Pädagogische Hochschule Dortmund: AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung, Nr. 9, o. J. (Feb. 1972)

07.02.1972:
An der PH Dortmund erscheint die 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' Nr. 9 vermutlich heute (vgl. 2.2.1972, Apr. 1972) mit zehn Seiten DIN A 4 und folgendem Inhalt:
1. AStA sorgt für Studentenkinder.
2. Die Chance zur Anpassung. Urs Jaeggi zum 'Zweiten Bildungsweg' (ZBW - vgl. Feb. 1972)
3. Wahlk(r)ampf an der PH.
4. Letzte Meldung. Studentische Krankenversicherung.
5. Die Kandidaten des PGH/ESG-Gruppe.

Unverändert sind die Termine der ESG und PGH, hingewiesen wird auf die SK-Wahl am 8. und 9.2.1972 in der Mensa und im Aufenthaltsraum Kreuzstraße.

Angekündigt wird:"
DOS meldet sich mit der 10. Ausgabe nach dem Semesterferien zurück. (Extrablätter sind nicht auszuschließen, sonst wären sie keine.)"

Zu 1 heißt es:"
ASTA SORGT FÜR STUDENTENKINDER

Hallo Studentenkinder! Hallo Angela, Michael, Frank, Sabine, Mirjam und Knut oder wie Ihr auch heißt! Ihr werdet bereits erwartet. Sechs Plätze im Kinderladen stehen für Euch bereit. Der AStA hat mit dem Aktionskreis Kritischer Kindergarten vereinbart: Ab sofort und so weiter stehen sechs Plätze für Kinder von PH-Studenten im Kinderladen bereit. Bei uns im Kinderladen ist was los! Erwachsene werden zwar geduldet, aber sie haben nicht viel zu sagen, zum Glück… Wir sind zur Zeit 13. Leider müssen ein paar von uns demnächst zur Schule, mit denen kann man dann nur noch nachmittags spielen. Aber deshalb freuen wir uns schon auf Euch. Kommt mal vorbei und guckt Euch unseren Laden an! Bald, wenn's geht, sonst sind die besten Plätze weg!

Nachdem in vergangenen Jahren bereits mehrfach Versuche gescheitert sind, einen Kindergarten speziell für die PH zu gründen, ist es dem gegenwärtigen AStA gelungen, in Verhandlungen mit dem Aktionskreis Kritischer Kindergarten e.V. eine Belegungsvereinbarung zu treffen. Danach können sechs Plätze in dem nach repressionsfreiem Modell arbeitenden Kinderladen des Vereins von PH-Studentenkindern belegt werden. Obwohl gegenwärtig bereits fünf Kinder von PH-Studenten dort betreut werden, hat der Aktionskreis dem AStA angeboten, auch die demnächst infolge Einschulung freiwerdenden fünf bis sechs Plätze schon jetzt übergangsweise mit Kindern von PH-Studenten zu besetzen.

Besonders günstig wären: ein Mädchen im Alter von ca. 2 3/4 Jahren, 4 bis 5 Kinder im Alter von 3 1/2 bis 4 1/2 bis 5 1/2 Jahren.

Der vom Aktionskreis Kritischer Kindergarten e.V. (AKK) betriebene und staatliche anerkannte Kinderladen befindet sich in PH-Nähe (Ecke Große Heimstraße 62/Essenerstraße). Der Laden wurde von den Eltern des Kreises in Selbsthilfe eingerichtet und zuletzt mit einer Gaszentralheizung und einer den Vorschriften für Kindergärten entsprechenden sanitären Einrichtung ausgestattet. Telefon des Ladens: 100929.

Die Kinder werden gegenwärtig vormittags von 8-13 Uhr von einem im Turnus wechselnden Elternteil und einer Fachlehrerin für Kunst und Werken betreut. Für die Nachmittage hat der Kreis das Modell der Familienbetreuung entwickelt, nachdem die Kinder in kleinen Gruppen zu vorher bestimmten Familien des Kreises gehen und dort bis gegen 16 Uhr betreut werden. In den Familien essen sie auch zu Mittag.

