Hamburg: Das Berufsverbot gegen Christiane Huth

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 16.8.2013

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Vom Berufsverbot gegen die Lehrerin an der Bismarckschule in Eimsbüttel, Christiane Huth, die der Sozialistischen Studentengruppe (SSG) Hamburg des KBW nahestand, berichten nach unserer unvollständigen Quellenauswertung allein die Freunde des KBW selbst, die dazu Flugblätter und zahlreiche, sich meist stark ähnelnde, Artikel in ihrer Zellenpublizistik veröffentlichen, wobei vor allem die 'Eimsbütteler Zeitung' sich immer wieder mit dem Fall Christiane Huth befasst und das anläßlich dessen gegründete Komitee für ein demokratisches Volksbildungswesen propagiert, mit dessen Hilfe die Forderungen des KBW-Programms zum Bildungswesen umgesetzt werden sollten.

Die Demonstration für Christiane Huth (vgl. 26.2.1974) scheint zumindest teilweise von Eimsbütteler Schülern und ihren Eltern getragen gewesen zu sein.

Vor Gericht hat die Kündigung keinen Bestand (vgl. 10.4.1974), Christiane Huth wird dann aber offenbar im häuslichen Einzelunterricht eingesetzt, also isoliert (vgl. 26.6.1974) und bald erneut suspendiert (vgl. 12.7.1974).

Über den Ausgang der zweiten Gerichtsverhandlung (vgl. 23.10.1974) konnten keine Informationen gefunden werden, vermutlich wurde darin die Aufhebung der Anstellung Christiane Huths bei der Schulbehörde für rechtens erklärt.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

19.01.1974:
Die KBW Ortsgruppe Hamburg gibt das Flugblatt "Eimsbütteler Lehrerin soll entlassen werden!" zu Christiane Huth in zwei Versionen heraus und ruft in einer Version zur Wahlveranstaltung der CDU am 22.1.1974 im Hamburghaus Eimsbüttel auf, wo dieses Thema angesprochen werden solle.
Quelle: KBW: Eimsbütteler Lehrerin soll entlassen werden! - Version A und B, Hamburg 19.1.1974

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23.01.1974:
Die Ortsgruppe Hamburg des KBW gibt eine Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung zur 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 2 (vgl. 9.1.1974, 6.2.1974) heraus. In "Schon wieder: Schulbehörde will Lehrerin entlassen" wird berichtet von Christiane Huth, die nach ihrer Probezeit an der Bismarckschule nicht übernommen werden soll.
Q: Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung Nr. 2, Hamburg 23.1.1974, S. 2

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06.02.1974:
Die Ortsgruppe Hamburg des KBW gibt eine Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung zur 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 3 (vgl. 9.1.1974, 20.2.1974) heraus. In 'Das ist ja genau wie in der Diktatur'" wird berichtet vom Berufsverbot gegen Christiane Huth und eingeladen zum Komitee für ein demokratisches Volksbildungswesen.
Q: Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung Nr. 3, Hamburg 6.2.1974, S. 2

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18.02.1974:
Die Krankenhausaufbauzelle UK Eppendorf der Ortsgruppe Hamburg des KBW gibt ein Extra "Nein! bei Urabstimmung! Nicht einmal 185,- DM. Kein Urlaubsgeld!" ihrer 'Krankenhauszeitung für die Kolleginnen und Kollegen des UK-Eppendorf' (vgl. 29.1.1974, 20.2.1974) für das UKE heraus.

Aufgerufen wird zur Demonstration für Christiane Huth (vgl. 26.2.1974).
Q: Krankenhauszeitung für die Kolleginnen und Kollegen des UK-Eppendorf Extra Nein! bei Urabstimmung! Nicht einmal 185,- DM. Kein Urlaubsgeld!, Hamburg 18.2.1974, S. 2

19.02.1974:
In Hamburg gibt der KBW seine Betriebszeitung für die Kollegen der Philips-Betriebe Valvo und Röntgenmüller 'Der Heissleiter' Nr. 2 (vgl. 22.1.1974, 26.2.1975) heraus mit dem Artikel "'Die Lehrerin Frau Huth muss bleiben!'".
Q: Der Heissleiter Nr. 2, Hamburg 19.2.1974, S. 10

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19.02.1974:
Die Aufbauzelle St. Georg des KBW Ortsgruppe Hamburg gibt erstmals ihren 'St. Georg Schrittmacher' (vgl. 29.1.1974, 23.7.1974) heraus. Beigelegt ist ein Flugblatt "Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben!" des Komitee für ein demokratisches Volksbildungswesen, welches zur Solidarität mit Christiane Huth aufruft (vgl. 22.2.1974, 26.2.1974).
Q: St. Georg Schrittmacher Nr. 1, Hamburg 19.2.1974; Komitee für ein demokratisches Volksbildungswesen: Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben!, o. O. (Hamburg) o. J. (1974)

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20.02.1974:
Die Aufbauzelle St. Georg - AK Eilbek des KBW Ortsgruppe Hamburg gibt ihre 'Informationen für die Kolleginnen und Kollegen des AK Eilbek" unter der Schlagzeile "Nein bei Urabstimmung! Nicht einmal 185,- DM. Kein Urlaubsgeld!" zur Tarifrunde im Öffentlichen Dienst (ÖDTR) heraus.

