Hausbesetzungen in Hamburg: Pinnasberg 74-76, Heidritterstraße 1-2

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, Juni 2013

Hier soll die Broschüre „Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung“ vorgestellt und ausgewertet werden. Sie erschien vermutlich im Juni 1988; die Herausgeber wurden nicht genannt. In der Broschüre geht es um die Besetzungen des „Pinnasberg 74-76“ und der „Heidritterstraße 1-2“, die vermutlich am 8.5.1988 stattfanden. Nach dem vorliegenden Material fand zumindest die Räumung des „Pinnasberg 74-76“, in St. Pauli, Nähe Fischmarkt und Hafenstraße gelegen, bereits am 9.5. statt. Es schlossen sich verschiedene Aktionen und eine Demonstration an. Die Auseinandersetzungen dauerten bis ca. zum 20. Mai 1988.

Die Besetzer schlossen sich vermutlich zur „Häusergruppe Pinnasberg/Heidritterstraße“ zusammen. Eine zweite Gruppe, die bekannt wurde, nannte sich „Wohnprojekt am Pinnasberg“ (WamP), eine dritte war der „alternative Sanierungsträger STATTBAU“. Forderungen der „Häusergruppe“ waren etwa: „Kein Abriss!“, „Uns die Häuser!“ (vgl. 3. Mai - 20. Mai 1988).

Alle Flugblätter, die zitiert werden, befinden sich in der Broschüre: „Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung.“

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

03.05.1988:
Laut der Broschüre „Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung“ findet bei der „STATTBAU eine Pressekonferenz über die Blockierung der alternativen Wohnprojekte, exemplarisch am Beispiel Pinnasberg 74-76“ statt.
Quelle: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 20.

03.05.1988:
Laut der Broschüre „Pinnasberg-Besetzung“ lautet ein Hamburger Senatsbeschluss: „Keine weiteren alternativen Wohnprojekte im direkten Umfeld der Hafenstraße. Bauvorhaben Pinnasberg 74-76 wird gestoppt. STATTBAU Hamburg wird von der Behörde für Arbeit, Jugend und Soziales aufgefordert, ein Ersatzobjekt für die Nutzergruppe WamP e.V. zu benennen.“
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 20.

05.05.1988:
Laut der Broschüre „Pinnasberg-Besetzung“ überreicht die Gruppe WamP e.V. der STATTBAU „eine Erklärung, in der sie die Durchsetzung ihres Wohnprojektes in den Häusern Pinnasberg 74-76 und den Erhalt aller Häuser am Pinnasberg und in der Heidritterstraße fordern und es ablehnen, auf ein Alternativprojekt vertröstet zu werden. WamP e.V. fordert STATTBAU auf, sich weiter ohne Abstriche für ihre Forderungen einzusetzen“.
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 20.

06.05.1988:
Laut der Broschüre „Pinnasberg-Besetzung“ verfasst die „STATTBAU Hamburg“ ein „Schreiben an den Ersten Bürgermeister und an die Senatoren der Freien und Hansestadt Hamburg über die Zukunft des Wohnprojektes Pinnasberg“.
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 20.

06.05.1988:
Laut der Broschüre „Pinnasberg-Besetzung“ werden „vor den Häusern Pinnasberg und Heidritterstraße Halteverbotsschilder aufgestellt, auf denen ein Halteverbot ab Montag, den 09.05.88, 7 Uhr, angeordnet wird“.
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 20.

08.05.1988:
Laut der Broschüre „Pinnasberg-Besetzung“ findet an diesem Tag ab „14 Uhr ein Straßenfest gegen den Abriss am Pinnasberg und anschließend Besetzung der Gebäude am Pinnasberg“ statt.
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 20.

08.05.1988:
Laut Flugblatt der „Häusergruppe Pinnasberg/Heidritterstraße: „Straßenfest gegen Abriss“ soll an diesem Tag ein Straßenfest am Pinnasberg stattfinden. Bekannt wird, dass man bereits „seit 5 Jahren für den Erhalt der leerstehenden Häuser am Pinnasberg und in der Heidritterstraße“ kämpfen würde. Seit „3 Jahren schlagen wir uns mit Nutzungsverhandlungen mit der Stadt rum“. Weiter heißt es: „Gegen die Interessen der Leute, die hier wohnen, soll auch am Pinnasberg mit Bullen und Baggern eine ‚Säuberung‘ des Viertels durchgeführt werden, um St. Pauli zum Wohn- und Amüsierviertel für Reiche zu machen.“
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 6.

