Das rote Rohr, Jg. 2, Weiter gegen Waldi's Rauswurf!, 12. Feb. 1976

12.02.1976:
In Düsseldorf gibt die Zelle des KJVD bei Mannesmann Lierenfeld ihre Zeitung 'Das rote Rohr' (vgl. 9.2.1976, 18.2.1976) heraus:"
WEITER GEGEN WALDIS RAUSWURF!

BEWEIS NR. 1 - ZUSPÄTKOMMEN
BEWEIS NR. 2 - ZIGARETTENASCHE AUF DEN BODEN
BEWEIS NR. 3 - KLEBEN EINES AUFKLEBERS MIT DER AUFSCHRIFT GEGEN DIE ENTLASSUNG VON UWE UND WALDEMAR. DIESES 'VERBRECHEN' S O L L ER BEGANGEN HABEN!
BEWEIS NR. 4 - SICH ALS 'VOLKSREDNER' BETÄTIGT ZU HABEN!

Weiterhin wird in der Schrift von Mannesmann als Beweis für die Begründung der Nichtübernahme angeführt, daß sich Waldi mit der Essensausgeberin gestritten hat. Zugegeben, das Verhalten von Waldemar gegenüber der Essensausgeberin war nicht richtig. Richtig ist auch, daß er oft zu spät kam. Daß Zigarettenasche auf den Boden streuen, Kleben eines Aufklebers (angeblich), Streit mit einer Kollegin, zuspätkommen kein Grund für eine Nichtübernahme und einer Beurlaubung ist, liegt klar auf der Hand. Näher auf den wahren Grund gehen die Mannesmann-Kapitalisten mit dem 'Beweis' - Volksredner - ein. Volksredner, weil er den Lehrlingen gesagt hat, welche gerechten Forderungen er vertritt:
- STREIKRECHT FÜR LEHRLINGE!
- 700 M EXISTENZLOHN!
- WEG MIT DER PROBEZEIT!
- KEINE STILLEGUNG VON LIERENFELD!
- ÜBERNAHME ALLER LEHRLINGE INS ARBEITSVERHÄLTNIS!

DAS IST DER WAHRE GRUND: Waldemar soll aus dem Betrieb, weil er für die Kollegen und Lehrlinge eintritt, weil er ihre Forderungen vertritt.

Wenn Waldemar fliegt, betrifft das nicht nur ihn, sondern in der Hauptsache alle Kollegen und Lehrlinge von Mannesmann. Seine bevorstehende Entlassung geht ALLE Kollegen und Lehrlinge an. Sie ist nicht seine Privatsache!

DESHALB TRETET EIN GEGEN DIE BEVORSTEHENDE ENTLASSUNG, GEGEN SEINE BEURLAUBUNG, DIE DER ERSTE SCHRITT ZUR ENTLASSUNG IST!

DIE NEUESTEN UND WICHTIGSTEN EREIGNISSE!
- Auf einer Versammlung von Lehrlingen hinderte Richter Waldemar am Reden, wurde auf einmal die Stereo-Anlage angestellt. Richter drohte den Lehrlingen, daß zuspätkommen ein Entlassungsgrund sei. Die Lehrlinge sollen eingeschüchtert werden, das ist der einzigste Zweck dieser Versammlung.
- Meister Schmidtgen hat Jadasch nach seiner politischen Gesinnung gefragt - und Hinterkeuser fragte den Kollegen Toll das gleiche. Beide sollen 'auf Probe' für drei Monate übernommen werden. Deutlicher können die MM-Kapitalisten ihre Gesinnungsschnüffelei nicht zeigen - sie haben panische Angst davor, daß immer mehr Kollegen sich für ihre Interessen zusammenschließen und mutig kämpfen wie ihre kommunistischen Jugendvertreter!

- Waldi war beim Betriebsrat! Dessen Lüge, er 'wüßte von nichts' war Rettig wohl inzwischen doch zu plump - das einzige, was er am Dienstag zu sagen wußte, war: 'kein Kommentar!' DAZU ist ein Kommentar überflüssig - Rettig und Co. haben die MM-Kollegen IMMER verraten und ihre mutigsten Vertreter rausschmeißen geholfen! (Rettig hat am Dienstag direkt beim Werkschutz angerufen!)

Kollegen!

DIESE ENTLASSUNG GEHT GEGEN UNS ALLE! VERHINDERN WIR WALDI'S RAUSSCHMISS!

TREFFPUNKT: Do. und Fr. nach der Arbeit 'Bürgerstuben' Erkratherstraße".
Q: Das rote Rohr Weiter gegen Waldi's Rauswurf!, Düsseldorf 12.2.1976

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