Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Hoesch. Betriebszeitung der Kommunistischen Partei Deutschlands, Jg. 1, Nr. 5, Nov. 1971

01.11.1971:
Bei Hoesch Dortmund gibt die KPD vermutlich Anfang dieser Woche die Nr. 5 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 11.10.1971, 22.11.1971) mit sechs Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Maria Bergmann, Berlin 12, Schillerstr.35 heraus. Eine Kontaktmöglichkeit besteht mittwochs von 17 bis 19 Uhr in den 'Borsigstuben' in der Borsigstr.51. Berichtet wird vom Zwangsurlaub (vgl. 26.112.1971), vom Betriebsverfassungsgesetz (BVG - vgl. 10.11.1971) und aus Spanien von SEAT (IGM-Bereich - vgl. 18.10.1971).

Im Leitartikel zur Metall- (MTR) bzw. Stahltarifrunde (STR) heißt es: "
SCHLUSS MIT DEN SCHEINMANÖVERN: SOFORTIGE URABSTIMMUNG!

4, 5% - das ist das Angebot der Kapitalisten für die Kollegen in der Metallverarbeitung.

4, 5% - das bedeutet schon heute für jeden Metaller einen Rückgang des Reallohns um 2% gegenüber Herbst 1970.

4, 5% - das bedeutet einen ständigen Reallohnrückgang im Laufe des nächsten Jahres, der im Herbst 1972 rund 9% gegenüber Herbst 1970 betragen wird - vorausgesetzt das Tempo der Preissteigerungen wird nicht noch schneller.

4, 5% - das ist die Kampfansage der Kapitalisten auf unseren Lebensstandard, sie bedeuten, das die kommende Krise wieder auf unserem Rücken ausgetragen werden soll.

Bei Eisen und Stahl halten die Kapitalisten mit ihrem Angebot immer noch hinterm Berg zurück. Jedoch kann sich jeder ausrechnen, in welcher Größenordnung es liegen wird. Neber, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes, erklärte unverhohlen, daß ein Angebot von 4, 5% wie in der Metallverarbeitung für die Stahlindustrie bei der augenblicklichen Wirtschaftslage kaum in Frage kommen könnte (WAZ vom 28.10).

Also weniger als 4, 5%! Ein solches Angebot ist für jeden Stahlarbeiter eine unverschämte Provokation, eine Herausforderung zum Kampf.

Für Brenner und die übrigen Erfüllungsgehilfen der arbeiterfeindlichen Politik der Brandtregierung (SPD/FDP, d.Vf.) jedoch nicht. Sie klopfen zwar zum Schein kämpferische Sprüche, aber kämpfen wollen sie in Wirklichkeit nicht. 'Wer Wind sät, wird Sturm ernten', so tönte Brenner auf dem IG Metall-Tag (vgl. 27.9.1971, d.Vf.). Wo bleibt denn der versprochene Sturm, blechener Otto. Oder ist dir 4, 5% und weniger nicht Wind genug?

VERZÖGERUNG UND SPALTUNG DER KAMPFFRONT - DAS IST DIE VERHANDLUNGSTAKTIK VON KAPITALISTEN UND IGM-SPITZE

Während in der Metallindustrie bereits in allen Tarifgebieten die Schlichtung vor der Tür steht, tragen sich Kapitalisten und die IG-Metall-Führer in NRW noch geruhsam 'die wirtschaftlichen Argumente' vor. Wie schon in den früheren Jahren leistet die IG-Metall-Führung den Kapitalisten bei ihrem Spaltungsgeschäft wirksame Unterstützung, indem sie zuläßt, daß die Hauptkämpfe in Metall- und Stahlindustrie zeitlich auseinandergerissen werden. Ihre Taktik geht darauf aus, daß wir unsere Kräfte in zwei zeitlich verschiedenen Kämpfen verzetteln, statt in einer festgefügten Front den Kapitalisten entgegenzutreten. Unsere schärfte Waffe ist die Geschlossenheit und Solidarität, und vor der fürchten sich die Kapitalisten und offensichtlich auch die Gewerkschaftsführer.

