Uni Dortmund:
MSB Spartakus (Sektion Raumplanung/AVZ): "Sanierung"

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 10.1.2020


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Ab dem Sommersemester 1977 gibt der Marxistische Studentenbund (MSB) an der Universität Dortmund die Zeitung "Sanierung" heraus, von der wir hier einige Ausgaben dokumentieren. Wir bitten um Ergänzungen.

Wir danken der Geschichtswerkstatt Dortmund für die freundliche Unterstützung.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

18.04.1977:
An der Uni Dortmund erscheint die Nr. 1 der "Sanierung" des MSB Spartakus (Sektion Raumplanung).

In der "Einleitung" wird darauf verwiesen, dass man "eine eigenständige Darstellung unserer gesamten Politik" verfolge. "Wir meinen, die Studenten haben ein Recht zu erfahren, wie wir unsere Politik prinzipiell begründen, wie wir zu konkreten Aktionsvorschlägen kommen, was wir uns dabei gedacht haben. (…) Zweitens meinen wir, dass unser Eintreten für die Einheit der Linkskräfte gerade die argumentative und pointierte Darstellung der eigenen Standpunkte der einzelnen Gruppen und Strömungen verlangt. Anderfalls sind keine echte Annäherung, keine haltbare Aktionseinheit möglich, sondern nur dünne Minimalkompromisse. Unser spezielles Ziel für die Abteilungs- und Fachschaftspolitik besteht darin, die positiven Traditionen der alten Studentenbewegung wiederzubeleben und von der heute vorherrschenden, ziemlich defensiven, teilweise ausgesprochen ständische Fachschaftspolitik wegzukommen zu einer inhaltlich offensiven, jedoch nicht pauschalisierenden und diffamierenden Auseinandersetzung mit Lehrinhalten und Lehrkräften. Wir sind der Meinung: wir Raumplaner müssen der lohnabhängigen Bevölkerung die Notwendigkeit fortschrittlicher Raumplanung und unser konkretes Eintreten dafür nachweisen. Unsere Perspektive in der ökonomischen und politischen Krise des Kapitalismus kann nicht sein, den Staat um Arbeit anzubetteln. Wir müssen unser Schicksal schon selbst in die Hand nehmen und zwar zusammen mit denen, die allein ein echtes Interesse an fortschrittlicher Raumplanung haben".

Artikel der Zeitung sind:
- "Irrungen und Wirrungen im Kampf gegen den Leistungsdruck"
- "Im nächsten Heft"
- "Selbstverarschung"
- "Errichtung einer demokratischen Gegenuni"
- "Seminar-Ankündigung"
- "Bericht von der VDS-MV"
- "Für einen linken AStA"
- "Der Friedenskampf: Jusos, Judos und der ideologische Terror von Bahr, Genscher und Pressezaren"
- "Opfer für den Rechtsstaat"
- "Zur Außenpolitik de VR China"
- "Wer rettet Chiles Junta vor dem Bankrott?"
- "Was ist in Zaire los? Alle Mächte der alten Welt!"
- "Buchbesprechung"

Berichtet wird über den MSB-Spartakus, der die "Errichtung einer demokratischen Gegenuniversität an der Abteilung Raumplanung vorschlägt". Damit will der MSB an die "Kritische Universität" anknüpfen, die nach der Erschießung von Benno Ohnesorg am 2. Juni initiiert worden war. Angekündigt wird das Seminar: "Theoretische Grundlagen und Entwicklungsstand räumlicher Planung in der DDR" am 22.4. Berichtet wird noch von der 2. ordentlichen MV der VDS vom 26.3., wo u. a. ein kommissarischer Vorstand gewählt wurde, der MSB, SHB, LHV und Juso-HSG besteht. Das sei "ein klares Ja zur Aktionseinheit der Linkskräfte", vor den kommenden AStA-Wahlen. Aufgerufen wird noch zur "Abrüstungsdemo" am 21.5. in Essen.

Geworben wird für die "Roten Blätter", für "Facit", für den "IMSF-Informationsbericht: Arbeitslosigkeit von Hoch- und Fachhochschulabsolventen in der BRD", für die "Sopo", für die "Marxistischen Blätter", für Texte, Reden, Dokumente aus der VR Angola, Kuba, Südafrika, Namibia, Guinea-Bissau, für "Territorialplanung".
Quelle: MSB Spartakus (Sektion Raumplanung): Sanierung, Nr. 1, Dortmund, 18. April 1977.

