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Es standen - u a. auch dank der Geschichtswerkstatt Dortmund - einige verschiedene Berichte zur Verfügung, zentrale Dokumente aus dem Prozess aber sind bisher unbekannt.
Der Fürsorgezögling Erich Dobhardt (Bild), sein Tod ist mutmaßlich kein Einzelfall, auch wenn wir ihn hier als ersten dokumentieren, scheint bei der Jagd auf ihn ganz allein gewesen zu sein. Erst nach seinem Tode wird protestiert, benennt die Dortmunder Jugendzentrumsbewegung ihr besetztes Haus in der Oesterholzstraße nach ihm.
15.07.1973:
Laut 'Westfälische Rundschau' gelingt es heute Erich Dobhardt, der Polizei zu entkommen.
=Westfälische Rundschau,Dortmund 3.4.1980
21.08.1973:
Der KOV der KPD berichtet:"
POLIZIST ERSCHIESST JUNGARBEITER!
Am Dienstag, den 21.8.1973 wurde in Dortmund ein wehrloser Jugendlicher von einem Polizisten erschossen. Der 17-jährige Arbeiter Erich Dobhardt war aus einer 'Fürsorge'-Anstalt ausgerissen. Diese Tatsache genügte, um mit 10 Streifenwagen, 4 Krädern und sogar einem Hubschrauber der Weyer-Bande eine Hetzjagd auf ihn zu veranstalten, nachdem er 'in den Verdacht' geraten war, an einem Einbruch in ein Radiogeschäft beteiligt gewesen zu sein. Erich D. wurde festgenommen. Als er ins Gefängnis gebracht werden sollte, gelang es ihm, 3 Bewachern zu entkommen. Er wollte nicht zurück in die 'Obhut' und 'Fürsorge' des Staates, der er gerade erst entkommen war. Die Polizei inszenierte sofort eine erneute Treibjagd auf ihn. Am Dienstag abend wurde er von Oberkommissar Wolf DIEL verfolgt.
Der Bulle gab aus 20 m Entfernung einen 'gezielten Schuß auf die Beine' des Jungen ab und traf ihn - nach offizieller Meldung - in den Rücken! Bis heute sind dem Vater des Jungen dessen Kleider noch nicht herausgegeben worden. Die Polizei versuchte alles, um den Vater daran zu hindern, seinen Sohn vor der Beerdigung noch einmal zu sehen. Als er auf seinem Recht bestand, sah er, daß das GESICHT des Jungen übel zugerichtet war!! Ob diese Verletzungen von Schlägen oder einem Schuß herrühren, ist ungeklärt, denn:
DIE POLIZEI VERWEIGERT BIS JETZT DIE HERAUSGABE DES UNTERSUCHUNGSBERICHTES DES ARZTES.
Dortmunds Oberbullen um Polizeipräsident Ritzkow*ki und die Staatsanwaltschaft bestätigten, daß sich der Polizeikiller 'nach dem Gesetz korrekt verhalten hat.' Sie meinen damit konkret das neue Gesetz zur unmittelbaren Zwangsanwendung (UZwG,d.Vf.). Es besagt u.a., daß ein Polizist auf einen 'Verdächtigen' schießen darf, 'ohne daß eine Notwehrsituation' vorliegt.
Der Mord an Erich D. ist nicht der erste dieser Art. Solch 'tödliche polizeiliche Mißgeschicke' haben sich gerade in den letzten zwei Jahren gehäuft. Um auf diese Weise Menschen zu ermorden, brauchten die Polizeimörder bisher nicht einmal eine 'rechtliche' Legitimation.
Die uniformierten Mörder von Georg von Rauch (vgl. 4.12.1971,d.Vf.) oder an Mc Leod (vgl. 25.6.1972,d.Vf.) sind bis heute noch nicht bestraft, denn sie handelten ja in einer 'subjektiven Notwehrsituation', d.h. sie fühlten sich von ihren Opfern irgendwie bedroht.
Seit dem Mord an dem Berliner Studenten Benno Ohnesorg (vgl. 2.6.1967,d.Vf.) gibt es in der BRD eine nicht abreißende Kette solcher Polizeimorde. Unglücksfälle? Versagen einzelner Polizisten? Nein - diese Morde sind das Ergebnis von Militarisierung und Verhetzung der Polizei.
