helmstedt; Ortsgruppen Kleinenremen-Nammen; Alsdorf-Mitte; Westerfilde-Bodelschwingh; Castrop-Rauxel 1, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17; Lünen-Oberbecker; Altenderne-Gahmen; Kraftwerk Harpen; Lünen-Horstmar; Bork; Olfen; Lüdinghausen; Selm; Huckarde-Mailoh; Jungferntal; Kirchlinde-Süd; Lütgendortmund-Süd-Ost; Dortmund-Derne; Kirchderne; Obereving; Rosenhügel I; Hervest-Dorsten; Reken; Borken; Holsterhausen; Sterkrade-Mitte; Sterkrade-Süd; Sterkrade-Nord; Tipenkotten; Paßfeld; Boy; Welheim; Johannestal; Eigen; Bottrop-Ost; Bottrop-Nord; Batenbrock; Scharnhözfeld; Erkenschwick II, III; IV; Herten I; Suderwich II, III; Henrichenburg; Recklinghausen-Süd IV; Marl I; Herne 8; Eickel 1, 2, 3; Röhlinghausen 1, 2, 3, 4; Hordel; Hochlar; Buer 1/4, 6; Resse III/5; Feldmark; Hassel 6/1, 2; Erle 2/3; Horst 8/5; Rotthausen 3/6/7; Resse III/4; Buer 1/8, 9; Hassel 6/5, 6/6, 6/7; Ückendorf 3/5, 1, 3a; Gelsenkirchen 1/5; Ahlen-Ost; Heeren-Werve.

Antrag:
Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand möge sich dafür einsetzen, daß die Witwenrente eines verstorbenen Kollegen von 60% auf 75% der Rente erhöht wird.

Begründung:
1. Der Wohnzins bleibt bestehen.
2. Der Lebensaufwand der Frau bleibt auch bestehen.
3. Der Lebensstandard erhöht sich im allgemeinen von Zeit zu Zeit schneller als sich die Rente erhöht.

Antrag:

Der 10.Gewerkschaftskongreß möge beschließen:
Der Hauptvorstand wird beauftragt, sich dafür einzusetzen, dass bei Rentenanträgen die Laufzeit bis zur Feststellung verkürzt wird.

Begründung:
Um eine wirtschaftliche Notlage zu vermeiden.

389. Bezirkskonferenz Hessen/Rheinland-Pfalz; Ortsgruppen Ahlen-Ost; Bergkamen-Weddinghofen; HV BAG Westfalen; Vonderort; Bottrop-Ost; Eigen; Erkenschwick II, IV; Wanne 5, 6, 7; Niederbonsfeld-Langenberg; Heisingen; Kupferdreh-Mitte; Kupferdreh-Dilldorf; Hinsbeck-Byfang; Rellinghausen; Bergerhausen; Rüttenscheid-Brdeney; Ost-Wasserturm; Fronhausen-Wickenburg; Linden-Mitte; Katernberg-Bolsterbaum; Katernberg-Nord; Katernberg-Bergmannssiedlung; Schonnebeck-Mitte; Stoppenberg; Stoppenberg-Mitte; Karnap-Süd; Überruhr-Holthausen; Überruhr-Hinsel; Burgaltendorf; Steele-Mitte; Steele-Freisenbruch; Horst-Eiberg; Niederwenigern-Dumberg; Velbert; Aral AG; Pörtingsiepen/Carl-Funke; Dahlhauser Tiefbau; Alt-Walsum; Voerde; Vierlinden; Overbruch-Nord; Möllen; Overbruch-Süd; Erle 2/2; 3/4/5, 6/7; Gelsenkirchen- Ost; Heeren-Werve; Brambauer-Süd; Lünen-Oberbecker; Altenderne-Gahmen; Kraftwerk Harpen; Eving-Ost; Eving-Nordost; Eving-Fredebaum; Obereving; Brechten; Lindenhorst; Eving-Nord; Huckarde-Mailoh; Westerfilde-Bodelschwingh; Castrop-Rauxel 3; Altlünen-Alstedde; Derne; Lanstrop; Lünen-Süd; Kirchderne; Obereving; Jungferntal; Kirchlinde-Süd; Lünen-Altstadt.

Als Mitglieder des Hauptvorstandes (HV) werden gewählt:
Theo Berger (Köln/Frechen); Erich Berschkeit (Aachen/Alsdorf); Helmut Böllersen (Niedersachsen/Salzgitter); Theo Grothuysen (Ruhr-West/Bottrop); Egon Heimes (Hessen/Rheinland-Pfalz/Gießen); Heinrich Heitling (Ruhr-West/Bottrop); Willi Kaminski(Ruhr-Nordost/Hamm); Hermann Klos (Niederrhein/Moers); Johann Kulzer (Süddeutschland); Hubert Lasthaus (Ruhr-Nordwest/Gelsenkirchen-Buer); Helmut Mahler (Saar/Saarbrücken); Helmut Marmulla (Ruhr-Nord/Recklinghausen); Karl Marsiske (Ruhr-Ost/Dortmund); Karl-Heinz Mross (Ruhr-Nordwest/Gelsenkirchen-Buer); Werner Müller (Niederrhein/Moers); Gerhard Pätzold (Niedersachsen/Salzgitter); Hugo Paulikat (Ruhr-Ost/Dortmund); Gertrud Pfingst (Ruhr-Nord/Recklinghausen); Willy Prikartz (Aachen/Alsdorf); Heinz Rex (Ruhr-Mitte/Essen); Karl-Heinz Scharwat (Saar/Saarbrücken); Willi Schüler (Hessen/Rheinland-Pfalz/Gießen); Herbert Trinkus (Ruhr-Mitte/Essen); Josef Weltr (Köln/Frechen); Jakob Wienhusen (Ruhr-Nordost/Hamm); Kurt Winkler (Süddeutschland).“ (77)

Im Oktober 1972 berichtete die IGBE in ihrer Einheit Nr. 21/1972 vom 1.11.
aus Gelsenkirchen/Bereich Texaco-Kraftwerk:
Ausgeführt wurde

„TEXACO-KRAFTWERKE. HÖHERE LÖHNE. Die IG Bergbau und Energie hat für die Arbeitnehmer der Texaco-Kraftwerke Graf Bismarck und Rheinpreußen eine Übergangsregelung abgeschlossen, die auf drei Monate befristet ist. Sie gilt, bis die umfangreichen und schwierigen Arbeiten beendet sind, die durch die Verhandlungen über den Abschluss eines neuen Tarifwerkes hervorgerufen werden. In der Übergangsregelung wurde vereinbart, dass die Löhne um 7,4 Prozent ab 1.Oktober 1972 angehoben werden. Die Angestellten erhalten für die letzten drei Monate des Jahres 1972 eine einmalige Sonderprämie, die je nach Gehaltsgruppe zwischen 240 und 360 DM liegt. Für alle Beschäftigten wurde außerdem eine Weihnachtsgratifikation in Höhe von 75 Prozent des Monatseinkommens erreicht und für alle Hausbrandbezieher eine günstige Regelung für den Haubrandbezug getroffen.“ (78)

Im Oktober 1972 gab die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern in Gelsenkirchen ihren „Roten Funken“ heraus. (79)

Auf der Zeche Hugo gab die DKP in Gelsenkirchen im November 1972 eine Ausgabe ihrer Betriebszeitung „Signal“ heraus. (80)

Spartacus Bolschewiki/Leninisten gaben im Januar 1973 ihren „Spartacus“ Nr.1/1973 heraus. Aus NRW wurde berichtet von der Zeche Bismarck, Gelsenkirchen. (81)

Die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen gab vermutlich im Januar 1973 ein Extrablatt ihres „Roten Funken“ heraus. (82)

Die IGBE berichtete in ihrer „Einheit“ Nr. 5/1973 aus dem Februar über das Texaco-Kraftwerk in Gelsenkirchen. Ausgeführt wurde:

„TEXACO-KRAFTWERKE. HAUSTARIF VEREINBART

Die IGBE hat für die Beschäftigten in den Texaco-Kraftwerken Graf Bismarck und Rheinpreußen einen Haustarifvertrag auf GWE-Basis ausgehandelt, der wesentliche Verbesserungen bringt.

