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Ruhr-Universität Bochum

Aktivitäten politischer Gruppen an der RUB 1978-1984

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, März 2008

Teil 9 (1978-1984)

Die Jahre 1978-1984 haben auch an der RUB für ein nachhaltiges Ende der linken Bewegung gesorgt. Das Krisengespenst dürfte sich allen Gruppen irgendwie genähert haben. Mit dem Auseinanderbrechen der KPD (März 1980), der Spaltung des KBW (20./21. September 1980), der KPD/ML (auf dem IV. Parteitag 1978), der Spaltungen des KABD ab 1976, des BWK (ab Februar 1982), des Arbeiterbundes für den Wiederaufbau der KPD (ab Ende 1982), der MLD (Oktober 1981) und denen des Kommunistischen Bundes (1979) waren die großen ML-Organisationen sowie deren Neben- und Unterorganisationen in die Desorientierung geraten, die vielerlei Gründe gehabt haben mag. Ob sie die logische Fortsetzung einer ungenügenden Programmatik versus Theorie war, wie es zu Beginn der 1980er Jahre die Gelsenkirchener/Frankfurter „Neue Hauptseite Theorie“ behauptete, ist eher fraglich. Dass die Krise sich an ihrem „blinden Aktionismus, dem „Spontaneismus“ oder „Trade Unionismus“ hochschaukelte, dürfte eher unwahrscheinlich gewesen sein. Vermutlich kam alles zusammen. Und im Detail sollte die politische nationale und internationale Großwetterlage die Fortsetzung dessen, was man zu Beginn der 1970er Jahre anstrebte, nämlich die BRD-Verhältnisse radikal umzugestalten, ihren Teil dazu beigetragen haben, die „Massenarbeit“ einzustellen oder zumindest zu reduzieren.

Bochumer Häuserkampf_Info, 1981
Bochumer Häuserkampf-Info, 1981

Vergessen werden darf dabei nicht, dass der maoistischen Bewegung andere „soziale Bewegungen“ (sofern man sie darunter fassen sollten) den Rang abliefen. Vor allem die Grün-Alternativen, Spontis, Anti-AKWler, Nato-Doppelbeschluss, Hausbesetzer usw. definierten sich nicht mehr an bürokratischen Organisationsmodellen der K-Gruppen, festgezurrten ideologischen Linien und hausbackener Programmatik. Für sie waren all diese Programme unbrauchbar. Primäre Abgrenzungen von anderen Gruppen gab es bei ihnen in jenen Formen, mit denen die K-Gruppen für unrühmliche Schlagzeilen sorgten, nicht mehr. Die Frage der „Einheit“ wurde zu einer übergreifenden Frage, die sich im Kampf gegen ein konkretes Ziel (z. B. in der „Anti-AKW Bewegung“) verwirklichen ließe. Natürlich waren diese Bewegungsformen nicht von Spaltpilzen verschont geblieben. Doch waren sie für einen erheblichen Teil des heutigen Mittelstandes eine brauchbare „politische Alternative“. Auch wenn sie das heute schon längst nicht mehr sind, so ist interessant zu sehen, wie die maoistischen Gruppen in ihrem Sog letztlich verschwanden.

Nun sind durch die Geschichte der maoistischen Gruppen vielleicht 100.000 Menschen gegangen, die sich zu ihren Zielen weitgehend bekannt haben dürften. Darin ist eine innere Schlüssigkeit zu sehen, aber auch letztendlich der Bruch mit der Kaderorganisation und ihrem rigiden Zentralismus. Eine Fortsetzung der einfachen maoistischen Bewegung sollte es nicht mehr geben. Es waren die lokalen theoretischen Initiativen, die zwar noch in einer Art Übergangsphase am Marxismus-Leninismus festhalten sollten, die im Wesentlichen den weiterführenden Hebel, die Theorie, betätigten sollten. Sie sollte neue Perspektive sein, um die verbliebenen Rest-Revolutionäre zu einigen. Die Entstehung einer „Neuen Hauptseite Theorie“, die zwar eine Öffnung bedeutete, aber doch nur eine Metamorphose blieb, barg in sich die Idee, immer noch „dabei zu sein“. Das Seniorenprinzip, Alter schützt vor Torheit nicht, vollzog sich nun als theoretisches Versatzstück, das den Blick auf die untergehende maoistische Bewegung wie unter einem Sonnenglas betrachtete: Erst wenn die Sonne am Horizont sinkt und keinen Schatten mehr wirft, kann vom Ende gesprochen werden. Sie sollte noch für eine geraume Zeit am Zenit stehen bleiben, ehe auch sie der Mondphase weichen musste.

Interessanterweise waren es nun nicht die Gelsenkirchener, die für einen Aufschwung der theoretischen Debatte sorgten, sondern der kleine, immerhin in seiner Hochphase bis zu 50 Leuten starke, Bochumer Zirkel KGB/E. Dieser berief bereits im März 1978 theoretisch arbeitende Gruppen in Bochum zu einer Konferenz zusammen, um Fragen der Theorie (etwa: „Programmatik der Kommunisten“) zu diskutieren. Dieses Konzept war zunächst nicht der Plan, der bereits im Entstehen begriffenen „Marx-Engels-Studiengesellschaft“; denn diese begriffen sich als reine Schulungsgruppe mit dem Ziel, Teile der undogmatischen Linken für den Marxismus zu interessieren. Vor den Gelsenkirchenern war es der KAB/RW Frankfurt ab Ende 1977/Anfang 1978, der sich die Theorie zur Aufgabe stellte und mit (s-)einer Analyse der „ml-Bewegung“ neue Gefilde betreten wollte.

In Bochum nahm der Schub der Theorie neumoderne Formen an, die sich zwar an der „Alten Hauptseite“ der maoistischen Bewegung (so die Denunziation der Gelsenkirchener Karuscheit/Schröder Gruppe) noch zu orientieren schien, doch schon längst darüber hinaus war. Die Auseinandersetzungen fanden in einem neu geschaffenen Spektrum statt (Grundschulungen), das mit den breit angelegten Debatten als durchaus selbstreflexiv bezeichnet werden konnte. Der „Aufbruch zur totalen Theorie“ sollte dann einige Zeit später aber doch der NHT zufallen, da die „Praxis“ der Bochumer sie an ihr eigenes trügerisches Flair erinnerte.

Mit den Debatten über Bunte, Alternative und Grüne Listen erreichte in Bochum der sich nach vorne drängende Gedanke der theoretischen Debatte in den Jahren ab 1978 einen Höhepunkt schlechthin. Fast alle außeruniversitären und universitären Gruppen dürften darin einbezogen gewesen sein. Wie viele es davon an der RUB gab, kann im Moment nicht gesagt werden. Viele dieser Gruppen wollten aber immer noch die „praktischen Lehren“ aus der maoistischen Bewegung ziehen und forderten für sich weiter eine „Teilnahme am Klassenkampf“. 1980 wurden nach dem bisherigen Stand der Dinge folgende arbeitende Gruppierungen bekannt: Bochumer Aktionseinheit Südliches Afrika (BASA), Büro für Atomenergieprobleme, Büro für Betriebsfragen, Chile-Initiative Bochum, ESG Bochum, Frauengesundheitszentrum, Frauenhausinitiative, DüBoDo-Initiative, Basis Gruppen an der Ruhr-Uni, Initiative: Weg mit den Berufsverboten, Iran-Arbeitsgemeinschaft, Komitee: Innere Sicherheit, Solidaritätskomitee Opel, Politischer Buchladen, Ruhrgebietstreff, Schwub-Schwule Gruppe Bochum, Rotthausplenum, Elterninitiative Bochum-Nord, KPD/ML, KGB/E, Gruppe oppositioneller Gewerkschafter in der IGM (GOG) bei Opel, Türkischer Arbeiterverein, Südostasiengruppe (SOAG) in der ESG, Bochumer Volksblatt, Verband Alleinerziehender Mütter und Väter, Kommunistischer Studentenbund Essen/Ruhr (KSB des KBW), 3. Welt Kollektiv, BG, MSB, SHB und LHV. Sicherlich waren das nicht alle. Es dürften weiter Vietnam/Kampuchea Komitees bestanden haben, die der KBW an der RUB vom nicht mehr existierenden KSV übernommen haben dürfte. Seine Studentengruppe erreichte dort bei den Wahlen im Januar 1979 eine Beteiligung am AStA.

Gesagt werden kann, dass ab 1980 die Leidenschaft zunahm, breitest die Theorie zur Hauptattraktion werden zu lassen. Der ML-Mainstream wollte den Marxismus-Leninismus „weiterentwickeln“, theoretisch, versteht sich. Vermutlich aus diesem Grunde erschien ein seltsames Werk: Heiner Karuscheit: „Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung“ (in der 1. Auflage bereits 1978). Knapp zusammengefasst wurde dort die Rückkehr zur Programmdebatte der KPD/ML 1970 gefordert, die nicht an ihrem praktischen Unvermögen scheiterte, sondern am „Mangel der Theorie“. Die Erde hatte sie nun wieder! Fortan gab es eine Konferenz nach der anderen, eine Debatte wurde von der anderen abgelöst, schwere theoretische Papiere erarbeitet, Konferenzen abgehalten und der Hegelsche Weltgeist bemüht. Am Ende blieb dann nichts mehr übrig. Selbst der KGB/E war das zu viel. Auch sie sollte sich spalten und später auflösen.

