Pädagogische Hochschule Dortmund: AStA-Information, Nr. 1, 18. Nov. 1971

18.11.1971:
An der PH Dortmund erscheint erstmals die 'AStA-Information' (vgl. 24.6.1971, 24.11.1971) mit 8 Seiten DIN A 4. Redaktionsmitglieder sind Mitglieder des Projektbereichs Gesamthochschule (PGH). Im Vorwort heißt es:"
Der AStA der PH, der aus den Gruppen PGH, GEW und SHB besteht und vom PGH getragen wird, hat beschlossen, zwecks besserer und schnellerer Information der Studentenschaft wöchentlich (an jedem Mittwoch) diese Informationsschrift herauszugeben.

In ihr sollen aktuelle Probleme, die im Interesse aller Studenten liegen, publiziert und kommentiert werden, da SaW ('Schwarz auf Weiß',d.Vf.) dieser Aufgabe nicht gerecht wird. Es ist geplant, diese Informationsschrift auch an der Fachhochschule (FHS,d.Vf.) Dortmund zu veröffentlichen. Wir fordern alle Studenten auf, sich durch Beiträge an der Arbeit des Redaktionskollektivs zu beteiligen."
Als Kontaktadresse wird angegeben: ESG-Heim, Lindemannstraße 68 oder AStA. Redaktionsschluß soll sein am Freitag um 12 Uhr.

Inhalt der Zeitung ist:
1. SV (Studentenvollversammlung (vgl. 8.11.1971,d.Vf.)).
2. HRG (Hochschulrahmengesetz).
3. Studentenwerk.
4. Information der HPI (Heilpädagogisches Institut).
5. Kurzinformation aus dem sozialen Bereich.
6. Abkürzungskatalog.

Zum HRG heißt es:"
VERABSCHIEDUNG DES HRG (HOCHSCHULRAHMENGESETZ) NOCH IN DIESEM SEMESTER!

Ende November wird das HRG in der 2. Lesung im Bundestag behandelt; die Verabschiedung ist für März 1972 vorgesehen.

Es ist also wieder einmal, wie z.B. beim NRW-Hochschulgesetz, die Verabschiedung eines Gesetzes in die Semesterferien verlegt, um studentische Proteste abzublocken.

Das HRG ist der KERN einer Vielzahl von Gesetzen, die das Hochschulwesen betreffen: BAFÖG, Bundesstatistikgesetz (BSG), GraFÖG, Ausländergesetz, Hochschulbauförderungsgesetz etc. Kern deshalb, weil sich alle anderen Hochschulgesetze mehr oder weniger auf das HRG beziehen. Beispiel: HRG fordert dreijähriges Regelstudium. Das wird durchgesetzt durch das BAFÖG: Höchstförderungsdauer 3 Jahre!

Das HRG bedingt, daß nur einige Auserlesene nach GraFÖG weitergefördert werden. Dies sind zwei Beispiele für die staatliche Reglementierung, die durch das HRG und die anderen oben genannten Gesetze erreicht werden soll.

Gegen diese Reglementierung müssen wir uns zu Wort setzen!

Dies können wir aber nur erfolgreich durchführen, wenn wir genauestens über das HRG informiert sind. ZU DIESEM ZWECK WIRD IN DEN NÄCHSTEN AUSGABEN DES ASTA-INFO AUSFÜHRLICH WEITERBERICHTET WERDEN."

Zum Studentenwerk heißt es:"
DAS STUDENTENWERK DORTMUND - INFORMATION UND HINTERGRÜNDE

Ende des Sommersemesters 1971 wurde das Studentenhilfswerk der PH Mitgliedv des Studentenwerks der Uni Dortmund e.V., das daraufhin in Studentenwerk Dortmund e.V. umbenannt wurde.

Seit Beginn dieses Semesters hat das Studentenwerk Dortmund wesentliche Aufgaben, die die Studentenschaft der PH betreffen übernommen - nämlich die Förderung nach BAFÖG (Bundesausbildungsförderungsgesetz) und die Mensa. Das Studentenwerk nimmt die Förderung für den gesamten Hochschulbereich Dortmunds wahr (PH, FH, HPI, Uni).

