IGM-VL-Ausschuß der Firma Friedrich Krupp AG: Die Walze - Stellungnahme zur KPD/ML, Bochum o.J. (1971)

30.04.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet von Krupp Bochumer Verein (BV) über ihre 'Walze' (vgl. Apr. 1971, 3.5.1971):"
V-LEUTE-AUSSCHUSS BEIM BOCHUMER VEREIN hetzt gegen die KPD/ML

Der V-Leute-Ausschuß beim Bochumer Verein (Krupp), in dem nur SPD-Bonzen sitzen, hat einen Angriff gegen die KPD/ML-Betriebsgruppe gestartet. Einen Tag vor dem 1. Mai ließen sie ein Papier verteilen, in dem die KPD/ML als Handlanger des Kapitals angegriffen wird und die Forderung nach Mitbestimmung verteidigt wird."

In diesem Flugblatt heißt es unter dem Titel 'Die Walze - Stellungnahme zur KPD/ML':"
Die Walze hat seit ihrem Erscheinen manche Mißverhältnisse und Untragbarkeiten ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Wir alle, besonders aber die hart arbeitenden Bevölkerungsschichten, haben sich ein reales Gefühl für Recht und Ordnung bewahrt. Man sollte allen Kräften dankbar sein, die mithelfen, Mißstände aufzudecken und Unternehmerdiktatur und Ausbeutung anzuprangern. Der Walze gebührt in dieser Hinsicht auch Dank; denn selbstverständlich hat sie auf manchen Übelstand berechtigt hingewiesen. Sie kann zu ihren Mitarbeitern Kollegen zählen, welche unverblümt ihnen die Begebenheiten aus den Betrieben zutragen; selbst oft gegen den Willen der betroffenen Kollegen. Dadurch ist es ihr möglich, tatsächlich Mißstände aufzudecken, welche den zuständigen Stellen, wie Betriebsrat oder Vertrauensmann, bis dato nicht bekannt waren. Man sollte jedem, der sich für gerechte Angelegenheiten einsetzt, auch seinen Verdienst dafür bescheinigen … Die Taktik, halbe Wahrheiten zu verbreiten und gegen einzelne Personen zu schießen, ist in jedem Lehrbuch für revolutionäre Kräfte nachzuschlagen … Die Walze stellt den Vertrauensleutekörper und den Betriebsrat von FKH als eine Institution von Befehlsempfängern und Dummköpfen hin. Der Vertrauensleutekörper bei FKH in Bochum umfaßt ca. 500 Kollegen. Diese Kollegen müssen unter den Augen der übrigen Belegschaft tagtäglich in ihren Abteilungen ehrenamtlich Lohn-, Urlaubs- und Sozialbelange für ihre Kollegen aushandeln. Oft unter Verzicht ihrer beruflichen Aufstiegschancen. Wird diese Gruppe von Außenstehenden noch in infamster Weise diffamiert (und die Redakteure von 'Die Walze' muß man als Außenstehende betrachten, wenn ihnen solche entscheidenden Pannen passieren), so kann man den Wert ihrer Informationen nicht mehr sehr hoch einschätzen".

Die KPD/ML-ZB zitiert bis "Dank" und kommentiert:"
Nach einigen völlig unbegründeten und mit keinem Beweis belegten Angriffen gegen die Betriebszeitung (sie würde 'Unwahrheiten' und Lügen schreiben folgt dann die Propaganda für die Mitbestimmung: 'Daß die Walze erscheinen kann, ist ein Beweis für das Funktionieren unserer Demokratie. Darum unsere Beteiligung am 1. Mai für Mitbestimmung und der 'Der Mensch im Mittelpunkt'… Mitbestimmung ist deshalb praktizierte Demokratie, nur Feinde dieser Demokratie können die Mitbestimmung ablehnen. Wenn alle Gebiete unserer Gesellschaft und alle Branchen durch die Selbstverwaltung oder Mitbestimmung verwaltet werden, dann kann sich keiner, der wirklich für Demokratie ist, dagegen sträuben, daß für das wichtigste Gebiet, 'die Wirtschaft', welche über unsere Verdienste und somit über unseren Lebensstandard entscheidet, die Mitbestimmung gefordert wird… Wenn die KPD/ML nun fragt: 'Was hat Euch die Mitbestimmung in Eisen und Stahl gebracht', so kann man die Gegenfrage stellen: 'Was wäre wohl mit den Kollegen im Bergbau und in der Stahlindustrie geschehen, WENN NICHT DURCH DIE MITBESTIMMUNG DEN ERFORDERNISSEN ANGEPASSTE SOZIALPLÄNE AUSGEHANDELT WORDEN WÄREN?' Die STRUKTURKRISE hat nicht nur den Bergbau, sondern zum Teil auch schon die Stahlindustrie erfaßt. DIESE ENTWICKLUNG BERUHT AUF WELTWEITEN, WIRTSCHAFTLICHEN UND TECHNISCHEN VERBESSERUNGEN. Diesen Trend können wir nicht aufhalten, wollen wir auf dem Weltmarkt existent bleiben. Letzthin sind sie auch für höhere Löhne und Gehälter notwendig. Zwangsweise fordern sie aber auch Umstrukturierungen.

