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Moers
Schachtanlagen Pattberg und Rheinpreußen sowie IGBE

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 28.3.2008

Für diese wie immer unvollständige Darstellung wurden allein von der DKP Moers örtlichen Dokumente ausgewertet, ansonsten werden hier Meldungen der bundesweiten 'Einheit' der IGBE wiedergegeben bzw. Berichte aus Betriebszeitungen in anderen Städten.

Einleitend strukturiert die IGBE sich um (vgl. 10.3.1969), bald erfolgt die Eingliederung der Moerser Rheinpreußen AG in die Ruhrkohle AG (vgl. 18.7.1969).

Die DKP ist nicht nur in der IGBE aktiv (vgl. 1.5.1969), sondern bringt schon bald nach ihrer Gründung für Rheinpreußen ihre 'Klare Sache' heraus (vgl. Aug. 1969, Sept. 1969, Jan. 1970), wird durch die IGBE für die kriminellen Septemberstreiks 1969 verantwortlich gemacht (vgl. 3.10.1969), während sich die IGBE in der Wahrnehmung der Rechte aus der Montanmitbestimmung ergeht (vgl. 1.12.1969, 5.12.1969), sich auch bei der eigenen Organisierung auf Vertreter aus Moers stützend (vgl. 10.4.1970, 30.4.1970).

Dass Zechensterben wird auch in Moers vorbereitet, zunächst durch Verbundwerke (vgl. 30.6.1971, 1.7.1971), später macht Rheinpreußen offenbar den Vorreiter für die Leistungsentlohnung bzw. das Grundlohngedinge (vgl. 31.5.1972, 7.6.1972).

Abseits von den tariflichen Vereinbarungen für die Steinkohleförderung verfügt das Texaco-Kraftwerk Rheinpreußen über einen Haustarif (vgl. Okt. 1972), dem sich die IG Bergbau und Energie abschließend für diese Darstellung wiederholt widmet (vgl. Feb. 1973, 6.8.1973).


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

10.03.1969:
Die IGBE (vgl. 15.3.1969) berichtet spätestens aus dieser Woche über sich selbst:"
BEZIRKE NEU GEORDNET
DEN VERÄNDERUNGEN IM RUHRBERGBAU RECHNUNG GETRAGEN

In Übereinstimmung mit den amtierenden Bezirksvorständen führt die IG Bergbau und Energie seit Beginn des Jahres 1969 eine Neuordnung ihrer Bezirke durch. Zug um Zug wurden die zwölf Bezirke im Ruhrrevier zu sieben neuen organisatorischen Einheiten verschmolzen. Diese Umwandlung brachte eine Reihe organisatorischer und personeller Veränderungen.

So wurden die Bezirke Dinslaken und Moers zu dem neuen Bezirk NIEDERRHEIN zusammengefaßt. In diesem Bereich sind rund 37 341 Mitglieder zu betreuen. Der Sitz der neuen Bezirksleitung ist Moers. Den Bezirk leitet der Kollege Franz Breukker, sein Stellvertreter ist der Kollege Franz Rybacki."
=Einheit Nr.6,Bochum 15.3.1969,S.*

01.05.1969:
Die DKP gibt die Nr.5 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 24.4.1969, 8.5.1969).
Berichtet wird u.a. über die IGBE Ortsgruppe Kapellen/Moers.
=Unsere Zeit NRW Nr.5,Essen 1.5.1969

18.07.1969:
Laut IGBE (vgl. 1.8.1969) wird in Essen die Ruhrkohle AG (RAG - vgl. 6.3.1969, 11.8.1969) als Einheitsgesellschaft gegründet:"
SIE GEHÖREN ZUR RUHRKOHLE AG

Der Ruhrkohle AG sind am 18.Juli 1969 folgende Bergbaugesellschaften durch die Unterschrift zum Grundvertrag beigetreten: ...
Durch Sondervereinbarungen gehören ferner zur Ruhrkohle AG die Bergwerksgesellschaften Rheinpreußen AG, ... . Das sind insgesamt 85,1% der gesamten Steinkohleförderung an der Ruhr."
=Einheit Nr.15,Bochum 1.8.1969,S.1f

August 1969:
Die DKP Ortsgruppe Moers-Meerbeck gibt vermutlich im August ihre 'Klare Sache' Nr.1 (vgl. Sept. 1969) für den Rheinpreußen Zentralschacht 9 heraus.
=Klare Sache Nr.1,Moers o.J. (1969)

September 1969:
Die DKP Ortsgruppe Moers-Meerbeck gibt vermutlich im September ihre 'Klare Sache' Nr.2 (vgl. Aug. 1969, Jan. 1970) für den Rheinpreußen Zentralschacht 9 heraus.
=Klare Sache Nr.2,Moers o.J. (1969)

03.10.1969:
Die IGBE gibt die Nr.19 ihrer 'Einheit' (vgl. 16.9.1969, 16.10.1969) heraus. Berichtet wird u.a. über abgeschlossene Tarifverträge (vgl. Juli 1969).