Hier die wichtigsten Verhandlungsergebnisse:
- Statt der bisher unterschiedlichen Lohn- und Gehaltsordnungen wird ein einheitliches Vergütungssystem mit 15 Vergütungsgruppen wirksam.
- Die Arbeitszeit für Wechselschichter wird durch Freizeitschichten auf durchschnittlich 40 Wochenstunden verkürzt. Verheiratete erhalten ein Hausstandsgeld in Höhe von 50 DM. Daneben wurde die Zahlung eines Kindergeldes vereinbart.
- Einige bisher gewährte betriebliche und tarifliche Leistungen (beispielsweise Hausbrand) entfallen. An ihre Stelle treten u.a. eine GWE-Zulage, mehr Weihnachtsgeld, höheres Urlaubsgeld, höhere vermögenswirksame Leistungen und eine Schichtausgleichszulage für Wechselschichtler.
- Die neuen Vereinbarungen treten rückwirkend ab 1.Januar 1973 in Kraft.“ (83)

Im Februar 1973 gab die Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen eine Ausgabe ihres „Roten Funken“ heraus. (84)

Die IGB gab am 1.3.1973 ihre „Einheit“ Nr. 5/1973 heraus. Berichtet wurde u.a. auch Texaco-Kraftwerken in Moers und Gelsenkirchen. Außerdem über Graf Bismarck, Gelsenkirchen. (85)

Spartacus Bolschewiki/Leninisten (SBL) gaben am 14.41973 ihren „Spartacus“ Nr.4/1973 heraus. Aus NRW wird berichtet aus dem IGM-Bereich von Hoesch Dortmund, dem IGM OV Duisburg, von Hülsbeck und Fürst (HuF) Velbert, AEG Küppersbusch Gelsenkirchen und von Opel Bochum. Man habe zwar in Bochum noch keine Ortsgruppe, arbeite aber trotzdem im Solidaritätskomitee für Rudi Wischnewski mit, in dem u.a. auch KPD/ML, KPD, ESG, Judos der FDP und Jusos der SPD vertreten seien. Von Mannesmann Duisburg-Huckingen (MM - vgl. 28.2.1973) wird u.a. berichtet über die SPD-Betriebsgruppe, die Eisenbahner, die Blasstahlwerke I und II und das Profilwalzwerk.

Aus dem IGBE-Bereich wird berichtet von den Zechen Pörtigsiepen/Carl Funke, Mathias Stinnes, Emil Fritz, Zollverein und Katharina in Essen, Prosper 2 in Bottrop, Pluto, Consolidation und Graf Moltke in Gelsenkirchen, Holland in Wattenscheid (heute Bochum), Ewald Herten, der Zeche Recklinghausen, der IGBE Oberhausen sowie aus Ibbenbüren von Preussag Ostfeld und Westfeld. Aus dem ÖTV-Bereich wird berichtet von der Müllabfuhr Duisburg, aus der DruPa aus dem OV Essen, aus dem G Leder Bereich von Roland Wermelskirchen, über Arbeitslose aus Bottrop, Essen, Gelsenkirchen und Gladbeck. (86)

Am 1.7.1973 gab die IGBE ihre „Einheit“ Nr.13/1973 heraus. Aus NRW wurde von Dahlbusch, Gelsenkirchen berichtet. (87)

Vermutlich erschien am 23.7. die Nr.1/1973 des „Roten Hansa Kumpels“ (Zeitung des kommunistischen Kollektivs Zeche und Kokerei Hansa) der Kommunistischen Fraktion zum Wiederaufbau der KPD. Berichtet wurde auch in einem Artikel über Hugo, Gelsenkirchen. Der Artikel lautete:

„Lohnraubabschluß '73. Für 12 Monate sollen nach dem Wunsch der Kapitalisten und unseres Hauptvorstandes die Lohntarife feststehen. Tarife, die bedeuten, dass wir uns heute für den Arbeitslohn weniger kaufen können als nach der Lohnrunde im vorigen Jahr.

SCHMIDT UND GELHORNS 'ERFOLGE'.

In der Extraausgabe der 'Einheit' (vgl. 16.7.1973,d. Vf.) stellt die GBE den Abschluss als Erfolg dar. Woran misst sie den 'Erfolg'?

1. An der Laufzeit von 12 Monaten: die Frage, ob die vereinbarte Laufzeit einen Erfolg darstellt, haben die Kollegen aus den anderen Bereichen IG Metall, ÖTV, IG Chemie, längst beantwortet.

Ihnen ist bereits klar geworden, dass die zuletzt vereinbarte Laufzeit von einem Jahr und länger den Kollegen erheblich schadet. Nur den Kapitalisten dienen lange Laufzeiten, da sie glauben, bei den ständig steigenden Preisen ihrer Profite vergrößern zu können. In diesen Branchen stellten die Kollegen bei betrieblichen und gewerkschaftlichen Versammlungen die Forderung auf: vorfristige Kündigung der Tarifverträge!

Und in der Metallbranche, wo in mehreren Betrieben die Arbeiter gemeinsame Konsequenzen gezogen und selbstständig den Kampf geführt haben, gelang es teilweise sogar, Tariferhöhungen zu erkämpfen gegen das Geschwätz von Vertragsverpflichtungen und juristischen Bedenken, und zwar weit vor Ende der Laufzeit, denn steigende Preise vergrößern den Lohnraub! Wenn aufgrund ihrer Erfahrungen mit einer Laufzeit von 12 Monaten Kollegen die Forderung nach vorfristiger Kündigung der Tarifverträge gestellt haben - Gelhorn und Schmidt uns aber die 12 Monate als Erfolg verkaufen wollen - so ist das glatter Hohn! 2. Als Erfolg werden die neue Urlaubsregelung, das Weihnachtsgeld und die MTV-Verbesserungen aufgezählt:

der Tag Urlaub mehr, den die 'Vierziger' in zwei Stufen erhalten, ist notwendig und gut; aber bei der bestehenden Arbeitshetze, dem Lärm und Schmutz reicht es gar nicht aus, um sich wirklich besser zu erholen. Und vor allem: von der Regelung werden nur 65% der Kollegen betroffen, 35% gehen leer aus. Ein solcher Erfolg spaltet die Kampffront der Kollegen eben so sehr wie Prozentforderungen. Schließlich wird die Arbeitskraft der jungen Kollegen durch Ausbeutung genauso zerstört. Das Weihnachtsgeld beträgt 14,58 DM monatlich und wird durch die Preissteigerung noch weniger. Die bezahlten Schichten bei Umzug und Hochzeit sind in Branchen wie IG DruPa, ÖTV und IGM längst durchgesetzt und stellen nur eine längst notwendige Angleichung dar. Diese weiteren Vereinbarungen, neben den 9,6% sind klar Verbesserungen. Doch Kollegen, sie müssen auch klar eingeschätzt werden, als das, was sie sind; als geringe Verbesserung, die uns die Zustimmung zum Lohnraubabschluss erleichtern soll. Eine existenzsichernde Lohnerhöhung für alle, war notwendig zu erreichen, daran ist auch der Abschluss zu messen.

