Hausbesetzungen in Essen

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen

Hier sollen einige Hausbesetzungen in Essen vorgestellt werden. Dabei handelt es sich um: Alte Zeilen 20, Altendorfer Straße 273, Bäuminghausstraße 47, Buschstraße 16, Ellernstraße 85/87, Eltingstraße 35, Friedrich-List-Straße 31, Hülsmannstraße 49, Langenbergerstraße 153, Reckhammerweg 18/20, Roßstraße 49, Segerothstraße 118, SPD-Büros Viehofer Platz, Vogelheimerstaße 124.

Die Besetzungen und Räumungen finden, soweit das vorliegende Material darüber Auskunft gibt, 1981 statt. Zu der Zeit werden auch viele andere Häuser im Ruhrgebiet und darüber hinaus besetzt. Die Besetzung der „Altendorfer Straße 273“ findet allerdings viel später, am 13.4.1993, statt - zu einer Zeit, als Hausbesetzungen nicht mehr den Stellenwert wie in den 1970er und 1980er Jahren haben. Manchmal bleibt mir unklar, an welchem Tag die Besetzung erfolgt und wann geräumt bzw. abgerissen wird. Ebenso kann ich den Erscheinungstag von Flugblättern und anderen Dokumenten nicht immer genau festlegen.

Immerhin finden 1981 in Essen gute 13 Besetzungen statt, was für das Ruhrgebiet durchaus als enorm bezeichnet werden kann. Die Besetzerszene speist sich, wie bei anderen Besetzungen auch, aus der (links-)radikalen Szene, soweit es dem vorliegenden Material zu entnehmen ist.

Zudem rufen einige der vorliegenden Flugblätter zu Demonstrationen auf, üben Kritik, etwa an der SPD, stellen Forderungen auf, fordern eine ordentliche Nutzung der Räumlichkeiten, Miet- und Nutzungsverträge statt Abriss eines Hauses, machen Front gegen die Räumung der Häuser, Polizeieinsätze, Verhaftungen von Besetzern und deren Kriminalisierung, fordern die Einstellung aller Verfahren und Zivilprozesse gegen Verhaftete, aber auch, und somit für das Ruhrgebiet in gewisser Weise neu, die „Enteignung“ einiger Häuser durch die Stadt („Wohnraumzweckentfremdungsordnung“).

Im Mittelpunkt der Kritiken der Besetzer steht die Profitgier der Hausbesitzer und der Bodenspekulanten. Sie mündet in die der damaligen Zeit entsprechenden Parole: „Nicht die Besetzer sind kriminell, sondern die Hausbesitzer!“.

Wie überall, so steht auch in Essen die „Instandbesetzung“ mit anschließender Modernisierung der Häuser auf der Tagesordnung. Dort will man leben und die Häuser bzw. einen Teil davon zu „Kommunikationszentren“ machen. Großkonzerne wie etwa Krupp, die Wohnstätten AG (VEBA), Karstadt und die Neue Heimat, sowie einzelne Spekulanten, werden genauso an den Pranger gestellt wie die Stadt Essen, die die Altbauten wegsanieren will und auf dem Rücken der Mieter eine unverschämte Mietenpolitik betreibt, indem sie Mieter aus ihren Wohnungen vertreibt. Auch der Bau von Betonsilos, Eigentumswohnungen oder Gewerbeflächen durch sie, steht im Fokus der Kritik.

Initiativen in Essen, die im Rahmen des „Kampfes gegen die Wohnungsnot“ bekannt werden, sind etwa:

Januar 1981

Eine „Basisgruppe GHS” und die „Initiative gegen Wohnraumnot (Essen)“ wird bekannt. Sie agitiert in Flugblättern u. a. gegen Spekulanten und Kulturvernichtung (vgl. 27. Januar 1981).

März 1981

Zu einer Demonstration in Essen gegen Verhaftungen von Hausbesetzern u. a. im „KOMM“ (Nürnberg) wird aufgerufen. Gefordert wird u. a. die „Rücknahme aller Strafverfahren“ (vgl. 18. März 1981).

Die „Ellernstraße 85/87“ wird besetzt. Gleichzeitig geben die Besetzer bekannt, dass die Straße nun ihnen gehört. Die Besetzung sei „knallharte Realität“ (vgl. 27. März 1981; 30. März 1981; 31. März 1981).

April 1981

Bekannt gegeben wird, dass die Besetzer der „Ellernstraße 85“ dem Spekulanten ein „Ultimatum“ gestellt haben, das er habe verstreichen lassen. Sie würden nun „reguläre Mieter“ sein. Hausbesetzung sei ein „Notwehrakt“ (vgl. April 1981).

Die „Bäuminghausstraße” ist im April besetzt. Besetzt wird auch „Alte Zeilen 20“ (vgl. April 1981).

Der „Reckhammerweg 18“ und die „Segerothstraße 118“ werden besetzt (vgl. 2. April 1981).

Zu einem Fest in der „Ellernstraße 85/87“ wird aufgerufen (vgl. 4. April 1981).

Eine „Presseerklärung“ der „Instandbesetzer Segerothstraße 118“ erscheint (vgl. 5. April 1981).

Das „SPD-Büro Viehofer Platz“ wird aus Protest besetzt (vgl. 7. April 1981).

In einem „Nachrichtenorgan“ der „Instandbesetzer“ wird zu einem UNI-Fest gegen „Wohnraumnot“ eingeladen. Veranstalter sind die „UNI-Basisgruppen“ (vgl. 9. April 1981).

Die „Segerothstraße 118“ ist weiterhin besetzt (vgl. 10. April 1981).

Eine „Initiative gegen Wohnraumnot Eltingstraße 35“ wird bekannt. Sie fordert von der Stadt Essen u. a. den „Beschluss einer Zweckentfremdungsordnung“ (vgl. 15. April 1981).

Die „Vogelheimerstraße 124“ wird besetzt (vgl. 15. April 1981).

In der Nr. 1 des „Nachrichtenorgans für Essener Instandbesetzer“ wird die Gründung des Vereins „Selbsthilfe e. V.“ bekannt gegeben, mit dem Ziel ein „Koordinationstreffen“ aller Hausbesetzer im Ruhrgebiet zu organisieren (vgl. 22. April 1981).

Die bürgerliche Presse trage, so die Hausbesetzer, mit dazu bei, dass sie kriminalisiert würden. Zu einer Demonstration dagegen wird aufgerufen (vgl. 28. April 1981).

