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Repression in Bielefeld

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 17.12.2006


Auch Bielefeld ist 1973 von den landesweiten Demonstrationsverboten im Gefolge der Bonner Rathausbesetzung betroffen (vgl. 1.5.1973, 5.5.1973), auch Bielefelder Teilnehmer der 1.Mai-Demonstration in Dortmund fallen der Polizei anheim (vgl. 1.5.1973).

Die Rote Hilfe (RH) Bielefeld (vgl. 2.6.1973, 16.3.1974), die manchmal auch als Rote Hilfe Ostwestfalen auftritt (vgl. 9.2.1974), solidarisiert sich zunächst mit Sascha Haschemi (vgl. 23.3.1974, 30.3.1974, 27.4.1974), aber vermutlich genauso wie die KPD auch mit Bernd Dewe (vgl. März 1974) und mit Norbert Oßwald (vgl. Apr. 1974).

Die KPD ist auch in Bielefeld von Verkaufsverboten betroffen, nannte sie die Tötung Günther Routhiers in Duisburg doch in ihrer Zeitung 'Mord' (vgl. 7.8.1974), sie solidarisiert sich auch in Bielefeld mit dem in angeklagten Klaus Öllerer (vgl. 20.10.1974).

An den Aktionen zur Unterstützung des RAF-Hungerstreiks beteiligen sich vermutlich sowohl KBW als auch KPD (vgl. 11.11.1974), die KPD befasst sich wiederholt intensiver mit der Polizei anlässlich der Feiern für Carl Severing (vgl. 26.5.1975, 2.6.1975), nach dem ja auch eine Bielefelder Berufsschule (vgl. 1.6.1975) benannt wurde. Für die KPD scheint Carl Severing ein ausgemachter Sozialfaschist zu sein (vgl. 6.6.1975).

Die KPD und ihre auch in Bielefeld aktive Rote Hilfe e.V. solidarisieren sich mit dem damaligen KPD-Anhänger Horst Mahler (vgl. 6.10.1975) und protestieren gegen die Einschränkung demokratischer Rechte (vgl. 7.1.1976), gegen die auch die Schülervertretung der Carl-Severing-Schule aktiv wird (vgl. 16.1.1976), gemeinsam mit KBW und KPD/ML solidarisiert sich die KPD auch in Bielefeld mit den Inhaftierten der PEF Türkei (vgl. 14.3.1976), während abschließend eine weitere Solidaritätsveranstaltung mit der RAF dokumentiert wird (vgl. Nov. 1977).


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

01.05.1973:  Die KPD fordert:"
DAS DEMONSTRATIONSVERBOT MUSS FALLEN!

Am 1.Mai 1973 widerlegten die Massendemonstrationen unserer Partei den Wunschtraum der Polizeiminister und ihrer Journalisten vom 'isolierten Terrortrupp KPD'. Obwohl am 1.Mai (vgl. Dortmund,d.Vf.) besinnungslos auf die Demonstrationsteilnehmer eingeschlagen und auch Frauen und alte Menschen nicht geschont wurden, wird der Dienstherr der 'Politrocker', Polizeiminister Weyer (FDP,d.Vf.), auch jetzt nicht müde, für sein allgemeines Demonstrationsverbot gegen die 'kriminellen Schlägertrupps' die Trommel zu schlagen.

Weyer, dieser Vorreiter in der Ausbildung von Killertrupps gegen die Arbeiterklasse, der mit seinen Großrazzien beständig die Werktätigen belästigt und bespitzelt, der seine Polizeitruppen schon längst für militärische Überfälle auf streikende Arbeiter präpariert hat, dieser Mann weiß genau, warum er an dem offensichtlich rechtswidrigen allgemeinen Demonstrationsverbot gegen unsere Partei festhält: Unsere Partei tritt unerschrocken und konsequent für die Interessen der Werktätigen an Rhein und Ruhr ein, sie scheut sich nicht, täglich aufs neue der SPD/FDP-Regierung ihre arbeiterfeindlichen Maßnahmen öffentlich vorzurechnen.