23.05.1977:
An der Uni Dortmund erscheint die Nr. 2 der "Sanierung" des MSB Spartakus (Sektion Raumplanung).
Artikel der Zeitung sind:
- "Zur Diskussion um das Projektstudium"
- "Ansätze gewerkschaftlich orientierter Projektarbeit"
- "Zusammenarbeit mit Betroffenen im Sanierungsprojekt"
- "Was tun gegen die Stagnation bei der Prüfstoffreduzierung?"
- "Ein Blick in das Studentenaktionsprogramm des MSB-Spartakus"
- "Für eine demokratische Ausbildung kämpfen"
- "Für eine demokratische Prüfungsreform"
- "Wie kämpfen wir um eine demokratische Studienreform?"
- "Seminar-Bericht"
- "Tarifhoheit-Ei des Kolumbus?"
- "Säuberung in der SPD"
- "Buchbesprechung"

Berichtet wird über das "Projektstudium". Danach wurde im Zusammenhang mit der "Reglementierung und Verschärfung der Studien- und Prüfungsbedingungen", die "Diskussion um das Projektstudium" verstärkt. Berichtet wird weiter über das "Studentenaktionsprogramm des MSB-Spartakus, das im Februar 1973 verabschiedet wurde, das nun überarbeitet werden soll. Grundlage sei dafür u. a. die "Bildungskatastrophe", die "weltpolitische Lage" und die "Gesamtsituation des Imperialismus". Dazu werden 3 Punkte zur Diskussion gestellt. Berichtet wird noch vom Seminar: "Räumliche Planung in der DDR" vom 4.5. Weitere Plenartermine: 27.5., 10.6., 24.6., 5.7. Aufgerufen wird noch zum "Volksfest 1977" der DKP in Recklinghausen vom 1.-3.7.

Geworben wird für "Tendenzen. Zeitschrift für engagierte Kunst", für den "pläne"-Verlag, für die "UZ".
Q: MSB Spartakus (Sektion Raumplanung): Sanierung, Nr. 2, Dortmund, 23. Mai 1977.

Oktober 1977:
An der Uni Dortmund erscheint eine Ausgabe der "Sanierung" des MSB Spartakus (Sektion Raumplanung).

Im Artikel "Wir" wird einleitend auf das Programm des MSB eingegangen. Der MSB würde "den Kampf um die Gegenwartsfragen mit dem Kampf um die Veränderung unserer Gesellschaft" verbinden. "Wir können uns nicht damit begnügen, nur sporadisch gegen die Auswüchse eines kapitalistischen Systems aktiv zu werden. Darum arbeiten wir für die Verbreitung sozialistischen Bewusstseins unter den Studenten. (…) Unsere Stärke ist die Organisiertheit, weil wir als freiwilliger Zusammenschluss von Gleichgesinnten einheitlich und geschlossen kämpfen. Die Einheitlichkeit basiert auf unserer gemeinsamen marxistischen Überzeugung, auf unsere Solidarität auf den gemeinsamen antimonopolistischen Grundinteressen der Studenten. Darum sucht die marxistische Organisation die Verankerung unter den Studenten als die entscheidende Voraussetzung, um erfolgreich für politische und soziale Rechte in gemeinsamer Aktion zu kämpfen".

Artikel der Zeitung sind:
- "Wie ist der Spartakus organisiert?"
- "Die kleine Hochschulfibel. Stand und Perspektive der hochschulpolitischen Auseinandersetzung"
- "Zur Studentenorganisation"
- "Die verfasste Studentenschaft"
- "Das politische Mandat"
- "Gremien an unserer Abteilung"
- "Hochschulgruppen kurz vorgestellt"
- "Terrorismus als Stabilisierungsmethode"
- "Nutznießer des Terrors"
- "Was will die CDU mit ihren Verbotsplänen?"
- "Franz Xaver Kroetz' Agnes Bernauer"

Vorgestellt werden in der Ausgabe der "Liberale Hochschulverband" (LHV), "Ring Christlich Demokratischer Studenten" (RCDS), die "Basisgruppen", die "Fachschaftsinitiatve" (bestehend aus LHV, Jusos, MSB), der "Kommunistische Bund Westdeutschlands" (KBW). Zum Verbotsantrag gegen die K-Gruppen wird erklärt, dass auch die DKP als "verfassungsfeindlich" verleumdet würde.