Denn wenn nicht soviel im Portemonnaie ist, dass wir soviel kaufen können wie vorher, dann ist der längste Urlaub, sind bezahlte Schichten witzlos.

STATT GEWERKSCHAFTLICHEM KAMPF - STABILITÄT FÜR DIE GEWINNE DER KAPITALISTEN.

Weshalb konnte aber ein solcher Abschluss ohne breiten Widerstand durchgesetzt werden? die Kapitalisten wissen, dass sie der Arbeiterklasse ohne Gegenwehr alles diktieren können, solange diese noch schwach und uneinig ist. Die klassenversöhnlerische Politik eines großen Teils der Funktionäre unserer Gewerkschaft ist eine Bedingung für unsere Schwäche. Diese Politik haben wir in Form des Lohnraubabschlusses konkret erfahren. Von der Belegschaft der Zeche 'Hugo' (Gelsenkirchen) hieß die Parole für Schmidt noch: 'Die gestiegenen Preise müssen ebenso wie die höhere Leistung Berücksichtigung finden, darum muss die Anhebung des Monats -und Schichteinkommens spürbar sein.' Nach Meinung Schmidts sollten die neuen Tarife 'über die Preiserhöhungen hinaus zu einer realen Verbesserung des Einkommens führen.'

In der Sonderausgabe der 'Einheit' sagte er dann nach dem Abschluss, woran sich die Lohnerhöhung wirklich orientieren müsse: nämlich eben nicht an den gestiegenen Preisen und einer Reallohnverbesserung. Hier hebt er hervor, dass der Tarifabschluss ein Beitrag zur Stabilität sei, der Stabilitätserhalt war also sein wesentliches Ziel. Das Bestreben der sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer, die Stabilitäts -und Lohnleitlinienpolitik der SPD/FDP-Regierung im Interesse der Kapitalisten durchzusetzen, haben die Kollegen in den bisherigen Tarifrunden '73 zur Genüge kennen gelernt. Ob Loderer, Klunker oder Hauenschildt, sie alle priesen, dass mit den niedrigen Abschlüssen der Stabilität der Wirtschaft gedient wäre. Stabilität der Wirtschaft, das heißt im Klartext: Die Stabilität der steigenden Profite und der sinkenden Löhne. Um diese Politik des Verrats an den berechtigten Forderungen der Kumpel durchsetzen zu können, bedienten sich die IGBE-Führer der Taktik, die Kollegen und ihre gewerkschaftlichen Vertreter aus dem Kampf herauszuhalten. Es wurde von der Tarifkommission keine Berichte über den Stand der Auseinandersetzungen gegeben, Versammlungen der Kollegen, auf denen das Vergehen im Tarifkampf hätte geplant werden müssen, fanden gar nicht statt. Die IGBE-Führer taten, als wäre alles wie normal, als ginge es nicht darum, mit einer starken Kampffront gegenüber den Kapitalisten die eigenen Forderungen durchzusetzen und hierzu die umfangreiche Arbeit zur Organisierung der Kampffront anzupacken. Während der Zeit des Tarifkampfes wurde dieser in der Einheit überhaupt nicht erwähnt. Mit keinem Wort wurde zu den Aufgaben, die sich im Tarifkampf ergeben, Stellung genommen, wurde versucht, die klassenkämpferische Einheit der Kumpel für ihre gemeinsamen Forderungen herzustellen. Wenn am 16. Juli, also erst einen Tag nach Tarifabschluss, die Nr. 1. der Sonderausgabe der 'Einheit' zur Tarifbewegung '73 herauskommt, dann kann man nicht mehr von einer traurigen Sache sprechen. Kollegen, so etwas ist eine bodenlose Schweinerei, ist ein Beispiel des klaren Verrats der (3) gewählten Führer an unseren Interessen. Denn wofür haben wir eine gemeinsame gewerkschaftliche Zeitung, die 'Einheit'.

Die Einheit als zentrale Zeitung aller Organisierten hat vor allem jedoch die Aufgabe, die gemeinsamen Ziele der Kumpel, die Stoßrichtung des Vorgehens hierzu, allen Kollegen aufzuzeigen; also zentral die Probleme des Kampfes zusammenzufassen, damit in allen Betrieben die Kollegen die gleichen wesentlichen Probleme sehen und ein gemeinsames Vorgehen erreicht wird. Wenn die Einheit nicht über Forderungen und Beschlüsse der betrieblichen und gewerkschaftlichen Versammlungen berichtet, nicht diese zum gemeinsamen Ziel zusammenfasst, dann ist sie nicht die Zeitung, die die klassenkämpferische Einheit der Kollegen für ihre berechtigten Forderungen herstellt. Aber unsere Schwäche war nicht allein in der klassenversöhnlerischen Stabilitätspolitik der IGBE-Führer begründet. Gerade die Betriebsräte und Vertrauensleute, deren Aufgabe es gewesen wäre, diesem Interessenverrat gegenüber die einheitliche Front der Kumpel im Betrieb zu organisieren, die Kampfbereitschaft herzustellen, sie haben sich nicht gerührt. Sie als direkt gewählte gewerkschaftliche Interessenvertreter müssen diese Schmiedung der Kampffront bei allen Auseinandersetzungen als ihre wesentliche Aufgabe ansehen.

So ging die Möglichkeit, den Kampf um die berechtigten Forderungen angesichts der Stabilitätspolitik der IGBE-Führer selbst zu organisieren, verloren. Um eine Wiederholung dieses wichtigen Fehlers zu vermeiden, müssen die Betriebsräte und Vertrauensleute in den Abteilungen befragt werden, weshalb sie nicht ständig in einberufenen Versammlungen über den Stand der Auseinandersetzung berichtet und mit den Kumpel die notwendigen Kampfmaßnahmen beraten haben. Wenn sie jetzt Fehler gemacht haben, so müssen sie daraus lernen. Diejenigen aber, die bei den nächsten Auseinandersetzungen sich wiederum 'tot stellen', die müssen durch aktive klassenkämpferische Gewerkschafter ersetzt werden. Ein wichtiger Punkt, der die Einheit der Kumpel verhinderte, war die prozentuale Forderung. In der letzten 'Roten Front' haben wir aufgezeigt, welch unterschiedliche Lohnerhöhungen sich bei den Prozenten ergeben. Für die Kollegen der unteren Lohngruppen steht schon von vornherein fest, dass sich ihr Reallohn vermindern wird. Es ist deshalb sehr wichtig, dass immer eine einheitliche Forderung in Mark und Pfennig aufgestellt wird, die das gemeinsame Ziel aller Kollegen darstellt. Die erfolgreichen Kämpfe der Metallarbeiter in den letzten Wochen haben gezeigt, welche Bedeutung die gemeinsame lineare Forderung zur Herstellung der Einheit der Kollegen hat. Und diese kämpferische Einheit macht sie stark.