Neben dem 1. Mai 1979 waren die folgenden „Traditionsfeiertage“ 1978, 1979 und 1980 usw. ein Spiegelbild dieser Entwicklung. So war der 1. Mai 1979 mit Rest-KPD, KBW (und RUB Ableger), Atombüro, BASA, GOG Opel, SOAG, KGB/E und MIR (an der RUB) nur noch von Teilzeitaktivisten besucht, die sich sicherlich in ihrer Ortslosigkeit auch nicht mehr zurechtgefunden haben dürften. Einzig die Frauengruppe der KGB/E dürfte sich noch gegen ihren Untergang gewehrt haben. Die Frauenbewegung an der RUB, die bis ins Jahr 1968/69 zurückgeht, überdauerte zu einem Teil in der KGB/E. Es entstanden aber auch neue, die ihr nicht zuzurechnen waren, die sich in Bochum und an der RUB im Sog der Anti-AKW-Bewegung, Sponti- und Hausbesetzerszene-, Keine-Startbahn-West-Initiative usw. gebildet haben dürften und die auch eine Auseinandersetzung mit der KB-Frauengruppe (ab 1981) führten. Bekannt wurde in diesem Zusammenhang, dass das „Bochumer Forum“ (BOFO), eine Abspaltung der KGB/E mit Frauen, die die Frauenfrage erneut mit Engels und seiner Schrift „Ursprung der Familie“ untersuchten, die Theoriedebatte an einem spezifisch feministischen Streitpunkt neu zu entfachen (1983) gedachte.

Der KSV war an der RUB ab 1978 nicht mehr aktiv - zumindest gibt es in der Datenbank MAO keine Verweise mehr auf ihn. An der RUB dominierten ab diesem Zeitpunkt undogmatische Gruppen, Linke Listen, Basisgruppen und Wahlzusammenschlüsse. Ab dem Juni 1978 ging der überregionale KSV zur „Kritik an Rudolf Bahro“ (vgl. „DVD“, Nr. 6/1979 vom Juni) über, der mit seiner „Alternative“ den „real existierenden Sozialismus“ kritisierte. Die letzte Ausgabe von „DVD“ erschien dann im Oktober 1978 als Nr. 7/1978 mit dem Titel: „Studentenbewegung 78. Mit dem Latein am Ende?“. Das „politische Kampffeld“ Hochschule in der bisher besetzten Form gab es nun nicht mehr, was „DVD“ konstatieren musste. Allerdings sollte in dieser Ausgabe auffallen, dass „DVD“ zum Scheitern der Studentenbewegung wenig Erhellendes beitrug. Der Artikel „Zur Theorie und Politik - Marxistische Gruppe MG/AK-München“ war dann auch nur noch von einer „KSV-Arbeitsgruppe“ unterzeichnet.

DVD, Oktober 1978
Bild vergrößern DVD, Oktober 1978

Zum Abschluss der Arbeit über die „Aktivitäten politischer Gruppen an der RUB“ seit 1968, sei noch darauf verwiesen, dass die hier vorgestellten Daten immer nur einen Teil der realen Verhältnisse widerspiegeln. Um sich den Vorwurf zu ersparen, nicht genügend recherchiert zu haben, muss gesagt werden, dass ich hier primär nur Daten aus der Datenbank MAO verarbeitet habe. Diese in einen gewissen Kontext zu stellen, war schon schwierig genug, weil sie auch in übergreifenden politischen Zusammenhängen standen und sie auch weit über die RUB hinaus reflektierten.

In einem knappen Exkurs soll dann noch auf die Theologen an der RUB eingegangen werden. In einem weiteren soll die Auseinandersetzung mit Kurt Biedenkopf (von 1967 bis 1969 Rektor der RUB) geführt werden, der in der „WAZ“ vom 19. Januar 2008 den Artikel „Bochum war anders“ (1) veröffentlichte. Mit der RUB ist der Bochumer Ausflug nicht beendet. Es wird sich die Geschichte der „Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen“ (KGB/E) anschließen, die zu einer der wichtigsten maoistischen Gruppierungen im Ruhrgebiet gehört haben dürfte.

Exkurs: Theologen an der RUB

An der RUB bestanden mit dem „Kritischen Katholizismus“ und „Amos“ zwei linksgerichtete Zeitschriftenprojekte, die außerparlamentarisch und außerkonfessionell agierten und gegen die „Kirchenoberen“ und die „kirchliche Innerlichkeit“ zu Felde zogen. Beide Zeitungen entstanden etwa 1969 und hatten einen nicht zu unterschätzenden Einfluss an der RUB. Mit der ESG Bochum und ihrem damaligen Studentenpfarrer Hartmut Dreier war „Amos“ lange Zeit eine Sammlungsbewegung kritischer Christen, die sich eigentlich an allen politischen Aktionen der damaligen Zeit beteiligten. Die ESG mit „Amos“ hatte eher den Ruf, marxistisch orientiert zu sein, während die Katholische Studentengemeinde (KSG) mit dem „Kritischen Katholizismus“ (u. a. bildeten in der Frühzeit Hermann Böckenförde, Ivo Rode und Martin Stankowski die Redaktion in Bochum) bei vielen Linken um 1970 herum als „trotzkistische Kaderschmiede“ galt, was allerdings nie nachgeprüft worden war. Einen ersten Höhepunkt erlebte diese kirchliche Bewegung auf der 1. Celler Konferenz (29. September bis 3. Oktober 1968), die ganz im Zeichen der antiautoritären Bewegung gestanden haben dürfte. Die Zeit des Kirchenkampfes brach an. Für „Amos“ und den „KK“ sollte dieser auf dem evangelischen Kirchentag in Stuttgart 1969 zu einem weiteren Höhepunkt werden. Hier dürften sich dann auch die ersten festen Arbeitsgruppen herausgebildet haben, die die Kritik der „Kirche im Spätkapitalismus“ auf die Tagesordnung gesetzt hatten. Der „Marsch durch die Institution Kirche“ sollte am Ende mit der „kirchlichen Illusion brechen“. Die Katholiken, die der „Sache der außerparlamentarischen Opposition zustimmen, müssen die Opposition zu ihrer Sache machen“, hieß es im „Kritischen Katholizismus. Argumente gegen die Kirchen-Gesellschaft“. (2)

Zur RUB hieß es damals kritisch: „Die neue Ruhruniversität, in kalt-funktionalistischen Fabrikstil erbaut, erwies sich auch in ihrem Wissenschafts- und Lehrangebot als alte Untertanenfabrik. Denn hinter dem gepriesenen ‚Modell Bochum‘ steckt doch nur eine Reformuni, technologisch orientiert und reguliert.“ (3) Es gab bereits im WS 1966/67 und im SS 1967 einen kritischen Arbeitskreis, der sich mit der Frage „Christen und Kommunisten“ auseinandersetzte (4). Die Entstehung der Katholischen Studentengemeinde (-Gruppe) dürfte bis ins Wintersemester 1967/68 zurückgehen. Der „KK“ dürfte später auch mit seinen „sozialkritischen Arbeitskreisen“ (z. B. „Militärseelsorge, die auf dem Stuttgarter Kirchentag für regen Zulauf sorgte) bekannt geworden sein; ab 1970/71 hatte für ihn „die Mitarbeit in den politischen Hochschulgruppen SHB, HSU und SDS“ (5) Priorität.

1969 fanden die 2. und die 3. „Celler Konferenz“ statt. Die Konferenzen wurden u. a. vom Bochumer „Kollektiv 17“ und Rolf Trommershäuser mitgeprägt, der schon zum Ende des Jahres 1968 einen schweren Rückschlag einstecken musste; denn „die zuständige Kirchenleitung verweigerte ihm, sein Vikariat in Essen-Nord anzutreten“ (6). Mit der Wahl Hartmut Dreiers zum Studentenpfarrer der ESG (Dezember 1968) hielt nun auch auf dieser Ebene der kritisch-kirchliche Kulturpessimismus Einzug in das „Sakralgebäude“ RUB. Allgemein galt jedoch als linker theologischer Wortführer Professor Hans-Eckehard Bahr (Theologieprofessor), dem auch Kontakte zum „Sozialistischen Syndikat evangelischer Theologen“ nachgesagt wurden. Bahr erregte im Frühjahr 1968 mit dem Buch „Weltfrieden und Revolution“ Aufsehen, das in einer gewissen Nähe zur „Befreiungstheologie“ von Ernesto Cardenal (Nicaraguanischer Schriftsteller, Priester und Politiker) stand. Der „KK“ existiert heute nicht mehr. Dagegen hat sich „Amos“ als Zeitschrift aus der Zeit der 1968er Bewegung als eine der wenigen bis heute gehalten. Autoren der ersten Stunde, die heute noch für das Projekt schreiben, sind u. a.: Hartmut Dreier, Rolf Euler und Ute Hüttmann.

Exkurs: Kurt Biedenkopf und die RUB

Kurt Biedenkopf, von 1967 bis 1969 Rektor der RUB, hat in der „WAZ“ vom 19. Januar 2008 den Artikel „Bochum war anders. Den ‚Muff von 1000 Jahren gab es dort nicht“ veröffentlicht. Dort behauptete Kurt Biedenkopf, dass es in Bochum „unter den Talaren keinen Muff von tausend Jahren“ gegeben habe. Proteste hätten an der „Arbeiteruniversität Bochum anders ausgesehen als in Frankfurt, Heidelberg oder München … Und wir verstanden sie nicht vor allem als Bedrohung … Unsere Bochumer Auseinandersetzungen waren keineswegs unpolitisch. Aber sie waren nicht primär konfrontativ … Im Mittelpunkt der (hochschul-)politischen Auseinandersetzungen stand in Bochum jedoch die Ordnung der Hochschule selbst. Monatelang verhandelten wir über eine neue Hochschulsatzung … Letztlich gelang uns gleichwohl eine Satzung, die als ‚Bochumer Modell‘ bekannt wurde … Die Studenten ließen sich überzeugen, dass sie nicht qualifiziert waren, ihre akademischen Lehrer auszusuchen … Das altehrwürdige Disziplinarrecht der Universität - einer der großen Streitpunkte, der fast eine Großversammlung beim evangelischen Kirchentag 1969 in Stuttgart gesprengt hätte - hatte in Bochum nie zur Diskussion gestanden. Wir mussten diesen Zopf nicht abschneiden.“ (7)

Wer sich mit der Geschichte der RUB der Frühzeit beschäftigt, dem muss auffallen, dass es die radikalen Studenten, die für Freiheit und Demokratie stritten, hier genauso wie überall gab. Bereits im Dezember 1968 eskalierte der Konflikt zwischen den in der Zwischenzeit politisierten RUB-Studenten und den universitären Honoratioren. Am 25. Oktober 1968 beschloss eine studentische Fachschaftsvollversammlung der SoWi-Abteilung,den „Entwurf für eine neue Prüfungs- und Studienordnung“ (z. B. Abschaffung der Zwischenprüfung nach vier Semestern). In den folgenden Fakultätssitzungen lehnte die Professorenschaft die Verhandlungen mit den Studenten ab. Im Januar 1969 sollte die Debatte fortgesetzt werden, die jedoch von den Professoren verworfen wurde. Ein „gesellschaftskritisches Studium“, das seinerzeit von den Studenten in die Debatte mit eingebracht worden war, war somit in weite Ferne gerückt.

