Anker Bielefeld

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin

Von Anker Bielefeld wurden für diese wie immer unvollständige Darstellung lokale Materialien allein von der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), dem KBW bzw. seiner Kommunistischen Gruppe Bielefeld, der KPD und ihrem KJVD sowie von der KPD/ML ausgewertet.

Anfänglich werden in dieser wie immer überaus unvollständigen Darstellung, nicht zuletzt von der örtlichen DKP, Berichte über Abteilungsstreiks bei Anker verbreitet (vgl. Mai 1970, 1.7.1970, 6.11.1971, 10.11.1971), zwei Jahre später scheint die KPD/ML auffällig oft mit der IG Metall Jugendgruppe Anker befasst (vgl. 1.9.1973, 29.9.1973, 17.11.1973) während sich die Freunde des KBW bei Anker offenbar recht erfolglos im Verkauf ihrer Zeitung versuchen (vgl. 10.10.1973), dafür aber die KPD/ML entlarven (vgl. 22.11.1973), die ebenfalls weiter von der IG Metall Jugendgruppe Anker berichtet (vgl. 1.12.1973) und bei Anker auch eine Betriebszeitung herausgab (vgl. 10.1.1974), die Rote Garde eine weiter (vgl. 27.4.1974), wobei uns von beiden bisher keine Ausgaben vorlagen. Die IG Metall Jugendgruppe unterstützt auch die Haschemikampagne der Roten Garde der KPD/ML (vgl. 30.3.1974).

Die KPD, die im Raum Ostwestfalen zahlreiche Anhänger der KPD/ML abzuwerben vermochte, berichtet erst später von Anker (vgl. 30.10.1974, 29.1.1975), verfügt dann aber sogleich über eine Zelle ihres KJV dort (vgl. 27.1.1975), der offenbar schon seit Anfang 1974 über Anhänger von Anker verfügte (vgl. 26.1.1974). Einer der Freunde der KPD ist IGM-Vertrauensmann (vgl. 3.2.1975). Die KPD bemüht sich um den Brückenschlag zum Kampf bei Seibel Erwitte (vgl. 17.1.1975, 3.2.1975, 18.3.1975), stellt einen jungen ehemaligen Anker-Kollegen für den Landtag auf (vgl. 5.2.1975), der nun als Ikone den Kampf gegen die Entlassungen bzw. die Schließung des Werkes führen soll (vgl. 10.2.1975, 13.2.1975, 16.3.1975, 4.4.1975), was die IG Metall offenbar nicht hinnehmen mag (vgl. 17.3.1975, 23.6.1975). Die KPD aber verfügt mutmaßlich noch über weitere Freunde in der IG Metall bei Anker (vgl. 17.4.1975, 28.5.1975), versucht sich auch in Bielefeld – unter Verweis auf Anker - in der Beeinflussung der regionalen DGB-Maikundgebung (vgl. 28.4.1975).

Dann überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst werden Lohnzahlungen zurück gehalten (vgl. Apr. 1976), dann ist schon der Konkurs da (vgl. 27.4.1976) und es kann zunächst nur noch um die Lohnauszahlung gerungen werden (vgl. 28.4.1976). natürlich ist der Ankerkonkurs auch bei den 1. Mai-Feiern Thema (vgl. 29.4.1976) bzw. beteiligen sich auch die Ankerbeschäftigten an diesen (vgl. 1.5.1976), wie der KJVD der KPD in der einzigen uns bisher bekannt gewordenen Ausgabe seines 'Kassensturz' (vgl. 3.5.1976) berichtet.

Der Konkurs ist offenbar Gelegenheit zur Bereicherung für einige (vgl. 4.5.1976), natürlich nicht der Beschäftigten, die vielmehr von der endgültigen Stilllegung betroffen sind (vgl. 16.6.1976), während die KPD zum vorläufigen Abschluss dieser Darstellung ihren Anker-Anhänger nun auch noch in den Bundestag schicken möchte, was vermutlich erfolglos blieb (vgl. 1.9.1976).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

06.11.1969:
Die DKP gibt die Nr.32 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 30.10.1969, 13.11.1969). Berichtet wird u.a. über Anker (4 500 Besch.) Bielefeld.
Quelle: Unsere Zeit NRW Nr.32,Essen 6.11.1969

Mai 1970:
Bei Anker Bielefeld streiken, laut DKP, vermutlich im Mai 75 Kollegen eine Woche lang.
Q: Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.22,Düsseldorf 30.5.1970

01.07.1970:
In der Nr.3 der 'SBK' (vgl. 1.6.1970, 1.8.1970) wird wiederum über eine Reihe von Streiks berichtet. Bei Anker Bielefeld (4 000 Beschäftigte), hätten 75 Kollegen der Automatenabteilung eine Lohnerhöhung von 5% durchsetzen können.
Q: Sozialistische Betriebskorrespondenz Nr.3,Offenbach 1.7.1970

06.11.1971:
Die DKP berichtet aus Bielefeld:"
STREIK BEI ANKER

Am Samstag, den 6. November 1971, streikten die Kollegen der Abteilung 468 eine Stunde lang. Anlaß war das selbstherrliche Verhalten von Meister Voß. Ein Kollege wollte an diesem Samstag eine Stunde Urlaub haben. Meister Voß verweigerte dies. Darüber regte sich der Kollege derart auf, daß er den Sanitäter aufsuchen und nach einer Stunde nach Hause gefahren werden mußte. Die Kollegen forderten die Entfernung des Meisters aus der Abteilung" (vgl. 10.11.1971).
Q: Arbeiternachrichten,Bielefeld o.J. (1971),S.3

10.11.1971:
Die DKP berichtete von Anker Bielefeld über den Streik einer Abteilung für die Entfernung ihres Meisters (vgl. 6.11.1971):"
Am Nachmittag, 9.11., und Vormittag, 10.11., kam es zwischen Betriebsrat und Kollegen einerseits und Direktor Kramer und Betriebsleiter Becker andererseits zu heftigen Aussprachen. Hierbei wurde festgestellt, daß nicht die einmalige Entgleisung des Meisters die Kollegen empört hatte, sondern daß der Meister schon in der Vergangenheit die Kollegen schlecht behandelt hat. Dieser letzte Fall brachte das Faß zum Überlaufen.

In der Verhandlung haben die Kollegen der Direktion die Zusage auf die gestellte Forderung abgetrotzt, dem Meister eine letzte Verwarnung zu erteilen und ihn bei der nächsten Verfehlung aus der Abteilung zu entfernen.

Andere Kollegen berichteten uns, daß der Meister keine Verwarnung bekommen habe, sondern daß alle Meister von Werk I und II von Direktor Kramer 'vergattert' wurden dahingehend, daß sie sich allgemein anderer Methoden bedienen sollten, denn sie seine die Vermittler zwischen Direktion und Belegschaft und hätten dementsprechend aufzutreten.

Sei es wie es sei. Das Auftreten der Kollegen hat seine Berechtigung gehabt. Das soll hier als Beispiel stehen für alle Abteilungen und alle anderen Betriebe: Front zu machen und sich zu wehren gegen alle Machinationen der Unternehmensleitungen und deren helfer. Wie heißt es doch so schön im Grundgesetz (GG,d.Vf.) der Bundesrepublik im Paragraph 1 gleich im ersten Absatz? 'Die Würde des Menschen ist unantastbar!' Und wir, die wir alle Werte schaffen, sollten dafür sorgen, daß diese unsere Würde auch nicht im geringsten angetastet wird!"
Q: Arbeiternachrichten,Bielefeld o.J. (1971),S.3

01.09.1973:
An den Aktionen zum Antikriegstag in Stukenbrock beteiligen sich auch Anhänger der KPD/ML, u.a. aus der Bielefelder IGM-Jugendgruppe Anker.
Quelle: Roter Morgen Nr.35 und 37,Dortmund 8.9.1973 bzw. 22.9.1973,S.1f bzw. S.7

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29.09.1973:
§§§
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.38 (vgl. 22.9.1973, 6.10.1973) heraus. Berichtet wird von Anker Bielefeld u.a. über die IGM-Jugendgruppe und die Jugendvertretung sowie über drei Ausschlußanträge aus der IG Metall wegen der Stukenbrock-Aktion.
Q: Roter Morgen Nr.38,Dortmund 29.9.1973,S.6