Im „JZE“ (Jugendzentrum Essen) soll ein „Friedensfest der Instandbesetzer“ stattfinden (vgl. 30. April 1981).

Die „Roßstraße 44“ wird, vermutlich auch im Mai, besetzt (vgl. April 1981).

Mai 1981

Das „Instandbesetzer Info 2, Ellernstraße 85/87“ erklärt, dass möglicherweise durch die Errichtung eines Bauzaunes die „Räumung drohe“. Die „Ellernstraße 87“ sei verkauft worden (vgl. Mai 1981).

Die „Initiative gegen Wohnraumzerstörung Eltingstraße 35“ macht gegen Krupp mobil. Krupp würde seine „Krankenanstalten“ abreißen lassen (vgl. Mai 1981).

Vermutlich wird am 1. Mai die „Segerothstraße 118“ und „Alte Zeile 20“ geräumt. Eine Protestdemonstration wird organisiert. Ein „Infoaustausch“ des „autonomen Besetzerrates“ soll stattfinden (vgl. 5. Mai 1981; 9. Mai 1981).

Die „Friedrich-List-Straße 31“ wird besetzt. (vgl. 24. Mai 1981).

Juni 1981

„Unverantwortlicher Reiner Zorn“ berichtet, dass die „Friedrich-List-Straße 31“ geräumt wurde. Gefordert wird: „Keine Kriminalisierung von Hausbesetzern“. Zu einer Demonstration wird aufgerufen (vgl. 3. Juni 1981; 4. Juni 1981).

Oktober/November 1981

Die ersten Essener Hausbesetzer werden u. a. wegen „Hausfriedensbruch“ angeklagt. Die Prozesse seien „politische Prozesse” (vgl. 21. Oktober 1981).

Die Prozesse sollen wegen der Besetzung der „Ellernstraße 85“ stattfinden (vgl. 29. Oktober 1981).

Wohl aus Protest gegen die Prozesse wird die „Hülsmannstraße 49” besetzt (vgl. 30. Oktober 1981).

Für die „Roßstraße 44” wird ein „Mietvertrag“ gefordert (vgl. 4. November 1981).

Vermutlich wird im November die „Langenbergerstraße 153“ besetzt. U. a. wird ein „Nutzungsvertrag“ gefordert (vgl. 25. November 1981; 27. November 1981; 30. November 1981).

Der Stadt Essen wird seit der Räumung der „Ellernstraße 85“ vorgeworfen, „gewachsene Stadtteile” durch „sogenannte Sanierungen“ zu zerstören (vgl. 28. Dezember 1981).

1982

Die „Initiative Wohnraumzerstörung“ gibt bekannt, dass weiteren Häuserzeilen der Abriss drohe (vgl. 1982).

Eine „Initiative gegen Wohnraumnot Eltingstraße 35“ fordert von der Stadt Essen u. a. den „Beschluss einer Zweckentfremdungsordnung“. Der AStA der Uni Essen bzw. deren „Wohnraumreferat“ und die „Initiative gegen Wohnraumnot und Stadtzerstörung“ bereitet eine Ausstellung zu „ein Jahr Essener Häuserkampf“ vor (vgl. 15. April 1981; Ende April 1982; 3. Mai 1982).

Die Besetzer erklären, dass die Räumung der „Hülsmannstraße 49“ drohe (1982; November 1982).

Die „Hülsmannstraße 49“ wird geräumt und abgerissen (vgl. 22. November 1982).

Die Besetzer der „Segerothstraße 118“ wollen eine Veranstaltung zum „Thema Häuserkampf“ durchführen (vgl. 14. Januar 1983).

1993

Die „Altendorfer Straße 273” wird besetzt und noch innerhalb von 24 Stunden geräumt (vgl. 13. April 1993).

Überblick über die Hausbesetzungen in Essen 1981 und 1993

Siehe auch: Hausbesetzungen in Essen: „Dokumentation. Instandbesetzer. Essen 1981, 27.3.-23.4., Teil I“

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

27.01.1981:
Von den „Basisgruppen der GHS“ und der „INI gegen Wohnraumnot (Essen)“ herausgegeben, erscheint das Flugblatt: „Basisgruppen.“ Danach sei „der Kampf um Wohnraum, gegen Spekulanten und Kulturvernichtung in der BRD im Augenblick in einer ‚heißen Phase‘. Durch Hausbesetzungen und Demonstrationen wird der Druck auf die Verantwortlichen in vielen Städten sehr groß. Die Häuserkämpfer sind für die Herrschenden eine Gefahr geworden.“

Eingeladen wird zum am 3.2. in Essen zu einer Grundsatzdebatte zu den Fragen:
- Entwicklung von gemeinsamen politischen Aktionen
- Problembereich Wohnraum
- Neue Lebens-, Arbeits- und Kulturformen.
Quelle: Basisgruppen GHS/INI gegen Wohnraumnot (Essen): Basisgruppen, Essen, 27.1.1981.

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18.03.1981:
Es erscheint, vermutlich um dem 18.3 herum, ein Flugblatt ohne Impressum: „13 Tote in München auf dem Oktoberfest: Die Täter sind frei. 6 kaputte Scheiben in Nürnberg. 141 Jugendliche verhaftet.“

Danach sind wohl im KOMM in Nürnberg „14 Jugendliche aus Nürnberg im Gefängnis“. „Alle 141 Verhafteten erhielten Strafverfahren.“ Erklärt wird u. a.: „Gegen profitgierige Haus- und Bodenspekulanten, die Wohnraum absichtlich vergammeln lassen, ist Widerstand notwendig.“ Auch in Berlin habe es 30 Verhaftete geben, in Köln 30, in Gelsenkirchen 8, weiter in Bremen und Hamburg. „Wir erklären uns solidarisch mit allen von Verhaftungen und Polizeibrutalität Betroffenen.“ Gefordert wird: „Freilassung aller verhafteten Jugendlichen”, „Rücknahme aller Strafverfahren”, „Für ein uneingeschränktes Demonstrations- und Versammlungsrecht.“ Aufgerufen wird zu einer Demonstration am 21.3. In Essen.
Q: Flugblatt: 13 Tote in München auf dem Oktoberfest: Die Täter sind frei. 6 kaputte Scheiben in Nürnberg. 141 Jugendliche verhaftet, Essen, o. J. (1981).