Es ist klar, warum die Kapitalisten gerade die Metallverhandlungen vorziehen und schnell zum Abschluß bringen wollen: In der Metallindustrie bestehen Schlichtungsvereinbarungen zwischen Kapitalisten und Gewerkschaftsführung. Die Kapitalisten wissen genau, daß die Schlichtungsverhandlungen, das Eingreifen ihres Staates als scheinbar neutrale Instanz, immer zu ihren Gunsten verläuft. Egal ob ein SPD-Minister wie Figgen oder ein 'linker' CDU-Vertreter wie jetzt Katzer den Kapitalisten beisteht: Auf die Klassenneutralität eines politischen Schlichters zu vertrauen, heißt immer, den Teufel mit dem Belzebub austreiben. Das zeigte zuletzt der Tarifabschluß in der Chemie (CTR der CPK - vgl. 3.7.1971, d.Vf.).

Mit Hilfe der Schlichtung wollen die Kapitalisten die Metallverhandlungen möglichst schnell und ohne Widerstand in ihrem Sinne über die Runden bringen!

In der Stahlindustrie dagegen gibt es keine Schlichtungsvereinbarung. Hier können sie ihren Staat nicht in dieser Form einsetzen. Deshalb stellen sie sich schon darauf ein, daß sie hier auf größere Schwierigkeiten stoßen, daß es hier leichter zu Kampfaktionen der Arbeiterklasse kommen könnte. Genau aus diesem Grund haben sie die Metallverhandlungen vorgezogen: Mit der Absicht, die Stahlarbeiter durch möglichst niedrige Abschlüsse in der Metallindustrie und einem reibungslosen Verhandlungsablauf ohne größere Kämpfe zu entmutigen, um sie dann besser schlagen zu können.

Diese Taktik müssen wir durchkreuzen: Deshalb:

KÜNDIGUNG ALLER SCHLICHTUNGSVEREINBARUNGEN!

SOFORTIGE URABSTIMMUNG BEI METALL, EISEN UND STAHL!

KEINE ZEITLICHE TRENNNUNG VON METALL- UND STAHLVERHANDLUNGEN!

UND WIE ERÖFFNET DIE IG-METALL-FÜHRUNG DEN KAMPF GEGEN DIESES UNVERSCHÄMTE ANGEBOT DER AUSBEUTER?

In den Metallverhandlungen gibt sie sich wortradikal, schimpft laut auf die 'Sturheit der Unternehmer', unternimmt aber keinen Schritt, den Kampf dort zu organisieren, wo er geführt wird, im Betrieb. Die Schlichtungsvereinbarung kommt ihr gelegen, denn sie kann sie immer vorschieben, wenn die Kollegen fragen: Warum wird noch nicht gestreikt.

In den Eisen- und Stahlverhandlungen lobt sie die Verzögerungstaktik der Kapitalisten. Die Verhandlungen seien 'sachlich und nüchtern' verlaufen. Hier traut sie sich nicht so leicht zu poltern; denn hier fehlt ihr die Schlichtung als Vorwand für ihre Untätigkeit, hier müßte sie Farbe bekennen, sollte nicht ihr Komplott mit den Kapitalisten offen zu Tage treten.

Ihre Leitlinie ist: Zum Schein hart verhandeln, um die Kollegen in den Betrieben ruhig zu halten. Die schärfste Waffe des Lohnkampfes, den Streik, wollen sie erst gar nicht zum Einsatz kommen lassen. Wenn sie ihn nicht überall verhindern können, so sollen die Einzelaktionen durch ihre Hinhalte- und Spaltungstaktik begrent und isoliert werden, um eine einheitliche Kampffront zu verhindern. Diese Lehre haben wir aus den Tarifkämpfen im letzten Herbst und aus der Chemierunde gezogen.

Kollegen, wenn wir darauf warten, daß Brenner und seine Amtsgenossen zum Sturm blasen, können wir lange warten! Den Sturm kann niemand anders als wir selbst entfachen, wenn nötig ohne und gegen die Gewerkschaftsführung.