Während die Polizeipräsidenten, wie zuletzt am 5.Mai in Bielefeld, unter den nichtigsten Vorwänden jedes öffentliche Auftreten unser Genossen zu unterbinden versuchen, während schon jetzt erklärt wird, unsere Demonstration gegen die Friedensheuchler Breschnew und Brandt (am 19.5.1973 in Dortmund,d.Vf.) gefährde die öffentliche Sicherheit, bereiten die Revisionisten in Bonn (vgl. 19.5.1973,d.Vf.) ihr behördlich gefördertes Jubelspektakel vor.

Dieser Zustand darf von keinem demokratisch gesinnten Menschen hingenommen werden!

Wir werden am 19.5. unser Recht auf Demonstration erkämpfen. Weyers Demonstrationsverbot muß fallen!"
=Rote Fahne Nr.19,Dortmund 9.5.1973,S.1

01.05.1973:  In Dortmund beteiligen sich, nach eigenen Angaben, trotz des Verbots über 1 000 bis 1 500 an der zentralen bzw. NRW-weiten Maidemonstration der KPD um 12 Uhr ab Nordmarkt. Die KPD berichtet u.a.:"
ÜBER 1 000 GENOSSEN AUF DEM WEG NACH DORTMUND FESTGEHALTEN!
...
Freunde und Genossen aus Bielefeld wurden an einer entlegenen Autobahnausfahrt festgehalten und von ca. 50 Polizisten mit Hunden bedroht. Einige der Polizisten versuchten mehrfach, Schlägereien zu provozieren.
=Rote Fahne Sonderdruck Jetzt erst recht: Heraus zum 1.Mai!,Dortmund o.J. (Apr. 1973);
Rote Fahne Nr.14, 17, 18, 19 und 20,Dortmund 4.4.1973, 25.4.1973, 2.5.1973, 9.5.1973 bzw. 16.5.1973,S.2, S.1, S.1ff, S.1f bzw. S.*


05.05.1973:  In Bielefeld wird, laut KPD, eine von ihr für heute geplante Demonstration verboten.
=Rote Fahne Nr.19,Dortmund 9.5.1973,S.1

02.06.1973:  Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.21 (vgl. 26.5.1973, 9.6.1973) heraus und berichtet aus Bielefeld über die Rote Hilfe (RH).
=Roter Morgen Nr.21,Dortmund 2.6.1973

09.02.1974:  Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.6 (vgl. 2.2.1974, 16.2.1974) heraus.
Solidarisch mit dem von Ausweisung in den Iran bedrohten Rotgardisten Sascha Haschemi in München erklärte sich u.a. die Rote Hilfe (RH) Ostwestfalen.
=Roter Morgen Nr.6,Dortmund 9.2.1974

23.02.1974:  Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.8 (vgl. 16.2.1974, 2.3.1974) heraus. Solidaritätsunterschriften für Sascha Haschemi aus München wurden gesammelt u.a. 200 in Bielefeld.
=Roter Morgen Nr.8,Dortmund 23.2.1974

März 1974:  In Bielefeld wird vermutlich Anfang März durch die Ortsgruppe der LgdI der KPD ein Solidaritätskomitee mit Bernd Dewe, ehemals ML Kampfbund (MLKB) Ostwestfalen, gegründet, das auch in Herford tätig wird.
=Rote Fahne Nr.11,Dortmund 13.3.1974

16.03.1974:  Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.11 (vgl. 9.3.1974, 23.3.1974) heraus und berichtet über die Rote Hilfe (RH) Bielefeld.
=Roter Morgen Nr.11,Dortmund 16.3.1974

30.03.1974:  Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.13 (vgl. 23.3.1974, Apr. 1974) heraus. Solidaritätsunterschriften mit Sascha Haschemi aus dem Iran (RG München) wurden bisher insgesamt 9756 gesammelt, davon in Bielefeld 200.
Es erklärte sich auch solidarisch die IGM-Jugendgruppe Anker Bielefeld und die Fachschaft Soziologie der Uni Bielefeld.
=Roter Morgen Nr.13,Dortmund 30.3.1974

April 1974:  Die KPD/ML (vgl. 18.5.1974) berichtet aus Bielefeld aus dem April von einer Veranstaltung zum Oßwaldprozess, auf der für ihr Solidaritätsspendenkonto gespendet worden sei.
=Roter Morgen Nr.20,Dortmund 18.5.1974

