Zu: „Opel Bochum - Materialien zur Analyse von Opposition“ von Jürgen Schröder


Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition " (MAO)

b. Materialien des Jahres 1971


Januar 1971: 
Innerhalb der KPD/ML-ZB erscheint das Funktionärsorgan 'Der Parteiarbeiter'
Nr.1 (vgl. Dez. 1971, Feb. 1971).
U.a. heißt es:"
Aber wenn wir unsere
Betriebszeitungen untersuchen, müssen wir feststellen, daß noch eine Reihe
von Fehlern gemacht worden sind, die wir unbedingt korrigieren müssen.
1. Es wurde keine allgemeine Kampagne gegen die Sozialdemokratie geführt. Die
Losung 'Gegen die Verrätereien der SPD-Regierung die geschlossene Front der
Arbeiterklasse' ist nicht genügend beherzigt worden ... Dadurch ist es zu
erklären, daß die richtige Konzentration auf die volle Durchsetzung der 15%
oft in die Gefahr des ökonomistischen Nachtrabs führte. Dies ist der
Hauptfehler und er wurde während der Tarifkämpfe an folgenden Punkten
deutlich: es gelang oft nicht, die betrieblichen und die politischen Kämpfe
zu verbinden. Daher wurden auch keine Kampfprogramme erstellt, die den
betrieblichen, gewerkschaftlichen und politischen Kampf verbinden. Wie
notwendig dies ist, zeigte der OPEL-Streik, der nur durch die Verbindung
betrieblicher und gewerkschaftlicher Forderungen seine große Wucht bekam."
=Der Parteiarbeiter Nr.1,Bochum Jan. 1971
Januar 1971: 
Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK in Bochum veröffentlicht
folgenden Beitrag, vermutlich hauptsächlich aus dem Januar:"
KOLLEGINNEN AUS DER KÜCHE SCHREIBEN
ZUR V-LEUTEWAHL:
In der letzten Zündkerze habt ihr geschrieben, daß wir keine Vertrauensfrau
haben. Inzwischen haben wir eine gewählt.
Kurz nach der Belegschaftsversammlung (vgl. 18.12.1970,d.Vf.) kamen die
Kollegin Bodowski und der Kollege Urban vom Betriebsrat in die Küche. Und
zwar zu einer Zeit, in der wir Essensausgabe machen müssen, also kaum Zeit zu
einem ausführlichen Gespräch hatten. Fräulein B. bat sie, doch einmal in der
Pause zu kommen, wenn wir Zeit hätten.
Kollegin Bodowski und Kollege Urban, die viele von uns gar nicht kannten,
weil sie sich so lange nicht hatten blicken lassen, kündigten die Wahl einer
V-Frau für Anfang Januar an und fragten, wer denn kandidieren würde.
Da viele Frauen gesagt hatten, daß sie Fräulein B. wollten, weil diese sich
auf der Betriebsversammlung und in der Küche für uns einsetzte, erklärte sich
Fräulein B. bereit, sich der Wahl zu stellen. Daraufhin erklärte die Kollegin
Bodowski, es können nur gewählt werden, wenn zwei Frauen kandidieren.
Kollegin Bodowski und Kollege Urban beratschlagten dann mit der Obermeisterin
Frau Mersch und Herrn Erben, welche Frau gegen Fräulein B. kandidieren könne.
Es sollte eine der älteren sein, angeblich, weil Fräulein B. erst zwanzig ist
und für die älteren Frauen auch eine Kandidatin da sein müsse. Da einige
ältere Frauen Fräulein B. nicht mochten, erklärte sich eine von ihnen denn
auch bereit. Diese Frauen wollten sich 'nicht von einer Kommunistin führen
lassen'. Trotzdem zog die betreffende Kollegin ihre Kandidatur zurück, weil
sie sich den Ärger ersparen wollte.
DIE MEISTEN WOLLTEN FRÄULEIN B.
Die meisten wollten Fräulein B. wählen, weil sie sich für uns einsetzt. Frau
Mersch wollte das von Anfang an verhindern. Sie versuchte, mehrere Frauen zu
überreden, selbst zu kandidieren. das wurde damit begründet, daß Fräulein B.
links sei und die Geschäftsleitung angegriffen habe, was diese sich einfach
nicht gefallen lassen könne.
Als die Frauen sich trotzdem hinter Fräulein B. stellten, versuchte Frau
Mersch, ihren Liebling, die stellvertretende Vorarbeiterin Frau Weissner, zur
Kandidatur zu überreden. Die erzählte uns allerdings nichts davon!
Fräulein B. gegenüber war Frau Mersch immer freundlich. Sie soll ihr sogar
gesagt haben, sie wolle den Betriebsrat bitten, Fräulein B.'s Kandidatur zu
unterstützen. Aber solche Gespräche führt Frau Mersch grundsätzlich nur unter
vier Augen, so daß wir immer nur einen Teil erfahren.
VERZÖGERUNGSTAKTIK DES BETRIEBSRATS
Der Betriebsrat zögerte die Wahl immer mehr heraus. Er und die Kollegin
Bodowski kamen immer, wenn wir keine Zeit hatten und redeten nur mit Frau
Mersch. Nach der Essensausgabe waren sie meistens schon wieder weg.
Als sie eines Mittags in unserer Pause kamen, dachten wir alle, jetzt würde
gewählt. Aber wie immer hockten sie nur mit Frau Mersch, Herrn Erben und
diesmal auch Frau Weissner zusammen.
Wir wurden allmählich sauer!
Als die feinen Herrschaften nach unserer Pause gehen wollten, rief Fräulein
B. sie zu uns in die Ecke und fragte, wann sie denn auch mal für uns Zeit
hätten. Wir fände es komisch, sagte Fräulein B., daß die Kollegen vom
Betriebsrat nur mit der Mersch zusammenhockten. Darauf wurde ihr entgegnet,
man habe etwas Wichtiges mit Frau Mersch zu besprechen gehabt. Wenn die
Kolleginnen irgendwelche Probleme hätten, solle Fräulein das doch eben
vorbringen, sich aber kurz fassen. Die Zeit des Betriebsrats sei schließlich
knapp bemessen. Fräulein erkundigte sich dann noch einmal nach dem Zeitpunkt
der Wahl, woraufhin wir erfuhren, daß sie am nächsten Montag stattfinden
sollte.
DIE WAHL SCHON VORHER ENTSCHIEDEN?
Den ganzen Nachmittag gingen Gerüchte bei uns herum, Frau Weissner sei jetzt
Vertrauensfrau. Wir konnten das erst nicht verstehen, weil wir Fräulein B.
wollten und doch noch gar nicht gewählt hatten.
Am Nachmittag erzählte Frau Weissner am Kaffeetisch, daß Montag die Wahl sein
sollte, die aber nur noch gemacht würde, um zu sehen wie viele Stimmen sie
bekomme. Die Personalabteilung habe schon entschieden, daß sie es machen
solle. Frau Mersch sei ihr zwei Wochen lang hinterhergelaufen, und sie habe
eingewilligt unter der Bedingung, daß sie nichts außerhalb der acht Stunden
Arbeitszeit machen müsse.
Als wir das hörten, waren wir fest entschlossen, uns das nicht gefallen zu
lassen. Wozu sollten wir denn überhaupt noch wählen, wenn sowieso schon
bestimmt ist, daß Frau Weissner es macht? Und ausgerechnet die! Frau Merschs
Liebling und zweite Vorarbeiterin!
Wir haben bisher noch nicht erlebt, daß sie sich für uns einsetzt! Als Frau
Mersch sie gefragt hatte, ob sie zur Belegschaftsversammlung gehen wollte,
hatte sie keine Lust.
WIR WOLLEN  E I G E N E  INTERESSENVERTRETER!
Jetzt war uns klar, warum der Betriebsrat die Wahl so lange hinausgezögert
hatte! Sie mußten erst Frau Weissner überreden!
Wir wollten nicht die Personalabteilung bestimmen lassen, wer unsere
Vertrauensfrau würde. Entweder wollten wir eine, die uns wirklich vertritt,
oder gar keine.
Das alles hatten also der Betriebsrat und Frau Mersch ausgeklügelt, wenn sie
zusammen waren.
Viele von uns resignierten daraufhin schon.
Es würde ja doch mit allen Mitteln verhindert, daß Fräulein B. V-Frau würde!
Sie haben wohl zu große Angst vor ihr, weil sie sich von niemandem
einschüchtern läßt. Auch dem Betriebsrat hatte sie schon oft die Meinung
gesagt.
FRAU MERSCH ZIEHT DIE WAHL ÜBER DIE BÜHNE - GEGEN 'DIE UNRUHESTIFTER'
Montagmorgen wollte Frau Mersch dann während der Arbeit die Wahl über die
Bühne bringen. Jetzt auf einmal reichte eine Kandidatin vollauf. Wer für Frau
Weissner war, sollte die Hand heben, wer gegen sie sie, sollte die Hand unten
lassen.
Wir waren wie vor den Kopf geschlagen! Fräulein B. versuchte immer, etwas zu
sagen, kam aber kaum dazu. Frau Mersch überging sie einfach und fing an zu
zählen. Erst als Fräulein B. nicht nachließ, kam sie zu Wort, wurde aber
ständig von Frau Mersch unterbrochen. Fräulein B. konnte nichts anderes
machen als die Obermeisterin zu überschreien. Frau Mersch fragte daraufhin,
wer denn eigentlich Fräulein B. wolle. Es traute sich keine von uns
aufzuzeigen. Wir hatten alle resigniert. Da Fräulein sich trotzdem nicht
einschüchtern ließ, konnte sie wenigstens eine geheime Wahl durchsetzen. Frau
Mersch schrie sie dann an, sie würde nur Unruhe stiften, seitdem sie in der
Küche sei. Sie hätte schon genug Wirbel gemacht! Es wäre jetzt genug!
Außerdem mache sie ihre Arbeit nicht hundertprozentig! Eine Vertrauensfrau
müsse auch Vorbild sein!
WIR MÜSSEN AUS UNSEREN NIEDERLAGEN LERNEN!
Wir wußten nun gar nicht mehr, was wir tun sollten. Fräulein B. war natürlich
unheimlich sauer auf uns, weil wir so feige gewesen waren. Sie sagte, sie
hätte gar nicht kandidiert, wenn sie das gewußt hätte, denn auch als V-Frau
könne sie nur etwas für uns tun, wenn wir alle dahinterstünden. Aber auch
Fräulein B. hatte inzwischen resigniert.
Frau Mersch würde nie zulassen, daß Fräulein B. V-Frau würde, das war uns
allen klar. Damit handelte sie im Interesse der Geschäftsleitung und des
Betriebsrates.
Frau Weissner hatte natürlich alles abgestritten, was sie am Freitag erzählt
hatte.
Auch in der geheimen Wahl ging es nur um Frau Weissner. Wir sollten nur ja
oder nein auf einen Zettel schreiben. Fräulein wurde einfach übergangen. Sie
sagte auch nichts mehr.
Ein paar von uns hofften, daß jetzt wenigstens alle sich trauten, nein auf
den Zettel zu schreiben. Die meisten trauten sich aber nicht mehr. So wichtig
wäre ja eine V-Frau auch nicht und Fräulein B. würden sie doch nicht nehmen.
Daher stimmten die meisten für Frau Weissner.
Nach der Wahl hat sich bei uns nichts geändert. Die einzige, die den Mund
aufmacht, ist immer noch Fräulein B."
Die RBG zieht folgende Schlußfolgerungen:"
ZUR V-LEUTEWAHL IN DER KÜCHE
Diese 'Wahl' hat uns wieder einmal ganz deutlich gezeigt, daß der Betriebsrat
und mit ihm die IGM-Bonzen zusammen mit den Opel-Bossen gegen uns gemeinsame
Sache machen. Betriebsrat und IGM-Bonzen sollen uns ruhig halten, damit die
Opel-Bosse ungestört ihren Profit einsacken können. Als Vollstreckungsorgane
dieser Politik wollen sie die V-Leute benutzen. Erinnern wir uns noch an das
Ende des letzten Streiks (vgl. 24.9.1970,d.Vf.):
erst über die V-Leute gelang es den IGM-Bonzen und dem Betriebsrat, uns
abzuwiegeln. Erst als die sagten, wir sollten wieder an die Arbeit gehen,
fingen die meisten von uns wieder an zu arbeiten. Zwar waren wir alle
unzufrieden, aber niemand war da, der den Streik jetzt organisiert hätte.
Deshalb müssen wir uns zunächst dafür einsetzen, daß diejenigen Kollegen V-
Leute werden, die wirklich für unsere Interessen kämpfen wollen und die unser
ganzes Vertrauen haben. Dabei sollten wir uns weder vom Meister noch von den
IGM-Bonzen einschüchtern oder spalten lassen, wie es den Frauen in der Küche
noch passiert ist.
Aber das wird auf die Dauer nicht genügen. So wie die vom amerikanischen CIA
bezahlten Gewerkschaftsbonzen nach 1945 allmählich alle Kommunisten und
linken Sozialdemokraten aus der Gewerkschaft rausgeschmissen haben, würden
sie auch jetzt wieder verfahren, sobald sie einen kämpferischen Kollegen in
ihren eigenen Reihen wittern sollten. So geschah es dem Kollegen Schütter in
Bremen (bei Klöckner - vgl. **.*.1969,d.Vf.), der für die V-Leutewahl eine
rote Liste organisiert hatte, die auch von der Mehrheit der Kollegen gewählt
wurde. Die IGM hatte verloren und warf ihren Wahl-Gegner, ca. 40 Kollegen aus
der Gewerkschaft, d.h.: die IGM wird sich auf lange Sicht nicht als
Basis 'hergeben' für V-Leute, die für unsere wirklichen Interessen kämpfen.
Dennoch muß dieser Kampf gewagt werden, mit dem Ziel vor Augen, in den Roten
Betriebsgruppen eine neue Basis für diese Kämpfe zu schaffen.
Wir brauchen eine Organisation, die für uns alle da ist, wenn es darauf
ankommt. Wäre z.B. beim letzten Streik die Rote Betriebsgruppe stark genug
gewesen, so hätte sie die Voraussetzungen für die Wahl des Streikrats
geschaffen, der aus organisatorischen Mängeln und durch Sabotage der IGM
nicht zustande kam.
Die Durchsetzung von V-Leuten, die eindeutig unser Vertrauen haben, ist
gegenwärtig eine wichtige vorläufige Abwehrmaßnahme gegen den Verrat der DGB-
Gewerkschaften. Solche V-Leute werden aber nur dann standfest bleiben können,
wenn ihnen eine starke Rote Betriebsgruppe den Rücken stärkt.
Deshalb:
STÄRKT DIE ROTE OPEL BETRIEBSGRUPPE! ORGANISIERT EUCH IN DER RBG DER KPD/
MARXISTEN-LENINISTEN!"
=Zündkerze Nr.7,Bochum März/Apr. 1971,S.5ff und S.14
Januar 1971: 
Bei Opel Bochum gibt die DKP ihren 'Roten Kadett' Nr.1 (vgl. Dez. 1970,
Feb. 1971) sowie mindestens ein Extrablatt heraus.
=Roter Kadett Nr.1 und Extrablatt,Bochum Jan. 1971
Januar 1971: 
Die Opel-Betriebsgruppe Bochum der KPD/ML-ZB (vgl. 22.1.1971) berichtet
vermutlich aus dem Januar:"
V-Leute von Hoesch in Dortmund fordern garantierten Mindestlohn. Garantierten
Mindestlohn auch bei Kurzarbeit (etwa 1 100 DM). Letzter Anstoß ihrer
Forderung: es wurde bekannt, daß die Betriebsratsgehälter von 1 600 auf 1 800
DM erhöht werden sollen."
=Presse Nr.1,Bochum 22.1.1971,S.2
Januar 1971: 
Vermutlich konstituiert sich spätestens im Januar an der Abteilung Dortmund
der PH Ruhr der KSB/ML der KPD/ML-ZK (vgl. Nov. 1970, 25.1.1971).
Der AStA der Abteilung Dortmund gibt aus diesem Anlaß, vermutlich noch im
Januar, eine Broschüre mit 12 Seiten DIN A 5 sowie einem Hochglanzeinband
unter Verantwortung von Peter Wahl und Heribert Baumann heraus:"
IN SACHEN GEGEN KOMMUNISTISCHER STUDENTENBUND/MAXRISTEN-LENINISTEN ...
Wenn die jüngsten Streiks auf das
Konto von organisierten Arbeitern gehen sollten, dann auf das von DKP und
linken SPD-Betriebsräten. Dort wo ML-Gruppen nachträglich die Führung
usurpieren wollten, konnten diese Betriebsräte die Superlinken manchmal nur
im letzten Moment vor Prügel retten (Sommer 1970 bei Opel in Bochum). Das mag
als Indiz dafür gelten, mit welch seltenem Geschick es den Linkssektierern
gelingt, die von ihnen so oft strapazierte Massenlinie zu verfehlen."
=AStA der PH Ruhr,Abteilung Dortmund:In Sachen gegen Kommunistischer
Studentenbund/Marxisten-Leninisten,Dortmund o.J. (1970/1971);
KSB/ML Dortmund:Zur Polemik des AStA,o.O. (Dortmund) o.J. (1971),S.1
01.01.1971: 
In einem Leserbrief an die 'Zündkerze' (vgl. 27.1.1971) der Roten Opel-
Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK heißt es:"
JETZT STEHEN SIE BESSER! WAS DER 1. JANUAR BEDEUTET:
So informierte Anfang des Jahres die SPD/FDP-Regierung in vielen
Tageszeitungen die deutschen Leser.
Stehen wir uns wirklich besser seit dem 1. Januar? Was bedeutet das Jahr 1971
für uns alle?
Jetzt stehen Sie sich wirklich besser so konnte man die Regierung auch im
vergangenen Jahr tönen hören, als in einer der größten
Industriegewerkschaften die Vermögensbildung eingeführt wurde. Und jener
Trend setzt sich immer mehr durch, auch die Erkenntnis der Regierung, hier
wieder eine neue Quelle indirekter Steuereinnahmen entdeckt zu haben, mit dem
Ergebnis:
An 1. Januar entfällt die Befreiung vermögenswirksamer Leistungen von
Lohnstuer und Sozialbeiträgen. Davon sind alle 22 Mio. Arbeitnehmer in der
BRD betroffen.
Als Trostpflaster soll eine 'Sparzulage' gewährt werden, was die Vermutung
bestätigt, die Vermögensbildung sei ein Zwangssparen, eine Sache, die aus der
Nazizeit bekannt ist, als die kleinen Zwangssparverträge der Arbeiterschaft
die Millionenbeträge für Hitlers Kriege erbrachten.
Die zugleich in Kraft getretene Beseitigung der 40 km Grenze für Fahrten zur
Arbeit dürfte ein schwacher Trost sein. Wer fährt schon noch Auto, bei der
Erhöhung der Haftpflicht und geplanten Erhöhungen der Parkgebühren, der
Mineralölsteuer usw., bei den ständigen Beschädigungen und Diebstählen auf
den werkseigenen Parkplätzen (wo schon in der ersten Woche des neuen Jahres
einem Kollegen vom Rekord sämtliche Räder, einschließlich Felgen abmontiert
wurden).
Aber wer glaubt, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Zukunft billiger
davonzukommen, der wird wohl recht bald enttäuscht werden.
Bei all diesen Taschenspielertricks wird man den Eindruck nicht los, daß sie
immer wieder auf dasselbe hinauslaufen:
auf den Griff in UNSER Portemonnaie..."
=Zündkerze Nr.6,Bochum o.J. (1971),S.11
01.01.1971: 
Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet:"
DER BETRIEBSRAT - WACHTMEISTER DES KAPITALS
Anfang dieses Jahres fand eine Pressekonferenz der Industrie- und
Handelskammer (IHK) in Essen statt. Toni Schmücker,
Rheinstahl-Vorstandsmitglied, vertrat die Ansicht, die Lohnerhöhung 1970 (in
der MTR bzw. STR,d.Vf.) sei ökonomisch nicht vertretbar gewesen, da sie die
'Ertragslage' der Unternehmen entscheidend ungünstig beeinflusse.
Darauf fragten einige Journalisten, weshalb die Unternehmer der Lohnerhöhung
zugestimmt hätten, wo doch Tarifautonomie bestünde.
Die Antwort Schmückers:
ERSTENS handele es sich bei der Lohnerhöhung eigentlich um 'ETHISCHE Löhne'
(wörtlich!),
ZWEITENS ginge es den Unternehmern in der gegenwärtigen Situation und
besonders nach den 'wilden' Streiks darum, die GEWERKSCHAFTEN ZU STÄRKEN, um
DRITTENS die Entwicklung 'noch besser unter KONTROLLE zu halten'; es ist klar,
was da kontrolliert werden soll: Die sogenannten 'Linksextremisten', die in
den Betrieben nicht Fuß fassen sollen!"
=Zündkerze Nr.6,Bochum o.J. (1971),S.13f
04.01.1971: 
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche, daß bei Opel 3
Sonderschichten für alle Kollegen vereinbart wurden.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.2,Bochum 9.1.1971,S.5
09.01.1971: 
Die KPD/ML-ZB gibt die Nr.2 des 'KND' (vgl. 6.1.1971, 13.1.1971) heraus.
U.a. heißt es:"
In einigen Branchen steigern die Kapitalisten in ihrer Profitgier noch bis
zum letzten Moment die Produktion. So z.B. in der Automobilindustrie, ...;
die Streichung von Sonntagsschichten aber zeigt, daß auch in dieser Branche
die Krise bald beginnen wird. Bei der Automobilindustrie müssen wir
berücksichtigen, daß dort die Konjunkturzyklen schärfer verlaufen als in
anderen Branchen, daß im Boom mehr Überstunden aus den Arbeitern
herausgepreßt werden und daß die Krise dort härtere Folgen hat und sehr
schnell eintreten kann. 1967 wurden z.B. im Opel-Konzern insgesamt 6 000
Arbeiter entlassen! Wir müssen gerade in dieser Branche sehr wachsam sein und
die kleinsten Anzeichen im Betrieb aufmerksam registrieren. Schließlich
können wir dabei berücksichtigen, daß viele Zulieferer der Autoindustrie
schon Kurzarbeit anmelden mußten, weil die großen Konzerne offensichtlich
ihre Lager räumen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.2,Bochum 9.1.1971
11.01.1971: 
Im heutigen 'Spiegel' Nr.3 erscheint u.a. auch ein Artikel über China, in
dem es, laut Roter Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK in Bochum u.a.
heißt, China sei "das einzige sozialistische Land ohne Auslandsschulden.
Seine Außenhandelswährung Renminbi (Volks-Währung) gehört zu den stabilsten
der Welt. Sie ist weitgehend durch Gold- und Devisenreserven gedeckt und
teilkonvertierbar; die China-Banken von London und Hongkong tauschen sie zum
günstigsten Dollarkurs ...
Die Kulturrevolution war der erste Sieg, der in einem sozialistischen Land
über die neue Klasse der Parteifunktionäre erfochten wurde, über jene Schicht
der Apparatschiks, die der Bourgeoise den Garaus gemacht, sich dann aber
selbst mit deren Machtpositionen und Privilegien ausgestattet hatte. Mao
setzte neue Werte gegen sie: Spontaneität, Selbstlosigkeit, Gleichheit ...
Die Bewußtseinsveränderung scheint so weit fortgeschritten, die Spontaneität
so entwickelt, daß die Klasseninteressen einer herrschenden Schicht oder
Partei zurücktreten ...
Denn die Produktionsschlacht vollzieht sich nicht nach den Gesetzen von
Rentabilität und Profit, noch nach den Schemata einer zentralistischen
Planbürokratie. Sie wird - erstmals in einem sozialistischen Land -
ausschließlich von lokalen Revolutionskomitees gesteuert. ...
Deren Mitglieder beziehen den Lohn von Arbeitern und müssen selbst
körperliche Arbeit leisten. Sie erhalten keine Befehle von zentralen
Instanzen und dürfen selbst nicht nach unten befehlen - sie müssen
diskutieren, überzeugen ...
Sie ermuntern das Volk, die Obrigkeit ständig zu kritisieren, Vorgesetzte zur
Selbstkritik zu bewegen, Produktion, Verwaltung und Verteidigung in die
eigene Hand zu nehmen. Im China von heute zahlt kein Bürger mehr Steuern ...
Ein neues Kapitel in der Geschichte menschlicher Träume von einer besseren
Welt?
Wenn es den Chinesen gelingt, in ihrem unterentwickelten Land eine
sozialistische Demokratie zu verwirklichen, wie sie jetzt in Anfängen
sichtbar ist, kann das Reich der Mitte ein neues Modell für die Dritte Welt
abgeben - und nicht nur für sie. Das Experiment, zwischen Obrigkeit und
Untertan in Staat und Betrieb zwischenmenschliche Beziehungen der Gleichheit
herzustellen, würde gleichermaßen die Klassengesellschaften der
Industriestaaten des Ostens und des Westens herausfordern ...
Erkennbar und nachweisbar haben die Masseneinsätze auch die Versorgung der
Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Konsumwaren verbessert.
Dorfläden, bisher bei den Zuteilungen vernachlässigt, bieten Textilien,
Schuhe, Haushaltswaren, aber auch Nähmaschinen, Fahrräder und
Rundfunkempfänger in großer Auswahl an.
Die Metropolen, die in der Vergangenheit häufig unter Lebensmittelknappheit
zu leiden hatten, sind ausreichend mit Obst, Gemüse, Fleisch, Eiern und Fisch
eingedeckt. Aber es gibt keine Luxusläden und keine Nobelrestaurants mehr,
nur Ausländer werden zu Festessen hinter verhängten Fenstern in die sonst
leere, einzige Spezialgaststätte Pekings geführt ...
Die Preise sind seit der Kulturrevolution stabil geblieben - von allen China-
Reisenden der letzten Monate bestätigt. Drastisch gesenkt wurden sie für
einzelne Erzeugnisse der Leichtindustrie, wie Plastikwaren, Baumwollstoffe,
Ersatzteile und primitive Eisenwaren ...
Seit der Kulturrevolution soll niemand mehr gleicher als gleich sein: Das
einst unter Liu eingeführte Lohngefälle zwischen 40 und 350 Juan, noch
vergrößert durch Prämienzahlung und Profitbeteiligung für die
Betriebsdirektoren, wird auf einen allgemein gültigen Durchschnittslohn von
80 bis 100 Juan (an Kaufkraft: etwa 200 bis 250 Mark) nivelliert ...
Eine chinesische Durchschnittsfamilie, in der mindestens zwei Angehörige
Lohnempfänger sind, kann nach Abzug der Lebenshaltungskosten ungefähr 100
Juan (140 Mark) monatlich für größere Anschaffungen zurücklegen ...
Die früher erheblich überhöhten Preise für Medikamente wurden reduziert.
Stolz meldet ein Pekinger Bericht: 'Eine Ampulle mit 200 000 Einheiten
Penicillin kostete vor der Befreiung den Gegenwert von 25 Kilogramm feinen
Mehls. Eine gleiche Ampulle kostet jetzt weniger als ein halbes Kilogramm.'
Aber der Käufer dürfte für die Ampulle kaum Verwendung haben. Denn: Jede
ärztliche Versorgung, auch das Krankenhaus, ist für die Chinesen kostenfrei,
ebenso wie der Besuch im Theater und Kino, Arbeitskleidung - sogar der
Friseur. Die Mieten in der Stadt betragen ein bis zwei Prozent des
Monatslohns; Kommunebauern wohnen mietfrei ...
Fahrräder werden im Handel je nach Qualität für 135 bis 150 Juan angeboten,
Radios für 120, Lederschuhe kosten 18 bis 25, eine elektrische Kochplatte
zwölf Juan, und für die Familien-Zuteilung von 75 Kilogramm Reis müssen die
Chinesen 20 Juan zahlen".
Ein Kommentar zu diesem Artikel erscheint u.a. im 'Roten Morgen' Nr.2 der
KPD/ML-ZK (vgl. Feb. 1971) und im 'Ruhr Park Info' Nr.5 der Roten Ruhrpark-
Gruppe (RRG) Bochum (HBV-Bereich - vgl. Apr. 1971).
=Ruhr Park Info Nr.5,Bochum Apr. 1971,S.13ff;
Zündkerze Nr.6,Bochum o.J. (1971),S.20
13.01.1971: 
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.3 (vgl. 9.1.1971, 16.1.1971) heraus.
Berichtet wird u.a. über die Krise:"
Die kapitalistischen Rationalisierungsmaßnahmen bei Schneider (in Bad
Kreuznach,d.Vf.) wie auch bei Bosch und bei anderen Firmen entlarven die
Lügen der rechten Sozialdemokraten, die behaupten 'Kurzarbeit verhindert
Entlassungen' (so kürzlich noch SPD-Arbeitsminister Hirrlinger). In der
täglichen Agitation können wir dieses Argument auch mit Beispielen aus der
letzten Krise widerlegen: 1967 wurde z.B. bei Opel in Bochum mehrmals
Kurzarbeit eingeführt und gleichzeitig 1 275 Kollegen entlassen. Der
wichtigste Fehler in dieser Argumentation ist jedoch folgender: Durch die
Kurzarbeit werden die gesunkenen Profite der Kapitalisten nicht gebessert.
Die Lohnkosten je Produkt bleiben gleich, solange nicht zugleich die
Ausbeutung intensiviert wird. Da es jedoch darum geht, die gesunkenen
Profite durch die Krise wieder erheblich zu erhöhen, müssen die Kapitalisten
andere Maßnahmen zur Überwindung der Krise einleiten. Sie müssen durch
Massenarbeitslosigkeit die Krisenfolgen umfassend auf das Proletariat
abwälzen und die Ausbeutung der im Betrieb verbliebenen Arbeiter stark
intensivieren.
Dazu werden alle möglichen Maßnahmen zur 'Hebung der Arbeitsmoral'
durchgeführt:
Druck auf Krankfeiernde, Kürzung der Akkordzeiten, Entlassung
oppositioneller Arbeiter usw.
Unter diesen Bedingungen werden die Kapitalisten rationalisieren und wieder
neue Maschinen anschaffen, die mehr Profit bringen als die alten."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.3,Bochum 13.1.1971
15.01.1971: 
In einem Leserbrief eines spanischen Kollegen an die 'Zündkerze' (vgl.
27.1.1971) der Roten Opel-Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK heißt
es:"
Am 15.1. wurde einer meiner Kollegen von einem ihm unbekannten jungen Mann im
Streit erschossen. Ich glaube, daß die Hauptschuld den deutschen Kollegen
trifft, der sehr betrunken war. Genausowenig finde ich es gerechtfertigt, daß
in dem Streit einer meiner Landsleute mit dem Messer warf.
Was ich aber am schlimmsten finde, ist, daß es überhaupt zu diesem Streit
kommen mußte.
Der Streit ging um ein Mädchen, aber das ist meiner Meinung nach nur die
äußere Ursache. Die eigentliche Ursache ist woanders zu suchen:
Nämlich jene Herren, die uns alle ausbeuten und durch uns Gewinne scheffeln,
benutzen jede Gelegenheit, um uns gegeneinander aufzubringen. Die Zeitungen
dieser Herren haben oft erzählt, daß die Ausländer dreckig sind und Deutsche
Frauen überfallen! In den Betrieben bekommen wir schlechtere Arbeit und
schlechteres Geld. Unsere Kinder können kaum Deutsch lernen, wir überhaupt
nicht, wozu auch.
Das alles soll uns von unseren deutschen Kollegen trennen.
Aber im letzten Streik (vgl. 24.9.1970,d.Vf.) mußten die Opel-Herren sehen,
daß das alles nichts nützt, daß deutsche und ausländische Kollegen
zusammenhalten, wenns drauf ankommt!
Ich glaube, daß wir auch für die Zukunft, die nicht rosig aussieht, diese
Gemeinsamkeit brauchen werden. Deshalb sollte jeder von uns unter seinen
Kollegen alles tun, damit diese Gemeinsamkeit nicht aufs Spiel gesetzt wird."
=Zündkerze Nr.6,Bochum o.J. (1971),S.10
15.01.1971: 
Der AStA der Ruhr-Universität Bochum (RUB - vgl. 27.1.1971) berichtet von
den Fahrpreiserhöhungen bei der Bogestra (vgl. 13.1.1971, 28.1.1971) aus
dieser Woche, vermutlich von derem Ende:"
AKTIONSBÜNDNIS GEGEN BOGESTRA-ERHÖHUNGEN ...
Die Kreisverbände der ÖTV und des DGB sowie die Hauptversammlung der IG Druck
und Papier (DP - vgl. **.*.197*,d.Vf.) sprachen sich entschieden gegen die
geplanten Tariferhöhungen der BOGESTRA aus. Ebenso protestierten die
Jugendvertretungen der Stahlwerke Bochum (SWB - IGM-Bereich,d.Vf.) sowie der
Opelwerke, SDAJ und DKP, die Jungsozialisten und Jungdemokraten (Jusos der
SPD bzw. Judos der FDP,d.Vf.), die SMV's verschiedener Bochumer Schulen sowie
die Asten der Ingenieurschule, der Bergbauschule sowie der RUB gegen die
bevorstehenden Entscheidungen.
Die Vertreter der oben angeführten Organisationen trafen sich in der
vorletzten Woche zu einem ersten koordinierenden Gespräch."
=Bochumer Studentenzeitung Nr.72 und 73,Bochum 27.1.1971 bzw. 11.2.1971,S.4
bzw. S.1
17.01.1971: 
In Dortmund führt die KPD/ML-ZB eine nationale Demonstration unter dem
Motto 'Sozialdemokraten und Kommunisten - Eine Front gegen die Faschisten!"
durch.
Die Opel-Betriebsgruppe Bochum der KPD/ML-ZB (IGM-Bereich - vgl. 22.1.1971)
berichtet:"
ARBEITEREINHEIT SCHLÄGT FASCHISMUS!
Am Sonntag, den 17.Januar 1971, haben die KPD/ML und ihre Jugendorganisation,
der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD), in Dortmund eine
antifaschistische Demonstration veranstaltet. Am 17.1.1971, weil an diesem
Tag überall in der Bundesrepublik und in Westberlin die Faschisten Feiern zum
hundertsten Jahrestag der Reichsgründung abhielten, weil sich an diesem Tag
neue faschistische Organisationen gründeten, die als Söldnertruppen der
Großkapitalisten die brutalste Unterdrückung der Arbeiterklasse vorbereiten
wollen.
Unter der zentralen Losung 'Arbeitereinheit schlägt Faschismus!' nahmen an
der Demonstration der KPD/ML und des KJVD ungefähr 1 000 Mitglieder und
Sympathisanten der KPD/ML und des KJVD teil. Sie zogen drei Stunden lang
durch Dortmund, vor allem durch die Wohnorte der Hoesch-Arbeiter. Über
Lautsprecher wurden die Faschisten und ihre Hintermänner entlarvt.
Kampflieder wurden abgespielt. Es wurden Flugblätter an die Arbeiter und
Arbeiterfrauen verteilt, es wurde das Extrablatt der ROTEN FAHNE, das
Zentralorgan der KPD/ML, in großen Mengen verkauft. Aus den Fenstern der
Wohnhäuser hörten viele Kollegen den Reden der KPD/ML und des KJVD zu.
Warum wurde die Demonstration veranstaltet?
Überall in der Bundesrepublik und Westberlin rühren sich die Faschisten. Am
17.Januar wurden zwei neue Gruppen gebildet: die 'Deutsche Union' (NLA) und
die 'Deutsche Volksunion' ((DU bzw. DVU,d.Vf.) Gründer ist Frey von der
Nationalzeitung).
Alle Gruppen haben untereinander gute Beziehungen, so daß sie sich zu einer
großen Sammelbewegung zusammenschließen können. Die Fäden laufen von der CDU,
der CSU, über NPD, NLA, Witikobund, Aktion Widerstand, Deutsche Volksunion,
Zeitschrift 'MUT', Aktionsgemeinschaft Oder-Neiße (AKON,d.Vf.) bis zu den
Vertriebenenverbänden und ihren Jugendorganisationen.
Seit den Kämpfen der Arbeiterklasse in der Krise 1966/1967, vor allem seit
den Septemberstreiks 1969, rühren sich die Faschisten wieder offen aus ihren
Löchern. Sie wittern ihre Chance. Äußerte doch schon Kapitalistensprecher
Fritz Berg (vgl. S7f**.1971,d.Vf.): 'Die wilden Streiks vor zwei Jahren
(1969) haben uns in eine Situation gebracht, die für unser Vaterland noch
sehr bedauerlich werden könnte.'
Deshalb beginnen die Kapitalisten wieder, Gelder zu diesen Gruppen fließen zu
lassen:
Die NLA erhielt 150 000 DM vom Kaufhaus-Konzern Horten (HBV-Bereich,d.Vf.).
140 000 von Oetker (NGG-Bereich,d.Vf.), weitere Gelder von Melitta (NGG- bzw.
CPK-Bereich,d.Vf.) und vom Raketen- und Luftwaffenkonzern Messerschmitt-
Bölkow-Blohm (MBB - IGM-Bereich,d.Vf.). Die Zeitschrift 'MUT' hat große
Anzeigen von Quelle (HBV-Bereich,d.Vf.), die sie bestimmt auch nicht umsonst
veröffentlicht.
Die Kapitalisten bezahlen mit dem von den Arbeitern erwirtschafteten Profit
die schärfsten Feinde der Arbeiterklasse, die Faschisten. Sie wollen sich
neue Stoßtrupps gegen die Arbeiterklasse schaffen, die die Arbeiter am
Arbeiten halten sollen, wenn die SPD das mit ihren Versprechungen nicht mehr
schafft.
Und die SPD?
Kühn sagt, die Sozialdemokraten gehen auf die Straße, wenn die Faschisten
wieder marschieren, doch bei Demonstrationen gegen die Faschisten war er
bisher nicht zu finden. Dagegen unterstützen die SPD-Bonzen die
faschistischen und revanchelüsternen Organisationen ganz offen.
Organisationen wie der Witikobund, die Landsmannschaften und viele andere
Organisationen erhalten heute auf legalem Wege von der Bundesregierung 839
700 DM, 300% mehr als im vorigen Jahr - alles aus Steuergeldern, die die
Arbeiter und Angestellten massenhaft blechen müssen.
Gegen diese Politik der SPD, gegen die Bezahlung der Faschisten durch die
Kapitalisten, gegen die Kriegstreiberei der Faschisten, veranstaltete die
KPD/ML und der KJVD die Demonstration. Deshalb trug sie Spruchbänder mit den
Losungen 'Faschismus bedeutet Hunger und Krieg', 'Wir wollen keinen neuen
Krieg - Kampf den Militaristen, Kampf den Faschisten', 'Kapitalisten bezahlen
Faschisten', 'Mit der KPD/ML gegen die Faschisten', 'Arbeitereinheit schlägt
Faschismus'."
=Die Presse Nr.1,Bochum 22.1.1971,S.7f
20.01.1971: 
Die Opel-Betriebsgruppe Bochum der KPD/ML-ZB (vgl. 22.1.1971) berichtet:"
Am Mittwoch konnten wir in der WAZ lesen, daß statt 1,24 Millionen
Neuanschaffungen von PKWs - 1970 - für dieses Jahr nur noch 600 000
Neuanschaffungen zu erwarten sind."
=Presse Nr.1,Bochum (22.1.1971,S.2
22.01.1971: 
'Die Presse' - Zeitung der Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB Nr.1 erscheint
in Bochum (vgl. 27.10.1970, Feb. 1971) mit acht Seiten DIN A 4 unter
Verantwortung von Hans-Dieter Weber, Bochum, mit folgendem Leitartikel:"
DAS NEUE PUNKTESYSTEM FÜR ZEITLÖHNER:
HINTERHÄLTIGER SPALTUNGSVERSUCH!
In einigen Abteilungen - besonders in Werk 2 - der Betrug schon begonnen: ab
sofort erhalten alle Zeitlöhner einzeln die Leistungszulage nach einem neuen
Punktesystem. Nur spärlich sickern die Informationen durch; nur wenige V-
Leute wurden von den Meistern klar informiert; vom Betriebsrat keinerlei
Anzeichen von Abwehrmaßnahmen.
Nach vier Gruppen wie 'Leistung', 'sauberes Arbeiten', 'unfallfreies
Arbeiten' sollen die Meister jeden Kollegen mit insgesamt höchstens 32
Punkten bewerten. Keiner hat das Recht, seine Bewertung genau zu erfahren.
Mit Lohnunterschieden von mehr als 50 Pfennig pro Stunde für die gleiche
Arbeit sollen wir uns abfinden.
Paßt dem Meister deine Nase nicht, willst du dich gegen die ständige
Antreiberei wehren: dein Punktkonto sinkt...
Den Opel-Bossen geht es darum, jeden einzelnen Kollegen auf die Jagd nach
Punkten anzusetzen, um ihn bis aufs Blut auszunehmen. Ihnen geht es um
schärfere Disziplinierung, sie wollen uns zu Radfahrern bei den Meistern
machen, sie wollen uns gegeneinander aufhetzen und ausspielen.
Warum ist das gerade jetzt für die Kapitalisten so wichtig? Warum gerade
jetzt neue Akkordzeiten und damit Verschärfung der Richtzeiten am Band?
Warum gerade jetzt der verstärkte Versuch, die Arbeitshetze in der
Lackiererei noch zu erhöhen, um damit diesen Engpaß in der Produktion zu
beseitigen und in den folgenden Abteilungen die Bandgeschwindigkeiten
abermals zu beschleunigen?
Kollegen!
Auch die Opel-Herren bereiten sich auf die Wirtschaftskrise vor. (Am Mittwoch
konnten wir in der WAZ lesen, daß statt 1,24 Millionen Neuanschaffungen von
PKWs - 1970 - für dieses Jahr nur noch 600 000 Neuanschaffungen zu erwarten
sind.)
Die Vorbereitungen der Opel-Herren: verschärfte Ausbeutung - um die Profite
zu sichern, Spaltungsversuche - um den einheitlichen Abwehrkampf gegen
Lohnkürzung, Kurzarbeit und Entlassungen zu verhindern.
Angriffe auf unsere Lage und Spaltungsversuche - das ist auch genau die
Politik der SPD-Regierung zur Rettung der Profite der Kapitalisten.
Auch wenn wir in der Automobilindustrie die Krise noch nicht direkt zu spüren
bekommen, so richten sich doch auch die geplanten Angriffe der SPD-Regierung
gegen jeden von uns:
SPD-Finanzminister Möller (vgl. 18.1.1971,d.Vf.) kündigte an, daß die
Zurückzahlung der 10%-Lohnraubsteuer mit den Tarifforderungen zu verbinden.
In der Konzertierten Aktion der SPD-Regierung, der Gewerkschaftsführer und
der Kapitalisten wurde in 'Lohnleitlinien' (vgl. S2.**.197*,d.Vf.)
beschlossen, daß die Arbeiter in diesem Jahr höchstens 7% mehr bekommen
sollen. Jetzt soll auch noch die 10%-Lohnraubsteuer in den Tarifforderungen
verrechnet werden.
Die KPD/ML hat zu Recht von Anfang an die sofortige Zurückzahlung dieser
Steuer gefordert. Doch wir blechen weiter.
Dazu kommen jetzt noch massive Preiserhöhungen für Post und Bahn und zum
Beispiel 10%-Erhöhung des Milchpreises.
In der Stahlindustrie sind die Kollegen bereits direkt betroffen: der
Bochumer Verein (Krupp,d.Vf.) plant nach Zwangsurlaub Kurzarbeit für
zahlreiche Kollegen, bei SWB (vgl. 11.1.1971) flogen erst vor wenigen Tagen
etwa 50 Kollegen auf die Straße.
In der Zuliefererindustrie der Automonopole gibt es massive Entlassungen und
Kurzarbeit. So plant Bosch, 800 Kollegen rauszuwerfen (vgl. Stuttgart - Jan.
1971,d.Vf.). Bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen wurden vorige Woche 300
Kollegen entlassen. Die Lügen von Brandt und Brenner, 1971 seien die
Arbeitsplätze nicht in Gefahr, sind längst durch Tatsachen entlarvt.
In zahlreichen Betrieben haben die Kollegen energisch den Kampf aufgenommen:
- V-Leute von Hoesch in Dortmund (vgl. Jan. 1971,d.Vf.) fordern garantierten
Mindestlohn. Garantierten Mindestlohn auch bei Kurzarbeit (etwa 1 100 DM).
Letzter Anstoß ihrer Forderung: es wurde bekannt, daß die
Betriebsratsgehälter von 1 600 auf 1 800 DM erhöht werden sollen.
- Bei Mannesmann streikten die Kollegen von zwei Werken (im Regierungsbezirk
Düsseldorf - vgl. 7.12.1970,d.Vf.). Sie antworteten auf die
Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen und den Versuch, aus den
übriggebliebenen Kollegen noch mehr herauszuschinden mit der Forderung: 5%-
Lohnerhöhung!
- In allen betroffenen Betrieben fordern die Betriebsgruppen der KPD/ML: bei
Kurzarbeit voller Lohnausgleich!
Es kommt darauf an, daß auch wir bei uns jedem Angriff der Kapitalisten
entgegentreten. Ab Februar fallen die Sonderschichten weg; für viele Kollegen
schon eine Lohneinbuße von mehr als 10%. Höchste Wachsamkeit ist also
geboten.
Informiert uns über alle Versuche der verschärften Ausbeutung!
WEG MIT DEM PUNKTESYSTEM; EINHEITLICHE LEISTUNGSZULAGE FÜR ALLE ZEITLÖHNER!
Die V-Leute müssen uns sofort genauestens über das Punktsystem informieren!
Unsere Kampfbereitschaft haben wir bereits im Tarifkampf und im
Preßwerkstreik im Mai (vgl. 22.5.1970,d.Vf.) bewiesen.
Die Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML wird wichtige Informationen sofort mit
Flugblättern an alle weitergeben und jede Kampfmaßnahme unterstützt!"
Berichtet wird von den letzten Betriebsversammlungen (BV - vgl. 18.12.1970)
und anläßlich dieser auch eingegangen auf (vgl. 3.12.1970):"
DAS NEUE BETRIEBSVERFASSUNGSGESETZ:
'VERBESSERUNGSVORSCHLÄGE' ZUR UNTERDRÜCKUNG DER ARBEITERKLASSE!
Auf der letzten Betriebsversammlung pries der SPD-Betriebsratsvorstand in
lauten Tönen die Reformen der SPD/FDP-Regierung, vor allem den neuen Entwurf
des BVG.
Kein Wunder!
Die SPD/FDP-Regierung hat als Vorgeschmack für das neue BVG die Amtszeit der
jetzt noch amtierenden Betriebsräte um ein Jahr, bis zum 30.April 1972
verlängert (vgl. S3.**.197*,d.Vf.). Die Betriebsräte, die jetzt im Frühjahr
eigentlich neu gewählt werden sollten (BRW,d.Vf.), haben von der SPD-
Regierung ein Jahr Schonfrist bekommen. Das bedeutet für sie: wieder ein Jahr
länger einen gesicherten Posten, ein Jahr länger keine Knochenmühle. Gerade
nach den Tarifkämpfen können viele Betriebsräte diese Schonfrist gebrauchen,
um ihre verräterische Mauschelei in Vergessenheit zu bringen.
So propagieren die 'geretteten' Betriebsräte eifrig das neue BVG. Sie heben
jetzt vor allem hervor, daß jetzt mehrere kleine Abteilungsversammlungen im
Jahr stattfinden sollen und nur noch zwei Belegschaftsvollversammlungen
anstatt bisher vier.
Das kann Perschke und seinen Kollegen nur recht sein. Gerade auf unserer
letzten Betriebsversammlung wurden die sogenannten Interessenvertreter im
Betriebsrat von allen Kollegen durchschaut und ausgepfiffen.
Und das ist doch gerade die Aufgabe der Belegschaftsversammlungen, daß wir
alle gemeinsam den Verrat von Betriebsräten an unseren Forderungen angreifen
und gemeinsam Kampfmaßnahmen organisieren.
Nur wenn allen die Teilnahme möglich ist, können die Unterdrückungsmethoden
der Opel-Bonzen in den verschiedenen Abteilungen sofort allgemein bekannt
gemacht werden, so daß ein gemeinsamer Kampf sofort möglich ist.
Von den Kollegen konnten wir bisher in der Aussprache Nachrichten aus anderen
Werksteilen erhalten, die der Betriebsrat uns bis dahin vorenthalten hatte.
Aber gerade dem wachsenden Kampfgeist der Kollegen, gerade dem wachsenden
Einfluß der Kommunisten bei der Organisierung des gemeinsamen Kampfes will
die SPD-Regierung einen Riegel vorschieben, eben deswegen plant sie die
Einschränkung der Belegschaftsversammlungen!
Betriebsräte wie Perschke und Co. sind natürlich froh darüber: sie wollen die
Abteilungsversammlungen ausnutzen zur weiteren Spaltung unserer einheitlichen
Kampfkraft.
So soll es zum Beispiel möglich gemacht werden, daß erst ein halbes Jahr nach
einer Akkordkürzung etwa in der Fertigmontage D4 alle darüber informiert
werden. Die betroffenen Kollegen brauchen aber unsere Solidarität sofort,
wenn eine derartige Verschärfung der Ausbeutung verhindert werden soll. Die
rechten Betriebsräte aber werden uns dann achselzuckend erklären: 'Jetzt ist
es leider zu spät, die Würfel sind gefallen...'
Weiterer Verrat an den Arbeitern im neuen BVG:
Gewerkschaftsvertreter dürfen nur 'im Benehmen mit der Unternehmensleitung'
den Betrieb betreten.
Die SPD-Regierung schafft hiermit den Kapitalisten ein Ausleseverfahren:
'Gewerkschaftsvertreter' wie Loderer z.B., der uns beim Protestmarsch zum
IGM-Haus (vgl. 25.9.1970,d.Vf.) empfahl, möglichst schnell wieder an die
Arbeit zu gehen, könnten natürlich jederzeit in den Betrieb kommen. Echte
Gewerkschaftsvertreter, die uns zum Durchhalten auffordern, die uns
Unterstützung und nicht Streikbruch bringen, müßten draußen bleiben.
Also auch hier: Alles für den Frieden der Kapitalisten im Betrieb, alles
gegen die Kampfkraft der Arbeiter. So geht es auch weiter: 'Politische
Betätigung' im Betrieb soll erlaubt werden - natürlich nur, wenn sie den
Arbeitsfrieden und den Produktionsablauf nicht stört.
Was dabei für uns herauskommt, ist klar:
Nehmen wir nur ein Beispiel: als die Kollegen vom BV in Bochum (Krupp - vgl.
5.6.1970,d.Vf.) im Juni für eine Mark mehr streikten, erklärte die SPD-
Betriebsgruppe sofort: 'Man kann mit einem Streik im Moment der SPD nur
schaden'. Sie wiegelte den Streik ab. Statt der geforderten einen Mark kamen
deshalb auch nur 5 bis 17 Pfennig heraus. Die Betriebsgruppe der KPD/ML beim
BV hatte die Forderung nach einer Mark mit Flugblättern immer wieder
unterstützt.
Nun sollen die SPD-Betriebsgruppen, aber auch CDUler und NPDler noch mehr
'Freiheit' bekommen, im Betrieb gegen die Kommunisten zu hetzen. Denn wir
Kommunisten stehen an vorderster Front, wenn es darum geht, sich den
'Betriebsfrieden' der Kapitalisten nicht aufzwingen zu lassen.
Bei der Vorlage des ersten BVG-Entwurfs 1952 (vgl. 1952,d.Vf.) streikten in
der Bundesrepublik über zwei Millionen Kollegen gegen das reaktionäre
Adenauer-Gesetz. Der BVG-Entwurf von Arendt bringt nicht viel anderes: Alles
zur Sicherung des 'Betriebsfriedens', alles gegen die Kampfkraft der
Arbeiter. Da die Gewerkschaftsspitze heute fest in der Hand der SPD ist, kann
die SPD diesen Spitzen auch ein paar mehr 'Rechte' geben, denn sie kann
sicher sein, daß die Gewerkschaftsbonzen diese 'Rechte' nur in eine Richtung
gebrauchen werden - in Richtung gegen die Kommunisten, in Richtung gegen den
Klassenkampf, in Richtung auf den Burgfrieden mit den Kapitalisten.
Was tun gegen diesen erneuten Angriff der Kapitalisten und ihrer Regierung?
Nur die Einheit der Arbeiterklasse kann den Kampf erfolgreich führen. Wir
brauchen eine starke Arbeiterorganisation mit Betriebsgruppen in allen
Großbetrieben, mit einer zentralen Leitung, die alle Erfahrungen der
Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiterklasse, alle Kampferfahrungen
zusammenfaßt und so die Ausrichtung des gemeinsamen Kampfes angibt.
Die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten hat inzwischen
über 40 Betriebsgruppen in der Bundesrepublik aufgebaut. Alle geben
Betriebszeitungen heraus, einheitlich angeleitet vom Zentralbüro der KPD/ML.
Zehntausende von Kollegen lesen unser Zentralorgan, die ROTE FAHNE. Gemeinsam
führen wir den Kampf gegen die arbeiterfeindliche SPD-Regierung und die
anderen Parteien des Kapitals, gegen die rechten Gewerkschaftsführer, gegen
die Verräter des Kommunismus in der D'K'P (DKP,d.Vf.).
Gemeinsam werden wir das neue BVG bekämpfen - sind wir auch noch nicht so
stark organisiert, um es vom Tisch zu fegen, so werden wir doch jede
Auswirkung dieses Unterdrückungsgesetzes allen Kollegen entlarven, den
gemeinsamen Abwehrkampf in allen Betrieben aufnehmen.
Kollegen!
Unterstützt die Betriebsgruppe der KPD/ML! Berichtet uns über jeden Angriff
der Opel-Kapitalisten und ihrer Handlanger im Betrieb. Macht Vorschläge für
unsere Betriebszeitung. Schreibt uns Kritik, wenn wir Fehler machen.
Benachrichtigt uns, wenn ihr in persönlichen Gesprächen mit einem Genossen
genauer über unsere Arbeit informiert werden wollt oder Informationsmaterial
über die KPD/ML wünscht.
ORGANISIEREN WIR UNS IN DER BETRIEBSGRUPPE OPEL DER KPD/ML!"
Berichtet wird auch von der bundesweiten Antifademonstration (vgl. 17.1.1971)
und der Verkauf (vgl. 25.1.1971) der eigenen 'Roten Fahne' (RF - vgl.
18.1.1971) angekündigt.
=Die Presse Nr.1,Bochum 22.1.1971
23.01.1971: 
In dem Papier "Für die Einheit aller Marxisten-Leninisten in der KPD/ML"
geben "Mitglieder und Sympathisanten aus Bochumer Betriebsgruppen ... der
Gruppe Rote Fahne/Bochum (KPD/ML-ZB) und ihrer Jugendorganisation KJVD"
bekannt, daß sie aus beiden Organisationen austreten.
Tätig sind diese vermutlich auch im IGM-Bereich bei Opel (vgl. 15.5.1971).
Die KPD/ML-ZB wird in diesem Papier u.a. als "spalterisch" bezeichnet.
Die Genossen streben eine Mitarbeit in der "Roten Garde, den Roten
Betriebsgruppen und dem KSB/ML" an.
Die KGB/E bezeichnet diese Gruppe als Neuezristen. Dies tut ebenfalls Peter
Weinfurth, der ihren Austritt allerdings bereits auf Nov. 1970 legt.
=Beiträge zur revolutionären Theorie Nr.13,Bochum 1981,S.122;
Zündkerze Extra Notwendiger Kampf oder prinzipienlose Spaltung?,Bochum o.J.
(1971),S.7;
Für die Einheit aller Marxisten-Leninisten in der KPD/ML,Bochum 1971,S.1f
25.01.1971: 
Die Opel-Betriebsgruppe Bochum der KPD/ML-ZB (vgl. 22.1.1971) kündigte für
diese Woche den Verkauf der 'Roten Fahne' (RF) Nr.1 (vgl. 18.1.1971) vor den
Toren an. Im Zusammenhang mit einem Bericht über die bundesweite Antifa-
Demonstration (vgl. 17.1.1971) heißt es dazu:"
Kollegen,
wenn ihr immer informiert sein wollt, wie die Faschisten in der
Bundesrepublik sich immer mehr ausbreiten, wie sie von den Kapitalisten
bezahlt und von der SPD-Regierung gefördert werden, wenn ihr laufend wissen
wollt, welche Pläne die SPD-Regierung mit ihren Gewerkschaftsbonzen gegen die
Arbeiterklasse schmiedet, dann lest die ROTE FAHNE, das Zentralorgan der
KPD/Ml. Sie erscheint regelmäßig alle 14 Tage. Sie wird in der gesamten
Bundesrepublik vor zahlreichen Großbetrieben verkauft (für 30 Pfennig). Auch
bei Opel wird sie vor den Toren verkauft, doch das klappt nicht immer. Die
Verkäufer werden vom Werksschutz behindert, denn die Zeitung paßt den
Kapitalisten natürlich nicht in den Plan. Auch am Tor 1 zum Beispiel (am
Opel-Ring) läßt sich die Zeitung schwer verkaufen, weil die Kollegen mit
ihren Autos meist ziemlich schnell auf den Parkplatz fahren. Und dort ist
dann wieder das Reich des Werkschutzes. Wenn ihr die ROTE FAHNE auf jeden
Fall jedesmal bekommen wollt, könnt ihr sie abonnieren: KPD/ML 463 Bochum,
Goldhammerstraße 1. Die ROTE FAHNE kostet 7,80 DM im Jahr."
=Die Presse Nr.1,Bochum 22.1.1971,S.8
27.01.1971: 
Frühestens heute gibt die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK bei
Opel Bochum die 22-seitige Nr.6 ihrer 'Zündkerze' (vgl. 17.12.1970, 9.2.1971)
mit einem Leitartikel zur Betriebsversammlung (vgl. 18.12.1970) heraus.
Eingegangen wird auch auf die Kurzarbeit 1966 (vgl. 5.12.1966), eine
Betriebsversammlung am 5.4.1966 sowie die Urabstimmung in der MTR (vgl.
30.10.1970) in NRW und bei Opel.
In einem Artikel geht es um :"
DIE SORGEN UND FREUDEN DER OPEL-BOSSE
Durch mysteriöse Umstände bekam die 'Zündkerze' eines Brief eines Herrn M.
(Mason,d.Vf.) an seinen Nachfolger C. (Cunningham,d.Vf.) in die Hände. Wir
drucken ihn hier ab.
'Lieber Freund!
Sie haben mich um Rat in ihrer schwierigen Situation gebeten. Lassen sie sich
von den Forderungen ihrer Leute nach besseren Arbeitsbedingungen nicht
einschüchtern. Ruhig Blut, Freund! Machen sie bloß keine großen
Zugeständnisse. Je besser es den Burschen geht, desto frecher werden sie. Und
denken sie immer daran: jeder Pfennig geht von unserem Profit ab! Erst wenn
der wirklich gefährdet ist, lohnt sich ein kleines Zugeständnis. Kurzhalten
und arbeiten lassen - das war immer unsere Parole. Und sie wissen ja, daß wir
damit immerhin die höchsten Profite scheffeln. Letztes Jahr 522 DM Reingewinn
pro Auto! Man muß eben wissen, wie man die Leute an die Arbeit kriegt und
verschiedene Mittel anwendet. Ich will ihnen nur drei Beispiele nennen:
ERSTENS DIE TOILETTEN
Dahin verdrücken sich die Leute ja gern. Stundenlang hocken sie da, rauchen,
quatschen und lassen sich auch noch dafür bezahlen. Und je besser die Klos
sind, desto mehr sitzen sie da und bemalen die Wände. Proletenhände
beschmieren Tisch und Wände.
Das erste Mittel gegen diesen Unfug ist ungenügende Reinigung. Proletenklos
dürfen nicht zu oft gereinigt werden. Sie müssen immer dreckig sein und
möglichst penetrant stinken. Das treibt zur Arbeit! (Kollegen die Zündkerze
verteilt Anti-Gestank-Nasenklammern. Schreibt uns nach Bedarf,d.R.)
Weiterhin darf an Proleten-Pißbecken nie Dauerspülung sein. So wird ebenfalls
ein schöner Geruch erzeugt. Eine besonders gute Idee hatten wir im Preßwerk:
da kommt bei den Hochtoiletten das Spülwasser aus der allgemeinen
Versorgungsleitung, deren Druck bei weitem nicht ausreicht. So verstopfen die
Toiletten ständig.
Sehen Sie, solche Mittel sind wirklich prächtig: einerseits sparen sie uns
unnötige Geldausgaben, andererseits tragen sie zur Arbeitsdisziplin bei. Man
sollte auf dem Gebiet noch viel mehr Phantasie entwickeln!
Sorgen haben wir trotzdem immer gehabt: die Leute versuchen immer wieder, die
Bandpausen zu verlängern. Sie behaupten doch frechweg, 7 Minuten würden nicht
ausreichen. Ja wir haben sogar den Betriebsrat W. (Wischnewski,d.Vf.), der
schon in der Küche die Würstchen gemessen hat, mit der Untersuchung der
notwendigen Pausenlänge beauftragt. Vielleicht werden wir demnächst
Stechuhren an den Toiletten anbringen. Denn die Einhaltung der 7 Minuten ist
schon wegen der ständig steigenden Belegschaftszahl eine unbedingte
Notwendigkeit!
Die Leute sollen sich ruhig beschweren. Bei uns werden sie nach den beiden
Streiks immer aufsässiger. Das macht aber nichts, denn wir haben ja den
Betriebsrat! Die Bedeutung dieser Einrichtung darf nicht unterschätzt werden!
Denn 18 000 Arbeitern das Maul zu stopfen ist unvergleichlich teurer, als den
Betriebsrat zufriedenzustellen. Hier und da mal auf die Schulter klopfen,
gewisse materielle Vergünstigungen, eine Luxustoilette mit Extra-Komfort - da
überlegt er schon, ob er alles leichtfertig aufs Spiel setzt!
Z.B. unser Herr S. (*************,d.Vf.) war da immer sehr vernünftig. Schon
mehrere Male wurde er zur Toilettenbesichtigung ins Preßwerk gerufen. Doch
wie prächtig hat er es verstanden, sowohl alles beim Alten zu lassen, als
auch Ruhe und Ordnung herzustellen!
ZWEITENS DIE SPÜLMASCHINE IN D3
Hier hat unser Betriebsrat sich selbst übertroffen. Die Küchenfrauen sind in
der letzten Zeit so unruhig. Irgendwie ist denen wohl allen der Streik in den
Kopf gestiegen. So war doch auf der letzten BV eine von denen oben und hat
sich über die Spülmaschine beschwert! Seit einem halben Jahr sei kein
Betriebsrat mehr in der Küche gewesen. Nun muß ich erst mal feststellen, daß
in der Küche wirklich aufopferungsvoll gearbeitet wird. Die Frauen geben sich
- ebenso wie die Putzfrauen - mit dem niedrigsten Lohn zufrieden, arbeiten
bis zur Ohnmacht und schaffen ihre Arbeit immer. So soll es auch bleiben.
Eine größere Spülmaschine ist also eine völlig unnötige Geldausgabe. Doch
jetzt meckern die Frauen.
Herr Perschke ist mit dieser komplizierten Situation wirklich großartig
fertig geworden. Wie glaubhaft er auf der BV versicherte: 'Das ist eine
Schweinerei!' Jeder mußte denken, daß jetzt Himmel und Erde in Bewegung
gesetzt würden, bis die größere Spülmaschine da ist. Doch unser Perschke weiß
schon, wem er verpflichtet ist. So ist alles beim Alten und die Meckerei hat
erst mal aufgehört.
Da sieht man doch, was die Bemühungen um den Betriebsrat wert sind!
DRITTENS DIE KANTINEN
Da gärt es schon lange. Die Leute sind unzufrieden, weil es zu wenig Kantinen
gibt, weil die Wechsler nicht funktionieren und die Automaten nur
unregelmäßig gefüllt werden. Man könnte das alles natürlich verbessern. So
könnten wir z.B. in der Mitte des Preßwerks noch eine Kantine aufstellen.
Doch erstens kriegen wir auch ohne Kantinen unsere Profite, und zweitens muß
man solche kleinen Zugeständnisse im rechten Moment machen, um größere zu
verhindern. Gerade bei solchen Problemen ist unser Betriebsrat schwer in
Ordnung. Ohne ihn und seine Beruhigungspolitik wäre vielleicht schon der
Teufel los! Die Leute beschweren sich laufend bei ihm und reagieren sich
anscheinend dabei ab! Er versteht es einwandfrei, ihnen immer wieder Hoffnung
zu machen und sie zu vertrösten.
Lieber Freund, Sie sehen, bei uns steht alles zum Besten! Entwickeln auch Sie
Phantasie. Treiben sie die Leute an, wo es nur geht. Und bloß kein Mitleid
haben! Wenn sie ihre Profite steigern wollen, müssen sie hart durchgreifen,
und auch bei den kleinsten Dingen knausern.
Besonders hart müssen Sie bei den Kommunisten sein. Die sind eigentlich
unsere größte Sorge. In ihrem Schmutzblatt, der sog. ZÜNDKERZE, wiegeln diese
Schmierfinken sogar gegen den Betriebsrat auf. Gegen die Kapitalisten sind ja
viele. Die fangen den Unmut der Arbeiter auf, das ist uns ganz recht. Die
untergraben die Gewerkschaft und den Betriebsrat und sind deshalb nicht
besonders gefährlich. Die Zündkerze jedoch rührt immer wieder in unserer
guten Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat herum und bringt die Leute noch
dazu, daß sie sich selbst organisieren! Wir stehen da vor einem Giftpilz, der
sich rapide ausbreitet, und wären für jeden Rat dankbar! Eine ganz gute Idee
hatten einige V-Leute: die haben die Verteiler des Schmierblattes einfach
verprügelt. Aber letzten Endes ging der Schuß nach hinten los, denn die
Sympathie für die Schmutzfinken ist nur gewachsen. So tobte z.B. die ganze
letzte BV, als unser lieber Kollege... gegen die Zündkerze sprach. Doch genug
davon, im Notfall unterstützt uns ja auch die Regierung mit ihrer
Gesetzgebung, und auch die SPD weiß, wem sie verpflichtet ist. Da werden wir
mit dem Gift schon fertig werden! Nun wünsche ich Ihnen eine positive
Entwicklung in Ihrem Betrieb, halten Sie sich an unsere Ratschläge und
berichten Sie bald über den Erfolg!"
Enthalten ist wiederum das "Rote Rätsel" sowie eine Karikatur über die
Gewerkschaften, mit einer Vorderseite aus einem Arbeiter mit übergroßer Faust
und einer Fahne, auf der 'Kampf!' steht sowie einer Rückseite, die ihn als
Pappkameraden entlarvt.
In den Leserbriefen berichtet ein Spanier vom 15.1.1971 (vgl. dort) und es
wird eingegangen auf das Weihnachtsgeld (vgl. 10.12.1970) und die
Veränderungen im neuen Jahr (vgl. 1.1.1971). In einem weiteren Leserbrief
heißt es:"
In der ZK müssen auch des öfteren Artikel an Ehefrauen erscheinen, weil
Kollegen die Zeitung zu Hause durchlesen und weil viele Frauen ihre Männer
stark beeinflussen: 'lieber nicht streiken, sonst stimmt die Haushaltskasse
nicht mehr...' usw."
Ebenfalls als Leserbrief erscheint eine Karikatur, in der aus einem Arbeiter
Profit herausgewrungen wird durch zwei Hände, die mit 'Opel' bzw.
'Betriebsrat' beschriftet sind, wozu der Text 'So langsam drehen wir
durch...' gehört.
Aus Betrieb und Gewerkschaft wird u.a. berichtet über einen "Lohnräuber"
besonderer Art, den Blockbetriebsrat Kellermann (CDU):"
Seit einiger Zeit ist ihm von den Kollegen im Reifenlager gesagt worden, er
möchte einmal die Lohn- und Akkordkommission mobilisieren. Bisher vergebens.
Denn jene Kollegen aus dem Reifenlager sind folgender Meinung:
Wenn die Kollegen am Reifenband in der D5 Akkordlohn bekommen, die nur die
ankommenden Reifen und Scheibenräder bzw. Felgen so montieren, wie sie
anrollen, stände ihnen im Reifenkeller, die die Reifen auflegen, gleichfalls
Akkordlohn zu. Denn im Keller sei es nicht nur mit dem Auflegen allein getan,
sondern sie müßten noch unterscheiden zwischen über zwanzig Sorten Felgen
bzw. Scheibenräder und über siebzig Sorten Reifen.
Hinzu kommen für jene Kollegen zur jetzigen Jahreszeit erhöhte Arzneikosten,
da sie Zugluft ausgesetzt sind.
Eine entsprechende Bitte für ein Warmluftgebläse an ihrem Rolltor ist der
Lohnräuber Kellermann bis zur Stunde nicht nachgekommen.
(Anmerkung der Redaktion: das Gebläse ist eine Investition, die von
Rüsselsheim genehmigt werden muß. Ergebnis: ABGELEHNT!)
Fazit dieser Reportage: Das Vertrauensverhältnis zu bestimmten
Betriebsratsmitgliedern ist schnellstens zu überprüfen."
In einer Meldung wird festgestellt:"
GANZ SCHÖN KRANK
Für jeden im vergangenen Jahr nicht benutzten Krankenschein zahlt die BKK
(Betriebskrankenkasse,d.Vf.) der Adam Opel AG 10 DM aus, d.h. 10 Mark für
große Mengen eingesparter Arznei usw. Die Auszahlung dieser 10 DM handhabt
die BKK aber nicht so, wie anderswo üblich, nämlich Auszahlung in bar.
Nicht aber so die BKK. Sie kassiert den oder die Krankenscheine und wickelt
die Rückzahlung über den Lohnweg ab (Konto), worüber bis zu 4 Wochen bis zur
Erstattung vergehen.
Noch ein Beispiel:
Wer über den Jahreswechsel in ärztlicher Behandlung war und nach den
Feiertagen zur BKK kam, um den ersten Schein für 1971 abzuholen, mußte
unverrichteter Dinge wieder umkehren, weil angeblich bereits die
Krankenscheine per Post überwiesen seien (3 773,60 DM Porto für 18 868
Beschäftigte! Ohne Kosten für Umschläge und Arbeitszeit!).
So mußten viele Kolleginnen und Kollegen wenige Tage vor dem Lohntag sich
irgendwo Geld leihen, um das obligatorische Pfand für die Behandlung
entrichten zu können. (Daß es anders geht, beweisen die AOK Dortmund und die
Ersatzkassen).
Zur Arbeitszeit (s.o.) noch eine Information:
Angeblich soll die Betriebsfeuerwehr in ihren Mußestunden die Krankenscheine
eingetütet haben, wie die Tütenkleber im Knast."
Berichtet wird auch von der IHK Essen (vgl. 1.1.1971) und in einem weiteren
Artikel heißt es:"
DER KAMPF DER GEWERKSCHAFT - UM IHREN PROFIT
Mit Freuden dürfen wir immer wieder feststellen, wie die Gewerkschaften uns
vorrechnen, was für Profite die Konzerne machen. Wenn sie dies tun, legen sie
immer wieder großen Wert auf die Feststellung, daß sie ja 'nur
Arbeitnehmerorganisation' wären.
Doch die Spatzen pfeifen es von den Dächern, daß dies nur Ablenkungsmanöver
sind: gehören doch die Gewerkschaften inzwischen selbst zu den größten
Kapitalisten in diesem Staat; also handeln sie auch dementsprechend... und
sprechen am wenigsten von den eigenen Profiten.
Eines ihrer Unternehmen, 'die Neue Heimat' (NH,d.Vf.)
(Wohnungsbaugesellschaft) ist äußerst lukrativ. Sie baut Wohnungen für
Arbeiter, aber kassiert Mieten wie ein Groß-Kapitalist. Nun, was macht sie
mit dem vielen Geld...?
Die Gewerkschaft ('Neue Heimat') baut zur Abwechslung Luxusvillen und Hotels
für die urlaubshungrigen und abgespannten Bosse. Aber da es sich um Bosse
handelt, sollen sie sich auch in der Freizeit entsprechend beschäftigen. Also
baut die Gewerkschaft in Monaco eine eigene Spielbank in ihr Riesenhotel ein.
Nun inzwischen ist die Gewerkschaft ('Neue Heimat') mit unserem Startkapital
eine internationale Wohnungsbaugesellschaft geworden, mit einer Bilanzsumme
von 9 Milliarden DM, die nicht mehr nur auf eigene Kosten (UNSERE KOSTEN),
sondern im Auftrage ausländischer Kapitalisten baut, in Lateinamerika, Asien,
Afrika, in Italien, Frankreich, den USA, usw. usf.
Jeder von uns kennt die Bilder der Elendsviertel in Lateinamerika. Ihre
Bewohner werden allerdings nicht in die Luxuswohnungen der 'Neuen Heimat'
umziehen. Von einer Monatsmiete eines solchen Appartements müssen sie ein
ganzes Jahr existieren.
Wer wird dort also einziehen: die schmarotzenden Cliquen und die dortigen
Gewerkschaftsbosse, die gegenseitig gut für einander sorgen.
Oder welcher französische Kollege wird sich in Cannes ein Luxus-Appartement
leisten können?
Die billigen Arbeitskräfte südlich des Äquators garantieren höhere Profite.
An diesen Futtertrog des Groß-Kapitals arbeitet sich nun auch die
Gewerkschaft systematisch heran, z.B. über Aufsichtsräte von
Tochtergesellschaften der 'Neuen Heimat'.
Wenn Lenin sagte, der Imperialismus sauge diese Länder aus und schaffe sich
dort Extra-Profite zusätzlich über die Profite, die aus seinen eigenen
Arbeitern herausgepreßt werden, so gilt dies heute immer noch.
Nur mit einer Erweiterung: die Gewerkschaften beteiligen sich heute selbst an
der Ausplünderung dieser Länder - und das Firmenschild 'DGB' erleichtert
dies. Haben doch nicht nur bei uns die Arbeiter Illusionen über den DGB.
Diejenigen, die meinen, man könne DIESE bestehenden Gewerkschaften wieder zu
Kampforganisationen für die Arbeiter machen, sollen sich nicht wundern, wenn
sie sich 'kämpfend' im gewerkschaftseigenen Spielkasino von Monaco
wiederfinden!"
In einem Kasten heißt es:"
NOCH ETWAS ÜBER 'VERMÖGENSBILDUNG':
Wir haben mal versucht, auszurechnen, was die Kollegen von Opel der IG Metall
an Beiträgen zahlen:
Angenommen 10 000 Kollegen sind in der IGM. Bei durchschnittlich 10 DM
Beitrag sind das im Monat 100 000 DM. Und im Jahr 1 200 000 DM bei Opel! An
Streikgeldern sind bis jetzt nicht mehr als 0,00 DM abgegangen. Was an
Krankengeld gezahlt wird, ist auch minimal. Denn man kriegt ja erst
Unterstützung von der IGM, wenn man über 6 Wochen krank ist - 10 DM pro
Woche. Wenn man's sich so überlegt... das ist wohl die Vermögensbildung, die
die IGM propagiert ???"
Zum nächsten Artikel heißt es"
ZUR DISKUSSION GESTELLT:
Wie schon in den letzten Ausgaben der 'Zündkerze' angekündigt, beginnen wir
hier mit einer Artikelserie, die sich speziell mit Aufgaben und Zielen der
Gewerkschaften beschäftigt. Die folgenden Ausführungen sind als allgemeine
Einleitung in diese Problematik gedacht.
FÜR EINE REVOLUTIONÄRE BETRIEBS- UND GEWERKSCHAFTSPOLITIK
Die Frage 'Gewerkschaften für wen? Für uns oder unsere Gegner?!' ist brennend
aktuell. Wieder einmal ist es soweit, daß eine größere Krise (oder
'vornehmer' a la Schiller ausgedrückt: eine Rezession) bevorsteht. Ihre
Anzeichen sind inzwischen nicht nur in der Autozulieferindustrie spürbar,
sondern auch bald bei uns. Anfang Januar gab der Präsident des Verbandes der
Automobilindustrie (VdA), Dr. J.H. von Brunn, dem Deutschlandfunk ein
Interview. Fazit: Er hoffe zwar, daß es nicht zu Kurzarbeit kommen werde,
aber es sei 'ganz nützlich, wenn eine Normalisierung eintrete.'
Der ganze Zirkus wird also wieder von vorne losgehen, z.B. für die Kollegen
von den Stahlwerken Bochum (SWB,d.Vf.). 1966/67 wurden viele entlassen,
einige davon gingen zu Opel, wo sie kurz darauf wieder gefeuert wurden. Und
heute?! Die Stahlwerke entlassen wieder, wenn auch vorerst 'zur Beruhigung
nur in kleinem Umfang.'
Allein von uns allerdings wird es abhängen, was mit uns in der Krise
geschieht. Ob wir Kurzarbeit, Lohnkürzungen, Entlassungen, Stempeln usw. wie
1966/67 hinnehmen wollen oder ob wir so reagieren werden wie 1969/70 in der
'überhitzten Konjunktur': mit Kampfmaßnahmen !!
Aus unseren letzten Streiks läßt sich eine wesentliche Lehre ziehen; es ist
für uns alle von entscheidender Bedeutung, daß wichtige Fragen geklärt
werden, wollen wir nicht ins offene Messer rennen. Vor allem eine Frage ist
dabei zentral; Wer wird auf unserer Seite stehen, auf wen können wir rechnen,
wenn es darum geht, Gegenmaßnahmen zu ergreifen?
Werden IGM und DGB auf unserer Seite stehen? Wir von der 'Zündkerze' brauchen
darauf die Antwort nicht zu geben. Diese haben IGM und DGB in den Jahren
ihres Bestehens selbst gegeben. Und erst in letzter Vergangenheit haben sie
wieder einmal klar geantwortet: Das Tarif-Verhandlungstamtam ist zu unseren
Ungunsten ausgegangen. Nicht die Effektivlöhne sind tariflich gesichert und
erhöht worden, sondern die Tariflöhne. Das zahlt sich jetzt bereits aus.
Überall wo Kurzarbeit schon gemacht wird, geht eine Kürzung der Effektivlöhne
einher. Wer allerdings von uns kann heute von nackten Tariflöhnen leben?
Keiner! Die reichen kaum für Miete, Fahrgeld usw.
Und was sagen sie zur Krise? Sie fallen ein in das SPD-Gerede, das uns weis
machen soll, eine Krise käme nicht. Doch Vetter vom DGB, der uns Sand in die
Augen streuen möchte, gab in einem Interview den Konzernbossen deutlich zu
verstehen, daß der DGB im Falle einer 'Rezession' die Wirtschaft nicht
antasten werde. Mit anderen Worten: Der Profit ist ihm heilig, unsere
Lohntüten sind durchaus antastbar. Und warum sprach er von Krise, wo es doch
bekanntlich keinen Rauch ohne Feuer gibt?!
Das Geschäft, was das DGB- und IGM-Beamtentum hier übernommen hat, ist so
schmutzig, wie jedes Geschäft in diesem Staat, in dieser Gesellschaft. Am
Ende kommt immer dabei heraus, daß nur die Arbeiter die Gelackmeierten sind.
So wie in der Bergbaukrise, als die Zecheninhaber Stillegungsprämien
kassierten und der Kumpel stempeln ging. Die Geschäftsregeln sind einfach:
Die Gewerkschaftsbeamten sorgen für 'Ruhe und Ordnung' in der Arbeiterschaft,
die Kapitalisten zeigen sich erkenntlich und schaffen ihnen neue
Aufstiegsmöglichkeiten, während sie die alten nicht antasten. Nach außen hin
gibt man sich dann als 'erbitterter Gegner des anderen'.
Und dieses Geschäft zu unseren Lasten sollen wir unbeantwortet hinnehmen,
sollen für weitere 'Geschäftsinvestitionen' noch mehr Steuern und noch mehr
Mitgliedsbeiträge zahlen?!
Daß wir dazu nicht mehr bereit sind, haben wir im Herbst 1970 klargestellt.
Doch wenn wirklich etwas erreichen wollen, ist zweierlei notwendig:
Erstens Einheit in den eigenen Reihen und zweitens, daß wir unsere wahren
Freunde ausfindig machen und erkennen. Nicht jeder, der uns 'Patentrezepte'
anbietet, hilft uns auch.
Hat nun aber die Gewerkschaft unsere Reihen tatkräftig geeint? Nein! Sie hat
nicht nur bis 1956 systematisch die roten Kollegen hinausgesäubert, sie hat
auch die kampfbereiten linken Sozialdemokraten in Zusammenarbeit mit
amerikanischem Geheimdienst und Bundesverfassungsschutz gefeuert. Der Fall
des Kollegen Agartz dürfte einigen noch bekannt sein. DGB-Vorsitzender
Freitag tanzte, als Adenauer aufspielte. 'Aber jetzt haben wir eine SPD-
Regierung!' werden einige Kollegen sagen. 'In der Tat, aber hat sich etwas
geändert?' fragen wir. So wie Mitte der 50er Jahre Agartz und viele andere
gefeuert wurden, so wurde 1969 Kollege Schütter in Bremen (bei Klöckner -
IGM-Bereich - vgl. **.**.1969,d.Vf.) geschaßt wie viele andere mehr.
Und was unternimmt die Gewerkschaft gegen die Spaltungsversuche der
Kapitalisten? Nichts! Noch immer dürfen Meister ungeschoren die für
'Sonderzulagen' notieren, die am besten Radfahren können, noch immer gibt es
Lohngruppenunterschiede, die weibliche und junge Kollegen als Menschen
dritter Klasse abstempeln.
'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit' war schon zu Großvaters Zeiten die Parole,
aber getan dagegen haben weder ADGB der 20er Jahre noch 'unser' DGB etwas.
Und der 8-Stundentag!
Hat es den jemals real gegeben?!
In Zeiten übermäßigen Profits dürfen wir uns 10 und mehr Stunden dumm und
dusselig abarbeiten, in Krisenzeiten haben wir den 5-Stundentag,
vorausgesetzt, wir haben Glück.
Wenn wir Einheit erreichen wollen, so können wir die nur in die eigenen Hände
nehmen. Die Streiks haben gezeigt, daß dies Erfolg hat, wenn es konsequent
durchgehalten wird. Und haben uns diese Streiks nicht ein wenig von dem
Bewußtsein unserer eigentlichen Macht erkennen lassen? Warum haben wir sonst
jeden, der für uns eintrat, mißtrauisch geprüft, ob er auch wirklich für uns
eintrat?
Von den Verteilern der 'ZK' kann dies jeder bestätigen, aber auch, daß keiner
der Kollegen handgreiflich geworden ist, trotz äußerst heftiger Diskussionen.
Und war trotzdem ein hitzköpfiger Kollege dabei, so gab es immer sofort
fortschrittliche Kollegen, die für uns eintraten und darauf hinwiesen, daß
diese Art von Auseinandersetzungen nur die Herren Mason, Cunningham und Co
erfreuen.
Zu einer grundsätzlich anderen Art der Auseinandersetzung griffen dann erst
die 'Kollegen' von den Schlägertrupps der IGM (vgl. 23.11.1970,d.Vf.). Warum?
Die Streiks hatten es vielen Kollegen wie Schuppen von den Augen fallen
lassen, welche Kluft uns von der Gewerkschaftsbürokratie trennt. Wenn diese
Kluft von uns erkannt wird und daraus Konsequenzen folgen, so läutet's in den
IGM-Büros Sturm. Könnten doch die Kollegen, die man bisher so schön schröpfen
konnte, den 'Linksextremisten' zulaufen. Also muß gespalten werden: den
Belegschaften kippt man tonnenweise Sand in die Augen, auf die 'Hetzer' wird
wie auf Aussätzige gezeigt, in der Hoffnung, daß die Arbeiter sich selbst
zerfleischen.
Aber dies lief nicht so glatt wie gewollt. Wenns darauf ankam, wurden nicht
die kommunistischen und kampfbereiten Kollegen ausgepfiffen, sondern die IGM-
Bonzen und ihre Helfershelfer, weil viele Kollegen spürten, daß diese in der
Tat 'von draußen' kommen, um uns zu beschwätzen. So wurde IGM-
Vorstandsmitglied Michels von den Kollegen des Bochumer Vereins (BV, Krupp -
vgl. **.**.1970,d.Vf.) niedergepfiffen, als er gegen klassenbewußte Kollegen
zu hetzen versuchte. Ihm wurde entgegengeschleudert, was er denn als Bonze
für sie übrighabe, während sich die roten Kollegen tatkräftig am Streik
beteiligten. Aber genauso bekam auch der Kollege eine Abfuhr, der das gleiche
unlängst auf einer Opel-BV (vgl. 18.12.1970,d.Vf.) versuchte.
Wie aber ist der Kampf in Zukunft zu führen? Welche Organe müssen zur
Vorbereitung und Durchführung geschaffen werden? Wie sind die Angriffe der
Kapitalisten und ihrer Helfershelfer abzuwehren?
Vor allem aber: Wie können wir die Einheit Schritt für Schritt in unseren
Reihen erreichen?
Dazu ist als Vorbemerkung zu sagen, daß die Auseinandersetzungen in unseren
Reihen so geführt werden müssen, daß sie uns zusammenbringen und nicht
spalten. Es hat keinen Sinn, sich die Köpfe einzuschlagen, während sich
unsere echten Gegner ins Fäustchen lachen. Das bedeutet aber nicht, daß wir
in Gefühlsduselei mimen und alles Prinzipielle beiseitelassen.
Unserer Ansicht nach tut folgendes Not: die Schaffung einer oppositionellen
revolutionären Bewegung gegen die BESTEHENDEN Gewerkschaften, wenn wir uns
nicht länger zu festgesetzten Preisen verkaufen wollen.
Wir von der Roten Opel-Betriebsgruppe haben dazu den ersten Schritt getan.
Wir sind der Meinung, daß dieses Unterfangen von Anfang an ein festes
Rückgrat haben muß. Sich nur auf die Arbeit in den bestehenden Gewerkschaften
zu verlassen, bedeutet die gleichen Fehler begehen, wie sie schon viele
ehrliche Kollegen vor uns gemacht haben. Das Ergebnis war immer, daß sie
ausgeschlossen wurden und dann nicht weiter wußten. Deshalb sagen wir, es muß
eine Organisation geben, wo wir unseren Kampf weiterführen können, auch wenn
wir durch unsere innergewerkschaftliche Arbeit gefeuert werden, eine
Organisation, die uns für diesen Kampf in der IGM als Hauptstütze dient.
Wenn die Gewerkschaft nicht bereit ist, einen Kampf aufzunehmen oder zu Ende
zu führen, so müssen wir diesem Streikbrechertum etwas entgegensetzen, aber
etwas aus unserer eigenen Mitte. Wir sind keine Antigewerkschaftler, wie uns
einige Bonzen hinstellen möchten. Wenn aber die Gewerkschaftsbeamten nicht
kämpfen wollen, so müssen wir ihnen zeigen, daß wir auch ohne sie können.
Ebensowenig wie wir alle auf die Kapitalisten letztlich angewiesen sind,
ebensowenig sind wir auf diese Beamtennaturen angewiesen. Beide können nicht
ohne uns, wir aber durchaus ohne sie.
Und es ist kein Wunder, wenn seit knapp 2 Jahren, nämlich seit Herbst 1969,
solche Gruppen wie die RBG in vielen Werken im Entstehen sind. Immer mehr
Kollegen kommen auf den Dreh, daß dies das Richtige ist und daß es wieder
revolutionäre Kommunisten gibt, die diese Wahrheit auszusprechen und zu
handeln bereit sind.
Kolleginnen und Kollegen!
Wie wir eingangs sagten, sollten diese Zeilen als Einführung dienen. Die
ganzen Probleme, die darin angesprochen wurden, müssen eingehend erörtert
werden. Wir werden daher in den nächsten Artikeln spezielle Probleme
aufgreifen, außerdem die Geschichte 'unserer' Gewerkschaften gründlich unter
die Lupe zu nehmen versuchen. Daß wir dabei auf Eure Mitarbeit angewiesen
sind, liegt auf der Hand. Wir bitten Euch daher, uns Erfahrungen usw.
mitzuteilen. Auch das scheinbar kleinste Detail kann von Wichtigkeit sein.
Und Ihr dürft uns glauben, daß uns an einer wirklichen Diskussion gelegen
ist. Mitteilungen usw. werden natürlich wie immer vertraulich behandelt!"
Der letzte Artikel, evt. z.T. aus dem 'Roten Anlasser' bei BMW München (vgl.
**.**.197*) übernommen, behandelt:"
SCHILLER'S SCHÖNSTES GEDICHT
In der Schule mußten wir Gedichte von Schiller auswendig lernen. Wir dachten,
das wäre vorbei - aber Pustekuchen!
Jetzt haben wir wieder einen Schiller (SPD,d.Vf.), der uns am Fernsehen und
in der Zeitung Gedichte vorträgt.
Schillers schönstes Gedicht, das muß man ihm lassen, ist die Darstellung der
kapitalistischen Wirtschaft als lustige Autofahrt: 'Gas geben, Kreuzung
frei!' sagte er 1968, und: 'Wir kriegen die Kurve!'
Später fand er, daß der Motor etwas heißgelaufen wäre und redete darauf etwas
von 'Bremsen!'
Der Zweck dieser Gedichte ist, wir sollen glauben, daß der Kapitalismus wie
ein Auto funktioniert, das man lenken kann, wie man will. Lustig sitzt am
Steuer unser Professor Schiller, gibt Gas, startet durch, bremst und kriegt
die Kurve nach Lust und Laune.
Aber abgesehen davon, daß Professoren normalerweise gar keine guten
Autofahrer sind, so ist der Kapitalismus schon mal lange kein Auto. Viel eher
könnte man ihn mit einem großen Bottich vergleichen, der ein Abflußrohr von
einer bestimmten Dicke hat. In den Bottich führen eine Menge Wasserhähne, die
von ebensoviel Wasserlieferanten bedient werden. Für Wasser, das unten
abfließen kann, bekommen sie Geld; für alles, was über den Rand fließt,
müssen sie blechen.
Wenn viel Platz im Bottich ist, werden die Wasserlieferanten alle ihren Hahn
voll aufdrehen. Bald kann der Abfluß nicht mehr alles schlucken, und das
Wasser fängt im Bottich an zu steigen. Gleichzeitig steigt das Risiko, daß
der Bottich überläuft. Und da keiner der Dumme sein will, der das Faß zum
Überlaufen gebracht hat, drehen alle Wasserlieferanten nacheinander die Hähne
wieder ab, bis der Spiegel sinkt.
Da aber jeder seinen Wasserhahn auf eigene Faust bedient, ohne sich um den
Zustand des Bottichs viel zu kümmern, kommt es dennoch vor, daß das Faß total
überschwappt, keiner mehr weiß, woran er ist und alles drunter und drüber
geht. So ähnlich ist es mit der kapitalistischen Wirtschaft, nur daß wir
Arbeiter in der Tretmühle stecken, mit der das Wasser hochgepumpt wird. Und
außerdem heißt das für uns, wenn die oben den Hahn zudrehen: zieht Leine,
seht zu, wo ihr unterkommt!
Die letzten beiden Jahre waren alle Hähne voll aufgedreht. Wir merkten das an
den Überstunden. Inzwischen ist es aber längst wieder so weit, daß der Abfluß
gar nicht mehr alles schlucken kann. Das Risiko des Überfließens nimmt zu, in
einigen Branchen passierte es schon, so in der Fernsehbranche, in der
Stahlproduktion, in der Porzellanindustrie und anderen Branchen. Dort hat man
die Hähne schon auf einen dünnen Strahl zurückgedreht. Für unsere Kolleginnen
und Kollegen bedeutet das Kurzarbeit!
Wann wird es bei uns, in der Automobilindustrie überlaufen? Die Exporte
laufen nicht mehr so recht; sie sanken 1970 um fast 5% gegenüber 1969 ab.
Wenn die gesamte Autoproduktion dennoch um 6% gestiegen ist, so liegt das an
der sehr starken Zunahme des Inland-Absatzes im ersten Halbjahr 1970. Aber
auch das hat sich geändert.
Kein Wunder! Zum zweitenmal innerhalb kurzer Zeit stiegen die Autopreise.
Aber das ist nicht alles: 1971 steigen außerdem die Haftpflicht, die
Benzinpreise, Öl, Reifen und fast alle Ersatzteile. SPD-
'Olympia'bürgermeister Vogel (von München in Bayern,d.Vf.) möchte außerdem
die Parkgebühren auf 50 Pfg. erhöhen. Das sind die rosigen Aussichten, die uns
die 'rosa' Politik der SPD eingebracht hat.
Es ist also kein Wunder, wenn auch die Autozuliefer-Industrie inzwischen
bereits Kurzarbeit meldet.
Das Gespenst der Krise kommt auch auf Opel zu. Neueste Anzeichen: die
Automobil-Hersteller haben die IAA zum Herbst abgesagt. Dazu kommt speziell
bei Opel noch eine weitere Gefahr. Die japanische Auto-Industrie. Sie ist der
Geheimtip der Kapitalisten; denn sie hat in den letzten Jahren einen
unglaublichen Aufschwung erlebt (1970 baute Japan 5,2 Millionen Einheiten,
gegenüber 3,8 Millionen in der BRD). Die Bosse von General Motors haben also
versucht, in Japan in's Geschäft zu kommen, so wie sie in Deutschland dank
Opel schon im Geschäft sind. Dabei scheinen sie jetzt einen entscheidenden
Erfolg erzielt zu haben: die Erlaubnis, in Japan ein Werk zu errichten. Wie
es heißt, wollen sie dort den 'Kadett' bauen. Das bedeutet natürlich eine
zusätzliche Belastung des Abflusses für Opel-Produkte.
Die 'ZÜNDKERZE'  stellt diese Tatsache nicht etwa deshalb fest, um 'schwarz
zu malen' oder 'mieszumachen', vielmehr deshalb, weil man beizeiten etwas tun
muß. Oder sollen wir uns wieder wie 1967 massenweise auf die Straße setzen
lassen? Haben wir in der Hochkonjunktur dafür geschuftet und geschwitzt? 1971
ist nicht 1967! Das sieht man nicht nur daran, daß es damals keine
'ZÜNDKERZE' gab. Vor 1967 war bei Opel noch nie gestreikt worden. Heute
wissen wir genau, daß wir etwas unternehmen können, weil wir es schon
ausprobiert haben.
Natürlich taucht da sofort die Frage der Gewerkschaften und des Betriebsrates
auf. Hier dürfte das Ergebnis der Urabstimmung (vgl. 30.10.1970,d.Vf.) (86%
gegen den Kompromiß der Gewerkschaften) sowie die Massenaustritte aus der IGM
(...) Bände sprechen. Viele Kollegen haben den Gewerkschaftsapparat als
Fünfte Kolonne des Kapitals durchschaut. Aber das ändert nichts an unserer
Ohnmacht. Warum kam während des Streiks kein Streikrat zustande?
Was tun? Es gibt ein Mittel: mitmachen bei der RBG! Wenn ihr Artikel in der
'ZK' gut oder schlecht findet, schreibt uns oder schreibt selbst Artikel.
Oder wenn ihr selbst Artikel schreiben möchtet und mit den Leuten reden
wollt, die sowas schreiben, wendet Euch an uns! Die RBG braucht Kollegen aus
allen Abteilungen, je mehr, desto schlechter für den Ermittlungsdienst, der
dadurch nicht mehr durchblickt.
Kollegen!
Es gibt eine Krankenversicherung und eine Lebensversicherung, für die ihr
viel Geld bezahlen müßt. Eine Arbeitsplatzversicherung gibt es im
Kapitalismus nicht. Die hättet ihr nur im Sozialismus, aber den können wir
nicht bis morgen erreichen. Eine Arbeitsplatzversicherung für heute ist nur
unsere gemeinsame Bereitschaft, auf Entlassungen mit Kampfmaßnahmen zu
reagieren. Das muß organisiert werden. Die IGM wird das nie und nimmermehr
tun. Der beste Beitrag zur Arbeitsplatzversicherung ist die RBG!
(Wir behandeln neue Kontakte mit absoluter Diskretion!)"
Gefragt wird:"
WER SUCHT MATERIAL ...
...zur Auseinandersetzung der Marxisten-Leninisten mit der revisionistischen
Entartung der 'K'Ps, besonders der KPdSU.
...über den Verrat der Gewerkschaften.
Wendet Euch bitte an unsere Kontaktadresse!"
Ebenfalls gefragt wird:"
WUSSTET IHR SCHON...
...daß Ihr einen Teil des Wahlkampfes von Nixon bezahlt habt?
Die reichste Familie der USA, die Familie Mellon, hat bei General Motors
Aktien im Werte von mindestens 20 Millionen Dollar. Bei der letzten Wahl
spendeten die Mellons für Nixon 125 000 Dollar.
Wieviel mögen wohl dabeigewesen sein, die man aus uns herausgepreßt hat?
...daß aus den Profiten, die aus uns bei Opel herausgeholt werden, die
Aggressionen der Amerikaner in Südostasien mitfinanziert werden?
General Motors ist z.B. an einigen 'wissenschaftlichen' Vereinigungen
beteiligt, die Untersuchungen darüber anstellen, wie die Völker Vietnams,
Laos', Kambodschas usw. am rationellsten ausgerottet werden können."
Aus dem 'Spiegel' Nr.3 vom 11.1.1971 werden Auszüge aus einem China-Artikel
veröffentlicht mit dem Kommentar:"
Auch der SPIEGEL kommt nicht länger drum herum:
Die Mao Tse Tung-Ideen sind auf dem Vormarsch!"
Für den 'Roten Morgen' (RM) wird so geworben:"
'Jeder hat das Recht eine Zeitung herauszugeben... Vorausgesetzt er hat eine
Million Dollar.' (Worte eines amerikanischen Kapitalisten)
Kolleginnen und Kollegen!
Ist dies bei uns anders? Sicherlich nicht!
Ob BILD, WAZ, Fernsehen oder Funk, KEINER bringt das, was der Arbeiter
braucht. Im Gegenteil!
Die wichtigsten Angelegenheiten werden verdreht, mit 'Fachausdrücken'
vernebelt, daß kaum jemand den wahren Sachverhalt erkennen kann. Kurz: es
wird geschrieben, gesprochen und gefilmt, so wie das Kapital es wünscht, nach
dem Motto:
...wir schlagen Schaum und seifen ein!
Und was steht für uns in den Gewerkschaftsorganen? Zwar wimmelt es darin von
Daten und  Zahlen, auch ein bißchen Porno darf schon sein. Aber wenn man
hinter diese Pappkameraden schaut, sieht man: sie dienen nur der
Spiegelfechterei. Die interessantesten Sachen fehlen.
Keine Informationen über Schmiergelder!
Zu den Verrätereien kein Kommentar!
Die rosarote Brille deckt alles zu!
Dagegen gibt es nur eins: weg mit allen grauen und rosaroten Schleiern!
LESEN WIR DIE KOMMUNISTISCHE PRESSE!
Helfen wir alle mit, unsere eigene Presse aufzubauen!
Eine Presse, die uns Betriebsinformationen gibt!
Eine Presse, die die großen und kleinen Sauereien der Bosse und Bonzen
aufdeckt! Aber vor allem:
Eine Presse, die uns praktisch hilft, auf unserer Seite steht und die
richtigen Perspektiven entwickelt.
Unsere Redakteure bekommen keine Schmiergelder. Auf kapitalistische Anzeigen
verzichten wir - aus einleuchtenden Gründen - unsere 'Finanziers' sind unsere
Leser. Ihr Geld stinkt nicht. Es ist hart erarbeitet!
DER ROTE MORGEN
Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten
(KPD/ML)
hat diese Aufgaben in Angriff genommen. - Doch wir wollen nicht bluffen. Noch
ist er schwach. Eine kommunistische Presse kann man nicht aus dem Hut
zaubern!
Der ROTE MORGEN ist angewiesen auf alle fortschrittliche Kollegen. Nur wenn
jeder von Euch mithilft, können wir die Aufgaben schaffen. Deshalb:
LEST DEN ROTEN MORGEN
Macht Verbesserungsvorschläge!
Schreibt ihm, was Euch auf den Nägeln brennt.
Die 'kleinste' Information ist wichtig!
Alle Zuschriften werden vertraulich behandelt."
Auf der letzten Seite finden sich einige Witze:
- "Krisenwitz Nr.87b: Gruß vor der Krise 'Mahlzeit', Gruß in der Krise: 'Auch
noch da?', Gruß nach der Krise: 'Wieder da?'";
- "'Wo warst du denn so lange?', fragt der Meister einen Kollegen. 'Ich habe
gespeist.' 'Waaas hast Du?!' brüllt der Meister los, 'Merk Dir eins: die
Betriebsleitung speist, ich gehe essen und du frißt, klar?'";
- "Was ist der Unterscheid zwischen einem Gewerkschaftsführer und einem
Zuhälter? Keiner. Beide schicken andere anschaffen und kassieren selbst die
Beiträge.";
- "Fritzchen aus Rüsselsheim kommt vom ersten Schultag nach Hause. 'Was habt
ihr denn gelernt?' fragt die Mutter. 'Die Arbeitsordnung von Opel!'";
- "Krisenwitz Nr.44: Was ist der Unterschied zwischen Opel und einem
Gefängnis? - Im Gefängnis weiß man wenigstens vorher, wann man entlassen
wird!";
- "Die Lehrerin fragt: 'Wie groß sind die Gewerkschaften?' Fritzchen weiß es:
'1 Meter 75!' 'Wie kommst du denn darauf?' 'Mein Vater ist 1,90 - und der
sagt immer, daß ihm die jetzige Gewerkschaft bis zum Hals steht.'
Die Lehrerin ist entrüstet. Zur Strafe muß Fritzchen 100 mal schreiben: 'Die
Gewerkschaft ruft auch mich!'
Als die Mutter zu hause davon erfährt, denkt sie bei sich: 'Oh, das wird
Stunk geben, wenn Vater das liest!' Als der Vater von der Schicht kommt, geht
er zu Fritzchen ins Zimmer. Als er wieder herauskommt, kann er sich vor
Lachen kaum halten. Er lacht und lacht. Die Mutter, die doch ein Donnerwetter
erwartet hat, ist ganz überrascht. 'Was ist denn los?' fragt sie. 'Na,'
gluckst der Vater, 'solange Fritzchen ruft mit pf schreibt, ist's ja gut!'"
=Zündkerze Nr.6,Bochum o.J. (1971)
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Februar 1971: 
Die Nr.2 der 'Roten Fahne' des KAB/ML (vgl. Jan. 1971, März 1971) berichtet
u.a. von Opel Bochum.
=Rote Fahne Nr.2,Tübingen Feb. 1971
Februar 1971: 
Bei Opel Bochum gibt die DKP vermutlich im Februar ihren 'Roten Kadett'
Nr.2 (vgl. Jan. 1971, 30.4.1971) heraus.
Mit den vermutlich in dieser Ausgabe enthaltenen Aussagen zum Punktesystem
befaßt sich auch die Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB (vgl. 29.3.1971).
=Roter Kadett Nr.2,Bochum o.J. (1971);
Die Presse Nr.3,Bochum Apr. 1971,S.5;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.25,Bochum 31.3.1971,S.9f
Februar 1971: 
Bei Opel Bochum gibt die KPD/ML-ZB vermutlich im Februar ihre 'Presse'
Nr.2 (vgl. 22.1.1971, 29.3.1971) heraus, die uns bisher leider noch nicht
vorlag.
=Die Presse Nr.1 und 3,Bochum 22.1.1971 bzw. Apr. 1971
01.02.1971: 
Der AStA der Ruhr-Universität Bochum (RUB - vgl. 11.2.1971) berichtet von
den Fahrpreiserhöhungen bei der BOGESTRA (vgl. 28.1.1971, 16.2.1971) aus
dieser Woche über die ARP:"...
Da vereinzelte Aktionen und Resolutionen wenig Chancen auf Erfolg bieten kam
man überein, eine 'Aktion Roter Punkt' in Bochum, Wattenscheid und
Gelsenkirchen zu gründen, um das weitere Vorgehen besser koordinieren zu
können (Bisher haben sich angeschlossen: ... Jugendvertretung der Adam Opel AG.
..."
=Bochumer Studentenzeitung Nr.73,Bochum 11.2.1971,S.1
09.02.1971: 
Bei Opel Bochum gibt die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK ein
zweiseitiges Extra ihrer 'Zündkerze' (vgl. 27.1.1971, 22.3.1971) heraus:"
DIE LEISTUNGSBEURTEILUNG FÜR ZEITLÖHNER - EINE 'ERZIEHUNGS-BEIHILFE'
KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN!
Auf der Rückseite findet ihr die neue Leistungsbeurteilung für Zeitlöhner,
wie sie nach dem Lohnrahmenabkommen aus dem April vorigen Jahres zwischen den
IG-Metall-Bonzen und den Metall-Herren gegen uns ausgehandelt worden sind.
Mit diesem Punktesystem sollen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen
werden: einerseits soll es Opel die Profite sichern, um die es nicht mehr 'so
gut steht' wie im letzten Jahr, andererseits sollen wir wieder einmal
auseinanderdividiert werden.
Für Opel ist die Sache äußerst günstig. Die Opel-Herren wissen ganz genau,
daß wir uns auf dem Weg in eine 'Normalisierung' (zu deutsch: Krise)
befinden. Also muß der Profit mit allen Mitteln gesichert werden. Natürlich
bleibt dann solch ein Punktesystem auch hinterher noch in Kraft, wenn
Hochkonjunktur herrscht.
Durch die Streiks haben wir und die Kollegen anderer Betriebe bewiesen, daß
wir durchaus einheitlich handeln können. Und dies ist die größte Gefahr für
diese Herren. Natürlich konnten sie nicht OFFEN ein Prämiensystem für die
größten Radfahrer ausschreiben, vielmehr sollen alle daran beteiligt werden.
Das Verhalten des Einzelnen hängt voll und ganz von den Unteroffizieren und
Feldwebeln, nämlich den Meistern und Obermeistern bei Opel ab. Jeder von uns
soll sich um den besten Platz an der Sonne raufen - für die 'besten' gibts
dann 8 Punkte. Wer aber das Maul aufmacht, für den zücken dann unsere
Oberschulmeister in grün den Bleistift: 'Leistungsverhalten umständlich',
also eine 5 gleich 0 Punkte.
Dieser Knigge für Arbeiter soll uns vergessen lassen, daß nicht der Kollege
neben uns der Gegner ist, sondern die Herren von Opel und Co. Oder wie ein
Kollege sagte: 'Dieses System heißt für uns: PFLICHT AM ARBEITSPLATZ, KÜR
BEIM MEISTER!'
Doch wem haben wir letztlich diese Zensuren zu verdanken? Nicht den Opel-
Herren, sondern 'unseren' famosen Gewerkschaftsbeamten! Daß Opel alles gegen
uns unternehmen würde, ist einleuchtend. Wer aber meint, die Gewerkschaft sei
etwas besseres, der ist hier eines besseren belehrt worden. Gerade sie
trumpft mit den großen Worten von 'Einheit' auf, nennt offiziell und
inoffiziell Nicht-organisierte 'Schmarotzer' - aber was TUT sie? Anstatt
solch ein System kategorisch abzulehnen, tüftelt sie noch mit daran herum.
SIE ist es, die damit die Einheit zerstört, uns spaltet, die mithilft, den
'Weg nach oben' per Fahrrad und auf dem Rücken aller zu erstrampeln.
Warum sind die Unterlagen nicht öffentlich jedem zugänglich? Warum sind sie
erst für 'Eingeweihte' da? Wer von uns besitzt z.B. das Lohnrahmenabkommen
usw.?
Wer allerdings sich einmal die Mühe macht, die Paragraphen durchzusehen, dem
vergeht hören und sehen. Das Fazit ist immer: Verraten und verkauft hat man
uns da!
Deshalb: Kollegen, denkt daran, daß unsere Einheit im Streik auch hier
erhalten bleiben muß. Wir dürfen uns auf keinen Fall ins Bockshorn jagen
lassen und kirre machen lassen - von wem auch immer! Letztlich sitzen WIR am
längeren Hebel, wenn wir uns einig sind. Kämpfen wir gegen diese
'Erziehungsbeihilfe'! Entweder 8 Punkte für alle oder 0 Punkte für alle!
GEGEN ALLE SPALTUNGSVERSUCHE - UNSERE EINHEIT!
LEISTUNGSBEURTEILUNG
laut Lohnrahmenabkommen vom 15. April 1970 (Paragraph 9 Ziffer 4) ab 1. April
1971
A Arbeitsergebnis:    1. Leistungsverhalten: umständlich            0 Punkte
2.    "  noch nicht ganz zweckmäßig           2 Punkte
3.    "  zweckmäßig                           4 Punkte
4.    "  sehr zweckmäßig                      6 Punkte
5.    "  vorzüglich                           8 Punkte
B Arbeitsausführung:  6. Beanstandungen: viele                      0 Punkte
7.    "  noch häufig                          2 Punkte
8.    "  gelegentlich                         4 Punkte
9.    "  wenig                                6 Punkte
10.    "  nicht nennenswert                    8 Punkte
C Arbeitseinsatz:    11. einsetzbar: eng begrenzt                   0 Punkte
12.    "  begrenzt                             2 Punkte
13.    "  verschiedenartig                     4 Punkte
14.    "  vielseitig                           6 Punkte
15.    "  überall                              8 Punkte
D Arbeitssorgfalt:   16. Behandlung: unsachgemäß                    0 Punkte
17.    " noch nicht sachgemäß                  2 Punkte
18.    " sachgemäß                             4 Punkte
19.    " sorgfältig und bedacht                6 Punkte
20.    " vorbildlich                           8 Punkte
Gesetzlichen Anspruch nach diesem Tarifvertrag hat ein Arbeiter nur, wenn er
Mitglied der IGM ist.
Wie schon in anderen Betrieben geschehen (siehe Anweisung der Arbeitgeber-
Verbände) werden bestimmt auch bei Opel Meister und Obermeister von der
Betriebsleitung ausgearbeitete Richtlinien erhalten, in denen genau
vorgeschrieben ist, wie sie die 'Beurteilung' vorzunehmen haben."
=Zündkerze Extra,Bochum 9.2.1971
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13.02.1971: 
In der 'UZ' der DKP erscheint heute folgender Beitrag:"
UNSER SCHRITT ZUM NULLTARIF
Von Hans-Joachim Schönstedt, Sprecher der Jugendvertretung bei den Opel-
Werken Bochum (IGM-Bereich,d.Vf.)
Die BoGeStra (Bochum-Gesenkirchener Straßenbahn AG) will wieder einmal die
Fahrpreise erhöhen, um das Defizit von 7 Millionen Mark auszugleichen.
Darum fanden sich in Bochum 17 Organisationen, darunter die
Kreisjugendausschüsse (KJA,d.Vf.) des DGB und der ÖTV, die Jugendvertretungen
der Opel-Werke und der Stadtverwaltung, die SDAJ, die Jusos (der SPD,d.Vf.),
Schülermitverwaltungen (SMV,d.Vf.), die Allgemeinen Studentenausschüsse
(ASten,d.Vf.) verschiedener Hochschulen und die DKP zusammen, diskutierten
und wurden sich einig, eine 'Aktion Roter Punkt' zu bilden.
Inzwischen sind zwei Flugblätter an die Bochumer Bevölkerung herausgegeben
worden. In der Stadtverordnetensitzung wurde jedem Abgeordneten ein Flugblatt
überreicht. Das erste Gespräch fand mit der BoGeStra statt.
Neben Vorstandsmitgliedern der Gesellschaft nahmen auch zwei Betriebsräte an
der Sitzung teil. Erstaunlich für mich war, daß Einigkeit in der Erkenntnis
bestand, daß Fahrpreiserhöhungen kein Mittel sein können, die
Nahverkehrsbetriebe gesunden zu lassen. Die BoGeStra ließ uns wissen, daß sie
sich wiederholt mit dem Land und dem Bund in Verbindung gesetzt hat mit der
Bitte, sie von der Mineralölsteuer sowie Mehrwertsteuer zu entlasten. Sie ist
der Meinung, daß diese politische Entscheidung von den Verantwortlichen in
Düsseldorf und Bonn gefällt werden muß, um sozial vertretbare Tarife zu
ermöglichen. Die 'Aktion Roter Punkt' ist mit der BoGeStra übereingekommen,
noch einmal vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung zusammenzukommen. Es
wird erwogen, eine gemeinsame Empfehlung an den Aufsichtsrat zu erarbeiten.
Nicht die BoGeStra ist schuld und nicht die Kommunen. Die Kommunen sind
finanziell überfordert und haben zuwenig Geld, und die Nahverkehrsbetriebe
sind in ihrer Leistungsfähigkeit begrenzt, weil ihre Kosten und die
Steuerlasten zu hoch sind. Hier müssen das Land und der Bund helfen, denn sie
nehmen den größten Teil der Steuern ein, die der Bürger zahlt. Er, der
Bürger, muß darum auch das Recht haben, genauso kostenlos, wie er eine Schule
besucht, ein Nahverkehrsmittel kostenlos zu benutzen.
280 Milliarden Mark wurden in den letzten 20 Jahren für die Rüstung
verpulvert. Nur ein Bruchteil dieser Summe stand den Städten und Gemeinden
für die Lösung verkehrspolitischer Aufgaben zur Verfügung. Und von diesem
Kuchen muß die Bundesregierung ein Stück hergeben für die Gesundung der
Kommunen.
Das sozialdemokratisch geführte Stadtparlament in Bochum sieht zwar ein, daß
Fahrpreiserhöhungen nicht der richtige Ausweg sind. Aber man tut nichts
dagegen. Deshalb muß die gesamte Bevölkerung handeln und die verantwortlichen
Leute zwingen, zu einer befriedigenden Lösung im öffentlichen Nahverkehr zu
kommen.
Die Aktionen in anderen Städten haben gezeigt, daß gemeinsame Aktionen zum
Erfolg führten. In Hannover wurde ein Einheitstarif von 50 Pfennig errecht.
Das ist zwar kein Nulltarif, aber ein erster Schritt, um dahin zu kommen.
Unser erster Schritt zum Nulltarif in Bochum wird ein Stop der Fahrpreise
sein."
=Unsere Zeit Nr.7,Düsseldorf 13.2.1971,S.3
18.02.1971: 
Bei Opel Bochum verteilt die Rote Garde (RG) der KPD/ML-ZK zu den heute und
morgen stattfindenden Jugendversammlungen ein zweiseitiges Flugblatt unter
Verantwortung von Stefan Bock:"
Heute spricht ein Vertreter der Bundeswehr vor der Opel-Jugendversammlung.
Sein Ziel ist klar: Werbung für die Bundeswehr.
Welchen Zielen dient die Bundeswehr? Dient sie uns, den Jungarbeitern und
Lehrlingen?
- Seit Verabschiedung der Notstandsgesetze (NSG - vgl. 30.5.1968,d.Vf.) kann
die Bundeswehr im Innern eingesetzt werden. Gegen die Bevölkerung, gegen
sogenannte Unruhen (Streiks, Demonstrationen). Innenminister Genscher (FDP,
d.Vf.) bemüht sich seit einiger Zeit, den Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.) zur
Bürgerkriegsarmee auszubauen. Im letzten Herbst (vgl. **.**.1970,d.Vf.) wurde
ein Manöver des Bundesgrenzschutzes abgehalten, wo 'Störenfriede' gejagt
wurden. Wir können uns denken, was 'Störenfriede' sind: es sind diejenigen,
die den kapitalistischen Ausbeutungs'frieden' stören, die den Kampf gegen die
wirtschaftliche Ausbeutung im Zuge der kommenden Wirtschaftskrise aufnehmen.
Überall hört man von Lohnabbau, Kurzarbeit, Kürzung von Sozialleistungen und
Entlassungen. Bundesgrenzschutz und Bundeswehr bereiten sich darauf vor,
diesen Hunderttausenden von Kollegen, die gegen die Verschlechterung ihrer
wirtschaftlichen Lage kämpfen, mit Mitteln der Gewalt entgegenzutreten. Im
Herbstmanöver übte der Bundesgrenzschutz die neue Kampftaktik für die
Zukunft: in kleinen Kampftrupps, bewaffnet mit Handgranaten, unterstützt von
leichten Aufklärungshubschraubern, jagten sie die 'Störenfriede'. Die
Bundeswehr will eine Heeresfliegertruppe aufbauen, die ebenfalls mit diesen
leichten Hubschraubern ausgerüstet ist. Beim Streik der Flensburger
Werftarbeiter (in Schleswig-Holstein - vgl. 12.11.1970,d.Vf.) standen Polizei
und Bundeswehrmannschaften in der Nähe zum Einsatz bereit. Welche
Schlußfolgerungen müssen wir daraus ziehen?
Bundeswehr und Bundesgrenzschutz sind im Innern dazu da, die Interessen des
Kapitals zu schützen und nicht die der Arbeiterklasse. Die Kapitalisten haben
sich in der Armee ein Instrument zur Verteidigung ihrer Ausbeutungsinteressen
geschaffen. Eine Regierung, die vorgibt, die Interessen der Arbeiter zu
vertreten, nämlich die SPD-Regierung, schützt und verstärkt dieses
Instrument, baut es noch besser aus. Die SPD-Regierung plant eine
'Wehrreform', wonach noch mehr Jugendliche zum Militärdienst herangezogen
werden sollen - unter der verlogenen Parole der 'Wehrgerechtigkeit' will sie
nun auch Verheiratete, Familienväter und beschränkt Taugliche einziehen.
Neben dem Aufbau einer perfekt ausgerüsteten Berufsarmee, einer Elite-
Kampftruppe, braucht sie viele einfache Soldaten als Kanonenfutter. Dazu muß
vor allem die Arbeiterjugend herhalten. Um die Wehrdienstverweigerung (KDV,
d.Vf.), die in den letzten Jahren stark gestiegen ist (19 000 im Jahre 1970)
in Zukunft einzudämmen, plant sie, die Ersatzdienstzeit zu verlängern und
eine Art Arbeitsdienst einzuführen. Natürlich gehen die Kapitalisten und ihr
Staat nur im letzten Moment mit äußerem Zwang und Gewalt vor. Heute arbeiten
sie noch vorwiegend mit psychologischen Tricks und Täuschungsmanövern. Nach
General Schnez, Chefinspektor der Bundeswehr, ist es notwendig, der Jugend
durch 'Hebung des Waffenstolzes' ein 'klares und deutliches Bekenntnis zur
deutschen Soldatentradition' beizubringen. Vor allem die Arbeiterjugend soll
so betrogen werden und in den Kampf GEGEN IHRE EIGENEN INTERESSEN geführt
werden.
- Die Bundeswehr ist ein wichtiger Bestandteil der NATO. Die NATO aber ist
kein 'Entspannungsinstrument', sondern ein aggressives Militärbündnis. Wir
brauchen uns nur anzusehen, wie die NATO die verbrecherischen Angriffe der
US-Imperialisten auf die Völker Vietnams, Laos' und Kambodschas unterstützt,
und mit den faschistischen Regimes in Portugal und Griechenland einen Pakt
geschlossen hat. Die NATO gibt den US-Imperialisten einen 'Lastenausgleich'
von 4,25 Mrd. DM für ihre Weltpolizeiaktionen. Die SPD-Regierung hat
zugesagt, daß die BRD davon 40% (1,7 Mrd. DM) übernimmt. Natürlich denken die
westdeutschen Kapitalisten nicht nur daran, den USA zu helfen. Sie streben
selbst nach immer mehr Macht und Einfluß, so haben sie sich auch mit dem
faschistischen Portugal in der NATO besonders eng zusammengeschlossen und
unterstützen den verbrecherischen Kolonialkrieg Portugals in den
afrikanischen Kolonien Angola, Mozambique und Guinea (B) mit billigen
Krediten und Waffenlieferungen. Dafür haben die westdeutschen Kapitalisten
von Portugal dort bestimmte Rechte bekommen, z.B. Krupp in Angola
Schürfrechte für eines der größten Eisenerzlager der Welt mit hochwertigem
Eisenerz, Siemens, AEG, Hochtief u.a. eine ca. 1 Mrd. DM-Beteiligung am
Cabora-Bassa-Projekt in Mozambique (Bundesbürgschaften eingerechnet). Die
westdeutschen Kapitalisten machen in diesen unterentwickelt gehaltenen
Ländern hohe Extra-Profite. So sagte der Geschäftsführer der Firma Rosenthal
(Staatssekretär bei Wirtschaftsminister Schiller): 'Bei uns in Bayern
verdient ein Arbeiter an einem Tag das, was ein afrikanischer Bantu in einer
Woche verdient.' (vgl. **.**.197*,d.Vf.) Deshalb investieren die
westdeutschen Kapitalisten fleißig in diesen Ländern.
Aber die Völker beginnen, sich gegen diese Ausbeutung und Unterdrückung zu
wehren. Durch das Erstarken der revolutionären Befreiungsbewegungen dieser
Völker sind die westdeutschen Imperialisten immer mehr gezwungen, ihre
Profite durch Waffenlieferungen an die portugiesischen Kolonialherren zu
schützen, die dort brutal die Befreiungsbewegungen zu unterdrücken versuchen.
So hat die BRD 60 Düsenjäger F 86 K Sabre (von Kanada an die BRD geliefert
und trotz kanadischem Protest von der BRD an Portugal verkauft), 111
Düsenflugzeuge Fouge-Magister geliefert, unter anderem 1970 3 Korvetten im
Wert von 150 Mio. DM (von den Blohm und Voss-Kapitalisten (B+V in Hamburg -
vgl. **.**.1970,d.Vf.) geliefert).
Laut Regierungssprecher Ahlers wurden 1970 'praktisch keine Waffen' an
Portugal geliefert. Die erste der drei Korvetten ist jedoch inzwischen
nachweislich in Angola angekommen.
Die Bundesregierung rechtfertigt diese Lieferungen damit, daß sie 'NUR IN
PORTUGAL zu Verteidigungszwecken gebraucht werden dürfen im Rahmen des
nordatlantischen Vertrages.' Dabei stört es sie keineswegs, daß die
portugiesische Regierung erklärt: 'Die Übergabe fand im Geist des
nordatlantischen Vertrages statt... Das portugiesische Territorium erstreckt
sich jedoch BIS NACH AFRIKA: Angola, Mozambique und Guinea'. Noch deutlicher
können diese verbrecherische Kolonialclique und ihre westdeutschen
Helfershelfer sich gar nicht entlarven!
Die Bundeswehr bereitet sich darauf vor, in absehbarer Zeit, die Interessen
des westdeutschen Kapitals in diesen Ländern in direktem militärischem
Einsatz zu schützen. So werden jetzt Splitterbomben in der Bundeswehr
eingeführt. Die gleichen Bomben, die die US-Imperialisten in Vietnam gegen
das Volk verwenden. Beim Bundeswehrmanöver 'Schwarzer Himmel' im September
letzten Jahres (vgl. **.9.1970,d.Vf.) wurde ausgewählten 'Fachjournalisten'
in München die neue Splitterbombe vorgestellt. Offiziere der Bundeswehr
erklärten, diese Bomben seien besonders wirksam, weil sie gegen 'weiche
Ziele', also gegen Menschen, angewendet werden können. Eine Bombe verstreut
beim Abwurf 400 kleinere Bomben. Beim Aufprall zersplittern diese in Dutzende
Plastikkugeln, die auf dem Röntgenbild nicht sichtbar sind und nicht
herausoperiert werden können.
Kollegen! Den Werbern für diese Bundeswehr sollten wir eine gehörige Abfuhr
erteilen! Was sagte der OPEL-Betriebsrat und die Jugendvertretung dazu, daß
in unserer Jugendversammlung Werbung für die Bundeswehr betrieben wird?
Schauen wir uns einmal an, in welch holder Eintracht die Gewerkschaftsbonzen
mit den Kapitalisten handeln:
Die Bonzen Naber und Vetter vom DGB-Bundesvorstand nahmen gemeinsam mit
weiteren DGB-Funktionären und einer Reihe von Kapitalisten (darunter die
Rüstungsbosse von Rheinstahl, Messerschmitt-Bölkow-Blohm) (MBB,d.Vf.) auf
Einladung von 'Verteidigungs'minister Schmidt an einer Wehrübung (vgl.
**.**.19**,d.Vf.) teil, für die ihnen auch ein 'Leistungszeugnis' ausgestellt
wurde. Was kann man daraus ersehen?
Die Gewerkschaftsbonzen interessieren sich nicht nur für das Kriegsspielen,
sondern sie suchen auch engeren Kontakt zur Bundeswehr, dem gewaltsamen
Instrument der Kapitalistenklasse zur Ausbeutung und Unterdrückung der
eigenen Arbeiterklasse und fremder Völker, und versuchen im Verein mit den
Kapitalisten, den Arbeitern und Jungarbeitern diese Sache schmackhaft zu
machen. Genauso wie bei den Streiks im September 1969 und 1970 die
Gewerkschaftsbonzen die Kollegen abgewiegelt und zur Beendigung der Streiks
aufgerufen haben, befinde sie sich auch hier in holder Eintracht mit den
Kapitalisten. BDI (Bund deutscher Industrieller)-Chef Berg sagte, daß einer,
der im 'Bund' gedient hat, Disziplin gelernt hat und später besser arbeitet
(vgl. **.**.19**,d.Vf.).
Die IG Bergbau (IGBE,d.Vf.) plant regelmäßige Treffen zwischen Soldaten und
Gewerkschaftlern. Die Gewerkschaftsbonzen zeigen hiermit, auf wessen Seite
sie stehen, wenn es einmal ernst wird: bestimmt nicht auf der Seite der
Arbeiter. Sie helfen schon heute den Kapitalisten, den Arbeitern Sand in die
Augen zu streuen.
Klassenbewußte Lehrlinge und Jungarbeiter!
ORGANISIERT EUCH IN DER ROTEN GARDE JUGENDORGANISATION DER KPD/ML".
Die Rote Opel-Jugendbetriebsgruppe (JBG) Bochum der Roten Garde (RG) der
KPD/ML-ZK berichtet dann später:"
DIE BUNDESWEHR:
EXKLUSIVREISEUNTERNEHMEN - ODER UNTERDRÜCKUNGSAPPARAT DER KAPITALISTENKLASSE?
Donnerstag und Freitag, den 18. und 19.2. fanden im Werk I und II
Jugendversammlungen statt.
Die Jugendvertretung hatte sich diesmal etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sie
hatte einen Vertreter des Bundesgrenzschutzes (BGS,d.Vf.) und einen Vertreter
der Bundeswehr eingeladen, die uns über Bundesgrenzschutz und Bundeswehr
'informieren' sollten. Sie zeigten uns Filme; in Werk II zum Beispiel einen
Film, in dem die Soldaten nichts anderes zu tun hatten, als zum Ausgang ihre
Uniformen zu bügeln oder unter romantischem Sternenhimmel das Ruder zu
führen. Wenn die Soldaten in Südamerika an Land gingen, wurden sie zu großen
Empfängen eingeladen und besichtigten die Villenviertel der Städte. Die Slums
sahen sie natürlich nicht, denn die lohnten es sich ja nicht zu verteidigen.
Wessen Abenteuerlust würde bei diesen herrlichen Aussichten nicht geweckt? Es
fehlte nur noch Peter Stuyvesant und der Duft der großen weiten Welt wäre
vollkommen gewesen!
Was der Film nicht zeigte, war die Ausbildung, die uns hier bei der
Bundeswehr erwartet.
WEHRDIENSTZEIT: ERZIEHUNG ZUM WILLENLOSEN RÄDCHEN IN DER MILITÄRMASCHINE
Während der ersten drei Monate wird man geschunden und geschliffen und zwar
so gründlich, daß man jede freie Minute zum Schlafen ausnutzt. Die
Vorgesetzten bemühen sich, jedes Denken und Nachdenken durch 'Druck' zu
verhindern. Durch nächtliches Wecken und schnellen Wechsel von Befehlen lernt
man blindes, reflexartiges reagieren. Durch antikommunistische Hetze im
Unterricht versuchen sie, ihren Feind zu unserem zu machen. Für den Soldaten
ist praktisch jede politische Betätigung während des 18 Monaten dauernden
Grundwehrdienstes verboten. Systematisch werden Rekruten in
Hausdurchsuchungen und Vernehmungstechniken ausgebildet.
Zum Schluß sind die meisten Soldaten willenlose Rädchen in der
Militärmaschine und nach ihrer Entlassung aus der Bundeswehr, wie Berg (Bund
deutscher Industrieller) (BDI,d.Vf.) sagte, auch bessere Arbeiter als die
anderen.
Zur Abwechslung, damit die Vergnügungsfahrt nicht zu langweilig wird, wurde
auch einmal ein Manöver abgehalten. Die Matrosen mußten auf rote (die Farbe
der Kommunisten und der gesamten Arbeiterklasse) Luftballons schießen. Das
Ganze wirkte wie eine Spielerei! Keiner konnte sich vorstellen, daß die
Luftballons im Ernstfall Menschen sein werden - Kollegen aus fremden Ländern
oder auch deutsche!
MILITÄRMASCHINE: INSTRUMENT DER KAPITALISTENKLASSE ZUR UNTERDRÜCKUNG DER
ARBEITERKLASSE
Auf die Frage, ob es wahr sei, daß nach den Notstandsgesetzen (NSG,d.Vf.)
Kollegen auf Kollegen schießen müssen, antwortete der Bundeswehrvertreter in
Werk I, er könne sich das nicht vorstellen. In Werk II sagte er sogar, um
jede weitere Frage im Keim zu ersticken, daß das nicht stimmt. Als ihm einer
der Jugendvertreter den entsprechenden Artikel aus den Notstandsgesetzen
vorlas, war der feine Herr plötzlich für politische Fragen nicht mehr
zuständig. In Werk I wollte er uns bei der nächsten Jugendversammlung einen
vorbeischicken, der darauf Antwort geben könnte.
Darauf werden wir wohl warten müssen, bis die Notstandsgesetze schon
angewandt werden!
Wie aber steht es im Gesetz?
Die Bundesregierung soll in Zukunft die Streitkräfte als Polizeikräfte
einsetzen können, wenn dies die Lage im Innern erfordert:
a) bei Naturkatastrophen
b) bei einem besonders schweren Unglücksfall
c) bei einem bewaffneten Aufstand
d) bei Gefahr für den Bestand der 'freiheitlich demokratischen Grundordnung'
(FdGO,d.Vf.).
Auf die Frage, unter welchen Voraussetzungen ein Arbeitskampf
ordnungsgefährdend sei, wurde geantwortet, das sei danach zu beurteilen, ob
die 'geschichtlich gewordene Ordnung des Gemeinschaftslebens, besonders des
Arbeitslebens' gefährdet würde.
Wem und wozu dient dieses Gesetz?
Seit 1966 ist es mit dem Märchen der Kapitalisten vom 'deutschen
Wirtschaftswunder' vorbei!
Es gibt regelmäßig Krisen, deren Lasten wir tragen sollen. Die Kollegen
lassen sich nicht länger belügen und von den Gewerkschaftsbonzen und der
D'K'P (DKP,d.vF.) in die Irre führen. Sie beginnen zu kämpfen! Damit
gefährden sie immer mehr unsere 'freiheitlich demokratische Grundordnung' und
vor allem die 'geschichtlich gewordene Ordnung des Arbeitslebens', vom Recht
einer kleinen Minderheit von Kapitalisten auf Ausbeutung und Unterdrückung.
Davor haben die Kapitalisten Angst und IHR Staatsapparat hat Vorsorge
getroffen, um Kollegen gegen Kollegen kämpfen zu lassen.
Damit wollen sie versuchen ihre 'geschichtlich gewordene Ordnung' von
Ausbeutung aufrechtzuerhalten.
BUNDESWEHR: INSTRUMENT ZUR NIEDERHALTUNG DER UNTERDRÜCKTEN VÖLKER
Die westdeutschen Kapitalisten machen in den unterentwickelt gehaltenen
Ländern Europas, Afrikas, Asiens und Lateinamerikas hohe Extraprofite. Aber
die unterdrückten Völker beginnen sich zu wehren. Jetzt noch unterstützen die
westdeutschen Kapitalisten andere Kolonialherren, wie z.B. Portugal, mit
Waffenlieferungen. Aber sie bereiten sich schon darauf vor, ihre Interessen
mit direktem militärischem Eingriff zu schützen. Dann sollen wir dort den
gerechten Kampf der Befreiungsbewegungen niederschlagen und unseren Kopf
dafür hinhalten, daß die Kapitalisten dort ihren Profit und die
Ausbeutungsmöglichkeit behalten.
DIE GEWERKSCHAFTSBONZEN VERRATEN UNSERE INTERESSEN!
Die Gewerkschaftsbonzen versuchen uns immer wieder zu erzählen, sie würden
unsere Interessen vertreten. Was aber machte der 'Kollege' Perschke auf der
Jugendversammlung?
Erst versuchte er sich mit scheinradikalen Phrasen bei uns einzuschmeicheln.
Er sei ja auch gegen die Bundeswehr! Manchmal frage er sich, wozu er seine
Steuern zahle.
Dann jedoch kam er auf den Kern seiner Rede.
Das wichtigste Problem für uns müsse die Bezahlung während des Wehrdienstes
sein!
IHM IST ES ALSO EGAL, OB ER AUF KOLLEGEN SCHIESSEN MUSS! WICHTIG FÜR IHN IST
NUR, OB ER ES FÜR 120 DM ODER VIELLEICHT ... (ein Zeichen in Vorlage
unleserlich,d.Vf.) 00 DM TUT!
Damit hat er wieder einmal gezeigt, auf wessen Seite er und mit ihm alle
Gewerkschaftsbonzen stehen. Sie wollen uns davon abhalten, den wirklichen
Feind zu erkennen und gegen ihn zu kämpfen!
DIE ARBEITERJUGEND MUSS SICH ORGANISIEREN ZUM KAMPF GEGEN DEN MILITARISMUS
UND DAS GANZE KAPITALISTISCHE SYSTEM!
Uns wird immer wieder erzählt, wir könnten ja den Kriegsdienst verweigern
(KDV,d.Vf.). (Besonders die sogenannten 'Linksliberalen' und 'demokratischen
Sozialisten' bieten uns diesen Weg als Lösung an.) Aber die meisten von uns
schrecken vor dem Wust von Bürokratie zurück. Sollten einige von uns es
trotzdem versuchen, kommen sie meistens nicht durch, weil man ihnen
hinterhältige Fragen stellt. Zum Beispiel wurde ein gelernter Metzger
abgelehnt. Er hatte sich auf Gandhi berufen, der gefordert hatte, man müsse
sich friedlich verständigen. Darauf wurde ihm gesagt, er verstünde doch
nichts davon. Außerdem hätte er Tiere abgeschlachtet, und wer Tiere
abschlachtet, der kann ihrer Meinung nach auch Kollegen abschlachten.
Eine Chance durchzukommen haben nur rebellische Jugendliche, weil die
Kapitalisten Angst haben, daß diese - für sie sehr unbequemen und
gefährlichen - Zeitgenossen in der Bundeswehr die Kollegen aufklären und
organisieren.
Aber ist Kriegsdienstverweigerung wirklich eine Lösung?
Die wenigen, die es schaffen, haben sich persönlich davon 'befreit', auf
Kollegen schießen zu müssen, bzw. dazu ausgebildet zu werden. Aber die
Bundeswehr besteht weiter, und die meisten von uns müssen hin. Durch die
Kriegsdienstverweigerung ändert sich letztlich gar nichts!
Die einzige Möglichkeit, wirklich etwas zu ändern, ist die Abschaffung der
Bundeswehr!
Die Bundeswehr können wir aber erst abschaffen, mit der Zerstörung des ganzen
Staatsapparates der Kapitalisten.
Im Sozialismus ist der erste Schritt die Auflösung des stehenden Heeres und
seine Ersetzung durch die Bewaffnung der Arbeiterklasse und der
fortschrittlichen Teile des Volkes!
Nach den drei Monaten Grundausbildung, in denen man völlig zur Schnecke
gemacht wird, gammeln die Soldaten in der Bundeswehr 'rum. Sie haben z.B.
manchmal nichts anderes zu tun, als 14 Tage lang einen Panzer zu putzen, bis
die gerade neu aufgetragene Farbe wieder heruntergeputzt ist. Damit
verschleudert die Bundesregierung unser mühsam erarbeitetes Geld!
Sie werfen es zum Fenster hinaus!
Im sozialistischen Staat wird es soetwas nicht geben!
Wie sieht es z.B. in der VR China aus?
Die Soldaten der Volksbefreiungsarmee (VBA,d.Vf.) arbeiten in den Fabriken,
auf dem Lande oder haben teilweise sogar eigene Fabriken aufgebaut. Sie
ernähren sich aus ihrer eigenen Kraft und helfen mit, die Wirtschaft des
Landes aufzubauen, damit alle arbeitenden Menschen einen immer höheren
Lebensstandard erreichen.
Sie nehmen ihre Gewehre nur aus dem Schrank, wenn es notwendig ist, die
Interessen der Arbeiterklasse gegen Angriffe zur Wiederherstellung des
Kapitalismus von innen oder Angriffe der kapitalistischen Staaten von außen
zu verteidigen, wie z.B. beim Angriff der neuen Kapitalisten in der UdSSR
(SU,d.Vf.) am Ussuri.
Kollegen!
Für die Mehrzahl der Jungarbeiter und Lehrlinge führt kein Weg um die
Bundeswehr herum. Genausowenig, wie es für die Mehrzahl von uns einen Weg im
Kapitalismus gibt, der uns vor der Ausbeutung in den Fabriken der
Kapitalisten bewahrt. Alles Gerden vom Ausweg für den Einzelnen, handele es
sich dabei nun um Kriegsdienstverweigerung oder berufliche Karriere, dient
den Kapitalisten, weil es die Arbeiterklasse spaltet und vom Kampf abhält.
Es gibt nur einen Ausweg und das ist der einheitliche und organisierte Kampf
aller Teile der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen gegen die
Kapitalisten, ihren Staat und die reaktionäre Gewerkschaftsbürokratie und für
den Sozialismus und die Diktatur des Proletariats.
Dieser Kampf kann nur von der revolutionären Partei der Arbeiterklasse, der
KPD/ML geführt werden.
Der Kampf gegen den Militarismus ist ein Teil dieses Kampfes, der
hauptsächlich von den Jungarbeitern und Lehrlingen getragen werden muß. Zu
diesem Zweck müssen wir uns innerhalb und außerhalb der Bundeswehr
zusammenschließen, denn nur dann werden wir Erfolg haben.
JUNGARBEITER, LEHRLINGE!
ORGANISIERT EUCH IN DER ROTEN GARDE, DER JUGEND-MASSENORGANISATION DER
KPD/ML!"
=Zündkerze Nr.7,Bochum März/Apr. 1971,S.17ff;
RG:Heute spricht ein Vertreter der Bundeswehr ...,Bochum o.J. (18.2.1971)
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19.02.1971: 
Die KPD/ML-ZB berichtet von Opel Bochum:"
Am 19.2. wurde bei Schichtende ein Kollege beim Verlassen der Werkshallen
durch ein Transportfahrzeug angefahren; der Fahrbetrieb ruht bei Schichtende
nie ausreichend, so daß immer wieder Unfälle passieren."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.25,Bochum 31.3.1971,S.9
März 1971: 
Es erscheint eine Ausgabe der Werkszeitschrift 'Opel-Post' (vgl. **.2.1971,
**.*.1971), in der u.a. sechs Artikel gegen die linken Gruppen bei Opel
erscheint.
Beantwortet wird dieser Artikel u.a. durch die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG)
Bochum der KPD/ML-ZK in NRW (vgl. 24.5.1971).
Eingegangen wird auch auf den Revolutionären Kampf (RK) Frankfurt bei Opel
Rüsselsheim in Hessen.
=Zündkerze Nr.8,Bochum Mai 1971,S.5 und 8f
März 1971: 
Vermutlich im März erscheint die Nr.2/3 von 'Betrieb und Gewerkschaft' -
Organ des Zentralen Betriebs- und Gewerkschaftskomitees (ZBGK) beim ZK der
KPD/ML (vgl. Jan. 1971) und berichtet u.a. über die 'Zündkerze' bei Opel Bochum.
=Betrieb und Gewerkschaft Nr.2/3,o.O. o.J. (1971)
März 1971: 
Der 'Rote Morgen' der KPD/ML-ZK Nr.3 (vgl. Feb. 1971, Apr. 1971) berichtet
u.a. von Opel Bochum.
=Roter Morgen Nr.3,Hamburg März 1971
März 1971: 
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
SPD-BETRIEBSGRUPPE FÜHRT V-MANN-WAHL BEI OPEL BOCHUM DURCH
Die SPD-Funktionäre im Betrieb, die meist die Kontrolle über den Betriebsrat
und die Gewerkschaftsspitzen auf Ortsebene haben, sind die schärfsten Waffen
der SPD-Führer in Bonn im Kampf gegen die Arbeiterklasse.
Die Verabschiedung des BVG, in dem den Gewerkschaftsführern noch größere
Rechte im Kampf gegen die Arbeiterklasse eingeräumt werden, hat dies noch
einmal bestätigt.
Wie die SPD-Funktionäre diese Rechte nutzen, zeigt ein Bericht aus Bochum von
den Opel-Werken.
'Anfang März ist im Werk II in Bochum ein Aushang gemacht worden zur Wahl des
Vertrauensmannes der Schwerbeschädigten. Jeder Schwerbeschädigte, der sich
zur Wahl stellen wollte, mußte 53 Unterschriften vorlegen, damit er
zugelassen wird.
Das ist jedoch für einen Schwerbeschädigten kaum möglich, da die
Schwerbeschädigten überall im Werk arbeiten und daher kaum erreichbar sind
für einen einzelnen (Es gibt ungefähr 500 Schwerbeschädigte in den einzelnen
Werken.).
Mehrere Kollegen wollten kandidieren, doch jetzt schaltete sich der SPD-
Betriebsrat ein. Der Kollege bekam folgendes zu hören, als es bekannt wurde,
daß er kandidieren wollte: 'Kandidier doch lieber nicht! Die V-Leute und der
Betriebsrat unterstützen den Leimann, der gehört zu uns, der ist in der SPD.
Der soll das mal machen.'
Doch damit nicht genug: jetzt begannen die SPD-Betriebsräte, Stimmen zu
sammeln für Leimann, von dem die Schwerbeschädigten noch nie etwas gehört
hatten. In kurzer Zeit hatten sie natürlich genug Stimmen, denn die
Betriebsräte kommen ja überall im Werk rum.
Ein Kollege, der von einem oppositionellen Betriebsrat unterstützt wurde, der
für ihn Stimmen sammeln wollte, wurde vom Betriebsrat schwer beschimpft.'"
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.44,Bochum 9.6.1971,S.4
08.03.1971: 
Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet
vermutlich aus dieser Woche:"
ENTWEDER WIR - ODER DIE ANDEREN GEBEN NACH...
Bei der Straßenbahnblockade in Dortmund machten einige Genossen vom KSB/ML
(Studentenmassenorganisation der KPD/ML) Interviews mit Demonstranten aus
allen Schichten der Bevölkerung. Hier eine kleine 'Kostprobe':
Frage: Seid ihr der Meinung, daß es heute weitergehen soll?
Antwort: Ja sicher soll das weitergehen! Solange, bis die nachgeben! Solange,
bis die Preise ein wenig 'runtergehen!
Frage: Und wann, meint ihr, werden die 'runtergehen?
Antwort: Entweder einer gibt nach, entweder wir oder die geben nach; aber ich
würde nicht nachgeben!
ein anderer älterer Demonstrant: Ich auch nicht!
Frage: Wie ist denn das hier? Ist das hier auch so, daß die Lehrlinge weniger
bezahlen brauchen?
Antwort: Die bezahlen sowieso schon weniger!
Frage: Also in Bochum ist es so, daß die Schüler umsonst fahren können - bis
zu einer bestimmten Strecke. Die Lehrlinge müssen aber voll bezahlen. Ist das
in Dortmund nicht so?
Antwort: Nein, ist nicht so! Das ist auch für die Schüler. In Bochum soll es
ja auch teurer werden nächsten Monat. Da können auch die Dortmunder auf
Unterstützung hoffen... Glaub' ich jedenfalls. Die Bochumer sind ja auch hier
gewesen.
DAS GANZE VOLK SOLLTE MITMACHEN!
Frage: Was sagen Sie denn dazu? Sind Sie der Meinung, daß es heute
weitergehen soll?
Antworten:
- Ja, selbstverständlich! Das ganze Volk sollte mitmachen! Die Sache ist doch
die, daß es jetzt überall losgeht. Überall gehen die Preise hoch, auch die
Straßenbahnpreise. In Bochum wollen sie jetzt auch 'ran. Dann geht es in
Bochum und im ganzen Ruhrgebiet weiter. Das ist ein ganz klarer Fall!
- Eine normale Firma, die volumen- und personenmäßig so groß ist, wie die
Dortmunder Stadtwerke, die wäre mit 30 Millionen lange in Konkurs gegangen.
Nur bei den Dortmunder Stadtwerken geht das nicht, weil die Stadträte und
Direktoren alle im Aufsichtsrat sitzen.
- Ja, was meinen Sie, wie viel Leerlauf da oben ist?
Und dann, wie viel Geld wird verpulvert, z.B. für Gebäude. Jetzt haben sie
oben am Westfalendamm 'ne Hauptschule gebaut, 'ne ganz neue moderne, und da
haben sie gesagt: 'Ja, wir haben noch so viel Geld übrig.'
Aber das Geld wird jetzt nicht für 'ne andere Schule verwandt, sondern das
Geld verbrauchen sie jetzt, um da irgendwie Bilder anzuschaffen und Plastiken
anzuschaffen oder so 'was. Für Dinge, die überhaupt nicht notwendig sind.
Denn die haben ja alles, diese modernen Schulen. Die sind vollkommen
eingerichtet. Aber wer kümmert sich darum! Das sollte mal in die Zeitung
hinein!
Frage: Wissen Sie, wie das hier so abgelaufen ist? Haben die Leute von
Dortmund, so die älteren, haben die sich solidarisiert? Haben die auch die
Leute, die mit der Straßenbahn fahren wollen mitgenommen?
Antworten:
- Ja sicher haben die die mitgenommen! Viele sogar!
- Ja, ja! Also das war ganz gut organisiert hier. Am Samstag z.B.; alle Leute
sind hier weggekommen, alle!
Frage: Also die Leute sind nicht irgendwie verärgert oder sauer, daß die Bahn
nicht fährt?
Antworten:
- Nein, gar nicht! Im Gegenteil!
- Also mir ist es passiert, in Scharnhorst oben, da steh ich morgens ganz
mutterseelenalleine an der Straßenbahnhaltestelle und warte auf den Bus.
Kommt 'n Autofahrer mit 'nem roten Punkt.
'Wo wollen Sie denn hin?' - 'Zur Stadtmitte!' - 'Ja steigen Sie ein!'
Frage: Was sagen Sie denn zu den zahlreichen Verhaftungen, 180?
Finden Sie es richtig, wenn diese Jugendlichen so viel Geld für die
Straßenbahn ausgeben müssen?
Antworten:
- Ich meine, demonstrieren kann man! Und es müßte die ganze Stadt
demonstrieren! Aber wenn's verboten ist, sich auf die Schienen zu stellen
usw., daß sie dadurch verhaftet werden, ja da kann ihnen doch keiner helfen.
Soll man hingehen und auf die Schutzleute einschlagen oder wie stellen Sie
sich das vor?
Interviewer: Nein, man muß mitmarschieren!
- Ja sag ich doch gerade, die ganze Stadt!
Interviewer: Ja machen Sie doch gar nicht!
- Ja doch, ich marschiere fleißig mit!
Interviewer: Nein, ich habe noch keine ältere Person gesehen.
- Ich marschiere aber mit, ehrlich! Ja, sehn Sie mal, ich bin 'ne Rentnerin.
Mich trifft es doch am schwersten! Stell'n Sie sich 'mal vor, statt 10 Pfg.
zu erhöhen, gleich 30! 90 Pfg. hat's doch gekostet, jetzt 1,20 ne? Ich meine
das ist doch zu viel Geld, wenn ich jetzt hin und zurück fahre, oder ich muß
mal in die Stadt, das ist doch zu viel Geld!
- Für 'ne Familie mit Kindern ist das doch unbezahlbar. Das ist doch
unmöglich von der Stadtmitte, oder von einem Vorort 'mal nach Hohensyburg
'rauszufahren. Bei 'ner Familie mit vier Kindern ist man hin und zurück 20 DM
los. Dabei fassen Sie sich doch an'n Kopf! Deshalb muß man mitmachen!"
=Zündkerze Extra Kollegen! Solidarisiert euch mit dem Kampf gegen die
Fahrpreiserhöhungen bei der BOGESTRA,Bochum o.J. (1971),S.3f
11.03.1971: 
Die KPD/ML-ZB berichtet von Opel Bochum:"
Am 11.3. machte der Bochumer Oberbürgermeister einen Rundgang durch das Werk
und sprach mit der Geschäftsleitung über Ausbaupläne für das Bochumer Werk."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.25,Bochum 31.3.1971,S.9
15.03.1971: 
Vermutlich Anfang dieser Woche erscheint die 'Rote Westfalenwalze' Nr.2 der
Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund der KPD/ML-ZB (vgl. Jan. 1971,
1.3.1971). U.a. heißt es zur MTR:"
So sagte Mayr vom Hauptvorstand der IGM, der schon beim 10%-Verrat in Hessen
(vgl. **.*.1970,d.Vf.) und bei der Figgenschlichtung (vgl. **.**.197*,d.Vf.)
seine Finger im Spiel hatte:
'Die Schlichtung hat sich in der Tarifbewegung bewährt.'
Ja, für wen denn? Für die Kapitalisten und ihre Handlanger in der
IGM-Führung, doch nicht für die Metallarbeiter! Noch frecher behauptet Mayr:
'Unsere Mitglieder verstehen die Funktion der Schlichtung sehr wohl.' Was die
Metaller von der Schlichtung halten, hat sich in der Urabstimmung sehr
deutlich gezeigt: in den größten Betrieben, bei Opel und Ford, wurde die
Schlichtung mit 89 - 90% abgelehnt. Um solche Peinlichkeiten bei den nächsten
Tarifverhandlungen zu vermeiden, soll künftig die Schlichtung erst nach der
Urabstimmung stattfinden. Das heißt die Schlichtungsgespräche der Bonzen
bleiben das letzte Wort, was zu den Verhandlungen gesprochen wird. Deutlicher
können die rechten IGM-Führer nicht zeigen, was ihnen die Meinung der
Kollegen wert ist."
=Die Rote Westfalenwalze Nr.2,Dortmund 1971
22.03.1971: 
Vermutlich in dieser Woche gibt die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der
KPD/ML-ZK bei Opel Bochum ein 8-seitiges Extra ihrer 'Zündkerze' (vgl.
9.2.1971, 29.3.1971) heraus:"
KOLLEGEN!
SOLIDARISIERT EUCH MIT DEM KAMPF GEGEN DIE FAHRPREISERHÖHUNGEN DER BOGESTRA
In Dortmund kämpfen Arbeiter, Lehrlinge, Hausfrauen, Studenten und Schüler
schon vier Wochen gegen die Fahrpreiserhöhungen. Unsere Kollegen von Hoesch
haben sich solidarisiert. Ebenso Kollegen der Dortmunder Zechen.
Auch hier in Bochum ging es am Donnerstag vergangener Woche (vgl. 18.3.1971,
d.Vf.) los.
Die Polizei schritt von Anfang an brutal ein. So wie in Dortmund verhaftete
sie wahllos am Anfang, im weiteren Verlauf der Demonstrationen immer
gezielter: Spitzel wurden beauftragt, die 'Rädelsführer' ausfindig zu machen,
sie wurden mit genauen persönlichen Daten von der (politischen) Polizei
(K14,d.Vf.) versehen, um Leute einzuschüchtern usw. Flugblattverteilern
passierte es, daß sie plötzlich mit vollem Namen und Adresse angesprochen
wurden. Kollegen, warum dieser Polizei-Terror? Preiserhöhungen, Kurzarbeit,
Entlassungen in verschiedenen Branchen zeigen: Wir gehen einem zweiten 1966/
1967 entgegen. Diesmal sind aber große Teile der arbeitenden Bevölkerung
nicht mehr bereit, sich Lohnabbau usw. kampflos bieten zu lassen. Das wissen
natürlich die Herren in Bonn und Düsseldorf. Sie haben schon seit Monaten
alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sich auf solche Demonstrationen und
Streiks vorzubereiten: Die Unternehmer treffen Absprachen, um 'unliebsame'
Kollegen besser feuern zu können, Polizeischulen, wie die in Bork (Selm,
d.Vf.), sind fast nur noch mit der Ausbildung über Niederschlagung von
Demonstrationen beschäftigt. Und jetzt hat sogar die SPD-Landtagsfraktion in
NRW die Landesregierung 'gebeten', bei der Bundesregierung vorstellig zu
werden (vgl. **.*.1971,d.Vf.): Die 'radikalen Gruppen' sollen verboten
werden. Wer damit gemeint ist, dürfte klar sein. Nicht die Faschisten - Kühn
setzte sich erst kürzlich mit Jungfaschisten an einen Tisch (vgl. 14.3.1971,
d.Vf.) - sondern die Kommunisten, die KPD/Marxisten-Leninisten und ihre
Jugendorganisation, die ROTE GARDE (RG,d.Vf.). Die Herrschenden greifen immer
zu Verbotsanträgen, wenn's für sie brenzlig wird. So 1933, so 1956.
Kollegen, an uns liegt es, ob die arbeitende und studierende Jugend allein
bleibt oder nicht. Glauben wir nicht, daß der Kampf gegen Lohnabbau,
Preiserhöhungen usw. nur ihr Bier wäre. Jeder von uns weiß, wie schwer es
ist, seine Familie zu ernähren, wenn es Krisenlöhne oder
Arbeitslosenunterstützung gibt. (...)
Nur wenn wir uns alle einig sind, können wir etwas erreichen. Hände in den
Schoß legen kann nicht unsere Sache sein. Erinnert euch nur an unseren Streik
im vergangenen Jahr (vgl. 24.9.1970,d.Vf.). Kaum einer hielt ihn anfangs für
möglich - bis, ja bis es dann doch knallte!
Wenn die Erfahrung der älteren Kollegen zum Feuer der jungen hinzukommt, dann
läuten die Glocken Alarm bei den Bossen und Bonzen. Doch wenn wir nicht
kämpfen, dann werden wir noch mehr verlieren!
Kollegen, die KPD/Marxisten-Leninisten, ihre Rote Opel-Betriebsgruppe
(Zündkerze) und ihre Jugendorganisation, die ROTE GARDE, werden euch in
diesem Kampf konsequent unterstützen und alles dazu beitragen, daß WIRKLICHE
Erfolge errungen werden können.
Diskutiert in den Abteilungen, in den Pausen, wie ihr euch am besten
anschließen könnt. Wenns im herbst schon einigermaßen geklappt hat, so müßte
es jetzt eigentlich noch besser klappen!
(Doch wenn ihr euch anschließt, dann vergeßt nicht, eure Frauen bzw. Männer
und eure Kinder mitzunehmen!)
ALLE BAHNEN STEHEN STILL, WENN DER ARBEITER ES WILL!
KÄMPFT MIT FÜR DEN EINZIGEN EINHEITSTARIF - DEN NULLTARIF!"
In einem weiteren Artikel heißt es:"
DIE BOGESTRA ERHÖHT DIE FAHRPREISE! WAS HAT DIE BOGESTRA DEN OPELARBEITERN
ABGESEHEN VON DIESER UNVERSCHÄMTEN PREISERHÖHUNG ZU BIETEN?
1. Für An- und Abfahrt muß ein Opelarbeiter ca. 40 bis 50 DM zahlen; 40 bis
50 DM bedeuten ein ganzer, sauer verdienter Schichtlohn!
2. Dafür aber bringt die BOGESTRA (Linie 2) den Arbeiter aber erst um 5 Uhr
58 nach Opel I.
3. Mit ihrem 'vorzüglichen' Kundendienst bringt es die BOGESTRA nicht fertig,
daß die Omnibuslinie 55, die um 22 Uhr 55 Bochum Hbf. in Richtung Langendreer
verläßt, um 23 Uhr 05 eine Haltestelle an Opel I bekommt (Tor 4). Bis jetzt
hält er nur am Abzweig Laer.
4. Eine Durchführung der Linie 2 nach Schichtende um 22 Uhr 45 für die
Arbeiter scheint nicht möglich zu sein!
So und anders (Überfüllung der Straßenbahnen) sehen die 'Vorzüge' aus, die
uns die BOGESTRA zu bieten hat!"
Veröffentlicht werden auch Interviews über den Dortmunder Fahrpreiskampf
(vgl. 8.3.1971) sowie das folgende:"
GESPRÄCH IN EINER BOCHUMER STRASSENBAHN
Kollegin:
'Warum sind eigentlich nur die Gören auf der Straße? Die sind doch allein
viel zu schwach! Uns ziehen sie doch dauernd das Geld aus der Tasche! Wir
müssen auf die Straße!
'Demonstrieren!' sagt eine andere, 'wenn wir doch den ganzen Tag arbeiten!'
Kollegin:
'Na dann müssen wir eben streiken!'"
Als letzter Beitrag zu diesem Thema erscheint das:"
REZEPT EINES LOKALREPORTERS:
WIE HETZE ICH ERFOLGREICH GEGEN ROTGARDISTEN?
Du hörst z.B.: auf den Gleisen wollt' jemand wild mit Eier schmeißen. Nimm
eine Taxe! Fahre hin und horch in die Bevölk'rung 'rin! Dort interviewst Du
im Vertrauen Polypen, Oberlehrerfrauen. Und da erfährst Du erst einmal, nicht
weit sei das RG-Lokal. Das wäre schon ein Hauptindiz! Drum überschreibe die
Notiz: 'Der Geist der Zeit! Schon wieder 'mal: Die ROTE GARDE macht Krawall!'
Und dann ist sicher jemand da, der den Verbrecher türmen sah. Bist Du
geschickt, bekommst Du 'raus: Der Kerl sah rotgardistisch aus! Ein Oberlehrer
wird Dir sagen, er habe in den Parkanlagen, gleich um die Ecke, sechs Uhr
zehn, zwei Rotgardisten stehen sehn. Indizien hast Du jetzt die Menge; das
reicht für hundert Zeilen Länge! Nun zeige auch im Stil Geschmack; schreib
immer: Kommunistenpack! In Logik sei recht unverfroren! Gib Deiner Phantasie
die Sporen! Das Blättchen, dem Du dienen mußt, nimmt solches Manuskript mit
Lust. Und stellst Du dann mit leiser Klage am Schluß die aktuelle Frage ans
Polizeipräsidium: 'Wie lange geht DER Geist noch um?' wirst Du der allgemein
gegebnen Verbotstendenz die Wege ebnen und nicht nur Rotationsmaschinen,
nein, auch der 'Staatserhaltung' dienen!"
Über Opel wird berichtet:"
DIE GROSSE DURSTSTRECKE BEGINNT:
OPEL RÜSTET SICH FÜR DIE KRISE - UND WIR?
Viele Kollegen meinen immer noch, ausgerechnet Opel würde von der Krise
verschont. Dabei sind über Sonaks blauen Himmel (- erinnern wir uns an seinen
rosaroten Wirtschaftsbericht auf der letzten Belegschaftsversammlung!) (vgl.
18.12.1970,d.Vf.) schon längst dicke schwarze Wolken gezogen.
Die Aufträge gehen zurück! - Und wie sollte es auch anders sein? Opel ist ja
von der wirtschaftlichen Entwicklung in den anderen Ländern abhängig und
ebenso von der Entwicklung der anderen Industriezweige in der BRD. So wirft
die amerikanische Wirtschaftskrise ihre Schatten, und der Export der
Opelprodukte nach Frankreich ist schon 1969 um 46% zurückgegangen!
Und wer sollte denn den GM-Bossen in Westdeutschland ihre Profite
verschaffen, wenn nicht die breiten Massen von Arbeitern und anderen
Werktätigen?
DIE OPEL-BOSSE WERDEN IMMER FRECHER
Insgesamt werden von Opel heute schon weniger Autos verkauft und bald wird
die Produktion eingeschränkt werden müssen. Jetzt schon gehen immer mehr
Opelwagen auf Lager, wie z.B. der GT für Westdeutschland. Immer häufiger
werden heute Kollegen hin- und hergeschoben ('ausgeliehen'), wie z.B. in D5.
Gegen die sich abzeichnende Krise versuchen die GM-Bosse ihre Profite auf
Kosten der Arbeiter zu schützen. Sie sind durch die Riesenprofite der letzten
Jahre noch habgieriger geworden und wollen jetzt immer aus uns 420 Millionen
oder möglichst noch mehr herauspressen. Da sie das nicht können, bemühen sie
sich mit allen Mitteln, wenigstens ihre Gewinnspanne gleich groß zu halten.
Deshalb nutzen sie bei Auftragsrückgang alle Möglichkeiten für Einsparungen
aus. Ihren Einfallsreichtum in dieser Hinsicht bekommen wir täglich zu
spüren.
ENTLASSUNGEN UND EINSTELLUNGSSTOP
So wurden bei Opel bereits etwa 200 'Bummelanten' entlassen. Kollegen, die
viel feiern oder einen Blauen gemacht haben, waren also die ersten. In D3
wurden Kollegen, die krank gefeiert hatten, zum stellvertretenden
Betriebsleiter Konrad beordert. der offenbarte ihnen in Gegenwart des
'Arbeitervertreters' Sonak, daß Krankfeiern für den Betrieb nicht tragbar
sei. In einer anderen Abteilung wurden die Kollegen, die gefeiert hatten, zur
Personalabteilung zitiert. Dort legte man ihnen nahe, wegen des Feierns die
Papiere zu nehmen.
Wieso ergreifen die Abteilungsbosse und Personalchefs gerade jetzt solche
Maßnahmen? Wieso wird gerade jetzt so viel über den 'hohen Krankenstand'
gejammert? Ganz einfach: die Überstunden und Sonderschichten, das heißt die
damit verbundene Mehrbezahlung, soll eingespart werden, indem durch tausend
Tricks der normale Krankenstand, der bei etwa 10% liegt, heruntergedrückt
wird. Aus dem Munde der meister klingt das dann so: 'Sehen Sie, mich
interessiert überhaupt nicht, warum Sie krank sind! Mich interessiert nur,
wie oft Sie krank sind!' - Wer krank ist, hat im Kapitalismus kein Recht auf
Arbeit!
Außerdem werden die Verträge der ausländischen Kollegen ab sofort nicht mehr
verlängert. Diese Kollegen haben sich nun einige Zeit für die Profite der
Kapitalisten abrackern dürfen, sie haben sich brav für den niedrigsten Lohn
ausbeuten lassen - jetzt bekommen sie einen Tritt in den Hintern und dürfen
abtreten!
Weiterhin werden keine Frauen mehr für die Produktion eingestellt. Die
Gleichberechtigung der Frau steht sowieso nur auf dem Papier. Sind etwa nicht
viele Frauen, genau wie die Männer, darauf angewiesen, durch den Verkauf
ihrer Arbeitskraft ihre Familien zu ernähren? Sie können nun sehen, wo sie
Arbeit finden - nämlich nirgends!
Darüber hinaus sparen die Opel-Bosse überall da, wo es auf unsere Kosten
möglich ist. Sogar die Luft wird knapp, denn gute Luft kostet etwas.
SPARMASSNAHMEN BEI DER LUFT IM PRESSWERK
In ihren Ventilator-geregelten Büros haben sich die Bosse folgendes
ausgedacht:
Die Filteranlagen der Ventilatoren im Preßwerk werden eingespart, schließlich
können die Arbeiter ein paar Grad mehr ja vertragen. Die sind ja abgehärtet.
Auch ein bißchen mehr Trockenheit der Luft wird denen schon nichts ausmachen.
Die Meister sind ja zum Glück von diesen Maßnahmen kaum betroffen, denn sie
sitzen ja meistens im Gang, durch den Frischluft zieht. Und die Herren
Betriebsleiter fahren ja nur 'mal kurz mit dem Fahrrad durch.
Der Erfolg dieser Idee: oft unerträgliche Hitze für die Kollegen, dazu eine
unangenehme Austrocknung der haut. Benutzt man nicht dauernd Creme, so
bekommt man Risse im Gesicht. Und durch die ständigen Schweißausbrüche am
ganzen Körper, haben wohl die meisten Kollegen im Preßwerk eine
Dauererkältung. Nicht umsonst ist der Krankenstand in letzter Zeit auf 14%
angestiegen!
Die Stückzahlen werden aber trotzdem geschafft. Zwar nur unter größten
Anstrengungen, aber die Opel-Bosse können sich ins Fäustchen lachen. Muckt
einmal ein Kollege auf, so weiß der Meister, ihn klein zu halten: 'Herr
Soundso, wollen Sie denn wirklich bei den Entlassungen mit dabei sein?'
UND BEI DER OPELWÄSCHEREI
Seit einiger Zeit gibt es in der Produktion nur noch alle 14 Tage frische
Arbeitsanzüge. Offizielle Begründung:
'Da es keine Sonderschichten mehr gibt, werden die Anzüge ja nicht mehr so
schmutzig.'
Ganz abgesehen davon, daß im Preßwerk auch ohne zusätzliche Pflichtschichten
Samstags gearbeitet wird, ist dieser Vorwand eine bodenlose Unverschämtheit
und freche Lüge.
So sagte sinngemäß ein Vertrauensmann ganz unverblümt: 'Seit dem Streik in
Amerika muß überall gespart werden - und außerdem kommt ja die Krise. Die in
den USA verlorenen Profite müssen nun in den anderen GM-Werken 'rausgeholt
werden. Auch die sinkenden Auftragseingänge müssen wett gemacht werden. Aus
diesem Grunde kann man nicht umhin, die Sonderschichten der Wäscherei
einzusparen. Der Betriebsrat kann in dieser Situation gar nichts machen, denn
man steht jetzt den Arbeiterwünschen nicht mehr so aufgeschlossen gegenüber.'
Alle Kollegen sind äußerst unzufrieden; aber murrend tragen sie ihre
dreckstinkenden Anzüge.
Doch auch diese Sparerei genügt den geldgierigen Opel-Bossen nicht. Sie
steigern die Ausbeutung immer mehr! Sie versuchen, den letzten Tropfen aus
uns zu pressen.
STEIGERUNG DER AKKORDHETZE
So wird z.B. im Preßwerk von den Meistern in letzter Zeit manchmal eine
völlig neue Stückzahl angegeben. Mußte man eine Woche vorher noch 2 200 Teile
fahren, so sollten es plötzlich 3 000 sein. Und dazu die freche Behauptung:
'Das war schon immer so'. Wer seine Knochen schon bei 2 200 geschunden hat,
der kann die Unverschämtheit dieser Worte ermessen!
Außerdem werden die bisherigen 110% öfters plötzlich als 100% angegeben. So
will man uns für dumm verkaufen!
Auch in D4 wird die Ausbeutung verschärft.
In den letzten Monaten wurden neue Akkordzeiten gestoppt, die seit dem
1.3.1971 offiziell sind. Die alten Zeiten wurden gestoppt, als nur Kadett und
GT gefahren wurden. Die neuen Zeiten beziehen sich aber auf Kadett, Manta und
Ascona. Bei Manta und Ascona aber machen die meisten Operationen viel
mehr Arbeit als beim Kadett. Trotzdem sind die neuen Zeiten durchweg kürzer
als die alten. Ja, es wird sogar von vielen Operationen ein Kollege
abgezogen. Und das bei 500 und mehr Wagen pro Schicht, von denen vielleicht
ein Viertel Kadetts sind.
In den ersten tagen dieser gesteigerten Ausbeutung haben die Kollegen
protestiert. Zum Teil wurden die Operationen noch einmal gestoppt - natürlich
kam das Gleiche heraus! Die Meister liefen herum und meinten väterlich:
'Strengt Euch 'mal an, Ihr werdet das schon schaffen!'
Der Betriebsrat war wieder einmal 'nicht zuständig', als die Kollegen von ihm
verlangten, er solle sich endlich einmal für sie einsetzen.
Aber den Gipfel der Frechheit erlaubte sich der 'Ober-Ober-Meister' von D4,
nämlich Betriebsleiter Pfeffer. Im vollen Bewußtsein seiner Macht meinte
dieser Kapitalistenknecht: 'Wir wollen uns doch nicht jeden tag wegen der
neuen Zeiten streiten! Also fahrt 'mal schön mit einem Mann weniger!'
So hielt der Widerstand auch nicht lange an. Immer häufiger konnte man hören:
'Dagegen kommt man doch nicht an!'
ABER DAS STIMMT NICHT!!
Die Opelbosse und ihre Kumpanen, der bürgerliche Staatsapparat und die
Gewerkschaften, sind zwar eine mächtige Burg; aber keine Burg ist
uneinnehmbar!
Je mehr und je schärfere Angriffe von diesem Dreibund auf die Arbeiterklasse
gestartet werden, desto mehr Kollegen erkennen, daß die Hoffnung auf
Betriebsrat oder SPD nur vom richtigen Weg ablenkt: nämlich auf die eigene
Kraft und Stärke vertrauen und den Kampf gegen die Burg organisiert
aufnehmen!
ORGANISIERT EUCH IN DER ROTEN OPEL BETRIEBSGRUPPE DER KPD/ML!
BAUEN WIR EINE STARKE KOMMUNISTISCHE PARTEI DEUTSCHLANDS - MARXISTEN
LENINISTEN
KPD-ML"
Geworben wird für den 'Roten Morgen', der vor dem Tor verkauft werde.
=Zündkerze Extra Kollegen! Solidarisiert euch mit dem Kampf gegen die
Fahrpreiserhöhungen bei der BOGESTRA,Bochum o.J. (1971)
Bochum_Opel157