Bei Krupp in Essen (vgl. 19.10.1971, d.Vf.), sowie in Hamburg, Bremen (vgl. Vulkanwerft - 21.10.1971, d.Vf.) und Karlsruhe (vgl. MF Losert und Wolf - 18.10.1971, d.Vf.) legten Kollegen die Arbeit nieder, um die Verzögerungstaktik zu verurteilen und ihre Kampfbereitschaft zu demonstrieren.

In Hamburg waren es am vorletzten Freitag (vgl. 15.10.1971, d.Vf.) allein 3 000, letzten Freitag (vgl. 22.10.1971, d.Vf.) über 6 000 Kollegen.

Welche Antwort die Arbeiterverräter in der IGM-Metall-Spitze zu erwarten haben, haben die Kollegen von Opel/Rüsselsheim (vgl. 7.10.1971, d.Vf.) demonstriert: Sie forderten einen zweistündigen Warnstreik zur Durchsetzung ihrer Forderungen. Als daraufhin der Betriebsratsvorsitzende Lorenz die Versammlung schließen wollte, stürmten die Kolleginnen und Kollegen das Podium.

Das ist der Sturm, der sich gegen die 4, 5% der Kapitalisten erhebt. Er richtet sich zugleich gegen die Abwiegelung und Spaltung der IG-Metallspitze, gegen die verräterischen 9 - 11%.

Kollegen, sollen Kapitalisten und Gewerkschaftsführer noch soviel von schwieriger Lage und wirtschaftlicher Vernunft schwätzen: Was uns interessiert sind nicht die Profite der Kapitalisten, sondern ein Lohn, von dem wir leben können, der nicht gleich wieder von den Preissteigerungen aufgefressen wird. Die KPD hält deswegen an ihrer Forderung unbeirrt fest:

120 DM MEHR FÜR ALLE!"

Die erste Arbeiterkorrespondenz fordert: "
GESCHLOSSEN FÜR HÖHERE LÖHNE KÄMPFEN

Adjustagen gehören zu den schlimmsten Knochenmühlen. Das ist nicht nur bei uns auf der Feineisenstraße so, sondern in allen Zurichtereien der Hütte. Wer nach zehn Jahren Adjustage noch nichts abgekriegt hat, das hat das Glück auf seiner Seite.Aber das ist nicht das einzige, warum viele Kollegen nur eins wollen, nämlich hier herauskommen. Wenn in P4 viele 6, 21 oder 6, 30 oder nicht viel mehr verdienen, ist das lächerlich. Da soll der Goswin uns mal erklären, wie man von 800 DM im Monat eine Familie ernähren soll. Ja, Herr Goswin, das können sie ja mal versuchen!

Wir haben jedenfalls keine Lust, uns ewig hinhalten zu lassen. Wenn jetzt die Löhne wieder nach Prozenten erhöht werden, sind wir mit den niedrigsten Löhnen wieder am schlechtesten dran. Bei uns gibt es durchschnittlich dreizehn Punkte - das ist so ziemlich das niedrigste auf der ganzen Hütte.

Der Betriebsrat stellt sich taub. Wenn man ihn sprechen will, ist er nicht da. Wenn man ihn doch mal zu Gesicht bekommt, sagt er höchstens, wenn man mit dem Lohn nicht zufrieden ist, kann man nur kündigen. Ein kluger Rat, wo in der ganzen Stahlindustrie immer mehr Arbeitet entlassen werden oder kurzarbeiten. Auch Vernholz, der in der DKP ist, scheint nicht zu wissen, wie ernst unsere Lage ist. Er hat von den Vertrauensleuten und vor Goswin gesagt, der Betriebsrat wird etwas unternehmen, wenn die Löhne nicht heraufgesetzt werden. Ja, und wo ist der Betriebsrat jetzt?

Vor einiger Zeit (vgl. S2.*.197*, d.Vf.) war eine Sitzung von Vertrauensleuten, Vernholz und Goswin. Es ging um die Anhebung unserer Löhne. Goswin wollte sich darum bemühen - sagte er. Und was ist? Natürlich nichts.

