Die Rote Westfalenwalze - der KPD/ML und KJVD Betriebsgruppe Hoesch-Westfalenhütte Dortmund, Jg. 3, Nieder mit dem Komplott Harders-Pfeiffer!, o. J. (1972)

04.07.1972:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund gibt die KPD/ML-ZB und KJVD Betriebsgruppe vermutlich heute oder morgen eine zweiseitige Ausgabe ihrer 'Roten Westfalenwalze' (vgl. 22.6.1972, 6.7.1972) heraus:"
NIEDER MIT DEM KOMPLOTT HARDERS-PFEIFFER!

'Dortmund (bü) Der Aufsichtsrat der Hoesch AG wird am Mittwoch aller Voraussicht nach - wie bereits berichtet - empfehlen, das 800 Mio.-DM-Investitionsprojekt in Dortmund auf 625 Mio. zusammenzustreichen. - Der ursprünglich geplante Hochofen wird vorerst auf Eis gelegt, statt dessen werden die bestehenden Öfen IV und V ausgebaut.
- Das neue LD-Stahlwerk in Dortmund wird von 265 000 auf 180 000 Tonnen reduziert.
- Die Siemens-Martin-Öfen auf den Werken Westfalenhütte werden nicht stillgelegt, sondern modernisiert und 'entstaubt', so daß die Rohstahl-Produktion in Dortmund ungeschmälert bleiben könnte.'

Das war gestern in der 'Westfälischen Rundschau' (WR - vgl. *.7.1972, d.Vf.) zu lesen. Diese Tatsachen machen endgültig klar, was es mit der Fusion und der Sicherheit der Arbeitsplätze auf sich hat. Ein Stop des Investitionsprogramms hat notwendig zur Folge, daß die Stahlerzeugung in Dortmund schon jetzt rapide eingeschränkt wird, daß im Laufe der Zeit mehrere tausend Hoescharbeiter auf die Straße fliegen. Da zieht auch das Argument nicht mehr, daß die Siemens-Martin-Öfen ausgebaut werden und dadurch einige hundert Arbeitsplätze gesichert bleiben. Denn was heißt es, wenn die Hoeschherren durch den Ausbau der Siemens-Martin-Öfen in der Stahlproduktion konkurrenzunfähig werden? Nichts anderes, als daß die Stahlproduktion in Dortmund nicht mehr auf lange Sicht geplant ist, daß die Stahlproduktion an die Küste verlagert wird. Warum sonst kauft die Hoesch-AG Zechen in USA und Kanada auf, wenn nicht die Stahlproduktion in Zukunft an der Küste liegen soll.

UND WAS SAGEN UNSERE VERTRETER IM AUFSICHTSRAT UND BETRIEBSRAT DAZU?

'Betriebsrat und V-Leute in Dortmund warten noch ab. Grundsätzlich würden sie den Plänen jedoch zustimmen, wenn damit mehrere hundert Arbeitsplätze in den Siemens-Martin-Werken, die bereits auf Stillegung programmiert waren, gesichert bleiben.' (Westf. Rundschau) (WR - vgl. **.*.1972, d.Vf.)

'Bevor Gewerkschaftler und Betriebsräte endgültig zum Kampf gegen den Harders-Kurs antreten, wollen sie von dem Hoesch-General auf einer Aufsichtsratssitzung am Mittwoch dieser Woche ein klares Wort über die Pläne zum neuen Stahlwerk erzwingen. Wenn Harders ausweicht oder das Ende des Stahlwerks bestätigt, gibt es für den Stahlmanager Ärger mit seiner kampferprobten Belegschaft und den Gewerkschaften. Drohte vergangene Woche ein Aufsichtsratsmitglied: 'Dann werden wir unsere Zustimmung zur Fusion zurückziehen'. Und DGB-Funktionär Hensche forderte sogar: 'Dann müßte Harders seinen Hut nehmen.'' (Spiegel) (vgl. 3.7.1972, d.Vf.) 1971 gaben diese 'Arbeitnehmervertreter', die jetzt so groß daherschreien, ihre Zustimmung zur Fusion. Wenn sie jetzt auf den Putz hauen, dann nur deshalb, weil sie uns von 1970 her noch kennen und weil sie Angst vor uns haben. Und was heißt denn Sicherung von einigen hundert Arbeitsplätzen an den Siemens-Martin-Öfen, wenn im Laufe der Zeit einige tausend Kollegen auf die Straße fliegen. Unter solchen Voraussetzungen wollen unsere Betriebsräte und Aufsichtsratsmitglieder zustimmen. Sie trifft es ja nicht! Und was nützt es, wenn 'Harders seinen Hut nehmen muß'? Ein neuer Harders tritt an seine Stelle. Das sind alles leere Worte. Wenn wir uns auf diese Herren verlassen, sind wir verlassen!

