Dortmund: Hoesch Westfalenhütte
Die Entlassung von Rolf Strojec Mitte 1973

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 21.10.2010

Rolf Strojec ist einleitend für diese wie immer unvollständige Darstellung einer der Jugendvertreter von Mannesmann Düsseldorf-Lierenfeld, die dem KJV der KPD eng verbunden scheinen, wobei Strojec bei Mannesmann entlassen wird (vgl. 25.10.1972), nicht ohne dass dort noch öfter von ihm und seiner Entlassung berichtet worden wäre (vgl. 1.8.1973, 29.3.1974), und danach offenbar seine Lehre bei der Hoesch Westfalenhütte Dortmund fortführt, dort auch zum Jugendvertrauensmann der IG Metall gewählt wird.

Rolf Strojecs Bezeichnung des tödlichen Arbeitsunfalls des Praktikanten Friedrich Holtkamp als 'Mord' im Rahmen einer Belegschaftsversammlung (vgl. 26.4.1973) führt dann zu Rolf Strojecs vorübergehender Entlassung (vgl. 8.5.1973), wobei die Freunde der DKP an den Dortmunder Hochschulen die Solidarität zu verweigern scheinen (vgl. 8.5.1973, 9.5.1973).

Der KJV der KPD informiert die anderen Lehrlinge (vgl. 10.5.1973), es solidarisieren sich nicht nur die örtlichen Studentenvertretungen, sondern auch der Jugendausschuss der Westfalenhütte (vgl. 10.5.1973), der KJV und die KPD führen nun auch eine Kundgebung vor der Lehrwerkstatt durch, deren Teilnehmerzahl allerdings im für die KPD in Dortmund üblichem Rahmen bleibt (vgl. 11.5.1973).

Auch aus der IG Metall soll Rolf Strojec damals aufgrund der Aktivitäten zum 1.Mai 1973 ausgeschlossen werden (vgl. 1.5.1973, 11.5.1973), während Rolf Strojecs Freunde bereits vom nächsten tödlichen Arbeitsunfall auf der Westfalenhütte berichten (vgl. 18.5.1973), und die DKP ihre Verweigerung der Solidarität offenbar handfest unter Beweis stellt (vgl. 23.5.1973).

Rolf Strojec zählt nun offenbar mit zu den wichtigsten Persönlichkeiten, die die KPD zur Verteidigung gegen das ihr drohende Verbot aufzubieten vermag, in Dortmund wird für ihn demonstriert (vgl. 25.5.1973), es berichten nicht nur der KJV der KPD (vgl. 28.5.1973, Juni 1973) und die Freunde des späteren KBW (vgl. 10.5.1973, Juni 1973), die allerdings trotzdem von der KPD der Untätigkeit gescholten werden (vgl. 3.7.1974), sondern auch die KPD/ML (vgl. 26.5.1973, 16.6.1973) von seiner Entlassung. Rolf Strojec fungiert für die KPD weiterhin bundesweit als prominenter Betriebskader, während vor Ort bei der Hoesch Westfalenhütte in Dortmund der KJV auf den Arbeitsgerichtsprozess vorbereitet (vgl. 18.6.1973, 27.6.1973), der vermutlich verschoben wird, so dass weitere Solidaritätsaktionen stattfinden, an denen sich auch der Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum beteiligt (vgl. 27.8.1973, 28.8.1973).

Während sich die Freunde der DKP auch im Schülerbereich weiterhin der Solidarisierung mit Strojec verweigern (vgl. 24.9.1973), ist die KPD in dieser Angelegenheit weiterhin aktiv (vgl. 12.9.1973), ereignen sich doch offenbar auch ständig weitere tödliche Arbeitsunfälle bei Hoesch (vgl. 25.10.1973).

Vor dem Arbeitsgericht erlangt Rolf Strojec nun seine Wiedereinstellung (vgl. 19.11.1973, 21.1.1974), beteiligt sich offenbar auch gerichtsnotorisch an internationalistischen Protestaktionen (vgl. 17.12.1973, 9.9.1974), der Erfolg seiner Wiedereinstellung kann aber offenbar von der KPD anderswo nicht wiederholt werden (vgl. 26.1.1974). Immerhin aber kann er vorbildliche Erfahrungen schildern (vgl. 20.2.1974, 1.3.1974), dient trotz der nunmehr akuten Ausschlussdrohung aus der IG Metall auch dem Gewerkschaftlichen Maikomitee Dortmund, welches beim DGB keineswegs wohlgelitten, als presserechtlich Verantwortlicher (vgl. 18.4.1974, 26.4.1974), scheint aber bei der Hoesch Westfalenhütte Dortmund dann von der KPD nicht mehr in den Vordergrund gerückt worden zu sein, so dass diese Darstellung vorläufig mit Hinweisen auf zwei Dokumente von Mannesmann Düsseldorf-Lierenfeld (vgl. 12.5.1975, Jan. 1976) endet.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

25.10.1972:
Die Nr.66 der 'Roten Fahne' der KPD (vgl. 18.10.1972, 31.10.1972) berichtet aus Düsseldorf auch über die KJV Jugendbetriebszelle (JBZ) Mannesmann Lierenfeld gegen die Entlassung des Jugendvertreters Rolf Strojec, der zumindest in der folgenden Zeit dem KJV selbst recht nahesteht und danach nach Dortmund zu Hoesch wechselt.
Quelle: Rote Fahne Nr.66,Dortmund 25.10.1972

26.04.1973:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund findet, laut KPD, eine Teilbelegschaftsversammlung statt, auf der Rolf Strojec den tödlichen Arbeitsunfall des Praktikanten Holtkamp als 'Mord' bezeichnet, weswegen er in der Folge entlassen wird (vgl. 9.5.1973).
Dazu erscheint (vgl. 14.5.1973) die folgende:"
SOLIDARITÄTSERKLÄRUNG

Vor einigen Tagen wurde der Elektrikerlehrling und Jugendvertrauensmann Rolf Strojec von den Hoesch-Hüttenwerken in Dortmund gekündigt. Begründung: Der Kollege Strojec hat auf einer Teilbelegschaftsversammlung einen tödlichen Arbeitsunfall als Mord bezeichnet und vorzeitige Kündigung der Tarifverträge gefordert. Das aber würde Unruhe in der Lehrwerkstatt verbreiten. So Ausbildungsleiter Frank. Diese Kündigung ist eine politische Kündigung. Sie ist ein unverschämter Angriff der Hoesch-Kapitalisten auf das demokratische Recht jedes Kollegen, seine Meinung frei sagen zu können. Dieses Recht hat sich die Arbeiterklasse erkämpft und sie wird darum weiter kämpfen. Was soll die Kündigung erreichen? Sie soll bewirken, daß nächstens auf Belegschaftsversammlungen keiner mehr etwas sagt. Nicht der Kollege Strojec, der die Dinge beim Namen nannte, sondern der Hoesch-Vorstand, der die Bedingungen zu tödlichen Arbeitsunfällen schuf, der für Antreibung, Bespitzelung und Meinungsterror unter den Lehrlingen sorgte, schuf auch die 'Unruhe' in der Lehrwerkstatt. Diese 'Unruhe' ist nichts anderes als der Protest der Lehrlinge gegen die Maßnahmen der Hoesch-Kapitalisten. Damit setzt der Hoesch-Vorstand seine Versuche fort, Kollegen, die sich konsequent für die Interessen der Hoesch-Arbeiter einsetzen, zu entlassen, so wie er es auch mit den 8 Kollegen nach dem Lohnkampf im Frühjahr vorhatte. Diesem Angriff der Hoesch-Kapitalisten müssen auch jetzt alle Arbeiter entschlossen entgegentreten. Diesem Kampf und dem Kollegen Strojec gilt unsere volle Solidarität.
FÜR DIE SOFORTIGE WIEDEREINSTELLUNG DES KOLLEGEN ROLF STROJEC!"
Der Artikel ist unterzeichnet mit:
Regionales Komitee gegen das Demonstrationsverbot!
Örtliches Komitee gegen das Demonstrationsverbot, Dortmund,
Sekretariat der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet
für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei.
Q: Weg mit den Demonstrationsverboten! Uneingeschränkte Demonstrationsfreiheit für Demokraten und Kommunisten!,Dortmund o.J. (Mai 1973),S.5; Kommunistische Jugendpresse Hoesch Dortmund/Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Dortmund Sonderdruck,Dortmund o.J. (10.5.1973),S.1

01.05.1973:
Bei Hoesch Dortmund kommt es in der Folge des 1.Mai zu einem Ausschlußverfahren aus der IGM aufgrund der Unvereinbarkeitsbeschlüsse (UVB) gegen Rolf Strojec (vgl. 8.5.1973).
Der KJV der KPD veröffentlicht die Mairesolution der Jugendvertrauensleute und der Jugendvertreter der Westfalenhütte (vgl. 12.4.1973) und fährt fort:"
Das waren die Forderungen unter denen er im Block des Maikomitees oppositioneller Gewerkschafter auf der DGB-Demonstration marschierte. Diese Parolen waren zuvor in einer Resolution vom Jugendausschuß verabschiedet worden.
- Warum aber hat Kiel von Anfang an verhindert, daß diese Resolution unter den Kollegen verbreitet wird?
- Warum hat Kiel im Block des DGB nicht diese Parolen, wie ebenfalls vom JA beschlossen, getragen? Stattdessen demonstrierte er einträchtig mit stadtbekannten Arbeiterverrätern.
Es ist doch klar: Kollegen, die es ernst mit dem Kampf für die Forderungen der Arbeiterjugend meinen, waren am 1.Mai im Block des Maikomitees oppositioneller Gewerkschafter zu finden.
Verräter und Saboteure an diesem Kampf, wie Kiel und die Seinen, die nur auf Pöstchen aus sind, handelten auch hier wie immer - gegen die Kollegen! Wir werden deshalb den Plan der IGM-Bonzen und der Kielverräterclique durchkreuzen, Rolf Strojec aus der Gewerkschafts auszuschließen."
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Dortmund Nr.4,Dortmund Juni 1973,S.3

08.05.1973:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund wird mit einem Schreiben von heute, der Lehrling Rolf Strojec entlassen (vgl. 19.11.1973), wobei viele Quellen nicht nur die Namensschreibweise variieren, sondern auch auf den 9.5.1973, den 10.5.1973 und gar den 12.4.1973 verweisen.

Der KSV der KPD (vgl. 16.5.1973) berichtet:"
Am 8.5.1973 wurde der Jugendvertreter bei Hoesch Dortmund, Rolf Strojec, fristlos entlassen. Als offizieller Grund wurde angegeben, daß er auf einer Teilbelegschaftsversammlung den tödlichen Unfall eines Praktikanten als Mord der Hoesch-Kapitalisten bezeichnet hatte.

DVD: Wie trug sich der Unfall des Kollegen Holtkamp zu? Worauf stützt sich Deine Behauptung, daß es sich letztendlich hier um einen Mord der Hoesch-Kapitalisten handelt?

Rolf S.: Also: am 12. April war der 17-jährige Praktikant Friedrich Holtkamp im Siemens-Martin-Werk auf Union damit beschäftigt, auf einem Kran ein E-Kabel zu verlegen und dabei ist er vom heranrollenden Brückenkran zwischen Pfeiler und dem Kran zerquetscht worden und wenig später im Umfallkrankenhaus - man kann schon sagen - verreckt.
Was mich veranlaßt hat, auf diesen Unfall näher einzugehen in der Teilbelegschaftsversammlung der Lehrwerkstatt, war folgendes:
Erstens ist uns bekannt, daß im vergangenen Jahr aus den Erhaltungsbetrieben, wo der Kollege beschäftigt war, 61 Kollegen herausrationalisiert worden sind. Das zweite ist, daß Kollege Holtkamp dort erst kurze Zeit war und ohne umfassende Unfallschutzunterrichtung auf die gefährliche Arbeit am Kran geschickt wurde. Ich habe wenig vorher selbst auf diesem Kran gearbeitet und es ist einer der größten Kräne auf dem Werk, ungefähr 10 bis 15 Meter hoch. Da hat der Kollege ohne umfassende Unfallschutzvorrichtung arbeiten müssen. Man hat, das macht man bei Hoesch laufend, die Leute rausrationalisiert und bewältigt die Arbeit mit billigen Praktikanten oder Lehrlingen. Das war hier auch der Fall. Man ist mit zwei Leuten losgezogen, um das Kabel zu verlegen, einer stand unten, der andere ging hoch und dabei passierte dann der Unfall.
Eigentlich war ja der Kollege zur Ausbildung hingeschickt worden und letzten Endes hat er hier normale Produktionsarbeit gemacht mit wenig Leuten und dann kam es zu dem Unfall.
Auf der anderen Seite sieht es so aus, daß in der Lehrwerkstatt den Lehrlingen zur Strafe sogenannte 'Sicherheitsbelehrungen' verordnet werden - das habe ich ebenfalls aufgegriffen in der Versammlung - gerade jetzt sind wieder drei Leute zum Unfallschutz geschickt worden, weil sie die Mütze, die allgemein verordnet ist, nicht ordnungsgemäß getragen haben; das ist ein reines Disziplinierungsinstrument, da muß man den ganzen Tag, ob man nun Verdrahtungen anfertigt, feilt oder (wo es ja notwendig ist), an der Bohrmaschine arbeitet, diese Mütze tragen. Wenn nicht gibt's Meldungen und Unfallschutzbelehrungen - das wandert alles in die Personalakte. Dafür hatte man allerdings Zeit übrig. Das waren die wesentlichen Hintergründe und es hat starken Wirbel gegeben, gerade auf der Versammlung. Die Kollegen standen voll hinter mir und der Ausbildungschef verstieg sich dann zu solchen Behauptungen, daß man letzten Endes so was gar nicht vermeiden kann, weil die Entwicklung der Technik und der Industrie das mit sich bringt. Danach ist also alle 2 Stunden ein Toter untrennbar verbunden mit dem technischen Fortschritt den wir in den letzten Jahren erreicht haben, und das ist ein Ding, was kein Kollege einsehen kann und was auch absolut nicht stimmt.

DVD: Kannst Du andere Beispiele nennen, wo Kollegen entweder verunglückt oder fast verunglückt sind und wo die Hintergründe ebenso klar sind wie in diesem Fall?

Rolf S.: Ja, das kam insbesondere durch die Diskussion über diesen Fall heraus. Ich bin Vertrauensmann und habe das mit meinen Kollegen, unter den Elektrikern, besprochen und die haben dann ausgepackt: Da gibt es den Fall eines Kollegen, der an Stromschienen arbeiten sollte, die angeblich abgeschaltet waren. Der Kollege war allerdings gewarnt durch die Verhältnisse, wie sie bei Hoesch herrschten, und sagte: 'Nee, das mache ich nicht!' und weigerte sich, an diesen Stromschienen zu arbeiten. Weil Lehrlinge keine Spannungsprüfer haben - das ist ja zu teuer -, hat er denn die Stromschienen kurz geschlossen. Daraufhin gab es einen großen Knall, weil noch Spannung drauf war. Daraufhin bekam dieser Lehrling eine Meldung, die in die Personalakte wanderte! Andere Fälle werden laufend berichtet: Arbeiten in der Lehrwerkstatt selbst auf 4-5 Metern hohen schwankenden Leitern, was eigentlich gar nicht gestattet werden sollte, und die Arbeit im Betrieb selber - insbesondere auf Kränen, was zu den gefährlichsten Arbeiten gehört, wo die Lehrlinge einfach so eingesetzt werden. Unfallverhütungsmaßnahmen werden kaum erläutert. Ich hab mich unter den Kollegen
umgehört, dabei ist lediglich erst von einem Meister bekannt, daß er, als Lehrlinge dort zur sogenannten Ausbildung geschickt wurden, sie über Unfallschutz aufgeklärt hat. In anderen Werken werden die sofort in die Produktion geschickt.