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10.10.1973:
Die Initiative für eine Kommunistische Gruppe (IfeKG) Bielefeld des KBW berichtet intern vom Verkauf der heutigen 'KVZ' Nr.4, die auch in Herford im 'informellen Bekanntenkreis' mit insgesamt 130 Stück verkauft worden sei. Verkauft wurden im IGM-Bereich u.a. 2 bei Anker.
Q: IfeKG Bielefeld:KVZ-Verkaufsstatistik Nr.4 und 5,Bielefeld o.J. (1973)

17.11.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.45 (vgl. 10.11.1973, 24.11.1973) heraus. Von Anker Bielefeld wird u.a. berichtet über die Jugendvertretung, die IGM-Jugendgruppe und die IGM-Verwaltungsstelle.
Q: Roter Morgen Nr.45,Dortmund 17.11.1973,S.3

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22.11.1973:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ - vgl. 7.11.1973, 5.12.1973) Nr.7 heraus und berichtet aus Bielefeld aus dem IGM-Bereich über die IGM-Jugendgruppe Anker, in der auch die KPD/ML tätig ist.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.7,Mannheim 22.11.1973,S.6

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01.12.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.47 (vgl. 24.11.1973, 8.12.1973) heraus. Von Anker Bielefeld wird berichtet über eine politische Entlassung, die IGM-JG und den IGM OJA.
Q: Roter Morgen Nr.47,Dortmund 1.12.1973,S.3

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10.01.1974:
Die KPD/ML gibt bei Anker Bielefeld ein Extrablatt ihres 'Roter Anker' (vgl. ***) heraus.
Q: Roter Morgen Nr.17,Dortmund 27.4.1974

26.01.1974:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD rief zum ersten bundesweiten Kongreß oppositioneller junger Gewerkschafter auf. Später wird für regionale Versammlungen in Duisburg, Hannover, Geislingen und am 27.1. in Berlin mobilisiert und von diesen über 200 Teilnehmer gemeldet.

In Duisburg kamen diese u.a. aus Bielefeld u.a. von Anker und Adler.
Q: Kämpfende Jugend Nr.11, 1und 2,Dortmund Dez. 1973, 15.1.1974 bzw. 1.2.1974,S.3, S.1 bzw. S.1f

30.03.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.13 (vgl. 23.3.1974, Apr. 1974) heraus. Solidaritätsunterschriften mit Sascha Haschemi aus dem Iran (RG München) wurden bisher insgesamt 9756 gesammelt, davon in Bielefeld 200.
Es erklärte sich auch solidarisch die IGM-Jugendgruppe Anker Bielefeld.
Q: Roter Morgen Nr.13,Dortmund 30.3.1974

27.04.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.17 (vgl. 20.4.1974, 4.5.1974) heraus. Nachgedruckt werden die Titelköpfe einer Reihe von Zeitungen der KPD/ML und ihrer Roten Garde bzw. dem KSB/ML. Es handelt sich hierbei u.a. um 'Roter Anker' von Anker Bielefeld (vgl. 10.1.1974) sowie die 'Rote Garde' der RG-Zelle Anker.
Q: Roter Morgen Nr.17,Dortmund 27.4.1974

30.10.1974:
In der Nr.44 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 23.10.1974, 6.11.1974) berichtet für die KPD aus Bielefeld der Rote Fahne Freundeskreis (RFFK) u.a. über Anker.
Q: Rote Fahne Nr.44,Dortmund 30.10.1974

17.01.1975:
Von der heutigen IGM-Versammlung bei Stübbe Demag Kalldorf berichtet u.a. die KPD bei Stübbe (vgl. 3.2.1975). Bundesweit (vgl. 22.1.1975) berichtet die KPD:"
KALLDORF: DER KAMPF DER STÜBBE-DEMAG-ARBEITER
...
Auf Einladung unserer Genossen hin, überbrachte ein Kollege von Mannesmann Düsseldorf eine Protestresolution der Jugendvertretung Lierenfeld (IGM-Bereich - vgl. 13.1.1975,d.Vf.) und Feldmühle (CPK-Bereich - vgl. 13.1.1975,d.Vf.) und ein Kollege von Mannesmann Duisburg (IGM-Bereich - vgl. 13.1.1975,d.Vf.) überreichte 80 DM, die er im Betrieb zur Unterstützung des Streiks gesammelt hatte. Auch er verlas eine Protestresolution, die bereits über 50 Kollegen seiner Abteilung unterschrieben haben. Außerdem berichtete ein Genosse aus dem Anker-Werk in Bielefeld über die Spaltungsmanöver der Kapitalisten dort und forderte die Stübbe-Arbeiter auf, aus diesen Beispielen für ihren eigenen Kampf zu lernen. Die Kollegen erhielten herzlichen Beifall.

Weiter wie bisher werden unsere Genossen die Stübbe-Arbeiter in ihrem Kampf praktisch unterstützen. Taten zählen, Worte nicht!"
Q: Rote Fahne Nr.3,Dortmund 22.1.1975,S.4;
KPD-Sonderdruck Kalldorf 7 und Am Montag, den 14.4. um 13 Uhr findet eine Betriebsversammlung bei der Demag-AG, Werk Benrath in Düsseldorf statt!,O.o. o.J. (3.2.1975) bzw. o.J. (Apr. 1975),S.1 bzw. S.1

27.01.1975:
Die KPD (vgl. 5.2.1975) bzw. ihr KJV berichtet vermutlich aus dieser Woche über die IGM-VLK-Versammlung bei Anker (vgl. 10.2.1975):"
KJV-ZELLE ANKER-WERKE BERICHTET:
ANKER-WERKE STEHEN VOR DEM KONKURS - DIE ERSTEN 500 KOLLEGEN SIND ENTLASSEN

Bielefeld. Die Ankerwerke stehen kurz vor dem Konkurs, sie haben ihre führende Rolle auf dem Gebiet der mechanischen Kasse verloren. In 'Billiglohnländern', wie der CSSR und Ungarn, versuchten sie auf dem elektronischen Gebiet einzusteigen. Aber die großen Monopole Siemens und IBM können keine Konkurrenten gebrauchen, sie es auch nur so ein kleiner Fisch wie Anker.

Die Rechnung der Anker-Kapitalisten ging nicht auf; man müßte kurzarbeiten - hieß es bald. Kurzarbeit wäre besser als Entlassungen - diese Parole gab der Betriebsrat heraus. Alle bürgerlichen Parteien, von SPD bis CDU, sagten damals, daß Anker nicht verloren sei, man könne die 3 000 Arbeitsplätze sichern. Die KJV-Zelle Anker-Werke sagte damals, daß die Kurzarbeit nur der Anfang sei, Entlassungen würden folgen, man müsse zu Kampfmaßnahmen greifen.

Die Entlassung kam, die ersten 500 Kollegen mußten gehen. Dann kam der 50 Millionen Kredit mit Bürgschaft des Landes NRW. Die Bürgschaft wurde aber nur unter der Bedingung vergeben, daß das Geld nicht für soziale Maßnahmen, sondern für Rationalisierungen verwendet würde. Den Arbeitern erzählte man - wie, um sie zu verhöhnen - dieser Kredit würde die Arbeitsplätze sicherer machen.

Auf der letzten Vertrauensleuteversammlung kam der Knall: Der Betriebsratsvorsitzende versuchte uns klar zu machen, was auf uns in nächster Zeit zukommt. Anker werde die mechanische Produktion in nächster Zeit ganz einstellen, die elektronischen Produkte liefen auch nicht gut, man arbeite zwar an einem neuen System, wisse aber noch nicht, ob es überhaupt etwas einbringen würde, auf jeden Fall würde es wieder Kurzarbeit und Massenentlassungen geben. Falls alles schief gehen würde, blieben uns nur zwei Perspektiven, entweder die totale Pleite, oder Anker werde eine Verkaufsgesellschaft elektronischer Produkte anderer Firmen. Dies würde für die Arbeiter auf jeden Fall bedeuten, keine Arbeit und keinen Lohn.