Die Polizeiüberfälle auf streikende Arbeiter, der Polizeiterror gegen Demonstrationen von Kommunisten und Antiimperialisten und auch der Polizeimord in Dortmund zeigen, daß sich die SPD-Regierung nicht scheut, ihre hochgerüstete Bürgerkriegsarmee ohne jede Rücksicht gegen ihren Todfeind, die Arbeiterklasse, einzusetzen. Der Mörder Polizeioberkommissar Wolf D. muß vor Gericht.
Kampf dem staatlichen Terror der SPD-Regierung!"
Laut AKJZ Dortmund wird Erich Dobhardt erst morgen erschossen*:"
Erich war in einer Dortmunder Obdachlosensiedlung aufgewachsen. Er war ziemlich früh in die Polizei und Erziehungsheimscheiße reingeraten, weil er ein bißchen geklaut hatte. Nachdem er ausgerissen war und sich durch ein paar kleine Kaufhausdiebstähle was zu essen besorgte, wurde er von den Dortmunder Bullen unter Einsatz von 10 Wagen, etlichen Krädern und einem Hubschrauber gejagt und auf dem Wege zu seiner Freundin erschossen.
Dies war am 22.8.1973, der Täter war Polizeikommissar Diehl. Die genannten Umstände sind bis heute ungeklärt. Nur eins wissen wir, daß Erich keine Waffen hatte, und daß alle Ermittlungen verschleiert und niedergeschlagen wurden. Der ärztliche Befund wurde geheimgehalten, angeblich wurde nur ein Schuß auf die Füße abgegeben. Anwohner hörten mehrere Schüsse. Sein Vater sagte auf einer unserer Kundgebungen, daß er Erich erst zwei Stunden vor der Beerdigung noch sehen durfte, dabei konnte er sehen, daß Erich drei Einschüsse hatte, sein Gesicht zerschlagen und entstellt war. Das alles bei einem Schuß aus 40 m Entfernung auf die Beine?
Erich ist in Zusammenarbeit von Polizei und Jugendamt ermordet worden".
Am 2.11.1973 wird auf der ersten Vollversammlung der Teilnehmer des besetzten Hauses in der Oesterholzstraße beschlossen, das besetzte Haus 'Erich-Dobhardt-Haus' zu nennen.
Der Vater von Erich Dobhardt wird, laut Roter Hilfe (RH) e.V. OG Dortmund (vgl. 8.3.1976, 24.1.1977) im Prozeß (vgl. **.**.197*) durch den Rechtsanwalt Hugo Brentzel vertreten.
Berichtet wird in Dortmund auch durch die Ortsleitung (OL) des KOV der KPD (vgl. 22.7.1974) und durch die OL der KPD (vgl. 28.3.1975, 31.5.1976) sowie die OLs der KPD und ihres KJV (vgl. 15.4.1974).
Berichtet wird auch durch den KJV (vgl. Sept. 1973), die KPD/ML (vgl. 1.9.1973) sowie in:
- NRW in Bielefeld durch die KPD (vgl. 26.5.1975) und in Bonn durch das Komitee Schluß mit den Polizeiübergriffen (vgl. 16.9.1974).