Die inhaltlichen Forderungen waren klar (vgl. Dietmar Kesten: Ruhruniversität Bochum: Zur Geschichte des Bochumer SDS; Das Hochschulgesetz; Der „Fall Papalekas und andere Merkwürdigkeiten): Es ging um die grundsätzliche Berücksichtigung von „abteilungsfreien Fächern im Rahmen der Studienordnung … Ein weiterer Dissens entstand aufgrund der studentischen Forderung nach Einrichtung eines Lehrstuhls für politische Ökonomie. Die Fakultät witterte Marx und fand wenig Geschmack an einem solchen Lehrstuhl“. (8)

WAZ_Serie: Die 68er, Teil 5, 19.1.2008
Bild vergrößern WAZ-Serie: Die 68er, Teil 5, 19.1.2008

Auf der Vollversammlung vom 12. Dezember 1968 beschlossen die Sozialwissenschaftler den Professoren ein Ultimatum zu stellen: „Ab sofort sollen alle Entscheidungsgremien der Abteilung öffentlich tagen. Die neue Studienordnung sollte sofort bestätigt werden. Für den Fall, dass diese Forderungen nicht erfüllt wurden, beschlossen die Studenten, in einen unbefristeten Streik zu treten … (9) Daraufhin wurden Komitees gebildet, um Strategien für einen aktiven Streik zu entwickeln. Keine „Drittelparität“ war hier zunächst angesagt, sondern „rätedemokratische Strukturen“, wie sie an allen Universitäten gefordert wurden; denn die Studenten waren zu jeder Zeit von den Abteilungsvollversammlungen abwählbar und nur diesen Gremien verpflichtetet. Am 16. Dezember 1968 verhandelte die Studentenvertretung mit der Universitätsleitung über die Vergabe weiterer Seminarräume. Die Verhandlungen blieben erfolglos - die Studenten sahen sich damit in die Pflicht genommen, die Raumfrage nun selbst zu organisieren.

Ab dem 16. Dezember 1968 wurde dann an der RUB gestreikt und der Widersand organisiert. Interessant waren die damaligen Forderungen, an die sich Kurt Biedenkopf nun gar nicht mehr erinnern mag: „Besetzt Eure Abteilungen“, „Zerschlagt die bürgerliche Klassenuniversität“, „Die Universitätsbürokratie ist ein Papiertiger“. (10) In Bochum wurde ein Komitee gebildet, das sich „Kritische Soziologie“ (in Anlehnung an die Frankfurter Goethe-Universität) nannte, und der „unbefristete Streik“ gefordert. Die Arbeitsgruppe „Organisation des Widerstands“ setzte auf die „Revolutionierung des Individuums“ in Anlehnung an die Westberliner „Kommune 1“. Kurt Biedenkopf trat damals in seiner Funktion „fachmännisch“ in Erscheinung: Er rief nämlich am 17. Dezember 1968 die Polizei auf den Campus, um die Besetzung des Dekanats zu beenden. Ob Herr Biedenkopf mit der Bochumer Polizei kooperierte, kann nicht mehr nachgeprüft werden. Doch es mutet schon ein wenig merkwürdig an, dass ca. 300 Bereitschaftspolizisten auf das B-Gebäude der RUB losmarschierten, ohne dass er davon gewusst haben will, so später die Studenten. Kurt Biedenkopf geriet daraufhin in die Schusslinie.

„Aus der Sicht der Studenten rief Biedenkopf die Polizei just in dem Moment auf den Campus, als die Studenten in Selbstorganisation die Hochschulreform zu praktizieren begannen. Seine bisherige Position, er habe nichts gegen die Abhaltung kritischer Seminare, wurde dadurch für die Mehrheit der Sowi-Studenten unglaubwürdig. Kurt Biedenkopf erschien den Studenten in jenen Tagen als der konsequenteste politische Vertreter der Ordinarienherrschaft, insbesondere über das Mittel der formalen Diskussion und damit der Kanalisierung des Protests …“ (11)

Eigentlich ist Kurt Biedenkopf heute nicht mehr als eine historische Fußnote. Dass er die RUB als ehemaliger Generalsekretär der CDU (1973 bis 1977) und späterer Vorsitzender der NRW CDU, dann Ministerpräsident des Freistaates Sachsen (1990 bis 2002) anders sieht, dürfte außer Frage stehen. Aber seine „Entsorgung“ der Fakten, die ereignisgeschichtlich bedeutsam waren, ist schon von Brisanz. Der RUB soll mit seinen Äußerungen bescheinigt werden, dass sie nicht im Fokus der politischen Auseinandersetzungen gestanden habe, dass sie quasi als „Arbeiter-Universität“ einen anderen Stellenwert hatte und der propagierte Marsch durch die Institutionen an Bochum vorbei gegangen ist.

Dass dem nicht so war, haben gerade die ersten Teilergebnisse der Datenbank MAO über die RUB gezeigt. Herr Biedenkopf reimt sich in seiner Stellungnahme als ehemaliger Rektor nur das zusammen, was er benutzen kann, um die RUB vom „politischen Spektakel“ fern zu halten. Indes müsste doch seine Rolle im Streikjahr 1968 längst bekannt sein. Da liest man es wie im Märchen: „Eines Tages besetzten die Studenten der Sozialwissenschaft die Räume ihres Fachbereichs …“ Kurt Biedenkopf agiert mit Erinnerungslücken. Der Urknall traf ihn unvorbereitet; denn es war ja nur „eines Tages“. Nichts von dem, was vorausgegangen war, nichts vom dem, was erfolgte (z. B. forderten die Studenten nach den Aktionen der Polizei auf dem Campus den Rücktritt von Biedenkopf) und nichts von den wirklichen Abläufen.

Kurt Biedenkopf bleibt in den Konventionen einer Ära verstrickt, die sich tatsächlich unter dem „Muff von tausend Jahren“ zusammenfand. Die Zuspitzung des Glaubens an „das vernünftige Ganze“ (12) wird von Kurt Biedenkopf schon auf krude Weise zusammengerührt. Dass er nichts zum Polizeieinsatz schreibt, könnte ja noch nachvollzogen werden, da er auch heute noch an (s-)einem Imageschaden nicht interessiert sein dürfte, dass er aber den Verbrennungsmotor anlässt, um die Wahrheit zu verbrennen, nicht. Kurt Biedenkopf war als Rektor des Hauses mit Kette über alle entscheidenden Vorgänge informiert. Wenn er viele davon einfach verschweigt, kann das nicht im Sinne von Aufklärung sein. Das Authentische der RUB ist das, was mit Fakten aus dieser Zeit belegt ist. Die Datenbank MAO kann dazu einiges vorweisen. Kurt Biedenkopf leider nicht.

Januar und Februar 1978

Während die DKP-Hochschulgruppe an der RUB weiter ihre „Roten Uni Blätter“ herausgab (vgl. Januar 1978), formierte sich erneut an der RUB und überregional der Widersand gegen die „Verabschiedung der Razziengesetze“, über die das RK NRW der KPD berichtete (vgl. 16. Februar 1978). Hintergrund des Flugblatts bzw. des Berichts dürfte ein erneuter Überfall u. a. auf den POLIBU in Bochum gewesen sein.

Januar 1978: Die DKP Hochschulgruppe an der Ruhruniversität Bochum (RUB) gab vermutlich im Januar ein Extrablatt ihrer „Roten Uni Blätter“ zu den Berufsverboten (BV) heraus. (13)

16. Februar 1978: Das KPD-RK NRW berichtete:

„WIDERSTAND GEGEN VERABSCHIEDUNG DES 'RAZZIENGESETZES'! Am Donnerstag, dem 16.Februar, soll im Bundestag das sog. 'Razziengesetz' verabschiedet werden. In der bürgerlichen Presse liest man nur von 'Anti-Terror-Gesetzes-Änderungen'. Damit soll der wahre Inhalt des Gesetzes umgelogen werden. Nebenstehende Liste macht klar: Mit dem Razziengesetz wird ein weiterer Schritt auf dem Wege zum Polizeistaat unternommen! Es geht bei diesem Gesetz um Veränderungen der Strafprozessordnung, mit deren Hilfe die Befugnisse der Polizei erweitert und die Rechte der Strafverteidigung drastisch eingeschränkt werden. Unter dem Vorwand des 'Schutzes vor Terrorismus' erlebten wir bereits in den vergangenen Monaten:

- Militär-ähnliche Großaktionen gegen Demonstrationen wie in Kalkar (Atomkraftwerk (AKW) beim bisher größten Polizeieinsatz der Nachkriegszeit

- willkürliche Hausdurchsuchungen u.a. vom Bundeskriminalamt (BKA, d.Vf.), Polizeistraßenkontrollen mit MP-Posten.

Das jetzige 'Razziengesetz' öffnet solcher polizeilichen und staatlichen Willkür Tür und Tor!