Sofort nach dieser Nachricht verfaßten wir ein Flugblatt, in dem wir die einzige Perspektive wiesen: Streik, solange die Maschinen noch im Werk sind."
Q: Rote Fahne Nr.5,Dortmund 5.2.1975,S.8

29.01.1975:
In der Nr.4 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 22.1.1975, 5.2.1975) berichtet die KPD von Anker Bielefeld (IGM-Bereich).
Q: Rote Fahne Nr.4,Dortmund 29.1.1975

03.02.1975:
Gegen die Mordattentate im IGM-Bereich (vgl. 29.1.1975) auf Heinz Scholz von der Vulkanwerft Bremen und **** Dreisbach von Opel Rüsselsheim wird von der KPD nahestehenden Personen spätestens Anfang dieser Woche der folgende Text verfaßt:"
PROTESTERKLÄRUNG

Hiermit protestieren wir aufs schärfste gegen den Mordanschlag auf das KPD-Mitglied und Betriebsrat von der Bremer Vulkan-Wertf, Heinz Scholz, und dem Arbeiter Dreisbach von Opel Rüsselsheim." Unterzeichner ist u.a. Norbert Zöller, Bielefeld, IGM-Vertrauensmann.
Q: Rote Fahne Nr.5,Dortmund 5.2.1975

03.02.1975:
Die KPD, vermutlich ihr Büro Bielefeld, gibt heute ein Flugblatt als 'KPD-Sonderdruck Kalldorf 7' (vgl. 30.1.1975, 5.3.1975) heraus: "POLITISCHER RAUSSCHMISS BEI STÜBBE!". In einem Kasten wird angekündigt:"
VERANSTALTUNG DER KPD: WIE KANN ERFOLGREICH GEKÄMPFT WERDEN?

es werden da sein: Reinhardt Beulakker, Kommunalwahlkandidat der KPD für Lemgo - Norbert Zöller, der Kollege vom Anker-Werk Bielefeld, der schon auf der Gewerkschaftsversammlung am 17.1. sprach - Friedel Brackmann
HEUTE, 3.2. - 17 UHR - DANNHÄUSER"
Q: KPD-Sonderdruck Kalldorf 7,o.O. o.J. (3.2.1975)

05.02.1975:
Die KPD (vgl. 5.2.1975) stellt heute anläßlich der Landtagswahlen (LTW - vgl. 4.5.1975) ihren bei Anker arbeitenden Kandidaten vor:"
NORBERT ZÖLLER
KANDIDAT DER KPD IN BIELEFELD

Ich heiße Norbert Zöller, bin 27 Jahre alt, verheiratet und habe zwei kleine Kinder. Ich arbeite als Werkzeugmacherlehrling bei Anker in Bielefeld.

Während meiner Lehre bei Anker wurde mir klar, daß es nicht ausreicht, als fortschrittlicher Einzelgänger durch die Welt zu laufen und sich damit zu begnügen, den Kapitalismus zu verabscheuen. Nachdem zwei Kollegen aus politischen Gründen entlassen worden waren, und man mich schließlich auch feuern wollte - durch die Solidarität der Kollegen wurde dies verhindert - nahm ich Kontakt zum KJV auf und beschloß, organisiert gegen die Herrschaft der Kapitalisten zu kämpfen. Massenentlassungen und drohende Stillegung bei Anker öffneten mir schließlich völlig die Augen, daß nur der Sozialismus die Alternative zur kapitalistischen Profitwirtschaft sein kann, daß wir für dieses Ziel die Arbeiter auch bei Anker zusammenschließen müssen.

Deswegen habe ich den Vorschlag von den Genossen der KPD, für die KPD bei den anstehenden Landtagswahlen zu kandidieren, angenommen."
Q: Rote Fahne Nr.5,Dortmund 5.2.1975,S.8

10.02.1975:
Die KPD (vgl. 26.2.1975) berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
KORRESPONDENZ
KPD-KANDIDAT ZÖLLER ÜBER ENTLASSUNGEN BEI ANKER

Bielefeld. Bis zum 31.März werden bei den Anker-Werken wieder 400 Arbeiter entlassen. Die über 59 Jahre alt sind sollen die ersten sein. Während man seitens des Betriebsrates und der Geschäftsleitung vor zwei Wochen noch von Konkurs sprach (wenige Tage vor dem 6,8 Prozent Abschluß in der IGM (MTR - vgl. **.2.1975,d.Vf.) klärte sich die Situation dann auf: nur wenn man jetzt nicht 400 Kollegen entlassen würde, dann müßte der Betrieb in Kürze stillgelegt werden.

Auf der letzten Belegschaftsversammlung wurden die Entlassungen dann als unumgänglich hingestellt. 'Man müsse noch einmal in den sauren Apfel beißen, dann könne man die Talsohle überwinden.' Diese 400 Entlassungen sind die letzten einer ganzen Welle, in deren Verlauf Anker innerhalb von wenigen Monaten 1 000 Kollegen aus dem Betrieb wegrationalisiert hat. Gleichzeitig kündigte der SPD-BR-Vorsitzende eine reihe von Maßnahmen an, die für sich sprechen:

1. Wo im Betrieb Ehepaare arbeiten, solle man einsparen, - sprich: die Frauen entlassen.
2. Durch 'unermüdliche Bereitschaft jedes einzelnen, sich weiterzubilden und überholtes Wissen nachzuarbeiten', könne man als Facharbeiter an anderer Stelle des Betriebes eingesetzt werden, aber: dabei solle nicht das Geld das Entscheidende sein, sondern die Erhaltung des Arbeitsplatzes, sprich: Mehr Arbeit bei weniger Lohn.
3. Freiwillige Sozialleistungen müßten eingeschränkt werden.

Wir (KPD und KJV Zelle Anker) hatten den Braten gerochen und verteilten schon morgens ein Flugblatt mit der Überschrift 'Wehrt Euch!'.

Wir werden im Kampf die Anker-Kollegen überzeugen, ihre Sache fest anzupacken, am 4.Mai (LTW,d.Vf.) nicht die SPD oder die CDU zu wählen, sondern die KPD!"

Bei dem Flugblatt handelt es sich um das folgende von zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Thomas Luczak, Dortmund:"
WEHRT EUCH!

Kollegen, heute werden sie auf der Betriebsversammlung wieder aufmarschieren, die Herren vom Vorstand und vom Betriebsrat. Zum Beispiel wird Herr von Bockelberg etwas von 'schlechter Ertragslage', von 'schwieriger Zeit' erzählen, sie werden versichern, daß sie ihr Möglichstes tun wollen, um 'unseren' Betrieb zu retten. Aufsichtsratsmitglied und IGM-Ortsverwaltungsmitglied SPD-Ober, der nebenher Betriebsratsvorsitzender ist, wird über das schlechte Management schimpfen und 'mehr Mitbestimmung' fordern und 'harte Verhandlungen' ankündigen.

Dabei haben sie längst in den Chefetagen besprochen, was mit Anker passiert. Nur uns Kollegen sagen sie nichts konkretes. Sie wollen uns hinhalten, spalten (so die Mechaniker von den Elektronikern), gutzureden oder drohen, um uns zu zwingen, widerstandslos hinzunehmen, was sie mit uns vorhaben, ob sie nun die Hälfte oder alle rausschmeißen. Wir, die wir zum Teil nach dem Krieg Anker wieder aufgebaut haben, die seit Jahrzehnten für die Gewinne von zur Nieden und Kramer arbeiten 'durften', wir wissen bis heute nicht genau, was morgen wird.

Ob ein paar Hundert oder alle entlassen werden, wenn wir uns nicht wehren,
dann wird das Ergebnis so aussehen:
- die älteren Kollegen werden frühberentet und müssen sich mit verdammt niedrigen Renten zufrieden geben;
- die anderen bekommen mit Sicherheit keinen Arbeitsplatz mehr, allein in Bielefeld gibt es schon über 9 000 Arbeitslose, müssen mit 2/3 ihres Lohnes auskommen und werden spätestens nach einem Jahr ausgesteuert;
- die Lehrlinge bekommen ebenfalls keine neue Lehrstelle (Dürrkopp will angeblich in diesem Jahr nur vier Lehrlinge aufnehmen) und bekommen nur ein paar Mark Unterstützung!

Hier geht es nicht darum, ob wir uns wehren SOLLEN, wir MÜSSEN uns wehren, wollen wir nicht in wenigen Monaten an den Rand des Elends kommen.

Kollegen, wir müssen jetzt, solange es Anker noch gibt, den Kampf organisieren. Dazu müssen alle Kollegen heute vor der Betriebsversammlung die Vertrauensleute auffordern, Abteilungsversammlungen durchzuführen, wo Forderungen augestellt werden und von den VL oder anderen Kollegen im Namen der Abteilung auf der BV vorgetragen werden!