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29.03.1971: 
Bei Opel Bochum gibt die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK
vermutlich in dieser Woche ein zweiseitiges Extrablatt ihrer 'Zündkerze'
(vgl. 22.3.1971, 5.4.1971) heraus:"
FÜR DIE PROFITE DER GM-BOSSE - AKKORDHETZE BIS ZUM TOD!
WIEDER EINMAL IST EIN KOLLEGE GESTORBEN - OBWOHL ER KURZ VORHER DIE
'VORZÜGLICHE ÄRZTLICHE BETREUUNG' BEIM SANI GENOSSEN HATTE
Dieser Kollege aus D4, 41 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder, kam am Donnerstag
zur Nachtschicht und ging sofort wegen Herzschmerzen zum Sani. Mit Tabletten
wurde er auf der Stelle wieder zur Arbeit geschickt - eine genaue
Untersuchung war den Herrschaften zu aufwendig. Auf dem Weg zur Arbeit kippte
der Kollege im Keller von D3 um, lag dort bis viertel vor elf, bis die zur
Kaue gehenden der Mittagsschicht seinen Abtransport ins Krankenhaus
veranlaßten. Bald danach starb der Kollege. Seine Witwe wird noch nicht
einmal eine ausreichende Rente erhalten, weil ihr Mann noch so jung war.
Viele Kollegen klagen über Herzschmerzen, Überarbeitung und vieles mehr. Wir
alle mußten uns in der Hochkonjunktur bei Überstunden, Sonderschichten und
gesteigerter Akkordhetze unsere Gesundheit ruinieren, um mit dem 'Über'-Lohn
gerade die vielen Preis- und Steuererhöhungen bezahlen zu können.
WIEVIELE SOLLEN JETZT VON UNS AN DER IMMER WEITER STEIGENDEN AKKORDHETZE UND
BELASTUNG STERBEN?
Die Kapitalisten versuchen, ihre Profite in der beginnenden Krise dadurch zu
sichern, daß sie uns buchstäblich bis zum letzten Tropfen auspressen. Und wer
das gesundheitlich nicht aushält - der ist beim Sani an der falschen Adresse.
Denn hier gilt nur eine Parole: Zurück zur Arbeit und zwar möglichst schnell!
Hier geht es um Arbeitsmaschinen, für die Kapitalisten sind wir keine
Menschen, sondern lediglich 'Behälter menschlicher Arbeitskraft', wie Karl
Marx sagte. Wenn die Arbeitskraft nachläßt, d.h. wenn sie bis zum Letzten
ausgebeutet ist, dann sind wir Abfall für die Bosse. Dann gibt es nur zwei
Wege: Entweder bis zum Tod arbeiten - oder krankfeiern und gekündigt werden.
Wir wollen aus den unzähligen Beispielen nur zwei herausgreifen:
Ein Kollege aus D3 mit starken Magenschmerzen wurde ebenfalls ohne
Untersuchung mit den vom Sani so hoch geschätzten Tabletten an die Arbeit
geschickt. Als er wegen andauernder Schmerzen noch einmal hinunterging,
gelang es ihm erst nach einer längeren erregten Auseinandersetzung mit dem
Werksarzt, diesen davon zu überzeugen, daß er nicht arbeitsfähig war. So
machte denn der Werksarzt ausdrücklich 'mal eine Ausnahme' und ließ ihn nach
Hause gehen. Daraufhin mußte der Kollege wochenlang krankfeiern, und nach
kurzer Wiederaufnahme der Arbeit begannen die Schmerzen auf's Neue. Erst dann
wurde eine Röntgenaufnahme gemacht, bei der sich ein bereits durchgebrochenes
Magengeschwür herausstellte!
Ein anderer Kollege hatte einen Arbeitsunfall, bei dem sein Knie sofort rot
und blau dick anschwoll. Er humpelte zum Sani und wurde mit einem Kühlverband
- natürlich ohne Untersuchung - zur Arbeit geschickt. Auf dem Weg dorthin
fiel einer Schwester auf, daß er kaum laufen konnte. Doch ihre Aufforderung,
zum Sani zurückzugehen, scheiterte an der bereits eingetretenen 'Leck-mich-
am-Arsch'-Stimmung. Erst nach der Schicht wurde das Knie vom Hausarzt
geröntgt: Kniegelenksplitterung und Sehnenriß! Seit fünf Wochen feiert der
Kollege nun krank und wird ständig punktiert.
Aber beide Kollegen müssen damit rechnen, daß sie im Zuge der
'Bummelantensäuberung' ihren Arbeitsplatz verlieren.
Doch so werden natürlich nicht alle 'Mitarbeiter' behandelt. Die Mitarbeit
einiger Leute ist für die Opelbosse äußerst wertvoll und wird gehegt und
sorgsamst gepflegt. Zu diesen Auserwählten gehört auch der Betriebsleiter
Pfeffer. Dieser Herr ging ebenfalls, wie unser toter Kollege, mit
Herzschmerzen zum Sani. Doch hier griff man nicht so eilig zur Tablette - oh
nein! Erst nach genauer Untersuchung und EKG wurde der Pfeffer wieder auf
seinen Antreiberposten geschickt. Dort erreichte ihn bald der Befund: Kurz
vor dem Herzinfarkt, keinen Schritt mehr gehen! Auf der Stelle wurde der
Pfeffer abtransportiert; denn seine Gesundheit ist ja für die Kapitalisten
wertvoll. Wie vortrefflich er sich aufs Antreiben versteht, haben wir ja
schon in dem Artikel der 'ZÜNDKERZE' über die Krisenmaßnahmen bei Opel (vgl.
22.3.1971,d.Vf.) beschrieben.
Kolleginnen und Kollegen!
Dieses unmenschliche kapitalistische System müssen wir alle gemeinsam
bekämpfen. Wir können zwar dem Kollegen einen Kranz spenden und auch der
Witwe und ihren Kindern unsere tiefste Empörung versichern.
Aber verhindern wir damit, daß die Kapitalisten immer mehr von uns verheizen?
- Nein, das tun wir nicht. Das können wir nur, wenn wir das Übel an der
Wurzel ausrotten:
NÄMLICH DEN KAMPF GEGEN DIESES UNTERDRÜCKUNGS- UND AUSBEUTUNGSSYSTEM führen,
in dem ein Arbeiterleben dann keinen Pfifferling mehr wert ist, wenn seine
Arbeitskraft durch die ständige Ausbeutung verbraucht ist.
ÜNTERSTÜTZT DIE ZÜNDKERZE!
STÄRKT DIE ROTE BETRIEBSGRUPPE!"
=Zündkerze Extra Für die Profite der GM-Bosse und Nr.8,Bochum o.J. (1971)
bzw. Mai 1971,S.5
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29.03.1971: 
'Die Presse' Nr.3 - Zeitung der Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB in Bochum
erscheint vermutlich Annfang dieser Woche, datiert auf April (vgl. Feb. 1971,
Sept. 1971), mit acht Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von H.D. Weber,
Bochum, und dem folgenden Leitartikel (vgl. 26.3.1971):"
KAMPF DER SPD-PREISTREIBEREI
3 000 DORTMUNDER KOLLEGEN WEISEN DEN WEG.
3 000 Dortmunder Kollegen der Zeche 'Minister Stein' (IGBE-Bereich,d.Vf.)
zogen am Freitag durch die Straßen Dortmunds. Ihr Streik und ihre
Demonstration richtete sich gegen den SPD-Stadtrat von Dortmund, der die
Preise für die Straßenbahnen und die Busse um 30% erhöht hatte. Der
Betriebsrat von 'Minister Stein' erklärte: 'Wir sind es leid, noch länger für
den SPD-Stadtrat Gewehr bei Fuß zu stehen!'
Mit ihrer Demonstration haben die Dortmunder Kumpel allen Arbeitern des
Ruhrgebiets ein Zeichen gesetzt: das Zeichen, das gegen die Preistreiberei
der SPD-Führer in Bund, Land und Stadt die Arbeiterklasse den Kampf aufnehmen
muß, denn die Arbeiterklasse ist es, die für die Pläne der SPD-Führer
bezahlen soll und die Arbeiterklasse allein ist es, die diese Pläne
durchkreuzen kann.
Nicht nur in Dortmund gibt es Preiserhöhungen für die Straßenbahn und den
Bus: in Bochum, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Bottrop, Gladbeck, Oberhausen,
Düsseldorf und vielen anderen Ruhrgebietsstädten haben die SPD-Ratsherren,
die auch meist Aufsichtsratsmitglieder der Nahverkehrsunternehmen sind,
Preiserhöhungen beschloßen oder wollen sie beschließen. Und diese
Tariferhöhungen sind nicht die einzigen, die die SPD-Bonzen im Rathaus ins
Auge fassen: sie beraten schon jetzt fast überall die nächsten Erhöhungen für
Strom, Gas, Bäder, Kindergarten usw.
Dies ist ein großangelegter Angriff der SPD-Stadträte auf unsere Lebenslage;
sie treiben den Lohnraub, den die SPD-Bundesregierung mit der Einführung des
'Konjunkturzuschlags' begonnen hat, den die Kapitalisten mit dauernden
Preiserhöhungen ebenfalls betreiben, aktiv voran. So meinte der
OBERBÜRGERMEISTER VON BOCHUM, Klaus, der Aufsichtsratsvorsitzender der
BoGeStra ist, denn auch zu den Fahrpreiserhöhungen der BoGeStra (vgl.
S2.*.1971,d.Vf.):
'IM HINBLICK AUF DIE GESTIEGENEN LÖHNE UND GEHÄLTER IST DIE FAHRPREISERHÖHUNG
VERTRETBAR!'
Das ist die Sprache der Kapitalisten, die, wenn wir uns 10% Lohnerhöhung
erkämpft haben, uns hinterher über die Preise wieder alles aus der Tasche
ziehen.
Diese großangelegten Angriffe der SPD-Stadtparlamente kommen nicht von
ungefähr; sie sind ein Zeichen der Finanzkrise des Staates und diese
Finanzkrise ist ein deutliches Zeichen für die beginnende Wirtschaftskrise:
Die Steuerkommission der Bundesregierung (vgl. S2.*.1971,d.Vf.) hat
errechnet, daß die Steuereinnahmen 1971 lange nicht so schnell ansteigen
werden, wie angenommen. Der Grund ist klar: 1970 hatte die werktätige
Bevölkerung 30% MEHR LOHNSTEUERN zahlen müssen, und das noch ohne daß der
Konjunkturzuschlag berechnet ist.
So hatte die SPD-Bundesregierung die Steuerkassen aufgefüllt mit den mühsam
erwirtschafteten Steuergeldern der werktätigen Bevölkerung. Und diese Mittel
hat sie auch gleich wieder mit vollen Armen ausgegeben; allerdings nicht für
die groß angekündigten Reformen, mit denen sie während der Wahlen auf
Stimmenfang ging. Die reichlichen Lohnsteuern floßen als riesige
Investitionsspritzen in die Taschen der Kapitalisten:
So mußten die Kapitalisten 1970 weniger Steuern bezahlen als 1969, obwohl
ihre Profite in die Höhe geschnellt waren:
8% WENIGER EINKOMMENSSTEUER,
14% WENIGER KÖRPERSCHAFTSSTEUER,
11% WENIGER GEWERBESTEUER!
Hätte die SPD-Regierung der Kapitalistenklasse 1970 auch 30% mehr Steuern aus
der Tasche gezogen, hätten die Kapitalisten 9 Milliarden DM mehr bezahlen
müssen - allein 9 Mrd. DM, obwohl die Profite der Kapitalisten schneller
gestiegen sind als die Löhne der Arbeiterklasse.
Um den westdeutschen Kapitalisten einen immer stärkeren Platz an der Sonne in
der internationalen Konkurrenz zu sichern, hat die SPD-Regierung in Bonn 5
Mrd. DM Investitionshilfen locker gemacht;
um die Bundeswehr für einen Krieg vorbereiten, der nur für die Interessen der
Kapitalistenklasse bei der Eroberung neuer Märkte geführt werden kann, haben
die SPD-Bonzen in Bonn bis 1975 über 100 Milliarden DM eingeplant;
um den Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.) für eine Bürgerkriegsarmee gegen die
Arbeiterklasse umzurüsten, hat die SPD-Regierung 1971 452 Millionen DM
bereitgestellt.
DOCH FÜR DIE FINANZIERUNG DES NAHVERKEHRS HABEN DIE SPD-FÜHRER NICHTS ÜBRIG,
DENN HIER GEHT ES JA NICHT UM DAS WOHL DER KAPITALISTENKLASSE, SONDERN UM DAS
INTERESSE DER WERKTÄTIGEN BEVÖLKERUNG - DESHALB SOLL IM NAHVERKEHR DIE
BEVÖLKERUNG DIE ZECHE ZAHLEN!
Gegen diese Politik sind die Kumpel von 'Minister Stein' in Dortmund auf die
Straße gegangen. Ihre Forderung lautete:
RÜCKNAHME DER FAHRPREISERHÖHUNGEN! 50 PFENNIG EINHEITSTARIF!
Doch die Fahrpreiserhöhungen sind nicht alles: 1971 werden die Lohnsteuern
nicht mehr so reichlich für die Kapitalisten fließen wie 1970: Streichung der
Überstunden, Kurzarbeit, Entlassungen drücken den Lohn und damit auch die
Einnahmen aus der Lohnsteuer. Deshalb hat die SPD-Regierung auch schon wieder
neue Pläne: Erhöhung der Steuern, z.B. der Mehrwertsteuer von 11 auf 16%! Die
Kapitalisten werden diese Steuererhöhung mit 10 und mehr Prozent
Preiserhöhungen an uns weitergeben. Und dann sollen wieder wir zahlen. Gegen
diese Pläne muß unsere Forderung sein:
KEINE STEUERERHÖHUNGEN FÜR DIE WERKTÄTIGE BEVÖLKERUNG!
Den ersten Schritt zur Aufnahme des Kampfes haben uns die Dortmunder Kollegen
gezeigt. Wir sind in der gleichen Situation wie sie: auch bei uns sind viele
auf die Straßenbahn und den Bus angewiesen und es werden noch mehr werden;
viele werden sich bei weiterem Lohndruck und bei weiterer Preistreiberei für
Autos, KFZ-Versicherung und Reparaturen bald kein Auto mehr leisten können.
Und die, die weiter Auto fahren werden, brauchen sich nicht in Sicherheit zu
wiegen. Für Anfang 1972 haben die KFZ-Versicherungsgesellschaften neue
Tariferhöhungen von 20% angekündigt. Deshalb müssen alle Kollegen
solidarisch den Kampf aufnehmen, wie es die Dortmund Kollegen auch getan
haben.
Von den Demonstrationen der Lehrlinge, Jungarbeiter, Schüler und Studenten
werden sich die SPD-Ratsherren im Bochumer Rathaus nicht beirren lassen; sie
haben ja ihre Polizeitruppe, die schon einige Male die Demonstranten
auseinandergetrieben und brutal verhaftet hat. Doch wenn ein paar Tausend
Opel-Arbeiter auf die Straße gehen, werden es die SPD-Herren nicht wagen,
Polizei aufmarschieren zu lassen. Alle Hoffnungen in die SPD-Führer nutzen
nichts; das sollten uns auch die zwei Jahre SPD-Regierung in Bonn gezeigt
haben; nur wenn wir uns auf unsere Kampfkraft und Geschlossenheit verlassen,
wie wir sie im Herbst 1970 bei den Tarifkämpfen gezeigt haben, werden wir den
SPD-Bonzen einen Strich durch ihre Rechnungen machen können.
Deshalb Kollegen:
Nutzen wir jede Gelegenheit, um über Kampfmaßnahmen gegen die SPD-
Preistreiberei zu beraten, nutzen wir die Betriebsversammlung am Donnerstag
(vgl. 1.4.1971,d.Vf.) aus, um geeignete Maßnahmen zu diskutieren und zu
beschließen.
Lassen wir uns nicht durch Vorschläge des Betriebsrats zu Protestschreiben an
die SPD-Führer im Rathaus oder zu ähnlichen Kindereien gewinnen:
DIE KOLLEGEN VON DORTMUND HABEN UNS DEN WEG GEWIESEN!
Und wenn wir auf der Straße marschieren, wird dies ein Zeichen für weitere
Betriebe sein.
Fordern wir mit den Dortmunder Kollegen:
50 PFG-EINHEITSTARIF!
KEINE STEUERERHÖHUNG FÜR DIE WERKTÄTIGE BEVÖLKERUNG!"
Berichtet wird auch über:"
KRISENMASSNAHMEN
An den Anschlagbrettern kann es jeder lesen: Lieferzeiten für Opel-Arbeiter
statt sechs Monaten nur noch ein Monat; vom Werk II wurde uns berichtet, daß
bereits jetzt Arbeitsaufträge für das letzte Quartal 1971 erfüllt werden.
Das sind deutliche Zeichen für die wachsenden Absatzschwierigkeiten der Opel-
Kapitalisten, nachdem sie uns auf der Jagd nach Profit in Überstunden und
Sonderschichten bis auf die Knochen ausgelaugt haben. Im Verein mit der
staatlichen Ausplünderung der Arbeiterklasse durch die SPD-Preis- und
Steuerpolitik starten jetzt die Opel-Bosse täglich neue Angriffe, um die
Folgen der kapitalistischen Überproduktionskrise auf unseren Rücken
abzuwälzen und ihre Profite zu sichern.
(Kollegen, die folgenden Informationen sind teilweise noch inoffiziell und
ungenau! Berichtet uns sofort, wenn ihre genaueres wißt: Adresse: KPD/ML,
Bochum Goldhammerstr.1)
1. ENTLASSUNGEN
Kollegen, die häufig krank feiern, werden massenhaft entlassen; wie uns
Kollegen aus dem Preßwerk berichteten, bis zu 49 Mann pro Monat. (Ab 50
müßten die Kapitalisten die Anmeldung von Massenentlassungen beim Arbeitsamt
vornehmen und diese Krisenmaßnahmen somit öffentlich zugeben.)
Aus Werk II und aus D4 wurde uns mitgeteilt, daß alle, die öfter krank sind,
zum Abteilungsleiter geladen würden. - Einige Betriebsräte versuchten, die
Entlassungen in übelster Weise als berechtigte Maßnahmen der Kapitalisten
auszugeben: der Krankenstand bei Opel sei 1970 mit 15% der höchste in der BRD
gewesen; es gäbe zu viele 'Bummelanten', die durch häufiges Fehlen kein
Interesse an der Arbeit zeigten; außerdem wäre mit diesen Kollegen ja auch
nicht gut zusammenzuarbeiten, da immer wieder Ersatzmänner einspringen
müßten. Mit solchem Gerede erweist sich der B-Rat wieder als übler Spaltpilz
in der Arbeiterklasse: im Interesse der Kapitalisten soll unsere Wut auf
einige Kollegen abgelenkt werden, damit wir nicht wieder wie im September
letzten Jahres (vgl. 24.9.1970,d.Vf.) den Kampf aufnehmen.
Die hinterhältige Taktik der Gewerkschaftsführer bis hin zu den
Opel-Betriebsräten wird jedem klar, wenn man vergleicht, was die IGM NACH der
letzten Krise 1966/1967 in ihrem 'Weißbuch der Unternehmermoral' (vgl.
S5.**.19**,d.Vf.) über Entlassungen als Mittel zur Unterdrückung der
Arbeiterklasse schrieb:
'Kranke Arbeitnehmer, die früher ihre Krankheit auskurierten, gefährden heute
lieber ihre Gesundheit, als daß sie den Arbeitsplatz verlassen, weil sie
Furcht vor Kündigungen haben. Wie berechtigt diese Furcht ist, zeigen die
Fälle, in denen Entlassungen einfach nach den Fehlzeiten in den Vorjahren
vorgenommen wurden. So stehen heute Arbeitnehmer mit Fieber am Band oder
sind, wenn sie es doch 'wagen' krank zu sein, obendrein Schikanen
ausgesetzt.' (Weißbuch S.74)
NACH der Krise schimpfen die Gewerkschaftsführer in radikalen Tönen auf die
Kapitalisten, aber VOR und WÄHREND der Krise verhindern sie unseren
gemeinsamen Kampf!
2. EINSTELLUNGSSTOP
In Bochum wird nur noch entsprechend den Entlassungen neu eingestellt; in
Rüsselsheim ist bereits Einstellungsstop für Frauen. Ausländische Kollegen
werden wie Arbeitsvieh nach Bochum verlagert.
3. PUNKTESYSTEM FÜR ZEITLÖHNER
Von 32 möglichen Punkten wurden durchschnittlich etwa 19 vergeben. Einige
Meister, die durchschnittlich höhere Punktzahlen verteilten, wurden
zurückgepfiffen und mußten in einer erneuten Bewertung einen niedrigeren
Durchschnitt erreichen. Manche Kollegen beschwerten sich, erreichten aber
meistens nur das, was das Punktesystem will: sie wurden gegen die anderen
Kollegen aufgehetzt, die Kollegen untereinander gespalten. Deshalb kann
unsere Forderung NUR sein:
WEBG MIT DEM PUNKTESYSTEM!
EINHEITLICHE LEISTUNGSZULAGE FÜR ZEITLÖHNER!"
Zum 'Roten Kadett' (Zeitung der Opel-Betriebsgruppe der DKP - vgl. Feb. 1971)
gibt es hier in einem Kasten den Hinweis:"
Den D'K'P-Führern fällt in ihrem 'Rotem Kadett' zum Kampf gegen das
Punktesystem nichts weiteres ein, als den Kollegen zu raten, sie sollten sich
beim Meister beschweren, wenn sie sich 'ungerecht' bewertet fühlen.
Die meisten Kollegen haben schon längst erkannt, was die Kapitalisten damit
bezwecken, daß man sich einzeln beschweren soll - sie haben sich geweigert,
auf diesen üblen Spaltungstrick einzugehen."
Weiter heißt es im Artikel:"
4. KONTROLLE DER ARBEITSZEIT
In Rüsselsheim gibt es bereits Kontrollen in den Waschkauen vor Schichtende.
Auch bei uns verschärfen sich täglich die Meister- und Obermeisterkontrollen
vor den Pausen und vor Schichtende, um uns bis zur letzten Minute
auszunutzen.
5. PREISERHÖHUNGEN DER KANTINENESSEN
Diese Maßnahme wurde uns von einigen Kollegen aus dem Preßwerk berichtet.
Ausdrücklich müssen wir sagen, daß es noch keine offizielle Meldung gibt und
daß wir dazu noch Informationen brauchen.
6. NACHTSCHICHT IN VERSANDABTEILUNG
Zur Einsparung von Überstunden und zur Verschärfung der Arbeitshetze wurden
die Kollegen einer Abteilung, wo bisher bei Bedarf 10 Stunden gearbeitet
wurde, in drei Schichten aufgeteilt, was für jeden eine erhöhte
Arbeitsbelastung, für die Kapitalisten aber erhöhten Profit bringt.
7. WECHSEL DER ARBEITSKLEIDUNG
Auch in den Abteilungen, wo bisher noch alle acht Tage gewechselt wurde, gibt
es jetzt fast überall nur noch vierzehntägigen Wechsel der Arbeitsanzüge.
8. ANHÄUFUNG VON ARBEITSUNFÄLLEN
Vor einigen Wochen wurde ein Kollege bei Schichtende auf einer der
Werksstraßen von einem Transporter angefahren. Bei Schichtwechsel müßte der
Verkehr vollkommen ruhen - der Betriebsrat bleibt auch hier untätig.
Im Preßwerk verlor ein Kollege eine Hand, ein anderer vier Finger bei
Unfällen an ihren Pressen. Die Geschäftsleitung dazu: Die
Sicherheitsvorschriften wurden nicht beachtet! Damit wird vertuscht, daß die
ständige Beachtung der Sicherheitsvorschriften bei unserem Arbeitstempo
einfach unmöglich ist!
Kollegen!
Der Betriebsratsvorsitzende Perschke - auch einer der Arbeiterverräter in der
SPD - wird auf der BELEGSCHAFTSVERSAMMLUNG AM 1. UND 2.APRIL versuchen, die
Krisenmaßnahmen bei Opel als 'nützlich für die gesamtwirtschaftliche Lage'
usw. zu beschönigen. Im Interesse der Kapitalisten und ihrer SPD-Regierung
wird Perschke (selbstverständlich mit ein wenig scheinheiligem Geschimpf
gegen die Geschäftsleitung) die Aufgabe wahrnehmen, für 'Ruhe und Ordnung' im
Betrieb zu sorgen, damit nur nicht die Profite angeknackst werden, etwa
dadurch, daß wir so handeln wie die Kollegen von der DUISBURGER KUPFERHÜTTE
(IGM-Bereich,d.Vf.): in einem ZWEISTÜNDIGEN WARNSTREIK am 12.3. forderten sie
gemeinsam vor dem Verwaltungsgebäude vollständige Auskunft über alle
sogenannten 'Rationalisierungsmaßnahmen' wie Kurzarbeit, Entlassungen und
Lohnkürzungen. Das zu erwartende Perschke-Gerede wird wohl in dem Aufruf
enden, wir sollten mit allen Kräften helfen, daß Opel aus der Krise
herauskommt; das heißt, wir sollten uns geduldig von den Opel-Bossen und der
Regierung treten und ausplündern lassen, bis die Profite wieder hochschnellen
wie nach der letzten Krise 1966/1967.
Perschke will mit solchen Märchen genau das erreichen, was auch die DGB- und
IGM-Bonzen bezwecken: Mit leeren Versprechungen und übler Schönfärberei aller
Krisenmaßnahmen soll der Kampf gegen Lohnkürzungen und Entlassungen von
vornherein abgewürgt werden.
So warnt Otto Brenner in der neuesten 'Metall' (Nr.6 (vgl. 16.3.1971,d.Vf.),
S.2) 'zornig' die SPD-Regierung, nur ja ihre Reformversprechen einzuhalten,
wie z.B. die 'Verdoppelung des Arbeitnehmerfreibetrags'. Hinter den Kulissen
aber handeln die IGM-Bonzen allein im Interesse der Kapitalisten. Wie wir in
der letzten 'Presse' berichteten, hat die IGM-Führung dem Lohndiktat der SPD-
Regierung von 7 - 8% Tariferhöhung längst zugestimmt.
Damit folgen die Gewerkschaftsführer treu der Wirtschaftspolitik SCHILLERS:
Am 25.Februar sagte er auf der Kabinettssitzung:
'Wir können der Wirtschaft vieles zumuten, aber nach diesen Lohnrunden, nach
Lohnfortzahlung und Krankenversicherungsreform können wir ihr jetzt nicht
noch Vermögensbildung, Bildungsurlaub, flexible Altersgrenze in der
Rentenversicherung und höhere Steuern aufladen - DAS GEHT EINFACH NICHT!'
Was anscheinend aber 'einfach' geht: Preiserhöhungen auf allen Gebieten zu
Lasten der Arbeiter und der werktätigen Bevölkerung; verschärfte
Unterdrückung, Arbeitshetze und Lohnkürzungen durch Kurzarbeit für immer
größere Teile der Arbeiterklasse! Der Rüstungsetat sollte um drei Milliarden
DM in vier Jahren gekürzt werden. Wie die neueste 'Rote Fahne' (das
Zentralorgan der KPD/ML) berichtet, setzte der Kriegsminister Schmidt auf
einer Kabinettssitzung (vgl. 25.2.1971,d.Vf.) durch, daß DIESE Einsparung
NICHT vorgenommen wird.
Kollegen! Gegen diese Front von Kapitalisten, bürgerlichen Parteien, SPD- und
Gewerkschaftsführern organisieren wir in den Betriebsgruppen der
Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten den Kampf gegen die
Auswirkungen der Krise, gegen die Arbeiterverräter in der Gewerkschaft, gegen
die Kapitalistenklasse und ihre Regierung und gegen den ganzen
kapitalistischen Ausbeuterstaat, in dem eine winzig kleine Klasse von
Kapitalisten und ihren Handlangern die gesamte Arbeiterklasse unter der Knute
hält.
UNTERSTÜTZT DIE BETRIEBSGRUPPE DER KPD/ML DURCH INFORMATIONEN, KRITIK UND
VERBESSERUNGSVORSCHLÄGE FÜR DIE 'PRESSE'! Gebt zur persönlichen
Kontaktaufnahme mit Kollegen der Betriebsgruppe am besten Eure Anschrift an
die Verteiler der 'Presse' und der 'Roten Fahne'; das sind Genossen des
Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland (KJVD), die die Anschriften an
die Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML weiterreichen!
DIE KRISENFOLGEN ORGANISIERT BEKÄMPFEN!"
Geworben wird für die 'Rote Fahne' (RF) Nr.6 (vgl. 29.3.1971) und als letzter
Beitrag erscheint ein:"
LESERBRIEF
'Ich übersende Euch dieses Schreiben mit der Bitte um Veröffentlichung in
Eurer Opel-Betriebszeitung.
Langsam sickern Einzelheiten über das Punktebewertungssytem bei Opel durch,
was uns die IGM und der Betriebsrat beschert haben. Ich muß schon sagen, wenn
das eine Errungenschaft ist, dann wird Opel wohl bald den Betriebsräten eine
hohe Prämie diesen Verbesserungsvorschlag zahlen. - Unsere Kollegen sind sehr
empört über dieses System. Wir sind doch jetzt tatsächlich in zwei Lager
gespalten. In eins der gut Bewerteten und diejenigen, die sich übervorteilt
fühlen. Und diesem Verbesserungsvorschlag gibt die Gewerkschaft ihren Segen.
Der Willkür der Meister ist jetzt Tür und Tor geöffnet. Der eine vollführt
wichtige 'Generalstabsarbeit' mit Fähnchenstecken und so, der andere sucht
sich seine Opfer unter denen, die ihm nicht sympathisch sind. Der andere
bevorzugt die, die ihm immer am Kittel hängen. Der andere wieder macht es
sich ganz leicht, er benachteiligt diejenigen, die sich ruhig verhalten (die
Großmäuler sind obenan). Es soll sogar Meister geben, die ganze Kolonnen
benachteiligen, nur weil unter ihnen kein Schwätzer ist. Nun, meine Meister,
so geht es nicht. Meint ihr wirklich, daß die Masse der Facharbeiter einen
niedrigeren Intelligenzgrad , weniger Beurteilungsvermögen hat wie ihr?
Der Gewerkschaft kann ich nur sagen, ihr habt ein spielentscheidendes
Selbsttor geschossen. Wie könnt ihr das Schicksal der euch Anvertrauten einem
einzigen Mann anvertrauen, dem Meister? Könnt ihr euch noch erinnern, als vor
Jahren von euch über die Firmenleitung gewettert wurde, sie hätte angeblich
Beurteilungsakten über jeden Betriebsangehörigen angelegt? Und was habt ihr
jetzt ausgeheckt? Wenn es auch nicht zu Lohnkürzungen kommen sollte, die
Beurteilung wird doch sicher als Vermerk in die Personalabteilung wandern.
Wenn man schon so ein System einführen will, hätte man die Beurteilung,
unabhängig voneinander, dem Kolonnenführer, dem Meister und Obermeister
übertragen sollen, und dann bei zu großen Differenzen im Beisein eines
Betriebsrates ausgleichen sollen! Aber so wird es dem Betriebsklima, der
Firma und uns allen schaden. Warum hat man bei den Bewertungen nicht einen
hinzugezogen, der tatsächlich an der Werkbank steht und täglich mit denen
Umgang hat, die er beurteilen soll? Ich kann nur sagen, dies ist ein Werk von
Theoretikern!
Daß ich diesen Brief anonym schreibe, wird mir mancher zum Vorwurf machen.
Aber, Kollegen, die nächste Flaute kommt bestimmt.
Ein Opelarbeiter.'
ANTOWRT DER BETRIEBSGRUPPE
Lieber Kollege, vielen Dank für diesen ausführlichen Brief.
Solche Briefe sind sehr wichtig, da wir darauf angewiesen sind, von möglichst
vielen Kollegen Informationen zu bekommen und zu erfahren, was sie von den
Angriffen der Kapitalisten halten. - Klar, daß wir sowieso keinen Leserbrief
mit Namen veröffentlichen; allerdings kommt es darauf an, daß wir uns
organisieren und nicht als vereinzelte Kritiker und deshalb hilflos den
Kapitalisten ausgeliefert bleiben und deshalb solltest Du beim nächsten Mal
auch direkt mit uns Kontakt aufnehmen.
Du schreibst völlig richtig, daß das Punktesystem dazu dient, uns allesamt
gegeneinander auszuspielen, da wird jeder Kollege zustimmen. Allerdings
müssen wir Dir entgegnen, daß das Punktesystem vollkommen abgelehnt werden
muß und nicht die Hoffnung darauf ausgerichtet werden kann, daß sich durch
'gerechte Beurteilung' dieses System doch noch positiv für uns auswirken
könnte. - Es dient doch vor allem dazu, uns zur 'Disziplin' zu zwingen, das
Letzte aus uns herauszuholen, und das zu einer Zeit, wo es mit der Konjunktur
bergab geht, die Preise aber weiter in die Höhe gehen. Verschärfte
Ausbeutung, verschärfte Angriffe auf die Lage der Arbeiterklasse - damit
versuchen die Kapitalisten, der kommenden Krise zu begegnen!"
Zentral (vgl. 31.3.1971) berichtet die KPD/ML-ZB u.a. über und mit Hilfe
dieser 'Presse' so:"
In manchen Abteilungen werden noch Überstunden gemacht; weiter werden immer
wieder Gerüchte über neue Überstunden ausgegeben.
Dies führt dazu, daß bei vielen Kollegen immer noch Illusionen über ihre
Arbeitsplatzsicherheit neu geweckt werden. Doch weisen die Tatsachen und die
Rationalisierungsmaßnahmen der Opel-Herren in eine andere Richtung:
- Für Opel-Werksangehörige gibt es bei der Bestellung von Wagen nicht mehr
wie bisher sechs, sondern nur noch einen Monat LIEFERZEIT.
- Pro Monat werden jetzt 49 Kollegen ENTLASSEN, solche, die oft krank
gefeiert haben. Neueinstellungen werden nur noch in der Zahl der entlassenen
Kollegen geholt.
- Die Verschärfung der Arbeitshetze führt zur Häufung von Unfällen: im
Preßwerk verlor ein Kollege vier Finger, ein anderer eine Hand. Die
Geschäftsleitung verwies auf 'eigenes Verschulden', wegen Nichtbeachtung der
Sicherheitsvorschriften. Doch daß die Kollegen nicht aus Spaß die
Sicherheitsvorschriften vernachlässigen ist klar: sie lassen sich bei den
hohen Arbeitsanforderungen fast gar nicht einhalten. ...
- In Bochum wurde ein NEUES PUNKTESYSTEM für Zeitlöhner eingeführt, daß die
Kollegen einzeln antreiben soll. Bisher gab es eine einheitliche
Leistungszulage. Mit diesem Punktsystem, das 'Arbeitsergebnis,
Arbeitseinsatz, Arbeitssorgfalt' jeweils mit unterschiedlichen Punktzahlen
bewertet, sollen die Kollegen gegeneinander aufgehetzt werden. 'Unliebsame'
Arbeiter können jetzt vom Meister niedriger eingestuft werden. Unmittelbare
Auswirkungen auf den Lohn hat das neue Punktsystem vorerst noch nicht, doch
soll im Herbst (bei den Tarifverhandlungen!) eine neue Bewertung erfolgen,
bei der dann wahrscheinlich versucht wird, die Löhne zu drücken.
Die D'K'P-Führer (DKP,d.Vf.) haben in ihrer Betriebszeitung 'Roter Kadett'
nichts anderes zum Punktsystem zu sagen, als daß die Kollegen sich beschweren
sollen, wenn sie sich 'falsch beurteilt' fühlen. Die KPD/ML hat dagegen in
ihrer Betriebszeitung 'Die Presse' die klare Forderung aufgestellt:
'Weg mit dem Punktesystem!
Einheitliche Leistungszulage für alle Zeitlöhner!'
Die meisten Kollegen haben auch das Manöver der Kapitalisten durchschaut. Sie
haben sich geweigert, sich einzeln über die neue Bewertung zu beschweren:
Durchschnittlich wurden an alle Kollegen 19 Punkte von 32 möglichen vergeben.
- Durch die EINFÜHRUNG EINER DRITTEN SCHICHT, Nachtschicht, wird in den
Versandabteilungen von Werk I jetzt von der gleichen Zahl Kollegen ein Satz
Wagen mehr (24 Stück) in die Montagewerke geschickt. Die neue Schichtordnung
erspart die Überstundenzuschläge.
- Von Werk II wird berichtet, wer mehr als 40 Tage insgesamt krank sei, muß
zum persönlichen Verhör zum Abteilungsleiter.
- Vor den Pausen und vor Schichtende KONTROLLIEREN die Obermeister öfter, ob
auch bis zur letzten Minute durchgearbeitet wird."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.25,Bochum 31.3.1971,S.9f;
Die Presse Nr.3,Bochum Apr. 1971
31.03.1971: 
Die Rote Garde (RG) Bochum der KPD/ML-ZK gibt vermutlich Anfang dieser
Woche das folgende Flugblatt von vier Seiten DIN A4 unter Verantwortung von
St. Bock, Bochum, Hustadtring 73, heraus:"
DER KAMPF GEHT WEITER! ...
MIT PREISERHÖHUNG FÄNGT ES AN - BALD SIND WIEDER ENTLASSUNGEN DRAN
Die Lebenshaltungskosten sind von Januar auf Februar um 0,8% gestiegen. Bei
Stahlwerke Bochum (SWB - IGM-Bereich,d.Vf.) sind schon ganze Abteilungen
geschlossen und die Kollegen auf die Straße gesetzt worden. Beim BV werden
bis zum April 500 Kollegen entlassen, jeden Monat 49. Bei Opel (IGM-Bereich,
d.Vf.) gibt es einen generellen Einstellungsstop und über 200 Kollegen wurden
bereits geschmissen."
=RG:Der Kampf geht weiter!,Bochum o.J. (1971)
April 1971: 
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dem April (vgl. 30.4.1971):"
STREIK BEI RHODIA IN FREIBURG ...
Während bei den Septemberstreiks 1969 nur
die traditionell kampfstarken Hütten- und Werftarbeiter, d.h. der Kern des
Industrieproletariats, in den Streik getreten waren, erschienen 1970
zusätzlich neue unerfahrene Teile der Arbeiterklasse auf dem Kampfplatz, so
z.B. die Opel- und Fordarbeiter. Dabei handelt es sich vor allem um
angelernte und ungelernte Jungarbeiter-Kräfte, die erst durch die
Krisenentwicklung und ihre tägliche Erfahrung auf den Kampfplatz gerufen
werden. Nachdem also im letzten Jahr zusätzlich zum Kern die unteren Teile
der Arbeiterklasse angetreten sind, werden jetzt auch die obersten Teile der
Arbeiterklasse (die Chemiearbeiter), die lange Zeit große Privilegien
genossen haben und erst durch die beginnende Krise seit Ende 1970 wirklich in
den Kampf hereingezogen werden."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.35,Bochum 8.5.1971,S.11f
April 1971: 
Die Rote Opel-Betriebsjugendgruppe (ROBJG) Bochum der Roten Garde (RG) der
KPD/ML-ZK gibt vermutlich im April das folgende Extrablatt mit zwei Seiten
DIN A 4 unter Verantwortung von Stefan Bock, Bochum, heraus, in dem die RG
sich unter einer mit den fünf ML-Köpfen verzierten aufgehenden Sonne zur JVW
(vgl. **.4.1971) äußert:"
ZUR JUGENDVERTRETERWAHL
In einer Woche ist Jugendvertreterwahl. Heute werden die neuen Kandidaten
sich auf der Jugendversammlung vorstellen. Fordert sie auf zu erklären, wie
sie in Zukunft Eure Interessen als Jugendvertreter vertreten wollen!
WAS HAT DIE ALTE JUGENDVERTRETUNG GETAN?
Von der alten Jugendvertretung, Schneller an der Spitze, haben die Lehrlinge
nicht viel gehört. Sie hat durchgesetzt, daß wir nicht mehr stempeln müssen,
aber bis 16 Uhr 15 arbeiten müssen wir noch immer. Beim Streik (vgl.
S1.**.197*,d.Vf.) hat sich keiner von ihnen in der Lehrbude blicken lassen.
Sie meinen wohl auch, Streiks gehen nur die älteren Kollegen etwas an. Wenn
mal einer der Lehrlinge es wagt, Schneller auf seinem Rundgang bei den
Meistern anzusprechen, weiß er nicht mehr zu sagen, als 'Sag das doch mal auf
der Jugendversammlung.' Auf der letzten Jugendversammlung (vgl.
S1.**.197*,d.Vf.) sahen sie scheinbar keine redenswerten Probleme.
Stattdessen luden sie einen Bundeswehrknilch zur Information ein. Wie diese
Information verlaufen ist, wissen ja wohl noch alle. Bei den Aktionen gegen
die Fahrpreiserhöhungen hatte Schneller nichts Eiligeres zu tun, als sich
davon zu distanzieren (vgl. S1.*.1971,d.Vf.), obwohl die meisten Lehrlinge
jetzt ungeheure Summen für Fahrgeld ausgeben müssen. In der ganzen Zeit vor
der Wahl versucht er dafür zu sorgen, daß die Lehrlinge 'ebensogute'
Interessenvertreter wie ihn wieder bekommen. Dabei hätte er als Mitglied des
Wahlvorstandes neutral zu bleiben. Damit, daß er Stimmen gesammelt hat, hat
er gegen die Wahlordnung verstoßen. Damit haben die Lehrlinge die
Möglichkeit, die Wahl anzufechten und vielleicht doch noch zu verhindern, daß
seine Liste die einzige bleibt. Auf dieser Liste, die er mit den Meistern
abgesprochen hat, stehen vier Bürolehrlinge und sieben gewerbliche und das
bei einem Verhältnis von 30 zu 290 zueinander. Die Bürolehrlinge müssen
natürlich auch ihre Vertreter haben, aber wie wollen sie die anderen 290
vertreten, wenn sie deren Lehre überhaupt nicht kennen? Aber das bezweckt der
saubere Kollege Schneller scheinbar damit, denn dann kann er in Ruhe sein
Verrätersüppchen kochen, ohne daß ihn einer dabei stört. Er hat sogar
zugegeben, daß er diese Liste nur aufgestellt hat, damit die Kommunisten
nicht in die Jugendvertretung kommen, denn 'mit Kommunisten kann er nicht
zusammenarbeiten.' Da hat er allerdings Recht. Wirkliche Kommunisten können
mit ihm auch nicht zusammenarbeiten. Sie würden seine Verrätereien ständig
entlarven, damit allen über einen solchen Arbeitervertreter (Verräter) die
Augen geöffnet werden. Dann wäre es allerdings mit seiner
Gewerkschaftskarriere aus, denn die 'besten' Gewerkschaftsfunktionäre sind
die, die es am besten verstehen, die Kollegen ruhig zu halten und ihre
Interessen am geschicktesten zu verraten.
Die meisten haben diese Liste unterschrieben, weil ihnen die Wahl sowieso
egal ist. Einige haben es richtiger gemacht und ihn ohne Unterschrift wieder
abziehen lassen. Aber auch damit unterstützen sie indirekt noch den Kollegen
Schneller, da sie keine Gegenliste aufstellten. Auf eine Gegenliste gehörten
die Kollegen, die gezeigt haben, daß sie bereit sind, sich für die Interessen
einzusetzen.
JUGENDVERTRETUNG - ERZIEHUNGSINSTRUMENT DER GEWERKSCHAFTSBONZEN ZU
JUGENDVERRÄTERN
Aber reicht es aus, wenn die Lehrlinge eine gute Jugendvertretung haben?
Jungarbeiter und Lehrlinge bekommen nicht nur weniger Geld, sondern werden
auch mehr unterdrückt als ihre älteren Kollegen. Die Jugendvertretung 'darf'
immer wieder Anträge beim Betriebsrat stellen, aber noch nicht einmal darüber
mit abstimmen.
Jugendvertreter haben noch nicht einmal Kündigungsschutz. Viele von Euch
werden fragen: Warum überhaupt eine Jugendvertretung, wenn sie doch keine
Rechte hat?
Das hat zwei Gründe:
- Die DGB-Gewerkschaften benutzen die Jugendvertretung als Aushängeschild, um
den Jungarbeitern und Lehrlingen vormachen zu können, sie wären eine
schlagkräftige Organisation, die den Kampf der Arbeiterjugend um
Verbesserungen im Kapitalismus führt.
- Zugleich nehmen sie Einfluß auf die Jugendvertreter, wenn diese tatsächlich
einmal den Kampf aufnehmen für die Interessen der Lehrlinge und Jungarbeiter,
von denen sie gewählt wurden - die DGB-Bonzen wiegeln dann ab. Jugendliche,
die gerade erst von der Schule kommen und anfangen zu arbeiten, haben sich
noch nicht so an Ausbeutung und Unterdrückung gewöhnt und mucken daher
leichter auf als ihre älteren Kollegen. Die Gewerkschaftsbonzen machen ihnen
den Kampf besonders schwer, damit sie schnell resignieren und sich anpassen.
Deshalb haben Lehrlinge kein Streikrecht und ihre Jugendvertretung noch
weniger Rechte als ein Betriebsrat. Die Jugendvertretung dient den Bonzen
dazu, die Jugendvertreter zu 'guten' Gewerkschaftsjugendbonzen zu erziehen,
die bei den Gewerkschaftsbonzen in die Lehre gehen, wie man die Kollegen am
besten übers Ohr haut und verrät.
DIE BESTE JUGENDVERTRETUNG - EINHEIT DER ARBEITERJUGEND
Eine gute Jugendvertretung hat nur Sinn, wenn die Lehrlinge geschlossen
hinter ihr stehen, wenn sie das Sprachrohr der Forderungen der Lehrlinge ist,
für die sie bereit sind zu kämpfen.
Laßt Euch nicht länger von dem radikal tönenden Gewäsch der
Gewerkschaftsbonzen auf die Durchsetzung Eurer Forderungen in der Ewigkeit
vertrösten, sondern fangt an Euch Klarheit darüber zu verschaffen, wer Euer
Freund und wer Euer Feind ist und nehmt gegen die Feinde den Kampf auf! Die
Jugendorganisation der KPD/Marxisten-Leninisten, die ROTE GARDE und ihre
Jugendbetriebsgruppe Opel hat allen Feinden der Arbeiterjugend den Kampf
angesagt. Aber sie ist noch schwach und kann daher im Kampf gegen Kapital,
Staat und DGB-Bonzen noch keine großen Erfolge erringen. Dies kann sie erst,
wenn sie eine in der Arbeiterjugend fest verwurzelte Organisation ist, wenn
immer mehr fortschrittliche Jungarbeiter und Lehrlinge sich in ihr
organisieren.
Klassenbewußte Lehrlinge und Jungarbeiter!
ORGANISIERT EUCH IN DER ROTEN GARDE
Jugendorganisation der KPD/ML"
Zum RG-Zentralorgan (vgl. Apr. 1971) heißt es:"
HEUTE UND MORGEN VERKAUFEN WIR VOR DEM TOR DEN 'ROTGARDIST' NR.3 PREIS: 0,20
sm
INHALT:
1.Mai - Kampf dem Dreibund Staat, Kapital, DGB-Apparat.
Laos - Sieg im Volkskrieg
u.a."
=RG-LV NRW-OG Bochum-ROJBG:Zur Jugendvertreterwahl,Bochum o.J. (1971)
01.04.1971: 
Die KPD (vgl. 31.5.1972) bei Opel Bochum (IGM-Bereich - vgl. 25.4.1972)
berichtet:"
Seit dem 1.4.1971 gilt eine Rechtsvorschrift, daß jeder ausländische Kollege
mindestens 8 qm Wohnraum haben muß."
=Rote Fahne Nr.45,Dortmund 31.5.1972,S.7
01.04.1971: 
Laut KPD/ML-ZB finden heute und morgen Betriebsversammlungen (BV) bei Opel
Bochum statt, die sie auch selbst vorbereitete (vgl. 29.3.1971):"
Das meiste Gesprächsthema im Betrieb ist zur Zeit das neue Punktesystem für
Zeitlöhner, das die Arbeiter antreiben und gegeneinander ausspielen und in
der Krise die Löhne drücken soll.
Auf der Belegschaftsversammlung am 1.4. und 2.4. in Werk II und Werk I
berichteten V-Leute aus den einzelnen Abteilungen, daß bis zu 73% der
Zeitlöhner nach der ersten Bewertung, die am Anfang April stattgefunden hat,
weniger Lohn bekommen sollen. Zur Zeit gibt es noch den gleichen Lohn, erst
nach der 2. Bewertung am 1. Oktober sollen dann Lohneinbußen eintreten. Bis
dahin sollen die Kollegen dann fleißig auf Punktejagd gehen, sich gegenseitig
antreiben (dann bekommt nämlich der einzelne mehr Punkte) und die Produktion
auf diese billige Weise, die die Kapitalisten nicht mehr Lohn kostet,
erhöhen.
Um die Kollegen richtig zu spalten, bekommen einige Kollegen ab 1.4. einige
Pfennige mehr als vorher. Gerade die oberen Lohngruppen werden hierbei in
ihrer Lohngruppe besser bewertet und so soll der Abstand und die Spaltung
der Kollegen innerhalb der Lohngruppen noch vergrößert werden.
Im ganzen Werk haben nur 4 Kollegen die höchste Zahl der Punkte erreicht,
nämlich 32. Das sind die Kollegen, die immer die Schnauze halten, die oft
Arbeiten ausführen, die eigentlich in eine höhere Lohngruppe gehörten, die
möglichst pfleglich mit dem Material umgehen und die sich von morgens bis
abends abhetzen und nur den Profit und die geringen Kosten der Opel-Herren
im Kopf haben - sie werden dann mit ein paar Pfennigen mehr belohnt.
Wenn Kollegen sich bei ihren Meistern über das Antreibersystem der
Punktebewertung beschweren, oder nur mit ihnen darüber diskutieren, bekommen
sie gleich zu hören: 'Was wollt ihr denn, wenn es euch nicht paßt, könnt ihr
ja kündigen.'
Das Punktesystem wurde von den meisten Kollegen als Spaltungs- und
Antreibersystem erkannt, doch gibt es bisher keinerlei Ansatz zu
organisierten Aktionen dagegen, nur sehr viel Motzerei. Vor allem auf der
Belegschaftsversammlung in Werk II ging es deswegen hoch her. So wurde der
Betriebsrat Beiske, der verkündete, durch das neue System bekämen 50% der
Kollegen mehr Lohn, heftig ausgebuht.
Es werden auch schon ENTLASSUNGEN vorgenommen. Betriebsratsvorsitzender
Perschke verkündete demagogisch auf der Belegschaftsversammlung, die
Kollegen hätten wie 1966/67 wieder Angst krank zu feiern. Er wetterte schwer
gegen die Entlassungen und plusterte sich groß auf, obwohl er sonst immer
alles tut, um die Kollegen zu verraten. So hat er als Forderung des
Betriebsrats angekündigt, vom 24.-31.12. sollte nicht gearbeitet werden. Dies
soll jedoch anscheinend nichts anderes bedeuten als die Ankündigung von
Kurzarbeit, da Perschke von der Bezahlung keinen Ton sagte."
Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK berichtet so:"
BETRIEBSVERSAMMLUNG:
WER PERSCHKE IN DER KRISE TRAUT - HAT DAMIT AUF SAND GEBAUT!
Wieder einmal begann die Betriebsversammlung mit einer Gedenkminute für die
verstorbenen Kollegen. Das ist ein Anlaß zu fragen, wie ehrlich die
Anteilnahme der Geschäftsleitung und des Betriebsrats gemeint sein kann, wenn
durch die Verschärfung der Arbeitshetze unsere Gesundheit täglich aufs Spiel
gesetzt wird; wenn der Betriebsrat es vermeidet, über die Wirkung der
Akkordhetze auch nur ein Wort zu verlieren. In Anbetracht der jüngsten
Vorfälle, die den Tod eines Kollegen bewirkt haben (s. letztes Extrablatt der
'ZK' ('Zündkerze' - vgl. 29.3.1971,d.Vf.)) können wir nur daran zweifeln.
'Kollege' Perschke ging zur Tagesordnung über.
WER UNTERSTÜZT WEN NICHT?
Nun weiß es jeder Kollege: 'unser' Betriebsrat kann nur deshalb nicht ALLE
unsere Erwartungen erfüllen, weil WIR ihn zu wenig unterstützen. Aber auch
auf sich allein gestellt, habe er nicht wenige unserer Erwartungen dennoch
erfüllt. Da stellt sich doch die Frage:
WER HIER WEN NICHT UNTERSTÜTZT?
Sie stellt sich spätestens seit unserem letzten Streik (vgl. 24.9.1970,d.
Vf.).
Oder meint der 'Kollege' gar mit mangelnder Unterstützung die vielen
Gewerkschaftsaustritte nach seinem großen Verrat im Herbst?
Oder etwa die Kollegen, die kürzlich aus Wut gegen das neue Punktesystem ihre
Unterstützung von mtl. 10 - 15 DM der IGM verweigert haben?
Auf jeden Fall hat 'unser' Betriebsrat immer wieder bewiesen, daß er die von
uns abverlangte Unterstützung mit falscher Münze zurückzahlt.
Noch auf der letzten Betriebsversammlung (vgl. 18.12.1970,d.Vf.) entgegnete
Perschke hochnäsig und allwissend einer Kollegin, die auf die kommende
Wirtschaftskrise hinwies:
es gebe bestimmt 'nichts zu befürchten'. Und Sonak malte das Bild einer
blühenden, goldenen Wirtschaft in den blauen Himmel. Doch jetzt ist plötzlich
von Entlassungen die Rede!
21 ENTLASSUNGEN!
Gerade an dem Tag, so wußte das Paradepferd der 5. Kolonne der Opel-Bosse zu
berichten, habe er wieder 21 Entlassungsanträge vorgelegt bekommen.
Und um nicht klar sagen zu müssen, ob er sie unterschrieben hat oder nicht,
erregte sich unser Gummilöwe ganz fürchterlich und blähte sich auf, daß man
meinen konnte, er wiege 8 Zentner und werfe einen Schatten von 16 Metern:
Er habe sich 'aufs Entschiedenste gegen die Kündigungen ausgesprochen', ja
sogar gegenüber der Geschäftsleitung sich zu 'unanständigen Äußerungen
hinreißen lassen', denn er 'sei auch nur ein Mensch'!
Warum diese quallige Ausdrucksweise?
Soll er doch mal auf den Tisch legen, was er da oben gesagt hat. Sonst könnte
man vermuten, er habe da oben wegen der bevorstehenden BV nur eine
Gefahrenzulage für sich beantragt.
Bei all dem Wortgebrüll überging Perschke auch seinen kürzlich an die
Sozialabteilung gestellten Antrag, bei den Entlassungen die 'Sozialfälle' zu
berücksichtigen. Also wußte er von vornherein von Entlassung. Er wollte sie
aber nicht verhindern, sondern nur lindern. Aber auch diese 'Linderung' der
'vermeidbaren Härten' kennen wir noch von 1966/1967, als ein Sozialfall nach
dem anderen rausflog.
PERSCHKES 'LOGIK'
Doch sein Glanzstück gab Perschke zum Besten, als er versuchte, die Ursachen
für die Entlassungen plausibel zu machen. Dabei wollte er gleich zwei Fliegen
mit einer Klappe erschlagen:
Einmal sollten wir ihm das Märchen von dem ewig goldenen Kapitalismus
abkaufen und deshalb vertrauensvoll auf ihn blicken und zum andern um Gottes
Willen nie mehr streiken! Denn die Automobil-Produktion ist im Weltmaßstab
nicht etwa deshalb zurückgegangen, weil die profitgierigen Kapitalisten
Überproduktionskrisen hervorrufen und auf unserem Rücken austragen - oh nein.
So böse Worte würde unser Arbeiter(ver)treter Perschke für seine Freunde nie
benutzen. Nein - die Streiks sind daran schuld! Ohne die Streiks, besonders
den in Detroit (in den USA - vgl. 15.9.1970,d.Vf.) hätten wir heute noch
immer eitel Sonnenschein. Leider 'vergißt' Perschke in seiner
Milchmädchenrechnung die Ursachen für die Streiks. Nach seiner 'Logik' können
es wiederum nur die Streiks sein: d.h. unsere Streiks richten sich gegen uns
selber und nicht gegen die Kapitalisten? So eine 'Logik' kann nur einem
Arbeiterverräter einfallen!
Schon in der letzten 'ZK' (vgl. 22.3.1971,d.Vf.) haben wir ausführlich zu der
Krise Stellung genommen und diese Art von 'Logik' entlarvt. Die GM-Bosse
automatisieren doch nicht etwa weil die Kollegen in den USA gestreikt haben,
wie Perschke uns das weismachen will. Sie automatisieren, weil sie ihre
riesigen Profite auch weiterhin aus uns herauspressen wollen. Deshalb werden
'Arbeitsplätze eingespart', deshalb müssen 40 Kollegen das schaffen, was
früher 110 Kollegen geschafft haben. Aber, 'Kollege' Perschke, deshalb
kriegen die 40 Kollegen nicht etwa mehr Lohn für das ungeheuer verschärfte
Arbeitstempo! - Oh nein, ihre Lage verschlechtert sich sogar. Und anstatt Du
zur Solidarität gegen die bedrohliche Verschlechterung der Lage der
Arbeiterklasse aufrufst, z.B. gegen die neuerlichen Fahrpreiserhöhungen,
zeigst Du als treuer Kapitalistenknecht Deinen 'guten Willen' und
unterschreibst Entlassungen!
Wen wundert es da, daß die Geschäftsleitung eine 'unverständlich
unnachgiebige' Haltung einnehmen kann? Hat sie doch ihren Perschke, der uns
mit seinem Kampfgeschrei die Ohren vollbrüllt, damit die Bosse in Ruhe
schalten und walten können, wie sie wollen.
INTERNATIONALES BONZENTUM UND INTERNATIONALISMUS
Und wenn unser Arbeiter(ver)treter über die 'riesige Bedeutung' der ersten
'Internationalen Metallarbeiterversammlung der Automobilindustrie' (vgl.
**.*.1971,d.Vf.) so jubiliert, dann fragt man sich doch: worin liegt denn die
Bedeutung für uns?
Doch nur darin, daß unsere einheimischen Bonzen ihre Betrugsmanöver im
internationalen Maßstab fortsetzen können. Um auf internationaler Ebene Fuß
zu fassen, streuen sie z.B. unseren englischen Kollegen (in Großbritannien,d.
Vf.) Sand in die Augen, indem deren Gewerkschaften auf die 'gewaltige'
Solidarität der IGM hinweisen können. Sicherlich ist das Geld, wenn es unsere
streikenden Kollegen in England wirklich erreichen sollte, besser angelegt
als in den Spielhöllen von Nizza. Trotzdem können wir einer Gewerkschaft, die
für uns hier keinen Pfennig übrig hat, diese 'Solidaritäts'-Schau schwerlich
abnehmen. Schon gar nicht, wenn wir uns erinnern, wie das im letzten Herbst
aussah, als deutsche Kollegen für streikende englische Hafenarbeiter einen
Solidaritätsstreik machen wollten und ÖTV-Kluncker sagte: Solidarität schön
und gut, aber gestreikt wird hier nicht! D.h. 'Kollege' Oerschke propagiert
seine 'Internationale' so überschwenglich, um eine wirkliche Internationale
aller Arbeiter im Keim zu ersticken.
PERSCHKE UND DIE MITBESTIMMUNG
Aber vielleicht hat Perschke auch seine Erfahrungen beim Abwürgen von
'wilden' Streiks international verbreitet und neue Erfahrungen gesammelt?
Aber davon erzählt er uns natürlich nichts. Hier wird die Mitbestimmung schon
praktiziert, indem Bonzen und Bosse Erfahrungen austauschen und gemeinsam
überlegen, wie sie uns austricksen und spalten können. Dazu soll auch das
Betriebs-Versklavungs-Gesetz (BVG,d.Vf.) dienen, das Perschke uns mit warmen
Worten anpries: bei aller Kritik sei doch etwas dran. Endlich dürfe der
Betriebsrat in Personalangelegenheiten mitbestimmen. Dann käme seine
Unterschrift unter solche Entlassungen nicht mehr drunter. Das wolle er -
falls er noch Betriebsrat ist (?) - 'bei Gott' verhindern! Nun, Perschke UND
der Allmächtige! Mit diesem Gespann werden wir wohl kaum über die Krise
kommen.
Noch ist die Automobilindustrie von der Krise nicht so betroffen, wie z.B.
die Stahlindustrie, wo häufig Kurzarbeit und Entlassungen schon an der
Tagesordnung sind (z.B. Hoesch (in Dortmund,d.Vf.)). Aber wenn die Preise
weiter steigen - und das werden sie! - und die Kaufkraft der Bevölkerung
schwächer wird, dann kann es auch in der Autoindustrie losgehen. Was wird
unser Mitbestimmungs-Apostel dann tun, wenn die Schwarzen Listen von Opel in
Anwendung gebracht werden, wie jetzt schon bei Sachtleben (Homberg (CPK-
Bereich - heute Duisburg,d.Vf.)), Kupferhütte (Duisburg), Hoesch (Dortmund)?
(Bei Hoesch wurde in einer Meisterversammlung eine Liste von Neuen,
Bummelanten und 'unsicheren Elementen' zusammengestellt.) Wird Perschke dann
Alarm schlagen und uns zum Kampf aufrufen? - Er wird 'mitbestimmen' nach der
Parole:
Mein Name ist Perschke, ich sitze im Betriebsrats-Büro und weiß von nichts.
DAS NEUE SPALTER-PUNKTESYSTEM
Perschkes vorläufig größter Mitbestimmungserfolg ist das neue Punkte-System.
Von diesem perfiden Spaltungsinstrument behauptete er auf der
Betriebsversammlung, dadurch würden endlich die Leistungszulagen 'gerecht
verteilt'. Wenn sich dieser Arbeiterverräter mal im Betrieb zeigen würde,
dann könnte er erleben, wie durch diese neue 'Bewertung' viele Kollegen
aufeinander losgehetzt werden und sich Neid, Mißgunst und Schleimscheißertum
breitmachen. Wir können nur feststellen, daß durch dieses 'Bewertungs'-System
die Einheit der Kollegen kaputtgemacht wird. Unsere Arbeiterverräter können
sich freuen, daß die Einheit zwischen ihnen und den Opel-Bossen einen neuen
goldenen Boden gefunden hat.
BEISKE ÜBT KOPFSTAND
Durch das neue Punkte-System haben auch mehrere Kollegen Lohneinbußen
einstecken müssen oder müssen sich darauf gefaßt machen - auch wenn der
rosarote Wirbelwind Beiske noch so hartnäckig das Gegenteil behauptet.
Überhaupt, nur wer wie Beiske alles auf den Kopf stellt und verdreht, kommt
zu der unverschämten Lüge: 'den Opel-Arbeitern sei von Opel noch nie etwas
weggenommen worden und das würde auch in Zukunft nicht passieren.' Nur
Kapitalistenknechte können Entlassungen, Lohnkürzungen, Überstundenabbau,
steigende Akkordhetze usw. usf. 'übersehen', um solche ungeheuerlichen
Behauptungen aufzustellen. Da können sie noch so lauthals schreien, wie gut
ihr 'Wille sei und daß ihnen nun einmal die Hände gebunden sind' - für uns
zählen nur Taten! Da sollten sich die Herren Betriebsräte ruhig ab und zu mal
an das große Zittern erinnern, welches sie im September befiel.
In der Aussprache wurde vor allem auf die Willkür der Meister, das Punkte-
System und die Demonstrationen gegen die Fahrpreiserhöhungen der BOGESTRA
eingegangen.
DIE WILLKÜR DER MANSKES
Dazu nahm ein Kollege Stellung, der schon 7 Jahre bei Opel ist. Er hat jetzt
gekündigt. Wegen persönlicher Schwierigkeiten wollte er nur noch Frühschicht
machen. Sein Antrag wurde auf Juni verschoben: 'aus Juni wird Oktober usw.'
bis zum St. Nimmerleinstag!
Wir können sehr gut den Ärger dieses Kollegen über eine solche Frechheit
verstehen, aber wir fragen uns, ob sich dadurch irgendetwas verändert hat
(abgesehen davon, daß man vom Regen in die Traufe kommen kann). Im Gegenteil:
ein Unzufriedener, ein 'Unruhestifter' ist weg, und das kann den Bossen nur
recht sein! Wenn so etwas passiert, sollten wir alle zusammen den Kampf
aufnehmen. Dabei können wir uns weder auf Perschke noch auf den Betriebsrat
verlassen. Ein paar 'unanständige Äußerungen' von sich zu geben, das wird uns
nichts nützen. Er müßte uns wirklich praktisch und materiell helfen. Das aber
wird der Betriebsrat und besonders Perschke fein bleiben lassen, um sich
nicht den Ast abzusägen, auf dem er sitzt.
Ein anderer Kollege berichtet von seiner unglückseligen Versetzung zu Meister
Manske, 'für den der 2. Weltkrieg wohl zu früh zu Ende gegangen ist.' Zwar
rassele er nicht mehr mit dem Säbel, aber eine ähnliche Wirkung erzielten
Bleistift und Notizblock. Dieser selbstherrliche Antreiber wollte dem
Kollegen sogar vorschreiben, was er in der Pause zu tun und zu lassen hat.
Wie dieser Kollege richtig meinte, gibt es bei uns noch eine ganze Reihe
solcher Manskes. Das kam auch in anderen Beiträgen zum Ausdruck.
FAHRPREISERHÖHUNGEN
Dazu nahm als erster der Kollege J. (Jasczyk,d.Vf.) Stellung. Er betonte die
Notwendigkeit der Solidarisierung aller Kollegen mit den Fahrpreis-
Demonstrationen. Allerdings verband er damit einen Aufruf für die Lohn- und
Gehaltsforderungen der Polizisten.
Für das Mitglied einer sich 'kommunistisch' nennenden Partei (DKP) ist es ein
starkes Stück, wenn er eine allgemeine Lohnerhöhung für die Knüppelgarden
fordert, die heute Demonstranten gegen Fahrpreiserhöhungen und vielleicht
schon morgen uns zusammenschlagen. Sollen wir denn für den
Unterdrückungsapparat der Kapitalisten noch mehr Steuergroschen berappen?
Wir von der 'ZK' sind der Meinung, wenn die Wachtmeister mehr Lohn haben
wollen, dann sollten sie auch verlangen, daß stattdessen der Ausbau der
Polizei mit Granatwerfern, leichten Panzern und Hubschraubern zur
Bürgerkriegsarmee rückgängig gemacht wird. Dann wäre genug Geld da, ohne uns
Steuerzahler mit ihren Lohnforderungen wieder einmal zur Kasse zu bitten. Bei
den Polizeieinsätzen gegen die Fahrpreisdemonstrationen konnte man gut
beobachten, was gegenwärtig mit unseren Steuergeldern geschieht.
Ein anderer Kollege unterstützte den Solidaritätsaufruf gegen die
Fahrpreiserhöhungen. Er betonte mit Nachdruck, daß der berechtigte Kampf
gegen die Fahrpreiserhöhungen nur bei einer Solidarisierung ALLER Kollegen
erfolgreich sein kann.
Diesen Standpunkt teilen wir von der 'ZK' vollkommen. Außerdem machen wir auf
die Gefährdung aufmerksam, die Kollegen auf sich nehmen, wenn sie als
Einzelne an den Demonstrationen teilnehmen, da sie so allzuschnell Opfer der
Foto-Karteien und Schwarzen Listen werden können. Das muß ganz klar gesagt
werden. Entweder demonstrieren ALLE Kollegen oder gar keiner!
Auch der Kollege Bl. (Blandenier,d.Vf.) erwähnte die Notwendigkeit der
Solidarisierung mit den Demonstrationen. Allerdings hielt er solche Aktionen
nicht für besonders wichtig. Wenn aber deren Bedeutung so gering ist, wie der
Kollege meint, warum fordert gerade jetzt die SPD-Landtagsfraktion ein Verbot
von 'radikalen Gruppen' (vgl. **.*.1971,d.Vf.) - womit natürlich nicht die
Nazis gemeint sind? Warum geht die Polizei dermaßen brutal vor? Die SPD-
Bonzen in den Rathäusern wissen ganz genau, wie schnell der Funke zum
Steppenbrand werden kann. Deshalb schreibt auch die FAZ, Zentralorgan der
Kapitalisten am 2.4.:
'Die an den Universitäten fortschreitende Verlotterung von Sicherheitsgefühl
und Unrechtsbewußtsein darf in der Kommunalpolitik keine Fortsetzung finden.'
Der Kollege Bl. kritisierte vor allem den Betriebsrat und die IGM. Er meinte,
daß die 15%-Forderung in diesem Jahr endgültig durchgesetzt werden müsse.
Dazu brauchten wir starke Kampfgewerkschaften. Er kritisierte, daß die
IGM-Führung nach England so viel Geld schickt.
Die Forderung nach starken Kampfgewerkschaften können wir nur kräftig
unterstützen. Aber, durch vielerlei Erfahrungen bestärkt, glauben wir nicht,
daß diese in der IGM zu finden ist. Die heutigen Gewerkschaften sind
Kapitalisten und mit dem Kapital verfilzt. Sie vertreten nicht unsere
Interessen, weil sie damit ihre eigenen Interessen als Kapitalisten
verletzten würden. Deshalb müssen wir für eine revolutionäre
Gewerkschaftsbewegung sorgen. Die RBGs und die innergewerkschaftliche
Opposition sind dazu ein erster Schritt.
Als ein Kollege den Antrag stellte, die Betriebsleitung möge sofort zu den
Beiträgen Stellung nehmen, wurde dieser einfach vom Tisch gewischt. Dagegen
gelang es einem 'betriebsfriedlichen' Antragsteller, seine Resolution mit
einem Überrumpelungsmanöver durchzubringen, bei dem Opa Gantenberg beide
Augen zudrückte. (Als im letzten Herbst über das Tarifverhandlungsergebnis
abgestimmt werden sollte, tat er ganz taub.) Was die Kollegen von anti-
kommunistischen Parolen halten, wie 'Verbot der radikalen Gruppen und ihrer
Zeitungen', 'Arbeitsgemeinschaft mit den Opel-Bossen' haben sie auf der
letzten BV gezeigt, als sie eine Hetztirade gegen die 'Zündkerze' mit lautem
Gebrüll ausbuhten.
In seinem SCHLUSSWORT, welches Perschke immer zur Meinungsmache gegen alles,
was ihm nicht in den Kram paßt, ausnutzt, tischte er noch einmal die Lüge
über das Punktesystem auf. Den Vogel schoß er ab, als er die Fahrpreis-
Aktionen offen sabotierte, anstatt zu fordern, daß Opel die freie Fahrt zum
Arbeitsplatz bezahlt. Mit seiner altbekannten Unverschämtheit beteuerte er
immer wieder seinen 'guten Willen'. Dann ließ er noch etwas Dampf gegen seine
guten Freunde in der Geschäftsleitung ab und atmete tief durch, weil er
glaubt, daß er nun ein Vierteljahr Ruhe hat."
=Zündkerze Nr.7,Bochum März/Apr. 1971,S.1ff;
Die Presse Nr.3,Bochum Apr. 1971,S.1ff;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.32,Bochum 28.4.1971,S.10f
05.04.1971: 
Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK gibt die Nr.7 ihrer
'Zündkerze' (vgl. 29.3.1971, 3.5.1971) vermutlich in dieser Woche mit 24
Seiten DIN A 4 für März/April heraus.
Im Leitartikel wird berichtet von der Betriebsversammlung (vgl. 1.4.1971).
Eingegangen wird - sowohl in einem Leserbrief als auch durch die RBG - auch
auf die V-Leutewahl in der Küche (VLW - vgl. Jan. 1971).
Angekündigt wird der Verkauf des 'Roter Morgen' (RM) Extrablattes zum 1.Mai
(vgl. Apr. 1971). Aufgerufen wird zur Maidemonstration in Dortmund.
Wiederum enthalten ist ein "Rotes Rätsel".
Zur neuen Rubrik "Kollegen schreiben für die Zündkerze" heißt es:"
Bis jetzt wurden Zuschriften von Kollegen in der 'Zündkerze' immer unter dem
Abschnitt 'Leserbriefe' veröffentlicht. Die Redaktion hat sich entschlossen,
diesen Abschnitt umzubenennen in:
KOLLEGEN SCHREIBEN FÜR DIE 'ZÜNDKERZE'
Warum diese Umbenennung?
Wir meinen, daß diese Überschrift zutreffender ist,
1. weil sie besagt, wer schreibt, nämlich Opelarbeiter und
2. weil sie besagt, mit wem diese Kollegen sympathisieren, nämlich mit der
'Zündkerze' und damit mit der kämpfenden Arbeiterklasse.
Die 'Zündkerze' soll das Sprachrohr aller Kollegen bei Opel sein. Darum ist
es wichtig, daß so viele Kollegen wie möglich an ihr mitarbeiten. Je mehr
Berichte und Notizen aus den einzelnen Abteilungen, desto besser wird die
Zeitung sein! Der Abschnitt KOLLEGEN SCHREIBEN FÜR DIE 'ZÜNDKERZE' ist ein
wichtiger Bestandteil der Zeitung! Er ist aber keinesfalls nur eine
Plauderecke, wie die Leserbriefe in den meisten bürgerlichen Zeitungen. Die
'Zündkerze' will nicht nur aufklären, sie will auch organisieren! Der
Abschnitt KOLLEGEN SCHREIBEN FÜR DIE 'ZÜNDKERZE' erfüllt hierbei eine
wichtige Aufgabe, weil er die Möglichkeit bietet, immer breitere Kreise von
Kollegen in den gemeinsamen Kampf einzubeziehen.
Weil der Abschnitt KOLLEGEN SCHREIBEN FÜR DIE 'ZÜNDKERZE' eine so große
Bedeutung hat, und weil die Berichte und Artikel immer zahlreicher bei uns
eingehen, haben wir uns entschlossen, diesmal auf den Gewerkschaftsartikel
(Serie) zu verzichten und die Serie erst in der nächsten 'Zündkerze'
fortzusetzen.
Selbstverständlich geben nicht alle Zuschriften, die wir veröffentlichen, die
Meinung der Redaktion wieder. Das ändert aber nichts an dem Gesagten, und wir
fordern an dieser Stelle noch einmal alle Kollegen auf:
BERICHTET UNS ÜBER MISSTÄNDE IN EUREN ABTEILUNGEN, ARBEITET MIT AN DER
'ZÜNDKERZE'!!"
Enthalten in dieser Rubrik ist der Beitrag:"
VEREHRTE REDAKTION!
Seit 1970 bin auch ich ein Opelaner. Ich arbeite dort als ....
Ihre Zeitung bringt wirklich aktuelle Themen, die unbedingt einer breiten
Veröffentlichung wert sind.
Ich würde mich freuen, an Ihrer Zeitung mitwirken zu können. Vielleicht
könnte man die kleinen Mißlichkeiten etwas mehr ins Gespräch bringen, die
jedem Kollegen jeden Tag widerfahren. Z.B. die Arroganz der Meister und
Obermeister.
Noch schlimmer sind die sogenannten Schieber oder Meisteranwärter, die mit
einer Selbstherrlichkeit durch die Gegend laufen, daß es ein Hohn ist. Die
armen Arbeiter, die so einen Vorgesetzten einmal bekommen!
Ich persönlich habe jetzt die zweite Lohnerhöhung bekommen. Es sind aber
immer noch 70 Pfennig weniger, als meine Kollegen für die gleiche Arbeit
bekommen. Von Leistungszulage keine Rede!
Es sollte doch heute keine Rolle mehr spielen, welches Gesicht man mitbringt!
Leistung ist doch letzten Endes ausschlaggebend!
Aber es ist und bleibt ein Glücksspiel im Betrieb! Mein einziger Trost ist,
daß die Herren Meister und Obermeister auf der Straße genauso aussehen wie
wir!
Aber es ist und bleibt ein Glücksspiel."
Ein weiterer Kollegenbeitrag lautet:"
DEN GERECHTEN KAMPF DES VIETNAMESISCHEN VOLKES UNTERSTÜTZEN
DER KRIEG - EIN FEIND ALLER MENSCHEN?
Für den weitaus größten Teil der Menschheit bedeutet Krieg nichts Gutes. Für
einen kleineren Teil der Menschheit ist der Krieg eine wahre Pracht, ein
gutes Geschäft. Zu den Letzteren muß man die ausbeutenden Imperialisten
zählen.
In Vietnam ist es in erster Linie der amerikanische Imperialismus, welcher
dafür sorgt, daß die dortigen Bewohner keine Ruhe finden und ihr Leben durch
Bomben und chemische Kampfstoffe liquidiert wird. Durch die Anwendung der
chemischen Kampfstoffe wurden breite Landstriche (stellenweise bis zu 20 km
breit) zur Todeszone gemacht. In solchen Todeszonen ist kein Leben mehr
vorhanden - ob Mensch, Vogel, Tiger oder Elefant, ja sogar die Blätter an den
Bäumen wurden von den chemischen Stoffen zerfressen!
'ZWEI WELTEN' - DER GLEICHE KAMPF!
Wir Europäer, welche selbst vor 25 Jahren einen Krieg erleben mußten, wir
nennen uns hochzivilisierte, katholische oder evangelische Menschen und
schauen zu, wie dort ein noch schlimmerer Krieg von den USA geführt wird.
Können wir nun mit gutem Gewissen behaupten, daß uns dieser scheußliche Krieg
nichts angeht?
- Nein! - als Demokrat nicht, als Katholik erst recht nicht ('du sollst nicht
töten!'), als fortschrittlicher Protestant umso weniger! Denn es ist
heuchlerisch, zuzulassen, daß unschuldige Menschen wegen Ausbeuterinteressen
umgebracht werden, während bei uns die Protestanten und Katholiken mit dem
neuen PKW sonntags zur Kirchen fahren, daselbst fromme Lieder singen und ein
heuchlerisches 'Gott erbarme dich unser' murmeln.
Wir Arbeitnehmer hier in Europa feiern angenehme Wochenenden bei Wurst, Bier
und Wein, stellenweise wird Karneval gefeiert, und wir zeigen uns nicht ein
bißchen solidarisch mit den notleidenden, von den Amerikanern schikanierten
Menschen in Vietnam, in Kambodscha und Laos. Obwohl die katholische Kirche
behauptet: 'unser Nächster ist jeder Mensch!' Unser Desinteresse wird erst
beendet sein, wenn es zu spät ist. Denn wir denken gar nicht darüber nach,
daß die über Vietnam durch Flugzeuge abgeworfenen Bomben und Kampfstoffe
eines Tages auch wieder über uns als vom Himmel regnende 'todbringende Pest'
abgeworfen werden können.
Den in Indochina verwendeten chemischen Kampfstoffen haben die Vietnamesen
den Namen 'der weiße Tod' gegeben. Es besteht die Gefahr, daß dieser Krieg
von Vietnam über Nahost nach Europa übergreifen kann. Dann werden der
Betriebsrat von Opel, der Meister und der Kollege am Band vom 'weißen Tod'
gefressen. Perschke und Roy Black brauchen dann, weil's schon zu spät ist,
keine Schlägerkommandos gegen die aufklärende, warnende und lehrreiche
'Zündkerze' aufzustellen. Weil sie in dieser Beziehung an geistiger
Unterernährung leiden, können Perschke und seinesgleichen scheinbar immer
noch nicht einsehen, daß der Frieden in der Welt hauptsächlich durch das US-
amerikanische Bonzenkapital bedroht ist - im Gegenteil, sie dienen selbst dem
Kapital! Sie haben nichts dagegen unternommen, als 422 Millionen DM, von
deutschen Kumpel erarbeitetes Geld, an General Motors in den USA überwiesen
wurden. Sie haben uns beim Streik (vgl. 24.9.1970,d.Vf.) hinters Licht
geführt! Solche Perschkes gibt es in allen Fabriken, und durch solche Lakaien
behaupten sich die Kapitalisten.
Ein aufmerksamer 'ZK'-Leser wird fragen, was in einer solchen Situation zu
tun sei? Die Antwort lautet:
Kumpel in der Werkhalle, am Fließband, Schreibstubenabhängiger oder
Ingenieur! -
1. Wir sollten keine 'Bild'zeitung lesen, denn 'Bild' macht dumm. Nur wenn
'Bild' mit dem Toten gesprochen hat, dann weiß auch 'Bild' bescheid.
2. Wir sollten noch kritischer die Zeit beobachten, zwischen den Zeilen im
Fernsehen und in der bürgerlichen Presse lesen.
3. Wir sollten noch intensiver die 'ZK' studieren und uns Gedanken machen,
wie wir uns gegen die Kapitalisten und deren Lakaien, die DGB-Gewerkschaften
organisieren können.
Denn: den gerechten Kampf des vietnamesischen Volkes unterstützen, heißt:
Klassenkampf im eignen Land machen!
DER GERECHTE KAMPF GEGEN DEN US-IMPERIALISMUS
Durch das Fernsehen und den Rundfunk ist das Wort Vietnam in jedem
europäischen Wohnzimmer zu Hause. Aber Fernsehen und Rundfunk verschweigen
den wahren Grund des Krieges und die gefährliche und widerrechtliche
Anwesenheit der Amerikaner in Vietnam. Die wichtigsten gründe, warum wir immer
noch Krieg in Vietnam haben, sind folgende:
Im Juli 1956 sollte die vietnamesische Bevölkerung durch freie Wahlen selbst
entscheiden, unter welchem Status welche Regierung die Vietnamesen regieren
soll. Zu dieser Wahl ist es nie gekommen, weil die Amerikaner und die
einheimischen Großgrundbesitzer diese Wahl sabotiert haben.
Das Hauptinteresse der USA an diesem Land ist die Ausbeutung. Unter
Ausbeutung versteht man nicht nur Unterbezahlung der dort herausgepreßten
Rohstoffe, sondern auch das absichtliche Niedrighalten des dortigen
Lebensstandards und der industriellen Entwicklung. Ebenso das
Nichtaufkommenlassen einer eigenen Intelligenz, indem auf breiten
Landstrichen fast keine Schulen und Universitäten gebaut werden.
Als gleichfalls wichtiger Grund für den Krieg der Amerikaner in Vietnam wäre
deren imperialistische Strategie zu nennen. Eben aus strategischen
Gesichtspunkten beherrschen sie (wie zuvor schon die Japaner und Franzosen)
die Küsten, Meerengen und Häfen Südostasiens. Diese dienen als
Auffangstellungen gegen den sich dort verbreitenden Sozialismus - denn das
Wort Sozialismus klingt den Maharadschas, Krishnas und Großgrundbesitzern wie
ein harter Mißton im Ohr. Und für einen eventuellen Krieg, vor allem gegen
das sozialistische China dienen die strategischen Basen als Aufmarsch- und
Nachschubgebiete.
Das kapitalistische Gesellschaftssystem als solches kann nur existieren,
indem es möglichst viele Menschen und Länder in seinem Finanzjoch hält und
alle wichtigen Industriezweige beherrscht. Auch das 30 Millionen Menschen
starke vietnamesische Volk soll diesem kapitalistischen System dienen. Breite
Bevölkerungsschichten auf dieser Welt haben das aber erkannt und strengen
sich an, das imperialistische Finanzjoch abzuschütteln. Zu diesen gehört auch
das um seine Freiheit kämpfende vietnamesische Volk.
Heute können die Amerikaner kaum noch jemandem weismachen, daß sie einen
'gerechten' Krieg für 'unsere Freiheit' führen. Immer mehr Menschen erkennen,
daß auch dieser Krieg wieder einmal nur für die Reichen inszeniert wird, und
der Arbeiter soll für diesen Zweck die Leichen liefern: die reichen
Amerikaner sitzen zuhause; die armen Amerikaner müssen in Vietnam Krieg
spielen.
GEGEN DIE KAPITALISTEN 'IM EIGENEN HAUS' KÄMPFEN, DEN IMPERIALISMUS
VERNICHTEN!
Solange der Arbeiter, ob in Europa, Asien, Afrika oder Amerika sich nicht im
Bündnis mit anderen unterdrückten Volksschichten in einer revolutionären
kommunistischen Partei organisiert, wird ihn der Kapitalismus immer wieder
für seine Zwecke und Profitinteressen einspannen und mißbrauchen. Sobald aber
die Mehrzahl der Arbeitnehmer und unterdrückten Volksschichten auf der ganzen
Welt dieses ausbeutende Gesellschaftssystem ablehnen, hat dieser stinkende
Kapitalismus keine Zukunft mehr!
Warum gibt es besitzende und besitzlose Menschen in Vietnam und auf der Welt?
Von Natur aus gibt es kein Eigentumsrecht an den Dingen, die alle zum Leben
brauchen: Fabriken, Wohnungen, Wälder, Seen. Die Natur und die Welt ist für
alle da, die darin leben und arbeiten. Die amerikanische Kapitalistenklasse
behauptet und geht von dem Gedanken aus, sie müsse Vietnam - oder einen Teil
davon - beherrschen und besitzen. Wenn es ein Eigentumsrecht für die
Kapitalisten gäbe, so müßte die Luft, welche die Menschen zum Atmen brauchen
auch jemandem gehören.
Das vietnamesische Volk kämpft einen gerechten Abwehrkampf gegen die
kapitalistischen Eindringlinge, die ihm auch das Recht zu Atmen streitig
machen wollen. Aber die amerikanischen Imperialisten haben nicht den
geringsten Anspruch auf ein Sandkorn, einen Tropfen Wasser oder Öl in
Vietnam; sie haben nur das Unrecht auf ihrer Seite und werden sicherlich
diesen Kampf verlieren.
Wir Arbeitnehmer hier im westlichen Europa sollten dies wissen und an
Protestkundgebungen gegen die US-Imperialisten teilnehmen und mutig gegen die
Kapitalisten 'im eigenen Haus' kämpfen. Der heroische, langjährige Krieg
Vietnams gegen Japan, Frankreich und die USA wird das vietnamesische Volk zum
sozialistischen Sieg führen. Vietnam gehört den Vietnamesen und nicht dem US-
Imperialismus!
Mao Tse-tung sagt:
Der Stein, den sie erhoben haben, fällt auf ihre eigenen Füße zurück.
DEN GERECHTEN KAMPF DES VIETNAMESISCHEN VOLKES UNTERSTÜTZEN HEISST -
DEN KLASSENKAMPF IM EIGENEN LAND FÜHREN!"
In einem weiteren Kollegenbeitrag heißt es:"
China - geSPIEGELt
BETRIFFT ZÜNDKERZE NR.6 (vgl. 27.1.1971,d.Vf.)
Die Zündkerze ist im Inhalt und in der Aufmachung gut! Die Auszüge aus dem
'Spiegel' hätten jedoch eines Kommentares bedurft.
Dort wird behauptet, daß es eine 'neue Klasse der Parteifunktionäre' gäbe die
aus 'jener Schicht der Apparatschiks, die der Bourgeoisie den Garaus macht,
sich dann aber selbst mit deren Machtpositionen und Privilegien ausgestattet
hatte' besteht.
Hier wird geleugnet, daß die MASSEN UNTER FÜHRUNG DER KP CH die Bourgeoisie
gestürzt haben.
Weiterhin wird Mao Tse-tung als Anhänger der 'Spontaneität, Selbstlosigkeit,
Gleichheit' bezeichnet! Auch die Diktatur des Proletariats sei im Abklingen,
denn die 'Bewußtseinsveränderung scheint so weit fortgeschritten, die
Spontaneität so entwickelt, daß die Klasseninteressen einer herrschenden
Schicht der Partei zurücktreten.'
Und - um das Maß der falschen Behauptungen voll zu machen, wird die
Planwirtschaft geleugnet. Die 'Produktionsschlacht wird -...- ausschließlich
von lokalen Revolutionskomitees gesteuert'."
Die Redaktion bedauert in der Antwort, in den Spalten der 'Zündkerze' nicht
auf alle Fragen eingehen zu können (sie hat ja auch z.B. diesmal nur 24
Seiten) und verweist deshalb auf den 'Roten Morgen', aus dessen Nr.2/71 (vgl.
Feb. 1971 Auszüge aus einem Kommentar übernommen werden.
Aus Betrieb und Gewerkschaft werden Auszüge aus den Richtlinien von
Gesamtmetall über 'wilde' Streiks (vgl. **.**.197*) veröffentlicht sowie der
folgende Artikel:"
'IDEEN MACHEN SICH BEZAHLT'?
In der Opelpost Nr.1/71 (vgl. **.1.1971,d.Vf.) ist auf den Seiten 12 und 13
ein Bericht über die Jahresfeier des Vorschlagswesens abgedruckt, den sich
jeder Kollege, der die Absicht hat, einen Verbesserungsvorschlag
einzureichen, aufmerksam durchlesen sollte!
Darin wird behauptet:
'Die Belegschaft diene sich selbst, wenn sie durch eine fortschreitende
Beteiligung am Vorschlagswesen sowohl zur Verbesserung der Produkte, als auch
zur Kostenminderung beitrage.
Auch diese Feststellung müsse man immer und überall wiederholen. Wenn das
Unternehmen geschäftlich und technisch zurückfalle - was habe dann der
Arbeitnehmer zu erwarten?' (Zitat Dr. Hoenicke)
Wieder wird uns also das Märchen von der Interessengemeinschaft zwischen
Arbeitern und Kapitalisten aufgetischt.
So wie Schiller und Konsorten in der SPD-Regierung uns weismachen wollen, daß
wir in unserem eigenen Interesse handeln, wenn wir auf unsere Lohnforderungen
verzichten, uns an die Lohnleitlinien halten und damit zur 'Kostenminderung'
beitragen, so möchten auch die Opel-Bosse, daß wir uns selbst für dumm
verkaufen, durch eine 'fortschreitende Beteiligung am Vorschlagswesen' und
damit hauptsächlich an der 'Kostenminderung'.
Wir sollen also unseren Grips, den wir sonst angeblich nicht haben,
anstrengen, damit die Opelbosse Extragewinne aus uns heraussaugen können.
Was sind das eigentlich für 'Verbesserungsvorschläge' und wem dienen sie?
In dem Bericht heißt es dazu weiter:
'Der wichtigste Punkt ist jedoch, daß die Annahmerate der eingegangenen
Vorschläge, verglichen mit 1969, um insgesamt 46% gestiegen ist. Besonders
hoch war diese Rate bei Vorschlägen mit Zeit-, Material- oder sonstigen
Ersparnissen. Hier betrug die Steigerung sogar 110%.'
Bevorzugt behandelt werden also solche Vorschläge, von denen nicht etwa wir,
sondern nur die Opel-Bosse etwas haben.
Wie sollte es auch im Kapitalismus anders sein!
Hoenicke stellte dazu sehr richtig fest, daß von dem einzelnen verwertbaren
Vorschlag oft eine 'weitgehende Wirkung' ausging.
Was bedeutet denn ein Vorschlag zur Zeitersparnis?
Es bedeutet, daß wir bei gleicher Zeit und gleichem Lohn mehr leisten müssen,
daß die Ausbeutung schärfer wird!
Das ist also die weitgehend Wirkung! Weitgehend für die Opel-Bosse, die noch
höhere Gewinne scheffeln, weitgehend für die Kollegen, die nun einer noch
größeren Arbeitshetze ausgesetzt sind! Darüber dürfen uns die kümmerlichen
100 DM Prämie nicht hinwegtäuschen.
Wenn das Jahr 1970 für die Opel-Bosse ein goldenes Jahr war, so lag das
sicher auch mit an dieser Tatsache!
...AUF DIE INTELLIGENZ DES VOLKES BAUEN!
Vorschlagswesen in der VR China.
Die Verbesserungen dienen dem Volk und nicht dem Profit einiger weniger!"
Zu einem Bild erscheint der folgende, vermutlich aus dem 'Spiegel* stammende
Text:"
Die aus Arbeitern, führenden Funktionären und Technikern bestehende
Experimentiergruppe bei der Analyse der inneren Struktur und der
Eigenschaften von Gußeisen und hochwertigem Legierungsstahl".
Weiter heißt es:"
Dazu schreibt uns einer, der es wissen muß, ein Kollege, der selbst
Vorschläge eingereicht hat:
Kolleginnen und Kollegen!
Die Zündkerze, unsere Betriebszeitung der Roten Betriebsgruppe, MUSS einmal
über die verlogene Bezahlung einer Idee - 'Ideen machen sich bezahlt' -
berichten.
Mao Tse-tung sagte: 'Tyrannen nützen die Unwissenheit des Volkes aus. Wir
aber wollen auf seine Intelligenz bauen!'
Die Kapitalisten und Betriebsbosse der Adam Opel AG - mit Unterstützung von
Perschke und seinesgleichen - bauen schon auf unsere Intelligenz. Aber mit
dem Hintergedanken, uns kräftig übers Ohr zu hauen!
Kolleginnen und Kollegen!
Ein Verbesserungsvorschlag kann eine Erleichterung, kann aber auch eine
Ausbeutung der Arbeiterklasse sein.
Ein Beispiel:
Der Kollege B. reichte einen Verbesserungsvorschlag ein. Die Bestätigung
seiner Idee bekam er zwei Wochen später. (Wie üblich eine lange Zeit!) Nach
einem Vierteljahr erhielt er eine Belohnung von 100 DM. (Noch übler!) Der
Kollege B. konnte nicht ahnen, daß die Bearbeiter seiner Idee das Zehnfache
bekamen. Sein Vorschlag wurde durch die Tyrannen über die Arbeiterklasse, wie
Mao Tse-tung sagte, zu einer Idee der Ausbeutung. Eine Mehrleistung von 80%
bei gleichem Lohn war der Verbesserungsvorschlag des Kollegen B. wert.
Kollegen, ich frage Euch:
Lohnt es sich, einen Verbesserungsvorschlag einzureichen?
Überlegt! Dient er zur Erleichterung der Arbeit ohne Mehrleistung, oder ist
der Verbesserungsvorschlag bestimmt für Mehrleistung bei gleichen Bezahlung?
Sollte das Letztere zutreffen, machen Ideen sich bestimmt nicht bezahlt!
Eine Goldgrube für Cunningham und Konsorten!"
Die Rote Opel-Jugendbetriebsgruppe (JBG) der Roten Garde (RG) berichtet auf
ihren vier Jugendseiten von den Jugendversammlungen (vgl. 18.2.1971) und:"
AUS DER LEHRBUDE:
DREIEINHALB JAHRE SIND ZUVIEL!
Nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG,d.Vf.) können Lehrlinge ihre Prüfung ein
halbes Jahr vor dem vertraglich festgelegten Ausbildungsende ablegen, wenn
sie die theoretischen und praktischen Voraussetzungen hierzu erfüllen.
Allerdings können sie dies nur, wenn Ausbilder und Berufsschule ihre
Zustimmung geben. Die Anmeldung hierzu muß von der Ausbildungsfirma erfolgen.
Fünfzehn Opellehrlingen, die sich aufgrund dieses Gesetzes ein halbes Jahr
früher zur Prüfung anmelden wollten, wurde die Zustimmung hierzu von ihrem
Ausbildungsleiter Plattfaut verweigert. Daraufhin meldeten sich die Lehrlinge
selbst zur Prüfung an.
Jeder Lehrling bekam 2 Formulare zugeschickt. Eins sollten sie selber
ausfüllen; das andere mußte von Plattfaut ausgefüllt werden. Dieser gab an,
daß alle 15 Lehrlinge theoretisch und praktisch nicht in der Lage seien, ihre
Prüfung zu machen.
Jetzt soll ein Prüfungsausschuß darüber entscheiden, ob der Antrag der
Lehrlinge angenommen werden kann. Auf diesen Ausschuß setzen die Lehrlinge
allerdings keine Hoffnungen. Einer wandte sich daraufhin an den Betriebsrat.
Ob der sich für ihre Forderungen wirklich einsetzen wird, steht noch auf
einem anderen Blatt.
Warum läßt Plattfaut die 15 Lehrlinge nicht zur vorverlegten Prüfung zu?
Die Lehrlinge, die bis zu drei Monate vor dem offiziellen Prüfungstermin
nichts weiter als Handlanger in der Produktion sind, dienen den Opel-
Kapitalisten als billige Arbeitskräfte. Wenn die Lehrlinge diesen Zustand
vorzeitig beenden wollen und ihre Prüfung ein halbes Jahr früher machen
wollen, müssen die Kapitalisten ihnen auch ein halbes Jahr eher einen
Facharbeiterlohn zahlen.
In Anbetracht der kommenden Krise, die die Opel-Bosse mit einkalkulieren,
sind diese Lehrlinge ein halbes Jahr länger für weniger Geld aber die gleiche
Arbeit zu gebrauchen. Die Opel-Bosse können also, um ihre Profite zu retten,
ältere Kollegen entlassen und die billigen Lehrlinge an deren Stelle setzen.
Wie weit die Kapitalisten bei der Behandlung von Lehrlingen gehen können,
zeigt das Beispiel der Kupferhütte in Duisburg: Dort wurde die Lehrwerkstatt
samt Ausbilder an die Thyssen-Hütte (ATH,d.Vf.) verpachtet einschließlich 100
Lehrlinge und zehn Chemielaboranten."
Der 'Röhrenkieker' der Roten Mannesmann-Betriebsgruppe (RBG MM) der KPD/ML-ZK
(vgl. März 1971) habe dagegen den Aufbau einer Jugendbetriebsgruppe (JBG) der
RG propagiert:"
Was uns bei Opel betrifft, ist dem nichts hinzufügen."
Aufgerufen wird zum Lesen des Zentralorganes der RG, dem 'Rotgardist'.
=Die Zündkerze Nr.7,Bochum März/Apr. 1971
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12.04.1971: 
Der 'Rote Mai' - Zeitung des Bochumer Roten-Mai-Komitees erscheint
vermutlich in dieser Woche unter Verantwortung von Stephan Bock, Bochum und
wird u.a. herausgegeben von: Kollegen der IG-Metall (IGM) aus den Bochumer
Großbetrieben,
- KSB/ML, Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK und Rote Opel-
Jugendbetriebsgruppe (JBG) der Roten Garde.
=Roter Mai,Bochum o.J. (Apr. 1971)
18.04.1971: 
Vermutlich spätestens Anfang dieser Woche richtet die Rote Opel-
Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK einen Brief (vgl. 28.4.1971):"
An die Kollegen der Opel Betriebsgruppe der Gruppe 'Rote Fahne, Bochum'
(KPD/ML-ZB,d.Vf.)
Liebe Kollegen!
Obwohl wir bereits im letzten Sommer auf ein Gesprächsangebot von unserer
Seite hin von Eurer Gruppe eine Absage erhielten und obwohl wir in dem vom
'ZB' der Gruppe 'Rote Fahne, Bochum' herausgegebenen 1. Mai-Papier zur
Kenntnis nehmen mußten, daß die Betriebgruppe der Gruppe 'Rote Fahne, Bochum'
mit der revisionistischen D'K'P (DKP,d.Vf.), aber auf keinen Fall mit den
Roten Betriebsgruppen der KPD/Marxisten-Leninisten zum 1. Mai
Aktionsbündnisse eingehen sollen, unterbreiten wir Euch mit diesem Schreiben
erneut das Angebot für ein Gespräch auf Betriebsebene.
Aus Eurer Betriebszeitung 'Die Presse' konnten wir ersehen, daß ihr Euch zum
Ziel gesetzt habt, konsequent die Interessen der Kollegen gegen die Opel-
Bosse zu vertreten und daß Ihr eine proletarische Revolution in Deutschland
wollt. Trotz solcher unseres Erachtens entscheidender Gemeinsamkeiten können
wir den Verdacht nicht loswerden, daß sich die 'Presse' auch zum Ziel gesetzt
hat, unserer Betriebszeitung, der 'Zündkerze' Konkurrenz zu machen, obwohl
wir im vorigen Herbst vor der Herausgabe der 'Presse' Euch sofort angeboten
hatten, eine gemeinsame Zeitung herauszugeben.
Die Herausgabe der 'Presse' ist eine Aktivität, die so nicht dem Proletariat
dient. Als Revolutionäre sollte es unsere wichtigste Aufgabe sein, für die
Einheit aller ehrlichen Revolutionäre zu kämpfen, um so den Weg für die
revolutionäre Einheit des Proletariats zu bahnen.
Viele Kollegen bei Opel sagen mit Recht: wie sollen wir zu dieser Einheit
kommen, 'wenn sich nicht einmal die Kommunisten einig sind?' Und wir
verstehen nicht, wie Kollegen, die täglich derselben Ausbeutung ausgesetzt
sind, nicht einmal mehr miteinander reden können.
Wir verstehen das erst recht nicht, wenn sich diese Kollegen die
proletarische Revolution zum Ziel gesetzt haben und den konsequenten Kampf
gegen den Revisionismus.
Wir sind der Auffassung, daß wir uns gemeinsam das Beispiel vor Augen halten
sollten, das uns die marxistisch-leninistische Bewegung in Westberlin gibt,
welche durch den Kampf gegen die revisionistischen Spalter der SEW zu einem
gemeinsamen Mai-Komitee gelangt ist.
Mit diesem Beispiel vor Augen sollten wir uns im Geiste des 1. Mai ernsthaft
überlegen, wie wir den Interessen des Proletariats wirklich dienen können!
Rot Front!
Wir bitten Euch um eine Antwort bis Freitag, den 23.4.1971".
=Zündkerze Extrablatt Notwendiger Kampf oder prinzipienlose Spaltung?,Bochum
o.J. (1971),S.7f
24.04.1971: 
In Bochum führt das Rote 1.Maikomitee, laut und mit KPD/ML-ZK, seine
Maiveranstaltung durch, zu der die KPD/ML-ZK u.a. mit einem Flugblatt
"Verraten und verkauft" sowie einer Maizeitung (vgl. 12.4.1971) aufruft.
Im Roten 1.Mai-Komitee arbeiten mit:
- Kollegen der IGM aus Bochumer Großbetrieben,
- KSB/ML,
- KPD/ML,
- Projektgruppe Brelohstraße,
- Projektgruppe Internationalismus,
- Rote Frauengruppe,
- Rote Garde (RG - Jugendorganisation der KPD/ML),
- Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML,
- Rote Opel-Jugendbetriebsgruppe (JBG) der Roten Garde,
- Rote Ruhrpark-Gruppe,
- Rote Zellen der Ruhr-Universität.
Die KPD/ML-ZB berichtet im 'KND':"
GRUPPE 'ROTER MORGEN' VERANSTALTET IN BOCHUM EINE VERSAMMLUNG ZUM 1.MAI
Die Gruppe 'Roter Morgen' hat am 24.4. in Bochum eine Veranstaltung zum 1.Mai
durchgeführt. Hauptredner war Ernst Aust, Mitglied des 'ZK' der Gruppe 'Roter
Morgen'. Obwohl die Gruppe 'Roter Morgen' in einer besonderen Mai-Zeitung
(vgl. Apr. 1971,d.Vf.) zur Teilnahme an dieser Veranstaltung aufgerufen hat,
sind diesem Aufruf so gut wie keine Arbeiter gefolgt; die Versammlung wurde
hauptsächlich von Mitgliedern der Studenten- und Jugendorganisation der
Gruppe 'Roter Morgen' besucht.
In seinem Referat berührte Ernst Aust die Frage des 1. Mai nur am Rande.
Seine Ausführungen über die Strategie und Taktik gingen nicht über die
Bestätigung der Notwendigkeit des bewaffneten Aufstandes, eine vulgäre Kritik
am Konzept des 'friedlichen Übergangs' und die Betonung der Notwendigkeit der
Diktatur des Proletariats hinaus.
In seinem Referat machte er eine Vielzahl von politischen Fehlern, wie z.B.:
'Die Bourgeoisie ist eine Verbrecherbande, die die Arbeiterklasse bestiehlt
und sich zum Schutze eine 'Mafia' von SPD- und Gewerkschaftsbonzen sowie der
Polizei hält.' Er wiederholt auf diese Weise jene Fehler, die bereits Karl
Marx bei Proudhon entlarvt hat: Der Kapitalismus ist keine von irgendwelchen
charakterlosen Menschen inszenierte Ordnung, kein Verbrechen; die Produktion
von Mehrwert ist kein Diebstahl. Wer soetwas sagt, zerrt den Kampf der
Arbeiterklasse auf ein moralisches Niveau, steht der Erkenntnis entgegen, daß
der Kapitalismus einmal eine fortschrittliche Produktionsweise war (und damit
die Bourgeoisie eine fortschrittliche Klasse), daß der Kapitalismus im
allgemeinen historisch notwendige Produktionsweise ist, die auf den
Feudalismus folgt und vom Sozialismus abgelöst werden wird. Er widerspricht
damit der historisch- materialistischen Lehre von den Klassen und dem
Klassenkampf.
Das ist nur ein Beispiel: wir könnten noch eine Reihe ähnlicher Fehler
aufzählen.
In der Diskussion im Anschluß an den Vortrag von Ernst Aust, wollten sich die
Veranstalter gar nicht auf eine Diskussion über den 1.Mai einlassen, obwohl
dies von den anwesenden Genossen der KPD/ML und des KJVD gefordert wurde.
Stattdessen eröffneten sie eine Diskussion über die Frage der Einheit der
marxistisch-leninistischen Bewegung. In demagogischer Weise gaben sie sich
dabei als Vorkämpfer dieser Einheit aus. Sie 'bedauerten' die Spaltung der
marxistisch-leninistischen Bewegung, obwohl sie selbst die KPD/ML gespalten
haben. Sie leugneten, daß es zwischen uns und der Gruppe 'Roter Morgen'
ernste Differenzen gibt und verhielten sich ganz so, als seien wir uns in
allen Fragen einig und als ob sie niemals irgendwelche anderen Ansichten
vertreten hätten als wir.
Z.B. behaupteten sie, sie seien seit jeher dafür eingetreten in den
Gewerkschaften zu arbeiten und dort Fraktionen aufzubauen. Die Genossen der
KPD/ML und des KJVD konnten diese Behauptung jedoch anhand der letzten
Publikationen der Gruppe 'Roter Morgen' entlarven, weil darin immer noch der
anti-gewerkschaftliche Kurs verfolgt wird, heute revolutionäre Gewerkschaften
aufzubauen in der Form der 'Roten Betriebsgruppen' (RBG,d.Vf.).
Tatsächlich besteht zur Zeit keinerlei Grundlage für eine organisatorische
Einheit mit der Gruppe 'Roter Morgen', weil weder in programmatischer, noch
in taktischer, noch in organisatorischer Hinsicht einheitliche Ansichten
zwischen der KPD/ML und dem KJVD einerseits und der Gruppe 'Roter Morgen'
andererseits bestehen.
Es ist auch falsch zu behaupten, es habe sich eine Annäherung zwischen uns
und ihnen vollzogen. Im Gegenteil, die Führer der Gruppe 'Roter Morgen' haben
weitere 'Theorien' ausgebrütet, wie die 'Theorie' von den 'zwei Wegen des
deutschen Imperialismus', die die deutsche Revolution auf einen völlig
falschen Weg führen würde.
Das Geschrei der Gruppe 'Roter Morgen' nach Einheit ist in Wirklichkeit
demagogisch, weil die Einheit nur auf dem Weg des ideologischen Kampfes
erreicht werden kann. Die Führer der Gruppe 'Roter Morgen' gehen diesen Weg
aber nicht. Stattdessen versuchen sie, die Differenzen zu vertuschen und
halten es nicht für nötig, sich von uns abzugrenzen.
Auf diese Weise kann die Einheit der marxistisch-leninistischen Bewegung
nicht erreicht werden! Ihre Einheitsdemagogie setzt die Gruppe 'Roter
Morgen' auch in der Frage des 1. Mai fort:
Die KPD/ML betrachtet den 1. Mai als einen politischen Kampftag, an dem die
Partei in dieser Situation die Aufgabe hat, eine politische Agitation und
Propaganda für ihre Linie zu entfalten.
Nun 'bedauern' es die Führer der Gruppe 'Roter Morgen', daß zwischen
ihnen und uns keine Vereinbarungen getroffen worden sind, am 1. Mai GEMEINSAM
zu demonstrieren.
Wir erklären offen: Zwischen uns und der Gruppe 'Roter Morgen' gibt es ernste
Differenzen! Zwischen der Gruppe 'Roter Morgen' und uns hat in den letzten
Monaten keine ideologische Auseinandersetzung stattgefunden, weil die Führer
der Gruppe Roter Morgen dieser Auseinandersetzung ausweichen, indem sie
unsere korrekten Ansichten in der Frage der Strategie und Taktik der
deutschen Revolution ignorieren und es nicht für nötig erachten, sich damit
auseinanderzusetzen.
Zur Zeit befinden wir uns in dem Zustand, daß wir zwei von ihren Grundlagen
her verschiedene Organisationen sind, die Widersprüche liegen seit dem Moment
der Spaltung (vor einem Jahr) klar auf dem Tisch und wir können keine
Annäherung zwischen unseren Organisationen feststellen.
Ob es eine solche gibt, könnte nur ein ideologischer Kampf zeigen.
Aus diesen Gründen gibt es auch keinerlei gemeinsame Grundlage für eine
einheitliche politische Propaganda. Folglich können wir am 1. Mai keine
gemeinsame Demonstration durchführen.
Während sich die Gruppe 'Roter Morgen' mit dem Mantel der Einheit umhüllt,
intensiviert sie auf unterer Ebene die Spaltertätigkeit. Vor Betrieben, wo
unsere Partei seit Monaten eine intensive Agitations-, Propaganda- und
Organisationstätigkeit entfaltet, erscheinen nun die Beauftragten der Gruppe
'Roter Morgen' um dort ihr Zentralorgan zu verkaufen, einzig zu dem Zweck,
die Arbeit der KPD/ML und  des KJVD zu sabotieren.
An allen diesen Betrieben wie Krupp-Widia in Essen, Bochumer Verein (Krupp
Bochum), Westfalenhütte (Hoesch) in Dortmund haben sie sich vorher noch nie
sehen lassen und haben auch offensichtlich nicht die Absicht, dort
Betriebsgruppen zu schaffen. Sie wollen lediglich die Agitations- und
Propagandatätigkeit unserer Partei zum 1. Mai untergraben und die
Arbeiterklasse verwirren.
Im Gegensatz zu den Führern der Gruppe 'Roter Morgen' gibt es bei vielen
Mitgliedern ihrer Organisationen ein ernstes Bemühen um die Einheit der
Marxisten-Leninisten. Das zeigt sich z.B. daran, daß das 'Bochumer Mai-
Komitee' beschlossen hat, unter unseren korrekten Losungen an unserer
Maidemonstration in Dortmund teilzunehmen.
Wir betonen in diesem Zusammenhang noch einmal, daß wir PRINZIPIELL bereit
sind, auch mit Vertretern der Gruppe 'Roter Morgen' in den Fragen der
Strategie und Taktik eine Auseinandersetzung zu führen."
Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK bzw. Gruppe Roter Morgen
berichtet:"
Im Folgenden drucken wir Auszüge aus dem Bericht eines Opel-Kollegen über die
Veranstaltung des Roten Mai-Komitees ab. Wenn der Kollege hier von 'KPD/
SL' schreibt, so übernimmt er den uns von der Gruppe 'Rote Fahne/Bochum'
auferlegten 'Titel' 'Schwarze Linie'." Daneben werden Auszüge aus dem obigen
'KND'-Bericht gestellt. In dem Brief des Opel-Kollegen heißt es:"
Die Veranstaltung mußte eine halbe Stunde später beginnen wegen Unruhe durch
Überfüllung des Saales. Der Veranstaltungseinladung waren viele Studentinnen
und Studenten gefolgt, SOWIE ZAHLREICHE ARBEITER. Wenn diese sich aber mit
Diskussionsbeiträgen zurückhielten und den ideologisch geschulten jungen
Menschen das Feld überließen, ist es eine Verleumdung der Gruppe 'Rote
Fahne', in ihrem Bericht zu schreiben: '...dem Aufruf sind so gut wie keine
Arbeiter gefolgt.' Die Gruppe 'Roter Morgen' kann stolz sein auf ihren
jugendlichen Nachwuchs aus den Studenten- und Jungarbeiterkreisen. Das muß
m.E. erst einmal die Gruppe 'Rote Fahne' auf die Beine stellen."
"Wenn zu Zeiten der CDU-Regierung behauptet wurde, die SPD betreibe eine
linke CDU-Politik, und heute gesagt wird - insbesondere von der Gruppe 'Rote
Fahne' - die DKP betreibe eine linke SPD-Politik, so muß man eben von der
Gruppe 'Rote Fahne' sagen, sie betreibt eine LINKE DKP-POLITIK. Denn sonst
könnte sie die Ausführung Aust's: 'Die Bourgeoisie ist eine Verbrecherbande,
die die Arbeiterklasse bestiehlt...' NICHT ALS EINEN POLITISCHEN FEHLER
bezeichnen. Das sind nur wenige Beispiele, die in ähnlicher Reihe fortgesetzt
werden könnten.
In der anschließenden Diskussion wurde AUSFÜHRLICH ÜBER DEN 1.MAI, die
Gewerkschaftspolitik und die Maiparolen diskutiert. Eine andere
Gegendarstellung - wie im KND - ist erlogen."
"Die Bemühung der Gruppe 'Roter Morgen' nach Einheit und die Betonung, daß es
zwischen den beiden Gruppen keine ernsthaften Differenzen gäbe, ist nicht das
Leugnen von Gegenteiligem, sondern ERNSTHAFTES BEMÜHEN DES APPELLS AN DIE
WAHREN SPALTER DER GRUPPE 'ROTE FAHNE'."
"Während im KND behauptet wird, es bestünde keinerlei Grundlage für eine
Zusammenarbeit der beiden Gruppen, sind sich doch gerade die Publikationen
sehr ähnlich, die zum 1.Mai vertrieben wurden. Während Vertreter der Gruppe
'Rote Fahne' am 24.4. aussagten, MAN KÖNNE SICH NACH ÜBERPRÜFUNG
SELBSTKRITISCHER KRITERIEN EINIGEN, erklärt ihr Organ KND vier Tage später
offen:
'Zwischen den beiden Gruppen gibt es ernsthafte Differenzen'
'...keine gemeinsame Grundlage für eine einheitliche Propaganda'
'...keine gemeinsame Demonstration'
Folglich müßte die Gruppe 'Roter Morgen' genauso offen erklären:
'Weil die Gruppe 'Rote Fahne' keine gemeinsame Diskussion will, keine
gemeinsame Propaganda und keine gemeinsamen Demonstrationen - darum auch
keine Einigkeit der Arbeiterklasse, darum keine Einigkeit innerhalb der
Parteien, darum keine Siege des Proletariats!'"
"Der Bericht schließt mit einem Angriff gegen die Gruppe 'Roter Morgen'
bezüglich des Anbietens von Publikationen vor Betrieben im Schlepptau der
KPD/ML-ZB und des KJVD. Zumindest aus meiner Erkenntnis als Opelarbeiter
erkläre ich, daß bei der Firma Adam Opel AG nach der Betriebszeitung der DKP
die zweite Betriebszeitung die 'Zündkerze' der KPD/ML-SL war und IM
NACHHEREIN ERST DIE SPALTERGRUPPE 'ROTE FAHNE' dort mit ihren Publikationen
erschien.
Alles in allem läßt der KND-Bericht WENIG SACHLICHKEIT erkennen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.32,Bochum 28.4.1971,S.2f;
Zündkerze Extra Notwendiger Kampf oder prinzipienlose Spaltung?,Bochum o.J.
(1971),S.11f;
KPD/ML-ZK:Verraten und verkauft,Bochum o.J. (Apr. 1971);
Roter Mai,Bochum o.J. (Apr. 1971),S.14
30.04.1971: 
Von Opel Bochum wird in einem Kollegenbeitrag für die 'Zündkerze' der Roten
Opel-Betriebsgruppen (RBG) der KPD/ML-ZK berichtet:"
VERRÄTER UND VERRATENE
Am Vorabend des 1.Mai erschien bei Opel die Betriebszeitung der DKP mit dem
Aufruf:
Kolleginnen und Kollegen!
Kommt zur Maikundgebung des DGB!
Des DGB also, dessen Maiparole hieß:
'Mitbestimmung' und
'Der Mensch im Mittelpunkt'
Obwohl die 'Mitbestimmung' ein verrat an der Arbeiterklasse ist, obwohl der
DGB nicht den 'Menschen', sondern den Kapitalisten in den Mittelpunkt stellt,
täuscht er die Arbeiter dort, wo es nur geht.
Doch es geht nicht überall!
Wo in Berlin z.B. sonst Hunderttausende mit dem DGB demonstrierten,
marschierten am 1.Mai 1971 ca. 20 000 Kolleginnen und Kollegen gegen die
Verräter in SPD und DGB. 15 000 folgten der SEW, und 5 000 beteiligten sich
an der Demonstration des Roten Mai-Komitee Berlin, welches aus der KPD/
Marxisten-Leninisten und der KPD/Aufbauorganisation bestand. Dem DGB folgten
gerade auf persönliche Einladung zur Konzertsaal-Maifeier einige Hundert. In
Ingolstadt nicht einmal mehr ein Viertel Tausend.
So also macht sich der Verrat des DGB bei den Tarifverhandlungen, so also
macht sich der Verrat des DGB bei den Streik-Abwiegeleien bemerkbar - ob in
Berlin, Ingolstadt, Bochum oder sonstwo.
So aber macht sich nicht nur der Verrat des DGB bemerkbar, sondern auch der
verrat durch einzelne Verräter in den Reihen der Arbeiter.
Damit gemeint sind bestimmte Meister und Meister-Anwärter.
Warum schreibe ich das so unverblümt?
Weil sich am Vortag des Weltfeiertages der Arbeiter bei Opel folgendes
ereignet hat:
Etwa um 13 Uhr stellte ein Kollege aus dem Preßwerk seinen Schlepper an die
Seite und zwar in die Werkstraße zwischen D3 und D4. Dort hatte er nach
langem Suchen endlich eine freie Toilette gefunden, nach dem Motto: Der
Morgenschiß kommt gewiß, und wenn's am späten Mittag ist!
Dieser abgestellte Schlepper nun wurde von Meister EHM entdeckt.
Offensichtlich vertrat Meister EHM die Auffassung, daß der Schlepper
außerhalb des Preßwerks nichts zu suchen hatte, also der Kollege auch nichts
auf der freien Toilette zu scheißen hatte. Kurzerhand nahm Meister EHM eine
'Korrigierung' an dem Schlepper vor und versteckte sich. Nach 5 Minuten nun
kam der Kollegen von der Toilette und brachte seinen Schlepper nicht mehr zum
Laufen.
Da kam Meister EHM und maßregelte den Kollegen, weil er offenbar seine
persönliche Vorgabe- bzw. Freizeit von 3 Minuten um 2 Minuten überschritten
hatte - und das noch außerhalb des Preßwerkes, wo es insgesamt nur ca. 25
Toiletten gibt für ca. 500 Kollegen.
Aus der gleichen Abteilung des Meister EHM wurde tags zuvor ein Kollege
gemaßregelt, der auch angeblich außerhalb seines Fahrbereichs durch irgend
einen Umstand angetroffen wurde. Hier war es aber nicht der Meister selbst,
sondern sein Vertreter 'Schieber', der Maßregelung aussprach. Nach dem Motto:
Meister, ich weiß was und dafür bekomme ich am 1. Oktober wieder ein paar
Punkte dazu."
=Zündkerze Nr.8,Bochum Mai 1971,S.4
30.04.1971: 
Bei Opel Bochum gibt die DKP, laut einem Kollegenbeitrag für die
'Zündkerze' der Roten Opel-Betriebsgruppen (RBG) der KPD/ML-ZK ihren 'Roten
Kadett' (vgl. Feb. 1971, Aug. 1971) mit einem Aufruf zur Maikundgebung des
DGB heraus.
=Zündkerze Nr.8,Bochum Mai 1971,S.4
Mai 1971: 
Vermutlich im Mai erscheint, laut der Roten Opel-Betriebsgruppe (RBG)
Bochum der KPD/ML-ZK (IGM-Bereich), folgender Artikel in der 'WAZ':"
PEKING IM KREIS DER GROSSEN GEBERNATIONEN
CHINAS HILFE TEILWEISE ZU GÜNSTIGEN BEDINGUNGEN
Von WAZ-Correspondent Christian Roll Honking
Die Volksrepublik China ist im Vorjahr mit einer Entwicklungshilfe in der
Gesamthöhe von 1 327 Mio. Dollar in die Reihe der großen Gebernationen
eingetreten (1 Dollar etwa 3,60 DM). Die bekanntgewordene chinesische
Wirtschaftshilfe belief sich im vorigen Jahr auf 1 027,2 Mio. Dollar, von
der 273,6 Mio. Dollar an kommunistische Länder, 215,7 Mio. an asiatische
Länder und 537,3 Mio. an afrikanische und arabische Länder gingen.
Als erstes südamerikanisches Land erhielt im Vorjahr Peru eine
Wirtschaftshilfe in der Höhe von 600 000 Dollar. Von den kommunistischen
Ländern waren Rumänien und Ungarn Empfänger chinesischer Hilfe. Rumänien
wurde angeblich eine Wirtschaftshilfe in Höhe von 250 Mio. Dollar zugesagt.
Das größte Projekt der chinesischen Wirtschaftshilfe aber ist der Bau der
Eisenbahnlinie von Tansania nach Sambia, die 400 Mio. Dollar kosten wird.
Unbekannt geblieben ist die Höhe der chinesischen Wirtschaftshilfe an
Nordvietnam, Nordkorea und Albanien, die für das letzte Jahr auf zumindest
300 Mio. Dollar geschätzt wird.
Bemerkenswert sind vor allem die günstigen Bedingungen der chinesischen
Hilfe, die entweder aus Schenkungen oder aus langfristigen, zinslosen
Anleihen besteht, was praktisch auch einem Geschenk gleichkommt. Kein
internationales Bankinstitut könnte jemals diese Bedingungen gewähren.
Unbekannt geblieben ist indes, wieviel der chinesischen Hilfe aus
Warenlieferungen und Diensten und wieviel aus konvertierbarer Währung
besteht. Anzunehmen ist, daß der weitaus größte Teil der chinesischen Hilfe
aus Waren und Diensten besteht. Humanitäre Hilfe gibt die Volksrepublik
China auch reichlich und prompt durch das Chinesische Rote Kreuz bei
Naturkatastrophen auch an solche Nationen, die keine diplomatischen
Beziehungen mit China haben, wie kürzlich an die Philippinen und Malaysia,
die von Taifunen beziehungsweise Überschwemmungen heimgesucht wurden."
=Zündkerze Nr.8,Bochum Mai 1971,S.9
03.05.1971: 
Bei Opel Bochum gibt die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK
vermutlich in dieser Woche ein zweiseitiges Extra ihrer 'Zündkerze' (vgl.
5.4.1971, 17.5.1971) heraus:"
SAMSTAG GEHÖRT VATI UNS
So sprachen einst die Gewerkschaftsbonzen, als sie sich noch als unsere wahren
Interessenvertreter anbiedern wollten. Heute aber stellen sie diese Forderung
nicht mehr, sondern lassen durch ihre gewerkschaftlichen
Betriebsratsmitglieder wie Perschke, Sonak und Co Sonderschichten genehmigen,
weil durch die günstige Exportsituation bei Opel die Bosse mit jedem
zusätzlich produzierten Wagen 'richtiges Geld' machen, also ihren Profit
vermehren.
Danach richten sich nun die Gewerkschaftsbonzen und nicht danach, was sie uns
und unseren Frauen und Kindern einst in's Ohr posaunt haben.
Bei Opel aber hat man nun mal die Schnauze voll von leeren Versprechungen und
Verrat. Die Werkzeugmacher - insbesondere jene, die am Wochenende
Reparaturarbeiten machen müssen - sind nun der Meinung:
! SECHS STUNDEN SIND GENUG !
Sie wollen an Samstagen und Sonntagen nur noch von 6 bis 12 Uhr bzw. von 12
bis 18 Uhr arbeiten. Und zwar unter Beibehaltung der betriebsvertraglichen
Prämie von 8 bzw. 10 DM.
Diese Forderung unterbreiteten sie ihrem zuständigen Betriebsratsmitglied
Sonak. Der versprach, die Forderung im Betriebsrat zu diskutieren und der
Geschäftsleitung zu unterbreiten. Da der Betriebsrat aber schon oft genug uns
mit seinen Versprechen verschaukelt hat, wollen die Werkzeugmacher ihrer
Forderung durch eine Unterschriftensammlung Nachdruck verleihen.
Diese Forderung sollte von den anderen Belegschaftsmitgliedern voll
unterstützt werden. Warum?
Kolleginnen und Kollegen! Wir alle und unsere Familien eingeschlossen wissen,
was es bedeutet, wenn wir Samstags und Sonntags (und das bei dem Wetter!) von
Opel 'eingeladen' werden, zu arbeiten. Die Opel-Bosse glauben, UNS durch
Überschichten einen Gefallen zu tun, indem sie sagen: 'Ach, seid doch froh,
eine Schicht mehr zu haben!'. Natürlich sind unsere Frauen froh, bei einer
Preissteigerung von 6,1% ihre leere Haushaltskasse um ein paar Groschen
aufzubessern. Aber andererseits werden ihre Gesichter immer länger, wenn sie
erleben müssen, daß ihre Männer mehr mit Opel verheiratet sind und dort immer
mehr ihre Potenz lassen müssen. Und die Frauen, die neben der ganzen
Hausarbeit auch noch bei Opel arbeiten, sind noch schlimmer dran. Deshalb
haben einige Kollegen die neue Bezeichnung für Opel gefunden:
O HNE  P OPPEN  E NORME  L UST
Nachdem die Werkzeugmacher schon manch gute Initiative ergriffen haben,
sollten wir ihrem Beispiel in unseren Abteilungen folgen. Denn
Verkehrseinschränkungen der Bogestra am Wochenende veranlassen manchen
Kollegen, nach 8 Stunden Arbeit auch noch einen Nachtmarsch einzulegen. So hat
es sich im Preßwerk schon herumgesprochen:
MEHR SEX-STUNDEN DURCH SECHS STUNDEN !!!
Aber Spaß beiseite. Kolleginnen und Kollegen, die Kapitalisten zwingen uns,
immer mehr Zeit dafür zu opfern, unseren normalen Lebensstandard zu halten.
Die Forderung der Werkzeugmacher ist ein aktiver Vorstoß gegen den Versuch der
Opel-Bosse und ihrer 5. Kolonne, uns dazu zu zwingen, unseren normalen
Lebensstandard nicht bei tarifmäßiger Arbeitszeit, sondern durch Überschichten
zu erhalten.
SAMSTAG UND SONNTAG NUR 6 STUNDEN
Die Kapitalisten schenken uns weder einen Heller noch einen Batzen. Im
Gegenteil: Sie wollen uns durch ihre SPD-Regierung in Zusammenarbeit mit den
Gewerkschaftsbonzen einen Lohnstop aufzwingen. Deshalb solidarisiert Euch mit
der Forderung der Werkzeugmacher! Sie betrifft uns alle. Ein erfolgreicher
Kampf für diese Forderung kann ein wichtiger Schritt sein für den Erfolg
unseres Kampfes in der anstehenden Tarifrunde (MTR,d.Vf.)!"
Enthalten ist auch noch das folgende Gedicht:"
BOSSE UND BONZEN
Es ist sehr hart, ich muß gestehen, acht Stunden lang am Band zu stehn.
Wer das, wie ich, mal mitgemacht, hat nach der Schicht nicht mehr gelacht.
Was hier verlangt wird, ist enorm, hier gibt's kein Kranksein oder 'mal nicht
in Form'.
Hier spricht sehr hart zu Dir der Kollege, kommst Du ihm öfters mal ins
Gehege.
Dein Meister ist auch nicht gerade zart besaitet, hat sich Dein Spielraum
ausgeweitet.
Hier bist Du allein auf Dich nur gestellt, ganz selten hat sich mal einer zu
Dir gesellt.
Er hilft Dir ganz schnell, denn er hat selbst keine Zeit,
Weil sonst seine eigene Arbeit zu weit.
Hier bist Du schon Sklave der Maschinen, ein winziges Rädchen im
Firmengetriebe. Schlimm sind die Bonzen, die zur Eile noch treiben und sich an
unserem Bemühen weiden.
Im Geiste sehen sie das Band noch schneller laufen, um noch mehr Autos zu
verkaufen.
Die Menschen zerbrechen bei dieser Methode, doch bei denen gehört das einfach
zur Mode.
Unsere Helfer 'Betriebsrat' genannt, sind längst zur anderen Seite
übergerannt.
Sie haben ihr 'Kämpfchen' schon aufgesteckt und sich hinter'm Rocke der Bosse
versteckt.
Auf die können wir uns also auch nicht verlassen, ihre Worte sind bestimmt für
andere Klassen.
Wer so zu uns redet, ist vorprogrammiert, er wurde schon längst von den Bossen
geschmiert.
Das solche Menschen vor sich noch Achtung haben, bleibt für mich eine der
vielen offenen Fragen.
Von dem, was versprochen, fest zugesagt, wurde bis heute fast alles vertagt.
Was sind das für Menschen, die uns so für dumm verkaufen - Wir sollten sie
jagen, daß sie nicht mehr aufhören zu laufen!
Ihre Selbstherrlichkeit und Arroganz geht gut bis zum Knall, und dann kommt
für sie der ganz tiefe Fall.
Dann kommt Ihr wieder zum Arbeiter gerannt, und auf Eure Ausreden bin ich
heute schon gespannt!"
=Zündkerze Extra Samstags gehört Vati uns,Bochum o.J. (1971)
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07.05.1971: 
Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (IGM-Bereich)
berichtet:"
ARBEITER BESETZEN RENAULT WERK
Seit Freitag, dem 7.5.1971 halten die Arbeiter der größten französischen
Automobilfabrik, der verstaatlichten Renault-Werke, das Hauptwerk in dem
Pariser Vorort Billancourt besetzt. Dies ist eine weitere Eskalation in dem
Kampf, den die französischen Kollegen bei Renault für eine Neugestaltung der
Lohngruppen führen. Alles begann eine Woche vorher, als im Zweigwerk von Le
Mans, in dem über 10 000 Arbeiter beschäftigt sind, 200 Arbeiter die Brocken
hinschmissen. Die revisionistische Gewerkschaft CGT versuchte, den Kampf der
Kollegen dadurch abzuwiegeln, daß sie Verhandlungen mit der Geschäftsleitung
versprach.
Da solche 'Verhandlungen'; schon seit Jahren ohne Ergebnis geführt werden,
ließen sich die Kollegen von der Gewerkschaftsbürokratie nicht in die Irre
führen. Der Streik breitete sich schnell aus und sprang über auf andere
Renault-Werke.
Die Betriebsleitung drohte mit Aussperrung, doch die Kollegen ließen sich
nicht einschüchtern, sondern gingen zum Angriff über und besetzten das
Hauptwerk. DER CGT-Gewerkschaft blieb nichts anderes übrig, als den Kollegen
nachzutraben und zu versuchen, den Kampf doch noch auf ein totes Gleis zu
führen.
Um die französischen Kollegen in ihrem Kampf zu unterstützen, hat die Rote
Betriebsgruppe Opel der KPD/ML folgendes Solidaritätstelegramm abgesandt:
Liebe französische Kollegen!
Mit Begeisterung verfolgen wir Euren gerechten Kampf gegen die Renault-Bosse.
Wir hoffen, daß es Euch gelingen wird, die Front der Betriebsleitung und der
Regierung einerseits und der Gewerkschaftsbürokratie andererseits zu
durchbrechen, die Euren Kampf abwiegeln wollen. Dies wäre ein Erfolg, der die
wachsende Kampfkraft der französischen Arbeiterklasse erneut auf das Beste
demonstrieren würde, und der für die deutsche Arbeiterklasse ein ungeheurer
Ansporn wäre, ihre Reihen im Kampf gegen das Kapital, den Staat und den DGB-
Apparat fester zusammenzuschließen.
Mit kollegialen Grüßen
Rote Betriebsgruppe Opel der KPD/Marxisten-Leninisten"
=Zündkerze Nr.8,Bochum Mai 1971,S.7f
08.05.1971: 
In der Nacht von heute auf morgen beschließt der EWG-Ministerrat die
Freigabe des Wechselkurses der D-Mark.
Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (IGM-Bereich)
veröffentlicht einen Leserbrief:"
ZUR WÄHRUNGSKRISE:
Wenn bürgerliche Minister 22 Stunden tagen, muß der Kapitalismus schön in der
Scheiße stecken! Was BILD verschweigt, sieht man gerade an der
'Währungskrise': die Kapitalisten in Deutschland und in der EWG sind so
zerstritten, daß sie ihre Widersprüche nur durch Mammutsitzungen
vorübergehend lösen können. Über diese Hintergründe informiert BILD natürlich
nicht.
WARUM WIRD NICHT AUFGEWERTET?
Die DM ist weniger wert als der Dollar, also sind die von uns produzierten
Waren im Ausland relativ billig. Deshalb bestellen die amerikanischen
Kapitalisten viele deutsche Waren. Dadurch strömt sehr viel ausländisches
Geld (in diesem Fall viele Dollars) nach Deutschland. Da diese Geldmenge bald
größer ist, als das Warenangebot in Deutschland, steigen die Preise. Das
heißt: letzten Endes bezahlen WIR die 'billigen' Exporte der Kapitalisten. Es
ist klar, daß eine Aufwertung der DM den Interessen der Kapitalisten nicht
entspricht, denn dann könnten sie weniger exportieren.
BRD MIT ODER GEGEN USA UND SU?
Also müßten die USA den Dollar abwerten. Die USA stützen sich aber noch auf
ein Abkommen, in dem 1944 die Weltherrschaft des Dollars festgelegt wurde
(Bretton Woods,d.Vf.). NUR durch gemeinsamen europäischen Druck könnte die
Abwertung des Dollars erzwungen werden. Die BRD hat jedoch die USA durch die
Freigabe des Wechselkurses noch mal vor der Abwertung bewahrt. Warum? Weil
die SPD-Regierung diejenigen Kapitalisten unterstützt und vertritt, die unter
Einfluß des US-Kapitals stehen und sich durch den Ost-Handel sanieren wollen.
Eine erzwungene Dollar-Abwertung würde das Bündnis mit den USA gefährden.
Außerdem würde die Krise in der BRD bedrohliche Ausmaße annehmen, wenn die
Exporte aufhören. Diese Ansicht vertreten auch DGB-Vetter und IGM-Brenner.
Die CDU/CSU will um jeden Preis die europäische Großmacht aufbauen, gegen die
USA und SU. Sie wollte die Dollarabwertung und weitere Schwächung der USA
erzwingen, um das geeinte Europa unter BRD-Führung voranzutreiben.
WAS BEDEUTET DAS FÜR DIE ARBEITERKLASSE?
Sie ist auf jeden Fall betrogen. Die SPD-Regierung will die Krise durch
Exporte aufhalten, und für uns kungeln SPD- und DGB-Bonzen Lohnleitlinien und
sogar Lohnstop aus. Wir sollen 'maßhalten', um den Kapitalisten die
'billigen' Exporte zu bezahlen. Gleichzeitig sollen wir durch 'Lohnverzicht'
die 'Stabilität' der Profite garantieren.
DIE KRISE KOMMT SOWIESO, EGAL OB MIT SPD ODER CDU
Der Streit zwischen den politischen Fraktionen der Kapitalisten dreht sich
nur darum, wie am besten die ganze Krise auf die Arbeiterklasse abgewälzt
werden kann und wie die Herrschaft der Kapitalisten möglichst auf ewig
gesichert und verstärkt wird. Die CDU-Regierung wäre mit Arbeitslosigkeit und
Lohndrückerei genauso am Ball wie die SPD, sie würde nur andere Methoden
anwenden. Denn eines ist klar: so zerstritten die beiden Fraktionen auch
sind, gegen uns stehen sie fest und geschlossen wie ein Mann!"
=Zündkerze Nr.8,Bochum Mai 1971,S.6
10.05.1971: 
In der heutigen 'FAZ' erscheint, laut Roter Opel-Betriebsgruppe der
KPD/ML-ZK in Bochum, folgender Artikel:"
ARBEITGEBER: SCHWERE BELASTUNG
Eine außerordentlich schwere Belastung für den deutschen Export sieht die
Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände in der Freigabe des
Wechselkurses. Die Arbeitgeber befürchten nachteilige Wirkungen auf die
Sicherheit der Arbeitsplätze, die Investitionstätigkeit und das
wirtschaftliche Wachstum. Die Tarifpartner müßten in dieser Lage eine
entscheidende Voraussetzung für die binnenwirtschaftliche Stabilität
schaffen. Der Präsident der Arbeitgeberverbände, Friedrich, hat am Montag dem
DGB-Vorsitzenden Heinz Vetter vorgeschlagen, so bald wir möglich über einen
'stabilitätsorientierten Lohnkurs zwischen maßgeblichen für die Tarifpolitik
verantwortlichen Vertretern beider Organisationen' zu diskutieren."
Vermutlich ebenfalls heute erscheint, laut derselben Quelle, auch in der
'WAZ' folgende Meldung:"
Angesichts der ruhiger werdenden Inlandskonjunktur könnte eine Aufwertung von
5 Prozent als mögliches Ergebnis der jetzigen Maßnahmen im weiteren
Jahresverlauf Produktionseinschränkungen bedeuten, erklärte der Verband der
Automobilindustrie. Ein solches Opfer wäre nur zu vertreten, wenn es gelänge,
den von der Lohnseite ausgehenden Kostenauftrieb in den kommenden Monaten
unter Kontrolle zu bringen. Als eine erneute zusätzliche Belastung und damit
Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt bezeichnet das
Volkswagenwerk die Freigabe des Wechselkurses: der Umfang der negativen
Auswirkung lasse sich im einzelnen aber noch nicht übersehen."
=Zündkerze Nr.8,Bochum Mai 1971,S.2
12.05.1971: 
Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK richtet einen Brief
an die Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB (vgl. 28.4.1971) bzw. der Gruppe
Rote Fahne Bochum:"
Liebe Kollegen!
Ihr schreibt in Eurer Antwort auf unser letztes Gesprächsangebot:
'Wir sind zu Bündnissen in konkreten Fällen im Interesse der Arbeiterklasse
bereit, wenn sich ein gemeinsames Ziel ergibt. (Wie z.B. der Kampf um einen
roten 1. Mai oder eine konkrete betriebliche Verbesserung).'
Das war immer unsere Meinung. Durch unsere Teilnahme an der 1. Mai-
Demonstration der Gruppe 'Rote Fahne/Bochum' in Dortmund haben wir praktisch
gezeigt, daß wir es mit unserem Bündnisangebot ernst meinen. Unser Angebot
erneuern wir mit diesem Brief. Wir schlagen Euch konkrete Gespräche vor über:
a.) den Kampf gegen das Punkte-Bewertungssystem,
b.) die im Herbst (oder schon im Sommer??) anstehenden Tarifverhandlungen
(MTR,d.Vf.).
Wie der Streik im letzten Herbst (vgl. 24.9.1970,d.Vf.) gezeigt hat, war
sowohl Eure wie auch unsere Forderung: 15% Lohnerhöhung und 13. Monatslohn.
Um diese Forderungen wirklich durchsetzen zu können, schlugen wir unabhängig
voneinander die Bildung eines Streikrates vor. Wir sind der Meinung, daß es
besser ist, nicht noch einmal im Kampf derartige 'zufällige'
Übereinstimmungen festzustellen. Statt dessen sollten wir uns jetzt schon
über die Strategie und Taktik in den künftigen Lohnkämpfen absprechen, nach
dem Motto: getrennt marschieren, vereint schlagen. Denn wir sind davon
überzeugt, daß es letztes Jahr eher zur Bildung eines Streikrates gekommen
wäre, wenn wir frühzeitig diese Gespräche eingeleitet hätten. Das Ergebnis
des Streiks hätte dann ein anderes sein können!
Kollegen, wir wollen hiermit keineswegs die vorhandenen politischen
Unterschiede zwischen der KPD/Marxisten-Leninisten und der Gruppe 'Rote
Fahne/Bochum' verwischen. Wir wollen lediglich erreichen, daß sich Genossen
und Kollegen trotz verschiedener politischer Auffassungen zusammen setzen und
beraten, wie sie gegen die Opel-Bosse und ihre Handlanger gemeinsam kämpfen
können. Und damit so etwas nicht wieder passiert, daß z.B. Eure Genossen
unsere Plakate von den Wänden reißen, wie wir es bei Eurer 1. Mai-
Demonstration in Dortmund beobachten mußten.
Da uns als Arbeitern das Schreiben und die Formulierung nicht so von der Hand
gehen, möchtet Ihr hiermit Verständnis dafür aufbringen, daß wir mehr für das
direkte Gespräch sind (was erfahrungsgemäß eher zu einem Erfolg führt), als
für ausschweifende Korrespondenz. Wir hoffen, daß es in allernächster Zeit zu
einem solchen Gespräch kommt und schlagen hierfür einen der nächsten Sonntage
vor. Wir veröffentlichen diesen Brief gleichzeitig in der ZÜNDKERZE, damit
die Opel-Kollegen etwas in der hand haben, wenn sie an uns die Frage stellen:
'Warum arbeitet Ihr nicht zusammen?'
Wir grüßen Euch mit
Rot Front"
=Zündkerze Extrablatt Notwendiger Kampf oder prinzipienlose Spaltung?,Bochum
o.J. (1971),S.10
17.05.1971: 
Vermutlich in dieser Woche bringt die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der
KPD/ML-ZK in Bochum ein Extra ihrer 'Zündkerze' (vgl. 3.5.1971, 24.5.1971)
mit 12 Seiten heraus:"
NOTWENDIGER KAMPF ODER PRINZIPIENLOSE SPALTUNG?
Kollegen, so mancher von Euch wird sich in der letzten Zeit schon des Öfteren
gefragt haben, was das eigentlich soll, wenn zu Schichtbeginn verschiedene
Zeitungen verteilt oder verkauft werden. Zeitungen, die alle von sich
selbst behaupten, rot zu sein: Zündkerze, Presse, Roter Kadett, Rote Glut,
Die Walze, Roter Morgen, Rote Fahne und neulich noch die Rote Mai-Zeitung.
Aufgrund dieser Zeitungsflut ist es nicht verwunderlich, daß viele Kollegen
und Kolleginnen im Laufe der Zeit den Durchblick verlieren und ihre sowieso
schon vorhandene Zurückhaltung noch stärker wird, obwohl sie solche
Zeitungen eigentlich für richtig halten und sogar mitarbeiten würden.
Viele Kollegen sagen immer wieder: 'Bevor Ihr uns beglückt, werdet Euch erst
mal selber einig!' - 'Glaubt Ihr etwa, daß Ihr etwas erreichen könnt, wenn
Ihr so gespalten seid?' oder 'Scheißt Ihr erstmal dahin, wo wir schon
hingeschissen haben, dann können wir weitersehen!'
Was diese Kollegen so drastisch ausdrücken, entspricht voll und ganz den
Tatsachen. Da es zu den Grundprinzipien des Marxismus-Leninismus gehört, daß
die Arbeiterklasse zu ihrer Befreiung unbedingt eine einheitliche
marxistisch-leninistische Kommunistische Partei braucht, wird niemand den
schreienden Widerspruch, ja den Skandal leugnen, der in der Tatsache der
Spaltung liegt.
Auch die KPD/Marxisten-Leninisten kann und will diesen Skandal nicht leugnen.
Es wäre Augenwischerei zu behaupten, alles wäre in Butter.
Bevor diese Spaltung nicht überwunden ist, werden kaum große Erfolge zu
verzeichnen sein, eher das Gegenteil. Das beweist nicht zuletzt die
Geschichte unserer deutschen Arbeiterbewegung. Und wir halten es nicht für
eine Phrase, wenn Mao Tse-tung sagt:
'Will man die Revolution, dann muß man eine revolutionäre Partei haben. Ohne
eine revolutionäre Partei, die gemäß der revolutionären Theorie und dem
revolutionären Stil des Marxismus-Leninismus aufgebaut ist, ist es unmöglich,
die Arbeiterklasse und die breiten Volksmassen zum Sieg über den
Imperialismus und seine Lakaien zu führen.'
Jede prinzipielle Uneinigkeit, jede prinzipienlose Spaltung arbeitet nur
denen in die Hände, die daran ein wirkliches Interesse haben: den
Kapitalisten und ihren Stiefelknechten im Staat und DGB-Apparat. Darüber muß
sich jeder Arbeiter, jeder Kommunist im Klaren sein!
Aber die Kommunisten sind die Letzten, die den Zustand der Spaltung tatenlos
hinnehmen. Aus diesem Grunde wenden wir uns direkt an Euch, Kolleginnen und
Kollegen, und werden das auch weiterhin tun. Jeder von Euch hat das Recht,
Rechenschaft über Spaltungen und Ähnliches gerade von denen zu verlangen, die
sagen, sie seine die besten Arbeitervertreter. Es ist klar, daß diese
Rechenschaft nur vor der Arbeiteröffentlichkeit abgelegt werden kann und
nirgendwo anders. Denn nur der Arbeiter kann es sein, der dem Skandal der
Spaltung ein wirkliches Ende bereiten kann. Er ist es, der täglich an der
Drehbank oder am Fließband praktische Solidarität üben muß, ob er will oder
nicht. Ansonsten ist er total verraten und verkauft.
Um allen Spaltern aber den Kampf ansagen zu können, müssen wir alle eines
klar wissen: GEGEN WEN ist der Kampf zu führen?  MIT WEM ist der Kampf zu
führen? Ziehen wir hier keine klaren Trennungsstriche, so sollen wir uns
nicht wundern, wenn wir weiterhin von den falschen 'Verbündeten' an die Brust
genommen werden.
Die Hauptgegner lassen sich relativ leicht festnageln: Die Klasse der
Kapitalisten und ihre Bundesgenossen im Staat und DGB-Apparat. Viel
schwieriger allerdings wird die Sache, wenn es sich um faule Eier in den
eigenen Reihen handelt. Bekommen wir da keinen Durchblick, werden wir auf der
Stelle treten.
D'K'P (DKP,d.Vf.)/SED - ARBEITERPARTEIEN?
Hier geht es nicht darum, ob diese Parteien Arbeiter in sich vereinigen,
sondern darum, ob sie Politik FÜR die Arbeiter machen. Müßte doch sonst die
SPD auch eine Arbeiterpartei sein. Jeder Kollege weiß heute, daß das ehemals
sozialistische Weltlager sich in zwei große Blöcke gespalten hat: die
'Moskau-Anhänger' und die 'Maoisten'. Aber wer weiß schon wirklich etwas
Genaueres darüber - bei dem Fernsehen und bei den Zeitungen, die die
Kapitalisten uns vorsetzen! Die Kapitalisten haben ein Interesse daran, daß
wir über die wahren Ursachen der Spaltung nichts, aber auch gar nichts
erfahren.
Stattdessen sollen wir glauben, es gehe um sogenannte 'Machtkämpfe' zwischen
Breschnew und Mao Tse-tung.
Daß dem nicht so ist, wollen wir im Folgenden versuchen klar zu machen.
VERRÄTER IN DER ARBEITERKLASSE
Schon seit Beginn der Arbeiterbewegung hat es immer wieder Verrat gegeben.