DAS SOLL AM 16.2. GESETZ WERDEN:

- dass die Wohnungen völlig unverdächtiger Bürger eines ganzen Gebäudes von der Polizei durchsucht werden können, ohne dass ein konkreter Verdacht für das Auffinden von Straftätern in einer bestimmten Wohnung vorliegen muss (Paragraph 103 StO);

- dass ganze Stadtteile durch 'Kontrollstellen' abgeriegelt werden können und jeder dort vorbeikommende Bürger sich ausweisen und durchsuchen lassen muss (Paragraph 111 StPO);

- dass auch ohne Kontrollstellen praktisch jeder Bürger von der Polizei überprüft, kontrolliert und durchsucht, bei Schwierigkeiten der Identifizierung auch festgehalten werden kann, wobei ihm das Recht, einen Familienangehörigen oder Anwalt zu benachrichtigen, dann genommen werden soll, wenn dadurch 'der Zweck der Untersuchung gefährdet' würde (Paragraph 163b StPO);

- dass Trennscheiben zwischen Verteidiger und Beschuldigtem nach Paragraph 129a StGB (Zughörigkeit oder Unterstützung einer 'terroristischen Vereinigung') eingeführt werden. Damit wird die Isolierung vervollkommnet und die Kontrollmöglichkeit über die körperliche und geistige Verfassung dieser Inhaftierten weiter eingeschränkt;

- dass ein Verteidiger bereits auszuschließen ist, wenn 'bestimmte Tatsachen' den einfachen Verdacht begründen, dass er Straftaten nach den Paragraphen 129, 129a StGB begehen könne.

DER WIDERSTAND WÄCHST! Die Schmidt-Regierung setzt alle propagandistischen Hebel in Bewegung, um die wirkliche Bedeutung der Gesetzesänderungen zu verschleiern. Seit mehreren Jahren bereiten die Innenminister ein neues, verschärftes Polizeigesetz der Länder vor (es soll unter anderem den 'gezielten Todesschuss' der Polizei ausdrücklich gutheißen). Heimlich will nun die Regierung wesentliche Teile dieses Gesetzes auf Bundesebene einführen. Dies geschieht mit der demagogischen Floskel 'notwendiger Anti-Terror-Maßnahmen'. Als ob es nicht um die Zerschlagung demokratischer Rechte der Volksmassen geht! Zug um Zug wird ein Netz polizeistaatlicher Regelungen geknüpft. Deshalb formiert sich gegenwärtig eine bereite demokratische Bewegung gegen die zunehmende staatliche Willkür:

- Arbeiter und fortschrittliche Menschen haben sich in Initiativen gegen Polizeimorde und Übergriffe zusammengeschlossen, wie in Bochum, Herne und Dortmund

- Strafverteidiger und demokratische Komitees protestieren gegen die neuen Gesetze, u.a. die Humanistische Union (HU, d.Vf.)

Die KPD nimmt an diesem Kampf teil und ruft zu einem entschiedenen Widerstand gegen das 'Razziengesetz' auf.

SCHEINGEFECHTE DER BÜRGERLICHEN PARTEIEN. Die CDU/CSU hat bereits ihr 'Nein' zu den Gesetzen angekündigt. Die Scheinwelt parlamentarischer Demokratie ist so auf Täuschung der Massen angelegt, dass die bürgerlichen Parteien aus 'Profilierungsgründen' manchmal 'nein' sagen, wenn sie überhaupt keine anderen Ziele verfolgen. Es kann doch kein Zweifel bestehen: die Bonner Parteien sind sich völlig einig bei der Zerschlagung noch bestehender Rechte, die CDU/CSU will höchstens ein noch schnelleres Tempo hierbei. Und die Gruppe der 'linken' SPD-Abgeordneten um Coppik? Einpeitscher Wehner soll seine Leute noch auf die richtige Linie bringen. Die 'Standfestigkeit' dieser 'Linken' war bisher immer so 'groß', dass bestenfalls ein kurzfristiger Aufschub und dann doch die Verabschiedung herauskam. Denn an der Notwendigkeit, den 'Rechtsstaat' aufzurüsten, wollen auch sie gegenwärtig keinesfalls rütteln. Die einzige Kraft, die wirklichen Widerstand gegen die drohende Verabschiedung des Razziengesetzes und weiterer reaktionärer Gesetze leisten kann, sind die Volksmassen. Kommunisten, Demokraten, Antifaschisten und Sozialisten müssen zusammen für den Erhalt demokratischer Rechte kämpfen!

LEISTET WIDERSTAND GEGEN DEN ABBAU DER DEMOKRATISCHEN RECHTE UND FREIHEITEN DES VOLKES! WEG MIT DEM 'RAZZIENGESETZ'!" (14)

März 1978

Ab dem Frühjahr 1978 dürften sich im Zuge der Spaltungen der maoistischen Gruppen auch die ersten theoretisch arbeitenden Zirkel gebildet haben. Wer sich damals die ersten Sporen verdient hat, mag uninteressant sein. Für das Ruhrgebiet waren die KGB/E und die Gelsenkirchener NHT („Aufsätze zur Diskussion“) sicherlich Vorreiter. Im Gegensatz zum Gelsenkirchener Zirkel favorisierte die KGB/E noch ihre „praktische Arbeit“, die die Karuscheit/Schröder Gruppe verächtlich „Alte Hauptseite Theorie“ betitelte, was aber eher ein Hinweis darauf gewesen sein dürfte, dass sie sich wohl erstmalig in einem breiteren Umfang der Theorie zuwandte. Eine „Studienbewegung“ rief die KGB/E nicht ins Leben. Aber gemessen an ihrem Kaderstamm, der dem Gelsenkirchener weit überlegen war, streckte sie ihre Fühler doch weiter aus als allgemein angenommen wird. An der RUB war sie kurzzeitig auch aktiv. Vor allem durch ihre Theorie-Konferenzen sollte sie für Furore sorgen (vgl. März 1978).

Die feministischen Strömungen in Bochum waren von einer besonderen Güte. Sie ließen sich zurückverfolgen bis zum Bochumer Weiberrat des SDS und zur ersten reinen Bochumer Frauendemonstration des SDS vom 22. Mai 1968. Ein Teil von ihnen sollte sich später mit der Bochumer Betriebsgruppe II zusammentun. Wiederum organisierte sich später ein Teil von ihnen im Uni-Kollektiv des KJVD. Aber auch die Bochumer „Rote-Ruhrpark.Gruppe“ dürfte eine reine Frauen-Gruppe gewesen sein. (vgl. Dietmar Kesten: Bochum: Die Rote Ruhrpark-Gruppe). Später kamen die §-218-Aktionen dazu, die sich im Bochumer Raum sicherlich mit einer Reihe weiteren Fraueninitiativen (z. b. die des KB und KBW) in Verbindung bringen lassen. Die frühe KGB/E bzw. deren Frauensektion wurde mit einer „Frauen-BZ“ bekannt (vgl. März 1978), in der möglicherweise auch die Auseinandersetzung mit den Frauen des KB in Bochum, an der RUB und mit anderen §-218-Gruppen geführt wurde.

März 1978: Nach einem Bericht eines Vertreters des KAB Kassel in Bochum, soll sich der KAB/RW Frankfurt in der bisherigen Form aufgelöst haben. Er teile sich jetzt in zwei Gruppen auf:

„Die Marx-Engels-Studiengesellschaft, die Schulungsarbeit betreibt und die noch nicht so fortgeschrittenen Genossen zusammenfasst, den 'Revolutionären Weg', in dem sich die fortgeschrittenen Genossen befinden, die eine theoretische Zeitung erstellen. Erste Aufgabe dieser Gruppe soll eine Untersuchung der ML-Bewegung und der Ursachen des bisherigen Scheiterns sein. Eine organisierte Praxis fällt damit bei diesem Konzept weg … Es scheint sich also bei den Frankfurtern der Einfluss der Gelsenkirchener ziemlich breit gemacht zu haben." (15)

März 1978: Die Kommunistische Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) gab ihre „Bochumer Arbeiterzeitung“ (BAZ) Nr.30/1978 heraus. Diese war die zweite Frauen-BAZ und erschien zum Internationalen Frauentag: „8. März: Internationaler Frauentag. Warum gibt es eine Frauenbewegung? Entstehung und Ziele.“ (16)

April 1978

Der 1. Mai war auch in diesem Jahr wieder von besonderer Bedeutung. In gewisser Weise stand er schon unter einer neuen Strategie, nämlich: Parteiaufbau und Einheit der Marxisten-Leninisten. Wie schon im Vorjahr waren ein Großteil der arbeitenden Bochumer Gruppen zu 1.-Mai-Verhandlungen eingeladen worden. Diskutiert wurde, nach den bisherigen Berichten, über die „kommende Strategie der Kommunisten“ bei der „Herstellung ihrer Einheit“ (vgl. April 1978; 1. April 1978). Die Hochschulgruppe der DKP trat wiederum mit ihren „Roten Uni Blättern“ (vgl. 24. April 1978) in Erscheinung.

April 1978: Die Kommunistische Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) gab ihre „Bochumer Arbeiterzeitung“ (BAZ) Nr.31/1978 heraus. Leitartikel war der Aufruf der KGB/E: „1. Mai - Internationaler politischer Kampftag der Arbeiterklasse. Recht auf Arbeit? In der kapitalistischen Gesellschaft ein elender frommer Wunsch." (17)

1. April 1978: Zu einer Bochumer Veranstaltung der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen(KGB/E) und der KPD (Rest-KSV) „zu Fragen der Strategie und Taktik der Kommunisten" rief die KGB/E mit einem Flugblatt auf. U.a. soll über folgende Fragen diskutiert werden: Vaterlandsverteidigung in einem imperialistischen Land?, Strategie und Taktik der Kommunisten und die Theorie der 3 Welten, Parteiaufbau und Einheit der Marxisten-Leninisten. (18)

24. April 1978: Die DKP Hochschulgruppe an der RUB gab vermutlich in dieser Woche ein Extrablatt ihrer „Roten Uni Blätter“ heraus. (19)

Mai bis November 1978

Mit dem „Rundbrief 4“ der KGB/E wurde die „Propaganda der BAZ“ in den Vordergrund gestellt, die der „praktischen Arbeit bei Opel“ und dem „Frauentreff“ eine besondere Bedeutung zumaß. Die „BAZ“ selbst und die „Beiträge zur revolutionären Theorie“ (BzrT) dürften indes auch an der RUB verbreitet gewesen sein; denn auch dort hatten sich Studenten im Opel-SoKo organisiert, etwa Kader des KSV (vgl. Mai 1978). Im 1.-Mai-Block in Bochum marschierten die „üblichen Verdächtigen“ mit, eine Aktionseinheit aus Anti-AKWlern, Chilenen, Spaniern, Iranern, Türken, GOG, KPD, KSV und KGB/E (vgl. 1. Mai 1978). Auch ein Treffen der „Bunten Liste“-Diskussionskreis wurde bekannt, der sich möglicherweise auch über die RUB rekrutierte (vgl. Juli 1978).