Als erste Forderung muß heute durchgesetzt werden:
OFFENLEGUNG ALLER RATIONALISIERUNGS- UND STILLEGUNGSPLÄNE!

Die Herren vom Vorstand und der Betriebsrat dürfen nicht aus der BV rausgelassen werden, ehe sie nicht glasklar ausgepackt haben, was mit Anker wird.

Da aber seit der VKL-Sitzung vor zwei Wochen (vgl. 27.1.1975,d.Vf.) feststeht, daß mindestens 400 Kollegen entlassen werden sollen, müssen wir verhindern, daß wir Stück für Stück abgebaut werden, müssen wir verhindern, daß unsere geschlossene Kampfkraft durch dieses Manöver gespalten wird. Deshalb:
KEINE RATIONALISIERUNG AUF DEM RÜCKEN DER ARBEITER!
KEINE ENTLASSUNGEN BEI ANKER!
EINFÜHRUNG DES 7-STUNDENTAGES BEI VOLLEM LOHNAUSGLEICH!

Wenn BR Ober nun sagt, es sei aber kein Geld da, dann müssen wir antworten:

Erstens hat zur Nieden aus unseren Knochen genug Millionen für seine Privatschatulle herausgepreßt, zum zweiten hat er aus den von uns erarbeiteten Gewinnen die Fabriken in Graz (in Österreich,d.Vf.) und der CSSR gebaut, die jetzt ohne weiteres verkaufen könnte. Dann wäre genug Geld da. Und reicht das immer noch nicht, dann soll die Regierung endlich uns Arbeitern was zahlen, statt die Millionenkredite den Kapitalisten zuzuschanzen.

Wie können wir diese Forderungen durchsetzen?

Kollegen, nur der Streik kann verhindern, daß die Krise auf unserem Rücken ausgetragen wird. Und wir könnten streiken, denn auch in der Krise brauchen uns die Kapitalisten, um Profite zu machen. Die Kapitalisten würden ganz schön das Zittern bekommen, wenn wir ihnen einen Strich durch die Rechnung machen würden.

Als ersten Schritt schlagen wir vor, heute nachmittag nach der BV durch die Stadt zum Rathaus zu marschieren und den Herren Volksvertretern mal UNSERE Rechnung zu präsentieren.

STILLHALTEN HILFT NICHTS!
IN DER KRISE KÄMPFEN!
GEMEINSAM SIND WIR STARK!"

In einem weiteren Artikel des Flugblattes äußert sich:"
NORBERT ZÖLLER
KANDIDAT DER KPD IN BIELEFELD

Kollegen, viele von euch kennen mich von den letzten Betriebsversammlungen. Ich will auch jetzt klar Stellung nehmen zu der Situation bei Anker: Die Herren vom Vorstand, der SPD-Betriebsrat, die bürgerlichen Parteien von CDU bis DKP, sie alle sagen, uns Arbeitern würde es gut gehen, wenn es den Unternehmern gut geht!

Stimmt das denn?

Damit es den Kapitalisten gut geht, müssen wir Entlassungen von Hunderten von Kollegen hinnehmen, müssen wir uns mit einem Tarifabschluß von ganzen 6,8% zufriedengeben, müssen wir steigende Mieten bezahlen und möglichst immer Ja und Amen dazu sagen!

Das ganze ist aber eine Milchmädchenrechnung. Denn nicht einmal den Kollegen, die im Betrieb bleiben, wird der Arbeitsplatz erhalten: Macht nämlich Anker neue Gewinne, dann wird man sie zu Rationalisierungen benutzen, das heißt, neue Entlassungen durchführen!

Kollegen, Profitinteressen und Arbeiterinteressen sind unvereinbar!

Hammer oder Amboß sein ist die Frage für uns Arbeiter. OHNE DIE KAPITALISTEN MIT IHRER PROFITGIER WÜRDE ES FÜR UNS SCHON REICHEN!

Deshalb Kollegen dürfen wir nicht bei der Verteidigung unseres Lohnes stehen bleiben. Das recht auf Arbeit und Brot haben wir erst dann gesichert, wenn wir, die Arbeiterklasse, die Macht haben. Deshalb kandidiere ich für die KPD zu den Landtagswahlen! Die KPD sagt: Wir machen euch keine Wahlkampfversprechen, was wir alles Schönes für die Arbeiter im Parlament machen würden! Wir versprechen den Arbeitern und Werktätigen nur:

ES WIRD SICH NICHTS ÄNDERN, WENN IHR ES SELBST NICHT ÄNDERT!

Nicht im Parlament, sondern in den Fabriken und Straßen wird entschieden, wo es lang geht. Wenn die KPD euch aufruft zu wählen, dann ruft sie euch auf: Wählt:
GEGEN KRISENWIRTSCHAFT UND POLITISCHE UNTERDRÜCKUNG!
KEINE STIMME DEN AUSBEUTERPARTEIEN!
FÜR DIE HERRSCHAFT DER ARBEITERKLASSE!
FÜR DIE SOZIALISTISCHE DEUTSCHE REPUBLIK!

Deshalb gebt mir und den anderen Kandidaten, die größtenteils wie ich Arbeiter und Werktätige sind, und wie ich die Lage der Arbeiter aus eigener Erfahrung kennen, eure Stimme.

KÄMPFT MIT DER KPD - WÄHLT KPD!
Q: Rote Fahne Nr.8,Dortmund 26.2.1975,S.9;
KPD, KJV-Zelle Anker:Wehrt Euch!,o.O. (Bielefeld) o.J. (1975)

13.02.1975:
Das KPD-Büro Bielefeld (vgl. 10.2.1975) lud für 19 Uhr im Alten Gasthaus, Detmolder Str. nähe Teutoburger Straße, ein zur:"
WAHLERÖFFNUNGSVERANSTALTUNG DER KPD

Es sprechen die Kandidaten:
Norbert Zöller, Lehrling bei Anker (IGM-Bereich,d.Vf.)
Wilhelm Pehle, Gärtner
Hinrich Paul, Elektrolehrling
Uwe Hapke, Student"
Q: KPD-Büro Bielefeld:Kämpft mit der KPD - wählt KPD!,Bielefeld o.J. (Feb. 1975),S.1f

05.03.1975:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.9 (vgl. 26.2.1975, 12.3.1975) heraus und berichtet über Anker Bielefeld.
Q: Rote Fahne Nr.9,Köln 5.3.1975

16.03.1975:
Das KPD-Büro Bielefeld verfaßt den folgenden Brief von zwei Seiten DIN A4, unterzeichnet von Lars Aue:"
Liebe Kollegen,
...
Zum Schluß möchten wir Dich noch besonders darauf aufmerksam machen, daß die KPD am FREITAG, DEN 4.APRIL 16 - 18 Uhr VOM Balkon des RATHAUS eine Kundgebung gegen die Arbeitslosigkeit durchführen wird.

Es sprechen u.a.:
Jürgen Horlemann, ZK der KPD
Norbert Zöller, Ankerlehrling (IGM-Bereich,d.Vf.) und Landtagskandidat der KPD
und weitere Arbeiter und Arbeitslose

AM SAMSTAG, den 5.4. DEMONSTRATION IN DÜSSELDORF VON ALLEN ARBEITSLOSENKOMITEES NRWS UND DER KPD, UM DEM KÜHN UND SEINEN KUMPANEN MAL DIE WIRKLICHEN FORDERUNGEN DER ARBEOITSLOSEN ZU PRÄSENTIEREN!"
Q: KPD-Büro Bielefeld:Liebe Kollegen,Bielefeld 16.3.1975

17.03.1975:
Die KPD (vgl. 26.3.1975) berichtet vermutlich aus dieser Woche über einen UVB (vgl. 21.3.1975):"
PROTESTE GEGEN GEWERKSCHAFTSAUSSCHLUSS DES GENOSSEN ZOELLER
LANDTAGSKANDIDAT NORBERT ZOELLER AUS BIELEFELD BERICHTET:

Folgende Erklärung sollte ich unterschreiben, andernfalls würde ich als Angehöriger einer gegnerischen Organisation aus der Gewerkschaft ausgeschlossen: 'Ich erkläre hiermit verbindlich, daß ich der KPD nicht angehöre und nicht mehr für sie tätig sein werde.'

