Sozialistischer Deutscher Studentenbund (SDS) Bonn - Betriebsprojektgruppe, Rote Zelle Pädagogik, Gruppe für eine Rote Zelle Jura, Rote Zelle Germanistik, Lotta Continua und Kommune Waldorf: Arbeitermacht, Jg. 2, Nr. 3, 27.1.1970

27.01.1970:
In Bonn erscheint die Nr. 3 der 'Arbeitermacht' (vgl. 16.12.1969, 22.4.1970), die nun nicht mehr allein durch die BPG des SDS herausgegeben wird, sondern von den Gruppen BPG, Rote Zelle Pädagogik, Gruppe für eine Rote Zelle Jura, Rote Zelle Germanistik, Lotta Continua und Kommune Waldorf im SDS Bonn. Verantwortlich zeichnen Anne Bösel, Herbert Storn und Hans Weingartz. Eingegangen wird zunächst auf die eigene Geschichte, worüber u.a. ausgeführt wird, daß während der Bonner SDS im Sommersemester 1969, nach der Abgrenzung von den Revisionisten, mit einer Vielzahl von Basis- und Projektgruppen im universitären Bereich arbeitete, Anfang des Wintersemesters eine Betriebsprojektgruppe gegründet wurde.

Stattgefunden habe mittlerweile die erste Brüngsberger Konferenz, auf der neben der BPG u.a. auch die Rote Zelle Pädagogik, die Gruppe für eine Rote Zelle Jura, Lotta Continua, die Arbeitskreise Politökonomie, die Lehrlingsgruppe Bonn und Tricont Bonn anwesend gewesen seien. Zur zweiten Brüngsberger Konferenz könne man sich in der Fachschaft Romanistik bei Udo Erdmann anmelden. Vermutlich in Brüngsberg wurde das ebenfalls veröffentlichte Bonner Diskussionsprotokoll zur Berliner RPK-Arbeitskonferenz mit den 3 Hauptlinien ML, Horlemann und Harzer Papier verfaßt.

Die Gruppe für eine Rote Zelle Jura legt ein 'Bonner Papier zur Organisation und Schulung' vor. Berichtet wird auch über eine Sdr.Nr. der 'Arbeitermacht' mit dem Titel "Der Streik bei Pirelli", die uns leider bisher nicht zugänglich war.

In einem Artikel "Zum Problem der Schulung" wird ausgeführt, daß natürlich die Schulung im 'alten, revisionistischen Bonner SDS' nicht das Wahre gewesen sei. Die BPG, die zusammenarbeite mit den Roten Zellen, Schülern und Tricont, habe Untersuchungspapiere verfaßt zur Automobil- und Stahlbranche, wo einige Genossen arbeiten, und, zusammen mit Genossen aus der Ökonomie und Mathematik die Struktur des Bonner Wirtschaftsraumes untersucht. Bei den für die Schulung vorgesehenen Texten finden sich u.a. auch Trotzkis "Thesen zur permanenten Revolution".

Um den DKP-AStA zu bekämpfen wird u.a. die Einrichtung eines Plenums der Roten Zellen vorgeschlagen. Ein Organisationsmodell sieht hierbei 1. ein Plenum der Roten Zellen und der Sympathisanten aus Arbeitskreisen und Projektgruppen, 2. eine Delegiertenkonferenz aller Roten Zellen, und u.a. der BPG und der Roten Garde (auf die weder zuvor noch nachher eingegangen wird), 3. eine gemeinsame Grundschulung und 4. die Durchführung von Arbeitskonferenzen vor. Diese Arbeitskonferenzen sollen alle arbeitenden Gruppen umfassen, allerdings wird dazu angemerkt, "die Konferenz soll der Stabilisierung der proletarischen Linie dienen. Daher wurde beschlossen, die Bünnig-Gruppe zunächst nicht zu beteiligen!"
Von einigen zur Konferenz zugelassenen Gruppen werden Berichte veröffentlicht. Als erste Gruppe kommt die BPG zu Wort. Diese sei entstanden aus dem im letzten Semester gegründeten Politökonomie Arbeitskreis. Die Basisgruppe Volkswirtschaft habe dann eine Bonner Infrastrukturanalyse erstellt und es sei die Zeitung 'Arbeitermacht', vorläufig nur für Intellektuelle, gegründet worden. Nachdem man verschiedene Flugblattaktionen vor Bonner Betrieben durchgeführt habe, sollen nun einige Trupps von Genossen in ausgewählte Betriebe gehen und dort für mehrere Wochen arbeiten.
Die Lehrlingsgruppe habe sich über das Projekt der Lehrlingszeitung (vgl. März 1970) als Gruppe stabilisiert. Bei der BPG-Gründung habe man u.a. Kritik an der Bünnig-Gruppe geübt, die ebenfalls außeruniversitär arbeite, nämlich mit Schülern. Selbstkritisch wird auch eingegangen auf "die fehlerhafte Praxis des letzten Semesters in der Auseinandersetzung mit der WUS-Fraktion", wobei wir leider bisher nichts genaueres über die WUS in Erfahrung bringen konnten, außer daß in der WUS eine Psychodebatte geführt wurde. Die BPG habe ursprünglich 4 Mitglieder gehabt, jetzt aber habe sie schon 12 bis 15.

Ein weiterer Bericht ist die Darstellung der Rotzpäd, die den Aufbau einer revolutionären Kinder- und Jugendorganisation anstrebt. Im November 1969 hätten sich SDAJ-Mitglieder mit der Bitte um Schulung an die Rotzpäd gewandt, später seien noch Lehrlinge und Schüler dazugestoßen, das sei der Kern der neuen Organisation. In einem Artikel "Versuch einer Bestimmung revolutionärer Erziehung", wird u.a. bekanntgegeben, daß die Projektgruppe Kinderladen der Rotzpäd im evangelischen Theologie Seminar der Uni ein Seminar mit dem 'Genossen Ernest Mandel' über die Rolle der Intelligenz im Klassenkampf durchgeführt habe, welches demnächst auch als Broschüre im Verlag Arbeitermacht erscheinen solle.

Trikont berichtet über sich, daß er aus ausländischen Kommilitonen und Genossen bestehe, welche in keinem Zusammenhang mit den Deutschen in Uni und Betrieb stünden. Angestrebt sei die Gründung eines Komitees 1.Mai - Tag des internationalen Proletariats.

Die Kommune Waldorf berichtet über sich, daß sie Dienstags und Freitags in der Mensa Nassestr. und Montags in der Mensa Poppelsdorf das Politbuch durchführe.

Ein Artikel "Nochmals zum VDS und wieder einmal zur DKP" ist von den Rote Zelle Psychologie Mitgliedern Breuer, Ritzmann, Kleinert, Eichhorn und Weber verfaßt und beschäftigt sich mit einem Artikel von Cristoph Strawe im Info der Fachschaft Psychologie Bonn Nr.1, welches uns bisher nicht zugänglich war.

Neben Materialien zur Black Panther Party findet sich noch eine Ankündigung für eine Konferenz der BPG (vgl. 15.2.1970).
Q: Arbeitermacht Nr. 3, Bonn 27.1.1970

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