GEGEN LOHNRAUBABSCHLUß UND PREISSTEIGERUNGEN MUSS DER SELBSTÄNDIGE GEWERKSCHAFTLICHE KAMPF ORGANISIERT WERDEN.

Die 9,6% gleichen für die meisten Lohngruppen die Preissteigerungen von durchschnittlich 11% nicht aus. Dabei gehen von den 9,6% noch 2-2,5% durch Steuerprogression und Sozialabgaben verloren. 13 Monate, von Juli 1973 bis August 1974, sollen die Löhne nun feststehen. Und eines ist sicher: die Preise und Profite werden weiterhin munter hochgetrieben von den Kapitalisten. Die Situation ist jetzt bereits nach diesem Abschluss schlecht und wird sich durch die Preissteigerungen in den nächsten Monaten weiter verschlechtern. Gegen die besonders hohen Lebensmittelpreise hilft auch kein Fleisch- Milch -und Eierboykott, denn wovon sollen wir schließlich unsere Arbeitskraft wiederherstellen, wenn kein nahrhaftes und kräftiges Essen auf den Tisch kommt. Die Arbeiter können nicht auf einen Teil ihrer Existenzmittel verzichten, sie müssen, um ihr Leben ausreichend zu sichern, ständig um ihren Existenzlohn kämpfen. Deshalb darf die durch den Lohnraubabschluss erlittene Niederlage auch nicht einfach resignierend hingenommen werden. Es gilt konsequent die Vorbereitung für günstige Kampfbedingungen zu treffen, um die Reallohnminderung beseitigen zu können. Die Metallarbeiter bei Krupp, Kloeckner, Hoesch, Mannesmann, Vulkan-Werft, John-Deere, und in anderen Betrieben haben ein Beispiel gegeben. Sie haben aus dem Stabilitätsabschluss im Frühjahr gelernt, haben auf Betriebs -und Vertrauensleuteversammlungen Forderungen aufgestellt und zu ihrer Durchsetzung den selbständigen gewerkschaftlichen Kampf ergriffen.

Dort, wo die aufgestellten Ziele noch nicht voll erreicht werden konnten, werden bereits neue Vorbereitungen für Kampfmaßnahmen im Herbst getroffen. Auch im Bergbau besteht für die Betriebsräte, Vertrauensleute und aktive Gewerkschafter die Aufgabe, die Vorbereitungen für die Aufnahme des Kampfes zu treffen. Allen Kollegen muss die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes für eine einheitliche lineare Forderung eingehend erklärt werden. Das Ziel und die Maßnahmen zur Durchsetzung des Kampfziels müssen gemeinsam beschlossen und ihre Durchführung geplant werden. Nur so wird erreicht, dass jeder Kollege das gemeinsame Ziel kampfbewusst eintritt. Vor allem muss dabei auch die vergangene Tarifrunde besprochen und muss aus den Fehlern gelernt werden. Die Kapitalisten können viele Kollegen noch mit dem Argument einschüchtern, bei weiteren Lohnerhöhungen müsse angesichts der schlechten Lage im Bergbau der Zechenbetrieb dichtgemacht werden. Und einige Kollegen argumentieren auch, dass Streiks den Kapitalisten nichts ausmachen würden, da sowieso nur knapp am Verlust vorbei gearbeitet würde.

Jedoch, die Kapitalisten halten die Zechen nicht aus Mitleid mit den Kumpeln aufrecht. Sie machen im Bergbau immer noch schöne Profite und immer noch benötigen sie die zu Tage geschaffene Kohle; denn sonst hätten sie schon längst alle Betriebe stillgelegt und würden nur noch die Halden abbauen. Deshalb greifen auch gemeinsame Kampfmaßnahmen aller Kumpel die Interessen der Kapitalisten an und können auch zu Erfolgen führen. Streiks in einzelnen Zechen werden kaum ins Gewicht fallen, jedoch die einheitliche Kampffront aller Kumpel wird die Bergarbeiter zeigen. Erinnern wir uns nur daran, wie die Kapitalisten 1967 bei unserem Marsch gezittert haben. Gerade im Bergbau ist deshalb ein einheitliches Vorgehen aller Kumpel von Ruhr und Saar besonders notwendig. Zum anderen können die Kumpel für eine Weiterbeschäftigung auf der Zeche keine ständige Lohnminderung als Zugeständnis geben. Wenn den Kapitalisten die Profite nicht mehr ausreichen, wenn sie die Betriebe dichtmachen wollen, ist es falsch, sie mit Hungerlöhnen erweichen zu wollen, doch weiterzumachen. Der Kampf muss dann um eine ausreichende Altersversorgung und eine ausreichende Umschulungsfinanzierung geführt werden.

GEWERKSCHAFTSBÜCHER HINSCHMEIßEN - KEIN AUSWEG. Wir Kommunisten verstehen die Reaktion einiger Kollegen, die voller Wut sagen: 'Ich schmeiß mein Buch in die Ecke'. Wir sagen aber allen Kollegen: Wenn wir die Bücher in die Ecke schmeißen, so entwaffnen wir uns letzten Endes selbst! Denn die Kapitalisten und die Gewerkschaftsführer sind froh, wenn sie ihre arbeiterfeindlichen Maßnahmen ohne Schwierigkeiten mit fortschrittlichen Kollegen durchsetzen können. Deshalb müssen alle Kollegen, die die Verrätereien der derzeitigen Gewerkschaftsführer erkannt haben, den Kampf aktiv innerhalb der Gewerkschaften aufnehmen! Innerhalb der Gewerkschaften aktiv kämpfen, heißt einen konsequenten Standpunkt als Vertrauensmann einnehmen, heißt jeden Schritt, der gegen die Interessen der Arbeiter gerichtet ist, schonungslos aufzudecken. Nur so können wir es erreichen, dass in den entscheidenden Gremien Kollegen sitzen, die die Interessen der Arbeiter vertreten, die das Vertrauen aller Kollegen haben und die von ihnen kontrolliert werden. Kollegen, deshalb ist der Austritt aus den Gewerkschaften nicht der richtige Schritt. Welcher Kollege schmeißt schon z. B. gleich seinen Wagen auf den Schrotthaufen, wenn er einen Defekt hat. Jeder wird doch erst einmal schauen, wo der Fehler liegt. Wenn er ihn dann gefunden hat, wird er das Teil auswechseln. Dass dies natürlich harte Arbeit erfordert und nicht im Handumdrehen gelingt, ist jedem klar. Wenn er aber hartnäckig und zäh dabei ist, wird er die Kiste schon wieder flott kriegen.

