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Dortmund-Huckarde

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 12.10.2007

Die hier ausgewerteten Dokumente befinden sich meist im Archiv der FU Berlin sowie der Geschichtswerkstatt Dortmund.

Hier werden u.a. einige betriebliche Materialien von der zeche Hansa vorgestellt, die sich teils im Archiv der FU Berlin, teils in der Geschichtswerkstatt Dortmund befinden. Es treten neben der IGBE dabei drei Gruppen bei der zeche Hansa auf, zunächst die DKP, dann die KPD/ML-ZK und zu guter letzt auch noch die Kommunistische Fraktion im Ruhrgebiet, später KBW.

Demo 1967
1967: Dortmunder demonstrieren gegen Zechenstilllegungen

Während es zu Zeche Hansa und Kokerei Hansa einen eigenen Beitrag gibt, und die Berichte über Kirchlinde mit denen über Marten bzw. die dortige Zeche Germania zusammengefasst wurden, wurden in diese Darstellung ansonsten alle Berichte über das Gebiet des heutigen Stadtbezirkes Dortmund-Huckarde aufgenommen.

Nach den von uns ausgewerteten Quellen sind dabei in den frühen 1970er Jahren in Huckarde vor allem zwei Gruppen vertreten, die DKP und die Jusos der SPD, ohne dass Berührungspunkte zwischen diesen offenbar werden.

Schon bald nach ihrer Gründung wirbt die DKP-Stadtteilgruppe in Huckarde und Deusen massiv für sich (vgl. 1.6.1969), sie berichtet auch aus Rahm (vgl. 26.2.1970) und von der Umweltverschmutzung durch die Kokerei Hansa (vgl. 24.8.1970, 25.8.1971), ihre Busse nach Stukenbrock fahren auch ab Huckarde (vgl. 5.9.1970) und auch die SDAJ ist offenbar in Huckarde tätig (vgl. Mai 1971). Die DKP Huckarde spannt den Bogen von der Umweltverschmutzung im eigenen Stadtteil zum Giftmüll in Bochum-Gerthe (vgl. 25.8.1971, 29.8.1971). Die DKP-Gruppe Huckarde arbeitet planmäßig (vgl. 19.1.1972, März 1972, 1.4.1972) unterstützt von der SDAJ (vgl. 25.3.1972).

Von der IGM-Stadtteilgruppe Huckarde (vgl. 18.1.1972) ist hier wenig zu berichten, im Gegensatz zur DKP, die nicht nur Huckarder Bürger in den Bundestag bringen möchte (vgl. 20.9.1972), sondern deren Gruppe Huckarde sich auch an den stadtweiten DKP-Treffen beteiligt (vgl. 24.11.1972). Mit der DDR allerdings scheint zumindest ein Huckarder Altgenosse Probleme zu haben (vgl. 4.4.1973).

Probleme mit den Kommunisten allgemein hat zur selben Zeit scheinbar auch die Arbeitsgemeinschaft Huckarde-Mailoh der Jungsozialisten (Jusos) der SPD (vgl. 5.4.1973), woraus sich eine angeregte Kontroverse innerhalb der Dortmunder Jusos entfacht (vgl. 21.11.1973, 26.11.1973).

Zunächst aber gibt es Hintergrundinformationen über den Ausländeranteil in Huckarde (vgl. Mai 1973), bei der Demonstration gegen die Demonstrationsverbote kommt es offenbar auch auf der Polizeistelle Huckarde zu Übergriffen (vgl. 18.5.1973), am nächsten Tag dient Huckarde als Freilassungsort festgenommener Demonstranten gegen Breschnew (vgl. 19.5.1973).

Während auch die KPD sich einmal in Huckarde trifft 8vgl. 21.6.1973), will nun auch der KBW mit seiner Stadtteilarbeit (vgl. 20.10.1973) beginnen, von der aber nichts weiter bekannt wurde. Die Jusos aber protestieren erst einmal auch in Huckarde gegen die Öl- bzw. Benzinpreiserhöhungen (vgl. 11.12.1973).

In der Frage der innerparteilichen Widersprüche stehen offenbar sowohl der Stadtbezirk Huckarde der Jusos als auch der der SPD oppositionell zum SPD-Parteivorstand (vgl. 7.2.1974), ohne dass hier der weitere Verlauf der Auseinandersetzung geschildert werden könnten.

Abschließend erfolgen Verweise auf internationalistische Agitation (vgl. 2.3.1974) bzw. indirekt auf eine Hausbesetzung in Wischlingen (vgl. 29.9.1982).



Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

01.06.1969:
Die DKP berichtet:"
PERMANENTE WERBUNG

Wer am vergangenen Wochenende durch den Dortmunder Stadtteil Huckarde fuhr, stieß an zentralen Punkten immer wieder auf die Losung: 'Werde Mitglied der DKP / Informiere Dich / Täglich 17 - 20 Uhr / Lokal Marquardt / Ramerstr.155'. Damit leitete die Ortsgruppe der DKP von Huckarde und Deusen eine Werbeaktion vom 1. bis 13.Juni ein. Die Kommunisten verteilten zur Vorbereitung ihrer permanenten Werbeaktion 6 000 Flugblätter (2 000 davon vor der von der Stillegung freigekämpften Zeche Hansa und 1 500 vor der Kokerei Hansa (beide IGBE-Bereich,d.Vf.)) und sie stellten 80 Stellschilder auf.