Ich habe auf diesen Angriff mit einem Offenen Brief an die Ortsverwaltung der IG Metall geantwortet, in dem ich schreibe: 'Als Kurzarbeit und Entlassungen anstanden, habe ich gefordert, daß wir uns wehren müssen, daß wir von unseren Lebensinteressen und nicht von den Profitsorgen der Kapitalisten ausgehen müssen...

WER WAR DENN HIER GEWERKSCHAFTSFEINDLICH?

Diejenigen, die den Kollegen die Sorgen der Kapitalisten als ihre eigenen verkaufen wollten und ihnen einreden wollten, es sei richtig, wenn sie die Folgen der kapitalistischen Profitwirtschaft tragen müßten - oder ich?'
Weiter schrieb ich: 'Mit meinem Ausschluß werdet ihr vielleicht ein Haar aus dem Schopf der klassenbwußten Gewerkschafter ausreißen können. Ich glaube aber, daß Euch diese Aktion eine halbe Glatze bringen wird. Bereits viele aktive Gewerkschafter, vor allem unter der Jugend im Ortsjugendausschuß (OJA,d.Vf.) und vor allem fast alle Kollegen, mit denen ich als Vertrauensmann zu tun hatte, haben sich gegen die Unvereinbarkeitsbeschlüsse gestellt. Diese Bewegung wird weitergehen, Ihr werdet sie nicht aufhalten!'

23 Kollegen aus dem Betrieb unterschrieben bisher folgende Resolution:
'Wir protestieren gegen den durch ein Revers eingeleiteten
Gewerkschaftsausschluß des Kollegen Zoeller. Wir betrachten ihn weiterhin als unseren Vertrauensmann. Wir kennen ihn als Kollegen, der sich energisch für uns eingesetzt hat und lehnen es ab, daß er wegen seiner Kandidatur für die KPD zu den Landtagswahlen (LTW - vgl. 4.5.1975,d.Vf.) aus der IGM ausgeschlossen werden soll.'"
Q: Rote Fahne Nr.12,Köln 26.3.1975,S.6

18.03.1975:
Die KPD (vgl. 26.3.1975) berichtet:"
KLASSENSOLIDARITÄT!

AN DIE KOLLEGEN DER FIRMA SEIBEL UND SÖHNE, ERWITTE/ZEMENTWERKE (CPK-Bereich,d.Vf.):

Wir, die Auszubildenden der Anker-Werke AG Bielefeld bekunden durch dieses Schreiben die Solidarität mit Eurem Streik. Wir protestieren scharf gegen das Vorhaben des Kapitalisten Seibel, 86 Kollegen zu entlassen unter dem Vorwand der schlechten Ertragslage. Unter diesen Vorwänden sind auch bereits in unserem Werk 800 Kollegen entlassen worden. Deshalb freut es uns, daß ihr erkannt habt, daß es nichts nützt stillzuhalten, wenn es gilt, arbeiterfeindliche Maßnahmen der Kapitalisten zurückzuschlagen trotz allem Krisengeschwätz. Eure Entscheidung wird ein Ansporn sein für alle, die jetzt noch am Zögern sind. Deshalb schließen wir uns folgenden Forderungen an:
Keine Entlassung!
Offenlegung aller Rationalisierungspläne durch die Kapitalisten!
Einigkeit macht stark!

Verabschiedet in Bielefeld am 18.3.1975. Einstimmig angenommen von 25 Anwesenden auf einer Pausenversammlung."
Q: Rote Fahne Nr.12,Köln 26.3.1975,S.6

04.04.1975:
Das KPD-Büro Bielefeld (vgl. 10.3.1975) kündigte im Rahmen der Vorbereitung eines Arbeitslosenkomitees (ALK) an:"
Deshalb wollen wir am 4.April in Bielefeld eine bezirkliche Kundgebung vor dem Rathaus in Bielefeld durchführen, um dort gegen die Arbeitslosigkeit zu protestieren und die Arbeiter aufzufordern auf der Grundlage der neun Punkte (vgl. 4.12.1974,d.Vf.) der KPD den Kampf aufzunehmen."

Am 16.3.1975 konkretisiert das KPD-Büro, "daß die KPD am FREITAG, DEN 4.APRIL 16 - 18 Uhr VOM Balkon des RATHAUS eine Kundgebung gegen die Arbeitslosigkeit durchführen wird.

Es sprechen u.a.:
Jürgen Horlemann, ZK der KPD
Norbert Zöller, Ankerlehrling (IGM-Bereich,d.Vf.) und Landtagskandidat der KPD
und weitere Arbeiter und Arbeitslose".
Q: KPD-Büro Bielefeld:Liebe Freunde und Genossen!,Bielefeld 10.3.1975,S.1;
KPD-Büro Bielefeld:Liebe Kollegen,Bielefeld 16.3.1975,S.2

17.04.1975:
Vom heutigen NRW-weiten Treffen von dem KJV der KPD Nahestehenden lag uns das folgende Dokument vor, welches als Flugblatt "RESOLUTION ZUM KAMPF GEGEN JUGENDARBEITSLOSIGKEIT UND VERSCHLECHTERUNG DER AUSBILDUNG" veröffentlicht und u.a. unterzeichnet wurde von Paul-Gerhard Hoff, Jugendvertreter bei Anker, OJA-Mitglied (IGM), Bielefeld.
Q: N.N.:Resolution zum Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit und Verschlechterung der Ausbildung,Düsseldorf o.J. (1975)

28.04.1975:
Die KPD, Büro Bielefeld (vgl. 28.4.1975), gibt spätestens Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt heraus:"
DEM REGIERUNGSMAI EINE ABSAGE!

Während die Kollegen des Erwitter Zementwerkes (CPK-Bereich,d.Vf.) den Betrieb seit dem 10.März besetzt halten, um gegen Entlassungsmanöver des Seibel-Kapitalisten vorzugehen, während die Anker-Arbeiter (IGM-Bereich,d.Vf.) von Entlassung und Rationalisierung bedroht sind, während die Arbeitslosigkeit in Bielefeld ihre höchsten Ausmaße erreicht, da erdreisten sich Bundeskanzler Schmidt und DGB-Vetter am 1.Mai in Gelsenkirchen in trauter Eintracht die Arbeiter noch aufzufordern, den Gürtel enger zu schnallen, dem Krisenprogramm der SPD-Regierung zuzustimmen! Die Arbeiter und Werktätigen in unserem Land sollen beklatschen, daß sie es sind, auf deren Rücken die Krise ausgetragen werden soll!

HERAUS ZUM ROTEN 1.MAI!

Kollegen, lassen wir es nicht zu, daß gerade jetzt, vor der Wahl (LTW - vgl. 4.5.1975,d.Vf.), der 1.Mai, den jeder Arbeiter in der Welt als den internationalen Kampftag seiner Klasse feiert, dieser Tag herabgewirtschaftet wird zu einer Wahlkampfprostitution derjenigen Partei, die sich sozialdemokratisch nennt, aber schon seit Jahren, ebenso wie die CDU, die Interessen des Monopolkapitals vertritt.

ERTEILEN WIR DIESEM REGIERUNGSMAI IN GELSENKIRCHEN EINE KLARE ABSAGE!

Fahrt mit nach Gelsenkirchen; dort wird unsere Partei, unter roten Fahnen, mit den revolutionären Forderungen der Arbeiterklasse, der Bourgeoisie und ihren dortigen Vertretern den Kampf ansagen, und wir werden dort für die einzig wirkliche Alternative eintreten, die den Arbeitern und Werktätigen unseres Landes bleibt: FÜR DEN SOZIALISMUS!

GEGEN KRISENWIRTSCHAFT UND POLITISCHE UNTERDRÜCKUNG - FÜR DIE SOZIALITISCHE DEUTSCHE REPUBLIK!

Abfahrt 1.Mai, 7 Uhr 30 Gesundheitsamt!

KÄMPFT MIT DER KPD
WÄHLT AM 4.MAI LISTE 9 KPD"
Q: KPD-Büro Bielefeld:Dem Regierungsmai eine Absage!,Bielefeld o.J. (Apr. 1975)

28.05.1975:
In der Nr.21 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 21.5.1975, 4.6.1975) berichtet die KPD aus Bielefeld u.a. über die Jugendvertretung bei Anker (IGM-Bereich).
Q: Rote Fahne Nr.21,Köln 28.5.1975

23.06.1975:
Der KJVD und das KPD-Büro Bielefeld geben vermutlich Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von C. Göldenboog, Dortmund, heraus:"
Kolleginnen und Kollegen!