Da die Masse der Studenten im südlichen Stadtzentrum studiert und wohnt, sollte man meinen, daß zumindest die Förderungsabteilung sich auch dort befindet. Aber es scheint, daß es im Interesse der Studenten liege (denn nur diese sollte das Studentenwerk vertreten!) den umständlichen Weg nach Eichlinghofen auf sich zu nehmen, wenn Fragen zur Förderung auftauchen. Gewiß, es gibt die Möglichkeit für PH Studenten, jeden Montagmorgen im H II Fragen an Herrn Schütte (übrigens der einzige Mann im Studentenwerk, der über das BAFÖG und die Ausführungsbestimmungen Bescheid weiß, laut Auskunft des Geschäftsführers) zu richten, individuelle Beratung jedoch ist nicht möglich.

Die Zustände in der Mensa spotten jeder Beschreibung. Und wer glaubt, nach dem Umzug auf die Hauptbaufläche (sprich Acker) würden die Zustände besser werden, der irrt! Bis 1975 wird eine provisorische Mensa im PH-Gebäude eingerichtet, weil der Bau der Zentralmensa noch Jahre auf sich warten lassen wird.

Um die Zustände, wie wir sie derzeit antreffen, ein wenig zu mildern, hat der studentische Vertreter der PH (Ingrid Borek, gleichzeitig Vorsitzende des Vorstandes des Studentenwerkes) den Verkauf von Chips vorgeschlagen, um die Kasse an der Essensausgabe zu entlasten und den Durchlauf zu beschleunigen.

Auch in Fragen des Umzugs hat der studentische Vertreter der PH Initiative ergriffen und dem Studentenwerk Räume angeboten.

Soweit die Aufgaben des Studentenwerks, die die Studentenschaft der PH betreffen. Weiterhin untersteht dem Studentenwerk die Mensa und das Wohnheim der Uni.

Welche Perspektive ergibt sich für die Studentenschaft?

Der SVI (Studentenverband der Ingenieurschulen,d.Vf.) hat an die Studentenwerke NRW's einen offenen Brief gerichtet (im AStA erhältlich), in dem er die Tendenzen offenlegt, daß aus den Studentenwerken - bisher eingetragener Verein - Anstalten des öffentlichen Rechts werden sollen, denn nur diese können öffentliche Gelder verwalten und verteilen. Damit ist den Studenten jegliche Möglichkeit der Einflußnahme genommen. Weiterhin sind die Ausführungsbestimmungen des BAFÖG weder den studentischen Vertretern in den Studentenwerken noch den ASten bekannt.

Die Tendenz der Gesetzgeber geht dahin, den Studentenwerken alle bisherigen Aufgaben bis auf die Durchführung der Förderung nach BAFÖG zu nehmen.

Der AStA der PH Ruhr Abteilung Dortmund wird untersuchen, inwieweit die vom SVI aufgezeigten Tendenzen auf das Studentenwerk Dortmund zutreffen, inwieweit es sinnvoll und im Interesse der Studentenschaft ist, dort weiterhin einen Vertreter zu entsenden. Der PGH, als die den AStA tragende Gruppe arbeitet bereits an der inhaltlichen Klärung dieser Frage und wird das Ergebnis in Kürze veröffentlichen.

Anhand der anfangs festgestellten chaotischen Zustände in Dortmund läßt sich eine Studentenfeindlichkeit feststellen; aber ist diese Studentenfeindlichkeit auf widrige örtliche Zustände zurückzuführen, oder ist sie Bestandteil des Trends, der sich in der studentenfeindlichen Gesetzgebung (HRG, BAFÖG, Hochschulstatistikgesetz etc.) zeigt?

Der AStA, d.h. die Gruppen PGH, SHB und GEW werden diese Frage untersuchen und die Studentenschaft weiterhin informieren."

Als nächster Artikel erscheint eine:"
INFORMATION DES HPI (HEILPÄDAGOGISCHES INSTITUT)

Was geschah am Heilpädagogischen Institut (HPI)?

Im Wintersemester 1970/1971 führte der Landesrechnungshof an der PH Ruhr Abteilung für Heilpädagogik eine Haushaltsprüfung durch.

Bei dieser wurden erhebliche Fehlbestände festgestellt. Dieses hatte zur Folge, daß der Abteilung der Vorwurf gemacht wurde, die Haushaltsgrundsätze gröblich verletzt zu haben.

Weiterhin wurde der Haushalt um 2 X 20 000 DM gekürzt. Diese Kürzung wurde jedoch inzwischen wieder aufgehoben.

Dies ganz allgemein.

Bemerkenswert ist nun folgendes: Der Bericht trug das Datum des 4.2.1971 und traf am 11.2.1971 an der Hochschule ein. Ein Angehöriger der Verwaltung wurde vom Kanzler beauftragt, die Fehlbestände zu klären. Erst am 28.5. wurde die Abteilungskonferenz vom Dekan über diese Vorkommnisse unterrichtet.