Sie wollen diese Stellschilder laufend mit anderen Plakaten neu bekleben: ADF-Plakate für den Wahlkampf, Werbeplakate für die 'UZ', weil sie ihnen gefällt. Zum Abschluß stand eine große Veranstaltung mit dem stellvertretenden DKP-Vorsitzenden Herbert Mies auf dem Plan."
=Unsere Zeit NRW Nr.11,Dortmund 12.6.1969,S.9

26.02.1970:
Die DKP bringt die Nr.9 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 19.2.1970, 5.3.1970).
Auf Seite 8 erscheint folgender Leserbrief von Ulrich Sander aus Dortmund-Rahm:"
DENKBAR IST HIERZULANDE EINIGES
Zu: 'Stoppt Springer jetzt' UZ Nr.7/12. Februar 1970

Es geht Springer sicher nicht allein darum, seinen Unmut kundzutun, daß die Informationen aus Kanzleramt und Ministerien nicht mehr ganz so ungehemmt fließen oder daß Gewaltanwendung gegen friedliche Demonstranten, die seinem Terror entgegentreten wollen, künftig von seiten der Polizei nicht mehr gar so selbstverständlich gewährt werden könnte. Das spielt eine Rolle. Aber wichtiger ist jene konzertierte Aktion der außerparlamentarischen Opposition (Springer, Thadden, Vertriebenenorganisationen, Bayernkurier (der CSU,d.Vf.)) und der parlamentarischen CDU/CSU. Diese konzertierte Aktion der äußersten Rechten strebt in ihrer Konsequenz den Sturz der jetzigen Bundesregierung an. Wer an ihre Stelle treten soll, wird deutlich: der reaktionärste und gefährlichste Klüngel, der heutzutage in der Bundesrepublik denkbar ist. Und denkbar ist hierzulande einiges."
=Unsere Zeit Nr.9,Essen 26.2.1970

24.08.1970:
Für die DKP berichtet Jochen Mandel vermutlich u.a. aus dieser Woche:"
UM WESTWIND BETEN
RUSSWOLKEN VERNEBELN DORTMUND-HUCKARDE

'Der Ostwind bringt schönes Wetter, aber nicht für uns.' Erklärt Frau Holtrop aus der Mengeder Straße in Dortmund-Huckarde. Der Grund für diese Feststellung ist für jeden sichtbar: dicke schwarze und gelbe Wolken, die sich über der Kokerei der Zeche Hansa (IGBE-Bereich,d.Vf.) erheben und bei Wind aus östlicher Richtung einigen hundert Familien in Huckarde das Leben gründlich versauern. Eine der Antworten aus der Kokerei auf eine telefonische Beschwerde: 'Beten Sie, daß Westwind kommt!'

'Die gönnen einem noch nicht einmal die Luft zum Leben.' Betont Frau Holtrop weiter und auch andere Ansiedler bestätigen uns: Fenster öffnen oder gar Wäsche zum Trocknen nach draußen hängen, ist bei Ostwind unmöglich. 'Wissen Sie was ein Optimist ist?' Fragte einer der Anwohner und gab auch sofort die Antwort darauf: 'Das ist einer, der sich hier mit einem weißen Hemd vor die Tür stellt und glaubt, daß es in zehn Minuten immer noch weiß ist.'

Seit Jahren führen die Bürger einen ständigen Kleinkrieg mit der Zeche, wegen der Belästigungen. Dabei wird keinesfalls der Gedanke oder die Forderung an eine Stillegung der Kokerei erwogen. 'Es geht uns darum, daß dieser Mißstand abgestellt wird oder, daß ein Schadensersatz gewährt wird', erklärte uns Frau Holtrop. Die Zeche fühlt sich offenbar auch irgendwie verantwortlich und hat - nur den Hausbesitzern - eine einmalige Entschädigung von 1 000 DM angeboten. Dieser Betrag wurde aber als lächerlich zurückgewiesen. Für die Mieter soll überhaupt nichts gewährt werden.

Ähnlich wie bei den Hüttenwerken (Hoesch - IGM-Bereich,d.Vf.) gibt es zwar auch Bemühungen, für die Kokereien Absaugvorrichtungen zu entwickeln. Wie uns Herr Flake vom Dortmunder Bergamt versicherte, sind diese Anlagen nicht nur sehr kostspielig, sondern sollen auch technisch noch in den Kinderschuhen stecken. Dennoch, so erklärte er, werde das Bergamt darauf bestehen, daß diese Vorrichtungen eingebaut würden, sobald sie dem 'Stande der Technik' entsprächen. 40 bis 60 Prozent der dafür aufzubringenden Kosten würden von der Landesregierung zur Verfügung gestellt.

Ein auf der Zeche Hansa beschäftigter Bergmann ist hier etwas anderer Meinung: 'Wenn die Zeche an solchen Anlagen Geld verdienen würde, dann wären solche Apparate nicht nur schon längst entwickelt, sondern auch innerhalb von einigen Wochen eingebaut. Das können sie mir glauben.'"
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.36,Essen 5.9.1970,S.15

05.09.1970:
Zur heutigen Antifakundgebung in Stukenbrock fahren laut DKP u.a. folgende Busse aus Dortmund:"
Bus I: Mengede Markt 10 Uhr; Gaststätte 'Hansa Eck', Westerfilder Straße 10 Uhr 15; Huckarde Markt 10 Uhr 30; Busbahnhof gegenüber dem Hauptbahnhof 10 Uhr 50; Ausländerfriedhof am Rennweg (Nähe Knappschaftskrankenhaus) 11 Uhr 15.
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.34,Essen 22.8.1970,S.18

Mai 1971:
Die SDAJ der DKP ist, laut KJVD der KPD/ML-ZB, u.a. in Huckarde aktiv.
=Der Junge Bolschewik Nr.3/4,Nochum 4.5.1971

25.08.1971:
Die DKP-Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde gibt frühestens heute ein zweiseitiges DIN A 4 Flugblatt heraus, welches unter Verantwortung von H. D. Reuter zu einer Veranstaltung am 29.8.1971 aufruft:"
HUCKARDER BÜRGER!

Viele reden von Umweltschutz. Die DKP meint, es muß gehandelt werden.
DARUM: SOFORT STOP DER UMWELTVERSCHMUTZUNG!

Jeder Bürger kann ein Lied davon singen, 'zwingt grau raus und Ruß rein'. Etliche Tausend Tonnen Staub, vermischt mit giftigen Abgasen, regnen vom 'blauen Himmel' über Huckarde herab, obwohl der jetzige Bundeskanzler (Willy Brandt - SPD,d.Vf.) schon vor vielen Jahren den 'blauen Himmel über der Ruhr' versprach.

Die Umweltverschmutzung, darüber besteht kein Zweifel mehr, ist lebensbedrohend. Und außerdem weiß jeder Bürger, wieviel Geld und Arbeit aufgebracht werden muß zur Sauberhaltung von Haushaltsgegenständen (Gardinen, Fenster usw.).

Wie zeigt sich denn unsere Umwelt?