27.04.1974:  Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.17 (vgl. 20.4.1974, 4.5.1974) heraus. Für den Iraner Sascha Haschemi von der RG München wurden insgesamt 14 262 Unterschriften gesammelt, davon 1 666 in Bielefeld. Mit Sascha Haschemi erklärte sich solidarisch das Arbeiterjugendzentrum (AJZ) Bielefeld.
=Roter Morgen Nr.17,Dortmund 27.4.1974

07.08.1974:  In der Nr.32 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 31.7.1974, 14.8.1974) berichtet die KPD über RF-Verkaufsverbote wegen der 'Polizeimorde' in Duisburg und Mannheim u.a. in Bielefeld.
=Rote Fahne Nr.32,Dortmund 7.8.1974

20.10.1974:  In Bielefeld will der KJV der KPD eine Veranstaltung mit Klaus Öllerer gegen dessen Wehrkraftzersetzungsprozeß durchführen.
=Rote Fahne Nr.41,Dortmund 9.10.1974

11.11.1974:  In Bielefeld finden, laut und mit KPD/ML, fünfmal Kundgebungen zur Unterstützung des RAF-Hungerstreiks mit rund 200 Leuten statt.

Auch laut KPD wird in Bielefeld gegen den Tod von H. Meins (RAF) in der JVA Wittlich in Rheinland-Pfalz (vgl. 9.11.1974) demonstriert.

Laut KBW protestieren an ungenanntem Tage 150 Personen.
=Kommunistische Volkszeitung 24,Mannheim 14.11.1974,S.3;
Rote Fahne Nr.46,Dortmund 13.11.1974;
Roter Morgen Nr.47,Dortmund 23.11.1974


26.05.1975:  Die KPD, Büro Bielefeld, gibt vermutlich in dieser Woche das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Thomas Luczak, Dortmund, heraus:"
WEN SCHÜTZT DIE POLIZEI?

Täglich passiert das: harmlose Autofahrer werden in der Dunkelheit von Polizeistreifen angehalten. Ehe sich der Fahrer versieht, blickt er in den Lauf einer Pistole oder einer MP. Muß er seinen Führerschein aus der Tasche holen, richtet der Polizist seine tödliche Waffe sofort auf die Schläfe des Fahrers. Eine unsichere, schnelle Bewegung, und ein weiteres Opfer ist das Ergebnis des Polizeiterrors. So ist es auch schon Dutzende Male passiert: Erich Dobhardt wurde in Dortmund erschossen (vgl. 21.8.1973,d.Vf.), weil er mit einem Kofferradio aus einem Erziehungsheim lief. Günther Routhier wurde von der Polizei geschlagen und erlag später einer Gehirnblutung, weil er in einem Arbeitsgerichtsprozeß der Mannesmannarbeiter in Duisburg (MM, IGM-Bereich - vgl. 5.6.1974,d.Vf.) es wagte, den Mund aufzumachen. Manfred Rohs in Köln (vgl. 16.3.1975,d.Vf.) wurde von der Polizei erschossen, weil er eine Pistolenattrappe in der Hand hielt. Werner Höber aus Bielefeld (vgl. S1.**.197*,d.Vf.) wurde niedergeschossen, weil er in einer Scheune übernachtete und für einen Strafgefangenen gehalten wurde. Die schuldigen Polizisten werden prinzipiell durch die Gerichte gedeckt: 'Es lag ein Fall vermeintlicher Notwehr vor!' Die oft jungen Polizisten werden sogar noch aufgehetzt, verstärkt von ihren Waffen Gebrauch zu machen - dies wird dann 'polizeiliche Eigensicherung' genannt. Und das alles dient also 'dem Schutz und der Sicherheit unserer Bürger', behauptet Polizeipräsident Funk frech.