Quellen: Komitee Schluß mit den Polizeiübergriffen:Dokumentation Schluß mit den Polizeiübergriffen!,Bonn o.J. (Sept. 1974),S.3; RH e.V.-OG Dortmund:Schluß mit der Verfolgung fortschrittlicher Rechtsanwälte!,Dortmund o.J. (Jan. 1977),S.2; N.N. <KOV-OL Dortmund>:Neues Berufsverbot droht!,Dortmund o.J. (Juli 1974),S.2; AKJZ:Köster, Samtlebe nicht vergessen, das nächste Haus ist schon vermessen,Dortmund o.J.,S.3; Schulkampf Nr.9,Dortmund Sept. 1973,S.10; Kämpfende Jugend Nr.8,Dortmund Sept. 1973,S.5; KJVD:Freiheit für die kommunistische Presse! Freispruch für Ruth Haase!,Dortmund o.J. (Sept. 1976),S.2; KPD-Büro Bielefeld:Wen schützt die Polizei?,Bielefeld o.J. (Mai 1975),S.1; KJVD-RK NRW:Freiheit für die kommunistische Presse! Freispruch für Ruth Haase!,Dortmund 28.9.1976,S.2; KPD-OL Dortmund:Die antifaschistischen Kämpfer sind unvergessen!,Dortmund o.J. (März 1975),S.3; KPD und KJV-OL Dortmund:Maiveranstaltung der KPD und KJV,Dortmund o.J. (1974),S.1; KPD-OL Dortmund:Polizeiüberfall auf rote 1.Mai Demonstration! Demonstranten vor Gericht!,Dortmund o.J.,S.1f; RH e.V.-OG Dortmund:Kämpft mit der Roten Hilfe gegen den Abbau der demokratischen Rechte des Volkes!,Dortmund o.J. (März 1976),S.2; Roter Morgen Nr.34,Dortmund 1.9.1973,S.1 und 4
25.08.1973:
In Dortmund beteiligen sich, laut eigenen Angaben, ca. 120 Personen an einer Kundgebung der KPD, LgdI und des Komitees "Hände weg von der KPD" gegen die 'Ermordung' des Fürsorgezöglings Erich Dobhardt durch die Polizei, wozu auch die Ortsleitung Dortmund der KPD ein Flugblatt herausgab.
=Rote Fahne Nr.35,Dortmund 29.8.1973
14.09.1973:
In Dortmund findet eine Rote Hilfe (RH) Veranstaltung zur 'Ermordung' von Erich Dobhardt durch die Polizei statt, wobei vermutlich sowohl die Rote Hilfe e.V. der KPD, die in die Jakobschänke mobilisierte, als auch die RH Dortmund der KPD/ML beteiligt sind.
Für die RH Dortmund erklärt Klaus Dillmann u.a.:"
Die Herrschaften, die die Millionenmassen hier ausplündern, um im riesigem Ausmaß aufzurüsten, aufzurüsten, natürlich gegen uns, die wir für die Aufrüstung blechen dürfen, erdreisten sich, uns einzureden, man habe ja nur einen Dieb halten wollen. Ist es denn verwunderlich, daß junge Leute wie Erich Dobhardt, die in die Hände von solch einem Gesindel geraten, versuchen, denen zu entkommen? Ich kann das sehr gut verstehen, und muß das Verhalten des Erschossenen billigen. Anders steht es mit denen, die vorgeben, einen Kriminellen erlegt zu haben. Sie selbst sind es, die man als kriminell bezeichnen muß. Es ist dieser Bonner Staat, der sich in dem Verbrechen an Erich Dobhardt ausdrückt. Es geht hier nicht um den Polizisten Wolf Diehl, es geht um den gesamten Polizeiapparat, den sich das Großkapital hier zusammengezimmert hat. Denn der Fall Dobhardt ist kein Einzelfall, man kann ihn schon beinahe als typisch ansehen".
=Dillmann, Klaus:Redebeitrag der Roten Hilfe Dortmund am 14.9.1973,Dortmund 14.9.1973,S.1;
Rote Fahne Nr.37,Dortmund 12.9.1973
21.09.1973:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD (vgl. 10.10.1973) berichtet:"
GENSCHERS ANTI-TERROR-TRUPPE:
TERRORISTEN ZUR NIEDERSCHLAGUNG DER VOLKSKÄMPFE ...