Die Luft ist verschmutzt, Flüsse und Seen sind stinkende Abwässer. Bräunliche Brühe, wo jede Bezeichnung Wasser blanker Hohn wäre, fließt aus den Wasserleitungen, wie z.B. in Duisburg usw. Die Berichterstattung in Presse, Funk und Fernsehen zu diesem Thema zeigt alle diese Erscheinungen auf. Bis jetzt, so scheint es, aber werden durch die Art der Behandlung dieser Fragen nur die Symptome aufgezeigt. Die Wahrheit der Ursachen dagegen wird meistens vertuscht. Am 7. August 1971 brachte die UZ - sozialistische Volkszeitung - als einzige Zeitung der BRD eine alrmierende Nachricht an die Öffentlichkeit (vgl. 4.8.1971,d.Vf.): '280 Tonnen Arsen und 20 000 Fässer Natrium-Cyanid auf Müllkippen'. Erst durch hartes energisches Drängen der Bochumer DKP griff die dortige Stadtverwaltung den mittlerweile Blausäure-Skandal der Müllkippe Bochum-Gerthe auf. Durch die Mobilisierung der Öffentlichkeit und den unnachgiebigen Druck der DKP auf die Stadtverwaltung Bochum wurde eine gefährliche chemische Zeitbombe entschärft.

Der Profit der Bosse steht in diesem Staat höher als das Wohl der Allgemeinheit. Anders läßt sich der kaum zu überbietende Zynismus der 'Orm Faitec Boss', Herrn Orm-Bergold, nicht erklären, der sinngemäß sagte: 'Die 'ganze Sache' mit den 20 000 Fässern Natrium-Cyanid sei total harmlos'! Einen Dreck scheren sich die 'feinen Leute', wenn es um ihren profit geht.

Huckarder Bürger, daß die Emscher nicht mit einer weißen Fahne zu bezwingen ist, ihr widerlicher Geruch treibt einen in die Flucht, liegt auf der Hand. Was not ut, sind entsprechende Kläranlagen und drastische Sofortmaßnahmen, mit welchen die Industriebetriebe gezwungen werden, ihre Abfallstoffe entsprechend zu klären. Der Tenor der Stadtverwaltung: 'Kein Geld für Kläranlagen.'

Milliarden gibt der Bund für die Rüstung aus, trotz Verträge von Moskau und Warschau. Kein Geld zum Bau von Luftfiltern und Entgiftungsanlagen, schreien die Industriebosse trotz hoher Gewinne.

In Anbetracht der Tatsache, daß der Bundesbürger zur Beseitigung seines Unrates 'Müllgeld' zahlt, fragt die Öffentlichkeit: 'Warum bezahlt die Industrie zur Beseitigung ihres Unrates kein Geld. Warum dürfen die Chemie- und Stahlkonzerne ungehindert Flüsse verseuchen?' Weil sie etwa 'feine Leute sind und vor Geld stinken'? Fischsterben im Rhein ist schon eine Alltäglichkeit geworden. Müssen erst Menschen in unmittelbarer Gefahr schweben, bevor etwas getan wird?

WIR SAGEN:
Die Großkonzerne müssen zur Verantwortung gezogen werden; denn sie verseuchen Luft und Wasser. Sie sind die wahren Schuldigen, daß die Flüsse vergiftet werden bzw. sind. Sie tragen durch Proiftspekulation zur Verseuchung des Grundwassers bei. DIE KONERNBOSSE MÜSSEN ZAHLEN!

Die DKP lehnt jeden Versuch ab, das Umweltverschmutzungsproblem auf Kosten des kleinen Mannes zu lösen.

BÜRGER, UNTERSTÜTZT DIE FORDERUNGEN DER DEUTSCHEN KOMMUNISTISCHEN PARTEI!"

Nachgedruckt werden Berichte aus der 'WAZ' vom 21.8.1971 über einen Rußregen in Dortmund Westerholz/Fredenbaum und aus den 'Ruhrnachrichten' vom 24.8.1971 über eine Gelbsuchtepidemie in der Jungferntalsiedlung nach einem Kanalbad.
=DKP-Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde:Huckarder Bürger!,Dortmund o.J. (Aug. 1971)

29.08.1971:
In Dortmund erging von der DKP folgende:"
EINLADUNG

HUCKARDER BÜRGER, am Sonntag, dem 29. August 1971, 10 Uhr 30, im Lokal 'Ritter Krug' gegenüber Zeche 'Hansa', lädt die DKP Stadtteilgruppe Huckarde zu einem Frühschoppen ein.
THEMA: UMWELTVERSCHMUTZUNG SOFORT STOPPEN!
Wer soll das bezahlen - Arbeiter und Angestellte oder die Millionäre?

Es spricht: JUPP ANGENFORT Referent für Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik beim Parteivorstand der DKP."
=DKP-Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde:Huckarder Bürger!,Dortmund o.J. (Aug. 1971),S.1

18.01.1972:
Die IG Metall Verwaltungsstelle Dortmund (vgl. Dez. 1971) gibt zur Wahl ihrer Vertreterversammlung die Grenzen der Stadtteilgruppen und die Wahltermine bekannt:"
STADTTEILGRUPPE HUCKARDE
dazu gehört: Deusen, Huckarde, Rahm, Wischlingen.

Versammlungstermin:
Dienstag, den 18.Januar 1972, 17 Uhr 30, Lokal 'Brackmüller', DO-Huckarde, Rahmer Str.124."
=IGM-Verwaltungsstelle Dortmund:Aufruf zur Wahl der Vertreterversammlung,o.O. (Dortmund) o.J. (1971),S.3

19.01.1972:
Vom DKP-Kreisvorstand Dortmund lag uns ein handschriftlicher Zettel über die Bestellungen der heute erscheinenden 'UZ' vor, die anläßlich der Woche der DKP zusätzlich zu den normalerweise erfolgten Exemplaren erfolgten. Danach bestellten die Gruppe Huckarde 20 zusätzliche Exemplare.
=DKP-Kreisvorstand Dortmund:handschriftliche Unterlagen in Geschichtswerkstatt Dortmund

März 1972:
Innerhalb der DKP-Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde wird von einem Mitglied vermutlich im März der folgende Text verfaßt, der uns als Wachsmatrizenabzug von drei Seiten DIN A4 vorlag:"
Entwurf: Arbeitsplan der Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde der DKP für das Jahr 1972/1973
Die Grundlagen dieses Arbeitsplanes sind die Beschlüsse und Arbeitspläne der übergeordneten Leitungen.