Kollegen, aktive Politik in der Gewerkschaft betreiben, heißt bei uns, den Kampf aufzunehmen gegen die Verräter in den eigenen Reihen, wie z. B. Schmidt, Gelhorn, Niggemeyer und Co., aktiv gegen die sozialdemokratische Politik, die uns an Lohnleitlinien, konzertierte Aktion, Stabilitätsprogrammen usw. bindet, Stellung zu beziehen. So wird es uns gelingen, die Gewerkschaften zu dem zu machen, was sie sein sollen:

KAMPFORGANISATIONEN DER ARBEITERKLASSE!
MACHEN WIR DIE GEWERKSCHAFTEN ZU KAMPFORGANISATIONEN DER ARBEITERKLASSE!“ (88)

Die „Rote Fahne“ der KPD berichtete in ihrer Nr.30/1973 vom 25.7.1973 auch über die Zechen Hugo und Nordstern in Gelsenkirchen. (89)

In einem Artikel der „Kommunistischen Arbeiterzeitung“ der Kommunistischen Gruppe Aachen über den Cabora-Bassa-Staudamm (Mozambique) vom August 1973, wurde auch zur Bergwerks AG Gelsenkirchen Stellung bezogen.
Der Artikel lautete:

„DAS VOLK WIRD SIEGEN!

In der letzten Zeit haben immer neue Berichte über bestialische Massaker portugiesischer Kolonialtruppen an der afrikanischen Bevölkerung überall in der Welt Entrüstung hervorgerufen und den Zorn der afrikanischen Völker ausgelöst. Vor wenigen Wochen veröffentlichte eine englische Zeitung den Bericht eines Geistlichen über die Ermordung von 400 Einwohnern des Dorfes Wiriyamu ...

Solche Gräueltaten sind keine extremen Einzelfälle, sondern geplante Terrormethoden, mit denen das NATO-Mitglied Portugal seit zehn Jahren den Widerstand der Bevölkerung zu brechen versucht, die seit 1964 unter der Führung der Befreiungsfront von Mozambique FRELIMO einen heldenhaften Unabhängigkeitskampf führt. Terrorbombardierungen, Zerstörung der Ernten durch Pflanzengifte, Konzentrationslager sog. Wehrsiedlungen, in die Hunderttausende eingesperrt werden) und Massenmord - das ist die Politik der portugiesischen Kolonialisten in Afrika. Der Oberbefehlshaber der portugiesischen Kolonialtruppen erklärte diese Politik folgendermaßen: 'Die portugiesische Strategie in Afrika zielt ab auf die Herstellung des Gleichgewichts zwischen schwarzer und weißer Bevölkerung ... einerseits auf die Zunahme der weißen, andererseits auf die VERMINDERUNG der schwarzen Bevölkerung'.

Um ihre eigenen bedeutenden Wirtschaftsinteressen in Mozambique und den anderen portugiesischen Kolonien (Angola, Guinea-Bissao) zu schützen, liefern die deutschen Monopolbosse und die Bundesregierung Flugzeuge, Gewehre, Hubschrauber, Militärfahrzeuge und Kriegsschiffe nach Portugal. Am Bau des Cabora-Bassa-Staudammes sind neben südafrikanischen Faschisten (Azania, d. Vf.) bundesdeutsche Konzerne am stärksten vertreten: die Siemens AG, AEG Telefunken, Brown Boverie und Cie (BBC, d. Vf.), Hochtief AG und J.M. Voith GmbH. Dieser Damm, der gleich einer waffenstarrenden Festung inmitten der befreiten Gebiete Mozambiques liegt, soll die Lieferung von Elektrizität vor allem an die faschistischen Regimes Rhodesien (Zimbabwe, d. Vf.) und Südafrika sicherstellen und bessere Voraussetzungen für die Plünderung der reichen Rohstoffvorkommen in Mozambique schaffen. (Die Frankfurter Urangesellschaft hat sich in Mozambique bereits Ausbeutungsrechte gesichert, die Gelsenkirchener Bergwerks AG erwarb von den Portugiesen (!) Erdölkonzessionen). Um die imperialistische Ausplünderung ihrer Kolonien durch blutige Unterdrückung der Volksmassen zu sichern, gibt Portugal TÄGLICH mehr als zwei Millionen Mark aus. Diese Millionen werden dem portugiesischen Volk von seinen faschistischen Machthabern abgepresst (Pro-Kopf-Einkommen in Portugal 2 364 Mark im Jahr, Analphabetenrate über 30%). Trotz all dieser Anstrengungen kann der Befreiungskampf des Volkes von Mozambique nicht aufgehalten werden. Die FRELIMO hat heute bereits fünf von neun Provinzen des Landes befreit, in denen sich das Volk von Mozambique ein neues Leben
aufbaut. (90)

Am 1.8.1973 berichtete die IGBE in ihrer „Einheit“ Nr.16/1973 von der Zeche Zollverein in Essen und über die Beteiligung der Gelsenkirchener Bergbau AG an den Kosten.

„ZOLLVEREIN ESSEN. 112 NEUE KOKSÖFEN.

Die Kokerei Zollverein Essen zählt seit Anfang August zu den größten und
modernsten Kokerein Europas. Per Knopfdruck setzte RAG-Chef Dr. Kuhnke 112
neue Koksöfen in zwei Batterien in Betrieb. Rund 120 Millionen DM haben
Ruhrkohle AG und Bergbau AG Gelsenkirchen investiert und damit auch deutlich
gemacht, welche Bedeutung der Kokskohle für die künftige Energieversorgung
zukommt. Die neue Kokerei wird täglich 9 000 Tonnen (bisher 5 000 Tonnen)
Koks produzieren. Besonderer Wert wurde auf den Umweltschutz gelegt. Auf die
erforderlichen Einrichtungen entfielen etwa 15 Prozent Bau-Mehrkosten,
umgerechnet bedeutet das 2,50 DM Mehrbelastung je Tonne Kohle.“ (91)

Die IGBE berichtete in ihrer „Einheit“ Nr.16/1973 vom 6.8. über die Texaco-Kraftwerke Rheinpreußen und Bismarck. Und darüber, dass für diese Bereiche Tarifverträge abgeschlossen wurden.

„KRAFTWERKER. TARIFVERTRÄGE ABGESCHLOSSEN. In der Tarifarbeit der IG Bergbau und Energie gibt es keinen Stillstand. Nach Abschluss der Tarifrunde im GWE-Bereich wurden von der IG Bergbau und Energie auch für die Beschäftigten der Texaco-Kraftwerke Rheinpreußen und Bismarck sowie für die Arbeitnehmer des Kraftwerkes Harpen neue Vergütungstarife abgeschlossen. Die Vergütungsgruppen wurden mit Wirkung vom 1.Juli 1973 um 8,4 Prozent und einem Sockelbetrag von 35 DM angehoben. Durch den Sockelbetrag ergibt sich eine durchschnittliche Einkommenserhöhung von 10,9 Prozent. Die neuen Tarifverträge haben eine Laufzeit von 12 Monaten und sind erstmals zum 30. Juni 1974 kündbar.“ (92)

Ein Bericht der Branchenzelle Bergbau der Ortsaufbaugruppe Dortmund des KBW berichtet über einen WAZ-Artikel vom 1.10.1973 über Graf Bismarck.
Ausgeführt wurde:

„TEURE WIEDERGEBURT - GRAF BISMARCK!
Unter dieser Überschrift war vor einigen Tagen von der Wiederinbetriebnahme eines Schachtes, der 1967 stillgelegten Zeche 'Graf Bismarck' zu lesen. Die Kapitalisten machen auch auf diese Weise Profit: Erst kassieren sie hohe Stillegungsprämien und schicken die Kumpel nach Hause. Dann eröffnen sie die stillgelegten Anlagen für noch mehr Geld. Für die Kapitalisten zählt eben nicht die sinnvolle Entwicklung der Volkswirtschaft, sondern nur der Profit.