Dafür hatten die Kapitalisten etwas anderes auf Lager. Vor einigen Wochen fing nämlich die Geschiche mit den Umsetzungen an. Eine Schicht wurde aufgelöst, 30 Mann kamen in andere Betriebe. Es wurde angekündigt, daß die 30 Mann wieder zurück nehmen müssen, wenn sie in der Feineisenstraße gebraucht werden, obwohl viele von ihnen heute mehr verdienen als bei uns. Vor kurzem (vgl. S2.1*.1971, d.Vf.) hieß es: Im November wird nur Torstahl gewalzt, weitere 40 Kollegen kommen raus. Die Namensliste der Kollegen, die 'freigestellt' werden sollen, hatte Obermeister Wiemers schon fix und fertig - da wurde alles abgeblasen. Vorläufig? Sicher ist bei uns gar nichts mehr.

Man merkt immer deutlicher, daß die Kapitalisten im Stillen irgendwelche Dinge planen wegen der Krise. Aber wir Arbeiter werden im Unklaren gelassen, was weiter passiert. Die Kapitalisten rücken absichtlich nicht mit ihren Plänen heraus, um die Kollegen einzuschüchtern. Harders meint vielleicht, wenn er mit dem Buhmann Krise droht, Schichten kürzt und von Zeit zu Zeit Abschußlisten von Kollegen aus der Tasche zieht, würden wir vergessen, daß 800 Mark im Monat eben nicht reichen und 4, 5% Lohnerhöhung ein Witz sind. So ist es aber. Und wir wären dumm, wenn es so bleiben würde. Vor einiger Zeit (vgl. S3.*.1971, d.Vf.) haben wir 75 Pfennig gefordert. Es war von Anfang an klar, daß das das mindeste ist, was wir brauchen. Vielleicht sollen Harders und die Tarifkommission mal an den September vor zwei Jahren denken, und sich fragen: Kann man den Hoesch-Arbeiter einfach übers Ohr hauen?"

Die zweite Arbeiterkorrespondenz berichtet vom
KRANFAHREN IM BLECHWALZWERK PHOENIX

Bei den Kranfahrern im Blechwalzwerk Phoenix sorgen die Kapitalisten für 'Arbeitsunsicherheit' und Unfallgefahr. Die Springergruppe 9 zum Beispiel fährt auf über 20 Kränen. Viele davon sind nicht in Ordnung. Zum Teil sind sie schon von der Konstruktion her so veraltet, daß sie offiziell schon nicht mehr geführt werden. Das bedeutet, daß sie natürlich auch nicht mehr gewartet werden. Ein Kran, den es nicht mehr gibt, braucht auch nicht mehr geschmiert zu werden! Selbst wenn nur Kleinigkeiten zu verbessern wären, wird nichts unternommen. Stattdessen müssen die Kollegen, die oben sitzen, und die, die unten einhängen, ihren Kopf hinhalten.

Zum Beispiel muß ab und zu das Eldrogerät gelüftet werden. Der Kranfahrer muß einen Schlüssel oder einen Knüppel zur Hilfe nehmen. Dabei kann es passieren, daß er sich verhakt; dann fliegt die ganze Traverse runter. Es ist klar, was mit dem Kollegen passiert, der gerade unter dem Kran steht. Außerdem kann das Material feine Risse kriegen und in Zukunft dann, wenn die Last dranhängt, jederzeit wieder runterknallen. Den Kapitalisten ist es völlig egal, ob wir dabei kaputtgehen. Ihnen geht es nur um die Profite, das heißt aber: so wenig wie möglich für Arbeitsschutz investieren! Es reicht eben, wenn ein Kran so gerade noch den Sicherheitsbestimmungen der Berufsgenossenschaft entspricht. Das gilt zum Beispiel auch für die Brückenbremsen, die nie richtig eingestellt sind. Noch nicht mal die Bremsseile werden regelmäßig abgeschmiert.