In diesem Jahr wird der Kampf um die Ratifizierung des Moskauer und Warschauer Vertrages (mit der SU bzw. Polen,d.Vf.) und der Kampf um ihre inhaltliche Verwirklichung sowie der Kampf um eine europäische Sicherheitskonferenz (KSZE,d.Vf.) unsere Hauptaufgabe sein. Der massive Angriff aller Rechtskräfte, besonders der der CDU/CSU, fordert uns zum Kampf ggen diese friedensgefährdende und demagogische Politik gemeinsam mit Mitgliedern und Anhängern der SPD und anderen demokratischen Kräften auf.

Dabei geht es insbesondere auch um die völkerrechtliche Anerkennung der DDR und die Aufnahme beider deutscher Staaten in die UNO.

Entsprechend der Losung des Parteitages (vgl. 25.11.1971,d.Vf.) der DKP 'Macht die DKP stark' müssen wir uns folgende Aufgaben stellen:
SICHERUNG DER KONTINUIERLICHEN UND KOLLEKTIVEN LEITUNGSTÄTIGKEIT DES VORSTANDES, UM ZU EINEM INTERESSANTEN POLITISCH-IDEOLOGISCHEN PARTEILEBEN ZU GELANGEN
das erfordert:
a) regelmäßige Leitungssitzungen
b) die regelmäßige und satzungsmäßige Kassierung und Abrechnung
c) die Öffentlichkeits- und Schulungsarbeit zu intensivieren
d) den Masseneinfluß der Partei in Dortmund-Huckarde beträchtlich zu stärken
e) die aktuellen Probleme des Stadtteilgebietes Dortmund-Huckarde in die Politik der Partei einzubeziehen. Hier bietet sich eine große Chance der Profilierung.
f) die Organisierung der Arbeit mit der UZ unter dem Aspekt der zukünftigen Tageszeitung.

zu a) Die Leitung tritt mindestens zweimal monatlich, ggf. öfter - je nach politischer Situation - zusammen. Die Leitung muß die organisatorische und kollektive Vorbereitung und Durchführung der Politik der Partei in Dortmund-Huckarde sichern.

1.) Die Leitung stellt sich zum Ziel, dafür zu sorgen, daß die organisatorische Bereinigung der Bereiche Betriebs- und Wohngebietsgruppe(n) der Partei in Dortmund-Huckarde umgehend erfolgt.

Das muß zu einem engeren Kontakt der Genossen zu den zuständigen Grundeinheiten führen und soll das organisatorische Einnebeln beenden (Verantwortlich: X.X., Y.Y. unter Hilfe des Gen. Z.Z.).

Im Interesse einer kontinuierlichen Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe der Grundeinheiten im Huckarder Bereich ist insbesondere der Betriebsgruppe Hansa (IGBE-Bereich,d.Vf.) und den Mitgliedern anderer Grundeinheiten, die in Huckarde wohnen, angeboten, an den Bildungsabenden der Partei und dem geselligen Leben der Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde teilzunehmen.

2.) Es wird dafür gesorgt, daß umgehend die Abonnentenliste der UZ sowie andere Unterschriftenlisten zur Stärkung der Partei genutzt und ausgewertet werden. (11 UZ-Abonnenten sind NICHT Mitglieder unserer Partei.) (Verantwortlich: X.X., A.A. unter Hilfe des Gen. Z.Z.)

Zu b) Nach erfolgter Kassenübergabe ist zu garantieren, daß unter Mitarbeit von mindestens vier Unterkassierern (Vorschlag: Y.Y., B.B., C.C., D.D.) eine regelmäßige und satzungsgemäße Abrechnung mit dem Kreis gesichert ist. (Stand am 11.3.1972 gleich abgerechnet beim Kreis bis einschließlich NOVEMBER 1971) (Verantwortlich: Gen. E.E., Gen. X.X.)

Außerdem ist für ein größeres Spendenaufkommen zu sorgen. Es soll durch örtliche Spendenaktionen erreicht werden, daß langsam aber sicher die finanzielle Seite des Wahlkampfes 1973 abgesichert ist. Zielvorstellung: Bis zum 31.12.1972 sind 400 DM für den örtlichen Wahlkampffonds zu sammeln.

Zu c) 1.) Es wird festgelegt, daß mindestens die zentralen Themen des Parteivorstandes für die Bildungsabende in der Stadtteilgruppe behandelt werden. Es wird angestrebt, in absehbarer Zeit ein Grundlagenstudium zu beginnen. (Verantwortlich: Gen. A.A. mit Unterstützung des Gen. Z.Z.)

2.) Es werden mindestens zwei öffentliche Veranstaltungen zu aktuellen Fragen der Politik unserer Partei (Moskauer und Warschauer Vertrag, Mieter-Probleme, Umweltschutz, Bergarbeiter-Probleme oder Probleme der örtlichen Sozialeinrichtungen) sowie mindestens vier Informationsstände der DKP in Dortmund-Huckarde organisiert. An den Informationsständen soll die DKP vorgestellt werden, die UZ verkauft sowie aktuelle Materialien verteilt werden. (Verantwortlich: Gen. X.X., Gen. E.E., Gen. A.A. und Z.Z.)

3.) Es werden zwei öffentliche gesellige Veranstaltungen (Sommerfest/Sylvester-Ball/Kulturprogramm zum 50.Jahrestag der Gründung der UdSSR Anfang Dezember) vorbereitet. (verantwortlich: Gen. F.F. unter Mithilfe des Gen. Z.Z.)

Zu d) Der Masseneinfluß der Partei ist nur dann zu stärken, wenn wir eine gute Gewerkschafts-, Jugend- und Betriebsgruppenarbeit erreichen.

Aus diesem Grunde ist es erforderlich, daß die Gewerkschaftsversammlungen von den Mitgliedern der Partei - die Gewerkschaftsmitglieder sind - besucht und eine offensive Gewerkschaftspolitik betrieben wird.

Es muß garantiert werden, daß alle Genossinnen und Genossen über die Partei ständig zum Besuch der Gewerkschaftsversammlungen angehalten werden. (Verantwortlich: Für den Bereich der IGBE: Gen. G.G.; für den Bereich der IGM: Gen. Z.Z.)

Als wichtigstes Hilfsmittel zur Aktivierung der Betriebsgruppenarbeit wird die regelmäßige Herausgabe der Betriebszeitung Hansa angesehen.