Auf Seite 3 erscheint der folgende Artikel:"
HINTER DEN KULISSEN ANGEFÜHRT!
...
Auch der DKP-Vorstand des Bezirks Ruhr-Westfalen blieb nicht untätig. Der DKP-Funktionär Karl Stiffel aus Moers ließ am 8. September schon - ehe die Dortmunder Bergleute streikten - Flugblätter vor den Zechen verteilen. Der Inhalt dieser Flugblätter war eindeutig darauf abgestellt, die Dortmunder Bergleute in den wilden Streik hineinzutreiben.

Die DKP hatte alle notwendigen Weichen gestellt. Nur eines tat sie nicht: sie ließ keinen ihrer Funktionäre als Sprecher auftreten. Das wäre zu riskant gewesen. So kann sie behaupten, sie hätte mit den wilden Streiks in Dortmund nichts zu tun gehabt. Wer's glaubt...!"
=Einheit Nr.19,Bochum 3.10.1969;
IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969


01.12.1969:
Die IGBE gibt am 15.12.1969 die Betriebsdirektoren für Personal- und Sozialfragen (PS) der RAG bekannt:
GRUPPE I Bergbau AG Niederrhein:
Rheinpreußen: Friedrich Steinmetz, Pattberg: Karl Poß".
=Einheit Nr.24,Bochum 15.12.1969

05.12.1969:
Die IGBE (vgl. 15.11.1969) berichtet von der Ruhrkohle AG (vgl. 1.12.1969, 8.12.1969), daß heute die Gesamt-Betriebsräte der sieben Betriebsführungsgesellschaften gebildet werden sollen.

Am 15.12.1969 gibt die IGBE die Vorsitzenden der Gesamtbetriebsräte bekannt:
- Bergbau AG Niederrhein: Vorsitzender: Franz Gebauer, Pattbergschächte; Stellvertretender Vorsitzender: Hermann Klos, Friedrich-Heinrich.
=Einheit Nr.22 und 24,Bochum 15.11.1969 bzw. 15.12.1969,S.* bzw. S.*

Januar 1970:
Die DKP Ortsgruppe Moers-Meerbeck gibt vermutlich im Januar ihre 'Klare Sache' Nr.1 (vgl. Sept. 1969) für den Rheinpreußen Zentralschacht 9 heraus.
=Klare Sache Nr.1,Moers 1970

10.04.1970:
Auf dem Gewerkschaftstag wurden laut IGBE auch acht neue Hauptvorstandsmitglieder gewählt, u.a. Hermann Spitzer (Bezirk Niederrhein).
=Einheit Nr.8,Bochum 15.4.1970,S.1 und 3

30.04.1970:
Die DKP berichtet von der Tarifrunde im Ruhrbergbau (BETR - vgl. 21.4.1970, 3.5.1970), daß auch die heutigen zweiten Verhandlungen ergebnislos verliefen.

Zur IGBE-Verhandlungsdelegation schreibt die IGBE:"
Sie kennen die Sorgen der Bergleute an Rhein und Ruhr aus erster Hand. Sie gehören dem IGBE-Hauptvorstand an. Ihr Wort hat stets Gewicht: ... Hermann Spitzer, Moers".
=Einheit Nr.9 und 11 bzw. Sonderausgabe Nr.1,Bochum 1.5.1970, 15.5.1970 bzw. 11.5.1970,S.1, S.3 bzw. S.3

30.06.1971:
Laut DKP findet heute eine Sitzung des Aufsichtsrats (AR) Ruhrkohle AG (RAG) statt, auf der beschlossen wird bis 1975 weitere 10 Zechen zu schließen.