Dies hat aber nichts damit zu tun, daß das ewig so sein muß, wie etwa das
Amen in der Kirche. Die Erklärung dafür liegt in einer einfachen Tatsache:
Solange es Kapitalismus und Kapitalisten geben wird, werden diese ein
Interesse haben, wirkliche Arbeiterorganisationen in die Hand zu bekommen, ja
selbst Arbeiterstaaten. Sie wären verrückt, wenn sie diese Versuche nicht
machen würden, denn sonst wären ihre Tage sofort gezählt.
Den ersten großen Erfolg konnten sie bei der SPD und ihren Gewerkschaften
verbuchen. Seit über 50 Jahren helfen sie tüchtig mit, die Arbeiter zu
unterdrücken und auszusaugen. Wer also weiterhin wirkliche Arbeiterpolitik
treiben wollte, mußte neu beginnen: Die Gründung der KPD 1918 war die einzig
richtige Konsequenz. Damit war zwar eine neue Arbeiterpartei gegründet, die
unter Ernst Thälmann zur führenden Kraft wurde, die Unterwanderungsversuche
der Kapitalisten aber wurden dadurch noch verstärkt. Das Ergebnis liegt heute
klar auf der Hand: so wie die SPD August Bebels später zur Verräterpartei
wurde, so wandelte sich auch die Partei Rosa Luxemburgs, Karl Liebknechts und
Ernst Thälmanns unter Ulbricht in ihr Gegenteil. Jeder klassenbewußte
Arbeiter, der vor dieser Tatsache die Augen verschließt, schadet nur der
Arbeiterklasse und damit sich selbst.
KAMPF DEN ARBEITERVERRÄTERN
Nun könnte mancher Kollege sagen, dann können wir ja gleich einpacken. Er
vergißt dabei allerdings eins: So wie damals Luxemburg und Liebknecht, vor
allem aber Lenin und Stalin, den Verrätern konsequent den Kampf ansagten, so
sind es heute die Marxisten-Leninisten mit Mao Tse-Tung an der Spitze. Und
daß ihre Ideen den richtigen Weg weisen, beweisen die kämpfenden Völker der
südlichen Erdhalbkugel und nicht zuletzt die Streiks und Demonstrationen der
letzten Jahre in Europa und den USA.
Es besteht also durchaus kein Anlaß, Trübsal zu blasen. Wer mit offenen Augen
die politische Lage in der BRD in den letzten 5 Jahren betrachtet hat, dem
wird der Unterschied zu früher sofort ins Auge springen. Die Studenten wurden
als erste rebellisch, ab 1969 sind es langsam auch die Arbeiter.
Anlaß zum Frohlocken haben wir aber nun auch nicht. Weder haben wir eine
starke kommunistische Partei, die gemäß dem Marxismus-Leninismus aufgebaut
ist, noch sind die Praktiken eines Ulbricht oder Bachmann jedem
klassenbewußten Kollegen klar.
'GULASCH-KOMMUNISMUS'
Noch viel zu viele meinen, Kommunismus sei das, was sich heute in der DDR
abspielt. Und China? Da kommt sofort das Argument mit der gelben Gefahr.
Was aber spielt sich wirklich in der DDR und in China ab?
Den Verdrehern des Marxismus-Leninismus in der DDR, allen voran Ulbricht,
gebührt der große Verdienst, den 'Gulasch-Kommunismus' eines Chruschtschow
als 'wahren Kommunismus' den Arbeitern beider deutscher Staaten verkauft zu
haben.
Sie scheuten sich nicht, wie Chruschtschow in der Sowjetunion (SU,d.Vf.), zu
behaupten: Sozialismus wäre Kapitalismus, nur besser. Großsprecherisch
kündigten sie an, der Kommunismus ließe nur noch wenige Jahre auf sich
warten.
Was aber gar nicht auf sich warten ließ, das waren die alten Verhältnisse.
Genau das also, was man zu bekämpfen vorgab, wurde wieder eingeführt. Heute
leben die Bosse der sogenannten 'volkseigenen' Betriebe (VEB,d.Vf.) und die
Bonzen der SED und des FDGB genau so gut, wie die unsrigen hier, ja, ihre
soziale Sicherheit ist noch größer, geht doch nahezu alles auf
'Staatskosten'.
Wenn also die Ideologie des Antikommunismus in der BRD so tolle Erfolge
verzeichnen konnte, so liegt das nicht zuletzt an den Herren Ulbricht und
Stoph, lieferten sie doch die entscheidenden Argumente mit ihrem 'Gulasch-
Kommunismus': Jahrelang konnten die westdeutschen Kapitalisten den Arbeitern
beider deutscher Staaten vorrechnen, daß sie hier eben doch mehr und
billigere PKW's, Fernseher, Kosmetika, Textilien usw. bekommen würden. Nichts
gegen diese Waren, aber ein Anzeichen für gerechte Verhältnisse sind sie
nicht.
DIE KERNFRAGE: WER HAT DIE MACHT IM STAAT?
Gerade das beweist die chinesische Volksrepublik. Zwar geht es dem
chinesischen Volk immer besser, zu hungern braucht schon lange keiner mehr,
das Entscheidende aber ist: Wer hat die Macht im Staat? Sind es die Bonzen
oder sind es die Arbeiter und Bauern? Hier liegt der Unterschied zwischen der
DDR, Sowjetunion usw. auf der einen Seite und China und Albanien auf der
anderen Seite.
Und die Kulturrevolution in China war keine Theater- oder Künstlerrevolte,
sie war der Kampf der Arbeiter und Bauern gegen die chinesischen
Chruschtschows und Ulbrichts.
(Jeder Kollege, der darüber Genaueres erfahren möchte, lese nur die Bücher
des schwedischen Journalisten Jan Myrdal. Dieser war 1960 und 1969 in China.
Beide Male besuchte er das gleiche Dorf Liu Ling, beide Male befragte er die
Dorfbewohner. Diese Bücher sind mit die besten Beweise für einen wirklichen
Arbeiter- und Bauernstaat, aber auch die besten Beweise dafür, was 'Gulasch-
Kommunismus' ist und wie er bekämpft werden muß.
Jan Myrdal: Bericht aus einem chinesischen Dorf (1960), China: Die Revolution
geht weiter (1969).
D'K'P - EIN FAULES EI
Wir mußten auf diesen Sachverhalt ziemlich ausführlich eingehen, da sonst
nicht genügend klar würde, welche Rolle die DKP spielt. Die DKP verkündet
immer wieder, sie wäre die 'einzig wahre' Arbeiterpartei, sie wäre die 'Erbin
Ernst Thälmanns'.
Welche kommunistische Arbeiterpartei aber kann den Mord an den polnischen
Arbeitern verteidigen? An Arbeitern, die die Internationale sangen und
riefen: 'Nieder mit der bürgerlichen Gomulka-Clique', als sie demonstrierten!
Welche kommunistische Arbeiterpartei darf sich zum Anhängsel von
Gewerkschaftsbonzen machen oder zum Befürworter einer Mitbestimmung, die
nichts anderes als die sogenannte 'Gleichberechtigung von Kapital und Arbeit'
ist?
Die Partei Ernst Thälmanns ist der beste Beweis dafür, daß eine
kommunistische Arbeiterpartei genau das Gegenteil davon tun muß. Und wie hält
die DKP ihre Mitglieder trotz allem bei der Stange? Zum einen durch simple
Lügen, indem sie klassenbewußten Kollegen vorgaukelt, das Gerede von der
Mitbestimmung wäre nur Taktik, während die Taten ihrer Mitbestimmungs-
Betriebsräte das Gegenteil beweisen. Im Bergbau zum Beispiel sind sie die
besten Bremsklötze. Zum anderen durch Bestechung, die sich nur in ihrer Art
von der der DGB-Bonzen unterscheidet: vergünstigte Reisen in die DDR,
Treueprämien für besonders 'verdienstvolle' DKP-Betriebsräte usw. Diese
Partei besteht erst seit 1968, sie besitzt aber bereits heute einen bezahlten
Funktionärskörper (weit über 100 Leute), der sich im Vergleich zur SPD- und
DGB-Bürokratie durchaus sehen lassen kann.
Die KPD/Marxisten-Leninisten hat keinen einzigen bezahlten politischen
Funktionär, weil sie weiß, dies könnte der erste Schritt zu erneuter
Korruption sein. Wenn sie einmal gezwungen sein sollte, Genossen
freizustellen, dann werden diese äußerst gering an Zahl sein, vor allem aber
müssen sie VORHER IM KAMPF bewiesen haben, daß sie keine faulen Eier sind.
Schreibtischbonzen darf eine kommunistische Arbeiterpartei nie zulassen!
'MAOISTEN' - WASCHECHTE KOMMUNISTEN
Wer heute solche Dinge offen beim Namen nennt, wird von den Reaktionären und
den DKP- und SED-Führern als 'Maoist' bezeichnet. Aber auf diesen Namen, den
uns die Feinde der Arbeiterklasse und der Arbeiterbewegung gegeben haben,
sind wir stolz. Denn er bedeutet nichts anderes, als daß es auch in der BRD
wieder waschechte Kommunisten gibt. Marxisten-Leninisten, die konsequent
versuchen, die Interessen der Arbeiterklasse zu vertreten, und dabei nicht
davor zurückschrecken, Verrat, WOHER ER AUCH KOMME, schonungslos
anzuprangern.
Vor fünfzig Jahren waren es die Anhänger Lenins, die man als Bolschewisten
beschimpfte. Nun, die Arbeiter haben damals ihr Urteil gesprochen: sie liefen
den Bolschewiki reihenweise zu. Und heute? Heute haben die Völker der
südlichen Erdhalbkugel ihr Urteil längst gefällt! Oder kämpfen die
indochinesischen Völker etwa mit den Ideen eines Breschnew? Aber auch die
Arbeiter der imperialistischen Staaten greifen langsam zum Roten Buch: Bei
Fiat in Turin (in Italien,d.Vf.) zum Beispiel waren es 'maoistische'
Arbeiter, die einen der größten Streiks organisierten.
DIE DEUTSCHE ARBEITERKLASSE ERWACHT!
GRÜNDUNG DER KPD/ML
Lediglich die westdeutschen Arbeiter machen in gewisser Weise eine Ausnahme.
Aber hat das etwa was mit einem besonderen 'deutschen Wesen' zu tun?
Keineswegs! Es ist nur allzu verständlich, wenn westdeutsche Arbeiter heute
skeptisch und zurückhaltend sind. Kein europäischer Arbeiter ist so verraten
und verkauft worden in der Vergangenheit wie gerade der westdeutsche
Arbeiter. Erst war es der DGB, der sich von amerikanischen
Geheimdienstgeldern nährte, und sein Fähnchen gegen die Arbeiterklasse
kehrte. Dann kam der Verrat von SED/KPD/DKP. Und nicht zu vergessen: die
Nazi-Herrschaft, die auch an den Arbeitern nicht so spurlos vorüberging.
Gerade die Streiks 1969/70 haben gezeigt, daß auch hier der Arbeiter wieder
erwacht, daß eine neue Arbeitergeneration heranwächst, die die Last der
Vergangenheit langsam aber sicher abzuschütteln beginnt. Die klassenbewußten
Kollegen wissen, daß der Kampf der Arbeiterklasse nur Erfolg haben kann, wenn
diese über eine starke kommunistische Arbeiterpartei verfügt. Einige von
ihnen, vor allem revolutionäre KPD-Mitglieder, schlossen sich mit den
fortschrittlichsten Studenten zusammen und gründeten deshalb 1968, zum 50.
Jahrestag der KPD, die KPD/Marxisten-Leninisten.
Damit war der Grundstein für einen Neubeginn gelegt. Das Spaltungsübel, und
diesmal ein äußerst prinzipienloses, aber begann damit erst. Dies zu leugnen
wäre grundfalsch und würde keineswegs weiterhelfen.
EIN NEUER SPALTUNGSWIND
...kam nicht aus der SED-Verräterrichtung, er kam von den Universitäten!
Wir als Kommunisten sind weit davon entfernt, eine Hetze gegen
fortschrittliche Studenten a la 'Bild' vom Stapel zu lassen. Wir wissen, wie
schwer es für den Kollegen ist, fas schriftlich und korrekt auszudrücken, was
ihm auf der Seele liegt. Und wir wissen auch, welche positive Rolle die
fortschrittlichen Studenten seit 1966 gespielt haben: sie verfügten im
wesentlichen über wissenschaftliche Einsichten, sie diskutierten über
Sozialismus usw., und waren bemüht, dies alles den Arbeitern in Flugblättern
und Zeitungen mitzuteilen. Wir glauben, daß wir über diese positive Seite
nicht allzu viel zu schreiben brauchen, da sie von jedem klassenbewußten
Kollegen anerkannt wird.
Heute ist es notwendig, die Gefahren aufzuzeigen, die der Arbeiterklasse
drohen, wenn sie ihre Angelegenheit nicht endgültig selbst in die Hand nimmt.
Tut sie es nicht, so wird sie zum Objekt kleinbürgerlicher 'Arbeiterführer'.
Es gibt heute viele Gruppen und Zirkel, die sich 'marxistisch-leninistisch'
nennen und von sich behaupten, sie wären die einzig richtigen Vertreter des
Marxismus-Leninismus.
Dabei ist es zunächst ziemlich uninteressant, WAS sie sich gegenseitig
vorwerfen, sondern es kommt darauf an, WARUM sie sich bekämpfen.
Obwohl gerade diejenigen unter diesen Gruppen, deren Anteil an
Intellektuellen besonders hoch ist, ihre fast 'rein proletarische
Zusammensetzung' behaupten, ist es ein offenes Geheimnis, daß es unter den
marxistisch-leninistischen Gruppen keine einzige gibt, die nur aus Arbeitern
besteht. Ja in einigen Gruppen spielen die Intellektuellen sogar die erste
Geige.
Dies steht natürlich in krassem Gegensatz zu ihren Behauptungen. Um den
'Beweis' trotzdem anzutreten, greifen sie oft zu folgenden Mitteln: Entweder
schicken sie ihre Studenten in den Betrieb (was durchaus positiv ist!) und
geben sie dann als 'Arbeiter' aus, oder sie marschieren auf der Straße im
Blaumann herum (der natürlich äußerst sauber aussieht). Ja, es gab schon
Demonstrationen, wo die Studenten alle im Blaumann aufmarschieren mußten.
Jeder Kollege wird über diese Kindereien nur den Kopf schütteln können. Diese
Gruppen verhalten sich wie der Krämer an der Ecke: der deckt seine faulen
Tomaten mit frischen zu, damit der Beschiß nicht offenkundig wird.
KLEINBÜRGERLICHER KONKURRENZKAMPF
Wieso kommen diese revolutionären Intellektuellen zu solch einem Handeln, muß
man ihnen doch andererseits ihre ehrliche Absicht oft bescheinigen?
Die meisten von ihnen haben die Lehren von Marx, Lenin und Mao Tse-tung nur
theoretisch begriffen, nicht in der praktischen Arbeit. Dies bringt die
gefährliche Tendenz auf, sich nun an die Stelle der Arbeiter zu setzen.
Der wichtigste Grund allerdings liegt in einem kleinbürgerlichen
Konkurrenzkampf. Jahrhundertelang war die Wissenschaft nur 'Auserwählten' der
herrschenden Klassen zugänglich. Wer also in die 'heiligen Hallen' der
Wissenschaft eintreten wollte, mußte sich fügen. Ob er konnte, mußte er in
'Streitgesprächen' beweisen. Wie diese dann aussahen und immer noch aussehen,
weiß fast jeder von uns: es ist der berühmte Streit darum, ob zuerst die
Henne oder das Ei da war.
KORINTHENKACKEREI UND HAARSPALTEREI
Um selbst bestehen zu können, mußte man das Wissen, das 'geistige Kapital'
des andern in Grund und Boden stampfen. Wem das besonders gut gelang, der
galt dann als große Leuchte. Dabei werden Wissenslücken dann genauso
vertuscht, wie es der Krämer mit seinen faulen Tomaten tut. Dafür hat dann
jeder sein 'Spezialgebiet', und wenn es die Geschichte des Nagels ist, wie
bei einem Professor der Ruhr-Universität (RUB,d.Vf.).
Für fortschrittliche Studenten ist es besonders schwer, gerade diese Macken
abzulegen, hat man sie ihnen doch von Kindesbeinen an in den Kopf geprügelt,
so lange bis sie glaubten, das sei das einzig Wahre. Und hier liegt die
Trennungslinie zwischen revolutionären Arbeitern und denjenigen Studenten
(und sie sind äußerst gering an Zahl!), denen es bereits gelungen ist, diese
Macken weitgehend abzulegen, auf der einen Seite und den Studenten, die zwar
guten Willen haben, deren Taten aber hauptsächlich von diesen
Korinthenkackereien geprägt sind, auf der anderen Seite.
Heißt das, daß wir diese 'Arbeiterführer' verdammen sollen? Keineswegs! Was
wir ihnen allerdings klarmachen müssen ist, daß sie gehörigen Krach mit den
klassenbewußten Arbeitern bekommen werden, wenn sie ihr Spielchen
weitertreiben.
Wir sind keine dummen Jungen, in irgendeinem Kindergarten, die solche
Spielchen fein finden. Wir haben genug Leute im Nacken sitzen, die sich als
unsere Vertreter aufspielen.
Da brauchen wir keine neuen. Wir brauchen solche, die uns helfen, unseren
Nacken frei zu machen.
Jeder Kollege hat das Recht, genau zu erfahren, wie solche 'Arbeiterführer'
handeln.
'ABGRUNDTIEFE' DIFFENRENZEN
Da auch sie ihr 'Spezialgebiet' brauchen, um ihre Widersacher in Grund und
Boden stampfen zu können, 'entdecken' sie plötzlich, daß die Arbeiterbewegung
schon eine Menge an Einsichten angehäuft hat. Anstatt diese Einsichten aber
als geschlossene Erkenntnis zu behandeln, klauben sie einige Dinge heraus und
werfen sie ihren 'Gegnern' an den Kopf. Das sind dann die 'abgrundtiefen
prinzipiellen Differenzen', die sie haben. Vom gemeinsamen Feind, dem
Imperialismus und Revisionismus, ist dann keine Rede mehr.
Und da sie die Arbeiter als Kapital betrachten, müssen sie natürlich die
Kollegen in den anderen Gruppen, die sie als Kapital der anderen ansehen,
'entwerten'. Das sind dann für sie die 'verstudentisierten' Arbeiter, oder
schlicht die 'Renommierproleten'. (Leider sind solche Beispiele keine
boshaften Erfindungen, sondern schlichte Tatsachen.) Und das in einer
Situation, wo die klassenbewußten Kollegen weiß Gott nicht vom Himmel fallen.
Stehen dann in den Versammlungen Kollegen auf und prangern das an, werden
ihre Worte hochnäsig als 'Vereinigungsprojektmacherei' oder als
'prinzipienloses Vereinigungsgeschwätz' abgetan. Kollegen, das sind wörtliche
Zitate, keine Erfindungen!
Oder man schreibt in Flugblättern, die anderen wären ja nur eine
'wildgewordene Studentenhorde', wie bei Hoesch (IGM-Bereich in Dortmund -
vgl. **.*.1971,d.Vf.) geschehen (wobei die Sprache der Bildzeitung
unverkennbar ist).
SPALTUNG DER KPD/ML
Für all das bieten örtliche Erfahrungen genügend Beweise. Auch die KPD/
Marxisten-Leninisten wurde, weil sie noch schwach war, letztes Jahr von
diesem Virus angesteckt. Einige ihrer Mitglieder meinten die anderen wären
'Konterrevolutionäre' und spalteten sich kurzerhand ab. Natürlich behaupteten
sie fortan, sie wären die wahre KPD/ML. (Ihr Zentralorgan ist die Rote
Fahne). Die Folgen waren dann sofort zu spüren. Nehmen wir Opel als Beispiel.
Die KPD/Marxisten-Leninisten hatte eine Rote Betriebsgruppe aufgebaut, die im
Frühjahr 1970 (vgl. 13.4.1970,d.Vf.) zum ersten Mal ihre Betriebszeitung 'Die
Zündkerze' herausgab. Als sie erfuhr, daß die Mitglieder der Gruppe Rote
Fahne Bochum (KPD/ML-ZB,d.Vf.) im Sommer 1970 nun das Gleiche beabsichtigten,
machten sie ihnen folgendes Angebot: die 'Zündkerze' gemeinsam herauszugeben,
da wohl kaum ein Kollege den Unterschied zwischen KPD/ML und 'KPD/ML'
begreifen, geschweige denn Verständnis dafür aufbringen würde. Sie lehnten
'großzügig' ab.
Im Streik (vgl. 24.9.1970,d.Vf.) ereignete sich dann folgende kuriose
Situation: Sowohl die Zündkerze als auch die Betriebszeitung der Gruppe Rote
Fahne, die 'Presse', stellten gleiche Forderungen auf. Die Kollegen wunderten
sich und einige meinten sogar, die 'Presse' sei wohl die Betriebszeitung fürs
Preßwerk.
Diese Genossen begründeten ihr Tun folgendermaßen: Es sei nicht schlimm, wenn
die Arbeiter anfangs ein wenig verwirrt würden. Mit der Zeit würden sie es
schon begreifen. - Von den klassenbewußten Kollegen hat es bis heute kein
einziger begriffen.
VERWIRRUNG DER ARBEITER
Daß dies kein Einzelfall ist, zeigt ein Duisburger Beispiel: Die KPD/
Marxisten-Leninisten gibt seit Herbst letzten Jahres dort bei Mannesmann (MM -
vgl. Nov. 1970,d.Vf.) die Betriebszeitung 'Röhrenkieker' heraus. Wie wir
jetzt von Kollegen der Gruppe Rote Fahne Bochum erfuhren, wollen sie unter
dem gleichen Namen ebenfalls eine Zeitung erscheinen lassen. Begründung: (und
die ist jetzt wörtlich zitiert von einem ihrer studentischen Funktionäre):
'Die Kollegen sollen ruhig verwirrt werden, sie werden mit der Zeit schon
merken, was los ist. Außerdem habt ihr uns ja den Namen KPD/ML geklaut, also
ist es unser gutes Recht, den Namen 'Röhrenkieker' zu benutzen.' Kollegen,
wir können nur hoffen, daß dies Gerede nicht in die Tat umgesetzt wird.
Diese Genossen meinen, Angriff wäre die beste Verteidigung. Daß dabei
Tatsachen vollkommen verdreht werden, spielt keine Rolle. Neuerdings werfen
sie uns vor, wir würden auf ihren Erfolgen unser Süppchen kochen. Auf der
Bochumer Mai-Veranstaltung des Roten Mai-Komitees (vgl. 24.4.1971,d.Vf.) fiel
diese Bemerkung von einem ihrer führenden Leute.
2 DEMONSTRATIONEN AM 1. MAI
Als letztes Beispiel sei nur der 1. Mai genannt. Die Landesleitung der KPD/
Marxisten-Leninisten wandte sich an ihre Landesleitung zwecks gemeinsamer
Demonstration. Es wurde abgelehnt. Daraufhin fanden in Dortmund zwei Mai-
Demonstrationen statt. Das Einzige, was wir noch tun konnten, war, unsere
Mitglieder und Sympathisanten zur Unterstützung ihrer Demonstration zu
schicken, bevor unsere begann.
Kollegen! Wenn wir diese Dinge vor aller Öffentlichkeit behandeln, so
beabsichtigen wir nicht, 'dreckige Wäsche' zu waschen. Das soll den Bonzen von
SPD, DGB und DKP überlassen bleiben.
FÜR DIE EINHEIT DER REVOLUTIONÄRE
Worum es uns geht, ist kurz gesagt: Die Arbeiter brauchen die Einheit ihrer
führenden Kräfte, auch wenn diese noch so schwach sind. Dies ist immer wieder
zu betonen und danach zu handeln, es hat nichts mit
'Vereinigungsprojektmacherei' zu tun, sondern ist eine zum Prinzip gewordene
Erkenntnis der Arbeiterbewegung geworden. Jeder der diese Erkenntnis
mißachtet und mit Haarspaltereien ankommt, soll sich nicht wundern, wenn ihn
die Arbeiter auf Dauer RECHTS liegen lassen. Natürlich gibt es Differenzen.
Aber diese müssen sachlich ausdiskutiert werden, so, daß der Kampf der
Arbeiterklasse wirklich gestärkt und nicht geschwächt wird.
Jeder, der von sich behauptet, er wäre der wahre 'Interessenvertreter' der
Arbeiterklasse muß sich von den Arbeitern eine Prüfung auf Herz und Nieren
gefallen lassen. Denn das haben wir gelernt in unserer Vergangenheit: immer
wieder haben die westdeutschen Arbeiter Niederlagen hinnehmen müssen. Das hat
sie wachsam und zurückhaltend gemacht. Wenn sie sich heute auf etwas
einlassen, dann muß es handfest sein und wirklich Zukunft haben.
Und wenn Mitglieder einer revolutionären Organisation sich einer anderen
anschließen, wie dies bei Opel immer wieder geschehen, als Kollegen von der
'Presse' zur 'Zündkerze' kamen (vermutlich am 23.1.1971,d.Vf.), so sollen
sich die Genossen der 'Roten Fahne' Bochum überlegen, WARUM dies geschehen
ist und nicht mit Worten wie 'trotzkistische Praxis' und weiß der Teufel was
um sich schmeißen. Das hilft sowohl ihnen als auch der Opel-Belegschaft nicht
weiter, vor allem nicht angesichts der bevorstehenden Tarifkämpfe (MTR,
d.Vf.). Gerade da brauchen wir einheitliches Handeln, solches wie in den
September-Streiks, als die Arbeiter manchem 'Revolutionär' vormachten, wie
sie zu handeln pflegten.
KÄMPFT MIT FÜR EINE STARKE KPD/ML
Klassenbewußte Kollegen! Wir fordern euch deshalb auf: Helft mit, den Kampf
unter einheitliche Führung zu bekommen. Fragt alle, ob es unsere Kollegen
oder Studenten sind oder die der Gruppe 'Rote Fahne' Bochum, was die
PRAKTISCH für die Einheit unternehmen, wenn sie euch ein Flugblatt oder eine
Zeitung in die Hand drücken. Sagt uns klar, was ihr denkt. Wir wären die
letzten, die Angst davor haben, von Kollegen einmal tüchtig durchgerüttelt zu
werden. Wenn es freundschaftlich gemeint ist, und unter Kollegen kann es gar
nicht anders sein, sind wir sofort dabei, Macken abzulegen, wenn sie
kritisiert werden. Auch wenn das mit Opfern verbunden ist.
Wir haben am Schluß eine kleine Dokumentation zusammengestellt, die Zeugnis
gibt von gewissen Haarspaltereien. Schreibt uns, was Ihr darüber denkt! Sagt
es unseren Verteilern!"
Die Dokumentation besteht aus dem Briefwechsel zwischen den Opel-
Betriebsgruppen der KPD/ML's ZB und ZK (vgl. 18.4.1971, 12.5.1971) und einem
Bericht über die Veranstaltung des Bochumer Roten Mai-Komitees am 24.4.1971,
die der auszugsweise wiedergegebenen Darstellung im 'KND' der KPD/ML-ZB
gegenübergestellt wird.
Zum Schluß heißt es:"
WIE STELLT DIE GRUPPE 'ROTE FAHNE, BOCHUM' DIE POLITIK DER KPD/ML IN IHREN
BETRIEBSZEITUNGEN DAR?
(aufgezeigt am Beispiel der 'Roten Westfalenwalze') (bei Hoesch Dortmund,
d.Vf.)
Unsere ganze Dokumentation ist ein Beweis dafür, wie die Gruppe 'Rote Fahne,
Bochum' jede Bemühung der KPD/ML beantwortet, die Einheit aller Revolutionäre
in der Partei der Arbeiterklasse herzustellen:
nämlich mit Lügen, Hohn und Arroganz!
So auch die 'Rote Westfalenwalze'. Da steht in ihrer Ausgabe zum 1.Mai
(gemeint ist nicht die, sondern die April-Ausgabe - vgl. Apr. 1971,d.Vf.):
'Nach ihrem Willen sollen also die Arbeiter ohne gewerkschaftliche
Organisation sein, die ihre ökonomischen Interessen vertritt!'
Was ist von diesem Vorwurf, der sich gegen die KPD/ML richtet, zu halten?
Kollegen, Ihr habt alle unsere Vorbereitungen zum 1.Mai verfolgen können.
Viele von Euch haben den ROTEN MORGEN gekauft, alle haben unsere Klebezettel
und Plakate gesehen. Was stand da groß und breit zu lesen?
'WIR BRAUCHEN GEWERKSCHAFTEN - ABER NICHT SOLCHE (DGB)!'
Wer uns also vorwirft, wollten das Kind mit dem Bade ausschütten, nämlich die
Gewerkschaften überhaupt abschaffen, der kennt entweder nicht unsere
Zeitungen und unsere Arbeit, oder aber er lügt ganz bewußt!
In der oben erwähnten Ausgabe der 'Roten Westfalenwalze' heißt es weiter:
'...für den tagtäglichen Kampf der Kollegen im Betrieb fordern sie nichts,
kämpfen sie nicht.'
und dann noch als krönender Abschluß ihrer Anfeindungen der KPD/ML:
'Kollegen, laßt Euch nicht verwirren durch die 'Rote-Morgen-Leute', die eine
studentische Politik weit ab von den Kollegen betreiben.'
Es bedarf wahrlich nicht vieler Worte, diese Verleumdungen zurückzuweisen.
Jeder Kollege bei Opel, der die ZÜNDKERZE liest, wird wissen, was er von
solchen Verdrehungen zu halten hat, nämlich gar nichts!
Werden denn etwa in der ZÜNDKERZE studentische Forderungen aufgestellt? War
die Forderung für die vollen 15% im letzten Herbst eine Forderung für die
Studenten? Prangert die ZÜNDKERZE nicht regelmäßig und unermüdlich die
Ausbeutung der Kollegen durch die Opelbosse an, entlarvt sie nicht immer
wieder die Machenschaften der Perschke und Co.?
Die Antworten auf diese Frage weiß jeder Kollege, und die ZÜNDKERZE hat keine
Angst vor diesen Antworten!"
=Zündkerze Nr.8 und Extra Notwendiger Kampf oder prinzipienlose Spaltung?,
Bochum Mai 1971 bzw. o.J. (1971),S.9 bzw. S.1ff;
Der Parteiarbeiter Nr.6,Bochum Juni 1971,S.65ff
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20.05.1971: 
Die DKP Hameln gibt die Nr.4 des ersten Jahrganges ihrer Ortszeitung
'Hamelner Arbeiterzeitung' (vgl. Juni 1971) heraus.
Mit der KPD/ML-ZK befaßt man sich u.a. so:"
Die Arbeiter BRAUCHEN eine kampfstarke gewerkschaftliche Organisation. Die
Gruppe 'KPD/ML' erzählt aber den Arbeitern das alte Unternehmermärchen, daß
es 'auch ohne Gewerkschaften' geht, und eigentlich sogar besser als mit
Gewerkschaften! (Zündkerze, Zeitung der Gruppe 'KPD/ML' Bochum, Mai 1970)
(bei Opel,d.Vf.)."
=Hamelner Arbeiterzeitung Nr.4,Hameln Mai 1971
24.05.1971: 
Vermutlich in dieser Woche gibt die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) Bochum
der KPD/ML-ZK die Nr.8 ihrer 'Zündkerze' (vgl. 17.5.1971, 21.6.1971) heraus,
die 18 Seiten dick ist.
Im Leitartikel heißt es:"
KÜR VOR'M MEISTERPULT
ERKENNTNISSE UND ERFAHRUNGEN NACH DER ERSTEN LEISTUNGSBEURTEILUNG
Die im Meisterrundschreiben Nr. IIb 3/48 - 19 so gepriesene 'objektive'
Bewertung liegt ganz im Ermessen der einzelnen Meister.
Wenn sich Kollegen aus Ehrgefühl gegen die 'Pflicht am Arbeitsplatz - Kür
vor'm Meisterpult' auflehnten und hier und dort dem Meister in seiner
Arroganz und Selbstherrlichkeit nicht huldigten, so konnte man das in den
meisten Fällen ganz klar an der Punktebewertung erkennen. Angeblich soll ja
durch 3-fache Bewertung von Meister, Obermeister und Betriebsleiter die
Bewertung 'objektiv' sein.
Aber Kolleginnen und Kollegen, mit wem der Obermeister und Betriebsleiter
kungeln, braucht ja nicht gesagt zu werden! Auf jeden Fall nicht mit uns! Nur
einige wenige Fälle sind uns bekannt, wo Kollegen durch den Obermeister oder
Betriebsleiter Punkte dazu bekommen haben. Und dies sind ausschließlich
hochqualifizierte Facharbeiter, auf die Opel besonders angewiesen ist.
UND DAS BESCHWERDERECHT?
Und wie sieht es mit dem Beschwerderecht aus, welches uns nach dem
Tarifvertrag zusteht? (Siehe Beanstandungsverfahren Paragraph 5 Absatz 1)
Die meisten Kollegen fühlen sich unterbewertet. Und was bekamen sie von den
Meistern dann zu hören? In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle 'Ach, laß
man! Im Oktober gebe ich dir ein paar Punkte mehr.'
Da jeder Kollege mit seiner Beschwerde einzeln zum Meister geht, lassen sich
die meisten den Honig um den Bart schmieren. Denn wenn der Meister allen
Kollegen zusammen mehr Punkte versprechen würde, dann würden doch viele
Kollegen das Hinterhältige an dieser Taktik eher durchschauen: nämlich uns
vom Gebrauch der Beschwerde abzuhalten und uns zu willfährigen Kriechern bis
zur nächsten Bewertung am 1.10. zu machen. - So handeln nicht alle Meister
bei Opel, aber leider die Mehrzahl der Meister!
NUR EIN KUCHEN FÜR ALLE
Über eines müssen wir uns ganz klar sein: Es ist unmöglich, daß wir am 1.10.
alle eine Zulage bekommen. Denn der Kuchen, aus dem unsere Leistungszulagen
verteilt werden, hat eine bestimmt festgelegte Größe. So hat z.B. die
Geschäftsleitung direkt nach der ersten Leistungsbeurteilung mit dem Segen
'unseres' Betriebsrates von diesem Kuchen sofort 2% weggenommen! Aus diesem
Kuchen also, den die Kapitalisten ganz nach ihrem Belieben verkleinern
können, werden die Zulagen verteilt. Was der eine Kollege davon mehr bekommt,
wird dem anderen abgezogen. Ein Kollege beschwerte sich neulich bei seinem
Meister. Darauf sagte der meister: 'Wenn du mehr haben willst, dann nenne
denjenigen, dem ich die Punkte abziehen kann.'
Und was kommt dabei heraus?
Anstatt daß wir alle zusammen das ganze Punktesystem bekämpfen, kämpfen die
meisten um die Punkte - Gunst des Meisters. Die Kriecherei und Radfahrerei
nimmt einen Umfang an, der die Kapitalisten nur lachen läßt. Sie schauen
dick, fett und zufrieden zu, wie wir als Kampfhähne aufeinander losgehen.
Denn solange wir uns gegenseitig bekämpfen, haben sie ihre Ruhe.
AB 1.10. LOHNEINBUSSEN
Die Geschäftsleitung hat uns über den Betriebsrat davon in Kenntnis gesetzt,
daß trotz der bereits durchgeführten Punktebewertung bis zum 1.10. noch keine
Lohneinbußen vorgenommen werden. Wir müssen also noch dankbar sein, daß die
Opel-Bosse in ihrer großen Güte uns unseren bisherigen Lohn weiterzahlen! Sie
zahlen ihn jetzt als 'übertarifliche Zulage', weil auf dem Arbeitsmarkt immer
noch Mangel an Arbeitskräften herrscht.
Und warum wollen sie bei der nächsten Punktebewertung Lohneinbußen vornehmen?
SPALTEREI IN DER TARIFRUNDE
Die nächste Bewertung wird mit erheblichen Lohneinbußen verbunden sein (nach
der ersten Bewertung bekommen die meisten Kollegen weniger Lohn als vorher)
und sie fällt, - falls die Bosse und Bonzen ihr Vorhaben nicht durchführen
und die Tarifrunde in die Ferien vorverlegen - GENAU in die Tarifrunde.
Die Kollegenspalterei soll also gerade in dem Moment auf die Spitze getrieben
werden, wo aller Voraussicht nach der nächste Streik bei Opel ansteht!
DAS SOLLTE DOCH JEDEM VON UNS ZU DENKEN GEBEN!!!"
Im nächsten Abschnitt werden zwei Ausschnitte aus der 'WAZ' sowie der 'FAZ'
(vgl. 10.5.1971) abgedruckt und fortgefahren:"
AUGENBLICKLICHE LAGE
In den letzten ZÜNDKERZEN haben wir immer wieder betont, daß die Krise in der
BRD allgemein voranschreitet. Trotzdem sind aber bei Opel in den letzten
Wochen wieder Sonderschichten gefahren worden, durch mehr Wagen pro Schicht
und durch Abzug von Kollegen wurde die Arbeitshetze verschärft. Wie ist das
miteinander zu vereinbaren? Durch die Freigabe des Wechselkurses wurde die DM
praktisch um 5% aufgewertet. Also: Exportrückgang. Dies betrifft besonders
die stark exportorientierte Autoindustrie (60% Exporte!), die sich bisher nur
durch verstärkte Exporte aus der Krise raushalten konnte, die sich in den
anderen Branchen schon ausgeweitet hat.
Die SPD-Regierung hat die dem gegenüber dem Dollar längst notwendige
Aufwertung der DM bis jetzt hinausgezögert. Deutsche Waren waren also im
Ausland verhältnismäßig billig, so daß bei den deutschen Kapitalisten
besonders viele Auslandsaufträge eingingen. Durch die DM-Aufwertung werden
die deutschen Waren teurer, die Auslandsaufträge werden also stark
zurückgehen. Die Inlandsaufträge sind aufgrund der in anderen Branchen
bereits stark vorangeschrittenen Krise schon lange zurückgegangen - so daß
also auch bei Opel die Krise sich langsam ausdehnen wird.
VORBEREITUNG AUF DIE TARIFRUNDE
Was bedeutet das nun für die kommende Tarifrunde?
Die Kapitalisten und ihre Freunde im DGB bereiten sich mit allen Mitteln
darauf vor. Da sie nun die 'Stabilität' an der währungspolitischen Front
'hergestellt' haben, rüsten sie nun für die 'Herstellung' der 'Stabilität' an
der sogenannten Lohnfront. Wie machen sie das?
Sie bauen ihr innerbetriebliches Spitzelsystem aus zur Beobachtung von
'Rädelsführern'. Mit 3-fachem Monatslohn kaufen sie Kollegen zu
Spitzeldiensten.
Sie spalten uns mit dem Punktesystem, damit wir gegeneinander kämpfen,
anstatt eine geschlossene Front zu bilden.
Sie predigen der Arbeiterklasse 'Maßhalten'. Mit Lohnleitlinien und
konzertierter Aktion wollen sie uns an die Leine nehmen.
Unsere Forderung nach vollen 15% werden sie so 'erfüllen', daß sie uns z.B.
die Rückzahlung des Konjunktur-Zuschlages und andere Extra-'Vergütungen' auf
die 15% anrechnen, so daß letztendlich  7-8% herauskommen, wie kürzlich im
Bergbau (IGBE-Bereich,d.Vf.) und in der Textilindustrie.
Und um auch wirklich die gesamte Arbeiterklasse unter ihre verräterische
Fuchtel zu bekommen, streben sie die Einheits-Zwangs-Gewerkschaft an, die wir
noch von Hitlers DAF kennen.
Bei Opel sind bereits Listen im Umlauf, aus denen ersichtlich ist, wer in der
IGM ist und wer nicht. Wer nämlich kein Mitglied ist, hat keinen Anspruch auf
die Tarifverträge, also z.B. bei der Punktebewertung kein beschwerderecht!
EINHEIT UND SOLIDARITÄT
Kolleginnen und Kollegen!
Die einzige und stärkste Waffe der Arbeiterklasse ist Einheit und
Solidarität. Lassen wir uns nicht zum Vergnügen der Bosse und Bonzen noch
mehr spalten! Jeder von uns muß immer daran denken, daß die Punkte oder
Pfennige, die er sich ergattert hat, seinem Kollegen wieder abgezogen werden.
Und jeder muß daran denken, daß wir in der Tarifrunde FÜR UNS ALLE mehr als
ein paar Pfennige erkämpfen können, wenn wir zusammenhalten und eine
geschlossene Front bilden.
Wir alle müssen uns auf die Tarifrunde vorbereiten, SOWOHL INNERHALB ALS AUCH
AUSSERHALB der IGM. Besonders wichtig ist es dabei für uns, daß diejenigen
Vertrauensleute, die wirklich auf unserer Seite stehen, uns laufend über die
Tarifvorbereitungen der IGM-Bonzen informieren, daß sie uns ständig über die
Verrätereien der Bonzen informieren. Wir sind selbstverständlich immer dazu
bereit, alle diese Informationen sofort in der ZÜNDKERZE zu veröffentlichen.
Das gleiche, wie für die Vertrauensleute, gilt für den Betriebsrat.
Nur wenn alle fortschrittlichen Kollegen wirklich zusammenarbeiten, können
wir in dieser Tarifrunde etwas für uns alle erkämpfen!
EINHEIT UND SOLIDARITÄT FÜR DIE TARIFRUNDE UND DEN KAMPF GEGEN DAS
SPALTERISCHE PUNKTESYSTEM!!
KAMPF DEM LOHNDIKTAT!!"
In der Rubrik "Kollegen schreiben für die Zündkerze" erscheint als erstes ein
Beitrag über den 'Roten Kadett' der DKP (vgl. 30.4.1971) und Vorfälle im Werk
am 30.4.1971 (vgl. dort).
Der nächste Beiträge lautet:"
WIE EINE BOMBE
Kolleginnen und Kollegen!
Ihr habt bestimmt auch das Extrablatt der ZÜNDKERZE 'Akkordhetze bis zum Tod'
(vgl. 29.3.1971,d.Vf.) gelesen. Ich schreibe diesen Brief an die Rote
Betriebsgruppe aus folgendem Grund:
In der Opel-Post März 71 schreibt ein Schmierfink, ideologische Arroganz und
politische Verbohrtheit hätten noch nie die Welt verbessert. Wir wissen
jedoch, daß dies nicht auf die KPD/ML zutrifft. Die KPD/ML legt keine Bomben.
Wir wissen, daß die Kolleginnen und Kollegen durch die ZÜNDKERZE nur die
Wahrheit erfahren, die Wahrheit, wie die Opel-Bosse uns ausbeuten. Ich würde
behaupten, kapitalistische Arroganz und revisionistische Verbohrtheit haben
uns Arbeitern noch nie geholfen.
Wer hat uns denn über die Schweinerei beim Sani unterrichtet? Doch nur die
ZÜNDKERZE der Roten Betriebsgruppe. Ich glaube, dieser Bericht hat wie eine
Bombe eingeschlagen.
Ja, meine Herren von der Geschäftsleitung, mit solchen Bomben arbeitet die
Rote Betriebsgruppe der KPD/ML! Und daß die ZÜNDKERZE Erfolg hatte, zeigt
folgender Bericht:
Ein Kollege aus dem CKD klagte über Herzschmerzen und ging zum Sani.
Freundlich wurde er aufgenommen, untersucht, ja - es wurde sogar ein EKG
gemacht! Plötzlich wurde ein Kollege genauso behandelt, wie vorher der
Antreiber Pfeffer. Die Diagnose war: vorübergehende Herzschwäche. Jetzt erst
wurden dem Kollegen die berühmten Tabletten gegeben, und er durfte sich sogar
eine Stunde beim Sani hinlegen. Dann allerdings mußte er wieder arbeiten
gehen. Er durfte nicht nach Hause, so wie der Antreiber Pfeffer.
Es fragt sich nur, wie lange die ZÜNDKERZEN-Wirkung bei den Opel-Bossen
anhält, wie lange sie also ihre jetzt etwas menschlicheren Anweisungen für
den Sani aufrecht erhalten. Kolleginnen und Kollegen, jede unmenschliche
Behandlung, jede Ausbeuterei muß in der ZÜNDKERZE angeprangert werden. Ihr
seht ja selbst: nur so haben wir Erfolge!
Macht es wie ich. Schreibt an St. Bock, 463 Bochum, Hustadtring 73".
Der nächste Kollegenbeitrag behandelt:"
'KOMMUNISMUS' UND KOMMUNISMUS
Den Initiatoren und Autoren der ZÜNDKERZE ist es dringend zu empfehlen, das
Wort 'KPD/ML für die Bochumer Bürger intensiver, vor allem aber
übersichtlicher und verständlicher zu interpretieren. Das Wort 'Kommunismus'
ist für viele Bewohner Bochums - (sicher auch für DDR-Bürger) - eine Art
dämonenhaftes Schreckgespenst, oder ein Vampir, oder sonst eine negative
Vorstellung. Umso schlimmer, besser gesagt umso schmerzvoller ist es für den
ehrlichen, wirklich progressiven Kommunisten von der Prägung Marx, Engels,
Lenin, Stalin und Mao Tse-tung. Er muß hören und feststellen, daß ein
westdeutscher Arbeiter sich zu folgender Äußerung hinreißen läßt:
'Wenn du Kommunismus haben willst, so gehe doch in die Ostzone, nach Polen
oder nach Rußland. Dort werden die Arbeiter von der Polizei, ja sogar mit
Panzern zusammengeschlagen und in die Gefängnisse gesteckt. Die Vergangenheit
beweist es, daß jenseits der Elbe bis Wladiwostok Arbeiterverhaftungen
stattgefunden haben.'
Diese dialogische Diskussionsart hat am Husemannplatz aus Anlaß der Rote-
Punkt-Aktion stattgefunden. Dieser Vorwurf, diese bittere Wahrheit ist eben
eine Tatsache welche ein Marxist nicht verschweigen darf. Er muß aber nach
den Ursachen suchen.
Zugleich ist aber aus solchen zu Recht bitteren Aussagen festzustellen bzw.
herauszuhören, daß das Wort 'Kommunismus' für diesen so bitter und
vorwurfsvoll aussagenden Arbeiter ein Sammelbegriff für alle subversiven
Kräfte, für alles Schlechte innerhalb des Kommunismus ist - und sich geistig
und in der Tat als negativ auswirkte und auch auswirken mußte.
Hierbei ist zu berücksichtigen, daß in der BRD die weitaus größere Zahl aus
Arbeitnehmern besteht. Solche und so denkende Arbeitnehmer - wie eben
geschildert - werden nur schwer ein warmes Herz oder Sympathien für den
Kommunismus bekommen. Gerade in der Nachkriegszeit häuften sich die Fälle,
daß Kommunisten gegen die Machthaber in den 'kommunistischen' Ländern
aufbegehrten. Und warum?
Weil in diesen Ländern nur der Name kommunistisch war, die Wirklichkeit aber
mit den von Marx, Engels und Lenin aufgestellten Lehren wenig zu tun hat.
Deshalb hat das Wort 'Kommunist' in breiten Kreisen der Bevölkerung nur noch
als Schimpfwort an Bedeutung gewonnen. Schuld daran haben die Machthaber in
den sogenannten 'kommunistischen' Ländern, die die Arbeiter und Bauern
ausbeuten und unterdrücken.
Zu diesen Dogmatikern gehört auch die DKP. Sie ist nur ein verlängerter Arm
von Ulbricht, wie auch von Gierek und Breschnew. Sie wird auch in der
finanziellen Basis von dem SED-Regime am Kacken gehalten. Wer dort Freiheit
haben will, wandert ins Gefängnis, wer dort kritisiert, wird als Feind
verurteilt. Dies alles ist kein Kommunismus - es sei denn, daß es der
verratene Kommunismus ist.
Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung wollten bzw. wollen diesen
'Kommunismus' nicht. Hier ist auch der ideologische Bruch zwischen Moskau und
Peking zu suchen. Auch die KPD/ML will diesen Pankow-Moskauer-Rote
Zaren-'Kommunismus' nicht.
Weshalb hat nicht nur der Kapitalismus, sondern auch die roten Moskauer Zaren
so große Angst vor den wirklich kommunistischen Parteien, wie der KPD/ML?
Sie fürchten sich vor der KPD/ML (wie vor 2 000 Jahren der Kaiser Herodes
sich vor Jesus Christus gefürchtet hat und alle Knaben bis zu 3 Jahren
abschlachten ließ), weil die KPD/ML diejenige Partei ist, welche sich für
Gerechtigkeit und Freiheit aller Arbeitnehmer auf der ganzen Welt einsetzt.
Das solltest Du, Opel-Kollege, wissen!"
Ein Kollegenbeitrag befaßt sich mit der Währungskrise (vgl. EWG - 8.5.1971)
und im letzten Kollegenbeitrag heißt es:"
WEG MIT DEM GANZEN UNKRAUT!
Im folgenden die deutsche Übersetzung des Briefes von einem spanischen
Kollegen, der in unserer Mai-Zeitung für die ausländischen Kollegen
abgedruckt wurde.
Liebe Freunde!
Wenn wir in Spanien bei unseren Familien sind und die Ungerechtigkeit und
Armut in unserem Dorf sehen, wenn wir nicht die Freiheit genießen können, die
uns zusteht, - wenn wir nicht einmal genug Geld am Tag verdienen, um unsere
Frauen, Kinder und uns selbst zu ernähren, dann verlassen wir ganz
verzweifelt Spanien mit der Illusion, irgendwo im Ausland mehr Geld verdienen
zu können, um so schnell wie möglich nach Spanien zurückzukehren.
Und wenn wir endlich am Arbeitsplatz angekommen sind, dann denken wir weiter
an das Geld. Der Kapitalist, der genau weiß, wie dringend wir das Geld
brauchen, nützt das aus und steckt uns in Kaninchenställe. Die meisten von
uns halten schön die Klappe, weil sie an das Geld denken und schnell wieder
nach Spanien wollen.
Plötzlich merken sie jedoch, daß das ganze Geld drauf geht, und daß sie
obendrein von Frau und Kindern getrennt leben müssen, auf kleinstem Raum
eingepfercht.
Einige holen zwar ihre Familie nach, aber es bleibt doch alles beim Alten.
Die Wohnverhältnisse für uns Spanier sind einfach kriminell.
Einige von uns suchen Hilfe bei der Caritas und legen ihren Fall dar, weil
sie noch daran glauben, daß man ihnen helfen wird. Aber das ewige Warten
hängt ihnen bald zum Hals heraus. Und anstatt uns zu helfen, schiebt man uns
mit der Antwort ab: 'Hier habt Ihr Arbeit und lebt nur einen Schritt weg von
Eurem Arbeitsplatz, in Spanien habt Ihr jedoch nichts. In Eurem ganzen Leben
ist es Euch noch nie so gut gegangen!'
Wir sollten uns endlich nichts mehr vormachen lassen. Sowohl die Kapitalisten
wie auch die Caritas sind Blutegel, die an unserem Rücken kleben und uns
aussaugen. Um unserer Sklaverei ein Ende zu bereiten, müssen wir dieses ganze
Unkraut ausrotten. Dazu brauchen wir die Einheit aller Werktätigen, um den
Ausbeutern und ihren Helfershelfern, die uns ständig verraten, gegenüber zu
treten.
Genossen und Freunde, vereinen wir uns ein für alle Mal, um Schluß mit dem
Kapitalismus zu machen, mit allen Handlangern wie dem modernen Revisionismus,
der an den Arbeitern Verrat übt, wie in Polen und der Sowjetunion (SU,d.Vf.).
Diese revisionistischen Cliquen versuchen, alle kommunistischen marxistisch-
leninistischen Parteien, die für die Freiheit und den Sozialismus in allen
friedliebenden Völkern der Erde kämpfen, zu boykottieren.
Unterstützen wir deshalb die marxistisch-leninistischen Parteien, die
einzigen, die sich wirklich für die wahren Interessen der Arbeiter
einsetzen!"
Aus Frankreich wird berichtet von der Betriebsbesetzung bei Renault (vgl.
7.5.1971)
Mit der Werkszeitschrift aller Opel-Werke (vgl. März 1971) befaßt man sich
so:"
EIN WORT ZUR 'OPELPOST' NR.3/71
WENN DER FEIND UNS BEKÄMPFT, SO IST DAS GUT UND NICHT SCHLECHT
'Wenn der Feind uns bekämpft, ist das gut und nicht schlecht', sagt Mao
Tse-tung.
Nun, die Opel-Post bekämpft uns mittlerweile ganz kräftig. Dies ist das beste
Zeichen dafür, daß wir mit unserem Kampf auf dem richtigen Weg sind und erste
Erfolge erzielt haben.
In nicht weniger als 6 Artikeln werden wir als 'Extremisten', 'Kaputtmacher',
'Wirrköpfe' usw. beschimpft. Dabei schmeißt die Opel-Post in durchsichtiger
Absicht alle linken und 'linken' Gruppen in einen Topf - obwohl sie die
Unterschiede zwischen diesen Gruppen genau kennt. Wozu arbeitet Opel denn
schließlich mit der politischen Polizei (K14,d.Vf.) zusammen, wozu gibt es
denn die 'schwarzen' Listen?
Weil es gegen uns keine sachlichen Argumente gibt, und weil immer mehr
Kollegen und Kolleginnen die ständig steigende Ausbeutung satt haben und sich
uns anschließen, greifen die Opel-Postler zur Methode der Diffamierung. So
wird in plumper Manier die anarchistische Gruppe 'Revolutionärer Kampf' (RK
Frankfurt,d.Vf.) in Rüsselsheim zum Maßstab aller Revolutionäre gesetzt.
Diese Gruppe bekämpft zwar auch den Kapitalismus, sie lehnt sich auf gegen
die unmenschliche Ausbeutung der Arbeiterklasse durch eine kleine Gruppe von
Geldsäcken. Aber die Gruppe geht in ihrem Kampf falsch vor. Sie greift zu
falschen Methoden und lenkt damit die Arbeiterklasse nur vom revolutionären
Kampf ab. Wer die Parole ausgibt: 'Macht kaputt, was Euch kaputt macht', ist
in gewisser Hinsicht tatsächlich wirr im Kopf - obwohl er das richtige Ziel
anstrebt. Wir kämpfen dafür, daß die Maschinen und Fabriken UNSER Eigentum
werden, wir kämpfen um die politische Macht in der BRD. Warum sollten wir die
Maschinen und Fabriken kaputt machen? Noch plumper allerdings ist die
altbekannte 'Ostzonenmasche'. da werden den 'Propagandisten von Linksaußen'
die ach so schrecklichen Zustände in der DDR geschildert. Dabei gibt es bei
Opel nur eine Gruppe, die mit der SED zusammenarbeitet, und das ist der 'Rote
Kadett'. Wir wissen dagegen ganz genau, daß sich in den ehemals
sozialistischen Ländern DDR, Polen, Sowjetunion usw. eine neue herrschende
Klasse entwickelt hat, die die Arbeiter und Bauern genau so ausbeutet, wie
die Kapitalisten in der BRD uns ausbeuten. Und gerade deswegen können wir
Kommunisten nicht in der DKP mitarbeiten. Gerade deswegen muß in der BRD eine
neue wirklich revolutionäre Partei der Arbeiterklasse wieder aufgebaut
werden, gerade deshalb ist die KPD/ML 1968 gegründet worden.
Die grundlegenden Differenzen zwischen der DKP und der KPD/ML sind in der
ZÜNDKERZE schon öfters ausführlich dargelegt worden. Nur ganz böswillige
Verleumder können das in der DDR wieder eingeführte Ausbeutersystem als
Argument gegen uns gebrauchen.
In einem Punkt allerdings hat die Opel-Post etwas Richtiges beobachtet:
In der Tat ist die revolutionäre Bewegung gespalten, in der Tat
'rivalisieren' mehrere Gruppen innerhalb der Arbeiterklasse. Zu diesem Thema
haben wir vor einer Woche (vgl. 17.5.1971,d.Vf.) ein Extrablatt der ZÜNDKERZE
verteilt. Dort haben wir die Ursachen der Spaltungen analysiert und die
Notwendigkeit betont, daß wir die Einheit der revolutionären Gruppen
herstellen müssen. Denn nur geeint sind wir stark!
...UND NOCH EIN WORT ZUM SOZIALISMUS IN CHINA
Bewußt werden von der Opel-Post die sozialistischen Länder China und Albanien
mit den Ausbeutersystemen der SU und DDR gleichgesetzt.
Da heißt es:
'Das marktwirtschaftliche System hat, wie die positive Bilanz der vergangenen
20 Jahre zeigt, seine Überlegenheit gegenüber allen ideologisch
eingeschnürten Planwirtschaftsmodellen überzeugend demonstriert.'
Wer so frech lügt, muß schon sehr in die Enge getrieben sein!
Die Tatsachen sehen nämlich anders aus. China und Indien - das eine mit der
sozialistischen Planwirtschaft, das andere mit der sogenannten 'freien'
Marktwirtschaft - standen 1949 wirtschaftlich auf der gleichen Stufe und
hatten die gleichen Probleme. Heute ist in China das Ernährungsproblem der
Bevölkerung endgültig gelöst, wie selbst bürgerliche Zeitungen zugeben
müssen. In Indien aber sterben die Menschen weiterhin massenhaft an
Unterernährung. Und das, obwohl Indien reichlich Geld und materielle Hilfe
aus den USA bekommt! China dagegen war und ist auf sich allein gestellt und
hat all seine großartigen Erfolge aus eigener Kraft erreicht! Die russischen
Sozialimperialisten haben Ende der 50-iger Jahre jegliche Hilfe für China
eingestellt. Heute kann China trotzdem bereits selber Kredite an andere
Länder (geben,d.Vf.), und zwar langfristig und zinslos!
Noch in den 80-iger Jahren wird nach Voraussage der bürgerlichen (!)
Wissenschaftler in der gesamten unterentwickelt gehaltenen Welt eine riesige
Hungerkatastrophe eintreten. Lediglich in dem 'abscheulichen' chinesischen
System der Planwirtschaft geht es den arbeitenden Menschen immer besser!
Nun, und wie vorteilhaft, 'überlegen' und positiv die 'freie Marktwirtschaft'
für uns ist, haben wir besonders 66/67 gemerkt, und auch heutzutage bei den
ständige steigenden Steuern, Preisen und Mieten sind wir so recht zufrieden
mit dem Kapitalismus, den die Kapitalisten und ihre Handlanger so vornehm und
diskret als 'freie Marktwirtschaft' umschreiben."
Abgedruckt wird auch ein Artikel aus der 'WAZ' über die chinesische
Entwicklungshilfe.
In der Rubrik "Informationen aus Betrieb und Gewerkschaft" erscheinen mehrere
Meldungen:"
HANDEL MIT PUTZFRAUEN
Sämtliche Putzfrauen von Opel werden demnächst an die Firma Uni-Putz
(Fremdfirma,d.Vf.) verschachert.
So erhalten sie den Status des 'Leiharbeiters' und können ganz nach Belieben
der Bosse herumgeschoben werden. Sie verlieren einige Vorteile, die die
Arbeiter in Großbetrieben gegenüber ihren Kollegen in kleineren betrieben
haben. Sie bekommen fortan weniger Lohn, weil von ihrem sowieso geringen Lohn
nun auch noch die Uni-Putz-Bosse 'ihr' Teil wegnehmen.
Opel dagegen gewinnt wieder mal Vorteile. Da aus den Putzfrauen nicht so hohe
Profite herausgepreßt werden können, wie aus den Kolleginnen und Kollegen in
der Produktion, sind die Putzfrauen für die Opel-Bosse nur Ballast. Wenn die
Putzfrauen über Uni-Putz angeheuert werden, spart Opel Verwaltungskosten.
Wenn die Putzfrauen sich über den miesen Lohn und die unmöglichen
Arbeitsbedingungen beschweren, so ist Opel 'nicht zuständig'.
Die Dummen dabei sind die Putzfrauen.
SCHIEBEREI ZWISCHEN WERK I UND II
Wieviele Kollegen haben es schon am eigenen Leib erfahren: plötzlich kommt
eine Anweisung von 'oben', daß man 'ab morgen' ins andere Werk muß. Da wird
nicht gefragt, ob man will oder nicht - wenn ein Befehl von 'oben' kommt, hat
man einfach zu wollen.
Andererseits bemühen sich viele Kollegen um eine Versetzung von Langendreer
nach Laer und umgekehrt. Ihnen wird dann von 'oben' das genaue Gegenteil
gesagt. Nämlich, daß sie gefälligst da zu bleiben haben, wo sie gerade sind.
Es wäre doch wirklich allen geholfen, wenn bei notwendigen Versetzungen ein
Aushang gemacht würde, z.B.: '35 Kollegen von Werk II werden für soundso
lange in Werk I gebraucht'. Dann können sich diejenigen melden, die schon
lange auf eine Versetzung warten.
Für derartige Regelungen hätten sich die Herren Betriebsräte nun wirklich mal
einsetzen können!
WIEDER 'MAL WIRD DIE LUFT KNAPP
So sehr sich auch jeder von uns über den Sommer freut, - so unerträglich ist
auch die Luft bei Opel. Man schwitzt den ganzen Tag und wird immer wütender
über diese unverschämte Zumutung. Denn: Opel könnte ohne weiteres so viele
und so gute Ventilatoren einbauen, daß die Luft erträglich wird. Doch die
Bosse sitzen auf ihren Milliarden und kümmern sich einen Dreck um unser
Wohlergehen. Solange wir nicht die Brocken hinschmeißen und brav schwitzen,
stimmt ihre Kasse.
In D4 gab es früher eine Luftfilteranlage, die die Luft durch einen
Wasservorhang in die Halle pumpte. Durch das Wasser war die Luft
verhältnismäßig frisch. Da allerdings durch die Feuchtigkeit die unlackierten
Teile angegriffen wurden, mußten z.B. im Rohbau immer ein paar Kollegen am
Wochenende die Wagen einölen, damit sie nicht rosten.
Nach einiger zeit wurde die gesamte Anlage wieder abgeschafft, weil die
Kosten für das Einölen 'zu hoch' waren! Dabei weiß jeder, wie lächerlich
niedrig unsere Stundenlöhne im Verhältnis zu 420 Millionen DM Profit sind!
EIN KLEINER SIEG
Wie man weiß, gehen die Opel-Bosse, wie alle Kapitalisten, mit Lohnerhöhungen
äußerst 'sparsam' um. Dazu benutzen sie die Meister als Werkzeug, deren
Beliebtheit bei ihren Vorgesetzten in dem Maße steigt, wie sie den Kollegen
Lohnerhöhungen, Leistungszulagen usw. vorenthalten.
Trotzdem kann man sich auch dagegen erfolgreich wehren, wie das Beispiel
einer Abteilung in D5 (Endmontage) zeigt. In dieser Abteilung gab es eine
ganze Reihe vor allem ausländischer Kollegen, die sechs, sieben Monate oder
noch mehr bei Opel sind, ohne auch nur einen Pfennig Lohnerhöhung erhalten zu
haben. Wenn die Kollegen den Meister darauf ansprachen, wurden sie vertröstet
oder mit scheinheiligen Argumenten abgewimmelt. So wurde zum Beispiel einem
Kollegen gesagt, er müsse vier Wochen lang eine bestimmte Operation
ausführen, um den entsprechenden Lohnsatz zu bekommen. Der Meister ließ den
Kollegen aber immer nur DREI Wochen an einer Operation und setzte ihn dann
um, wieder nur für kurze Zeit!
Nachdem das eine zeitlang so gegangen war, sahen die Kollegen ein, daß man
allein mit gutem Zureden beim Meister nichts erreichen kann. Der
Vertrauensmann drängte den Meister immer wieder und zitierte schließlich den
Betriebsrat herbei. Diesen entlarvte er vor den Kollegen als das, was er
wirklich ist: nämlich als Handlanger der Geschäftsleitung. Der Betriebsrat
wurde bei solch massivem Auftreten seitens der Kollegen ganz kleinlaut und
mußte die Berechtigung der Forderungen anerkennen. So haben jetzt alle
Kollegen in dieser Abteilung, die bisher noch keine Lohnerhöhung hatten, mehr
Geld bekommen.
Was man daran sehen kann ist folgendes:
Wenn jemand da ist, wie hier der Vertrauensmann, der den Kollegen klarmacht,
daß man wirklich um die eigenen Interessen KÄMPFEN muß und der diesen Kampf
organisiert, dann kann man etwas erreichen, wenn auch vorerst nur
Pfennig-Beträge. Daraus können wir alle nur lernen."
Im letzten großen Artikel äußert man sich:"
ZUM THEMA 'GASTARBEITER'
MODERNER SKLAVENHANDEL
Der gerade vergangene 1.Mai, der traditionelle Kampftag der Arbeiterklasse,
wird in allen Ländern der Welt gefeiert. Dies ist ein guter Anlaß, um uns
einige Gedanken über die ausländischen Kollegen zu machen, mit denen wir Tag
für Tag an unseren Arbeitsplätzen zusammenkommen. Einige deutsche Kollegen
ärgern sich über 'diese vielen Ausländer' und meinen sogar, diese würden
ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen. Diese Kollegen sehen einfach nur die
Tatsache, daß so viele Ausländer hier sind, aber sie fragen sich nicht,
weshalb sie hier sind. Sie sehen nicht, daß es 'unsere' Kapitalisten sind,
die die ausländischen Arbeiter hergeholt haben, als sie mit den deutschen
Arbeitern allein nicht mehr genügend hohe Profite scheffeln konnten. Dies ist
übrigens keine neue 'Erfindung' der Kapitalisten.
EINE BILLIGE ART UND WEISE REICH ZU WERDEN
Z.B. haben sie schon Ende des vorigen Jahrhunderts zig-tausende Arbeiter aus
den slawischen Ländern geholt, weil es zu wenige einheimische Arbeiter für
die schnelle Industrialisierung des Ruhrgebiets gab. In Krisenzeiten jedoch,
wenn die Produktion eingeschränkt wird und die Kapitalisten durch
Entlassungen für ein Heer von Arbeitslosen sorgen, dann brauchen sie die
ausländischen Kollegen nicht mehr und schicken sie wieder nach Hause. Z.B.
gab es in der großen Wirtschaftskrise Ende der 20er Jahre, als es Millionen
Arbeitslose gab, keine ausländischen Arbeiter in Deutschland. In dem durch
die Hitlerfaschisten entfesselten imperialistischen Weltkrieg mußten die
meisten Gefangenen auf deutscher Seite zwangsweise für einen Hungerlohn
arbeiten. Die Rüstungsproduktion war ungeheuerlich angewachsen, und die
meisten deutschen Arbeiter mußten sich an der Front für die deutschen
Kapitalisten und Kriegsgewinnler verheizen lassen.
Nach der kläglichen Niederlage des Faschismus 1945 gab es in Deutschland ein
Heer von Arbeitslosen, welches durch den Zustrom aus den ehemaligen
Ostgebieten und - seit Mitte der 50er Jahre - aus der DDR noch vergrößert
wurde. Dieses Heer von Arbeitslosen ermöglichte es 'unseren' nimmermüden
Kapitalisten vom Schlage eines Krupp, Siemens, Thyssen und Abs, auf billige
Art und Weise reich zu werden. Das Mittel dazu:
DIE LÖHNE WURDEN SO NIEDRIG GEHALTEN, DASS SIE ERSTE 1956 (!!!) DEN
VORKRIEGSSTAND VON 1938 ERREICHTEN.
DIE REGIERUNG DER KAPITALISTEN
Anfang der 60er Jahre war das inländische 'Arbeitskräftepotential'
ausgeschöpft, und um die Quelle ihrer Profite nicht versiegen zu lassen,
mußten sich die deutschen Kapitalisten nach neuen Reserven umsehen. Deshalb
wurden seit 1955 'zweiseitige Anwerbevereinbarungen' mit den meisten
Mittelmeerländern abgeschlossen. Die deutschen Bosse können sich nun an das
Arbeitsamt wenden. Dieses übernimmt die Aufgabe die 'gewünschte Menge' an
Arbeitern in diesen Ländern anzuheuern, ärztlich und fachlich zu untersuchen,
einen Vertrag mit ihnen zu schließen und für deren Anreise zu sorgen.
Das kostet die deutschen Bosse ganze 120 DM pro Kopf!!
Wahrlich ein Musterbeispiel dafür, wie gut die Regierung im Dienste der
Kapitalisten arbeitet!
DER 'EXPORT' VON ARBEITERN - EIN VENTIL
Es ist klar, daß auch politische Gesichtspunkte beim Abschluß der Verträge
mit diesen Ländern eine entscheidende Rolle spielen, denn dadurch werden die
armen Völker im Süden Europas noch fester an die kapitalistischen
Industrieländer, allen voran die Bundesrepublik gekettet.
Selbstverständlich arbeiten die deutschen Kapitalisten und die ausländischen
Kapitalisten eng zusammen. Da die deutschen Kapitalisten viel stärker sind,
haben sie den größeren Nutzen:
Sie erhalten Zutritt zu einem riesigen Arbeitskräftereservoir. Für die
ausländischen Kapitalisten ist es genau umgekehrt:
Für sie ist die Auswanderung 'ihrer' Arbeiter wie ein Ventil, aus dem der
überschüssige Dampf entweichen kann, der sonst den Kessel (das
kapitalistische System) sprengen würde.
In diesen Ländern herrscht nämlich eine große Arbeitslosigkeit und die Löhne
reichen kaum zum Überleben.
DER GESETZLICHE MINDESTLOHN IN SPANIEN WURDE LETZTHIN AUF 8 DM PRO MTAG
ANGEHOBEN!
Daß eine solche Ausbeutung von den Arbeitern nicht ohne Widerstand
hingenommen wird, zeigen die vielen Streiks und Kämpfe in diesen Ländern.
Der Prozeß von Burgos oder die Erschießung von vier türkischen Arbeitern im
letzten Jahr (vgl. **.**.1970,d.Vf.) sprechen da eine deutliche Sprache.
Daher greift die herrschende Klasse dieser Länder (Marokko, Portugal,
Spanien, Griechenland und jetzt auch die Türkei) zum offenen Terror gegen die
rebellierenden Volksmassen, denen sie nur noch Kugeln und Gitterstäbe zu
bieten haben.
Die herrschende Klasse in diesen faschistischen Diktaturen hat deshalb ein
großes Interesse daran, daß die unzufriedenen Arbeiter auswandern können.
Zudem ist das von diesen Arbeitern nach Hause geschickte Geld - zusammen mit
dem Fremdenverkehr - die größte Einnahmequelle dieser Länder.
'GASTFREUNDSCHAFT' DER DEUTSCHEN KAPITALISTEN
Wie ist nun die Lage der zur Auswanderung gezwungenen ausländischen Arbeiter
hier in der Bundesrepublik?
Durch ihren Vertrag werden sie gezwungen ein Jahr bei einer bestimmten Firma
zu arbeiten, und zwar zum Tariflohn. Dadurch sparen die Bosse die
übertariflichen Zulagen.
Z.B. verdient ein spanischer Kollege, der seit 6 Monaten bei Opel arbeitet,
BRUTTO 5,60 DM! Der deutsche Boß verpflichtet sich, für die Unterbringung
'seiner' ausländischen Arbeiter zu sorgen, und er wäre kein Kapitalist, wenn
er nicht versuchen würde, auch daraus Profit zu schlagen. Unsere
ausländischen Kollegen werden zu viert in ein winziges Zimmer mit
übereinanderliegenden Betten gepfercht und müssen dafür pro Bett horrende
Mieten zahlen.
In den Opelbaracken z.B. müssen die ausländischen Kollegen 45 DM pro Bett
blechen, was 180 DM für ein winziges, nur mit dem allernotwendigsten
eingerichteten Zimmer macht! Und das ist noch sehr billig! Oft zahlen die
ausländischen Kollegen mehr als 100 DM für ein bett.
Nachdem sie dann ein Jahr lang sich haben ausnehmen lassen und sich die
deutschen Kapitalisten an ihnen eine goldene Nase verdienen konnten, sind sie
'frei' und können sich selbst einen Arbeitsplatz suchen. Arbeitsrechtlich
sind sie den deutschen Kollegen gleichgestellt, aber in der Wirklichkeit
werden sie hinten und vorne verschaukelt.
Bei Opel versuchen z.B. die Meister auf Anweisung von 'oben' diejenigen
ausländischen Arbeiter, die länger als ein Jahr bei Opel sind, rauszuekeln.
Dann können sie durch neue ersetzt werden, die billiger sind.
Den ausländischen Arbeitern werden oft die dreckigsten und unangenehmsten
Arbeiten zugewiesen. Zudem fliegen in der Krise 'bevorzugt' ausländische
Arbeiter raus. Auf dem Höhepunkt der letzten Krise 66/67 waren 2,2% der
deutschen Arbeiter, aber 15% der ausländischen Arbeiter arbeitslos.
Absolut gesehen gab es natürlich mehr deutsche als ausländische Arbeitslose.
Deshalb konnten die bürgerlichen Hetzblätter, wie z.B. 'Bild', so tun, als ob
die 'Ausländer' den 'Deutschen' die Arbeitsplätze wegnehmen würden. Dadurch
wurde die Wut vieler Kollegen auf den Sündenbock 'Gastarbeiter' abgelenkt,
während die wahren Schuldigen an der Arbeitslosigkeit - die Kapitalisten-
Bosse - sich ins Fäustchen lachen konnten.
Welche Schlußfolgerungen müssen wir aus diesem internationalen Schacher
(sprich Sklavenhandel) mit ausländischen Arbeitern ziehen?
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, daß die Kapitalistenklasse als ganzes
sich im über-nationalen Maßstab organisiert und entsprechend
zusammenarbeitet.
Ein solches Beispiel ist der belgische Bergarbeiterstreik 1969, in dem die
deutschen Kapitalisten ihre belgischen Kollegen durch Kohlelieferungen
unterstützten. Dieselbe Zusammenarbeit besteht heute auch auf dem
Arbeitsmarkt. Aber sobald die Kämpfe gegen die Kapitalisten schärfer werden,
können auch andere als nur wirtschaftliche Mittel eingesetzt werden. Nicht
umsonst haben die CIA-Agenten die Errichtung der faschistischen Diktatur in
Griechenland veranlaßt, weil sie vor dem erstarkenden Kampf des griechischen
Volkes erzitterten.
Der gemeinsame Feind aller Arbeiter ist also das international organisierte
Kapital. Dagegen hilft aber nur die internationale Solidarität aller
Arbeiter, für die es schon viele gute Beispiele gibt.
Als im letzten Winter die englischen (britischen,d.Vf.) Docker (streikten,
d.Vf.), luden die holländischen (niederländischen,d.Vf.) Hafenarbeiter keine
englischen Schiffe mehr aus. Die Parole: vereint sind wir stark! gilt heute
auch im internationalen Maßstab. Aber wir brauchen gar nicht in die Ferne zu
schweifen. Die Solidarität aller Arbeiter können wir hier bei Opel gegenüber
unseren ausländischen Kollegen beweisen. Hier können wir zeigen, daß uns der
ausländische Kumpel näher steht, als der deutsche Kapitalist und seine
Knechte und daß wir uns von den Opelbossen und den Gewerkschaftsbonzen nicht
spalten lassen - erst recht nicht angesichts der nahenden Krise!
Hier erhält die alte Parole der Arbeiterklasse erneut ihre Bedeutung:
PROLETARIER ALLER LÄNDER VEREINIGT EUCH!"
In einer letzten Meldung wird gefragt:"
STREIKSTIMMUNG?
In D4 wurde letzte Woche einfach das Band abgestellt. Äußerer Anlaß war, daß
die Lackiererei einfach nicht mit der Arbeit hinterherkommt.
Der tiefer liegende Grund: Die Kollegen sind mit ihrer Einstufung in die
Lohngruppen AC 10 und AC 11 nicht zufrieden. Sie fühlen sich im Vergleich mit
anderen Kollegen, z.B. den Reparaturarbeitern NOCH MEHR ausgebeutet. Einige
Kollegen sagen, daß es Zeit sei für einen Streik, zumal auch andere
Abteilungen ziemlich in Stimmung sind und sofort mitmachen würden, wenn es
irgendwo losginge.
Kollegen! daß dieses Jahr gestreikt wird ist so sicher wie das Amen in der
Kirche. Viele haben auch erkannt, daß es dieses Jahr darauf ankommt, wirklich
durchzuhalten, bis die Forderungen erfüllt sind und für diesen Fall einen
Streikrat zu wählen. Genauso kommt es darauf an, soviele Kollegen wie möglich
zu informieren und die Stimmung zu testen.
Das sollte nämlich besser laufen als letztes Mal. Schreibt uns!"
Neben einem Gedicht und der Werbung für den 'Roten Morgen', der vor dem Werk
verkauft werde, findet sich auch noch eine Jugendseite der Roten Opel-
Jugend-Betriebsgruppe (JBG) der Roten Garde (RG):"
MEISTER WOLTER: BEISPIEL FÜR DAS 'VERSAGEN DER ERWACHSENENWELT'?
In der Abteilung des Meister Wolter haben die Lehrlinge die Klappe zu halten!
Anderenfalls fliegen sie raus. Außer, daß ihnen arrogant Anweisungen erteilt
werden, duzt Wolter die Lehrlinge herablassend als wären sie Minderwertige.
Wer aufmuckt oder als Zwanzigjähriger gesiezt werden will, weil ihm die
Arroganz des Meisters nicht paßt, fliegt aus der Abteilung.
Ein Elektrolehrling, der von ihm deswegen aus der Abteilung geschmissen
wurde, ging zum Abteilungsleiter Offele. Dieser schickte ihn in die Abteilung
zurück. Damit war die Sache für ihn gegessen. Auch Jugendvertreter Schneller
änderte nichts daran. Es blieb dabei, daß der Lehrling sich entweder duzen
lassen müsse oder die Abteilung zu verlassen hätte. Wolter sagte, er würde
sich von der Abteilung Berufsausbildung nichts vorschreiben lassen und es
dabei auf einen Machtkampf ankommen lassen.
Er weiß, daß er dabei nicht viel zu befürchten hat. Als Schneller sich mit
dem Lehrling an Plattfaut wandte, meinte dieser nur, man könnte Meister
Wolter nicht dazu zwingen, ihn zu siezen. Das Verhalten Wolters zeige ein
'krasses Versagen der Erwachsenenwelt'.
Aber haben die Lehrlinge auch solche Schwierigkeiten mit erwachsenen
Kollegen? Nein! Mit den meisten duzen sie sich, als Zeichen, daß sie Kollegen
sind. Wenn Meister Wolter einen Lehrling duzt, so darf er jedoch nicht von
diesem widergeduzt werden. Damit will Wolter zeigen, daß die Lehrlinge für
ihn Stifte sind, die zu kuschen haben. Und warum?
LEHRZEIT: ERZIEHUNG ZU DUCKMÄUSERN
Wenn Jugendliche von der Schule kommen, haben sie sich noch nicht an die
Arbeitsbedingungen und die Ausbeutung im Betrieb gewöhnt. Deshalb mucken sie
noch leichter auf als ältere Kollegen. Das wollen die Bosse und Meister
verhindern. Mit dem arroganten Duzen will Meister Wolter erreichen, daß die
Lehrlinge sich selbst als Minderwertige betrachten, die kein Recht haben den
Mund aufzumachen.
MEISTER WOLTER - HANDLANGER DER KAPITALISTEN
Damit zeigt Wolter, daß er seine Aufgaben als Meister besonders gut für die
Kapitalisten ausführt. Denn als Meister wird er von den Bossen dafür bezahlt,
daß er die Kollegen antreibt und dafür sorgt, daß der Profit der Kapitalisten
ohne Schwierigkeiten und 'Reibungsverluste' gesichert bleibt und daß die
Lehrlinge zu Duckmäusern erzogen werden. Je besser er diese Aufgabe erfüllt,
desto bessere Aussichten hat er bei den Bossen. WOLTER IST ALSO NICHT EIN
'BESONDERS KRASSES BEISPIEL DES VERSAGENS DER ERWACHSENENWELT', SONDERN EIN
BESONDERS KRASSES BEISPIEL EINES KAPITALISTENKNECHTES. Nicht alle Meister
machen es genauso wie Meister Wolter. Sie versuchen trotz ihrer Aufgabe noch
ein kollegiales Verhältnis zu den Kollegen zu behalten. Dabei geraten sie in
Widerspruch mit ihrer Handlangeraufgabe für die Kapitalisten.
Sie müssen sich irgendwann endgültig entscheiden auf wessen Seite sie stehen.
SPALTUNG DRUCH DAS MÄRCHEN VOM GENERATIONENKONFLIKT
Das Märchen vom Konflikt zwischen Jung und Alt, wie Plattfaut es den
Lehrlingen versuchte auf die Nase zu binden, erzählen auch immer wieder die
Gewerkschaftsführer. Aber wenn man es genauer betrachtet, sieht man, daß die
Ursachen nicht im Alter, sondern in den gegensätzlichen Interessen der
Kapitalisten und der Arbeiterklasse liegen. Mit dem Märchen vom
Generationenkonflikt versuchen die Bosse und ihre Handlanger zu verhindern,
daß Lehrlinge, Jungarbeiter und Kollegen, egal wie alt sie sind, ihre
gemeinsamen Interessen erkennen und sich zusammenschließen. Denn wenn erst
einmal die Einheit der gesamten Arbeiterklasse und das Bündnis mit anderen
Schichten hergestellt sein wird, kann die kapitalistische Ausbeuterordnung
abgeschafft werden, die solche Unterdrückungsmethoden wie wir sie hier erlebt
haben, zu ihrer Aufrechterhaltung benötigt.
UND DER BETRIEBSRAT?
Der Lehrling ging auch zu ihm. Der Betriebsrat versprach ihm natürlich, sich
darum zu kümmern und direkt am nächsten Tag zu Offele zu gehen. Aber wie es
mit dem Einsatz dann aussieht, die Erfahrung haben die Lehrlinge gerade in
der letzten Zeit immer wieder gemacht. Man muß immer wieder hinlaufen und
hört immer wieder das gleiche Gerede, daß das nicht geht und daß sie sich auf
jeden Fall für uns einsetzen werden. Aber die Lehrlinge haben kaum einmal
erlebt, daß auch wirklich etwas passierte. Irgendwann einmal hört man dann,
man hätte sich an den falschen Betriebsrat gewandt, er hätte ja gar nichts
unternehmen können, weil er nicht zuständig dafür wäre. Einen Mund zum
Weitergeben der Angelegenheit hat er anscheinend nicht."
=Zündkerze Nr.8 und Perschke auf der Betriebsversammlung,Bochum Mai 1971 bzw.
o.J. (1971),o.S. bzw. S.8 und S.12
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31.05.1971: 
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche über die spätere RAF:"
SPD-SENAT SETZT PROVOKATEURE EIN
Bei dem Prozeß gegen Horst Mahler in Westberlin hat der SPD-Senat seine
faschistischen Methoden der Spitzel- und Agententätigkeit entlarvt. ...
Auch in den zunehmenden Kämpfen der Arbeiterklasse gibt es Beispiele vom
Einsatz von Spitzeln und Provokateuren: so gibt es z.B. bei Opel Bochum mit
dreifachem Lohn bezahlte und von K14 ausgebildete Spitzel; in den Streiks im
letzten Jahr traten sie als 'Führer' der Kämpfe auf und versuchten vor allem,
die Arbeiter zu anarchistischen Aktionen, wie Maschinenstürmerei,
aufzuhetzen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.43,Bochum 5.6.1971,S.7
01.06.1971: 
Die Nr.6 der 'Presse', Betriebszeitung der KPD/ML-ZB bei Opel Bochum für
Juni erscheint vermutlich Anfang des Monats.
Enthalten ist ein Artikel zur KPD/ML-ZK ('Die Zündkerze'), die ja jüngst zur
KPD/ML-ZB Stellung nahm (vgl. 10.5.1971):"
Was tun gegen die Gewerkschaftsführer. Über einen wichtigen Unterschied zur
'Zündkerze' der Gruppe Roter Morgen."
In dem Artikel wird gegen Auffassungen der KPD/ML-ZK polemisiert:"
Wir sehen und erleben im Betrieb täglich den Verrat der Gewerkschaftsführer
und ihrer Funktionäre. Im September 70 haben sie unseren Streik für volle 15%
und für den 13. Monatslohn abgewürgt, um unsere Forderungen verraten zu
können. Ebenfalls im September und Oktober 70 als wir im Kampf standen, haben
die IGM-Bonzen mit den Vertretern der Metallkapitalisten das neue
Punktesystem für Zeitlöhner ausgehandelt, das jetzt bei uns und in den
anderen Metallbetrieben Nordrhein-Westfalens durchgesetzt werden soll. Der
Verrat der Gewerkschaftsführer ist vielen Kollegen klar.
Doch was tun? Sollen wir rausgehen aus der IGM? Hat alles keinen Zweck und
sollen wir aufgeben?
Die 'Presse' und die KPD/ML sagt ganz klar: Nein, Kollegen das ist ein
schwerer Fehler. Wir werden die Gewerkschaftsbonzen nicht zwingen können,
unsere Interessen zu vertreten, dazu sind die viel zu eng mit den SPD-Führern
und den Kapitalisten verzahnt und mit Pöstchen bestochen. Wenn wir in den
Kampf treten, dann werden sie nur noch enger mit den SPD-Führern und den
Kapitalistenvertretern gegen uns zusammenarbeiten. So haben sie in engsten
Geheimverhandlungen im Bergbau für die Kumpel den 7,3% Abschluß ausgehandelt
und in der Metalltarifrunde (MTR,d.Vf.) wollen Schiller und Brenner es
ähnlich machen. Ihr Komplott wird fester, nicht obwohl wir kampfbereit sind,
sondern weil wir dieses Jahr schon stärker sind als im letzten Jahr. Alle
Illusionen über die Gewerkschaftsführer werden unseren Kampf nur schwächen.
Brauchen wir daher eine neue Gewerkschaft?
Doch wir dürfen aus der klaren Erkenntnis über die Rolle der
Gewerkschaftsführer nicht die falschen Schlüsse ziehen. Austreten oder jetzt
eine neue Gewerkschaft aufbauen ist falsch.
Kollegen, die Aufgabe einer Gewerkschaft ist es, die Einheit aller Arbeiter
zum wirtschaftlichen Kampf herzustellen ... Die Einheit der Arbeiterklasse in
den Gewerkschaften gilt es also wieder herzustellen, aber wie?
Sollen wir der 'Zündkerze' folgen, die folgendes schreibt:
'Unserer Meinung nach tut folgendes Not: die Schaffung einer oppositionellen
revolutionären Bewegung gegen die bestehenden Gewerkschaften. Wir von der
Roten Opel-Betriebsgruppe haben dazu den ersten Schritt getan.'
Kollegen, das ist nicht der richtige Weg. Die 'Zündkerze' will die IGM
praktisch aufgeben, indem sie die Rote Betriebsgruppe als Grundstein für eine
neue Gewerkschaft anbietet.
Kollegen, wir dürfen den rechten sozialdemokratischen Führern nicht einfach
die Gewerkschaft überlassen, die von klassenkämpferischen Arbeitern gegründet
worden ist und um die diese Arbeiter immer gekämpft haben.
Wir dürfen die Gewerkschaftsorganisation nicht einfach aus der Hand geben, in
einem Moment, wo die SPD-Führer die gewerkschaftlichen Rechte stark
einschränken wollen, indem sie uns die Lohnerhöhungen vorschreiben wollen.
Wir müssen um diese Gewerkschaft kämpfen, wir müssen die rechten
verräterischen Führer erst isolieren und dann versuchen, rauszuwerfen. Wir
dürfen nicht einfach sagen, das ist verlorene Mühe ... Vereinzelt, isoliert,
ohne klare politische Richtung und Führung. Das war der bisherige Kampf. Dann
ist es auch kein Wunder, wenn dabei nichts herauskommt. Denn der Feind ist
gut organisiert, die Fäden zwischen den Gewerkschaftsführern, den SPD-Führern
und den Kapitalisten laufen sehr eng und dicht. Und wenn wir diesem engen
Bündnis nicht noch besser organisiert entgegentreten, dann können wir
allerdings einpacken.
Und der Kampf um die Gewerkschaft, um die wirtschaftliche Kampforganisation
aller Arbeiter, egal von welcher Partei, dieser Kampf muß ebenso organisiert
geführt werden wie der gesamte Kampf gegen die Kapitalistenklasse und ihre
Handlanger. Es hört sich gut an, wenn die Kollegen der 'Zündkerze/Roter
Morgen' in ihrer 1. Mai-Zeitung forderten:
'Für eine klassenkämpferische DGB-Opposition!', oder wenn sie in einem
Flugblatt vor einer Zeche im Ruhrgebiet nach dem 7,3%-Abschluß die Kollegen
aufforderten:
'Tut den ersten Schritt für eine IGBE-Opposition! Für eine
klassenkämpferische IGBE-Opposition.'
Ohne den Weg aufzuzeigen, der zu einer wirklichen Opposition in der
Gewerkschaft führt, hilft uns die Aufforderung zur Bildung einer Opposition
sehr wenig: die Opposition muß unter der klaren politischen Führung einer
kommunistischen Partei stehen, die diese Arbeit anleitet und immer wieder
alle Illusionen, die auftauchen und alle faulen Kompromisse angreift ... Die
Kommunistische Partei muß diesen Kampf anführen, weil es ein politischer
Kampf ist, ein Kampf um die Einheit im Kampf gegen die Kapitalistenklasse und
ihre sozialdemokratischen Förderer. Doch sind wir schon weit genug, daß die
KPD/ML und ihre Betriebsgruppen schon die Kämpfe in den Gewerkschaften gegen
die Spalter und Feinde der Arbeiter anleiten kann? Nein, die KPD/ML ist noch
viel zu schwach, sie hat noch lange nicht genügend Kräfte hierzu.
Und deshalb fordert die Betriebsgruppe Opel der KPD/ML auf: Stärkt die
KPD/ML! Organisiert euch in den Betriebsgruppen der KPD/ML!
Das ist unsere vordringlichste Aufgabe, wenn wir wirklich eine Grundlage für
den Kampf schaffen wollen, wenn es den sozialdemokratischen Funktionären
nicht weiter so leicht fallen soll, uns zu verschaukeln, wenn die
Gewerkschaften wirkliche Organisationen der Arbeiterklasse werden sollen. Das
sind einige Punkte, die uns von der Gruppe 'Zündkerze/Roter Morgen'
unterscheiden und die sehr wichtig sind für den Kampf im Betrieb. An
ähnlichen Differenzen ist es im April 70 zur Spaltung der KPD/ML gekommen,
die Gegensätze waren so unüberbrückbar, daß die Gruppe 'Zündkerze' sich mit
einigen anderen Parteigruppen abspaltete, sich aber weiterhin KPD/ML nannte.
Diese Differenzen sind klare Unterschiede in der Politik und nicht
'Haarspaltereien', wie es die 'Zündkerze' behauptet. Bei Opel haben wir diese
Differenzen bisher nicht offen genug diskutiert und die meisten Kollegen
wußten deshalb auch nicht so recht, warum eigentlich zwei Betriebszeitungen
der KPD/ML erscheinen. Wenn man diese Differenz verniedlichen will, wie es
die 'Zündkerze' tut und sich gleich über die Einheit unterhalten will ohne
diese Differenzen zu klären, dann wird das nicht zur Stärkung führen."
Aufgerufen wird dazu:"
Stärkt die KPD/ML! Organisiert Euch in den Betriebsgruppen der KPD/ML!"
Dies sei der richtige Schritt "für den Kampf im Betrieb".
=Der Parteiarbeiter Nr.6,Bochum Juni 1971,S.69f;
Die Presse Nr.6,Bochum*1971
04.06.1971: 
Laut KPD/ML-ZB beschließt die Vertreterversammlung (VV) der IG Metall (IGM)
in Duisburg, einen Antrag an den 10. ordentlichen Gewerkschaftstag der IGM
(vgl. 27.9.1971), der als Forderung nach dem Verbot der KPD/ML gedeutet wird.
In dem Antrag heißt es:"
Der Gewerkschaftstag möge beschließen:
Die Delegierten des 10. ordentlichen Gewerkschaftstages fordern alle
Funktionäre und Mitglieder der IG Metall auf, den maoistischen Gruppierungen
mit Entschiedenheit entgegenzutreten.
Der Vorstand der IG Metall wird beauftragt, sich gemeinsam mit dem DGB bei
der Bundesregierung dafür einzusetzen, daß die politische Tätigkeit
maoistischer Gruppen in der BRD auf die Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz
überprüft wird.
Darüberhinaus wird die Bundesregierung aufgefordert, der Öffentlichkeit
Informationen über:
1. die politischen Ziele
2. den organisatorischen Aufbau
3. führende Personen und sogenannte Hintermänner bestehender Gruppen
zu geben.
Begründung:
Das politische Ziel aller maoistischen Gruppen ist es, die freiheitlich-
demokratische Ordnung der BRD zu zerstören. In Übereinstimmung mit
neonazistischen Parolen und Methoden werden in betriebsbezogenen Zeitungen
und sonstigen Publikationen demokratische Organisationen und Einrichtungen
beschimpft und ihre Vertreter verleumdet und des Verrats an der
Arbeiterschaft bezichtigt. In Verbindung mit rechtsradikalen Bestrebungen
sind diese Gruppierungen ebenfalls eine Gefahr für den Fortbestand der
Demokratie."
Diskutiert wird dieser Antrag auch auf der Betriebsversammlung bei Opel
Bochum (vgl. 1.7.1971).
Die KPD/ML-ZK berichtet bei Opel Bochum (vgl. 21.6.1971):"
IGM STELLT VERBOTSANTRAG GEGEN KPD/MARXISTEN-LENINISTEN!
Kolleginnen und Kollegen!
Am 4.Juni fand in Duisburg eine IGM-Vertreterversammlung statt.
Diese VV verabschiedete Anträge für den IGM-Gewerkschaftstag im Herbst und
wählte Delegierte dafür. Allerdings war eine Reihe dieser Vertreter nicht von
den Kollegen gewählt, sondern von der Ortsverwaltung (OV) 'berufen'.
Unter den Vertretern waren so hohe Persönlichkeiten wie
Bünk, Mannesmann-Sachbearbeiter für Gewerkschaftsfragen, der erst vor kurzem
den Henne-Plan, ein neues Ausbeutungssystem bei Mannesmann (MBB,d.Vf.),
wesentlich mit unterstützt hatte;
Bulitz, 1.IGM-Ortsbevollmächtigter und SPD-Ratsherr;
Ehlers, Betriebsrat bei Mannesmann und im Bezirksvorstand der SPD;
Judith, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Thyssenhütte (ATH,d.Vf.),
ehrenamtliches Mitglied beim IGM-Vorstand;
Lukrawka, Betriebsratsvorsitzender bei Rheinstahl Meiderich, Beisitzer der
OV und DKP-Mitglied). - usw. usf.
Kurz: Jeder Kollege kann sich vorstellen, daß dort die 'Creme de la Creme'
der Duisburger Gewerkschaftsbonzen vertreten war.
Seit knapp einem Jahr nun erscheint bei Mannesmann der 'Röhrenkieker' und
bei Demag der 'Hammer', beides Betriebszeitungen der Roten Betriebsgruppen
(RBGs) der KPD/Marxisten-Leninisten. Diese beiden Betriebsgruppen waren
binnen kurzer Zeit bei den Kollegen sehr populär geworden: sie sind die
einzigen, die die Kollegen über jeden Malocher-Beschiß sofort informieren.
Damit war die Ruhe für die 'hohen Persönlichkeiten' natürlich vorbei. Schon
seit längerer Zeit überlegen sie, wie sie die kommunistischen Arbeiter
mundtot machen können.
Zu welcher Methode sie gegriffen haben, brachte die VV vom 4.6. an den Tag:
VERBOTSANTRAG!
Es handelt sich um den Antrag 32. Damit aber die Stimmabgabe von Anfang an
klar war, ließ Bulitz in seinem Geschäftsbericht offen durchblicken, daß all
diejenigen, die mit den sogenannten 'Maoisten' zusammenarbeiten, nicht mit
dem Schutz der IGM rechnen können.
Und diese Drohung saß. Anstatt dieses reaktionäre Spiel aufzudecken und
anzuprangern, kuschten alle. Ergebnis: einstimmig! Die Stimmen der DKP waren
dabei!
Dieser Antrag nun macht offenkundig, was viele Kollegen zwar wußten, aber
nicht wahrhaben wollten: Daß SPD und DGB alles andere als
Arbeiterorganisationen sind. Das gleiche gilt für die DKP.
Daß, was den Kapitalisten mit Hilfe der 'K'PF in Frankreich gelungen ist: das
juristische Verbot der KPF/ML (vgl. **.**.19**,d.Vf.), wird also auch hier
klar und offenkundig vorbereitet.
Warum das alles, wo doch jeder Kollege sieht, daß die KPD/ML noch längst
keine Massenpartei ist wie in den zwanziger Jahren die KPD Ernst Thälmanns?!
Die Herrschenden und all ihre Stiefelknechte handeln nach der Devise 'Wehret
den Anfängen', dem also, wovor sie am meisten zittern: daß die Arbeiter sehen
lernen, was in dieser Gesellschaft eigentlich gespielt wird, vor allem aber,
daß sie ihre roten Erkenntnisse in die Tat umsetzen könnten.
Deswegen versuchen sie, dem Arbeiter schon heute die schärfste Waffe, die er
in seinem Kampf besitzt, die Kommunistische Partei aus der Hand zu schlagen -
in einer Zeit, da diese Waffe erst noch geschmiedet wird!
Die Tricks, die sie dabei anwenden, sind zwar auf Dauer wirkungslos, können
aber der Arbeiterklasse äußerst gefährlich werden. Dies beweist am besten
unsere Geschichte. Nicht umsonst haben die Herrschenden hunderttausende von
klassenbewußten Arbeitern abschlachten lassen, nicht umsonst geht bereits
heute die Polizei wieder brutal gegen streikende Arbeiter vor. Die Bilder in
Presse und Fernsehen beweisen das.
Wer von den Kollegen also glaubte, all das, was wir bisher schon
voraussagten, sei kalter Kaffee, 'Klassenkampf aus Opas Mottenkiste', der
wird sehr schnell umdenken müssen, lernen müssen, daß wir nicht mehr in den
'ruhigen 50ern und 60ern' leben, sondern am Beginn der 'heißen 70er'.
Die Chemiestreiks, unsere eigenen in den vergangenen zwei Jahren, die Hetze
gegen klassenbewußte Kollegen, Hausdurchsuchungen wie die in München bei der
'Aktion Paragraph 218' (vgl. **.*.1971,d.Vf.) beweisen, daß auch hier der
Klassenkampf wieder Formen annimmt, die den Kapitalisten letztlich nur eine
Alternative lassen: entweder endgültige Niederlage oder erneuter Faschismus!
Die Zukunft wird zeigen, daß wir recht haben. Schon im Herbst kann es
passieren, daß unsere Streiks und ähnliche Kämpfe wie die in der Chemie
niedergedrückt werden.
Daher ist es notwendig, klaren Kopf zu behalten, genau zu wissen, was auf uns
zukommt, vor allem aber, was wir dagegen tun können und müssen.
Zunächst einmal wird der Klassengegner versuchen, die kommunistischen und
anderen klassenbewußten Kollegen zu isolieren. Wenn ihm das gelingt, hat er
'freie Hand'.
Dazu braucht er aber gerade solche Organisationen, die noch den meisten
Kredit bei den Kollegen haben (SPD, DGB, DKP), um sein schmutziges Geschäft
über die Bühne zu bekommen.
Wenn diese 'Arbeiterorganisationen' Verbot und härteres Vorgehen befürworten,
so erweckt es den Eindruck, als wären es die Arbeiter selbst, die das
wollten.
Dies wurde bereits 1918, 1933, 1945 und 1956 erfolgreich praktiziert - und
immer wieder waren es SPD- und Gewerkschaftsbonzen, die dies Geschäft für die
Kapitalisten besorgten.
Natürlich brauchen die Kapitalisten und ihre Speichellecker ein 'legales
Mäntelchen' - also stempelt man die Kommunisten zum 'Bürgerschreck', zum
'Abschaum' der Gesellschaft.
Man versucht, Kommunisten zu 'politischen Kriminellen', zu 'Linksfaschisten'
zu machen. Aus diesem Register nur eine 'kleine' Kostprobe: in Köln wurde in
einem Streiklokal der Chemie-Arbeiter eine Scheibe eingeworfen (vgl.
**.*.1971,d.Vf.). Sofort hieß es, das wären die 'maoistischen Kommunisten'
gewesen.
Primitivität ist da die große Masche. So schreiben die Leute vom V-Leute-
Ausschuß beim Bochumer Verein (Krupp - vgl. 30.4.1971,d.Vf.) in ihrem Blatt,
das sie die gegen die 'Walze', die Betriebszeitung der Organisation 'Rote
Fahne' (KPD/ML-ZB,d.Vf.), gegründet haben, die KPD/Marxisten-Leninisten
fordere die Arbeiter indirekt auf, Maschinen und Fabriken in Brand zu
stecken.
Sie sollten lieber einmal bei Lenin nachschlagen, was der dazu geschrieben,
was mit den Fabriken passiert, wenn die Arbeiter die Macht ausüben, bevor sie
in ihrem Blatt wieder solchen Käse schreiben. Nur Faschisten haben an solchen
'fundierten Äußerungen' über die KPD/ML ihre reinste Freude, und diejenigen,
die in der Verfolgung der Kommunisten den Faschisten in nichts nachstehen!
Von 'politischen Kriminellen' ist es dann natürlich kein weiter Weg mehr zum
'kommunistischen Faschisten'. Offenbar haben die Gewerkschaftsbonzen 1933-45
auf der anderen Seite gestanden, sonst wüßten sie, was Faschismus ist.
Nämlich brutalster Terror gerade gegen die konsequentesten Antifaschisten -
die Kommunisten.
Ähnliches gilt für die Arbeiterverräter in der DKP. Sie, gerade sie haben ein
äußerst großes Interesse daran, die Kommunisten vom Hals zu bekommen. Sind
diese es doch, die die Sowjetunion (SU,d.Vf.) als das bezeichnen, was sie
heute ist: ein Staat, in dem die neue Klasse der Arbeiterverräter regiert,
ein Staat, in dem mit faschistischen Methoden gerade Kommunisten brutal
unterdrückt werden. Wie dies aussieht, hat uns allen das polnische Beispiel
äußerst eindrucksvoll vermittelt. Die polnischen Arbeiterverräter schossen
die Arbeiter nieder wie es die SPD in den Revolutionsjahren und die
Faschisten während ihrer Herrschaft nicht besser machen konnten.
Und all das versucht nun, die DKP als 'sozialistisch' zu verkaufen. Wer
allerdings die Sendungen über die VR China (vgl. **.*.1971,d.Vf.) gesehen
hat, der wird gemerkt haben, selbst bei dem verzerrenden und
antikommunistischem Kommentar, daß in China wirkliche Arbeiterdemokratie
herrscht. Mußte nicht der Kommentator zugeben, daß während der
Kulturrevolution die Arbeiter und Bauern die größten Freiheiten genossen, die
überhaupt denkbar waren?!
Und daran hat sich und wird sich in China nichts ändern, solange
Arbeiterverräter und ähnliches Pack bis aufs letzte bekämpft werden.
Auf diesem Hintergrund erst ist erklärbar, warum es im Antrag 32 nicht
'kommunistische' sondern 'maoistische Gruppen' heißt: weil sonst die DKP
nicht zugestimmt hätte. Nicht weil die DKP nun kommunistisch ist, sondern
weil sie ein äußerstes Interesse daran hat, sich von wirklich revolutionären
Kräften abzusetzen. Und die sind heute am besten mit dem Etikett 'maoistisch'
zu diffamieren. (Nicht umsonst sagte der Vorsitzende der SEW (in Berlin,d.
Vf.), Danelius, auf der Moskauer Beratung der Arbeiterverräter (vgl.
**.*.197*,d.Vf.), daß DIE KPD/ML die größte Gefahr für sie darstelle!)
Um ihre Posten in der Gewerkschaft zu halten, um am Mitbestimmungszauber
lukrativ beteiligt zu werden, um den hiesigen Kapitalisten das Geschäft mit
denen in der SU zu erleichtern, kriecht sie und kriecht wo es nur geht, in
alle offen stehenden Ärsche. Es ist daher kein Wunder, daß viele alte
Genossen der KPD, Mitglieder der Roten Ruhrarmee, Mitglieder des Roten
Frontkämpferbundes (RFB,d.Vf.), die Finger von dieser Partei gelassen haben
und sich, soweit sie gesundheitlich noch dazu in der Lage sind, gerade den
Organisationen der KPD/ML anschließen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.53 und 57,Bochum 14.7.1971 bzw.
31.7.1971,S.5ff bzw. S.6;
Zündkerze Extrablatt IGM stellt Verbotsantrag gegen KPD/Marxisten-
Leninisten! und Perschke auf der Betriebsversammlung,Bochum o.J. (1971),S.1ff;
bzw. S.5
14.06.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (IGM-Bereich - vgl.
1.11.1971) berichtet im Zusammenhang mit der Verleihung des
Friedensnobelpreises an Willy Brandt (vgl. 20.10.1971) über dessen
'Friedenspolitik', vermutlich aus dieser Woche, mit Hilfe des folgenden
Artikels aus****:"
MIT DER MACHETE GEKÖPFT
Mitte Juni veröffentlichte die schwedische Zeitung 'Expressen' einen Bild-
und Textbericht über den Kolonialkrieg in Mosambik. Auf den Photos war zu
sehen, wie lachende portugiesische Soldaten afrikanische Freiheitskämpfer mit
der Machete köpften und den blutenden, abgehackten Kopf dann dem Photographen
zeigten, dazu grausame Witze reißend. Diese Art der Kriegsführung werde von
den portugiesischen Soldaten damit begründet, man müsse 'die Zivilisation
verbreiten'. 90 Prozent der Menschen seien Analphabeten, Schulen gebe es so
gut wie gar nicht, dagegen lebten die 400 000 Portugiesen im Lande wie
Kolonialherren mit allen Privilegien.
'Mosambik ist eine einzige Strafkolonie, in der die Portugiesen die Wärter
sind und die Einheimischen die Gefangenen', schrieb 'Expressen'. Daß es
angesichts dieser Verhältnisse zum Aufstand kam, sei logisch gewesen. 'Bisher
ist dieser Krieg in Afrika vergessen gewesen', schrieb die Zeitung. 'Jetzt
endlich beginnt man in Europa zu begreifen, welch ein Tragödie sich dort
abspielt, und wie die Europäer wieder die Imperialisten und Kolonialherren
sind.' Das ergänzten jetzt mit einem Satz die nach Schweden geflüchteten
portugiesischen Offiziere: 'My-Lai-Massaker gibt es nicht nur in Vietnam, die
gibt es auch in unseren afrikanischen Kolonien...'
Massaker wie in Vietnam seien gang und gäbe. Ganze Dörfer würden von den
Soldaten niedergebrannt, wenn sich herausstelle, daß hier Partisanen
Unterschlupf gefunden haben. Portugal verwende seine von der NATO gelieferten
Waffen, um den Freiheitskampf mit Napalm und Sprengbomben niederzuzwingen und
portugiesische Offiziere würden im Rahmen der NATO-Übungen in den USA
ausgebildet. Alle NATO-Mitglieder hätten durch ihre Unterstützung Portugals
eine Mitverantwortung für das, was in Afrika geschieht, sagten die
geflüchteten Offiziere."
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.14
21.06.1971: 
Ein vierseitiges Extrablatt der 'Zündkerze' - Betriebszeitung der Roten
Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML erscheint vermutlich in dieser
Woche (vgl. 24.5.1971, 28.6.1971) mit einem Leitartikel zum Verbotsantrag der
IGM Duisburg gegen 'maoistische' Gruppen (vgl. 4.6.1971). Von diesem wird
berichtet und fortgefahren:"
Kolleginnen und Kollegen!
Es war notwendig, auf diesen Antrag so ausführlich einzugehen. Es wird auch
in Zukunft noch notwendig sein.
Nur wenn wir lernen, immer mehr hinter die Kulissen dieser Gesellschaft zu
sehen, wissen wir, was uns erwartet. Die politische und wirtschaftliche
Unterdrückung hat bereits jetzt Ausmaße erreicht, die sich mancher vor einem
oder zwei Jahren nicht hätte träumen lassen.
Bespitzelung fortschrittlicher Kollegen, Verhaftungen bei Demonstrationen
gegen die Fahrpreiserhöhungen und teilweise rücksichtsloser Knüppeleinsatz,
Vorbereitung des Verbots der Kommunisten und Schutz der wirklichen
Faschisten, der Wirtschaftsgangster und ihrer Handlanger auf der einen Seite
- Lohnraub, Lohndiktat, verschärfte Ausbeutung mittels neuen Lohnordnungen
(Bergbau) und Punktesystem (Metall), steigende Inflationsrate auf der anderen
Seite - das sind keine Hirngespinste, sondern bitterste Realität.
Da nützt es nichts mehr, die Faust in der Tasche zu ballen, wenn sich unser
Klassengegner anschickt, wieder einen großen Coup gegen uns zu landen.
Hier nützt nur eins: sich sowohl politisch als auch gewerkschaftlich auf die
Kämpfe vorzubereiten.
Und wir werden immer wieder wiederholen: Diese Vorbereitung auf zukünftige
Kämpfe hat nur Sinn, wenn wir lernen, die Erfahrung der Vergangenheit
zeitgemäß anzuwenden. Und die wichtigste Erfahrung war bisher immer, daß der
Arbeiter über zwei Instrumente verfügen muß, will er erfolgreich kämpfen:
über seine Partei, über die kommunistische Partei, und über starke
gewerkschaftliche Organisationen.
Jeder klassenbewußte Kollege weiß heute, daß die Partei erst wieder aufgebaut
werden muß, nachdem Ulbricht und Konsorten sie an den Gegner ausgeliefert
haben, daß die Gewerkschaften nicht in seiner Hand sind, sondern in der Hand
Der Großen Betrüger, daß der DGB heute eine Versicherungsgesellschaft für die
Kapitalisten ist, keine Arbeiterorganisation.
Wenn WIR also den Anfängen eines neuen Großangriffs auf uns wehren wollen,
dann gibt es nur eins: Diejenigen zu unterstützen, die bereit sind, die
kommunistische Partei wieder aufzubauen als Hauptwaffe der Arbeiter. Und die
wirtschaftlichen Kämpfe in die eigenen Hände zu nehmen, so wie wir es 1969
und 1970 getan haben, so wie es jetzt in manchen Chemiebetrieben schon wieder
der Fall ist. Kurz: eine gewerkschaftliche Opposition gegen die Verräter in
Führung und Apparat zu unterstützen und aufzubauen. Dort, wo es
Streikkomitees der Belegschaften gab, da gab es einmütiges Vorgehen und
Erfolg, dort, wo die Bonzen die Leitung des Kampfes in der Hand hatten, da
stand der Beschiß schon fest, bevor der Kampf überhaupt erst begann. Darüber
konnte auch die radikalste Phrase nicht hinwegtäuschen, die Leute wie Loderer
oder Michels von sich gaben.
Wenn wir uns also auf die diesjährigen Tarifkämpfe vorbereiten, so dürfen wir
eines nicht übersehen:
daß sowohl für unsere Gegner als auch für uns selbst mehr auf dem Spiele
steht als im letzten Jahr. Kein Kapitalist, keine kapitalistische Regierung
und kein Bonze wird es unbeantwortet zulassen, wenn die Arbeiterklasse wieder
zu erwachen beginnt. Wenn Kommunisten mehr und mehr an Boden gewinnen, weil
viele fortschrittliche Arbeiter schon jetzt nur noch die Alternative
Kommunistische Partei sehen.
Es geht also nicht nur um Prozente, um 13. Monatslohn usw., es geht vor allem
um
POLITIK!
Fordert daher schon jetzt eure Vertrauensleute und die Betriebsräte, die klar
auf eurer Seite stehen, auf, über Kampfmaßnahmen zu beraten. Denn die
Gewerkschaftsführung ist schon jetzt bereit, sich auf faktischen Lohnstop
einzulassen. Die Erklärungen Brenners gehen eindeutig in diese Richtung.
Fordert alle Vertrauensleute und Betriebsräte auf, sich von dem Duisburger
Verbotsantrag 32 gegen die KPD/Marxisten-Leninisten zu distanzieren.
Fragt eure Kollegen aus SPD, Jusos und DKP am Arbeitsplatz, was sie davon
halten. Fordert sie vor allem auf, sich von diesem Beschluß zu distanzieren
und öffentlich dazu Stellung zu nehmen.
ROT FRONT, KOLLEGEN!
WIR KOMMEN WIEDER!"
In einem zweiten Beitrag heißt es:"
GENOSSINNEN UND GENOSSEN IN SPD, JUSOS, DKP UND GRUPPE 'ROTE FAHNE/BOCHUM'
(KPD/ML-ZB,d.Vf.)!
Ihr wißt ebenso wie wir, daß die deutsche Arbeiterklasse große Niederlagen in
ihrem Kampf hinnehmen mußte. Niederlagen, die Hunderttausenden der besten
Söhne und Töchter der deutschen Arbeiterklasse das Leben gekostet haben.
Und immer wieder war es der Feind in den eigenen Reihen, der diese
Niederlagen letztlich herbeigeführt hat.
Heute schicken sich die Klassenfeinde und die Verräter in den eigenen Reihen
wiederum an, einen Großangriff auf unsere Arbeiterklasse zu starten. Der Weg,
den sie gehen werden, ist uns geschichtlich hinlänglich bekannt: der Weg der
rücksichtslosen Unterdrückung und Ausbeutung, der Weg in die Barbarei, wie
Rosa Luxemburg sagte.
Genossen! Für uns aber kann es nur einen Weg geben, den Weg des
rücksichtslosen Klassenkampfes, des rücksichtslosen Kampfes gegen alle
Spalter der Arbeiterklasse der Arbeiterklasse und revolutionären
Arbeiterbewegung. Jedes Abweichen von diesem Kampf, jeder Opportunismus wird
UNS ALLE teuer zu stehen kommen, wenn wir den Anfängen nicht schon jetzt
entschlossen wehren.
Wir fordern euch daher auf:
den Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung, gegen Faschismus, in welcher
Form er auch immer auftreten mag, ob im Gewand eines Strauß (CSU,d.Vf.) oder
im Gewand eines Neubauer (SPD,d.Vf.), gegen Kriegsvorbereitung, gegen das
Verbot der revolutionären Linken und gegen alle Spalter der Arbeiterklasse
und ihre Organisationen gemeinsam aufzunehmen.
Der erste Schritt dazu muß der Kampf gegen Lohndiktat und
Mitbestimmungszauber, gegen Anträge wie den 32er, gegen alle Formen des
Terrors gegen klassenbewußte Arbeiter und Werktätige sein."
=Zündkerze Extrablatt IGM stellt Verbotsantrag gegen KPD/Marxisten-
Leninisten!,Bochum o.J. (1971)
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28.06.1971: 
Die Rote Opelbetriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK gibt vermutlich heute
ein Extrablatt ihrer 'Zündkerze' (vgl. 21.6.1971, 1.7.1971) zur
Vertrauensleuteversammlung der IGM Bochum (vgl. 28.6.1971) bzw. zum BVG
heraus.
Bekannt wurde uns, vermutlich aus dieser Woche, auch ein Extra "Der klägliche
Rest der 'großen' 12 Punkte?!", welches zur Betriebsversammlung aufruft und
vom Erscheinen einer 'Zündkerze' auch in Rüsselsheim berichtet.
=Zündkerze Gegen Lohnstop und Betriebsversklavungsgesetz und Extra Der
klägliche Rest der 'großen' 12 Punkte ?!,Bochum o.J. (1971)
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28.06.1971: 
Die Rote Opelbetriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet vermutlich
aus dieser Woche:"
BOCHUMER V-LEUTE GEGEN B'V'G
Ein großer Teil von ca. 450 Bochumer IGM-V-Leuten erteilte dem neuen
Betriebs'Versklavungs'Gesetz eine dicke Abfuhr. Unsere Bonzen hatten aus Bonn
den SPD-'Volks'-Vertreter Zander herbeigeschafft, damit er unseren V-Leuten
dieses Gesetzeswerk schmackhaft mache. 'Leider' erkannten die meisten
Kollegen, daß man gegen uns ein Gesetz ins Werk setzen will, das uns im
Betrieb noch mehr den Mund verbieten soll.
Unser Kampf gegen die Unverschämtheiten der Bosse und für eine Verbesserung
unserer Situation soll unter der Dunstglocke 'friedlicher Zusammenarbeit'
zwischen Betriebsrat und Bossen erstickt werden (also Perschkes Mauschel-
Politik mit Cunningham bekommt jetzt einen 'gesetzlichen' Rahmen).
Nach dem Wunsch der SPD- und DGB-Bonzen soll politische Betätigung im Betrieb
auch weiterhin verboten sein, allerdings mit einer Ausnahme, wenn es sich um
ihre eigene Politik handelt. (Also wenn Perschke uns Schillers Lohndiktat
anpreist, so ist das erlaubt. Ein Kollege jedoch, der mehr Lohn fordert und
Perschke einen Arbeiterverräter nennt, würde gegen dieses Gesetz verstoßen!)
Von mehreren V-Leuten wurde betont, daß das neue B'V'G uns keine
Verbesserungen bringt, sondern in mehreren Punkten sogar erhebliche
Verschlechterungen. In unserem Extra-Blatt (vgl. 28.6.1971,d.Vf.) zu dieser
V-Leute-Versammlung haben wir schon betont, daß dieser neue Entwurf noch
hinter das Adenauer-BVG um einige Längen in Richtung Nazi-Zeit zurückfällt.
Ein V-Mann rief die anderen dazu auf, daß man notfalls auch streiken müsse,
wenn dieses Gesetz wirklich verabschiedet werden sollte. Herr Zander aber
machte sich fleißig Notizen: vielleicht hat er das neue B'V'G schon angewandt
und notiert, wer hier eine politische Meinung vertreten hat?"
=Zündkerze Perschke auf der Betriebsversammlung,Bochum o.J. (1971),S.9
Juli 1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 1.11.1971)
berichtet u.a. über die 'Opel-Post' Nr.7 (vgl. Juni 1971, Aug.1971), deren
Name in der Überschrift in 'Opel-Pest' entfremdet wird, indem das 'O' mit
dem Opel-Blitz in ein 'E' verwandelt wird:"
DER KAMPF DER OPEL-PEST FÜR 'DEMOKRATIE', 'MARKTWIRTSCHAFT' UND 'FREIHEIT',
(DIE S I E  MEINT)
Das Gespenst des Kommunismus, das seit Jahr und Tag durch die Opel-Hallen
geistert, beginnt den hauseigenen Wächter über 'Arbeitnehmermoral' und
Instandhaltung der Arbeitsplätze, der Opel-Post auf die Nerven zu gehen. Das
kleine Häuflein von 'linken Sektierern', 'Anarchisten', 'Maoisten' und was es
sonst noch alles gibt, stiftet 'Verwirrung' unter den Kollegen, 'verführt'
sie. Das sind nicht mehr die Arbeiter, wie K.H. Mai (lt. Impressum für 'Opel-
Post' verantwortlich) sie sich vorstellt! Als Stimme seines Herrn und
Brötchengebers Cunningham fühlt er sich neuerdings verpflichtet, in jeder
Ausgabe für die Werte des Abendlandes, voran die 'Unternehmerfreiheit', in
die Bresche zu springen, und an 'Vernunft' und 'Mündigkeit' der werten
'Mitarbeiter' zu appellieren. Aber es sind auch nicht mehr die Revolutionäre,
wie Cunningham und Mai sie sich vorstellen: die Sprache der 'linken Blätter'
ist nicht mehr 'die Sprache von reformbesessenen, gesellschaftlichen Wandel
anstrebenden jugendlichen Eiferern' (mit denen brauchte man sich nämlich
nicht zu beschäftigen!), 'Nein, das ist die Sprache von Anarchisten, der
'Unterdrücker von morgen'... wes Geistes Kind sie sind und was in ihren
Hirnen vorgeht, wird mit einer Karikatur 'gezeigt' (da sind dem Redakteur
offenbar die Worte ausgegangen!) - eine Karikatur, die besser die
Unterschrift trüge: 'Die Folgen von Willy Brandts 'Friedenspolitik''' (Opel
Pest 7/71, S.18)
Zustimmend wird auch die 'Christlich-soziale Arbeitnehmerschaft' (CSA der
CDU,d.Vf.) zitiert, die wie üblich gut informiert ist: diese Leute, die
'Radikalen', wollen 'Zerstörung des Arbeitsplatzes', 'Gewalttätigkeit' und
'Chaos', 'nichts als Unruhe und Unordnung' - sie ziehen
'Arbeitnehmervertreter' (gemeint: Perschke, Hahn usw.) 'in den Schmutz'. Ja,
was sie treiben, ist - 'üble Brunnenvergiftung'! Und was macht man mit
'Brunnenvergiftern'? Was hat man, was haben die Schergen der Krupp, Thyssen
usw. zwölf, Verzeihung!, 'tausend' Jahre lang mit ihnen gemacht?! In die
Dunkelzelle, in die Gaskammer mit ihnen!
Bezeichnenderweise stellt die von 'Opel-Post' mit offensichtlicher Sympathie
zitierte 'Christlich-soziale Arbeitnehmerschaft' auch fest, 'die Verhältnisse
der Zeit vor 1933 dürften sich nicht wiederholen!' (S.19) Aber was ist mit
den Verhältnissen NACH 1933? Vielleicht dürfen sich DIESE, nach Wunsch und
Willen dieser Herrschaften, wiederholen?? Es sieht fast so aus.
Merkwürdig ist allerdings, und da findet auch K.H. Mai noch keine Erklärung,
daß diese 'Extremisten', die doch 'in einer hoffnungslosen Minderheit' sind,
daß diese 'paar Scharfmacher', die 'im Trüben fischen' (Rudi Hahn) solche
'Verwirrung' stiften können. Anders als Opels Pest kennen bereits viele
Kollegen die Antwort darauf: sie lesen die ZÜNDKERZE und wissen, daß diese
'Gruppe', die KPD/ML, ihnen die Wahrheit sagt über das, was mit ihnen gemacht
wird und daß sie sich bemüht, die Wünsche und Forderungen der Kollegen
öffentlich zu vertreten. Die KPD/ML hat sich in der 'ZÜNDKERZE' bereits
mehrfach von den echten Anarchisten (die nicht in Bochum, wohl aber in
Rüsselsheim vertreten sind), distanziert, und sie tut das auch jetzt wieder
(damit dürfte der Revolutionäre Kampf (RK) gemeint sein,d.Vf.).
Wir wollen nicht das Rad der Geschichte zurückdrehen und die Industrie wieder
abschaffen, sondern wir wollen vorwärts gehen, und das heißt: die
Arbeiterklasse kann sich von der Ausbeutung und Unterdrückung nur befreien,
indem sie die Diktatur der Bourgeoisie, der Kapitalistenklasse, die die
Fabriken und Maschinen und den staatlichen Machtapparat in der Hand hat,
beseitigt, weil dieses Monopol den Arbeitern nur ihre haut läßt, die sie zu
Markte tragen müssen. Und die Arbeiterklasse muß ihre eigene Diktatur, die
Diktatur des Proletariats, der großen Mehrheit der Bevölkerung, über die
Handvoll Ausbeuter und Blutsauger errichten!
Dafür ist es aber notwendig, daß sich die Arbeiterklasse eine eigene
politische Organisation schafft. Die im Aufbau befindliche KPD/ML ist diese
politische Organisation, diese politische Partei des Proletariats, die sich
aus den fortschrittlichsten Kollegen zusammensetzt. Darin unterscheiden wir
uns ganz klar von den Rüsselsheimer Anarchisten. Und weil wir mit der
Organisierung bereits Fortschritte gemacht haben, fürchtet uns die Handvoll
Aktionäre und Manager. Sie werfen uns gerne mit den Anarchisten in einen
Topf, weil sie wissen, daß die Arbeiter das planlose und unorganisierte
Vorgehen dieser Gruppen ablehnen. Auf diesen Trick darf man nicht
hereinfallen; eine Antwort darauf haben wir hiermit gegeben."
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.8f
Juli 1971: 
Innerhalb der KPD/ML-ZK wird vermutlich in NRW vermutlich im Juli das
folgende Papier von 11 Seiten DIN A 4 zur MTR bzw. STR verfaßt, das uns aus
dem Besitz eines Dortmunder Mitglieds als Spiritcarbonabzug vorlag:"
ÜBER DIE AKTUELLE POLITISCHE LAGE, DIE METALLTARIFBEWEGUNG IM HERBST 1971 UND
DIE AUFGABEN DER REVOLUTIONÄREN KRÄFTE ...
Wie die staatliche
Lohn'planung' schon jetzt aussieht, wird selbst bei solch einem kleinen
Posten wie dem 13. Monatslohn deutlich: auch hier wird in Form eines
'Stufenplans' das Krisenprogramm sichtbar. Der Chemieabschluß, die Pläne für
die eisenverarbeitende Industrie zeigen dies (siehe z.B. 'Stufenplan' bei
Gesamt-Opel). ...
Das entscheidende wird also auch hier weiterhin unsere Agitprop durch unsere
Presse sein. Dabei sind vor allem drei Phasen wichtig (ebenso bei 2.): a) die
Vorbereitung der MTB durch die bestmögliche Aufklärungsarbeit bei den
Arbeitern über die größeren Zusammenhänge, in denen die MTB steht, b) das
direkte Eingreifen während der Verhandlungszeit und c) die Agitprop über den
verlauf der Verhandlungen, ihre innere Gesetzmäßigkeit nach den Verhandlungen
(Beispiel: Opel-Agitprop (in Bochum,d.Vf,) vom letzten Jahr). ...
Der Kampf gegen die Kollaboration von SPD-Regierung und US-Imperialismus.
In diesem Zusammenhang sind die kommenden Devisenverhandlungen wichtig, MTB
und Devisenverhandlungen lassen sich gut miteinander verbinden: die Yankees
fordern X-Milliarden, die erhalten sie - die Arbeiter fordern einige
Millionen und bekommen nichts. (Für die Kollegen von Opel dürfte dies
besonders einsichtig sein, werden doch Jahr für Jahr Millionen über den
großen Teich geschafft, um den dortigen Imperialisten ihre Krise mildern zu
helfen.) ...
Beim Kampf gegen die DKP-Revisionisten ist vor allem auch ihre Rolle während
bisheriger Tarifkämpfe aufzuzeigen: wie sie offen in die Bonzenärsche
gekrochen ist, wie sie Kämpfe hat abwürgen helfen oder selber abgewürgt hat
(siehe Opel 1970)."
Zum Punkt noch aktiveres Eingreifen in die ideologische Krise heißt es u.a.:"
Der Hauptschlag ist hier gegen die sozialdemokratische Ideologie und den
modernen Revisionismus zu richten. Vor allem gegen die
Mitbestimmungsideologie und den sogenannten 'Kommunismus' (was ist
Sozialimperialismus und östlicher Sozialfaschismus - siehe Agitprop in der
'Zündkerze' (Opel Bochum,d.Vf.) und im 'Röhrenkieker' 2 (Mannesmann Duisburg
- vgl. Dez. 1970,d.Vf.) sowie 'Betrieb und Gewerkschaft' Nr.2 (vgl. März
1971,d.Vf.))."
=N.N. (KPD/ML-ZK):Über die aktuelle politische Lage, die Metalltarifbewegung
im Herbst 1971 und die Aufgaben der revolutionären Kräfte,o.O. o.J. (1971)
Juli 1971: 
Laut KJVD der KPD/ML-ZB führt seine Ortsgruppe Bochum eine Werbewoche
durch, in der, vor allem vor Krupp und Opel, 140 'KDAJ' sowie die 'Rote
Fahne' (RF) der KPD/ML-ZB vertrieben werden.
=Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.8,Bochum Aug. 1971
01.07.1971: 
Eine Extra-Ausgabe der 'Zündkerze' - Betriebszeitung der Roten Opel
Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 28.6.1971, 5.7.1971)
erscheint mit vier Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stephan Bock,
Bochum und einem Hauptartikel zur heutigen Betriebsversammlung:"
EIN FEINES SÜPPCHEN...
Betriebsversammlung können letztlich nur zwei Zielen dienen: ENTWEDER sie sind
echte Belegschaftsversammlungen, auf denen jeder Kollege das recht hat, von
seinen gewählten Vertretern Rechenschaft zu verlangen, ob sie für ihn auch
wirklich etwas getan haben, wo gemeinsame Forderungen gestellt und deren
Durchsetzung beraten werden (dann ist solche eine BV UNSER Verdienst) - ODER
sie haben den Zweck, die Belegschaft einzulullen, damit sie nicht merkt, was
mit ihr getrieben wird (dann ist solch eine BV das 'Verdienst' der Perschke
usw.).
Kolleginnen und Kollegen!
Die 'Zündkerze' hat in der Vergangenheit schon oft genug gesagt, was sie von
den bisherigen BVs und den Hauptakteuren des Betriebsrates hält und für
welche BVs sie ist. Neues ist dem kaum hinzufügen: Wir werden unsere
Forderungen nur durchsetzen, wenn wir uns auf uns selber verlassen und nicht
auf 'Gummilöwen, rosarote Wirbelwinde' und ähnliche komische Geschöpfe.
Die heutige BV wird eine der wichtigsten für die nächste Zeit. Denn gerade
die nächste und fernere Zukunft wird zeigen, WER letztlich am längeren Hebel
sitzt: die Cunninghams, Perschkes usw. oder WIR!
Die diesjährige Metallrunde (MTR,d.Vf.) ist dafür der Schlüssel. WARUM wohl
wird in der IGM-Spitze und der IGM-Bürokratie schon seit längerer Zeit
beraten, wie man die Tarifverhandlungen über die Bühne bekommt? WARUM wohl
unternehmen  die Bonzen nichts gegen das sich immer stärker manifestierende
Lohndiktat der SPD-Regierung und der Unternehmer? WARUM wohl kommt gerade von
der IGM-Bonzokratie der Verbotsantrag 32 gegen die KPD/Marxisten-Leninisten?
WARUM wohl kursiert in der IGM-Spitze ein dickes Papier (Unterzeichner:
Brenner) gerade über und gegen die 'Maoisten'? Ein Papier, das bisher kein
Kollege zu Gesicht bekommen durfte!
Fragen eines denkenden Arbeiters, könnte man all dies in Anlehnung an Bert
Brecht nennen. Aber wir können auch in seinem Sinne die Antwort geben, eine
Antwort, die den Malocher-Beschiß bei Opel als 'Winzigkeit' erscheinen läßt.
Wir haben schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen, daß alle Anzeichen für
eine Krise sprechen. Vor allem aber, daß die Arbeiter nicht mehr bereit sind,
sich die Politik der Unternehmer und ihrer Handlanger in SPD und DGB, ob nun
in wirtschaftlicher oder sonstiger Gestalt, bieten zu lassen. Die Streikwelle
der letzten 2 1/2 Jahre hat bereits ein Ausmaß erreicht, das sich mancher von
uns vor Jahren nicht hätte träumen lassen.
In solch einer Situation haben all unsere Gegner nur ein Interesse: die
Arbeiterschaft nicht stark werden zu lassen, vor allem nicht ihren linken
Kern. DESWEGEN Lohndiktat, Verbotshetze usw.!
Wenn wir heute zur BV gehen, müssen wir uns über eines im klaren sein: Jede
erneute, widerstandslose Hinnahme von Malocher-Beschiß, jede Hetze gegen die
Linken unter uns, all dies wird uns so teuer (auch im wortwörtlichen Sinne)
zu stehen kommen, daß wir uns in einigen Monaten vermutlich an den Kopf
fassen werden, wie wir nur so blöd sein konnten, wieder einmal den
Gelackmeierten zu spielen.
DENN WAS KOMMT AUF UNS ZU?
Schon heute ist die Inflationsrate so hoch, daß jeder Abschluß unter 10%
defacto einem Lohnstop gleichkommt. Der Kaufmann an der Ecke wird schön blöd
gucken, wenn wir ihm sagen, wir könnten die Preissteigerungen erst im
nächsten Jahr bezahlen, weil wir mit den alten noch nicht einmal
zurandekämen. (Außerdem: er würde uns das nicht abnehmen, solch eine
Voraussage ist auf Sand gebaut.) Jeder 'Kampf' von Bonzen Gnaden wird diesen
nur dazu dienen, den Mitgliederbestand finanziell aufzustocken, wie bei der
Chemierunde (CTR der CPK,d.Vf.) deutlich wird. Jeder Nicht-IGM-Organisierte
kann leer ausgehen (Abschlüsse in anderen Branchen zeigen das.), was nichts
anderes als Spaltung bedeutet.
Jedes Verbot der wirklichen Linken, jedes Niederhalten der gewerkschaftlichen
Opposition wird unsere Kampfkraft entscheidend schwächen.
Jeder von uns muß sich darüber im klaren sein, daß Verbot auch Verbot der
'Zündkerze' bedeutet, was in ähnlicher Form bereits 1933 und 1956 passiert
ist. Es würde dazu führen, daß wir unsere Streiks voll und ganz denen
überlassen müßten, denen wir sie gerade aus den Händen zu ringen beginnen:
den Perschke, Sonak und Co.
Und vor allem würde es dazu führen, daß alle Kapitalisten und
Arbeiterverräter ein Freudengelächter über ihre Siege anstimmten. Ein
Gelächter, das für uns nur noch härtere Aussaugung bedeuten würde. Die
Älteren unter uns kennen das seit Jahrzehnten zur Genüge.
Gegen all dies nimmt sich der Betrug mit dem 'Zwölf-Punkte-Programm'
Perschkes schamlos mickrig aus. An diese Sachen sind wir gewöhnt, daß zur
Kampfstärke der Belegschaft auch nicht der kleine Finger gekrümmt wird.
Da haben z.B. die V-Leute von Rüsselsheim schon vor acht (!) Monaten (vgl.
Nov. 1970,d.Vf.) einen Brief an Sonak zwecks besserer Zusammenarbeit
geschrieben. Dieser Brief ist bis heute nicht beantwortet, wie wir aus
Rüsselsheim erfuhren.
Wenn also Perschke heute wieder mit seinen Luftschlössern für uns ankommt,
so, Kollegen, 'vergeßt' einmal den 'kleinen' Beschiß und verlangt
Rechenschaft über den großen. Denn 'Zwölf-Punkte-Programme', die am Sankt-
Nimmerleinstag durchkommen, haben nur einen Zweck:
uns immer wieder zu vertrösten und uns dabei vergessen zu lassen, was
WIRKLICH vorgeht.
Perschke und seine Mannschaft sollen offen sagen, ob sie zu unseren 15%, zum
13.Monatslohn stehen oder nicht. Er soll sagen, wie er zur Lohndiktat-Politik
der Unternehmer UND der Bonzen in SPD und DGB steht.
Er soll sagen, ob die Prügel gegen 'Zündkerze'-Verteiler im letzten Jahr
(vgl. 9.11.1970,d.Vf.) nur Vorspiel für einen Verbotsantrag war, vor allem,
ob er hinter dem Duisburger Antrag 32 (vgl. 4.6.1971,d.Vf.) steht. (Und
sollte dieser Gummilöwe wie damals in der Universität 'verhindert' sein, als
er von den Studenten gefordert werden sollte, so soll ein anderer aus seiner
Mannschaft Farbe bekennen.)
Stellung nehmen sollen aber auch die, ja gerade die, die vorgeben,
'kommunistisch' zu sein: die DKP. Sie sollen sagen, ob sie hinter ihren
Leuten stehen, die per Handzeichen den Antrag voll und ganz unterstützt
haben.
Sollten all diese hinter den ganzen Verrätereien stehen, so ist für jeden
Kollegen offenkundig: sie stehen auf der anderen Seite.
Kollegen! Um all das geht es bereits heute.
Gebt also euren 'Vertretern' ein gebührenden Schuß vor den Bug, damit sie
wissen, womit sie zu rechnen haben:
MIT UNSERER KAMPFKRAFT"
Veröffentlicht werden auch folgende:"
FORDERUNGEN
- 13.Monatslohn FÜR ALLE. Der Kaufmann um die Ecke wird nämlich doof gucken,
wenn man ihm sagt: 'Ich bin noch kein Jahr bei Opel. Die Preissteigerung
bezahle ich dann nächstes Jahr.'
- Nicht nur einheitliche Lohntabelle, sondern Abbau der unteren Lohngruppen.
Die Kolleginnen und die ausländischen Kollegen sollen endlich gleichen Lohn
für gleiche Arbeit bekommen.
- Nicht nur 50% für alle Überstunden, sondern Einführung der 40-Stunden-
Woche. Die Arbeiterklasse kämpft seit fast 100 Jahren für den 8-Stunden-Tag,
aber Opel will seine Extra-Profite durch unsere Überstunden und
Sonderschichten nicht aufgeben. Deshalb will Perschke uns ein Stückchen
geben, damit wir weiter für die Extra-Profite malochen.
- Nicht nur 10 DM Prämie für Arbeit an arbeitsfreien Tagen, sondern nur 6
Stunden Arbeit an solchen Tagen bei vollem Lohnausgleich. Schließlich wollen
unsere Familien auch mal was von uns haben!
- Nicht nur Bezahlung von Heiligabend und Sylvester, sondern grundsätzlich
Bezahlung aller Feiertage ohne Rausholschichten.
- Weg mit dem spalterischen Punktesystem! Durch die Punktejagerei werden wir
nur aufeinander losgehetzt, anstatt daß wir in der Tarifrunde gemeinsam was
rausholen!
- Weg mit Perschke! Diese Forderung, Kolleginnen und Kollegen, können wir uns
alle im Frühjahr selbst erfüllen!!!!!!!"
In einem Leserbrief heißt es zu Fotografien von Heinz Gantenberg, Siegfried
Sonak und Heinrich Beiske:"
SO SIEHT DIE BETRIEBSVERSAMMLUNG 'VON UNTEN' AUS
Diese drei Hauptakteure werden wieder die BETRIEBSVERSAMMLUNG leiten:
- Opa Gantenberg
- 'Ich-weiß-von-nichts-Siegfried'
- der rosarote Wirbelwind.
Der freundliche Heinz paßt auf, daß auf der Betriebsversammlung nicht
'politisiert' wird; Siegfried gebührt ein Orden für die stramme Verteidigung
der IGM-Bonzen (Zeitlöhner-Punktesystem) und der rosarote Wirbelwind
verkündet Dinge, die sich bei näherem Hinsehen als Vernebelungsmanöver
herausstellen (Wirtschafts'prognosen'). In diesem 'Dreibund' fehlt nur noch
der vierte im Quartettchor: GÜNTER PERSCHKE.
Ihm obliegt die Aufgabe, den Rechenschaftsbericht des Betriebsrates
vorzutragen. Des Betriebsrates, der dank der Gnade der SPD-Regierung noch im
Amte weilt. Heute aber, bei Halbzeit dieses 'Gnadenjahres', wird Kollege
Perschke einen schweren Stand haben. Er soll nämlich Rechenschaft leisten
über sein am 18.12.1970 verkündetes Zwölf-Punkte-Programm, das wir schon
einmal bezeichnet haben als die
ZWÖLF SCHEINHEILIGEN LÜGEN!
Und nicht nur darüber soll er Rechenschaft leisten, sondern noch über einige
andere Punkte.
Also Kolleginnen und Kollegen: AUF ZUR BETRIEBSVERSAMMLUNG!!!"
Von Opel Rüsselsheim wird berichtet über die Umbenennung des eigenen 'Roten
Metallers' (vgl. 11.5.1971) in 'Zündkerze' (vgl. 5.7.1971).
Aufgerufen wird zur China-Veranstaltung der KPD/ML-ZK in Bochum (vgl.
3.7.1971). Dazu ist unserem Exemplar auch eine Ausgabe der (Dortmunder)
Zeitung 'Metallbetriebe KPD/ML informiert' versehen mit Kontaktadressen für
Bochum, Dortmund und Duisburg und rot aufgedrucktem örtlichen
Veranstaltungshinweis angeheftet.
=Zündkerze Extra Ein feines Süppchen,Bochum o.J. (1.7.1971);
Metallbetriebe KPD/ML informiert 50 Jahre KP Chinas,Bochum o.J. (1971)
01.07.1971: 
Die KPD/ML-ZB berichtet von den BV bei Opel Bochum (vgl. 1.4.1971,
16.9.1971):"
Auf der Betriebsversammlung bei Opel in Bochum versuchte der
Betriebsratsvorsitzende Perschke, der sich schon im letzten Jahr beim
Abwürgen der Streiks hervorgetan hatte, die Kollegen zu vertrösten: die
Tarifverhandlungen (MTR,d.Vf.) begännen doch ERST IM OKTOBER. Er leistete
sich dabei aber einen bezeichnenden Versprecher: die Tarifrunde begänne im
'Au... Oktober!'
Der 13.MONATSLOHN, für den die Opel-Kollegen letztes Jahr geschlossen
gestreikt haben (vgl. S8.**.1970,d.Vf.), soll jetzt in einem DREIJAHRESPLAN
durchgesetzt werden!"
Zu den Anträgen an den IGM-Tag (vgl. 27.9.1971) auf Verbot 'maoistischer
Gruppen', wie sie in Dortmund (vgl. Juni 1971), Duisburg (vgl. 4.6.1971),
Gelsenkirchen (vgl. Juni 1971), Gevelsberg (vgl. Juni 1971) und Hagen (vgl.
Juni 1971) gestellt wurden, berichtet die KPD/ML-ZB über die DKP, "das D'K'P-
Mitglied Jasczyk unterstützte auf einer Betriebsversammlung bei Opel in
Bochum am 1.7. dies mit dem Hinweis, daß die KPD/ML ja
'gewerkschaftsfeindlich' sei!"
Die KPD/ML-ZB berichtet zentral auch, "auf der IGM Vertreterversammlung in
Duisburg (vgl. 4.6.1971,d.Vf.) haben die D'K'P-Vertreter, allen voran
D'K'P-Lukrawka, Betriebsrat bei Rheinstahl, einen Antrag der IGM-Bonzen
auf Verbot der 'maoistischen Gruppen' mit ihren Stimmen unterstützt!
Und dies war kein Versehen; das D'K'P-Mitglied Jasczyk unterstützte auf einer
Betriebsversammlung bei Opel in Bochum (IGM-Bereich,d.Vf.) am 1.7. dies mit
dem Hinweis, daß die KPD/ML ja 'gewerkschaftsfeindlich' sei!
Die KPD/ML wird alle Angriffe, alle Verbotsdrohungen gegen revolutionäre und
demokratische Organisationen, nicht nur gegen die KPD/ML, bekämpfen und alle
Gegenmaßnahmen unterstützen; wenn die D'K'P-Führer heute das Verbot der KPD/
ML fordern, so zeigt das ihre Verrottung klar: sie wollen für ihre
Verratspolitik freie Hand haben. Die KPD/ML, die diese Verrätereien oft
aufgedeckt und viele Sympathien bei DKP-Mitgliedern gewonnen hat, soll
zerschlagen werden."
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK rief auf (vgl. 1.7.1971) und
berichtet (vgl. 5.7.1971):"
PERSCHKE AUF DER BETRIEBSVERSAMMLUNG:
'TARIFVERHANDLUNGEN IM AUG... OKTOBER!'
Kolleginnen und Kollegen, die BV hat uns zwar keinen 13.Monatslohn, dafür
aber von Perschke kreiert einen 13.Monat gebracht, den Aug... Oktober, in dem
die Tarifverhandlungen stattfinden sollen. Über die Frage der Kollegin B., ob
es Geheimverhandlungen in der Tarifrunde der Metallarbeiter geben wird, ging
er in seinem Schlußwort großzügig hinweg. Damit hat er die Gerüchte, daß
unsere Tarifrunde auf den Monat August, der der Urlaubsmonat der meisten
Automobilkonzerne ist, vorgezogen werde, noch verstärkt. Auch sonst hatten
weder Opa Gantenberg und Perschke, noch Rosa-Kadett Jasczyk und
Perschkeparadepferd Adamek es nötig auf die Tarifrunde einzugehen.
Kolleginnen und Kollegen, umso wichtiger ist es, daß wir mit Nachdruck unsere
Forderungen aufstellen! Die BV war ein erster Schritt dazu. Die auf der BV
anwesenden Kollegen stimmten einer Resolution an den Gesamtbetriebsrat und
die IGM-Bezirksstelle Essen zu, die von der Kollegin B. aufgestellt wurde.
Diese Resolution enthielt folgende Forderungen für die Tarifrunde:
1. Gegen Geheimverhandlungen in der Tarifrunde
2. 15% lineare Lohnerhöhung gleich 1 DM
3. Weg mit der Leistungsbewertung, Arbeitsplatzbewertung und Punktessystem bei
Opel
4. Abschaffung der unteren Lohngruppen
5. Absicherung der Effektivverdienste
15% LINERARE LOHNERHÖHUNG GLEICH 1 DM
Am eigenen Geldbeutel spüren wir jeden Tag, wie alles teurer wird, wie die
Preise in die Höhe schießen. Besonders gilt das für die Dinge, die wir
täglich brauchen, wie z.B. Wohnung, Lebensmittel usw.
Jede Lohnerhöhung unter 10% bedeutet effektiven Lohnstop. Da die
Inflationsrate ständig steigt, wir also für unser Geld immer weniger kaufen
können, wird dieser Lohnstop schließlich zu einem Lohnabbau führen.
Die Durchsetzung der 15% gleich 1 DM-Forderung ist nichts als ein
Verteidigungskampf, um uns das, was uns ständig durch Preistreiberei und
Steuererhöhungen geraubt wird, zurückzuholen.
Lineare Lohnerhöhung deshalb, damit die Unterschiede zwischen den einzelnen
Lohngruppen und damit unsere Spaltung nicht noch größer werden. Diesem Ziel,
die Einheit herzustellen, dient auch die dritte Forderung der Resolution.