Unter personeller Beteiligung der Wohngebietsgruppe erfolgt die Verbreitung.

In der politisch-ideologischen und organisatorischen Vorbereitung der Betriebszeitungen stellt die Stadtteilgruppe alle Kräfte zur Verfügung. (Verantwortlich: Gen. G.G., Gen. A.A, Gen. X.X.)

Der Gen. H.H. ist als Verbindungsmann der Partei zur SDAJ für die Sicherung einer kameradschaftlichen Zusammenarbeit von DKP und SDAJ verantwortlich.

Zu f) Im Hinblick auf die beabsichtigte Herausgabe der UZ als Tageszeitung ist für eine intensive Werbung (zu sorgen,d.Vf.) und der Freiverkauf zu verbessern bzw. zu reaktivieren.

1.) Alle Mitglieder der Partei werden UZ-Abonnenten (6 Genossen haben keine UZ abonniert!)
2.) Nach dem Muster der Brackeler GE soll offensiv geworben werden.
3.) Der Freiverkauf soll bis zum 31.12.1972 20 Exemplare erreichen.
4. Der Monat Juni wird zum Werbemonat der UZ erklärt. (Verantwortlich: Gen. A.A.)

Dieser Arbeitsplan ist ein Rahmenarbeitsplan. Er wird ergänzt durch alle Aktivitäten, die von den übergeordneten Leitungen beschlossen werden.

Die Durchführung dieses Arbeitsplanes wird auf allen Mitgliederversammlungen
und Leitungssitzungen kontrolliert.

In Erkenntnis der Schwere der Aufgabe und des Umfanges der Arbeit, die mit diesem Arbeitsplan erfaßt ist, werden alle Genosinnen und Genossen aufgerufen und sind angehalten:

Helft bei allen Aktionen mit durch persönlichen Einsatz, Kritik und Vorschläge.

'Macht die DKP stark.'

VERFASSER: GEN. X.X."
=DKP-Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde-X.X.:Entwurf: Arbeitsplan der Stadtteilgruppe Dortmund-Huckarde der DKP für das Jahr 1972/1973,o.O. (Dortmund) o.J. (1972)

25.03.1972:
Die SDAJ Dortmund der DKP kündigte zu ihrer Werbewoche (vgl. 18.3.1972) für heute Informationsstände in Mengede, Huckarde, Hombruch, Hörde, Brambauer, Brackel und der Innenstadt an. Weiter hieß es:"
Am 25.3. eine Veranstaltung (Film) im Zentrum."
=SDAJ Dortmund:Maßnahmenplan Werbewoche,o.O. (Dortmund) o.J. (1972),S.1

01.04.1972:
In Dortmund will die DKP die Aktionswoche ihrer Frühjahrskampagne 1972 (vgl. 25.3.1972) heute mit einer Teilnahme an der Demonstration in Gelsenkirchen abschließen. Aufgerufen wird zumindest im IGBE-Bereich bei Minister Stein/Hardenberg und im IGM-Bereich bei Hoesch (vgl. 22.3.1972).

Sonderbusse fahren aus Dortmund u.a. ab vom Busbahnhof, dem Markt in Huckarde.
=Heisse Eisen IGM-Vertreterversammlung konstituiert!,Dortmund März 1972,S.3;
Kumpel-Post Weisskaue oder Sauna?,Dortmund o.J. (März 1972),S.4


20.09.1972:
Bei Hoesch Dortmund gibt die DKP die Septemberausgabe ihrer 'Heisse Eisen' (vgl. 11.9.1972, 18.10.1972) laut Verteilerplan (vgl. 14.2.1972) heute heraus. Dabei könnte es sich um die uns vorliegende auf September datierte Ausgabe mit vier Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Werner Groß handeln, wobei diesmal der DKP Kreisvorstand als Herausgeber auftritt:"
'VOLKS'-VERTRETER AUF DEN GEHALTSLISTEN DER KONZERNE"
Eingestreut in den Text finden sich Bilder und Vorstellungen u.a. folgender DKP-KandidatInnen:
- Hans Kluthe, Dortmund-Huckarde, Braunsbergweg 7, Student, 22 Jahre, Wahlkreis 115;
=Heisse Eisen 'Volks'-Vertreter auf den Gehaltslisten der Konzerne,Dortmund Sept. 1972;
DKP-BGs Hoesch Westfalenhütte, Phoenix und Union:Herausgabe- und Verteilerplan für Heisse Eisen,o.O. (Dortmund) o.J. (Feb. 1972),S.1


24.11.1972:
Heute findet in Dortmund eine erweiterte Kreisvorstandssitzung der DKP statt, zu der eingeladen wurde am 20.11.1972. Vermutlich von dieser Sitzung lag uns eine handschriftliche Teilnehmerliste vor. Es war auch vertreten die Stadtteilgruppe Huckarde.
=DKP Dortmund:Erweiterte Kreisvorstandssitzung,Dortmund o.J. (1972)

04.04.1973:
Der DKP Kreisvorstand Dortmund verfaßt den folgenden Brief von einer Seite DIN A4 an den Parteivorstand (PV) der DKP:"
Werte Genossen!

Heute besuchte uns das langjährige Mitglied unserer Partei, der Veteran der Arbeiterbewegung - Gen. X. X., 46 Dortmund-Huckarde, ... .
Er trug uns folgendes vor und bat um Hilfe:
Die 79jährige schwerkranke Schwester des Gen. X. hat in der DDR eine Tochter wohnen: Name und Anschrift: Y. Y. ...

Seit mehr als einem Jahr versucht Frau Y. die Genehmigung zu einem Besuch ihrer Mutter: Z. Z., 46 Dortmund, ... (zu erhalten,d.Vf.).

Nach Aussage des Gen. X. wurde nach Vorlage eines amtsärztlichen Zeugnisses (etwa im Februar 1973) der Frau Kramer die Zusicherung für eine Besuchserlaubnis gegeben. Nach Aussagen des Gen. X. wurde diese Besuchserlaubnis aber nicht erteilt, bzw. wieder zurückgezogen.