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27.03.1981:
Vermutlich wird laut Flugblatt „Instandbesetzer Ellernstraße 85/87“ an diesem Tag die „Ellernstraße 85/87“ besetzt.
Q: Flugblatt: Instandbesetzer Ellernstraße 85/87, o. O., o. J. (1981).

30.03.1981:
Vermutlich erscheint, von den Besetzern der Ellernstraße 87 herausgegeben, das Flugblatt: „Instandbesetzung in Essen-Altenessen. Kaussenhaus, Ellernstraße 87 gehört uns.“ Danach wird die Besetzung als „knallharte Realität“ bezeichnet. Parolen sind: „Haut allen Spekulanten auf die fetten Pranken“, „Solidarität mit allen Hausbesetzern“.
Q: Flugblatt: Instandbesetzung in Essen-Altenessen. Kaussenhaus, Ellernstraße 87 gehört uns, Essen, o. J. (1981).

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31.03.1981:
Es erscheint, von der „AstA Press“ herausgegeben, das Flugblatt: „Lieber Instand-Besetzen als kaputt besetzen.“ Danach kam es am 27.3. „zu Hausbesetzungen“. Nach dem Flugblatt war die „Bäuminghausstraße 47“ bereits besetzt. Spontan seien Leute in die „Ellernstraße 87“ eingedrungen. „Aus dieser Gruppe bildete sich der Kern der Instandbesetzer.“
Q: AStA Press: Lieber Instand-Besetzen als kaputt besitzen, o. O., 31.3.1981.

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April 1981:
Vermutlich erscheint im März oder April, von den „Instandbesetzern Ellernstraße 85“ herausgegeben, das Flugblatt: „Das Ultimatum ist abgelaufen.“ Danach haben die Besetzer dem Spekulanten Kaußen ein Ultimatum gestellt, wonach sie über die „Nutzung der Ellernstraße 85“ mit ihm verhandeln wollten. Das sei nun nicht mehr möglich. Sie hätten ihm jetzt Miete überwiesen und würden sich jetzt als „reguläre Mieter betrachten“. Zur Hausbesetzung geben sie folgende Erklärung ab: „Hausbesetzungen sind ein Notwehrakt gegen die willkürliche Zerstörung von Wohnraum durch Spekulanten.“
Q: Instandbesetzer Ellernstraße 85: Das Ultimatum ist abgelaufen, Essen, o. J. (1981).

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April 1981:
Laut dem Flugblatt „Roßstraße 44. Jetzt schon 6 Monate besetzt!“ wird vermutlich im April die „Roßstraße 44“ besetzt.
Q: Flugblatt: Roßstraße 44 jetzt schon 6 Monate besetzt. Wann kriegen wir den Mietvertrag, o. O., o. J. (1981); Evangelischen Studentengemeinde, Ermittlungsausschuss: Kaussen klagt an. Am 29.10. werden 5 Besetzer des Kaußenhauses in der Ellernstraße 85 wegen Hausfriedensbruch angeklagt, o. O., o. J. (1981).

April 1981:
Vermutlich wird im April das Haus „Alte Zeilen 20“ besetzt. Zur Besetzung erscheint ein Flugblatt ohne Impressum: „Informationen der Besetzer.“ Die Besetzer rekrutieren sich aus „Schülern, Auszubildenden, Arbeitern und Arbeitslosen“. Das Haus sei „im Besitz der Stadt Essen. Diese will das Haus an einen privaten Vermieter verkaufen, der billigen Wohnraum durch Modernisierung zerstört und für sozial Schwächere unerreichbar macht“. Dagegen wehre man sich, dass „solch eine Mieterfeindliche Wohnungspolitik mit uns getrieben wird“. Nun habe man „zur Selbsthilfe“ gegriffen. Ziel der Besetzung sei es, „die Stadt Essen daran zu erinnern, dass sie noch Bürger hat, die auf billigen Wohnraum angewiesen sind“. Gefordert wird „ein Mietvertrag vom Liegenschaftsamt“.
Q: Flugblatt: Informationen der Besetzer, o. O., o. J. (1981).

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02.04.1981:
Es erscheint, von der „AstA Press“ herausgegeben, das Flugblatt: „Instandbesetztes Haus von der Polizei geräumt.“ Danach sei am 2. April 1981 von Jugendlichen „ein städtisches Haus im Reckhammerweg besetzt“ worden, um es „instandzubesetzen“. Das Haus wird vermutlich am 3. April wieder geräumt. Die Räumung sei mit „Schlagstöcken, chemischer Keule und Pistolen ausgerüsteten Polizisten“ geräumt worden. Eine Parole lautet: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“
Q: AStA Press: Instandbesetztes Haus von der Polizei geräumt, o. O., o. J. (1981).

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02.04.1981:
Laut „Presseerklärung“ der „Instandbesetzer Segerothstraße 118“ wird vermutlich an diesem Tag die „Segerothstraße 118“ „instand besetzt“. Zur Besetzung erscheint auch das Flugblatt ohne Impressum: „Instandbesetzung in Essen, Segerothstraße 118.“ Danach habe man die „Segerothstraße 118“ besetzt. Man wolle sich „gegen die totale Einstampfung des SEGEROTHS, einem alten Arbeiterstadtteil … wehren“.
Q: Presseerklärung der Instandbesetzer Segerothstraße 118 (Stadtteil Segeroth), Segeroth (Essen), 5.4.1981; Flugblatt: Instandbesetzung in Essen, Segerothstraße 118, Essen, o. J. (1981).

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04.04.1981:
Für diesen Tag rufen die Besetzer der „Ellernstraße 85/87“, laut Flugblatt „Instandbesetzer Ellernstraße 85/87“, zu einer Fete auf. Sie erklären auch, dass das Haus „seit gut einer Woche uns gehört“.
Q: Flugblatt: Instandbesetzer Ellernstraße 85/87, o. O., o. J. (1981).

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05.04.1981:
Es erscheint eine „Presseerklärung der Instandbesetzer Segerothstraße 118 (Stadtteil Segeroth).“

Danach haben „wir, die Mitglieder der Initiative gegen Wohnraumnot, am 4.4.81 mit vielen Unterstützern erneut ein leerstehenden Haus der Stadt Essen besetzt“. Vorangegangen sei die „Instandbesetzung des Hauses Reckhammerweg 18, ebenfalls im Segeroth am 2.4.81, die nach 15stündiger Instandbesetzung durch massiven Polizeieinsatz (300-400 Polizisten) verhindert wurde“. Diese „Presseerklärung“ will die Öffentlichkeit mit „wichtigen Informationen“ informieren, über „uns, unsere Forderungen, sowie unsere bisherigen Instandbesetzungsarbeiten“. Die „Initiative“ sei vor „6 Monaten entstanden“. Den Besetzern gehe es darum, „billigen und humanen Wohnraum zu erhalten“.
Q: Presseerklärung der Instandbesetzer Segerothstraße 118 (Stadtteil Segeroth), Segeroth (Essen), 5.4.1981.