DVD: Nach alledem ist also klar, daß die wirkliche Schuld für diese Unfälle diejenigen tragen, die die Lehrlinge weder richtig ausbilden noch sie unterweisen in den notwendigen Sicherheitsbestimmungen, sondern die Lehrlinge als billige Arbeitskräfte zur Ersetzung der herausrationalisierten Kollegen einsetzen…

Rolf S.: Was mich persönlich noch sehr aufgeregt hat, aber auch viele andere, ist, daß auf der einen Seite wir, die Kollegen, uns in der Produktion kaputtmachen, während der Hoesch-Vorstand sich nie sehen läßt, er steckt bloß immer ein, was dort erarbeitet wird und kommt dann auch so zu einem glänzenden Lebensabend, daß jetzt im Februar ein Vorstandsmitglied mit 83 Jahren selig entschlummerte, während die Kollegen schon mit 50-55 als Invaliden auswandern oder eben in der Produktion draufgehen.

DVD: Du sagst gerade, daß diese Verhältnisse nicht nur die Jugendlichen betreffen, sondern auch die älteren Kollegen. Wie wirkt sich das aus?

Rolf S.: Zahlen habe ich im Moment nicht im Kopf. Ich nenne das konkrete Beispiel eines Kollegen, der bei mir im Haus wohnt: Er hat vor zwanzig Jahren angefangen im Thomas-Werk, dann hat er übergewechselt wegen der Dämpfe usw., die ihn wirklich krankgemacht haben, ins Siemens-Martin-Werk und jetzt fristet er sein Dasein als Kauenwärter. Er war anfangs vollkommen gesund und ist immer kränker geworden und wollte zur Kur gehen. Da wurde ihm in einem Brief des Werksarztes bescheinigt, daß das nicht ginge und daß er irgendwie psychopathisch sei, das letztlich nur, um die Kosten für eine Kur einzusparen. Neben diesem Beispiel gibt es zig andere.

DVD: Welche Krankheiten sind es, die die Kollegen von der Arbeit bekommen?

Rolf S.: Das geht von inneren Krankheiten bis hin zu körperlichen Mißbildungen durch schwere Arbeit. Außerdem spielt da noch rein das ganze verdammte Schichtwechselsystem, 'vollkontinuierliche Arbeitszeit', dadurch, daß die Produktionsanlagen voll ausgenutzt werden, sind (vom kapitalistischen Standpunkt aus) äußerst rationelle Schichtsysteme notwendig, das heißt 9 Tage arbeiten - 2 Tage frei, und wieder 9 Tage arbeiten - 2 Tage frei, und wieder 9 Tage arbeiten oder 11 Tage arbeiten - das ist ganz verschieden. Und laufend Wechsel von Früh-, Spät- und Nachtschicht. Das führt nach wissenschaftlichen Untersuchungen zu Schlafstörungen und Magenkrankheiten. Es gibt Untersuchungen, daß die Folgen der Rationalisierungen in der Stahlindustrie dazu beitragen, daß ein Stahlarbeiter stärkerer Belastung ausgesetzt ist als ein Spitzensportler im Einsatz. Das ist letzten Endes das Produkt der Profitgier und der Rationalisierungen in den Stahlkonzernen.

DVD: Was Du erzählst, sind Sachen, die alle Kollegen wissen und die sie aussprechen - sicherlich nicht immer so öffentlich, wie Du es getan hast. Trotzdem scheint klar, daß das nicht der einzige Grund für die Kündigung sein kann. Es ist auch bezeichnend, daß der Hoesch-Vorstand den Betriebsrat und die Jugendvertretung gar nicht konsultiert hat und sich für die Entlassung nur die Unterschrift des reaktionären Betriebsrates Roggenbach geholt hat und Dir dann gleich die Papiere in die Hand gedrückt hat.
Kannst Du sagen, warum dem Hoesch-Vorstand soviel daran gelegen ist, Dich loszuwerden?

Rolf S.: Man muß erstens sagen: in der offiziellen Kündigung stand nur 'wegen ihrer Äußerungen auf der Teilbelegschaftsversammlung am 26.4. sind wir nicht mehr gewillt, das Berufsausbildungsverhältnis fortzusetzen.' Punkt. Aus. Jetzt ist bekannt geworden, daß in internen Schreiben und Begründungen folgendes gesagt wurde von der Ausbildungsleitung:
1. daß ich mit meinen politischen Ansichten Unruhe in die Lehrwerkstatt bringen würde, und 2. daß ich ja auch schon auf der Vertrauensleute-Versammlung am 25. unangenehm aufgefallen sei.
Dort hatte ich eine Resolution eingebracht zur Vorverlegung der Tarifrunde, die dann auch mit ca. 500 Ja-Stimmen bei 2 oder 3 Gegenstimmen angenommen worden ist. Es ist klar, daß der Hoesch-Vorstand als 'unangenehmes Auffallen' betrachtet, weil das einfach die Bewegung der Stahlarbeiter für einen zwischentariflichen Lohnkampf weiter vorantreibt.
Meine Entlassung ist kein Einzelfall, sondern richtet sich gegen jeden Widerstand, der sich in der Lehrwerkstatt regt. Es geht einfach darum, diejenigen Kollegen auszuschalten, die ankämpfen gegen politische Disziplinierungsmaßnahmen, wie Zwang zum Haarnetztragen, Drohungen, nicht ins Arbeitsverhältnis übernommen zu werden, kleinere Disziplinierungsmaßnahmen, Aufsicht während der Mittagspause und wohin man auch geht, Einschränkungen jeglicher Bewegungsfreiheit bis hin zum politischen Unterricht im Sinne von Hoesch. Mit vorgedruckten Blättern wird einem da beigebracht, daß die politischen Verhältnisse in der Bundesrepublik letzten Endes sehr demokratisch geregelt seien, daß man sich auf die Bundestagsabgeordneten verlassen könne, und Antikommunismus übelster Machart betrieben. Das ist auch auf der Teilbelegschaftsversammlung zur Sprache gekommen, was den ungeteilten Beifall aller Lehrlinge fand.
Es geht auch darum, jede Stimme des Widerstandes, die sich gegen die Einführung der Stufenausbildung ab August bei Hoesch richtet, zu ersticken. Im August werden nur Lehrlinge in den Elektroberufen eingestellt, denen man einen 2-Jahresvertrag statt wie bisher einen 3-Jahresvertrag gegeben hat, was ganz eindeutig eine Verschlechterung der Ausbildung bedeutet.

DVD: Kannst Du etwas näher darauf eingehen, wieweit der Kampf der Kollegen entwickelt ist? Sind z. B. auch schon woanders ähnliche Resolutionen wie die, die Du eingebracht hast, verabschiedet worden?

Rolf S.: Diese Resolution von der Westfalenhütte war erst der Anfang. Im Phönix-Werk ist in den nächsten Tagen eine ähnliche Resolution durchgekommen, aber jetzt kommt es eben darauf an, konkrete Beschlüsse zu fassen, konkrete Forderungen durchzusetzen, und letztenendes Lohnerhöhungen jetzt durchzukämpfen. Das wird die Aufgabe der nächsten Wochen sein.

DVD: Werden die Kollegen dazu bereit sein? Sie haben ja unmittelbar nach dem letzten Tarifabschluß gestreikt, haben nur faktisch nichts durchsetzen können; hat das die Kollegen entmutigt oder hat es ihre Entschlossenheit bestärkt, es im Sommer einmal ordentlicher zu machen?

Rolf S.: Ich glaube, da sie bereit sind, für Lohnerhöhungen jetzt zu kämpfen, das zeigt ja ganz einfach auch die Abstimmung.
Andererseits - was den Streik anbetrifft - das hat schon Nachwirkungen, wenn man mehrere Schichten verliert, wenn man drei Tage eisern streikt und dann innerhalb einer Stunde so'n Streik abgewürgt wird. Ich meine bei den Preissteigerungen, bei den Zuständen, die sich heute für den Arbeiterhaushalt darstellen, lassen sich meiner Ansicht nach Kampfmaßnahmen gar nicht mehr verhindern und im Sommer und im Herbst werden wir die kampfbereiten Stahlarbeiter, die immer an der Spitze gestanden haben, werden wir diese Stahlarbeiter wieder in Aktion sehen.

DVD: Das macht doch klar, warum der Hoesch-Vorstand so schnell und gereizt reagiert. Es ist klar, daß er alles daran setzen wird, Dich aus dem Betrieb rauszuhalten und daß Du und die Kollegen, die Dich gewählt haben, und in Dir ihren Vertreter sehen, alles tun werden, um Dich wieder reinzubekommen. Wie verhalten sich in dieser Situation der Betriebsrat und die Jugendvertretung, die nicht konsultiert wurden vor der Entlassung und wie verhalten sich die gewerkschaftlichen Vertrauensleute im Betrieb?

Rolf S.: Nun, der Betriebsrat ist ja umgangen worden, der Gesamtbetriebsrat. Nachträglich hat der Gesamtbetriebsrat getagt und hat sich gegen diese Entlassung ausgesprochen, das nützt aber nichts, da hatte ich die Kündigung schon im Hause. Jetzt sieht es so aus, daß sich die Jugendvertretung in Worten solidarisiert hat. Die Lehrwerkstatt steht ganz eindeutig voll hinter mir. Unterschriften sind überall gesammelt worden, erfolgreich, am Tor und im Betrieb gibt es häufig Diskussionsgruppen. Wir haben am Freitag eine Protestkundgebung vor der Lehrwerkstatt der Westfalenhütte durchgeführt, es haben sich zahlreiche Jugendgruppen schon solidarisch erklärt.
Wir haben am Montagmorgen an die erwachsenen Kollegen Informationsflugblätter verteilt und es geht darum, die Solidaritätsfront von Lehrlingen, Jungarbeitern und erwachsenen Kollegen weiter auszubauen.

DVD: Eine Frage: Muß nicht der Gesamtbetriebsrat seine Zustimmung bei Entlassungen geben?

Rolf S.: Man kann es ganz einfach sagen, daß bei fristlosen Entlassungen gar kein sog. Mitbestimmungsrecht des Betriebsrates besteht, sondern lediglich bei ordentlichen Kündigungen.
Im Februar sind bekanntlich acht Leute entlassen worden und mußten auf den Druck der Kollegen wieder eingestellt werden.
Der Hoesch-Vorstand denkt gar nicht daran, die damals angelegten Listen zu vernichten und fortschrittliche Kollegen nicht weiter zu behelligen. Damals habe ich z. B. in der alten Kantine die Solidaritätsresolution der Lehrwerkstatt vor der Streikversammlung verlesen. Damals hat der Werksschutz herumspioniert und fotografiert und es soll niemand glauben, daß diese Unterlagen vernichtet sind. Die Tradition der politischen Entlassungen bei Hoesch wird weitergehen, wenn sich die Belegschaft nicht wie im Februar dagegen wehrt und im Februar sind gute Ansätze dafür gemacht worden."

Der KSV der KPD (vgl. 30.5.1973) berichtet auch von der Solidarität an den Dortmunder Hochschulen, u.a. auch an der PH (vgl. 8.5.1973, 9.5.1973), sowie von der Demonstration für Rolf Strojec (vgl. 11.5.1973).

Die GIM tritt bei Hoesch (vgl. 15.5.1973) ein:"
FÜR DIE SOFORTIGE WIEDEREINSTELLUNG VON R. STROJEC

Am 10.5. wurde der Kollege Rolf Strojec, Starkstromelektrikerlehrling und Jugendvertrauensmann, fristlos entlassen. Er hatte auf einer Teilbelegschaftsversammlung (vgl. **.*.1973,d.Vf.) den tödlichen Unfall des Kollegen Holtkamp beim Werk Union (vgl. **.*.1973,d.Vf.) als Ermordung bezeichnet und die Herren der Unternehmens- und Werksleitung verantwortlich gemacht. Das genügte. Dieselben Herren, die durch 'Rationalisierungen und Personaleinsparungen' ständig die Arbeitshetze verschärfen, damit die Sicherheit am Arbeitsplatz laufend verschlechtern und so tatsächlich die Verantwortung für viele Arbeitsunfälle tragen, schmissen ihn raus. Dabei konnten sie sich der Hilfe des BR Roggensack bedienen, der ohne die Zustimmung des gesamten Betriebsrates (der sich noch nachträglich gegen die Entlassung ausgesprochen hat) die Entlassung genehmigte. Diese Entlassung hat eindeutigen politischen Anlaß. Sie ist der Versuch, jede politische Betätigung im Betrieb zu verhindern und zielt in der Perspektive auch gegen jede gewerkschaftliche Arbeit. Sie ist ein Angriff auf das Recht auf freie Meinungsäußerung und die demokratischen Rechte der Arbeiterbewegung. Deshalb rufen wir alle Kollegen zur Solidarität mit Rolf Strojec auf.

FÜR DIE SOFORTIGE WIEDEREINSTELLUNG DES KOLLEGEN STROJEC!
FÜR FREIE POLITISCHE BETÄTIGUNG IN AUSBILDUNG UND BERUF!"
Q: Solidarität Nr.4,Dortmund 15.5.1973,S.4; Dem Volke Dienen Nr.12 und 14,Dortmund 16.5.1973 bzw. 30.5.1973; Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Dortmund Nr.4,Dortmund Juni 1973,S.1; Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Dortmund/Kommunistische Arbeiterpresse - Hoesch Dortmund Sonderdruck und 2. Sonderdruck,Dortmund o.J. (10.5.1973) bzw. 11.5.1973,S.1 bzw. S.1

08.05.1973:
Der KSV der KPD (vgl. 30.5.1973) berichtet (vgl. 9.5.1973):"
GEGEN MONOPOLKAPITAL UND GEWERKSCHAFTSBONZEN!
SOFORTIGE WIEDEREINSTELLUNG VON R. STROJEC!

Sofort, nachdem die Entlassung des Kollegen Rolf Strojec bekannt war (siehe DVD Nr. 11), entwickelte sich eine spontane Solidaritätsbewegung nicht nur im Betrieb und unter den Hoesch-Lehrlingen, sondern auch an den Hochschulen in Dortmund.