Wir bitten Euch nach Maßgabe Eurer Möglichkeiten dem Gen. X. verständlich zu machen, warum seine Nichte Fau Y. bisher keine Besuchserlaubnis für ihre Mutter bekommen hat."
=DKP Kreisvorstand Dortmund:An den Parteivorstand über Bezirksvorstand Ruhr / Wstf.,Dortmund 4.4.1973

05.04.1973:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 28.5.1973) berichtet Hans-Georg Kubitza über die heutige Sitzung des UB-Ausschusses der Jusos (vgl. 15.2.1973, 3.5.1973):"
Zur Frage der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen liegt ein Antrag der AG Huckarde-Mailoh vor. Punkt 1 des Antrags wird nach langer Diskussion mit folgendem Wortlaut beschlossen:
'Es kann zur Zeit kein festes Bündnis (Volksfront) mit kommunistischen Organisationen geben.' Die weitere Beschlußfassung wird vertagt."

Christoph Butterwegge (vgl. 23.7.1973) berichtet, daß die UB-Vorstandsmehrheit zwar einen Antrag für die Aufhebung des Münchener Parteiratsbeschlusses (vgl. **.**.197*) im UB-Ausschuß (vgl. März 1973) passieren ließ, "allerdings nicht ohne über die Arbeitsgemeinschaft Huckarde-Mailoh die Verabschiedung von 'Richtlinien zur Zusammenarbeit mit kommunistischen Organisationen' zu beantragen. Der antikommunistische Tenor dieses Richtlinienentwurfes verweist in aller Deutlichkeit auf seine Ersatzfunktion für den Münchener Parteiratsbeschluß. Wegen des seinerzeitigen Patts im Unterbezirksausschuß fand jedoch weder der Huckarder Antrag noch der Aplerbecker Alternativentwurf eine ausreichende Stimmenmehrheit, so daß sich die nächste Unterbezirkskonferenz (vgl. 21.11.1973,d.Vf.) mit diesen Thema zu befassen hat."
=SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.2, 3 und Die Dortmunder Jungsozialisten nach der UB-Konferenz,Dortmund 1973, 1973 bzw. o.J. (1973),S.9, S.8 bzw. S.2

Mai 1973:
Für den UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 26.11.1973) berichten Lilli Rutter und Rolf Brandt (vgl. Jan. 1973, Okt. 1973) mit Quellenangaben in Klammern:"
AUSLÄNDISCHE ARBEITER IN DORTMUND (1)

Im Vergleich zum Durchschnitt der Bundesrepublik gehört Dortmund zu den Gemeinden, in denen noch verhältnismäßig wenig Ausländer leben. ... Der Anteil der ausländischen Frauen an der gesamten ausländischen Bevölkerung liegt ebenso wie im gesamten Bundesgebiet bei ca. 33%, die Zahl der ausländischen Kinder bei 20% (BRD: 16%).

Untersucht man die Verteilung der Ausländer über das Dortmunder Stadtgebiet, stellt man ein erhebliches Ungleichgewicht fest.
...
AUSSENSTADT (VERWALTUNGSBEZIRKE)
...
Huckarde 4%"
=SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.4,Dortmund 1973,S.23f

18.05.1973:
In Dortmund stehen, laut BKA Freiburg, bei einer Demonstration gegen die Demonstrationsverbote 800 Demonstranten 3 000 Polizisten gegenüber, was zu 300 Festnahmen führt. In durch das Komitee gegen die Demonstrationsverbote verbreiteten Berichten heißt es u.a.:"
Polizeistelle Huckarde... Ich mit weiteren vier Mädchen in einer Einzelzelle... Ca. 22 Uhr 30 wird ein Mädchen, kurz danach ihre Schwester rausgeholt. Nach kurzer Zeit hören wir lautes Gebrüll, Tische und andere Gegenstände fallen um. Es wird eindeutig ein Mann zusammengeschlagen. Man hört die Schläge und die Schmerzensschreie. Eine Frauenstimme ruft: 'Hört doch endlich auf, hört doch endlich auf.' Wir haben mit der Nachbarzelle Kontakt aufgenommen. Da die Wände dünn sind, können wir uns durch Rufen verständigen... Ca. 22 Uhr 50 werde ich rausgeholt, muß wiederum im Büro meinen Namen angeben und werde ohne Kommentar nach draußen vor den Eingang geführt. Auf meinen Hinweis, daß ich weder Geld noch Hausschlüssel habe, abgesehen von meiner dünnen Kleidung, nur die Antwort: Das sei meine Sache, ich könnte ja auch in der Zelle übernachten. Auf meine Frage, ob ich telefonieren könne, wird geantwortet, es dürften nur dienstliche Gespräche geführt werden. Danach wird die Tür von innen abgeschlossen."
=Regionales Komitee gegen das Demonstrationsverbot:Für uneingeschränkte Demonstrations- und Organisationsfreiheit der Arbeiterklasse und des Volkes,Dortmund Mai 1973

19.05.1973:
In Dortmund will die KPD heute gegen das Treffen von Breschnew und Brandt und die Demonstrationsverbote demonstrieren (vgl. 18.5.1973, 20.5.1973). Die der KPD/ML nahestehende Rote Hilfe (RH) Dortmund berichtet (vgl. 18.5.1973, 20.5.1973):" ...
'... Später kamen wir dann in die Schlafzellen, wo wir beschlossen, in den Hungerstreik zu treten, da man uns über unsere Entlassung im Unklaren ließ. Gegen 18 Uhr 30 am Sonntag wurden wir entlassen und in Huckarde ausgesetzt.'"
=RH Dortmund:1 000 Verhaftete fordern: Freiheit!,Dortmund o.J. (1973),S.3ff

21.06.1973:
Im Rahmen der Indochinasolidaritätswoche (vgl. 17.6.1973) wollen KPD und LgdI eine Veranstaltung in Dortmund-Huckarde durchführen.
=Rote Fahne Nr.25,Dortmund 20.6.1973

20.10.1973:
Zur heutigen Mitgliederversammlung der Ortsaufbaugruppe (OAG) Dortmund des KBW, ehemals OG Dortmund der KFR (vgl. 13.10.1973) wurde der folgende Textentwurf, datiert auf Oktober, verbreitet:"
POLITISCHER BERICHT
...
Arbeitsplan Bergbauzelle
...
3.4. Stadtteilarbeit in Huckarde und Mengede

In den Stadtteilen Huckarde und Mengede bilden die Bergarbeiter und der Bergbau einen wichtigen Faktor. Wenn es uns hier gelingt, bestimmte günstige Ansatzpunkte in der Auseinandersetzung mit dort arbeitenden Jugendgruppen aufzunehmen und weiterzuentwickeln, können wir unsere soziale Verankerung in den Bergbaubetrieben selbst verbessern. In Huckarde müssen wir versuchen, aus dem Seminar-Angola-Kreis und der Jugendzentrumsgruppierung (JZ,d.Vf.), die an uns interessierten Leute für eine ernsthafte Auseinandersetzung gewinnen. In Mengede gibt es bereits eine Jugendgruppe, die mit uns zusammenarbeitet.