Der große Buhmann, der diese Maßnahmen rechtfertigen soll, ist die Handvoll Anarchisten der sogenannten Baader-Meinhofgruppe (RAF,d.Vf.). Dann soll doch Herr Polizeipräsident mal erklären, warum von der Polizei in den letzten zwölf Monaten mehr Menschen erschossen worden sind als jemals zuvor von Anarchisten. Die Antwort dafür ergibt sich sehr schnell, wenn man die Geschichte aufmerksam verfolgt:

1972 (vgl. 22.6.1972,d.Vf.), als die erste Hetzewelle gegen die Baader-Meinhof-Gruppe eingeleitet wurde, wurden im Bundestag Gesetze verabschiedet zur inneren Sicherheit, wie dies, daß der BundesGRENZschutz (BGS,d.Vf.) hauptsächlich in Industriegebieten angesiedelt wurde, z.B. um das Ruhrgebiet herum.

1973 (vgl. S1.**.1973,d.Vf.) bewilligte der damalige Innenminister von NRW, Weyer, einen 17 Millionen Etat für die Aufrüstung der Polizei, nicht etwa, weil er Anarchisten besser jagen wollte, sondern weil er meinte, daß in Zeiten verstärkter Krise die Aufmüpfigkeit der Arbeiter größer wurde. Und wo stand denn die Polizei 1973? Sie stand vor den Fabriktoren bei Hella in Lippstadt, bei Opel in Bochum, bei Ford in Köln, bei Philips in Aachen, um die streikenden Arbeiter niederzuknüppeln, Hunde auf sie zu hetzen und damit die Wahrung der Interessen der Kapitalisten durchzusetzen. Welche Verfolgung einer anarchistischen Gruppe führt dazu, daß die Bundeswehr verstärkt Manöver durchführt, in denen Fabrikbesetzungen geprobt werden.

Kollegen, es liegt auf der Hand, nicht die Baader-Meinhof-Gruppe ist die Bedrohung der Herrschenden, sondern das Volk, die Arbeiter, die mehr Lohn fordern, die Jugendlichen, die freie und selbstverwaltete Jugendzentren (JZ,d.Vf.) fordern, die Arbeitslosen, die gegen ihre miserable Situation demonstrieren und den Kampf aufnehmen. Eine Gefahr für die herrschende Klasse sind alle die Menschen, die dieses System der Unterdrückung bekämpfen; deshalb hat die Bourgeoisie ein Interesse daran, sich zu schützen mit Polizei und Militär.

Um dies alles zu verdecken, machen sie Polizeifeste, Tage der offenen Tür wie heute in Bielefeld und proklamieren den 'Freund und Helfer'!

Die SPD hatte schon immer große Übung darin, die wachsende Unterdrückung der Arbeiter zu organisieren und zu bemänteln. Nicht umsonst will die SPD am 1.Juni Carl Severing als großen Sohn der Stadt Bielefeld feiern.

Carl Severing war es aber, der in der Weimarer Republik zusammen mit Noske den Kampf von Millionen Arbeitern um den Sozialismus blutig niedergeschlagen hat. Er war es, der gegen hunderttausende streikende Arbeiter Bataillone der Reichswehr eingesetzt hat.

Wenn die SPD uns heute die Polizei als Instrument zur Sicherung der Interessen des Volkes vorgaukeln will, wenn sie versucht, Carl Severing als Arbeitervertreter zu feiern, dann beweist sie damit nur, daß ihr nur an der Sicherheit der herrschenden Klasse gelegen ist.

Kollegen, lassen wir uns nicht einlullen von dem Geschwätz von innerer Sicherheit und Ordnung. Sicherheit der Arbeitsplätze, Sicherheit vor Preissteigerungen, Sicherheit vor Polizeiüberfällen, Sicherheit für eine gute medizinische Ausbildung gibt es in diesem System für die Arbeiter und Werktätigen nicht. Diese 'Ordnung' wollen wir nicht aufrechterhalten. Im Gegenteil, diese Ordnung im Sinne der Herrschenden wollen wir beseitigen, müssen wir beseitigen, wenn wir dazu kommen wollen, eine Gesellschaft zu schaffen, in der die Interessen des Volkes an erster Stelle stehen. Kämpfen wir für unsere Ordnung, für eine Sicherheit, die keine Krise mehr erzeugt, die keine Krisen und keine Arbeitslosigkeit zuläßt, kämpfen wir für den Sozialismus. Wenn die Arbeiterklasse und die Volksmassen die Macht ausüben werden, alleine dann können wir und werden wir die Garanten dafür sein!

