Kiel: Rote Zelle Jura / Rote Zelle Chemie: Zur Instituts- und Hochschulpolitik. Sechs Beiträge, Juni 1971

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 29.7.2013

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Die hier dokumentierte Broschüre zielte zwar auf eine bundesweite Diskussion ab, und bietet hierfür einige Ansatzpunkte, es konnten aber von uns bisher keine Stellungnahmen anderer Gruppen zu ihr gefunden werden und auch die Verbreitung außerhalb Kiels war vermutlich nur gering.

Die beteiligten beiden Roten Zellen bildeten in der damaligen Auseinandersetzung nach dem Zerfall der Marxistisch-leninistischen Hochschulorganisation (MLHO) den Pol, aus dem später die örtlichen Anhänger des KBW hervorgingen.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Juni 1971:
In Kiel geben die Rote Zelle Jura (Rotzjur) und die Rote Zelle Chemie (Rotzchem) die Broschüre "Zur Instituts- und Hochschulpolitik. Sechs Beiträge" heraus.

Geworben wird für 'Roter Funke' - Zeitung für den Bereich der Naturwissenschaften, herausgegeben von der Rotzchem, und eingeladen zum ML-Tutorium der Roten Zelle Jura.

Der erste Beitrag, "Das Proletariat ist der Führer der Weltrevolution", unterteilt sich in die Punkte:
- "1. Die unlösbaren Konflikte des Kapitalismus zeigen, daß dem Sozialismus die Zukunft gehört"; mit den Abschnitten:
- "Der Grundwiderspruch des Kapitalismus";
- "Der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit";
- "Sinkende Profitrate";
- "Krisen";
- "Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus";
- "Rolle des Staates";
- "Faschismus und Krieg"; sowie
- "Zum Verständnis der Kieler ZAK-Clique vom wissenschaftlichen Sozialismus";
- "2. Der Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat führt notwendig zur sozialistischen Revolution"; mit den Abschnitten:
- "Der Klassencharakter der kapitalistischen Gesellschaft";
- "Das Proletariat als historisches Subjekt";
- "Über die sozialistische Revolution";
- "Die Diktatur des Proletariats";
- "Das Proletariat und seine Verbündeten"; sowie
- "Die ZAK-Clique zur sozialistischen Revolution", wobei das ZAK als "Schwarze Zelle Metaphysik" angegriffen und in einer Fußnote ausgeführt wird: "Gegen die 'absolut' sektiererische ZAK-Position, die sogar noch der KPD/ML in Fragen von Spontaneität und Bewußtheit auf die Sprünge helfen will, fixiert heute eine RotzÖk-Gegenfraktion die sektiererische Agitation und Propaganda des 'Roten Morgen' in der Vergangenheit";
- "3. Das Proletariat besitzt keine andere Waffe im Kampf um die Macht als seine Organisation"; mit den Abschnitten:
- "Ohne revolutionäre Theorie kann es auch keine revolutionäre Bewegung geben";
- "Die Partei als Vorhut des revolutionären Proletariats"; und
- "Wie organisiert das Proletariat seine Bündnispartner?".

