Heisse Eisen - Berichte - Skizzen - Analysen - Mitteilungen für die Hoesch-Belegschaft, Jg. 10, Arbeitsplätze sichern! 35-Stunden-Woche jetzt!, Mai 1978

15.05.1978:
Bei Hoesch Dortmund gibt die DKP ihre 'Heisse Eisen' (vgl. 8.5.1978, 26.5.1978) vermutlich in dieser Woche heraus mit dem Leitartikel:"
Arbeitsplätze sichern! 35-Stunden-Woche jetzt!

Der Manteltarifvertrag ist zum 30.6. gekündigt. Aus einer Tarifinformation geht hervor, daß die IG-Metall den Schwerpunkt auf die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich legen wird. Die Vertrauensleute der Hoesch Hüttenwerke 'Phoenix' und 'Westfalenhütte' haben einmütig in ihren Vollversammlungen die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden gefordert.

Ausgehend von der Situation in der Stahlindustrie, in der bis 1982 nach Schätzungen der EG-Zentrale, der Arbeitgeber und der IG-Metall 50 000 Arbeitsplätze vernichtet werden sollen (also jeder vierte Arbeitsplatz), ist diese Forderung für die Sicherheit von Arbeitsplätzen besonders wichtig.

Eine Verkürzung der Arbeitszeit, verbunden mit Lohnverzicht, wäre für die Stahlarbeiter unannehmbar. Wenn in diesem Zusammenhang unverschämterweise von notwendiger Solidarität gefaselt wird, dann meint die Betriebsgruppe der DKP, sollen jene zunächst Solidarität beweisen, die ihre Taschen mit Diäten-Gewinnen und erschwindelten Steuermillionen vollstopfen. In den Kreisen der oberen 100 000 ist ein 'Abspecken' möglich und geboten. Die Stahlarbeiter jedenfalls haben in der Regel kein Speckpolster und noch zu keiner Zeit ein Finanzpolster anlegen können.

Darum kann es nur Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich geben, jede andere Form ist abzulehnen.

In der öffentlichen Diskussion wird sofort die Rechnung aufgemacht, eine Stunde Arbeitszeit gleich 2, % Lohn und Gehalt. Diese Rechnung ist verlogen, sie ist eine Unternehmerrechnung. Denn die Lohnsumme der Unternehmen ist wegen Arbeitszeitverkürzung noch nie größer geworden. Selbst in der Hochkonjunktur ist bei Arbeitszeitverkürzung infolge längeren Urlaubs etwa, der Belegschafsstand noch niemals erhöht worden und keine höheren Lohnkosten sind eingetreten. Sogar das Gegenteil ist eingetreten. Durch Anrechnen der Urlaubsverlängerung haben die Kollegen Abschläge bei Lohn und Gehalt hinnehmen müssen.

Die Frage der 35-Stundenwoche ist von den Vertrauensleuten unter dem Schwerpunkt der ARBEITSPLATZSICHERUNG diskutiert worden. Denn allen war klar, daß durch die 35-Stundenwoche kein Arbeitsplatz zusätzlich geschaffen wird. Wenn aber nicht jeder vierte Arbeitsplatz verloren gehen soll, erhält eine Arbeitszeitverkürzung von einer Stunde pro Woche ca. 5 000 Arbeitsplätze. Um die von den Unternehmern angestrebte Vernichtung von 50 000 Arbeitsplätzen zu stoppen, müßte die Arbeitszeit um zehn Stunden in der Woche verringert werden. Wie auch immer, Tatsache ist, daß die Einführung der 35-Stunden-Woche eine Art der Arbeitsplatzsicherung ist, bei der den Unternehmen keine Mehrkosten für Lohn und Gehalt entstehen.

Die Vertrauensleutevollversammlung der Westfalenhütte hat den Antrag gestellt, den Kampf um tarifvertragliche Arbeitszeitverkürzung in einer eigenständigen Tarifbewegung und vor der Tarifbewegung Lohn und Gehalt abzuschließen. Damit soll verhindert werden, daß die eine Forderung mit der anderen aufgerechnet wird.

Heisse Eisen wünscht den Belegschaften und der IG-Metall viel Erfolg bei der Durchsetzung der 35-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich."

Weitere Artikel sind:
- "1 Milliarde für Kohle- und Stahlunternehmer";
- "Das Thema" zum Hungerstreik der Chilenen;
- "Übernahme aller Ausgebildeten in ihren erlernten Beruf";
- "Rattenschwanz" zu den Umsetzungen von 130 Elektrikern als Kranführer;
- "Weitere Angestelltenarbeitsplätze gefährdet".
Q: Heisse Eisen Arbeitsplätze sichern! 35-Stunden-Woche jetzt!, Dortmund Mai 1978; DKP-Hoesch-Betriebsgruppen Westfalenhütte und Phoenix: Heisse Eisen 1968-1978, Dortmund o. J. (1978), S. 33

Dortmund_Hoesch478

Dortmund_Hoesch479

Dortmund_Hoesch480

Dortmund_Hoesch481