Konkret ging es im August 1978 um die Auseinandersetzungen mit den Strömungen der Hauptseite Theorie. Diskussionen mit den Grünen (Bunten) standen ebenso auf der Tagesordnung wie auch die Positionierungen zur AStA-Wahl (vgl. 3. August 1978). Und zum Gedenken an die „Reichskristallnacht“ fand in Bochum am 9. November eine Demonstration statt (vgl. 9. November 1978).

Mai 1978: Die DKP Hochschulgruppe an der RUB gab eine Ausgabe ihrer „Roten Uni Blätter“ heraus. (20)

Mai 1978: In der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) erschien vermutlich im Mai der „Rundbrief“ Nr.4/1978. Es wurde ein „Beschluss der MV zum Beschluss des ZA der KGBE zu den Auseinandersetzungen in der KP Chinas" gefasst:

„Wir halten es für unsere Pflicht von Marxisten-Leninisten, niemanden anzugreifen, wenn man keine klaren Kenntnisse über sein Handeln hat. Unsere Aufgabe besteht aber auch darin, uns mit niemandem zu verbrüdern, über dessen Handeln man keine Klarheit hat … Um die Position der 'Viererbande' wie auch die des ZK mit Hua Guo-Feng an der Spitze richtig beurteilen zu können, bedarf es sowohl der Klarheit in Bezug auf die dialektische Entwicklung des Klassenkampfes unter den Bedingungen des Sozialismus, als auch einer konkreten Einschätzung der Situation in China."

Von Mitgliedern der KGB/E wurden „Thesen der Werktätigen im Erziehungsdienst" vorgelegt. In den „Vorläufige Thesen zum Arbeitsplan des Opel-Kolls" hieß es:

„Zusammenfassend lässt sich sagen: unter erschwerten ökonomischen und politischen Bedingungen, die die GOG und die Kommunisten in der GOG dazu bringen, entweder in den Aktionismus zu verfallen oder sich der linken Sozialdemokratie anzunähern aber nicht sich theoretische Klarheit zu verschaffen, stellt sich für uns weiterhin die schwere Aufgabe: Einheit der Kommunisten - Aufbau einer Opel-Zelle der KGB/E. Für uns bedeutet das, intensivere Schulungsarbeit der Ökonomie, über die bürgerlichen Strömungen in der Arbeiterbewegung, des dialektischen Materialismus. Die Auseinandersetzung mit den kommunistischen Kollegen und Frauen stellen die Hauptschwerpunkte für den Aufbau einer Opel-Zelle dar. Das bedeutet für uns, den theoretischen Kampf an die 1. Stelle zu setzen, und eine intensive Schulungsarbeit im Kollektiv zu leisten."

Zur praktischen Arbeit wird ausgeführt:

„Im Mittelpunkt unserer praktischen Arbeit bei Opel und auch gegenüber dem Frauentreff steht die Propaganda der BAZ … Inhaltliche Schwerpunkte der Propaganda bei Opel liegen in den Fragen der körperlichen und geistigen Degradation der Arbeiterklasse, den Ursachen von Krisen und ihren Folgeerscheinungen, den Aufgaben der Arbeiterklasse und der Kommunisten, Kritik am Reformismus und Revisionismus. … Einen Teil der praktischen Unterstützungsarbeit nimmt die direkte Unterstützung der GOG durch die Sokoarbeit in Anspruch … Organisatorisch ist das Solidaritätskomitee von der GOG abhängig, genau wie die GOG vom Solidaritätskomitee. Ideologisch ist es ein Sammelbecken von verschiedenen Strömungen genauso wie die GOG. Durch das Soko können wir ebenfalls unsere Propaganda des Kommunismus und unsere Ziele zum Parteiaufbau verfolgen, jedoch nur in dem beschränkten Maße wie es der Zielrichtung des Solidaritätskomitees nicht widerspricht." (21)

1. Mai 1978: 1. Mai in Bochum. Laut KB beteiligten sich an der DGB-Demonstration ca. 1 400 Teilnehmer: „Im oppositionellen Teil der Demonstration gingen 500 - 700 Leute mit. Darunter Blöcke vom Atombüro-Bochum (AKW, d.Vf.) …ein Block mit Chilenen, Spaniern, Iranern, Türken und ein Block der ML-Aktionseinheit (GOG (Opel im IGM-Bereich, d.Vf.), KPD, KSV, KGB/E) … An der anschließenden Kundgebung nahmen 3 000 bis 4 000 Personen teil. Danach kam die traditionelle Kundgebung der AE, die von 130 Leuten … angehört wurde." (22)

Juli 1978: Laut KB treffen sich in Bochum erstmals ca. 20 Menschen eines Bunte-Liste-Diskussionskreises. (23)

3. August 1978: Vom Zentralen Ausschuss (ZA) der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) wurde der Arbeitsplan bis Dezember 1978 verabschiedet. U.a. werden die Aufgaben genannt: An der Theoretischen Front: Diskussion des Artikels zur Frauenfrage, Diskussion des KB Artikels, Einsetzen von Kommissionen zur Frage der Klassenanalyse und des dialektischen Materialismus, Diskussion über das Auftreten der Grünen und Bunten bei den Landtagswahlen.

An der Front der Agitation und Propaganda: Die Arbeit mit der „BAZ“ muss diskutiert werden, ein Standpunkt zur bevorstehenden AStA-Wahl und Tarifrunde im Winter muss erarbeitet werden. Diskussionen über Grüne und Bunte, Evtl. eine Veranstaltung zum KB mit einer Kritik am Spontaneismus.

Auseinandersetzung in der Strömung Hauptseite Theorie: Gemeinsame Debatte mit KAB Kassel, Einladung zu einer Konferenz Ende des Jahres, deren Ziel es ist, eine gemeinsame Erklärung zum Parteiaufbau zu verabschieden, Kontaktgespräche mit KAB Kassel, KG Bonn, KAG Osnabrück, KI Düsseldorf und Initiative für eine Kommunistische Gruppe Mainz.

Innerorganisatorisches: Der „Rundbrief“ soll weiter die Funktion eines Diskussionsforums einnehmen und der Information dienen.

Org.-Arbeit: Diskussion zur Frage der illegalen Arbeit, Verbesserung des Vertriebs der 'BAZ' und der 'BzrT', Personelle Umbesetzung des ZA. (24)

9. November 1978: Zur Reichskristallnacht am 9.11.1938 fand in Bochum, laut KB, eine Demonstration oder Kundgebung mit 600 Personen statt. (25)

1979 bis 1980

Der Bochumer Aktionskreis Südliches Afrika, der zu den 3.-Welt-Gruppen der ESG gehörte, führte 1979 eine Reihe von Veranstaltungen durch, u. a. eine Zimbabwe-Veranstaltung, eine SWAPO-Namibia-Veranstaltung, eine Afrika-Filmwoche, und er stellte vermutlich Vertreter bei einer ZANU-Rundreise (vgl. 1979).

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass sich auch die Südostasien-Gruppe, die schon mehrmals in der zurückliegenden Zeit an der RUB durch Veranstaltungen auf sich aufmerksam gemacht hatte, wieder bemerkbar machte. Hier mit einer Kampuchea/Vietnam/China-Veranstaltung, die sie gemeinsam mit der LgdI, KPD, KBW, GDCF, ESG (Bundesgeschäftsstelle) und der Kampuchea-Initiative (Bochum) durchführte (vgl. 1979).

Die Studentenparlamentswahlen brachten eine Koalition im AStA, bestehend aus BG, MSB, SHB und LHV (vgl. Januar 1979).

Die KGB/E beschloss nach den vorliegenden Berichten ihren Aktionsradius auszuweiten. Es ging um die Mitarbeit in folgenden Gruppen, die auch an der RUB tätig waren: 3.-Welt-Kollektiv (BASA), Südostasiengruppe, ggf. Palästina-Komitee, Gruppe mit Schwerpunkt Südamerika. Daneben sei die „Klassenanalyse“ wichtig, die „Frauenarbeit“ und die Fortsetzung der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Theorieströmungen und der Studentenbewegung (vgl. Januar 1979; März 1979).

Der 1. Mai brachte für die KGB/E die Erkenntnis, dass die „Aktionseinheit“ „im Wesentlichen auf den gleichen gemeinsamen Forderungen der letzten Jahre gebildet werden sollte. Sie umfassen unseres Erachtens die wesentlichen konsequent demokratischen und klassenkämpferischen Forderungen im politischen und gewerkschaftlichen Kampf“. Interessant ist, dass die KGB/E dem Umschwung der maoistischen Bewegung Rechnung trug und sich nun auch den gesellschaftspolitischen Forderungen der Grünen und Alternativen zuwandte. Dabei stach der 1. Mai 1980 in gewisser Weise hervor; denn da hatten sich nach den vorliegenden Berichten doch mehr Bochumer Gruppen als erwartet dem „Aktionskomitee“ angeschlossen (vgl. März 1979; April 1979; 1 April 1979 und 2. April 1979; 11. April 1979; 30. April 1979; 1. Mai 1979; 13. Mai 1979; 5. April 1980; 13. April 1980; 1. Mai 1980).

Während der Aktionen gegen die Störfälle im AKW Harrisburg (USA) demonstrierten in Bochum ca. „1.500 Menschen“: u. a. Büro für Atomenergieprobleme, ESG, SJD, die Falken, GOG Opel Bochum und KB (vgl. 4. April 1979).