09.05.1988:
Laut der Broschüre „Pinnasberg-Besetzung“ findet „gegen 12.00 Uhr die Räumung der Gebäude Pinnasberg 74-76 durch die Polizei“ statt. Eine Demonstration in St. Pauli findet „für den Erhalt des Pinnasberges“ statt. „Zwischen der STATTBAU Hamburg und dem Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg - Klaus von Dohnanyi - im Rathaus über das Wohnprojekt am Pinnasberg“, findet „ein Gespräch“ statt
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 20.

09.05.1988:
Laut Flugblatt der „Häusergruppe Pinnasberg/Heidritterstraße: „Pinnasberg geht weiter“ ist die Räumung der Häuser „ein Teil der Konzeption“ von „Bullen-Saga-Senat“. Heute „haben sie uns mit massivem Bulleneinsatz geräumt“. Der Weg für die Besetzer geht „über das Erkämpfen der Häuser“. Parole: „Her mit den Häusern am Pinnasberg und überall.“
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 15.

09.05.1988:
Vermutlich erscheint an diesem Tag oder einen Tag später (10.5.) die Nr. 10 von „Der Ermittlungsausschuss informiert“. Danach sind am 8.5. „die Häuser am Pinnasberg/Heidritterstraße besetzt“ worden. „Während eines Straßenfestes wurden die Häuser geöffnet, Transparente rausgehängt und für besetzt erklärt. Die 150-200 Besucher der Hausbesetzung erklärten sich mit dem Straßenfest solidarisch und kamen in den Genuss von mehreren Live-Bands.“
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 13.

10.05.1988:
Laut der Broschüre „Pinnasberg-Besetzung“ sprechen sich „auf der Senatssitzung die Senatoren endgültig gegen das Wohnmodell am Pinnasberg aus, sind aber für den Erhalt der Gebäude, die jetzt wieder in SAGA-Verwaltung übergehen und für Sozialmieter hergerichtet werden sollen. Gleichzeitig verkündet der 1. Bürgermeister v. Dohnanyi zum 1. Juni 1988 seinen Rücktritt.“
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 21.

12.05.1988:
Am 12. Mai wird ein Schreiben der „Häusergruppe Pinnasberg“ bekannt. Ausgeführt wird u. a.: „Seit Anfang der 80er Jahre stehen die Häuser am Pinnasberg 74 - 79 und Heidritterstraße 1-2 leer, genau solange gibt es Leute, die sich um die Häuser bemühen, es sind seit dieser Zeit viele Aktionen gelaufen (Brandwachen/Besetzungen/Besuche bei Behörden). Im Sommer 85 wurden die Häuser von … für alternative Wohnprojekte freigegeben, Frühjahr 87 wurde WaMP als Nutzungsgruppe anerkannt und darauf Stattbau als Baubetreuer beauftragt, die Häuser 74 - 76 am Pinnasberg und Heidritter 2 instand zu setzen.“

Weiter wird auf den „Verhandlungsverlauf“ eingegangen. Die Besetzer bekamen jedoch keine Nutzungsgenehmigung für die Häuser. Die "Häuser seien zwar vorerst wieder leer, aber wir sehen die Möglichkeit, jetzt zusammenzukommen mit mehr Leuten und die Abriss- und Vertreibungspolitik zum Thema zu machen".
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 16f.

20.05.1988:
Laut der Broschüre „Pinnasberg-Besetzung“ wird ein Schreiben von Herr P. (Amt für Stadterneuerung, d. Verf.) bekannt. Darin wird bekanntgemacht, „dass lt. Senatsbeschluss vom 20.05.1988 die Gebäude Pinnasberg 74 bis Heidritterstraße 2 nicht mehr für Wohngruppen zur Verfügung stehen. Eine Fortführung der Arbeiten im Rahmen der bestehenden Zuwendungsbescheide sind sofort einzustellen. Ferner wird angefragt, ob bei den von STATTBAU betreuten Wohngruppen WamP und Warum e.V. Bereitschaft besteht, über Ersatzprojekte zu verhandeln“. Der Senat teilt weiter mit: „Eine Fortführung der Arbeiten im Rahmen der bestehenden Zuwendungsbescheide an Sie ist, soweit überhaupt noch daran gearbeitet wird, einzustellen.“
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988), S. 21f.

Juni 1988:
Vermutlich im Juni erscheint die Broschüre: „Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung.“ Die Herausgeber werden nicht bekannt; auch ein Vorwort gibt es nicht. Inhalt der Broschüre sind Zeitungsartikel, eine kurze „Besetzerchronik“ und verschiedene Schreiben, etwa der „Häusergruppe“ sowie Senatsmitteilungen.
Q: N.N.: Uns die Viertel. Pinnasberg-Besetzung, o. O., o. J. (1988).

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