Die Rote Westfalenwalze - Zeitung der Betriebszelle Hoesch-Westfalenhütte der KPD/ML, Jg. 2, Nr. 1, o. J. (1971)

Januar 1971:
Die Nr. 1 der 'Roten Westfalenwalze' der Betriebszelle Hoesch Westfalenhütte Dortmund der KPD/ML-ZB (vgl. Nov. 1970, 1.3.1971) erscheint. Thema ist die Forderung nach einem "garantierten Monatseinkommen". Diese Forderung soll von den Vertrauensleuten (VL) gestellt worden sein. Die KPD/ML-ZB führt dazu aus: "
In diesem Moment müssen Forderungen gestellt werden, um unsere finanzielle Lage zu sichern. Um sie zu sichern, müssen wir aber alle hinter diesen Forderungen stehen und sie durchsetzen. Die Forderung nach einem garantierten Monatslohn ist eine Forderung davon. Sie kann uns dazu verhelfen, daß wir bei 40-Stundenwoche oder demnächst bei Kurzarbeit nicht mit noch weniger Geld auskommen müssen."

Weiter heißt es, laut 'Roter Fahne' der KPD/ML-ZB u.a.: "
Harders (Aufsichtsratsvorsitzender von Hoesch) hat es endgültig geschafft: Ochel (Aufsichtsratsmitglied, der Fusionspläne mit anderen Konzernen als mit Hoogovens hatte, ist gegangen. Damit wurde der Weg für die Fusion mit Hoogovens frei.

Kurz nachdem Ochel zurückgetreten war, kam die Nachricht, daß H.J. Abs an Stelle Ochels neues Mitglied des Aufsichtsrat wird. Das heißt:

DIE FUSION IST BESCHLOSSENE SACHE

Daß dies tatsächlich der Fall ist, wird klar, wenn man sich die Kapitalverflechtung zwischen Hoesch, Deutscher Bank und Hoogovens ansieht, denn entsprechend der Kapitalverflechtung sind sind die Interessen der Kapitalisten verflochten: die Deutsche Bank, deren Aufsichtsratsvorsitzender niemand anderer als Abs ist und deren stellvertretender Vorsitzender ihres Beirats Essen - Dortmund - Duisburg niemand anderer als Harders ist, hat Aktien der Hoesch AG herausgegeben und besitzt das Depotstimmrecht für einen Großteil der verstreuten Aktien.

Die Deutsche Bank arbeitet schon lange mit einer niederländischen Großbank (Amsterdam - Rotterdam Bank) zusammen und besitzt 20 Prozent der Aktien einer anderen niederländischen Großbank. Diese beiden niederländischen Banken sind wiederum kapitalmäßig mit Hoogovens verflochten. Hoogovens seinerseits ist zu ca. 15 Prozent an der Hoesch AG Dortmund beteiligt.

Man sieht: der Kreis schließt sich lückenlos, die Kapitalisten von Deutscher Bank, Hoesch und Hoogovens stimmen in ihren Interessen überein: sie wollen die Fusion, denn diese bedeutet außerordentliche Vergrößerung ihres Kapitals und damit ihrer Macht. So verwundert es nicht, daß bald nach der Berufung von Abs in den Hoesch-Aufsichtsrat der Hoogovens-Boß Justmann Jakob vor der Hoogovens-Belegschaft erklärte: 'Fusion mit Hoesch im Laufe des Jahres 1971'.

WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT DIE FUSION?

Soweit uns bisher bekannt ist, werden es im wesentlichen folgende sein: die Roheisen- und Rohstahlproduktion wird nach Holland verlagert werden. Auf diesem Gebiet werden schon jetzt keine Erweiterungen mehr in Dortmund vorgenommen. (Zwar wird in Dortmund noch ein Kaltwalzwerk gebaut, doch wird dieses vollautomatisch arbeiten, es werden höchstens 50 bis 60 Kollegen dort beschäftigt werden, die Knöpfchen drücken. Daß Hoesch fest entschlossen ist, die Produktion weitgehend nach Holland zu verlagern, zeigt sich daran, daß in Dortmund kein neues LD-Stahlwerk gebaut wird, das unbedingt notwendig wäre, wollte man die Produktion in Dortmund belassen, Anm. d. Red.)

Die Kapitalisten werden auf alle Fälle einen Streik zu vermeiden suchen. Deshalb werden sie versuchen, die Sache vorher mit Aufsichtsrat und Betriebsrat perfekt zu machen, indem sie diesen die Posten zusichern. Das wird ihnen sicherlich gelingen, denn Troche und Co. vertreten nicht die Interessen von uns Hoesch-Arbeitern, sondern die der Kapitalisten. Troche und Co. sind also Handlanger der Kapitalisten, haben also selbst kein Interesse daran, uns Hoesch-Arbeitern reinen Wein einzuschenken, sondern nur Interesse daran, den Kapitalisten zu helfen, um sich ihre Posten zu sichern.

KOLLEGEN! Gegen die Angriffe der Kapitalisten und gegen die Verrätereien der Troche und Co. können wir uns NUR GESCHLOSSEN wehren, können wir NUR EINHEITLICH kämpfen! - Die KPD/ML tritt ein für:
SICHERUNG UND ERHALTUNG DER DORTMUNDER ARBEITSPLÄTZE!
ORGANISIERT EUCH IN DER BETRIEBSGRUPPE DER KPD/ML!"
Q: Rote Fahne Nr. 4, Bochum 1.3.1971, S. 5; Die Rote Westfalenwalze Nr. 1, Dortmund o. J. (1971)

Westfalenwalze001

Westfalenwalze002

Westfalenwalze003

Westfalenwalze004

Westfalenwalze005

Westfalenwalze006

Westfalenwalze007

Westfalenwalze008



[ Zum Seitenanfang ]   [ vorige Ausgabe ]   [ nächste Ausgabe ]   [ Übersicht ]   [ MAO-Hauptseite ]