Die Rote Westfalenwalze - KPD/ML und KJVD Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte, Jg. 2, Vertrauen auf die eigene Kraft, o. J. (1971)

02.08.1971:
Eine Ausgabe der 'Roten Westfalenwalze' der Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte (WH) Dortmund der KPD/ML-ZB und des KJVD erscheint vermutlich heute (vgl. 12.7.1971, 4.8.1971) mit einer Auflage von 2 000 Stück und dem Leitartikel "Vertrauen auf die eigene Kraft" zur Sitzung der Vertrauenskörperleitung (vgl. 23.7.1971). Aus diesem Artikel wird auch auf der Zeche Minister Stein (vgl. 2.8.1971) zitiert.

In einem Artikel zur KPD/ML-ZK "An die Genossen vom Roten Morgen. KOMMUNISTISCHE PARTEI ODER ERSATZGEWERKSCHAFT?" (vgl. 19.7.1971) heißt es:"
Ihr habt uns in 'Rot Front' ein Bündnis für die Metalltarifrunde angeboten. Erst werden wir auf eure Forderungen eingehen; denn es ist die Pflicht der KPD/ML, die Einheit der Marxisten-Leninisten herzustellen, nach dem Grundsatz: Erst Klarheit - dann Einheit. Die Differenzen müssen auf den Tisch, die richtige Linie muß sich durch Überzeugung und im Kampf durchsetzen.

KAMPF DES 'ROTEN MORGEN' NUR GEGEN GEWERKSCHAFTSAPPARAT

Ihr werft uns vor, wir hätten den 'Gewerkschaftsapparat' noch nicht als das durchschaut, 'was er wirklich ist: eine Kampforganisation der Kapitalisten zur Niederhaltung der Arbeiterklasse.' Ihr werft uns vor, wir hätten noch nicht erkannt, daß der 'Gewerkschaftsapparat mehr und mehr mit dem Staat und den Kapitalisten verwächst.'
Genossen vom 'Roten Morgen', allerdings haben wir erkannt, daß die Führer der Gewerkschaften, deutlichste Spitze 'Kollegen' Arendt und Leber, direkt mit dem Finanzkapital und dem Staatsapparat verwachsen. Auf Betriebsebene haben wir dafür auch genug Beispiele. So z.B. Hölkeskamp mit seinen 480 000 pro Jahr. Wir machten auch immer auf die Folge dieses Zusammenwachsens von Kapitalisten, SPD-Regierung und Gewerkschaftsführern aufmerksam: daß dieser Dreibund gemeinsam das Lohndiktat gegen die Arbeiterklasse durchsetzt, daß sie in gemeinsamer Front energische Schritte zur Verstaatlichung der Gewerkschaften einleiten.

KAMPF DER KPD/ML: GEGEN AGENTEN DER SPD-REGIERUNG IN DER ARBEITERKLASSE

Aber, Genossen vom 'Roten Morgen', habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, wieso die SPD-Regierung das Lohndiktat im Bergbau und Chemie ohne größeren Widerstand der Kollegen durchsetzen konnte? Da genügt es eben nicht vom 'Dreigestirn: Kapital, Staat und Gewerkschaftsapparat' zu reden, wie ihr es in 'Metallbetriebe 2' (vgl. 7.6.1971, d.Vf.) getan habt, sondern dazu müßt ihr endlich die Rolle der SPD-Regierung begreifen, die zur Zeit das größte Übel für die Arbeiterklasse ist.
Die SPD-Regierung, die selber als 'Arbeiterregierung' immer weniger von den Arbeitern unterstützt wird, erhält sich ihren Einfluß den Kollegen vor allem über die rechten Gewerkschaftsführer: Brenner, Pfeifer bis zu Werski sind ihre TREUEN AGENTEN DIREKT IN DER ARBEITERKLASSE.
SIE geben der SPD-Regierung ihre Stärke, weil sie direkt im Betrieb die Angriffe der SPD-Regierung durchführen und den Kampf dagegen abwürgen: wie das bei den Notstandsgesetzen, bei den Fahrpreiserhöhungen des Dortmunder SPD-Stadrats, beim Lohndiktat im Bergbau und in der Chemie, beim Abwürgen der 15%-Forderung auf der WH war.
SIE kommen also den Kollegen mit Argumenten wie: Die SPD-Regierung ist in Gefahr - also Opfer bringen. SIE ketten die Kollegen mit ihrer Demagogie an die Sozialdemokratie und halten sie damit von der KPD/ML, der wirklichen Arbeiterpartei ab.

GRUPPE 'ROTER MORGEN' VERZICHTET AUF POLITISCHEN KAMPF

Genossen vom Roten Morgen, wenn ihr das erkannt hättet, daß die Stärke der SPD-Regierung darin besteht, daß sie sich auf die rechten sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer stützen kann, dann würdet ihr nicht einen Kampf gegen den DGB als 'Organisation der Kapitalisten' führen, dann würdet ihr nicht einen antibürokratischen Kampf gegen den 'Gewerkschaftsapparat' führen. Wir können uns nur wundern, daß ihr als KOMMUNISTEN, die SPD-REGIERUNG schont, indem ihr auf den politischen Kampf gegen sie und ihre Agenten verzichtet!

