Während des Bundestagswahlkampfs 1980 trat der Kanzlerkandidat Franz-Josef Strauß auch in Dortmund auf. Die "Stoppt Strauß!"-Agitation in Dortmund, von der hier nur einige Flugblätter vorgestellt werden können (Wir bitten um Ergänzungen.), reihte sich in die bundesweiten Kampagnen und Aktionen gegen Strauß ein.
Wir danken der Geschichtswerkstatt Dortmund für die freundliche Unterstützung.
26.01.1980:
In der Dortmunder Westfalenhalle IV findet der "Kongreß gegen Reaktion und Faschismus" statt. Zu der Veranstaltung hatten, laut KB, "neben dem gesamten politischen Spektrum um die KPD/ML auch eine Reihe von Einzelpersonen aufgerufen. (…) Der Kongress wurde durch Max von der Grün und Ulrich Leicht eröffnet. Mit Beiträgen traten u.a. Jürgen Roth, Wolfgang Bittner (Schriftsteller), Herrmann Treusch, Max von der Grün und die Schmetterlinge in Erscheinung.
Stark vertreten waren auch der ML nahestehende Musik- und Theatergruppen. Außerdem sprachen diverse ML-Redner, wobei Eike Hemmer, seines Zeichens Vorsitzender der Volksfront den politischen Hauptbeitrag zum Thema 'Stoppt Strauß' referierte."
"Die Antifa-Gruppe Dortmund schilderte, dass sie von der örtlichen Initiative gegen Reaktion und Faschismus über den bevorstehenden Kongress erst zu einem Zeitpunkt informiert worden war, als die Veranstaltungs-Konzeption bereits lange festgestanden hatte. Außerdem wurde von den Dortmundern bemängelt, dass selbige Initiative sich bis dato jeglicher Zusammenarbeit und Diskussion mit ihnen entzogen hatte. Von Seiten des KB wurde außerdem noch der Versuch der Kongress-Initiatoren zurückgewiesen, die KB-Ortsgruppe Münster als Kongress-Unterstützer für sich zu vereinnahmen. (…) Zu einer weiteren, ebenfalls sehr kurzen Kontroverse kam es, nachdem Ulrich Leicht sein recht langatmiges Referat über die bevorstehende Strauß-Kandidatur und die Notwendigkeit der Volksfront beendet hatte. Den Volksfront-Strategen wurde entgegengehalten, dass sie tatsächlich keinerlei Interesse an einem breiten, fortschrittlichen Zusammenschluss zu den Wahlen hätten, was sich auch an ihrer Haltung zur bunten/alternativen Wahlbewegung dokumentiere. Als konkreter Beweis dazu wurde u.a. eine Information der Dortmunder Antifa-Initiative eingebracht, demnach es die örtliche Initiative gegen Reaktion und Faschismus seinerzeit abgelehnt habe, sich an der Programmdiskussion der Dortmunder Bunten Liste zu beteiligen."
Quellen: Arbeiterkampf Nr. 171, Hamburg 11.2.1980, S. 56f; RGO-Nachrichten Nr. 1 und 2, Vellmar Januar 1980 bzw. Februar 1980, S. 5 bzw. S.5.
September 1980:
Vermutlich erscheint Anfang September von unbekannten Verfassern herausgegeben, das Flugblatt: "Stoppt Strauß". Danach will die CDU/CSU mit dem Kanzlerkandidaten Strauß in der Dortmunder Westfalenhalle "eine Wahlkampfshow abhalten". Der Auftritt von Strauß wird als "eine Herausforderung aller demokratischen Kräfte in unserer Stadt" bezeichnet. "Der Mann, der seine Gegner 'Ratten und Schmeißfliegen' beschimpft, will sich in der Arbeiterstadt Dortmund eine Jubelshow für das Ruhrgebiet organisieren. Dortmunder Bürger gegen Rechts. Mit seinen Angriffen auf die Einheitsgewerkschaften im DGB, auf die Koalitionsfreiheit und Tarifautonomie, auf die Mitbestimmung, hat er sich bisher schon als bester Umsetzer de reaktionären Politik der Konzerne und Multis profiliert". Aufgerufen wird zu einer Demonstration und Kundgebung am 14.9. auf dem Vinckeplatz. Später soll noch im Westfalenpark ein "Volksfest gegen Rechts" stattfinden.
Q: N.N.: Stoppt Strauß, Dortmund, o. J., (September 1980).
September 1980:
Vermutlich erscheint im September von der "Volksfront gegen Reaktion, Faschismus und Krieg. Für Freiheit und Demokratie, Wohlstand und Frieden" herausgegeben, das Flugblatt: "Stoppt … Gegen Reaktion, Faschismus und Krieg". Die Auslassung im Titel des Flugblatts und des zentralen Wahlplakats der Volksfront, geht auf einen Verbotsbeschluss des Amtsgerichts Dortmund zurück wonach das Plakat als Beleidigung von Strauß zu werten ist. Agitiert wird gegen Wahlbehinderungen der "Volksfront", Hausdurchsuchung und Beschlagnahmungen. Aufgerufen wird dazu die
"Volksfront" zu unterstütze und am 5. Oktober "die Kandidaten der Volksfront" zu wählen. Informationsmaterial kann man über Kontakte in Dortmund (Ulrich Leicht) bekommen.
Q: Volksfront gegen Reaktion, Faschismus und Krieg. Für Freiheit und Demokratie, Wohlstand und Frieden: Stoppt … Gegen Reaktion, Faschismus und Krieg, Dortmund, o.J. (September 1980).