VORWAND: SCHUTZ DER BEVÖLKERUNG
Der Schutz der Bevölkerung vor Terroristen, das ist der Vorwand Genschers zur Aufstellung eigener Terrorbanden! Denn wer richtete das Blutbad während der Olympischen Spiele an? Genschers Terroristen! Wer ermordete Ingrid Reppel und Georg Rammelmayr (in München 4.8.1971,d.Vf.), Ian Mc Leod (in Stuttgart 25.6.1972,d.Vf.), Georg von Rauch (in Berlin 4.12.1971,d.Vf.), Thomas Weißbecker (in Augsburg 2.3.1972,d.Vf.), Richard Epple (in Herrenberg bei Tübingen 1.3.1972), der vor der Polizei floh, weil er angetrunken und ohne Führerschein fuhr oder den 17jährigen Erich Dobhardt (in Dortmund 21.8.1973,d.Vf.), der erschossen wurde, weil er in Verdacht stand, ein Transistorradio gestohlen zu haben? Die Schergen des bürgerlichen Staatsapparates, ohne daß diese Morde jemals Gegenstand eines Prozesses vor den bürgerlichen Klassengerichten werden! Wie sehr die Bourgeoisie fürchtet, daß das Volk den Unterdrückungscharakter des bürgerlichen Staatsapparates erkennt, zeigt insbesondere, daß zwar in jedem Jahr ausführliche Statistiken darüber herausgegeben werden, wieviele Polizisten auch nur eine Schramme während des Dienstes davongetragen haben. Wieviele Menschen dem Terror des Staatsapparates in der BRD jährlich zum Opfer fallen, verschweigt die Bourgeoisie. Alle fortschrittlichen Journalisten, die bisher versuchten, dies zu ermitteln, scheiterten am koordinierten Schweigen der Polizeibehörden."
=Rote Hilfe Nr.1,Dortmund o.J. (1973),S.9f
Oktober 1973:
Der KAJB Mannheim/Heidelberg/Wiesloch gibt die Nr.9 seiner 'Kommunistischen Jugendzeitung' (vgl. 15.9.1973, 13.11.1973) spätestens heute heraus, die sich mit der Erschiessung von Erich Dobhardt in Dortmund-Brackel befaßt.
=Kommunistische Jugendzeitung Nr.9,Mannheim Okt. 1973
01.10.1973:
In Dortmund erscheint vermutlich in dieser Woche die auf Oktober datierte Nr.2 der Zeitschrift 'Für ein freies Jugendzentrum' (vgl. Aug. 1973, 5.11.1973) Des Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ).
Der Artikel "Oesterholzstraße 91" geht u.a. darauf ein, "warum einige von uns vorschlagen wollen, das Haus Erich-Dobhardt-Haus zu nennen". Dabei geht man zunächst davon aus, daß "der Mord an Erich eine Koproduktion von Jugendamt und Polizei" war:"
Das Jugendamt ist sofort als Helfer der Arbeitgeber und anderer Leute, die daran interessiert sind, daß das Eigentumsdenken wie ein Heiligtum bewahrt bleibt, daß alles mit Fug und bürgerlichem Recht geschieht, aufgetreten und hat mit der eingeleiteten Kriminalisierung die Existenz der betroffenen Jugendlichen zu zerstören begonnen. An Erich Dobhardt ist es ihnen vollständig gelungen. Er wurde wie ein Amokläufer gejagt, weil er u.a. in eine Gartenlaube eingebrochen war. Das städtische Jugendheim Nord ist eine akute Bedrohung der Jugendlichen. Erich war bei seiner Verfolgung einige Zeit vor seiner Ermordung auch zu Gast in der einzigen Einrichtung des Dortmunder Jugendamtes im Dortmunder Norden, wo wir unser Jugendzentrum aufbauen wollen, dem Jugendheim Nord. Dieses Jugendheim ist eine Jugendschutzstelle, hat Einzelzellen und 3 Leute, die im Jahr an die 100 000 DM kosten, die dort aufgegriffene Jugendliche bewachen sollen".
=Für ein freies Jugendzentrum Nr.2,Dortmund Okt. 1973
02.11.1973:
In Dortmund rief der Aktionskreis Jugendzentrum (AKJZ) zu einer Großveranstaltung auf (vgl. 29.10.1973). Im Dortmunder Norden wird, laut und mit KJV der KPD, das Haus Oesterholzstr.91 im Anschluß an eine Demonstration des Aktionskreis für ein freies und selbstverwaltetes Jugendzentrum (JZ) besetzt. Laut 'Kämpfende Jugend' des KJV wird im "Anschluß an eine Vollversammlung, an der sich auch bereits Anwohner beteiligten", einstimmig beschlossen, das besetzte Haus in der Oesterholzstraße, 'Erich-Dobhardt-Haus' zu nennen.
=Kämpfende Jugend Agitationsheft Nr.4,Dortmund März 1974,S.11f
Januar 1974:
In Dortmund erscheint die erste und letzte Nummer des 'Info der Parteilosen im Aktionskreis JZ' (AKJZ).