Geworben wird u. a. für die "Roten Blätter", für Jürgen Kuczynski: "Zur Geschichte der bürgerlichen politischen Ökonomie", für Amendt/Lederer/Lefevre/Lehndorff u. a.: "2. Juni 1967", für die "Illustrierte Geschichte der großen Sozialistischen Oktoberrevolution'", für I. Ehrenburg: "Der zweite Tag - Ohne Atempause".
Q: MSB Spartakus (Sektion Raumplanung): Sanierung, Dortmund, Oktober 1977.

Januar 1978:
An der Uni Dortmund erscheint die Nr. 4 der "Sanierung" des MSB Spartakus (Sektion Raumplanung).
Im Artikel "In eigener Sache" heißt es u. a.: "Die 'Sanierung' wird bisher nur von den Genossen des MSB an unserer Abteilung geschrieben - bis auf eine Ausnahme, die dann auch namentlich gekennzeichnet sind. Um eine Reaktion auf unsere Zeitung nicht nur in mündlicher Form zu erhalten, sondern auch schriftlich, um sie so den übrigen Kommilitonen auch zugänglich zu machen, würden wir uns freuen, wenn ihr Euch mal zu Wort melden würdet. Wir haben vor, eine Leserbriefecke einzurichten, um so gerade dem unorganisierten Studenten einmal die Möglichkeit einzuräumen, das los zu werden, was ihn schon seit geraumer Zeit aufregt, und andererseits, eine stärkere Politisierung durch die Auseinandersetzung zu erreichen".

Artikel der Zeitung sind:
- "Annette H. FS Physik: Frauenpolitik an der Uni Dortmund?!"
- "Seminarinitiative Frauen im Faschismus"
- "Unzeitgemäße Gedanken…, oder wird es nicht langsam Zeit"
- "Studenten und Arbeiterklasse: Gemeinsam für das Recht auf Arbeit und Bildung"
- "Knock Out"
- "Gedanken zum Studentenparlament"
- "MSB: Der kleine Unterschied"
- "Michael C.: Nachrichten, Nachrichtendienste und Politik"
- "Portugal: Was bleibt vom 25. April 1974?"
- "Peter S.: Ab nach Sibirien: Bericht einer Reise in die Zukunft"

Berichtet wird über die Frauenpolitik, über das "Konzept der demokratischen Gegenhochschule", das sich "vortrefflich anbietet, Frauenpolitik durchzuführen, um z. B. so frauenfeindliche Tendenzen an unserer Hochschule aufzudecken". Mit der "Seminarinitiative Frauen im Faschismus" wollen die Frauen "einen Teil der unmittelbaren deutschen Vergangenheit-den Faschismus-aufarbeiten". Berichtet wird noch von der 1968er Bewegung, über das Bündnis mit der Arbeiterklasse, vom KBW und der "KVZ". Für den KBW seien alle Professoren "nur Lakaien des Kapitals, die man am besten mit Stumpf und Stiel ausrottet". Vor allem in der "KVZ" würde fleißig denunziert. Kritisiert wird vor allem, dass die KVZ Namen veröffentlicht.
Geworben wird für die "Roten Blätter".
Q: MSB Spartakus (Sektion Raumplanung): Sanierung, Nr. 4, Dortmund, Januar 1978.

22.04.1978:
An der Uni Dortmund erscheint ein "Extrablatt" der "Sanierung" des MSB Spartakus (Sektion Raumplanung) mit dem "Aufruf zur internationalen Kundgebung für die Auflösung der SS-Verbände - Gegen Rehabilitierung des Nazismus am 22. April 1978 in Köln". "Wir demonstrieren für die Auflösung der Verbände der ehemaligen SS, für das Verbot ihrer Treffen und Kundgebungen, gegen die Rehabilitierung des Nazismus. (…) Wir appellieren an alle Widerstandskämpfer, an alle Hinterbliebenen der Opfer und ihrer Organisationen, an alle aus politisch, rassischen und religiösen Gründen Verfolgten, an alle Opfer des Nazikrieges: Unterstützen sie unseren Kampf. Nehmen sie teil an der großen internationalen Manifestation am 22. April 1978 in Köln".