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07.04.1981:
Es erscheint ein Flugblatt ohne Impressum: „SPD-Büro Viehofer Platz besetzt.“

Danach ist wohl an diesem Tag der „Reckhammerweg 14“ geräumt und abgerissen worden. Die „Segerothstraße“ stehe kurz vor der Räumung. Das beweise klar, „dass die Stadt Essen bewusst das alte sozialintakte Stadtviertel Segeroth kaputt saniert“. Zur SPD heißt es: „Gegen die obrigkeitsstaatliche Tour einer SPD-Verwaltung, gegen das völlig desolate Liegenschaftsamt, das seine Politik nur noch mit riesigen Polizeiaufgeboten inclusive prügeln und treten durchsetze kann, gegen Stadtzerstörung und Wohnraumvernichtung in einer SPD- regierten Stadt, gegen Schwachsinnsplanung wie Laser(1,2 Mill DM), Rathaus (188 Mill.) und das uns noch teurer zu stehen kommende Theater- und Kongresszentrum, gegen den Bau von Stadtautobahnen, Parkplätzen und Knaststädten, muss Widerstand geleistet werden. Als Zeichen unseres Widerstandes haben wir heute nach der Räumung der Segerothstr.118 das Büro dieser ‚famosen‘ SPD besetzt.“ SPD sei gleichbedeutend mit: Skandale, Pleiten Demagogie!
Q: Flugblatt: SPD-Büro Viehofer Platz besetzt, Essen, 7.4.1981.

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09.04.1981:
Laut „Nachrichtenorgan für Essener Instandbesetzer, Nachbarn, Freunde und unverbesserliche Kritiker des Bunten Hauses/Initiative gegen Wohnraumnot Nr. 1“, soll an diesem Tag in der Uni Essen ein „Fest zur Wohnraumnot“ stattfinden. Veranstalter sind die Uni Basisgruppen.
Q: Nachrichtenorgan für Essener Instandbesetzer, Nachbarn, Freunde und unverbesserliche Kritiker des Bunten Hauses/Initiative gegen Wohnraumnot, Nr. 1, Essen, 22.4.1981.

10.04.1981:
Es erscheint, wohl am 10.4., das Flugblatt ohne Impressum: „Bonbon für die Hausbesetzer?“

Danach ist das Haus „Segerothstraße 118“ weiter besetzt. Bei den Besetzern handelt es sich um „Lehrlinge, Schüler, Studenten und Arbeitslose, die nicht viel Geld haben und deshalb sich wehren gegen die Zerstörung billigen Wohnraums“. Am 7.4. habe man auf die Räumung gewartet. „Doch dann trat die Wende ein. Es kam die überraschende Nachricht: Die Stadt will verhandeln. Keine Räumung der Segerothstraße 118!“ Die Politik der Stadt Essen habe sich aber „nicht geändert“. Die Stadt würde verhindern, „dass Wohnungssuchende weiterhin zur Selbsthilfe greifen“. Gefordert wird u. a.: „Zur Verfügungstellung bzw. Finanzierung des Materials für sanitäre Einrichtungen, für die Dachisolierung, Reparatur der Strom- und Wasserleitungen, damit wir vernünftig renovieren können.“ Aufgerufen wird für den 12.4. zu einem „Stadtteil- und Besetzerfest“, vermutlich in Segeroth.
Q: Flugblatt: Bonbon für die Hausbesetzer, Essen, o. J. (1981).

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15.04.1981:
Vermutlich Mitte bis Ende April des Jahres erscheint, von der „Initiative gegen Wohnraumnot Eltingstraße 35“ herausgegeben, das Flugblatt: „Wohnraumnot kann jeden treffen“.

Danach herrsche in „Essen Wohnungsnot“. Der Staat „beschloss Gesetze und Paragrafen, die, das muss mal gesagt werden, mehr zur Zerstörung als zur Schaffung von billigem Wohnraum beitrugen“. Erklärt wird, dass die „Hausbesetzer und Mitglieder der Initiative gegen Wohnraumnot“ „seit drei Wochen mehrere Häuser in Essen besetzt halten“. „50 Häuser würden leer stehen, davon gehören 40 Häuser der Stadt“. „20 Häuser hat die Stadt Essen in den drei Wochen abreißen lassen“. Die Stadt würde „spekulieren“. Die INI fordert:
- Beschluss einer Zweckentfremdungsordnung
- Abrissstopp für alle leerstehenden Häuser
- Bereitstellung der leerstehenden städtischen Häuser für Wohnungssuchende.
Q: Initiative gegen Wohnraumnot Eltingstraße: Wohnraumnot kann jeden treffen, Essen, o. J. (1981).

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15.04.1981:
Laut Flugblatt „Hallo!“ ist das Haus „Vogelheimerstraße 124“ „in der Nacht vom 15. auf den 16.4“ besetzt worden. Die Besetzer seien „Arbeiter, Arbeitlose, Schüler, Studenten und andere Sorten Essener Mäuse“. „Instandbesetzen sei besser als kaputt besitzen“. Aufgefordert wird dazu, die Besetzer zu unterstützen.
Q: Flugblatt: Hallo, o. O., o. J. (1981).

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22.04.1981:
Es erscheint die Nr. 1 des „Nachrichtenorgans für Essener Instandbesetzer, Nachbarn, Freunde und unverbesserliche Kritiker des Bunten Hauses/Initiative gegen Wohnraumnot.“

Danach werden die „Instandbesetzer der Segerothstraße 118“ dort „wohnen bleiben können“. „Die Stadt wird mit einen Verein ‚Selbsthilfe e. V.‘ einen Nutzungsvertrag abschließen.“ Dem Verein werden angehören:
- ESG
- Humanistische Union
- Pfarrer
- ein Dozent der GHS
- die Instandbesetzer und Mitglieder der Wohnrauminitiative
- Uni Basisgruppen
- Die Grünen.