WEG MIT:
LEISTUNGSBEURTEILUNG, ARBEITSPLATZBEWERTUNG UND PUNKTESYSTEM BEI OPEL
Diese 'Errungenschaften', die Perschke für einen Fortschritt hält, und den
uns die IGM beschert hat, haben einzig und allein den Zweck, uns
gegeneinander aufzuhetzen, uns zu Anpassung und Anschmiererei zu bringen. Wer
das am besten kann bekommt dafür mehr Lohn. Damit setzen wir aber nie die 15%
gleich 1 DM durch, denn dazu brauchen wir einheitlichen Kampf. Deshalb weg
mit Anpassung und Anschmiererei, dafür einheitlicher Kampf für 15% gleich 1
DM für alle!
WEG MIT DEN UNTEREN LOHNGRUPPEN
Neben Leistungsbeurteilung usw. haben die Unternehmer noch einen weiteren
Trick uns zu spalten.
Frauen, Ausländer und Jungarbeiter werden, obwohl sie die gleiche Arbeit
machen, in untere Lohngruppen eingestuft. Sie sollen endlich gleichen Lohn
für gleiche Arbeit bekommen.
ABSICHERUNG DER EFFEKTIVLÖHNE
Wie die Kollegin B. sagte, wird diese Forderung in diesem Jahr besonders
wichtig sein, weil die Krise vor der Tür steht. Bei den Effektivlöhnen wissen
wir schon vorne und hinten nicht, wie wir klar kommen sollen, wie soll das
erst mit den Tariflöhnen möglich sein?
Kolleginnen und Kollegen, diesen Forderungen bleiben nur noch zwei wichtige
hinzuzufügen:
1 000 DM MINDESTLOHN FÜR JEDEN
Eine Familie mit zwei Kindern kann ohne das durch Überstunden verdiente Geld
heute schon kaum noch leben. Damit unsere Familie aber auch endlich mal was
von uns hat, und wir nicht nur für die Profite der Opelbosse leben, müssen
wir versuchen, die 40-Stunden-Woche endlich zu erkämpfen. Erst mit einem
garantierten Mindestlohn von 1 000 DM netto im Monat ist das überhaupt
möglich.
RÜCKZAHLUNG DES KONJUNKTURZUSCHLAGS
Bei jeder Lohnabrechnung gab es immer wieder viel Aufregung über den
Konjunkturzuschlag. Das ist eine der Maßnahmen der SPD-Regierung zur
Vorbereitung auf die Krise, um den Kapitalisten in der Krise Geld zustecken
zu können. Wieder einmal sollen wir die Lasten der Krise tragen, während die
Bosse noch mit Profiten daraus hervorgehen. Deshalb ist eine der Forderungen
gegen die Abwälzung der Krise auf unsere Schultern: Rückzahlung des
Konjunkturzuschlags!
DER KLÄGLICHE REST DER ZWÖLF SCHEINHEILIGEN LÜGEN
Kolleginnen und Kollegen, die Tarifverhandlungen bieten uns aber auch die
Möglichkeit betriebliche Forderungen durchzusetzen. denn was uns da der
Betriebsrat zu bieten hat ist mickrig. Wie die Zündkerze nach der letzten BV
(vgl. 1.4.1971,d.Vf.) schrieb, stellten sich die zwölf Punkte jetzt endgültig
als scheinheilige Lügen heraus! Sechs fallen völlig unter den Tisch, die
Forderung nach der 10 DM Prämie bekommen wir als Beruhigungspille eingeflößt,
damit wir weiter unserem Betriebsrat vertrauen und mit den sechs Punkten, die
noch übriggeblieben sind, ist auch nicht viel los. Von der Kollegin B. darauf
angesprochen, mußte der 'Kollege' Perschke passen. Er sagte: 'Von den zwölf
Punkten sind sieben... FAST erfüllt!' gerade dieses 'FAST' steht immer als
Vertröstung im Raum, und wir sollten die gute Gelegenheit Tarifverhandlungen
wahrnehmen, dieser Taktik des Wartens und Vertröstens einen Riegel
vorzuschieben! Die Kollegen auf der BV machten dazu den ersten Schritt und
quittierten Perschkes 'fast' mit Hohngelächter und Buhrufen.
MÄRCHEN VOM HARTEN KAMPF UM DEN 13.MONATSLOHN
Wie sieht es zum Beispiel mit dem 13.Monatslohn aus: 'Kollege' Perschke kam
gerade aus Rüsselsheim zurück und berichtete ein Märchen vom 'harten Kampf'
mit der Geschäftsleitung, das so dramatisch war, daß es uns FAST zu Tränen
rührte. Aber trotz aller Dramatik konnte er eines nicht vertuschen: daß
nichts erreicht wurde. 13.Monatslohn in einem Drei-Jahres-Stufenplan,
bekommen soll es der, der 20 Jahre bei Opel arbeitet. Die anderen sollen sich
mit 81 bzw. 85% zufrieden geben. Die gleiche dramatische Schau zog der
'Kollege' Lorenz auf der BV in Rüsselsheim (vgl. S4.*.1971,d.Vf.) ab. Ob die
beiden das wohl vorher geübt haben, mit Cunningham als Lehrer?
Bei der Forderung nach Parkplatzversicherung beschränkten sie sich nach
Bericht des Opa Gantenberg auf Übernahme der Prämie, bezahlen sollen noch
immer wir.
BETRIEBLICHE FORDERUNGEN IN DER RESOLUTION
Ganz anders sehen auch hier die Forderungen in der verabschiedeten Resolution
aus.
1. Volles 13.Monatsgehalt, -lohn hier und jetzt für alle;
2. Übernahme der Parkplatzversicherung durch Opel,
3. Sechs-Stunden-Schicht an arbeitsfreien Tagen bei vollem Lohnausgleich.
4. Für eine Klimaanlage und Tee für alle.
Auch hier meinen wir von der RBG, sind nur noch einige Forderungen zu
ergänzen:
5. Bezahlung von Heiligabend und Sylvester,
6. Generell 50% für alle Überstunden,
7. Bezahlung der Mittagspause durch Opel!
OPEL UND SPD-REGIERUNG STÜTZEN US-IMPERIALISMUS
Natürlich fragen sich viele Kollegen wovon diese Forderungen bezahlt werden
sollen. Nun, nachdem Opel bereits im letzten Jahr 419 Millionen Reingewinn
über den Teich schickte, sollen in diesem Jahr allein schon als Dividende die
'Kleinigkeit' von 123 Mio. an die GM-Aktionäre ausgeschüttet werden. Davon
können die dann wie z.B. die von VW große Würstchenfeten feiern. Und was für
Würstchen bekommen wir auf der Betriebsversammlung vorgesetzt?!"
In einem Kasten heißt es:"
AKTIONÄRE SCHLEMMEN AUF UNSERE KOSTEN
Auf der letzten Aktionärsversammlung der Volkswagen AG (vgl. S4.*.1971,d.Vf.)
verkonsumierte jeder Aktionär zehn Würstchen - auf Kosten der Firma und damit
auf unsere Kosten!"
Weiter heißt es:"
Wie im kleinen, so spielt sich das Ganze auch auf höherer Ebene ab. Auch die
SPD-Regierung hat Geld genug, um jährlich einen Devisenausgleich von mehreren
100 Millionen den US-Bossen in den Rachen zu werfen. So haben sie z.B. die
technische Neuerung des 'Senkrechtlanders' (Starfighter) aus den USA
erworben. Diese einmalige Erfindung hat den ungemeinen Vorzug, daß sie nach
einer gelungenen Senkrechtlandung gar nicht mehr zu starten braucht. Darum
kann die SPD-Regierung ständig neue Sachen kaufen, wie z.B. jetzt die
Phantom-Jäger.
GM-BOSSE IN DER KRISE - BEI OPEL DIE 'FETTESTEN POLSTER SEIT EH UND JE'
Trotzdem ist klar, daß der US-Imperialismus in einer tiefen Krise steckt. Die
Wirtschaft ist zum großen Teil auf die Kriegsproduktion ausgerichtet
(Vietnam). Das gilt auch bis zu einem gewissen Grad für den GM-Konzern. Da
gerade in letzter Zeit sich die Kräfte, die für eine Beendigung des Krieges
sind, mehren, wird die Panik unter den Bossen größer.
So hat z.B. GM in einem amerikanischen Werk von 4 000 Mann 1 400 entlassen.
Unter diesen Umständen bekommen die hohen Gewinne von Opel Rüsselsheim noch
größere Bedeutung. Wie Rudi Hahn bekanntgab, hat Opel die 'fettesten Polster
seit eh und je'. Kollegen! Von diesen Polstern müssen und können unsere
Forderungen bezahlt werden. Natürlich wollen das nicht die Kapitalisten und
will daß nicht ihre SPD-Regierung. Sie tun alles, damit die riesigen
Gewinnspannen in der sich verschärfenden Krise aufrechterhalten bleiben.
SPD-REGIERUNG: RUHE AN DER LOHNFRONT
Damit die Geschäfte mit den US-Imperialisten laufen, brauchen die Bosse Ruhe
an der Lohnfront. Oder, wie Helmut Schmidt sagte: 'Wir müssen dem Volk sagen:
MEHR ARBEITEN, MEHR SPAREN, MEHR STEUERN ZAHLEN!' Wenn ausgerechnet der
VERTEIDIGUNGSminister so etwas sagt, dann muß man sich doch wirklich fragen,
ob das nicht auf die selbe Politik hinausläuft, die Goebbels schon einmal
propagiert hat: Kanonen statt Butter!
LOHNDIKTAT DER BOSSE UND IHRER HANDLANGER
Deshalb verschärfen sie die Angriffe auf unsere Lage. Für die
Tarifverhandlungen sind Lohndiktat und Lohnstop die Pfeife, nach der wir
tanzen sollen. Dieses Lohndiktat, ein Ausfluß der sog. 'Sozialpartnerschaft'.
wollen die Unternehmer und ihre Handlanger mit allen Mitteln durchsetzen.
Cunningham sagte neulich, daß selbst der 7,8%-Betrug in der Chemie (CTR der
CPK - vgl. 4.7.1971,d.Vf.) für den Metallbereich NOCH ZUVIEL sei! Brenner,
Perschke usw helfen den Bossen tüchtig, damit ihre Wünsche Wirklichkeit
werden. Wie die Sache Gestalt annimmt, sehen wir an der Forderung nach einem
13.Monatslohn, die einfach vertagt wird. So trägt auch der Betriebsrat mit
einem Krisenprogramm sein Teilchen zur Verwirklichung des Lohnstops und zur
'Stabilität' unserer Wirtschaft bei.
BVG-ENTWURF: KNEBELUNG DES BETRIEBSRATS AN DIE KAPITALISTEN
Doch damit nicht genug: sie verschärfen die Angriffe auf die Organisationen,
die wir im Kampf für die Verbesserung unserer Lage brauchen. Ganz deutlich
zeigt sich dies auch am neuen Entwurf des Betriebsverfassungsgesetzes. Nach
dem neuen Entwurf soll der Betriebsrat noch enger an die Bosse gebunden
werden und zu ihrem Werkzeug gemacht werden, als er es nach dem gültigen
Gesetz schon ist. 'Kollege' Perschke wagte es auf der Betriebsversammlung
zwar nicht mehr so direkt in den Himmel zu loben wie auf der letzten, da die
Kollegin B. einige Punkte daraus vorlas, aber er hielt es immer noch für eine
Verbesserung. Im Gegensatz dazu stimmten die Kollegen in der Resolution gegen
das neue BVG.
VERBOTSHETZE GEGEN DIE KPD/ML
Und der nächste Schritt ist die Illegalisierung der Marxisten-Leninisten. Wie
in Duisburg so hat jetzt auch der Kreisverband Ennepe (Gevelsberg,d.Vf.) der
IGM einen Verbotsantrag gegen die KPD/ML beschlossen. Was viele Kollegen beim
Lesen des Extrablatts der Zündkerze (vgl. 21.6.1971,d.Vf.) nicht glauben
wollten, rückt jetzt immer näher. Von der Kollegin B. aufgefordert, dazu
Stellung zu nehmen, stellten sich der 'Kollege' Perschke, Kollege Jasczyk vom
Rosa Kadett und Kollege Adamek von der SPD-Betriebsgruppe, der vorher noch
laut von der Profitgier der Kapitalisten getönt hatte, hinter diesen
Verbotsantrag. Dabei stützten sie sich auf verleumderische Hetze, daß die
Marxisten-Leninisten antigewerkschaftlich seien und wir aber eine starke
Gewerkschaft brauchten und nicht die Zündkerze.
GEWERKSCHAFTEN JA! ABER NICHT SOLCHE!
Kolleginnen und Kollegen, wie oft haben wir geschrieben, wir brauchten
Gewerkschaften, aber nicht solche. Wenn sie mit 'gewerkschaftlich' meinen,
den Bonzen in den Arsch zu kriechen und ihre Politik zu unterstützen, dann
haben wir allerdings etwas dagegen. Was wir unter 'gewerkschaftlich'
verstehen, ist etwas anderes. Wir brauchen einen starken V-Leute-Körper, aber
nicht einen, der auf der Seite der Kapitalisten steht, sondern einen, der auf
unserer Seite steht, in dem die Kollegen sind, die sich am meisten für uns
einsetzen. Wir brauchen Gewerkschaften, aber nicht solche, die mit den
Kapitalisten und der SPD-Regierung gemeinsame Sache machen, uns ans
Lohndiktat der Bosse und ihrer Regierung binden, sondern solche, die unsere
Interessen vertreten und wir brauchen eine kommunistische Partei, die aus den
fortgeschrittensten Kollegen besteht und unseren Kampf für den Sozialismus
anführt.
KAMPF DEM LOHNDIKTAT
Kolleginnen und Kollegen, die Tarifverhandlungen stehen vor der Tür. Die SPD-
Regierung und die Gewerkschaftsbonzen wollen uns das Lohndiktat aufzwingen.
Gerade die Metall-Tarifverhandlungen haben eine zentrale Bedeutung. In der
IGM sind die meisten organisiert, sie ist die größte Gewerkschaft im DGB.
Wenn sie hier das Lohndiktat durchsetzen, werden sie es in allen Bereichen
schaffen. Die Kapitalisten, SPD-Regierung, Gewerkschaftsbonzen bereiten sich
gut darauf vor. In den bisherigen Verhandlungen hatten sie ZWEI TAKTIKEN:
- Geheimverhandlungen wie im Bergbau (BETR der IGBE,d.Vf.), oder
- Abwiegelung in Streiks wie in der Chemie,
um den Bossen zu beweisen, daß sie am besten in der Lage sind, das Lohndiktat
durchzusetzen. Dann werden sie wahrscheinlich solche Kollegen wie Jasczyk
oder Perschkes Paradepferd Adamek vorschicken, die sich mit 'radikalem'
Getöne an die Spitze stellen, um im entscheidenden Moment abwiegeln zu
können. Wie so etwa geht, hat der Kollege Jasczyk ja schon beim letzten
Streik (vgl. S5.**.197*,d.Vf.) geübt, als er die Kollegen der B-Schicht vor
dem Humboldt-Eck aufrief, Perschke zu vertrauen und wieder an die Arbeit zu
gehen. Was sie versuchen werden mit allen Mitteln zu verhindern, ist, daß
fortschrittliche Kollegen den Streik anführen. Dabei schrecken sie dann auch
nicht vor Kündigungen zurück. Wie z.B. der Kollege Schütter in Bremen (bei
Klöckner - vgl. S6.**.196*,d.Vf.) entlassen wurde. Genauso versuchte Perschke
auf der BV, einen Keil zwischen die Kollegin B. und die Kollegen zu treiben,
indem er die Lüge aufstellte, B. sei eine Studentin, die nicht zur
Belegschaft gehöre und nur vorübergehend bei Opel arbeite. Das ist genau die
Taktik, die in den Arbeitgeber-Richtlinien empfohlen wurde: Versuchen, die
'Rädelsführer' zu isolieren. Wir hoffen nur, daß mit dem 'vorübergehend'
nicht gemeint ist, daß die Kollegin B. wie der Kollege Schütter gekündigt
werden soll! Eine Möglichkeit, dies richtig zu stellen, gab es auf der BV für
die Kollegin B. natürlich nicht. Wie auf einer der letzten
Betriebsversammlungen in Langendreer und bei Hoesch (in Dortmund - vgl.
S6.*.1971,d.Vf.) wurde auch in diesem Fall das Mikrophon abgestellt.
GEGEN GEHEIMVERHANDLUNGEN
Kolleginnen und Kollegen! Da es gerade in der Metallindustrie in den letzten
Jahren wieder zu Streiks kam und Perschke gesagt hat, 'die Tarifverhandlungen
im Aug-Oktober', ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß es Geheimverhandlungen
bei uns geben wird. Entweder werden sie versuchen, uns bereits am 9.August
vor vollendet Tatsachen zu stellen, oder etwas später, wenn die anderen
Automobilkonzerne Urlaub machen. Darauf müssen wir vorbereitet sein, es gilt
jetzt, Augen und Ohren auf und sich auszuruhen für einen heißen Sommer! Dann
dürfen wir nicht noch einmal auf solche Kollegen wie Perschke, Jasczyk oder
Adamek reinfallen, sondern müssen wir genau prüfen, wer auf unserer Seite
steht und wer auf der Seite des Feindes steht. Nur dann können wir unsere
Forderungen durchsetzen. Die Resolution auf der BV war der erste Schritt
dazu:
RESOLUTION UND UNSERE FORDERUNGEN:
1. GEGEN GEHEIMVERHANDLUNGEN IN DER TARIFRUNDE
2. 15% LINEAR LOHNERHÖHUNG GLEICH 1 MARK
3. WEG MIT LEISTUNGSBEURTEILUNG, ARBEITSPLATZBEWERTUNG UND PUNKTESYSTEM BEI
OPEL
4. ABSCHAFFUNG DER UNTEREN LOHNGRUPPEN
5. ABSICHERUNG DER EFFEKTIVVERDIENSTE
6. 13.MONATSLOHN
7. ÜBERNAHME DER PARKPLATZVERSICHERUNG DURCH OPEL
8. SECHS-STUNDEN-SCHICHT AN ARBEITSFREIEN TAGEN BEI VOLLEM LOHNAUSGLEICH
9. FÜR EINE KLIMA-ANLAGE UND TEE FÜR ALLE
10. GEGEN DAS NEUE BVG
Und das sind noch einmal unsere Ergänzungen:
11. TAUSEND MARK GARANTIERTER MINDESTNETTOLOHN FÜR JEDEN
12. RÜCKZAHLUNG DES KONJUNKTURZUSCHLAGS
13. BEZAHLUNG VON HEILIGABEND UND SYLVESTER
14. GENERELL 50% FÜR ALLE ÜBERSTUNDEN
15. BEZAHLUNG DER HALBSTÜNDIGEN PAUSE DURCH OPEL"
Die OG Würzburg der KPD/ML-ZK im IGM-Bereich (vgl. 12.7.1971) sowie deren
Rote Betriebsgruppe (RBG) Noell-Salzgitter (vgl. 12.7.1971) berichten
ebenfalls über Perschkes Versprecher.
=KPD/ML-ZK-OG Würzburg:Dreieinigkeit erzwingt Lohnstop,Würzburg o.J. (Juli
1971),S.2;
KPD/ML-ZK-OG Würzburg-RBG Noell/Salzgitter:Generalprobe für die
MetallTarifrunde,Würzburg o.J. (Juli 1971),S.2;
Zündkerze Perschke auf der Betriebsversammlung und Extra Ein feines
Süppchen,Bochum o.J. (1971) bzw. o.J. (1.7.1971),S.1ff bzw. S.1ff;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.51 und 53,Bochum 7.7.1971 bzw.
14.7.1971,S.8 bzw. S.4f und 7
03.07.1971: 
Die KPD/ML-ZK will in Bochum eine Veranstaltung zum 50. Jahrestag der KP
Chinas durchführen. U.a. sollen ab 19 Uhr im Kortländer an der Dorstener/
Ecke Herner Straße Ausschnitte aus dem Film 'Der 9. Parteitag der KP Chinas'
sowie der Film 'Ernst Thälmann - Sohn seiner Klasse, Teil 1' gezeigt werden.
Aufgerufen wird mit einem Flugblatt, das so auch im Dortmunder Metallbereich
bei Hoesch (vgl. 28.6.1971) verteilt wurde.
=Metallbetriebe KPD/ML informiert 50 Jahre KP Chinas,Bochum o.J. (1971)
03.07.1971: 
Die KPD/ML-ZB berichtet aus dem Prismakino in Bochum:"
Am 3.7.1971 veranstaltete das ZB der KPD/ML und das KJ-Inform (KJI des KJVD,
d.Vf.) eine Feier zum 50. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei
Chinas. An dieser Veranstaltung nahmen über 500 Teilnehmer aus dem Ruhrgebiet
teil, sowie viele Genossen und Freunde aus Westdeutschland und Westberlin.
Auf der Veranstaltung wurde zum ersten Mal in Deutschland der Dokumentarfilm
'Das Kanalsystem Rote Fahne' (... (vgl. Mai 1971,d.Vf.)) gezeigt."
Die KPD/ML-ZB berichtet in einer Broschüre bzw. Sondernummer des 'KND' vom
10.7.1971:"
ES LEBE DIE RUHMREICHE KOMMUNISTISCHE PARTEI CHINAS
BERICHT VON DER FEIER DER KPD/ML UND DES KJVD ZUM 50.JAHRETSGA DER GRÜNDUNG
DER KPCH AM 3.JULI 1971
Am 1.Juli feierte die Kommunistische Parte Chinas (KPCh) ihr 50-jähriges
Bestehen. Dieser Jahrestag war für die KPD/ML Anlaß, die Erfolge und Siege
der KPCh in ihrer 50-jährigen Geschichte zu ehren und als noch junge Partei
aus den Erfahrungen der chinesischen Genossen für den Kampf der westdeutschen
Arbeiterklasse zum Sturz der Herrschaft der Bourgeoisie zu lernen. Das
Zentralbüro der KPD/ML bekam von den chinesischen Genossen den Film 'Das
Kanalsystem 'Rote Fahne'' zur Verfügung gestellt. Dieser Film war erst im
vorigen Jahr von den Arbeitern der Zentralen Wochenschau- und
Dokumentarfilmstudios fertiggestellt und im Frühjahr dieses Jahres zum ersten
Mal aufgeführt worden. Seine Aufführung am 3. Juli in einem Bochumer Kino war
der Höhepunkt einer Feier, die das Zentralbüro der KPD/ML und das KJ-Inform
des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland (KJVD), der
Jugendorganisation der KPD/ML, unter dem Titel: 'Es lebe die ruhmreiche
Kommunistische Partei Chinas' veranstalteten.
Die Feier fand mitten im Ruhrgebiet, dem industriellen Zentrum
Westdeutschlands, statt. Tage vorher wurde in zehn Betrieben des Ruhrgebiets,
in denen die Partei und der Jugendverband Betriebsgruppen besitzen und
regelmäßig Betriebszeitungen herausgeben, für diese Veranstaltung geworben.
Die Erfolge beim Aufbau des Sozialismus in der Volksrepublik China wurden in
den Betriebszeitungen geschildert, in den beiden Zentralorganen, der ROTEN
FAHNE und dem KAMPF DER ARBEITERJUGEND (RF bzw. KDAJ,d.Vf.) erschienen
ausführliche Artikel über den Weg des sozialistischen Chinas und über den
Charakter der Großen Proletarischen Kulturrevolution. Zusätzlich gab die
Propagandaabteilung eine 91-seitige Broschüre unter dem Titel: 'Es lebe die
ruhmreiche Kommunistische Partei Chinas' (vgl. 1.7.1971,d.Vf.) heraus, die
anschaulich und reich bebildert über die Prinzipien und Erfolge des
sozialistischen Aufbaus, sowie Grundlagen und Verlauf der Großen
Proletarischen Kulturevolution berichtet. So erfuhren viele westdeutsche
Arbeiter die Tatsachen über das heutige China und die Lügenberichte der
westlich-bürgerlichen Presse wurden entlarvt.
Für die Feier waren Karten gedruckt worden, die teilweise vor Betrieben
verkauft wurden. Aus allen Landesverbänden der Partei erschienen Vertretungen
zur Veranstaltung. Der Vorraum des Kinos wurde mit Bildern der großen Lehrer
und Führer der Arbeiterklasse, mit Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-
tung, sowie Plakaten vom Befreiungskampf der indochinesischen Völker
geschmückt. Auf zwei Tischen lag Literatur zum Verkauf aus. Der Zentrale
Arbeiterverlag (ZAV,d.Vf.) bot sein Verlagsprogramm an, darunter den
Sammelband: Lenin, 'Über Agitation und Propaganda', die bisher erschienenen
Bände von Stalins gesammelten Werken und Broschüren des Zentralbüros der KPD/
ML über 'Die Etappen des Parteiaufbaus und die Aufgaben der KPD/ML', über die
falsche Linie der Gruppe 'Roter Morgen' (KPD/ML-ZK,d.Vf.) und die Broschüre
'Vorwärts im Geiste des 1.Mai' zur Agitation unter mit der KPD/Ml
sympathisierenden Arbeitern. Ebenso konnten die Ausgewählten Werke Mao Tse-
tungs und verschiedene andere Propagandabroschüren der chinesischen Genossen
gekauft werden.
Bereits einige Zeit vor Beginn der Feier herrschte auf der Straße vor dem
Kino und im Vorraum lebhafter Andrang. Über den Kinolautsprecher ertönten die
traditionellen Kampflieder der deutschen Arbeiterklasse und ihrer Partei, der
KPD, in deren Tradition die KPD/ML steht. Diese Lieder verliehen der Feier
von vornherein eine festliche Stimmung. Die Genossen aus allen
Landesverbänden der Partei und des Jugendverbandes trafen sich, tauschten
Erfahrungen aus - unter ihnen die Kollegen aus den Betrieben, die durch die
breite Agitation und Propaganda unter den Massen der Arbeiterklasse über die
beiden Zentralorgane sowie den insgesamt über 45 Betriebszeitungen der Partei
und des Jugendverbandes gewonnen wurden. Die Literaturverkäufer hatten alle
Hände voll zu tun, um die Verkaufswünsche zu befriedigen. So konnten fast
hundert Bände der Ausgewählten Werke Mao Tse-tungs verkauft werden. Insgesamt
wurde Literatur im Werte von 750 DM verkauft. Das zeigt, welch breites
Interesse die Mao Tse-tung-Ideen und auch die Ziele und Vorstellungen der
KPD/ML außerhalb der engen Reihen der Partei und des Jugendverbandes finden.
Langsam füllte sich der Saal, in dem der Film gezeigt wurde. Auf der Bühne
war ein mit rotem Stoff verkleidetes Rednerpult aufgestellt. Von der Leinwand
leuchtete das Bild des großen Vorsitzenden der KPCh und des Führers des
chinesischen Volkes, Mao Tse-tung. Damit zeigten KPD/ML und KJVD, daß sie
sich in ihrer Arbeit von den Mao Tse-tung-Ideen als scharfer Waffe im Kampf
gegen den Revisionismus leiten läßt, zeigte den Geist der brüderlichen
Verbundenheit mit der ruhmreichen KPCh.
Als der Saal dicht gefüllt und die 550 Plätze des Kinos fast vollständig
besetzt waren, eröffnete ein Vertreter des Zentralbüros der KPD/ML die Feier.
Anschließend sprach ein Vertreter des KJ-Inform.
'Genossen!
Ich begrüße Euch im Namen des Zentralbüros der Kommunistischen Partei
Deutschlands/Marxisten-Leninisten zur Feier des 50.Jahrestags der Gründung
der Kommunistischen Partei Chinas. Ich begrüße insbesondere den Vertreter der
Organisation der griechischen Marxisten-Leninisten (OGML,d.Vf.). (Lang
anhaltender Beifall)
Genossen, die Kommunistische Partei Chinas hat drei Jahrzehnte an der Spitze
des bewaffneten Kampfes des chinesischen Volkes gegen Imperialismus und
Reaktion gestanden. Sie hat in den 21 Jahren des Sieges der Revolution und
nach der Gründung der Volksrepublik China den Aufbau des Sozialismus in China
geleitet. Der Genosse Mao Tse-tung, der Führer der Kommunistischen Partei
Chinas, sagt: 'Eine disziplinierte Partei, die mit der Theorie des Marxismus-
Leninismus gewappnet ist, die die Methode der Selbstkritik anwendet und mit
den Volksmassen verbunden ist, eine Armee, die unter Führung einer solchen
Partei steht, eine von einer solchen Partei geführte Einheitsfront aller
revolutionären Klassen und aller revolutionären Gruppen, das sind die drei
Hauptwaffen, mit denen wir die Feinde besiegt haben.'
Genossen, das große Beispiel der Kommunistischen Partei Chinas zeigt uns die
überragende Bedeutung einer wirklich marxistisch-leninistischen Partei.l Sie
wird zur Hauptwaffe in den Händen der Arbeiterklasse und kann die Volksmassen
zum Sieg über alle Unterdrücker und Ausbeuter führen.
Unsere junge Partei muß von der großen und ruhmreichen Kommunistischen Partei
Chinas lernen. Unsere Partei kann aber auch durch dieses große Beispiel ihre
Siegesgewißheit verstärken. Genauso wie die Kommunistische Partei Chinas wird
auch unsere junge KPD/ML die Arbeiterklasse und alle werktätige Schichten in
Stadt und Land schließlich zum Sturz der Ausbeuterordnung in Westdeutschland
führen und die Arbeiterklasse wird auch hier ihre demokratische Diktatur
errichten und mit ihrer Kommunistischen Partei an der Spitze den Sozialismus
aufbauen. (Langer Beifall)
Genossen! Es lebe unsere junge Kommunistische Partei Deutschalnds/Marxisten-
Leninisten (Beifall). Es lebe unser großes Vorbild, die Kommunistische Partei
Chinas, der wir an dieser Stelle noch einmal unsere herzlichsten Glückwünsche
und Kampfesgrüße zum 50.Jahrestag ihres Entstehens entbieten (Langer
Beifall). Es lebe der Führer des internationalen Proletariats, der erste
Vorsitzende der Kommunistischen Partei Chinas, der Genosse Mao Tse-tung (Lang
anhaltender Beifall). Es lebe die ruhmreiche Kommunistische Partei Chinas
(Langer Beifall).
Genossen! Damit ist die Feier zum 50.Jahrestag der Gründung der
Kommunistischen Partei Chinas eröffnet (Beifall).
Ich will kurz das Programm der Veranstaltung bekanntgeben, da es einige kurze
Änderungen gegeben hat.
Nach dieser Begrüßung hat ein Vertreter des KJ-Inform (KJI,d.Vf.) des
Kommunistischen Jugendverband Deutschlands das Wort. Danach folgt der Film
'Das Kanalsystem 'Rote Fahne'', der zum erstenmal im Frühjahr dieses Jahres
in China aufgeführt wurde. Er ist hergestellt von den Arbeitern der Zentralen
Wochenschau- und Dokumentarfilmstudios der Volksrepublik China. Er berichtet
über den Bau eines künstlichen Bewässerungssystems im Kreis Lin. Das ist ein
großartiges Beispiel für das revolutionäre Kunstschaffen des chinesischen
Volkes. Ich möchte noch bemerken, daß dieser Film heute zuerst in Deutschland
aufgeführt wird, daß wir außerdem den Originalkommentar, den chinesischen
Kommentar, in eine deutsche Fassung gebrsacht haben.
Nach diesem Film folgt dann die Rede des Vertreters des Zentralbüros der
Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten.
Nach dieser Rede werden wir die Feier mit dem Singen der 'Internationale'
beenden.
Es hat das Wort der Vertreter des KJ-Inform des Kommunistischen Jugendverband
Deutschlands: (Beifall)'
'Liebe Genossen und Freunde!
Das chinesische Volk und alle Revolutionäre und fortschrittlichen Menschen
feiern in diesen Tagen den 50.Jahrestag der Gründung der Kommunistischen
Partei Chinas. Für die Arbeiterjugend Wetsdeutschlands bedeutet dies
zweierlei: Das Beispiel der ruhmreichen Kommunistischen Partei Chinas ist
auch für uns eine wichtige Lehre auf dem Weg zur sozialistischen Revolution,
zur Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates. Die Betrachtung des Wegs, den
das chinesische Volk unter Führung seiner Kommunistischen Partei gegangen
ist, zeigt uns aber auch die besondere Rolle und die besonderen Aufgaben der
Arbeiterjugend und ihres Jugendverbands.
Von den Jahren des Aufbaus der Kommunistischen Partei Chinas bis zur erneuten
Erprobung ihrer revolutionären Kraft in den Jahren der Kulturrevolution hat
die chinesische Jugend fest an der Seite der Partei gestanden und nach
Kräften die Revolution vorangebracht. Besonders große Verdienste hat sie sich
in der Großen Proletarischen Kultutrrevolution erworben. Auf dem Gebiete der
Ideologie, der Kultur und Erziehung fanden die ersten großen Kämpfe um die
Weiterführung der sozialistischen Revolution gegen die Angriffe der Verräter
um Liu Schao-tschi statt. Die chinesische Jugend hat hier das Banner der Mao
Tse-tung-Ideen hochgehalten.
Nicht umsonst war der Aufmarsch von elf Millionen Jugendlichen in Peking der
Auftakt der Massenbewegung während der Kulturrevolution.
Was war nun die Große Proletarische Kulturrevolution und wie wurde sie
durchgeführt?
Lange Zeit nach der Errichtung des sozialistischen Staates hat die
Arbeiterklasse noch nicht in allen Bereichen des Staates die Führung gehabt.
Das ist eine Erscheinung, die es in jedem Staat der Diktatur des Proletariats
gibt. Nachdem die Kapitalistenklasse ökonomisch und politisch besiegt und
entmachtet ist, existieren noch immer eine Reihe von Vertretern des
Kapitalismus, vor allem auf dem Gebiete der Kultur, des Bildungs- und
Erziehungswesens. Hier herrschen noch viele bürgerliche Ideen in den Köpfen
der Menschen. Von hier aus versuchen Renegaten und Verräter in und außerhalb
der Partei, die den kapitalistischen Weg gehen, die Diktatur des Proletariats
in eine Diktatur des Kapitals umzuwandeln. Deshalb muß gerade auf diesem
gebiete auch nach der Errichtung der Staatsmacht der Arbeiter und Bauern ein
scharfer Klassenkampf geführt werden.
Die Revisionisten in China hatten vor allem in den Universitäten die Führung
inne. Sie isolierten die Studenten von den Massen, anstatt sie mit ihnen zu
verbinden. Sie lehrten sie, die alten bürgerlichen wissenschaftlichen
Autoritäten anzubeten, sie verwehrten den Arbeitern und Bauern den Zutritt
zur Universität. So verhinderten sie, daß auch die Wissenschaft in den Dienst
des Volkes gestellt wurde.
Im Zuge der Großen Proletarischen Kulturrevolution stellte das proletarische
Hauptquartier in der Partei den Massen der Arbeiter, Bauern und
revolutionären Intellektuellen die Aufgabe, diese Bastion der Kapitalisten
für die Arbeiterklasse zu erobern.
Im Laufe dieses Klassenkampfes um die Führung in der Erziehung schärfte die
Arbeiterklasse ihr politisches Bewußtsein immer mehr. Durch das ständige
Studium der Lehren Mao Tse-tungs gelang es immer besser, die
revisionistischen Lehren zu entlarven. Der Weg der Werkzeugmaschinenfabrik
Schanghai ist ein anschauliches Beispiel, wie im Kampf der proletarischen
gegen die kapitalistische Linie im Erziehungswesen die proletarische Politik
schließlich das Kommando übernommen hat. Die Arbeiter der
Werkzeugmaschinenfabrik Schanghai waren mit den Technikern ihrer Fabrik nicht
zufrieden. Etliche von ihnen besaßen viele Bücher, redeten weise daher, vor
allem gegenüber den Arbeitern kehrten sie ständig ihre Klugheit heraus. In
Wirklichkeit aber schafften sie nichts. Ein bürgerlicher Experte verbrachte
erfolglos acht Jahre mit Versuchen, eine Schleifmaschine zu entwerfen und
vergeudete dafür eine Unmenge staatlicher Mittel. Aber er hatte eine große
Menge von sogenannten Daten sich selbst als Kapital gesammelt, um sich Namen
und Gewinn zu verschaffen.
Die Arbeiter sagten dazu: 'Wie kann man von einem solchen Menschen das
geringste Gefühl für unsere neue Gesellschaft erwarten? Die neue Gesellschaft
braucht Menschen, die alle ihre Fähigkeiten in den Dienst des Volkes
stellen'.
Deshalb wählten die Arbeiter schließlich aus ihren eigenen Reihen die
revolutionärsten Kollegen aus, die sie auf die Schanghaier Schule schickten,
damit sie sich dort selbst das nötige Wissen aneignen.
Aber auch im Schanghaier Institut für Maschinenbau hatten die Revisionisten
und Renegaten um Liu Schao-tschi noch die Führung inne. Sie versuchten, durch
Aufnahmebeschränkungen und Prüfungen die Arbeiter aus der Hochschule
fernzuhalten. Sie lehrten die Studenten weiterhin, die bürgerlichen
Autoritäten anzubeten und isolierten die Hochschule von den Massen.
Gewappnet mit den Lehren Mao Tse-tungs über die Revolution im Bildungswesen
eröffneten die revolutionären Arbeiter, Studenten und Lehrer des Schanghaier
Instituts im Jahre 1958 einen scharfen Angriff auf die revisionistische Linie
in der Ausbildung. Sie setzten es sich zur Aufgabe, die Universitäten in den
Dienst des Volkes zu stellen, die Studenten mit den Massen zu verbinden, vor
allem Arbeiter- und Bauernstudenten zu fördern und das Studium mit der
praktischen Arbeit zu verbinden.
Viele neue revolutionäre Dinge tauchten im Institut auf. So zum Beispiel
Vorlesungen von Arbeitern, Leiten der Schule durch die Dreierverbindung von
Arbeitern, Lehrern und Studenten, Errichtung einer Fabrik durch das Institut.
Die Studenten begannen, sich gegenseitig bei der Bewältigung des Studiums zu
helfen.
Das Ziel der Arbeiter- und Bauernstudenten war es, in der Produktion
anzuwenden, was sie gelernt hatten. Als sie von der Schule zur praktischen
Arbeit in eine Fabrik in Wushi geschickt wurden, zogen sie sofort die
ölverschmierten Overalls an und halfen in der Fabrik durch mehr als 120
Vorschläge für technische Neuerungen.
Am Schanghaier Institut für Maschinenbau hatte die proletarische Politik das
Kommando übernommen. Vorsitzender Mao Tse-tung hat sie deshalb zum Vorbild
für ganz China gemacht. Er sagte: 'Es ist noch immer notwendig, Hochschulen
zu betreiben' Hier spreche ich hauptsächlich von naturwissenschaftlichen und
technischen Hochschulen. Aber die Dauer der Schul- und Studienzeit muß
verkürzt und das Erziehungswesen muß revolutioniert werden. Die proletarische
Politik muß das Kommando übernehmen. Man muß den Weg der
Werkzeugmaschinenfabrik Schanghai gehen, Techniker aus der Arbeiterschaft
heranzubilden. Man muß die Studenten aus den Reihen der Arbeiter und Bauern
mit praktischer Erfahrung wählen, die nach einigen Jahren Hochschulstudium
wieder in die Praxis der Produktion zurückkehren sollen'.
Das Ergebnis des Weges der Werkzuegmaschinenfabrik Schanghai, das Ergebnis
des Kampfes zweier Linien im Erziehungswesen waren gebildete Werktätige mit
sozialistischem Bewußtsein. Techniker, die ihre Kenntnisse in den Dienst des
Volkes stellten. Sie leisten fortan ihren Beitrag zum Aufbau des Sozialismus.
Der Sieg der Großen Proletarischen Kulturrevolution und die Sicherstellung
des weiteren Aufbaus des Sozialismus sind ein leuchtendes Beispiel für die
Arbeiterjugend aller Länder. Die großen Erfolge, die das chinesische Volk auf
allen Gebieten seiner Arbeit erringt, waren und sind nur möglich durch die
Führung der Kommunistischen Partei. Genosse Mao Tse-tung sagt: 'Die
Kommunistische Partei Chinas ist der führende Kern des ganzen chinesischen
Volkes. Gäbe es keinen solchen Kern, dann könnte die Sache des Sozialismus
nicht siegen'.
Der führende Kern des deutschen Volkes ist die Kommunistische Partei
Deutschlands/Marxisten-Leninisten. Der Sturz des Kapitalismus, die Errichtung
der Arbeiter- und Bauernmacht ist nur möglich unter der Führung der
Kommunistischen Partei.
Für den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands heißt das, sich fest unter
der Führung der KPD/ML zusammenzuschließen und so seinen Beitrag für den Sieg
des Sozialismus zu leisten (Langer Beifall).'
Diese beiden Reden wurden mehrfach von Beifall unterbrochen, vor allem an den
Stellen, an denen die Verbundenheit der beiden Parteien, der KPD/ML und der
KPCh betont wurde. Besonders herzlich wurden die Vertreter der Organisation
Griechischer Marxisten-Leninisten begrüßt. Zwischen der Organisation und der
KPD/ML bestehen seit einiger Zeit enge Beziehungen der gegenseitigen
Unterstützung. Beide Reden zeigten ebenfalls, daß die Erfolge und Siege der
KPCh im Kampf gegen den modernen Revisionismus und die Verräter in den
eigenen Reihen ein Ansporn für die Arbeit der Partei und des Jugendverbandes
sind.
Die beiden Reden vergößerten die Aufmerksamkeit und Spannung der Besucher,
mit denen sie dem chinesischem Film entgegensahen. Es war von vornherein
deutlich, daß es nicht nur ein Film aus einem fernliegenden Land war, sondern
Teil des weltweiten Kampfes gegen Imperialismus, Sozialimperialismus und
Revisionismus, für die Befreiung der Völker vom imperialistischen Joch und
für den Sieg des Sozialismus.
'DAS KANALSYSTEM 'ROTE FAHNE'
Unser großer Lehrer und Führer, Vorsitzender Mao, lehrt:
'Wir müssen China verändern, indem wir uns vom Geist des Yü Gung leiten
lassen, der Berge versetzte.'
Der Kreis Lin in der Provinz Honan ist ein berühmter Vortrupp beim
sozialistischen Aufbau der Landwirtschaft in unserem Lande. Er ist ein rotes
Banner an der Front der wassertechnischen Arbeiten.
Die heldenhaften Volksmassen des Kreises Lin haben in einem langen Kampf
ihrem Distrikt ein völlig neues Gesicht gegeben. Nach dem Vorbild der
Volkskommune Datschai haben sie ein künstliches Bewässerungssystem gebaut. In
zehnjähriger Arbeit wurde mitten im Taihang-Gebirge das Kanalsystem 'Rote
Fahne' errichtet.
Der Bau der Kanäle hat das Gesicht des Distrikts völlig verändert. Früher
herrschte in neuen von zehn Jahren Trockenheit und Trinkwasser war so teuer
wie Öl. Heute ist das Gebirge von Kanälen durchzogen, die Trockenheit und
Überschwemmungen verhindern und Jahr für Jahr eine gute Ernte garantieren.
Früher war der Ernteertrag gering, das Gelände ist äußerst gebirgig und die
Erdschicht ist nur sehr dünn. Außerdem herrschte ein ständiger Wassermangel.
Das Gebiet war äußerst unfruchtbar und die Bauern sorgten sich Tag und Nacht,
denn sie mußten auch noch hohe Steuern und Pachtzinsen bezahlen.
Von den 500 Dörfern des Kreises Lin litten mehr als 300 unter einem ständigen
Wassermangel, und viele dieser Dörfer hatten nicht einmal einen Brunnen.
Unter großen Anstrengungen wurden von den Bauern in einigen Dörfern tiefe
Brunnen gegraben, aber sie erschlossen nur kleine Wassermengen und es war
äußerst mühsam, das Wasser heraufzuziehen.
Oft mußte mehr als die Hälfte der Bevölkerung das ganze Jahr über die Berge
wandern, um über Entfernungen von zig-Kilometern Trinkwasser zu den Dörfern
zu tragen.
Nach der Befreiung wurden unter Führung der Kommunistischen Partei einige
wassertechnische Arbeiten durchgeführt. Für einen Teil des Kreises wurde so
die Wasserversorgung gesichert. Aber die Quellen waren nur klein und in den
Trockenperioden versiegten sie völlig. Das war ein großes Hindernis beim
Aufbau des Sozialismus.
Geleitet von der Lehre Mao tse-tungs: 'Die wassertechnischen Arbeiten sind
eine Lebensfrage für die Landwirtschaft' ging die Bevölkerung daran, das
Gebirge umzugestalten, um aus der Provinz Chansi Wasseer herbeizuleiten und
so das Wasserproblem endgültig zu lösen.
Des Laufg des Changho-Flusses muß völlig verändert werden. Man muß ihn mitten
durch das Gebirge leiten. Dazu müssen mehr als 50 Berge durchschnitten, 42
Tunnel gegraben und mehr als ein Dutzend Brücken gebaut werden. Man muß einen
Hauptkanal mit einer Länge von 70 km, einer Breite von 8 m und einer Tiefe
von 4,3 m bauen, der eine Strömungsgeschwindigkeit von 25 Kubimetern pro
Sekunde zuläßt.
Um das Wasser im gesamten Kreis Lin zu verteilen, müssen weitere der
Abzweigkanäle mit einer Gesamtlänge von 175 km angelegt werden.
Zur Vollendung des Kanalsystems müssen weitere 481 kleine Kanäle mit einer
Gesamtlänge von 948 km, 75 Tunnel, 91 Aquädukte, 14 Kraftwerke und über 3 000
Wasserbehälter und Staubecken gebaut werden. Dies alles schafft die
Voraussetzung für den weiteren Aufbau der landwirtschaftlichen und
industriellen Produktion im Kreise Lin.
Das Projekt wurde im Jahre 1960 mit dem Namen 'Den Fluß Changho in den Kreis
Lin leiten' begonnen. Bei den verrätern, die den kapitalistischen Weg gingen,
mit Liu Schao-tschi an der Spitze, riefen die Bauarbeiten von Anfang an
äußersten Haß hervor. Sie wollten sogar die Einstellung der Bauarbeiten
erzwingen. Aber das heldenhafte Volk von Lin trat dieser Handvoll
Klassenfeinden und Arbeiterverrätern entschlossen entgegen.
Die örtlichen Verantwortlichen der verschiedenen Ebenen marschierten an der
Spitze der Volksmassen.
Auf ihrem Marsch, der von Schwierigkeiten begleitet ist, singen die
Mitglieder der Volkskommunen voller Entschlossenheit: 'Für die Revolution
durchschneiden wir das Gebirge. Mit dem Ziel, das Wasser des Changho-Flusses
in unsere Heimat zu leiten. Wir bilden eine kampfstarke Truppe und werden das
Taihang-Gebirge gewiß besiegen'.
Auf den Baustellen gibt es keine Wohnungen, keine Wege, das Gelände ist sehr
bergig. Die Arbeiter wohnen in Grotten, Strohhütten oder direkt unter freiem
Himmel.
Sie lassen sich von den Mao Tse-tung-Ideen leiten und nehmen die drei am
meisten gelesenen Artikel zur Devise.
In einem harten Kampf bauen sie entlang der Steilhänge die Kanäle.
Die heldenhafter Kämpfer, die dem Vorsitzenden Mao Tse-tung uneingeschränkt
treu sind, erscheinen hier einer nach dem anderen. Der Bauer Lu Yin hat ein
Nivelliergerät erfunden und selbst gebaut. Es wird zum Vermessen in eine
Wasserschüssel gestellt. Mit diesem Gerät hat er den Verlauf des gesamten
Kanales vermessen (langer Beifall). Das war für die sogenannten 'akademischen
Kapazitäten' und für die bürgerlichen Speizlaisten undenkbar gewesen. Er
bahnt so den Weg für die Erdarbeiten (Beifall).
Lose Felsen und Gesteinsbrocken stürzen ständig von den Bergen herunter und
gefährden die Menschen. Das ist ein ernstes Hindernis bei der Arbeit.
Jen Jangtscheng, Mitglied der Kommunistischen Partei, ist sich der Gefahr,
die auf ihn wartet, bewußt. Aber er geht dennoch als erster an einen
Steilhang, um die Steine, die die Sicherheit der Arbeiter bedrohen, zu
entfernen (Beifall).
Seine heldenhaften Arbeiten sind den Arbeiterverrätern und Klassenfeinden ein
Dorn im Auge. Sie versuchen, seine revolutionäre Entschlossenheit zu
untergraben und behaupten, er sie so gut wie tot, wenn er es tue. Aber Jeb
erwiderte ihnen: 'Ich arbeite an den Steilhängen, um die Felsen zu entfernen
und ich tue es im Interesse der Revolution. Ich werde es tun, selbst wenn ich
mein Leben damit gefährde'.
Um die Felsen und Steine zum Absturz zu bringen, muß man an einem Tau
heruntergelassen werden. Jen und seine Genossen tragen die Lehre Mao Tse-
tungs 'Weder Härte noch Tod zu fürchten' in ihren Herzen.
Der Weg, den die Kanäle gehen sollen, wird durch hohe Berge versperrt. Das
heldenhafte Volk von Lin ist entschlossen, den Gipfel zu sprengen.
Der Lauf des Kanals wird über diese Hänge führen.
Diesen Steilhang entlang muß dem Kanal ein Weg gebahnt werden.
Für eine einzige Sprengung werden Tausende Kilogramm Dynamit verwandt. Das
zeugt von dem Geist, selbständig zu denken und handeln wagen, den die
Bevölkerung von Lin besitzt.
Voller Kaltblütigkeit und Mut entzündet der Bauer Tschang Kenhu die
Zündschnur, indem er sich mit einem Seil herabläßt.
Der ohrenbetäubende Donner der explosion hat die Handvoll von Verrätern
(Beifall) mit Liu Schao-tschi an der Spitze, die den kapitalistischen Weg
gehen, zutiefst erschreckt. Sie erklären, daß das Unternehmen 'Den Fluß
Changho in den Kries Lin leiten' die Auswirkung einer verhängnisvollen linken
Abweichung sei (lebhafter Beifall). Sie befehlen der Bevölkerung, die
Arbeiten einzustellen.
Aber die Volksmassen von Lin sind sich darüber im klaren: Die Arbeiten
weiterführen oder die Arbeiten einstellen, das ist eine Frage des
Klassenkampfs zwischen den beiden Linien. Sie folgen der Linie des
Vorsitzenden Mao Tse-tung und entgegnen den Machthabern, die die
kapitalistische Linie verfolgen: 'Wir werden die Rote Fahne immer hochhalten.
Auch wenn ihr uns noch wütender angreift, wir geben niemals auf'.
Anstatt dem Druck zu weichen, gibt die Bevölkerung den Kanälen offiziell den
Namen: Kanalsystem 'Rote Fahne'. Die Bauarbeiten werden wieder aufgenommen,
was einen großen Sieg der proletarischen Linie des Genossen Mao Tse-tung
bedeutet.
Unter besonders schwierigen Bedingngen wird die Arbeit fortgesetzt. Der Bau
des Tunnels 'Jugend' beginnt.
Der Tunnel durchquert einen Steilhang des Gebirges. Er ist der zentrale
Punkt des gesamten Kanalsystems. Von seinem Gelingen hängt der Erfoilg des
gesamten Projekts ab.
Die Felsen sind hier so hart, daß die Meißel und Bohrer bereits stumpf sind,
ehe sie auch nur die kleinste Spur hinterlassen haben.
Indem die Volksmassen der Losung des Genossen Mao Tse-tung folgen 'Fest
entschlossen sein, keine Opfer scheuen und alle Schwierigkeiten überwinden,
um den Sieg zu erringen', entwickeln sie eine ungeheure Kraft. Ihren
unbeugsamen Willen beweisen ihre Worte: 'Wir werden den Berg durchschlagen,
um einen Beitrag zum Kampf gegen Imperialismus, Revisionismus und die
Reaktion zu leisten'.
Ebenso entschlossen wie der alte Gung aus der Sage, der Tag und Nacht gehackt
hat, um einen Berg zu versetzen, hat die Bevölkerung von Lin in einem 17
Monate langen Kampf den 616 Meter langen Tunnel gebaut, der 6,2 Meter breit
und 5 Meter hoch ist.
Während der gesamten Bauzeit hat die Bevölkerung an den Prinzipien 'Vertrauen
auf die eigene Kraft' und 'Harter Kampf' festgehalten.
Weil Werkzeuge, Kalk und Sprengstoff fehlten, hat man sie selbst hergestellt.
Um den Kalkbedarf zu decken, hat die Bevölkerung eine neue Methode
entwickelt, Kalk herzustellen.
Diese Methode besteht darin, verschiedene Schichten von Kalkstein und
Brennstoffen aufeinanderzuschichten und anzuzünden. So wurden auf einmal zwei
Millionen Kilogramm Kalk hergestellt, die die Versorgung der baustellen
sicherten.
Hier sieht man die Baustelle für die Brücke 'Tao Yuan'. Tiefe Schluchten und
steile Abhänge haben den Zugang zu dieser Region früher unmöglich gemacht.
Die von den Mitgliedern der Volkskommune selbst konstruierte und gebaute
Brücke dient sowohl zur Leitung des Wasserkanals über das tal, als auch für
den Verkehr.
Es gibt Leute, die meinen, daß es in der Geschichte der Brückenkonstruktion
nie etwas ähnliches gegeben hat. Weder in der Antike, noch in der Neuzeit,
weder im Ausland, noch in China.
Die Mitglieder der Volkskommune erklären voller Stolz: 'Der Bau dieser Brücke
wird in die Geschichte eingehen'.
'Wir folgen der Linie des Vorsitzenden Mao tse-tung. Auf unseren eisernen
Schultern können wir Lasten von 500 kg tragen. Wir bauen Brücken und Kanäle
für die Revolution und wir haben den Mut, Tag für Tag daranzugehen, Berg und
Flüsse zu versetzen'. Nach 103 Tagen schweren Kampfes ist die Brücke 'Ta
Yuan' (?,d.Vf.) fertig. Sie ist 24 m hoch, 100 m lang und 6 m breit
(Beifall).
Dies ist die Baustelle für das Aquädukt 'Gute Ernte' am Seitenkanal Nummer 2.
das Aquädukt ist 413 m lang, 14 m hoch und 4 m breit.
Technische Ausrüstung und Stahlbeton fehlen. Einige im Ausland ausgebildete
sogenannte Experten behaupteten: 'Niemals wird man ein solches Aquädukt nur
mit den beiden Händen aufbauen können'. Die Mitglieder der Volkskommune
erwiderten ihnen: 'Ohne moderne Baumaterialien nehmen wir Steine, ohne
moderne Transportmittel nehmen wir Schubkarren oder den eigenen Rücken'.
Sogar die Schulkinder bringen nach der Schule (freiwillig) einige Steine
herbei.
Weil moderne Kräne fehlen, konstruieren die Mädchen einfahce Kräne, mit denen
man genausogut Steine heben kann.
Das Aquädukt 'Gute Ernte', das für die sogenannten Experten überhaupt nicht
herstellbar war, wird von den Volksmassen in einer Zeit von nur 150 Tagen
errichtet (Beifall).
Dies ist der Bauplatz für den Tunnel 'Morgenröte', der auf einer Länge von 4
km den Berg Lautschai durchstößt. Er ist die zentrale Anlage des
Seitenkanals Nummer 3.
Beim Bau dieses Tunnels entfalten die Mitglieder der Volkskommunen ihre
kollektive Schöpferkraft und entwickeln eine neue Vorgehensweise. Auf den
verschiedenen Abschnitten werden 34 senkrechte Schächte gebohrt, die alle die
gleiche Tiefe erreichen. Vom Grund dieser Schächte aus wird nun waagerecht
der Kanal vorgetrieben.
Das Gelände ist hier sehr schwierig. Die Felsen sind außerordentlich hart.
Jeder Schritt vorwärts bedeutet einen harten Kampf.
Grundwasser und Erdrutsche behindern das Vorankommen der Arbeit.
Wang Chesouen beseitigt im Interesse der Revolution unter Einsatz seines
Lebens die Gefahren.
Er erklärt: 'Der Vorsitzende Mao lehrt uns: 'Werden die Chinesen vor
Schwierigkeiten zittern, wenn sie selbst den Tod nicht fürchten?' Wir bauen
diese Kanäle für die Revolution und kein Hindernis wird unsere Arbeit
aufhalten. Wäre der Berg Lautschai aus Eisen, wir würden ihn dennoch
durchstoßen'.
Der Bau des Tunnels 'Morgenröte' hat 16 Monate harten Kampfes erfordert. Die
revolutionären Volksmassen erklären begeistert: 'Die Volkskommune hat uns die
große Kraft gegeben, diesen Tunnel zu bauen'.
Geleitet von der Lehre Mao Tse-tungs baute das Volk von Lin in sechsjähriger
harter Arbeit einen Hauptkanal und drei Nebenkanäle von insgesamt 171,5 km
Länge über die schroffen Abhänge des Taihang-Gebirges. Es verwirklichte damit
sein Ziel, das Wasser des Changho-FLusses in den Kreis Lin zu leiten.
Die kanäle werden bald in den Dienst gestellt. Das wird ein freudiges Fest
für die Bevölkerung von Lin.
Von allen Seiten strömen die Menschen herbei, um an der Einweihungsfeier für
das Kanalsystem 'Rote Fahne' teilzunehmen.
Auf der Versammlung ergreift der Genosse Liu Kinsun, revolutionärer Kader aus
der Provinz Honan, das Wort. Er drückt seine begeisterten Glückwünsche für
die Fertigstellung der wichtigsten Kanäle im Kanalsystem 'Rote Fahne' aus.
Der Fenosse Yang Kui, revolutionärer Kader von Lin, gibt das ersehnte Signal:
'Öffnet die Schleusen!' (Sehr lang anhaltender Beifall)
Dieses Wasser verdanken wir der revolutionären Linie des Vorsitzenden Mao
Tse-tungs (Beifall).
Das Wasser fließt mit voller Kraft. Man besingt den Sieg der revolutionären
Linie des Vorsitzenden Mao.
Es erhebt sich ein gewaltiger revolutionärer Sturm. Der Vorsitzende Mao Tse-
tung hat gegen die Verräter um Liu Schao-tschi, die den Kapitalismus
wiedereinführen wollten, die Große Proletarische Kulturrevolution entfacht.
Die revolutionären Volksmassen führen siegreich Angriffe gegen die Agenten
Liu Schao-tschis in ihrer Provinz.
Im ganzen Kreis eröffnen die Volksmassen die große Kritik und Verurteilung.
Die arme Bäuerin Kuk Siedoying verurteilt den von den Verrätern propagierten
kapitalistischen Weg in der Landwirtschaft. Der heldenhafte
Dynamitsprengmeister Tschang Kenhu und der Leiter der Mannschaft für die
Beseitigung der Gefahren Yang Tschen stehen an vorderster Front bei der
großen Kritik.
Der ganze Kreis Lin ist rot! Tag für Tag werden auf allen Ebenen
Revolutionskomitees gegründet.
Entsprechend der Weisung des Vizivorsitzenden Lin Biao 'Unter den
verschiedenen Dingen muß man das Grundlegendste anpacken!' gibt das
Revolutionskomitee von Lin dem Studieren und Anwenden der Mao Tse-tung-Ideen
den Vorrang.
Die Volksmassen entfalten im ganzen Kreis die drei großen revolutionären
Bewegungen: Klassenkampf, Produktionskampf und wissenschaftliches
Experimentieren.
Dies ist die Familie des Bauern Wang Tsesun. Sie mußte in der alten
Gesellschaft großes Leid ertragen. Hier studieren sie gemeinsam die Mao Tse-
tung-Ideen.
Die Helden der Kanäle 'Rote Fahne' versammeln sich, um ihre Erfahrungen beim
Studieren und Anwenden der Mao Tse-tung-Ideen auszutauschen.
Durch die Erfolge der Großen Proletarischen Kulturrevolution ermutigt, stürzt
sich die Bevölkerung von Lin sofort wieder in den Kampf um das Kanalsystem
'Rote Fahne' zu vollenden.
Im entscheidenden Moment der Ausführung der Arbeiten kommen die Soldaten der
Volksbefreiungsarmee (VBA,d.Vf.) zu den Baustellen zurück und arbeiten Seite
an Seite mit den Mitgliedern der Volkskommunen (Beifall).
Die Mitglieder der Revolutionskomitees kämpfen ebenfalls Seite an Seite mit
den Kommunemitgliedern, um zusammen noch größere Siege zu erringen.
Due bekannten Helden der Kanäle 'Rote Fahne' schreiten wqeiter voran. Wang
Chesouen, Tschang Kenhu, Lu Yin und andere dienen den Massen als Vorbild und
führen die schwersten Aufgaben durch.
Das Zeitalter Mao Tse-tungs bringt unzählige Helden hervor und die Jungen
stehen den Alten in nichts nach.
Dies ist die Truppe der jungen Mädchen aus Eisen, die von Hang Yong-ti, einer
armen Bäuerin geleitet wurde. Sie machten Schluß mit dem Gerücht, junge
Mädchen könnten nicht unter Tage arbeiten (Beifall).
Erfüllt von der Losung 'Alle Schwierigkeiten überwinden' haben sie es nicht
nur gelernt, mit Hammer und Meißel umzugehen, sondern sie verstehen es auch,
Sprengstoffladungen anzubringen und zu entzünden.
Um die Arbeiten zu beschleunigen, steigen die eisernen Mädchen in den Schacht
hinab, um den Rauch zu zerstreuen.
Die Schächte sind eng und haben nur eine kleine Öffnung. Der Rauch entweicht
erst fünf bis sechs Stunden nach der Sprengung. Um diese Zeit nicht zu
verlieren, gehen die Mädchen sofort wieder in den Schacht hinab, ohne zu
warten, bis der Rauch wieder abgezogen ist.
Der Rauch brennt den Mädchen in den Augen und nimmt ihnen manchmal den Atem,
aber sie trotzen den Schwierigkeiten und halten durch.
Um die Arbeiten termingerecht abschließen zu können, arbeitet die Bevölkerung
von Lin Tag und Nacht. Sie erklärt: 'Mit Anstrengungen ohnegleichen machen
wir Revolution und sind bereit, jedes Opfer zu geben'.
Hier das Arbeitsfeld des Staubeckens 'Lutschai', einer Schlüsselposition des
Seitenkanals Nummer 3. Um das Wasser, das in der übrigen Zeit nicht benötigt
wird, für die Zeit des Ackerbaus zu speichern, baut die Bevölkerung von Lin
zu beiden Seiten der Kanäle große und kleine Reservoirs.
Mao Tse-tung lehrt: 'Die Frauen sind in China eine wichtige Kraft'. Um dem
Vorsitzenden Mao Ehre zu erweisen, arbeiten die Frauen des Kreises Lin hart
und zeigen große Kulgheit (Beifall).
Diese Reservoirs sichern die Bewässerung von 3 000 Hektar Land. Sie wurden in
nur 150 Tagen unter der Losung 'Ein Geschenk für den neunten Parteitag'
gebaut (Beifall).
Dank der grenzenlosen Tatkraft des Volkes werden die Nebenanlagen des
Kanalsystems 'Rote Fahne' eine nach der anderen fertiggestellt.
Hier die brücke 'Morgenröte', die von neun Produktionsbrigaden der
Volksommune Tong-Hang gebaut wurde. Dies sind ihre Maße: Länge 550 m, Höhe 16
m und Breite 4,5 m.
Vor Arbeitsbeginn hatten einige im Ausland ausgebildete akademische
Kapazitäten behauptet, man brauche acht Monate, um ein solches Projekt zu
verwirklichen und ohne Stahlbeton und moderne Maschinen kann man es nicht
einmal in drei Jahren schaffen.
Zum allergrößten Entsetzen dieser sogenannten Kapazitäten haben die
Mitglieder der Volkskommunen, die sich von den Mao Tse-tung-Ideen leiten
lassen und die kollektive Weisheit nutzen, die brücke in 56 Tagen
fertiggestellt (Lebhafter Beifall).
Die Arbeiten für das Kanalsystem 'Rote Fahne' sind termingerecht
abgeschlossen worden. Die Bevölkerung von Lin hat ein Kanalnetz von fast 1
500 km Gesamtlänge geschaffen.
Im Laufe der Bauarbeiten hat sie 1 250 Berge aus dem Wege gesprengt, 134
Tunnel mit einer Gesamtlänge von 24 Kilometern vorgetrieben, 150 Brücken mit
einer Gesamtlänge von 6,5 km errichtet und Terrassierarbeiten von insgesamt
16 Millionen Kubikmetern durchgeführt.
Mit den bewegten Gesteinsmassen könnte man eine Straße mit einer Höhe von 1 m
und einer Breite von 4 m von Lin bis Chansi im Norden und Kanton im Süden
Chinas bauen.
Die Fertigstellung des Kanalsystems 'Rote Fahne' hat ein für allemal mit der
Trockenheit im Kreise Lin aufgeräumt. Manche Dörfer, die jetzt von
Wasserläufen umgeben sind, sehen so ähnlich aus, wie die malerischen Dörfer
entlang des Yangtse.
Wie Melonen, die auf einem verzweigten Ast wachsen, sind große und kleine
Reservoirs entlang der Kanäle 'Rote Fahne' aufgereiht.
Der Kreis besaß vor dem Bau der Kanäle etwa 6 000 Hektar bewässertes Land,
heute besitzt er über 360 000 Hektar, das heißt, mehr als ein Hektar auf zwei
Einwohner.
Die früher kahlen Landstriche haben sich in Gärten und Felder verwandelt.
Ein Kraftwerk nach dem anderen wurde errichtet. Anfangs hatten die
akademischen Experten erklärt: 'Wie wollt ihr Elektrizität bezwingen? Wie
wollt ihr Barfüßler das jemals schaffen?' Die Mitglieder der Volkskommunen
erwiderten: 'Gewappnet mit den Mao Tse-tung-Ideen werden wir, die wir barfuß
gehen, die Elektrizität wohl meistern können'.
Mit dem Aufbau der Kraftwerke sind gute Bedingungen für die Entwicklung der
Industrie im Kreise Lin geschaffen worden.
Es existieren bereits Kohlebergwerke, mechanische Werkstätten,
Eisenschmelzereien, chemische Werke, Fabriken für Kunstdünger, Zementwerke
und andere Betriebe kleineren Umfangs. Diese Industriebetriebe sind eine gute
Stütze für die Landwirtschaft.
Während der letzten acht Jahre sind im Kreise Lin, wie überall im ganzen
Land, gute Ernten erzielt worden.
Es ist eine große Freude, einer ausgezeichneten Ernte an den Ufern der Kanäle
'Rote Fahne' beizuwohnen. Das ganze Volk äußert dem Vorsitzenden Mao
gegenüber eine herzliche Dankbarkeit.
1970 gab es eine Trockenperiode von sieben Monaten, aber der Kreis Lin hat
dennoch eine gute Ernte erzielt. Das heldenhafte Volk von Lin erklärt: 'Was
kümmert uns schon eine Trockenperiode von sieben Monaten. Gestützt auf unser
Kanalsystem 'Rote Fahne' können wir selbst unter den Bedingungen noch
längerer Trockenheit die Produktion steigern um die Weltrevolution zu
unterstützen' (Beifall).
Die revolutionären Volksmassen, die das Banner der Einheit und der
Geschlossenehit des 9.Parteitags hochhalten, stürmen weiter vorwärts. Sie
sind entschlossen, die großartige Weisung des Vorsitzenden Mao 'Vorbereitung
auf einen Kriegsfall, Vorbereitung auf Naturkatastrophen, alles für das
Volk!' immer vorwärtsstrebend zu verwirklichen (Sehr langanhaltender
Beifall)!'
Die Aufführung des Films wurde mehrfach vom Beifall unterbrochen. Lebhafte
Zustimmung und Bewunderung gab es besonders an den Stellen, an denen die
Volksmassen des Kreises Lin und an ihrer Spitze die revolutionären
Funktionäre der KPCh unter Einsatz ihres Lebens die schwierigen Bedingungen
beim Bau des Kanalsystems 'Rote Fahne' meisterten. Dieser Film zeigte
anschaulich, welche unbesiegbare Kraft die Mao Tse-tung-Ideen haben, wenn sie
von den Massen begriffen und in die Tat umgesetzt werden. Hier bestätigte
sich die Linie des Zentralbüros der KPD/ML, das in den verschiedenen Kämpfen
in der Partei daran festgehalten hat, daß die ganze Arbeit der Partei von
Anfang an auf die Massen ausgerichtet sein muß. Die Richtigkeit dieser Linie
gegenüber allen Abweichungen bestätigt sich immer mehr.
Daher gab dieser Film 'Das Kanalsystem 'Rote Fahne'' allen anwesenden
Genossen großen Auftrieb und neuen Schwung. Sie bekamen sichtbar vor Augen
geführt, daß die Massen der Arbeiter mit den Bauern und Werktätigen im
Bündnis, erfolgreich gegen alle ihre Feinde kämpfen, wenn sie von einer
Kommunistischen Partei geführt werden, die ihrem Kampf mit den Prinzipien des
Marxismus-Leninismus und den Mao Tse-tung-Ideen das richtige Ziel gibt.
Von diesem durch den Film vermitteltem Elan, der in langanhaltenden Beifall
am Ende des Films zum Ausdruck kam, war auch die abschließende Rede eines
weiteren Vertreters des Zentralbüros der KPD/ML bestimmt.
'Genossen und Kollegen, liebe Freunde!
Wir haben uns heute hier versammelt, um den 50.Jahrestag der Gründung der
Kommunistischen Partei Chinas zu feiern.
Als die Kommunistische Partei Chinas im Jahre 1921 gegründet wurde, war sie
nicht größer als unsere Partei heute. Auf ihrem Gründungsparteitag waren
zwölf Genossen anwesend und im ganzen Land gab es nicht einmal 100 Mitglieder
der Partei. Im Verhältnis zu dem chinesischen Millionenvolk war es wirklich
nur eine kleine Gruppe von Menschen, die die Kommunistische Partei Chinas
darstellten.
Im Verlaufe des Kampfes hat die Kommunistische Partei Chinas eine korrekte
Strategie und Taktik der Revolution entwickelt. Die in der Zeit ihrer
Gründung kleine Partei hat sich in den Jahrzehnten der Kämpfe zu einer
mächtigen, Millionen von Menschen umfassenden Partei entwickelt, die Politik
der Partei ist zur Politik der breiten Volksmassen geworden und die
Kommunistische Partei Chinas ist an der Spitze der Massen vorwärtsmarschiert.
Aber auch der Kommunistischen Partei Chinas sind die Erfolge und Siege nicht
in den Schoß gefallen, ihre Erfolge sind das Ergebnis einer beharrlichen und
geduldigen Arbeit, das Ergebnis von großen Kämpfen und täglicher Kleinarbeit.
'Damit die Politik der Partei zur Politik der Volksmassen wird', sagt der
Genosse Mao Tse-tung, 'ist es erforderlich, daß wir lange, beharrliche, zähe,
schwierige, geduldige und umsichtige Anstrengungen machen. Ohne solche
Anstrengungen ist der Erfolg unmöglich'.
Dieser vom Vorsitzenden Mao Tse-tung gewiesenen Linie folgend, hat die
Kommunistische Partei Chinas das chinesische Volk zum Sieg über
Imperialismus, Feudalismus und Kapitalismus geführt.
Nach dem Sieg der neudemokratischen Revolution im Jahre 1949 hat die Etappe
der sozialistischen Revolution begonnen. Die Kommunistische Partei, nunmehr
bereits Regierungspartei, stand bei der Entfaltung der sozialistischen
Revolution wiederum an der Spitze der Volksmassen.
China war vor der volksdemokratischen Revolution ein wirtschaftlich
außerordentlich rückständiges Land. Die Umwandlung des Privateigentums in
Gemeineigentum und die Ablösung der handwerklichen Kleinproduktion durch die
industrielle Großproduktion sind die Grundlagen, die im Bereich der
Produktion, im Bereich des gesellschaftlichen Unterbaus für den Aufbau des
Sozialismus und Kommunismus geschaffen worden sind. Die Produktivkräfte sind
von den feudalen und imperialistischen Fesseln befreit worden und die
Volksrepublik China hat unter der weisen Führung der Kommunistischen Partei
in den 21 Jahren ihres Bestehens in wirtschaftlicher Hinsicht einen
Aufschwung erzielt, der in der ganzen Welt und auch in der Geschichte nicht
seinesgleichen hat. Eine solche Entwicklung ist unter kapitalistischen
Verhältnissen völlig ausgeschlossen.
Der Genosse Mao Tse-tung lehrt:
'Was die Umgestaltung des Systems des Eigentums an den Produktionsmitteln
betrifft, haben wir schon den fundamentalen Sieg davongetragen, aber an der
politischen und ideologischen Front ist der volle Sieg noch nicht errungen.
Auf dem ideologischen Gebiet ist die Frage 'Wer wen'?, das heißt, ob das
Proletariat die Bourgeoisie besiegt oder umgekehrt, noch nicht wirklich
gelöst. Wir werden noch einen langwierigen Kampf gegen die bürgerlichen und
kleinbürgerlichen Ideologien zu führen haben. Diese Sachlage nicht zu
verstehen, und auf den ideologischen Kampf zu verzichten, wäre ein Fehler'.
Der Aufbau des Sozialismus und der Sieg des Sozialismus, das Hinüberwachsen
des Sozialismus in den vollendeten Kommunismus, das ist nicht nur eine
wirtschaftliche Frage, sondern auch auch ein ideologisches und politisches
Problem. Der Genosse Mao Tse-tung hat darauf hingewiesen, daß beim Aufbau
eines neuen Gesellschaftssystems Überreste der die alte Gesellschaftsordnung
widerspiegelnden Ideologie noch eine lange Zeit in den Köpfen der Menschen
haften bleiben, daß sie nicht so schnell das Feld räumen. Und der Genosse
Lenin hat es folgendermaßen formuliert:
'Wenn die alte Gesellschaft zugrund egeht, kann man ihren Leichnam nicht in
einem Sarg vernageln und ins Grab senken. Dieser Leichnam geht mitten unter
uns in Verwesung über, er verfault und steckt uns selbst an'.
Unter der Diktatur des Proletariats muß also der Klassenkampf weitergeführt
werden mit dem Ziel, die gesamte Gesellschaft im Interesse des Proletariats
und unter seiner Führung umzugestalten, die Kräfte der Bourgeoisie und die
revisionistischen Elemente, die den kapitalistischen Weg gehen, zu isolieren
und zu schlagen. Die vom Vorsitzenden Mao persönlich eingeleitete Große
Proletarische Kulturrevolution ist ein glänzendes Beispiel für die
Weiterführung des Klassenkampfes im Sozialismus. Sie ist zugleich ein
Beispiel dafür, daß der Klassenkampf auch unter der Diktatur des Proletariats
noch außerordentlich scharfe Formen annehmen kann.
Beflügelt von dem Sieg der Großen Proletarischen Kulturrevolution, die die
Restauration des Kapitalismus in China verhinderte und die Diktatur des
Proletariats festigte, befindet sich die Volksrepublik China in einer
stürmischen Vorwärtsentwicklung hin zum Kommunismus.
Im Oktober 1968 hat der große Führer Vorsitzender Mao folgendes gesagt:
'Wir haben bereits große Siege errungen, aber die geschlagene Klasse wird
immer noch verzweifelt kämpfen. Diese Leute existieren noch, diese Leute
leben noch. Daher können wir nicht von einem Endsieg reden. ...Vom Leninschen
Standpunkt aus betrachtet, erfordert der Endsieg des Proletariats in einem
sozialistischen Staat nicht nur die Anstrengungen des Proletariats und der
breiten Volksmassen des betreffenden Landes, sondern erhängt überdies davon
ab, ob die Weltrevolution den Sieg erringt und das System der Ausbeutung des
Menschen durch den Menschen auf dem ganzen Erdball beseitigt wird'.
Das chinesische Volk und seine ruhmreiche Kommunistische Partei haben also
keine Interessen, die den um ihre Befreiung kämpfenden Volksmassen auf der
ganzen Welt zuwiderlaufen. Es ist das ureigenste Interesse des chinesischen
Volkes, daß die Weltrevolution den Sieg erringt. Die Kommunistische Partei
Chinas hat stets die im ihre Befreiung kämpfenden Volksmassen auf der ganzen
Welt unterstützt und die Weltrevolution verteidigt. Sie ist den Prinzipien
des proletarischen Internationalismus stets treu gewesen.
Die Unterstützung des koreanischen Volkes in seinem Kampf gegen den USA-
Imperialismus ist eines der strahlendsten Beispiel des proletarischen
Internationalismus in der Geschichte. Acht Jahre lang kämpften die
chinesischen Volksfreiwilligen Seite an Seite mit ihren koreanischen
Klassenbrüdern. Der große Sieg, den das koreanische und chinesische Volk
Seite an Seite erkämpft haben, bedeutete nicht nur einen entscheidenden
Rückschlag für die Welteroberungspläne des US-Imperialismus, sondern er
ermutigte auch alle kolonialen und halbkolonialen Völker in ihrem Kampf gegen
den USA-Imperialismus und vertiefte ihre Siegesgewißheit. Durch diesen Sieg
wurde bewiesen, daß nur durch den bewaffneten Kampf die Aggressionen des
Imperialismus zum Stehen gebracht werden können und daß nur durch tatkräftige
Aktionen der Frieden erkämpft werden kann.
Neben diesen großartigen Siegen hat die Weltrevolution in diesen Jahren aber
auch schwere Rückschläge erlitten.
Nach dem Tod des großen Führers des Sowjetvolkes, Josef Wissarionowitsch
Stalin, der die Diktatur des Proletariats in einem äußerst scharf geführten
Kampf gegen die trotzkistischen und sonstigen Agenten des Imperialismus
verteidigt hatte, erhoben in der Sowjetunion die Chrustschow-Revisionisten
ihr Haupt. Auf dem 20.Parteitag der KPdSU gelang es ihnen, die Macht in der
Partei und im Staat zu übernehmen. In der Sowjetunion verließen sie den Weg
der Diktatur des Proletariats, den Weg des Sozialismus und beschritten den
Weg der allseitigen Wiederherstellung des Kapitalismus. In internationaler
Hinsicht begannen sie sogleich ihre Zusammenarbeit mit dem USA-Imperialismus.
Sie verübten so einen völligen Verrat an der Weltrevolution.
In der ganzen Welt verbreiteten sie das Gift des modernen Revisionismus,
jener Neuauflage der alten sozialdemokratischen Theorien der Kautskys und
Bernsteins. Mit allen Mitteln beeinflußte sie die kommunistischen Parteien in
der ganzen Welt, um sie in revisionistische Parteien zu verwandeln. In allen
volkdsdemokratischen Ländern Osteuropas, mit Ausnahme der heldenhaften
Volksrepublik Albanien, hoben sie Revisionisten an die Macht.
Das ehemals einheitliche sozialistische Lager mit der Sowjetunion unter
Stalins Führung an der Spitze zerfiel unter den Angriffen der modernen
Revisionisten. Den proletarischen Internationalismus ersetzten sie durch eine
üble Kolonisierungspolitik, die in Methoden und Zielen dem USA-Imperialismus
in nichts nachsteht. Sie degenerierten so zu Sozialimperialisten.
Die Kommunistische Partei Chinas mit dem Genossen mao Tse-tung an der Spitze
hat die Angriffe der Führung der KPdSU auf den Marxismus-Leninismus und die
revolutionären Prinzipien der internationalen kommunistischen und
Arbeiterbewegung von Anfang an zurückgewiesen.
'Als der Chrustschow-Revisionismus noch im Aufkommen war', sagt der Genosse
Lin Biao, 'erkannte unser großer Führer Vorsitzender Mao schon, welch ernsten
Schaden der moderne Revisionismus der Sache der Weltrevolution zufügen würde.
Vorsitzender Mao führte die ganze Partei dazu, gemeinsam mit der Partei der
Arbeit Albaniens (PAA,d.Vf.), an deren Spitze der große Marxist-Leninist
Enver Hoxha steht, und mit den wahren Marxisten-Leninisten auf der ganzen
Welt auf ideologischem, theoretischem und politischem Gebiet entschieden gegen
den modernen Revisionismus mit dem Sowjetrevisionismus als seinem Zentrum zu
kämpfen'.
Die Kommunistische Partei Chinas unter Führung Mao Tse-tungs hat das
reaktionäre Wesen des sowjetischen modernen Revisionismus klar entlarvt. Sie
hat nachgewiesen, daß die von den Sowjetrevisionisten propagierten Theorien
den Grundprinzipien des Marxismus-Leninismus zuwiderlaufen und der Sache der
Weltrevolution schaden. Sie hat dem Revisionismus im internationalen Maßstab
schwere Schläge versetzt und ihm eine Niederlage nach der anderen
beigebracht. Damit hat die Kommunistische Partei Chinas in der
internationalen kommunistischen und Arbeiterbewegung die führende Rolle der
KPdSU (B) Lenins und Stalins übernommen (Beifall).
Der Verrat der sowjetischen Revisionisten fügt der Sache der Revolution einen
schweren Schaden zu. Dennoch hat die revolutionäre Weltbewegung in den
letzten zehn bis fünfzehn Jahren einen ständigen Aufschwung erlebt. Die
revolutionären Völker haben sich durch das revisionistische Geschwätz und die
Sabotagetätigkeit der Sowjetrevisionisten nicht in ihrem Kampf beirren
lassen. Es ist genauso, wie es der Vorsitzende Mao Tse-tung gesagt hat:
'Die Völker aller Länder, die Volksmassen, die mehr als 90 Prozent der
Gesamtbevölkerung ausmachen, wollen unbedingt die Revolution und werden
schließlich den Marxismus-Leninismus unterstützen. Obwohl manche Leute den
Revisionismus eine Zeitlang unterstützen, werden sie ihn am Ende doch über
Bord werfen. Notwendigerweise werden die Völker mehr und mehr erwachen.
Notwendigerweise werden sie den Imperialismus und die Reaktionäre aller
LÄnder bekämpfen und notwendigerweise werden sie auch den Revisionismus
bekämpfen' (Beifall).
Dieses vom Genossen Mao Tse-tung formulierte historische Gesetz bestimmt die
Entwicklung der Weltrevolution in den letzten Jahren.
An der Spitze der Weltrevolution stehen die unterdrückten Völker, die im
bewaffneten Kampf gegen den Imperialismus, für nationale Unabhängigkeit und
Volksdemokratie stehen. Ihr Kampf weitete sich von Jahr zu Jahr mehr aus,
immer mehr Völker gehen zum bewaffneten Kampf über und versetzen dem US-
Imperialismus und dem sowjetischen Sozialimperialismus immer schwerere
Schläge (Beifall). An vorderster Front marschieren hier die drei heldenhaften
indochinesischen Völker, die den US-Imperialismus im bewaffneten Kampf immer
mehr in die Enge treiben, großartige Etappensiege erringen und dem USA-
Imperialismus die größte Niederlage seiner Geschichte beibringen werden
(Langanhaltender Beifall).
Aber nicht nur der Kampf der unterdrückten Völker und Nationen für die
Befreiung vom Joch des Imperialismus, sondern auch der Kampf der
Arbeiterklasse in den imperialistischen Ländern wächts immer mehr an. Nehmen
wir Westeuropa.
Die englische (britische,d.Vf.) Arbeiterklasse befindet sich seit einigen
Jahren auf einem ständigen Vormarsch und versetzt der englischen Bourgeoisie
immer schwerere Schläge. Die Widersprüche in England haben sich weiter
verschärft und die Arbeiterklasse ist nicht beim ökonomischen Kampf
stehengeblieben. Gegen die Pläne des faschistischen Gewerkschaftsgesetzes der
reaktionären Heath-Regierung hat die englische Arbeiterklasse riesige
politische Massenstreiks und Massenkämpfe entfaltet, die seit fast einem
halben Jahrhundert nicht ihresgleichen haben. Im März dieses Jahres befanden
sich mehr als sechs Millionen englischer Arbeiter im politischen Streik und
sie haben sich auch von den rechten Führern der Gewerkschaften und der
Labour-Partei nicht zurückhalten lassen.
In allen westeuropäischen Ländern, sogar in den 'friedlichsten' unter ihnen,
wie Schweden, Holland (Niederlande,d.Vf.) und der Schweiz, erwacht die
Arbeiterklasse immer mehr. Obwohl sich der Klassenkampf zumeist noch auf der
ökonomischen Ebene bewegt, schwillt er doch ständig an und die Arbeiterklasse
gewinnt ein immer höheres politisches Bewußtsein.
In seinem großartigen Aufruf vom 20.Mai 1970 'Völker der ganzen Welt,
vereinigt Euch, besiegt die US-Aggressoren und alle ihre Lakaien' hat der
Genosse Mao tse-tung diese großartige Entwicklung der Weltrevolution in
folgenden Worten zusammengefaßt:
'Die Haupttendenz in der heutigen Welt ist Revolution!' (Beifall)
Der mächtige Aufschwung der Weltrevolution macht auch vor Westdeutschland
nicht halt. Seit den Septemberstreiks im Jahre 1969, bei denen die
westdeutsche Arbeiterklasse ihre Kampfbereitschaft bewies, entwicklet sich
ihr Kampf immer breiter und bewußter. Die Zeit der relativen Ruhe der
Klassenkämpfe in Westdeutschland ist endgültig vorüber, die Widersprüche
verschärfen sich weiter und die Ebbe der revolutionären Bewegung wird durch
eine mächtige Flut des Klassenkampfes abgelöst (Beifall).
Die Kämpfe in den letzten Jahren haben aber auch gezeigt, daß die rechten
revisionistischen, sozialdemokratischen und Gewerkschaftsführer immer noch
einen starken Einfluß in der Arbeiterbewegung haben, daß es ihnen immer noch
gelingt, den Kampf zu spalten und zurückzuzerren. Der westdeutschen
Arbeiterklasse fehlt es in ihrem Kampf vor allem noch an politischem
Bewußtsein, an politischer Führung. Dieses politische Bewußtsein kann ihr nur
EINE Partei bringen - die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-
Leninisten. Die KPD/ML muß die politische Führung erobern (Beifall)!
Unsere Partei hat im letzten Jahr eine großartige Entwicklung durchgemacht.
Wir haben begonnen, uns fest in der Arbeiterklasse zu verankern, aber wir
sind organisatorisch noch schwach. Unsere Partei muß noch große Anstrengungen
unternehmen, damit sie ihre Aufgaben wirklich gut erfüllen kann. Wir haben
eine große Verpflichtung gegenüber der deutschen Arbeiterklasse und den
Völkern der ganzen Welt. Wenn wir weiterhin Fortschritte erzielen wollen,
wenn wir nicht hinter der spontanen Arbeiterbewegung zurückbleiben wollen,
müssen wir auch in Zukunft den Grundsatz, den der Genosse Mao Tse-tung
formuliert hat, verwirklichen:
'Mit Leib und Seele dem Volke dienen und sich auch nicht für einen Augenblick
von den Massen lösen; sich in allem von den Interessen des Volkes und nicht
von den Interessen der Einzelpersonen oder kleiner Gruppen leiten lassen;
unsere Verantwortung gegenüber dem Volk mit der Verantwortung gegenüber den
leitenden Parteiorganen identifizieren - das ist unser Ausgangspunkt'.
In unserer politischen Linie, in unseren Forderungen und Parolen haben wir
die Interessen der deutschen Arbeiterklasse und der breiten werktätigen
Schichten des Volkes zum Ausdruck gebracht. Wir haben einen entschlossenen
Kampf zur Durchführung unserer politischen Aufgaben geführt.
Die Entwicklung unserer Partei und die Entwicklung der westdeutschen
Arbeiterbewegung ist eingebettet in de großen Aufschwung, den die
Weltrevolution in diesen Jahren nimmt. Wir dürfen daraus aber keineswegs den
Schluß ziehen, der Erfolg käme nun von alleine, man brauche keine
Anstrengungen mehr zu unternehmen. Diese Ansicht wäre völlig falsch. Wir
müssen von unserer großen Bruderpartei, der ruhmreichen Kommunistischen
Partei Chinas, lernen, und der Losung 'Fest entschlossen sein, keine Opfer
scheuen und alle Schwierigkeiten überwinden um den Sieg zu erringen'
(Beifall) weiterhin entschieden folgen. Je weiter die Arbeiterbewegung
anwächst, umso größer müssen unsere Anstrengungen werden, ihr einen bewußten
Charakter und eine politische Führung zu geben, die rechten Führer der
Sozialdemokratie und der Revisionisten zu entlarven und zu isolieren.
Hinsichtlich unserer politischen Linie muß uns die ruhmreiche Kommunistische
Partei Chinas ein Beispiel sein. Wir müssen von ihr lernen, die
allgemeingültigen Wahrheiten des Marxismus-Leninismus mit der konkreten
Praxis der Revolution im eigenen Lande zu verbinden, stets die entscheidenden
Kampfaufgaben zu bestimmen, diese entschlossen durchzuführen, die Politik der
Partei zur Politik der Volksmassen zu machen und konsequent die Interessen
der Massen zu verteidigen.
Wir müssen es von der ruhmreichen Kommunistischen Partei Chinas lernen, die
Prinzipien des Marxismus-Leninismus gegen alle Angriffe von 'links' und
rechts konsequent zu verteidigen, die Feinde des Marxismus-Leninismus
tiefgehend zu entlarven und die Revisionisten und die sonstigen Verräter am
Marxismus-Leninismus und an den Interessen der Revolution maximal zu
isolieren und zu schlagen.
Die Geschichte der ruhmreichen Kommunistischen Partei Chinas lehrt uns, daß
es notwendig ist, eine disziplinierte Partei zu besitzen, 'die mit der
Theorie des Marxismus-Leninismus gewappnet ist, die Methode der Kritik und
Selbstkritik anwendet und mit den Volksmassen verbunden ist'.
Der große Führer der Kommunistischen Partei Chinas, Genosse Mao Tse-tung, hat
ausdrücklich darauf hingewiesen:
'Will man die Revolution, dann muß man eine revolutionäre Partei haben. Ohne
eine revolutionäre Partei, die gemäß der revolutionären Theorie und gemäß dem
revolutionärem Stil des Marxismus-Leninismus aufgebaut ist, ist es unmöglich,
die Arbeiterklasse und die breiten Volksmassen zum Sieg über den
Imperialismus und seine Lakaien zu führen'.
Wir müssen unserem großen Vorbild, der Kommunistischen Partei Chinas,
folgend, weiterhin große Anstrengungen unternehmen, unsere Partei zu stärken
und den Parteiaufbau voranzutreiben (Beifall).
Die Erfahrungen des jahrzehntelangen Kampfes der Kommunistischen Partei
Chinas für die Befreiung der Volksmassen vom Feudalismus, Imperialismus und
Kapitalismus, die Erfahrungen des Aufbaus des Sozialismus in China und des
Kampfes gegen den modernen Revisionismus mit dem Sowjetrevisionismus an der
Spitze müssen von unserer Partei tiefgehend studiert und berücksichtigt
werden.
Der 50.Jahrestag der Gründung der ruhmreichen Kommunistischen Partei Chinas,
den wir heute feiern, soll für uns ein Ansporn sein, auf dem von der KP
Chinas gebahnten Weg des Kampfes gegen Imperialismus, Revisionismus und die
Reaktionäre aller Länder weiter voranzuschreiten und weiterhin aus den
Erfahrungen der Kommunistischen Partei Chinas zu lernen. Denn von der
Kommunistischen Partei Chinas lernen heißt siegen lernen!
Es lebe die ruhmreiche Kommunistische Partei Chinas (Langanhaltender
Beifall)!'
Nach der Rede erhoben sich die Besucher von ihren Plätzen und sangen
gemeinsam die Internationale. Die anwesenden Genossen bekräftigten damit ihre
Entschlossenheit, auch bei der augenblicklichen Jugend der Partei nicht vom
einmal eingeschlagenen Weg abzulassen. Die KPD/ML und der KJVD stehen nicht
allein. Sie haben mächtige Verbündete: das chinesische Volk und seine
berühmte KPCh, die beim Aufbau des Sozialismus und bei der Abwehr der
Anschläge und Machenschaften des US- und des Sozialimperialismus und ihrer
Lakaien immer neue Siege erringen.
'Von der Kommunistischen Partei Chinas lernen heißt siegen lernen'. Dieser
Schlußsatz aus der Rede des Vertreters des Zentralbüros gab auch die Stimmung
wieder, mit der die Genossen die Feier verließen. In allen Reden und
Gesprächen war zu hören, daß das Vorbild der KPCh die Arbeit der nächsten
Wochen anspronen und beflügeln wird."
=Rote Fahne Nr.14,Bochum 19.7.1971;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.48, 49, 51 und Sdr.Nr.,Bochum 23.6.1971,
26.6.1971, 10.7.1971 bzw. 10.7.1971,S.9, S.15, S.12 bzw. S.1ff;
Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.7 und 8,Bochum Juli 1971 bzw. Aug. 1971
05.07.1971: 
Bei Opel Bochum erscheint vermutlich in dieser Woche eine Ausgabe der
'Zündkerze' der Roten Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK (vgl. 1.7.1971,
23.8.1971) mit 12 Seiten DIN A 4 und einem Leitartikel mit Bericht von der
Betriebsversammlung (vgl. 1.7.1971) unter Verantwortung von Stephan Bock,
Bochum.
In einem Kasten heißt es:"
KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN!
Die ZÜNDKERZE wünscht Euch einen gesunden und erholsamen Urlaub. Nach den
Werksferien warten schon wieder Sonderschichten, warten aber auch die
Tarifverhandlungen und die Wiese. Ein erholsamer Urlaub wird sicher dazu
beitragen, daß wir alle frisch und gestärkt in die Tarifkämpfe hineingehen."
Geworben wird für den 'Roten Morgen' (RM), der vor Opel verkauft werde.
In der Rubrik "Kollegen schreiben für die Zündkerze" erscheinen vier
Beiträge. Im ersten heißt es:"
JEDER UNFALL IST ZUVIEL!
...vor allem dann, wenn es neben Sachschäden auch noch zu Personenschäden
kommt. Zwar heißt es: Du sollst nicht töten, also auch nicht verletzen. Und
erst Anfang des Jahres erklärte der neue Direktor bei General Motors - einer
von 23 Direktoren des Konzerns - Dr. Leon H. Sullivan:
'Ich werde bei General Motors das Licht der Nächstenliebe entzünden.'
Dennoch wurden für das Jahr 1969 über 2,6 Millionen Arbeitsunfälle angezeigt.
Eine ganze Reihe davon ereigneten sich auch in der Adam Opel AG. Es bleibt
die Frage: Waren die sogenannten Schuldigen immer die wirklich Schuldigen?
Zunächst gibt es ein sogenanntes 'Fünf-Minuten-Sicherheitsgespräch', welches
jedoch in den meisten Abteilungen nur auf dem Papier steht. In Sonderheit
dazu gibt es eine schriftliche 'Fahrzeug-Sicherheits-Unterweisung für
Angehörige der Transportabteilung'. Nicht aber für Fahrer in allen anderen
Abteilungen. Dazu gibt es noch Betriebsmitteilungen über besonders schwere
Unfälle, die aber auch so lange hinter Schloß und Riegel verwahrt werden, bis
es wirklich mal brennt. Und dann kommt die berühmte Opel-Frage: Wie konnte
das geschehen?
Fast niemand hat den Mut, in bestimmten Unfallsituationen den Vorgesetzten zu
sagen:
'Dieser Unfall, wie auch die meisten anderen Unfälle, ist durch die
unzumutbare Arbeitshetze im Werk entstanden!'
Es ist zwar keine vollgültige Entschuldigung, aber jeder Kollege und jede
Kollegin hat doch immer das Gefühl: Ich muß schnell arbeiten und den Mund
halten. Wenn ich meine Aufgabe nicht schaffe, bin ich untragbar und werde
entlassen."
Im nächsten Beitrag wird gefordert:"
EINE KLIMAANLAGE MUSS HER!
Es ist eine Unverschämtheit, daß die Geschäftsleitung trotz der Riesen-
Profite nicht daran denkt, in den Hallen eine Klimaanlage installieren zu
lassen, und daß sie uns zumutet, in der sommerlichen Bullenhitze zu malochen.
Da die meisten Kollegen jedoch trotz unmenschlicher Hitze noch die volle
Stückzahl schaffen, haben die Opel-Herren ja auch ihren vollen Profit, der
für sie ja viel wichtiger ist, als das Wohlbefinden der Menschen im Betrieb.
Deshalb denken sie nicht daran, Geld für eine Klimaanlage zur Verfügung zu
stellen. Würden bei solchen Zuständen die meisten Kollegen den Mut haben,
ihre Stückzahl empfindlich zu drosseln und dadurch den Profit herunter zu
drücken, dann hätten sich die Opel-Herren schon längst genötigt gesehen,
diesen Mißstand abzuschaffen. Denn der Produktionsausfall wäre auf die Dauer
teurer, als die Klimaanlage. Einige Betriebsräte haben diesen Mißstand zwar
schon öfters auf den Betriebsversammlungen angeprangert, aber wir haben alle
gemerkt, daß das allein nichts hilft. Um solche und andere Forderungen zu
erreichen, müssen wir uns alle einig sein. Wir müssen dafür kämpfen. Außerdem
sollten wir alle bei den Vertrauens-Leute-Wahlen (VLW,d.Vf.) nur noch solche
Kollegen wählen, von denen wir annehmen können, daß sie unseren Kampf
unterstützen, daß sie fest zu unseren Forderungen stehen. Von den meisten
unserer Betriebsräte können wir in dieser Hinsicht nichts erwarten. Perschke
und Co. sehen im Gegenteil ihre Aufgabe darin, uns zu beruhigen."
Der dritte Artikel lautet:"
BETRIEBSSTUDIE
Vor ein paar Tagen konnte ich aus nächster Nähe miterleben, wie sich zwei
Kollegen wegen einer Kleinigkeit fast geschlagen hätten. Da wurden am
laufenden Band Dinge einander an den Kopf geworfen, daß mir die Spucke
wegblieb. Es handelte sich um die Vorrangstellung des einen gegenüber dem
anderen.
Das war eine Sache, die mir sehr zu denken gab. Hat man uns schon so weit
gebracht, uns gegenseitig zu zerfleischen? Das ist nur ein Beispiel von
vielen, wie sie immer wieder vorkommen.
Die gezielte Ungleichheit der Kollegen in der Entlohnung dient nur dem
Gewinnstreben der Konzernbosse. Diese gewisse Unruhe unter den Arbeitern ist
eine gezielte Aktion, die unter dem Namen 'Amerikanische Firmenführung' bei
uns bekannt geworden ist. Wie man täglich beobachten kann, hat diese Art der
Firmenführung bei uns ihre Wirkung auch nicht verfehlt. Wie weit man dabei
geht, bleibt abzuwarten.
Zur Zeit machen die Herren wieder mit der Schwarzen Liste ihre Runden, um
diejenigen herauszufinden, die nicht in ihr Konzept passen. Es gibt wieder
reihenweise Entlassungen.
Aber es zeichnet sich noch ein erstaunlicher Trend ab. Noch nie haben so viele
Kollegen, die schon Jahre zum Betrieb gehören, gekündigt. Hier stellt sich
die Frage nach dem 'Warum?'. Das häufigste Argument, das man mir nannte, war
die hohe Belastung an Arbeits- und Nervenkraft. Viele sind dem aufreibenden
Arbeitsprozeß einfach nicht mehr gewachsen. Sie sind im Laufe der Jahre an
Körper und Seele verschlissen. Wenn die Arbeit wenigstens den Umständen
entsprechend bezahlt würde, wäre es manchem leichter, die Hetzerei zu
ertragen.
Vor allem kommt auf die Kollegen, die nicht am Band sind, die Strafversetzung
an das Band zu. Dort werden sie zu Arbeiten gezwungen, die sie noch nie
gemacht haben. Manchen Meistern scheint es direkt Freude zu machen, die
Kollegen gerade an die Arbeiten zu stellen, die ihnen besonders schwer
fallen. Klappt es dann nicht wie gewohnt, so muß man sich noch die
unfreundliche Bemerkung des Meisters gefallen lassen: 'Sie haben wohl keine
Lust? Na, ich werde es mir für das nächste Mal merken!' Diese Herren merken
oft gar nicht mehr, wie sehr sie sich bereits verkauft haben.
Doch ein Trost bleibt uns allen:
Trotz ihres weißen Kittels und ihres nicht immer ganz weißen Oberhemdes
stehen sie bei der Pleite dann genauso auf der Straße wie wir. Und dann fällt
es manchem von ihnen schwerer, wieder von vorn anzufangen, als uns."
Im letzten Beitrag wird festgestellt:"
SANI IM AUFTRAG DER OPEL-BOSSE
Kolleginnen und Kollegen! Der folgende Bericht zeigt ganz klar, daß die etwas
bessere Behandlung von uns beim Sani nur vorübergehend war. In einem Artikel
der letzten ZÜNDKERZE (vgl. 24.5.1971,d.Vf.) stellte ein Kollege die Frage,
wie lange wohl die Kapitalisten die etwas menschlicheren Anweisungen für den
Sani aufrechterhalten werden.
SANI IM AUFTRAG DER OPEL-BOSSE
In der Abteilung des Meisters Haberle in D5 wurde ein Kollege bei einem
Unfall mit einem Gabelstapler so erheblich verletzt, daß er zum Sani mußte.
Dort stellte man fest, daß er zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus
müßte. Der Kollege wurde nicht zum Krankenhaus geschickt. Er mußte weiter
arbeiten, und zwar mit der haarsträubenden Begründung: 'Die Schicht ist ja
bald um.'
Dieser Vorfall, der die Kollegen zu Recht äußerst empörte, zeigt wieder
einmal, welche Aufgaben dem Sani von den Opel-Bossen gestellt werden und wie
gewissenhaft er sie erfüllt. Seine Aufgabe ist nicht etwa, für das
körperliche Wohlergehen von uns zu sorgen - nein! Er soll dafür sorgen, daß
möglichst wenige von uns durch Krankheit aus dem Arbeits (sprich
Ausbeutungs-) Prozeß herausfallen."
In der Rubrik "Informationen aus Betrieb und Gewerkschaft" wird die
Gesamtbetriebsratssitzung angekündigt (vgl. 23.8.1971), aus der IGM Bochum
berichtet (vgl. 28.6.1971) und im letzten Beitrag festgestellt:"
SO KAUFT MAN V-LEUTE!
Man lade ein zu einem 'Bildungsurlaub' von einer Woche.
Dann zahle man 400 DM 'Lohnausfall'. Weiterhin zahle man eine Bundesbahn-
Fahrt 1. Klasse.
Daraufhin stelle man einen Sammel-Transport 2.Klasse zusammen.
Bei solchen Vorteilen werden die Vertrauensleute das Aufmüpfen schon sein
lassen!
(so geschehen bei der IGM!)"
Wiederum enthalten ist "Das rote Rätsel" und die letzten beiden Seiten werden
eingenommen vom Jugendteil der Roten Opel Jugend-Betriebsgruppe (RJBG) der
Roten Garde (RG), die zum Lesen des 'Rotgardist' aufruft und warnt:"
WER BEI DER ZÜNDKERZE MITMACHT: FLIEGT!
In der Lehrwerkstatt heißt es: Wer bei der Zündkerze mitarbeitet oder an
einem ihrer Flugblätter, der fliegt.
DIE OPELBOSSE BEKOMMEN ANGST
Die inneren Schwierigkeiten verschärfen sich. Die beginnende Wirtschaftskrise
wird eingeleitet durch Währungskrise, Inflation und Kurzarbeit. Die
Tarifverhandlungen (MTR,d.Vf.) stehen vor der Tür. Die Kapitalisten und ihre
Werkzeuge die SPD-Regierung und der DGB-Apparat verschärfen ihre Angriffe auf
die Arbeiterklasse.
Sie planen Lohndiktat und Lohnstop. Vetter hat erst vor kurzem (vgl.
S10*.1971,d.Vf.) wieder angekündigt: 'Die zeit zweistelliger Lohnforderungen
dürfte vorbei sein.' Sie befürchten Streiks nicht mehr verhindern zu können.
Deshalb verschärfen sie die Angriffe auf die KPD/ML und ihre
Jugendorganisation, die Rote Garde, immer mehr, weil sie die Kämpfe der
Kollegen konsequent unterstützen, die Verrätereien der Bosse und ihrer
Kumpanen konsequent entlarven und darüberhinaus die Kollegen, Jungarbeiter
und Lehrlinge zum Kampf gegen den Kapitalismus für den Sozialismus
organisieren. Dabei lassen sie nach und nach jede 'demokratische' Maske
fallen. Es beginnt mit verleumderischer Hetze in der Opel Post, Drohungen und
Erpressungen von Kollegen, Jungarbeitern und Lehrlingen und wird weitergehen
bis zum Verbot der Partei und ihrer Massenorganisationen.
PRESSE- UND MEINUNGSFREIHEIT NUR FÜR DIE BOSSE UND IHRE HANDLANGER
In der Schule, in Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen erzählen sie uns immer
wieder etwas von Presse- und Meinungsfreiheit, unseren 'demokratischen
Grundrechten'.
Aber Presse- und Meinungsfreiheit für wen und wielange?
Für alle, die wie Springer die Bosse unterstützen, die ihnen helfen, ihr
Ausbeutungssystem zu verschleiern, uns untereinander zu spalten und damit
ihren Profit zu sichern. Aber sie hört da auf, wo sie zu einer Gefahr für
ihren Profit wird, wo sie die Ursachen aufdeckt, warum Ausbildung im
Kapitalismus immer den Bossen dient, wo sie zum Kampf für Reformen im
Kapitalismus und gegen den Kapitalismus für den Sozialismus aufruft.
In jedem Betrieb existieren seit langem schwarze Listen, auf denen die
Kollegen, Jungarbeiter und Lehrlinge stehen, die sich besonders für ihre
Interessen einsetzen, z.B. in Streiks hervortun oder verdächtigt werden
Kommunisten zu sein. Um diese Kollegen loszuwerden haben sie im allgemeinen
zwei Methoden:
- Sie werden einige Zeit nach Streiks aus irgendeinem Scheingrund entlassen,
spätestens in der Krise.
- Sie werden solange fertiggemacht (z.B. von einem Platz zum anderen
versetzt, oder bei allem was sie machen zur Sau gemacht, es wäre falsch) bis
sie selbst nichts mehr wünschen, als endlich zu kündigen.
NUR VEREINT SIND WIR STARK
Viele haben deshalb Angst den Mund aufzumachen, an uns zu schreiben oder bei
uns mitzuarbeiten. Aber wenn wir uns einschüchtern lassen, machen wir uns
erst recht zum willenlosen Werkzeug der Bosse und ihrer Handlanger. Damit
verschlechtern wir nur unsere Lage. Aber, werden viele sagen, was haben wir
davon, wenn wir an die Zündkerze schreiben und uns damit in Gefahr begeben
rauszufliegen?
Der erste Schritt ist, daß alle Kollegen über jeden Mißstand auch in der
dunkelsten Ecke des Betriebs informiert werden können, so daß die Bosse nicht
länger im Dunkeln rummauscheln können. Ein Beispiel dafür, was wir bei
kleineren Mißständen erreichen können, haben wir erst jetzt wieder erlebt. In
der letzten Zündkerze (vgl. 24.5.1971,d.Vf.) berichteten wir über Meister
Wolter. Der Erfolg war, daß jetzt alle Lehrlinge vorsichtig von ihm behandelt
werden und gesiezt werden. Sogar der Betriebsrat wurde wach und kümmerte sich
um die Sache, weil der Angst hat, daß immer mehr Kollegen sein Verräterspiel
durchschauen und den Kampf für ihre Interessen selbst in die Hand nehmen.
Aber die Aufgabe der Zeitung geht weiter. Sie kann, z.B. jetzt in den
kommenden Tarifverhandlungen, eine wichtige Stütze im Kampf für die
Durchsetzung unserer Forderungen werden. Das ist aber nur möglich, wenn sie
nicht nur weiß, was die Bosse mit den Bonzen in den Tarifkommissionen oder
der konzertierten Aktion ausmauscheln, sondern vor allem auch weiß, was
denken die Kollegen, so daß nicht mehr jeder Kollege einzeln oder mit einigen
anderen schimpft, sondern alle erfahren, was die anderen denken. Wie war es
z.B. beim letzten Streik: Viele Kollegen sagten, eigentlich müßten wir ja
streiken, aber die anderen wollen ja nicht. So werden viele von den anderen
gedacht haben und die Folge war, daß keiner sich traute anzufangen, weil
keiner vom anderen wußte, was er dachte.
Deshalb ist der einzig richtige Schritt, noch mehr zu schreiben, damit jeder
Kollege auch vom kleinsten Mißstand erfährt und weiß, wie die anderen denken.
UNSERE STÄRKE - SOLIDARITÄT
Dabei müssen wir im Betrieb natürlich vorsichtig sein. Z.B. wenn etwas
passiert, dürfen wir nicht dem Meister auf die Nase binden, daß wir es an die
Zündkerze weitergeben wollen. Er erfährt es früh genug, wenn es in der
Zündkerze steht, aber er weiß dann nicht, wer es geschrieben hat. Dadurch
werden wir nicht verhindern, daß sie uns schmeißen, wenn wir ihnen zu
gefährlich werden. Dagegen haben wir nur eine Möglichkeit: - DIE SOLIDARITÄT
- Nur wenn wir uns fest zusammenschließen und bereit sind zu kämpfen, sind
wir mächtiger als die Bosse und ihre Handlanger. Z.B. konnten die Bosse vom
Bochumer Verein (Krupp BV,d.Vf.) einen Betriebsrat der 'KPD' nicht schmeißen,
weil die Kollegen immer wieder für ihn streikten.
Kollegen, Jungarbeiter und Lehrlinge, Mao Tse-tung sagt: Es ist schlecht für
uns, wenn der Feind nicht gegen uns Front macht, denn das würde bedeuten, daß
wir mit ihm unter einer Decke stecken. Wenn der Feind uns bekämpft, ist das
gut und nicht schlecht, denn das ist ein Beweis, daß wir zwischen ihm und uns
einen klaren Trennungsstrich gezogen haben. Wenn der Feind uns energisch
entgegentritt, uns in den schwärzesten Farben malt und gar nichts bei uns
gelten läßt, ist das noch besser, denn das zeugt davon, daß wir nicht nur
eine klare Trennungslinie gezogen haben, sondern daß unsere Arbeit auch
Erfolge gezeitigt hat."
=Zündkerze Perschke auf der Betriebsversammlung,Bochum o.J. (1971)
August 1971: 
Bei Opel Bochum gibt die DKP vermutlich im August zwei Ausgaben ihres
'Roten Kadetts' (vgl. 30.4.1971, Jan. 1972) heraus.
=Roter Kadett Nr.1 und o.Nr.,Bochum 1971 bzw. o.J. (1971)
15.08.1971: 
Heute verkündet in den USA Präsident Nixon u.a. die Aufhebung der Bindung
des Dollars an die Goldbestände als Währungsreserve und eine zehnprozentige
Einfuhrsteuer.
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (IGM-Bereich - vgl.
23.8.1971) berichtet:"
NIXON LÄUFT AMOK!
Wenn einem kleinen Gangster das Wasser am Halse steht, läuft er Amok. Dabei
werden einige Menschen gefährdet. Jetzt steht dem größten Gangster-System der
Welt, dem US-Imperialismus, das Wasser am Hals. Die US-Supermacht läuft Amok.
Dadurch werden Millionen und Abermillionen Werktätige in aller Welt
gefährdet.
Dem US-Imperialismus steht das Wasser am Halse: auf den asiatischen
Schlachtfeldern wurden seine Söldnertruppen von den revolutionären Völkern
vernichtend geschlagen. Nixon muß sich jetzt sogar auf den schweren Gang zu
seinem Todfeind, der VR China machen, um Kapitulationsverhandlungen zu
führen. Nach innen steckt die Yankee-Wirtschaft in der dicksten Krise seit
dem schwarzen Freitag vom 1929 (vgl. S2.**.1929,d.Vf.): galoppierende
Inflation, über sechs Millionen Arbeitslose.
Deshalb schlägt der US-Imperialismus jetzt in seinem Amok-Lauf nach zwei
Seiten: gegen seine imperialistischen 'Partner' und gegen die Arbeiterklasse.
Gegen seine imperialistischen 'Partner', darunter die BRD, fährt Nixon 9als
treuer Lakai von Ford und General Motors (GM,d.Vf.) drei schwere Geschütze
auf:
1) Begünstigung der US-Monopole, z.B. Senkung der Automobilsteuer um 7%,
2) Schädigung der Exporte der 'Partner' durch zehnprozentige Importsteuer,
3) Lösung des Dollars vom Gold.
Die genauen Folgen dieser Maßnahmen sind im einzelnen noch nicht klar zu
sehen. Besonders unklar ist, was die USA mit der dritten Maßnahme wirklich
bezwecken. Wahrscheinlich werden sie sich weigern, den Goldpreis zu erhöhen.
Eine Erhöhung des Goldpreises würde den Dollar abwerten. Stattdessen
versuchen sie offenbar, noch einmal ihre 'Partner' zur Aufwertung zu zwingen,
besonders Japan und die Bundesrepublik.
Sicher allerdings ist folgendes (das zeigt auch das Geschrei der
westdeutschen Imperialisten): der Export der 'Partner' in die USA, besonders
der Japans und der BRD, erlitt durch die Yankee-Maßnahmen einen
entscheidenden Schlag. Eines ist klar: Japans Exporte gehen zu einem Drittel
in die USA. Die US-Monopole mußten ihren japanischen Konkurrenten den
Hauptschlag versetzen. Ähnliches gilt für die BRD: ca. 10% ihrer Exporte
gehen in die USA, darunter jeder dritte VW. Besonders bei der Autoindustrie
wird klar, warum Nixon diese Maßnahmen treffen mußte und wer eigentlich
dahinter steckt.
Japanische und westdeutsche Autos machten den amerikanischen Auto-Riesen
größte Konkurrenz, vor allem General Motors und Ford. Gerade sie waren es,
die von Nixon die Schädigung der Importe verlangten. Und er handelte treu
und brav: die Autoimporte werden durch alle Maßnahmen insgesamt um ca. 23%
teurer. Nicht umsonst stiegen daher die amerikanischen Ford und General
Motors Aktien sprunghaft an!
Diese Politik des 'Protektionismus' ist im Grunde nichts anderes als die
Politik Hitlers: erinnern wir uns! Was tat Hitler, um die Wirtschaftskrise
zu 'beheben'? Er schützte die Krupp und Thyssen vor englischen (britischen,d.
Vf.) und amerikanischen Stahlimporten. Die Stahl- und Rüstungsaktien stiegen
sofort.
Der einzige Unterschied zu damals besteht darin, daß der US-Imperialismus
stärker als seine 'Partner' ist.
NIXONS SCHLAG GEGEN DIE ARBEITERKLASSE
Nixons zweiter Schlag ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung: die
Arbeiterklasse und alle anderen Werktätigen sollen die Knochen für seine
Politik herhalten.
Am wichtigsten dabei ist der Lohnstop, der nichts anderes als Lohndiktat
bedeutet. Selbst die schon beschlossenen Lohnerhöhungen in einigen Branchen
sind damit null und nichtig.
Und was bekommen die Monopole? Sie erhalten für jeden 'neu geschaffenen
Arbeitsplatz' Prämien. Aber wer zahlt das? Natürlich der Arbeiter! Dies ist
der ganze Hohn: zuerst haben die Monopole in Krieg und Arbeitslosigkeit die
Arbeiter gehetzt, jetzt dürfen die Arbeiter auch noch ihre 'neuen
Arbeitsplätze' bezahlen. eine durch und durch verkommene kapitalistische
Maßnahme!
Und was ist der 'Preisstop'? Nichts! Nixons Worte sind reinste Demagogie für
die Arbeiter und Beruhigung für die Konzerne. Er sagt klar, daß zur
'Preiskontrolle' keine 'riesige Bürokratie' aufgebaut werden soll. Die dicken
Fische bleiben also unangetastet - wie hätte es auch anders sein können? Die
größte Unverschämtheit besteht allerdings darin, daß Nixon den Lohn eines
Arbeiters mit der Dividende eines Imperialisten vergleicht. Der Lohn darf
nicht steigen, aber die Profite. Die Monopole werden nur 'aufgefordert, die
Dividenden nicht zu erhöhen'. Welcher Profithai wird sich daran halten...
Die Gewerkschaften sind aufgerufen, bei der 'Behebung' der Krise zu helfen.
Nun, sie werden ihr Handwerk treu ausführen, zwar ab und zu ein wenig
rrradikal tönen, aber ansonsten die Arbeiter nach Strich und Faden in die
staatliche Zwangsjacke des Lohndiktats und Streikverbots pressen. Sie sind
durch und durch kapitalistische Gewerkschaften, wie sie in der Vergangenheit
genug bewiesen haben. Jetzt werden sie das machen, was unter Hitler in
Deutschland schon Wirklichkeit war: eine Politik der 'Arbeitsfront' (DAF,d.
Vf.) zur 'Rettung des Vaterlands'!
Und all dies bedeutet nichts anderes als ein weiterer Schritt zum Faschismus.
Jeder Arbeiter, der trotzdem für seine Rechte eintreten will, wird gnadenlos
verfolgt werden. Der Krieg Klasse gegen Klasse wird auch in den USA, ja vor
allem dort, sich verschärfen.
PROFITHAIE
Und was wird sich in Westeuropa abspielen? Die hiesigen imperialistischen
Wölfe werden sich gegenseitig an die Gurgel gehen, wenn es um Absatzmärkte
usw. geht. Vor allem der westdeutsche Imperialismus muß retten, was zu retten
ist. Er weiß ganz genau, daß er besonders abhängig von den Yankees ist. So
hat er sich bereits vor Jahren (vgl. S3.**.19**,d.Vf.) verpflichten müssen,
keine Dollars gegen Gold einzutauschen. So muß er seine Waffen zum Großteil
in den USA kaufen. Auf der anderen Seite aber darf er es sich vor allem mit
Frankreich nicht verscherzen, könnte doch sonst für ihn die EWG in die Binsen
gehen, wie dies fast schon zu Beginn des Jahres war (vgl. S3.*.1971,d.Vf.),
als Westdeutschland den Dollar stützte und damit wie ein Lakai handelte.
Stützt er sich weiter auf Frankreich, so wird er wohl oder übel einiges
aufgeben müssen: Frankreich ist keineswegs so exportabhängig wie die BRD.
Will also Westdeutschland noch stärker auf den französischen Markt, so werden
die französischen Monopole harte Bedingungen stellen.
Wird allerdings die EWG so handeln wie die USA, so sind die Folgen für die
Imperialisten unabsehbar: das erste wird ein gnadenloser Handelskrieg sein,
in dem mit allen Mitteln gefochten wird. Doch davor schrecken die
Monopolisten noch zurück: die Folge wäre ein Anwachsen revolutionärer
Strömungen, denn Massenarbeitslosigkeit usw. wären unumgänglich. Die
westeuropäische 'protektionistische Karte' wird daher vermutlich zunächst
noch in der Hinterhand bleiben.
LOHNDIKTAT
STREIKVERBOT
In einem aber sind sich ALLE Imperialisten, auch die westeuropäischen, einig:
Wenns hart auf hart geht, dann werden sie die Arbeiter schonungslos
ausquetschen und unterdrücken. Jedes Zugeständnis, das sie an die Yankees
machen müssen, wird auf unsere Knochen abgewälzt. Um einigermaßen
konkurrenzfähig zu bleiben, werden sie zusätzliche Maßnahmen gegen die
Arbeiterklasse ergreifen. Und hier gewinnt die Metalltarifrunde (MTR,d.Vf.)
entscheidende Bedeutung: Schillers Auftraggeber, die Monopole, werden alles
daransetzen, daß auch hier das Lohndiktat und damit faktisches Streikverbot
durchgesetzt wird.
Die ersten DGB-Stellungnahmen zeigen ganz klar, daß die IGM bereit ist, dem
Kapital seine Profite zu sichern. Das gleiche bei der DAG, die in solchen
Fällen immer Vorreiter spielt.
Wir sollen nicht 8% wie in der Chemie (CTR der CPK,d.Vf.) bekommen, was ja de
facto nichts war: wir sollen nichts bekommen und noch zusätzlich bluten,
damit 'Ruhe an der Heimatfront' herrscht, damit die VW, Thyssen und wie sie
alle heißen, unter günstigen Bedingungen ihren ausländischen Konkurrenten an
die Gurgel gehen können.
Nun, die faschistische Ideologie von 'Wir sitzen alle in einem Boot' wird
stärker fröhliche Urständ feiern. Genau wie Nixon werden auch hier die
Herrschenden 'argumentieren'. Eine Flut von 'Maßhalteappellen' und 'Wir sind
doch alle betroffen!' wird über die Werktätigen wegschwemmen. Die Tintenkulis
in Presse, Funk und Fernsehen spitzen schon die Federn und die Mäuler, um ja
ihren Herren treu zu Diensten zu sein. Und dann erst der Nationalismus! 'Die
deutsche Mark muß hart bleiben!' 'Deutschland muß bestehen können!' Das ist
nur eine kleine Kostprobe. SPD und DGB-Bonzen werden sich die Hälse heiser
schreien, um hinter CDU/CSU nicht zurückzubleiben.
Wir haben dies alles so ausführlich dargestellt und werden das verstärkt
weiter tun, um jedem Kollegen von vornherein zu sagen, worauf er aufpassen
muß, was ihn erwartet.
Der Stein aber, den die Imperialisten erhoben haben, wird eindeutig auf ihre
eigenen Füße fallen. Der westdeutsche Arbeiter hat gerade in den letzten
Jahren bewiesen, daß er nicht mehr hinter seinem französischen oder
italienischem Kollegen zurückstecken muß. Die Ruhe ist vorbei, wer Wind sät,
wird Sturm ernten, heißt ein altes Sprichwort.
Es gibt wieder wirklich kommunistische Kräfte in Westdeutschland, es gibt die
KPD/ML und es gibt vor allem in den DGB-Gewerkschaften Kollegen, die bereit
sind, Kampfmaßnahmen zu organisieren, gegen das Kapital, gegen die Regierung
und gegen die DGB-Bonzen!
Wenn wir alle einig sind, vor allem in den bevorstehenden Kämpfen, so können
wir die Schläge abwehren. Unsere Erfahrung zeigt - trotz alledem - wir sind
stärker als Lohndiktat und Streikverbot. Unsere Klasse ist die Klasse der
Zukunft, während die Imperialisten von Tag zu Tag mehr verfaulen. Der US-
Imperialismus geht allen voran - wir alle können es sehen.
VORWÄRTS IM KAMPF!
STÄRKT DIE KPD/ML!
KÄMPFT FÜR EINE REVOLUTIONÄRE GEWERKSCHAFTSOPPOSITION (RGO,d.Vf.)!
GEGEN DEN AMERIKANISCHEN UND WESTDEUTSCHEN IMPERIALISMUS - DIE KAMPFFRONT DER
ARBEITERKLASSE!"
Zitiert wird aus diesem Artikel auch später (vgl. 22.11.1971) durch die RBG
Opel selbst
=Zündkerze Nr.10 und So bereitet sich die Opel-Bande auf die Krise vor,Bochum
o.J. (1971) bzw. o.J. (1971),S.1ff bzw. S.2
23.08.1971: 
Laut KPD/ML-ZK soll eine Opel-Gesamtbetriebsratskonferenz in Berlin
beginnen, die bis zum 25.8.1971 dauert.
Aus Rüsselsheim berichtet die Rote Opelbetriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK:"
Rüsselsheim, den 18.8.1971
GESAMTBETRIEBSRATSKONFERENZ IN BERLIN
Kolleginnen und Kollegen!
Vom 23. bis 25.August findet in Berlin die 3.Gesamtbetriebsratskonferenz
statt. Der diesjährige Termin liegt einen Monat früher als letztes Jahr.
Warum? Das ist klar (vgl. 24.9.1970, 25.9.1970,d.Vf). ...
Die Gefahr, daß wir die Sache selbst in die Hand nehmen, wollen sie diesmal
vermeiden. Deshalb der verschobene Termin.
WAS HABEN WIR VON DER KONFERENZ ZU ERWARTEN?
Wozu findet das ganze eigentlich statt? Hahn auf der 1.
Gesamtbetriebsratskonferenz in Rüsselsheim (vgl. **.*.196*,d.Vf.): 'Diese
Tagung soll zur Koordinierung der Arbeit der Einzelbetriebsräte beitragen,
um den Wünschen gegenüber der Geschäftsleitung mehr Durchschlagkraft zu
verleihen.'
'Gute Sachen' werden viele sagen. Doch Vorsicht mit schnellen Kommentaren.
Erstmal die Sache etwas genauer betrachten:
Vereinheitlichung der Linie gegenüber der Firmenleitung wurde gesagt. Wozu
braucht man dann stundenlange Reden eines Dr. R. Hoenicke (Vorstandsmitglied
und Leiter der Personal- und Sozialabteilung), die nichts anderes beinhalten
als das folgende verlogene Kapitalistengeschwätz:
'Wir sitzen doch alle in einem Boot' Und wörtlich: 'Auf Zusammenarbeit
gründet sich alle Kultur. Wir Menschen sind Wesen, die voneinander abhängig
sind, sei es nun im privaten, beruflichen, gesellschaftlichen oder
politischen Leben.' Und als Krönung die unmißverständliche Warnung: 'Und
diese Tatsache sollten wir immer beachten, vor allem dann, wenn die
Meinungen aufeinanderprallen.'
Wir sind allerdings auch der Meinung, daß zur 'Kultur' zum Beispiel im K 40
oder im M 55 zwei nötig sind, nämlich Ausbeuter und Ausgebeutete. Aber genug
zu diesem Geschwätz von Kultur und gemeinsamen Interesse. Wir Arbeiter
spüren die 'Tatsachen' täglich an den eigenen Knochen. Um dies zu kennen,
brauchen wir keinen Dr. R. Hoenicke, der sich im Plüschbüro irgendetwas
zusammenspinnt.
Kollegen, wozu brauchen die auf der Betriebsratskonferenz einen
Generaldirektor Mason oder einen Bürgermeister Dr. Storsberg, der sicherlich
nichts anderes zu erzählen hat, wie daß der großzügige Opel wieder 500 000
DM für die Mehrzweckhalle gespendet hat.
Kollegen, wenn wir diese Besetzung betrachten, wird klar, wo der 'richtige
Weg' hinläuft, von dem unser geschätzter Gesamtbetriebsratsvorsitzender Hahn
spricht:
EINHEIT MIT HAHN UND LORENZ - GLEICH EINHEIT MIT DEN OPELBOSSEN
Die wenigen Betriebsräte und Vertrauensleute, die noch einen Funken
Klassenbewußtsein in sich haben, die aus der Praxis der Produktion behalten
haben, daß Kapitalinteresse und Arbeiterinteresse sich direkt entgegenstehen
und unvereinbar sind, die sollen auf die andere Seite gezogen werden. Oder
was soll es denn anderes bedeuten, wenn Hahn, Lorenz und Co. begeistert
Beifall klatschen, als Hoenicke wörtlich sagte: 'Deshalb müssen Betriebsräte
aus besonderem Holz geschnitzt sein... in ihrem Kreis kann man nur nüchterne
und verantwortungsbewußte Männer und Frauen gebrauchen, denen das Wohl des
Unternehmens wichtiger ist als irgendwelche Augenblickserfolge ohne festes
Fundament.'
Hahn, Lorenz und Co., wir wissen, daß ihr aus Verräterholz geschnitzt seid.
das 'Wohl des Unternehmens' war euch immer wichtiger. Die 'Alle-in-einem-
Boot'-Phrase habt ihr lange genug bei den Arbeitern an den Mann gebracht,
deshalb wird der Stein, den ihr erhoben habt, auf eure eigenen Füße fallen.
DIE RICHTIGEN FORDERUNGEN - DIE LAGE DER ARBEITERKLASSE
Um die richtigen Forderungen aufzustellen, müssen wir uns die Situation, in
der sich die Arbeiterklasse im Herbst 1971 befindet, noch mal vor Augen
halten.
Wir befinden uns am Anfang einer neuen größeren Krise. Es sieht zwar beim
Opel, oberflächlich betrachtet, noch ganz gut aus, aber das kann und wird
sich bald schlagartig ändern.
Von 1966/1967 wissen wir das zu gut: Samstags noch Überstunden, Montags
Entlassungen und Kurzarbeit. Die Vorzeichen der Krise spüren wir schon stark.
Sie heißen: maßlose Preistreiberei, Verschärfung der Ausbeutung.
Um ihren Platz als angesehene, kapitalkräftige Imperialisten zu behalten und
möglichst noch zu verbessern, brauchen die westdeutschen Imperialisten die
Schillerschen sogenannten 'Lohnleitlinien', das Lohndiktat.
Die SPD-Regierung und ihre Kettenhunde, die Gewerkschaftsbürokratie, sind am
besten in der Lage, das Lohndiktat in der Arbeiterklasse durchzusetzen, weil
sie immer noch über einigen politischen Kredit bei vielen Arbeitern verfügen.
Das Lohndiktat der SPD-Regierung ist das Mittel der Ausbeuter, die Krise auf
das arbeitende Volk abzuwälzen.
DAS LOHNDIKTAT IST EIN NEUER SCHRITT AUF DEM WEG ZUR VERSTAATLICHUNG DER
GEWERKSCHAFTEN. DAS GRUNDRECHT DER ARBEITER UM HÖHERE LÖHNE ZU STREIKEN SOLL
ABGEBAUT WERDEN! DIE MITTEL DAS DURCHZUSETZEN, SAHEN WIR IN DER CHEMIE. SIE
HEISSEN POLIZEIKNÜPPEL UND ZWANGSSCHLICHTUNG.
Die erste Pflicht einer klassenbewußten und kämpferischen Gewerkschaft wäre
es, die Arbeitermassen in den Betrieben auszurichten und den Kampf
vorzubereiten unter der Parole:
ZERSCHLAGT DAS LOHNDIKTAT
Doch was tun die Gewerkschaftsbosse? Wie unser Kollege Hahn so auch Otto
Brenner (Vorsitzender der IG-Metall) 'Wir halten uns an die wirtschaftlichen
Gegebenheiten.' Das heißt auf deutsch: Zum Wohle des Kapitals immer drauf auf
die Arbeiterklasse, die kleinen Angestellten, die kleinen Bauern!
Die Angriffe auf das Volk werden in Bonn seit Jahren in der Konzertierten
Aktion, wo Unternehmer, Regierung und Gewerkschaftsbonzen an einem Tisch
sitzen, ausgemauschelt.
Der Kampf um die klare Forderung:
RAUS AUS DER KONZERTIERTEN VERRÄTERAKTION - KEINE GEHEIMABSPRACHEN MIT DEN
KAPITALISTEN
müßte für jeden klassenbewußten Vertrauensmann oder Betriebsrat eine
Selbstverständlichkeit sein. Doch nichts davon in den 52 Anträgen für Berlin
...!
Es wäre die Pflicht jedes guten Vertrauensmannes, um Arbeiterversammlungen
zur Diskussion der richtigen Forderungen und Vorbereitung von Kampfmaßnahmen
zu kämpfen.
Doch nichts davon in den 52 Anträgen für Berlin ...!
Kollegen, die richtigen Forderungen haben wir schon in der letzten Zündkerze
(vgl. 7.7.1971,d.Vf.) proklamiert:
1. 15% gleich 1 DM mehr ab 1.10.1971
2. tarifliche Absicherung des Effektivlohns
3. 13. Monatslohn (tariflich abgesichert)
4. Wegfall der Lohngruppen 1 und 2
5. Volle Bezahlung des 24.12. und Sylvester
6. Voller Lohnausgleich bei 6 Stunden Samstagsschicht
7. Weg mit dem Punktebewertungssystem - Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Kollegen,
was an den richtigen und notwendigen Dingen zuwenig in den Anträgen steht,
steht an falschen Dingen zuviel drin.
Wer die Richtung dieser Anträge einmal genau untersucht, dem wird klar, mit
was für einer Art von Gewerkschaft wir es heute zu tun haben.
Die Gewerkschaftsbonzen haben in erster Linie die Aufgabe die Interessen der
Kapitalisten gegen die Arbeiter durchzusetzen. Dazu werden sie von Kapital
und Staat mit dicken Posten bestochen. Sie sitzen in Ministersesseln wie Herr
Arendt (Bundesarbeitsminister), in den Aufsichtsräten (die kann man gar nicht
alle aufzählen). Sie sitzen in Polizeipräsidien und in Gemeinderäten. Hahn
sitzt im Stadtrat von Flörsheim (in Hessen,d.Vf.).
SIE SIND OFT SELBST KAPITALISTEN
Sie sind voll eingegliedert in den staatlichen Unterdrückungsapparat. Sie
müssen und werden auch mit allen Mitteln versuchen das Lohndiktat gegen die
Arbeiter durchzusetzen. Wie weit die Gewerkschaftsbürokratie sich schon nach
unten durchgesetzt hat, zeigt, daß kein einziger Antrag gegen das Lohndiktat,
gegen konzertierte Aktion und Geheimabsprachen, keine einzige Lohnforderung
(%) in den 52 Anträgen für Berlin zu finden ist.
MITBESTIMMUNGSKRAMPF - AUSLIEFERUNG AN DAS KAPITAL
Die Anträge, die dafür haufenweise drin sind, laufen alle auf die Ablenkung
der Arbeiterklasse von den richtigen Zielen, also auf die Fertigung und
Erweiterung der Pöstchen, auf Mitbestimmungsdudelei hinaus.
Im folgenden die Kritik einiger dafür charakteristischer Anträge:
Antrag Nr.4
Für Großbetriebe sollen sogenannte Öffnungsklauseln eingeführt werden, d.h.
in Großbetrieben sind die Gewinne größer als in kleinen Klitschen. Da müßten
die Arbeiter auch mehr verdienen.
Kollegen, das ist doch nichts anderes als eine weitere Aufspaltung der
Arbeiterklasse. Oder sind etwa die Preise für Kollegen aus kleineren
Betrieben niedriger als für die aus Großbetrieben?
Dahinter steckt nichts als das verräterische Argument der Gewerkschaftsbosse,
man müsse die Löhne nach den Gewinnen aushandeln. Eine Arbeitergewerkschaft
verlangt nicht Löhne nach den sowieso frisierten Bilanzgewinnen der Bosse,
sondern alles, was rauszuholen ist. Die Opelbetriebsräte wollen durch solche
Anträge wohl auch ihre Stellung (sie sind ja Großbetrieb) innerhalb des
Gewerkschaftsapparates ausbauen.
Antrag Nr.26:
'Einführung eines gesetzlichen Beteiligungslohns zur Beteiligung am
Produktivkapital.'
Kollegen, das ist der Gipfel des Eisbergs! Mit solchen Parolen und
Forderungen sollen wir für immer und ewig an das Ausbeutersystem gekettet
werden. Durch solche Forderungen (so steht es in der Begründung der
Betriebsräte Bauschbach, Dörr, Herbrand und Weyerhäuser) soll die
'Kapitalkonzentration und die damit verbundene Gefahr der politischen
Einflußnahme auf den demokratischen Rechtsstaat' verhindert werden.
Hier wird die 'alle in einem Boot' Ideologie zur Grundlage gewerkschaftlicher
Forderungen gemacht.
Wir brauchen keine Beteiligung am Produktivkapital! Wir sind Arbeiter und
keine Kapitalisten. Ein Zwischending gibt es nicht. Wir können und wollen uns
nicht selbst ausbeuten!! Wir werden uns nicht beteiligen an der ungeheuren
Schuld die eine Politik ausgerichtet nach Profitinteresse mit sich bringt.
Wir werden nicht mitverantwortlich sein an der Ausplünderung ganzer Erdteile
zum Wohle des deutschen Produktivkapitals.
Was wir brauchen ist nicht Beteiligung und Kumpanei mit gesetzlich
legalisiertem Großverbrechen und Kriegstreiberei sondern ein anständiges und
materiell gesichertes Leben, in dem jeder nach seinen Interessen und
Fähigkeiten arbeiten und lernen kann.
Kollegen,
das ist der ganze traurige Charakter der Mitbestimmungschose.
Die Kollegen sollen glauben, daß man mit der Mitbestimmung den Kapitalisten
Geld abknöpfen kann, daß die Arbeiter dadurch Einfluß auf den Staat und die
Gesellschaft gewinnen können. Das ist eine Täuschung!
Die Gewerkschaftsbonzen wollen uns Arbeiter dazu benutzen für sie die fetten
Mitbestimmungsposten zu erkämpfen. Die einzigen, die was davon haben, sind
die Bonzen selbst. Und in Zukunft, wenn die Krise kommt, wenn immer mehr
gerüstet wird zur Vorbereitung eines neuen Weltkriegs, dann werden diese
Herren ganz im Sinne des Kapitals in die Welt posaunen: 'Arbeiter, ihr müßt
die Gürtel enger schnallen, Arbeiter, ihr müßt eure Söhne in den Krieg
schicken, denn Arbeiter, du bist ja selbst beteiligt am Produktivkapital und
bestimmst obendrein noch mit!'
Kolleginnen und Kollegen,
Einige Anträge an die Gesamtbetriebsratskonferenz sind richtig. Diese Anträge
verdienen unsere Unterstützung. Wir werden nach der Sitzung in Berlin
bekanntgeben, ob sie durchgekommen sind und wer dagegen oder dafür gestimmt
hat.
Die Anträge Nr.5, 32, 36 zielen auf lineare Lohnerhöhungen ab. Ebenso gibt es
Anträge zum Wegfall von Leichtlohngruppen und gegen Bezahlung nach Alter im
Zeitlohn. Diese Anträge zielen auf das richtige Prinzip 'Gleicher Lohn für
gleiche Arbeit' ab. Weitere Anträge setzen sich für stündliche
5-Minuten-Pausen am Band (ohne Veränderung der Bandgeschwindigkeit) und für
Bezahlung der Parkplatzversicherung ein. Das müssen wir besonders
unterstützen. Die Kapitalisten geben schließlich auch keinen einjährigen
Frieden mit den Preisen.
Kolleginnen und Kollegen, klassenbewußte Vertrauensleute und Betriebsräte!
Viele werden jetzt fragen, wie können wir denn die richtigen Anträge
unterstützen? Es gibt ja für ein einfaches Gewerkschaftsmitglied praktisch
kein gewerkschaftliches Leben.
VERTRAUEN AUF DIE EIGENE KRAFT
DEN EHRLICHEN GEWERKSCHAFTERN DEN RÜCKEN STÄRKEN!
Eins vorneweg: Wir dürfen uns keine Illusionen darüber machen, in diesem
bürokratischen Gewerkschaftsapparat wirklich was vernünftiges für die
Arbeiterklasse ereichen zu können. Da ist nichts zu machen. Wer das versucht,
wird von oben isoliert, und wenn er weitermacht aus dem Apparat
rausgeschmissen. Das kennen wir von früher, z.B. nach dem KPD-Verbot, als die
Kommunisten nach und nach gesäubert wurden.
Deshalb müssen wir wie 1969/70 hauptsächlich auf die eigene Kraft vertrauen.
Und wir müssen jeden Meter Boden, der uns überlassen wird, ausnutzen.
Es gibt noch gute Vertrauensleute und auch Betriebsräte. Das sind Kollegen,
die sich täglich ehrlich bemühen und sich manchmal den Herzbändel abrennen
wenn es um unsere Interessen geht. Diesen ehrlichen Gewerkschaftern müssen wir
den Rücken stärken. Wir müssen mit ihnen unsere Forderungen diskutieren und
sie kontrollieren.
Wir müssen verlangen, daß sie uns über alles sofort informieren, was auf
gewerkschaftlichen Versammlungen besprochen wird. Das Wichtigste, was wir
ihnen immer wieder sagen müssen, ist: Bleib auf der Seite der Arbeiterklasse!
Wer sich zwischen Arbeiter und Kapital stellen will, steht in Wirklichkeit
auf der anderen Seite. Leute, die eine  Kompromiß-Politik betreiben, können
wir nicht gebrauchen. Kompromisse dienen dem Kapital.
KLASSENBEWUSSTE BETRIEBSRÄTE,
ZEIGT UNS IN BERLIN, AUF WESSEN SEITE IHR STEHT !!"
Veröffentlicht wird auch noch "ohne Kommentar" folgender:"
Antrag Nr.21
BETR. STEUERREFORM
Aus dem Inhalt:
Die 3.Betriebsrätevollkonferenz der Betriebsräte ist sich allerdings darüber
im Klaren, daß die Entlastungen für die Millionen von Arbeitnehmern sich nur
in engen Grenzen halten können. Angesichts des grotesken Mißverhältnisses
zwischen 'privatem Reichtum' und 'öffentlicher Armut' muß die öffentliche
Hand mit mehr Einnahmen ausgestattet werden. Der Bau von Krankenhäusern
...hat absoluten Vorrang. ...Die Entlastung kleiner Einkommen muß aber
deswegen begrenzt werden, weil jede entlastende Maßnahme erhebliche
Steuerausfälle hervorruft, die das Programm der inneren Reform gefährden
würde.'"
Aus Bochum fragte die Rote Opelbetriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK:"
AUGUST - GESAMTBETRIEBSRAT IN BERLIN
Sonderbar, ausgerechnet dort, wo nur ca. 750 Kollegen arbeiten! Ausgerechnet
dort, wo es keine (noch!) Betriebsgruppe gibt! Haben die Herren Bonzen etwa
Angst davor, ihre Sitzung dort abzuhalten, wo im letzten September tausende
von Opel-Arbeitern auf der Wiese standen? Haben die 'Arbeitervertreter'
Angst, daß dann eher etwas durchsickert, was nicht für Arbeiterohren bestimmt
ist?"
Die Bochumer RBG berichtet (vgl. 16.9.1971) über die SPD-BG Arso und den BR-
Vorsitzenden Perschke:"
In Berlin haben sie toll verhandelt, der Berg ist gekreist, geboren hat er
eine Maus. Von den in der letzten BV aufgestellten Forderungen wurde kaum ein
Antrag wirklich behandelt. Zum 13.Monatslohn forderte z.B. die V-Leute-
Körperleitung Rüsselsheim, 'sich für die Zahlung eines 13.Monatseinkommens
ohne Begrenzung' einzusetzen. Anmerkung der Antragskommission des GBR:
'Annahme empfohlen, aber 'ohne Begrenzung als Weihnachtsgratifikation'
streichen'. In dieser Art gehts dann weiter, was die Anträge betrifft. Und
fragt Perschke auf der BV, was er hinsichtlich des tariflichen Urlaubs
(Weihnachten, Sylvester) durch'gesetzt' hat, ihr werdet staunen!!"
Bei Perschkes Bericht (vgl. 16.9.1971), meint die RBG, "kam nichts Neues
heraus. Dafür unterschlug er die 27 Anträge, die von V-Leuten aus eigener
Initiative für Berlin bei ihm eingereicht worden waren. Er hätte dann nämlich
begründen müssen, warum in Berlin darüber (offiziell!!) kein Sterbenswörtchen
erwähnt wurde."
=Zündkerze Perschke auf der Betriebsversammlung, Extranummer Kampf der
Bonzendiktatur! und Nr.11,Bochum o.J. (1971),S.9, S.2 bzw. S.3;
Zündkerze Extrablatt,Rüsselsheim 18.8.1971,S.1ff
23.08.1971: 
Die Nr.10 der 'Zündkerze' der Roten Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der
KPD/ML-ZK (vgl. 5.7.1971, 27.8.1971) erscheint vermutlich in dieser Woche mit
sechs Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stephan Bock, Bochum u.a. mit
Auszügen aus der Rede des USA-Präsidenten (vgl. 15.8.1971) und dem selbst
formulierten Leitartikel dazu.
=Zündkerze Nr.10,Bochum o.J. (1971)
Bochum_Opel231