KEINE SCHUSSWAFFEN FÜR DIE POLIZEI!
AUFLÖSUNG DER MOBILEN EINSATZKOMMANDOS (MEK,d.Vf.)!
AUFLÖSUNG VON BUNDESGRENZSCHUTZ UND BEREITSCHAFTSPOLIZEI!
GEGEN MONOPOLDIKTATUR - FÜR VOLKSDEMOKRATIE - DIE ARBEITERKLASSE AN DIE MACHT!"

Eingeladen wird zur eigenen Veranstaltung am 6.6.1975.
=KPD-Büro Bielefeld:Wen schützt die Polizei?,Bielefeld o.J. (Mai 1975)

01.06.1975:  Mit der heutigen Feier in Bielefeld für Carl Severing (SPD) befaßt sich u.a. die örtliche KPD (vgl. 2.6.1975), u.a. an der Carl Severing Berufsschule (vgl. 26.5.1975).
=KPD-Büro Bielefeld:Wer war Carl Severing?,Bielefeld o.J. (Mai 1975),S.1f;
KPD-Büro Bielefeld:Severing - Arbeitermörder!,Bielefeld o.J. (Juni 1975),S.1f


02.06.1975:  Die KPD, Büro Bielefeld, gibt in dieser Woche das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Thomas Luczak, Dortmund, aus Anlaß der gestrigen Severing-Feier heraus:"
SEVERING - ARBEITERMÖRDER!

Kollegen,

am vergangenen Sonntag versuchte die SPD-Stadtverwaltung vergeblich eine ungetrübte Feierstunde für den Arbeitermörder Carl Severing durchzuführen. Als die SPD-Bonzen mit ihren dicken Mercedeskarossen vorfuhren, hat unsere Partei mit Parolen an der Wand und mit einer Kundgebung dagegen protestiert. Diese Herren ließen unsere Genossen nicht einmal begründen, weshalb sie gegen diese Ehrungen auftreten, sondern prügelten höchstpersönlich und holten die Polizei. Die Verhaftung eines Genossen und die anschließende Hausdurchsuchung bestätigte nur unsere Einschätzung:

DIESE FEIERN SIND EINE PROVOKATION FÜR JEDEN FORTSCHRITTLICHEN MENSCHEN!

Kollegen, vor 55 Jahren haben die Bielefelder Arbeiter Severing wegen seiner Verratspolitik aus der Stadt vertrieben. Heute versucht die SPD-Führung uns diesen 'Polizeiknüppel', wie ihn die Arbeiter früher nannten, als 'Kämpfer für Recht und Frieden' zu verkaufen.

CARL SEVERING...

Carl Severing war nicht nur ein einfacher SPD-Bonze. Er war zusammen mit Noske einer der berüchtigtsten Büttel der Monopole, der immer dann eingesetzt wurde, wenn die Arbeiter zum Sturm auf dieses verrottete kapitalistische System marschierten:

- Als Staats- und Reichskommissar hat er 1919 mehrere große Streiks, an denen
sich Hunderttausende Arbeiter beteiligten, niedergeschlagen.

- Als die Arbeiter erfolgreich den Militärputsch von Kapp (vgl. 13.3.1920,d.Vf.) vor allem durch die Schaffung einer Roten Armee mit 100 000 Arbeitern zurückschlugen, da hatte Severing die persönliche Verantwortung für den bestialischen Einsatz der Reichswehr, der über 1 000 Arbeiter das Leben kostete. Severings zynischer Kommentar dazu: 'Und doch empfinde ich trotz allem eine stille Genugtuung bei dieser traurigen Bilanz: die Schächte und Werksanlagen standen nach dem Kampf unversehrt.'