Das Beispiel von Graf Bismarck wird sich noch wiederholen. Im folgenden drucken wir zwei Leserbriefe aus der WAZ dazu ab:

'ENERGIEPOLITIK HEUTE SO FALSCH WIE FRÜHER.
Zu 'Teure Wiedergeburt' von Klaus Müller-Münter (WAZ vom 2. 10.): Man kann die Meinung unterstreichen, dass die Wiedergeburt des Bismarck-Schachtes kein Zeichen für irgendwelche Veränderungen auf dem Energiemarkt ist. Leider! Wenn aber die Energiepolitik der sechziger Jahre fehlerhaft war und sie war es tatsächlich, dann ist die jetzige Energiepolitik genauso falsch. Bundesminister Friedrichs spricht davon, dass in einigen Jahren bei steigendem Energiebedarf, Lücken in der Energieversorgung entstehen müssen. Andere Politiker sprechen davon, man sollte jetzt polnische Kohle einführen.

Auch die Einheitsgesellschaft hat das Zechensterben nicht verhindert, vor allem nicht die Tatsache, dass viele 50jährige Kumpels nun mit 700 DM Anpassungsgeld aus dem Betrieb geworfen werden. Wenn diese Männer nun ihre Familien nur noch notdürftig erhalten können, wird einigen sicher die verfehlte Energiepolitik auch der siebziger Jahre zum Bewusstsein kommen.' (Oberhausen, Franz Weniger)

WER WAR AN DER SCHLIEßUNG VON 'BISMARCK' SCHULD?

Mit großem Interesse, dabei mit wachsender Empörung habe ich am 2. Oktober die Nachricht über die beabsichtigte Wiederinbetriebnahme eines Schachtes der Zeche 'Graf Bismarck' in Gelsenkirchen gelesen. Leider vermisse ich in ihrer Darstellung eine - sehr wichtige - Passage, nämlich die, dass die seinerzeitigen 'Experten' aus Regierung und Bergbau die für die Schließung der Zeche 'Graf Bismarck' verantwortlich zeichneten, unverzüglich wegen schweren Wirtschaftsverbrechens vor Gericht gestellt werden sollten (Essen, Friedhelm Wassinger).“ (93)

Vermutlich in dieser Woche (15.10.1973) erschien eine Ausgabe des „Roten Kumpel“ des KBW. Er erschien mit dieser Ausgabe nicht mehr für Kokerei und Zeche Hansa erscheint sondern als Branchenzeitung für die Kumpel der Bergbau AG Dortmund. Berichtet wurde u.a. auch über die Zeche Graf Bismarck in Gelsenkirchen. (94)

Im November 1973 gaben Spartacus Bolschewiki/Leninisten ihren „Spartacus“ Nr.9/1973 heraus. Berichtet wurde auch über die Zechen Westerholt/Polsum in Herten und Nordstern in Gelsenkirchen. (95)

Zum 4.11.1973 gab die KPD ihre „Rote Fahne“ Nr.46/1973 heraus. Berichtet wird neben dem Urteil von Ulli Kranzusch auch über die Stillegung der Zeche Graf Bismarck. (96)

Die DKP berichtete im Dezember 1973 aus Dortmund auch über die Mieterhöhung der Ruhrkohle AG Essen mit dem Sitz in Gelsenkirchen.

„MIT DER DKP MIETWUCHER ABGEWEHRT. Wenn der 'kleine Mann' sich zur Wehr setzt, dann hat er Erfolg. Auch gegen die ganz Großen. Millionen sind eben doch stärker als Millionäre. Und 68 000 Mieter sind stärker als die Ruhrkohle AG in Essen. Die Ruhrkohle AG wollte diesen Mietern vom 1. Januar 1974 an Mieterhöhungen aufbrummen. Dabei verletzte sie die gesetzliche Vorschrift, Mietforderungen näher zu begründen. Die DKP hat diese Handlungsweise von Anfang an als 'rechtswidirg' und als 'unerlaubten Mietwucher' verurteilt. In zahlreichen Mieterversammlungen in Bottrop, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Dortmund und in weiteren Städten informierte die DKP die Mieter über den Raubzug der Ruhrkohle AG und die Möglichkeiten der Mieter, sich dagegen zu wehren. Andere Protestaktionen und Demonstrationen schlossen sich an. Auf Transparenten hieß es: 'Die RAG macht Bruchbuden zu Goldminen!'

Die DKP sicherte den Mietern Rechtsbeistand zu. Für zwei Mieter wurde ein Musterprozess geführt. Vor dem Hintergrund der Proteste kam das Landgericht Essen zu dem Urteil, dass die Mietforderungen der Ruhrkohle AG nicht rechtens sind. Und genau diesen Standpunkt hatte die DKP schon im Frühjahr 1973 eingenommen, als die RAG die Mieterhöhungen ankündigte. Aber noch immer gibt es Hinweise dafür, dass die Ruhrkohle AG ihre gesetzeswidrigen Mieterhöhungen durchsetzen will. Sie will das Urteil nicht als Muster für alle 68 000 Mieter ansehen. Es ist zu erkennen, dass die RAG fortlaufend gegen das geltende Mietrecht verstößt. Aber ein erster Erfolg ist der Beweis: die Mieter können sich erfolgreich zur Wehr setzen, wenn sie selbst tätig werden und wenn sie in der DKP einen starken Verbündeten haben. Dieser Kampf geht weiter und wird erfolgreich sein.“ (97)

Ein Artikel aus der „Kommunistischen Volkszeitung“ Nr. 1/1974 des KBW berichtete am 15.12. über die Zeche Emil Fritz im Norden von Essen, und darüber, dass die Belegschaft u.a. auch auf Zechen in Gelsenkirchen verteilt wurde. Der Artikel führte aus:

„ZECHE EMIL FRITZ STILLGELEGT - DKP RIEF ERST ZUR DEMONSTRATION AUF, ALS LETZTE SCHICHT GEFAHREN WURDE.

Essen, 15.12.

Liebe Genossen,
anbei einen kurzen Bericht über eine DKP Demonstration heute früh. Anlass war die Schließung der Zeche Emil Fritz. Wir haben in dem betreffenden Stadtteil (Altenessen) so gut wie noch nicht gearbeitet und erfuhren daher nur kurzfristig von der angesetzten Demonstration. Daher beschränken wir uns auch darauf, vom Verlauf der Demonstration und warum die Kumpel nicht demonstrierten zu berichten.