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24.08.1971: 
In Berlin erscheint die Nr.16 des 'Schwartzkopff Hammer' (vgl. 11.8.1971,
8.9.1971) der Betriebsgruppe Schwartzkopff der KPD/ML-ZB.
Eingegangen wird u.a. auf Opel Bochum.
=Der Schwartzkopff Hammer Nr.16,Berlin 24.8.1971
24.08.1971: 
An diesem Tage erscheint in Berlin ein auf August datiertes zweiseitiges
Extrablatt des 'Roten Gartenfelders' (vgl. 17.8.1971, 25.8.1971) der
Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB. Berichtet wird u.a. von Opel Bochum.
=Der Rote Gartenfelder Extrablatt,Berlin Aug. 1971
25.08.1971: 
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.64 (vgl. 21.8.1971, 28.8.1971) heraus.
Berichtet wird u.a. von Opel Bochum durch die Jugendbetriebsgruppe des KJVD.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.64,Bochum 25.8.1971
27.08.1971: 
Ein Extra der 'Zündkerze' der Roten Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der
KPD/ML-ZK (vgl. 23.8.1971, 30.8.1971) erscheint frühestens heute mit zwei
Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stephan Bock, Bochum u.a. mit der
Forderung von 15% zur Metalltarifrunde.
Q: Zündkerze Extra,Bochum o.J. (1971)
Bochum_Opel237