Diesen politischen Kampf hat die Betriebsgruppe WH der KPD/ML in ihrer Roten Westfalenwalze aufgenommen und die Antwort der verräterischen Führer der SPD-Betriebsgruppe ist deshalb auch eine politische: Pfeifer, Werski und Co. beginnen in ihrer Zeitung 'Argumente' (vgl. 28.6.1971, d.Vf.) für ihren sozialdemokratischen Einfluß, für ihre Verrätereien zu werben und gegen die KPD/ML zu hetzen.

DIE GRUPPE 'ROTER MORGEN' LANDET MIT IHRER POLITIK IM RECHTEN SUMPF

Ihr werft uns vor: 'Indem ihr nur Gewerkschaftsführer bekämpfen wollt, unterliegt ihr dem Trugschluß, die Arbeiter könnten die Bonzen einfach abwählen, wenn sie nur wollten'. Ihr geht noch weiter und tut so, als ob wir 'vertrauensvoll mit den Leitungen' (zusammenarbeiten, d.Vf.) wollten, um den DGB wieder zur Kampforganisation zu machen.
Es sieht ganz so aus, als ob ihr unsere Zeitungen nicht gelesen hättet. Unsere Parole heißt nicht 'Eroberung von Pöstchen' oder 'Vertrauensvolle Zusammenarbeit', sondern:
GEGEN DIE VERRÄTEREIEN DER SPD-REGIERUNG - DIE GESCHLOSSENE KAMPFFRONT DER ARBEITERKLASSE.
Das heißß wir kämpfen IN DER GEWERKSCHAFT, um die geschlossene Kampffront der Arbeiterklasse, die Einheitsfront von unten gegen die verräterischen sozialdemokratischen Führer herzustellen.
Also, wenn WIR von Eroberung der Gewerkschaften reden, dann meinen wir nicht, was IHR euch darunter vorstellt: Eroberung des 'Gewerkschaftsapparates', sondern Eroberung der Massen im Kampf gegen die falschen Führer. Das vermag eine starke Kommunistische Partei. Und deshalb müssen als erstes die Betriebsgruppen, die Grundorganisationen der KPD/ML gestärkt werden. UND WAS IST EUER WEG? Weil ihr dem Kampf in den Gewerkschaften kein politisches Ziel gebt, stellt ihr dem 'Gewerkschaftsapparat' eure Roten Betriebsgruppen (RBG's) als Ersatzgewerkschaften entgegen. IHR RADIERT EUCH ALS KOMMUNISTISCHE PARTEI, WIE IHR EUCH JA NENNT, SELBST AUS. Ihr beraubt die Arbeiterklasse ihrer stärksten Waffe, der Kommunistischen Partei - und bietet dafür Ersatzgewerkschaften an.

ZU EUREM BÜNDNISANGEBOT
Euer Bündnisangebot zeigt, wie weit ihr schon zu einer Ersatzgewerkschaft heruntergekommen seid. Auf der Grundlage 'Gemeinsamer Beratungen über Abwehrmaßnahmen gegen Übergriffe von Bonzen, SPD-Betriebsgruppe oder Polizei' und den wirtschaftlichen Forderungen macht ihr ein Bündnisangebot!!!

Genossen vom 'Roten Morgen', habt IHR denn noch nicht begriffen, daß dieses Jahr ein Bündnis, daß nur auf wirtschaftlichen Forderungen beruht, zerbrechen muß? Denn wer ist der Feind, der uns angreift? - Die SPD-Regierung hat doch das Lohndiktat erlassen, um ihre Eroberungspläne auf dem Rücken der Arbeiterklasse durchzuführen. Sie rüstet auf noch und noch. Sie wird weder vor staatlichen Schlichtungsmanövern, Polizeieinsatz oder gar Streikverbot zurücksckrecken, um die 'Ruhe an der Heimatfront' zu erhalten!

DESHALB bieten wir euch ein Bündnis an, das angesichts des Lohndiktats auf der einzig richtigen Grundlage steht, auf der Grundlage:
KAMPF DEM LOHNRAUB! KAMPF DEM LOHNDIKTAT! GEGEN DIE VERRÄTEREIEN DER SPD-REGIERUNG - DIE GESCHLOSSENE KAMPFFRONT DER ARBEITERKLASSE!

Zu euren wirtschaftlichen Forderungen ist zu sagen, daß die Forderung nach 15% auf den Effektivlohn spalterisch ist, weil dieses Jahr die fortschrittlichen Kollegen die Tradition vom letzten Jahr fortgeführt haben und 15% (wie letztes Jahr auf den Tariflohn) gefordert haben.*? Deshalb heißen UNSERE wirtschaftlichen Forderungen: 15% von Lohngruppe 7 auf alle Lohngruppen. Kampf den Leichtlohngruppen und Altersabschlägen."

Im Zusammenhang damit erscheint auch ein weiterer Artikel:"
ES LEBE DIE EINHEIT DER ARBEITERKLASSE!

