Briefe aus dem Kreis um die Zeitschrift "Herausforderung" (Kiel) an den Kreis der Gelsenkirchener Marxisten-Leninisten um Karuscheit/Schröder (1978)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 5.4.2017


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Die Gruppe "Herausforderung" (Kiel) gab im August 1977 die "Herausforderung. Zeitschrift zur Förderung marxistisch-leninistischen Denkens" heraus. Allerdings erschien nur eine Nummer. Der Herausgeberkreis rekrutierte sich vermutlich vor allem aus Ehemaligen der KPD/ML. Vertreter der Gruppe waren in der Zeit 1978/79 an verschiedenen Debatten und Konferenzen der entstehenden "Neuen Hauptseite Theorie" beteiligt.

Nach einem "Rundbrief der KGB/E, Nr. 5" vom 9.8.1978 zählte sie sich "auch zur Bewegung … der HS Theorie. An der gemeinsamen Erklärung der Gelsenkirchener und an ihrem Buch 'Unsere Aufgaben' bestehen mittlerweile von Seiten der 'Herausforderung' nach anfänglichen Sympathien für die ersten Veröffentlichungen der Gelsenkirchener erhebliche Kritiken."

1979 nahm die Gruppe an einer von der KGB/E organisierten ML-Konferenz in Bochum teil. 1980 wurde sie noch von der Marxistisch-leninistischen Gruppe Erlangen-Nürnberg-Fürth zu einer Konferenz zum Thema "Marxismus und nationale Frage" eingeladen. Über den weiteren Verbleib der Gruppe ist zurzeit nichts bekannt.

Insgesamt schälten sich nach einer anfänglichen Zustimmung zu den Thesen der Gelsenkirchener mehr und mehr Zweifel an deren Grundkonzeptionen heraus, die sich dann vor allem in der Kritik an der "Gemeinsamen Erklärung zum Parteiaufbau" widerspiegelten.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

06.02.1978:
Ein Mitglied des Kreises um die Zeitschrift "Herausforderung" (Kiel) antwortet auf einen Brief der Gelsenkirchener. Vor allem auf den Vorschlag eines (gemeinsamen) "Diskussionsorgans" und auf eine geplante "Schulungsgesellschaft". Zunächst wolle man sich aber umfassend informieren und einen "eigenen Standpunkt" erarbeiten. "Vorbehalte und Kritiken" werden bezüglich der Rolle der Theorie erhoben. Zu einem "Diskussionsorgan" stellt man fest, dass die "angesprochene Richtung" fehlen würde. Und Zur "Schulungsgesellschaft" heißt es, dass man zunächst "Selbststudium" betreiben möchte und zu einem "Einführungskurs" über Engels: "Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft "Freunde und Bekannte" einladen möchte. Zur "Herausforderung" heißt es, dann man wohl überfordert wäre, eine zweite Nummer der Zeitschrift herauszubringen.
Quelle: Kreis um die Zeitschrift Herausforderung (Kiel): Brief an die Gelsenkirchener, o. O., 6. Februar 1978.

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26.04.1978:
Ein Mitglied des Kreises um die Zeitschrift "Herausforderung" (Kiel) schreibt einen Brief an die Gelsenkirchener. Eingegangen wird auf den Vorschlag "einer Plattform" und einer "theoretischen Zeitschrift" (vermutlich sind die "AzD" gemeint, d. Vf.). Dazu meint man, dass sie sich nicht dem "politischen Bereich nicht verschließen sollte". Es könnte auch nicht darum gehen, die Bewegung "anhalten zu wollen". Aber man wolle sich mit der Theorie bemühen: "Unsere heutige Politik hat Grenzen, die unserem theoretischen Stand geschuldet sind. Deswegen muss die Theorie an die erste Stelle." Zur Rolle der Philosophie meint man, dass der "Umgang mit allen Seiten des ML" wichtig sei.
Q: Kreis um die Zeitschrift Herausforderung (Kiel): Brief an die Gelsenkirchener, o. O., 26. April 1978.

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Mai 1978:
Zwei Mitglieder des Kreises um die Zeitschrift Herausforderung (Kiel) schreiben einen Brief an die Gelsenkirchener. Sie antworten auf einen "Erklärungsentwurf" der Gelsenkirchener. Vermutlich ist hier der "Entwurf zum Parteiaufbau" gemeint, der gemeinsam mit der KGB/E und dem KAB Kassel vorgelegt worden war und der als solcher in broschierter Form unter dem Titel: "Gemeinsame Erklärung zum Parteiaufbau (Entwurf)" erschien. In ihm wird u. a. darauf insistiert, die Schaffung einer "theoretischen Zeitschrift" in den Mittelpunkt der Bemühungen zu stellen. Dazu wird von den Kielern u. a. ausgeführt: "Was uns am vorliegenden Entwurf auf den ersten Blick abschreckend ins Auge springt, ist, dass hier wieder einmal Marxisten/Leninisten zum großen Rundschlag ausholen, fast alle wichtigen Fragen berühren und zu fast allem was zu sagen wissen - ohne geforscht zu haben." Die Kieler halten ein schnelles Treffen nicht für erforderlich. Sie bevorzugen die schriftliche Diskussion. Sollte allerdings ein Treffen stattfinden, würden sie es besuchen.
Q: Zwei Gen. des Kreises um die Zeitschrift Herausforderung (Kiel): Brief an die Gelsenkirchener, Kiel, Mai 1978.

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Letzte Änderung: 04.11.2019