Bochum_Opel238


28.08.1971: 
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.65 (vgl. 25.8.1971, 1.9.1971) heraus.
U.a. heißt es zur MetallTarifrunde 1970:"
Vor allem in den
kampfschwächeren Branchen (Elektro- und Autoindustrie) wurden Streiks zum
Teil von den Gewerkschaftsführern und auf den unteren Ebenen direkt angeführt
(besonders in Klein- und Mittelbetrieben) oder nach dem spontanen Ausbruch
der Kämpfe unterstützt und so unter Kontrolle gebracht. Bei Opel-Bochum wurde
der Streik von Teilen der sozialdemokratischen V-Leute in einem Werk
angeführt. Der Streik entwickelte sich schnell und explosiv und griff auf das
andere Werk über. Am nächsten Tag setzten die Opel-Arbeiter ihren Streik
fort. Sie marschieren zum 'Humboldt-Eck', wo der Opel-Gesamtbetriebsrat tagt.
Dort erfahren sie, daß die Rüsselsheimer Betriebsräte schon abgereist sind,
weil auch dort gestreikt wird. Betriebsrat Perschke spricht zu den Kollegen
und versucht sie zu beschwichtigen. Die Opel-Arbeiter, die recht
kampfunerfahren sind, lassen sich besänftigen und kehren an die Arbeit
zurück. An beiden Streiktagen aber waren Mitglieder des Hauptvorstandes
(Loderer und Strothmann) in Bochum, um die Streikentwicklung zu beobachten
und die Kontrolle über die kampfbereiten Opel-Arbeiter nicht zu verlieren.
Diese Methode konnte in den kampfstärksten Betrieben nicht angewandt werden,
um die Unruhe abzufangen. Hier versuchten die Bonzen, die Streiks von
vornherein zu verhindern. So fanden in den Kampfzentren der Septemberstreiks
69 während der Tarifrunde 70 fast gar keine Streiks statt. ...
Nach dem Abschluß setzte die von Brenner geleitete
Aufklärung in den Betrieben ein, die zwar dazu führte, daß das Ergebnis
angenommen wurde, die aber auch den Einfluß der Sozialdemokratie entscheidend
schwächte. Das zeigt das Abstimmungsergebnis sehr deutlich: 51,19% lehnten
das Ergebnis ab, und sprachen sich damit für Streik gegen den
Schlichtungsverrat aus. Nur 33,48% stimmten dem Abschluß zu, der Rest der
Kollegen ging gar nicht zur Abstimmung hin. In den gleichen Betrieben wie bei
Ford und Opel wurde der Schlichtungsverrat mit 70 bis 80% Gegenstimmen
abgelehnt."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.65,Bochum 28.8.1971
30.08.1971: 
Ein Extra der 'Zündkerze' der Roten Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der
KPD/ML-ZK (vgl. 27.8.1971, Sept. 1971) erscheint vermutlich in dieser Woche
mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stephan Bock, Bochum unter dem
Titel "Verraten und verkauft" zur Forderung von 9% in der Metalltarifrunde
(MTR) und mit einem Bericht von der Gesamtbetriebsratskonferenz.
Q: Zündkerze Extra Verraten und verkauft!,Bochum o.J. (1971)
Bochum_Opel229