WARUM RICHTEN WIR EIN BÜNDNISANGEBOT AN DEN V-LEUTE-KÖRPER?
Deshalb, weil es notwendig ist, daß DIE V-Leute, die die Kollegen in den Abteilungen noch wirklich vertreten, den Kampf gegen das Lohndiktat konsequent führen. Sie dürfen sich von den Spaltern im VLK, den Köpfen der SPD-Betriebsgruppe, nicht davon abhalten lassen, den Hauptstoß gegen die SPD-Regierung zu führen, die das Lohndiktat gegen die Arbeiterklasse erlassen
hat.
WARUM RICHTEN WIR EIN BÜNDNISANGEBOT AN DIE DKP-BETRIEBSGRUPPE?
Auch dadurch soll erreicht werden, daß auf der grundlage von einheitlichen Forderungen in der diesjährigen Metalltarifrunde DER KAMPF DER WESTFALENHÜTTE KOLLEGEN GEGEN DAS LOHNDIKTAT DER SPD-REGIERUNG GESTÄRKT WIRD.
Dabei steht jedoch außer Frage, daß es zwischen unserer Politik und der Politik der DKP grundsätzliche Differenzen gibt.

WARUM RICHTEN WIR DAS BÜNDNISANGEBOT AUCH AN DIE GRUPPE 'ROTER MORGEN'?
Damit die Gruppe 'Roter Morgen' AN UNSERER KLAREN LINIE IHRE POLITIK ÜBERPRÜFT. Damit sie für die Metalltarifrunde die richtigen Forderungen aufstellt.

An den V-Leute-Körper der Westfalenhütte
An die DKP-Betriebsgruppe der Westfalenhütte
An die Gruppe 'Roter Morgen'

Genossen!

Die SPD-Regierung hat das Lohndiktat aufgestellt. Das bedeutet, daß in der diesjährigen Metalltarifrunde die wirtschaftlichen Forderungen nur durch den politischen Kampf durchgesetzt werden können. Denn das Lohndiktat heißt: Knebelung des wirtschaftlichen Kampfes, ein weiterer Schritt zur Verstaatlichung der Gewerkschaften; Maß halten für die Arbeiter, Gelder für das Finanzkapital, Gelder für die Aufrüstung; und für die Eroberungspläne der BRD, so wie Arndt es gefordert hat, 'Ruhe an der Heimatfront'. Wer an der Westfalenhütte das Lohndiktat durchsetzen will, ist inzwischen klar: die SPD-Vertreter von Pfeiffer bis Werski haben auf der V-Leute-Vollversammlung und auf der Belegschaftsversammlung die Aufstellung der 15%-Forderung verhindert. Damit wollen sie den Lohnkampf im Keim ersticken, um den Kampf gegen die Sozialdemokratie zu verhindern. Ein weiteres Mittel, von diesem Kampf abzulenken, ist ihr neuestes Manöver: Aufstellung der 15%-Forderung im V-Leute-Vorstand. Während Pfeiffer auf dieser Sitzung offen das Lohndiktat verkündete, haben die 'Linken' um Werski die 15%-Forderung aufgestellt, um das Vertrauen der Kollegen zu ihnen aufrechtzuerhalten. So hoffen sie, wird es ihnen später, wenn es um die Durchsetzung der Forderungen geht, besser gelingen, den Kampf der Kollegen zu verraten. Genauso ist es letztes Jahr gelaufen: die 15%-Forderung war aufgestellt, doch die SPD-Vertreter an der Westfalenhütte haben den Kampf dafür abgewürgt. Diesen Leuten, den Rechten wie die den 'linken' SPD-Vertretern, geht es bei verschiedenen Taktiken um das gleiche Ziel: um die Durchsetzung des Lohndiktats.

Um den Kampf der Kollegen der Westfalenhütte gegen das Lohndiktat zu stärken, schlagen wir euch vor: Kämpft mit uns unter den Losungen
KAMPF DEM LOHNRAUB! KAMPF DEM LOHNDIKTAT! GEGEN DIE VERRÄTEREIEN DER SPD-REGIERUNG - DIE GESCHLOSSENE KAMPFFRONT DER ARBEITERKLASSE

FÜR 15% LOHNERHÖHUNG AUF LOHNGRUPPE 7 FÜR ALLE LOHNGRUPPEN
GEGEN SPALTUNG DURCH LEICHTLOHNGRUPPEN UND ALTERSABSCHLÄGE"

Diese Bündnisangebote werden von der KPD/ML-ZB auch zentral als korrekt bezeichnet.

Enthalten ist auch ein Jugendteil des KJVD, der außer gegen das Lohndiktat auch gegen die Aufrüstungspolitik kämpfen will. Verantwortlich zeichnet Norbert Osswald in Bochum, angekündigt werden verschiedene Aktionen vor dem Tor für den 3.8.1971.
Q: Die Rote Westfalenwalze Vertrauen auf die eigene Kraft, Dortmund o.J. (2.8.1971); Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 59, Bochum 7.8.1971, S. 5ff;Die Rutsche Das Lohndiktat der SPD-Regierung, Dortmund o.J. (1971), S. 4

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