Was sagte doch die SPD-Regierung im Januar 1972? Willy Brandt tönte lauthals: es wird in diesem Jahr keine Krisen geben. Dabei muß er wohl so einiges übersehen haben: z.B. Hannover-Hannibal (IGBE-Bereich in Bochum, d.Vf.), HOAG (IGM-Bereich in Oberhausen, d.Vf.) und Hanomag (IGM-Bereich), überall wird dichtgemacht. Den westdeutschen Kapitalisten und ihren Handlangern in der Regierung bleibt nichts anderes übrig. Um ihre aggressive Außenpolitik, ihre Jagd nach Höchstprofiten abzusichern, müssen sie die Wirtschaft immer weiter durchrationalisieren und die Arbeiter immer schärfer ausplündern. Das ist die Politik des westdeutschen Imperialismus. Doch die Arbeiterklasse nimmt überall den Kampf dagegen auf, die Arbeiter von Hanomag gingen mit roten und schwarzen Fahnen auf die Straße (in Hannover in Niedersachsen - vgl. **.*.197*, d.Vf.). Und diese Kämpfe können letztlich nur ein Ziel haben, den Bonner Staat zu stürzen und den Arbeiter- und Bauernstaat zu errichten.

WIE KÖNNEN WIR DEN KAMPF GEGEN DIE FUSION FÜHREN?

Erinnern wir uns, Kollegen, als uns vor 2 Jahren die Hoeschkapitalisten mit den Fusionsplänen kamen (vgl. **.**.1970, d.Vf.), da zogen wir vors Hauptgebäude und demonstrierten unser klares NEIN. Und die Pläne waren vom Tisch. Den Herren da oben saß schließlich auch noch der September 1969 in den Knochen. Erinnern wir uns auch an die Hansa-Kumpel, die mit roten Fahnen gegen die Stillegung der Zeche auf die Straße gingen (IGBE-Bereich in Dortmund - vgl. 21.10.1967, d.Vf.). Die Zeche steht heute noch. Die Hoescharbeiter haben ihre Kampfstärke immer wieder bewiesen und sie sind auch stark genug, gegen die Fusion zu kämpfen, wenn sie einig und geschlossen kämpfen und solidarisch die Kämpfe in den von der Stillegung betroffenen Abteilungen unterstützen. Die Brammenstraße war der erste Schritt in der Reihe der Stillegungsmaßnahmen. Die Kollegen konnten noch verlegt werden, doch schon bei den nächsten Stillegungen können die ersten auf die Straße fliegen.

Deshalb ist heute bereits der Kampf aufzunehmen. Diskutiert in allen Abteilungen, was jetzt zu tun ist. Denkt daran, wie vor 2 Jahren durch die Demonstration zur Hauptverwaltung Harders und Ochels Pläne vom Tisch gefegt wurden. Wichtig ist für unseren Kampf, daß wir ihn selbst in die Hand nehmen, denn die Pfeiffer, Schrade und Werski tun dafür keinen Finger mehr krumm, das zeigen unsere Erfahrungen. Deshalb müssen wir in diesem Kampf einen organisierten Kern schaffen, eine Einheitsfront aller fortschrittlichen Hoescharbeiter gegen Stillegung, Arbeitshetze und Lohnabbau. Zeigen wir, daß Harders und Abs mit ihren dunklen Absichten nicht durchkommen werden."
Q: Die Rote Westfalenwalze Nieder mit dem Komplott Harders-Pfeiffer!, Dortmund o.J. (Juli 1972)

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