Jedoch lag der Abteilung leider nur ein gekürztes Exemplar des Prüfungsberichtes vor, da jemand einen Teil desselben abgeschnitten hatte. Inzwischen wurde festgestellt, daß dieser Jemand der Kanzler war. Auf eine Anfrage an den Kanzler, Herrn Westermann, im Senat, aus welchen Gründen er den Bericht des Landesrechnungshofes gekürzt habe, wich dieser aus, daß diese Anfrage dem Senat schriftlich vorgelegt müsse.

Der AStA besorgte daraufhin den fehlenden Teil des Berichtes aus Düsseldorf. In diesem fehlenden Teil stand zu lesen, daß einem Seminarleiter aus Forschungsmitteln 3 000 DM zur Verfügung gestellt worden waren, eine mobile Funkanlage zu kaufen. Diese Anlage war auch vorhanden. Jedoch hatte dieser Seminarleiter aus Landesmitteln in seinem Wohnsitz eine weitere Funkanlage im Wert von mindestens 18 000 DM stationär errichtet. Der Landesrechnungshof machte ihm zur Auflage diese zu veräußern und den Differenzbetrag zwischen dem Neuwert und dem Verkaufswert aus eigener Tasche dem Lande wieder zuzuführen.

Der AStA des HPI betreibt eine Politik mit folgender Zielsetzung:

1) Die Verwendung von Forschungsmitteln und Seminargeldern aus dem Haushalt muß in der AK der Öffentlichkeit bekanntgegeben werden.

2) Nach Beendigung des Forschungsvorhabens muß der AK ein Rechenschaftsbericht vorgelegt werden!"

Ebenfalls erscheint eine"
KURZINFORMATION AUS DEM SOZIALEN BEREICH

Um die beschissenen Verhältnisse in der Mensa zu verbessern, wird auf Forderungen des AStA die Essensausgabe umgestellt.

Bis spätestens zum 1. Dezember werden folgende Veränderungen vorgenommen:

- Studentische Hilfskräfte verkaufen während einer bestimmten noch festzusetzenden Zeit verschiedenfarbige Chips für die verschiedenen Essen.
- Die Barriere an der Essensausgabe wird somit überflüssig und entfernt.
- Die Kasse wird dann noch für den Cafeteriabetrieb zuständig sein.

Eine weitere Entlastung soll die Einrichtung eines Aufenthaltsraumes bringen.

Nach langen und schwierigen Verhandlungen mit der Verwaltung ist es dem AStA gelungen, einen Raum zu bekommen, der für die gesamte Studentenschaft zentral zu erreichen ist.

Im Augenblick werden die notwendigen baulichen Veränderungen vorgenommen, um den Raum 115 im Hauptgebäude entsprechend herzurichten.

Die offizielle Gründung des Raumes wird noch durch den ASTA bekanntgegeben."

Ebenfalls enthalten ist ein:"
ABKÜRZUNGSKATALOG

AK Abteilungskonferenz
ASTA Allgemeiner Studentenausschuß
BAFÖG Bundesausbildungsförderungsgesetz
BSG Bundesstatistikgesetz
DKP Deutsche Kommunistische Partei
ESG Evangelische Studentengemeinde
FH Fachhochschule
GEW/HG Gewerkschaft für Erziehung u. Wissenschaft/Hochschulgruppe
GraFÖG Graduiertenförderungsgesetz
HPI Heilpädagogisches Institut
HRG Hochschulrahmengesetz
HSBFÖG Hochschulbauförderungsgesetz
KPD Kommunistische Partei Deutschlands
KPD/ML Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten
KSG Katholische Studentengemeinde
KSB/ML Kommunistischer Studentenbund/Marxisten-Leninisten
KSV Kommunistischer Studentenverband
MSB Marxistischer Studentenbund Spartakus
PGH Projektbereich Gesamthochschule
RCDS Ring Christlich Demokratischer Studenten
SaW Schwarz auf Weiß
SHB Sozialdemokratischer Hochschulbund
SK Studentenkonferenz
SV Studentenvollversammlung
SVI Studentenverband der Fachhochschulen in NRW
VDS Verband Deutscher Studentenschaften
VIS Studentenverband der Fachhochschulen in BRD/Westberlin.

Dieser Abkürzungskatalog wird nötigenfalls erweitert."
Q: AStA PH Dortmund: AStA-Information Nr. 1, Dortmund 18.11.1971


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