Die KPD/ML-ZB (vgl. 3.7.1971) berichtet:"
NEUES ZECHENSTERBEN BEI DER RAG
...
Vier neue Verbundbergwerke sollen geschaffen werden: Rheinpreussen/Pattberg/Rossenray am linken Niederrhein, Ewald/Recklinghausen in Recklinghausen, Consolidation/Pluto (Wanne-Eickel/Gelsenkirchen) und Haus Aden/Grimberg 3/4 in Bergkamen. Diese Verbundbergwerke sehen so aus, daß zwar die Kohle noch in den Flözen beider Zechen abgebaut, aber nur noch nach einer Stelle gefördert wird. Dadurch werden hunderte von Übertagearbeitern 'überflüssig'."
=Kumpel-Post Die 'goldenen siebziger' Jahre für den Bergmann?,Dortmund Aug. 1971,S.1;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.50,Bochum 3.7.1971,S.5ff


01.07.1971:
Laut IGBE (vgl. 1.7.1971) findet eine Sitzung des Aufsichtsrats (AR) der RAG statt, auf der auch Fragen "des sogenannten Anpassungsprogramms beraten werden" sollen.

Die IGBE berichtet auch:"
RUHRKOHLE AG LEGT SIEBEN ZECHEN STILL
2 MILLIARDEN FÜR INVESTITIONEN NOTWENDIG
...
2. Zusammenlegung von neun Schachtanlagen zu vier leistungsstarken Verbundwerken, und zwar Rheinpreußen/Pattberg und Rossenray (Moers und Kamp-Lintfort,d.Vf.)".
=Einheit Nr.13 und 14,Bochum 1.7.1971 bzw. 15.7.1971,S.1 bzw. S.1ff

Mai 1972:
Die IGBE (vgl. 1.6.1972) berichtet vermutlich aus dem Mai:"
RAG-BETRIEBSRÄTEARBEITSGEMEINSCHAFT
NEU KONSTITUIERT

Die Arbeitsgemeinschaft der Gesamtbetriebsräte der Ruhrkohle AG hat sich nach den Betriebsratswahlen (BRW - vgl. 18.4.1972,d.Vf.) neu konstituiert. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft ist Karl-Heinz Mross, Betriebsratsvorsitzender der Schachtanlage Bergmannsglück/Westerholt, BAG Herne/Recklinghausen, stellvertretender Vorsitzender ist Herrmann Klos, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Zeche Friedrich Heinrich, BAG Niederrhein. Außerdem gehören der Arbeitsgemeinschaft folgende Betriebsratsvorsitzende oder stellvertretende Betriebsratsvorsitzende an:

BAG NIEDERRHEIN
Franz Gebauer, Pattbergschächte (Moers,d.Vf.); ..."
=Einheit Nr.11,Bochum 1.6.1972,S.4

31.05.1972:
In Dortmund gibt die Betriebsgruppe Minister Stein der KPD/ML-ZB vermutlich heute früh eine 'Rutsche' (vgl. 24.5.1972, 5.6.1972) heraus:"
KUMPELS, AUFGEPASST:
'TARIFWAHRHEIT BEDEUTET LOHNABBAU'!
- DAS SOLL UNS DIE TARIFLOHNERHÖHUNG 1972 BRINGEN!

In der vorigen Woche (vgl. 24.5.1972,d.Vf.) veröffentlichte die KPD/ML-Betriebsgruppe in der Rutsche einige Dokumente, die zeigten:
DIE LOHNORDNUNG DES LETZTEN JAHRES WAR UND IST HEUTE ERST RECHT DER ECKSTEIN FÜR LOHNRAUB UND RATIONALISIERUNG!

Ihre 'Tarifwahrheit' besteht darin, nach und nach die Löhne auf Tarifniveau herabzudrücken.

Der Lohnordnung werden weitere Schritte folgen:
Die neue Leistungsentlohnung, die bereits heute auf Rheinpreußen und anderswo erprobt wird. Sie besteht aus Grundlohn und Prämie und soll erbringen:
- eine weitere Angleichung an den Tariflohn
- Bezahlung nach ArbeitsERGEBNIS, statt nach Arbeitsleistung und dementsprechend:
- bis zu 10% Lohnabzug bei Betriebsstörungen, die das Arbeitsergebnis vermindern

Was steht in der Lohnordnung, im Paragraph 4, Absatz 3?

'Soweit in den Fällen des Absatzes 1 der Unterschiedsbetrag zwischen dem Durchschnittslohn des Bezugszeitraums und dem neuen Tarifschichtlohn den in Absatz 2 genannten Prozentsatz (20%) übersteigt, wird er als 'übertarifliche Zulage' ausgewiesen. Die übertarifliche Zulage wird auf Tariflohnerhöhungen oder Höhergruppierungen angerechnet.'