EMIL FRITZ WIRD DICHTGEMACHT. Die Zeche 'Emil Fritz' im Norden von Essen wurde am 15. Dezember geschlossen. Die Zeche, auf der 1965 noch 6 500 Kollegen arbeiteten, hatte zum Schluss noch 2 350 Mann Belegschaft. Der Großteil der verbliebenen Belegschaft wurde auf Zechen in Gelsenkirchen und Wanne-Eickel (Herne, d. Vf.) umgesetzt. Die zwei bis drei Stunden Fahrzeit, die jetzt täglich zur Arbeit dazukommen, werden den Kumpel nicht bezahlt. Die Schließung erfolgte, obwohl die Zeche immer besonders hochwertige Kohle förderte und obwohl 60 Millionen Tonnen noch nicht abgebaut sind.

Erst als alles zu spät war, nämlich am Tag, an dem die Zeche die letzte Schicht fuhr, rief die DKP zu einer Protestdemonstration auf. Kein Kumpel folgte. Nur etwa 60 DKP-Mitglieder, durchweg keine Bergleute, formierten sich auf dem Zechenvorplatz zum Demonstrationszug. Auf Schildern trugen sie Parolen wie 'Stoppt die falsche Energiepolitik' und 'Verstaatlicht die Ölkonzerne'. Die Kollegen, mit denen wir sprachen, meinten: 'Vor zwei Jahren hätte man demonstrieren müssen, als die Stillegung beschlossen wurde. Jetzt ist es zu spät. Jetzt sind die Anlagen schon seit Monaten verrottet.' Sie wiesen uns darauf hin, dass es der DKP noch nicht einmal gelungen sei, ihr eigenen Leute, die in der Bergmannssiedlung wohnen, zu mobilisieren. Die Bergleute haben zum großen Teil ihr Leben lang auf der Zeche gearbeitet, jetzt werden sie Opfer der kapitalistischen Rationalisierungspolitik. 'Irgendwie muss man es in den Griff kriegen, dass die Unternehmer nicht einfach ihr Geld aus dem Bergbau ziehen und woanders reinstecken können. Aber es ist alles Politik. Auch die Regierung in Düsseldorf und Bonn hat es nicht anders gewollt', sagten die Kollegen. Tatsächlich! Man muss die Regierung, die Staatsmacht, 'in den Griff kriegen', damit die Wirtschaft dem Volke dient und nicht einer kleinen Zahl von Geldsäcken.“ (98)

Zum 1.4.1974 gab die DKP Betriebsgruppe Nordstern in Gelsenkirchen eine Ausgabe ihres „Roten Funken“ heraus. (99)

Am 25.2. führte laut „Rote Fahne“ Nr. 10/1974 der KPD das Regionalkomitee Rhein/Ruhr in Gelsenkirchen vermutlich in dieser Woche eine Veranstaltung zum Bergarbeiterstreik in Großbritannien mit über 250 Teilnehmern, u.a. von der AMADA Belgien und den Gruppen oppositioneller Gewerkschafter (GOG) Philips Aachen und Hella Lippstadt durch. (100)

Die „Rote Fahne“ Nr. 10/1973 der KPD, befasste sich auch mit einem Bericht aus Gelsenkirchen am 6.3. von der landesweiten Veranstaltung zum Bergarbeiterstreik in Großbritannien. (101)

Die DKP Betriebsgruppe Nordstern gab im April 1974 eine Ausgabe ihres „Roten Funken“ heraus. (102)

Am 29.5.1974 berichtete die KPD in ihrer „Roten Fahne“ Nr. 22/1974 u. a. auch über die stillgelegte Gelsenkirchener Zeche Graf Bismarck. Den Verfassern unterlief hier allerdings ein grober Schnitzer. Sie datierten in ihrem Artikel die Stillegung auf den März 1967. Graf Bismarck wurde jedoch bereits schon am 28. Februar 1966 stillgelegt. Das endgültige Aus kam für den Gesamtbetrieb am 30. September des Jahres. (103)

Die Nr. 25/1974 der „Roten Fahne“ der KPD berichtete am 19.6.1974 auch über arbeitslose Bergleute in Bottrop und Gelsenkirchen. (104)

Die Rote Hilfe (RH) e. V. der KPD berichtete in ihrer Broschüre „So wie es ist, bleibt es nicht. Dokumentation zu den CISNU-Demonstrationsprozessen“ vom Juli 1974 anlässlich der verbotenen bundesweiten Demonstration in Köln vom 1.12.1973 u. a. auch über die Gelsenkirchener Bergwerks AG und deren Beteiligung am Bau „der zur Zeit größten Erdölraffinerie in Bushir am Persischen Golf mit einer Jahresleistung von 25 Mio. Tonnen Rohöl, Kosten 2,2 Milliarden Dollar“. U.a. hätten sich auch Thyssen AG. Eigentümer: VEBA und Union Kraftstoffe Wesseling beteiligt. (105)

Die „Rote Fahne“ der KPD Nr. 29/1974 vom 17.7. berichtete neben über ihre eigene Zeitung für die Zeche Westerholt/Polsum, auch u. a. auch über Zechenbetriebe in Gelsenkirchen. (106)

In Gelsenkirchen-Süd kam es laut KPD vermutlich in dieser Woche (5.8.1974) zu einem Bergbeben, von dem u.a. das Neustadt-Sanierungsgebiet, Rotthausen und Ückendorf betroffen waren. Das berichtete die „Rote Fahne2 der KPD Nr. 33/1974 vom 5.8. (107)

Die DKP Betriebsgruppe Nordstern in Gelsenkirchen gab vermutlich im Oktober 1974 ein Extrablatt ihres „Roten Funkens“ heraus. (108)

In der Nr. 41/1974 vom 9.10. berichtete die KPD in ihrer „Roten Fahne“ von der Lage im Gelsenkirchener Bergbau, die sich durch die Schließung der Zeche Graf Bismarck „dramatisch verschlechtert“ habe. (109)

Im Dezember 1974 gab die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern in Gelsenkirchen eine Ausgabe ihres „Roten Funken“ heraus. (110)

Die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen gab vermutlich im März 1975 ein Extrablatt ihres „Roten Funkens“ zum Bergarbeiterforum, das vermutlich in Gelsenkirchen stattfand heraus. (111)

Im April 1975 gab die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen eine Ausgabe ihres „Roten Funken“ heraus. (112)

Zum 14.4. 1975 gab der Spartacusbund (SpB) sein „Spartacus“ Nr.15 heraus. Berichtet wurde u. a. auch aus dem IGBE Bereich von den Zechen Bismarck und Consolidation. (113)

Die KPD gab am 16.4.1975 ihre „Rote Fahne“ Nr. 15/1975 heraus. Berichtet wurde u. a. auch über Hugo Gelsenkirchen. (114)

Die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen gab vermutlich im September 1975 ein Extrablatt ihres „Roten Funkens“ zum „UZ“-Pressefest ( am 20.9.1975, d. Vf.) heraus. (115)

Auf der Zeche Hugo gab die DKP Betriebsgruppe ihr „Signal“ heraus. (116)

Die KPD gab am 21.1.1976 ihre „Rote Fahne“ Nr. 3/1976 heraus. Aus NRW wurde über einige Zechen berichtet. U. a. über das Veba-Kraftwerk und die Zechen Schlegel und Eisen Herten, Westerholt Polsum, Hugo Gelsenkirchen, Unser Fritz Essen, Consolidation Gelsenkirchen, Ewald Recklinghausen. (117)

