Bochum: "Spartakus A.M.S: Abteilungsgruppe Sozialwissenschaften"

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 18.4.2018


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An der Bochumer Ruhruniversität (RUB) erscheint vermutlich im Januar 1971 die erste Nummer der Zeitung der Spartakus A.M.S. Abteilungsgruppe Sozialwissenschaften.

Einleitend heißt es, dass die Abteilungsgruppe SoWi des Spartakus A.M.S. "in Zukunft zweimal im Semester ein Informationsblatt als Bestandteil ihrer politischen Arbeit herausgeben wird" - und zwar "zu Fragen der Abteilungsordnung und studentischen Mitbestimmung, über Studiengänge und Berufsbilder, zur Kritik an Lehrveranstaltungen und zu Problemen marxistischer Soziologie". Die uns vorliegenden Ausgaben beschäftigen sich u. a. mit einer Abteilungssatzung, wozu es heißt: "Die Abteilungsgruppe SoWi des Spartakus führt den antimonopolistischen Kampf auf der Ebene ihrer Abteilung". "Dabei ist von Anfang an klarzumachen, dass auch mit einer vernünftigen Satzung die Demokratisierung von Abteilung und Hochschule noch lange nicht geleistet, wohl aber eine günstigere Bedingungen geschaffen wäre, um in einem Bezirk der Gesamtgesellschaft den demokratischen Fortschritt abzusichern". U. a. wird in den vorliegenden Ausgaben die Auseinandersetzung mit dem KSB/ML und den SAG geführt.

Dokumentieren können wir hier nur wenige Ausgaben. Wir bitten um Ergänzungen.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Januar 1971:
Vermutlich im Januar erscheint an der RUB die Nr. 1 der Zeitung "Spartakus A.M.S. - Abteilungsgruppe Sozialwiss."
Artikel der Ausgabe sind:
"1. Zur Problematik einer Satzung für unsere Abteilung
2. Zur Fachschaftsarbeit in der Abteilung VIII
3. Dokumentation: Horst Holzer: Vorschlag für eine Anfängerausbildung im Fach Soziologie
4. Zeitschriftenspiegel"
5. Spartakus, Abteilungsgruppe SoWi: Scheuch drückte sich".

In der Ausgabe wird auch auf eine Debatte mit dem KSB/ML eingegangen, der einen Dekan (Scheuch) "verscheuchen wollte". Auch bei eine Debatte um den "Bund Freiheit der Wissenschaft" schieden sich die Geister. "Hier allerdings wurden die Unterschiede von Spartakus und KSB/ML manifestiert. Der KSB/ML schätzt den Bund als eine faschistische Massenorganisation ein. Er übersieht dabei völlig, dass weder sich bekennende Faschisten unserer Abt. Wie Papalekas noch Mitglieder von NHB und NPD im Bund mitarbeiten, offensichtlich doch nur, weil der Bund in seiner jetzigen Zusammensetzung und Zielsetzung kein faschistischer ist. Er ist vielmehr als hochschulpolitisches Rechtskartell einzuschätzen … Die Schlussfolgerungen des KSB/ML sind dümmer als seine falsche Analyse. Er schlägt vor, einen gesamtuniversitären Wohlfahrtsausschuss neu zu beleben, in dem unter Führung der Roten Zellen auch andere Studentenorganisationen und der Asta mitarbeiten dürfen …" Heute käme es darauf an, "der rechten Volksfront eine demokratische entgegenzustellen wie sie bereits im Keim auf Bundesebene in der Zusammenarbeit von GEW, BAK und VDS sich darstellte und hier in Bochum im Aktionsrat (ASta und Assistentenschaft) existiert".
Quelle: Spartakus A.M.S - Abteilungsgruppe Sozialwiss., Jg. 1, Nr. 1, Bochum, (Januar) 1971.

14.06.1971:
An der RUB erscheint die Nr. 2 der Zeitung "Spartakus A.M.S. - Abteilungsgruppe Sozialwiss."
Artikel der Ausgabe sind:
- "Editorial"
- " ML oder Bürger im ML-Pelz? Zur Kritik der Fachschaftsarbeit am Beispiel Landwehrmann"
- "Lenin und die Leninisten. Erste Ergebnisse aus der Schulung über Lenins Linksradikalismus"
- "Schulung der Spartakus Abteilungsgruppe SoWi: Zur Klassenanalyse der
sozialwissenschaftlichen Intelligenz"
- "Bequem und billig. Kommunale Dienstleistungen in der UdSSR"
- "Bayerkurier über die Gründung des MSB Spartakus"

In der Auseinandersetzung mit dem KSB/ML wird die Position vertreten, dass es ihre "Unfähigkeit" sei, "aus einer falschen Praxis in Gremien und Parlament richtige Schlussfolgerungen zu ziehen". Parolen sind u. a.: "Gegen die zentrale Hochschulformierung!", "Gegen das Rechtskartell an den Hochschulen!", "Für einen konsequenten linken Asta im Kampf um Mitbestimmung!", "Für das Bündnis mit allen Demokraten und Sozialisten!"

Aufgerufen wird zur Abteilungsversammlung der Gruppe Spartakus. Geworben wird für die "UZ".
Q: Spartakus A.M.S - Abteilungsgruppe Sozialwiss., Jg. 2, Nr. 2, Bochum, 14. Juni 1971.