Der Verein würde sich zunächst auf die „Segerothstraße beziehen“. Über die „Doppelstrategie der Stadt“ heißt es: „Mit den einen verhandeln, die anderen räumen.“ So sei es bei den „Alten Zeilen“ gewesen. Das sei am 22.4. durch die „WAZ“ geschehen.

In den nächsten Wochen werde man zu „Koordinationstreffen der Instandbesetzer im Ruhrgebiet“ einladen. In der Zwischenzeit seien „zwischen Duisburg und Dortmund ca. 20 Häuser besetzt“. Ziel der „Koordinationstreffen“ sei es, eine „Analyse der Wohnungsbaupolitik der Ruhrgebietstädte“ zu leisten, die darauf abziele, „wirksame Protestaktionen“ zu diskutieren. Aufgerufen wird auch dazu, die Besetzer in den besetzten Häusern materiell zu unterstützten.
Q: Nachrichtenorgan für Essener Instandbesetzer, Nachbarn, Freunde und unverbesserliche Kritiker des Bunten Hauses/Initiative gegen Wohnraumnot, Nr. 1, Essen, 22.4.1981.

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28.04.1981:
Vermutlich nach dem 28.4. erscheint, von den „Besetzern der Segerothstraße 118“ herausgegeben, das Flugblatt: „Wenn Heuchler Gewaltlosigkeit predigen - Der Versuch, Demonstranten zu kriminalisieren.“

Darin wird auf eine Demonstration vom 28.4. verwiesen, die sich gegen „Wohnraumnot und Stadtzerstörung“ wandte. „WAZ“ und „NRZ“ hätten die Demonstration im Stile der „Terroristenhetze“ mit den Worten: ‚Krawalle haben Folgen. Es wurde gemeinschaftlich geplündert. Randalierer ziehen durch die Straßen und schädigen Unbeteiligte‘ kriminalisiert.“ „Es ist heuchlerisch, von den Hausbesetzern eine Distanzierung von Gewalt zu verlangen, wenn Polizisten gewaltsam gegen friedliche Demonstranten vorgehen.“
Q: Besetzern der Segerothstraße 118: Wenn Heuchler Gewaltlosigkeit predigen - Der Versuch, Demonstranten zu kriminalisieren, o. O., o. J. (1981).

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28.04.1981:
Es erscheint ohne Impressum zum 28.4. das Flugblatt: „Große Demo. Wiener Platz. Dienstag 28.04.81, 14.30 Uhr.“ Danach ist die Presse in ihrer Berichterstattung „provokativ“ und „verlogen“. Gemeint sind damit „WAZ“ und „NRZ“. In der bekannten Variante werden die Besetzer mit der Vokabel „zerstörungswütige Chaoten“ bezeichnet. Die Stadt Essen wird der „Komplizenschaft mit der Presse“ beschuldigt. „Trotz Bullen und Staatsgewalt. Wir lassen uns nicht spalten.“ Aufgerufen wird zu einer Demo am 28.4. in Essen.
Q: Flugblatt: Große Demo. Wiener Platz. Dienstag, 28.04.81, 14.30 Uhr, o. O., o. J. (1981).

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30.04.1981:
Laut „Nachrichtenorgans für Essener Instandbesetzer, Nachbarn, Freunde und unverbesserliche Kritiker des Bunten Hauses/Initiative gegen Wohnraumnot, Nr. 1“ soll an diesem Tag im „JZE“ ein „Friedensfest der Instandbesetzer“ stattfinden.
Q: Nachrichtenorgan für Essener Instandbesetzer, Nachbarn, Freunde und unverbesserliche Kritiker des Bunten Hauses/Initiative gegen Wohnraumnot, Nr. 1, Essen, 22.4.1981.

Mai 1981:
Vermutlich im April oder Mai erscheint das „Instandbesetzer Info 2, Ellernstraße 85/87“, herausgegeben von den „Instandbesetzer der Ellernstraße 85/87“. Danach wird zurzeit um das besetze Haus ein Bauzaun gezogen. Es drohe die Räumung. Gefordert wird: „Renovierung aller runtergekommener und leerstehender Häuser!“
Q: Instandbesetzer der Ellernstraße 85/87: Instandbesetzer Info 2, Ellernstraße 85/87, o. O., o. J. (1981).

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Mai 1981:
Vermutlich im Mai erscheint ein Flugblatt der „Vereinigten Instandbesetzer Ellernstraße 85“: „Instandbesetzer Ellernstraße 85/87.“ Danach ist die „Ellernstraße 87 weg“, was hier heißt: „Kaussen hat die Ellernstraße 87 an Elektro-Panek verkauft“. Die „Ellernstraße 85“ bleibe weiter besetzt. Man fordert: „Einen Mietvertrag für Ellernstraße 85.“
Q: Vereinigten Instandbesetzer Ellernstraße 85: Instandbesetzer Ellernstraße 85/87, o. O., o., J. (1981).

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Mai 1981:
Vermutlich im Mai erscheint, von der „Initiative gegen Wohnraumzerstörung, Eltingladen, Eltingstraße 35“ herausgegeben, das Flugblatt: „Krupp kloppt kaputt!“

Danach habe Krupp damit begonnen, einen Teil der „Kruppschen Krankenanstalten“ abreißen zu lassen. Trotz der Bemühungen des Landeskonservators NRW, „die Kruppschen Krankenanstalten unter Denkmalschutz zu stellen und so vor dem Abriss zu bewahren, hat die Firma Krupp von sich selbst aus, ohne weitere Entscheidung und Diskussion abzuwarten, mit dem Abriss begonnen“. Hinzuweisen ist noch darauf, dass ein Abriss der alten Gebäude bereits 1980 erfolgte und sich vermutlich 1981 fortsetzte. Die Stadt Essen wird kritisiert, da sie nicht bereit sei, „Gebäude zu erhalten“.
Q: Initiative gegen Wohnraumzerstörung, Eltingladen, Eltingstraße 35: Krupp kloppt kaputt, Essen, o. J. (1981).