OHNE MITBESTIMMUNG würden die Strukturveränderungen in den betroffenen Wirtschaftszweigen ohne Rücksichtnahme auf soziale Härten durch das Kapital durchgeführt werden.

OHNE MITBESTIMMUNG würden die durch die Rationalisierung und Automation erzielten höheren Gewinne nicht den Arbeitnehmern anteilsmäßig zugeschlagen.

OHNE MITBESTIMMUNG wäre kein Arbeitsplatz gesichert. Die Mitbestimmung fordert für einen verlorenen Arbeitsplatz einen neuen.

Ein Gegner dieser Mitbestimmung stellt sich gegen den Menschen und tritt somit offen für das Kapital und die Unternehmer ein. Eine Partei, wie die KPD/ML, die gegen die Mitbestimmung operiert, macht sich bewußt zum Handlanger des Kapitals.

Wenn 'Die Walze' sich in ihren Ausgaben immer als Menschenfreund und als Helfer gegen die Ausbeuter und Unterdrücker selbst hinstellt und gleichzeitig dieser führenden Klasse des Kapitals mit ihrem Kampf gegen die Mitbestimmung Schützenhilfe leistet, dann ist medizinisch dieses Verhalten nur als schizophren zu bezeichnen.

Oder wollen sie die Revolution propagieren? HIERVON SOLLTE SICH JEDER KOLLEGE DISTANZIEREN. Denn diese politischen Auswüchse hat der 'Kleine Mann' noch immer bezahlen müssen, er würde auch diesmal wieder dafür bezahlen.

Wir wissen aber, wie sachlich vernünftig unsere Kollegen sind.

Denn unsere 'Freunde' können uns viel erzählen! Was können sie halten?

Wir kommen wieder!"

Die KPD/ML-ZB berichtet über ihre eigene Antwort (vgl. 3.5.1971):"
'Die Walze' hat auf dieses Flugblatt, das ein deutlicher Beweis für die Stärke des Einflusses der KPD/ML-Betriebsgruppe ist, folgende Antwort geschrieben:
'Bei dieser Gelegenheit ist noch einiges zu der gefälschten Walze des Vertrauensleuteausschusses zu sagen, welche mit den Argumenten und dem Papier der Krupp-Herren (das Flugblatt wurde auf einer werkseigenen Maschine gedruckt - Anmerkung der KND-Redaktion) hergestellt wurde und die ohne Befragung der Vertrauensleute selbstherrlich von Paßmann jun. (Vorsitzender des Ausschusses) veröffentlicht wurde. Nicht einmal dieser wagte seinen Namen unter das Pamphlet zu setzen, über dem in den bekannten roten Buchstaben 'Die Walze' stand.

Um nur die krasseste Lüge herauszugreifen - was stand in dieser Anti-Walze doch? In der Anti-Walze stand: 'Ohne Mitbestimmung würden die durch Rationalisierung erzielten höheren Gewinne nicht den Arbeitern anteilmäßig zugeschlagen.'

Ja, wo bleiben denn nun die Gewinnanteile, wir haben doch die Mitbestimmung?!

Nein, Kollegen, es ist genau anders! Die Mitbestimmung ist, solange die Kapitalisten die unbeschränkte Macht im Staate haben, nur ein Mittel der Kapitalisten, mit welchem sie sich die Gewerkschaftsfunktionäre und Betriebsräte als Handlanger kaufen, die Arbeiterklasse spalten und so die Lage der Arbeiter verschlechtern.

Die Mitbestimmung ist das sichere Mittel der SPD- und Gewerkschaftsführung, mit welchem sie die Arbeiterklasse verkaufen, die Gewerkschaften aushöhlen und zum Oberrechnungsbüro der Kapitalisten machen, mit welchem sie die Betriebsräte zu nützlichen Idioten und teilweise bewußten Handlangern der Kapitalisten machen.'

Die demagogischen Manöver der SPD-Bonzen werden auch durch die Ereignisse im eigenen Betrieb entlarvt: beim BV führen die Kapitalisten schon seit langem Krisenangriffe durch, die mit der Unterstützung der rechten SPD- und Gewerkschaftsbonzen auf dem Rücken der Arbeiter ausgetragen werden (…).

Die Auseinandersetzungen zwischen SPD- und Gewerkschaftsführern auf der einen und KPD/ML-Betriebsgruppen auf der anderen Seite, die sich in der letzten Zeit häufen, zeigen, daß die politische Krise der Sozialdemokratie voranschreitet. Die rechten SPD-Führer werden langsam aber sicher ihren Einfluß in der Arbeiterklasse verlieren; die KPD/ML aber wird die Arbeitermassen immer stärker für sich gewinnen."

Vermutlich im Mai erscheint eine weitere Ausgabe dieser 'Walze', die sich auch mit dem Maiaufruf der KPD/ML-ZB befasst.
Q: IGM-VL-Ausschuß der Firma Friedrich Krupp AG: Die Walze - Stellungnahme zur KPD/ML, Bochum o.J. (1971); Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 40, Bochum 26.5.1971, S. 5f;Die Walze Nr. 5, Bochum Juli 1971, S. 2

Bochum_Krupp026

Bochum_Krupp027

Bochum_Krupp028

Bochum_Krupp029