- Als Innenminister von Preußen und später des Reiches hat er immer wieder dafür gesorgt, daß alle Maßnahmen zur Verschlechterung der Lebensbedingungen der Arbeitermassen (manchmal bis zu 30% Lohnkürzungen) blutig durchgesetzt wurden.
- Das Verbot der 1.Maifeiern 1924
- Erschießung von 31 Arbeitern am 1.Mai 1929 durch Severingpolizei (in Berlin,d.Vf.)
- Verbot des Rotfrontkämpferbundes der gegen die Nazis gegründet worden war, 1929 (vgl. Mai 1929,d.Vf.)
- Durchsetzung des Republikschutzgesetzes (vgl. 25.3.1930,d.Vf.), mit dessen Hilfe Hitler später 'legal' an die Macht kam

DAS SIND STATIONEN DER KONTERREVOLUTIONÄREN TÄTIGKEITS SEVERINGS

Severing befürwortete sogar eine Regierungsbeteiligung der Nazis, da sich angeblich die Nazis schon selbst entlarven würden. 'Eisenbartkur für die wundergläubigen Massen' nannte das Severing zynisch.

...UND DIE SPD HEUTE

Wenn die SPD-Führung diesen Mann heute feiert, dann tut sie das bewußt!

Wie recht hatte doch das sozialdemokratische Hausblatt, die NEUE WESTFÄLISCHE, wenn sie Severing als einen Mann rühmt, 'in dessen Geist auch heute noch die Sozialdemokratische Partei ihren Auftrag erfüllt!'

In der Tat! Es ist im Geiste Severings, wenn der Macher-Kanzler Schmidt die Entlassung von 22 000 VW-Arbeitern als unternehmerisch richtig begrüßt und weitere Rationalisierungen fordert. Der Einsatz der SPD-Polizei gegen streikende Arbeiter 1973 in Aachen, Köln, Lippstadt und Bielefeld und jetzt wieder gegen die Dynamit-Nobelarbeiter in Nürnberg (CPK-Bereich - vgl. 13.5.1975,d.Vf.) ist eines Severings würdig!

Severing konnte nicht besser betrügen wie jetzt Kühn und Konsorten, als se ein großangelegtes Betrugsmanöver mit den Arbeitslosenzahlen starteten, um die Arbeiterstimmen zu ergattern.

Wir fordern all diejenigen, die jetzt noch einmal der SPD ihre Stimme gaben und vor allem die SPD-Mitglieder unter den Arbeitern auf: Schaut euch die Geschichte der SPD an, wie sie von einer Arbeiterpartei in eine Arbeiterverräterpartei sich verwandelt hat.

Kollegen, schaut euch die Politik von Schmidt und Co an: Es ist genau die Politik, die die Monopole brauchen, um ihre Profite zu sichern und den Widerstand der Arbeiter niederzuhalten. Und diese Herren werden genauso wie Severing eine neuerliche faschistische Entwicklung zulassen oder sich an ihr beteiligen.

Kollegen, lernen wir von den Arbeitern die Severing blutig unterdrückt hat: Nur wenn die Arbeiter vereint den Kampf aufnehmen und sei es mit der Waffe in der Hand, nur wenn sie allen Spaltungsversuchen der SPD trotzen, werden sie die Verhältnisse beseitigen können, die immer wieder Stillegung, Arbeitslosigkeit aber auch Krieg und Faschismus hervorbringen.

FÜR DIE REVOLUTIONÄRE EINHEITSFRONT DER ARBEITER GEGEN MONOPOLKAPITAL UND SPD-REGIERUNG

FÜR DIE SOZIALISTISCHE DEUTSCHE REPUBLIK!"

In einem Kasten wird geworben für die KPD-Broschüre "'Einer muß der Bluthund sein' (Noske). Zum 100.Geburtstag von Carl Severing", die für 50 Pfg. am Tor oder im KPD-Büro erhältlich ist.
=KPD-Büro Bielefeld:Severing - Arbeitermörder!,Bielefeld o.J. (Juni 1975)

04.06.1975:  In der Nr.22 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 28.5.1975, 11.6.1975) berichtet die KPD über Klassenjustiz in Bielefeld.
=Rote Fahne Nr.22,Köln 4.6.1975