Bei Unfällen wird immer gesagt, daß das an den Kollegen selber liegt, sie würden die Sicherheitsbestimmungen nicht einhalten. Da frage ich mich, wie man denn die Sicherheitsbestimmungen überhaupt immer einhalten soll, wenn das Arbeitstempo so hoch ist und auch weitergesteigert wird. Nächstens muß man noch im Dauerlauf von einem Kran zum anderen überwechseln. Wie kommt es denn, daß wir oft gezwungen sind, andere Kräne wegzuschieben, wenn gerade keiner draufsitzt, obwohl es eigentlich bei Strafe verboten ist?

Ab und zu wird sogar ein alter Kran eingesetzt, der gar nicht mehr gefahren werden darf. Das einzige, was an dem noch ganz ist, sind die Motoren. Die Beleuchtung ist im Eimer, im Führerhaus ist kein Sitz und die Bodenbretter sind los. Man muß sich immer breitbeinig hinstellen, weil man sonst durchbricht und unten auf dem Boden landet. Eigentlich hatte man die Tür zum Führerhaus schon längst geschlossen. Da der Kran aber weiter eingesetzt wird, hat man ein paar Bretter herausgerissen, damit der Kranfahrer wenigsten durch eine kleine Öffnung ins Führerhaus 'reinkriechen' kann. Natürlich will kein Kollege auf dieser alten Kiste fahren. Deshalb wird immer darum geknobelt.

Es ist kein Wunder, daß wir bei diesen Arbeitsbedingungen 45 Mann Unterbelegschaft haben. Alle Kollegen, die neu kommen, versuchen, so schnell wie möglich wieder wegzukommen. Die Folge davon ist, daß die Schichteinteilung für die Springergruppen völlig unregelmäßig ist. Es ist fast so, daß wir heute erst erfahren, wann wir morgen Schicht haben.

Wir dürfen uns das Geschwätz der Kapitalisten, sie würden alles dafür tun, daß wir an unseren Arbeitsplätzen sicher sind, nicht länger mitanhören. Denn dann wird sowieso nichts geändert. Erreichen können wir nur etwas, wenn wir gemeinsam für ausreichenden Unfallschutz und Gesundheitsschutz kämpfen."

Auf der letzten Seite wird gefordert: "
EINHEITLICHER EXISTENZLOHN FÜR ALLE LEHRLINGE - HEUTE 500 DM

DER KAMPF DER LEHRLINGE MUSS ZUGLEICH DER KAMPF DES GESAMTEN PROLETARIATS SEIN!

Die Arbeiterjugend gehört zu den am meisten ausgebeuteten und zugleich rechtlosesten Teilen der Arbeiterklasse. Noch immer kann kein Lehrling von seiner 'Ausbildungsvergütung' leben. Noch immer müssen die Eltern die Lebenshaltungskosten während der Ausbildung ihrer Kinder bezahlen. Das heißt: Die Kapitalisten wälzen noch immer den Hauptteil der Ausbildungskosten auf die Arbeiterklasse ab. Noch immer müsen deswegen viele Arbeiterkinder, deren Eltern selbst zuwenig verdienen, ihre Ausbildungshoffnungen begraben. Noch immer werden deshalb die Kinder von Hilfsarbeitern immer wieder Hilfsarbeiter.

Wir fordern deshalb:

EINEN EINHEITLICHEN EXISTENZLOHN FÜR ALLE LEHRLINGE - HEUTE 500 DM!

Mit der Durchsetzung dieser Forderung schaffen wir für alle Jugendlichen die materielle Voraussetzung, eine Ausbildung beginnen zu können. Außerdem fordern wir damit die Entlohnung der vielen Hilfsarbeiten und produktiven Tätigkeiten, zu denen überall die Lehrlinge als billigste Arbeitskräfte herangezogen werden, für die die Kapitalisten sonst eine voll bezahlte Arbeitskraft einsetzen müßten.

Einen EINHEITLICHEN Existenzlohn fordern wir, um den Spaltungsmanövern der Kapitalisten, die mit der unterschiedlichen Bezahlung nach Alter und Lehrjahr bereits einsetzen, die bewußte Solidarität aller Lehrlinge entgegenzusetzen.