Noch am selben Abend unterschrieben fortschrittliche ASten die Solidaritätserklärung der KPD, so der AStA der Dortmunder PH, der AStA der FHS für Sozialarbeit, der AStA für Heilpädagogik und der AStA der PH-Hagen."
Q: Dem Volke Dienen Nr.14,Dortmund 30.5.1973

08.05.1973:
Der KSV der KPD (vgl. 30.5.1973) berichtet aus Dortmund von der heute oder morgen stattfindenden GEW-Jahreshauptversammlung über die Solidarität mit dem bei Hoesch entlassenen Rolf Strojec (vgl. 9.5.1973):"
Noch deutlicher traten die Vertreter des MSB-Spartakus an der PH auf. Nicht nur, daß sie den Kollegen Strojec, der auch hier persönlich auftrat, als 'linksradikalen Schwätzer und Gewerkschaftsspalter' beschimpften - Phrasen, die uns von dieser Seite nur allzu bekannt sind - sie versuchten auch jede Solidaritätsbewegung zu verhindern. So hatten sie auf der GEW-Jahreshauptversammlung die Reaktionäre unterstützt, die durch das Abdrehen des Mikrophons das Verlesen einer Solidaritätsadresse verhinderten.
Angesprochen von fortschrittlichen GEW-Vertretern, die das Zusammenspiel der Reaktionäre und Revisionisten selbst miterlebt hatten, versuchten die Spartakisten auf der VV an der PH ihr Verhalten mit dem Argument zu rechtfertigen, die Stimmung auf der GEW-Versammlung sei auf Grund der Wahl des Vorstandes sowieso sehr emotional gewesen, man hätte die Emotionen nicht noch mehr schüren dürfen."
Q: Dem Volke Dienen Nr.14,Dortmund 30.5.1973

09.05.1973:
Der KSV der KPD (vgl. 30.5.1973) berichtet von der Solidarität mit dem bei Hoesch entlassenen Rolf Strojec (vgl. 8.5.1973, 11.5.1973) u.a. von heute:"
Auf den VV's, die am letzten Dienstag an der PH und an der FHS für Sozialarbeit stattfanden, bekundeten die Studenten ihre Solidarität mit dem Kollegen Strojec. So wurde auf der VV der Sozialarbeiter ein Solidaritätsflugblatt gegen die Entlassung von Strojec als Resolution von noch 50 anwesenden Studenten einstimmig bei 2 Enthaltungen angenommen.
Enthalten hatten sich die Revisionisten, die in der Diskussion mit Rolf Strojec, der dort selbst anwesend war, ihm dummdreist zu erklären versuchten, seine Forderung nach vorfristiger Kündigung der Tarifverträge sei nicht durchführbar, das wüßten sie genau, sie würden gerade Arbeitsrecht studieren. Noch deutlicher traten die Vertreter des MSB-Spartakus an der PH auf. Nicht nur, daß sie den Kollegen Strojec, der auch hier persönlich auftrat, als 'linksradikalen Schwätzer und Gewerkschaftsspalter' beschimpften - Phrasen, die uns von dieser Seite nur allzu bekannt sind - sie versuchten auch jede Solidaritätsbewegung zu verhindern. So hatten sie auf der GEW-Jahreshauptversammlung (vgl. 8.5.1973,d.Vf.) die Reaktionäre unterstützt, die durch das Abdrehen des Mikrophons das Verlesen einer Solidaritätsadresse verhinderten.
Angesprochen von fortschrittlichen GEW-Vertretern, die das Zusammenspiel der Reaktionäre und Revisionisten selbst miterlebt hatten, versuchten die Spartakisten auf der VV an der PH ihr Verhalten mit dem Argument zu rechtfertigen, die Stimmung auf der GEW-Versammlung sei auf Grund der Wahl des Vorstandes sowieso sehr emotional gewesen, man hätte die Emotionen nicht noch mehr schüren dürfen.

Befragt, wie sie zur Schlägerei der DKP-Funktionäre stünden, die Rolf Strojec aus dem DKP-Büro bei Hoesch hinausgeprügelt hatten, als er sich informieren wollte, warum die Revisionisten keine Solidarität übten, meinten die MSB-Vertreter, davon wüßten sie nichts. Als sie sich schließlich von ihrem am selben Morgen verteilten Flugblatt nicht distanzierten, (in dem es heißt, es könne keine Solidarität mit den 'Chaoten' der KPD geben, die auch beim Breschnew-Besuch wieder die Polizei provoziert hätten), stieg die Wut der anwesenden PH-Studenten so an, daß sie eine Resolution einstimmig verabschiedeten, in der sie dieses Vorgehen der Revisionisten scharf verurteilten (100:2 Enthaltungen - natürlich die Revisionisten!). Die Studenten hatten an diesem Punkt konkret erfahren, auf welcher Seite die Revisionisten stehen: Auf der Seite der Hoesch-Kapitalisten und der Gewerkschaftsspitze, die die Kündigung von Rolf Strojec veranlaßt hatten!"
Q: Dem Volke Dienen Nr.14,Dortmund 30.5.1973

10.05.1973:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund geben der KJV der KPD und die KPD vermutlich heute einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Jugendpresse' (KJP - vgl. 11.5.1973) bzw. 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 24.4.1973, 14.5.1973) mit einer Seite DIN A 4 Brennmatrizendruck ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus:"
Der Hoesch-Vorstand setzt seine Tradition politischer Entlassungen fort:

Gestern wurde der Starkstromelektriker-Lehrling und Jugendvertrauensmann Rolf Strojec fristlos entlassen:
BEGRÜNDUNG: Er habe in einer Teilbelegschaftsversammlung (vgl. 26.4.1973,d.Vf.) den tödlichen Unfall des Kollegen Holtkamp 'als Ermordung' dargestellt.

'Auf Grund ihrer Äußerungen sind wir nicht bereit das Berufsausbildungsverhältnis mit ihnen fortzusetzen.'

In der fraglichen Sitzung hatte der Kollege gesagt, 'letzten Endes hat der Hoesch-Vorstand diesen Kollegen ermordet' und dies mit Argumenten belegt. Die Gründe, die unausgesprochen hinter dieser Entlassung stehen:
- auf den bisherigen Jugendversammlungen ist der Kollege konsequent gegen die Stufenausbildung aufgetreten, gegen den reaktionären politischen Unterricht
und
- der Ausbildungsleitung war bekannt geworden, daß der Kollege auf der letzten VL-Vollversammlung (vgl. 25.4.1973,d.Vf.) die Resolution zur vorzeitigen Kündigung der Tarifverträge eingebracht hatte - als Jugendvertrauensmann hat er sich durch konsequente Interessenvertretung den Rückhalt aller Kollegen erworben.

Darum zog man diese Entlassung auch klammheimlich durch: Die einzelne Zustimmung des erzreaktionären BR Roggenbach hatte man sofort, eine Unterschrift des geschäftsführenden Ausschusses ebenfalls; nicht einmal dem gesamten BR und JV wurde der Entlassungsantrag vorgelegt. Durch die Solidarität aller muß jetzt verhindert werden, daß wieder ein Kollege entlassen wird, der für die Kollegen eingetreten ist.

SAMMELT UNTERSCHRIFTEN!

SOFORTIGE WIEDEREINSTELLUNG DES KOLLEGEN ROLF STROJEC!"
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Dortmund/Kommunistische Arbeiterpresse - Hoesch Dortmund Sonderdruck,Dortmund o.J. (10.5.1973)

10.05.1973:
Die KFR im Ruhrgebiet (vgl. 25.5.1973) dokumentiert die folgende:"
ERKLÄRUNG DES JUGENDAUSSCHUß DER HOESCH-WESTFALENHÜTTE

Der Jugendausschuß der Hoesch-Westfalenhütte stellt fest: Schon wieder wurde bei den Hoesch-Hüttenwerken ein Kollege, der sich für die Interessen seiner Kollegen einsetzte, fristlos entlassen. Die Entlassung des Jugendvertrauensmannes Rolf Strojec - wegen einer scharfen Stellungnahme gegen den Hoesch-Vorstand auf einer Teilbelegschaftsversammlung - wird von uns als politische Entlassung aufgefaßt und als solche energisch bekämpft werden. Hier geht es aber nicht nur um einen Einzelfall, sondern um das inzwischen eingerissene 'Recht' des Hoesch-Vorstandes, jeden in seinen Augen mißliebigen Kollegen zu entlassen. Dortmund, 10.5.1973."
Q: Die Rote Front Nr.10,Dortmund Mai 1973,S.3

11.05.1973:
In Dortmund führen, nach eigenen Angaben, KPD und KJV eine Kundgebung vor der Lehrwerkstatt der Hoesch Westfalenhütte durch um gegen die Entlassung ihres Anhängers und Jugendvertrauensmannes Rolf Strojec (Starkstromelektriker im 3. Lehrjahr) zu protestieren (vgl. 8.5.1973, 25.5.1973). Dasselbe Schicksal hatte Strojec zuvor bereits bei Mannesmann Düsseldorf erlitten. Solidarisch zeigen sich die IGM Jugendgruppe Westfalenhütte, die DGB Jugendgruppe Dortmund und die Initiative für ein freies Jugendzentrum. An anderer Stelle wird Solidarität auch von einem Pfarrer in Bochum, der ESG Bochum, Jugendausschuß und Jugendgruppe Westfalenhütte, der Jugendversammlung Phoenix, der DGB JG, der HBV JG, der ÖTV JG, den Asten der Dortmunder Hochschulen, dem Vorstand der Bezirks-SMV, den Vietnamausschüssen (VA) des NVK, der KFR des KBW, von KSV, KOV und KJV gemeldet, nicht aber von DKP und IGM OJA.
Aufgerufen wurde u.a. heute bei Hoesch durch ein Flugblatt des KJV und der KPD.

Der KSV der KPD (vgl. 30.5.1973) berichtet von der Solidarität mit dem bei Hoesch entlassenen Rolf Strojec (vgl. 9.5.1973):"
Ihren vorläufigen Höhepunkt fanden die Solidaritätsaktionen für den Kollegen Strojec am Freitag in einer kämpferischen Demonstration, an der sich 70 Menschen beteiligten. Vor der Hoesch-Hauptverwaltung machte Rolf Strojec klar, daß mit dieser Demonstration der Kampf keineswegs beendet sei, da es vielmehr gelte, die Lesung des Arbeitsgerichts, die über die Rechtmäßigkeit der Kündigung entscheiden wird, zu einem politischen Tribunal zu machen, ebenso wie der Prozeß für Rudi Wischnewski, der uns gezeigt hat, daß wir nur durch aktive Kampfmaßnahmen erfolgreich sein werden!

Für uns Studenten waren die Solidaritätsaktionen eine wichtige Erfahrung dafür, was es heißt, an der Hochschule den Kampf der Arbeiterklasse zu unterstützen. Wir haben daraus gelernt, wogegen sich die politische Entrechtung und Unterdrückung in erster Linie richtet; gegen die fortschrittlichen Kollegen im Betrieb, die sich für die Interessen der Kollegen einsetzen. Wir haben weiterhin einmal mehr bestätigt bekommen, daß wir diesen Kampf gegen die Revisionisten führen müssen, die den Kollegen Rolf Strojec in übelster Weise diffamierten und auch nicht davor zurückscheuten, ihn tätlich anzugreifen.

KAMPF ALLEN POLITISCHEN ENTLASSUNGEN!
GEGEN POLITISCHE ENTRECHTUNG UND UNTERDRCKUNG IM BETRIEB UND AN DEN HOCHSCHULEN!
SOFORTIGE WIEDEREINSTELLUNG VON ROLF STROJEC!"
Q: Dem Volke Dienen Nr.14,Dortmund 30.5.1973; Rote Fahne Nr.20,Dortmund 16.5.1973

11.05.1973:
Der KSV der KPD (vgl. 16.5.1973) berichtet von den Manteltarifforderungen (MTV) der IGM (vgl. 29.3.1973):"

Die Gewerkschaftsführer haben in den letzten Wochen erneut bewiesen, daß die Bourgeoisie sich dabei auf ihre Handlangerdienste verlassen kann. Gemäß dem Unvereinbarkeitsbeschluß geht die Gewerkschaftsführung mit brutalem Ausschlußterror gegen oppositionelle Gewerkschafter vor, die sich für die Interessen der Kollegen einsetzen.
Das zeigt das Beispiel der Entlassung des oppositionellen Betriebsrats Rudi Wischnewski bei Opel-Bochum, die auf Antrag der reaktionären Bande des BR-Vorsitzenden Perschke auf Entfernung des Kollegen Wischnewski aus dem Betriebsrat erfolgte, das zeigt vor allem jetzt auch das Verhalten der Gewerkschaftsbonzen zur Entlassung des fortschrittlichen Jugendvertreters bei Hoesch Dortmund, Rolf Strojec, der entlassen wurde, weil er die Verantwortung für den tödlichen Arbeitsunfall eines Kollegen denen anlastete, die die Arbeitshetze immer maßloser steigern: den Hoesch-Kapitalisten.
Die Ortsverwaltung Dortmund der IGM bereitet schon das Ausschlußverfahren gegen den Kollegen Rolf S. vor. Diese Beispiel zeigen klar: der Kampf für die vorfristige Kündigung der Lohntarifverträge, der notwendig ist, um eine weitere Verschlechterung der Lebensbedingungen der Werktätigen entgegenzutreten, kann nicht mit, sondern muß ohne und gegen die Gewerkschaftsführung geführt werden. Es gilt, die Massen für die Vorverlegung der Tarifrunde, d.h. die sofortige Kündigung der Tarifverträge in der Eisen -Stahl- und Metallindustrie zu mobilisieren."
Q: Dem Volke Dienen Nr.12,Dortmund 16.5.1973

18.05.1973:
Der KSV der KPD (vgl. 30.5.1973) berichtet:"
'WIEDER TÖDLICHER UNFALL BEI HOESCH: MORD BLEIBT MORD!

In der letzten Ausgabe der 'Dem Volke Dienen' berichteten wir vom Kampf um die Wiedereinstellung des entlassenen Jugendvertrauensmanns Rolf Strojec gegen die Hoesch-Kapitalisten (vgl. 11.5.1973,d.Vf.). Rolf S. hatte einen tödlichen Unfall im Werk Union als Mord durch die Hoesch-Kapitalisten gebrandmarkt: Der 17-jährige Praktikant Friedrich Holtkamp war am 12.4. von einem Kran zerquetscht worden.
Die Ursache: In den Erhaltungsbetrieben, wo Holtkamp beschäftigt war, wurden im letzten Jahr 61 Arbeiter wegrationalisiert, sodaß gerade die gefährlichsten Arbeiten von den billigsten Arbeitskräften ausgeführt werden mußten. Zum zweiten war der Praktikant erst kurze Zeit da und wurde ohne umfassende Unfallschutzunterrichtung an den Kran geschickt. Die Hoesch-Kapitalisten haben kein Interesse daran, die Unfallschutzbestimmungen auch nur einzuhalten, wenn dadurch ihre Profite geschmälert werden.