Jeden Tag hören wir von neuen Entlassungen, Stillegungen, Streichung von Lehrstellen und Schulstunden, Nichteinstellung von Lehrern, Entfernung von fortschrittlichen und kommunistischen Lehrern aus den Schulen (BV,d.Vf.) und sogar Rausschmiß (UVB,d.Vf.) von fortschrittlichen und kommunistischen Kollegen aus der Gewerkschaft (so im Augenblick Norbert Zöller von Anker aus der IG Metall (IGM,d.Vf.)). Gerade in der letzten Zeit hat sich die Lage der Arbeiterjugend ungeheuer verschlechtert und ihre politische Unterdrückung in Betrieb und Schule sehr verschärft. Deshalb begrüßen wir den Beschluß der SMV zur Vollversammlung und zur Durchführung einer Demonstration."
Q: KJVD, KPD-Büro Bielefeld: Kolleginnen und Kollegen!,Bielefeld o.J. (Juni 1975)

31.08.1975:
Die SAG gibt ihren 'Klassenkampf' Nr.49 (vgl. 17.6.1975, 15.10.1975) heraus und berichtet über Anker Bielefeld.
Q: Klassenkampf Nr.49,Frankfurt 31.8.1975

31.03.1976:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.13 (vgl. 24.3.1976, 7.4.1976) heraus und berichtet über Anker Bielefeld.
Q: Rote Fahne Nr.13,Köln 31.3.1976

27.04.1976:
Heute gehen, laut KPD, die Anker-Werke Bielefeld in Konkurs. Zur Betriebsversammlung (BV), deren Datum nicht verraten wird, die aber vermutlich in dieser Woche oder heute stattfand, habe die Betriebszelle des KJVD der KPD ein Flugblatt herausgegeben.
Q: Rote Fahne Nr.18 und 22,Köln 5.5.1976 bzw. 2.6.1976

28.04.1976:
Die Zelle Anker Bielefeld des KJVD der KPD (vgl. 27.4.1976, 29.4.1976) gibt vermutlich heute das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stefan Siebenkäs, Dortmund, Münsterstr.95 heraus:"
SOFORTIGE AUSZAHLUNG DER LÖHNE!

FÜR SOZIALE SICHERHEIT UND VOLLBESCHÄFTIGUNG!!! So tönen dieses Jahr die Bonzen der IGM ihren Mitgliedern die Ohren voll. Damit es auch keiner falsch versteht, haben sie gestern bei Anker schlagend bewiesen, WAS SIE DAMIT MEINEN:

Sie erklärten der Belegschaft, Ihr müßt Verständnis dafür haben, daß Anker pleite macht und Ihr auf die Straße fliegt. Ihr müßt außerdem Verständnis dafür haben, daß Ihr vorerst Euren Lohn nicht kriegt!

Als wir vor einem Jahr schon schrieben: Anker steht vor der Pleite, die Sorge der Kapitalisten und der SPD-Betriebsräte vom Schlage Obers um die Arbeitsplätze und die 'Ankerfamilie' ist reiner Hohn, was sie wollen, ist, das Letzte aus den Kollegen rausholen, sie dann auf die Straße werfen: da nannte man uns Verleumder, Schwätzer usw.

Und viele Kollegen glaubten den Kapitalisten und den Bonzen. Heute seht Ihr Kollegen, wer recht hatte und vom Standpunkt der Arbeiterklasse aus sprach!

Vor einem Jahr sangen Betriebsleitung und Bonzen in höchsten Tönen das Lob der Regierung und der Arbeiterverräter Vogelsang, Wullenkord und Co., weil die Landesbürgschaft die Arbeitsplätze rette. Heute kann jeder Kollege sehen, die Landesbürgschaft, die aus unseren Groschen kommt, diente dazu, die drohenden Verluste der Banken, nicht zuletzt auch der Bank für Gemeinwirtschaft (BfG,d.Vf.) zu sanieren, kein Arbeitsplatz wurde gesichert.

Die Bank für Gemeinwirtschaft, die Bank derselben Bonzen, die 'Für soziale Sicherheit und Vollbeschäftigung' schreien, die Bank auch der Obers, Wydanys, Wullenkords, Vogelsangs usw. hat im Gegenteil genauso wie die anderen Monopolisten (Dresdner Bank) den Konkurs der Ankerwerke herbeigeführt. Wir haben das immer gesagt. WER, Kollegen, war dann wohl der Verleumder, Schönschwätzer usw., der die Kollegen hinters Licht führen will?

Heute winseln diese Herren nur noch und jammern: Kollegen, wir sitzen in einem Boot, seid weiter fleißig, Ihr arbeitet doch für Euch, für Euer Geld?!

Ihr Herren Ehrlich, und Hintermänner, Ihr Herren Ober und Konsorten, für unser Geld haben wir doppelt und dreifach gearbeitet und haben es NICHT! Wir haben Überstunden gekloppt, damit Ihr Lastwagen über Lastwagen von Teilen aus dem Betrieb schaffen konntet, wir haben gearbeitet, damit Ihr das Stammkapital für die neue ADS-Vertriebs- und Servicegesellschaft hattet, an das jetzt natürlich niemand herankommt. Ihr seid im Trockenen, für die Verluste, die alle bei den Ankerwerken bleiben, kommt die neue Firma natürlich nicht auf. Und so kommt es, daß die 'alten' Anker-Werke kein Geld haben, um die Löhne zu zahlen. Ein herrlicher Trick. Und wir sollen freudig weiterschuften.

Schluß damit! Diese Ganovenstücke ziehen jetzt nicht mehr!

KEINE HAND GERÜHRT, BIS DIE LÖHNE AUSGEZAHLT SIND!

Kollegen, Ihr seht, für die Banken und die Kapitalisten ist auch nach der Pleite nicht Schluß. Für sie ist auch in der Krise Geld da. Der kapitalistische Staat und seine Regierung, egal ob SPD oder CDU, saniert die Kapitalisten, nicht die Arbeiter. Auf deren Rücken geht im Gegenteil das Ganze und sie sind es, die sich auf der Straße wiederfinden und die Folgen des 'Unternehmerrisikos' tragen.

Wir fordern:
SOFORTIGE AUSZAHLUNG DER LÖHNE!
Garantierte Abfindungen für ALLE!
Weiterzahlen des Lohnes, bis ein gleichwertiger Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt wird!

Der Kapitalistenknecht Vogelsang meinte sich großtun zu können mit dem Spruch: 'Kollegen, man darf jetzt nicht auf die Parolen derer reinfallen, die zwar viel radikaler tun und schreiben, aber auch nicht die Lösung des Problems wissen.'

Kollegen, der Bonze Vogelsang irrt. Wir wissen die Lösung! Vogelsang hat recht, wenn er meint, im Kapitalismus, unter der politischen und ökonomischen Herrschaft der Kapitalisten und ihrer Brut, zu denen auch Vogelsang zählt, gibt es nur die Lösung der Kapitalisten, d.h. es läuft immer auf das am Ende hinaus, was jetzt bei Anker passiert. Kein Wunder, daß Vogelsang Angst hat, daß die Kollegen auf die Kommunisten hören:

Denn die Lösung kann nur darin bestehen, daß man die Kapitalisten samt den Bonzen wie Vogelsang zum Teufel jagt. Ehe die Herrschaft des Kapitals und seiner Speichellecker nicht gebrochen ist, ehe die Arbeiterklasse nicht die politische Macht erobert hat, ehe nicht das Profitgesetz als Gesetz der Produktion aufgehoben ist, gibt es keine andere Lösung. Die Lösung für die Arbeiterklasse liegt tatsächlich nur in der sozialistischen Revolution und der Errichtung der Diktatur des Proletariats, der Herrschaft der Arbeiterklasse über ihre Produktions- und Lebensverhältnisse.

Kollegen, die Lösung heißt nicht sozialfaschistische Diktatur einer neuen Bourgeoisie wie in der SU und der DDR. Der Weg zur Herrschaft der Arbeiterklasse führt auch nicht über die Mitbestimmung der Bonzen und der Jünger der neuen Kremlzaren (DKP,d.Vf.).

Er führt über den unerbittlichen Klassenkampf und die gewaltsame Revolution der Masse der Arbeiterklasse und des Volkes wie in China und Albanien, wo gerade die letzten Wochen gezeigt haben, wie sich die Masse der Arbeiterklasse und des Volkes erfolgreich gegen das Emporkommen einer neuen Bourgeoisie gewehrt haben.