DAS SOLL UNS DIE TARIFLOHNERHÖHUNG 1972 BRINGEN!!
=Rutsche Kumpels, aufgepaßt: 'Tarifwahrheit bedeutet Lohnabbau'!,Dortmund o.J. (1972)

07.06.1972:
Die KPD/ML-ZB Betriebsgruppe Minister Stein Dortmund führt um 19 Uhr im Haus Göbbeln in der Schützenstr. eine öffentliche Veranstaltung zur BETR durch, von der sie selbst berichtet:"
BERGBAUTARIFRUNDE: 'JETZT RECHNEN - JETZT HANDELN!'
...
WEG MIT DEM GRUNDLOHNGEDINGE!

Sehr wichtig für uns ist, daß bereits eine neue Leistungsentlohnung über der RAG schwebt, die bereits auf Rheinpreußen (in Moers,d.Vf.) und Blumenthal erprobt wird: der Lohn steigt nicht entsprechend der Arbeitsleistung im Verhältnis 1:1, denn der Lohn zerfällt in Grundlohn und Prämie, und der Anstieg der Prämie verläuft viel flacher als die Leistung."
Zitiert wird hierzu aus dem 'Stempel' der KPD/ML-ZB bei Blumenthal (vgl. Mai 1972) und fortgefahren:"
Doch die größte Sauerei ist, daß man bei dieser neuen Leistungsentlohnung die Störungen aus eigener Tasche bezahlen soll! So heißt es im Sondertarifvertrag der Rheinpreußen AG:
'Störungszeiten im Betriebsablauf, die im Bereich bis zur Übergabe vom Streckenpanzer auf das Gummiband verursacht werden, gelten im Sinne des Paragraphen 20 Absatz 3 Ziffer 1a der Arbeitsordnung grundsätzlich als im Wesen und der Art des Gedinges begründet.
Wird jedoch in einem Monat das beim Gedingeabschluß zugrunde gelegte durchschnittliche Soll-Arbeitsergebnis infolge von Betriebsstörungen um mehr als 10% unterschritten, so wird in diesem Monat ein Ausgleichsbetrag in Höhe der Differenz zwischen dem tatsächlich verdienten und einem Leistungslohn-Anteil gezahlt, der sich bei 90% des Soll-Arbeitsergebnisses ergeben hätte.'

Auf Deutsch heißt das: jede Betriebsstörung wird vom Lohn abgezogen - allerdings ist man so freundlich, immerhin wenigstens 90% des Tariflohns abzusichern. Kein voll abgesicherter Tariflohn - das dürfte einmalig in der Tarifgeschichte sein! Das ist ein einmaliger Verdienst der IGBE-Wohltäter!"
=Rutsche Kumpels, aufgepaßt: 'Tarifwahrheit bedeutet Lohnabbau'! und Bergbautarifrunde: 'Jetzt rechnen - jetzt handeln!',Dortmund o.J. (1972) bzw. o.J. (Juni 1972),S.3 bzw. S.1ff

24.09.1972:
Laut IGBE (vgl. 15.12.1971, 15.5.1972) soll heute in Hannover ihr 10. Gewerkschaftskongreß (vgl. 30.9.1971) beginnen (vgl. 3.1.1972), der am 28.9.1972 abgeschlossen sein soll und auch in Moers aktiv vorbereitet wurde. Als Mitglieder des Hauptvorstandes (HV) werden u.a. gewählt Hermann Klos (Niederrhein/Moers) und Werner Müller (Niederrhein/Moers).
Neu in den Hauptvorstand wurde gewählt:
- Werner Müller, Bezirk Niederrhein (Funktionen: Ortsgruppenvorsitzender, Mitglied der Großen Tarifberatungskommission und des Bezirkvorstandes).

Innerhalb der DKP wird berichtet:"
DER 10. IGBE-KONGRESS IN HANNOVER, 24./28.8.1972
...
'WERNER FRÖSE (Bezirk Niederrhein/Moers): Werte Gäste! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mich zum Kernstück unserer Gewerkschaftspolitik, der Lohn- und Tarifpolitik, äußern.

Bekanntlich hat der letzte Gewerkschaftstag in Oberhausen dieses Thema bis zu unserem Kongreß in Hannover vertagt. Jetzt ist es unsere Aufgabe, Bilanz zu ziehen.