Schon im September 1971 schrieb die Zelle Hoesch der KPD:
'Viele Unfälle passieren mit den Kränen. Einmal wurde zum Beispiel ein Verlader von einem Haken erschlagen. Weil mehrere Kräne auf einer Bahn laufen, kann es zu Zusammenstößen kommen. Wie das für den ist, der unten einhängt, können am besten die Kollegen erzählen, die da mal ihre Knochen hingehalten haben. Die meisten Unfälle kommen durch das hohe Produktionstempo.' (KAP Nr. 3)

Wie recht der entlassene Jugendvertrauensmann hat, wenn er sagt, da die Sicherheit auf Kosten der Profite geht, zeigt ein neuerlicher tödlicher Unfall im Werk Phönix, von dem uns Kollegen bei der Agitation in der Stadt berichteten: Am 18.5. wurde hier ein Kollege von einem ferngesteuerten Zug getötet. Der elektrisch betriebene Zug, der, durch den Maschinenlärm kaum hörbar, durch die Werkshallen fährt, hatte den Kollegen von hinten erfaßt. Erst nachdem die Lok und über 30 Waggons über ihn gerollt waren, konnten die Arbeiter nach ihrem Kollegen sehen. Alle Hilfe kam jedoch zu spät, die Räder des Zuges hatten ihn buchstäblich enthauptet.
Und wer trägt die Schuld für diesen neuerlichen Todesfall?
Niemand anders als die Hoesch-Kapitalisten. Sie sind es, die es zu verantworten haben, daß der Zug nicht mit Rangierern besetzt war, wie es die Arbeitsschutzvorrichtungen erfordern.
Die Kollegen sind sich nach diesem Vorfall darin einig, wie die Zelle Hoesch in ihrer KAP schrieb:
'Eins ist ganz klar: Von allein tun die Kapitalisten nichts, um die Arbeitssicherheit zu verbessern. Wenn wir sie nicht dazu zwingen, müssen wir auch in Zukunft immer schneller produzieren, immer mehr Tonnen machen und dabei unsere Knochen hinhalten.'"
Q: Dem Volke Dienen Nr.14,Dortmund 30.5.1973,S.5

23.05.1973:
In der 'Roten Fahne' der KPD Nr.21 (vgl. 16.5.1973, 29.5.1973) wird auch berichtet von der Hoesch Westfalenhütte Dortmund, wo der entlassene Jugendvertreter Rolf Strojec aus dem DKP-Zentrum geprügelt worden sei, während er weiterhin von der Jugendbetriebszelle (JBZ) des KJV und auch der DGB Jugendgruppe Dortmund unterstützt wird.
Q: Rote Fahne Nr.21,Dortmund 23.5.1973

25.05.1973:
Heute soll das Komitee 'Hände weg von der KPD' gegründet werden, wofür sich auf dem Kulturkongreß der KPD (vgl. 20.5.1973), ein Initiativausschuß gebildet hatte. Dieser veröffentlichte, laut KSV der KPD (vgl. 23.5.1973), die folgende:"
ERKLÄRUNG DES KOMITEES 'HÄNDE WEG VON DER KPD

Am Dienstag, den 15.5.1973 besetzten schwerbewaffnete Polizisten, Kriminalbeamte und Staatsanwälte der Bundesanwaltschaft die Parteizentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in Dortmund, die Büros des Kommunistischen Studentenverbandes (KSV), der Liga gegen den Imperialismus in Köln, Aachen und Westberlin, die Internationale Buch- und Zeitschriftenhandlung in Westberlin und durchsuchten zahlreiche Wohnungen.
Jürgen Horlemann, Mitglied des Zentralkomitees der KPD, wurde widerrechtlich in Untersuchungshaft genommen. Gegen die verantwortlichen Redakteure der ROTEN FAHNE, des Zentralorgans der KPD, Christian Semler, wurde ebenfalls Haftbefehl erlassen.
Diese Terrormaßnahmen stützen sich auf die unerwiesene Behauptung der Bundesanwaltschaft, es handele sich bei der KPD, dem KSV und der Liga gegen den Imperialismus um kriminelle Vereinigungen.
Wir stellen fest, daß eine politische Partei zur kriminellen Vereinigung abgestempelt werden soll.
Nicht, weil sie sich kriminell vereinigt, sondern weil sie die Arbeiterklasse organisiert. Der Vorwurf der kriminellen Vereinigung ist absurd gegenüber einer Partei, die seit 3 Jahren offen für ihre Ziele eintritt.
Damit soll das Recht der Arbeiterklasse und der anderen unterdrückten Schichten des Volkes auf den Aufbau einer Kommunistischen Partei grundsätzlich bestritten werden.
Anläßlich des Breschnew-Besuchs in der BRD führte die NRW-Landesregierung ein umfangreiches Bürgerkriegsmanöver ihrer Polizei durch. Innenminister Weyer erklärte am Vorabend des Besuchs öffentlich, er werde alle Straßen und Autobahnen nach Dortmund absperren lassen, um die Durchführung einer nationalen Demonstration zu verhindern. Als dennoch mehrere tausend Menschen in Dortmund demonstrierten, ließ er in äußerst brutalen Polizeieinsätzen über 700 Menschen verhaften. Vorausgegangen war eine Kette von Verfolgungsmaßnahmen der Polizeibehörden und eine Hetzkampagne der gesamten Presse mit dem Ziel, die KPD zum Geheimbund abzustempeln und sie als ein Teil einer weltweiten im Untergrund tätigen Verschwörung darzustellen.
Am 1. Mai 1973 verwandelte die Polizei Dortmund in ein Heerlager. Sie griff einen friedlichen Demonstrationszug der KPD an und verprügelte und verhafte zahlreiche Dortmunder Bürger. Schon am Vormittag wurden über tausend Menschen aus verschiedenen Städten festgehalten und zum Teil erkennungsdienstlich behandelt. Auf das Konto des Polizeieinsatzes gehen mehrere schwerere Verletzungen, darunter Schädel- und Kieferbrüche. Der Innenminister von NRW, Weyer, hat gegenüber der KPD ein generelles Demonstrationsverbot ausgesprochen. Weyer begründet diese Maßnahmen mit der Notwendigkeit des Kampfes gegen eine 'kriminelle Vereinigung, die die Gewalt verherrlicht'.
Dazu stellen wir fest, in Westberlin, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt und Nürnberg, wo die KPD am 1. Mai demonstrierte, in den zahlreichen Städten, wo sich die KPD an oppositionellen Maikomitees beteiligte, kam es zu keinerlei Zusammenstößen. Die Gewalt wird nicht von der KPD verherrlicht, sondern von großen Teilen der Presse, die seit Wochen gegen Mitglieder der KPD eine unbeschreibliche Hetze entfaltet.

Nicht die Tatsache, daß der Massenmörder Thieu am 10. 4. in Bonn empfangen wurde, wird angeprangert, vielmehr wird die Besetzung des Rathauses, mit der Kommunisten und fortschrittlichen Menschen gegen den Besuch protestierten als 'Terrorakt' einer 'Politrockerbande' kriminalisiert. Wir verurteilen, daß in Berichterstattung und Kommentaren die gesamte Presse die Bereitschaft zur politischen Auseinandersetzung mit den Kommunisten aufgekündigt worden und stattdessen ein Klima des Schußwaffeneinsatzes gegen den politischen Gegner geschaffen worden ist.
Die Stoßrichtung aller dieser Maßnahmen zeigt sich in der Entlassung zahlreicher klassenbewußter Kollegen aus den Betrieben, ihren Ausschluß aus den Gewerkschaften, zeigt sich in der Disziplinierung fortschrittlicher Intellektueller. Mit der Verfolgung und dem Verbot der KPD soll eine entschiedene Stimme des Kampfes gegen das kapitalistische System und seine Regierung in der BRD zum Schweigen gebracht werden. Wir verurteilen, daß mit dem allgemeinen Demonstrationsverbot gegen die KPD in NRW das elementare Recht auf freie Meinungsäußerung für Kommunisten außer Kraft gesetzt wird. Wir verurteilen die aus politischen Gründen vorgenommenen Verhaftungen von Jürgen Horlemann und Ulrich Kranzusch, der seit dem 10. 4. in verschärfter Einzelhaft gehalten wird. Der Angriff gegen die KPD ist Teil eines Angriffs auf das gesamte fortschrittliche Lager, ist Teil eines reaktionären Formierungsprozesses. Er muß deshalb von allen fortschrittlichen Kräften zurückgeschlagen werden.
WEG MIT DEN DEMONSTRATIONSVERBOTEN GEGEN DIE KPD!
SCHLUß MIT DER HETZE UND DEN VERFOLGUNGSMAßNAHMEN!
SOFORTIGE FREILASSUNG VON JÜRGEN HORLEMANN UND ULRICH KRANZUSCH!
SOFORTIGE AUFHEBUNG DES HAFTBEFEHLS GEGEN CHRISTIAN SEMLER!
HÄNDE WEG VON DER KPD, IHREN MASSENORGANISATIONEN UND DER LIGA GEGEN DEN IMPERIALISMUS!
Wer das Komitee 'Hände weg von der KPD' durch aktive Mitarbeit oder durch Unterzeichnung der Erklärung unterstützen will, wende sich an Bernd Weyergraf, 1 Berlin 12, Bleibtreustraße 4. Die Gründung des Komitees findet statt am 25.5.1973, der Ort wird auf Anfrage mitgeteilt.
Dem Initiativausschuß für das Solidaritätskomitee 'Hände weg von der KPD' gehören an:
Prof. Gerhard Bauer, Germanist;
Prof. Ulrich K. Preuß, Jurist;
Fritz Aufermann, Betriebsrat,
Christian Ströbele, Rechtsanwalt,
Prof. Jens Scheer, Physiker,
Dr. Bernd Weyergraf,
Rolf Strojec, Metallarbeiter."

Laut KSV der KPD (vgl. 6.6.1973) geschieht die Gründung aber vermutlich erst am 2.6.1973.
Q: Dem Volke Dienen Nr.13 und 15,Dortmund 23.5.1973 bzw. 6.6.1973

25.05.1973:
Die 'Ruhr-Nachrichten' berichten:"
DEMONSTRATION ZUR HOESCH-VERWALTUNG

55 Jugendliche solidarisierten sich gestern nachmittag mit dem ehemaligen Jugend-Vertrauensmann der Westfalenhütte, Rolf Strojec, und marschierten zur Hoesch-Hauptverwaltung.

Strojec soll nach Äußerung zum tödlichen Ausgang eines Betriebsunfalles eines Kollegen gekündigt worden sein. Die Demonstranten verlangten seine Wiedereinstellung.

Im gleichen Atemzug forderten die Demonstranten neue Tarifverhandlungen. Sie sind der Ansicht, daß alle Stahlarbeiter 60 Pfennig mehr pro Stunde in der Lohntüte finden sollten. Für Lehrlinge sollte das Gehalt auf 600 DM aufgebessert werden.

Die Demonstration verlief ruhig. Schaulustige hatten sich an den Straßenrändern vom Borsig-Platz zur Hoesch-Hauptverwaltung eingefunden. Die Polizei mußte nicht einschreiten."

Laut KSV der KPD (vgl. 30.5.1973) findet in Dortmund eine Demonstration "für die sofortige Einstellung Rolf Strojecs" statt. An ihr nehmen ca. 70-80 Menschen teil. "Außerdem forderten sie die vorfristige Kündigung der Lohntarifverträge um 60 Pf. mehr pro Stunde für die Kollegen. Der Demonstrationszug führte vom Borsigplatz bis zur Hoesch-Hauptverwaltung."
Q: Dem Volke Dienen Nr.14,Dortmund 30.5.1973,S.5; Ruhr-Nachrichten-Lokalteil Dortmund,Dortmund 26.5.1973

26.05.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.20 (vgl. 19.5.1973, 2.6.1973) heraus und berichtet aus Dortmund von Hoesch über Rolf Strojec, den Jugendausschuss und die IGM-Jugendgruppe Westfalenhütte bzw. über die sich solidarisierende DGB-Jugendgruppe Dortmund, die Rote Hilfe (RH) und den Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum (AKJZ).
Q: Roter Morgen Nr.20,Dortmund 26.5.1973,S.3f

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28.05.1973:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt vermutlich in dieser Woche Nr.6 seiner 'Kämpfenden Jugend' (vgl. 11.4.1973, Juli 1973) für Mai/Juni heraus und berichtet auch von Hoesch Dortmund über die Entlassung von Rolf Strojec.
Q: Kämpfende Jugend Nr.6,Dortmund Mai/Juni 1973,S.5

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Juni 1973:
Vermutlich Ende Juni oder Juli gibt das Regionalkomitee Rhein/Ruhr des KJV der KPD eine Broschüre "Jugendarbeitsschutz - Schutz der Jugend? Schutz der Ausbeutung!" heraus. Berichtet wird auch aus Dortmund mit einem Bild von der Demonstration gegen die Entlassung von Rolf Strojec bei Hoesch.

Zur DKP-Jugend heißt es u.a.:"
SDAJ: IM BOOT DER BONZEN

Wie die Gesichter sich gleichen:
- Sprechen DGB-Funktionäre, wie Woschech, von der 'paritätischen Mitbestimmung', die erkämpft werden müsse, um die Konzerne zu kontrollieren
- so plappern die SDAJ-Führer dies munter nach, um uns weiszumachen:
'ein neues (Jugendarbeitsschutz-) Gesetz muß her. Dieses Gesetz muß wirklich neu sein. Es muß beinhalten Mitbestimmung der Gewerkschaften, schärfste Kontrolle und Verfolgung von Verstößen bei gewerkschaftlicher Mitwirkung, harte Strafen für Kapitalverbrecher im weißen Kragen.' Als ob auch nur ein Kapitalist sich durch die von ihnen ersehnte Mitbestimmung daran hindern lassen würde, die Arbeitskraft der werktätigen Jugend restlos auszubeuten:
- tödliches Opfer eines derart mitbestimmten Betriebs war jüngst der Praktikant Holtkamp bei Hoesch (vgl. IGM-Bereich in Dortmund - 12.4.1973,d.Vf.), der auf einen Kran geschickt wurde auf dem er nicht hätte arbeiten dürfen ohne Unterweisung zu erhalten!