In der „Roten Fahne“ Nr. 4/1976 der KPD vom 28.1. wurde auch über Gelsenkirchener Zechenbetriebe berichtet. (118)

Im September 1976 gab die DKP für Hugo in Gelsenkirchen eine Ausgabe ihres „Signals“ heraus. (119)

Am 15.3.1976 berichtete die Nr.26/1976 des „Spartacus“ des SpB von der IGBE in Gelsenkirchen. (120)

Im Mai 1976 gab die DKP für Zeche Hugo in Gelsenkirchen vermutlich eine Ausgabe ihres „Signals“ heraus. (121)

Auf der Zeche Hugo in Gelsenkirchen gab die DKP Betriebsgruppe im Oktober 1976 eine Ausgabe ihrer Zeitung „Signal“ heraus. (122)

Die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen gab im Oktober 1976 eine Ausgabe ihres „Roten Funken“ heraus. (123)

Am 18.10.1976 starben nach Angaben der KPD in der „Roten Fahne“ Nr. 43/1976 auf der Zeche Hugo in Gelsenkirchen-Buer „drei Bergleute auf der siebten Sohle“ (124)

Die KPD gab im November 1976 ihre „Rote Fahne“ Nr.45/1976 heraus. Berichtet wurde u.a. auch von Graf Bismarck in Gelsenkirchen. (125)

Im Dezember 1976 gab die DKP Betriebsgruppe vermutlich für die Zeche Hugo eines Ausgabe ihres „Signals“ heraus. (126)

Ebenfalls im Dezember gab die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen eine Ausgabe ihres „Roten Funken“ heraus. (127)

Nach der „Roten Fahne“ der KPD Nr. 3/1977 vom 1.1.1977 wird die Ruhrkohle AG „von bisher sechs in nunmehr drei Bergbau AGs (Niederrhein, Lippe und Westfalen) gegliedert“. Eingegangen wurde in diesem Zusammenhang auf die Zechen Hansa Dortmund, Monopol Bergkamen, Friedrich Thyssen 2/5 Duisburg, Consolidation Gelsenkirchen, Pluto Herne-Wanne-Eickel sowie die Kokereien Hugo Gelsenkirchen und Radbod Hamm und die STEAG Kraftwerke Oberhausen und Recklinghausen. (128)

Im Mai 1977 gab die DKP Betriebsgruppe auf der Zeche Hugo ihr „Signal“ heraus. (129)

Ebenfalls im Mai 1977 gab die DKP Betriebsgruppe Zeche Nordstern Gelsenkirchen ein Extrablatt ihres „Roten Funken“ heraus. (130)

Im Juni 1977 gab die DKP Betriebsgruppe für die Zeche Hugo vermutlich eine Ausgabe ihres „Signals“ heraus. (131)

Im Oktober 1977 gab der DKP Kreisvorstand Dortmund vermutlich die Broschüre „Hoesch - Nicht nur ein Name für Stahl. Hoesch Analyse von Arbeitern, Angestellten und Wissenschaftlern“ heraus. Darin wurde u. a. auch von einem Gustav Knepper, der Vorstandsvorsitzender der Gelsenkirchener Bergwerks AG berichtet, der im Aufsichtsrat der Vereinigten Stahlwerke, des Dortmunder-Hörder-Hüttenvereins und einer Vielzahl weiterer Großunternehmen war. (132)

Auch im Oktober 1977 gab die DKP Betriebsgruppe auf Hugo ihr „Signal“ heraus. (133)

Im Februar 1982 gab die DKP Betriebsgruppe für die Zeche Hugo in Gelsenkirchen eine Ausgabe ihres „Signals“ heraus. (134)

Am 30.4.1984 führte die KPD nach eigenen Angaben, eine Veranstaltung zum Bergarbeiterstreik in Großbritannien mit einem der Bergleute durch. Und später davon, dass sogar „zwei Bergleute in Gelsenkirchen gesprochen“ hätten. (135)

Im Mai 1985 gab die DKP Betriebsgruppe für die Zeche Hugo in Gelsenkirchen eine Ausgabe ihres „Signals“ heraus. (136)


Kleine Chronik: Der lange Weg bergab. Ins Bergfreie

Der Kohleausstieg ist eigentlich eine beschlossene Sache. Es geht nur noch darum, die „soziale Verträglichkeit“ abzuklopfen. Diskutiert wird z. Zt. eine Stilllegung des gesamten Bergbaus bis 2018. Um aus dem Bergbau noch möglichst viele Geldreserven herauszupressen, wird unter Werner Müller (derzeitiger Chef des Energiekonzerns RAG) auch noch ein Börsengang der Ruhrkohle geprüft. Indes ist der tiefe Fall der RAG durch Rationalisierung und Modernisierung des gesamten Bergbaus, und damit der Wegfall der noch vorhandenen Arbeitsplätze, ein vorprogrammierter und schleichender Tod.

Zechen: In Deutschland gibt es noch acht Bergwerke. Sechs davon werden der Region Ruhr zugeordnet: West in Kamp-Linfort, Walsum in Duisburg (Stilllegung 2008), Verbund Lippe in Gelsenkirchen (Stilllegung 2010), Prosper Haniel in Bottrop, Auguste Victoria/Blumenthal in Marl und Ost in Hamm. Hinzu kommen noch Ibbenbüren im Münsterland sowie Saar im Saarland.

Beschäftigte: Bundesweit gibt es bei der RAG noch ca. 34.000 Beschäftigte. Davon 26.000 in der Region Ruhr. Zum Vergleich: 1957 waren ca. 607.000 Menschen im Bergbau beschäftigt.

Kohleförderung: 2005 wurden in Deutschland rund 24,7 Millionen Tonnen Steinkohle gefördert. Davon entfielen auf die Region Ruhr 18,1 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: 1957 betrug der Abbau bundesweit noch 150 Millionen Tonnen. Der für 2012 getroffene Kompromiss sieht ab diesem Zeitraum den Abbau von 16 Millionen Tonnen jährlich vor.

Subventionen: 2005 wurde die Steinkohle mit 2,4 Milliarden Euro von Bund und Land subventioniert. Nordrhein-Westfalen steuerte dazu 550 Millionen Euro bei. Insgesamt sind seit 1958 über 130 Milliarden Euro Subventionen geflossen.

Kohlepreise: Der Preis für eine Tonne Steinkohle auf dem Weltmarkt liegt zurzeit bei 65 Euro. Eine Tonne deutsche Kohle kostet ca. 160 bis 180 Euro. Der hohe Preis erklärt sich u. a. aus den hohen Arbeitskosten und der Teufe. Steinkohle wird in der Regel ab 1.000 Metern abgebaut.

Weltweite Förderung: 2005 wurden weltweit rund 4,5 Milliarden Tonnen Steinkohle gefördert. Die Kohlevorräte betragen noch ca. 715 Milliarden Tonnen.

Verstromung: Nach Angaben von DSK stammte jede zehnte Kilowattstunde Strom in Deutschland aus der Steinkohle. Über zehn Prozent des Gesamtstroms wird aus Importsteinkohle erzeugt.

(Quellen: DSK, Gesamtverband des deutschen Steinkohlebergbaus, RWI und WAZ vom 30. November 2006).

Letzte Änderung dieser Seite am 16.6.2012


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