Wir greifen die Konflikte im Stadtteil mit der Perspektive auf, sie in den Zusammenhang der Kämpfe der Arbeiterklasse und der betrieblichen Auseinanderssetzung zu bringen, was angesichts der sozialen Zusammensetzung die Bevölkerung in diesen Siedlungen und dem hervorragenden Bezug zum Bergbau nicht schwerzufallen braucht."
=KBW-OAG Dortmund:Politischer Bericht der provisorischen Ortsleitung an die Mitgliederversammlung am 20.10.1973,Dortmund Okt. 1973;
KBW-OAG Dortmund-OL:Rundbrief Nr.4,Dortmund 14.12.1973,S.2


21.11.1973:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 26.11.1973) wurde, vermutlich verspätet, angekündigt (vgl. Jan. 1972):"
UNTERBEZIRKSKONFERENZ AM 21.11.1973
...
Für die Unterbezirkskonferenz wird folgende vorläufige Tagesordnung vorgeschlagen: ...
6. Beratung und Beschlußfassung zu
...
b) den Richtlinienentwürfen der Arbeitsgemeinschaften Huckarde-Mailoh und Aplerbeck zur Zusammenarbeit mit anderen Organisationen"

Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 3.12.1973) berichtet Christoph Butterwegge:"
DIE DORTMUNDER JUNGSOZIALISTEN NACH DER BAROPER UNTERBEZIRKSKONFERENZ
...
Zwar kann von einer Fraktionierung nicht ernsthaft gesprochen werden, doch ließen sich deutlich drei Gruppierungen unterscheiden:
...
2. Die Gruppe um den Stadtbezirk Huckarde, von dem wichtige Impulse ausgingen, obwohl er mit seinem zentralen Antrag zur Bündnisfrage von vornherein auf verlorenem Posten stand.
...
Nachdem die Arbeitsgemeinschaft Altstadt im Unterbezirksausschuß (vgl. März 1973,d.Vf.) eine scharfe Verurteilung des Münchener Parteiratsbeschlusses (vgl. S2.**.197*,d.Vf.) zur Zusammenarbeit mit Kommunisten durchgesetzt hatte, legte die AG Huckarde-Mailoh dem Ausschuß im April 1973 (vgl. 5.4.1973,d.Vf.) einen Richtlinienentwurf zur Bündnisfrage vor. Weil ihr Antrag auf Nichtbefassung des Huckarder Abgrenzungspapiers keine Mehrheit fand, brachte die AG Aplerbeck einen erheblich weiter gefaßten Alternativentwurf ein, den sie jedoch aufgrund widersprüchlicher Abstimmungsergebnisse später wieder zurückzog, um auf der Unterbezirkskonferenz eine Entscheidung herbeizuführen. Während die AG Hörde-Nord und der Stadtbezirk Süd den Verzicht auf Richtlinien zur Bündnisfrage beantragten, sicherte die AG Aplerbeck diese von ihr unterstützte Forderung durch den Alternativentwurf zum in der Zwischenzeit überarbeiteten Antrag des Stadtbezirks Huckarde ab. Nach längerer Diskussion und unter dem Beifall der Delegierten lehnte es die Unterbezirkskonferenz mit überwältigender Mehrheit ab, 'die Art und Weise der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen durch Richtlinien festlegen zu wollen oder von Parteiinstanzen festlegen zu lassen'. Über Bündnisse soll auch künftig in jedem Einzelfall unter Berücksichtigung der jeweiligen Ausgangsbedingungen entschieden werden."

Durch den UB-Vorstand (vgl. 3.12.1973) bekanntgegeben werden die folgenden:"
ERGEBNISSE DER WAHLEN ZUM UB-VORSTAND
...
BETREUUNG DER ARBEITSGEMEINSCHAFTEN
...
STB Huckarde, STB Mengede - Harald Hudy"
=SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.4, Die Dortmunder Jungsozialisten nach der UB-Konferenz und Nr.1,Dortmund 1973, o.J. (1973) bzw. 1974,S.14f, S.1ff und 9f bzw. S.23

26.11.1973:
Der UB Dortmund der Jusos der SPD gibt vermutlich in dieser Woche seine 'Juso Information' Nr.4 (vgl. 23.7.1973, 3.12.1973) heraus. Darin erscheint auch die:"
ERKLÄRUNG DES GEN. BUTTERWEGGE

Zu den im Rücktrittsschreiben der Gen. Jörder, Kubitza, Reder und Schiek gegen mich erhobenen Vorwürfe gebe ich folgende Erklärung ab:
...
Die Bündnisfrage, von der Arbeitsgemeinschaft Huckarde-Mailoh in den Unterbezirksausschuß getragen, nachdem dieser die Aufhebung des Münchener Parteiratsbeschlusses (vgl. S9.**.197*,d.Vf.) gefordert hatte, halte ich keineswegs für ein zentrales Thema der innerverbandlichen Diskussion."

Albert Herzmann äußert sich:"
ZUR RÜCKTRITTSBEGRÜNDUNG DER EHEMALIGEN UB-VORSTANDSMITGLIEDER
...
Ein Antrag der AG Altstadt zur Aufhebung des Münchener Parteiratsbeschlusses (vgl. S11.**.197*,d.Vf.) war mit großer Mehrheit im UB-Ausschuß angenommen worden. Dann aber kam die AG Huckarde-Mailoh mit Richtlinien zur Zusammenarbeit mit Kommunisten. Die Fortsetzung der Debatte kam also von dieser Seite. - Auch hierauf wurde in der Ausschußsitzung am 27.9. mehrmals hingewiesen. Dennoch behaupteten die Zurückgetretenen steif und fest, die Bündnisfrage sei von der sog. Butterwegge-Gruppe zum alleinigen Kern der Auseinandersetzung gemacht. Offenbar verfährt sie hier nach einer in CDU-Kreisen bewährten Taktik: Je öfter man etwas falsches wiederholt (z.B. angebliche Neutralisierungsbestrebungen der Bundesregierung), desto mehr Leute glauben das schließlich. Auch hier gilt es, wachsam zu sein!"
=SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.4,Dortmund 1973

11.12.1973:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 4.2.1974) berichtet Harald Hudy von der Kampagne zur Vergesellschaftung der Mineralölkonzerne (vgl. 4.12.1973, 11.13.1973):"
Im Sinne des von der Konferenz (vgl. 21.11.1973,d.Vf.) beschlossenen Antrages soll in der Zeit vom 11. -15.12.1973 eine Flugblattaktion durchgeführt werden. ...