Es handelt sich hierbei um eine Gruppierung, die der 'Wir wollen alles' (WWA) nahesteht. U.a. heißt es:"
Der Unterschied zwischen uns und dem KJV besteht nicht in einer unterschiedlichen Haltung zum Kapitalismus: wir wie sie wollen ihn gewaltsam abschaffen, sondern darin, daß diese Gruppe es offenbar nicht begreift, daß Erich Dobhardt nicht durch die Existenz der KPD gerettet worden wäre, sondern dadurch, daß er einen Platz gehabt hätte, wo er seinen Bedürfnissen hätte nachgehen können. Schließlich wollte er seine Freundin besuchen und nicht aus der Illegalität den Kampf gegen die arbeiterfeindliche Brandtregierung organisieren."
=Info der Parteilosen im Aktionskreis Nr.1,o.O. (Dortmund) Jan. 1974
15.04.1974:
In Dortmund geben vermutlich die Ortsleitungen (OL) der KPD und ihres KJV vermutlich in dieser Woche das folgende Flugblatt heraus:"
MAIVERANSTALTUNG DER KPD UND KJV
TROTZ VERBOT - DER 1.MAI BLEIBT ROT - das war die Parole, unter der die KPD vor einem Jahr am 1.Mai das Demonstrationsverbot der SPD-Regierung in Dortmund durchbrach und zusammen mit den Abeitern und Werktätigen Dortmunds das demokratische Recht erkämpfte, am 1.Mai unter roten Fahnen für die Interessen der Arbeiterklasse und für den Sozialismus auf die Straße zu gehen.
Das vergangene Jahr des Kampfes der Partei hat gezeigt, daß Verbotsdrohungen und Unterdrückungsmaßnahmen erfolgreich bekämpft werden können, wenn man den organisierten Widerstand entgegensetzt. Es hat auch gezeigt, daß die herrschende Klasse nicht nur die Kommunisten zu unterdrücken versucht, sondern mit ihrem Gewaltapparat jeden bedroht: So wurde der 17-jährige Erich Dobhardt (vgl. Dortmund - 21.8.1973,d.Vf.) erschossen, weil er sich nicht freiwillig verhaften ließ.
So wurden Jugendliche (des AKJZ,d.Vf.) verprügelt, weil sie für ein freies Jugendzentrum eintraten, so wurden Kommunisten verurteilt, weil sie die kapitalistische BRD einen Ausbeuterstaat nannten.
Aus diesen Erfahrungen demonstrieren wir am 1.Mai gegen Entrechtung und Unterdrückung,
- für Rede- und Versammlungsfreiheit im Betrieb und auf der Straße
- gegen Polizeiwillkür und bürgerliche Klassenjustiz
- für freie politische Betätigung für Ausländer und ihre Organisationen!"
=KPD und KJV-OL Dortmund:Maiveranstaltung der KPD und KJV,Dortmund o.J. (1974)
26.04.1974:
Das Gewerkschaftliche Maikomitee Dortmund der KPD (vgl. 24.4.1974, 29.4.1974) gibt vermutlich heute eine weitere Ausgabe seiner Zeitung '1.Mai Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse' heraus. Um letzten Artikel wird gefordert:"
FÜR EIN FREIES JUGENDZENTRUM! ...
Die Jugendlichen durften keine Flugblätter verteilen, ihre Demonstrationen wurden von der Polizei zusammengeschlagen.
Deshalb besetzten junge Arbeiter, Lehrlinge und Schüler im November ein seit Jahren leerstehendes Haus in der Oesterholzstraße. Sie hatten erkannt, daß man durch Verhandlungen nichts erreicht, sondern nur durch den gemeinsamen Kampf.
Das Haus erhielt den Namen 'Erich-Dobhardt-Haus' - nach einem im letzten Jahr von der Polizei hinterrücks erschossenen Jugendlichen. Viele Dortmunder Jugendliche kamen dorthin und arbeiteten mit."
=1.Mai Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse o.Nr.,Dortmund o.J. (Apr. 1974)
24.06.1974:
In Dortmund findet, laut KPD, vermutlich in dieser Woche der Prozeß zum 'Polizeimord an Erich Dobhardt' statt, wozu es ein Erich Dobhardtkomitee gibt.