Für die Aufnahme von neuen Kindern hat sich der Elternkreis die folgenden Richtlinien gegeben:
'Grundsätzlich sollten die Eltern von Kindern, die in den Kinderladen aufgenommen werden von folgender Einstellung ausgehen: Wir akzeptieren das Kind als gleichwertigen Partner. Wir bemühen uns, dem Kind unser Verhalten und unsere Entscheidungen rational einsichtig zu machen.

Zwang wird nur dann in Kauf genommen, wenn ansonsten unmittelbarer Schaden für das Kind oder Dritte entstehen würde.

Wir sind für eine sexualbejahende Erziehung, die die Sexualität des Kindes weder herausstellt noch problematisiert.

Konflikte, Unsicherheiten, Erziehungsfehler versuchen wir gemeinsam mit anderen zu durchdenken und eine gemeinsame Erziehungskonzeption zu entwickeln.

Zu diesem Zweck treffen wir uns regelmäßig einmal in der Woche. Ehe ein Kind aufgenommen werden kann, müssen die Eltern bzw. ein Erziehungsberechtigter vorher am Treffen des Mitarbeiterkreises regelmäßig und aktiv teilgenommen haben. Über die endgültige Aufnahme entscheidet jedoch der Sozialisationsstand des Kindes. Selbstverständlich können Kinder nur soweit Plätze in den drei vertretenen Altersgruppen zur Verfügung stehen, aufgenommen werden.'

Die Teilnahme an den wöchentlichen Elternabenden Donnerstagsabends ab 20 Uhr 30 im ESG-Heim, Lindemannstraße 68, ist für Eltern verpflichtend und für Interessierte jederzeit offen. Hier wird die pädagogische Arbeit im Laden besprochen, werden alle Aktivitäten des Kreises geplant. Der Kreis entscheidet auch über Neuaufnahmen.

Die finanzielle Regelung sieht gegenwärtig vor, daß sich die Eltern mit 5% eines modifizierten Netto-Einkommens bis 800 DM und mit 10% vom modifizierten Netto-Einkommen über 800 DM an den Unkosten der Kinderbetreuung beteiligen. (Netto-Einkommen gleich Brutto minus Steuern und Soz. Vers. Modifiziert wird das Netto-Einkommen durch Abzug einer Pauschale von 250 DM, der Krankenversicherung und von 150 DM für das Zweitkind, das nicht im Laden betreut wird.)

Der AKK ist eine Elternselbsthilfeorganisation, die vor 2 1/2 Jahren auf Initiative der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) zu Stande kam. Er ist als gemeinnütziger Verein eingetragen und dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV,d.Vf.) angeschlossen. Der von ihm betriebene Kinderladen wird von Stadt- und Landesjugendamt gefördert. Der AStA der PH hat mit der Belegungsvereinbarung ebenfalls eine Förderung aufgenommen, die es dem AKK ermöglicht, bei hohem Betreuungskostenniveau (z.Zt. je Kind durchschnittlich über 100 DM Elternbeteiligung) auch Kinder von einkommensschwachen Studentenehepaaren aufzunehmen.

Mit der PH Dortmund arbeitet der AKK seit Beginn seines Bestehens pädagogisch zusammen. Die Zusammenarbeit drückte sich nicht zuletzt in dem einstimmigen Beschluß der Abteilungskonferenz vom 13.1.1971 aus, dem AKK die Räume der Ostdeutschen Forschungsstelle im ehemaligen Rektoratsgebäude zur Verfügung zu stellen.

Die Ausführung dieses Beschlusses scheiterte bisher an der allgemeinen Raumnot der PH. Der AStA wird sich jedoch weiterhin intensiv dafür einsetzen, daß die zugesagten Räume bald für den Kinderladen frei werden, damit die Kindergruppen erweitert und folglich mehr Studentenkinder einen Platz im Kinderladen bekommen können.

Anmeldungen und nähere Auskünfte entweder über den AStA (vormittags von 9 - 13 Uhr) oder direkt über den Aktionskreis Kritischer Kindergarten.
Büro: Lindemannstraße 68, Telef. 12 10 13.
Laden: Große Heimstraße 62,
Telef: 10 09 29.

Zusammenkünfte von Eltern und Interessenten jeden Donnerstag ab 20 Uhr 30 im ESG-Zentrum, Lindemannstraße 68.