Da hilft auch nichts, wenn die Revisionisten-Gazette UZ zum Novellierungsentwurf der SPD-Regierung krächzend in die Welt posaunt: 'Freibrief für die Unternehmen - Ohrfeige für junge Arbeiter.' Denn der DGB-Alternativ-Vorschlag ist auch ihr Vorschlag. Und der enthält bekannterweise den 'Notfall Paragraphen 20' - nicht anders wie der Entwurf aus dem Hause der Bonner Arbeiterfeinde."
Q: KJV-RK Rhein/Ruhr:Jugendarbeitsschutz - Schutz der Jugend? Schutz der Ausbeutung!,Dortmund 1973

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Juni 1973:
Vermutlich erscheint gegen Anfang Juni im Raum Bochum/Dortmund vom Komitee gegen die Demonstrationsverbote herausgegeben, eine Dokumentation zum 18./19. Mai 1973 unter Verantwortung von Reinhart Wagner, Dortmund, mit 12 Seiten in einem Format von etwas über DIN A 4. Berichtet wird auch:"
Auf Gewerkschaftsebene werden vom Vorstand der IG Druck und Papier und der IG Metall Beschlüsse gegen fortschrittliche Kollegen gefaßt. Damit verbunden macht sich eine Ausschlußseuche in der Gewerkschaft breit. Hierbei wird der fortschrittliche Kreisjugendausschuß Bremen von der Gewerkschaftsspitze aufgelöst. Auf Betriebsebene werden fortschrittliche Kollegen entlassen (im Februar bei Hoesch 8 Kollegen), aber durch die Solidarität aller Kollegen und ihre Kampfbereitschaft wieder eingestellt. Ebenso bei Opel Bochum im Frühjahr 1973, wo sich Gericht und Konzerne durch den Druck der Kollegen gezwungen sahen, den entlassenen Betriebsrat Wischnewski unschuldig zu sprechen und wieder einzustellen. Jetzt im Mai 1973 (vgl. 10.5.1973,d.Vf.) wurde in Dortmund der Kollege Strojec entlassen, weil er einen Betriebsunfall als Mord der Unternehmensführung bezeichnet und für vorzeitige Kündigung der unzureichenden Tarifverträge sich eingesetzt hatte. Der Vorgang gekürzt sieht so aus: Die Kapitalisten beuten das Volk aus, dagegen erwächst Widerstand und hier setzt die bürgerliche Klasse alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ein, um diesen Widerstand des werktätigen Volkes zu brechen."
Q: Komitee gegen die Demonstrationsverbote:18./19. Mai 73 Dokumentation,Dortmund o.J. (Juni 1973)

16.06.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.23 (vgl. 9.6.1973, 23.6.1973) heraus und berichtet auch aus Dortmund von Hoesch, u.a. über FK1 und FK2 auf der Westfalenhütte, Rolf Strojec, der Jugendvertreter sei, und die Rote Hilfe (RH) Dortmund.
Q: Roter Morgen Nr.23,Dortmund 16.6.1973,S.3f

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18.06.1973:
Das Komitee Hände weg von der KPD (vgl. 23.6.1973) dokumentiert vermutlich spätestens aus dieser Woche u.a. zu den UVBs bzw. zur RGO die:"
ENTSCHLIESSUNG FORTSCHRITTLICHER GEWERKSCHAFTER

Wir verurteilen aufs schärfste die sogenannten Unvereinbarkeitsbeschlüsse, nach denen jedes Mitglied der KPD oder einer anderen kommunistischen Organisation ohne Verfahren aus der Gewerkschaft ausgeschlossen wird, nach denen Kollegen, die sich an Aktivitäten der REVOLUTIONÄREN GEWERKSCHAFTSOPPOSITION lediglich beteiligen, ein Ausschlußverfahren erhalten.

Wir sehen darin ein Mittel, jeden oppositionellen und fortschrittlichen Gewerkschafter zum Schweigen zu bringen, die politische Auseinandersetzung durch Unterdrückungsmaßnahmen zu ersetzen und ein Klima der Diffamierung und Willkür zu schaffen.

Die Ausschlußmaßnahmen sind nicht getrennt zu betrachten von all denjenigen Maßnahmen, mit denen die KPD als politische Partei ausgeschaltet und illegalisiert werden soll: Verhaftung führender Mitglieder, zügellose Pressehetze, Polizeiüberfälle auf Wohnungen und Büros, prinzipielles Demonstrationsverbot in NRW.

Wir fordern alle Kollegen und Gewerkschafter auf - auch über unterschiedliche Auffassungen hinweg - sich mit der KPD, den angegriffenen Organisationen, allen vom Ausschluß bedrohten Kollegen zu solidarisieren, indem sie den Verfolgungsmaßnahmen entschieden entgegentreten.

Wir fordern:

SOFORTIGE FREILASSUNG DER WIDERRECHTLICH INHAFTIERTEN CHRISTIAN SEMLER UND ULI KRANZUSCH!
SOFORTIGE EINSTELLUNG ALLER ERMITTLUNGSVERFAHREN!
WEG MIT DEN DEMONSTRATIONSVERBOTEN IN NRW!
WEG MIT DEN UNVEREINBARKEITSBESCHLÜSSEN UND AUSSCHLUSSMASSNAHMEN!
HÄNDE WEG VON DER KPD!

Bisher gezeichnet von:

H. Poweleit (Betriebsrat-IGM), R. Reutner (Betriebsrat-ÖTV), Asmus Henkel (Jugendvertreter-IGM), Peter Boeken (IV-Verwaltungsstellenvorstand der IG-Chemie (CPK,d.Vf.), BJA der IG-Chemie), H. Bacia (BR-ÖTV), A. Crummenauer (JV, OJA-IGM), Dehm (BR), R. Strojec (IGM), A. Hoffmann (ÖTV), G. Bail (JV-IGM), D. Schuksi (JV)"
Q: Komitee Hände weg von der KPD:Bulletin Nr.1,Köln o.J. (1973),S.10

18.06.1973:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund gibt die Jugendzelle des KJV der KPD in dieser Woche die Nr.4 ihrer 'Kommunistischen Jugendpresse' (KJP - vgl. 11.5.1973, 10.11.1975) für Juni mit 8 Seiten DIN A 4 in mehrfarbigem Spiritcarbondruck heraus. Der Leitartikel "Weg mit Kiel und Konsorten" bereitet auf den Arbeitsgerichtsprozeß (vgl. 27.6.1973) von Rolf Strojec, gegen dessen Entlassung (vgl. 8.5.1973, 25.5.1973) vor:"
Seit diesem Tag konnten weder reaktionäre Ausbildungsleiter noch Kiel und Konsorten verhindern, daß die Lehrlinge dagegen den Kampf aufnehmen.

Daß von dieser Jugendvertretung nur die offene Unterstützung des Hoesch-Vorstandes zu erwarten war, zeigten schon die ersten Tage. Von der Sabotage der Unterschriftensammlung bis zum Ausspruch: 'Politisch bin ich mit der Entlassung einverstanden', 'ich unterstütze Dich nicht, weil ich nicht daran denke Dich als Märtyrer hochzustilisieren' machten Kiel und seine Kumpanen Front gegen die Kollegen. Die Jugendversammlung (vgl. **.*.1973,d.Vf.) haben sie dann so spät wie nur irgend möglich angesetzt. Zu einem Zeitpunkt, als schon viele Kollegen nach all den Verrätereien und Abwiegelungsmanövern nicht mehr richtig sahen, wie die Forderung 'Sofortige Wiedereinstellung von Rolf Strojec' noch durchgesetzt werden kann. Daß auf der letzten Jugendversammlung kein Wort mehr zu den Praktiken der Hoesch-Kapitalisten fiel, die jene Kollegen mundtot machen wollen und feuern, die sich für die Interessen der Kollegen einsetzen, das war dem Plan der Jugendvertretung zu danken. Sie spaltete die Lehrlinge und schüchterte sie ein, wo es nur ging. So hatten sie dann auch ein leichtes Spiel den 'Fall Strojec' erst gar nicht auf die Tagesordnung zu setzen. Mit den spalterischen Jugendversammlungen muß daher Schluß sein - Für einheitliche Jugendversammlungen.

Die Zeit bis zum 27.Juni müssen wir nutzen, um die Solidaritätsfront mit Rolf Strojec weiter zu stärken. Im Gerichtssaal muß klargestellt werden, wer auf die Anklagebank gehört: die Hoesch-Kapitalisten, die die Kollegen zur mörderischen Arbeitshetze antreiben, um das Letzte aus ihnen herauszuholen. Der Mord am Praktikanten Holtkamp (vgl. **.**.197*,d.Vf.) war kein Zufall. Kiel, Klages und Co. müssen wir aber auch das Handwerk legen. Denn der politischen Entlassung wollen sie jetzt den Gewerkschaftsausschluß von Rolf folgen lassen. Den Unvereinbarkeitsbeschluß (UVB,d.Vf.) des Beirats des IGM-Vorstandes im Rücken soll Rolf ausgeschlossen werden, weil er auch an diesem 1.Mai nichts anderes tat, als für die Forderungen der Lehrlinge zu kämpfen" (vgl. 1.5.1973).

Berichtet wird auch von Rudi Wischnewski bei Opel Bochum (IGM-Bereich - vgl. 22.5.1973), abgedruckt die Mairesolution der Jugendvertrauensleute und Jugendvertreter der Westfalenhütte (vgl. 12.4.1973).

In "Hände weg von der KPD!" wird berichtet von Protesten gegen Demonstrationsverbote und Razzien in den KPD-Büros an ungenanntem Ort (vgl. 15.5.1973), in Hamburg (vgl. 17.5.1973), in NRW in Köln (vgl. 13.6.1973), bundesweit (vgl. 4.6.1973) und in Hessen in Marburg (vgl. 11.6.1973) sowie von dem Widerhall in der 'Westfälischen Rundschau' (vgl. 2.6.1973). Ein Komitee 'Hände weg von der KPD' gibt es mittlerweile auch in Dortmund, ebenso wie in den Niederlanden und in Paris in Frankreich. Aufgerufen wird zur bundesweiten Demonstration (vgl. 23.6.1973).
In diesem Zusammenhang wird ausgeführt:"
Das zeigt: es gelingt den Kapitalisten und ihrer SPD/FDP-Regierung nicht, uns mundtot zu machen und uns von den Volksmassen zu isolieren. Die Solidarität mit der KPD, ihren Massenorganisationen und der Liga gegen den Imperialismus (LgdI,d.Vf.) wächst täglich an, denn die Bevölkerung sieht: Wir sind keine kriminellen Terroristen, denn wir prangern immer wieder und in aller Öffentlichkeit die Ausbeutung in den Betrieben und im Wohnviertel, die politischen Entlassungen, die Korruption im Staatsapparat an. Deshalb will man die KPD und den KJV verbieten, verbietet man unsere Demonstrationen, damit der Kampf gegen die Verschlechterung der Lebenslage, gegen die Arbeitshetze im Betrieb und politische Unterdrückung und gegen dieses ganze kapitalistische System zum Schweigen gebracht wird. Doch: Solidarität ist die beste Waffe!

Noch sitzen Christian Semler und Uli Kranzusch widerrechtlich in Haft. Jürgen Horlemann mußte der Untersuchungsrichter wieder freilassen, nachdem der Haftgrund 'Fluchtgefahr' immer haltloser wurde. Doch die Anklage der 'Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung' bleibt weiterhin bestehen. Nachdem die Staatsanwaltschaft dies der KPD nicht nachweisen konnte - sie ist und bleibt nun mal eine Partei -, verfiel die Staatsanwaltschaft auf einen neuen Trick: Jürgen Horlemann ist im Zentralvorstand der Liga (LgdI,d.Vf.) und die Liga sei eine kriminelle Organisation. Man stelle sich dies vor: Eine Organisation mit über 5 000 Mitgliedern ist kriminell. Als die Staatsanwaltschaft diesen Widerspruch bemerkte, sagten sie einfach, 'dann ist eben der Zentralvorstand der LIGA kriminell'. Als die Arbeit der LIGA ausführlich dargestellt wurde und gezeigt wurde, daß der demokratisch gewählte Zentralvorstand nichts von den Mitgliedermassen getrenntes ist, brach das Lügengebäude zusammen."

Zum Komitee 'Hände weg von der KPD' heißt es, es "hat sich zum Ziel gesetzt, in der nächsten Zeit über 100 000 Unterschriften unter seine Erklärung zu sammeln.

Die Betriebszelle des KJV bei Hoesch wird die Aktivitäten des Komitees unterstützen, Unterschriften sammeln und die Kollegen zu den Veranstaltungen einladen."

In einer Lehrlingskorrespondenz heißt es:"
Es gibt augenblicklich folgende Anträge der Jugendvertretung Hoesch / Westfalenhütte:
1) ARBEITSKLEIDUNG
Dieser Antrag fordert für Auszubildende im 1. Jahr kostenlos zwei Arbeitsanzüge und in den darauf folgenden Jahren je einen Arbeitsanzug. - Es wird noch verhandelt.

2) FAHRGELDRÜCKERSTATTUNG
Dieser Antrag fordert für Auszubildende, die mit dem Auto zur Arbeit kommen, einen monatlichen Pauschalbetrag von 30 DM. Für Auszubildende, die mit einem Moped oder Mofa kommen, 15 DM. Und für Ausbildende, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen, eine 100%ige Fahrgeldrückerstattung. - Es wird noch verhandelt.

3) ARBEITSZEITVERÄNDERUNG
Es wurde die Forderung aufgestellt, daß die Arbeitszeit von 7 Uhr bis 15 Uhr 15 auf 6 Uhr 30 bis 14 Uhr 45 verlegt wird, da Kollegen aus Lünen und Selm morgens eine LEERLAUFZEIT von ca. einer Stunde haben. Diese Regelung kann nur zusammen mit Phönix gemacht werden - das wurde von der Betriebsleitung gesagt. Deshalb wurde auf der letzten Jugendversammlung von Phönix (vgl. **.*.1973,d.Vf.) darüber abgestimmt. Die Mehrheit war für eine Vorverlegung.
Alle erforderlichen Schritte sind eingeleitet!

4) PRÄMIENERHÖHUNG
Ein anderer Antrag fordert den Ausgleich der Ausbildungsvergütung zwischen Eisenverarbeitender und Eisenschaffender Industrie. Das heißt: Betriebliche Lohnerhöhung von 10 DM. Dieser Antrag wird höchstwahrscheinlich bis zum August durchkommen, genauso wie die Forderung nach der Erhöhung der 'Festprämie', die augenblicklich 20 DM beträgt. Wenn die 'Festprämie' erhöht wird, wird sich höchstwahrscheinlich die Prämie, die sich nach den Werkschulnoten und sonstigen Leistungen richtet, senken. Dies ist aber nicht weiter schlimm, da höchstens 50% der Lehrwerkstatt diese Prämie bekommt und sie liegt zwischen 2 und 25 bis 30 DM.

Mehr ist mir im Augenblick nicht bekannt, da ich noch nicht sehr lange in der Lehrwerkstatt bin."

Im Kommentar des KJV dazu heißt es:"
Den folgenden Bericht gab uns ein Kollege. Er zeigt anschaulich, welche Probleme in der Jugendvertretung besprochen und gefordert werden. Doch jeder muß sich fragen, was denn zur Durchsetzung der Forderungen getan wird. Was hat Kiel als Vorsitzender getan, um die Forderungen durchzusetzen? Fest steht, daß viel geredet wurde! Und daß die meisten Forderungen alt sind! Kiel berichtet davon bei jeder Gelegenheit, um den Eindruck zu erwecken, es würde etwas getan. Wenn man sich das Programm ansieht, das vor der Jugendvertreterwahl (JVW - vgl. **.*.1973,d.Vf.) aufgestellt wurde, zeigt sich, daß bis jetzt nichts passiert ist.

Die Ursache ist klar. Kiel und seine Getreuen reden zwar viel, tun aber nichts, um die Lehrlinge zusammenzuschließen und zur Durchsetzung der Forderungen zu mobilisieren. Denn von selbst verwirklichen sich diese Forderungen natürlich nicht. Kiel und Klages gingen ja so weit, daß sie die Forderung der Lehrlinge nach Wiedereinstellung von Rolf Strojec und den Kampf dafür offen sabotierten. Sie haben sich über die vielen Unterschriften der Lehrlinge hinweggesetzt, das heißt die Meinung derjenigen mißachtet, deren Interessen sie vertreten sollen. Eine solche Jugendvertretung brauchen wir nicht, sie schadet uns. Wir brauchen entschlossene Jugendvertreter!
Deshalb:
WEG MIT KIEL!
Neuwahl der Jugendvertretung!

Die Forderungen, von denen der Kollege berichtet, sind wichtige Forderungen für uns Lehrlinge. Wenn der Kollege schreibt: 'Es wird noch verhandelt', so heißt das genauer, daß seit Monaten verhandelt wird.