Podiumsdiskussionen an der RUB gab es immer wieder zu allen politischen Fragen. Debatten um Kampuchea, Chile, Angola usw. wurden meistens auch von den jeweiligen Komitees, dem AStA, der ESG und anderen Gruppen getragen (vgl. 20. April 1979; Januar 1980; Dezember 1980).

Mit den Aktionen gegen den POLIBU gab es zwar keine Rückkehr zur Guerillastrategie, jedoch zu einer Initiative „gegen die Bochumer Polizeiüberfälle“. Wie schon in den Vorjahren dürfte sich dieses Netz vermutlich über den gesamten universitären und außeruniversitären Bereich gespannt haben. Konkreter Anlass war der Tod von Bernhard Deffler (vgl. 24. Mai 1979).

1979: Der Bochumer Aktionskreis Südliches Afrika (BASA) führt, laut dem 3.Welt-Kollektiv der KGB/E (vgl. Jan. 1980), dieses Jahr eine Reihe von Veranstaltungen in Bochum durch. U.a.: ZANU Zimbabwe-Veranstaltung, SWAPO Namibia-Veranstaltung, Teilnahme am oppositionellen Block zum 1.Mai, Afrika-Filmwoche, ZANU-Rundreise. (26)

1979: Die Südostasiengruppe (SOAG) führte dieses Jahr, laut dem 3.Welt-Kollektiv der KGB/E, eine Reihe von Veranstaltungen durch, u.a.: Eine Kampuchea/Vietnam/China Veranstaltung gemeinsam mit LgdI, KPD, KBW, GDCF, ESG (Bundesgeschäftsstelle), Kampuchea Initiative (Bochum). Gleichzeitig bereitete die SOAG eine Tagung vor, „auf der unter deutschen Südostasiengruppen über einen Minimalkonsens theoretisch-praktischer Arbeit und Möglichkeiten der organisierten Zusammenarbeit beraten werden soll". (27)

Januar 1979: Vermutlich im Januar fanden, laut KB, die Studentenparlamentswahlen an der RUB statt. Basisgruppen, MSB, SHB, LHV und die Liste gegen das Studentenschaftsgesetz (LSSG), laut KB KBW-dominiert, „erhielten gemeinsam 49,5% der Stimmen, die Rechten nur 48%. Stärkste Fraktion bilden die Basisgruppen, die ihren Stimmenanteil fast verdoppeln konnten, von 18 auf 31%. Die Wahlbeteiligung sank von 40 auf 32%. Der AStA wird von einer Koalition aus BG, MSB, SHB und LHV getragen." (28)

Januar 1979: Nach eigenen Angaben der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) fand ihre 6. ordentliche MV in Bochum statt. U.a. wurde der „Rechenschaftsbericht des Zentralen Ausschusses der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen" verabschiedet.

Zur theoretischen Arbeit wurde ausgeführt:

„Im Mittelpunkt der theoretischen Arbeit im nächsten Jahr(en) muss die Fortführung der Kommissionsarbeit zur Klassenanalyse und zur Frauenfrage stehen. Diese Arbeit ist m.E. jedoch eine langfristige Arbeit, die sich vermutlich über Jahre erstrecken wird und vorläufig wohl keine veröffentlichungsreifen Ergebnisse hervorbringen wird."

"Schwerpunktmäßig wird sie in den nächsten Jahren an der Klassenanalyse liegen … Als weitere theoretische Aufgabe, die sich über Jahre hinstrecken wird, ist die Arbeit an der Frauenfrage zu betrachten … Die philosophischen Fragen und die Klärung ihrer Bedeutung werden in diesem Berichtszeitraum vorrangig der 2. Schwerpunkt unserer theoretischen Arbeit sein."

Auch ein Beschluss zur „Errichtung einer Grundschulung" wurde gefasst.

Zum ideologischen Aufbau der KGB/E wird u.a. ausgeführt:

„Haupthebel … wird hierbei die Durchführung der lange vorgenommenen Grundschulung für Mitglieder und Kandidaten sein, um insgesamt das theoretische Niveau heben zu können und unsere theoretische wie auch propagandistische Arbeit auf eine breite Basis stellen zu können. Als besondere Schulung für alle Mitglieder und Kandidaten … muss eine Imperialismusschulung durchgeführt werden."

Die Mitgliederversammlung verabschiedet auch einen Antrag zur Einrichtung eines 3. Welt Kollektivs:

„Die MV beschließt die Einrichtung eines 3. Welt Kolls mit folgender Aufgabenstellung: Mitarbeit in Bochumer 3. Welt Gruppen (BASA, Südostasiengruppe, ggf. Palästina Komitee, Gruppe mit Schwerpunkt Südamerika auf Grundlage der 5 Thesen zur antiimperialistischen Internationalismus-Arbeit, GdCF)."

Ebenfalls wurde ein Antrag auf „Durchführung einer Kampagne zur Verbesserung der Org.-Arbeit" verabschiedet. Danach beschloss der ZA „eine zeitlich begrenzte (ca. 2 Monate) Organisationskampagne durchzuführen". Ziel der Kampagne ist es, „die arbeitsgerechte Einrichtung und Ausstattung der neuen Arbeitsräume und die schriftliche Erstellung von Richtlinien zur Org.-Arbeit für die einzelnen Org.-Gruppen wie für die gesamte Organisation im Sinne der Ausführungen in den letzten beiden organisatorischen Berichten des ZA (1977 und 1978)" zu erreichen.

"Die Entwicklung und Verbreitung der revolutionären Theorie ist gegenwärtig die dringendste und wichtigste Aufgabe beim Parteiaufbau … Die praktische Arbeit erstreckt sich heute vor allem auf die Propaganda, die Agitation und organisatorische Unterstützung von Massenaktionen, sowie von klassenkämpferischen und demokratischen Initiativen. Die Propaganda ist die wichtigste Form der praktischen Arbeit …Die Org.-Arbeit muss ihren Teil dazu beitragen, dass diese beiden Aufgaben unter den gegebenen Verhältnissen des Klassenkampfes möglichst optimal durchgeführt werden können."

Daraus zieht die KGB/E folgende Konsequenzen:

Zur Zirkelentwicklung wird im Rechenschaftsbericht ausgeführt:

„Mit der zunehmenden Diskussion unter den Zirkeln tritt auch hier ein Differenzierungsprozess ein … Was das Ergebnis dieses Differenzierungsprozess sein wird, lässt sich noch nicht genau sagen, zumal es eine Reihe von Zirkeln gibt, die erst seit jüngstem existieren oder die wir auf Grund mangelnder Kontakte noch nicht richtig einschätzen können. Erwähnt werden muss hier noch eine Reihe von Gruppen wie: 'Herausforderung' Kiel, Liebknechtvereinigung (Berlin), 'Rote Briefe' (Wuppertal), Kommunistische Initiative Düsseldorf, Aufbruch (Gruppe fränkischer Kommunisten), Aufbruch zur revolutionären Theorie (Süddeutschland) und andere mehr."

Zu den 'größeren' Organisationen hieß es:

„Der KB ist zunehmend in den Sog des Spontaneismus geraten. Weniger bewusst als durch Teilnahme an der AKW- und Frauenbewegung, in denen jeweils starke spontaneistische Kräfte anzutreffen sind … Der KABD hat nach seiner Spaltung den Ökonomismus verstärkt und sieht sein Heil in der Anbetung des augenblicklichen Stands der Arbeiterbewegung … Die Politik des Sozialchauvinismus 'eröffnet' der KPD Perspektiven des Zusammenschluss mit neuen 'fortschrittlichen Strömungen'. Sie liebäugelt intensiv mit linkssozialdemokratischen und spontaneistischen Kräften sowohl in den Gewerkschaften als auch in der demokratischen Bewegung … Der Arbeiterbund baut auf die Verbindung mit den sogenannten 'revolutionären' Teilen der DKP … KPD/ML und KBW hingegen fallen etwas heraus. Sie 'stützen' sich auf die Massen insgesamt, also ausschließlich auf sich selbst. Sie perfektionieren das Sektierertum."

Zur Arbeit mit der „Bochumer Arbeiterzeitung“ (BAZ) wurde ausgeführt:

„Die zentrale Anleitung war noch zu schlecht … Die BAZ-Arbeit war noch nicht stark genug in die Arbeit des Kollektivs integriert … Die Redaktionsarbeit ist noch immer zu uneffektiv und zu oberflächlich … Die Kritik an erschienenen BAZ-Ausgaben muss systematischer geführt und auch dem ZA zugeleitet werden.

Im „Arbeitsplan", der verabschiedet wird, stehen als Aufgaben für 1979 an:

Auf der Mitgliederversammlung wird u.a. auch über die örtliche Arbeit diskutiert:

„Zur Einschätzung der Frauenbewegung in Bochum wird festgestellt, dass diese Arbeit nicht einen solchen Umfang einnehmen wird, dass andere Aufgaben zurückgestellt werden müssen. Es gibt in Bochum fortschrittliche Frauen, mit denen man sich bei einer solchen Arbeit zusammenschließen kann. Als Ansatzpunkte zur Entwicklung einer Arbeit unter den Frauen in Bochum werden der Frauentreff und die Frauenhausinitiative gesehen. Wenn es gelingt, beide zu verbinden, kann die Frauenbewegung in Bochum einen großen Fortschritt nehmen. Dies könnte auch der Grundstein für ein wirkliches Frauenzentrum in Bochum sein."

Zur Studentenbewegung wird herausgearbeitet, dass dort „ein absehbarer Niedergang der Studentenbewegung festgestellt worden sei … Diese Einschätzung sei mittlerweile überholt. Ein starker 'Beschuss' der Spontis sei nicht mehr festzustellen."