13.07.1971:
An der RUB erscheint die Nr. 3 der Zeitung "Spartakus A.M.S. - Abteilungsgruppe Sozialwiss."
Artikel der Ausgabe sind:
- "Viel Feind, viel Ehr"
- "Zum Pressekrieg in der Abteilung VIII"
- "Sozialdemokratismus und linker Radikalismus am Beispiel der
Sozialistischen Abteilungsgruppen"
- "Ferienprogramm der Spartakus Abteilungsgruppe SoWi"

Agitiert wird gegen Professoren, die mit "billiger Effekthascherei die demokratische und sozialistische Studentenbewegung diffamieren" wollen. "Dabei schrecken sie weder davor zurück, platte Lügen zu erfinden (Mordversuche), noch verzichten sie darauf sich als Fakultät auszugeben. Alle Register der Springer-Presse werden gezogen." Sie wollen eine "fortschrittliche Abteilungssatzung verhindern". Agitiert wird auch gegen eine "ultralinke Boykottstrategie" und "ultralinker Phrasendrescherei". Die Antwort darauf sei "1. Gegen die Verleumdungen der vier Profs mit allen Mitteln, politischen wie Juristischen vorzugehen … 4. Das Bündnis von Papalekas und Herder-Dornreich mit Weber-Schäfer und Willms muss zum Platzen gebracht werden. Dazu muss der Fachschaftsrat mit einer qualifizierten ideologischen und politischen Auseinandersetzung beginnen."

Aufgerufen wird zum "Ferienprogramm des Spartakus", u. a. mit dem Thema: "Zur Klassenanalyse der sozialwissenschaftlichen Intelligenz".
Q: Spartakus A.M.S - Abteilungsgruppe Sozialwiss., Jg. 2, Nr. 3, Bochum, 13. Juli 1971.

1971:
An der RUB erscheint ein "Extra 3" der Zeitung "Spartakus A.M.S. - Abteilungsgruppe Sozialwiss.", die sich jetzt auch "MSB Spartakus - Abteilungsgruppe Sozialwiss."nennt.

Das Extra beschäftigt sich mit den Fachschaftswahlen und den Wahlen der studentischen Vertreter der Abteilungsversammlung. Zu den Wahlen erscheint auch ein Programm, das u. a. die Forderungen enthält: "Kampf gegen das Hochschulrahmengesetz!", "Für eine Bildung und Wissenschaft im Dienste der arbeitenden Bevölkerung und des Friedens!", "Kampf dem Wissenschaftsmonopol der Herrschenden-Marx an die Uni!", "Für die Verteidigung der verfassten Studentenschaft!", "Solidarischer Kampf gegen das Berufsverbot für Marxisten!", "Für die Verteidigung und Ausdehnung demokratischer Rechte und Freiheiten!"
Q: MSB Spartakus - Abteilungsgruppe Sozialwiss., Jg. 2, Extra 3, Bochum 1971.

Februar 1972:
An der RUB erscheint die Nr. 5 der Zeitung "Spartakus A.M.S. - Abteilungsgruppe Sozialwiss."
Artikel der Ausgabe sind:
- "KSB/ML zur Satzungsproblematik"
- "SAG zur Satzungsproblematik"
- "Fachschaftsrat zur Satzungsproblematik"
- "Höhepunkte der Strategielosigkeit"
- "Grenzen einer Abteilungssatzung"
- "Hauptstoßrichtung der politischen Kampfes und reale Möglichkeiten
- "UP und Boykotteure"
- "Durchsetzungsstrategie"
- "Zusammenarbeit mit den Assistenten"
- "Papalekas isolieren"
- "Zusammenfassung"

Zur Satzung wird auch die Auseinandersetzung mit dem KSB/ML und den SAG geführt. Der KSB/ML würde zur "Satzung schweigen". Es würden nur die "alten negativen Stellungnahmen" vorliegen. Ähnlich würde es sich mit den SAG Verhalten. In ihrem Papier "Sozialistisches Studium" würde sich kein "Wort zur Durchsetzungsstrategie" finden. Erklärt wird, dass der Fachschaftsrat "endlich ein Programm zur Durchsetzung der Satzung" vorlegen müsse. Daher müssen "alle Studenten in den Kampf um die Satzung einbezogen werden". Der nächste Schritt sei "das Bündnis mit den Assistenten", schließlich die "Mehrheit der Professoren für eine programmatische Abteilungssatzung zu gewinnen". Auch gehe es darum, "Papalekas zu isolieren und schwankende Professoren für die Abteilungssatzung zu gewinnen". Parolen sind u. a.: "Die Bremser der demokratischen Hochschulreform entlarven!", "Für qualifizierte studentische Mitbestimmung!", "Abteilungssatzung verbessert aktuelle Kampfposition!", "Gemeinsam die Satzung durchsetzen!", "Papalekas isolieren!", "Die Mehrheit der Professoren gewinnen!"

Aufgerufen wird zum Teach-in zur Abteilungssatzung, u. a. mit Prof. Jaeggi, am 3.2. Aufgerufen wird dazu, "Mitglied im MSB/Spartakus" zu werden und in den "Abteilungsgruppen SoWi" mitzuarbeiten.
Q: Spartakus A.M.S - Abteilungsgruppe Sozialwiss., Jg. 3, Nr. 5, Bochum, Februar 1972.

Letzte Änderung: 04.11.2019