Zu der Forderung mit der Erhöhung der 'Festprämie' ist zu sagen, daß natürlich jeder Kollege es begrüßen wird, wenn die Ausbildungsvergütung aufgestockt wird. Auch daß die 'Leistungsprämie' damit gesenkt wird, wird jeder Kollege insofern begrüßen, als damit ein Spaltungs- und Disziplinierungsinstrument der Hoesch-Kapitalisten etwas an Wirksamkeit verliert. Aber machen wir uns keine Illusionen, nach wie vor besteht das Prämiensystem. Und der Gesamtbetrag, den wir ausbezahlt bekommen, ist und bleibt ein Hohn. Die richtige Forderung ist die nach 600 DM Existenzlohn!

Den Kampf dafür zu organisieren, ist die Aufgabe einer fortschrittlichen Jugendvertretung. Das ganze Prämiensystem als Almosen und als Spaltungssystem sollen sich die Hoesch-Kapitalisten dann an den Hut stecken.!!!!!!"

Diese Forderung wird auch noch in einem Artikel über Preiserhöhungen aufgestellt, wo es u.a., unter Bezug auch auf die Vertrauensleute Vollkonferenz (vgl. 25.4.1973) heißt:"
DIE LEHRLINGE SIND GENAUSO BETROFFEN!

Unsere Ausbildungsvergütung ist ein Hohn. Das einer im dritten Lehrjahr mehr als im ersten Lehrjahr bekommt, ist Blödsinn! Denn ob die Kartoffeln von einem im ersten oder einem im dritten Lehrjahr gegessen werden - sie sind in beiden Fällen zu teuer.

Das Prämiensystem ist letztlich ein doppelter Beschiß. Es macht den Bock auch nicht fett. Und die Ausbildungsleitung will uns, da sie darauf angewiesen ist, gegeneinander ausspielen. An allen Ecken und Ende wird die Kontrolle verschärft, sollen auch die Lehrlinge mehr ausgebeutet werden. So werden z.B. die HÜFAS (Hüttenfacharbeiter,d.Vf.), die auf Rundgang durch die Außenbetriebe sind, zukünftig extra immer kontrolliert werden.

DIE ANTWORT !!

Die Antwort auf verschärfte Antreiberei, auf den Beschiß durch das Prämiensystem und darauf, daß man mit der Ausbildungsvergütung nicht mehr existieren kann, heißt:
600 DM EXISTENZLOHN FÜR LEHRLINGE!

Wollen wir unseren Eltern nicht ewig auf der Tasche liegen, müssen wir für diese Forderung kämpfen. Auch wenn man uns Lehrlingen droht, wir dürften nicht streiken, müssen wir, wenn nötig, das Streikrecht gleich mit erkämpfen. Jedenfalls geht es nicht an, wie die Jugendvertreter Kiel und Konsorten nur von Forderungen zu reden und die Hände in den Schoß zu legen."
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Dortmund Nr.4,Dortmund Juni 1973

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27.06.1973:
Der KJV der KPD berichtete:"
WEG MIT KIEL UND KONSORTEN

AM 27.6. HOESCH-KAPITALISTEN AUF DER ANKLAGEBANK!

Der 27. Juni wird ein wichtiger Tag für alle Kollegen bei Hoesch werden. An diesem Morgen findet vor dem Arbeitsgericht in Dortmund der Prozeß des Kollegen Rolf Strojec gegen die Hoesch-Kapitalisten statt, die ihn Anfang Mai (vgl. 8.5.1973,d.Vf.) fristlos entlassen haben."
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Dortmund Nr.4,Dortmund Juni 1973,S.1

01.08.1973:
Vermutlich Anfang August gibt der KJV der KPD bei Mannesmann (MM) Düsseldorf-Lierenfeld eine Ausgabe seiner 'Kommunistischen Jugendpresse' (KJP) heraus:"
LE(E)HRJAHRE BEI MM

Alle, die nicht klein beigeben, sondern gegen die Ausbeutung unserer billigen Arbeitskraft und die ständige Verschlechterung der Ausbildung ankämpfen, werden von den MM-Kapitalisten als politische Wirrköpfe beschimpft und bekämpft. Aber immer mehr Kollegen haben erkannt, daß nur der Einzelne den MM-Kapitalisten hilflos ausgeliefert ist, nicht aber wenn sich die Lehrlinge fest zusammenschließen. Unsere KJV-Zelle organisiert den Kampf gegen die MM-Kapitalisten und trägt mit dazu bei, daß das kapitalistische Ausbeutersystem beseitigt wird. Sie kämpft für eine neue Ordnung ohne Ausbeutung und Unterdrückung der Volksmassen, sie kämpft für die Volksdemokratie.

'Entlassungsvorbereitungen gegen Jugendvertreter'
Sofortige Rücknahme der Entlassung des JV Rolf Strojec!
Keine Teilnahmebeschränkung bei Sprechstunden der Jugendvertretung!
Weg mit den Beurteilungsbögen!
Streikrecht für Lehrlinge!

Diese Parolen und Überschriften aus unserer Kommunistischen Jugendpresse sollen euch nur zeigen, daß die Herren von MM keineswegs zimperlich mit den Lehrlingen umspringen. Entlassungen, Verwarnung, Verweis, Elternbesprechung, Anschisse durch die Ausbildungsleitung, Anbrüllerei und Triezerei durch einige Ausbilder sind die üblichen Mittelchen der MM-Kapitalisten Zucht und Ordnung unter die Lehrlinge zu bringen. Und dabei helfen die Betriebsräte kräftig mit. Sie stimmten dem Stufenplan ebenso zu wie der fristlosen Entlassung von Rolf Strojec. es reicht schon, wenn drei Kollegen zusammen stehen, gleich scheucht ein Ausbilder sie auseinander. 'Hier wird gearbeitet und nicht gequatscht' heißt es dann immer. Hinter all dem steckt die Angst der MM-Kapitalisten, die Lehrlinge könnten sich zusammentun und etwas gegen sie unternehmen. Aber je mehr sie uns unterdrücken, desto mehr halten wir zusammen. Das ist unsere Stärke, denn gegen die geschlossene Front der Lehrling haben die MM-Kapitalisten einen schweren Stand.

Unsere Zelle gibt eine Zeitung heraus, wo über die neuesten Schweinereien der Kapitalisten, der Ausbilder oder der Betriebsräte bei MM, über die Kämpfe der älteren Kollegen gegen ihre Ausbeutung, über die fortschrittlichen Jugendvertreter berichtet oder Korrespondenzen von Lehrlingen selbst geschrieben werden.

Die Zeitung des KJV heißt Kämpfende Jugend, wird vor vielen Betrieben, Kasernen und Berufsschulen in der BRD verkauft und natürlich auch vor den Lehrwerkstätten.

Wenn ihr also morgens an der Ronsdorferstraße mit euren verschlafenen Augen Flugblattverteiler seht, dann sind wir es mit den neuesten Informationen über die Lehrwerkstatt und den Betrieb.

Und wenn ihr näheres über uns wissen wollt, kommt doch zum Büro der KPD. Es liegt bei MM um die Ecke in der Erkratherstr.300

Kauft und lest die Kämpfende Jugend Preis 50 Pfg. Das Inhaltsverzeichnis der letzten KJ (vgl. S4.*.1973,,d.Vf.):
Kampf dem Ausschlußterror!
Die Lügen der Gewerkschaftsbonzen!
KJ-Interview mit R. Strojec!
Hände weg von der KPD!
BGS-Schwarzbuch/Genscher Strategie!

Sprechstunden: Erkratherstr.300 Di. 20 -22, Fr. 13 - 18, Sa. 14 - 18 Uhr"
Q: Kommunistische Jugendpresse Mannesmann Lierenfeld Le(e)hrjahre bei MM,o.O. (Düsseldorf) o.J. (1973)

27.08.1973:
Laut AKJZ Dortmund soll vor der Dortmunder Reinoldikirche eine Solidaritätskundgebung für den entlassenen Jugendvertrauensmann bei Hoesch, Rolf Strojec, stattfinden (vgl. 28.8.1973).
Q: Für ein freies Jugendzentrum Nr.1,Dortmund Aug./Sept. 1973,S.8

28.08.1973:
Laut AKJZ Dortmund soll "die Verhandlung des Jugendvertrauensmanns Rolf Strojec gegen die Hoesch-Geschäftsleitung vor dem Arbeitsgericht hier in Dortmund stattfinden". Strojec soll sich als fortschrittlicher IGM-Jugenvertrauensmann nachhaltig für die Belange der Jugend bei Hoesch eingesetzt haben. U.a. soll Strojec dem Hoesch-Vorstand vorgeworfen haben, daß er "verantwortlich sei für die gefährliche Arbeit bei Hoesch und letztlich Kollegen, die tödlich verunglücken auf dem Gewissen hat. Diese Anklage hat seit seiner Entlassung neue traurige Beweise erhalten. 4 tödliche Arbeitsunfälle in drei Monaten hat Hoesch auf dem Gewissen". Der Aktionskreis für ein freies Jugendzentrum will dazu heute eine Veranstaltung durchführen und fordert:"
Sofortige Wiedereinstellung des Kollegen Rolf Strojec! Kampf den politischen Entlassungen!"
Q: Für ein freies Jugendzentrum Nr.1,Dortmund Aug./Sept. 1973,S.8

12.09.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr.37 (vgl. 5.9.1973, 19.9.1973) heraus. Aus Dortmund wird auch berichtet von dem Kampf der Betriebszellen Hoesch von KPD und KJV für den Jugendvertreter Rolf Strojec.
Q: Rote Fahne Nr.37,Dortmund 12.9.1973

24.09.1973:
Für den Landesvorstand der SMV der allgemeinbildenden Schulen NRW berichtet Jutta Hüffelmann:"
GEWERKSCHAFTLICHE ORIENTIERUNG (GO,d.Vf.) WURDE FÜR RICHTIG BEFUNDEN DIE SMV-LANDESDELEGIERTENKONFERENZ UNTERSTÜTZTE DAS KONZEPT DER GEWERKSCHAFTLICH ORIENTIERTEN SMV-ARBEIT

Am 24.-26.9.1973 fand in Düsseldorf eine Landesdelegiertenkonferenz statt, auf der die Arbeit des letzten Vorstandes akzeptiert und inhaltlich weitergeführt wurde."
Vermutlich von dieser Versammlung berichtet auch der KOV der KPD:"
MSB-JUSO VORSTAND: LINKE PHRASEN - REAKTIONÄRE MAUSCHELEI

Als mit dem KOV sympathisierende Schülersprecher in der Vollversammlung zur Solidarität mit dem bei Hoesch (IGM-Bereich in Dortmund,d.Vf.) gefeuerten Jugendvertrauensmann Rolf Strojec aufriefen, meinte man lakonisch, man könne nicht auf Einzelfälle eingehen (was praktische Solidarität heißt, bewies dagegen die Bezirks-SMV Dortmund: sie rief alle Schüler zur Beteiligung an einer Solidaritätsdemonstration mit Rolf Strojec auf.)."
Q: Schulkampf Nr.10,Dortmund Okt. 1973,S.9; SMV-Ex-Press Nr.2,Düsseldorf Okt./Nov. 1973,S.1 und 4

25.10.1973:
Die Ortsleitung (OL) Dortmund der KPD gibt frühestens heute ihre 'Kommunistische Presse für die Arbeiter und Werktätigen Dortmunds' - Zeitung der Ortsleitung Dortmund der KPD heraus. In einem Artikel heißt es:"
HOESCH: SIEBEN TÖDLICHE UNFÄLLE IN SIEBEN MONATEN:

Hoesch, wo jeder dritte Dortmunder Arbeiter schuftet, ist nicht nur ein Begriff für Stahl, es ist auch ein Begriff für ständig wachsende Unfallzahlen. Nicht nur die sieben tödlichen Unfälle der letzten sieben Monate, auch die 550 meldepflichtigen Arbeitsunfälle im Halbjahr zeugen davon, daß die Hoesch-Kapitalisten ihre Profite nur auf Kosten der Gesundheit und des Lebens von tausenden Hoesch-Arbeitern machen.

Der Betriebsratsvorsitzende Pfeiffer ist so zynisch, diese Unfälle zu 75% auf menschliches Versagen zurückzuführen.

Was heißt 'menschliches Versagen'?

Die Hoesch-Kollegen arbeiten 'normalerweise' unter sehr belastenden Arbeitsbedingungen. Lärm, Hitze, schnell wechselnd mit Kälte, Dreck, schnelles Arbeitstempo, Tag- und Nachtschichtrhythmus, meist 12-Stunden-Tag, weil die Löhne sonst nicht reichen.

Kann man da einen Elektriker verantwortlich machen, der in der Hetze nicht die richtige Spannung abschaltet und mit Verbrennungen an den Fingern einen Monat lang krank ist?

Oder einen Schlosser, der sich bei Montagearbeiten an der Kaltbandstraße im FK 2 nicht anseilt und dann zehn Meter tief stürzt und im Krankenhaus an seinen Verletzungen stirbt?

MENSCHLICHES VERSAGEN HEISST HIER:
KOLLEGEN BEI HOESCH WERDEN SO ZUR EILE GETRIEBEN, DASS SIE SICHERHEITSVORSCHRIFTEN NICHT BEACHTEN!

Aber nicht nur die Arbeitshetze fordert ihre Opfer. Gerade jeder 15. Lehrling bei Hoesch bekommt bei seiner Arbeit eine Sicherheitsbelehrung. So werden junge Kollegen, ohne die Gefahren des Arbeitsplatzes zu kennen, in den Sog der Arbeitshetze hineingezerrt. Der 17jährige Praktikant Holzkamp verunglückte tödlich bei der Arbeit an einem Kran.

Als aber der Jugendvertrauensmann Rolf Strojec die Hoesch-Kapitalisten verantwortlich für den Tod des Jungen machte, wurde ihm fristlos gekündigt.

Selber Schuld, sagen bei all diesen Vorfällen die Kapitalisten und die ihnen hörigen Betriebsräte. SELBER SCHULD - das ist die Logik der Kapitalisten, die allein im letzten Jahr in der BRD 600 tödliche Arbeitsunfälle auf dem Gewissen haben.

Gegen diese Profitmacherei auf Kosten unseres Lebens und unserer Gesundheit hilft nur eins:

der Kampf gegen die Arbeitshetze, die Überstundenschinderei, der Kampf gegen die schlechten Sicherheitsvorrichtungen und die Verweigerung der Arbeit bei fehlenden Unfallverhütungsmaßnahmen!"
Q: Kommunistische Presse für die Arbeiter und Werktätigen Dortmunds o.Nr.,Dortmund o.J. (Okt. 1973)

19.11.1973:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund erlangt, laut KPD (vgl. 28.11.1973), der Jugendvertrauensmann Rolf Strojec durch einen vermutlich heute stattfindenden Arbeitsgerichtsprozeß seine Wiedereinstellung (vgl. 8.5.1973).