Zur Bochumer Arbeiterbewegung hieß es:

„Es wird hierzu festgestellt, dass die Unterstützung der Arbeiterbewegung der Hauptansatzpunkt für die Ausrichtung unserer praktischen Politik sei … Ein Genosse regt an, die Propaganda mit der BAZ am BV einzustellen und stattdessen lieber bei Graetz die BAZ zu verteilen. Demgegenüber wird jedoch gesagt, dass längerfristig auch am BV wieder ein Kontakt herzustellen sei und deshalb die Propaganda fortgeführt werden müsse. Bei Graetz könne die BAZ auch zusätzlich ohne übermäßigen Arbeitsaufwand verteilt werden. (29)

März 1979: Die Kommunistische Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) gab die dritte Frauennummer ihrer „Bochumer Arbeiterzeitung“ (BAZ)als Nr.36/1979 heraus. Themenschwerpunkte waren:

20. März 1979: Einladungsschreiben der KGB/E an verschiedene Bochumer örtliche Gruppen zum 1.Mai 1979. U.a. hieß es:

„Auch in diesem Jahr wollen wir Euch zu Verhandlungen … über gemeinsame Aktionen am 1.Mai einladen. Wir meinen, dass eine solche Aktionseinheit im Wesentlichen auf den gleichen gemeinsamen Forderungen der letzten Jahre gebildet werden sollte. Sie umfassen unseres Erachtens die wesentlichen konsequent demokratischen und klassenkämpferischen Forderungen im politischen und gewerkschaftlichen Kampf. In ihrer Allgemeinheit berücksichtigen sie die Entwicklung der aktuellen Kämpfe der Arbeiterklasse und breiter Teile des Volkes. Eine Aktionseinheit zum diesjährigen 1.Mai sollte gerade die richtigen Forderungen der aktuellen Bewegung aufgreifen und zu den zentralen Losungen eines oppositionellen Blocks auf der DGB Demonstration am 1.Mai machen. "

Die KGB/E schlug vor, sich an folgenden Forderungen zu orientieren:

April 1979: Die Kommunistische Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) gab ihre „Bochumer Arbeiterzeitung“ Nr.37/1979 (BAZ) heraus. Enthalten war u.a. der Aufruf der KGB/E zum 1.Mai 1979: „1.Mai -Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse." (32)

1. April 1979: Es erschien der „Rundbrief“ Nr.1/1979 der KGB/E. Eingegangen wurde auf:

2. April 1979: Laut KGB/E fand ein erstes Treffen zu Aktionseinheitsverhandlungen zum 1.Mai 1979 in Bochum statt. U.a. waren vertreten: KPD, KPD/ML, KBW, Atombüro, BASA, GOG Opel, Frauentreff, SOAG, KGB/E und Chilenen (MIR). Im Bericht der KGB/E hieß es:

„Auf dieser Sitzung wurde im Grunde genommen die eigentliche Kernfrage der AE nämlich die des oppositionellen Blocks schon grundlegend problematisiert und in Frage gestellt. Allerdings geschah dies vor allem durch die KPD/ML, die sich der Politik der RGO anschließen will und 'unter den Kollegen' einzelne Forderungen verankern wollte und dann auch mit diesen zusammen im DGB Block marschieren will … Der KBW vertrat in punkto Block natürlich ebenfalls die Vorstellung des Zusammenschluss mit den Massen, Forderungen in den Gewerkschaften verankern und mit den Kollegen marschieren, allerdings natürlich die Forderungen, die der KBW dieses Jahr für den 1.Mai aufgestellt hat, vor allem Forderungen im Zusammenhang mit dem 7 Stundentag. Aber auch die KPD hat auf dieser Sitzung schon ihre grundlegenden unterschiedlichen Vorstellungen zum besten gegeben, was uns eigentlich schon sehr viel skeptischer hätte machen müssen, vor allem hinsichtlich der Reaktion der GOG-Leute dazu. Die KPD wollte nicht unbedingt einen oppositionellen Block, da ein großer Teil der Arbeiter bei dem DGB für die richtigen Forderungen mit marschieren, die es zu gewinnen gilt … BASA, Atombüro, Frauentreff und SOAG betrachteten sich vorerst als Beobachter, da sie von ihren Gruppen aus kein Votum vorerst abgeben konnten … Am Ende der Sitzung war allgemein klar, dass ein gemeinsames Vorgehen am 1.Mai sinnvoll ist … aber noch nicht genau wie und mit welchem Aufruf." (34)

4. April 1979: Laut KB demonstrierten in Bochum ca. 1 500 Menschen gegen die Störfälle im AKW Harrisburg (USA). Zu der Demo hatten u.a. aufgerufen: Büro für Atomenergieprobleme, ESG, SJD Die Falken, GOG Opel Bochum und KB. (35)

11. April 1979: Laut KGB/E fand in Bochum ein zweites Treffen über eine Aktionseinheit zum 1.Mai 1979 statt. Anwesend waren u.a.: GOG Opel, KPD und BASA. Die Frage eines "oppositionellen Blocks bzw. eines Opel-Blocks wurde auch hier nicht weiter diskutiert, sondern nur angesprochen und vertagt". (36)

20. April 1979: Laut KGB/E soll an der RUB eine Podiumsdiskussion zu Vietnam/Kampuchea/China stattfinden. Veranstalter sind der AStA der RUB und die ESG Bochum. An der Diskussion sollen u.a. teilnehmen: Horlemann, Kotte und Myrdal. (37)

30. April 1979: Laut KGB/E fand ein letztes Treffen über eine Aktionseinheit zum 1.Mai 1979 in Bochum statt. Zwischen dem 2.4. und dem 1.5. finden insgesamt 5 Treffen statt. Auf dem letzten Treffen wird u.a. über die Forderungen am 1.Mai und die Möglichkeiten eines Aktionseinheits-Blocks diskutiert. Ein einheitliches Vorgehen kann nicht erreicht werden. Für die KGB/E lautete die Konsequenz:

„Die Praxis am 1.Mai hat's schließlich bewiesen! KPD marschierte von Opel aus mit, ein Teil der BASA-Leute … Die GOG erwähnt mit keinem Wort die Existenz der AE in ihrem 1.Mai-Aufruf und deutet auch nirgends die Forderungen an, die über die betrieblichen und gewerkschaftlichen Fragen hinausgehen … Die diesjährige 1.Mai AE war eine Sprechblase und leider auch kein bisschen mehr." (38)

1. Mai 1979: Laut KB beteiligten sich in Bochum an einer DGB-Demonstration ca. 2 000 Menschen:

„An der Abschlusskundgebung nahmen ca. 3 000 teil … Im Opel-Zug befanden sich neben Mitgliedern der GOG auch Organisationen der spanischen und türkischen Linken. Ein Zug von knapp 100 Demonstranten hatte sich vom Krupp-Werk aufgemacht. Die Falken machten auf der Demo mit Transparenten gegen Polizeistaat und Faschismus auf sich aufmerksam … Wie alle Jahre wieder wurde im Anschluss an die DGB-Kundgebung eine oppositionelle Kundgebung von GOG, Kommunistische Gruppe Bochum/Essen und KPD durchgeführt: 150 Teilnehmer. Ein Fortschritt gegenüber früheren Jahren war das Zustandekommen eines Mai-Festes am Nachmittag, das von 300 - 400 Menschen besucht wurde … Die KB-Gruppe hatte wie im Vorjahr keine Anstrengungen für eine örtliche Aktionseinheit gemacht." (39)

13. Mai 1979: Innerhalb der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) erschien der „Rundbrief“ Nr.2/1979. Berichtet wurde u.a. von den Bochumer Aktionseinheitsverhandlungen zum 1.Mai. Angekündigt wurde eine a. o. MV. (40)

Dokumentation der Bochumer Initiative gegen Polizeiübergriffe, November 1978
Dokumentation

24. Mai 1979: In Bochum ist, laut KB, die Erschießung des 25-jährigen Bernhard Deffler, der heute „von einer Bochumer Zivilstreife getötet wurde“ in der Folge Anlass „wie schon einmal vor mehreren Jahren" eine Initiative gegen die Bochumer Polizeiüberfälle zu bilden. (41)

Januar 1980: In der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen wurde der „Rechenschaftsbericht des 3. Welt-Kollektivs der KGB/E" erstellt. Danach stellen die Kernbereiche des politischen Arbeitsfeldes des Kollektivs „zwei antiimperialistische Komitees in Bochum dar: Die Südostasiengruppe in der ESG (SOAG) und der Bochumer Aktionskreis Südliches Afrika (BASA). Berichtet wurde u.a. aus Bochum von Aktivitäten des BASA und der SOAG sowie bundesweit von den Afrikagruppen. (42)

Januar 1980: Die Kommunistische Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) gab vermutlich im Januar ihre „Bochumer Arbeiter Zeitung“ (BAZ) Nr.41/1980 heraus. Berichtet wurde u.a. von der Südostasiengruppe (SOAG) in der ESG Bochum. (43)

5. April 1980: Einladungsschreiben der KGB/E „zur Verhandlung über die Bildung einer Aktionseinheit für einen oppositionellen Block am diesjährigen 1.Mai“ am 13.4.1980. U.a. wurde auf die Möglichkeit eines oppositionellen Blocks innerhalb der DGB-Demonstration am 1.Mai 1980 hingewiesen, der auch schon in den vergangenen Jahren (z.B. 1978) von linken Kräften und fortschrittlichen Kollegen gebildet worden war. Das Einladungsschreiben geht an folgende Gruppen:

13. April 1980: In Bochum lud die KGB/E zu Gesprächen über eine Aktionseinheit zum 1.Mai 1980 ein. (45)

1. Mai 1980: Laut KB beteiligten sich an einer 1. Mai-Demonstration des DGB in Bochum ca. 8 000 Menschen.

"Die gewerkschaftsoppositionelle Demonstration war mit 1 500 Kollegen/innen gut besucht. Organisiert hatte sie eine Aktionseinheit der Linken unter maßgeblicher Beteiligung der Gewerkschaftsopposition bei Opel (GOG). Ein Frauenblock zählte 100 Teilnehmerinnen" . An einem Fest der GOG nahmen 400 teil.