Bochum_Opel230


30.08.1971: 
Es erscheint die Nr.17 der 'Roten Fahne' (vgl. 16.8.1971, 13.9.1971) der
KPD/ML-ZB.
Laut eigener Aussage habe die konkurrierende KPD/ML-ZK starke Betriebsgruppen
in Hessen bei Opel in Rüsselsheim und in NRW bei Opel Bochum, Hoesch Dortmund
und Mannesmann Duisburg.
=Rote Fahne Nr.17,Bochum 30.8.1971
September 1971: 
Vermutlich im September erscheint ein Jugendteil Extra der 'Zündkerze' der
Roten Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 30.8.1971,
16.9.1971) zu den Jugendversammlungen.
Q: Zündkerze Jugendteil Extra Zur Jugendversammlung,Bochum o.J. (1971)
September 1971: 
In der Nr.9 seines 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ) (vgl. 14.8.1971,
Okt. 1971) berichtet der KJVD der KPD/ML-ZB u.a. von Opel Bochum.
=Die Presse - Extrablatt des KJVD Trotz Jugendversammlung: Vertrauen auf die
eigene Kraft,Bochum o.J. (Sept. 1971),S.2;
Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.9,Bochum Sept. 1971
September 1971: 
Die Sozialistischen Arbeitergruppen (SAG) Frankfurt geben die Nr.3 ihres
'Klassenkampf' (vgl. 15.6.1971, 11.10.1971) heraus. Berichtet wird u.a.
von Opel Bochum.
=Klassenkampf Nr.3,Frankfurt Sept. 1971
September 1971: 
Vermutlich im September gibt die JBG Opel Bochum des KJVD der KPD/ML-ZB ein
Extrablatt der 'Presse' (vgl. **.*.1971, **.**.1971) mit zwei Seiten DIN A 4
unter Verantwortung von Norbert Oßwald, Bochum, heraus:"
TROTZ JUGENDVERSAMMLUNG: VERTRAUEN AUF DIE EIGENE KRAFT!
DIE JUGENDVERSAMMLUNG - EIN ERFOLG FÜR UNS?
Heute ist in Werk 2 und übermorgen in Werk 1 die Jugendversammlung, die schon
seit vier Wochen überfällig ist. Bisher hat uns Schneller erfolgreich ruhig
gehalten, hat er uns davon abgehalten, Forderungen aufzustellen und über die
MetallTarifrunde (MTR,d.Vf.) zu diskutieren. Jetzt die Forderungen für die
Lehrlinge von der großen Tarifkommission schon festgelegt (vgl. S1.*.1971,d.
Vf.): Eine 'ANGEMESSENE' ERHÖHUNG UND EIN STUFENWEISES 13.MONATSGEHALT FÜR
LEHRLINGE. Wie eine 'angemessene' Erhöhung aussieht, das haben wir letztes
Jahr in der MetallTarifrunde gesehen, wo wir mit ein paar Mark abgespeist
wurden.
SCHNELLER, DER HELEFERSHELFER DER SPD-REGIERUNG
Daß diese Forderungen ausgehandelt wurden, weiß Schneller schon lange. Er hat
ja in Berlin mit Loderer vom IGM-Bundesvorstand und Wirtz von der IGM Bochum
zusammengehockt (vgl. S1.*.1971,d.Vf.) und war beim Empfang im Schöneberger
Rathaus der SPD dabei. Wenn Schneller uns in den letzten Monten ruhig
gehalten hat, dann heißt das: ER WOLLTE VERHINDERN, DASS WIR UNS FÜR EIGENE
FORDERUNGEN EINSETZEN und wollte uns so dem Lohndiktat der SPD-Regierung
ausliefern.
Warum ruft er dann aber jetzt eine Jugendversammlung ein?
MIT FAULEN TRICKS SOLLEN WIR VOM EIGENEN KAMPF ABGEHALTEN WERDEN.
Schneller geht es als treuem Diener der SPD-Regierung darum, uns zu spalten
und zu verwirren: von der Durchsetzung der Lohnleitlinien wird er erst gar
nicht reden, dafür aber die stufenweise Einführung des 13. Monatsgehaltes für
Lehrlinge hochleben lassen. SO WILL ER UNS VOM KAMPF ABLENKEN. Er wird uns
erzählen, daß es uns bei Opel ja viel besser geht als in anderen Betrieben
und daß wir auch ohne Kampf viele Extras kriegen. Da bringt er dann
vielleicht die Forderung nach einer Turnhalle und nach Arbeitsanzügen für das
1. und 2. Lehrjahr.
SO WILL ER UNS AUS DER KAMPFFRONT ALLER METALLBETRIEBE HERAUSBRECHEN. Er wird
uns wahrscheinlich auch erzählen, daß wir ganz andere Interessen wie die
älteren Kollegen haben und deshalb nicht zusammen mit ihnen marschieren
brauchen. DAS UNSER KAMPF NUR ZUSAMMEN MIT DEN ÄLTEREN KOLLEGEN ERFOLG HABEN
KANN - DAVOR WILL ER UNS NÄMLICH DIE AUGEN VERSCHLIESSEN. Er will auch
ausnützen, daß er bei vielen Lehrlingen noch Vertrauen hat und uns vormachen
wollen, daß es ganz ohne uns geht, daß wir uns nur auf die
Gewerkschaftsführung und ihn verlassen brauchen.
DIE ARBEITER SOLLEN RUHIG GEHALTEN WERDEN.
Jetzt sehen wir: Auf der Jugendversammlung setzt Schneller nur seine
bisherige Politik fort. Auch hier will er die Durchsetzung des Lohndiktats
der SPD-Regierung vorbereiten, uns vom Kampf dagegen abhalten. Denn seit der
Dollarkrise geht es der SPD-Regierung nämlich mehr denn je darum, die
Arbeiter ruhig zu halten. Auch Schneller tut sein Teil dazu, indem er das
neue Betriebsverfassungsgesetz schon jetzt durchdrückt und die
Jugendversammlungen einschränkt, und stattdessen Gruppenversammlungen
durchführt. Diese Regelung ist im BVG-Entwurf vorgesehen - genauso soll es
auch statt Betriebsversammlungen nur noch Abteilungsversammlungen geben.
GEGEN DAS LOHNDIKTAT - DIE GESCHLOSSENE KAMPFFRONT DER ARBEITER, JUNGARBEITER
UND LEHRLINGE!
Ruhe an der Heimatfront braucht die SPD-Regierung, um die Vormachtstellung in
Europa zu festigen und um sich auf die Eroberung des Ostens vorzubereiten.
Das tut sie durch Kriegsvorbereitung: Z.B. durch die verstärkte
Bundeswehrwerbung wie bei uns auf der Jugendversammlung und letzte Woche bei
uns in der Berufsschule (vgl. S2.*.1971,d.Vf.). Auch das Geld für die Rüstung
bezahlen wir, deshalb soll es weniger Lohn geben. In diesem Rahmen müssen wir
nämlich Schnellers Politik sehen. Ohne ihre Freunde im Betrieb, wie
Schneller, Ziegler und Perschke, könnte die SPD-Regierung nicht die Politik
für die Kapitalisten machen, die sie jetzt durchsetzt. Gerade gegen diese
Politik müssen wir uns wehren. Das können wir aber nicht mit Schneller,
sondern nur ohne und gegen Schneller!
Deshalb heißt auch unsere Parole vom Kommunistischen Jugendverband (KJVD):
VERTRAUEN AUF DIE EIGENE KRAFT!
An all dem können wir aber noch lernen: Bisher haben wir uns immer von Leuten
wie Schneller verwirren lassen.
Jetzt muß unser Kampf endlich eine klare Richtung bekommen. Wir dürfen uns
nicht nur gegen einige besonders krasse Erscheinungen der Ausbeutung und
Unterdrückung und des Verrats wehren, wir müssen dieses ganze System der
Ausbeutung abschaffen.
Die KPD/ML und der KJVD haben die richtige Losung ausgegeben.
GEGEN DEN KAPITALISMUS - FÜR DEN ARBEITER- UND BAUERNSTATT!
JUNGARBEITER UND LEHRLINGE!
UNTERSTÜTZT DIESE POLITIK!
ORGANISIERT EUCH IM KJVD!"
Zum eigenen 'Kampf der Arbeiterjugend' Nr.9 (vgl. Sept. 1971) heißt es:"
Im neuen KDAJ, der heute vor Opel verkauft wird, wird in dem Artikel 'SPD-
Regierung will NS-Gesetz im Betrieb durchführen' auf die Abschaffung der
Jugendversammlung eingegangen.
Jungarbeiter und Lehrlinge, lest den 'Kampf der Arbeiterjugend'!"
=Die Presse - Extrablatt des KJVD Trotz Jugendversammlung: Vertrauen auf die
eigene Kraft,Bochum o.J. (Sept. 1971)
03.09.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet
vermutlich von heute:"
BANDKOLLER!!!
Am letzten Freitag ereignete sich vor Opel ein Zwischenfall, der sofort die
tollsten Gerüchte auslöste. Nach einer Autokarambolage habe ein Neger einen
Weißen erstochen.
Ohne jetzt auf die Gerüchte und die Einzelheiten des Vorfalls einzugehen,
wollen wir an dieser Stelle versuchen, herauszufinden, was die Hintergründe
solcher Ereignisse sind.
Unter den Kollegen tauchen viele falsche Meinungen auf. Die hervorstechendste
ist, daß sich wieder einmal der angestaute Haß und Ärger gegen die Falschen
richtet, z.B. gegen alles, was nicht 'deutsch' ist. D.h.: die Ausländer seien
faul, nehmen uns die Arbeitsplätze weg, drücken die Löhne und seien dazu noch
gemeingefährlich. Erst kürzlich gab es wieder eine Schlägerei, weil ein
deutscher Kollege einen spanischen als 'Ausländerschwein' bezeichnet hatte.
Wir sind der Auffassung, daß solche Anschauungen nicht den Interessen der
Arbeiterklasse dienen, sondern denen, die durch ihre Ausbeutermethoden den
Druck auf jeden einzelnen Kollegen täglich verstärken und daher für solche
Selbstzerfleischung innerhalb der Arbeiterschaft verantwortlich sind.
Ob es ein ausländischer oder ein deutscher Kollege ist, gleich welcher
Hautfarbe, wir alle haben die gleichen Interessen, weil wir alle in gleichem
Maße der Ausbeutung und unmenschlichen Arbeitshetze bei Opel ausgesetzt sind.
Unter Kollegen spricht man allgemein vom Bandkoller, der die Folge der
Antreiberei und der unerträglichen Arbeitsbedingungen bei Opel ist. Der Zorn,
der sich unter diesen Verhältnissen anspeichert, bricht ganz verschieden
seine Bahn. Dieser obige Fall ist sicher nur die Spitze vom Eisberg. Nicht
immer kommt es dazu, daß sich die Kollegen gegenseitig ans Leder gehen.
Manchmal fängt einer einfach an zu schreien, schlägt die Türen zu oder läßt
sich sonstwie an irgendwelchen Gegenständen aus. Ja es ist schon vorgekommen,
daß sich Kollegen gegenseitig in die Bierdose pinkeln! Solange wir unter der
kapitalistischen Knute zu leiden haben, wird Haß und Leidenschaft entstehen.
Das ist eine ganz 'natürliche' Folge. Auf keinen Fall darf dieser Haß sich
aber gegen einen Klassenbruder wenden, vor allem dann nicht, wenn es sich um
Widersprüche unter Kollegen handelt. Der Haß und die Leidenschaft muß
diejenigen treffen, die den Nährboden schaffen für solche Dinge, nämlich die
herrschende Klasse und all ihre kleinen Kettenhunde!
Das soll beileibe kein Aufruf dazu sein, Cunningham oder Perschke mit dem
Messer zu Leibe zu rücken. Es kommt darauf an, sich organisiert gegen dieses
unmenschliche System zu wenden, sich der gemeinsamen Interessen voll bewußt
zu werden, genau zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Unsere einzige,
mächtige Waffe ist UNSERE Partei, auch wenn sie noch so klein ist. Ohne
Organisation sind wir machtlos, den Herrschenden auf Gedeih und Verderb
ausgeliefert. Zerfleischen wir uns selbst. Der Haß, den wir jeden Tag am
Arbeitsplatz spüren, ist eine immense Quelle in diesem Kampf gegen Ausbeutung
und Unterdrückung. Es ist der Haß unserer Klasse gegen die herrschende.
Wendet er sich gegen unsereinen, dann dient er eindeutig dem Gegner. Dient er
Cunningham und Perschke! Keiner von uns darf das wollen, geschweige denn
zulassen. Wir und unsere ausländischen Kollegen - wir sind eine Klasse.
Unsere Interessen sind gemeinsame Interessen!"
=Zündkerze Extranummer Kampf der Bonzendiktatur!,Bochum o.J. (1971),S.5f
04.09.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK veröffentlicht
folgenden Leserbrief ihrer 'Zündkerze' (vgl. 16.9.1971) über die SPD-BG:"
Am ersten September-Wochenende des Jahres 1971 fielen in der A. Opel AG zwei
Ereignisse zusammen, die von ihrem Ursprung her scheinbar wenig miteinander
zu tun haben, im Nachhinein aber sich doch zu einer Einheit fügen: das
zehnjährige Bestehen der arbeiterfeindlichen SPD-Betriebsgruppe und der
zehnmillionste Ablauf eines Fahrzeuges im kapitalistischen Opelwerk. Zum
zehnjährigen Bestehen der SPD-Betriebsgruppe gab die 'Arso' eine Fest- und
Hetzschrift heraus. Nicht in den Farben des von ihr geförderten und
unterstützten Kapital-Unternehmens Opel, sondern im leuchtenden braunrot. In
dieser Schrift ließ die 'Arso' alle zu Wort kommen, die sich bislang im
Verrat der Arbeiterklasse bewährt haben. (Einige Kollegen haben bereits eine
neue Bezeichnung für 'Arso': Arbeitsgemeinschaft radfahrender
sozialdemokratischer Opelaner!):
1. Ministerpräsident Heinz Kühn
2. Landesminister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, 1. Vorsitzender des
SPD-Bezirks Westliches Westfalen und Schlichtungsverräter im Metallstreit
(MTR,d.Vf.) des Jahres 1970, Werner Figgen, der mit dem Schlußwort seines
Grußbeitrages ein Gelsenkirchener Markenbier propagierte. Anders ist sein
Schlußwort 'Glückauf' in einer alten Bergmannsstadt (IGBE-Bereich,d.Vf.) wie
Bochum nicht zu verstehen, wo in Kürze der letzte aktive Bergmann einfahren
wird. Oder scheute Figgen, wahrheitsgemäß zu sagen: 'Glückab'?
3. Mitglied des Bundesschwatztages und 'Notstandsbefürworter' (NSG,d.Vf.),
Karl Liedtke.
4. Fritz Wirtz, MdL und 1.Bevollmächtigter der IGM für die BRD,
Verwaltungsstelle Bochum/Wattenscheid, der pflichtbewußt das hohe Lied der
vorbildlichen Sozialdemokraten zum besten gab.
5. Horst Schulz, 1.Vors. der 'Arso' und Mitglied des Betriebsrates, der
sagte, daß 'Politik für die Arbeitnehmer seit über 100 Jahren in Deutschland
nur von der SPD betrieben worden ist' und weiter: 'Als Arbeitnehmer innerhalb
der SPD werden wir unseren Einfluß ständig ausbauen'. Wir fragen: bei den
Notstandsgesetzen, bei den Steuererhöhungen oder beim geplanten
Betriebsversklavungsgesetz (BVG,d.Vf.)?
6. Horst Schmidt, Angestellter und einer der beiden 2.Vors. der 'Arso'.
Urban, Perschke, Gantenberg, Sonak, Sauer, Hereth, alle kamen zu Wort.
'Demokratie braucht eben kluge Köpfe' - die bürgerliche allerdings!
An dem Opel-Erfolgskuchen, vom Arbeiter gebacken, fraßen alle mit:
1. James M. Roche, Vors. des Direktoriums der General Motors Corporation,
2. A. A. Cunningham, Opel-Generaldirektor,
3. der schwarz-braune Ministerpräsident Helmut Kohl ((CDU,d.Vf.) Rheinland-
Pfalz) und Heinz Kühn (NRW), der sich allerdings 'vertreten' ließ.
All das ist wahrlich eine visionäre weitere Zukunft - Planen für das Jahr 2
000! Bonzenköppe, Ministerbäuche, wie lange sollen die sich auf unsere Kosten
noch mästen. Planen auch wir - doch etwas kürzer bitte, Kollegen!"
=Zündkerze Extranummer Kampf der Bonzendiktatur!,Bochum o.J. (1971),S.4f
06.09.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet
vermutlich aus dieser Woche über ihre Gespräche mit der Opel-Betriebsgruppe
der KPD/ML-ZB zur MTR und die:"
GEMEINSAME ERKLÄRUNG DER ZÜNDKERZE UND DER PRESSE
Die Opel-Betriebsgruppen Zündkerze und Die Presse trafen sich in den
vergangenen Wochen mehrmals, um die Frage eines Aktionsbündnisses in der
ansehenden MetallTarifrunde zu diskutieren. - Dabei wurden einige ernste
Differenzen erörtert, die die allgemeine politische Lage betreffen. - Trotz
dieser Differenzen sind die Gespräche, die in einer freundschaftlichen und
solidarischen Atmosphäre verliefen, dennoch nicht ohne Erfolg geblieben.
Beide Gruppen sind sich bewußt, daß die Einheit der Arbeiterklasse und aller
wahren Revolutionäre nicht leeres Gerede sein darf. Im Interesse dieser
Einheit kamen sie überein, zu bestimmten konkreten Anlässen sich zu beraten
und abzusprechen. Darüberhinaus werden die Diskussionen um die verschiedenen
Standpunkte in der Frage: 'Sturz des Imperialismus und Errichtung der
politischen Macht der Arbeiterklasse' weitergeführt mit dem Ziel, die
Zerrissenheit der revolutionären Arbeiterbewegung auch hier bei Opel zu
überwinden.
Rot Front! Zündkerze, Presse."
=Zündkerze Extranummer Kampf der Bonzendiktatur!,Bochum o.J. (1971),S.5
13.09.1971: 
Bei Opel Bochum (IGM-Bereich - vgl. 25.10.1971) berichtet die Projektgruppe
Internationalismus (PGI) Bochum (vgl. 2.10.1971):"
DER BAUARBEITERSTREIK
Am 13.September begann auf den Madrider Baustellen ein Massenstreik, der
schließlich 70 000 Arbeiter erfaßte. Francos Polizei geriet in Panik.
Während Brandt und Scheel (SPD bzw. FDP,d.Vf.) von
'Liberalisierungstendenzen' in Spanien schwätzen, erschossen die Franco-
Bullen den Bauarbeiter Pedro Patino und zwar so: Pedro Patino und weitere
Kollegen hatten Flugblätter verteilt. Die Polizei zwang sie mit
Maschinengewehren im Nacken, alle Flugblätter, die am Boden lagen, einzeln
aufzuheben. Pedro Patino wollte gegen diese Demütigung protestieren.
Kaltblütig knallten ihn die faschistischen Verbrecher ab: aus einem halben
Meter Abstand in den Rücken! Das gesamte Volk von Madrid erhob sich wie ein
Mann gegen dieses Verbrechen. Eine Welle von Streiks und Demonstrationen war
seine Antwort. Das war wieder das Madrid, das im Bürgerkrieg drei Jahre
heldenhaft den überlegen ausgerüsteten Franco-Banden trotzte! Und das war nur
der Anfang!!"
=PGI:Der Tag der Abrechnung naht!,Bochum o.J. (Okt. 1971),S.1
16.09.1971: 
Bei Opel Bochum erscheint vermutlich in dieser Woche am Tage der
Betriebsversammlung (vgl. 16.9.1971) eine Extranummer der 'Zündkerze' (vgl.
Sept. 1971, 4.10.1971) der Roten Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK mit 6
Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stefan Bock, Bochum, mit einem
Leitartikel zur Betriebsversammlung am selben Tage.
Im nächsten Artikel heißt es:"
SEID UMSCHLUNGEN...
Opel-Belegschaftsversammlung: Die Lohnerhöhungen müßten 30% betragen.
Cunningham: Die Lohnerhöhungen von 7,8% in der Chemie (CTR der CPK,d.Vf.) sind
maßlos.
Zu den Worten von Mr. Cunningham bringen wir den Anfang eines Kommentars zur
Opel-Bilanz 1970:
In der Autoindustrie gilt wieder Bangemachen. Diesmal prescht Opel mit der
Ankündigung von Preiserhöhungen vor. Die Lohnrunde in der Metallindustrie
steht vor der Tür, und frühzeitig gedroht hat dabei noch selten gereut. Zumal
alles darauf hindeutet, daß es ein unsanftes Ringen werden wird.
Erwirtschafteter Gewinn 1970 für GM: 244 Millionen DM von der Tochter Opel in
Deutschland - sagt Deutschlands Opel-Chef Cunningham wenigstens. Dabei helfen
diesem edlen Rittersmann seine Landsknechte wie Hahne, Lorenz und Perschke.
Das sind sage und schreibe fast ein Drittel des Aktienkapitals, das 1970 aus
den Belegschaften in Bochum, Rüsselsheim und Kaiserslautern im wahrsten Sinne
des Wortes gepreßt wurde. GM hat also gute Pressen und gute Pressenführer in
Deutschland.
Der Wahn ist kurz - die Reue kommt spät.
1969 wurden 419 Mio. DM nach den USA - teilweise für Vietnam - entführt. GM in
Amerika und Opel in Deutschland mußten sich schwere Vorwürfe einstecken. Heuer
seien es nur 244 Mio. DM, sagt Mr. Cunningham, nur 122 Mio. DM würden zur
Muttergesellschaft in Detroit exportiert - laut 'Handelsbilanz'. Laut
'Steuerbilanz' hätte der Jahresüberschuß 315 Mio. DM betragen, sagt auch nser
Mr. Cunningham.
Wir werden nachweisen, daß er mindestens 400 Mio. DM verschwiegen hat. Bleiben
wir zunächst beim 'Offenbarungseid' von nur 244 Mio. DM für 1970. 244 Mio. DM
zunächst also in einer Zeit, wo Mister Cunningham gesagt hat: 7,8% sind
maßlos.
Wahrlich ein guter Rittersmann - leider in einer kampflosen Zeit, denn unsere
Bundesregierung hat 'Konsolidierungspause' und in der Konzertierten Aktion
spricht man nicht 6,1%, was man denkt. Denn in NRW 6,1% Preiserhöhungen
scheinen selbst einigen 'Fortschrittlichen' zu hoch, und selbst im
'Straußenland' (Bayern,d.Vf.) ist es nicht anders.
BELEGSCHAFT WIRD VERHÖKERT WIE DIE FIRMA VERHÖKERT WURDE
244 Millionen, 419 Millionen, 315 Millionen? Die Belegschaft wird also
verarscht. Wir aber lassen uns nicht mehr verarschen. Bei jedem Opel-DM-Export
nach drüben wird man an Fritz von Opel erinnert, den GM 1929 mit 120 Millionen
Reichsmark übers Ohr haute. Lange zwar brauchte GM, doch was lange währt, wird
gut. 1970 hatte dieses Opel-Unternehmen eine BILANZSUMME von 2,9 MRD. DM
Wer hat das geschaffen? Wir!
1929 waren es nur wenige Tausend. 1967 waren es rund 50 Tausend. 1970 waren es
bereits rund 58 Tausend. Wir schufteten Tag für tag, nachts, an freien
Wochenenden, oft sogar Sonntags, in Regen und Schnee, ob es kalt die Nacht,
der Tag glühend heiß. Wir schufteten und lachten drüber wie die Kapitalisten.
Wir lachten, weil wir so blöd gewesen waren. Sie aber lachten, weil wir ihnen
MEHR Wert erbrachten als sie uns und unseren Familien zubilligten. Das was
Lenin einst sagte, wird am Beispiel Opel wieder lebendig. Wir wissen mitunter
nicht einmal, wo die schönsten Ferienorte liegen und wie dieselben aussehen.
Mason, Cunningham und Peikler, die Abgesandten von drüben, wissen es. Und ihre
Manager? Wissen sie, wie 'schön' unsere Städte Bochum, Kaiserslautern und
Rüsselsheim sind, von den Agenturen Berlin und Düsseldorf ganz zu schweigen?
15% mehr Lohn
Über diese berechtigte Forderung gibt es keinen Zweifel, ebensowenig wie über
die Nebenforderungen wie
13.Monatsgehalt - Monatslohn
Kapital ist genug da - von uns selbst erarbeitet
Traumnote 6 wird angesteuert: 1 Milliarde Gewinn
Betrug der Umsatz 1968 noch 3,827 Mrd. DM, so waren 1969 ca. 27% mehr, also
4,8538 Milliarden DM.
1970 WURDEN ERREICHT: 5 126,3 MILLIARDEN DM!
Also nach einer Produktionssteigerung von 22% im Jahre 1969 auch 1970 volle
Segel voraus.
Opel ohne Olympia - dennoch olympiareif!
All die neuen Rekorde für Opel fuhr nicht der Opel-Rekord. Im Gegenteil:
Produktionsverlagerungen von Bochum nach Rüsselsheim waren gang und gäbe. Und
in Bochum standen 6 430 Olympia-Wagen 395 844 'Kadetten' gegenüber, 24 432
GT-Modellen 23 965 Ascona (letztere nur für Nov./Dez. Im ersten Halbjahr 1971:
66 035 Ascona).
Der große kleine oder kleine große Fisch war der Manta mit 55 393 Wagen in
vier Monaten, erstes Halbjahr 1971: 70 107 Wagen.
Diesen Rekorden stand nur eine minimale Steigerungsrate der Belegschaft
gegenüber. Also eine verstärkte Ausbeutung durch den Verrat von Hahne, Lorenz
und Perschke, die entgegen dem Beschluß der IGM zur 40-Stunden-Woche immer
wieder neue Sonderschichten genehmigten. Indem wir diesem Verrat durch unseren
Streik im September 1970 entschlossen entgegentraten, konnten wir dennoch die
wöchentliche Arbeitszeit von 45,6 auf 45,1 Stunden drücken.
45,1 Stunden bei Opel - also
40,0 Stunden bei der IGM (Interessengemeinschaft gieriger Mäzene)
Zwar sind es 1970 erst 244 Mio. DM, sagt Mister Cunningham. Dazu aber
Abschreibungen, dann sind wir schon bei 560 Millionen DM. Dazu Rücklagen,
Sozialleistungen wie Opel-Wohnungsbau, dazu Aufwendungen wie Provisionen,
Spesen und Werbung, dann wäre eine Milliarde Gewinn schnell erreicht und Opel
zahlte das 13.Monatsgehalt.
Da Opel aber erst 1973 den 13.Monatslohn zahlen will, errechnen wir Opel für
1970 EINEN GEWINN VON 746 MILLIONEN DM
durch verschiedene Möglichkeiten aus dem Steuerrecht, Investitionen und
Bevorratung u.a. Zugrunde gelegt haben wir diese Rechnung:
1959 - 1969: 176% Gewinnsteigerung
1959 - 1969: 142% Produktionssteigerung
1959 - 1969:  69% Belegschaftssteigerung
Für 1970 bedeutet es also weiterhin: Wenn wir einmal einen Durchschnittslohn
von 7 DM zugrunde legen, hätte jeder Opel-Arbeiter 100% mehr Lohn gehabt, oder
jedes produzierte Auto könnte UM 885 DM BILLIGER SEIN.
Natürlich ist dem nicht so: 'Vater' Cunningham weiß stets, was er uns
'deutschen Kindern' an Alimenten zu zahlen hat.
Wir wollen Prozente - keine Almosen!"
Ein Leserbrief berichtet von der SPD-BG (vgl. 4.9.1971), eine Erklärung von
den Diskussionen mit der KPD/ML-ZB Betriebsgruppe (vgl. 6.9.1971), ein Artikel
vom Bandkoller bzw. AusländerInnenhaß (vgl. 3.9.1971), geworben wird für den
'Roten Morgen' (RM), gefordert wird, "Kampf dem Lohndiktat des Kapitals,
seiner SPD-Regierung und DGB-Bonzen" und man wendet sich auch:"
AN EINEN BONZEN
Einmal waren wir beide gleich.
Beide: Proleten, beide: nicht reich.
Beide in derselben Luft,
beide in gleicher verschwitzter Kluft.
Dieselbe Werkstatt - derselbe Lohn,
derselbe Meister - dieselbe Fron,
beide dasselbe elende Küchenloch.
Bonze, erinnerst du dich noch?
Aber du, 'Kollege', warst flinker als ich.
Dich drehen - das konntest du meisterlich.
Wir mußten leiden, ohne zu klagen,
aber du, - du konntest es sagen.
Kanntest die Bücher und die Broschüren,
wußtest besser die Feder zu führen.
Treue um Treue - wir glaubten dir doch.
Bonze, erinnerst du dich noch?
Heute ist das alles vergangen.
Man kann nur noch durchs Vorzimmer zu dir gelangen.
Du rauchst nach Tisch die dicken Zigarren.
Schimpfst auf 'Hetzer' und 'Mao-Narren'.
Weißt nichts mehr von den alten Kameraden,
wirst von Groß-Industriellen eingeladen.
Du zuckst die Achseln beim Hennessy
als stolzer Vertreter der Sozialdemokratie.
Du hast mit dem Feind deinen Frieden gemacht.
Hörst du nicht manchmal in dunkler Nacht
eine Stimme, die hart zu dir spricht:
Bonze, dich vergessen wir nicht!"
=Zündkerze Extranummer Kampf der Bonzendiktatur!,Bochum o.J. (1971)
16.09.1971: 
Bei Opel Bochum findet eine Betriebsversammlung (BV - vgl. 1.7.1971,
**.**.1971) statt.
Zentral (vgl. 3.12.1971) und bei Opel Bochum berichtet die KPD (vgl.
6.12.1971) in einer Arbeiterkorrespondenz (vgl. 6.10.1971) u.a. von der
MetallTarifrunde (MTR):"
Am 30.8.1971 wurde von der IG Metall der am 30.9.1971 auslaufende
Tarifvertrag mit Gesamtmetall gekündigt. In der ersten Septemberhälfte (vgl.
27.8.1971,d.Vf.) tagte dann in Bochum die Tarifkommission der IG Metall zur
Aufstellung der gewerkschaftlichen Forderungen. Von jener Sitzung der
Tarifkommission berichtete das Opel-Kommissionsmitglied Beiske auf der
Betriebsversammlung vom 16.9.1971 :'11% standen im Raum. Dann legte man eine
Verhandlungspause ein. Und siehe da; nach der Pause waren es nur noch 9%'.
Demgegenüber hatten die Kollegen der größten Metallbetriebe in NRW, wie Opel
und Ford lineare Forderungen aufgestellt, die bei 15% bzw. zwischen 100 bis
150 DM Lohnerhöhung für alle gelegen hatten."
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK fordert dazu morgens:"
KAMPF DER BONZENDIKTATUR!
Für dieses Mal hat sich die 'Clique' (Betriebsrats- und Arso- (SPD-BG,d.Vf.)
Spitze) einiges vorgenommen. Die Massen soll entschädigt werden für die große
Show, die Brenner dieses Jahr nicht abfahren wird. Dafür gibts dann Perschkes
kleine Show.
Kollegen, denkt bei dieser BV vor allem an eines: die Betriebsratswahlen
(BRW,d.Vf.) stehen vor der Tür und gewisse 'Kollegen' wollen ihre Ärsche aus
den warmgesessenen Stühlen nicht heben. Diese Herren brauchen uns als
zahlendes und dumm guckendes Publikum.
Der Catch für die BR-Wahl ist eröffnet, mit dieser BV. In den Ring wird
Altmeister Perschke treten, vorsichtig, versteht sich. Denn sein Spieltraum,
uns was vormachen zu können, ist zusammengeschmolzen. Also: schön
'demokratisch', Ansehen nicht noch weiter ankratzen lassen (auch deswegen, um
sich 'verändern' zu können. Es wird gemunkelt, er halte sich für VW bereit!)
Heute wirds vermutlich ein breites Spektrum der Meinungsmache geben, da
Perschkes Solo nicht gern unten im Saal gesehen wird. Natürlich werden wir
keine wirklich wichtigen Informationen bekommen, aber die FORM soll
'demokratisch' sein. Perschke wird sicherlich noch mehr Paradepferde
aufmarschieren lassen wie bisher.
Haupttenor dieser Sänger: 'Reformen, Reförmchen über alles...' In Berlin
(vgl. 23.8.1971,d.Vf.) haben sie toll verhandelt, der Berg ist gekreist,
geboren hat er eine Maus. Von den in der letzten BV aufgestellten Forderungen
wurde kaum ein Antrag wirklich behandelt. Zum 13.Monatslohn forderte z.B. die
V-Leute-Körperleitung Rüsselsheim (vgl. S2.*.1971,d.Vf.), 'sich für die
Zahlung eines 13.Monatseinkommens ohne Begrenzung' einzusetzen. Anmerkung der
Antragskommission des GBR: 'Annahme empfohlen, aber 'ohne Begrenzung als
Weihnachtsgratifikation' streichen'. In dieser Art gehts dann weiter, was die
Anträge betrifft. Und fragt Perschke auf der BV, was er hinsichtlich des
tariflichen Urlaubs (Weihnachten, Sylvester) durch'gesetzt' hat, ihr werdet
staunen!!
Statt Kaffee auszuschenken als 'Wahlgeschenk' für die BR-Wahl, was in Werk II
schon passiert ist, sollen sich die Vertreter der Clique lieber im Werk sehen
lassen. Aber das ist, mit Verlaub gesagt, zuviel verlangt! Die Arso-Schriften
(vgl. 4.9.1971,d.Vf.) tun kund, wie schwer es unsere 'Vertreter' haben: Sie
können sich gar nicht um uns kümmern, sie können die Gerüchte hinsichtlich
Kurzarbeit im Dezember gar nicht klarstellen. Nein, sie müssen von
Fraktionssitzung zu Fraktionssitzung hecheln, nach Bonn fahren, SPD-
Propaganda verteilen, ja es gibt schon Gerüchte, daß sie bei den
Vermögensbildungen schwer eingesetzt sind. Einiges setzt dem noch die Krone
auf: wie wir von Kollegen erfuhren, verkauft z.B. Sonak unter der Hand
Schirme und Tragetaschen, vermittelt Altwagenverkäufe und ist natürlich
Auskunftgeber bei Kohle- und sonstigen Brennstoffverkäufen (siehe Arso-
Schrift, Rückseite!). Willi Schneider, Werber für die Provinzialversicherung,
ist laut Auskunft der Kollegen Mitakteur bei der Verprügelung von
Zündkerzeverteilern (vgl. 9.11.1970,d.Vf.) gewesen. Alles Betriebsrats- und
Gewerkschaftsmitglieder, alles 'Vertreter unserer Interessen'. Daß die SPD-
Propaganda auch noch von unser aller Steuergroschen ist, daß beim Stand keine
Polizei zu bemerken war, wie sonst bei 'Zündkerze' und 'Presse' (der KPD/ML-
ZB,d.Vf.), das sei nur nebenbei bemeerkt. Diese 'Arbeitervertreter' tun genau
das Gegenteil von dem, was sie uns immer wieder vorgaukeln. Sie tun alles, um
IHRE Parteipolitik durchzusetzen, sei es nun Lohndiktat, sei es
Steuererhöhung oder weiß der Kuckuck was. Und nebenbei mimen sie noch
'Vertreter', nicht für uns, sondern für 'Kohle- und Brennstoffe'. Eine feine
'Schirmherrschaft', die uns da aufgehalst wurde.
Im Kampf um die goldenen Futtertröge dürfen dann natürlich auch die kleinen
'Vertreter' nicht fehlen. Adamek z.B. gibt unter Kollegen offen zu, daß er
seinen V-Leute-Posten Perschke verdanke, daß er erst jetzt so richtig eine
BR-Tätigkeit verstehen könne. Außerdem war er eine ganze Zeit lang ruhig,
hing das etwa mit seinem Meistertest zusammen? Offensichtlich spekuliert er
auf einen Listenplatz auf der nächsten Betriebsratsliste der 'Clique'!
Bei dieser BV geht es also darum, wieder einmal, ob wir wie ein Mann
zusammenstehn, ob wir z.B. den Kampf gegen das spalterische, lohnraubende und
nervenraubende Punktesystem wirklich aufnehmen - oder ob wir uns weiter
einlullen, weiter auseinanderspalten lassen. Das Punktesystem hat schon dazu
geführt, daß einige Kollegen es nicht mehr wagen, mal einen Schluck zu
trinken, weil sie befürchten, noch mehr Einbußen hinnehmen zu müssen.
Kollegen, also denkt dran: Klarheit fordern, Informationen, aber jeden
Beschiß, jede Vorstellung neuer Bonzen, die in Perschkes Stapfen treten
sollen, ablehnen. Und vor allem Klarheit darüber, was der Rosa Kadett ('Roter
Kadett' der DKP,d.Vf.) sagt über die Gesellschaft, in der er sich befindet.
Steht er zu ihr, möge er doch die großen und kleinen Perschkes mal mit nach
Leipzig zur Messe nehmen, sie werden sich in der Tat wohlfühlen. Eine Hand
wäscht halt die andere! Und noch eins: denkt dran, wer hier die wirklichen
Informationen bringt. Wir brauchen von der 'ZK' keinen Orden, aber
Informationen, damit sie alle Kollegen erreichen. Wißt ihr z.B." von den
Forderungen bei Opel Rüsselsheim (vgl. 23.8.1971):"
Kollegen, fragt eure 'Vertreter', warum gerade die Roten solche Dinge
bringen, warum nicht Sonak usw. Ob das wirklich damit zusammenhängt, daß 'die
nur hetzen wollen'?
Schon der Augenaufschlag der Befragten wird Antwort genug sein!!
Deshalb klar und eindeutig:
Volle 15% gleich eine Mark!
13.Monatslohn, ohne 'Stufung'!
Weg mit dem Punktesystem!
Weg mit solchen Leuten, die ihre lohndiktatorischen parteipolitischen
Interessen verkaufen wollen!
Kampf der Bonzendiktatur - für Vertrauen auf die eigene Kraft!"
Später berichtet die RBG:"
UNSER KOMMENTAR ZUR BETRIEBSVERSAMMLUNG:
PERSCHKE ADE!
Die letzte 'Zündkerze' vor der Belegschaftsversammlung der B-Schicht sprach
von einer zu erwartenden 'kleinen Schau', die Perschke und seine Kollegen vom
Betriebsrat uns vorführen würden. Nicht einmal das ist ihnen geglückt - die
'kleine Schau' fiel ins Wasser und mit ihr die Dreieinigkeit Perschke -
Beiske - Schulz: sie gingen baden!
Perschke und Co. mußten auf dieser wahrscheinlich letzten Versammlung der
B-Schicht vor den Neuwahlen zum Betriebsrat, die 1972 (BRW - vgl. 9.5.1972,d.
Vf.) stattfinden, ihre vollständige Unfähigkeit und ihren vollständigen
Verrat an den Interessen der Kollegen zugeben. Die Liste ihrer Taten und
Untaten ist lang: Sie trieben uns an die Arbeit, als wir 1970 (vgl.
24.9.1970,d.Vf.) für 100% Weihnachtsgeld streikten; mit einer lächerlichen
Erhöhung auf 70% mußten wir uns zufrieden geben. Um uns zu beruhigen
versprach Perschke uns anschließend (auf der Versammlung vom 18.12.) das
Blaue vom Himmel: das berühmte 'Zwölf-Punkte-Programm', das die 'Zündkerze'
zu Recht 'die zwölf scheinheiligen Lügen des Betriebsrates' genannt hat. Was
daraus geworden ist, wissen wir alle: Perschke und Kumpane haben zwar etwa
'getan', aber nicht für uns, sondern für die Aktionäre! Sie 'holten was
raus': statt Klimaanlage Kühlschränke, die nicht mal für alle Abteilungen
reichen; statt 13.Monatslohn eventuell Zwangsurlaub zwischen den Feiertagen;
statt EFFEKTIVER Erhöhung der Prämie für Sonderschichten MEHR
Sonderschichten; statt Vereinheitlichung des Lohnsystems Spaltung der
Arbeiter durch die Punktebewertung!
Diese sogenannten 'Arbeitervertreter' VERTRETEN uns nicht, sondern die TRETEN
uns. Das hat jetzt die große Mehrheit der Kollegen gemerkt, und Perschke und
Co. haben gemerkt, daß die Kollegen es gemerkt haben. Bei den scharfen
Angriffen, die von Kollegen auf der Versammlung der B-Schicht gegen Perschke,
Sonak usw. gestartet wurden, blieb ihnen die Luft weg. Sonak traute sich
nicht (und konnte es auch nicht) abzustreiten, daß er im Betrieb Regenschirme
verkauft und Geschäfte mit Gebrauchtwagen macht. Selbst Perschkes Paradepferd
V-Mann Adamek machte den Mund nicht auf, als er im Werk I als Postenjäger
entlarvt wurde, der von Perschkes Gnaden Karriere macht. Dieser Wahrheit
konnte er nicht widersprechen!
Die Hilflosigkeit des Betriebsrats gegenüber der berechtigten Kritik der
Kollegen konzentrierte sich in Perschkes Schlußwort: 'Ich kann hier nicht auf
alles, was gesagt wurde, eingehen', sagte er. Wie tief ist dieser Demagoge
gesunken, dem sonst nie die Worte fehlten, das Schlußwort noch über die Länge
seines Eingangsreferates hinauszudehnen! DAS IST EIN ERFOLG DER KOLLEGEN, DIE
IN DIESER VERSAMMLUNG GESPROCHEN HABEN!
VORSICHT VOR DEN NEUEN SOZIALDEMOKRATEN VON DER DKP!
Daß der Betriebsrat auf der Versammlung ins Schwimmen geraten ist, wird aber
nur seine Auftraggeber, nämlich die Kapitalisten, die Führung der IG Metall
und die SPD-Spitzen veranlassen, sich neue Gedanken zu machen, wie sie die
Arbeiter vergackeiern können. Darin sind sie ja erfinderisch. Es gibt noch
genug Perschkes, Beiskes, Sonaks, Schulz' usw., die sich danach drängeln, als
Betriebsrat Handlanger der Unternehmer zu spielen, uns für dumm zu verkaufen
und sich dafür dicke Polstersessel einzuhandeln! NOCH sind die Profite der
Kapitalisten groß genug, um gewisse Teile der Arbeiterschaft mit gutbezahlten
Posten und allen möglichen Privilegien ZU KÖDERN UND ZU BESTECHEN. Aber dazu
werden sie sich jetzt 'wirkungsvollere' Figuren aussuchen: die
SOZIALDEMOKRATEN Perschke, Sonak usw. werden sie wenigstens zum Teil ersetzen
durch Leute von der D'K'P wie zum Beispiel den Kollegen Jasczyk; nämlich
Kollegen, die von sich behaupten 'Kommunisten' zu sein, die aber für ein
Verbot der WIRKLICHEN Kommunisten, bei Opel repräsentiert durch die
'ZÜNDKERZE', eintreten.
Einen Verbotsantrag gegen diese 'Maoisten', die als einzige im Betrieb den
Kollegen die Wahrheit sagen, haben bereits die Delegierten der IGM-
Ortsverwaltung Duisburg sowie Gelsenkirchen (vgl. 4.6.1971 bzw. Juni 1971,d.
Vf.) für den gerade beendeten Gewerkschaftstag der IGM (vgl. 27.9.1971,d.Vf.)
gestellt BEI UNTERSTÜTZUNG DURCH DIE GEWERKSCHAFTLER DER DKP (Vgl. unsere
letzte 'Rotfront' von Anfang September (vgl. 6.9.1971,d.Vf.)). Dazu DKP-Mann
Jasczyk auf der Versammlung der A-Schicht vom 1.Juli: 'Ich kann die reaktion
der Kollegen (in Duisburg) verstehen'!
SOLCHE Leute werden von Opel-Aktionären und IGM-Bonzen mit der zunehmenden
Verschärfung der zunehmenden Verschärfung der Situation gebraucht.
Gleichzeitig werden die Unternehmer und DGB-Reaktionäre im Verein mit der
SPD-Bundesregierung darauf drängen, daß der 'Zündkerze' sowie auch der
'Presse' (der KPD/ML-ZB,d.Vf.) bei Opel das Leben sauer gemacht wird; daß die
Kollegen in den Abteilungen und in der Belegschaftsversammlung mundtot
gemacht werden, nicht nur bei Opel, sondern in der ganzen Bundesrepublik, wie
das neue verschärfte BVG (Betriebsversklavungsgesetz) zeigt.
VERTRAUEN AUF DIE EIGENE KRAFT!
Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, daß bezahlte Agenten des Kapitals
unsere Forderungen 'durchsetzen', sondern müssen für den Betriebsrat solche
Kollegen ins Auge fassen, die wirklich auf UNSERER Seite stehen; Kollegen,
die uns nicht entzweien sondern vereinigen und die damit auch die Vereinigung
der KPD/Marxisten-Leninisten ('Zündkerze') mit den verschiedenen
revolutionären Gruppen, die es heute gibt (und die sich jetzt fast alle bei
Opel vorgestellt haben), vorantreiben werden. Solchen Kollegen müssen wir
unser Vertrauen schenken. Nur so kommen wir zu einer geschlossenen Opposition
gegen die IGM-Führung, gegen die Kapitalisten und ihre Regierung.
Dazu müssen aber auch die Kollegen von sich aus etwas in die Waagschale
werfen. Nach der Devise: VERTRAUEN IN DIE EIGENE KRAFT, müssen sie eigene
Initiativen ergreifen. Die 'Zündkerze' wird die Kollegen, soweit es in ihren
Kräften steht, unterstützen, um ihre Einheit voranzutreiben und sich zu
organisieren. Den Kampf, den die Opel-Kollegen für ihre Interessen führen
müssen, wird ihnen kein Perschke abnehmen.
Auf der A-Schicht-Versammlung am 1.7. wurde eine Resolution von den
anwesenden Kollegen verabschiedet, in der die Hauptforderungen für die
jetzige Tarifrunde (MTR,d.Vf.) zusammengefaßt sind. Die B-Schicht hat eine
soclhe Entschließung zwar nicht gefaßt, aber aus den Diskussionsbeiträgen und
den Reaktionen der Kollegen darauf ging klar hervor, daß auch die Kollegen
der B-Schicht für den Inhalt dieser Resolution sind:
1. Gegen Geheimverhandlungen in der Tarifrunde
2. 15% gleich 1 DM lineare Lohnerhöhung
3. Weg mit Arbeitsplatzbewertung, Leistungsbewertung und Punktesystem bei
Opel
4. Abschaffung der unteren Lohngruppen
5. Absicherung der Effektivverdienste
6. Voller 13.Monatslohn/ -gehalt hier und heute für alle!
7. Übernahme der Parkplatzversicherung durch Opel
8. Sechs-Stunden-Schicht an arbeitsfreien Tagen bei vollem Lohnausgleich
9. Für eine Klimaanlage und Tee für alle
10. Weg mit dem Betriebsverfassungsgesetz!
DER 'TÄTIGKEITSBERICHT' DES BETRIEBSRATS
MEHR ARBEIT - WENIGER LOHN
Die Betriebsversammlungen bei Opel zeichnen sich nicht nur durch
Pünktlichkeit aus, sondern auch durch eine kurzgehaltene Tagesordnung. Der
Bochumer BR-Vorsitzende und seine 27 Helfershelfer sind stets bemüht, trotz
ihrem großen Bla-bla in dem bewilligten Zeitlimit zu bleiben. Doch inzwischen
haben fortschrittliche Kollegen erkannt, daß man durch eine ausführliche
kritische Diskussion unseren Pünktlichkeitsfanatikern eins auswischen kann.
In den Augen der Kollegen werden die Versammlungen von Mal zu Mal besser; mit
unserem Betriebsrat geht die Entwicklung genau den umgekehrten Weg. In beiden
Werken hat er mit seinen Berichten bewiesen, daß er unsere Interessen mit
Füßen tritt. Zwar hetzte Perschke wieder einmal gegen die 'radikalen
Gruppen', die bei Opel die ZÜNDKERZE und andere Blätter verteilen. Kein
Wunder, denn diese bringen ja den schändlichen Verrat, den er und seine
Kumpane an uns begehen, ans Tageslicht.
Als es an die harten Tatsachen ging, mußte Perschke allerdings passen.
PERSCHKES MINISCHAU GEHT BADEN
Bei seinem Bericht über die Gesamtbetriebsratskonferenz (vgl. 23.8.1971,d.
Vf.) in Berlin kam nichts Neues heraus. Dafür unterschlug er die 27 Anträge,
die von V-Leuten aus eigener Initiative für Berlin bei ihm eingereicht worden
waren. Er hätte dann nämlich begründen müssen, warum in Berlin darüber
(offiziell!!) kein Sterbenswörtchen erwähnt wurde. Kollege Sonak,
Vorsitzender der V-Leute, soll sich geäußert haben, daß er den V-Leuten
wenigstens schriftlich Bescheid geben will, weshalb ihre Anträge in Berlin
unter den Tisch fielen. Warten wir's ab. Vielleicht ergeht es unseren V-
Leuten so wie ihren Rüsselsheimer Kollegen. Der Vorschlag, einen
Erfahrungsaustausch mit den Bochumern über den Opel-Streik herbeiführen,
schlummert seit letztem November in Sonaks Ablage. Vielleicht meint Sonak mit
'schriftlichem Bescheid' aber auch das in der Opel-Post(ille Pest)
angekündigte Protokoll von der Berliner Konferenz, das an alle Kollegen
verteilt werden soll? Abgesehen davon, daß wir so etwas als Schlafmittel
nicht brauchen, nach dieser Maloche, wäre es ein dicker Hund, die
Rüsselsheimer so abzuspeisen.
EIN ÜBLER SPALTER
Als Perschke merkte, wie wenig die Kollegen am Widerkäuen gestriger
Zeitungsartikel interessiert waren, konzentrierte er sich nur noch auf das
Weihnachtsgeld. Stolz berichtete er, daß er 10% (13,2 Mio.) mehr für uns
herausgeholt hätte. Er verschwieg aber, daß 1969 dem 40-prozentigen
Weihnachtsgeld aufgrund der Samstagsschichten 185 Stunden, sowie der neue
Tariflohn vom 1.Oktober zugrunde gelegt wurden. Diesmal werden wir wie 1970
mit 173,3 Stunden und dem alten Lohn vom 30.September abgespeist, so daß
effektiv nur ca. 60% herauskommen statt 81%! Und das, obwohl in der
Stahlindustrie der volle 13.Monatslohn eine Selbstverständlichkeit ist. Diese
Tatsachen verschwieg 'Kollege' Perschke!
Stattdessen fing er im Überschwang seines 'Erfolges' an, aus dem Nähkästchen
zu plaudern und wollte uns weismachen, wir könnten zwar nicht 100%, aber
doch mehr bekommen als die neue Regelung vorsieht: es könnte nämlich sein,
daß die etwa 10-prozentige Erhöhung für jeden sich noch vergrößert, 'WENN IM
NOVEMBER EINIGE KOLLEGEN AUSGESCHIEDEN SIND'! Das ist nun das übelste aller
Spaltungsmanöver von BR und IGM bei Opel. Läuft doch diese Perschke-Idee (er
soll sie mal als Verbesserungsvorschlag einreichen - 20 000 DM sind auf jeden
Fall drin) darauf hinaus, daß wir uns für ein Butterbrot gegenseitig die
Arbeitsplätze wegnehmen und uns freuen sollen, wenn Kollegen entlassen
werden, statt in gemeinsamer Front solche Maßnahmen zu verhindern!
Kollegen, wir müssen diesen üblen Spaltern zeigen, daß wir nicht mehr auf
ihre Tricks reinfallen. Organisieren wir gegen die Perschkes, Sonaks, Beiskes
eine revolutionäre gewerkschaftsoppositionelle Bewegung!
Während 'Kollege' Perschke es selbstverständlich findet, daß wir auf der
einen Seite beim Weihnachtsgeld mit 173,3 Stunden abgespeist werden,
beglückte er uns andererseits mit der Zustimmung des Betriebsrats für weitere
drei Samstagsschichten. Der Grund sei die große Nachfrage nach Manta und
Ascona. Wie besorgt ist doch Perschke um das Wohl der Firma... Als ob er
nicht genau so gut wie wir weiß, daß ein großer Teil dieser so fieberhaft
produzierten Autos noch gar keinen Händler hat und aufs Lager geht! 'Große
Nachfrage' - also auch wieder bloß ein Scheinargument.
Daß die Frühschicht am Heiligabend und Sylvester nicht endgültig abgesetzt
ist, daß wir zwischen diesen Feiertagen statt Zusatzurlaub möglicherweise
zwei Tage Zwangsurlaub machen müssen, wenn es dem Unternehmen paßt - das
liegt alles auf der gleichen Linie. Im entscheidenden Moment ist Perschke ein
Lakai des Opel-Managements. Nur wo sich's Opel (vielleicht) leisten kann,
spielt er den Gummilöwen: z.B. will er für die Scheckgebühren 'ganz hart'
verhandeln...
DER NEUN-PROZENT-BEISKE
Nun wissen wir, warum wir freiwilig unsere Beiträge für die IGM erhöhen
sollen: damit die freiwillige Erniedrigung unserer Lohnforderungen durch die
Metall-Bonzen ausgeglichen wird. Der 'Ressortleiter' für Tariffragen, Beiske,
'bedauerte' zwar die Entscheidung der Tarifkommission für 9% (vgl.
27.8.1971,d.Vf.). Dabei geriet er aber ins Schleudern: auf der einen Seite
behauptet er, die IGM würde sich von der Regierung ihre Forderungen nicht
vorschreiben lassen, die 9% seien eine 'Mindestforderung' - Spielraum soll es
also nur nach oben geben. Als ob jemals die Unternehmer den Gewerkschaften
einen Lohn anbieten würden, der höher ist als deren eigene Forderung! Auf der
anderen seite erzählte er uns haarscharf, wie es in der Tarifkommission
zugeht: Statt mit 15% und vollem 13.Monatslohn fängt man lieber gleich bei
11% an. Denn die Schwindelanfälle bei der Abfahrt in den Keller (6,5,
bestenfalls 7%) hätten viele Kollegen nicht verkraftet, ohne rot anzulaufen.
Dann macht man eine Pause. Ein Bonze ruft nach Bonn an, ob es denn nun so
recht sei. Schiller grübelt...: darf es nicht etwas weniger sein, 'Genossen',
...ihr habt ja auch noch den 13.Monatslohn, den andere nicht haben, dann ist
die Enttäuschung nicht so groß, wenn statt 9 nur 6,5% herauskommen; und den
13.Monatslohn könnt ihr auch noch scheibchenweise verkaufen... Strahlend
kommt der Vorsitzende der Tarifkommission zurück: 9% und den 13.Monatslohn
(auf Raten)!
Vielen Dank für den Tip, 'Kollege' Beiske!
Der erwähnte Tröstungsversuch, die 9% seien 'Mindestforderung', ist umso
unverschämter, als die Lebenserhaltung eines Arbeiters 1972 um etwa 10%
teurer wird und ein Teil der Lohnerhöhungen durch höhere Abzüge nicht wirksam
wird. Letztlich bedeuten also die 9% einen
LOHNRAUB VON 5 PROZENT!
Durch Milchmädchenrechnungen wie 'Mindestforderung' sollen wir beruhigt
werden, damit wir nicht auf die Idee kommen, für eine lineare 15%-Forderung
zu streiken.
ERSCHWERNIS-'ZULAGE' STATT -BESEITIGUNG
Kollege Beiske berichtete ferner über die Neubewertung der Erschwerniszulage
seit dem 1.8.1971. Für jeden 'Erschwernisfall' soll es 2 Pfg. pro Stunde
geben. Hierbei kann man einmal mehr sehen, wie sich bei der IGM die Phrase
mit der Wirklichkeit vereinbart: 'Der Mensch im Mittelpunkt'! Hätten wir
wirkliche klassenbewußte Kollegen im Betriebsrat, so würden diese dafür
sorgen mÜssen, daß die Opel-Bosse die ERSCHWERNISSE ABBAUEN, was in 99% der
Fälle technisch MÖGLICH ABER TEUER ist für Mr. Cunningham und an den Profiten
der Aktionäre nagt. Stattdessen wird durch ein ausgeklügeltes Zulagensystem
unser Weg in die Invalidität mit Pfennigen gepflastert. Lieber ein paar
Almosen, sagen sich Mr. Cunningham, die Aktionäre und die IGM, für die
frühzeitige Abnutzung der Arbeitskraft der Kollegen, als Staub, Hitze, Dämpfe
usw. einzudämmen. An diesem Raubbau-System ist die Gewerkschafts-Bürokratie
als stiller Teilhaber beteiligt. Sie kümmert sich einen Dreck um die
langfristige Erhaltung unserer Arbeitskraft. Durch ihren Almosen-Schacher
versucht sie sogar noch den Eindruck zu erwecken, als täte sie wirklich etwas
für uns.
Das GANZE Lohnsystem ist Betrug, aber mindestens fordern wir:
EIN  E I N H E I T L I C H E S  LOHNSYSTEM
Beiske ging auf die Punktebewertung ein mit großen Tönen und kleinlauten
Worten: es sei gegenwärtig nicht möglich, am 1.Oktober zu erfahren, welchen
Lohn man hat, weil der Faktor erst nach Tarifabschluß berechnet werden kann.
Er wiederholte, daß Differenzen zum alten Lohn nicht möglich wären; falls
aber doch, dann solle man Einspruch erheben. Wir sollen also zu
Einzelkämpfern werden, statt uns zu vereinen!
Dann nahm er zu dem 'Betrug' Stellung, daß bei den Akkordgruppen Monat für
Monat 108% rauskommen, ganz gleich, wieviele Wagen gezogen werden.
Diese Lohnabrechnung grenzt wahrlich schon an Wunder. Des Rätsels Lösung
liegt für die Kollegen (nur nicht für 'Kollegen' Beiske) auf der Hand. Man
braucht nur die Lohnabrechnungen zu studieren, deren Magie kein Mensch
kapiert. Ein ganzer bürokratischer Apparat wird in Gang gesetzt, um zu
verschleiern, wie unser Lohn eigentlich zustande kommt. Mit vollem Recht
forderte ein Betriebsrat in Werk II die Vereinfachung der Löhne und deren
Angleichung. Es ist ganz klar: diese Verwirrung hat Methode. Das Lohnsystem
selber ist ein Betrug, weil Opel von dem, was wir produzieren, das meiste für
sich behält. Dieses Prinzip hat Karl Marx schon vor 100 Jahren entdeckt, aber
unserem 'Kollegen' Beiske ist das längst entfallen.
VERBESSERUNG - FÜR GM'S PROFITE
Der Verantwortliche für Soziales und Unfallwesen Schulz durfte nun über seine
Erfolge berichten. Als Beispiel für sich häufende Unfälle nannte er einen
Fall, wo ein Kollege einen anderen vor den Kopf schlug, weil dieser ihn bei
der Arbeit störte. Schulz jammerte über die Kosten, die so entstehen und daß
die Kollegen sich nicht beherrschen könnten. Daß die Arbeitshetze und die
Antreiberei der Meister an solchen Vorfällen Schuld sein könnten, kommt ihm
allerdings nicht in den Sinn.
Von den vielen Verbesserungen haben wohl die meisten die Geiwnnchancen des
Konzerns verbessert. Immerhin bekommen wir jetzt Tee, wovon in Rüsselsheim
niemand mehr spricht, und 151 Kühlschränke für alle Werke, abzüglich für
Betriebsräte. Eine Klimanlage, die für uns selbst statt für unsere Milchtüten
das Klima verbessern würde, wäre Cunningham zu teuer gekommen.
Schließlich dürfen wir einen Tag ohne Attest fehlen, was dem 'Mißstand' (für
Opel KrankenKASSE) abhelfen soll, daß sich Kollegen für einen 'Blauen' gleich
eine Woche lang krank schreiben lassen. Diese Regelung ist ein Versuch bis
Februar 1972. Vielleicht ist es bis dahin auch gelungen, für 20 000
Beschäftigte 1 (einen) Werksarzt anzuheuern. In Rüsselsheim gibt es sechs
Ärzte für 35 000. Vorschlag für die Presse-Abteilung: vielleicht kann man ihn
durch die Aussicht auf ein Interview in der Opel-Pest anlocken...?
DISKUSSION WERK I
Zu den Diskussionsbeiträgen kann man allgemein sagen, daß wirklich
ausgesprochen wurde, was den Kollegen auf den Nägeln brennt (bis auf eine
Ausnahme). Als die Diskussion eröffnet wurde, konnte man sehen, wie
zahlreiche Kollegen buchstäblich hinter dem Ofen hervorgelockt wurden und in
die Halle strömten:
KOLLEGIN B. Auf der Grundlage der Resolution der A-Schicht vom 1.7. (...)
stellte sie an den Betriebsrat die Frage, was davon in Berlin diskutiert,
geschweige denn verwirklicht worden ist. 'UNSER BETRIEBSRAT IST DER MÜDESTE
BETRIEBSRAT DES KONTINENTS', das habe schon der von den Gewerkschaftsbonzen
aus Werk II herausgeekelte und von Opel gefeuerte Betriebsrat Griese 1967
(vgl. S7.**.1967,d.Vf.) gesagt. SPD-Regierung, Gewerkschaftsbonzen und Opel-
Bosse behaupten zwar, wir säßen alle in einem Boot. In Wirklichkeit sitzen
sie in einer Luxusjacht und wir in einem alten Kahn, wo ständig
Preiserhöhung, Kurzarbeit und Lohnstop überschwappen. Die Kollegin fragte,
was an den Gerüchten über Kurzarbeit im Oktober dran wäre (darauf gab
Perschke keine Antwort) und was er gegen das Punktesystem zu tun gedenke.
Wenn er nicht verstehen könne, was die Kollegen gegen dies System hätten, so
könnte er sich das Verständnis dafür schnell verschaffen, indem er wieder
malochen ginge. Im übrigen sei das Punktesystem dazu da, um uns gerade jetzt
in der Tarifrunde zu spalten.
Die gleiche Wirkung hätten auch die Schlägereien, die durch die Hetze am
Arbeitsplatz ausgelöst würden.
Bei den Betriebsratswahlen 1972 komme es nicht darauf an, wer den größten
Mund hat, sondern wer was tut. Deshalb Vorsicht vor solchen Großtönern wie
Adamek, der auf der Suche nach einem neuen Pöstchen ist, um der Arbeit zu
entkommen, nachdem sich seine Meisterpläne zerschlagen haben.
In der Tarifrunde gehe es nicht nur um 15%, sondern darum, ob wir uns von den
Unternehmern alles bieten lassen. Die Verabschiedung der Resolution der A-
Schicht sei ein erster Schritt, aber weitere Schritte müßten folgen: wer
nicht wagt, der nicht gewinnt.
Schließlich widerlegte die Kollegin Perschkes Lügen von der letzten BV, sei
sei eine Studentin, und klärte die Kollegen auf über die Schnüffeleien
bestimmter bezahlter 'Herren' vor ihrer Haustür.
KOLLEGIN A. äußerte sich kritisch zum Thema 'Ideen machen sich bezahlt'.
Durch die oft zitierten 'Materialeinsparungen' würden die
Verbesserungsvorschläge dazu benutzt, um Autos von geringerer Qualität und
weniger Sicherheit herzustellen.
KOLLEGE B. gab noch einmal einen Rückblick auf das berühmte 'Zwölf-Punkte-
Programm' der Firma Perschke und Co. angesichts der BR-Wahlen im nächsten
Frühjahr. Die Prämienerhöhung an arbeitsfreien Tagen von 6 au f10 DM sei als
einziger Punkt verwirklicht. Inzwischen sei aber eine Situation eingetreten,
wo diese Erhöhung keinen Hund mehr hinterm Ofen hervorlockt, sie reiche
gerade hin, um am Samstag in der Kantine was zu essen zu kaufen.
Die 'Gerechtigkeit' der Punktebewertung erläuterte der Kollege an einem
Beispiel: die Duckmäuser erhalten mehr Punkte, diejenigen, die vor dem
Meister den Mund aufmachen, erhalten Abzüge. Unter der 'Schirm'-Herrschaft
solcher 'Kollegen' wie Sonak oder mit dem Paradepferd Adamek werden wir nie
auf einen grünen Zweig kommen, ebenso wenig wie die V-Leute, deren Tätigkeit
von Sonak sabotiert wird. Auf solche 'Persönlichkeiten' könnten wir bei den
BR-Wahlen verzichten. Diese Arbeit kann jeder übernehmen, vom Bandarbeiter
bis zum Kauenwärter, wenn er nur etwas FÜR UNS TUN will.
KOLLEGE S. ging noch einmal auf den 9%-Verrat ein und sagte, dieser konnte
nur zustande kommen, weil die IGM-Bonzen mit der SPD-Regierung und dem
Kapital unter einer Decke stecken. Das Ergebnis sei das Lohndiktat, gegen das
wir uns mit allen Mitteln wehren müssen.
Zwei weitere Kollegen gingen gleichfalls auf die 9% ein sowie auf das
magische Akkordgruppen-Ergebnis von 108%. Ein Kollege kritisierte den
unterschiedlichen Lohn bei alten und 'neuen' Kollegen trotz gleicher Arbeit;
er selbst bekomme nur 6,02 DM, obwohl er die gleiche Arbeit wie andre macht.
Dieselbe Ungleichheit läge bei der verschiedenen Bezahlung gleicher Arbeit
von Männern und Frauen.
Dann trat das Mitglied der SPD-Betriebsgruppe Mono auf und behauptete, der
oben zitierte Kollege H. habe in unsachlicher Art und Weise unserer
Betriebsratsvorsitzenden angegriffen. Er brachte alles durcheinander: auf der
einen Seite müsse man sich um die 'menschlichen' Probleme kümmern, aber
'Parteipolitik' habe im Betrieb nichts zu suchen. Daß es gerade sein Freund
Perschke ist, der sich um nichts kümmert, weil er SPD-Propaganda an den Mann
bringt, ist nur ihm nicht aufgefallen. Seine Rede war deshalb so konfus, weil
er nicht klar sagen wollte, daß sein Gerede nur gegen die 'Maoisten' gemünzt
war. Als er damit nicht mehr hinter dem Berg halten konnte, gaben ihm die
Kollegen die Quittung: er wurde ausgepfiffen.
Schließlich sprach ein V-Mann nochmal zum Punktesystem, unter dem auch er zu
leiden hätte (14 Pfennig Abzug) und bedauerte die Uneinigkeit unter den V-
Leuten, die verhindert, daß man dagegen etwas unternimmt.
Zuletzt sprach sich ein Betriebsrat von Werk II gegen die 9%-Forderung aus.
Schuld daran sei, daß weder in der Traifkommission noch im Betriebsrat die
richtigen Leute säßen. Überall würde zuwenig getan. Das Punktesystem sei ein
kapitalistisches Instrument, durch das Unruhe und Uneinigkeit unter die
Belegschaft gebracht würden. Er plädierte für eine Vereinheitlichung und
Vereinfachung des Lohnsystems.
UND WER SPRACH NICHT? - Alle Männer aus dem zweiten Glied, die sonst so gern
in Perschkes Kerbe hauten. Kollege Adamek, Perschkes Paradepferd, wurde
diesmal nicht vorgeführt. Den Vorwürfen der Kollegin B., betreffend seine
Karrieregelüste, konnte er wohl nichts entgegnen.
Ebenso hatte es offensichtlich dem mehrfach angesprochenen Vorsitzenden der
V-Leute, Sonak, die Sprache verschlagen, als er vom Podium aus als
Regenschirmverkäufer und Geschäftemacher mit Gebrauchtwagen im Betrieb
entlarvt wurde. Selbst Jasczyk vom 'Roten Kadett' bzw. DKP nahm die
Gelegenheit nicht wahr, den Kollegen wieder einmal seine pflaumenweiche
Haltung gegenüber den Arbeiterverrätern in Betriebsrat und IGM vorzuzeigen.
Kurz: die ganze zweite Führungsgarnitur, die sich hinter den noch besetzten
Betriebsratssesseln um die Pöstchen drängelt, glänzte durch Abwesenheit.
Offensichtlich wollten sie sich den harten Fragen der Kollegen diesmal nicht
stellen.
PERSCHKES SCHLUSSWORT: EIN RÜCKZUGSGEFECHT
Etwas kleinlauter als sonst versuchte Perschke noch etwas von seiner Position
zu retten. Er gab sogar zu, daß vieles, was gesagt wurde, zutreffend sei.
Aber es sei falsch, nur an seiner Person Kritik zu üben. (Soll man immer 27
Namen aufzählen??) Nach diesem kleinen Rückzugsgefecht war er wieder der
alte: das Punktessystem sei ein Erfolg - Begründung: die Ungerechtigkeiten
und Schweinereien, die vorher bei der Einstufung der zeitlöhner passiert
seien, wären jetzt 'tariflich abgesichert'!
Über die Weihnachtsgeldregelung habe er hart verhandelt und 15 bis 20 Mark
wären als Prämie an Wochenenden ja durchaus angemessen, aber, aber... (ganz
der alte Gummilöwe!) Zur Sabotierung der V-Leute-Versammlungen: die beiden
Jahresversammlungen der V-Leute seien EXTRA auf den Herbst gelegt worden
wegen der anstehenden Tarifrunde.
Über seine Zukunftspläne bei VW schwieg Perschke sich aus. Dafür verriet er
uns, was ein Betriebsrat so den ganzen Tag treibt: Wahlpropaganda für sich
selber! (Er sagte nämlich: 'Für uns fängt der Wahlkampf für die nächsten
Wahlen am Tage unserer Wahl an').
Gegen einzelne Kollegen gab es ein paar knappe Tiefschläge. Der Kollegin B.
wünschte er viel Glück auf ihrem Weg in den Betriebsrat, aber zu ihrer
Bespitzelung hatte er nur ein paar dumme Bemerkungen übrig: 'Ich habe so von
hinten gesehen, daß du ein ganz ansehnliches Mädchen bist', das werde wohl
der Grund sein für das Interesse 'gewisser Herren'. Und als er dafür
Schimpfworte seitens der Kollegen erhielt, lenkte er schnell ein: sicher
wirst du einige Kollegen haben, die dich schützen können. Auf eine
Entschuldigung für seine Lüge von der letzten BV, Kollegin B. sei eine
Studentin, die nur vorübergehend im Betrieb arbeite, verzichtete er.
DISKUSSION WERK II
Gegen das Gejammer von Betriebsrat Schulz, daß die Unbeherrschtheit der
Kollegen zu Unfällen führe, bewies in Werk II ein Kollege, wie 'ernst' es der
Firma mit der Beseitigung von Gefahrenquellen ist. Er schilderte, daß er
mehrmals Herrn Fornefeld von der Abteilung Unfallverhütung aufmerksam gemacht
habe, daß an einer Stelle ein Kanaldeckel vier Zentimeter über den Fahrweg
ragte. Hier blieb einmal ein Gabelstapler hängen und die Ladung wurde
meterweit durch die Luft geschleudert. Trotz rechtzeitiger kenntnisnahme
dieser Sachlage hatte Herr Fornefeld für den Kollegen nur die Antwort parat,
es wäre nicht nötig, die Gefahr zu beseitigen. Sicher, verglichen mit dem
Bergischen Land, sind vier Zentimeter keine Höhe! Der Kollege wandte sich
deshalb an den Hauptbetriebsleiter Reinheimer. Dieser war sich jedoch zu
vornehm, mit einem Arbeiter zu sprechen. Er verwies ihn wieder arrogant an
seinen Meister. Hiervon erwähnte der um die Höhe der Unfallquote so besorgte
'Kollege' Schulz freilich nichts.
Auch 'Kollege' Reuß haute in dieselbe Kerbe. Er fing damit an, daß die
Kollegen vom Neubau einen so weiten Weg zur Kantine hätten und die Pause nur
dreißig Minuten dauert. Schönn und gut, aber anstatt diesen Mißstand zu
kritisieren, sollten wir Verständnis dafür haben, daß das Küchenpersonal
überlastet ist, da dauernd Kolleginnen wegen Krankheit ausfallen. Er erwähnte
Kollegen, die den Frauen in der Küche böse Worte zurufen: zum Beispiel 'Habt
ihr heute wieder einen Fraß gekocht!' oder: 'Mach schneller, du alte Kuh!'
Solche unsolidarischen Redewendungen sollten wir unter Kollegen wirklich
nicht benutzen, aber 'Kollege' Reuß weiß selber viel besser, woher solche
Sachen kommen. Die Hetze in der Pause, die Schlangen vor dem Schalter, das
sind doch die wahren Gründe, warum die Kollegen aus der haut fahren. Aber
'Kollege' Preuß' Rezept lautet: Die Kollegen sollen sich am Riemen reißen!
Das ist auch wesentlich billiger, als wenn man das Küchenpersonal verstärkt
und die Pausen verlängert, damit die Kollegen in Ruhe essen können. Dafür hat
Reuß ein paar andere Bonbons für uns parat. Er teilte mit, daß die
menschenunwürdigen Zustände in der Kaue beigelegt sind: Nun, wie macht das
ein Betriebsrat, der der Firma Kosten ersparen will? Wenn das Maschinenöl von
der Decke tropft, dann hängt man Mutters alte Zinkwanne darunter. Der
Kauenwärter hat sowieso nichts zu tun, denkt sich 'Kollege' Reuß, der wird
die Wannen leer machen. Außerdem hat er dafür gesorgt, daß uns das Schwitzen
im nächsten Sommer leicht fällt: er hat erreicht, daß die Firma in den
Abteilungen Kühlschränke aufstellen läßt. So hat also die Firma Colt mit
ihrer Klimaanlage-Werbung bei Opel wieder einmal nichts erreicht. gemäßigte
Temperaturen sollen da herrschen, wo die Bosse darüber nachdenken, wie sie
uns besser ausmisten können. Wer 'nur' malocht, soll ruhig schwitzen.
Ein Kollege, der verdorbene Wurst aus dem Warenautomaten dem Gesundheitsamt
zur Überprüfung sandte, bekam nach acht Wochen die traurige Mitteilung, daß
der Hersteller der Wurst nicht zu ermitteln sei. Kein Wunder, die SPD-
Bürokraten im Gesundheitsamt werden den Wurstfabrikanten nicht ans Bein
pinkeln, wenn sie nicht mÜssen!
Derselbe Kollege erwähnte auch, daß das Punktesystem bisher nur Nachteile
brachte. Ein anderer Kollege schilderte an seinem Fall, daß Opel versucht,
Leute, die viel krank feiern, zu entlassen.
Der Betriebsrat Wischnewski vertrat ganz andere Ansichten als seine
'Kollegen' von der Perschke-Garde. Er stellte sich hinter die lineare 15%-
Forderung und verlangte die Abschaffung der unteren Lohngruppen und die
Angleichung bis auf eine Mark. Er machte uns klar, daß er diese Auffassung
vertreten kann, weil er weder in der SPD noch in der IGM organisiert sei. Er
wies auch darauf hin, daß die Funktionäre der vorgenannten Vereine ziemlich
viele Nebenbeschäftigungen haben: z.B. im Stadtrat, im Landtag und im
Aufsichtsrat großer Firmen. Da bleibt ihnen nicht viel Zeit, um sich um die
Arbeiter 'zu kümmern'. Man mußte aber schon sehr gute Ohren haben, um die
Äußerungen des Kollegen Wischnewski zu verstehen. Anscheinend konnte die
Lautsprecheranlage diese harten Äußerungen nicht verkraften. Als dann
'Kollege' Perschke zum Schlußwort ansetzte, war die 'Technik - oh Wunder! -
wieder wohlauf. Die Kollegen hatten jedoch hierfür kein Verständnis und
antworteten mit einem minutenlangen Pfeifkonzert. Als es dann wieder ruhiger
wurde, entschuldigte sich P. für die 'kleine, technische Panne'. Damit wir
wieder gutgelaunt an die Arbeit gehen konnten, erzählte er uns, daß es hier
'eine große Sauerei' ist, was hier bei Opel so passiert und er werde alles
tun, diese 'Mißstände' zu beseitigen. Meinte er mit 'Mißstände' beseitigen
unsere gegenwärtige Unzufriedenheit?"
=Zündkerze Nr.11 und Extranummer Kampf der Bonzendiktatur!,Bochum o.J.
(1971),S.1ff bzw. S.1ff;
Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.4;
Rote Fahne Nr.31,Berlin 3.12.1971,S.5
24.09.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet u.a. von
heute über die MTR der IGM:"
OTTO BRENNER: '...WOZU BRAUCHEN WIR DIE GEWERKSCHAFTEN?'
Kürzlich sagte Otto Brenner in einem Interview mit der 'Süddeutschen Zeitung'
(SZ - vgl. **.9.1971,d.Vf.), das in der Zeitung 'der Arbeitgeber' vom 24.9.
wiedergegeben wurde:
'Über alle Forderungen muß verhandelt werden, und es ist selbstverständlich,
daß auch ein gewisser Verahndlungsspielraum vorhanden ist. Wir haben
jedenfalls UNSERE FORDERUNGEN NOCH NIE ALS EIN ULTIMATUM VERSTANDEN. Aber in
Anbetracht der ganzen Situation ist dieser Verhandlungsspielraum nicht sehr
groß. ...Die immer wieder genannten 7,5% sind kein Datum, das uns jetzt
(Red.: ???) befriedigen könnte. Wenn die Regierung solche Zielprojektionen
nennt, richtet sie praktisch eine psychologische Schallmauer auf, die die
Gewerkschaften zwingt, sie bei den Verhandlungen zu überschreiten. Denn sonst
würde man ja mit Recht sagen: WOZU BRAUCHEN WIR EIGENTLICH DIE
GEWERKSCHAFTEN, WENN DIE REGIERUNG BEREITS VORGEGEBEN HAT, IN WELCHEM RAHMEN
SICH LOHN- UND GEHALTSERHÖHUNGEN BEWEGEN MÜSSEN.' (Alle Hervorhebungen von
der Redaktion des 'Arbeitgeber')
Diese Tarifverhandlungen fangen schon an zu stinken, so faul ist die Komödie.
Brenner gibt also ganz unverblümt zu, daß die IGM-Forderungen ('nie als
Ultimatum verstanden...') nicht so heiß gegessen werden, wie sie gekocht
wurden. Jetzt können ihn die 7,5% noch nicht 'befriedigen', aber Ende
November, wenn einige Hunderttausend Kollegen um ihre Arbeitsplätze zittern -
vielleicht dann...? Auf jeden fall muß Otto lange mit Karlchen 'gerungen'
haben; Schillers nichtssagender 'Fachleute'-Jargon hat abgefärbt:
'Zielprojektionen' und 'psychologische Schallmauer' stammen aus dem
Musterkoffer der SPD-Regierung. Und wie klotzt Brenner erst vor Kollegen: in
dem Propagandaorgan der SPD-Regierung, 'Metall' (vgl. **.**.1971,d.Vf.), das
angeblich unsere Gewerkschaftszeitung sein soll, schreibt er prahlerisch:
Gesamtmetall (Arbeitgeberverband) dürfe sich 'nach all dem über die Reaktion
der IGM nicht wundern', und im gleichen Atemzug: 'Ein solcher Weg kann nicht
zu einem vernünftigen, den Interessen der Arbeitnehmer UND DER
WIRTSCHAFTLICHEN LAGE ANGEMESSENEN KOMPROMISS FÜHREN.' Wessen Gewerkschaft
ist die IGM nun eigentlich - die der 'Arbeitnehmer' (gleich Arbeiter und
große Mehrzahl der Angestellten) oder die Gewerkschaft der 'wirtschaftlichen
Lage'?
Wenn es ihr schlecht geht, setzt die 'wirtschaftliche Lage' die Arbeiter vor
die Tür. Sie nimmt auf uns keine Rücksicht. Warum sollen die Arbeiter auf die
'wirtschaftliche Lage', nämlich der Kapitalisten, Rücksicht nehmen?
Die IGM tut es. Ja, 'Kollege' Brenner, WIR BRAUCHEN GEWERKSCHAFTEN, ABER
NICHT SOLCHE!"
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.7
27.09.1971: 
In Wiesbaden beginnt der 10. IG Metall (IGM) Tag, der bis zum 2.10.1971
dauert.
In Bochum berichtet die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK (vgl.
4.10.1971) zunächst:"
DIESE WOCHE: IGM-TAG IN WIESBADEN
Letzten Montag wurde der 10.Gewerkschaftstag der IGM in Wiesbaden eröffnet.
Um den Kongreß gleich richtig einzustimmen, bekräftigte Bundeskanzler Brandt
wiederum die Lohnstop-Politik seiner Regierung: Lohnerhöhungen wie im Vorjahr
würden 1971 nicht mehr in die 'veränderte Landschaft' der Konjunktur
passen...! Vorsitzender Brenner stieß ins selbe Horn: die diesjährigen
Forderungen der IG Metall seien 'vernünftig' und 'der wirtschaftlichen Lage
angemessen'.
Der schöne Einklang von SPD- und IGM-Chef straft alles Gerede von Brandt, die
Tarifautonomie dürfe 'nicht zur hohlen Phrase' werden, Lügen, mit denen die
Delegierten und Mitglieder beruhigt werden sollten. Statt dem Druck der
Kapitalisten entschieden entgegenzutreten, ziehen die IGM-Bonzen von
vornherein den Schwanz ein - sind sie doch selber längst Kapitalisten
geworden, und eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus! Kritik der
Delegierten, die auf der Dienstagssitzung laut wurde, verpuffte schnell.
Gleichzeitig trumpfen die Arbeit-'geber' auf: am Montag stand im
'Handelbslatt' (HB,d.Vf.), dem Hausorgan der Kapitalisten, zu lesen: 'NUR
ÜBER EINEN BESCHÄFTIGUNGSDRUCK LIESSEN SICH DIE GEWERKSCHAFTEN WIEDER
DISZIPLINIEREN'! Das heißt: durch Entlassungen will man die Arbeiter in Angst
versetzen (nicht die 'Gewerkschaften', die sind längst 'diszipliniert', aber
um den Mitgliedern Sand in die Augen zu streuen, muß man so tun, als greife
man die Bonzen an, während man in Wirklichkeit die Arbeiter meint), damit sie
nicht gegen Lohnstop und Lohndrückerei aufmucken. Und das wird dann auch in
die Tat umgesetzt, wobei die Stahlkapitäne an Rhein und Ruhr es den
Metallindustriellen vormachen: beim Bochumer Verein (Krupp BV,d.Vf.) sollen
z.B. bis Ende März 1972 680 Kollegen entlassen werden; gleichzeitig will man
'beim Lohnkampf hart bleiben', wie die WAZ am Mittwoch schrieb. Und in der
selben WAZ ließen die Stahlkapitalisten die Katze aus dem Sack: 'SELBST EINE
(LOHN-) ERHÖHUNG UM DAS AUSMASS DER GELDENTWERTUNG - ALSO UM 5 BIS 6 V.H. -
STÖSST AUF ENERGISCHEN WIDERSTAND'!
Das bedeutet nichts anderes, als daß die Kapitalisten unsere Löhne nicht nur
nicht erhöhen, sondern sie EFFEKTIV DRÜCKEN wollen! Und sie werden dabei von
Bundesregierung und IGM-Führung unterstützt.
Wir sehen daraus wieder einmal:
ERSTENS dürfen wir unsere Lohnforderungen in gar keiner Weise an den Gewinnen
orientieren; was wir zum Leben brauchen, das brauchen wir, ob die Profite der
Unternehmer nun steigen oder fallen.
ZWEITENS: Wir dürfen uns bei der Durchsetzung unserer Forderungen nicht auf
die IGM-Bonzen verlassen, sondern nur auf uns selbst. WIR MÜSSEN DEN KAMPF
AUFNEHMEN UND DIESEN KAMPF SELBSTÄNDIG ORGANISIEREN UND DURCHFÜHREN! Nur so
werden wir überhaupt nur ein bißchen erreiche, wie wir das ja auch im letzten
Jahr bei Opel gesehen haben."
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK verbreitet mit Hilfe
eines Leserbriefes auch folgendes Zitat von Otto Brenner:"
Da die ausländischen Kollegen aus einer Reihe von Gründen oftmals unter viel
schwierigeren Bedingungen ihre Arbeit verrichten müssen, so bedürfen sie in
ganz besonderem Maße des gewerkschaftlichen Schutzes und der Solidarität."
Später berichtet die RBG Opel Bochum, in einem Artikel, dessen verwirrtes
Layout wir leider nur teilweise wieder entflechten konnten:"
GEWERKSCHAFTSOPPOSITION GEGEN BONZENDIKTATUR
Vom 10.GEWERKSCHAFTSTAG DER IG METALL geisterte durch Presse und Fernsehen
der Eindruck, daß es eine lebhafte Opposition gegen den Vorstand gegeben
hätte. Untersucht man aber die Äußerungen dieser angeblich so 'radikalen'
Gegner, so stellt sich heraus, daß diese 'Ultralinken' (Handelsblatt) mehr
oder weniger als Fassade aufgebaut wurden. Und zwar zu dem Zweck, eine
Demokratie vorzutäuschen, die es in den DGB-Gewerkschaften seit 1945, also
von Anfang an, niemals gegeben hat.
Wir wissen ja aus eigener Anschauung, wie die Delegierten nach Wiesbaden
geraten sind: Kaum einer unserer V-Leute kann uns sagen, wann, wo und wer auf
der geheimen Delegiertenversammlung für den IGM-Kongreß 'gewählt' wurde - so
demokratisch war das Verfahren! Man kann also annehmen, daß es sich bei den
in Erscheinung getretenen Kritikern kaum um 'Kritik von der Basis' handelte;
vielmehr um eine Opposition von Funktionären unterster Ebene gegen die ganz
großen Bonzen.
Fest steht, daß es innerhalb der DGB-Gewerkschaften allerdings oppositionelle
Tendenzen und Strömungen gibt. Durch solche undemokratischen Manipulationen
wie die sogenannte Delegierten-'Wahl', versucht die Bonzen-Bürokratie, diese
Strömungen abzublocken, aber die werden sich dadurch nicht aufhalten lassen.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann eine wirkliche Opposition auf den
Gewerkschaftstagen auftritt; das erkennt man daran, daß der IGM-Vorstand
selbst vor dieser Scheinopposition ins Zittern kam. Diese 'Opposition' hat
zwar richtig erkannt, daß die Arbeiter immer ausgebeutet und unterdrückt
werden. Aber sie tut so, als hätte das mit Kapitalismus nichts zu tun,
sondern nur mit fehlerhafter DGB- oder IGM-Politik.
Stehende Redewendung dieser Opposition ist zum Beispiel, daß sie als Prozeß
darstellt, was in Wirklichkeit längst vollendete Tatsachen sind. Etwa
folgende Aussprüche:
- 'Das Leben der Angestellten und Arbeiter wird immer unsicherer'
(ein Delegierten-Antrag, laut 'Handelsblatt' vom 9.8.).
Was heißt denn hier'wird' und 'immer unsicherer'? So lange es Kapitalismus
gibt (und das sind jetzt in Deutschland weit über hundert Jahre) war die Lage
der Arbeiter und Angestellten unsicher, waren sie bedroht von
Arbeitslosigkeit und Lohndrückerei und wurden sie ausgebeutet. 1890 ebenso
wie 1971.
AUSTRITT AUS DER 'KONZERTIERTEN AKTION'?
- Sie forderten weiter den Austritt der IGM aus der Konzertierten Aktion, die
sich, man staune, als Instrument der Unternehmer 'immer mehr' erweise, die
weiter die Gewerkschaften 'diszipliniere' und keine 'soziale Symmetrie
herstellen' könne. 'Die soziale Symmetrie habe sich in diesem System als
nicht durchführbar erwiesen'... Das konnte man von Anfang an wissen, wenn man
sich keine Illusionen darüber machte, daß in diesem System die
Kapitalbesitzer die Macht im Staat und die Macht über die Maschinen haben,
die Arbeiter aber nur ihre Haut zu Markte tragen dürfen!
- Die Rolle der Gewerkschaften innerhalb der Konzertierten Aktion (so die
'Opposition') habe nur darin bestanden, daß 'die Gewerkschaften Vorleistungen
erbracht' haben, die 'nie honoriert' wurden. Diese Kollegen verschweigen, daß
im Kapitalismus die Arbeiter immer 'Vorleistungen' erbringen OHNE 'Honorar' -
nämlich ihre Arbeitskraft, die nur zu einem Teil bezahlt wird, während der
andere Teil von den Unternehmern als Gewinn oder Dividende eingesackt wird.
Das einzige 'Honorar', das man uns gewährt, ist, daß wir im Falle eines von
eben denselben Ausbeutern angezettelten Krieges unsere Knochen zu Markte
tragen dürfen - 'für die Ehre des Vaterlandes'!
ILLUSIONÄRE SCHLUSSFOLGERUNGEN!
Diese 'Opposition' hat also richtige Gedanken, sie legt den Finger auf wunde
Stellen, aber ihre Schlußfolgerungen sind ILLUSIONEN, die darauf
hinauslaufen, man könnte Akkordschinderei, Ausbeutung, oder als Gegenstück
Arbeitslosigkeit beseitigen, ohne die Herrschaft der Kapitalisten zu
beseitigen! Das ist eine FALSCHE HOFFNUNG: das WIRTSCHAFTLICHE System
beseitigen ohne das POLITISCHE umzustürzen! Die Herrschaft der Kapitalisten
IM BETRIEB umstürzen ohne ihre POLITISCHE Herrschaft, ihre Herrschaft in
Parlament, Parteien, Regierung, Justiz, Bildung usw. umzustürzen! Diese
Opposition sagt im Grunde:
'Die Kapitalisten dürfen uns nicht mehr ausbeuten. Aber sie dürfen weiterhin
im Parlament, in der Regierung, in der Justiz und Bürokrtie sitzen', das
heißt: weiterhin Gesetze machen, die uns unterdrücken, weiter die höheren
Schulen und Universitäten für sich reservieren, weiter Polizei und Militär in
der Hand behalten! Aber 'keine Ausbeutung'? Sie sollten uns mal sagen, wie
das funktionieren soll!
DIE OPPOSITION UNTERWIRFT SICH DER GESCHÄFSTORDNUNGSDIKTATUR
Diese 'Radikalen' zeigten auf dem Kongreß, wie wenig ernst es ihnen mit ihrer
Opposition war. Sie akzeptierten den Geschäftsordnungsbeschluß, daß die von
der 'Basis' eingebrachten Anträge zusammengefaßt in anderer Form zur
Abstimmung gebracht würden. Damit ahtten sie von vornherein den Kampf
aufgegeben und waren zum Scheitern verurteilt. Auch diejenigen Kollegen unter
den Delegierten, die von sich aus ehrlich bemüht waren, durch Enthüllungen
und scharfe Kritik 'Wind zu säen', haben auf diese Weise erfahren, daß es
ohne eine Sprengung des vom Vorstand festgelegten Rahmens nicht möglich war,
ihre Forderungen durchzusetzen, zum Beispiel:
- Abschaffung der politischen Schlichtung
- Urabstimmung über Tarifergebnisse.
Alles in allem war die 'Opposition' von vornherein so kastriert, daß selbst
das ultrareaktionäre 'Handelbslatt' sich fragte, ob man bei diesem Kongreß
der angeblich so radikalen IGM 'auf der richtigen Veranstaltung war'.
Trotzdem läßt ablesen, daß die oppositionelle Stimmung von der Basis her
wächst.
VERTRAUENSLEUTE SOLLEN NOCH MEHR GEGÄNGELT WERDEN
Überall wo die Bonzen nicht unmittelbar den Daumen drauf halten, braut sich
was zusammen - und zwar zuerst bei den V-Leuten. 'Das Problem der
Vertrauensleute besteht in der immer noch mangelhaften Kontrolle DURCH DIE
GEWERKSCHAFT', sagte ein Diskussionsredner! In einem vertraulichen Papier,
das auf dem Kongreß unter die Leute kam, äußerte sich ein Arbeitsdirektor:
'MAN MÜSSTE AUCH DIE V-LEUTE 'IM GRIFF HABEN'.' Die V-Leute werden von der
Gewerkschaftsbürokratie so gegängelt wie noch nie - aus unserer praktischen
Erfahrung kennen wir ja die Beispiele vom September 1970 (vgl. 24.9.1970,d.
Vf.), als die V-Leute in ihrer Mehrheit die Forderung der Kollegen, nämlich
15%, auf 11% herabwiegelten und sogar bei Opel den Streik abbrachen an dem
entscheidenden Montag (vgl. 28.9.1970,d.Vf.). - Und doch ist das den Bonzen
noch nicht genug! Denn es hat den Anschein, daß eine wachsende Zahl von V-
Leuten sich dagegen wehrt, als Stoßtrupp der IGM-Herren für das Lohndiktat
'Reklame' zu machen. Wenn diese Kollegen wirklich gegen das Zusammenspiel und
Zusammenwachsen von DGB-Gewerkschaften, Kapital und Staatsapparat angehen
wollen, dann können sie das nur, indem sie sich noch enger mit ihren Kollegen
am Arbeitsplatz zusammenschließen, auf deren Wünsche und Forderungen hören
und so wirklich als Vertrauensleute nicht der Bonzen, sondern der Kollegen im
Betrieb wirken.
Davor haben die Herren Michels, Strothmann und Co. schon heute Angst. In dem
oben zitierten geheimen Papier (Protokoll einer geheimen Zusammenkunft von
Arbeitsdirektoren und Betriebsräten der IGM in der Stahlindustrie) gaben die
Herren ihrer Besorgnis Ausdruck über die 'wachsende Politisierung der
Vertrauensleute', die z.B. die 'Unverschämtheit' hatten, 'im Herbst 1969
durch spontane Arbeitsniederlegungen zusätzlich zu von der IG Metall
vereinbarten Tarifen Lohnerhöhungen durchzudrücken' (Frankfurter Rundschau
(FR,d.Vf.) v. 29.9.1971) und sich zudem noch weigerten, bei Rheinstahl,
Mannesmann usw. den Tiraden der Funktionäre zuzuhören. IGM-Vorstand Michels:
'Der eine traut dem andern nicht mehr...' Wir fragen: wer ist der eine, wer
der andere? Die V-Leute und einfachen Kollegen haben doch wohl ihre Gründe,
wenn sie den DGB-Bürokraten nicht mehr vertrauen!
Dem ganzen setzte Strothmann, gleichfalls vom IGM-Vorstand, die Krone auf,
indem er sagte: 'Die Freiheit in der IG Metall dürfe nicht eine Freiheit
gegen die IG Metall sein' - das heißt also: keine Freiheit gegen die IG-
Metall-Bonzen!
BRANDT UND LODERER SCHIESSEN GEGEN 'MAOISTEN'
Diese Freiheit nehmen sich in besonders frecher Weise natürlich die
'Linksextremisten' heraus, die, wo immer sie können, Funktionäre 'in
unflätigster Weise beschimpfen'. In diese Richtung schlug Willy BRANDT, ganz
'großer Staatsmann', als er von einer 'Verwilderung der politischen Gruppen'
(?!) sprach, von der notwendigen 'Abwehr der Gefahren für die demokratische
Ordnung' (wobei er als Kapitalistenvertreter natürlich nur die Demokratie für
die Reichen und Besitzenden kennt, nicht aber für die große Masse!), und den
IGM-Bonzen zurief: 'Seien Sie wachsam...' (FAZ vom 27.9.). LODERER, der
nächste Festredner, stieß ins selbe Horn: 'Die Gewerkschaften seien nicht
dazu da, die Geschäfte von politischen Sektierern und Hasardeuren
(Glückspsielern) zu besorgen'.
Nein, sie besorgen lieber die Geschäfte der Kapitalisten, zu denen sie ja
selbst gehören! Im Betrieb haben sich die Bonzen schon lange nicht mehr die
Hände schmutzig gemacht (manche sogar noch nie), in der Politik übernehmen
sie mit Freude das schmutzige Geschäft der Kapitalisten und ihres
Staatsapparates, wenn es darum geht, Vorwände für das Verbot revolutionärer
Gruppen, d.h. der sog. 'Maoisten', frei Haus zu liefern.
Außerdem gehen Brenner und Genscher (FDP,d.Vf.) von der Überlegung aus: 'Eine
Hand wäscht die andere', und auf diese Weise haben sie hinterher wieder
saubere Hände. Aus dem Machtbereich der IGM - nämlich den Betrieben - wird
ein störendes Geschwür entfernt, während Genscher der Bevölkerung weismachen
kann, die Arbeiter selbst seien ja für das Verbot der KPD/ML und anderer
Gruppen, da die Gewerkschaft ja dafür sei. Daß diese die Kollegen in den
Betrieben gar nicht mehr repräsentiert, verschweigt er wohlweislich.
So verabschiedete der IGM-Kongreß eine Vorstandsentschließung, in der die IGM
sich von allen 'extremistischen Parteien und Gruppierungen' distanziert. Es
heißt da: 'Der Gewerkschaftstag erwartet (!) von der Bundesregierung die
Strafverfolgung grundgesetzwidriger Aktionen einschließlich des eventuellen
Verbots der sie tragenden Organisationen.' (Frankfurter Rundschau v.
2.10.1971)
Mit diesem Gummiparagraphen 'Strafverfolgung grundgesetzwidriger Aktionen'
sind aber auch alle Kollegen gemeint, die aus dem verrat der IGM prsaktische
Konsequenzen ziehen und zum Beispiel Streiks durchführen, die die IGM nicht
dulden will - also 'wilde' Streiks, die laut Tarifvertrag verboten sind. Die
IGM-Bonzen und -Bürokraten, die sich darüber beschweren, daß die Kollegen mit
'wilden' Streiks mehr rausgeholt haben als die IGM ihnen zugestehen wollte
(die für so was ja schließlich 'zuständig' ist) - diese Bonzen ernten nur die
Früchte ihrer eigenen Politik. Aber das nehmen sie gleichzeitig zum Vorwand,
gegen solche Kollegen und ihre Organisationen vorzugehen!
VERSCHMELZUNG DES DGB-APPARATS MIT KAPITAL UND STAAT VERSTÄRKT SICH
Der Gewerkschaftstag hat wieder einmal gezeigt:
ERSTENS, wie rapide der Prozeß des Zusammenwachsens von DGB/IGM, Kapital und
Staat vorangegangen ist. Von der parteipolitischen 'Neutralität' unserer
Gewerkschaften kann keine Rede sein. Im Gegenteil, Brenner gehört heute zu
den aktivsten Wahlhelfern und Stützen der SPD-Regierung. Wenn dieser Mann,
oder sein Schatten Loderer, 'mehr politische Verantwortung für die
Gewerkschaft' fordern, oder, ein anderes Beispiel, 'volkswirtschaftliche
Rahmenplanung unter Beteiligung der Gewerkschaften' verlangen, dann meinen
sie nicht eine Beteiligung der Arbeiter, der Kollegen im Betrieb, der breiten
Massen, sondern Beteiligung der Bürokraten aus dem Gewerkschaftsapparat. Mehr
Posten für die 'Bonzokratie' - das ist der einzige Sinn dieser Reden.
ZWEITENS, daß die oppositionelle Bewegung innerhalb der Gewerkschaft nicht
tot ist und sich selbst bei solchen 'Spitzen'treffen regt und wächst.
Das gegenwärtige Dilemma der Gewerkschaftsopposition ist, daß DKP und 'linke'
Sozialdemokraten versuchen, dieser Opposition ihre politische Führung
aufzudrängen und sie mit 'linken' Phrasen in das seichte Fahrwasser der Nur-
Reformpolitik, das heißt des Reformismus zu 'führen', um sich als Arzt am
Krankenbett des Kapitalismus beim Klassenfeind einen guten Namen zu machen.
Alle Kollegen, die sich ehrlich vorgenommen haben, für die Interessen ihrer
Kollegen gegen die kapitalistische Ausbeutung und die Bonzen-Diktatur zu
kämpfen, kommen um folgende Tatsachen nicht herum:
BRENNERS IGM wird niemals mehr zur Klassengewerkschaft der Arbeiter werden
können, zu einer Organisation der Arbeiterklasse, die mit revolutionären
Mitteln für die wirtschaftlichen Tagesinteressen des Proletariats kämpft -
GEGEN die Kapitalisten und nicht MIT den Kapitalisten GEGEN die Arbeiter.
Die Arbeiterklasse muß sich eine revolutionäre Gewerkschaftsorganisation
schaffen, indem sie den hergebrachten reformistischen Gewerkschaftsrahmen
sprengt, und die das Ziel vor Augen hat, die Ursachen der kapitalistischen
Ausbeutung an der Wurzel zu packen und den Kampf um die Beseitigung des
Kapitalismus zu unterstützen!
FÜR EINE KLASSENKÄMPFERISCHE IGM-OPPOSITION!
KAMPF DEM LOHNDIKTAT DES KAPITALS, SEINER SPD-REGIERUNG UND DGB-BONZEN!"
=Zündkerze Nr.11, Extranummer und 12,Bochum o.J. (1971), 11.10.1971 bzw. Nov.
1971,S.6, S.3ff bzw. S.10
27.09.1971: 
Der 'Rote Morgen' Nr.10 (vgl. 13.9.1971, 11.10.1971) berichtet u.a.:"
Auch in diesem Metallkampf wurden trotz aller Versuche der Bonzen,
Forderungen der Kollegen zu unterdrücken, klare Forderungen erhoben: Bei
Klöckner/Bremen waren es 16%, bei Maschinenfabrik Deutschland (Hoesch - MFD,
d.Vf.) und einigen kleineren metallverarbeitenden Betrieben in Dortmund 15%,
bei Opel/Bochum forderte eine Belegschaftsversammlung 15% - 1 DM. Die KPD/ML
hat ihre Forderung 15% - 1 DM, Absicherung der Effektivlöhne, 1 000 DM
Mindestnettolohn, gegen Arbeitsplatzbewertung und Punktsystem, gleichen Lohn
bei gleicher Arbeit in vielen Flugschriften propagiert und begründet."
=Roter Morgen Nr.10,Hamburg 27.9.1971
Oktober 1971: 
Die KPD (vgl. 7.4.1972) berichtet über die Gründung ihrer Betriebszelle
Opel Bochum:
Bereits in der MetallTarifrunde (MTR,d.Vf.) letzten Jahres war die
Untersuchung der Automobilbranche soweit, daß bei Opel/Bochum und Ford/Köln
die Propagandaarbeit aufgenommen werden konnte. Die rasche Gewinnung von
Sympathisanten unter den Kollegen von Opel ermöglichte die Gründung der
Betriebszelle im Oktober 1971."
=Rote Fahne Nr.40,Dortmund 7.4.1972,S.2
02.10.1971: 
In Spanien beginnt der Streik im Bergbau von Asturien.
Bei Opel Bochum (IGM-Bereich - vgl. 25.10.1971) berichtet die Projektgruppe
Internationalismus (PGI) Bochum (vgl. 13.9.1971, 18.10.1971):"
DER BERGARBEITERSTREIK
Von den Madrider Bauarbeitern griff die Bewegung auf die asturischen
Bergbauarbeiter über. Es begann am 2.Oktober: bald standen 9 000 Kumpel im
Streik. Es ging um eine Anhebung der Hungerlöhne und um die 40-Stunden-Woche,
- aber wie überall in Spanien war bald die Losung 'Nieder mit Francos Mörder-
Regime!'"
=PGI:Der Tag der Abrechnung naht!,Bochum o.J. (Okt. 1971),S.1
04.10.1971: 
In Bochum gibt die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK in dieser
Woche ihre 'Zündkerze' Nr.11 (vgl. 16.9.1971, 11.10.1971) mit 14 Seiten DIN A
4 unter Verantwortung von Stefan Bock, Bochum, Anfang dieser Woche (nach
eigenen Angaben allerdings noch im September) mit einem Leitartikel zur
Betriebsversammlung (vgl. 16.9.1971) heraus.
Berichtet wird vom IGM-Tag (vgl. 27.9.1971) und der eigenen Zeitung für
Bochumer Stahlbetriebe (vgl. 6.9.1971), geworben für den 'Roten Morgen'
(RM), der vorm Werk verkauft werde.
In der Rubrik Leserbriefe wird die folgende Zuschrift aus Bochum vom
16.7.1971 veröffentlicht:"
Herr Bock!
Teils mit Interesse, teils mit gemischten Gefühlen, lese ich Ihre ZÜNDKERZE.
Mein Mann bringt sie mit, sie ist für IHN bestimmt, aber er liest sie nicht.
Nun, ALLES verstehe ich auch nicht, bin eine 'Nur-Hausfrau'.
Eines ist mir klar, daß ich viele Ihrer Worte aus Diskussionen in der DDR
wiedererkenne. Nehmen an, daß Sie 'drüben' geschult wurden. Zumindest nicht
den Schikanen der Vopos an der Grenze SO ausgesetzt sind, wie wir Nicht-
FUNKTIONÄRE.
Wenn Sie da erst einmal anfangen würden, Ihren 'Genossen' beizubringen, was
Menschlichkeit heißt, wären Ihnen viele, viele Menschen dankbar. Sie
schreiben vom 'unterdrückten und ausgebeuteten' Arbeiter in der BRD. Ihre
Genossen aber behandeln uns durch die Bank als Kapitalisten. Sie nehmen uns
das Geld ab, was sie als Währung NICHT anerkennen und würden uns danach am
liebsten mit einem Tritt in den Hintern zurückjagen. Kann man damit Anhänger
gewinnen?
Sie müssen sich schon gefallen lassen, daß man ihre ZÜNDKERZE deshalb als
Hetzschrift betrachtet; denn wenn sie dem Arbeiter drüben aufs Maul geschaut
haben, werden Sie wissen, daß auch dort der Arbeiter - und das weit mehr als
hier - ausgebeutet wird. Dafür darf er sich noch glücklich schätzen, wenn er
nach ein bis zwei Stunden anstehen ein Brot erwischt oder ein Stück Fleisch
zum Sonntag. Das Schlangestehen hat sich seit vor, im und nach dem Krieg
nicht geändert.
Gut, man nimmt uns vielen, aber man läßt uns das Hemd, was man von 'drüben'
nicht sagen kann. Denen würde man am liebsten noch das Fell über die Ohren
ziehen. Wir müssen pro Tag 10 DM Aufenthalt zahlen, nur um die Mutter zu
sehen. Invaliden bekommen von der DDR 10 DM West für vier Wochen. Ist das
auch gerecht? Wen wollen sie also aufklären? Zumindest nicht Leute, die beide
Staaten kennen und denken können. Was hier falsch gemacht wird, wqeiß jeder
denkende Mensch selber, und den Primitiven können Sie auch mit Ihrer
ZÜNDKERZE nichts beibringen.
Würde Ihnen gerne meine Adresse angeben, aber mit Rücksicht auf meine
Angehörigen in der DDR, kann ich sie Ihnen nicht anvertrauen. Würde nämlich
auf Ihre Antwort auf mein Schreiben neugierig sein. Vielleicht steht etwas
davon in der nächsten Nummer der ZÜNDKERZE...
P.S.: Sie wollten ja Zuschriften!"
Geantwortet wird:"
KPD/ML ZUR DDR
Liebe Frau D.!
Wie Sie sehen, steht nicht 'vielleicht' etwas in der ZÜNDKERZE über Ihren
Brief...
Wie wir sehen, haben Sie nicht alle Nummern der ZÜNDKERZE zu lesen bekommen,
da wir leider noch immer nur in beschränkter Auflage drucken können. Wir
bitten Sie daher, um weitere Mißverständnisse zu vermeiden, die ZÜNDKERZE
Nr.5 (vgl. 9.11.1970,d.Vf.) vom letzten Jahr zur Hand zu nehmen, falls Sie
sie noch haben. Der Artikel 'Warum sagen Kommunisten, Ulbricht ist ein
Antikommunist?' wird viele Ihrer Probleme beantworten. Doch nun direkt zu
Ihrem Brief.
Sie schreiben, wir würden 'drüben geschult'. Hier liegt eindeutig eine
Verwechslung vor. Die KPD/ML ist felsenfest davon überzeugft. daß das, was
sich in der UdSSR (SU,d.Vf.), der DDR, in Polen usw. als Kommunismus ausgibt,
nichts anderes als Sozialismus in Worten, aber Kapitalismus in Taten ist.
Weiter sind wir der Meinung, daß kein ehrlicher Kommunist HEUTE die dortigen
Verhältnisse mehr als sozialistisch bezeichnen kann. Die einzigen Staaten,
die man mit Fug und Recht als sozialistisch bezeichnen kann, sind unserer
Ansicht nach die Volksrepubliken China und Albanien. Daß wir also 'drüben
geschult' würden, ist ein Irrtum Ihrerseits. Außerdem werden wir auch nicht,
wie Sie meinen könnten, in Albanien oder China 'geschult'. Jeder Kommunist
hat dort die Revolution zu machen, wo er lebt und arbeitet. Vertrauen auf die
eigene Kraft nennen wir das. Der Aufbau des Sozialismus in China und
Albanien, die Kämpfe unserer französischen, spanischen, italienischen
Genossen, kurz, der dortigen Arbeiterklasse, das ist die Unterstützung, die
wir uns wünschen, über die wir uns freuen. Alles andere werden wir selbst
leisten und leisten müssen, von diesem Weg wird uns auch nichts abbringen.
Weiter schreiben Sie, daß die Arbeiter in der DDR noch mehr ausgebeutet
würden als hier. Wäre die DDR noch sozialistisch und nicht in die Hände von
Arbeiterverrätern a la Ulbricht und Honecker gefallen, dann träfe dies
sicherlich nicht zu, weil es dann ganz schlicht und einfach keine Ausbeutung
mehr gäbe. Albanien und China sind hierfür Beispiele genug. Aber auch wenn
die DDR von einer neuen Kapitalistenklasse beherrscht wird - und dafür gibt
es genug Beweise - dann träfe Ihre Ansicht nicht zu. Entweder Ausbeutung oder
nicht - es gibt kein 'mehr oder weniger', höchstens ein mehr oder weniger an
Hunger usw. Sie brauchen da nur unsere Verhältnisse mit denen in der Türkei
zu vergleichen. Das Grundübel ist überall das gleiche: eine kleine Minderheit
herrscht über das Volk. Ist es denn wirklich grundsätzlich anders in der
Türkei, wenn wir hier damit rechnen müssen, durch Arsenschlamm oder Cyanied
zu verrecken? Was nützen uns da Perlonhemden, ein VW oder ein Fernseher?
Nichts!
Aber damit sind wir schon beim springenden Punkt Ihres Briefes. Sie glauben,
daß es uns trotz aller falschen Sachen doch ganz gut gehe. Da sind wir
vollkommen anderer Meinung. Wir sehen, wie die Arbeiter am Band nach einigen
Jahren kaputt sind durch Akkord usw. Herzinfarkt, Nervenkrankheiten, alles
Dinge, die hier an der Tagesordnung sind. Wir sehen, wie in Hamburg eine
Zwanzigjährige über den Haufen geknallt wird (Petra Schelm, RAF - vgl.
15.7.1971,d.Vf.), mit der uns zwar politisch nichts verbindet, ganz im
Gegenteil, aber wie gesagt, wir sehen, wie sie abgeknallt wird und wie dann
noch die WAZ von 'Hatz' spricht. Faschistenjargon ist das! Und wir sehen, daß
für dieses Abknallen 3 000 Polizisten und Grenzschutzleute (BGS,d.Vf.)
bereitstehen, während bei den Giftschlammskandalen erst unmittelbare
Bedrohung unseres Lebens da sein mußte, daß eine Dreizehnjährige, die im
Rhein gebadet hat, sterben mußte, bis überhaupt etwas in Gange kommt, denn
die Schuldigen kommen nicht hinter Schloß und Riegel, sondern dürfen fleißig
weiter Profit machen. All das sind Tatsachen, an denen nicht zu rütteln ist.
Deshalb werden wir auch weiter für ein freies, unabhängiges, einiges
sozialistisches Deutschland kämpfen.
Und bleiben Sie auf Ihrem Stuhl sitzen und denken Sie genau nach über das,
was jetzt kommt: wir sind schlicht und einfach dafür, daß nicht nur die
amerikanischen, englischen (britischen,d.Vf.) und französischen Truppen vom
westdeutschen Boden verschwinden, sondern auch die russischen vom Boden der
DDR. Die NATO-Truppen stehen Gewehr bei Fuß, um hier eingreifen zu können,
wenn der Arbeiter wirklich aufmuckt. Und in der DDR ist es nicht anders.
Arbeiterverräter schrecken vor nichts zurück, weder hier noch dort. Mit einem
einzigen Unterschied: dort sind sie an der Macht, während es hier die Abs und
Thyssen sind. Brandt ist da nur ein kleiner Fisch, die Haie sitzen ganz
woanders.
Sie können sich selbst ausrechnen, was in der DDR Leuten mit unserer Ansicht
geschieht. Sie kommen genauso in den Bau wie es hier geplant ist. Aber das
Risiko muß jeder Kommunist eingehen. Was sagte doch der Vorsitzende der KPD,
Ernst Thälmann? 'Kommunisten sind Geburtshelfer einer neuen Gesellschaft'!
Die Worte, die Sie allerdings benutzen, damit können wir uns keineswegs
einverstanden erklären, denn es sind keine wirklichen Arbeiterworte. Z.B.
'Hetzschrift'. Gegen wen 'hetzen' wir? Gegen Sie, Ihren Mann, seine Kollegen?
Dann hätten wir aufgehört Kommunisten zu sein. Und wir sind auch keine
'Funktionäre' mit Pensionsberechtigung. Laue Säcke brauchen wir nicht, davon
gibt es schon genug. Wir sind, wenn Sie so wollen, 'Funktionäre eines anderen
Deutschland', eines, in dem der Arbeiter, der Werktätige die Macht haben
soll. Für solche Funktionen gibt es nur Opfer - keine Privilegien. Die Große
Proletarische Kulturrevolution, die zweite proletarische Revolution in China,
hat klar gezeigt, was mit dem Bonzenpack passiert: Runter von den Funktionen,
ab in die Betriebe zum Malochen, und wehe sie sollten wieder wagen das Haupt
zu heben. Arbeiter sind normale friedliche Menschen - wenn sie nicht
angegriffen werden!
Und wer ist 'primitiv'? Kein Arbeiter, er kann höchstens Bonzen auf den Leim
gehen, aber das ist nichts neues. Dafür sind wir da, Marxisten-Leninisten, um
ihm haarklein auseinanderzusetzen, was er da macht. Primitiv allerdings sind
die bezahlten Tintenkulis in Presse, Funk und Fernsehen. Sie glauben, es
könnte ewig so weitergehen mit der Malocherbescheißerei. Nun, der Tag wird
kommen, wo sie merken, daß sie sich verrechnet haben.
Und noch eins: daß man in der DDR Schlange stehen muß nach einem Brot, das
ist nun tatsächlich ein Ammenmärchen. Uns würde interessieren, wo Sie das
gesehen haben. Durch Bekannte und Verwandte unserer Genossen wissen wir, daß
dem nicht so ist. Wenn es noch so wäre, die Arbeiter hätten schon längst so
gehandelt wie ihre Kollegen letztes Jahr in Polen.
Wahr ist allerdings, daß Besucher berappen müssen. Aber genau hier zeigt sich
der 'Arbeiterstaat' DDR. Die Arbeiter-Besucher dürfen blechen, während
Großkapitalisten mit seidenen Handschuhen angefaßt werden. Und was steckt
dahinter? Daß sich die Kapitalisten und einmal besser verstehen, als wenn sie
es mit 'primitiven Proleten' zu tun haben.
Und was Ihre Vorsicht hinsichtlich Ihrer Adresse anbelangt: die ging in die
falsche Richtung. Wir sind keine Denunzianten, die für einen Urlaub dort
etwas ausspucken. Aber trotzdem war es gut: Weil die Polizei hier scharf
drauf ist, Adressen zu sammeln. Nicht umsonst kommt bei uns Post häufig
geöffnet an, weil entsprechende staatliche Stellen es noch nicht einmal für
nötig befinden, die Briefe wieder zuzukleben!
Wenn Sie also trotz dieses Briefes an einem Gespräch interessiert sind - wir
würden uns darüber freuen - dann sagen Sie Ihrem Mann, er soll Ihre Adresse
einem unserer Verteiler geben.
Das wär's fürs erste. Wir hoffen auf eine Antwort.
Mit kommunistischem Gruß DIE ZÜNDKERZE
Wir bitten Sie, Fragen hinsichtlich der DDR und der dortigen 'sozialistischen
Verhältnisse' vor allem an den 'Roten Kadett' von der DKP, dem Ableger der
SED, zu schicken. Mal sehen, was die Ihnen antworten werden! Wir stehen Ihnen
natürlich auch weiterhin zur Verfügung."
Auf der letzten Seite wird zur MTR und STR festgestellt:"
JETZT WEHT EIN ANDERER WIND...
Ober in den Stahlbetrieben oder bei Opel - die Kollegen ballen die Faust in
der Tasche. Es weht ein anderer Wind. Die Herren und ihre Aufpasser haben
Oberwasser: wenn du nicht willst, draußen warten zehn andere. So weit sind
wir schon wieder.
Entlassungen beim Bochumer Verein (Krupp BV,d.Vf.), bei Klöckner und Hoesch
in Hagen: der Schlag hat gesessen. Also so haben sich die Herren das
vorgestellt: 'Die Stahlindustrie braucht eine lohnpolitische
Konsolidierungspause.'
Das heißt 0%.
Was ist daran Bluff und worauf müssen wir uns gefaßt machen?
Ausgangspunkt der diesjährigen Metall-Tarifrunde waren die 15%-Forderung bei
Hoesch in Dortmund (MFD - vgl. 27.5.1971,d.Vf.) und die gleichgesinnte
Resolution von Opel im Juni/Juli (vgl. 1.7.1971,d.Vf.). Relativ spät dagegen
(vgl. 26./27.8.1971,d.Vf.) ließen die Tarifkommissionen ihre
Verratsforderungen von 9 - 11% aus dem Sack. Brenner selbst gab zu (vgl.
S14*.1971,d.Vf.): er würde 75% davon für einen Erfolg halten. Als er im
August (vgl. **.8.1971,d.Vf.) den Arbeit'gebern' in den Mund legte, sie
würden 6,5% akzeptieren, protestierten sie lautstark. Die Ursache kennen wir
jetzt. Hier wird ein abgefeimtes Spiel getrieben. Die Taktik der
'Tarifpartner' lautet: Verzögerung, die Verhandlungen möglichst nah an die
Krise schieben. Dann wird den Malochern schon die Freude vergehen, den Mund
aufzumachen. Dann fängt das große Zähneklappern an und alle werden
hilfesuchend auf ihre Gewerkschaft blicken und die wird in 'Geberlaune' die
6,5% für uns 'erkämpfen' und das noch als 'Sieg' hinstellen: 'Was wollt ihr
denn, das ist doch besser nichts.' Der Lohnstop der IGM-Bonzen und ihrer SPD-
Regierung soll besser sein als der Lohnraub, den das Kapital vorbereitet?
Aber nicht nur, daß man die Kollegen damit in Unruhe und Angst versetzen will
(z.B. dadurch, daß die vorzeitigen Pensionierungen bei Krupp, die bis Ende
März 1972 über die Bühne gehen sollen, bereits jetzt groß herausgebracht
werden). Nicht nur, daß unsere Aufseher verschiedenen Kalibers ihre Nasen
höher tragen und wir mit der geballten Faust in der Tasche noch mehr Tritte
einsammeln. Es zeigt sich vielmehr, daß die Widersprüche in dieser
Gesellschaft nicht mehr zu verkleistern sind. Mit jedem neuen Schlag ins
Gesicht formiert sich hier die Front der Arbeiter und aller Werktätigen,
während auf der anderen Seite der Haufen der Arschkriecher, Verräter und
Kollaborateure, besorgt um ihre Pöstchen, sich enger um seine Herren
zusammenschließt. Hier die Ausgebeuteten, dort die Ausbeuter und ihre
Lakaien.
Daß sich etwas zusammenbraut, spüren wir schon lange. Immer skrupelloser
werden die Herren, wo es schwerer wird, Profite zusammenzuraffen. Früher
leisteten sie sich einen 'liberalen' Tonfall. Heute heißt es: Ruhe und
Ordnung, selbst wenn jemand draufgeht wie beim Münchner Bankraub (vgl.
4.8.1971,d.Vf.), damit die Kasse stimmt. Was kümmert die Chemie-Bosse die
Verpestung der Luft, die Unbewohnbarmachung ganzer Wohnviertel, die
Verpestung des Trinkwassers, der Flüsse und Meere! Um seiner Profite willen
zerstört dieses Gesindel die elementarsten Lebensgrundlagen eines jeden
einzelnen... Millionen Steuergelder werden für Devisenausgleichszahlungen an
die Amis, für Rüstung und sogar Vernichtung von 'überflüssigen' Lebensmitteln
ausgegeben, aber in Bochum z.B. fehlen 20 000 Kindergartenplätze, fehlen
Wohnungen für junge Ehepaare und für Studenten (die in leerstehenden
Fabrikhallen untergebracht werden sollen). Und wer hat das Auspumpen des
Arsenschlamms in Gerthe (vgl. 4.8.1971,d.Vf.) bezahlt? Natürlich nicht Krupp,
Thyssen, Opel, sondern die Stadt, die dafür keine Wohnungen, Krankenhäuser
usw. bauen kann.
Die Massen beginnen zu begreifen, daß sie von diesem Staat der Kapitalisten
bei lebendigem Leibe verkauft werden. Sie fragen sich, wie sie sich dagegen
wehren können. Da hilft nur eins: sich organisieren, sich zusammenschließen.
Daß die IGM, die SPD oder DKP Organisationen sind, die im entscheidenden
Moment auf der anderen Seite der Barrikade stehen, st so manchem Kollegen
seit einiger Zeit kar. Nur eine revolutionäre Organisation, die ihre Reihen
im Griff hat und Karrieremacher und Pöstchenjäger frühzeitig vor die Tür
setzt, kann den Widerstand der breiten Volksschichten organisieren. Die KPD/
ML ist eine solche Organisation, weil sie den festen Willen hat, das deutsche
Proletariat von seinen Blutsaugern zu befreien. So jung wie sie ist, so viele
Fehler und Mängel hat sie. Wer eine festgefügte hundertprozentige
Organisation erwartet, macht sich Illusionen nach all den Niederlagen, die
die deutsche Arbeiterklasse hinnehmen mußte. Wer den Willen hat, diese Fehler
zu beseitigen, der wird auch vorankommen.
Kollegen, trotz alledem, organisieren wir uns in der KPD/ML. Wir brauchen sie
in den herannahenden Stürmen. Das Proletariat braucht seine revolutionäre
Partei. Sie ist letzlich sein einziger Schutz und seine einzige Hoffnung im
Kampf gegen das Pack der Blutsauger, Postenjäger und Ausbeuter.
VORWÄRTS IM GEISTE ERNST THÄLMANNS!
ROT FRONT!"
=Zündkerze Nr.11 und 12,Bochum o.J. (1971) bzw. Nov. 1971,o.S. bzw. S.1
06.10.1971: 
Bei Opel Bochum findet, laut KPD, der erste von drei Streiks (vgl. 7.10.1971)
statt, und zwar am Reparaturband (Abt. 3 391). Dieser Ansicht ist auch die
KPD/ML-ZB, die noch darauf hinweist, daß sich diese Abteilung in der Halle D4
befindet.
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 8.10.1971)
berichtet:"
Am Mittwoch früh streikten zuerst die Kollegen in D4/Abt. 3 391. Sie kämpften
gegen die auf einzelne Kollegen wegen Unterbesetzung des Bandes zutreffende
Überarbeit und gegen die unterschiedliche Bezahlung. Ihre Forderung nach mehr
Springern und Arbeitsentlastung wurde erfüllt, nachdem sie gedroht hatten 'auf
die Wiese' zu gehen."
Zur Behauptung der Werksleitung, der Streik sei von außerhalb ausgelöst
worden, betont die RBG, dies sei falsch:"
Das erste Informationsblatt kam nämlich erst am Mittwoch letzter Woche für die
Mittagsschicht, nachdem bereits die Frühschicht in der Abteilung 3 391 (D4)
gestreikt hatte."
Die KPD (vgl. 5.11.1971) berichtet zentral von Opel, u.a. über die
Betriebsversammlung (BV - vgl. 7.10.1971) in Rüsselsheim:"
Fast gleichzeitig war es auch zu Kampfmaßnahmen bei Opel in Bochum gekommen.
Insgesamt drei Mal legten die Kollegen aus zwei Abteilungen im Werk Opel I
(Abteilung D4 und D5) die Arbeit nieder. Durch ihre Kampfmaßnahmen setzten sie
20 Pfennig Lohnerhöhung durch und damit die Anglichung der Bandlöhne an die
Löhne vom Reparaturband. Besonders hier in Bochum wurde deutlich, daß die
Kollegen ihren Kampf nicht nur für Lohnerhöhung führten, sondern sich auch
gegen die unmenschliche Steigerung der Arbeitshetze, insbesondere am Band,
wendeten. Auch hier kam es zu Repressionsmaßnahmen der Kapitalisten von
Zeitabzügen bis zu Entlassungsdrohungen.
An die Arbeiter beider Werke ließen die Opel-Kapitalisten ein Flugblatt
verteilen, in dem sie zuerst lügenhaft versicherten, kein Mensch habe
gestreikt, um ein paar Zeilen später die Opel-Arbeiter mit massiven Drohungen
zu erpressen."
Bei Opel Bochum (vgl. 6.12.1971) und auch zentral (vgl. 3.12.1971) berichtet
die KPD (vgl. 6.12.1971) in einer Arbeiterkorrespondenz (vgl. 16.9.1971,
7.10.1971):"
Am 6.10.1971 war es nach den Streiks im Frühjahr und Herbst 1970 bei uns dann
wieder so weit. Der Verrat der Gewerkschaftsspitze vor Augen nahmen die
Kollegen den Kampf selbst in die Hand. In D4 Abteilung 3391 (Meister
Marquardt) schmissen sie im Rohbau die Arbeit hin. Damit protestierten sie
nicht nur gegen die verschleppende Verhandlungstaktik der IG Metall Bonzen,
sondern vor allem gegen die Opel-Kapitalisten, die hier wie in allen
Abteilungen für gleiche Arbeiten unterschiedliche Löhne zahlten, die hier wie
woanders Ausfälle wegen Krankheit nicht ersetzten, die hier wie woanders die
für Springereinsätze tariflich zustehende persönliche Verteilzeiten nicht
durchführen ließen. Die Kollegen forderten am Rohbauband den Fertigmacherlohn,
also 20 Pfennig mehr. Trotz des Großmauls 'Cassius Clay', alias
Hauptabteilungsleiter Hüskes, wollten die Streikenden durch die Abteilungen
zur Wiese vor der Hauptverwaltung marschieren. Um 'größeres Unheil zu
vermeiden', erfüllten die Kapitalisten die Forderung dieser Abteilung."
Bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 11.10.1971) berichtet die KPD:"
ERFOLGREICHER STREIK BEI OPEL
Am Mittwoch und Donnerstag letzter Woche legten die Kollegen aus zwei
Abteilungen (D4 und D5) der Opelwerke in Bochum die Arbeit nieder. Durch ihre
Kampfmaßnahmen setzten sie 30 Pfennig Lohnerhöhung durch und damit die
Angleichung der Bandlöhne an die Löhne vom Reparaturband.
LASSEN WIR UNS NICHT DURCH DIE DROHUNGEN DER KAPITALISTEN EINSCHÜCHTERN
- DAS ZEIGEN UNS DIE OPELARBEITER!"
Die Berliner Proletarische Linke / Parteiinitiative (PL/PI - vgl. 1.11.1971)
berichtet, dass am Rohbauband und in zwei weiteren Abteilungen eine
Vorweganhebung von 20 Pfennig erkämpft wird.
Berichtet wird auch durch die KPD bei Mannesmann Düsseldorf (vgl. 11.10.1971).
=Zündkerze Extranummer,Bochum 11.10.1971,S.1f;
Kommunistische Arbeiterpresse KWU Nr.4,Berlin 20.10.1971;
Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr.28,Berlin Nov. 1971;
Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr.4,Dortmund Okt. 1971,S.4;
Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.4;
Rote Fahne Nr.20,Bochum 11.10.1971,S.*;
Rote Fahne Nr.29 und 31,Berlin 5.11.1971 bzw. 3.12.1971,S.5 bzw. S.5
07.10.1971: 
Bei Opel Bochum findet, laut KPD, erneut ein Streik statt (vgl. 6.10.1971,
8.10.1971):"
Doch das gute Beispiel dieser Kollegen machte Schule. Am nächsten Tag flogen
die Klamotten in der D 5-Endmontage am Bockband (Meister Sieger)."
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 8.10.1971)
berichtet:"
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - das war auch die Forderung, als am
Donnerstag die Mittagsschicht in D5 die Klamotten hinwarf. Ihre Forderung:
Angleichung der Bandlöhne an die am Reparaturband bezahlten Löhne. Die
Geschäftsleitung gab die Sache nach Rüsselsheim ab und schob sie damit auf
die lange Bank."
Berichtet wird auch in:
- Berlin im IGM-Bereich bei KWU durch die KPD (vgl. 20.10.1971).
=Zündkerze Extranummer,Bochum 11.10.1971,S.2;
Kommunistische Arbeiterpresse KWU Nr.4,Berlin 20.10.1971,S.*;
Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.4;
Rote Fahne Nr.31,Berlin 3.12.1971,S.5
08.10.1971: 
Bei Opel Bochum wird, laut KPD, schon wieder gestreikt (vgl. 7.10.1971) und
zwar am Band 201 bei der Unterbaueinlage.
Bei Opel Bochum (vgl. 6.12.1971) und auch zentral (vgl. 3.12.1971) berichtet
die KPD über gestern und heute in einer Arbeiterkorrespondenz (vgl.
Rüsselsheim - 7.10.1971, NRW 13.10.1971):"
Und ein drittes Mal wurde gestreikt am Band 201 (Meister Hannemann) am
Unterbaueinsatz. In beiden Abteilungen das gleiche Bild:
Hauptabteilungsleiter Haufe mußte sich die Haare raufen und Obermeister
Richter, der gegen den Willen der Kollegen versuchte, das Band wieder laufen
zu lassen, mußte es ebenso eigenhändig wieder abstellen.
Denn die Kollegen sagten einmütig: Opel kann zahlen! Zu den bekannten
Gewinnsummen kommt noch zusätzlicher Profit durch Unterbelegung der
Arbeitsplätze, Einsparung der Springerpausen und letzthin wieder der Erhöhung
der Bandgeschwindigkeit. Wir machen das nicht mehr lange mit. In Bochum
ebensowenig wie in Kaiserslautern und Rüsselsheim."
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 11.10.1971)
berichtet:"
Freitag früh kam es in D5 zu einem kurzen Solidaritätsstreik, ebenso wie in
D4 unten (Rohnau), wo einige Abteilungen die Arbeit niederlegten. Anders als
am Mittwoch traten diesmal aber die Meister mit härteren Bandagen an; sie
drohten den Kollegen, wenn sie 'so weiter machten', gäbe es Entlassungen.
Hier tat sich vor allem der Meister Markwart vom Rohbau hervor, der wie manch
einer seiner Kollegen vergessen hat, woher er kommt - vom Band nämlich!"
Die RBG veröffentlicht auch aus der morgigen 'WAZ' den folgenden Artikel über
die Streiks vom 6. und 7.10.1971 sowie heute:"
DREIMAL RUHTE BEI OPEL AN EINEM BAND DIE ARBEIT
BETRIEBSRAT: KEIN VORGRIFF AUF TARIFVERHANDLUNG (MTR,d.Vf.)
Dreimal wurde im Opelwerk in den letzten Tagen an einem Fließband die Arbeit
für kurze Zeit niedergelegt. Die Belegschaftsmitglieder forderten, daß wegen
Krankheit personell unterbesetzte Fließbänder aufgefüllt würden und
verlangten eine Lohnerhöhung von knapp 20 Pfennig.
Unter Opelmitarbeitern wurde diese Lohnerhöhung als Vorgriff auf die
bevorstehenden Lohnerhöhungen gewertet. In einer Stellungnahme des
Betriebsrats heißt es jedoch dazu: Die 20 Pfennig mehr Stundenlohn für einige
Mitarbeiter seien eine bisher unterlassene Anpassung an das
Fertigmacherlohnniveau, die bereits vier Tage vor der Bandstillegung, am
Freitag, bewilligt, der Belegschaft aber noch nicht bekannt gewesen sei. Die
Werksleitung erklärt: Die kurzen Arbeitsunterbrechungen seien durch Einflüsse
von außerhalb des Werkes provoziert worden."
Sodann berichtet die RBG:"
GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT
Aus dem oben angeführten Artikel der WAZ vom 9.10.1971 kann man ganz klar
erkennen, wie die Adam Opel AG und ihr Betriebsrat die Tatsachen verdrehen
und entstellen. Wir wissen zum großen Teil ja aus eigener Erfahrung den
Ablauf des Geschehens (...). Die ZÜNDKERZE  hat bisher immer versucht, die
Arbeiterschaft bei Opel darüber zu informieren, was betriebsrat und
Gewerkschaft ihr vorenthalten und das wird sie auch jetzt wieder tun, obwohl
Betriebsrat und Gewerkschaft 'unsere Arbeit ständig mit Dreck bewerfen'. Auch
die ZÜNDKERZE wird sich dadurch 'nicht von ihrem Weg abbringen lassen'.
In dem Artikel der WAZ behauptet die Geschäftsleitung, die Streiks seien
durch Einfluß von außerhalb ausgelöst worden. Jeder Kollege von Opel weiß,
daß das nicht den Tatsachen entspricht. ...
Man sieht also, daß die Geschäftsleitung hier wieder einmal das alte Märchen
von irgendwelchen 'bösen, mysteriösen Elementen' außerhalb des Betriebes
aufwärmt, um sich selbst reinzuwaschen und die Klassengegensätze zu
verwischen. Denn in Wirklichkeit sind die von den Unternehmern geschaffenen
und aufrechterhaltenen Ausbeutungsverhältnisse die Ursache für den wachsenden
Widerstand der Arbeiter.
Wenn es in dem Artikel der WAZ weiter heißt, der Betriebsrat habe sich schon
seit längerem für eine Angleichung der Löhne in bestimmten Abteilungen
eingesetzt, so ist das schlicht eine Lüge. Wie sonst könnte 'Kollege' Sonak
(Betriebsratsmitglied) sich vor Kollegen aus D3 für die ungerechte
Aufsplitterung in zahlreiche Lohngruppen stark machen, indem er sinngemäß
sagte: 'Bei der einen Operation braucht man eben nur eine Hand, bei der
anderen zwei Hände; bei der einen Operation braucht man eben mehr geistige
Fähigkeiten als bei der anderen. Das müßt ihr doch verstehen, Kollegen!'
Wieder einmal liegt es hier vor allen offen auf der Hand, daß bei allem
Wortgeklingel 'unser' Betriebsrat im entscheidenden Moment auf der anderen
Seite steht.
Das hat aber die Kollegen nicht daran gehindert, auch am Freitag auf der
Frühschicht in D4 und in D5, für mindestens 15 Minuten die Brocken
hinzuschmeißen.
Dabei kam es erstmals zu Entlassungsdrohungen gegenüber Kollegen und
Vertrauensleuten, die als Sprecher der Streikenden bestimmt worden waren.
Gegen diese Einschüchterungs- und Spaltungsmanöver sollten sich die Sprecher
der Kollegen wehren. Sie sollten ihren Kollegen, die sie gewählt haben, ganz
klar machen, daß ihr persönlicher Einsatz mit Gefahren verbunden ist und der
Unterstützung aller bedarf. Alle Kollegen sollten ihre Sprecher nicht darüber
im Zweifel lassen, was passiert, wenn die Geschäftsleitung Druck auf sie
ausüben sollte.
Die Kündigung eines einzelnen Kollegen, ist zu verstehen als Angriff gegen
alle.
DAS VERTRAUEN AUF DIE EIGENE KRAFT BLEIBT EINE LEERE PHRASE, WENN NICHT EINER
FÜR ALLE UND ALLE FÜR EINEN EINSTEHEN!"
Berichtet wird auch in:
- Berlin im IGM-Bereich bei KWU durch die KPD (vgl. 20.10.1971).
=Zündkerze Extranummer,Bochum 11.10.1971,S.1f;
Kommunistische Arbeiterpresse KWU Nr.4,Berlin 20.10.1971,S.*;
Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.4;
Rote Fahne Nr.31,Berlin 3.12.1971,S.5
11.10.1971: 
In Bochum gibt die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK eine
Extranummer ihrer 'Zündkerze' (vgl. 4.10.1971, 1.11.1971) mit 6 Seiten DIN A
4 unter Verantwortung von Stephan Bock, Bochum, mit einem Leitartikel zu den
letzten Streiks (vgl. 6.10.1971, 8.10.1971) heraus.
Berichtet wird auch vom IGM-Tag (vgl. 27.9.1971) und zur MTR NRW (vgl.
13.10.1971) heißt es:"
Kolleginnen und Kollegen!
Am kommenden Mittwoch beginnen in NRW die offiziellen Tarifverhandlungen für
die metallverarbeitende Industrie.
Angesichts dieser Tatsache und noch eventuelle zu erwartender
innerbetrieblicher Ereignisse sollten wir uns noch einmal die in diesem
Zusammenhang auf Betriebsversammlungen aufgestellten wichtigsten Forderungen
ins Gedächtnis rufen und bekräftigen:
1. 15% LINEARE LOHNERHÖHUNG GLEICH 1 DM
2. VOLLER 13.MONATSLOHN
3. WEG MIT LEISTUNGSBEURTEILUNG, ARBEITSPLATZBEWERTUNG UND PUNKTESYSTEM BEI
OPEL!
4. ABSCHAFFUNG DER UNTEREN LOHNGRUPPEN
5. ABSICHERUNG DER EFFEKTIVVERDIENSTE, 1 000 DM GARANTIERTER NETTOLOHN
MINDESTENS UND FÜR JEDEN, BEI EINHALTUNG DER 40 STUNDEN-WOCHE
6. 6 STUNDEN-SCHICHT AN ARBEITSFREIEN TAGEN BEI VOLLEM LOHNAUSGLEICH
7. ÜBERNAHME DER PARKPLATZVERSICHERUNG DURCH OPEL
8. BEZAHLUNG VON HEILIGABEND UND SYLVESTER
9. GENERELL 50% FÜR ALLE ÜBERSTUNDEN
10. BEZAHLUNG DER HALBSTÜNDIGEN PAUSE DURCH OPEL
11. RÜCKZAHLUNG DES KONJUNKTURZUSCHLAGS
12. GEGEN DAS NEUE BVG"
=Zündkerze Extranummer,Bochum 11.10.1971
13.10.1971: 
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.78 (vgl. 9.10.1971, 16.10.1971) heraus.
Berichtet wird u.a. von Opel Bochum.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.78,Bochum 13.10.1971
13.10.1971: 
In der Metalltarifrunde (MTR) NRW (vgl. 18.10.1971) sollen, laut Roter Opel
Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 11.10.1971), die ersten
Verhandlungen beginnen.
Laut KPD (vgl. 3.12.1971) scheitern diese, "weil die Kapitalisten ohne ein
Angebot erschienen waren".
Davon berichtet auch in:
- NRW in Bochum die KPD bei Opel (IGM-Bereich - vgl. 6.12.1971).
=Zündkerze Extranummer,Bochum 11.10.1971,S.2;
Rote Fahne Nr.31,Berlin 3.12.1971,S.5;
Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.4;
13.10.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (IGM-Bereich - vgl.
1.11.1971) berichtet:"
'AKTION RUHRSCHIENE': JAGT DEN KLEINEN MANN!
In der Nacht zum Mittwoch, den 13.10., fielen 5 000 Polizisten über das
Ruhrgebiet her. Die Auffahrten zur B1 wurden kontrolliert, KFZs geprüft,
'Verkehrssünder' gepackt. Aber nicht nur das: es wurden die Personalien von
insgesamt über 20 000 Personen festgestellt, hunderte wurden verhaftet vzw.
für kürzere oder längere Zeit festgehalten.
Was hat diese 'Aktion Ruhrschiene' zu bedeuten?
Viele Menschen in Westdeutschland und Westberlin haben in letzter Zeit
gemerkt, wie gefährlich es ist, wie Baader oder Meinhof auszusehen, einen BMW
zu fahren, oder gar einer Polizeisperre auszuweichen. Dann kann es passieren,
daß man als Verbrecher verfolgt und gestellt wird und, wenn man Pech hat,
wird man durch Genickschuß 'auf der Flucht' erschossen, wie es kürzlich einem
kleinen 'Ganoven' in Berlin (vgl. S4.**.1971,d.Vf.) passiert ist.
Es hieß von Amts wegen, die Aktion 'Ruhrschiene' sei eine Großaktion zur
Überprüfung von 'Gastarbeitern', 'Rauschgiftsüchtigen', zum Aufspüren von
'Verkehrssündern' und zur Ermittlung von Mitgliedern der 'Baader-Meinhof-
Gruppe'.
Doch was ist tatsächlich geschehen?
Zwar wurde kein angebliches Mitglied erwischt oder gar erschossen, wie es im
Juli der Friseuse Petra Schelm (vgl. Hamburg - 15.7.1971,d.Vf.) erging, aber
dafür drang die Polizei - häufig ohne Hausdurchsuchungsbefehl - in
Gaststätten und Wohnungen ein, wurde handgreiflich und durchsuchte, was ihr
unter die Finger kam. So wurde bei dem Überfall auf ein Haus von
Fürsorgezöglingen, die statt in einem Erziehungsheim in einem Kollektiv
wohnen und von Sozialarbeitern und Studenten betreut werden, diesen die
Hemden vom Leib gerissen, um, - wie es hieß - Rauschgiftinjektionen zu
finden. Ähnliches geschah in mehreren Wohngemeinschaften.
Geht es bei diesen Großaktionen, zu denen in Zukunft nach einer Meldung aus
Hamburg auch der Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.) hinzugezogen werden soll,
tatsächlich in der Hauptsache um die Vernichtung einer anarchistischen
Splittergruppe, die zum Staatsfeind Nr.1 hochgejubelt wurde?
Sicher nicht! Viel zu vage sind die Anzeichen dafür, daß es hier wirklich um
eine fest organisierte Gruppe handelt, etwa nach Art der Tupamaros, was die
bürgerliche Presse ihnen auch immer in die Schuhe schieben mag.
Das ganze Theater stellt im Grunde genommen eine Notstandsübung dar. Man
könnte es auch mit Sparringsboxen vergleichen. Hier wird probiert und
trainiert für den wirklichen Gegner. Dem Unternehmertum und seiner jeweiligen
Regierung - heute der SPD/FDP Regierung - droht nur wirkliche Gefahr von der
überwiegenden Mehrheit des Volkes, besonders der Arbeiterklasse. Wenn diese
sich nämlich unter der Führung einer revolutionären kommunistischen Partei
zusammentun, um Schluß zu machen mit Ausbeutung, Korruption und der ganzen
parlamentarischen Schmierenkomödie. Angesichts der beständig um sich
greifenden Krisenzeichen der bundesdeutschen Wirtschaft wissen die
Kapitalisten natürlich, daß die Arbeiterklasse sich nicht wehrlos ihren
mühsam erkämpften Lebensstandard wegnehmen lassen wird, damit die
Gewinnspannen der Unternehmen stabil bleiben. Damit besteht natürlich auch
die Gefahr, daß die spontane Arbeiterbewegung immer mehr mit der
revolutionären verschmilzt. Die KPD/ML und ihre Organisationen haben ja schon
oft genug bewiesen, daß sie in der Lage sind, nicht nur die längerfristigen
Ziele der Arbeiterbewegung aufzuzeigen, sondern sich auch aktiv für die
Tages-Interessen der Arbeiterschaft einsetzen.
Ein Polizeisprecher sagte es der WAZ ganz deutlich, was der eigentliche Sinn
von Großrazzien wie der 'Ruhrschiene' ist: sie sollen die 'Macht der Polizei'
demonstrieren, also 'abschreckenden Charakter' haben. Man will die Arbeiter
einschüchtern, damit sie ja nicht auf 'dumme Gedanken' kommen. Sollte das
nicht wirken, so haben wir hier in Westdeutschland nicht mehr und nicht
weniger von der Polizei, 'unserem Freund und Helfer', zu erwarten, als die
kämpfenden Arbeiter bei den Seat-Werken in Spanien (vgl. 18.10.1971,d.Vf.),
nämlich Niederknüppeln und in letzter Konsequenz 'blaue Bohnen'. Außer diesen
Einschüchterungen versuchen die Kapitalisten noch über ihre Presse die
'Maoisten' zu diffamieren, indem man sie in Zusammenhang mit 'kriminellen
Elementen' wie der 'Baader-Meinhof-Gruppe' bringt. Es war auch sicher kein
Zufall, daß bei dem Münchner Banküberfall im August (vgl. 4.8.1971,d.Vf.) in
der Tagesschau am selben Abend behauptet wurde, die Bankräuber hätten sich
als 'Mitglieder der Roten Front und der Roten Garde ((RG,d.Vf.)
Jugendorganisation der KPD/ML)' bezeichnet.
Trotz all dieser üblen Tricks und Verleumdungen wird sich die KPD/ML nicht
davon abbringen lassen konsequent die Interessen der Arbeiterklasse und des
ganzen Volkes zu vertreten. Letztlich werden die Kapitalisten und all ihre
Helfer scheitern bei dem Versuch, einen Keil zwischen die breiten Massen und
die Marxisten-Leninisten zu treiben. Genau vor dieser Verbindung aber, vor
dem gemeinsamen Kampf der breiten Massen und der Revolutionäre in der KPD/ML,
haben die Mächtigen in unserem Staat gewaltigen Bammel. Davor will die SPD/
FDP-Koalition einen Riegel schieben."
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.4f
14.10.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet u.a. von
der MTR:"
STREIKVERBOT BEI OPEL?
Vor einigen Wochen flatterte uns eine Mitteilung der Geschäftsleitung auf
unseren Arbeitsplatz, betitelt mit der freundlichen Anrede: 'An unsere
Werksangehörigen'. 'Höflich' werden wir in diesem Geschreibsel darauf
hingewiesen, daß das Streiken 'ungesetzlich' sei, 'solange verhandelt wird'.
Stattdessen legt uns die A. Opel AG 'unsere' IG Metall ans Herz, die einzig
und allein für die anstehenden Tariffragen kompetent sein soll. Denn nur die
IGM-Bonzen werden von den hohen Herren als unsere 'Interessenvertreter'
akzeptiert. Bei dem Tarif-Kuhhandel haben die Belegschaften angeblich nichts
zu bestellen.
Aber die Geschäftsleitung geht noch weiter. Sie droht der Opel-Belegschaft
mit fristlosen Kündigungen für den Fall, daß wir den von IGM-Bonzen und
Kapitalisten und SPD-Regierung einträchtig gesteckten 'Gesetzesrahmen'
durchbrechen und selbständig, auf unsere eigene Kraft vertrauen, für unsere
Forderungen eintreten.
Eine Begründung dafür liefern uns die Opel-Herren höchstpersönlich. In ihrem
Unternehmerbrief heißt es nämlich verheißungsvoll: 'Die Verhandlungen werden
sich über einen längeren Zeitraum erstrecken.' Als wäre es
Gedankenübertragung, sagte mit anderen Worten 'Tarifpartner' Willi Bleicher
aus dem Südwesten, die Tarifprozeduren von Verhandeln, Schlichten,
Urabstimmen (streiken?) würden sich für die metallverarbeitende Industrie bis
Mitte November hinziehen können. (WAZ vom 25.10.) 'Die Taktik der
'Tarifpartner' lautet... Die Verhandlungen möglichst nahe an die Krise
schieben', schrieb die ZÜNDKERZE schon im September (vgl. 4.10.1971,d.Vf.).
Den Grund verriet Willi Bleicher im Fernsehen (vgl. S1.1*.1971,d.Vf.): 'Uns
liegt nicht am Kampf'. Ein sauberer Arbeitervertreter!
In dieser Situation verbietet uns die Adam Opel AG, irgendetwas ohne 'unsere'
Gewerkschaft zu tun. Wir sollen an Organisationen gekettet werden, die nach
der Pfeife der Unternehmer tanzen. Die Kapitalisten träumen offenbar schon
von staatlichen Zwangsgewerkschaften, die die Einheit von Kapital und Arbeit
predigen nach dem Motto: wir sitzen alle in einem Boot, Zwangsgewerkschaften,
die dazu dienen, die Arbeiterklasse noch mehr an die Kandare zu nehmen und
die Interessen der Kapitalisten mit allen Mitteln durchzusetzen, auch mit
blutiger Gewalt wie in Spanien oder Polen. Unter solchen Regimes werden nicht
nur die wirtschaftlichen Interessen der Arbeiter, sondern erst recht alle
politischen Betätigungen unterdrückt. Auch in der Richtung will der Opel-
Brief schon mal leise antippen: 'Wer sich an Streiks oder DEMONSTRATIONEN
beteiligt...' - d.h. allen Kollegen, die die 'Unverfrorenheit' besäßen, sich
an Kundgebungen zu beteiligen wie seinerzeit gegen die Notstandsgesetze (NSG
- vgl. 30.5.1968,d.Vf.), oder im letzten Jahr gegen die Todesurteile im
Baskenprozeß (vgl. S2*12.1970,d.Vf.), wird von Opel der Rausschmiß
angedroht."
Der Betriebsrat stehe der Geschäftsleitung zur Seite, was anhand der Vorfälle
bei Opel Rüsselsheim auf und nach der Betriebsversammlung (BV - vgl.
7.10.1971, 11.10.1971) belegt wird.
Fortgefahren wird:"
Die einzelnen Schritte dieser Spaltertaktik haben die Arbeitgeberverbände in
Richtlinien festgelegt (siehe Rotfront' vom September (vgl. Bochum 6.9.1971
bzw. IGM Juli 1970,d.Vf.)). Eine wichtige Rolle in ihrem Sinn spielt dabei
die Familie. Es wird darauf spekuliert, daß bei Streiks die Ehefrauen eher
'Vernunft annehmen' und ihre Männer wieder zur Arbeit schicken werden,
anstatt ihnen den Rücken zu stärken. Aus diesem Grund finden wir auch in
Opels Unternehmerbrief die Drohung, daß im Falle eines 'wilden' Streiks der
Anspruch auf Lohnzahlung, Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, also
die Versorgung unserer Familien in Notfällen (wofür wir jeden Monat 20 bis
30% unseres Lohnes berappen müssen) 'verloren geht'. Diese feinen Herren
wissen genau, wo sie uns an der empfindlichsten Stelle zu packen kriegen. Sie
wollen uns vorgaukeln: wenn ihr streikt, geht's euch schlechter, wenn ihr
euch ruhig verhaltet, geht's euch gut. (Dabei haben sie selbst zu Beginn der
Tarifrunde zugegeben, daß sie die Lohnerhöhungen auf einem Niveau festnageln
wollen, das noch unter den Preiserhöhungen liegt!) Das erzählen sie vor allem
den Arbeiterfrauen. Bei den Stahlwerken Bochum (SWB,d.Vf.) z.B. war es bisher
bei Streiks üblich, daß Leute von der Verwaltung von Haus zu Haus zogen, um
hinter dem Rücken der streikenden Männer die Ehefrauen mürbe zu machen.
Die Opel-Herren wollen, wie aus ihrem Brief zu schließen ist, in Zukunft tief
in ihre Trickkiste greifen, um uns einzuschüchtern, zu spalten und mürbe zu
kriegen. Dabei können sie sich auf die Unterstützung ihrer Gewerkschafts
(IGM-)bonzen und ihrer SPD-Regierung verlassen und vor allem auf eigene
Erfahrungen zurückgreifen.
Nach neuesten Meldungen erlebt die amerikanische Autoindustrie eine
Profitsteigerung wie noch nie in ihrer Geschichte. Die Ursache ist auf der
einen Seite die Ausschaltung der ausländischen Konkurrenz durch die 10%-
Importsteuer, auf der anderen Seite aber das Streikverbot, das durch Nixons
Preis- und Lohnstop (vgl. S4.**.197*,d.Vf.) erzwungen wurde. (Der neunwöchige
Streik in Detroit vom vorigen Herbst (vgl. 15.9.1970,d.Vf.) sitzt halt den
Herren Roche und Co. immer noch in den Knochen.) Den Arbeitern soll ihre
wichtigste Waffe im wirtschaftlichen Kampf, der Streik, aus der Hand
geschlagen werden, und wenn es sein muß mit Gewalt.
Genau dasselbe bei Opel in Deutschland. Die Maßnahmen der SPD-Regierung,
nämlich die Löhne 'einzufrieren', ähneln Nixons Lohnstop wie ein Ei dem
andern, nur daß sie es hier nicht wagen, offen das Streikverbot
auszusprechen. Es ist auch noch nicht notwendig: noch reichen die
Berufsabwiegler von der DGB-Bonzokratie aus. Aber Opel-Boß Cunningham meint:
sicher ist sicher. Bei Opel wird schon mal, auf gut amerikanisch, das
Streikverbot offen verkündet.
Aber die Herren haben sich verrechnet, in den USA wie auch bei uns. In
Rüsselsheim und in Bochum warfen warfen die Kollegen den grünen Wisch
haufenweise in den Papierkorb oder auf den Boden, der stellenweise von einem
dicken Teppich aus Opels Unternehmerbrief bedeckt war. Was in Rüsselsheim
einzelne Kollegen, die auf der Betriebsversammlung das Podium stürmten, nicht
erreichen konnten, das schaffte dieses schmutzige Stück Papier: jetzt müssen
wir erst recht gegen diese Schweinerei zusammenstehen, sagen viele Kollegen."
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK veröffentlicht auch
folgenden Text:"
Offener Leserbrief
An meine Werkskolleginnen und Kollegen!
Am Donnerstag, den 14.10.1971, bekamen wir ein Schreiben der Adam Opel AG zum
Thema 'ungesetzliche Streiks'
Was ist die Ursache für ein solches Schreiben eines kapitalistischen
Unternehmens gewesen?
Es wird auf eine Betriebsversammlung im Stammwerk Rüsselsheim hingewiesen"
(vgl. 7.10.1971,d.Vf.), wo 15% für die MTR gefordert worden waren:"
Wenn Forderung und Antrag für die Adam Opel AG unverantwortlich sind, fragen
wir, ob das von Verantwortung zeugt, wenn Arbeitgeber ohne ein Lohnangebot zu
Tarifgesprächen erscheinen (vgl. NB/NW - 7.10.1971,d.Vf.). Darüberhinaus hält
es die Adam Opel AG für ihre besondere Pflicht, insbesondere unsere
ausländischen Kollegen aufzuklären. Wie sagte doch Otto Brenner auf dem 10.
Gewerkschaftstag der IG Metall (vgl. 27.9.1971,d.Vf.): 'Da die ausländischen
Kollegen aus einer Reihe von Gründen oftmals unter viel schwierigeren
Bedingungen ihre Arbeit verrichten müssen, so bedürfen sie in ganz besonderem
Maße des gewerkschaftlichen Schutzes und der Solidarität.' Auf Hochdeutsch
heißt das: die ausländischen Kollegen werden nch mehr ausgemistet als wir
Deutsche. Von Solidarität gegenüber Ausländern halten die Bonzen genausowenig
wie von Solidarität gegen uns. Meine Meinung: Jeder, der einen Arbeits- oder
Mietvertrag kündigt, bemüht sich innerhalb der Kündigungsfrist um einen
angemessenen Ersatz. So aber offensichtlich nicht die Klugscheißer der IGM.
Letztere kamen in Nordbaden/Nordwürttemberg, in NRW, Berlin und Hessen ohne
ein Angebot zu den Verhandlungen und erzählten: 'Die Verhandlungen können
sich über einen längeren Zeitraum erstrecken.'
Über einen längeren Zeitraum müssen wir also auf das Geld, das wir zum Leben
brauchen und auf die LZ-Bewertung (Leistungszulage,d.Vf.) verzichten und
dürfen derweil vom mühsam Ersparten die überhöhten Preise bezahlen - auch für
Opelfahrzeuge. Als Dank dafür dürfen wir dann am 10.Dezember überhöhte
Steuern zahlen für Lohn, Weihnachtsgeld und Nachzahlungen. So gehts nicht
weiter. Wir fordern: Rasche Beendigung der Verhandlungen, gegebenenfalls
Streik. Uns was Eure Zahlungsverpflichtungen angeht, fragt im Zweifelsfalle
die Personalabteilung der Adam Opel AG!"
Bei Opel Bochum berichtet die KPD u.a. von heute (vgl. 6.12.1971) in einer
Arbeiterkorrespondenz (vgl. 8.10.1971, 26.11.1971) u.a. von der MTR, u.a.
auch bei Opel Rüsselsheim (vgl. 7.10.1971):"
WIE KONTERTEN NUN DIE KAPITALISTEN?
Zahlreichen 'Rädelsführern' wurde gekündigt mit Werksverbot. Die
'Rädelsführer', derer man nicht habhaft werden konnte, versuchte man durch
Vorladung 'Zuverlässiger' zum Personalbüro, durch Befragung und Vorlage von
Photographien herauszubekommen. Darüberhinaus wurde nun, nachdem die erste
Tarifverhandlung in NRW gescheitert war, weil die Kapitalisten ohne ein
Angebot erschienen waren, von diesen ein schmieriger Drohbrief verteilt. Wenn
auch außer den 'Rädelsführern' in Rüsselsheim und 200 Spanier in Bochum keine
weiteren Massenentlassungen bis zur Stunde stattfanden, so ist doch unser
Krankenstand von 11% den Kapitalisten ein Dorn im Auge. Kündigungen (49 pro
Monat) während der Krankfeierzeit und Vorladungen zum Personalbüro während
des Krankenhausaufenthaltes sind keine Seltenheit, zu einer Zeit also, wo man
sich nicht wehren kann und die Widerspruchsfrist nicht wahrnehmen kann.
=Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.4;
Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.1ff und S.10
15.10.1971: 
In der Nr.6 seines 'Jungen Bolschewik' (vgl. Sept. 1971, 15.11.1971)
behandelt der KJVD der KPD/ML-ZB u.a. Opel Bochum.
=Der junge Bolschewik Nr.6,Bochum 15.10.1971
16.10.1971: 
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.79 (vgl. 13.10.1971, 20.10.1971) heraus.
Berichtet wird u.a. von Opel Bochum.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.79,Bochum 16.10.1971
18.10.1971: 
Bei Opel Bochum (IGM-Bereich - vgl. 25.10.1971) berichtet die Projektgruppe
Internationalismus (PGI) Bochum (vgl. 2.10.1971, 23.10.1971):"
DER AUTOMOBILARBEITERSTREIK
Den bisherigen Höhepunkt bildet der Streik der Arbeiter der SEAT (abhängig
von FIAT) in Barcelona. Am 18.Oktober ist in der Fabrik SEAT erneut Blut
geflossen. Die Arbeiter von SEAT streikten: sie erklärten sich solidarisch
mit 20 im Sommer willkürlich entlassenen Kollegen und forderten ihre
Wiedereinstellung. Die Direktion rief die bewaffnete Polizei zur Hilfe, um
die Arbeiter aus der Fabrik zu vertreiben. Die faschistische Polizei wandte
ihre klassischen mörderischen Methoden an und eröffnete das Feuer gegen die
Arbeiter. Fünf Stunden brauchten die bezahlten Mörder von der Polizei, um die
Fabrik zu räumen. Unsere Kollegen von SEAT verteidigten sich mit
Schraubenschlüsseln, Eisenstücken, Steinen und Molotow-Cocktails. Drei
Arbeiter wurden von den Schüssen verletzt, einer von ihnen steht in
Todesgefahr. Diese Schlacht zeigt, wie revolutionär die spanische
Arbeiterklasse ist, und daß sie in der Lage ist, sich heldenhaft den
bewaffneten Unterdrückern entgegenzustellen."
=PGI:Der Tag der Abrechnung naht!,Bochum o.J. (Okt. 1971),S.1
18.10.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 1.11.1971)
berichtet vermutlich aus dieser Woche über die Reaktionen auf den
bundesweiten Brief der Geschäftsleitung (vgl. 14.10.1971):"
Auch bei uns in Bochum waren einzelne Kollegen nicht untätig. Sie legten der
Geschäftsleitung eine Unterschriftenliste vor die Nase, worin die Anhebung
der Bandlöhne auf die Opel-Lohngruppen 7 und 8 sowie der volle 13.Monatslohn
gefordert werden. (Bis jetzt haben die Herren noch keine Reaktion gezeigt.
Anstatt uns mit Drohbriefen zu bepfeffern, sollten sie lieber mal was dazu
sagen.) Die Kollegen in D4 und D5 meinen es jedenfalls ernst und werden sich
nicht mehr so leicht durch Drohungen einschüchtern oder durch hohle Phrasen
einlullen lassen. Sie erwarten von der Geschäftsleitung eine klare Antwort.
Den übrigen Kollegen haben sie ein Beispiel gegeben, wie sehr die 'leitenden
Herren' sich von uns bedroht fühlen, wenn wir einig sind und uns auf uns
untereinander verlassen können.
Vertrauen wir auf die Kraft unserer Klasse, die darin besteht, daß wir einig
sind!
Jetzt erst recht: 15% und voller 13.Monatslohn für alle Opel-Kollegen.
UNSERE EINIGKEIT IST UNSERE STÄRKE!"
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.4
19.10.1971: 
Von der OGL (vermutlich Ortsgruppenleitung) der KPD/ML-ZK Dortmund wird die
"Kritik der OGL Dortmund an der 'Theorie' von den zwei Wegen des
westdeutschen Imperialismus und ihrer Auswirkung auf die Praxis der Partei"
beendet, die vermutlich zu Anfang des Monats begonnen wurde. Sie befaßt sich
ausführlich mit einem der Initiatoren der 'Zwei-Wege-Theorie' aus Bochum, der
auch Mitglied des ZK der KPD/ML war.
U.a. wird ausgeführt:"
Der Rechtsopportunismus zeichnet sich gerade dadurch aus, die
Propagierung der Partei zu bremsen und seine Verbindung zur Theorie des
Reformismus herzustellen, in der SPD das 'kleinere Übel' zu sehen, daß man
dem Strauß-Faschismus (FJS - CSU,d.Vf.) vorziehen muß u.ä. Beide Dinge sind
im LV NRW (LS und Gen. X) festzustellen, so im Kampf gegen unseren sog.
'Linksradikalismus', im Verzicht auf die Propagierung der Partei in der
Zündkerze (bei Opel Bochum - IGM-Bereich,d.Vf.), im Voluntarismus ohne
ersichtliche politische Perspektive zur Metalltarifrunde (MTR,d.Vf.) ...
d.Vf.), kurz: in der Verteidigung und den Versuchen zur Durchsetzung der
Zwei-Wege bzw. Zwei-Taktiken-Theorie."
=KPD/ML-ZK-OGL Dortmund:Kritik der OGL Dortmund an der 'Theorie' von den
Zwei-Wegen des westdeutschen Imperialismus und ihrer Auswirkungen auf die
Praxis der Partei,Dortmund o.J. (1971)
20.10.1971: 
Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) erhält den Friedensnobelpreis.
Bei Opel Bochum berichtet die Projektgruppe Internationalismus (PGI) Bochum
(IGM-Bereich - vgl. 25.10.1971).
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (IGM-Bereich - vgl.
1.11.1971) berichtet im Zusammenhang mit der Mobilmachung (vgl. 30.10.1971)
und den Ereignissen in Spanien (vgl. 18.10.1971) bzw. dem Besuch des
spanischen Außenministers in der 'BRD' (vgl. 25.10.1971):"
FRIEDENSNOBELPREIS FÜR BRANDT:
FRIEDEN IN WORTEN - MOBILMACHUNG IN DER TAT
Am 20.Oktober 1971 wurde dem Bundeskanzler und SPD-Vorsitzenden Willy Brandt
der Friedensnobelpreis verliehen. In der Begründung der Nobel-Preisverleiher
heißt es: 'Brandt hat seine Hand zur Versöhnung zwischen den Ländern
ausgestreckt, die lange Feinde waren...', d.h. Gegenstand des Preises ist die
'Ost-Politik' Willy Brandts.
Von Anfang an riecht der Friedensnobelpreis nach Dynamit; wurde er doch von
den Profiten des Dynamit-Kapitalisten Nobel abgezweigt. Unsere Dokumentation
(s. Kasten (s.u.,d.Vf.)) zeigt, daß in der Tat von Anfang an Politiker diesen
Preis erhielten, deren Geschäft ebenfalls stark nach Dynamit roch. Bildet
Willy Brandt da eine Ausnahme?
Wenige Tatsachen der letzten Tage zeigen klar, daß Willy Brandt KEINESWEGS
eine Ausnahme zur Regel bildet:
kaum hatte Willy den Friedensnobelpreis erhalten, da kündigte seine Regierung
auch schon eine allgemeine Mobilmachungsübung für 1972 an!! ...
Während des spanischen Bürgerkriegs arbeitete Willy Brandt als Journalist auf
dem Gebiet der antifaschistischen Republik, wo er auf Kosten der spanischen
Arbeiter und Bauern lebte - jetzt sichert die Regierung Brandt den spanischen
Faschisten Unterstützung gegen das spanische Volk zu!! Auch für diesen
himmelschreienden Verrat bekam Willy Brandt den Friedens-Dynamitpreis.
Aber sind die Ostverträge nicht große Schritte zum Frieden? Allein die
Mobilmachungsübung beweist das Gegenteil! Brandts SPD-Regierung sagt durch
den Mund des Faschisten Helmut Schmidt ganz deutlich: 'Unsere
Verteidigungskraft darf nicht geschwächt werden.'
- ZUM ERSTENMAL: BUNDESWEHR ÜBT DIE MOBILMACHUNG
- ALLES, WAS HALBWEGS GEHEN KANN, MUSS IN DIE KASERNEN
- AUCH PRIVATE KRAFTWAGEN SOLLEN EINGEZOGEN WERDEN
Das heißt an die Adresse der Arbeiter gerichtet:
'Glaubt ja nicht, daß die Ostverträge bedeuten, daß wir Euch nicht eines
Tages doch noch in den Krieg gegen den Ostblock jagen werden, wenn die Herren
der Deutschen Bank, von Bayer, Krupp und Siemens den Tag für gekommen halten.'
Die Erhöhung des Rüstungshaushaltes durch Willy Brandt zeigt ganz klar, daß
die Ostverträge nur zeitweilige Abkommen zwischen Gangstern sind. Diese
Gangster wollen gemeinsam gegen die Arbeiter und anderen Werktätigen sowie
die unterdrückten Völker vorgehen.
Derweil belauern sie sich gegenseitig und warten auf den Tag, wo sie sich
stark genug fühlen, gegeneinander loszuschlagen.
Die Ostverträge sind das Werk dreier Gangster: der Supermächte USA und UdSSR
(SU,d.Vf.), sowie des westdeutschen Imperialismus. Diese Nixon-Breschnew-
Brandt-Bande ist tausendmal gefährlicher als die angebliche 'Baader-Meinhof-
Bande' ((RAF,d.Vf.) wer sagt, daß es die überhaupt gibt?). Die USA und die
UdSSR wollen die Herrschaft über Europas Völker behalten. Brandt ist sozusagen
ihr Polizeichef. Er unterstützt sie in der Hoffnung, dabei selbst so viel wie
möglich herauszuschlagen, um eines Tages selbst die Herrschaft über Europa
allein einzuheimsen.
Kossygin sagte, als er die Nachricht von Brandts Nobelpreis erhielt: 'Bravo!
Dieser Mann hat ihn verdient.' Kossygin meint das ehrlich, denn:
Die neuen Zaren im Kreml, die den Sozialismus vollständig verraten haben und
mit den USA zusammen überall vergeblich versuchen, die Revolution abzuwürgen
(z.B. in den arabischen Ländern), haben keinen schlimmeren Feind als die
revolutionäre VR China. Die chinesischen Kommunisten halten die von Breschnew
und Kossygin längst über Bord geworfene revolutionäre Lehre Lenins und Stalins
hoch. Die Arbeiterklasse der UdSSR, die von den neuen Managern ausgebeutet
wird, ist empfänglich für 'maoistische Propaganda', d.h. den Marxismus-
Leninismus. Deshalb haben die neuen Zaren eine panische Angst vor China.
Sie möchten es am liebsten mit einem 'Präventivschlag' ausschalten. 1969
organisierten sie bereits bewaffnete Grenzüberfälle. Für den Angriff auf
China brauchen die neuen Zaren den Rücken frei; deshalb schlossen sie den
Moskauer und den Westberlin-Vertrag ab. Dabei verkauften sie sämtliche Rechte
der DDR an den westdeutschen Imperialismus (z.B. Kontrollrecht auf Bahn und
Autobahn nach Westberlin).
Dieser 'Friedens'-Vertrag verschärft also die Kriegsgefahr an Chinas
Grenzen!!! Das ist sein wahrer Inhalt. Und Brandt und seine imperialistischen
Hintermänner rechnen noch weiter: sollte es zu einem Überfall der UdSSR auf
China kommen, wer könnte sie dann noch daran hindern, aus ihrer
Mobilmachungsübung blutigen Ernst werden zu lassen?
Es ist also klar, daß die Ostverträge nicht den Frieden, sondern den Dritten
Weltkrieg einen Schritt näher bringen. Aber darüber spricht nicht die Nixon-
Breschnew-Brandt-Bande das letzte Wort, sondern die Arbeiterklasse und die
revolutionären Völker. Mao Tse-tung hat das so ausgedrückt:
'WAS DIE FRAGE EINES WELTKRIEGES BETRIFFT, GIBT ES NUR ZWEI MÖGLICHKEITEN:
DIE EINE IST, DASS DER KRIEG DIE REVOLUTION HERVORBRINGT, DIE ANDERE IST,
DASS DIE REVOLUTION DEN KRIEG VERHINDERT.'
Ein Dritter Weltkrieg KANN also verhindert werden; aber nicht durch Moskauer
und sonstige Verträge, wie uns die DKP weismachen will, sondern nur durch
revolutionären Widerstand gegen die Militaristen. Mao Tse-tung sagt weiter,
daß die Möglichkeit dafür heute günstig ist:
'DIE GEFAHR EINES NEUEN WELTKRIEGES BLEIBT IMMER NOCH BESTEHEN UND DIE VÖLKER
ALLER LÄNDER MÜSSEN VORBEREITUNGEN DAGEGEN TREFFEN, ABER DIE HAUPTTENDENZ IN
DER HEUTIGEN WELT IST REVOLUTION!'
Erklären wir unseren Frauen und Kindern und allen unseren Bekannten, was
wirklich hinter Brandts 'Friedens'-Politik steckt! Leisten wir den
Mobilmachungsplänen der Brandt-Regierung entschlossenen Widerstand."
In einem Kasten wird unter der Überschrift:"
WILLY BRANDTS POLITISCHE AHNHERREN:
(Politiker, die bisher mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden dafür,
daß sie '...am meisten und am besten für die Verbrüderung der Völker...
geleistet haben.' - Testament Alfred Nobels)" berichtet von früheren
Preisträgern (vgl. 1906, 1953).
In einem letzten Kasten fragt die RBG Opel:"
WEM NÜTZT DIE 'FRIEDENSPOLITIK' BRANDTS?
IN ASIEN:
- Wem nützt es, wenn die Brandt-Regierung den Amis 6 Milliarden DM in den
Rachen schießt.  Unseren arbeitslosen Kollegen in den USA und den Völkern von
Vietnam, Laos und Kambodscha, die um ihre Freiheit gegen den USA-
Imperialismus kämpfen? Oder den US-Imperialisten, die damit den Bankrottihrer
Politik bezahlen?
AFRIKA ... (vgl. Mosambik - 14.6.1971,d.Vf.)
LATEINAMERIKA:
'Die gewerkschaftseigene Neue Heimat (NH), Europas größter Wohnungs- und
Städtebaukonzern, sucht Kontakt zu rechten Partner. Der Finanzchef der Neuen
Heimat, Dr. Harro Iden, bereits kürzlich zusammen mit dem DGB-Vorsitzenden
Vetter auf einer Südamerika-Tournee auch Brasilien. Zweck der Visite: Die NH
will auch in dem von Militärs beherrschten Land Häuser bauen. Auf mögliche
Widersprüche zwischen linker Ideologie und rechten Bauplänen angesprochen,
erklärte NH-Reisemarschall Josef Bayer in Rio: Wenn in Brasilien geeignete
Partner gefunden werden, würde sich die Neue Heimat an dem politischen System
nicht stören; denn so ganz demokratisch ließen sich diese Länder ja doch
nicht regieren. Auf einem Gartenfest in der ehemaligen Botschafterresidenz
in Rio, auf dem die deutschen Gewerkschafter auch mit - gleichgeschalteten -
brasilianischen Kollegen zusammentrafen, feierten linke und rechte
Gewerkschaftler die neue Freundschaft. Anschließend baten die NH-Manager
alle anwesenden Journalisten, über das Renkontre Stillschweigen zu bewahren.'
- Wem nützen die Millionen DM an 'Entwicklungshilfe' und die Waffenlieferungen
an die portugiesischen Kolonialisten? Wem nützt der Bau des Cabora Bassa
Staudamms in der portugiesischen Kolonie Mocambique, an dem die Deutsche
Bank und Siemens mitmischen? Brandt: 'Die deutsche Industrie kann hier
wertvolle Hilfe leisten, wenn sie die Anlage von Produktionsstätten in
Entwicklungsländern intensiviert'. Für wen, für die portugiesischen
Kolonialisten, die Ausbeutung, Versklavung, Ermordung der Völker Afrikas?
- Wem nützt 'unsere' Gewerkschaft, die in Brasilien, ungeachtet des dortigen
Terrorregimes Apartment-Häuser baut - den ausgehungerten Menschen in den
'Favelas', den Coca-Cola-Kisten-Städten?"
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.12ff;
PGI:Der Tag der Abrechnung naht!,Bochum o.J. (Okt. 1971),S.1
22.10.1971: 
In der heutigen 'Wirtschaftswoche' heißt es, im Vergleich mit der DKP:"
Noch weniger Chancen haben die Sektierer der KPD/ML, die aus jedem
Tagesereignis einen Aufruf zum politischen Klassenkampf machen und damit auf
Unverständnis stoßen müssen."
In NRW berichtet die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK
(IGM-Bereich - vgl. 8.12.1971).
=Zündkerze Extra,Bochum Dez. 1971,S.4
23.10.1971: 
Bei Opel Bochum (IGM-Bereich - vgl. 25.10.1971) berichtet die Projektgruppe
Internationalismus (PGI) Bochum aus Spanien vom Streik bei SEAT Barcelona
(vgl. 18.10.1971), u.a. über heute:"
Während der ganzen vergangenen Woche stand Barcelona im Streik und in
Demonstrationen, in der Stadtmitte und in den Arbeitervierteln. Am 23. fand
eine Demonstration statt von vielen Arbeitern und Studenten gegen die Mörder
der Polizei. Sie riefen die Losungen 'FRANCO MÖRDER; YANKEES RAUS AUS
SPANIEN; WEDER FRANCO NOCH KÖNIG, EINE FÖDERATIVE VOLKSREPUBLIK'.
In den Demonstrationen der vergangenen Woche wurden Demonstranten verletzt
und eine nicht genau feststehende Zahl von Polizisten. Eine Filiale der SEAT
in einem Arbeiterviertel von Bracelona wurde mit Molotow-Cocktails zerstört.
Inzwischen haben die Faschisten die entlassenen Kollegen vor ein
Militärgericht gestellt. Sie drohen außerdem ALLEN Arbeitern damit! Damit
geben sie nur zu, was wir schon wissen: daß kapitalistische Fabriken Kasernen
und Zuchthäuser sind.
DER KAMPF GEHT WEITER."
=PGI:Der Tag der Abrechnung naht!,Bochum o.J. (Okt. 1971),S.1f
24.10.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet mit Hilfe
der morgigen 'WAZ' vermutlich über heute von der MTR in NB/NW, Willi Bleicher
von der IGM habe gesagt, "die Tarifprozeduren von Verhandeln, Schlichten,
Urabstimmen (streiken?) würden sich für die metallverarbeitende Industrie bis
Mitte November hinziehen können. (WAZ vom 25.10.)"
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.1
25.10.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (IGM-Bereich - vgl.
1.11.1971) berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
Augenblicklich entfaltet sich in Spanien eine breite revolutionäre Bewegung
gegen die faschistische Diktatur. Zigtausende von Arbeitern streiken und
demonstrieren!
Sofort eilte der spanische Außenminister Lopez Bravo in die Bundesrepublik,
wo er mit US- und NATO-Generälen, sowie mit Brandts Außenminister Scheel
(FDP,d.Vf.) verhandelte."
Von den Besuch berichtet bei Opel Bochum (vgl. 25.10.1971) auch die
Projektgruppe Internationalismus (PGI) Bochum.
=PGI:Der Tag der Abrechnung naht!,Bochum o.J. (Okt. 1971),S.1;
Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.13
25.10.1971: 
Es erscheint die Nr.21 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 11.10.1971,
8.11.1971) mit einem Artikel "Barzel und Arendt - Freunde der SPD-Betriebsräte
von Opel".
=Rote Fahne Nr.21,Bochum 25.10.1971
25.10.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet
vermutlich aus dieser Woche:"
MASSENENTLASSUNGEN?
Die 'Zündkerze' erfuhr vor einigen Tagen von einem Kollegen, daß bei Opel in
absehbarer Zeit 1 000 entlassen werden sollen. Sollte jemand von Euch näheres
darüber wissen, so bitten wir ihn, sich schnellstens mit uns in Verbindung zu
setzen."
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.1
25.10.1971: 
Die Projektgruppe Internationalismus (PGI) Bochum gibt in dieser Woche bei
Opel das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von
Manfred Buschmann, Bochum, heraus:
Gruppe Internationalismus dolmetscht
SPANISCHE KOLLEGEN INFORMIEREN IHRE DEUTSCHEN KOLLEGEN
DER TAG DER ABRECHNUNG NAHT!
Seit nunmehr 32 Jahren leben die Völker Spaniens unter dem Joch des Franco-
Faschismus. Das tapfere spanische Volk hätte mit diesem Verbrecher-Regime
schon längst Schluß gemacht, wenn nicht ausländische Imperialisten, früher
Hitler und Mussolini, heute Nixon und Brandt, Francos wackelnden Thron massiv
abstützten. Eine besonders üble Rolle spielt dabei Willy Brandt, der vor 1939
als Journalist auf Seiten der spanischen Republik tätig war. Heute steht
Brandt auf der Seite Francos gegen das spanische Volk! Heute interessiert
Brandt an Spanien nur noch, wie er seinen Herren, den deutschen Kapitalisten,
Investitionsmöglichkeiten in Spanien und 'Gastarbeiter' beschaffen kann. Zwar
hält sich Willy bei den Kontakten 'fein' im Hintergrund - aber wer ist
verantwortlich, wenn z.B. noch vor wenigen Tagen (vgl. 18.10.1971,d.Vf.)
Außenminister Scheel (FDP,d.Vf.) sich im Schwarzwald mit Francos
Außenminister Lopez Bravo traf - und das zur gleichen Zeit, als in Spanien
die Arbeiter gegen das faschistische Regime auf die Straße gingen?
Wahrhaftig: Willy Brandt hat sich seinen Friedens-Nobelpreis (vgl.
20.10.1971,d.Vf.) 'redlich' verdient.
Aber der Tag der Abrechnung naht! Eine revolutionäre Massenbewegung
entwickelt sich gegen die unheilige Dreieinigkeit Nixon-Brandt-Franco. Die
letzten Daten dieser Bewegung sind". Es folgen Darstellungen des
Bauarbeiterstreiks (vgl. 13.9.1971), des Bergarbeiterstreiks (vgl. 2.10.1971)
und des Automobilarbeiterstreiks (vgl. 18.10.1971, 23.10.1971).
Fortgefahren wird:"
HIER IN DEUTSCHLAND:
DREI ANKLAGEN OPEL!
Nicht nur daheim werden unsere spanischen Kollegen wild unterdrückt. Der
Kapitalismus ist im Wesen überall derselbe: ob er nun wie in Spanien offen
sein terroristisches Gesicht zeigt, oder, wie bei uns, ein 'demokratisches'
Mäntelchen umgehängt hat.
OPEL SCHLÄGT UNSERE SPANISCHEN KOLLEGEN AM HÄRTESTEN - WIR ALLE SIND GEMEINT!
1.) MASSENENTLASSUNGEN. Seit September werden ablaufende Verträge spanischer
Kollegen nicht mehr verlängert - außerdem gibt es bereits Entlassungen trotz
noch laufender Verträge! Insgesamt stehen bereits ca. 200 Kollegen auf der
Straße! In Spanien wurden sie durch Versprechen goldener Berge in unser
'Wirtschaftswunderland' gelockt. Hier durften sie sich totschuften - und
jetzt schmeißt man sie raus, tausende Kilometer von zuhause entfernt, und
zuhause - da wartet Massenarbeitslosigkeit und Francos Mörderpolizei.
ABER AUCH DAS IST EIN WARNSIGNAL!
'MIT DEN AUSLÄNDERN FÄNGT ES AN - DANN SIND BALD AUCH DIE DEUTSCHEN DRAN!'
2.) VERTRAGSBRUCH UND LOHNRAUB. Ungefähr 200 spanische Kollegen wurden in
Spanien geworben, wobei ihnen 6 DM Stundenlohn vertraglich zugesichert
wurden. Hier schauten sie auf ihren Lohnstreifen - und sahen nur 5 Mark 80!
Dieser offene Vertragsbruch zeigt klar, wofür Paragraphen der Kapitalisten
dienen: die Arbeiter sollen sich daran halten, die Kapitalisten fühlen sich
keineswegs daran gebunden.
3.) WOHNVERHÄLTNISSE. Hier genügen einfache Zahlen: 4 spanische Kollegen
wohnen in einem Zimmer von 12 Quadratmetern. Jeder muß dafür 40 Mark zahlen,
was insgesamt 160 Mark ausmacht! Außerdem fehlen die notwendigsten Dinge wie
z.B. Kühlschränke - obwohl sie schon im Sommer hoch und heilig versprochen
wurden. Das Versprechen wurde nicht gehalten - wenn unsere Kollegen aber
Behälter mit Lebensmitteln zum Kühlen ins Fenster stellen, droht man ihnen
mit Rausschmiß... Die Post bekommen sie mit großer Verspätung zugestellt,
auch wenn es sich um Eilbriefe oder Telegramme handelt. Natürlich kann das
keinesfalls daran liegen, daß jemand anderer sie vorher liest, denn wir leben
ja bekanntlich in einer Demokratie, und das Postgeheimnis ist bei uns
heilig...
UNTERSTÜTZEN WIR UNSERE SPANISCHEN KOLLEGEN BEIM KAMPF FÜR IHRE GERECHTEN
FORDERUNGEN!
SOLIDARITÄT MIT DEN SPANISCHEN KLASSENBRÜDERN IN IHREM KAMPF GEGEN FRANCO-
FASCHISMUS, DEN US- UND WESTDEUTSCHEN IMPERIALISMUS!"
Nachgedruckt wird dieses Flugblatt durch die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG)
Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 1.11.1971).
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.16f;
PGI:Der Tag der Abrechnung naht!,Bochum o.J. (Okt. 1971)
25.10.1971: 
Eine Ausgabe der 'Roten Westfalenwalze' der KPD/ML-ZB und KJVD
Betriebsgruppen Hoesch Westfalenhütte Dortmund (vgl. Ok*. 1971, **1972)
erscheint vermutlich Anfang dieser Woche. Geworben wird:"
Unter der Rubrik 'Der Kampf in den Betrieben' berichtet die
ROTE FAHNE, wie bei Opel die SPD-Betriebsräte sich im Kampf um die
Durchsetzung des Lohndiktats als die schlimmsten Spitzel und Verräter gegen
die Kollegen erweisen. Die fortschrittlichsten Kollegen werden mit
Unterstützung der Betriebsräte bespitzelt, bedroht oder entlassen."
=Die Rote Westfalenwalze SPD-Regierung und IGM-Bonzen für harte Durchsetzung
des Lohndiktats,Dortmund o.J. (Okt. 1971)
25.10.1971: 
Die KPD (vgl. 5.11.1971) berichtet:"
WEITER IM KAMPF GEGEN DIE TARIFERHÖHUNGEN!
RHEIN/RUHR ...
1.
Am 25.Oktober stellten die SPD-Ratsherren in Dortmund betroffen fest: der
Entwurf für das Haushaltsjahr weist ein Defizit von 52 Millionen DM auf! Ihre
Erklärung dieses Sachverhalts: die Belastung aus den Ausgaben für den
öffentlichen Nahverkehr! Schlußfolgerung: Rauf mit den Verkehrstarifen! ...
Ein wichtiger Hebel, um den Kampf für diese Forderungen mit dem Kampf um
höhere Löhne zu verbinden, ist der entschlossene Widerstand gegen die
unbezahlte Verlängerung der Arbeitszeit und die langen Anfahrtswege zum
Arbeitsplatz.
Bei einem Betrieb wie der Adam Opel AG in Bochum (IGM-Bereich,d.Vf.), wo über
die Hälfte der Kollegen von außerhalb Bochum zum Arbeitsplatz, oft über drei
Stunden lang anreisen muß, ... fängt für den
Kapitalisten der Arbeitstag erst dann an, wenn der Kollege am Band oder an
der Walzstraße steht.
Deshalb fordert die KPD:
Bezahlung der Fahrzeit als Arbeitszeit."
=Rote Fahne Nr.29,Berlin 5.11.1971,S.9
28.10.1971: 
Die Betriebsgruppe Minister Stein Dortmund von KPD/ML-ZB und KJVD ruft
vermutlich für heute bezüglich der Nr.21 (vgl. 25.10.1971) der 'RF' der
KPD/ML-ZB auf:"
LEST ROTE FAHNE ...
Der Kampf in den Betrieben wächst immer mehr - je deutlicher sich der Verrat
in der MetallTarifrunde abzeichnet. So haben sich die Betriebsräte bei OPEL
im Kampf um die Durchsetzung des Lohndiktats als die schlimmsten Spitzel und
Verräter gegen die Kollegen erwiesen. Die fortgeschrittenen Kollegen werden
mit Unterstützung der Betriebsräte bespitzelt, bedroht oder entlassen.
LEST ROTE FAHNE! Morgen - Donnerstag - wird sie vor den Toren verkauft."
=Rutsche Neue Krisenangriffe der RAG,Dortmund o.J. (Okt. 1971),S.3
29.10.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 1.11.1971)
berichtet vermutlich von Ende dieser Woche von der Vorbereitung der BRW (vgl.
9.5.1972):"
DIE BONZEN GRABEN SICH EIN
In aller Stille ist die Nominierung des ANGESTELLTEN Günther Perschke zum
Spitzenkandidaten der IGM auf der Betriebsratsliste für die ARBEITER vor sich
gegangen. Schlagartig verbreitete sich diese Meldung Ende letzter Woche unter
den Kollegen in Werk I.
Unser guter Günther - von den Toten auferstanden ist er. Gäbe es nicht die
SPD-Betriebsgruppe (ARSO), die für ihre Leute bei Opel immer ein sonniges
Plätzchen ausfindig macht, unser Günther hätte bei der DAG nachfragen dürfen,
ob er dort noch unter 'ferner liefen' kandidieren dürfe. Denn unser Günther
war kurz vor seiner Wahl zum Betriebsrat von Opel zum Angestellten befördert
worden, nachdem er bis dahin noch 'Lohnempfänger' gewesen war (als Inspektor
in D4)!
Jetzt noch eine Verjüngungskur am Genfer See - und wir haben wieder unseren
alten Perschke. Ob er freilich seine alten Späße mit uns treiben darf, das
werden ihm die Kollegen schon zeigen. Auf jeden Fall sollte man einmal die
Forderung an ihn als Spitzenkandidaten der Arbeiter herantragen, sich auch
als Arbeiter zu benehmen, d.h. zu malochen. Die ZÜNDKERZE schlägt vor, daß
Angestellte, die nicht auf ihrer, sondern auf der Liste der Arbeiter für den
Betriebsrat kandidieren wollen, zuvor ein halbjähriges Praktikum am Band
absolvieren, damit sie auch wissen, wen sie da vertreten. Dann mal ran,
Günther!
Gleichzeitig wie die BR-Kandidatenliste wurden die Delegierten für die
Neuwahl der IGM-Ortsverwaltung ausgekungelt. Becker und seine Kumpane können
um ihre Wieder'wahl' beruhigt sein, da die Delegierten in der Mehrzahl
ARSO-'Genossen' sind oder solche, die diesen am Tresen nahestehen. Da Opel
inzwischen eine höhere Belegschaft hat als der Bochumer Verein (Krupp BV,d.
Vf.), nehmen die Opel-Vertreter eine entscheidende Stellung bei der Wahl ein.
Die IGM-Mitglieder wurden bei der Delegiertenwahl selbstverständlich
ausgeschlossen; kaum ein V-Mann hielt es für nötig, seine Kollegen davon zu
unterrichten, geschweige denn, sie nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu
fragen.
Würde es dort demokratisch zugehen, dann müßten die Vertreter für die Wahl
der Ortsverwaltung auf Blockversammlungen der IGM-Mitglieder (je 70
Mitglieder ein Vertreter) gewählt werden. Das Wort 'Wählen' benutzen die
Herren von der IGM in ihrer über 20jährigen Bonzendiktatur mit wachsender
Begeisterung. Aber was es bedeutet, davon haben sie noch nie was gehört..."
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.9
30.10.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (IGM-Bereich - vgl.
1.11.1971) veröffentlicht folgende AP-Meldung aus der morgigen 'Welt am
Sonntag' (WamsS):"
WEHRÜBUNG MIT PRIVATAUTOS
AP Kiel, 31.Oktober
Zu aktuellen Fragen der Sicherheitspolitik des westlichen Bündnisses hat
Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt am Samstag bei der Jahrestagung
der Hermann-Ehlers-Stiftung in Kiel Stellung genommen.
Dabei kündigte er für das kommende Jahr eine allgemeine Mobilmachungsübung
an, bei der auch Kraftfahrzeuge von Privatpersonen für drei Tage eingezogen
würden. Damit solle erprobt werden, ob dies überhaupt möglich sei."
Die RBG berichtet weiter, im Zusammenhang mit der Verleihung des
Friedensnobelpreises an Willy Brandt (vgl. 20.10.1971):"
'Mobilmachung' - dieses Wort kennen besonders die Arbeiter, ihre Frauen und
Kinder!
'Mobilmachung' - das ist ein anderes Wort für KRIEGSERKLÄRUNG!"
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.12f
November 1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK kündigte vermutlich
für den November ein Extra des 'Roten Morgens' (RM - vgl. 25.10.1971,
8.11.1971), "Was will die KPD/ML?" an:"
Kollegen, achtet auf die Extranummer des Roten Morgen!
In dieser Nummer wird eine Antwort auf die Fragen vieler Kollegen gegeben:
'Was will die KPD/ML?'"
Das Erscheinen dieser Ausgabe wird allerdings abgelehnt (vgl. 6.12.1971).
=KPD/ML-ZK-LPV NRW:Bericht des LPV NRW (K) und RM-Redkoll-Mitglied über seine
Tätigkeit im RM-Redkoll von Dezember 1970 bis November 1971,o.O. o.J.,S.15;
Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.11
November 1971: 
Die Nr.9 des 'Parteiarbeiter' - Funktionärsorgan der KPD/ML-ZB (vgl. Okt.
1971, Dez. 1971) erscheint.
Im "Politischen Bericht des Zentralbüros für September/Oktober 1971" geht das
ZB u.a. davon aus, daß ein weiterer Schritt auf dem Wege zur Verschärfung des
Lohndiktats die sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer sind.
Sie sollen mithelfen, das Lohndiktat gegen die Arbeiterklasse durchzusetzen.
Sie haben aber auch die Aufgabe:"
Die Reinigung der Betriebe von den Marxisten-Leninisten und von anderen
fortschrittlichen Arbeitern durchzusetzen. Gerade vor der endgültigen
Durchsetzung des Lohndiktats greifen die sozialdemokratischen Führer zu dem
Mittel des Terrors. Die fortschrittlichen Arbeiter sind ein wichtiges
Hindernis für die Pläne der SPD-Führer. Sie haben aufgezeigt, daß das
Lohndiktat ein weiterer Schritt zur Verstaatlichung der Gewerkschaften ist;
sie haben aufgezeigt, daß das Lohndiktat im Interesse der Eroberung und des
Krieges, sowie im Interesse der gesamten imperialistischen Politik der SPD-
Regierung durchgesetzt werden soll. Um der Gefahr zu begegnen, daß die
Metallarbeiter einen politischen Kampf gegen das Lohndiktat führen, wurden
auf Betreiben der SPD-Betriebsräte in Rüsselsheim bei Opel (in Hessen,d.Vf.)
und bei MSW Krupp in Essen (in NRW,d.Vf.) fortschrittliche Kollegen
entlassen.
So geht die Sozialdemokratie nun dazu über, das Lohndiktat offen und ohne
größere linke Manöver durchzusetzen.
Wie solche terroristischen Maßnahmen in engster Verbindung mit den Spitzen
der Sozialdemokratie und der CDU vorbereiten werden, zeigt das Beispiel von
Opel sehr deutlich:
1. Der Arbeitsminister Arendt besucht die ARSO in Bochum (in NRW,d.Vf.).
2. Barzel besucht die Betriebsgruppe der CDU in Rüsselsheim.
3. Der Gesamtbetriebsrat von Opel besucht Schütz und unterstützt die
Einverleibung Westberlins durch den westdeutschen Imperialismus.
4. Die IGM Führer Loderer und Strothmann besuchen den Gesamtbetriebsrat und
Vertrauensleutevorstand.
5. Raspini von der DGB-Bundesschule besucht den SPD-Distrikt Rüsselsheim ...
Das ist die Politik der Sozialdemokratie zur Vorbereitung der endgültigen
Durchsetzung des Lohndiktats. Nach dieser Phase sind nun die Verhandlungen
aufgenommen worden. Die MTR ist nun gekennzeichnet durch eine Zentralisierung
der Verhandlungen und eine weitere Einschränkung der linken Manöver.
Die Zentralisierungstendenzen in den Verhandlungen entsprechen der wachsenden
Zentralisierung der kapitalistischen Staatsmacht, die immer offener und
schärfer gegen die Arbeiterklasse vorgeht. Wir müssen für die MTR sehen, daß
schon ab Mai nach der ersten Verschärfung der Währungskrise und der Freigabe
der Wechselkurse im SPD-Gewerkschaftsrat, in der Konzertierten Aktion und in
Metallspitzengesprächen die Durchsetzung des Lohndiktats vorbereitet wurde;
weiter wurden durch die Geheimsitzung des IGM-Vorstandes im August die
Forderungen der Bezirke von oben festgelegt und Mitte September in der
Konzertierten Aktion die Einordnung der MTR in die verschärfte Währungskrise
vorgenommen. Die jetzigen Maßnahmen sind also nichts weiter als eine
Fortsetzung einer schon längst begonnenen und von uns richtig analysierten
Entwicklung."
=Der Parteiarbeiter Nr.9,Bochum Nov. 1971
November 1971: 
Die GOG Opel Bochum (vgl. 6.3.1972) berichtet, laut KPD (vgl. 24.3.1972),
von den Betriebsratswahlen (BRW - vgl. 26.2.1972):"
Schon im November hat der Vorstand der SPD-Betriebsgruppe Opel (ARSO) in
Dülmen G. Perschke selbstherrlich sich als Spitzenkandidat der Lohnempfänger
nominiert."
=Rote Fahne Nr.39,Dortmund 24.3.1972,S.3
01.11.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (IGM-Bereich - vgl.
1.11.1971) berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
26 JAHRE VOLKSREPUBLIK ALBANIEN
Gegenwärtig findet der 6.Parteitag der Partei der Arbeit Albaniens statt! Die
PAA feiert in diesem Monat ihr 30jähriges Bestehen! Zu den Gästen des
Parteitags gehört auch eine Delegation der Kommunistischen Partei
Deutschlands/Marxisten-Leninisten!"
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.9
01.11.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK gibt vermutlich in
dieser Woche ihre 'Zündkerze' Nr.12 (vgl. 11.10.1971, 22.11.1971) mit 22
Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stefan Bock, Bochum, mit einem
Leitartikel zum bundesweiten Brief der Geschäftsleitung (vgl. 14.10.1971)
wegen der Vorfälle in Rüsselsheim (vgl. 7.10.1971, 11.10.1971) heraus.
Mit dem Geschäftsleitungsbrief befaßt sich auch ein Leserbrief.
Berichtet wird auch aus dem Werk Bochum (vgl. 18.10.1971, 25.10.1971), u.a.
über die IGM-Liste zu den Betriebsratswahlen (BRW - vgl. 29.10.1971,
9.5.1972) sowie von der RAF-Fahndung im Ruhrgebiet (vgl. 13.10.1971), über
Otto Brenner von der IGM (vgl. 24.9.1970), aus Albanien (vgl. 1.11.1971),
über den eigenen 'Roten Morgen' (RM - vgl. Nov. 1971, 8.11.1971), vom
Friedensnobelpreis (vgl. 1906, 1953), u.a. für Willy Brandt (vgl. 20.10.1971)
und über die letzte Mobilmachungsübung (vgl. 30.10.1971).
Nachgedruckt wird ein Flugblatt der Projektgruppe Internationalismus (PGI)
Bochum zu Spanien, das diese bei Opel verbreitete (vgl. 25.10.1971).
Aufgerufen wird:"
KOLLEGEN! Diese ZÜNDKERZE hat runde 400 DM gekostet. Es ist EURE Zeitung, die
EURE Sache vertritt. Unterstützt diese Sache nicht nur durch Informationen
und Leserbriefe, sondern auch durch GELDSPENDEN! Schon fünf Mark, die der
eine oder andre vielleicht übrig hat, wären uns eine große Hilfe."
In der Rubrik "Informationen aus Betrieb und Gewerkschaft" finden sich
zunächst Auszüge aus der 'Capital' (vgl. S6.**.1971), wo ausgeführt wird:"
GESUNDHEITSKONTROLLE
TÜV FÜR MANAGER
Das Volkswagenwerk sorgt sich um seinen achtköpfigen Vorstand. IBM,
Mannesmann, Ford oder SEL setzen mehr ein: 1 000 bis 2 400 Führungskräfte
können alle ein bis zwei Jahre auf Kosten der Firma zum Arzt gehen. Die
medizinische Inspektion wird unterschiedlich betrieben. Die Skala reicht vom
praktischen Werksarzt über Fachärzte und Universitäts-Professoren bis zu
hochtechnisierten Diagnose-Zentren. Capital befragte 40 Großunternehmen nach
ihrer Praxis. 15 typische Beispiele enthält die Tabelle.
FIRMA UND FÜRSORGE
Unternehmen        Für wen               Wie oft       Von wem
SEL                2 400 Führungskräfte  Ab 40 alle 2  Werks- und Hausärzte,
Jahre, ab 60  Diagnosezentren...
jährlich
Opel               194 Führungskräfte    Jährlich      Universitäts-
vom Abteilungsleiter                Professoren und freie
an                                  Fachärzte eigener Wahl
...
DKV Deutsche Kran- 26 Führungskräfte ab  Alle 2 Jahre  Arzt freier Wahl
kenversicherungs   Prokurist
AG
AEG Telefunken     Vorstand und General- Jährliche     Chefärzte und frei
bevollmächtigte       Pflichtunter- praktizierende Spe-
suchung       zialisten
VW                 Vorstand (Erweite-    Alle 2 Jahre  Internisten oder
rung auf 150 Mana-                  Hausarzt"
ger geplant
Auf der gleichen Seite finde sich in der 'Capital' auch die folgende
Anzeige:"
Das schweizerische 'CENTRE DE REVITALISATION LEMANA' am Südhang des
Genfersees, besteht aus zwei Privatkliniken, welche auf die Durchführung der
modernsten Verjüngungsmethoden spezialissiert sind (Zellulartherapie auf der
Basis LEBENDER ZELLEN, Serumtherapie, Ozonthreapie usw...). Sie sind
angezeigt bei Leistungsabfall, Intoxikation durch Nikotin- und Alkoholabusus,
sexueller Impotenz, Managerkrankheit, Verhütung und Folgen des Herzinfarktes
usw...
Neben der Stille weitläufiger Parkanlagen finden Sie ein geheiztes
Schwimmbad, Freiterrasse, Tennisplatz, Sauna.
Qualifiziertes Personal sorgt sich um ihr Wohlergehen. Alle Zimmer mit Bad,
Radio, TV, Kühlschrank, Telefon, Telex. Diner's Club."
Dazu heißt es:"
UNSERE GESUNDHEIT UND DIE DER BOSSE
Einem Kollegen in D4 wurde von Opel der Laufpaß gegeben wegen 'zu großer
Krankheitsanfälligkeit'. Der Kollege beschwerte sich beim Betriebsleiter: er
habe eine schwere Kieferoperation hinter sich, weshalb er öfters krank feiern
müßte. Darauf der Betriebsleiter: 'Das kann ich nicht beurteilen, ich bin
kein Arzt.' Ärzte sind für Krankheiten zuständig - Betriebsleiter für
Kündigungen wegen Krankheit. Er hat gut reden - für ihn gibt es ganz andere
Möglichkeiten als für den Kollegen. Opel schickt nämlich jedes Jahr seine
'Führungskräfte' vom Abteilungsleiter aufwärts (194 an der Zahl) zur
gründlichen Untersuchung zu Universitätsprofessoren und Fachärzten - auf
Firmenkosten. Das berichtet kürzlich die Unternehmerzeitung 'Capital'. Solche
Sorgen machen sich die Bosse um sich selbst; von kranken Mitarbeitern heilt
man sich dagegen durch Rausschmiß!
Wenn sie nicht rausfliegen, kann es sein, daß sie an ihrem Arbeitsplatz
zusammenbrechen. Das ist bei Opel in diesem Jahr bereits mehrfach geschehen.
Im besten Fall wird man zur Kur geschickt, vielleicht nach Wanne-Eickel,
weil's so bequem und für die Versicherung billig ist: per Straßenbahn ins
Solbad. Da sind die besagten 'Führungskräfte' besser dran. Wenn bei ihnen, z.
B. bei unserem Betriebsleiter, der Spezialist bei der jährlichen Untersuchung
(die mit aus uns herausgepreßten Geldern finanziert wird!)
Kreislaufbeschwerden, Magenbeschwerden usw. feststellt, schickt er sie
vielleicht in eins der vornehm-luxuriösen 'Verjüngungsinstitute, wie z.B. am
Genfer See (Centre de Revitalisation), das in 'Capital' auf der selben Seite
wie die obenstehende Meldung für sich Reklame machte.
Die einen verrecken am Arbeitsplatz - die andern werden 'wiederbelebt' - das
ist der Kapitalismus!"
In einem Leserbrief einer Frau eines Opel-Kollegen heißt es:"
In dem Zündkerze-Extrablatt vom 11.10.1971 wird 'gleicher Lohn für gleiche
Arbeit' gefordert. Was für mich als Frau ganz besonders wichtig ist, ist die
Frage, ob auch die weiblichen Arbeiter da mit einbezogen sind? Das geht
meiner Meinung nach nicht eindeutig aus dem Text hervor. Ich fände es gut,
wenn in Ihrer Zeitung auch eine Frauenseite vorhanden wäre, in der die
Probleme der Frauen behandelt und aufgegriffen würden. Was mich jedoch sehr
viel mehr bewegt, ist die Frage: wie kann es geschehen, daß der Opel-
Betriebsrat angeblich bereits vier Tage vor den Bandstillegungen von einer
Lohnerhöhung gewußt haben will, es jedoch nicht für nötig gehalten hat, es
den Kollegen mitzuteilen. was haben sie sich dabei gedacht? Arbeiten diese
'Herrschaften' für oder gegen die Kollegen? Sie sind ja schließlich von den
Arbeitern gewählt worden, um ihre Interessen zu vertreten. Hier kann man
jedenfalls nur mit Empörung reagieren. Es ist geradezu grotesk, den Kollegen
solche Informationen wie Lohnangleichung einfach vorzuenthalten.
Warum? Damit haben die 'Herren Betriebsräte' wieder einmal für den Geldsack
der 'Arbeitgeber' gearbeitet. Wer weiß, wie oft noch? Dann besitzt die
Geschäftsleitung noch die Unverschämtheit, von Einflüssen von außerhalb des
Werks zu sprechen, wenn die Kollegen endlich ihr längstverdientes Recht
verlangen. Ein paar Tage nach den Arbeitsniederlegungen (vgl. 6.10.1971,
8.10.1971,d.Vf.) wurde von der Geschäftsleitung in mehreren Sprachen ein
Papier (bundesweit - vgl. 14.10.1971,d.Vf.) herausgegeben, in dem sie die
Kollegen warnen und mit Entlassungen drohen, falls sich solche Streiks
wiederholen sollten. Deshalb geht meine Kritik dahin, auch die arbeitenden
Frauen in den wirtschaftlichen Kampf einzubeziehen. Denn schließlich ist es
nicht allein Sache der Männer, wenn es um Lohnkampf und Arbeitszeitverkürzung
geht. Gibt es bei den männlichen Arbeitern schon zig unterbezahlte
Lohngruppen, so ist das bei den weiblichen Arbeitern und Angestellten noch
viel schlimmer bestellt. Nicht allein, daß die Frauen meist die
kniffligsten Arbeiten auferlegt bekommen, sondern auch noch enorm
unterbezahlt werden. In den sogenannten Leichtlohngruppen verdienen sie noch
weniger als ihre männlichen Kollegen. Diesem Spaltungsprinzip sollten wir
alle gemeinsam entgegenarbeiten. Wir müssen uns mit allen Kollegen, ob
männlich oder weiblich, gegen solche Machenschaften wehren. Mit den Männern
solidarisieren, nicht gegen sie, wie es unsere Herren Politiker und
Wirtschaftskönige gern sehen und die Spaltung der Arbeiterklasse noch
fördern. Selbst die Frauen, die außerhalb des Betriebes stehen und 'nur'
Hausfrauen sind, sollten sich für die Interessen ihrer Männer einsetzen. Denn
letztlich profitieren auch sie davon. Nur wenn den Frauen bewußt gemacht wird,
z.B. in der ZÜNDKERZE, dann können wir erwarten, daß sich alle Frauen
gemeinsam mit ihren Männern solidarisieren. Solidarität ist schließlich nicht
nur Sache der Männer, sondern auch die aller Frauen: ganz gleich, ob sie bei
Opel arbeiten oder zu Hause am Herd.
Darum Kampf dem Lohndiktat! Mit allen werktätigen Frauen und Hausfrauen! Dann
erst ist die Parole berechtigt: 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit'!"
Im vierseitigen Jugendteil der Opel-Jugend-Betriebsgruppe der Roten Garde
(RG) heißt es:"
'WEHRRECHTSREFORM'
ARBEITERJUGEND ALS KANONENFUTTER FÜR DIE IMPERIALISTEN!
ZUNEHMENDER WIDERSTAND GEGEN DIE BUNDESWEHR...
Die Bundesregierung, die bürgerlichen Parteien (CDU, SPD, FDP) und die
bürgerlichen Zeitungen sehen, daß der 'Wehrunwillen' immer mehr um sich
greift:
So schreibt die Bildzeitung (vgl. S18.**.1971,d.Vf.):
'Die Zahl der Wehrdienstverweigerer (KDV,d.Vf.) steigt und steigt. Die Klagen
über Gammeldienst, Verwaltungsaufwand und Schwierigkeiten mit den
Wehrpflichtigen reißen nicht ab.
Die Disziplin der Soldaten läßt zu wünschen übrig. In den Kasernen lauert die
Krise - die Vertrauenskrise.'
Mit solchen Worten beschreibt dieses Sprachrohr aller bürgerlichen
reaktionären Kräfte Tatsachen, die sich nicht länger vertuschen lassen.
In den letzten zehn Jahren nahm die Anzahl der Kriegsdienstverweigerer
laufend zu:
1970 waren es bereits 20 000, dieses Jahr wird eine Zahl um die 40 000
erwartet. Letztes Jahr haben in der Bundeswehr über 3 100 Soldaten den Dienst
niedergelegt. Lustlosigkeit und Resignation, Bitterkeit und Unzufriedenheit
nehmen immer mehr zu. Immer mehr Soldaten flüchten sich in den Hasch-Rausch.
Allerdings ist es für die verantwortlichen Herren noch viel gefährlicher, daß
immer mehr Soldaten, Jungarbeiter und Lehrlinge den wirklichen Sinn der
Bundeswehr erkennen und deshalb aktiv werden: sie verweigern nicht mehr aus
irgendwelchen religiösen oder pazifistischen Gründen, sondern aus politischen
Gründen. Doch die zunehmende Politisierung der Soldaten, Jungarbeiter und
Lehrlinge zeigt sich nicht nur bei der Wehrdienstverweigerung, sondern auch
an ihrem aktiven Kampf in der Bundeswehr.
Dies sieht auch die Bild-Zeitung, wenn sie fordert: 'Stoppt die Unruhe in den
Kasernen!' (vgl. S18**.1971,d.Vf.) aber schreiben tut sie es nicht!
...DIE ANTWORT DER BOURGEOISIE
Gegen diesen 'Wehrunwillen' fährt nun der Staat seine Geschütze auf: Er legt
einen Vorschlag zur Wehrgerechtigkeit (vgl. S18ff.1971,d*Vf.) vor.
Was beinhaltet nun dieses neue 'Reformgesetz'?
- Die Bundeswehr will man insgesamt attraktiver gestalten.
- Der Kriegsdienst soll von 18 auf 15 Monaten verkürzt werden.
- Die Wehrpflichtigen sollen beruflich gefördert werden.
Das alles sieht auf den ersten Blick ganz nett aus. Betrachtet man den Plan
aber ein bißchen näher, so kommt doch ein ganz anderes Bild heraus:
- Zunächst will die Bundeswehrführung auch die Gemusterten mit dem
Tauglichkeitsgrad 2 zu 50% zum Kriegsdienst heranziehen.
- Zurückgestellte Wehrpflichtige können noch bis zum 30.Lebensjahr eingezogen
werden.
- Härtegründe für die Befreiung vom Wehrdienst werden radikal eingeschränkt.
- Eben entlassene Wehrpflichtige können kurzfristig zu ihren Einheiten
zurückberufen werden. Die drei Monate Wehrkürzung können also jederzeit ohne
besondere Mobilmachung rückgängig gemacht werden.
- Die Zahl der Wehrübungen für Reservisten wird erhöht.
WEHRGERECHTIGKEIT?
Dies alles wird unter dem Vorwand der Wehrgerechtigkeit durchgeführt. Aber
wer von dieser Wehgerechtigkeit natürlich nicht betroffen wird, sind die
Kapitalistensöhnchen. Für sie ist die 'Schule der Nation' nicht notwendig,
denn was den Arbeitersöhnen dort eingebläut werden soll, gegen ihre
Interessen für die Kapitalisten Krieg zu führen, liegt sowieso in ihrem
Interesse. Einige Beispiele zeigen diese Wehrgerechtigkeit sehr deutlich:
- Der in die zweite Ehe eingebrachte Sohn eines ehemaligen Vorstandsmitglieds
der Farbwerke Hoechst AG, Michaelis-Falls, arbeitete während seiner
Ausbildung in der Metallgesellschaft AG. Er wurde, um die Wehrpflicht zu
umgehen, zunächst in die Schweiz und dann nach Mexiko versetzt. Braungebrannt
und kerzengerade kam er wieder.
- Der Sohn des Mannesmann 'Generals' und Aufsichtsrates bei den Farbwerken
Hoechst, Overbeck, arbeitete ebenfalls bei der Metallgesellschaft. Er war
seinerzeit Lehrling, als er durch die Metallgesellschaft unabkömmlich
gestellt wurde. Kapitalisten-Lehrlinge sind unabkömmlich, andere bekommen
nicht einmal gleichen Lohn für gleiche Arbeit!
- Andreas de Maiziere, der Sohn des Generalinspekteurs der Bundeswehr,
meldete sich auf Drängen seines Vaters zur vorzeitigen Ableistung des
Wehrdienstes. Der Truppenarzt stellte alsbald gesundheitliche Mängel fest.
Nach einem Monat Dienst wurde er entlassen.
- Der Eisläufer und Renommiersportler Bäumler wurde als wehruntauglich
eingestuft, wiewohl er noch heute seinem Metier nachgeht und mit seinem
'kaputten' Rückgrat die Frauen auf dem Eis stemmt.
Diese Reihe von Beispielen könnte man noch weiter fortsetzen. Welchen Zweck
hat dieses unter dem Vorwand der Wehrgerechtigkeit durchgeführte Gesetz aber
wirklich:
UNTER DEM VORWAND DER 'WEHRGERECHTIGKEIT' WIRD DIE SCHLAGKRAFT DER BUNDESWEHR
ERHÖHT
Statt wie bisher 60% sollen nun 75% der Wehrpflichtigen eingezogen werden.
Schon 1972 sollen 35 000 Mann mehr als bisher dienen.
Die Kosten dafür tragen natürlich wir mit unseren Steuern. Es kostet ja auch
nur etwas weniger als 400 Millionen Mark im Jahr.
Dafür sollen wir 'maßhalten' und höhere Steuern zahlen. Mit diesem Plan
werden also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:
Einerseits soll mit der Wehrkürzung und anderen Vergünstigungen die
'Wehrunwilligkeit' bekämpft werden, andererseits sollen mehr Jugendliche dem
Militärdienst unterworfen werden.
Das heißt: Mehr Jugendliche sollen militaristisch erzogen, sollen
bedingungslosen und unterwürfigen Gehorsam lernen.
Mehr Jugendliche sollen im Sinne des Antikommunismus militaristisch erzogen
werden und sollen in einem stumpfsinnigen Gammeldienst das Denken abgewöhnt
bekommen. Die Kapitalisten reiben sich schon jetzt die Hände: Wer gedient
hat, läßt sich widerstandsloser ausbeuten - wozu bläut man den Rekruten denn
schließlich 15 Monate 'Staatsbejahung und Disziplin' ein?
Wozu aber soll die Schlagkraft der Bundeswehr erhöht werden?
Die Bergarbeiterstreiks 1967, die Septemberstreiks 1969, die Streiks in der
Metallindustrie 1970, die Auflehnung der Lehrlinge gegen Streikverbot und
vieles mehr...
...sind auch für die Kapitalisten und ihre Marionetten in Bonn ein
untrügliches Zeichen für die Verschärfung des Klassenkampfes. Jetzt die Hände
in den Schoß legen, würde für die Kapitalisten und ihre Marionetten heißen,
sich selbst aufzugeben, ihrem eigenen Untergang zuzusehen. Aber noch nie in
der Geschichte haben die Kapitalisten und ihre Handlanger dem Aufschwung der
Arbeiterbewegung tatenlos zugesehen. Sie haben vielmehr bei dem leisesten
Rascheln der Blätter im Wind ihre Unterdrückungsmaßnahmen verschärft und
Vorbereitungen für die entscheidende Auseinandersetzung getroffen:
DIE BUNDESWEHR IST DIE WAFFE DER IMPERIALISTEN GEGEN DAS DEUTSCHE VOLK
1954 wurde gegen den Willen der Bevölkerung wieder aufgerüstet (vgl.
23.10.1954,d.Vf).
1968 wurden im Bundestag die Notstandsgesetze (NSG - vgl. 30.5.1968,d.Vf.)
durchgepaukt, in denen festgelegt wird, daß die Bundeswehr im Falle des
Kampfes der Arbeiterklasse gegen sie eingesetzt wird.
1971 Ein Gesetz wird verabschiedet, daß der Bundesgrenzschutz (BGS - vgl.
S20*.1971,d.Vf.) gegen Demonstranten eingesetzt werden kann.
1919 zerschlug die Armee unter Führung der SPD die Revolution aufständischer
Soldaten, Arbeiter und Bauern.
1920 zerschlug im Ruhrgebiet die Armee die ROTE ARMEE der revolutionären
Arbeiter.
1971 Polizei wird gegen streikende Chemiearbeiter (in der CTR der CPK - vgl.
u.a. Wiesbaden 18.6.1971, Köln 21.6.1971,d.Vf.) eingesetzt.
Auch diese Reihe der Beispiele könnte man unendlich fortsetzen. Die wichtigste
Aufgabe der Bundeswehr liegt damit klar auf der Hand:
SIE IST EIN INSTRUMENT DER KAPITALISTEN ZUR UNTERDRÜCKUNG DER ARBEITER UND
WERKTÄTIGEN IM EIGENEN LAND!
Sie hat, wie jede kapitalistische Armee, aber auch noch eine andere Aufgabe:
...UND GEGEN ALLE ANDEREN VÖLKER DER WELT
- In Vietnam müssen amerikanische Soldaten für einige mächtige US-Konzerne
die Rohstoffbasen sichern.
- In Nordirland müssen britische Soldaten die Fabriken englischer und
internationaler Konzerne gegen das ausgebeutete Volk schützen.
- In verschiedenen portugiesischen Kolonien müssen Soldaten mit Unterstützung
durch die Bundeswehr die Vorherrschaft des europäischen Kapitals sichern.
Und eines Tages werden die westdeutschen Kapitalisten und ihre Helfershelfer
in Bonn nicht davor zurückschrecken, Bundeswehrtruppen im Ausland
einzusetzen. In aller Welt haben die westdeutschen Großkonzerne ihr Kapital
investiert um überall aus den Völkern ihre Profite herauszuschinden. Zum
Schutz dieser Investitionen ist die Bundeswehr gerade richtig. Unter der
jetzigen SPD/FDP-Regierung sind die Rüstungsausgaben hoch wie noch nie: die
offiziell angegebenen 21,9 Milliarden DM plus die versteckten Ausgaben für
Bundesgrenzschutz, Stationierungskosten, Berlinhilfe usw. ergeben für 1971
Rüstungsausgaben in Höhe von 28,8 Mrd. DM. Für 1974 strebt die SPD-Regierung
bereits 40 Mrd. DM Rüstungsausgaben an. Daß dabei den Waffenfabrikanten
(Krupp, Krauss-Maffei, Flick, Dornier, VFW-Fokker) saftige Superprofite
gesichert werden, versteht sich von selbst.
Doch wer bezahlt diese Summen?
DIE ARBEITERKLASSE UND DIE ANDEREN WERKTÄTIGEN MÜSSEN DEN APPARAT ZU IHRER
UNTERDRÜCKUNG SELBST BEZAHLEN!
DER SETIN, DEN SIE ERHOBEN HABEN, FÄLLT AUF IHRE EIGENEN FÜSSE
So kennzeichnet ein chinesisches Sprichwort das Verhalten gewisser Toren
(Mao).
Mit ihren neuen Maßnahmen zur 'Wehrgerechtigkeit' schneiden sie sich auf
lange Sicht ins eigene Fleisch. Sie zielen auf die Verschärfung des
Unterdrückungsapparates und treffen sich dabei selbst: Denn je mehr
Jungarbeiter und Lehrlinge an Waffen ausgebildet werden, desto mehr werden
sie in der Lage sein, im entscheidenden Augenblick ihre Waffen gegen ihre
Ausbeuter und Unterdrücker zu wenden.
Denn dies hat uns die Geschichte gelehrt: der Sturz der Kapitalisten, die
Zerschlagung des bürgerlichen Staates und die Errichtung der breiten Macht
des Volkes wird kein Sandkastenspiel, sondern wird notwendigerweise ein
gewaltsamer Akt der revolutionären Massen gegen ihre Unterdrücker und
Ausbeuter sein. Deshalb wird man die Bundeswehr nicht durch
Kriegsdienstverweigerung zerschlagen. Hat man den wirklichen Charakter der
Bundeswehr erkannt, dann bedeutet Kriegsdienstverweigerung nichts anderes als
Flucht. Und bei jeder Flucht bekämpft man nicht den Gegner, sondern macht es
ihm noch leichter, den ungeschützten Rücken des Fliehenden zu treffen.
STELLEN WIR UNSEREM GEMEINSAMEN FEIND, DER KAPITALISTENKLASSE UND IHREN
HANDLANGERN, DIE BREITE FRONT DER UNTERDRÜCKTEN UND AUSGEBEUTETEN ENTGEGEN!
KÄMPFEN WIR ORGANISIERT, GEMEINSAM UND SOLIDARISCH GEGEN DIE
UNTERDRÜCKUNGSMASCHINERIE DER KAPITALISTEN!
ORGANISIERT EUCH IN DER ROTEN GARDE, JUGENDORGANISATION DER KPD/ML"
Auf der Umschlagrückseite wird erneut auf Spanien eingegangen, wozu es u.a.
heißt:"
Kollegen,
seit über 40 Jahren kämpfen eure spanischen Klassen-Brüder gegen Franco-
Faschismus und Imperialismus".
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971
12.11.1971: 
In Düsseldorf besuchen, nach eigenen Angaben, über 60 Personen, u.a. von Opel Bochum, eine
Kampfveranstaltung der KPD gegen das BVG.
=Rote Fahne Nr.30 und 31,Berlin 19.11.1971 bzw. 3.12.1971,S.9 bzw. S.*
13.11.1971: 
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.87 (vgl. 10.11.1971, 17.11.1971) heraus.
U.a. wird berichtet, daß in Bochum vor dem Bochumer Verein von Krupp und bei
Opel Extrablätter der 'Roten Fahne' verkauft worden sind. Danach sollen vor
beiden Betrieben ca. 300 Exemplare des Extrablatts verkauft worden sein.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.87,Bochum 13.11.1971
22.11.1971: 
Die Rote Opelbetriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK gibt vermutlich
heute ein Extra ihrer 'Zündkerze' (vgl. 1.11.1971, 8.12.1971) mit 8 Seiten
DIN A 4 heraus, von denen uns bisher leider nur die Seiten 1/2 und 7/8*
vorlagen.
Im Leitartikel wird geschildert:"
SO BEREITET SICH DIE OPEL-BANDE AUF DIE KRISE VOR:
Die westdeutsche Automobilindustrie, die im letzten Sommer auf Teufel komm
raus produzierte, kann nicht mehr wie sie will. Bereits für 1972 kalkuliert
das westdeutsche Ifo-Institut einen Produktionsrückgang von 5% gegenüber
1971.
In den USA dagegen gibt es laut FAZ seit der Einführungen der zehnprozentigen
Importsteuer eine Autokonjunktur ohnegleichen.
Es ist klar, daß die westdeutschen Imperialisten diesem Treiben auf die Dauer
nicht tatenlos zusehen werden. Sie werden sich ebenfalls sogenannte
'Schutzmaßnahmen' einfallen lassen müssen, und so dazu beitragen, daß die
Konkurrenz zwischen den einzelnen Imperialisten immer schärfer wird.
Doch das ist nur die eine Seite der Medaille!
Auf der anderen Seite versuchen die Imperialisten, den 'Schwarzen Peter' der
Arbeiterklasse zuzuschieben.
Wie sie das machen?
Nun, wir merken heute bereits bei Opel die ersten dieser Maßnahmen.
Angefangen hat es jetzt, wie im vorigen Jahr in der Stahlindustrie, mit dem
Abbau der Überstunden. Hätten wir bei der Einhaltung der 40 Stunden Woche
einen garantierten Mindestlohn, mit dem man sein Auskommen hat, so wären
sicher wenige von der Streichung der Überstunden betroffen. Für jeden
Kollegen aber, der meinetwegen für mehrere hundert Mark monatlich abzahlen
muß, wird der Abbau der Überstunden ohne jeden Ausgleich zu einem
empfindlichen Anschlag auf seine Lebenslage.
Doch wir sind schon 'weiter'. In den Bändern in D4 und D5 merken wir alle,
daß weniger Stückzahlen gefahren werden. Das wird nicht lange ohne Folgen
bleiben. So versucht man heute schon in einigen Abteilungen die Bandpausen zu
streichen. Mit der Begründung, daß weniger gefahren wird. Zudem erfuhren wir
neulich, daß die Getränke- und Erfrischungsautomaten der Kantinen zwischen
Weihnachten und Neujahr nicht aufgefüllt werden sollen. Betrifft diese
Arbeitspause nur die Automaten der Getränkefirmen oder auch uns bei Opel?
Will man uns vielleicht schon in diesem Jahr dazu ZWINGEN, einen Teil des
Urlaubs vom nächsten Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr zu nehmen, wie es
in der Stahlindustrie bereits passiert ist?
Neben dem Lohndiktat der ganzen kapitalistischen Kumpanei, das uns in der
jetzigen Tarifrunde aufgebürdet werden soll, haben die Opelbosse also noch
allerhand in Petto, um die Lasten der Krise schön gleichmäßig auf unseren
breiten Schultern abzuladen.
GESTAPO-METHODEN!
Je näher die Krise mit Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, Entlassungen rückt,
desto eifriger 'wuseln' die Herren vom Kapital und im Staatsapparat ihre
Genschers und Weyers (beide FDP,d.Vf.) herum, um Maßnahmen gegen die
'Bedrohung' von 'Ruhe und Ordnung' zu treffen: Auf höherer Ebene üben
Polizei, Grenzschutz (BGS,d.Vf.) und Bundeswehr die Jagd auf 'Rädelsführer',
bis dato unter dem Manöver-Namen 'Baader-Meinhof-Bande' (RAF,d.Vf.).
Das Ausbreiten von Spitzel-Netzen, die Führung Schwarzer Listen sind die
entsprechenden Maßnahmen auf Betriebsebene:
Vor längerer Zeit (vgl. S2.**.197*,d.Vf.) brachte das Fernsehen in einer
aktuellen Sendung das Vorgehen bei einer Kölner Firma ans Licht. Es wurde
nachgewiesen, daß diese Firma extra Karteien zur Überwachung klassenbewußter
Kollegen angefertigt hatte. Des weiteren wurde bekannt, daß der
Ermittlungsdienst dieser Firma aufs engste mit der politischen Polizei (K14,
d.Vf.) zusammenarbeitete, daß sie sich gegenseitig informierten und gemeinsam
Kollegen bespitzelten. Diese Machenschaften dienen dazu, sog. 'Rädelsführer'
aus der 'schützenden Anonymität der Massen' (s. Arbeitgeber-Richtlinien)
herauszuholen mit dem Ziel, diese zu entlassen."
Zitiert wird dazu aus der eigenen Nr.10 (vgl. 23.8.1971).
Zur MTR der IGM, u.a. in NB/NW (vgl. 22.11.1971) heißt es:"
ZUR METALL-TARIFRUNDE:
Die Freude darüber, daß es am Montag in Nordbaden/Nordwürttemberg losgehen
soll ist geteilt. Verschiedene Tatsachen beweisen erneut, daß die IGM-
Bürokratie mit gezinkten Karten spielt. Die Metall-Tarifrunde wurde gezielt
in den Winter verschleppt in der Hoffnung:
1. daß die Kapitalisten eine geschwächte Arbeiterklasse vor sich haben,
2. daß die SPD-Regierung ihr Lohndiktat auch gegen die seit 1969 gefürchteten
Metall-Arbeiter durcbringen kann,
3. daß die IGM-Bonzen die rebellischen Metaller wieder unter ihre Fittiche
bekommen und der Einfluß der sogenannten 'Maoisten' verdrängt wird.
Trotz großem Geschrei arbeitet sich die 'heilige Dreieinigkeit' geschickt in
die Hände: die Kapitalkisten wollen, wenn es wirklich zum Streik kommt, die
Löhne für die Nichtorganisierten sparen. Deshalb die Drohung mit der
Aussperrung, die ALLE trifft. Die IGM-Bonzen wollen sich für ihre
'Punktstreiks' entsprechende Betriebe aussuchen, weil sie dadurch das Moos
für den Vollstreik sparen. Brandt ermuntert auf dem SPD-Parteitag (vgl.
18.11.1971,d.Vf.) die Kollegen zum Streik, aber für das Lohndiktat ('hohe
Lohnsteigerungen' seien 'gesamtwirtschaftlich nicht zu verkraften'). Dadurch
will er Wähler unter den Arbeitern zurückgewinnen... 'falls', so Otto
Brenner, 'überhaupt gestreikt wird' (!!!)
Macht aus der Tarif-Runde der Bosse und Bonzen eine Tarif-Runde der Arbeiter:
KAMPF DEM LOHNDIKTAT DES KAPITALS, SEINER SPD-REGIERUNG UND DGB-BONZEN!
15% gleich 1 DM 100% 13.Monatslohn
UNSERE EINHEIT IST UNSERE STÄRKE"
Für eine der uns nicht vorliegenden Seiten ist ein Artikel zum BVG
angekündigt und die letzten beiden Seiten lauten:"
ENDE GUT - ALLES GUT
Tarif-Oper in fünf Akten (und einem nicht eingeplanten Schluß)
Text: Otto Brenner
Regie: Otto. H. Friedrich
Musik: Die Konzertierte Aktion
Eine Co-Produktion von Kapital, SPD-Regierung und DGB-Bürokratie
Als Statisten wirken mit: wir, die zahlenden IGM-Mitglieder
I. AKT
Ouvertüre der Konzertierten Aktion. Hinter verschlossenem Vorhang stimmen
sich Schiller, Vetter und Herren aus der Industrie auf die 'Lohnleitlinien'
ein. Sie treten vor den Vorhang und singen das 'Stabilitäts-Terzett': 'Wer
soll die Krise bezahlen...?'
Da sich niemand meldet, gibt Schiller bekannt, daß die Direktion des Hauses
die Eintrittspreise erhöhen wird.
II. AKT
Hinter geschlossenem Vorhang treffen Spitzenvertreter des Arbeitgeber-
Verbandes und der IG-Metall zusammen, um über eine neue Schlichtungsordnung
zu beraten. DGB-Vorsitzender Vetter erklärt vor dem Vorhang: der zweite Akt
würde wegen der Finanzmisere gestrichen.
III. Akt
Hinter verschlossenem Vorhang treffen sich die Spitzen der IGM-Bürokratie aus
den Tarifbezirken. Brenner tritt als Hellseher auf und sagt voraus, was die
Große Tarifkommission beschließen wird. Der Vorhang geht auf. Die Große
Tarifkommission tagt (Kommentar eines zahlenden Statisten: an dieser
Zusammensetzung hat sich seit Jahren nichts geändert) Otto Brenner singt die
Neun-Prozent-Arie, begleitet vom Kosakenchor der Großen Tarifkommission. Die
Arie mündet in den Ruf: Verantwortung über alles für die deutsche Wirtschaft!
Die Herren von den Industrie brechen in Begeisterungsstürme aus.
- Pause -
(Einzelne Betriebsräte verteilen unter den gähnenden Statisten
Ermunterungspillen, Marke 'Arso' (SPD-BG,d.Vf.))
IV. AKT
Trauermarsch der 'deutschen Wirtschaft', gefolgt vom großen Klagelied der
Eisen- und Stahlindustrie (Im Parkett werden Waschschüsseln und Handtücher
weitergereicht) Immer wiederkehrend das alte Lied: Wir haben nichts, wir
haben nichts...
Das Orchester der konzertierten Aktion intoniert die Schcksalssinfonie: Es-
geht-bergab!
Im Vordergrund lassen sich die Lohn-Unterhändler nieder. Sie rufen nach einem
dritten Mann: Katzer erscheint mit einem nagelneuen Skatblatt auf der Bühne
(Als einzelne Statisten gegen diesen Sauhaufen protestieren, werden sie vom
Betriebsrat wieder auf ihren Stehplatz zurückgejagt)
V. AKT
Beginnt mit Blitz und Donner. Im flackernden Licht stellt Brenner die Urne
für die Urabstimmung auf. Bleicher steht mit einem Transparent daneben:
Kollegen, seid Euch unserer aller Verantwortung bewußt.
Brenner und Friedrich singen das Duett: Wir fallen niemals um!
Während die Statisten ihre Stimmen zur Urabstimmung abgeben, fotografiert der
Werkschutz kommunistische 'Rädelsführer. Die IGM-Mitglieder stimmen für
Streik. Aus dem Hintergrund ertönt ein Glöcklein. Brenner flüstert: es ist
fünf Minuten vor Zwölf! (Der Aufnahmelieter vom Fernsehen zeigt erregt auf
seine Uhr) Auf ein Zeichen von Brenner schwebt mit Pauken und Trompeten im
hellen Scheinwerferkegel Friedensengel Brandt vom Bühnenhimmel herab. (Im
Hintergrund fahren Mannschaftswagen der Polizei auf) Mit ausgebreiteten Armen
verkündet Brandt den westfälischen Lohnfrieden. Mit den Worten: Seid einig,
einig, einig, nimmt er Brenner bei der Hand und führt ihn zu Friedrich. Beide
haben Tränen in den Augen und sehen ein, daß ihr Streit überflüssig war. Zu
den Statisten gewandt, singt Brandt die Arie: Selig sind die, die Verfolgung
leiden um der Gerechtigkeit von 6,5% willen.
Werkschutz und Polizei machen die Gummiknüppel locker. Die Bundeswehrkapelle
intoniert den Mobilmachungsmarsch. Im Hintergrund beginnt
Verteidigungsminister Schmidt damit, stillschweigend die PKWs von den
Werksparkplätzen abzuräumen.
Statisten und Publikum besetzen die Bühne. Das Fernsehen blendet sich schnell
aus. Die Hauptdarsteller verlassen fluchtartig den Raum. Brenner ruft: das
steht nicht mehr im Textbuch! Wo bleibt denn der Betriebsrat! Willy Brandt
versucht verzweifelt, seine Flügel in gang zu setzen. Dabei fällt ihm ein
Flügel ab (der Arbeitnehmerflügel). Die Statisten rufen im Chor: Streik!
Unsere Einigkeit ist unsere Stärke! Sie wählen einen Streikrat, der ihre
Forderungen vertreten soll: 15 Prozent gleich 1 DM, Voller 13.Monatslohn"
Eingestreut in den Text findet sich eine Karikatur, wo drei Schweine, als
DGB, DKP und SPD gekennzeichnet, von einem Kapitalisten durch in einen Trog
gestreute Geldscheine gefüttert werden, wozu es heißt:"
Bonzen: Sie kommen aus demselben Stall und fressen aus demselben Trog!"
=Zündkerze Extra So bereitet sich die Opel-Bande auf die Krise vor,Bochum o.
J. (1971)
26.11.1971: 
Bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen wird, laut KPD bei Opel Bochum (IGM-
Bereich - vgl. 6.12.1971) erst "fünf Minuten vor Schichtende der
Aussperrungsbeschluß bekannt gegeben".
=Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.4
26.11.1971: 
Bei Opel Bochum berichtet die KPD (vgl. 6.12.1971) u.a. von heute in einer
Arbeiterkorrespondenz (vgl. 16.9.1971, 8.10.1971) u.a. von der MTR u.a. in
NB/NW und auch bei Opel Rüsselsheim (vgl. 7.10.1971):"
Seit dem 22.11.1971 streiken eine Viertel Million Kolleginnen und Kollegen in
den Metallbetrieben Nordbaden/Nordwürttemberg. Wir müssen sie in ihrem Kampf
mit unserer Solidarität stärken, insbesondere der Solidarität der
Automobilarbeiter aus den Fordwerken Köln und Saarlouis und aus den
Opelwerken in Bochum, Rüsselsheim und Kaiserslautern. Die Einheit macht uns
stark. Mit ihr brechen wir die Front der Kapitalisten, die gerade bei uns
unvermindert Mehrarbeit herauszupressen versuchen: durch Einsparen von
Springerpausen, verstärkte Kontrolle an Stempeluhren und in den Kauen, durch
die Erhöhung des Arbeitstempos in Produktions-lagerfähigen Bereichen.
Nach der Aussperrung der Metallarbeiter in Nordbaden/Nordwürttemberg, die
inzwischen auf weitere Betriebe im gesamten Bundesgebiet ausgedehnt worden
ist, drohen die Kapitalisten auch bei uns in Bochum damit: Die WAZ schrieb am
26.11.1971: 'Ab Mitte oder Ende nächster Woche rechnen wir mit
Schwierigkeiten in der Produktion'. Hier wurde wieder einmal die Presse
informiert, bevor die Kollegen davon etwas hörten. Kurz vor Schichtende
erfuhren wir davon durch einen Aushang. Wie bei Porsche (in Stuttgart - vgl.
26.11.1971,d.Vf.), wo erst fünf Minuten vor Schichtende der
Aussperrungsbeschluß bekannt gegeben wurde.
Bei uns standen die Kolleginnen und Kollegen in dichten Trauben vor den
Aushängen und diskutierten die Lage. Einzelne Meister versuchten, uns
auseinander zu treiben. Wir waren alle der Meinung, in dieser Situation, wo
die Kapitalisten uns mit Aussperrung ohne gleichzeitige
Arbeitslosenunterstützung zu erpressen versuchten, wo das Arbeitstempo bis an
die Grenze des Erträglichen gesteigert wird, da gibt es nur eins:
SOFORTIGE URABSTIMMUNG UND STREIK ALLER METALLKOLLEGEN IN NRW!
=Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.4
27.11.1971: 
In Bochum führen die Betriebsgruppen Bochumer Verein und Opel der KPD/ML-ZB
eine öffentliche Versammlung zur aktuellen Tarifsituation und zur Solidarität
mit dem Metallerstreik in Nordbaden/Nordwürttemberg durch, wobei sie von den
Ortsgruppen Bochum und Wattenscheid der KPD/ML-ZB und des KJVD unterstützt
werden. Dazu schreibt die KPD/ML-ZB:"
Die Veranstaltung wurde gemeinsam von den Betriebsgruppen Krupp und Opel
durchgeführt, um so die Solidarität der Metaller und Stahlwerker miteinander
im Ruhrgebiet und ihre gemeinsame Solidarität mit den streikenden Metallern
im Südwesten zu zeigen. Das wichtigste Ziel dieser Veranstaltung aber war es,
den Kollegen anhand eines Streikberichts die Rolle der Staatsmacht und der
Sozialdemokratie zu zeigen. ... Der Referent führte aus: Im Moment muß der
Hauptstoß gegen die Sozialdemokratie geführt werden; der imperialistische
Staat ist das entscheidende Machtmittel der Bourgeoisie zur Unterdrückung der
Arbeiterklasse; darum muß die Arbeiterklasse ihre geschichtliche Aufgabe als
Totengräber dieses Bonner Staates erkennen und durchführen."
Anwesend sind auch Vertreter der KPD, die u.a. erklären, "daß der Hauptfeind
der Arbeiterklasse das Monopolkapital sei. Es sei falsch, den Hauptstoß gegen
die Sozialdemokratie zu richten".
Vertreter der KPD/ML-ZK "legten eine Resolution vor, in der die IGM-Führer
aufgefordert werden, bis zum 1. Dezember eine Urabstimmung durchzuführen.
Wenn sie dieser Aufforderung nicht nachkämen, dann sollten die Metaller und
Stahlwerker in NRW in den Kampf treten. Genossen der KPD/ML lehnten diese
Resolution ab: Der Kampf der Metaller kann durch Bitten und Forderungen an
die IGM-Führer nicht vorangetrieben werden."
In der Grußadresse heißt es u.a.:"
Wir Bochumer Kollegen von Opel und den Fried. Krupp Hüttenwerken übermitteln
euch von der heutigen Kampfveranstaltung der KPD/ML Kampfesgrüße zur
Unterstützung eures Streiks. Unsere Grüße drücken unsere große Solidarität
für euren Kampf aus. Uns halten die Gewerkschaftsführer hier in NRW vom Kampf
gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung ab. Sie wollen verhindern, daß wir
euch unterstützen, darum ziehen sie wochenlang die Verhandlungen hinaus -
trotz des 0 Angebots in der Stahlindustrie, trotz des 4,5% Angebots für die
Metaller. Kolleginnen und Kollegen! Nur durch die Herstellung einer
einheitlichen Kampffront aller Metaller und Stahlwerker in der gesamten
Bundesrepublik gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung können wir unsere
Forderungen im Kampf gemeinsam durchsetzen. Darum heißt unsere Parole:
Metaller und Stahlarbeiter in einer Kampffront!"
Über die Veranstaltung berichtet auch die Betriebsgruppe Hoesch
Westfalenhütte Dortmund des KJVD und der KPD/ML-ZB.
=Die Rote Westfalenwalze 'Am besten wir streiken gleich mit',Dortmund o.J.
(29.11.1971),S.2;
Rote Fahne Nr.24,Bochum 6.12.1971,S.3;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.93 und 94,Bochum 4.12.1971 bzw.
8.12.1971,S.7f bzw. S.14
29.11.1971: 
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet
vermutlich aus dieser Woche, mit Hilfe der 'FR', "wie die 'Frankfurter
Rundschau' vom 4.12. meldete, VERWEIGERT DER BETRIEBSRAT IN RÜSSELSHEIM
ZAHLLOSEN AUSLÄNDERN DIE AUFNAHME IN DIE GEWERKSCHAFT MIT DER SPALTERISCHEN
BEGRÜNDUNG 'IM INTERESSE DER ORGANISIERTEN'".
=Zündkerze Extra,Bochum Dez. 1971,S.1f
29.11.1971: 
Bei Opel Bochum (IGM-Bereich - vgl. 6.12.1971) berichtet die KPD vermutlich
aus dieser Woche von Metall- (MTR) bzw. Stahltarifrunde (STR), es habe "der
Verwaltungsrat des NRW-Landesarbeitsamtes (und inzwischen auch die
Bundesanstalt für Arbeit (BfA - vgl. 2.12.1971,d.Vf.)) erklärt, daß mittelbar
vom Streik betroffene Kollegen Arbeitslosenunterstützung erhalten sollen,
aber deswegen werden die Kollegen zunächst noch kein Geld sehen. Denn die
Metall-Kapitalisten haben bereits Einspruch gegen den Beschluß erhoben. Bis
zu einer endgültigen Klärung werden die Kollegen noch unbestimmte Zeit warten
müssen."
=Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.1
29.11.1971: 
Die Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund des KJVD und der KPD/ML-
ZB (vgl. 29.11.1971) berichtet aus dieser Woche:"
- Anfang der Woche sollen 18 000 Kollegen von Opel Bochum kurzarbeiten.
- 10 000 Opel-Arbeiter aus Bochum ... sollen im Laufe der Woche ganz
'freigesetzt' werden."
=Die Rote Westfalenwalze 'Am besten wir streiken gleich mit',Dortmund o.J.
(29.11.1971),S.1
30.11.1971: 
Bei Opel Bochum berichtet die KPD (vgl. 6.12.1971):"
Am Dienstag letzter Woche war immer noch nichts Genaues über die Aussperrung
bekannt. Obwohl der Betriebsrat zu diesem Zeitpunkt bereits genau informiert
war, gab er gegenüber Kollegen nur die Auskunft: 'Nichts Neues'. Daraufhin
führten die Kollegen im Preßwerk einen Streik durch, um die Lage zu
diskutieren, von 8 Uhr 10 bis mittags setzten sie mehrere Straßen still.
Betriebsratsvorsitzender Perschke eilte herbei, um die Ruhe unter den
Kollegen wiederherzustellen. Er versicherte, daß es in vier Wochen klar sein
würde, ob die Kollegen Arbeitslosenunterstützung bekommen oder nicht."
=Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.2
03.12.1971: 
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF - vgl. 19.11.1971, 17.12.1971) Nr.31 heraus.
Es erschien erstmals eine 'Kommunistische Arbeiterpresse'
bei Opel Bochum.
=Rote Fahne Nr.31,Berlin 3.12.1971
04.12.1971: 
Vermutlich heute findet eine IGM-Vertrauensleuteversammlung bei Opel Bochum
statt.
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK (vgl. 8.12.1971) berichtet,
u.a. über die MTR:"
VARIETE-ZAUBER
Auf der Opel-Vertrauensleuteversammlung am Samstag hielt Günther Perschke
das Hauptreferat zum Thema 'Die wirtschaftliche Situation bei Opel'.
Wichtiger wäre es ja wohl gewesen, auf der wieder längst überfälligen
Betriebsversammlung den Fragen der Kollegen zu den Tarifverhandlungen,
Urabstimmung, Streik und Kurzarbeit (gleich Aussperrung) Rede und Antwort zu
stehen.
Stattdessen inszenierte er das kleine Theater vom 'kämpfenden Betriebsrat',
mit dem einzigen Ziel, die V-Leute auf den Verratskurs der IGM-Führung
festzunageln: keine Urabstimmung in NRW!
Was hat sich unser grauer Wirbelwind wieder abgestrampelt - beim
Gesamtbetriebsrat in Rüsselsheim, beim Bochumer Betriebsleiter Gansert, bei
unseren streikenden Kollegen in Südwest (NB/NW,d.Vf.) war er, und überall hat
er rausgeholt, was rauszuholen war, nämlich nichts! (Die Spesen, die er
eingesteckt hat, nicht mit eingerechnet!) Im Gegenteil. Er hat der Opel-Bande
geholfen, eine Panne zu vermeiden, indem er sie darauf aufmerksam machte, daß
die Anmeldefrist für Kurzarbeit (laut Manteltarifvertrag 1970 von 7 auf 14
Tage erhöht) nicht eingehalten wurde (Daher wahrscheinlich auch die
Verschiebung der Aussperrung bei Opel um zwei Tage auf diesen Donnerstag).
Ja, er klagte sogar der WAZ sein Leid: angeblich habe ihm sein Freund Gansert
den Zugang zum Materiallager verwehrt, das bis oben hin voll sei. (Um in die
Lager zu gucken, brauchte er nur mal seinen Arsch aus dem Sessel hochzuheben,
sagte ein V-Mann auf der Versammlung.) Das von Perschke lautstark
angekündigte Dementi dieser WAZ-Meldung blieb aus...
PARAGRAPHENFUCHSERREI
Perschke blieb im Sessel und wälzte Paragraphen. Gansert, so sagte er, habe
ihm einen Paragraphen (Paragraph 72) des reaktionären BVG abspenstig gemacht,
in dem von der 'Mitbestimmung' des Betriebsrats bei 'wesentlichen
Betriebsveränderungen', so bei Stillegungen, die Rede ist. Daß diese
Vorschrift nicht auf eine streikbedingte, vorübergehende Kurzarbeit
anzuwenden ist, leuchtet auf den ersten Blick ein. Perschke machte daraus
aber eine Gelegenheit, an die Decke zu gehen: das 'Vorrecht des Betriebsrats
zu verteidigen', bei der Sauerei des Kollegen-Aussiebens mit seinem Kreuzlein
dabeizusein, 'mitzubestimmen' dabei, an welcher Stelle das Kapital die
Arbeiterklasse zuerst treten darf. Für dieses Vorrecht will er 'kämpfen',
selbst wenn ihm ein vorgesetzter Bonze aus Essen namens Herb angeblich den
Wind aus den Segeln genommen hat: gegen Perschkes Feststellungsklage stünden
mehrere Arbeitsgerichtsurteile.
Dann wird der 'eiserne' Perschke auch gegen die Bonzen in Essen für die
Mitbestimmung 'kämpfen'! Sagt er.
Das sind Verdunkelungs- und Ablenkungsmanöver! Statt die klaren und einfachen
Forderungen der Kollegen mit den gebotenen Mitteln Urabstimmung und Streik
durchzusetzen, statt klar die sogenannte 'streikbedingte Kurzarbeit' bei Opel
als das zu nennen, was es ist, nämlich eine illegale Aussperrung, bombardiert
Perschke die V-Leute und alle Kollegen mit Paragraphen und verwickelt sie in
juristische Debatten, die kein Mensch versteht.
Ist es ein Zufall, wenn zur selben Zeit der DGB, dessen Untergewerkschaft IGM
laut Perschke kein Geld hat, um einen allgemeinen Streik durchzuführen,
Tausende von Mark rauswirft, um in dem Unternehmerblättchen 'Frankfurter
Allgemeine' (FAZ - vgl. S1.1*.1971,d.Vf.) für seine Mitbestimmung Reklame zu
machen?
MITBESTIMMUNG - DAS HEISST FESSELUNG DER ARBEITERKLASSE AN DAS KAPITAL DURCH
DAS VERBINDUNGSGLIED DGB.
Eins greift ins andere! Damit diese Fesselung der Arbeiter gelingt, darf die
IGM mit Hilfe des SPD-Ministers Arendt sogar erst mal die
Arbeitslosenunterstützung rausholen, damit die Kollegen wieder Vertrauen in
die IGM gewinnen sollen. Und wenn es mit Vertrauen nicht geht, dann eben mit
ANGST: die Reklame in der letzten IGM-'Tarifinformation' (vgl. S1.1*.1971,d.
Vf.) zeigt deutlich, daß den Gewerkschaftsbonzen Aussperrung und Kurzarbeit
nur zu gelegen kommen, weil ihnen damit neue zahlende Mitglieder zugetrieben
werden. Das wird dann gleichzeitig als Druckmittel gegen Aufmüpfige benutzt:
wie die 'Frankfurter Rundschau' (FR,d.Vf.) vom 4.12. meldete, VERWEIGERT DER
BETRIEBSRAT IN RÜSSELSHEIM ZAHLLOSEN AUSLÄNDERN DIE AUFNAHME IN DIE
GEWERKSCHAFT MIT DER SPALTERISCHEN BEGRÜNDUNG 'IM INTERESSE DER
ORGANISIERTEN' - denn es waren vor allem ausländische Kollegen, die auf der
letzten BV bei Opel-Rüsselsheim die Versammlung zu einem Tribunal gegen die
Betriebsratsbonzen machten (vgl. 7.10.1971,d.Vf.)!
'Nur durch das energische Eingreifen der IGM sind jetzt die Leistungen aus
dem Arbeitsförderungsgesetz für Euch sichergestellt' posaunten die IGM-Bonzen
an die 'Opelaner'. Sie werden uns das Arbeitslosengeld geben, um jetzt
Schlimmeres zu verhüten, aber ob wir es nicht eines Tages zurückzahlen
müssen, das ist noch lange nicht entschieden, wenn nämlich die Kapitalisten
mit ihrer Klage dagegen Erfolg haben.
KEINE URABSTIMMUNG IN NRW
Dann haben wieder die Arbeiter die Zeche bezahlt, während die Herren da oben
sich wechselseitig die Vorteile zuschanzen. Es ist immer dasselbe Lied im
Kapitalismus. Perschke wollte den V-Leuten einreden, sie sollten nicht so
sehr an das Materielle denken und sich an den Kollegen aus dem Südwesten ein
Beispiel nehmen, die aus reinem Idealismus streikten. Er verschwieg, daß die
IGM diesen Kollegen erst am Montag mit dem Streikgeld rausgerückt ist, daß
diese Kollegen aufs Geld nicht aus sogenanntem 'Idealismus' verzichtet haben,
sondern deshalb, weil die IGM-Führung es ihnen bisher vorenthalten hatte! In
der entscheidenden Frage der Urabstimmung ließ 'Kollege' Perschke dann die
Katze aus dem Sack: Die IGM könne sich keinen 'Zweifrontenkrieg' leisten und
schon gar keinen Streik in Nordrhein-Westfalen. Er dachte dabei wohl daran,
daß hier im Gegensatz zum Südwesten über eine Million Kollegen organisiert
sind, die dann Streikunterstützung erhalten müßten, und das würde der IGM zu
sehr in die Kasse gehen. Und er dachte, wie seine Herren, an den Herbst 1969
und 1970, als die Kollegen hier ihre Sache selbst in die Hand nahmen. Wenn
überhaupt, dann wird die Urabstimmung in NRW erst mitten in Kurzarbeit und
Entlassungen stattfinden, wenn die Bonzen die Hoffnung haben, daß die
Kollegen zu sehr eingeschüchtert sind!
STATTDESSEN ZENTRALE POLITISCHE SCHLICHTUNG
Der fünfte Akt des Tariftheaters ist aber bereits eingeläutet: Brandt schwebt
als Friedensengel hernieder, assistiert von Schiller."
=Zündkerze Extra,Bochum Dez. 1971,S.1ff;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.95,Bochum 11.12.1971,S.4f
06.12.1971: 
Bei Opel Bochum gibt die KPD vermutlich Anfang dieser Woche die Nr.1 ihrer
'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. Jan. 1972) mit vier Seiten DIN A4
unter Verantwortung von Maria Bergmann, Berlin 12, Schillerstr.35 heraus. Eine
Kontaktmöglichkeit besteht mittwochs in Dortmund von 17 bis 19 Uhr in den
'Borsigstuben' in der Borsigstr.51.
Im Leitartikel heißt es zur Metall- (MTR) bzw. Stahltarifrunde (STR), u.a. in
Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW - vgl. 26.11.1971):"
GEGEN AUSSPERRUNGEN: SOLIDARISCHER KAMPF ALLER METALLER!
Seit über einer Woche sind 360 000 Kollegen in Nordbaden/Nordwürttemberg
ausgesperrt. Auch in den anderen Tarifgebieten haben die Kapitalisten zum
brutalen Kampfmittel der Aussperrung gegriffen, unter dem Vorwand, die
Produktion sei als Folge des Streiks nicht mehr aufrechtzuerhalten. Die
Produktion ganz oder teilweise stillgelegt hat inzwischen Audi/NSU in
Ingolstadt (vgl. 30.11.1971,d.Vf.), Bosch in Hildesheim (vgl.
29.11.1971,d.Vf.), Daimler-Benz in Berlin (vgl. 25.11.1971,d.Vf.) und
Düsseldorf (vgl. 29.11.1971,d.Vf.) und Hanomag/Henschel in Bremen (vgl.
26.11.1971,d.Vf.). Weitere Aussperrungen sind angekündigt, vor allem bei den
großen Automobilwerken, wie VW, Ford, BMW und Opel.
Die ausgesperrten Kollegen erhalten weder Lohn noch einen einzigen Pfennig
Arbeitslosenunterstützung. Zwar haben der Verwaltungsrat des
NRW-Landesarbeitsamtes (und inzwischen auch die Bundesanstalt für Arbeit (BfA
- vgl. 2.12.1971,d.Vf.)) erklärt, daß mittelbar vom Streik betroffene Kollegen
Arbeitslosenunterstützung erhalten sollen, aber deswegen werden die Kollegen
zunächst noch kein Geld sehen. Denn die Metall-Kapitalisten haben bereits
Einspruch gegen den Beschluß erhoben. Bis zu einer endgültigen Klärung werden
die Kollegen noch unbestimmte Zeit warten müssen. Erst recht erhalten die
ausgesperrten Kollegen, in den Tarifgebieten, wo gestreikt wird, keinen
Pfennig. So leisten die zur 'Neutralität' verpflichteten Landesarbeitsämter
und die Bundesanstalt für Arbeit den Kapitalisten Schützenhilfe bei der
Brechung der Streikfront.
Inzwischen ist die besondere Schlichtung in Nordbaden/Nordwürttemberg (vgl.
1.12.1971,d.Vf.) angelaufen. Trotz wortradikaler Sprüche der IG Metall Führung
wird das Ergebnis sicher unter dem ersten 7,5%-Schlichtungsangebot liegen. Die
11%-Forderung, für die von den Kollegen in Nordbaden/Nordwürttemberg gestreikt
wird, ist vollkommen unter den Tisch gefallen. Kapitalistensprecher
Frankenberger (vgl. 1.12.1971,d.Vf.) erhofft sich eine 'Musterlösung' für die
übrigen Tarifgebiete. Das heißt: der Schlichtungsspruch von
Nordbaden/Nordwürttemberg soll in den übrigen Tarifgebieten auf kaltem Wege
durchgesetzt werden. Die IG Metall-Führung tut alles, um die Kapitalisten bei
diesem Vorhaben zu unterstützen. Ein 'Flächenbrand', also eine einheitliche
und geschlossene Streikfront aller Metaller soll nach allen Kräften verhindert
werden.
In NRW sind bereits über 2 Wochen seit dem Scheitern der Schlichtung
vergangen. Bisher ist nicht einmal der Termin für die nächste Sitzung der
Tarifkommission bekannt, wo die Urabstimmung beschlossen werden müßte. Eine
Resolution vom 18.11.1971 der Vertrauensleutevollversammlung der
Hoesch-Westfalenhütte drückt die Haltung der Kollegen vieler Metall- und
Stahlbetriebe in NRW aus:
'1. Die Vollversammlung der gewerkschaftlichen Vertrauensleute der
Hoesch-Westfalenhütte AG hat mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, daß die
große Tarifkommission der IG Metall nach dem unverschämten Nullprozentangebot
der Arbeitgeber und ihrer unnachgiebigen Verhandlungsposition keine klare
Entscheidung getroffen hat. Wir hätten erwartet, daß die große Tarifkommission
die Verhandlungen in eigener Verantwortung für gescheitert erklärt hätte.
...
3. Wir fordern die große Tarifkommission auf
a) umgehend das Scheitern der Verhandlungen zu erklären und
b) die Urabstimmung über Kampfmaßnahmen einzuleiten...'
Gerade in NRW will die IG Metall Führung es nicht zu Kampfmaßnahmen kommen
lassen. Hat sie doch zusammen mit den Kapitalisten in den letzten Wochen immer
wieder verkündet, daß in NRW 'besondere Bedingungen' herrschten und daß eine
'Lösung der Vernunft' gefunden werden müsse. Dementsprechend auch ihre Taktik:
In der Stahlindustrie hätte sofort nach Scheitern der Verhandlungen die
Urabstimmung durchgeführt werden können; denn es gibt keine verbindliche
Schlichtungsvereinbarung. Doch trotz des unverschämten Vorhabens der
Kapitalisten, eine 'Lohnpause' von sechs Monaten einzulegen und damit glatten
Lohnraub zu begehen, war seitens der IG Metall Führung niche einmal von der
Urabstimmung die Rede.
DIE LAGE BEI OPEL
Am Mittwoch (vgl. 9.12.1971,d.Vf.) werden die letzten normalen
Produktionsschichten laufen, dann wird der größte Teil der Kollegen ohne Lohn
dastehen, nicht nur hier in Bochum, sondern auch in Rüsselsheim und
Kaiserslautern. Damit handeln die Opel-Kapitalisten getreu der Linie des
Arbeitgeberverbandes 'Gesamtmetall', der androhte, auch dort Aussperrungen
durchzuführen, wo noch nicht gestreikt wird. Die Erpressungspolitik der
Opel-Kapitalisten geht so weit, daß sie eine Weiterführung der Aussperrung
noch nach Streikende angedroht haben. Das Ziel dieser Maßnahme ist klar:
Begünstigt durch die Hinhaltetaktik der IG Metall Führung legen die
Kapitalisten es jetzt darauf an, das Entstehen einer geschlossenen Streikfront
auch in den übrigen Tarifgebieten von vornherein zu verhindern, um die
Streikfront in Nordbaden/Nordwürttemberg umso besser zerschlagen zu können.
Seit die Kollegen wissen, daß eine Aussperrung geplant ist, herrscht große
Unruhe, denn woher sollen sie dann das Geld nehmen, um sich und ihre Familien
zu ernähren. Auf Arbeitslosenunterstützung brauchen sie vorläufig nicht zu
hoffen, die Kapitalisten zahlen ihnen sowieso nichts und auch die IG Metall
Führung hat bisher nirgends Anstrengungen unternommen, um die ausgesperrten
Kollegen zu unterstützen.
Wenn die IG Metall-Spitze nicht kampflos vor den Aussperrungsmaßnahmen der
Kapitalisten kapitulieren will, muß sie den ausgesperrten Kollegen ebenfalls
Unterstützung zahlen: ZAHLUNG DER 'GEMASSREGELTEN-UNTERSTÜTZUNG' AN DIE
AUSGESPERRTEN!
Am Dienstag letzter Woche (vgl. 30.11.1971,d.Vf.) war immer noch nichts
Genaues über die Aussperrung bekannt. Obwohl der Betriebsrat zu diesem
Zeitpunkt bereits genau informiert war, gab er gegenüber Kollegen nur die
Auskunft: 'Nichts Neues'. Daraufhin führten die Kollegen im Preßwerk einen
Streik durch, um die Lage zu diskutieren, von 8 Uhr 10 bis mittags setzten sie
mehrere Straßen still. Betriebsratsvorsitzender Perschke eilte herbei, um die
Ruhe unter den Kollegen wiederherzustellen. Er versicherte, daß es in vier
Wochen klar sein würde, ob die Kollegen Arbeitslosenunterstützung bekommen
oder nicht. Aber davon können sich die Kollegen nichts kaufen, ebenso wenig
von dem Bunten Abend, den die Geschäftsleitung am kommenden Wochenende für die
Belegschaftsmitglieder durchführen will.
Kollegen, um den Kampfmaßnahmen der Kapitalisten und der Abwiegelungstaktik
der IG Metall Führung wirksam entgegenzutreten und unsere
Kampfentschlossenheit zu zeigen: SOFORTIGE URABSTIMMUNG!
SOLIDARITÄT MIT ALLEN STREIKENDEN UND AUSGESPERRTEN METALLERN! STREIK ALLER
KOLLEGEN, DIE VON DEN KAPITALISTEN MIT SONDERAUSWEISEN AUSGESTATTET WERDEN!"
Der nächste Artikel beschäftigt sich u.a. mit der KPD/ML-ZB und der
KPD/ML-ZK:"
WIE UNTERSCHEIDET SICH DIE KPD VON DEN 'LINKEN' PARTEIEN UND GRUPPEN?
Mit der Herausgabe der ersten Nummer der Betriebszeitung, der KOMMUNISTISCHEN
ARBEITERPRESSE', nimmt die Betriebszelle Opel der KPD die Agitation und
Propagandaarbeit bei Opel Bochum auf. Angesichts der Vielzahl von 'Parteien',
Gruppen und Grüppchen, die sich vor den Toren Opels ein Stelldichein geben,
ist es notwendig, eine klare Abgrenzung zu diesen 'linken' Gruppen zu treffen.
WER IST DIE KPD?
In der Einleitung zur PROGRAMMATISCHEN ERKLÄRUNG der KPD vom Juli 1971 (Rote
Fahne Nr.21 (RF - vgl. 7.7.1971,d.Vf.)) ist zu den Zielen und Aufgaben der
Partei ausgeführt:
'Um die Mehrzahl der Werktätigen unter der Führung der Arbeiterklasse gegen
Kapitalismus und Imperialismus zusammenzuschließen, ist der Aufbau der
Kommunistischen Partei heute die Hauptaufgabe der besten Elemente des
Proletariats und aller entschiedenen Marxisten-Leninisten aus den Reihen der
revolutionären Intelligenz. Der Aufbau der Kommunistischen Partei Deutschlands
knüpft an das revolutionäre Vermächtnis der Vorkämpfer für die proletarische
Sache an, deren Namen für den historischen Auftrag der deutschen
Arbeiterklasse stehen: Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und besonders Ernst
Thälmann.'
WARUM IST DIE DKP KEINE KOMMUNISTISCHE PARTEI?
In der PROGRAMMATISCHEN ERKLÄRUNG schrieben wir:
'In ihrer Grundsatzerklärung schreibt die DKP: 'Die DKP erstrebt den für das
arbeitende Volk günstigsten Weg zum Sozialismus, einen Weg ohne Bürgerkrieg'
und 'Die DKP will über die breite Entfaltung der demokratischen Aktion der
Arbeiter und anderen Werktätigen zur sozialistischen Umwälzung gelangen.'
Damit knüpft die DKP ungebrochen an alle sozialdemokratischen Illusionen und
gerade an die Fehler der KPD vor ihrem Verbot an. Dieser Illusion tritt die
KPD mit aller Entschiedenheit entgegen. Noch niemals in der Geschichte ist die
Monopolbourgeoisie freiwillig auch nur einen Zentimeter zurückgewichen, am
wenigsten wird sie zusehen, wie die von ihr selbst geschaffenen Einrichtungen
'friedlich' - wie DKP glauben machen will - übernommen werden.
Wie die DKP erklärt auch die westberliner SEW die Mitbestimmung in Betrieb,
Wirtschaft und Gesellschaft als Weg zum Sozialismus, obwohl die Erfahrungen
mit der Mitbestimmung in der Montanindustrie beweisen, daß die Mitbestimmung
nicht einmal taugt als Mittel zur Verbesserung der Lebensbedingungen der
Arbeiterklasse, geschweige denn als Schritt zum Sozialismus.
DKP und SEW verzichten auf den konsequenten Kampf gegen die arbeiterfeindliche
DGB-Führung und hängen sich stattdessen an deren Forderungen an...
DKP und SEW dienen eindeutig den Interessen der Monopolbourgeoisie in der BRD
und Westberlin, indem sie die einheitliche Klassenfront des Proletariats
spalten.'
Gerade jetzt in der Metalltarifrunde konnte jeder Kollege erfahren, daß die
DKP-Führung bedingungslos jedes verräterische und spalterische Manöver der IG
Metall Führung unterstützte. Genau wie in der 'UZ' wurden auch im 'Roten
Kadett' gegen die Forderungen der Kollegen die verräterischen 9% propagiert,
wurde die Stillhaltepolitik der Tarifkommission als 'nüchternes und
entschiedenes Auftreten' gelobt.
WARUM ENDLOSE SPALTUNG UND FRAKTIONSKÄMPFE IN DER KPD/ML?
Etwas später als in den anderen Ländern erfolgte auch in der BRD die Gründung
einer ML-Organisation (vgl. 31.12.1968,d.Vf.) als Antwort auf den Versuch der
KPdSU-Führung, möglichst viele KP's auf den Weg des friedlichen Übergangs zu
verpflichten und damit die kommunistische Weltbewegung zu spalten. In den
folgenden Jahren vermochte es keine der ML-Parteien, einen Einbruch in die vom
Reformismus und Revisionismus beherrschten Teile der Arbeiterklasse zu
erlangen.
Besonders deutlich ist am Beispiel der KPD/ML zu verfolgen, daß mit innerer
Gesetzmäßigkeit die Isolierung dieser Gruppe von den Massen zur Sektenbildung,
zu prinzipienlosen Fraktionskämpfen, zu einem endlosen Prozeß der Spaltung
führte.
Auch bei Opel wurde die Scheinhaftigkeit der Positionen, die
Prinzipienlosigkeit der Spaltung am Beispiel der beiden Betriebszeitungen
'Zündkerze' (KPD/ML Roter Morgen) und 'Presse' (KPD/ML Rote Fahne) sichtbar
vor Augen geführt. Besonders unverständlich muß den Kollegen der
Spaltungsprozeß erscheinen angesichts der Tatsache, daß beide Gruppierungen in
den zentralen Fragen gleichlautende Propaganda betreiben.
So sind beide Gruppen sich darin einig, daß der Faschismus bereits vor der Tür
steht und daß der Kampf in den Gewerkschaften zwecklos ist.
Am Beispiel der brutalen Aussperrung durch die Kapitalisten wird deutlich, wie
unsinnig die These vom 'Lohndiktat der SPD' ist, wie sie von der KPD/ML-Rote
Fahne vertreten wird. Jedem klassenbewußten Kollegen ist klar, daß das
Monopolkapital der Hauptfeind der Arbeiterklasse ist und die SPD in der
gegenwärtigen Phase die Hauptstütze des Klassenfeindes. Wer in seiner
Agitation und Propaganda den Hauptfeind der Arbeiterklasse, das Kapital,
unerwähnt läßt, wer sich bereits am Anfang der faschistischen Diktatur wähnt,
wer darauf verzichtet, in den Gewerkschaften konsequent den Kampf um die
Mehrheit der Mitgliedermassen zu führen, wie die KPD/ML-Gruppierungen, der
führt sich selbst in die Isolierung und Bedeutungslosigkeit.
WARUM NIMMT DIE KPD BEI OPEL DIE ARBEIT AUF?
Nach dem Prinzip 'Untersuchen und Organisieren' baut die KPD in den
wichtigsten Betrieben und proletarischen Stadtteilen in der ganzen BRD und
Westberlin ihre Grundorganisationen, die Zellen auf. ENTSPRECHEND DEN
BOLSCHEWISTISCHEN ORGANISATIONSPRINZIPIEN IST DIE BETRIEBSZELLE DAS FUNDAMENT
DER PARTEI.
So werden die Zellen der Partei vorrangig und planmäßig in den Großbetrieben
aufgebaut. Nachdem sich durch die Rationalisierungs-, Stillegungs- und
Verlagerungsmaßnahmen im Rahmen der 'Flurbereinigung' in der Stahlindustrie
und im Bergbau (IGBE-Bereich,d.Vf.) strukturelle Veränderungen abzeichnen,
gewinnt die Automobilindustrie als Wachstumsindustrie auch im Ruhrgebiet immer
mehr Bedeutung.
Entscheidend für den Entschluß, eine Betriebszelle bei Opel aufzubauen, war
schließlich das Kampfbewußtsein der Kollegen. Wie in der Automobilindustrie
aller kapitalistischen Länder ist auch bei Opel die Arbeitshetze und der Grad
der Ausbeutung besonders hoch. Die vergangenen Jahre haben bewiesen, daß, wie
alle Automobilarbeiter, auch die Opel-Kollegen in vorderster Front stehen im
Kampf gegen kapitalistische Ausbeutung.
Die Aufgabe der Betriebszelle der KPD ist es, auf der Grundlage des
betrieblichen Kampfprogramms und des Aktionsprogramms der Partei gegen alle
Spaltungsversuche die einheitliche Kampffront aller klassenbewußten Kollegen,
aller fortschrittlichen Arbeiter und Angestellten auch bei Opel herzustellen.
DIE AUFGABEN DER ROTEN FAHNE, DES ZENTRALORGANS DER KPD, UND DER
KOMMUNISTISCHEN ARBEITERPRESSEN, DER ZEITUNGEN DER BETRIEBSZELLEN
Die ROTE FAHNE, das Zentralorgan der KPD, dient der Agitation und Propaganda
der Ziele der Kommunisten unter den Massen der Werktätigen.
Sie legt in grundsätzlichen Artikeln die strategisch wichtigen Einschätzungen
der KPD dar und erläutert die praktischen Schritte des Kampfes. Sie
veröffentlicht Berichte und Enthüllungen über die Lage der arbeitenden Klasse,
entlarvt exemplarisch einzelne Arbeiterverräter und Werkzeuge der Bourgeoisie,
sie beschreibt mit den Mitteln der sozialistischen Reportage den täglichen
Kampf der arbeitenden Massen gegen das Kapital und seine staatlichen
Agenturen. Schließlich analysiert sie die Klassenkämpfe des internationalen
Proletariats und die bewaffneten Kämpfe der nationalen Befreiungsfronten und
kämpft für deren aktive Unterstützung.
Die ROTE FAHNE propagiert den Kampf der KPD für die Einheit der
Arbeiterklasse. Sie setzt sich für die Verwirklichung der Kampfprogramme auf
Betriebsebene und in den Arbeitervierteln ein. Sie fordert die Sicherung und
Erweiterung der demokratischen Rechte der Werktätigen.
Oberstes Ziel und Richtschnur für die Arbeit der ROTEN FAHNE ist die
Propaganda für die sozialistische Revolution in Westdeutschland und
Westberlin, ist die Errichtung der Volksdemokratien mit der Diktatur des
Proletariats als Kern.
Die KOMMUNISTISCHEN ARBEITERPRESSEN sind die Zeitungen der Betriebszellen der
KPD. Ihre Hauptaufgabe ist es, die parteilosen Massen in den Betrieben zu
agitieren, ihnen das langfristige Ziel der Kommunisten, den Sturz der Diktatur
der Bourgeoisie zu erklären und sie in den Abwehrkämpfen gegen das Kapital
darauf vorzubereiten.
Der einheitliche Name der Betriebszeitungen der KPD, 'KOMMUNISTISCHE
ARBEITERPRESSE', betont die einheitliche Linie der Partei auf allen Ebenen.
Wenn die parteilosen Kollegen eines Betriebs von 'ihrer Kommunistischen
Arbeiterpresse' sprechen, so ist das nicht nur deshalb richtig, weil darin
ihre Interessen vertreten werden, sondern beschreibt die Tatsache, daß ein
wesentlicher Bestandteil der Kommunistischen Arbeiterpresse 'Korrespondenzen'
sind, in denen Kollegen, die mit der Zelle sympathisieren, über Vorfälle aus
ihrem engeren Arbeitsbereich berichten. Oft sind das Fälle aus Teilen des
Betriebs, in denen die Zelle nicht direkt arbeitet, SODASS DIESE
KOMMUNISTISCHE ARBEITERPRESSE MIT SOLCHEN KORRESPONDENZEN DEN EINFLUSS DER
PARTEI ENTSCHEIDEND ERWEITERT."
In einer Arbeiterkorrespondenz wird zur MTR bzw. STR (vgl. 30.8.1971,
26.11.1971) zum Kampf gerufen.
=Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt)
Bochum_KPD001