08.09.1980:
Von bekannten Verfassern herausgegeben erscheint das Flugblatt: "Betrifft: Aktionen und Aktivitäten anlässlich des Strauß-Auftritts". Danach einigte man sich "auf eine gemeinsame Demonstration, Kundgebung und anschließendes Volksfest gegen Rechts im Westmark am 14.9.1980". Weiter wird erklärt, dass man in den nächsten Tagen mit einem Lautsprecherwagen durch die Stadt fahren will, um "Öffentlichkeitsarbeit" zu leisten.
Q: N.N.: Betrifft: Aktionen und Aktivitäten anlässlich des Strauß-Auftritts, Dortmund, 8. September 1980.
10.09.1980:
Vermutlich erscheint um den 10.9. herum, von der "Volksfront gegen Reaktion, Faschismus und Krieg. Für Freiheit und Demokratie, Wohlstand und Frieden" herausgegeben, das Flugblatt: "14.9. Stoppt Strauß". Eine Veranstaltung mit "Liedern & Kabarett gegen Strauß" soll in der Westfalenhalle stattfinden. Abend sollen im Parkhaus Barop "Der Zeitzünder" und "Elbe 1" auftreten. Vorgestellt sollen auch die Kandidaten für die Bundestagswahl: Hartmut Siemon, Ulrich Leicht und Ralf Schneider.
Q: Volksfront gegen Reaktion, Faschismus und Krieg. Für Freiheit und Demokratie, Wohlstand und Frieden: Stopp Strauß, Dortmund, o. J., (10. September 1980).
30.09.1980:
Vermutlich erscheint zum Monatsende vom "Brecht statt Strauß Unterstützerkreis Dortmund" herausgegeben, das Flugblatt: "Brecht statt Strauß, am Donnerstag 2. Oktober kommt der 'Anachronistische Zug' durch Dortmund". Erklärt wird u. a. dass Strauß "für das Programm derer steht, die in der Wirtschaft das Sagen haben, die mit Kriegsproduktion das dicke Geld machen, die Last der Krisen den Arbeitern aufbürden, die Rechte der Arbeiter, ihrer Gewerkschaften, aller Demokraten bedrohen. (…) Die Dortmunder Strauß Gegner und alle die, die bereit sind, diese Republik gegen Rechts zu verteidigen, werden diesen Zug empfangen und zeigen, welche Freiheiten sie auf keinen Fall haben wollen, und für welche Freiheiten sie nicht nur am 2. Oktober, sondern auch nach der Wahl eintreten werden".
Agitiert wird u. a. gegen Aussperrung, für die 35-Stunden-Woche. Der Zug soll spätnachmittags an der Alten Steinwache ankommen. Eine Kundgebung auf dem Alten Markt ist für 18.00 Uhr geplant. Am 1.10. soll in den Bochumer Kammerspielen eine Lesung mit Hanne Hiob: "Der Schoss ist fruchtbar noch" stattfinden. Am 3.10. soll der Zug nach Bochum und Essen weiterziehen.
Q: Brecht statt Strauß-Unterstützerkreis Dortmund: Brecht statt Strauß, am Donnerstag 2. Oktober kommt der 'Anachronistische Zug' durch Dortmund, Dortmund, o.J., (30. September 1980).
01.10.1980:
Vermutlich erscheint Anfang Oktober von der "Regionalgruppe Dortmund-Arbeitsgemeinschaft Solidarische Kirche Westfalen (in der Tradition der Kirchlichen Bruderschaften)" herausgegeben, das Flugblatt: "Christen rufen zum Widerstand: Stoppt Strauß!" Aufgerufen wird dazu "den politischen Mächten und ihrem persönlichen Repräsentanten zu widerstehen".
Q: Regionalgruppe Dortmund-Arbeitsgemeinschaft Solidarische Kirche Westfalen (in der Tradition der Kirchlichen Bruderschaften): Christen rufen zum Widerstand, Dortmund, o. J., (1. Oktober 1980).
20.04.1981:
Vermutlich erscheint um den 20.4. herum, von Sympathisanten der "Volksfront gegen Reaktion, Faschismus und Krieg, für Freiheit und Demokratie, Wohlstand und Frieden" herausgegeben, das Flugblatt: "Dortmunder Strauß-Gegner vor Gericht". Vor dem Dortmunder Amtsgericht findet ein Prozess wegen einer "Karikatur auf einem Plakat der Volksfront" statt. Danach fühle sich "F. J. Strauß beleidigt". Das Wahlplakat sei "bundesweit beschlagnahmt" worden. In einer 1. Instanz sei Ulrich Leicht zu "1.000 DM Geldstrafe" verurteilt worden. Jetzt steht ein weiterer Prozess am 22.4. an. Aufgerufen wird dazu den Prozess zu besuchen und Solidarität zu üben. In der "Protesterklärung" heißt es u.a. dass man "in den Verfahren und Prozessen gegen die Antifaschisten der Volksfront (…) eine ungerechtfertigte Einschränkung der grundlegenden Reche von Pressefreiheit, Freiheit der Meinung und politischer Kunst" sehe. Auch gegen einen Redakteur einer Juso-Zeitschrift sei ein Verfahren eingeleitet worden.
Q: N.N.: Dortmunder Strauß-Gegner vor Gericht, Dortmund, o. J., (20. April 1981).
Letzte Änderung: 27.01.2020