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05.05.1981:
Vermutlich um den 5. Mai herum erscheint ein Flugblatt der „Besetzer und Bewohner der Segerothstraße 118“: „Erster Mai - Tag der Polizei. Segerothstraße 118 und Alte Zeilen geräumt.“

Danach ist wohl am 1. Mai die „Segerothstraße 118 und Alte Zeilen“ geräumt worden. „Der Einsatzleiter teilte den ungläubigen Besatzern und Nachbarn mit, das Haus sei auf Anordnung der Stadt geräumt worden, ‚da das Maß jetzt voll sei‘. Seine Begründung! Es gibt Hinweise, dass der Anschlag auf ein SPD-Büro vom Haus ausgegangen sei.“ „DAS VERHALTEN DER STADT ENTLARVT DIE VERANTWORTLICHEN ALS KRIMINELLE! ES IST KEIN WUNDER, DAS DIESE RECHTLOSEN LÜGNER IN JEDEM KRITISCHEN MITBÜRGER GLEICH KRIMINELLE UND TERRORISTEN SEHEN.
DIE SCHLIESSEN IMMER VON SICH AUF ANDERE.“

Aufgerufen wird für den 9. Mai in Essen zu einer „landesweiten Protestdemonstration“.
Q: Besetzer und Bewohner der Segerothstraße 118: Erster Mai - Tag der Polizei. Segerothstraße 118 und Alte Zeilen geräumt, o. O., o. J. (1981).

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09.05.1981:
Es erscheint an diesem Tag ein Flugblatt ohne Impressum: „Tag der Instandbesetzer, 9. Mai.“

Erklärt wird u. a., dass in der letzten Zeit „9 leerstehende Häuser in Essen … instand besetzt” wurden, an „Rhein & Ruhr etwa 70 Häuser“. Der Staat würde mit der „Kriminalisierung von Besetzern“ antworten. In Duisburg sei es zu „130 Festnahmen“ gekommen. Über die Besetzer sei eine „Prozesslawine“ hereingebrochen. Gefordert wird u. a.: „Eine Zweckentfremdungsverordnung, damit der Leerstand von Häusern ein Ende hat“, „Keine Vernichtung von billigem Wohnraum“, „Keine Kaputtsanierung von ganzen Stadtteilen“, „Die Bereitstellung der leerstehenden Häuser für Wohnungssuchende und Initiativen“, „Keine Kriminalisierung von Hausbesetzern“, „Freiheit für alle!“.An diesem Tag will man sich treffen und einen „Tag der Instandbesetzer“ ausrufen. Dazu soll auch eine Demonstration stattfinden und ein „Wohnraumnotfest“.
Q: Flugblatt: Tag der Instandbesetzer, 9. Mai, o. O., o. J. (1981).

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09.05.1981:
Für diesen Tag ruft ein „autonomer Besetzerrat von allen Häusern aus dem Ruhrgebiet, Bergisches Land“ zu einem „Infoaustausch“ mit einer „Fete“ in der Uni Essen auf.
Q: Flugblatt: Autonomer Besetzerrat von allen Häusern aus dem Ruhrgebiet, Bergisches Land, o. O., o. J. (1981).

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24.05.1981:
Laut Flugblatt einer „Gruppe Wohnungssuchender“: „Fr.-List-Straße instand besetzt“ wurde an diesem Tag das Haus „Friedrich-List-Straße 31 besetzt“.

Zuvor hätte die Polizei „eine erneute Besetzung des Hauses Alte Zeilen 20 in Steele verhindert und dabei zwei Leute festgenommen“. Spontan sei der Entschluss gefallen, in „das Haus Friedrich-List-Straße 31 zu gehen“. Parolen sind u. a.: „Unterstützt uns bei der Instandbesetzung, kommt vorbei und informiert Euch“, „Helft uns aktiv dabei, zu verhindern, dass wir mit Polizeigewalt an der Instandbesetzung gehindert werden!“. Eine Parole lautet: „Was man hier verkommen lässt, wird von uns instand besetzt.“
Q: Instandbesetzer Friedrich-List-Straße 31: Instandbesetzt, o. O., o. J. (1981).

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24.05.1981:
Es erscheint an diesem Tag ein Flugblatt ohne Impressum: „Friedrich-List-Straße besetzt“.

Danach sei „in der Frühe des 24.5.81“ das Haus in der Friedrich-List-Straße“ von einer „Gruppe von Wohnungssuchenden“ besetzt worden. Das Haus würde seit Oktober 1979 leer stehen. U. a. heißt es: „Die wirklichen Kriminellen sind nicht wir Besetzer(innen) und junge Leute, sondern z. B. die, die dieses Haus allein in den letzten zwei Jahren viermal verkauft haben.“ Eine Parole lautet: „Und wenn was verändern werden soll in diesem beschissenen Land, dann müssen wir das selber in die Hand nehmen.“
Q: Flugblatt: Friedrich-List-Straße besetzt, o. O., o. J. (1981).

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03.06.1981:
Es erscheint das Flugblatt „Friedrich-List-Straße 31 geräumt“, „unverantwortlich“ zeichnet „Reiner Zorn“.

Danach ist am 3.6. das Haus „brutal und ohne Vorwarnung geräumt“ worden. „Zu dieser Zeit hielten sich im Haus etwa 12 Leute auf. Diese wurden überrascht und aus dem Schlaf geschreckt. Zum Widersand blieb keine Zeit mehr.“ Die Bewohner wurden „festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt“. Diese „Provokationen“ würde man sich „nicht länger gefallen lassen“. Gefordert wird: u. a.: „Keine Kriminalisierung von Hausbesetzern“, „Freiheit für alle Inhaftierten“, „Haut den Spekulanten auf die fetten Pranken“. Zu einer Demo wird in Essen am 4.6.81 aufgerufen.
Q: Friedrich-List-Straße 31 geräumt, o. O., o. J. (1981).

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04.06.1981:
Laut Flugblatt: „Friedrich-List-Straße 31 geräumt“ soll an diesem Tag in Essen eine Demonstration von Hausbesetzern stattfinden.
Q: Flugblatt: Friedrich-List-Straße 31 geräumt, o. O., o. J. (1981).

21.10.1981:
Wohl um den 21.10. herum erscheint ein Flugblatt der „Besetzer der Ellernstraße 85“, der „Initiative gegen Wohnraumnot“, der „Evangelischen Studentengemeinde“ und des „Ermittlungsausschuss“: „Kaussen klagt an. Am 29.10. werden 5 Besetzer des Kaußenhauses in der Ellernstraße 85 wegen Hausfriedensbruch angeklagt.“

Danach habe man am 27.3.1981 das „Haus Ellernstraße 85“ besetzt. „Wir reagieren durch die Besetzung auf unsere Wohnraumnot und die Machenschaften des berüchtigten Spekulanten Kaußen. Wir setzten die Zweckentfremdungsverordnung durch.“ Kritik wird an der Stadt Essen geübt, die „nichts tue“. Gefordert wird u. a.: „Enteignung der Ellernstraße 85 durch die Stadt“, „Mietverträge für die Besetzer der Ellernstraße 85“, „Straffreiheit“.