KOLLEGEN, DEMONSTRIERT AM 1.MAI NICHT MIT DEN APOSTELN DES KAPITALS, DIE 'SOZIALE SICHERHEIT UND VOLLBESCHÄFTIGUNG' HEUCHELN, SONDERN DEMONSTRIERT MIT DER KPD FÜR EIN UNABHÄNGIGES, VEREINETS UND SOZIALISTISCHES DEUTSCHLAND, FÜR DIE SOZIALISTISCHE REVOLUTION, FÜR DIE DIKTATUR DES PROLETARIATS!"
Q: KJVD-Zelle Anker Bielefeld:Sofortige Auszahlung der Löhne!,o.O. (Bielefeld) o.J. (Apr. 1976)

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29.04.1976:
In Bielefeld führt die KPD eine Maiveranstaltung durch.

Der KJVD der KPD bei Anker (IGM-Bereich - vgl. 3.5.1976) berichtet:"
PROTESTRESOLUTION

'Kolleginnen und Kollegen!

Die Teilnehmer der Veranstaltung der KPD und der LIGA gegen den Imperialismus (LgdI,d.Vf.) zum 1.Mai versichern Euch ihre volle Solidarität und verurteilen mit Euch aufs Schärfste das verbrecherische Vorgehen von Kapitalisten, Banken und Gewerkschaftsbonzen, die eine besonders üble Rolle spielen. Die Anker-Pleite zeigt uns, daß alles Gerede von Gerechtigkeit und sozialer Sicherung Seifenblasen und Lügen im Interesse des Kapitals sind und die nun vor den Augen aller zerplatzen.
Die Tatsache, daß die meisten von Euch auf die Straße fliegen, während die Kapitalisten durch die neue Gesellschaft ihr Schäfchen ins Trockene gebracht haben – die Tatsache, daß Ihr in Ungewißheit auf die letzten Euch zustehenden Löhne wartet, während die Kapitalisten und Bonzen bestimmt keine Existenzsorgen haben –
die Tatsache, daß Euch der zustehende Urlaub für die letzten Monate gestrichen worden ist, während die Kramers und zur Nieden auch weiterhin zur Jagd gehen können - beweisen:

Die Rede von dem einen Boot, in dem wir alle sitzen sollen, die Lügen von der sozialen Sicherheit, die angeblich für alle gelten soll, sind immer nur Täuschungsmanöver gewesen, damit Ihr Eure Ausbeutung ruhig hinnehmt. Auch jetzt sollt Ihr nach dem Willen der Kapitalisten und IGM-Bonzen ruhig und fleißig weiterarbeiten, sodaß auch noch die letzten Profite gesichert werden.
Selbst als Arbeitslose sollt Ihr noch mit dem Kapitalismus zufrieden sein. Kollegen, das Latein der Mitbestimmung vom Schlage der IGM-SPD-DKP-Bonzen ist am Ende. Übrig bleibt die nackte Wirklichkeit des Kapitalismus! Kollegen, kein bedauerlicher Ausrutscher oder eine Fehlplanung, wie die IGM-Bonzen beteuern, hat Euch heimgesucht, sondern das ist die Logik des menschenfeindlichen Kapitalismus, der den Arbeiter periodisch auf die Straße schmeißt und ihn als unnützes Material liegenläßt, wenn er nicht mehr ausgebeutet werden kann. Die Antwort auf dieses menschenfeindliche System darf nicht sein, sich zu ergeben, stillzuhalten, sondern unerbittlicher Klassenkampf gegen das Kapital und seine Handlanger, bis zur sozialistischen Revolution und der Diktatur des Proletariats über die Herren, die uns heute knechten. Kollegen, wir unterstützen mit aller Kraft die Forderungen:
SOFORTIGE AUSZAHLUNG ALLER FÄLLIGEN LÖHNE UND TARIFLICHEN NACHZAHLUNGEN!
SOFORTIGE GEWÄHRUNG DES FÄLLIGEN URLAUBS!
WEITERZAHLUNG DER FÄLLIGEN LÖHNE BIS ZUR BEREITSTELLUNG GLEICHWERTIGER NEUER ARBEITSPLÄTZE!'

Diese Resolution wurde am Donnerstag Abend von mehr als 50 Freunden, Kollegen und Genossen der KPD und der LIGA gegen den Imperialismus einstimmig verabschiedet."
Q: Kassensturz Extrablatt Nr.3,o.O. (Bielefeld) 3.5.1976,S.1; Rote Fahne Nr.16, 17 und 18,Köln 21.4.1976, 28.4.1976 bzw. 5.5.1976; Rote Fahne Pressedienst Nr.18,Köln 4.5.1976

29.04.1976:
Die Zelle Anker Bielefeld des KJVD der KPD (vgl. 28.4.1976, 3.5.1976) gibt heute oder morgen ein Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stefan Siebenkäs, Dortmund, Münsterstr.95 heraus:"
SOZIALE SICHERUNG: DIE BOSSE UND BONZEN ZEIGEN IHR WAHRES GESICHT!"
Q: KJVD-Zelle Anker Bielefeld:Soziale Sicherung: Die Bosse und Bonzen zeigen ihr wahres Gesicht!,o.O. (Bielefeld) o.J. (Apr. 1976)

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01.05.1976:
1. Mai Demonstration in Bielefeld.
Aufgerufen wurde auch durch den KJVD der KPD bei Anker (IGM-Bereich - vgl. 28.4.1976, 29.4.1976). Er berichtet am 4.5.1976, u.a. von einem Maifest der SPD, und so 3.5.1976:"
Auf dem oppositionellen Block in Bielefeld, an dem sich weit über 100 Kollegen beteiligten, und auf der Roten 1.Mai Demonstration in Dortmund demonstrierten wir gegen Monopolkapital, Schmidt-Regierung und Gewerkschaftsführung - Für die geschlossene Kampffront der Arbeiterklasse."
Q: KJVD-Zelle Anker Bielefeld:Sofortige Auszahlung der Löhne!,o.O. (Bielefeld) o.J. (Apr. 1976),S2;
KJVD-Zelle Anker Bielefeld:Soziale Sicherung: Die Bosse und Bonzen zeigen ihr wahres Gesicht!,o.O. (Bielefeld) o.J. (Apr. 1976),S.2;
KJVD-Zelle Anker Bielefeld:Wo ein Kot ist, da sammeln sich die Fliegen!,o.O. (Bielefeld) o.J. (Mai 1976),S.2;
Kassensturz Extrablatt Nr.3,o.O. (Bielefeld) 3.5.1976,S.1

03.05.1976:
Die Zelle Anker Bielefeld des KJVD der KPD (vgl. 29.4.1976, 4.5.1976) gibt das Extrablatt Nr.3 ihres 'Kassensturz' mit einer Seite DIN A 4 unter Verantwortung von Stefan Siebenkäs, Dortmund, Münsterstr.95 heraus, in der berichtet wird von der eigenen Maiveranstaltung (vgl. 29.4.1976) und dem 1.Mai in Bielefeld.

Da sich dieses Extrablatt in der Aufmachung nicht von den letzten Flugblättern am 28. bzw. 29.4.1976 unterscheidet, sind diese eventuell ebenfalls als 'Kassensturz'-Extrablätter gezählt worden.
Q: Kassensturz Extrablatt Nr.3,o.O. (Bielefeld) 3.5.1976

04.05.1976:
Die Zelle Anker Bielefeld des KJVD der KPD (vgl. 3.5.1976) gibt frühestens heute das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stefan Siebenkäs, Dortmund, Münsterstr.95 heraus:"
WO EIN KOT IST, DA SAMMELN SICH DIE FLIEGEN!

Kollegen! Wo ein Kot ist, da sammeln sich die Fliegen! Genauso ist es bei Anker. Die Stunde all derer ist gekommen, die auf und mit der Ankerpleite ihr großes und kleines Geschäft machen wollen: die Banken, die ausländischen Konzerne wie Omrom, die für wenig Geld an wertvolle Teile des ehemaligen Ankerkonzerns herankommen wollen, die Größen des alten Vorstands und die alten Kapitalisten, die an die Krippe der neuen Ankergesellschaft herankommen wollen, aber auch die ganze Schar der Politiker der Parteien des Kapitals entdeckt die Fundgrube für wahlwirksame Sprüche. Ob SPD, CDU oder FDP, allen ist eins gemeinsam: Unter der Überschrift 'Arbeitsplätze sichern' machen sie sich nur Gedanken, wie die Kapitalisten mit ihrer 'neuen' Gesellschaft möglichst schnell zu Potte kommen, sprich 'annehmbaren Profit' machen.