Der AStA wird die Studentenschaft auch in Zukunft über die Zusammenarbeit mit dem Kinderladen unter- und ein Brett für alle Kinderladeninformationen neben dem AStA-Informationsbrett einrichten."

In einem Artikel heißt es zu den Studentenkonferenz (SK) Wahlen am 8./9.Feb. 1972:"
'WAHLK(R)AMPF AN DER PH'

Seit zwei Wochen tobt an der PH der Wahlkampf. Die Wände sind ihrer kahlen Pracht beraubt, bunte Plakate der sechs Gruppen, die um die Wählergunst buhlen, zieren die PH.

Emotionen werden geweckt, Popmusik ersetzt Argumente, 'Machenschaften' werden bloßgelegt. Kommunistenhaß und Abwehr der Rechten verdrängen Sachlichkeit der Arbeit.

Wo es um Bestehen der verfaßten Studentenschaft geht, ein Problem also, daß DOS als erste in die Mitte der Studenten trug, meldet sich jede Gruppe zu Wort, freilich ohne die Hintergründe offenzulegen.

Wo man während des Semesters nichts hörte, werden Stimmen laut, die glauben machen wollen, zu diesem AStA habe eine wirkliche Alternative bestanden. Der AStA, das heißt, die Gruppen PGH/ESG, GEW und SHB geben Rechenschaft über ihre Arbeit. Andere Gruppen fordern jedoch, was längst geschah (Beispiel: Kindergarten, Information zur Hochschulgesetzgebung).

Eine Papierflut ergießt sich über die Wähler, gerade von denen, die sich während des Semesters mit Informationen nicht hervorgetan haben (Wir rechnen den 'Scheibenwischer' nicht als solche, weil Buchauszüge von Spoerl und RCDS-Interna nicht dazu beitragen, über das Hochschulgeschehen zu informieren).

Die Wahl am 8. und 9. Februar wird zeigen, ob die Wirkung dieses Wahlk(r)ampfes über die geleistete Arbeit siegen wird.

Wir wünschen allen Gruppen, daß man ihre Wahlparolen an ihrer Arbeit messen wird."

Die Wahl soll am 8./9.2.1972 im Mensa-PH-Hauptgebäude (Kreuzsstraße - Kelleraufenthaltsraum) stattfinden."

Es erscheint auch die:"
LETZTE MELDUNG (STUDENTISCHE KRANKENVERSICHERUNG)

Es geht um die studentische Krankenversicherung.

Die Mitgliederversammlung der Deutschen Studenten Krankenversicherung (vgl. S8.2.1972,d.Vf.) hat mit 44 Stimmen bei 24 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen beschlossen, den Semesterbeitrag von 89 DM auf 115 DM anzuheben.

Dieser Mehrbetrag von 26 DM soll aber nicht von den Studenten getragen werden, sondern von den Studentenwerken, die zu diesem Zweck bezuschußt werden.

Bisher ist die PH-Dortmund nicht Mitglied der DSKV.

Zur Zeit besteht gar keine einheitliche Krankenversicherung für die Studenten der PH.

Wie sich das weiterentwickeln wird, muß in der nächsten Zeit geklärt werden.

Der zur Zeit amtierende AStA wird sich mit diesem Problem befassen und die Studenten weiterhin informieren."

Zu den SK-Wahlen werden die "Kandidaten der PGH/ESG-Gruppe auf Liste 2 vorgestellt:
- …, Sozialreferentin des AStA, Vorsitzende des Vorstands des Studentenwerks (StW) Dortmund;
- …, SK-Präsident, Mitglied der Fächergruppe Pädagogik;
- …, Sozialreferentin des AStA;
- …;
- …, Sozialreferentin des AStA;
- …, Mitglied der Fächergruppen Sprachen, Fachsprecher Englisch;
- …, Mitglied der Fächergruppe Psychologie;
- …;
- …, Mitglied der Fächergruppe Biologie;
- …;
- …, SK-Mitglied;
- ….
Q: AStA PH Dortmund: AStA-Information Nr. 9, Dortmund o.J. (Feb. 1972)


[ Zum Seitenanfang ]   [ vorige Ausgabe ]   [ nächste Ausgabe ]   [ Übersicht ]   [ MAO-Hauptseite ]