Der zweite Beitrag, "Die Widerspruchsentwicklung im Monopolkapitalismus", gliedert sich in die Punkte:
- "1. Die Widerspruchsentwicklung im internationalen Maßstab"; mit den Abschnitten:
- "Die verschiedenen Rekonstruktionsperioden";
- "Die Hauptwidersprüche auf internationaler Ebene";
- "Die Perspektiven des Internationalismus";
- "Die Entwicklung der kommunistischen Kräfte im Weltmaßstab"; sowie
- "Exkurs";
- "2. Zur Einordnung der nationalen Widerspruchsentwicklung"; mit den Abschnitten:
- "Die sozio-ökonomischen Ursachen der Rekonstruktionsperiode in der BRD"; und
- "Skizzierung ihres Verlaufs";
- "3. Stand der Organisierung der kommunistischen Kräfte"; mit den Abschnitten:
- "Charakterisierung der Entwicklung bis zum KPD-Verbot"; und
- "Charakterisierung der weiteren Entwicklung der kommunistischen Kräfte", wobei es heißt: "In dieser DKP versammelte sich ein großer Teil von Genossen, welche die Illegalität überdauert hatten. Hiervon spaltete sich Ende 1968 ein KPD/ML-Teil ab, der die revisionistische Linie der DKP durchschaute. Die genossen ernannten sich aber ohne ideologische Auseinandersetzung, auf der lockeren Grundlage der gemeinsamen Durchdrungenheit vom Bürgerkriegsgedanken, zur KPD/ML. …Im lokalen Bereich galt es besonders den Einfluß der ehemaligen ZAK-Häuptlinge auf die proletarische Organisation, die Rote Garde Kiel Marxisten-Leninisten, zu bekämpfen. In diesem Einfluß sind die ZAK-Häuptlinge heute geschlagen.";
- "4. Charakterisierung der Studentenbewegung"; mit den Abschnitten:
- "Allgemeines zur Subsumtion der Wissenschaft unter das Kapital"; und
- "Notwendigkeit für das BRD-Kapital zur verstärkten Einwirkung auf den Bereich geistiger Produktion", wobei auch eingegangen wird auf das Klüver-Papier der "demokratischen Studenten", welches sich des Arguments der Planungsrationalität bedient habe..

Der dritte Beitrag, "Die Rolle der Intelligenz", gliedert sich in die Punkte:
- "1. Vorbemerkung"; mit dem Abschnitt:
- "Die Stubewe als demokratische Massenbewegung in diesem Zusammenhang";
- "2. Die Mittelschichten"; mit den Abschnitten:
- "Allgemeine Kategorisierung";
- "Die alten Mittelschichten"; und
- "Die neuen Mittelschichten";
- "3. Die Entwicklung der Intelligenz im Kapitalismus"; mit den Abschnitten:
- "Funktion der Intelligenz im Aufbau des Kapitalismus";
- "Die quantitative Zunahme und Schichtung im Verlauf der Entwicklung zum Monopolkapitalismus";
- "Soziale Geistesströmungen in der Intelligenz bis zum Faschismus";
- "Verschärfung der Widersprüche führt zum Verfall einer konsistenten Ideologie"; und
- "Intelligenz und Faschismus";
- "4. Die Studentenbewegung"; mit den Abschnitten:
- "Zusammenhang der Stubewe mit der Entwicklung der Widersprüche im modernen Monopolkapitalismus";
- "Entstehung der Stubewe in Reflexion der eigenen Praxis";
- "Ziele der demokratischen Massenbewegung"; und
- "Kampfformen";
- "5. Studentenbewegung - Analyse"; mit den Abschnitten:
- "SDS-Analyse";
- "Kritik der kleinbürgerlichen Ideologie der Stubewe"; und
- "Zur materiellen Basis";
- "6. Zur Charakterisierung der Klassenlage von Studenten"; mit den Abschnitten:
- "Methodik";
- "Herkunft";
- "Sozialisation";
- "Studiensituation, Berufssituation";
- "Einschätzung im internationalen Maßstab";
- "Warum ist die Verurteilung der Stubewe als insgesamt reaktionär falsch?", wo es auch zur internationalen Entwicklung bzw. historisch-kategorisch heißt: "Die Studentenbewegungen sind zu keiner Zeit revolutionär gewesen, auch wenn sie selbst und einige Nachfolgegruppen dies dachten und sie häufig mit revolutionären Ansprüchen konfrontierten."; und
- "Die Konsequenzen für Sozialisten".

Der vierte Beitrag, "Zur Notwendigkeit von Hochschularbeit", gliedert sich in die Punkte:
- "1. Notwendigkeit der Arbeit im Bereich der Intelligenz"; mit den Abschnitten:
- "Allgemeines zur Rolle der Intelligenz";
- "Widerspruchserfahrung der Intelligenz";
- "Zwiespältige Haltung der Intelligenz";
- "Die Intelligenz als Verwalter bürgerlicher Herrschaft muß in die revolutionärer Perspektive einbezogen werden";
- "Funktion der Intelligenz im Kampf gegen bürgerliche Ideologie und für die Entwicklung des soz. Überbaus"; und
- "Zusammenfassung";
- "2. Arbeit in der gegenwärtigen Phase an der Hochschule"; mit den Abschnitten:
- "Bedingungen sozialistischer Politik an der Hochschule";
- "Notwendigkeit und Ziele der Arbeit";
- "Zum Interessenkampf der Studenten"; und
- "Kritik falscher Bestimmungen sozialistischer Politik".