Aufgerufen wurde u.a. durch ein Flugblatt einer Aktionseinheit zum 1.Mai 1980 „1.Mai - Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse gegen den imperialistischen Krieg. Für das Selbstbestimmungsrecht der Völker". Dieses Flugblatt der Bochumer Aktionseinheit zum 1.Mai 1980 war unterzeichnet von:

Dezember 1980: Verabschiedung des Arbeitsplanes des 3.Welt-Kollektivs der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen (KGB/E). Er umfasst den Zeitraum Dezember 1980 bis Juni 1981. U.a. wurde ausgeführt:

„Im Rahmen der Ausrichtung der theoretischen Arbeit der Gesamtorganisation durch die letzte MV wird der Schwerpunkt der kollspezifisch-theoretischen Arbeit im allgemeinen Sinne am Verhältnis von Klassenanalyse und Imperialismus ansetzen. Das Verhältnis von unterdrückten Völkern und Nationen zum Imperialismus steht im Zentrum der theoretischen und praktischen Aufgaben des Kollektivs. Dieses Verhältnis soll auch in der Verbindung von theoretischer Arbeit und Beiträgen zur Propagandaarbeit in der BAZ zum Ausdruck kommen. An konkreter Aufgabenstellung wurde genannt:

1981 bis 1984

KGBE: Die IRA und die RAF: Zwei völlig gegensätzliche Gruppierungen, Juli 1981

Der Zentralausschuss der KGB/E trug mit seinem Arbeitsplan vom Januar 1981 dazu bei, dass nun allerorts die Fragen des Scheiterns der maoistischen Bewegung auf die Tagesordnung gesetzt wurden. Die um sich greifenden Spaltungen und Auflösungen gingen ja quer durch die Republik. Man kann sagen, dass kein örtlicher Zirkel davon verschont blieb. Konkret dürften sich in dieser Zeit neben dem KSV auch der KSB/ML und das KK des KBW aufgelöst haben. Die vorhergegangenen AStA-Wahlen lassen eigentlich darauf schließen; denn in ihm dürften ab 1978 nur noch undogmatische Gruppierungen und Basisgruppen vertreten gewesen sein, ein Trend übrigens, der bis heute (2008) an der RUB unvermindert anhält, wenn ein Blick auf die letzten AStA-Wahlen geworfen wird (vgl. Januar 1981; Februar 1981; 16. Februar 1981).

Der 1. Mai 1981 wurde möglicherweise schon stiefmütterlich behandelt. Es schien so zu sein, als ob die Aufrufe der Gruppe auf taube Ohren stießen (vgl. April 1981). Interessant ist das örtliche Flugblatt von Frauen, die seit „8 Jahren“ in Bochum arbeiten und die sich womöglich als Zusammenschluss verschiedener Frauen-RUB-Gruppen, KGB/E-Frauen, Spontis und anderer (vgl. September 1981) gebildet haben könnten. Es gibt auch einen knappen Überblick über die Debatten um den § 218, die in Bochum einen wesentlichen Stellenwert hatten (vgl. 31. November 1981).

Die Mitarbeit in 3.-Welt-Kollektiven, wovon es an der RUB auch einige gegeben haben dürfte, war für die KGB/E auch noch in Zeiten ihres langen Spaltungs- und Auflösungsprozesses von Wichtigkeit (vgl. 4. März 1982; 1983; 6. Juli 1984).

Januar 1981: Vom ZA der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) wurde der „Arbeitsplan des ZA bis zur Sommerpause 1981" verabschiedet, der für Januar 1981 bis Juni 1981 gültig ist. als Aufgabenbereiche wurden genannt:

Praktische Aufgaben:

Kontakte zu anderen Gruppen:

Org.-Arbeit:

Februar 1981: Laut KB erhalten vermutlich im Februar bei den Studentenparlamentswahlen (StpW) an der Ruhr-Uni Bochum (RUB) die Basisgruppen 37,5% und ca. 3 000 Stimmen. (49)

16. Februar 1981: Der KB gab seinen „Arbeiterkampf (AK) Nr.1956/1981heraus. Berichtet wurde von den Grünen und der Gruppe Z. Aus NRW wurde berichtet von den Studentenparlamentswahlen (StPW) an der RUB. (50)

April 1981: Die Kommunistische Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) gab ihre „Bochumer Arbeiterzeitung“ (BAZ) Nr.48/1981heraus. Enthalten war der Aufruf der KGB/E zum 1.Mai 1981, und: „Zum 1. Mai-Aufruf des DGB: Mitbestimmung ist und bleibt das letzte Wort!" (51)

September 1981: Es erschien das erste Flugblatt der Frauen der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen (KGB/E). U.a. wurde ausgeführt:

„Wir sind Frauen, die in einem örtlichen Zirkel organisiert sind, der seit ca. 8 Jahren existiert. Seit 1976 führen wir in unserer Organisation die Auseinandersetzung um die Frauenfrage. Das hat dazu geführt, dass es heute ein wesentlicher Schwerpunkt unserer theoretischen wie praktischen Arbeit ist. Ausgangspunkt für die Debatte um diese Frage war die Bewegung zum Paragraphen 218 und unsere Agitation, war die Praxis einzelner Frauen in der Frauenbewegung. In dieser Auseinandersetzung ging es um die Frage, ob auch im Kapitalismus eine besondere Unterdrückung der Frauen existiert, ob von einem generellen Herrschaftsverhältnis der Männer über die Frauen gesprochen werden kann. Zunächst mussten wir uns mit den auch heute noch vorherrschenden ML-Dogmen auseinandersetzen Letztlich konnten wir uns gegen eine kleine Minderheit durchsetzen und haben erreicht, dass die Kritik an der bürgerlichen Kleinfamilie, die daraus resultierende Unterdrückung der Frau in unsere programmatische Erklärung aufgenommen wurde. Diese Erkenntnis findet auch Ausdruck in einer organisierten Praxis des Frauenkollektivs (seit ca. 2 Jahren)."

Aufgerufen wurde zu „einer Konferenz mit kommunistischen Frauen", die Ende September 1981 in Bochum stattfinden soll. (52)

31. November 1981: Laut KGB/E begann in Bochum eine zweitätige Frauenkonferenz. Anwesend sind ca. 70 Frauen aus dem linken/maoistischen Spektrum. U.a. waren vertreten KBW, KB, Sozialistischer Frauenbund (SFB) Hamburg, Kreis Gelsenkirchener Marxisten-Leninisten, Komitees für Demokratie und Sozialismus (KDS - jetzt Moderne Zeiten), Sozialistische Studiengruppen (SOST), Frauen der Kommunistischen Gruppe Ulm (KGU) und der Kommunistischen Gruppe Mainz. Es wurden 3 Arbeitsgruppen gebildet, davon 2 zu der Thematik: „Was ist brauchbar an Engels 'Ursprung der Familie …"? Eine Arbeitsgruppe behandelt das Thema: „Unsere Erfahrungen mit kommunistischer Bewegung/Organisation, wie stehen wir zu einer gemeinsamen Organisierung mit Männern einerseits und zur autonomen Frauenbewegung andererseits?"

Nach einem Bericht der „BAZ“ „kam die überwiegende Mehrheit der Frauen im Plenum zu dem Schluss, dass diese Form der Auseinandersetzung positiv zu beurteilen sei und weitere Konferenzen zur Vertiefung der Fragen erstrebenswert seien. Ein wichtiges Ergebnis: Es soll ein Rundbrief entstehen, der jeweils von unterschiedlichen Frauen/-gruppen zusammengestellt wird. In diesen Rundbrief sollen sowohl Thesenpapiere und Artikel rein, die der weiteren Auseinandersetzung unter kommunistischen/sozialistischen Frauen dienen sollen." (53)

4. März 1982: Vom 3.Welt-Kollektiv der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) wurde ein „Arbeitsplan-Vorschlag" vorgelegt. U.a. wurde erklärt:

„Vorrangiges Ziel der Theorie-Arbeit im Koll muss es daher sein, die oben genannten Gesichtspunkte als Problemaufriss zu vertiefen und mit bestimmten Arbeitshypothesen … einzuarbeiten. Damit hätten wir als Gesamtorganisation einen inhaltlichen Arbeitszusammenhang bestimmt, der uns dann wieder ermöglicht arbeitsteilig auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet theoretisch zu arbeiten … Gleichzeitig müssen wir als Gesamtorganisation klären, auf welchen Grundlagen und welches Verständnis vom Marxismus-Leninismus wir positiv haben, was sozusagen unser kleinster gemeinsamer Nenner ist und zusammenhält."

Als konkrete Aufgaben würden sich ergeben:

1983: Ca. Mitte 1983 erschien das Papier von ehemaligen Mitgliedern der kommunistischen Gruppe Bochum/Essen (KGB/E), „Quo Vadis ExKGB/E?". Darin wurde auch bereits schon auf das zukünftige Bochumer Forum (BOFO) verwiesen, dass sich aus der KGB/E heraus entwickelte. U.a. wurde ausgeführt:

„Was könnte also sinnvoll aus unserem Scherbenhaufen zusammengesetzt werden? Um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen, sei unterstrichen, dass es nicht um eine heimliche Wiederbelebung der KGB/E geht … Was in Frage kommt ist eine andere Organisation mit anderen Aufgabenstellungen … Es geht um die Schaffung von eigentlich sehr naheliegenden Zusammenhängen in der Arbeit bereits existierenden Gruppen und um das Ausfüllen einer Lücke … Es fehlt so etwas wie ein Forum, ein Verein oder Club in dem nicht nur aktuelle politische Fragen oder nicht nur sehr begrenzte gesellschaftspolitische Fragestellungen diskutiert, sondern wo kontinuierlich gerade grundlegende und übergreifende theoretische Fragen bearbeitet und diskutiert werden … Das Forum muss Ausdruck des Bedürfnisses sein bereits erarbeitete Thesen, Theorien usw. in größerem Rahmen mit anderen zu diskutieren … Es wäre daran zu denken, dass an einem festgelegten Termin einmal im Monat so eine Art 'jour Fix' … stattfindet." (55)

6. Juli 1984: Das Bochumer Forum lädt zu einer Veranstaltung mit dem Thema „Aspekte der neueren Entwicklung kommunistischer Parteien in Südostasien (Philippinen, Thailand)" ein. (56)

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