Bilanz ziehen heißt: Geräuschlose Lohnrunden wie die von 1971 (BETR,d.Vf.) ohne Einbeziehung der Mitgliedschaft sind sowohl in der Art ihrer Durchführung als auch bezüglich des Erreichten einer Gewerkschaft wie der unsrigen nicht würdig. Letztlich ist eine Lohnverhandlung nur dann erfolgreich, wenn himnter dem Verhandlungstisch nicht nur das Wissen um eine kampfbereite Bergarbeiterschaft steht, sondern die Verhandlungskommission auch bereit ist, die Kraft der Organisation voll einzusetzen. Das war ja wohl nicht der Fall. Es erfolgte daher ja auch berechtigte Kritik.

Die neue Lohnordnung schaffte den Betriebsräten eine Menge Ärger und tut es noch heute. Vieles muß noch ausgebügelt werden.

Für 1972 wurde in Oberhausen von Delegierten eine ausreichende Lohnerhöhung gefordert. Was auch aus der letzten Lohnerhöhung wird, sehen wir alle angesichts allseitiger Kostensteigerungen. Hinzu kommt, daß es in den Betrieben bei der Weitergabe von Lohnerhöhungen zu Schwierigkeiten gekommen ist.

Hier auf diesem Kongreß dürfen Stellungnahmen und Diskussionen zur sogenannten konzertierten Aktion nicht ausbleiben. Meiner Meinung nach waren die während der Schiller-Ära verordneten Orientierungsdaten ein Instrument zur Disziplinierung der Gewerkschaften und engten auch die Lohnpolitik der IGBE ein. Im Unternehmerlager war man darüber befriedigt. Es besteht die Absicht, die konzertierte Aktion demnächst noch perfekter zu praktizieren. Wir sollten dafür sorgen, daß mit dem 'Konzert' Schluß gemacht wird.

Kolleginnen und Kollegen, zur Bilanz gehört: Wir hinken mit unserem Lohn weiterhin hinter anderen Berufszweigen her. Daran ändert auch die erfolgte Lohnskala-Kosmetik nichts. Ich meine damit den bei der Tarifrunde 1972 vorgenommenen Einbau der Sozialzulagen in den Tariflohn. Wie steht es denn mit den Siebenstundenschicht, nachdem bereits vor Jahren Walter Arendt die Sechsstundenschicht forderte? Gegenüber anderen Berufszweigen betrug die Arbeitszeit der Bergarbeiter in früheren Zeiten nur 80 Prozent. Heute müßten wir demnach die 32-Stunden-Woche haben. Wie ist das mit dem 13.Monatslohn? Wie hoch ist der diesjährige Stufenbetrag zur Erreichung des gesteckten Ziels? Statt dessen werden uns als Weihnachtsüberraschung Mieterhöhungsbescheide ins Haus flattern. Der Begriff 'Mietgeld' wurde beim letzten Tarifabschluß gestrichen.

Das erweckt bei unseren Mitgliedern nicht nur den Eindruck, als wolle sich die Organisation aus der Verantwortung stehlen, sondern es gibt bereits nicht wenige Stimmen, die uns, wie ich meine, mit Berechtigung vorwerfen, mit der Einbeziehung des Mietgeldes in den Tarifvertrag habe sich die Organisation aus der Verantwortung gestohlen. Die Antragsdebatte um diese Frage wird zeigen, wie wir als verantwortliche Delegierte zu diesem Problem unsere Meinung erarbeiten werden.

Hier besteht auch ein Widerspruch zum Europäischen Bergarbeiterstatut, welches laut Beschlußfassung Richtlinie unserer Tarifpolitik sein soll. Praktisch werden hier doch Kongreßbeschlüsse nicht beachtet. Ich meine, Beschlüsse sollten weder verwässert noch aufgegeben werden.

Kolleginnen und Kollegen! In den Betrieben fehlen leistungsfähige jüngere Arbeitskräfte. Die Belegschaftssituation wird immer miserabler. Daran haben Stillegungen auch nichts geändert. Solange der Bergbau bei uns nur für ausländische Arbeitskräfte attraktiv ist, kann nicht von erfolgreicher Tätigkeit gesprochen werden.