Die Zelle Hoesch der Ortsaufbaugruppe Dortmund des KBW (IGM-Bereich - vgl. 18.1.1974) berichtet:"
HOESCH-JUGENDVERTRAUENSMANN R. STROJEC MUß WIEDER EINGESTELLT WERDEN

Am Dienstag, dem 19.11.1973 hat das Landesarbeitsgericht Hamm entschieden, daß der Hoesch-Jugendvertrauensmann Rolf Strojec wieder eingestellt werden muß! Er war von den Hoesch-Kapitalisten entlassen worden, als er auf einer Teilbelegschaftsversammlung den tödlichen Arbeitsunfall eines Praktikanten als Mord der Hoesch-Kapitalisten bezeichnet hatte. Er hatte damit versucht, die beiden Namen zu nennen, die für Arbeitshetze und Betriebsunfälle in Wirklichkeit verantwortlich sind.

Das Urteil ist ein großer Erfolg im Kampf gegen die Entlassungen fortschrittlicher Kollegen, die sich eindeutig für die Interessen der Arbeiter einsetzen."
Q: Roter Hoesch Arbeiter Nr.10,Dortmund 18.1.1974,S.5; Rote Fahne Nr.48,Dortmund 28.11.1973

17.12.1973:
Nach Köln hatten, laut KBW, u.a. KBW und FIS bzw. CISNU Iran zur zentralen Iran Demonstration aufgerufen.

Nach dem Verbot der Demonstration trat der KBW für die Durchführung von Infoständen und lediglich lokale Mobilisierung ein, die KPD weiterhin für eine Demonstration, die aber mangels Masse nicht stattfand. Der Zug sei überhaupt nicht zu sehen gewesen.

Der KBW habe eine Kundgebung und danach gemeinsam mit KPD und KPD/ML eine Demonstration durchgeführt.

Später besuchen, laut KBW, 500 u.a. von KBW und KPD eine Iran Solidaritätsveranstaltung in der Mensa der Uni.

Später kommt es, laut KPD, zu Prozessen, u.a. gegen Rolf Strojec (vgl. 9.9.1974).
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.8,Mannheim 5.12.1973,S.*; Rote Fahne Nr.38,Dortmund 18.9.1974,S.*

21.01.1974:
Bei Hoesch Dortmund wird Rolf Strojec, laut KPD, wieder eingestellt.
Q: KPD-RK Rhein/Ruhr:Material zur Konferenz oppositioneller Gewerkschafter in NRW am 26./27. Januar in Duisburg Hauptreferat,o.O. o.J. (Jan. 1974),S.6; Rote Fahne Nr.7,Dortmund 13.2.1974

26.01.1974:
In Duisburg beginnt das Regionalkomitee (RK) Rhein/Ruhr der KPD im Rahmen der bundesweiten Tagungen mit seiner zweitägigen Konferenz oppositioneller Gewerkschafter, auf der sich über 100 u.a. an den Arbeitskreisen IGM, CPK, DruPa, HBV und ÖTV/Post beteiligen. Das Hauptreferat lautete:"

Die Kampfmöglichkeiten sind noch wenig entwickelt. Solidaritätsstreiks, wie in Italien, wie in der Weimarer Zeit, sind noch immer die große Ausnahme. Dennoch ist mehr nötig, als bisher unternommen wurde. Erst einmal schafften es die Oppositionellen, einen kurzen Streik bei einer Entlassung zu initiieren (Lehrwerkstatt MM-Lierenfeld (in Düsseldorf,d.Vf.)), erst einmal gelang es überhaupt, eine Entlassung rückgängig zu machen (Hoesch Dortmund: Wiedereinstellung von Rolf S. (Strojec,d.Vf.) am 21. Januar dieses Jahres !!). In einigen Fällen (Mannesmann, Bail-Entlassung usw.) wurden Solidaritätskomitees eingerichtet, die alle SCHLECHTER gearbeitet haben, als wir es erwarten müssen!

Wir wissen, daß wir keine Mittel in der Hand haben, um Entlassungen prinzipiell zu verhindern. Selbst dann, wenn wir die Forderung nach Kündigungsschutz für V-Männer und Jugendvertreter durchsetzen würden, selbst, wenn wir das arbeiterfeindliche Betriebsverfassungsgesetz außer Kraft setzen könnten, wäre dies immer noch keine Garantie. Genausowenig können wir uns aber von 'Taktieren' und einer Theorie versprechen, die heißt: erst einmal schrittweise die Kollegen gewinnen, und dann irgendwann aktiv werden. Denn: ALLE Kollegen, die in den letzten zwölf Monaten entlassen wurden, sind NICHT zu weit nach vorne gestürmt, sind nicht dem Klassenfeind ins offene Messer gelaufen, sondern haben einzig und allein ihre PFLICHT getan, für die Interessen der Kollegen die Stimme zu erheben, wenn die Situation es erfordert (z.B. bei allen Streiks).

Natürlich müssen wir ungeschicktes Vorgehen vermeiden und taktisch besser werden. So muß unbedingt darauf geachtet werden, daß Gespräche mit Bonzen nur unter Zeugen geführt werden, daß die Oppositionellen sich nicht zu unüberlegten Äußerungen hinreißen lassen (z.B. wenn der Meister einen provoziert), daß man die Widersprüche beim Klassenfeind besser ausnützt (gutes Beispiel: die Vorgänge in der Ortsverwaltung Köln nach der Entlassung von Hannes R., J-Vertrauensmann, wo bei den Machtkämpfen zwischen Tolusch und Kuckelkorn diese Widersprüche ausgenutzt werden können. Siehe ROTE FAHNE)."
Q: Rote Fahne Nr.3 und 5,Dortmund 16.1.1974 bzw. 30.1.1974; KPD-RK Rhein/Ruhr:Material zur Konferenz oppositioneller Gewerkschafter in NRW am 26./27. Januar in Duisburg Hauptreferat,o.O. o.J. (Jan. 1974); Kämpfende Jugend Nr.11, 1und 2,Dortmund Dez. 1973, 15.1.1974 bzw. 1.2.1974,S.3, S.1 bzw. S.1f

20.02.1974:
In der Nr.8 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 13.2.1974, 27.2.1974) befaßt sich die KPD-Zelle Hoesch Westfalenhütte u.a. mit DKP, SPD, dem Jugendvertreter Strojec, den Lehrlingen und der DGB JG.
Q: Rote Fahne Nr.8,Dortmund 20.2.1974

01.03.1974:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr.4 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 15.2.1974, 13.3.1974) heraus, von Hoesch Dortmund berichtet Rolf Strojec.
Q: Kämpfende Jugend Nr.4,Dortmund 1.3.1974,S.3

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29.03.1974:
Die Zelle Mannesmann Düsseldorf-Lierenfeld des KJV der KPD gibt das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Klaus Schaak, Dortmund, Zimmerstr.19, heraus:"
HAUT DEN BOSSEN AUF DIE FLOSSEN!

Wenn wir heute um 13 Uhr zur Jugendversammlung gehen, erwartet uns das übliche Bild: Betriebsräte und Ausbilder werden uns - wie immer in der letzten Zeit - auf der Pelle hängen. Und heute haben sie auch einen besonderen Grund, zahlreich zu erscheinen: Beim Tagesordnungspunkt Stufenplan werden wohl einige Lehrlinge diesen Herren die Meinung sagen. Da brauchen Richter und Koch wieder Verstärkung von Stoffels und Gilles. Denn die Betriebsräte sind für die Stufenausbildung, sie haben ihrer Einführung zugestimmt und sie werden sich heute kräftig verteidigen müssen.

Aber es gibt noch einen anderen Grund für das zahlreiche Erscheinen dieser Herren: Sie wollen die Lehrlinge bespitzeln. Deshalb traute sich auf der letzten Jugendversammlung (vgl. S1.**.197*,d.Vf.) auch kaum ein Kollege etwas zu sagen. Aber DIE VON IHNEN ERHOFFTE FRIEDHOFSRUHE AUF UNSEREN VERSAMMLUNGEN WIRD ES NIE GEBEN! NICHT ALLE KOLLEGEN LASSEN SICH EINSCHÜCHTERN! DENN ES GIBT FORTSCRITTLICHE KOLLEGEN, DIE FÜR UNS EINTRETEN. Was kann man gegen die Spitzel machen: Erinnern wir uns an damals, als die Jugendvertretung mit Gerd Bail den Herrn Ausbildern einfach nicht das Wort erteilte. Das war eine völlig richtige Maßnahme. Die Jugendvertreter wollten so erreichen, daß nur EIN Vertreter der Geschäftsleitung an der Jugendversammlung teilnimmt.

Das Pech war nur, daß uns nach dem Betriebsverfassungsgesetz (BVG,d.Vf.) soviel MM-Vertreter bespitzeln können, wie sie es gerade für nötig halten. Von Hausrecht der Jugendvertretung keine Spur. Aber vom Betriebsrat darf nur einer da sein.

Deshalb müssen wir endlich dafür sorgen, daß nur EIN Betriebsrat un nur EIN Vertreter der Geschäftsleitung an den Jugendversammlungen teilnimmt.

KOMMT ALLE ZUR HEUTIGEN JUGENDVERSAMMLUNG!

Die heutige Versammlung findet erst um 13 Uhr statt. es ist in der letzten Zeit vorgekommen, daß Ausbilder den Lehrlingen sagten, sie könnten ruhig nach Hause gehen und einige Kollegen stehen auf dem Standpunkt 'da kommt sowieso nichts bei rum' und gehen nach Hause. Wir Kommunisten sagen diesen Kollegen: Wenn es heute so beschissen ist, wenn die Kapitalisten versuchen, jede Regung im Betrieb zu unterdrücken, so muß das für uns heißen: Dagegen den Widerstand organisieren!

Und deshalb ist es für jeden Kollegen wichtig, zur Jugendversammlung zu gehen und dort seine Probleme vorzubringen. Denn wer zu Hause hinter seinem Ofen hockt, wird nie etwas ändern!

ZUR JUGENDVERTRETERWAHL (JVW,d.Vf.):

Heute werden sich die Kollegen, die bei der Jugendvertreterwahl kandidieren, vorstellen. Von dieser Wahl wird es abhängen, ob in den nächsten zwei Jahren bei uns im Werk die Schweinereien mit dem Stufenplan, die politischen Disziplinierungen weitergehen, ob wir immer noch das Fahrgeld selber zahlen müssen, die Milch immer teurer wird, oder ob das anders wird. Kollegen, mit Rolf Strojec und Gerd Bail sind zwei Kollegen entlassen worden, die sich konsequent für unsere Interessen eingesetzt haben.

Als bei der letzten Wahl die Leute um den Speichellecker Donath Schiffbruch erlitten, die keinen Finger für die Kollegen krumm machten, hatten die Kapitalisten und die von ihnen gekauften Betriebsräte nur die Möglichkeit, die fortschrittliche Jugendvertretung einzuschüchtern. Bail wurde entlassen (vgl. S2.8.1973,d.Vf*), was danach an Jugendvertreterarbeit geleistet wurde, braucht wohl nicht weiter ausgeführt zu werden. Witt und Konsorten machten keinen Schlag für uns. Sie machten weder Sprechstunden, noch gingen sie zu Betriebsratssitzungen. Unter Witt's Regie wurde ein Erfolg unserer jahrelangen Jugendvertreterarbeit, nämlich vier Stunden Sprechstunde in der Woche, zerstört. Der Kollege Pflugradt war praktisch der einzige, der etwas unternahm. Aber als Einzelner ist man machtlos. Man kann sich nicht um alles kümmern, und gleichzeitig seine Ausbildung machen.

Deshalb muß die Jugendvertretung wieder aus einer Truppe bestehen, wo alle Kollegen in Ordnung sind. Alle Jugendvertreter müssen klare Vorstellungen über ihre Arbeit haben, vor allem aber müssen sie auch dafür eintreten."
Q: KJV-Zelle Mannesmann Düsseldorf-Lierenfeld:Haut den Bossen auf die Flossen!,o.O. (Düsseldorf) 29.3.1974

18.04.1974:
Das Gewerkschaftliche Maikomitee Dortmund der KPD berichtet:"
SCHLUSS MIT DEM AUSSCHLUSSTERROR!

Die Gewerkschaftsführer wollen uns täglich weismachen, daß die Mitbestimmung der beste Weg zur Durchsetzung unserer Interessen ist. Das ist aber nicht der Fall! Auch für Hoesch gilt: Für die Herren Pfeiffer, Sieber und Wolf dicke Aufsichtsrats- und Direktorenposten - für die Kollegen ständiger Lohnraub, Arbeitshetze durch Rationalisierungen und immer mehr Arbeitsunfälle (bei Hoesch seit 1950 genau 97 tödliche Arbeitsunfälle), Entlassungen und in zunehmenden Maße politische Unterdrückung.

Die Gewerkschaftsbonzen werden immer mehr zu Handlangern der Kapitalisten. Die im letzten Jahr verabschiedeten Unvereinbarkeitsbeschlüsse (UVB,d.Vf.) sind dafür ein eindeutiger Beweis. Sie bedeuten nichts anderes als den Ausschluß von fortschrittlichen und kommunistischen Kollegen aus der Gewerkschaft. In den meisten Fällen trifft es diejenigen, die sich in Arbeitskämpfen hervortun und den Kampf gegen das Kapital führen - auch gegen und ohne die Arbeiterverräter in Betriebsrat und Gewerkschaftsführung.

Wie sieht neuerdings die politische Unterdrückung und Entrechtung der
Kollegen aus?

Zunächst ein Gewerkschaftsausschlußverfahren, dann werden die anderen Kollegen aufgefordert, sich von dem Kollegen zu distanzieren - oft mit übelsten Lügen; schließlich kann der Betreffende wegen 'Störung des Betriebsfriedens' entlassen (Paragraph 104 des Betriebsverfassungsgesetzes).

Den Hoeschkollegen sind noch die Hetztiraden gegen die Kollegen Schnoor, Böhmer und Strojec bekannt.

Wie die Gewerkschaftsbonzen vorgehen, zeigt am besten der auf dieser Seite abgedruckte Brief! Dagegen werden wir am 1.Mai unter folgenden Parolen demonstrieren:
WEG MIT DEN UNVEREINBARKEITSBESCHLÜSSEN!
SCHLUSS MIT DEM AUSSCHLUSSTERROR!
KAMPF DEN POLITISCHEN ENTLASSUNGEN!"

Bei dem Brief handelt es sich um ein von E. Erlenhofer unterzeichnetes Schreiben der IGM Verwaltungsstelle Dortmund an Rolf Strojec vom 18.4.1974:"
Werter Kollege Strojec,

Nach den uns vorliegenden Unterlagen sind wir überzeugt, daß Du Mitglied der KPD bist.

Wir teilen Dir mit, daß der Beirat der IG METALL durch den Beschluß vom 16.April 1973 die unter den Bezeichnungen KPD, KPD/ML, KPD/AO, Arbeiter-Basis-Gruppen, Kommunistischer Bund, Kommunistischer Arbeiterbund und Kommunistische Arbeiterpresse tätigen linksextremistischen Gruppen und die von ihnen getragene sogenannte 'Revolutionäre Gewerkschaftsopposition' (RGO) oder 'Gewerkschaftsopposition' (GO) zu GEGNERISCHEN ORGANISATIONEN ERKLÄRT HAT.

