SBG Köln: "Zur Gründung der Sozialistischen Basisgruppen" (1972)
Materialien zur Analyse von Opposition
Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 9.1.2024
Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)
Juni 1972:
Vermutlich im Juni legen die Sozialistischen Basisgruppen (SBG) Köln ihren "Entwurf einer Gründungserklärung" vor.
Einleitend heißt es dazu: "Die Hochschularbeitsgruppen der sozialistischen Basisgruppen an der Uni Köln legen mit diesem Druck ihre Gründungserklärung vor. Diese Basisgruppen hatten sich im Februar unter einem vorläufigen Selbstverständnis zusammengefunden, um einen Arbeitsprozess anzugehen, der die Aufarbeitung und Diskussion der Fragen von Gesellschafts- und Klassenanalyse, der Lage von Hochschule und Intelligenz, des Standes der Klassenkämpfe, der Organisationsfrage und der Einschätzung der wichtigsten bestehenden Hochschulorganisationen umfasste.
Zu diesem Arbeitsprozess schrieben wir in unserem Selbstverständnispapier, dass bei der Einrichtung dieser Arbeitsgruppen Übereinstimmung darin bestand, dass die Ergebnisse der AGs Voraussetzung für- die Erarbeitung einer gemeinsamen politischen Praxis und der dieser Praxis entsprechenden Organisationsform sei.
Dieser Prozess der Aufarbeitung der historischen Situation, in der die empirische Praxis der Basisgruppen reflektiert und eine der politischen Vereinheitlichung gemäße Organisierung für' eine Hochschulgruppe gefunden werden kann, ist jetzt mit dem Erscheinen der Gründungserklärung vorläufig abgeschlossen.
Abgeschlossen ist auch die eher theoretische Klärung und Diskussion der grundlegenden Probleme sozialistischer Politik an der Hochschule. Was notwendigerweise fehlt, ist die politisch vereinheitlichte Praxis der einzelnen Gruppen. Auf der Tagesordnung steht also die Arbeit, in der das hier Niedergelegte an der Praxis überprüft werden kann; gemeint ist der Lernprozess, der allein die Vereinheitlichung der Basisgruppen schaffen kann.
Daraus ergibt sich auch der Charakter dieser Gründungserklärung: Nicht eiserner Bestand zu sein, der Kontinuität mit Zweidrittelmehrheit ermöglicht, sondern Ausdruck einer vorläufigen Einschätzung, die der ständigen Infragestellung und Korrektur bedarf." (S. 2)
Gliederung des Entwurfs:
"Einleitung
Teil I: Zur Analyse der Studentenbewegung
1. Einleitung
2. Politökonomische Ausgangsbedingungen
3. Das politische Kleinbürgertum
4. Die Studentenbewegung als Aufstand des politischen Kleinbürgertums
5. Die Ideologie der Studentenbewegung
Teil II: Ansätze zur Kritik der Zirkelgruppen
Exkurs: Studentenbewegung und Hochschulpolitik in Köln
Teil III: Ausbildungssektor und Verwertungsprozess
I. Abschnitt: Die gesellschaftliche Ausgangssituation
1. Die Entwicklung der Mehrwert Produktion
2. Veränderungen in der Struktur des betrieblichen und gesellschaftlichen Gesamtarbeiters
II. Abschnitt: Kapitalverwertung und Ausbildung
1. Allgemeine Bestimmungen
2. Ausbildungssektor und Produktionsprozess in der BRD
3. Spezifische Anforderungen des Kapitals an spezifische Bereiche:
a) Unmittelbare Mehrwertproduzenten
b) Wissenschaftlich-technische Lohnarbeiter
c) Sozialtechnologen/ Grad. Zirkulationsarbeiter
III. Abschnitt: Vermittlung der Kapitalinteressen im Ausbildungsbereich an die Realität
1. Allgemeine Etappenbestimmung
2. Vermittlung der Kapitalinteressen an spezifische Ausbildungsbereiche
3. Fazit
Teil IV: Ansätze für eine Praxis an der Hochschule
1. Hochschule und Ausbildungsbereich
2. Hochschulpolitik und Politik des Kapitals
3. Hochschulpolitik als Politik im Ausbildungsbereich
4. Die praktische Wendung
3. Der 'demokratische' und der sozialistische Kampf
6. Ein Ansatz zur Bestimmung der Inhalte des Hochschulkampfes".
Quelle: SBG-Sozialistische Basisgruppen Köln: Zur Gründung der Sozialistischen Basisgruppen, Köln, o. J. (Juni 1972).
15.06.1972:
Vermutlich heute erscheint von den Sozialistischen Basisgruppen (SBG), BG Jura, BG Mathematik-Naturwissenschaften, Sozialistisches Kollektiv Romanistik, BG Soziologie, BG VWL, in Köln die Flugschrift: "Zur Gründung der Sozialistischen Basisgruppen".
Dazu heißt es u. a: "Die SOZIALISTISCHEN BASISGRUPPEN (SBG) sind der Zusammenschluss der Teile der alten Basisgruppen in Köln, die sich im vergangenen Jahr im Zuge einer allgemeinen Diskussion über Strategie und Taktik sozialistischer Hochschulpolitik innerhalb des ehemaligen SDS und der Basisgruppen nicht der KHG oder dem KSV anschlossen, sondern die sich in Abgrenzung zu diesen Gruppen neu formierten.
Die SBG umfassen bisher: Basisgruppe Soziologie, Basisgruppe Jura (Fraktion), SoKoRom (Romanistik), Basisgruppe Mathematik-Naturwissenschaften, Basisgruppe Volkswirtschaftslehre. Gemeinsam ist diesen Basisgruppen die Erkenntnis, dass die isolierte Fachbereichsarbeit, die aufgrund ihres beschränkten Charakters die bisherige Basisgruppenpolitik an ihre eigenen Grenzen stoßen ließ, aufzuheben sei" (S. 1)
Aufgabengebiet: "Es ist unser Anspruch, eine Politik zu entwickeln, die weder-wie bisher praktiziert-an dem Bewusstsein der Studenten vorbeigeht, noch lediglich Ausdruck dieses Bewusstseins sein darf. Vielmehr soll ein politischer Emanzipationsprozess ermöglicht werden, innerhalb dessen große Teile der Studentenschaft über praktische Eigeninitiative und Verarbeitung eigener Erfahrungen zum Subjekt revolutionärer Hochschularbeit werden". (S. 2)
Q: SBG (Köln): Zur Gründung der Sozialistischen Basisgruppen, FB, Köln, (15. Juni 1972).
Letzte Änderung: 09.01.2024