Artikel der Zeitung sind:
- "Nun kriechen sie wieder aus ihren Löchern"
- "Faschisten in allen gesellschaftlichen Bereichen"
- "Pfingsten 13.-14. Mai 1978: Dortmunder Westfalenhalle. Macht mit beim Festival der Jugend"
- 1. Mai: Kampftag für Recht auf Arbeit. Aufruf des Parteivorstandes de DKP zum 1. Mai 1978"

Aufgerufen wird zur 1.-Mai-Demonstration des DGB in Dortmund. Berichtet wird von der Demo "gegen Neonazismus und gegen Berufsverbote" im Dortmunder Rombergpark an Karfreitag.
Q: MSB Spartakus (Sektion Raumplanung): Sanierung, Extrablatt, Dortmund, 22. April 1978.

Mai 1978:
An der Uni Dortmund erscheint die Nr. 5 der "Sanierung" des MSB Spartakus (Sektion AVZ). Mit "Sektion AVZ" ist das Gebäude "Allgemeines Verfügungszentrum" gemeint.

Artikel der Zeitung sind:
- "Drohen Zwangsexmatrikulationen?"
- "Aktionstage"
- "HiWi: Stellenkürzung-Studienformierung konkret"
- "Boykott?"
- "Pfingsten in Dortmund ist was los!"
- "Alexander G.: Duisburg im Griff der Konzerne"
- "Recht auf Arbeit, Zukunft sichern"
- "Vier Fragen zur Abrüstung"
- "Facts"
- "Grenzkonflikt Kampuchea-Vietnam"
- "Brechts Geburtstag"
- "Der kleine Basar"

Aufgerufen wird zu Aktionstagen gegen die "Studienreform von oben" vom 29.5.-2.6.: "Mit AStA und Fachschaften gegen Regelstudienzeit mit Zwangsexmatrikulation, bürokratische Bevormundung und finanzielle Austrocknung der Hochschulen!!" Für eine demokratische Studienreform!!", Für eine ausreichende soziale Absicherung des Studiums!!" Ziel der "Aktionswoche soll u. a. sein:
- Öffentlichkeitsarbeit
- Fortsetzung der bisherigen Strategiediskussion
- Bündnisbeziehungen aufbauen
- Auseinandersetzung um demokratische Ausbildungsziele
- Weiterführung von DGH-Projekten
- Auseinandersetzung mit der Praxis der Raumplanung

Bündnispartner sollen sein: LAK, GEW, BdWi, Schülervertretungen, ZBW. Für den 31.5. ist eine Demo der Dortmunder Hochschulen geplant. Aufgerufen wird zum internationalen Festival der Jugend an Pfingsten. Berichtet wird von der 1. Mai-Demo des DGB.
Geworben wird für die "Roten Blätter".
Q: MSB Spartakus (Sektion AVZ): Sanierung, Nr. 5, Dortmund, Mai 1978.

Februar 1979:
An der Uni Dortmund erscheint eine Ausgabe der "Sanierung" des MSB Spartakus (Sektion AVZ).
Artikel der Ausgabe sind:
- "Invasion in Kampuchea?"
- "AStA Essen geräumt"
- "Studienerleichterung konkret"
- "Memorandum 1978: Alternativen der Wirtschaftspolitik"
- "Augenzeugen aus dem Iran"

Berichtet wird über die Räumung des Büros der GHS Essen am 30.1.1979. Damit sei "nach den Asten der GHS Duisburg, der FH Niederrhein und der Sporthochschule Köln zum vierten Mal eine Studentenvertretung in NRW gewaltsam aus ihren Räumen verdrängt worden. Die Fachschaftsvollversammlung Raumplanung vom 31.1.1979 hat mit Empörung von diesem Vorfall Kenntnis genommen und in einer einstimmig verabschiedeten Resolution ihre Solidarität mit dem demokratisch legitimierten AStA der GHS Essen bekundet".

Geworben wird für die "Roten Blätter", für Wolfgang Ritter: "Marxismus aktuell". Das neugegründete: Iran-Solidaritätskomitee" ruft zu Spenden auf.
Q: MSB Spartakus (Sektion AVZ): Sanierung, Dortmund, Februar 1979.

Letzte Änderung: 10.01.2020