Die KPD und ihre Rote Hilfe (RH) e.V. führen dazu eine Kundgebung in der City durch.
=Rote Fahne Nr.27,Dortmund 3.7.1974
01.07.1974:
In Dortmund ergeht, laut KJV (vgl. 10.7.1974), das Urteil im Erich-Dobhardt-Prozeß.
Q: Kämpfende Jugend Nr.13,Dortmund 10.7.1974,S.8
08.03.1976:
Die Ortsgruppe (OG) Dortmund der Roten Hilfe (RH) e.V. der KPD gibt vermutlich in dieser Woche das folgende Flugblatt heraus:"
KÄMPFT MIT IN DER ROTEN HILFE GEGEN DEN ABBAU DER DEMOKRATISCHEN RECHTE DES VOLKES! ...
H. Brentzel und W. Schmid haben sehr viele Kommunisten und fortschrittliche Menschen in politischen Prozessen und Arbeitsgerichtsprozessen vertreten. So hat z.B. Hugo Brentzel den Vater von Erich Dobhardt vertreten (Der 17-jährige Erich Dobhardt wurde im Sommer 1973 (vgl. 21.8.1973,d.Vf.) von einem Polizisten erschossen.).
FREISPRUCH FÜR DIE RECHTSANWÄLTE HUGO BRENTZEL UND WOLFGANG SCHMID!
Solche Anwälte braucht die Arbeiterklasse! ...
SPENDET FÜR DIE VON DER KLASSENJUSTIZ VERFOLGTEN!"
=RH e.V.-OG Dortmund:Kämpft mit der Roten Hilfe gegen den Abbau der demokratischen Rechte des Volkes!,Dortmund o.J. (März 1976)
31.05.1976:
In Dortmund findet, laut KPD, vermutlich in dieser Woche ein Prozeß statt, bei dem wegen der Maidemonstration 1975 (vgl. 2.2.1976) zwei Geldstrafen verhängt werden.
Die Ortsleitung (OL) Dortmund der KPD gab dazu das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von M. Brentzel, Dortmund, Münsterstr.95 heraus:"
POLIZEIüBERFALL AUF ROTE 1.MAI DEMONSTRATION! DEMONSTRANTEN VOR GERICHT! ...
Erinnern wir uns an den Prozeß (vgl. S1.**.197*,d.Vf.) gegen den Mörder von Erich Dobhardt (vgl. 21.8.1973,d.Vf.), in dem der Polizeischütze freigesprochen wurde."
=KPD-OL Dortmund:Polizeiüberfall auf rote 1.Mai Demonstration! Demonstranten vor Gericht!,Dortmund o.J.
28.06.1976:
In Köln sollte, laut KPD, der 'Rote Fahne' (RF) Prozeß gegen Willi Jasper beginnen (vgl. 21.6.1976), weil die RF die Tötungen von Günther Routhier in Duisburg (vgl. **.*.1974), Erich Dobhardt in Dortmund (vgl.*21.8.1973) und Manfred Rohs in Köln (vgl. **.**.197*) durch Polizeibeamte als 'Polizeimord' bezeichnete. Der Prozeß wird aber vorerst ausgesetzt (vgl. 19.8.1976).
=Rote Fahne Nr.23, 24, 25 und 26,Köln 9.6.1976, 16.6.1976, 23.6.1976 bzw. 30.6.1976;
Rote Fahne Pressedienst Nr.24 und 25,Köln 15.6.1976 bzw. 22.6.1976
20.09.1976:
Der KJVD der KPD, vermutlich das RK NRW, gibt vermutlich Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt heraus:"
FREIHEIT FÜR DIE KOMMUNISTISCHE PRESSE!
FREISPRUCH FÜR RUTH HAASE! ...
Was hat das vielgepriesene 'Modell Deutschland' gebracht: Berufsverbotegesetz (BV,d.Vf.), Legalisierung des gezielten Todesschusses durch die Polizei, 'Antiterroristengesetz'!