Nun sollen einige Besetzer angeklagt werden. Die Prozesse werden als „politische Prozesse“ bezeichnet. Ein „Vorbereitungstreffen“ soll stattfinden am 23.10. Der „öffentliche Prozess findet statt am 29.10. im Amtsgericht Essen“. Der „Zivilprozess des besetzen Hauses Roßstraße 44 in Borbeck“ findet am 4.11. statt.
Q: Besetzer der Ellernstraße 85, Initiative gegen Wohnraumnot, Evangelischen Studentengemeinde, Ermittlungsausschuss: Kaussen klagt an. Am 29.10. werden 5 Besetzer des Kaußenhauses in der Ellernstraße 85 wegen Hausfriedensbruch angeklagt, o. O., o. J. (1981).

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29.10.1981:
Laut Flugblatt „Kaussen klagt an“ soll an diesem Tag ein erster Prozess gegen Hausbesetzer der „Ellernstraße 85“ stattfinden.
Q: Besetzer der Ellernstraße 85, Initiative gegen Wohnraumnot, Evangelischen Studentengemeinde, Ermittlungsausschuss: Kaussen klagt an: Am 29.10. werden 5 Besetzer des Kaußenhauses in der Ellernstraße 85 wegen Hausfriedensbruch angeklagt, o. O., o. J. (1981).

30.10.1981:
Laut Flugblatt „Hülsmannstraße 49 besetzt“ wird an diesem Tag die „Hülsmannstraße 49“ besetzt. Gefordert werden von den Besetzern u. a.: „Mietverträge zu bezahlbaren Preisen“, „Ab sofort die konsequente Anwendung der Zweckentfremdungsverordnung“, „Schluss mit der sinnlosen Kaputtsanierung Borbecks“. Die Stadt Essen wird beschuldigt, dem Spekulanten freie Hand zu lassen. Erklärt wird, dass sie „mitschuldig sei an der Zerstörung und dem drohenden Abriss des Hauses“.
Q: Flugblatt: Hülsmannstraße 49 besetzt, o. O., o. J. (1981).

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04.11.1981:
Vermutlich nach dem 4.11. erscheint ein Flugblatt ohne Impressum: „Roßstraße 44 jetzt schon 6 Monate besetzt. Wann kriegen wir den Mietvertrag?“.

Danach ist das Haus vermutlich im März oder April 1981 besetzt worden. Gefordert wird:
- Ordentliche Nutzung statt Abriss des Hauses
- Mietvertrag statt Gerichtsverfahren.
An diesem Tag soll auch der „Zivilprozess des besetzen Hauses Roßstraße 44 in Borbeck“ stattfinden.
Q: Flugblatt: Roßstraße 44 jetzt schon 6 Monate besetzt. Wann kriegen wir den Mietvertrag?, o. O., o. J. (1981); Evangelischen Studentengemeinde, Ermittlungsausschuss: Kaussen klagt an: Am 29.10. werden 5 Besetzer des Kaußenhauses in der Ellernstraße 85 wegen Hausfriedensbruch angeklagt, o. O., o. J. (1981).

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25.11.1981:
Um den 25.11. herum erscheint ein Flugblatt ohne Impressum: „Hausbesetzung Langenbergerstraße 153.“

Danach haben „Studenten der Uni Essen zum Mittel der Hausbesetzung gegriffen … und suchen z. T. schon seit einem Jahr eine angemessene Wohnung zu einem erträglichen Preis, um miteinander wohnen und studieren zu können.“ Die Häuser würden der Stadt Essen gehören und seien „in einzugsfertigem Zustand und stehen seit einem Jahr leer“. Gefordert wird, „dass die Häuser nicht abgerissen werden, dass die verbliebenen Bewohner hier wohnen bleiben können, Mietverträge für uns“. Eingeladen wird zu „Vollversammlungen“, die „jeden Abend“ stattfinden sollen. Zu einer „Besetzerfete“ am 27.11. wird aufgerufen.
Q: Flugblatt: Hausbesetzung Langenbergerstraße 153, o. O., o. J. (1981).

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27.11.1981:
Vermutlich kurz nach dem 27.11. erscheint ein Flugblatt ohne Impressum: „Neues von der Hausbesetzung in der Langenbergerstraße 153.“

Danach habe man am 27.11. „das Haus auf der Langenbergerstraße 153“ besetzt. In der Zwischenzeit sei man dabei, das Haus „instand zu setzen“. Darauf hingewiesen wird, dass ein Herr aus dem Liegenschaftsamt gemeint habe, dass „grundsätzlich die Möglichkeit eines Nutzungsvertrages“ bestehe und dass „zumindest für die nächsten 10 Tage das jetzige Nutzungsverhältnis aufrecht erhalten werden“ könne, was bedeuten würde „vorerst keine Räumung“.
Q: Flugblatt: Neues von der Hausbesetzung in der Langenbergerstraße 153, o. O., o. J. (1981).

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30.11.1981:
Vermutlich Ende November erscheint, von der „Initiative gegen Wohnraumnot Eltingstraße 35“ herausgegeben, das Flugblatt: „Studentische Selbsthilfe: Instandbesetzung Langenbergerstraße.“ Von der „Wohnungsnot der Hochschüler“ ausgehend, wird erklärt, dass man „dringend Wohnraum“ sucht und benötigt. Front gemacht wird gegen Spekulanten, die Familien kündigen, „alte Häuser mit großen billigen Wohnraum aufkaufen“, um sie dann zu verkaufen. Der „Sozialwohnungsbau“ der Stadt Essen wird kritisiert.
Q: Initiative gegen Wohnraumnot Eltingstraße 35: Studentische Selbsthilfe: Instandbesetzung Langenbergerstraße, o. O., o. J. (1981).

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28.12.1981:
Es erscheint eine „Resolution“ über die Besetzung „Ellernstraße 85“, vermutlich einige Tage nach dem 28.12. Aus ihr geht hervor, dass an diesem Tag das „besetzte Haus Ellernstaße 85 polizeilich geräumt“ wurde. Dadurch seinen Mitten im Winter „14 Leute obdachlos“ geworden.