Lenin schrieb schon 1916: 'Während zur Zeit des industriellen Aufschwungs die Profite des Finanzkapitals unerhört groß sind, gehen in Zeiten des Niedergangs die kleinen und schwachen Unternehmungen zugrunde, die Großbanken aber 'beteiligen' sich dann an deren Aufkauf zu Spottpreisen oder an profitablen Sanierungen oder Reorganisationen. Bei den Sanierungen der mit Verlust arbeitenden Unternehmungen wird das Aktienkapital herabgesetzt; das heißt, das Erträgnis verteilt sich auf ein geringeres Kapital, ist diesem alsdann angemessen. Oder wenn kein Erträgnis da ist, so wird neues Kapital aufgebracht, das, mit dem minderbewerteten alten zusammengenommen, nunmehr genügenden Ertrag abwirft. 'Nebenbei', fügt Hilferding hinzu, 'sei bemerkt, daß diese Sanierungen und Reorganisationen für die Banken von doppelter Bedeutung sind: erstens als gewinnbringendes Geschäft und zweitens als eine Angelegenheit, solche notleidenden Gesellschaften von sich in Abhängigkeit zu bringen''. (Ges. Werke Bd.22, S.238)

Haargenau dies geschieht heute bei Anker. Erstens 'beteiligen' sich die Dresdner Bank und die Gewerkschaftsbank BfG an der für sie profitablen 'Reorganisierung' durch Bereitstellen des Stammkapitals für die Auffanggesellschaft. Zweitens werden sie dann die Erstaktien ausgeben und den sog. 'Gründergewinn' kassieren. Drittens haben sie die weitgehende Kontrolle über die neue Gesellschaft. Sie ist von vornherein von ihnen abhängig. Viertens halten sie sich an der gutgehenden Francotyp schadlos. Dieser Teil des Ankerkonzerns wurde herausgelöst. Die beiden Banken sollen sich daran schadlos halten, angeblich, um einen Teil ihrer Verluste zu decken. Sie werden bestimmt ein Geschäft dabei machen, da Francotyp guten Profit abwirft (siehe Neue Westfälische vom 1.5. 'Treuebekenntnisse gegenüber der Auffanggesellschaft').

Fünftens kommen die neuen 'Interessenten', d.h. große ausländische Konzerne für einen Apfel und ein Ei an die profitablen Teile des alten Ankerkonzerns heran. Die neue Ankergesellschaft übernimmt diese bei einem bisher auf 5 Mio. festgesetzten Stammkapital, das durch fremde Einlagen (die der ausländischen Konzerne), auf zwanzig Millionen erhöht werden soll. Der wirkliche Wert der Sachen, die die neue Gesellschaft mit diesem Stammkapital übernimmt, ist um ein Vielfaches höher. Weiter deutete Ehrlich laut NW vom 1.5. in Hannover bereits einen weiteren Trick der Kapitalisten an. Sie wollen als neue Ankergesellschaft Teile, die sie verkaufen können, von der alten Ankergesellschaft (d.h. vom Konkursverwalter) kaufen, natürlich für einen Bruchteil ihres Wertes. Die Schulden des alten Ankerkonzerns sind die alten Kapitalisten los, die neuen Konzerne, die einsteigen, haben nie etwas damit zu tun gehabt, aber aus dem Pleitebetrieb ziehen sie über alle möglichen Tricks noch große Werte heraus und machen Extraprofit. Die 2 000 Arbeiter in Bielefeld, die gehen müssen, sind für diese Herren gar nicht da, die kleinen Gläubiger gehen auch leer aus, die großen: Dresdner Bank und Gewerkschaftsbank bereichern sich, sie sind die Gewinner der Partie.

Alle diese Herren haben offiziell natürlich nur eine Sorge: die Arbeitsplätze sichern, deshalb würden sie sich so um die 'neue Gesellschaft' kümmern. Nur, diese soll ganze 300 Mann, vor allem in der Verwaltung beschäftigen, die übrigen 2 000 gibt es anscheinend gar nicht.

Keine Rede davon, ihnen neue Arbeitsplätze zu verschaffen, SIE zu entschädigen, sie sind für die Herren totes Material, tote Kosten, Arbeiter und Arbeitsplätze spielen für sie nur eine Rolle, insofern sie zur Erreichung eines ausreichenden Profits der neuen Gesellschaft notwendig sind.

Und so entlarvt sich das Gesabber der bürgerlichen Politiker als eine reine Wahlpropaganda. Alle drängen sich nun nach vorn un wollen nun schon immer ein Herz für die Probleme der Arbeiter, besonders für die der Anker-Kollegen, gehabt haben. Man werde alles dafür tun, um Arbeitsplätze zu sichern. Kollegen! Welch ein Hohn!! Koschnik, stellvertretender Vorsitzender der SPD, kam am ersten Mai wieder mit dem Märchen von der verfehlten Unternehmerpolitik rüber und stellte, wie konnte es anders sein, die 'Verdienste' der SPD/FDP Regierung heraus. Wir fragen uns, welche er denn damit meint - etwa die 1,5 Millionen Arbeitslosen?? Nach der Hannover-Messe solle darüber beraten werden, inwieweit die Regierung der neuen, (wohlgemerkt der neuen!) helfen könne. das heißt doch nichts anderes, als daß die meisten von uns den Hut nehmen müssen. 'Die Landesregierung NRW wird auch der neugegründeten Auffanggesellschaft der Anker-Werke AG im Rahmen ihrer Möglichkeiten alle Hilfestellungen anbieten'. So tönte Mitglied des Landtages K.J. Denzer auf dem Bielefelder Maifest der SPD. Auch die CDU scheint plötzlich ihr Herz für die Arbeiter entdeckt zu haben. Denn auf Vermittlung des Kreisvorsitzenden dieser Partei fand ein Gespräch zwischen der Führung der Landtagsfraktion der CDU und unseren lieben Betriebsräten Ober und Michel sowie führenden Bielefelder IGM-Funktionären statt. Ihr Ziel??? Eventuell die Arbeitsplätze zu sichern, oder gar sonst etwas für die Kollegen rauszuholen? WEIT GEFEHLT. Die einzige Sorge, die diese Reaktionäre und Arbeiterverräter hatten, war es, die neue Gesellschaft finanziell abzusichern (NW 3.5.1976)! Wie recht hat doch da Innenminister Maihofer (FDP,d.Vf.), wenn er meint, daß Anker eine Herausforderung an die soziale Marktwirtschaft ist. Diese Sachen sind eine Herausforderung an die gesamte Arbeiterklasse, die dem Schwindel von sozialer Marktwirtschaft ein Ende machen muß. Dieser Kampf kann aber nur erfolgreich sein, wenn er sich gegen das gesamte kapitalistische System erstreckt. Im Kampf für die proletarische Revolution und die Diktatur des Proletariats!

Sofortige Auszahlung aller ausstehenden Gelder!
Volle Gewährung des zustehenden Urlaubs!
Weiterzahlung der Löhne, bis ein gleichwertiger Arbeitsplatz gefunden ist!"
Q: KJVD-Zelle Anker Bielefeld:Wo ein Kot ist, da sammeln sich die Fliegen!,o.O. (Bielefeld) o.J. (Mai 1976)

16.06.1976:
Bei Anker Bielefeld findet, laut KPD, eine Betriebsversammlung (BV - vgl. **.*.1976) zur endgültigen Stillegung statt. KPD und KJVD verteilen ein gemeinsames Flugblatt.
Q: Rote Fahne Nr.26,Köln 30.6.1976

01.09.1976:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.35 (vgl. 25.8.1976, 8.9.1976) heraus. Spenden zu den Bundestagwahlen (BTW - vgl. 3.10.1976) kamen u.a. aus Bielefeld u.a. vom Parteikomitee (PK). Aus NRW werden die zehn Direktkandidaten zu den Bundestagswahlen (BTW - vgl. 3.10.1976) vorgestellt. Norbert Zöller war Werkzeugmacher bei Anker Bielefeld (IGM-Bereich).
Q: Rote Fahne Nr.35,Köln 1.9.1976

Letzte Änderungen: 7.10.2010

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