Damit wenden wir uns auch gegen die Forderung nach vollem Lohn bei Einsatz in der Produktion, weil dadurch die Lehrlinge untereinander gespalten werden.

Durch Gespräche mit vielen Lehrlingen, durch unsere Arbeit in gewerkschaftlichen Jugendgruppen haben wir erfahren, daß unsere Forderung nach einem einheitlichen Existenzlohn breite Zustimmung und Unterstützung findet. Gleichzeitig haben wir aber auch festgestellt, daß die Mehrheit der Jugendlichen der Auffassung ist, daß die 500 DM-Forderung in dieser Tarifrunde nicht durchgesetzt werden kann. Deshalb hat die KPD nach eingehender Beratung in ihren Betriebszellen, betrieblichen Sympathisantenzirkeln und Jugendsympathisantenzirkeln folgende Forderung für die laufende Tarifrunde aufgestellt:

EINE EINHEITLICHE ERHÖHUNG UM 100 DM FÜR ALLE LEHRJAHRE!

Um die Spaltung der Lehrlinge durch die gestaffelte Vergütung zu verringern fodert die KPD gleichzeitig eine gestaffelte Erhöhung zusätzlich:

FÜR DAS ERSTE LEHRJAHR ZUSÄTZLICH 35 DM!

FÜR DAS ZWEITE LEHRJAHR 20 DM!

FÜR DAS DRITTE LEHRJAHR 10 DM ZUSÄTZLICH!

Diese Forderung ist von mehreren Jugendgruppen in Westberlin, Düsseldorf und Süddeutschland als ihre Forderung für die Tarifrunde übernommen worden.

Die 100 DM-Forderung der Hoesch-Jugendvertreter (vgl. S6.**.1971, d.Vf.) weist in die richtige Richtung, weil die 100 DM die Unterschiede zwischen den einzelnen Lehrjahren nicht vergrößern würden, wie es in den Tarifabschlüssen der letzten Jahre immer der Fall war.

Sie bleibt jedoch auf halbem Wege stehen, weil sie diese Unterschiede nicht konsequent angeht und verringert.

In einer der nächsten KOMMUNISTISCHEN ARBEITERPRESSEN werden wir zum kapitalistischen Stufenplan Stellung nehmen."

In der Ausgabe wird auch geworben für die 'Rote Fahne' (RF): "
UNTERSTÜTZT DIE PROPAGANDAARBEIT DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS

Die ROTE FAHNE, das Zentralorgan der KPD, dient der Agitation und Propaganda der Ziele der Kommunisten unter den Massen der Werktätigen.

Sie legt in grundsätzlichen Artikeln die strategisch wichtigen Einschätzungen der KPD dar und erläutert die praktischen Schritte des Kampfes. Sie veröffentlicht Berichte und Enthüllungen über die Lage der arbeitenden Klasse, entlarvt exemplarisch einzelne Arbeiterverräter und Werkzeuge der Bourgeoisie, sie beschreibt mit den Mitteln der sozialistischen Reportage den täglichen Kampf der arbeitenden Masse gegen das Kapital und seine staatlichen Agenturen. Schließlich analysiert sie die Klassenkämpfe des internationalen Proletariats und die bewaffneten Kämpfe der nationalen Befreiungsfronten und kämpft für deren aktive Unterstützung.

Die ROTE FAHNE propagiert den Kampf der KPD für die Einheit der Arbeiterklasse. Sie setzt sich für die Verwirklichung der Kampfprogramme auf Betriebsebene und in den Arbeitervierteln ein. Sie fordert die Sicherung und Erweiterung der demokratischen Rechte der Werktätigen.

Oberstes Ziel und Richtschnur für die Arbeit der ROTENF FAHNE ist die Propaganda für die sozialistische Revolution in Westdeutschland und Westberlin, ist die Errichtung der Volksdemokratie mit der Diktatur des Proletariats als Kern.

ABONNIERT DAS ZENTRALORGAN 'ROTE FAHNE'!"
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr. 5, Dortmund Nov. 1971

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