Kritik wird an der Stadt Essen geübt, die u. a. „gewachsene Stadtteile” durch „sogenannte Sanierungen“ zerstören würde. Weiter: „Die Stadt verwickelt sich in einen Skandal. Beamte aus dem Liegenschaftsamt kassieren armer Leute Miete doppelt und dreifach.“ Gefordert wird von der Stadt Essen „ein Nutzungsvertrag für eines ihrer vielen leerstehenden Häuser als erstes der versprochenen Häuser“. Ansonsten müsse man „zur Selbsthilfe greifen“.
Q: Resolution, o. O., o. J. (1981).

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1982:
Von der „Initiative Wohnraumzerstörung“ (Essen) herausgegeben, erscheint das Flugblatt: „Bis zum letzten Haus …“. Darin wird u. a. erklärt, dass zurzeit „wieder eine Häuserzeile vom Abriss bedroht“ ist - und zwar an der Borbecker/Ecke Fürstäbtissin Straße.
Quellen: Initiative Wohnraumzerstörung: Bis zum letzten Haus …, o. O., o. J. 1981).

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1982:
Nach dem 2.11.1981 erscheint zur „Hülsmannstraße 49” das Flugblatt: „Räumung droht.“ Danach sind am 2.11. „ca. 90 Leute einer Einladung der Besetzer und der Initiative gegen Wohnraumnot und Stadtzerstörung“ gefolgt, da der „Abriss“ drohe. Die Besetzer erklären, dass sie das Haus „nicht freiwillig verlassen werden“. Forderungen sind u. a.: „Keine Abrissgenehmigung”, „Mietverträge für die Besetzer”, „Keine Räumung durch gewaltsamen Polizeieinsatz”, „Anwendung der Zweckentfremdungsverordnung“.
Q: Flugblatt: Räumung droht, o. O., o. J. (1981).

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30.04.1982:
Gegen Ende April erscheint, vom AStA der Uni Essen bzw. deren „Wohnraumreferat“ und der „Initiative gegen Wohnraumnot und Stadtzerstörung“ herausgegeben, das Flugblatt: „AStA Wohnraumreferat/Initiative gegen Wohnraumnot und Stadtzerstörung.“

Darin wird u. a. die Entwicklung des „Sozialabbaus“, der „Kündigung von Mietern im Sanierungsgebiet Segeroth“, auf die „Jugendpolitik“ der Stadt Essen und die „Wohnungspolitik“ in dieser Stadt eingegangen. Die Auffassung wird vertreten, dass all dies „Klassenkampf von oben sei gegen die Bevölkerungsgruppen, die am wenigsten organisiert sind und es schwer haben, sich gegen eine solche Politik zur Wehr zu setzen.“ Bekannt gemacht wird die kommende „Ausstellung des Wohnraumreferates“ des AStA: „Ein Jahr Essener Häuserkampf“, die vom 3.- 8.5. stattfinden soll.
Q: AStA Wohnraumreferat/Initiative gegen Wohnraumnot und Stadtzerstörung, o. O., o. J. (1982).

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03.05.1982:
In Essen soll, vom „AStA und der Initiative gegen Wohnraumnot und Stadtzerstörung“ initiiert, eine Ausstellung zu „ein Jahr Essener Häuserkampf“ stattfinden.
Q: AStA Wohnraumreferat/Initiative gegen Wohnraumnot und Stadtzerstörung, o. O., o. J. (1982).

November 1982:
Wohl im November erscheint das Flugblatt: „Neues in Borbeck.“ Danach haben „die Experten (?)“ das Haus in der „Hülsmannstraße 49“ begutachtet. Man sehe keinen „Spielraum mehr, den Abriss zu verhindern“. Die Stadt wird aufgefordert: „Keine Räumung der Hülsmannstraße 49 und sofortige Rücknahme der Abrissgenehmigung“.
Q: Flugblatt: Neues in Borbeck, o. O., o. J. (1982).

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22.11.1982:
Am 22.11. erscheint das Flugblatt: „Hülsmannstraße 49 geräumt und abgerissen”. Darin wird bekanntgegeben, dass „heute Morgen, den 22.11. überpünktlich um 8.30 Uhr während ordentliche Bürger einer geregelten Beschäftigung nachgehen, das Haus in der Hülsmannstraße von Polizisten“ geräumt wurde. Verletzungen der Besetzer „wurden bewusst in Kauf genommen“.
Q: Flugblatt: Hülsmannstraße 49 geräumt und abgerissen, o. O., o. J. (1982).

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14.01.1983:
Zum 14.1. soll in Essen eine Veranstaltung zum „Thema Häuserkampf“ durchgeführt werden. Es geht u. a. auch um die „Segerothstraße 118“.
Q: Flugblatt: Wir wollen am 14.1.1983 …, o. O., o. J. (1983).

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13.04.1993:
Laut Flugblatt „Altendorfer Straße 273 in Essen geräumt” findet in der Nacht vom 13.4 auf den 14.4 die Besetzung des Hauses in der Altendorfer Straße 273 statt. „Schon nach wenigen Stunden Besetzung wurden mehrere Personen in der Umgebung des Hauses willkürlich festgenommen, nur weil sie mit uns sprachen oder nach ihrem Aussehen den HausbesetzerInnen zugerechnet wurden. Damit war uns klar, dass der Besitzer, die in Essen ansässige ‚Wohnconzept Immobilien GmbH‘, auf eine polizeiliche Lösung setzte.“

Das Haus wird noch am 14.4 geräumt. „Wir haben gegen die Gewaltandrohung und das martialische Auftreten der Polizei keine Gegengewalt gesetzt.“ Trotzdem seien „BesetzerInnen und Unterstützerinnen (12 Personen) für ca. 6 ½ Stunden in Polizeigewahrsam festgehalten und ED-Misshandelt“ worden. „Gegen alle Festgenommenen wird wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung ermittelt.“ Man empfindet „das Vorgehen der Polizei als maßlos übertrieben“ und fordert die „Sofortige Einstellung der Verfahren“, sowie die „bedingungslose Rückgabe des Hauses.“ Parolen sind:
- Billiger Wohnraum für alle
- Die Häuser und Wohnungen denen, sie brauchen.
Q: Flugblatt: Altendorfer Straße 273 in Essen geräumt, Essen 1993.

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Letzte Änderungen: 26.4.2013

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