Diese Gesetze richten sich vor allem gegen die Kommunisten, sie treffen aber jeden aufrechten Demokraten. Die unter der SPD-Regierung ausgedehnte Praxis der Berufsverbote zeigt: Jeder, der seine erkämpften demokratischen Rechte wahrnimmt, jeder, der auch nur im Verdacht steht, er könne oppositionelle Gedanken hegen, gilt als Feind der freiheitlich-demokratischen Grundordnung (FdGO,d.Vf.).
Die Erschießung des Dortmunder Lehrlings Erich Dobhardt (vgl. 21.8.1973,d.Vf.), Ergebnis dieser hysterischen Hexenjagd der Polizei, ist jetzt gesetzlich abgesichert!"
=KJVD:Freiheit für die kommunistische Presse! Freispruch für Ruth Haase!,Dortmund o.J. (Sept. 1976)
24.01.1977:
Die OG Dortmund der Roten Hilfe (RH) e.V. der KPD gibt vermutlich Anfang dieser Woche das folgende Flugblatt heraus:"
SCHLUSS MIT DER VERFOLGUNG FORTSCHRITTLICHER RECHTSANWÄLTE!
KEINE VERURTEILUNG DER RECHTSANWÄLTE BRENTZEL UND SCHMID WEGEN BELEIDIGUNG! ...
Hugo Brentzel und Wolfgang Schmid sind vielen Dortmundern als Anwälte bekannt, die vor Gericht entschieden die Interessen ihrer Mandanten vertreten. In zahlreichen Prozessen gegen Kommunisten und fortschrittliche Menschen haben sie ihre Kenntnisse in den Dienst des Volkes gestellt.
Hugo Brentzel hat zum Beispiel den Vater des von der Polizei erschossenen 17-jährigen Erich Dobhardt (vgl. 21.8.1973,d.Vf.) vertreten."
=RH e.V.-OG Dortmund:Schluß mit der Verfolgung fortschrittlicher Rechtsanwälte!,Dortmund o.J. (Jan. 1977)
21.04.1980:
Laut 'Westfälischer Rundschau' wird das ZDF heute "den tragischen Fall des 17jährigen Dobhardt aufrollen" (vgl. 21.8.1973):"
Der Fall des 17jährigen Erich Dobhardt, der 1973 in Dortmund von einem Polizisten erschossen wurde, wird am 21. April um 20 Uhr 15 Gegenstand einer ZDF-Sendung aus der Reihe 'Wie würden sie entscheiden?' sein. Titel des sowohl menschlich als auch rechtlich interessanten Falls: 'Unmittelbarer Zwang'. Er bezieht sich auf das Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH,d.Vf.), der den damals 31jährigen Schützen Wolf D. freisprach, weil er aus unmittelbarem Zwang zur Waffe gegriffen habe. Der Dortmunder Rechtsanwalt Wilhelm Krekeler war wesentlich an der Erarbeitung des Stoffs für den Fernsehredakteur Gerhard Jauch beteiligt. Verteidiger des Todesschützen war damals Gisbert Nathaus, der durch seine Revision den für Laien unverständlichen Freispruch für Kriminalobermeister Wolf D. erreichte. Ganz gegen die üblichen Gepflogenheiten fällten die obersten Richter das neue Urteil selbst und gaben den Fall nicht an das Landgericht zurück. Der Polizeibeamte war in erster Instanz von der 11. Strafkammer des Landgerichts Dortmund unter Vorsitz von Richter Korn zu sechs Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt worden. Begründung: der Beamte hätte die Waffe nicht ziehen dürfen. Schon an diesem Richterspruch kritisierte die Öffentlichkeit damals eine zu große Milde. Während der Verhandlung gab es Unmutsäußerungen der Zuhörer, besonders als ein Sachverständiger der Polizei auftrat. Wolf D. hatte jedoch von Anfang an versichert, er habe den 17jährigen nicht gezielt erschossen. Der Junge war am 15. Juli 1973 aus einem Fürsorgeheim bei Herford geflohen, übernachtete in Gartenlauben, beging mehrere Diebstähle und entkam. Wieder auf der Flucht, lief er am Borsigplatz dem Kriminalobermeister in die Arme. der verfolgte den Jungen und schoß ihm in den Rücken, nachdem Dobhardt die Aufforderung, stehenzubleiben, ignoriert hatte".
=Westfälische Rundschau,Dortmund 3.4.1980
Letzte Änderungen: 1.8.2010.
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