Der fünfte Beitrag, "Ziele, Mittel und Bedingungen sozialistischer Hochschulpolitik unter Jura- und Chemiestudenten", gliedert sich wie folgt:
- "1. prinzipielle Schwierigkeiten sozialistischer Politik an der Hochschule in der gegenwärtigen Phase";
- "Ein realistisches Verhältnis zur Stubewe gewinnen!";
- "Grenzen sozialistischer Bündnispolitik in der gegebenen historischen Situation";
- "2. Zum Theorie-Praxis-Verhältnis", wobei vorausgesetzt wird, "- daß in Kiel der proletarische Parteiansatz weder bis zur Entwicklung einer Plattform zum Aufbau einer nationalen Kaderpartei gediehen ist, - daß der Charakter der RG als revolutionäre Jugendorganisation des proletarischen Lagers nicht voll entwickelt ist.";
- "Kritik falscher Bestimmungen des TPV";
- "Konkretisierung auf vier Hauptaufgaben", der "Mobilisierung der Studentenschaft", der "Festigung der sozialistischen Standpunkte" der beiden Zellen, des "Ideologischer Kampf an der Hochschule besonders gegen die schwarze ZAK-Linie und gegen revisionistische Linien." sowie der "Unterstützung der regionalen prol. Organisation", "wo es auch heißt: "Auf Anforderung werden wir der RG organisations-technische und materielle Unterstützung geben.";
- "3. Organisatorische Konsequenzen";
- "Ableitung und historische Legitimation des Rote-Zellen-Modell"; und
- "Überwindung des Rote-Zellen-Modells und Folgerungen".

Der sechste Beitrag, "Abgrenzungen", gliedert sich wie folgt:
- "1. Gegen Linkssektierertum, Schematismus und Spontaneismus";
- "2. ML-Bewegung";
- "KPD/AO und PL/PI (Westberlin)", wobei es auch heißt: "Während das ZAK/MLHO vor allem die administrative Lösung seiner ideologisch-theoretischen und praktisch-organisatorischen Misere als 'Kampf-Kritik-Umgestaltungsphase' von der KPD/AO kopierte, vertrat die KRO lange Zeit kaum verdaute PL/PI-Parolen." und "Daß KPD/AO und PL/PI nach dem Zusammenbruch der MLHO noch nicht in größerem Umfang in die Entwicklung an der Kieler Hochschule eingegriffen haben, mag daran liegen, daß Kiel kein Stützpunkt der sozialistischen Bewegung mehr ist.";
- "ML Tübingen", wozu es heißt: "Auch die hochschulpolitische Linie der ML Tübingen hat noch bis in die jüngste Vergangenheit in Kiel nachgewirkt. So propagierte z. B. nach dem Zerfall der MLHO eine abgefallene Histo/Germ-Fraktion den Wiederaufbau der MLHO nach Tübinger Muster mit 'richtig' untergeordnetem ZAK, Mitgliederzellen und gewerkschaftlichen Fakultätsgruppen";
- "3. Universitäre Kieler Gruppen";
- "Kommunistische Räte-Organisation" (KRO), von der nur noch ehemalige Teile existieren; und
- "Marxistisch-leninistische Hochschulorganisation"(MLHO).

Im Anhang werden dokumentiert das Papier des ZAK/MLHO von Ende Januar 1971, "Das moderne sozialistische Bewußtsein kann nur entstehen auf Grund tiefer wissenschaftlicher Einsicht" und das ZAK/MLHO Papier zur von diesem angestrebten Einheit mit der KPD/ML-ZK vom 16.3.1971 sowie ein "Bericht von 'Radio Tirana' - von einem Genossen mitgeschrieben v. 12.3.1971. Eine weitere die Physiognomie der Regierung Brandt enthüllende Tatsache" mit Erwähnungen der KPD/ML und des Verbot des SDS Heidelberg.
Quelle: Rotzjur / Rotzchem: Zur Instituts- und Hochschulpolitik. Sechs Beiträge, Kiel Juni 1971

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