Die Arbeitsgemeinschaften, Stadtbezirke und Stadtverbände sollen aufgefordert werden, das Flugblatt zu verteilen."

Zur Beteiligung heißt es:"
Folgende Arbeitsgemeinschaften, Stadtbezirke bzw. Stadtverbände haben an der Flugblattaktion 'Vergesellschaftung der Mineralölkonzerne' teilgenommen:
... AG Deusen, ..., STB Huckarde, ...."
=SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.1,Dortmund 1974,S.20 und 24

07.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 3.12.1973) soll der UB-Ausschuß (vgl. 10.1.1974, 28.2.1974) tagen. Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 25.2.1974) wird berichtet:"
SITZUNG DES UB-AUSSCHUSSES AM 7.2.1974
ANTRAG DES STB HUCKARDE

Der Antrag wird wie folgt beschlossen:

'Der UB-Ausschuß mißbilligt auf's schärfste das vom SPD-Parteivorstand (PV - vgl. Jan. 1974,d.Vf.) herausgegebene Flugblatt 'Wir informieren zur Sache'. Der SPD-Parteivorstand wird aufgefordert, in kürzester Zeit ein neues Flugblatt zu erstellen und den Untergliederungen zugänglich zu machen.

In diesem Flugblatt sollen vorrangig die Themen behandelt werden, die die breite Bevölkerung in der BRD am meisten beunruhigen, nämlich:
- 'Energiekrise'
- Preissteigerungen
- steigende Arbeitslosenzahlen und Kurzarbeit.'"

Auf diese, offensichtlich dem PV übermittelte Resolution, erfolgt eine Antwort des Bundesgeschäftsführers (vgl. 25.3.1974).
=SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Die Dortmunder Jungsozialisten nach der UB-Konferenz, Nr.2 und 3,Dortmund o. J. (1973), 1974 bzw. 1974,S.11, S.23ff bzw. S.8

07.02.1974:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 25.2.1974) wird dokumentiert:"
SOZIALDEMOKRATISCHE PARTEI DEUTSCHLANDS STADTBEZIRK DORTMUND-HUCKARDE

An den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen
Herrn Heinz Kühn
4 Düsseldorf, Landesregierung

Dortmund, den 7.Februar 1974

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

der SPD Stadtbezirk Huckarde hat sich in seiner heutigen Stadtbezirksdelegiertenkonferenz mit ihrer Presseerklärung vom 6.Februar 1974 beschäftigt.

Die Delegierten der Stadtbezirksdelegiertenkonferenz teilen Ihre Auffassung, daß sich die SPD von allen trennen muß, die keine Sozialdemokraten sind.

Soweit sie sich in der Pressekonferenz mit den Jungsozialisten auseinandersetzten, sind die Stadtbezirksdelegierten des Stadtbezirks Huckarde nicht in der Lage, ihre Gedankengänge mitzuvollziehen.

Offensichtlich sind Sie nicht im vollen Umfange über die wirkliche Stimmung in der Bevölkerung und im besonderen nicht über die Verstimmung der sozialdemokratischen Wählerschaft, die objektiv nicht mit dem, was unter sozialdemokratischer Führung in Bund und Land geleistet wird, zufrieden sein kann, informiert.

Die Delegiertenkonferenz ist der Meinung, daß statt der Verteufelung von Parteigruppierungen der SPD der Bevölkerung besser verdeutlicht werden sollte, worauf die unbefriedigenden Leistungen der von den Sozialdemokraten geführten Regierungen in Land und Bund zurückzuführen sind.

Ihren Angriff auf die Jungsozialisten wertet die Stadtbezirksdelegiertenkonferenz als Alibi dafür, daß Sie, Herr Kühn, trotz aller Bemühungen der Parteimitglieder die anstehenden Landtagswahlen (LTW,d.Vf.) für die SPD zu gewinnen, dennoch ab 1974 kein Ministerpräsident mehr sind, weil bei dieser Politik, wie Sie es sicher selber richtig einschätzen, die Wahlen für die SPD einfach nicht zu gewinnen sind.

Mit freundlichem Gruß
i.A. Walter Emmerich"
=SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.2,Dortmund 1974,S.14f

02.03.1974:
In Dortmund demonstrieren, laut und mit KPD, 1 400 gegen die Todesurteile im Iran. Beteiligt ist u.a. die Ortsgruppe Bochum-Iserlohn der Föderation Iranischer Studenten (FIS). Vorher wurde in Huckarde, Hörde, Eving, Scharnhorst und der Innenstadt agitiert."
=Rote Fahne Nr.9 und 10,Dortmund 27.2.1974 bzw. 6.3.1974

29.09.1982:
Laut einem Flugblatt "Heidehof abgerissen! Alter Mühlenweg geräumt!", wird in Dortmund "der Heidehof abgerissen. Zur gleichen Zeit ist auch das besetzte Haus im Mühlenweg geräumt worden. Damit sind in Dortmund auf einen Schlag 50 Menschen obdachlos. Mit dem Heidehof wurde nach Wischlingen das zweite Zentrum eigenständiger Kultur brutal zerstört. In den 8 Monaten, die der Heidehof besetzt war, nahmen ca. 1 500 Menschen an den dortigen Veranstaltungen teil. Wieder einmal wurden Versuche, Leben in unserer kalten Welt zu entfachen, eiskalt von der bewaffneten Staatsgewalt zerstört". Das Flugblatt ruft dazu auf, dagegen am 1.10. zu demonstrieren.
=N.N.:Heidehof abgerissen. Alter Mühlenweg geräumt,o.O. (Dortmund) o.J. (Sept. 1982)

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