Paragraph 30, Ziffer 2, Absatz 2 der Satzung der IG Metall sieht für den Fall der Zugehörigkeit zu gegnerischen Organisationen den Ausschluß ohne Verfahren vor. Wir bitten Dich deshalb, uns durch Unterzeichnung der anliegenden Erklärung verbindlich mitzuteilen, daß Du der KPD, oder einer der vom Beirat der Ig Metall als gegnerisch erklärten Organisationen, nicht angehörst und nicht für sie tätig sein wirst.

Für den Fall, daß innerhalb von 14 Tagen, d.h. BIS ZUM 6. MAI 1974 Deine Erklärung nicht vorliegt, mußt Du mit Ausschluß ohne Verfahren rechnen.

Innerhalb dieser Frist sind wir gerne bereit, mit Dir ein Gespräch über diese Angelegenheit zu führen. Solltest Du das Gespräch wünschen, bitten wir Dich, einen Termin mit dem II. Bevollmächtigten zu vereinbaren.

Wir bitten um Kenntnisnahme, daß die Ortsverwaltung Dortmund in der gestrigen Sitzung den Beschluß gefaßt hat, daß lt. Paragraph 30, Ziffer 6, Absatz 2 und 3 der Satzung, Deine Rechte und Pflichten mit sofortiger Wirkung als Mitglied der IG Metall ruhen.

D.h., auch alle gewerkschaftlichen Funktionen sowie eine Kandidatur zu einer Funktion, können von Dir nicht wahrgenommen werden.

Mit freundlichen Grüßen"
Q: 1.Mai Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse o.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1974),S.4

26.04.1974:
Das Gewerkschaftliche Maikomitee Dortmund der KPD (vgl. 24.4.1974, 29.4.1974) gibt vermutlich heute eine weitere Ausgabe seiner Zeitung '1.Mai Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse' mit vier Seiten DIN A 3 unter Verantwortung von Rolf Strojec, Dortmund, Wielandstr. 30 heraus, in der es u.a. heißt:"
1.MAI UNTER ROTEN FAHNEN!

Seit 1890 demonstrieren am 1.Mai Arbeiter und Werktätige in aller Welt für ihre Forderungen.

Warum am 1.Mai?

Am 1.Mai 1856 gelang es den australischen Hafenarbeitern in Sidney nach langem und blutigem Streik ihre Forderung nach dem 8-Stundentag durchzusetzen.

Nach diesem großartigen Sieg demonstrierten die Arbeiter aller Länder an diesem Tag für ihre Forderungen. Es waren Kampfdemonstrationen, denn um am 1. Mai zu demonstrieren, mußten die Arbeiter streiken - damals war es noch kein Feiertag.

Am 1.Mai 1889 wurden in Chicago bei solch einem Aufmarsch 14 Arbeiter von der Polizei erschossen. Im gleichen Jahr erklärte die 1. Kommunistische Internationale den 1.Mai zum Kampftag der Arbeiterklasse.

Dieser Aufforderung sind seitdem klassenbewußte Arbeiter in allen Ländern gefolgt.

In diesem Jahr wollen uns die DGB-Bonzen unter der Parole '25 Jahre DGB - Menschlichkeit und sozialer Fortschritt' marschieren lassen. Diese Losung ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Arbeiters. Denn die Wirklichkeit sieht anders aus.

Wir rufen deshalb alle Kollegen auf: Kommt am Mittwoch zur Veranstaltung des gewerkschaftlichen Maikomitees!

Macht mit bei der Vorbereitung zum 1.Mai!

Demonstriert am 1.Mai mit uns für die Forderungen, die auch die Forderungen der Kollegen sind!

1 200 MARK MINDESTLOHN NETTO FÜR ALLE!
EXISTENZLOHN FÜR LEHRLINGE - HEUTE 600 MARK NETTO!
GLEICHER LOHN FÜR MÄNNER UND FRAUEN!
GLEICHER LOHN FÜR DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER!
FREIHEIT DER POLITISCHEN BETÄTIGUNG IM BETRIEB UND AUF DER STRASSE!KEIN EINSATZ VON POLIZEI GEGEN STREIKENDE ARBEITER!
DGB-DEMONSTRATION 8 UHR 30 EBERHARDSTR."

Gefragt wird:"
WARUM GEWERKSCHAFTLICHES MAIKOMITEE?

In Dortmund gab es kein gewerkschaftliches Maikomitee, das allen Kollegen offensteht, die die Vorbereitung und Durchführung des 1.Mai mitgestalten wollen. 'Darüber entscheidet allein der Kreisvorstand'. Die DGB-Jugendgruppe hatte beschlossen, öffentlich den 1.Mai zu diskutieren. Als jedoch viele Gewerkschafter diese Gelegenheit wahrnahmen und mitmachen wollten, bekamen die 'aktiven' Gewerkschafter in der Gruppe Angst und erklärten, nur Mitglieder seien abstimmungsberechtigt.

Daher haben wir, Mitglieder von ÖTV und IGM, beschlossen, ein gewerkschaftliches Maikomitee zu gründen. Wir rufen alle Kollegen auf, mitzumachen!"

Berichtet wird aus dem IGM-Bereich von Pohlschröder (vgl. 24.4.1974), Hoesch (vgl. Apr. 1974, 18.4.1974) und Opel Bochum (vgl. 24.4.1974) sowie der eigenen letzten Sitzung (vgl. 24.4.1974).

Q: 1.Mai Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse o.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1974)

15.05.1974:
In der Nr.20 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 8.5.1974, 22.5.1974) berichtet die KPD aus Dortmund von den Reversen in der IG Metall (IGM) Verwaltungsstelle, u.a. gegen den Hoesch Lehrling Rolf Strojec, wobei auch der Arbeitskreis Junger Gewerkschafter (AJG) des DGB erwähnt wird.
Q: Rote Fahne Nr.20,Dortmund 15.5.1974

03.07.1974:
In der Nr.27 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 26.6.1974, 10.7.1974) berichtet die KPD, der KBW habe zu Günther Routhier nichts unternommen.
In Bochum und Dortmund habe der KBW auch zum Verbot der KPD, der EKKE Griechenland und der Entlassung des Hoesch (IGM-Bereich) Jugendvertreters (JV) Rolf Strojec (KJV der KPD) geschwiegen.
Q: Rote Fahne Nr.27,Dortmund 3.7.1974

09.09.1974:
In Köln findet, laut KPD, vermutlich in dieser Woche ein Prozeß gegen Rolf Strojec wegen der Iran-Demonstration vom 1.12.1973 statt.
Q: Rote Fahne Nr.38,Dortmund 18.9.1974

12.05.1975:
Das Regionalkomitee (RK) NRW der KPD gibt bei bei Mannesmann- (MM) und Demag-Werken im Regierungsbezirk Düsseldorf vermutlich in dieser Woche das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Thomas Luczak, Dortmund, Münsterstr.95, heraus:"
MANNESMANN- UND DEMAG-ARBEITER GEMEINSAM GEGEN POLITISCHE ENTLASSUNGEN UND GEWERKSCHAFTSAUSSCHLÜSSE!

Wieder nehmen politische Entlassungen und Ausschlüsse (aufgrund der UVB,d.Vf.) von klassenbewußten Arbeitern aus der Gewerkschaft zu. In den letzten Wochen haben die Mannesmann-Kapitalisten und Gewerkschaftsbonzen einen wahren Feldzug gegen die erstarkende Opposition begonnen.

Warum gerade jetzt? Weil die Unzufriedenheit der Mehrheit der Arbeiter eine unüberhörbare Warnung an die Führer der 'Zusammenarbeit von Unternehmern und Gewerkschaften' ist.

Mannesmann hat eine Tradition massiver politischer Unterdrückung. In den letzten Jahren wurden z.B. bei Mannesmann-Lierenfeld die kommunistischen Arbeiter Strojec (vgl. S2.**.197*,d.Vf.) und Bail (vgl. 13.8.1973,d.Vf.) entlassen (Gerd Bail hat inzwischen einen Prozeß (vgl. S2.**.197*,d.Vf.) gewonnen, was die Kapitalisten natürlich nicht stört). es ist bekannt, daß der Werksschutz für Streiks ausgebildet wird und politische Polizei (PoPo,d.Vf.) wie in Rath Kontaktpersonen unterhält. All dies ist aber NICHTS, wenn sich die Arbeiter wirklich zur Wehr setzen. Und es hat sich auch erwiesen, was von den 'linken Phrasen' von Leuten wie Knapp (BR-Vorsitzender von Huckingen) zu halten ist: sie schweigen zu diesen Vorgängen und verraten die Arbeiter! Diejenigen Arbeiter, Betriebsräte und Funktionäre, die wirklich links und klassenbewußt sind, müssen sich auf die Seite der Einheitsfront gegen die politischen Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse stellen!

Kein Gewerkschaftsausschluß der Arbeiter Alois Krebs, W. Uhlke, U. Pflugrath, R. Koenning, Koeber und der anderen klassenbewußten Gewerkschafter!
Sofortige Wiedereinstellung von Alois Krebs und Uwe Bräutigam!
Schließt Euch der Revolutionären Gewerkschaftsbewegung an!"

Eingeladen wird zu einem Treffen am 17.5.1975.
Q: KPD-RK NRW:Mannesmann- und Demag-Arbeiter gemeinsam gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse!,Dortmund o.J. (Mai 1975)

Januar 1976:
Vermutlich Ende Januar gibt die Zelle Mannesmann Düsseldorf-Lierenfeld des KJVD der KPD das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus:"
GEGEN KURZARBEIT UND ENTLASSUNGSTERROR DER MM-KAPITALISTEN
KEINE ENTLASSUNG VON WALDEMAR UHLKE UND UWE PFLUGRADT!

Letzte Woche erhielten die beiden kommunistischen Jugendvertreter Waldi und Uwe die Nachricht, daß sie entlassen werden sollen.

Die MM-Kapitalisten stecken, wie das ganze System, in einer tiefen Krise. Riesenprofite für sie, die andere Seite der Medaille, Kurzarbeit, Massenentlassungen und Stillegungen. Plündern uns Loderer und Schmidt durch Lohnraubabschlüsse und Sparprogramme aus, so setzen die Kapitalisten einen Teil der Kollegen auf die Straße, verschärfen sie die Arbeitshetze für die Anderen. Für Lierenfeld heißt das: Kurzarbeit in der Zieherei, Massenentlassungen wie zuletzt für 23 Kollegen, geplante Stillegung nicht nur der Zieherei, sondern des ganzen Werkes Lierenfeld.

In dieser Zeit verschärfter Ausplünderung der Arbeiterklasse müssen die Kapitalisten die Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse schwächen, um ihren Ausbeuterfrieden zu erhalten. Deshalb entließen sie die Kommunisten Bail und Strojec! Deshalb wollen sie jetzt Uwe und Waldi schmeißen! Damals wie heute benötigen sie dazu die übelste Verleumdungen. Waren es bei Bail noch schlechte Leistungen in der Schule, so müssen heute bei Uwe 'häufiges Zuspätkommen' und 'mangelnde Arbeitsleistung', bei Waldi 'schlechtes Benehmen' dazu herhalten, die beiden rauszuschmeißen. Uwe mußte nach der lehre sechs Monate berufsfremde Arbeit machen, nämlich Motoren auseinanderbauen und waschen. Schon damals warfen sie ihm 'Interesselosigkeit an der Arbeit' vor und wollten ihn rausschmeißen. Anhand eines Prüfungsstückes wollten sie ihm schlechte Arbeitsleistung unterschieben. Dabei wurde er ständig von Meistern und Vorarbeitern kontrolliert. Sie gingen sogar soweit, einem Kollegen zu sagen, 'Geh mal ab und zu kontrollieren, wie schnell er die Arbeit macht'.

Kollegen! Gerade jetzt, wo die Arbeiter aufs Schärfste ausgebeutet werden, wo die Betriebsratsmafia der Kurzarbeit in der Zieherei, den 23 Entlassungen zustimmte; wo sie heute, wie damals bei Bail und Strojec, den Entlassungen von Uwe und Waldi zustimmen wird, brauchen wir konsequente Kämpfer der Arbeiterklasse, brauchen wir Jugendvertreter wie Uwe und Waldi. Waren es Rettig und Co., die den Kampf gegen die 23 Entlassungen organisierten? Nein, Uwe hielt in der Hydraulik eine Kundgebung ab. Er und Waldi sind es, die tagtäglich den Kampf gegen die MM-Kapitalisten organisieren.

Die D'K'P empfiehlt uns, für Mitbestimmung zu kämpfen, die wirtschaftlichen Verbindungen zu der UdSSR (SU,d.Vf.) zu verstärken, doch diese größten Arbeiterfeinde wollen dadurch nur Aufsichtsrats- und Gewerkschaftsposten ergattern, den Weg für ihre Auftraggeber, die Breschnews und Co. ebnen. Hat etwa die Mitbestimmung die Massenentlassungen bei VW verhindert? Haben die Ostverträge unsere Arbeitsplätze gesichert? Nein, im Gegenteil. Wie bei Mannesmann schließen die Sozialimperialisten Großaufträge ab, verschieben jetzt aber neue Aufträge auf nächstes Jahr, um billigere Rohre zu kriegen. Dadurch sind die Kapitalisten gezwungen noch weiter zu rationalisieren, um ihren Profit zu halten. Unterwanderung von Gewerkschafts- und Staatsapparat, wie bei Dürrbeck und Guillaume, Denunzierung und Hetze gegen Kommunisten wie durch 'Jugendvertrauensfrau' Müller, das sind ihre wahren Absichten. Ihren Einfluß bei Lierenfelds Chefetagen zeigten sie am Samstag, wo sie uns glückstrahlend erzählten, was sie eigentlich kaum wissen konnten, nämlich, daß Uwe und Waldi entlassen werden sollen. Die Brötchengeber der DKP, die russischen Sozialimperialisten, haben vor, wie 1968 in der Tschechoslowakei (CSSR - vgl. 21.8.1968,d.Vf.), wie 1975 in Indien, unser Land in ihre Kolonie zu verwandeln. Ihnen gilt unser entschiedenster Kampf.

Kollegen! Gegen Arbeitslosigkeit und politische Unterdrückung gibt es nur eine Alternative! Der selbständige Zusammenschluß der Arbeiterklasse unter Führung der KPD für ein System, in dem die Arbeiterklasse die Macht hat, den Sozialismus!

Gegen die Stillegungspläne und die geplanten Rausschmisse der beiden Jugendvertreter Uwe und Waldi gilt es jetzt den Kampf aufzunehmen. Führt Pausenversammlungen durch, macht Märsche zu Betriebsrat und Geschäftsleitung, sammelt Unterschriften für eine Jugendversammlung!

KEINE STILLEGUNG VON LIERENFELD!
KEIN RAUSSCHMISS VON UWE UND WALDI!
KOMMT ALLE HEUTE NACH DER ARBEIT IN DEN 'CARLSHOF'. DISKUTIERT MIT UNS, WIE WIR DIE ENTLASSUNGEN BEKÄMPFEN KÖNNEN!"
Q: KJVD-Zelle Mannesmann Düsseldorf-Lierenfeld:Gegen Kurzarbeit und Entlassungsterror der MM-Kapitalisten. Keine Entlassung von Waldemar Uhlke und Uwe Pflugradt!,o.O. (Düsseldorf) o.J. (1976)

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