Bochum_KPD002

Bochum_KPD003

Bochum_KPD004


07.12.1971: 
Bei Opel Bochum berichtet die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der
KPD/ML-ZK (vgl. 8.12.1971):"
Gestern Abend trafen die Mitglieder der Schlichtungskommission mit Brandt und
Schiller in Bonn zusammen und setzten dort anschließend ihr
'Schlichtungsgespräch' fort. Das war nicht nur ein Unternehmen zur
Aufpolierung der SPD-Regierung als 'Regierung des ganzen Volkes' und des
'Gemeinwohls', sondern bedeutete vor allem das offene Zusammenspiel von
Gewerkschaftsführern, Kapitalisten und Staatsapparat! Was in der
'Konzertierten Aktion' begonnen wurde, findet hier seinen vorläufigen
Höhepunkt. Die scheinbar unvereinbaren Widersprüche gleichen drei Zahnrädern,
die sich in entgegengesetzter Richtung drehen. In Wirklichkeit aber greift
eins ins andere und alle drei erzeugen zusammen eine einheitliche Bewegung:
DER MECHANISMUS DES DREIBUNDES VON STAAT, GEWERKSCHAFTSBÜROKRATIE UND
KAPITALISTEN GEGEN DIE ARBEITERKLASSE!"
=Zündkerze Extra,Bochum Dez. 1971,S.3
08.12.1971: 
Bei Opel Bochum gibt die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK ein
auf Dezember datiertes Extra ihrer 'Zündkerze' (vgl. 22.11.1971, 13.4.1972)
mit 4 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stefan Bock, Bochum, heraus.
Im Leitartikel wird berichtet von der Vertrauensleuteversammlung der IGM
(vgl. 4.12.1971) und von der MTR in Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW - vgl.
7.12.1971).
Aufgerufen wird zur eigenen Veranstaltung (vgl. 10.12.1971) und in einem
zweiten Artikel wird eingegangen auf:"
UNSERE PROBLEME UND DIE PROBLEME DER KPD/ML
ODER: WIE KOMMEN DIE ARBEITER NACH OBEN?
Ist es nicht so, Kollegen: einerseits haben wir unsere Probleme. Das sind
nicht nur die Probleme im betrieb (jetzt z.B. die Lohnrunde, die
Aussperrung). Das sind auch nicht nur die Probleme der Lebenshaltung (jetzt
z.B. die Inflation, die Mieten). Das sind auch die Probleme in der Familie,
wo die Situation für viele von uns nicht einfacher, sondern immer schwieriger
wird. Das sind auch die Probleme auf kulturellem Gebiet, die sich ebenso aus
unserer Klassenlage als Lohnabhängige ergeben:
wer von uns möchte nicht auch einen Durchblick haben in Fragen wie
Naturwissenschaft, moderne Technik, Weltgeschichte, Kunst usw.?
Aber in der Volksschule haben die uns nicht viel beigebracht. Vor allem
haben sie uns den Marxismus-Leninismus, d.h. unsere eigenste Wissenschaft,
die Wissenschaft der Arbeiterklasse, ihrer Entstehung und Entwicklung und
schließlich ihres notwendigen Sieges über Ausbeutung und Unterdrückung,
systematisch vorenthalten.
So gibt es unendlich viele Probleme, wir aber müssen alles selbst
zusammentüfteln und haben keine Zeit dazu.
Auf der anderen Seite werden wir am Betriebstor mit Flugblättern nur so
bombardiert. Augenblicklich fordern diese Flugblätter uns zum Streik auf und
sagen uns immer wieder, was wir schon wissen: daß die Lohnrunde von
Unternehmern, Gewerkschaftsbonzen und SPD-Regierung so eingefädelt ist, daß
wir nicht einmal die Preissteigerungen herausholen sollen, kurz und gut: daß
wir verarscht werden. Aber die Frage, die viele von uns sich bei den vielen
Flugblättern und Grüppchen stellen, ist doch einfach die: was tun die denn
anderes als uns verarschen?
Gehen wir einen Schritt weiter: jawohl die Arbeiter haben keinerlei Grund,
mit den bestehenden Verhältnissen zufrieden zu sein. Es gibt zwar Arbeiter,
die behaupten, sie wären zufrieden. Aber wenn man mal nachdenkt, was dann?
Und das Nachdenken, das haben sie uns auch mit ihrer beschissenen Volksschule
nicht austreiben können.
'SICHERHEIT' - das hat uns die allerheiligste Dreifaltigkeit von CDU-Vater,
SPD-Sohn und FDP-Heiliger Geist vor jeder Wahl versprochen. 'Die soziale
Marktwirtschaft sichert die Arbeitsplätze.' Die Tatsachen sind anders: wenn
ein Minister entlassen wird, gibt das erstens ein Geschrei und zweitens hat
er immer noch einige 'bescheidene' Aufsichtsratsposten, um die er sich dann
mehr kümmern und die er mehr abschöpfen kann. Wenn ein Arbeiter entlassen
wird, ist das für die Presse der allerheiligsten Dreifaltigkeit CDU, SPD und
FDP nicht einmal der Erwähnung wert. Für den Arbeiter ist dann die
unmittelbare Existenz bedroht, er hat keine Aufsichtsratsposten, um die er
sich dann besser kümmern kann.
1965 versprach Erhard eine krisenfreie Wirtschaftsentwicklung; 1966/1967
hatten wir eine Million Arbeitslose. 1968 versprach Schiller eine krisenfreie
Wirtschaftsentwicklung; jeder sieht heute wie es in der Stahlindustrie
aussieht; jetzt ist schon Kurzarbeit bei VW angekündigt (ab Januar): was das
heißt kapieren wir! Wer nur etwas nachdenkt, der weiß, daß Kapitalismus für
die Arbeiter eben nicht Sicherheit, sondern das gerade Gegenteil bedeutet.
'FRIEDEN' - auch das verspricht uns die allerheiligste Dreifaltigkeit von
CDU, SPD und FDP ununterbrochen und wird dabei von der DKP tatkräftig
unterstützt.
Willy Brandt bekam neulich (vgl. 20.10.1971,d.Vf.) den Friedensnobelpreis.
Kurz danach (vgl. 30.10.1971,d.Vf.) kündigte seine Regierung allerdings eine
Mobilmachungsübung an. Das paßt verdammt schlecht ins Bild! Kurz danach
trafen sich 'Friedensengel' Brandt und 'Friedensengel' Indira Ghandi (vgl.
10.11.1971,d.Vf.): das Ergebnis dieses Friedensgesprächs haben wir jetzt in
Pakistan (vgl. 22.11.1971,d.Vf.). Auch das paßt schlecht ins Bild! Sicher:
Brandt hat mit der Sowjetunion (SU,d.Vf.) einen 'Friedensvertrag'
geschlossen. Aber ist die Sowjetunion denn noch eine Friedensmacht wie zur
Zeit Lenins und Stalins? Heute hetzt sie gemeinsam mit Brandt Indira Gandhi
zum Krieg und bedroht die Vr China.
'IMMER BESSERE BILDUNG FÜR EUCH UND EURE KINDER' - auch das haben sie uns
versprochen. Aber gehalten? Was sie für unsere Bildung und Information tun,
das sieht man am besten an der 'Bild-Zeitung'. Und die Volksschulen
produzieren ja nun einmal 'Bild'-Leser. (Viele von uns lesen die 'Bild'-
Zeitung nur, weil sie so billig ist. So geht es uns überall: für uns das
Billige, für die oberen zehntausend das 'Gute'. Für uns vom Schwein, für die
vom Rind und Kalb; für uns 'Volksschule', für die 'Höhere Schule'; für uns
'Bild', für die 'Frankfurter Allgemeine' (FAZ,d.Vf.), deren Reklame typisch
ist: 'Dahinter steckt immer ein kluger Kopf'. Hinter 'Bild' soll wohl immer
ein Idiot stecken, oder?) Wer nachdenkt, der sieht auch hier: nichts, aber
auch gar nichts ändert sich grundlegend zum Besseren.
Jawohl, es stimmt, tausend mal, daß die kapitalistische Gesellschaft die
Arbeiterklasse ganz unten im Dreck hält und nicht hochkommen läßt. Daß diese
Gesellschaft Arbeitslosigkeit, Unsicherheit, Krieg, Gewalt und
Kulturlosigkeit hervorbringt. Es stimmt, daß man was machen müßte, aber was?
Die Allerheiligste Dreifaltigkeit von CDU-Vater, SPD-Sohn und FDP-Heiliger
Geist steht geschlossen gegen die Arbeiter. Die DKP ebenfalls: sie möchte die
Gewerkschaftsbonzen in Mitbestimmungssessel hieven und ein System wie in der
DDR errichten. Aber auch dabei bleiben die Arbeiter ganz unten am Boden und
kommen nicht nach oben: nur die Parteibonzen kommen nach oben.
WIE KÖNNEN DIE ARBEITER ALS KLASSE IN DIESER GESELLSCHAFT HOCHKOMMEN, WIE
KANN DIE ARBEITERKLASSE DIE STAATSMACHT ERGREIFEN? Das ist unserer Meinung
nach die entscheidende Frage. Um diese Frage zu lösen, wurde Ende 1968 (vgl.
31.12.1968,d.Vf.) die KPD/ML gegründet. Aber wir sagen das offen: die KPD/ML
hat ebenfalls ihre Probleme. Es ist ihr immer noch nicht gelungen, eine
wirkliche politische Kraft in der Bundesrepublik zu werden. Die
fortschrittlichen Arbeiter sind uns gegenüber immer noch mißtrauisch. Unsere
Feinde (z.B. die kapitalistische Zeitung 'Wirtschaftswoche' vom 22.Oktober
1971) sagen schadenfroh: 'Noch weniger Chancen haben die Sektierer der KPD/
ML, die aus jedem Tagesereignis einen Aufruf zum politischen Klassenkampf
machen und damit auf Unverständnis stoßen müssen.' - 'Noch weniger...': das
bezieht die 'Wirtschaftswoche' auf die DKP. Dazu müssen wir allerdings sagen,
daß dabei wohl der Wunsch der Vater des Gedankens war. Die 'ZÜNDKERZE' (KPD/
ML) ist jederzeit bereit, es auf einen Vergleich mit dem 'Roten Kadett' (DKP)
ankommen zu lassen!
Aber trotzdem treffen unsere Feinde unseren wunden Punkt, wenn sie auf die
Tatsache hinweisen, daß die fortschrittlichen Kollegen in der Mehrheit noch
nicht zur KPD/ML gekommen sind.
Woran liegt das?
Einerseits daran, daß wir nicht vielseitig genug gekämpft haben.
Andererseits daran, daß wir den fortschrittlichen Kollegen nicht genug
geholfen haben, ihre Erfahrungen auszuwerten. Manche Kollegen haben versucht,
gegen das System etwas zu erreichen: mit Unterschriftensammlungen, mit
Opposition in der IG Metall usw. Sie waren Einzelkämpfer. Und als
Einzelkämpfer fielen sie auf die Nase. Sie kamen auch nicht über die Stufe
einer 'Spekulationsbörse' raus, indem sie sich fragten, was wohl hinter den
Türen der Direktionsbüros vorgeht. Aber sie tappten dabei im Dunkeln. Wir
haben es versäumt, ihnen Klarheit im Dunkeln zu schaffen durch die modernste
Gesellschaftswissenschaft, d.h. den Marxismus-Leninismus und die Mao Tse-
tung-Ideen.
Heute versuchen Studenten und fortschrittliche Lehrkräfte an Schulen und
Universitäten, den Marxismus-Leninismus zu verbreiten. Die ganze
intellektuelle Jugend unseres Landes studiert diese modernste
Gesellschaftswissenschaft begierig, worüber die Reaktionäre an den Rand der
Verzweiflung geraten. Aber viel wichtiger als 'Marx an die Uni' (DKP-Losung)
zu bringen, ist es, Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung in die
Betriebe zu bringen! Denn für wen haben diese wissenschaftlichen
Revolutionäre geschrieben? Für die Arbeiter, und nochmal für die Arbeiter!
Als Einzelkämpfer verpulvert jeder seine Kraft und seine Energie. Ohne den
Marxismus-Leninismus und die Mao Tse-tung-Ideen bleibt man in der
'Spekulationsbörse'. Das sind die beiden Gründe dafür, daß die
fortschrittlichsten Kollegen sich in einer revolutionären politischen Partei
organisieren müssen: in der KPD/ML. Die KPD/ML ist die einzig richtige
Antwort auf die Allerheiligste Dreifaltigkeit von CDU, SPD und FDP sowie
ihren Wurmfortsatz DKP.
ORGANISIERT EUCH IN DER RBG DER KPD/ML!"
=Zündkerze Extra,Bochum Dez. 1971
09.12.1971: 
In den Opelwerken soll, laut der Roten Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der
KPD/ML-ZK (vgl. 8.12.1971), die Aussperrung beginnen.
Berichtet wird auch in:
- NRW in Bochum im IGM-Bereich bei Opel durch die KPD (vgl. 6.12.1971).
=Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.2;
Zündkerze Extra,Bochum Dez. 1971,S.1
10.12.1971: 
Bei Opel Bochum lud die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK
(vgl. 8.12.1971) zu ihrer evt. gemeinsam mit anderen Gruppen durchgeführten
Veranstaltung ein:"
Die ZÜNDKERZE lädt alle Kollegen zu einer
DISKUSSIONSVERANSTALTUNG
der KPD/ML mit REFERAT ÜBER DIE AKTUELLE LAGE!
TERMIN: Freitag, 10.12.1971, 19 Uhr
Ort: 'Haus Wilde', Alleestr. (am BV)"
=Zündkerze Extra,Bochum Dez. 1971,S.2
11.12.1971: 
Bei Opel berichtet die KPD (vgl. 6.12.1971) "von dem Bunten Abend, den die
Geschäftsleitung am kommenden Wochenende für die Belegschaftsmitglieder
durchführen will."
=Kommunistische Arbeiterpresse Opel Nr.1,Bochum 1971 (Datumsangabe in Vorlage
beschädigt),S.2
22.12.1971: 
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.98 (vgl. 18.12.1971, 24.12.1971) heraus
und berichtet u.a. von der eigenen Betriebsgruppe Opel Bochum.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.98,Bochum 22.12.1971

Letzte Änderungen: 25.11.2010

Weitere Auszüge aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition " (MAO)

Hand Materialien bis Ende 1970

Hand Materialien des Jahres 1972




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