06.06.1975:  Die KPD Bielefeld (vgl. 24.5.1975) lud ein zur:"
VERANSTALTUNG DER KPD

zum Thema: SOZIALDEMOKRATIE UND SOZIALFASCHISMUS

Referent: ALEXANDER VON PLATO

am: Freitag, 6.Juni um 19 Uhr

Ort: Altes Gasthaus, Detmolder Str./Teutoburger"

In einem anderen Flugblatt (vgl. 2.6.1975) wird als Redner Bernd zur Mühlen, Vorsitzender des RK NRW der KPD angekündigt.
=KPD-Büro Bielefeld:Wen schützt die Polizei?,Bielefeld o.J. (Mai 1975);
KPD-Büro Bielefeld:Severing - Arbeitermörder!,Bielefeld o.J. (Juni 1975),S.1


06.10.1975:  Das KPD-RK NRW und die RH e.V.-LV NRW (vgl. 6.10.1975) wollen in Bielefeld vermutlich in dieser Woche eine Solidaritätsveranstaltung mit Horst Mahler (ex-RAF) durchführen.
=KPD-RK NRW, RH e.V.-LV NRW:Freiheit für Horst Mahler!,Dortmund o.J. (1975),S.2

07.01.1976:  Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.1 (vgl. Jan. 1976, 14.1.1976) heraus. Berichtet wird u.a. von der Initiative von Buchhändlern und Verlegern gegen den Paragraphen 88a, die u.a. unterstützt wird in Bielefeld. Ein KPD-Büro gibt es auch in Bielefeld.
=Rote Fahne Nr.1,Köln 7.1.1976

16.01.1976:  Im Bundestag wird die 13. Strafrechtsänderung (SRÄ - Paragraphen 88a/130a), laut KPD, einstimmig verabschiedet.

Eine gemeinsame Erklärung dazu wurde von KPD und KPD/ML verfaßt (vgl. Dez. 1975).

Davon berichten auch die Roten Zellen/AK (vgl. 5.7.1976) und in:
- NRW das KPD-RK (vgl. 19.1.1976), die KPD/ML bei Opel Bochum (IGM-Bereich - vgl. 21.6.1976), die SMV der Carl-Severing-Schule Bielefeld für Metall- und Elektroberufe (vgl. 19.1.1976), der KJVD der KPD in Dortmund (vgl. 9.9.1976) und die Ortsleitung (OL) Duisburg der KPD (vgl. 10.2.1976).
=Rote Fahne Nr.2 und 3,Köln 14.1.1976 bzw. 21.1.1976;
Zündkerze Nr.4,Bochum Juni 1976,S.6;
KJVD-RK NRW:Am 14.9. erneut Staatsschutzprozeß in Dortmund: Freispruch für Ruth Haase!,Dortmund 9.9.1976,S.1;
KPD-RK NRW:Tarifverhandlungen bei Metall und ÖTV: Kein Lohnverzicht!,Dortmund o.J. (1976),S.1;
KPD-OL Duisburg:Löwenthal gestört - angeklagt wegen Beschimpfung der Bundesrepublik,Duisburg o.J. (Feb. 1976),S.3f;
Carl-Severing-Schule Bielefeld:SMV-Info,Bielefeld Feb. 1976,S.7ff;
Marxistische Studentenzeitung Nr.12,München 5.7.1976


14.03.1976:  In Bielefeld besuchen, laut KPD, fast 100 Personen eine Veranstaltung, die Höhepunkt einer vierwöchigen Solidaritätskampagne mit den Verurteilten im PEF Türkei-Prozeß in Köln gewesen sei.
Getragen wurde die Aktion von türkischen Arbeitern und Studenten, der KPD und ihrer LgdI, dem KBW, sowie der KPD/ML und ihrer RHD. Das Arbeiterjugendzentrum (AJZ) unterstützte die Aktion.
=Rote Fahne Nr.11,Köln 17.3.1976

November 1977:  Laut KB kommen in Bielefeld vermutlich im November ca. 1 000 Menschen zu einer Stammheimveranstaltung mit Otto Schily:"
Getragen wurde sie von der Russell-Vorbereitungsgruppe, dem KB und dem AJZ (Arbeiterjugendzentrum)."
=Arbeiterkampf Nr.117,Hamburg 15.11.1977,S.5

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