Unsere Organisation hat einen ausgezeichneten Organisationsstand. Darum beneiden uns andere Gewerkschaften. Sorgen wir dafür, daß sie uns in Zukunft auch wegen unserer Erfolge beneiden! - Danke schön. (Beifall.)'"
=Einheit Nr.24, 10, 15 und 19,Bochum 15.12.1971, 15.5.1972, 1.8.1972 bzw. 1.10.1972,S.1, S.3, S.4 und 6ff bzw. S.1ff;
N.N. (DKP):Der 10. IGBE-Kongreß in Hannover, 24./28.8.1972,o.O. o.J. (1972), S.1ff


Oktober 1972:
Die IGBE (vgl. 1.11.1972) berichtet vermutlich aus dem Oktober vermutlich aus Gelsenkirchen und Moers:"
TEXACO-KRAFTWERKE
HÖHERE LÖHNE

Die IG Bergbau und Energie hat für die Arbeitnehmer der Texaco-Kraftwerke Graf Bismarck und Rheinpreußen eine Übergangsregelung abgeschlossen, die auf drei Monate befristet ist. Sie gilt, bis die umfangreichen und schwierigen Arbeiten beendet sind, die durch die Verhandlungen über den Abschluß eines neuen Tarifwerkes hervorgerufen werden. In der Übergangsregelung wurde vereinbart, daß die Löhne um 7,4 Prozent ab 1.Oktober 1972 angehoben werden. Die Angestellten erhalten für die letzten drei Monate des Jahres 1972 eine einmalige Sonderprämie, die je nach Gehaltsgruppe zwischen 240 und 360 DM liegt. Für alle Beschäftigten wurde außerdem eine Weihnachtsgratifikation in Höhe von 75 Prozent des Monatseinkommens erreicht und für alle Hausbrandbezieher eine günstige Regelung für den Haubrandbezug getroffen."
=Einheit Nr.21,Bochum 1.11.1972,S.4

Februar 1973:
Die IGBE (vgl. 1.3.1973) berichtet vermutlich aus dem Februar aus Moers und Gelsenkirchen:"
TEXACO-KRAFTWERKE
HAUSTARIF VEREINBART

Die IGBE hat für die Beschäftigten in den Texaco-Kraftwerken Graf Bismarck und Rheinpreußen einen Haustarifvertrag auf GWE-Basis ausgehandelt, der wesentliche Verbesserungen bringt.

Hier die wichtigsten Verhandlungsergebnisse:

- Statt der bisher unterschiedlichen Lohn- und Gehaltsordnungen wird ein einheitliches Vergütungssystem mit 15 Vergütungsgruppen wirksam.
- Die Arbeitszeit für Wechselschichtler wird durch Freizeitschichten auf durchschnittlich 40 Wochenstunden verkürzt. Verheiratete erhalten ein Hausstandsgeld in Höhe von 50 DM. Daneben wurde die Zahlung eines Kindergeldes vereinbart.
- Einige bisher gewährte betriebliche und tarifliche Leistungen (beispielsweise Hausbrand) entfallen. An ihre Stelle treten u.a. eine GWE-Zulage, mehr Weihnachtsgeld, höheres Urlaubsgeld, höhere vermögenswirksame Leistungen und eine Schichtausgleichszulage für Wechselschichtler.
- Die neuen Vereinbarungen treten rückwirkend ab 1.Januar 1973 in Kraft."
=Einheit Nr.5,Bochum 1.3.1973,S.4

06.08.1973:
Die IGBE (vgl. 15.8.1973) berichtet vermutlich spätestens aus dieser Woche aus Bochum, Gelsenkirchen und Moers:"
KRAFTWERKER
TARIFVERTRÄGE ABGESCHLOSSEN

In der Tarifarbeit der IG Bergbau und Energie gibt es keinen Stillstand. Nach Abschluß der Tarifrunde im GWE-Bereich wurden von der IG Bergbau und Energie auch für die Beschäftigten der Texaco-Kraftwerke Rheinpreußen und Bismarck sowie für die Arbeitnehmer des Kraftwerkes Harpen neue Vergütungstarife abgeschlossen.

Die Vergütungsgruppen wurden mit Wirkung vom 1.Juli 1973 um 8,4 Prozent und einem Sockelbetrag von 35 DM angehoben. Durch den Sockelbetrag ergibt sich eine durchschnittliche Einkommenserhöhung von 10,9 Prozent. Die neuen Tarifverträge haben eine Laufzeit von 12 Monaten und sind erstmals zum 30. Juni 1974 kündbar."
=Einheit Nr.16,Bochum 15.8.1973,S.5

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