Proletarische Front: Rationalisierung und Massenarbeiter - Die Kämpfe der norddeutschen Werftarbeiter seit 1945, Jg. 3, Nr. 11, München, (Juni) 1973

Juni 1973:
Das Heft Nr. 11 der "Proletarischen Front" erscheint unter dem Titel "Rationalisierung und Massenarbeiter - Die Kämpfe der norddeutschen Werftarbeiter seit 1945" im Trikont-Verlag (München).

In der Vorbemerkung heißt es u. a.: "Mit großer Hartnäckigkeit behauptet sich bis hin zu Gruppierungen einer sich als antireformistisch bezeichnenden Linken die Auffassung, die westdeutsche Arbeiterklasse sei bis zu den Septemberstreiks ohne Kampfgeschichte. Diese Hypothese wirkt derart unerschütterlich, daß bis heute kaum jemand auf die Idee kam, sie nach ihrem Realitätsgehalt zu hinterfragen. Mit welchen Modifikationen auch immer: die BRD-Linke artikuliert sich noch immer auf dem Hintergrund einer angeblich unumschränkt geltenden proletarischen Geschichtslosigkeit. Das hat zur Folge, dass sich viele Genossen darauf fixieren, von einer abstrakten Kapitalexegese oder einem historisch zurückgewandten Organisationsverständnis her den Klassenkampf in die Arbeiterklasse zurückzutragen.

Wir haben in der vorliegenden Arbeit versucht, einen anderen Weg einzuschlagen. Als wir den ersten Kontakt zu Werftarbeitern aufnahmen, war uns zwar diffus bewußt, daß es bei den norddeutschen Werftarbeitern in den fünfziger Jahren einen Kampfzyklus gegen die Werftunternehmer gegeben hat. Aber dieses Wissen darüber funktionierte bei uns selbst lange so, wie es sich in den Geschichten der traditionellen Arbeiterbewegung vermittelt hat: als unwichtige, unpräzise Randerscheinung. Je mehr unsere Untersuchungen zu praktischen Fragestellungen wurden, desto schneller verkehrte sich alles ins Gegenteil. Statt der KPD und der Gewerkschaften standen die Arbeiter selbst im Zentrum der Kampfgeschichte. Mehr noch: angesichts eines total gewandelten Verhältnisses von Klassenzusammensetzung und Kampfformen stellen sich auch die traditionellen Institutionen der Arbeiterbewegung als Kontrollinstrumente gegenüber einer teilweise weit vorangeschrittenen Autonomie der Werftarbeiterkämpfe dar. Unser erster Versuch, die Arbeiterkämpfe in einer Industriebranche nach 1945 aus der Sicht der Arbeiter zu rekonstruieren, machte uns klar, dass es entscheidend darauf ankommt, von den Arbeitern, so wie sie tagtäglich gegen die ungeheuer repressive Ausbeuterorganisation angehen, zu lernen. Ihre Kämpfe stehen auf einer unmittelbaren und konkreten Konfrontationslinie mit einer ungeheuer modernisierten und vergesellschafteten Struktur des Kapitals, und demgegenüber muß vieles, was sich heute seitens der Linken auf die Arbeiterautonomie zu stülpen versucht, wie ein hilfloser Papiertiger erscheinen… So ist diese Untersuchung nur als ein erster Ansatz zu begreifen. Sie dient dem Ziel, die bei den Werftarbeitern vorhandenen antagonistischen Bedürfnisse jenseits eines objektivistischen Kapitalfetischs zu artikulieren. Sie propagiert die vorhandene Radikalität sporadischer Kämpfe mit der Absicht, einen Beitrag dafür zu leisten, daß sich die Potenzen des Arbeiterkampfs entfalten und einer neuen und kollektiven Solidarität des Kampfs gegen die Ausbeutung den Boden bereiten."

Inhalt:
"VORWORT
DIE KÄMPFE DER NORDDEUTSCHEN WERFTARBEITER SEIT 1945
1. Arbeiteraktionen seit den späten sechziger Jahren. Tendenzen des Aufstands gegen die kapitalistische Bestimmung der Arbeitskraft
2. Das kapitalistische Programm zur Reorganisation der Kontrolle über die Arbeitskraft der Seeleute, Hafen- und Werftarbeiter
3. Die aktuelle Bedeutung der Nachkriegskämpfe der Werftarbeiter
3.1. 1945 bis 1950: Einheitsfront mit den Kapitalisten im Kampf gegen die Demontagen
3.2. 1950 bis 1955/56
3.2.1. Erste kapitalistische Offensive - Niederlage des defensiven Arbeiterkampfs
3.2.2. Die Antwort der Arbeiter: militante Abwehrkämpfe
3.2.2.1. Die Werftarbeiterkämpfe in Bremen 1953
3.2.2.2. Der Hamburger Werftarbeiterstreik 1955
3.2.3. Der historische Stellenwert der Niederlage
3.3. Die unumschränkte Herrschaft des Kapitals
3.3.1. 1956 bis 1964: Der neue Status quo zwischen Kapital und Arbeit
3.3.2. 1964 bis 1969: Kampf um den Übergang zur Massenproduktion
3.4. Der Aufstand der Arbeiter gegen Rationalisierungspläne des Kapitals
3.4.1. 1969: Die Kieler Howaldtsarbelter in den Septemberstreiks
3.4.2. Der Stellenwert des Kampfes der Kieler Howaldtsarbeiter
4. Der Planstaat
4.1. Drohende Arbeitermacht und Planstaat 1970/71
4.2. Der kapitalistische Plan: Vollmechanisierung der Werften und Übergang zur Serienproduktion
4.3. Durchsetzung des Sprungs im relativen Mehrwert durch den Angriff auf die Beschäftigung
4.4. Planstaat und Arbeiterreformismus; Arbeiterreformismus und Planstaatsperspektiven im Rahmen der EWG
5. Zusammenfassung
6. Die Parolen des Arbeiterkampfs
6.1. Gegen die kapitalistische Arbeit
6.2. Für den garantierten Lohn
6.3. Kampf gegen die Lohngruppen, gegen Prämienlohn und Akkord
6.4. Kampf gegen die Überstunden
6.5. Kampf gegen den Raubbau an der Gesundheit
6.6. Kampf gegen Mobilität und Disponibilität
6.7. Für das Bündnis zwischen Arbeitern und Technischen Angestellten
6.8. Für die Bezahlung der Transportkosten der Arbeitskraft aus den Werftprofiten

ANHANG
Anmerkungen und Dokumentation
Verzeichnis der benutzten Literatur und Quellen

UNSERE PRAXIS AUF DEN WERFTEN IN BREMEN UND HAMBURG
Darstellung
Flugblätter und Zeitungen
FRAGEBOGEN FÜR WERFTARBEITER".

Geworben wird für Bücher aus dem Politverlag Erlangen, für den PoliBu Hamburg, für die Zeitung: "Wir wollen alles", weiter für die Reihe "Proletarische Front".
Q: Proletarische Front: Rationalisierung und Massenarbeiter - Die Kämpfe der norddeutschen Werftarbeiter seit 1945, Jg. 3, Nr. 11, München, (Juni) 1973.

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