Aufgerufen wird zur Demonstration gegen die Entlassung von Christiane Huth (vgl. 26.2.1974).
Q: Informationen für die Kolleginnen und Kollegen des AK Eilbek Nein bei Urabstimmung! Nicht einmal 185,- DM. Kein Urlaubsgeld!, Hamburg 20.2.1974, S. 2

20.02.1974:
Die Ortsgruppe Hamburg des KBW gibt eine Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung zur 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 4 (vgl. 6.2.1974, 6.3.1974) heraus. In "Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben sonst werden wir's dem Apel zeigen!" wird aufgerufen zur Demonstration für C. Huth (vgl. 26.2.1974) und eingeladen zum Komitee für ein demokratisches Volksbildungswesen.
Q: Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung Nr. 4, Hamburg 20.2.1974, S. 1

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22.02.1974:
In Hamburg besuchen, laut KBW, 300 Eimsbütteler die Veranstaltung des Komitees für ein demokratisches Volksbildungswesen für Christiane Huth (vgl. 26.2.1974) um 19 Uhr 30 im großen Saal der ESG in der Grindelallee 9.

Aufgerufen wurde auch beim AK St. Georg (vgl. 19.2.1974), unter den Lehrern (vgl. 18.2.1974) und im Metallbereich (vgl. 21.2.1974).
Q: Eimsbütteler Zeitung Nr. 1, Hamburg 26.2.1974, S. 1f; Komitee für ein demokratisches Volksbildungswesen: Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben!, o. O. (Hamburg) o. J. (1974);KBW-OG Hamburg: Informationen für die Kollegen der Metallindustrie Schlichtung verzögert weiter, Hamburg 21. Feb. 1974, S. 4;Kommunistische Schulzeitung Nr. 3, Hamburg 18.2.1974, S. 1;Schulkampf Nr. 2, Freiburg 13.3.1974, S. 8

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25.02.1974:
In Hamburg erscheint vermutlich Anfang dieser Woche der "Vorschlag für eine Wahlplattform zur Referendarvorstandswahl" von H. Heiland (SSG, GEW), T. Knoche (SSG, GEW) und W. Lehmann (GEW) mit dem Abschnitt "Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben, sonst werden wir's dem Apel zeigen!".
Q: Heiland, H.; Knoche, T.; Lehmann, W.: Vorschlag für eine Wahlplattform zur Referendarvorstandswahl, O. O. (Hamburg) o. J. 1974, S. 7

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26.02.1974:
In Hamburg demonstrieren, laut KBW, 500 Menschen, überwiegend Schüler, für Christiane Huth (vgl. 22.2.1974).

Aufgerufen zur Demonstration um 18 Uhr ab U-Osterstrasse wurde vom KBW in Eimsbüttel (vgl. 26.2.1974) sowie auch am UKE (vgl. 18.2.1974), beim AK St. Georg (vgl. 19.2.1974), beim AK Eilbek (vgl. 20.2.1974), an der Gewerbeschule 1 (vgl. 26.2.1974) und im Metallbereich (vgl. 21.2.1974).
Q: Eimsbütteler Zeitung Nr. 1, Hamburg 26.2.1974, S. 12; Informationen für die Kolleginnen und Kollegen des AK Eilbek Nein bei Urabstimmung! Nicht einmal 185,- DM. Kein Urlaubsgeld!, Hamburg 20.2.1974, S. 2;Komitee für ein demokratisches Volksbildungswesen: Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben!, o. O. (Hamburg) o. J. (1974);Kommentar für die Kollegen der Gewerbeschule 1 Nr. 2, Hamburg 26.2.1974, S. 7;KBW-OG Hamburg: Informationen für die Kollegen der Metallindustrie Schlichtung verzögert weiter, Hamburg 21. Feb. 1974, S. 4;Krankenhauszeitung für die Kolleginnen und Kollegen des UK-Eppendorf Extra Jetzt Kampfmassnahmen einleiten!, Hamburg 18.2.1974, S. 2;Schulkampf Nr. 2, Freiburg 13.3.1974, S. 8

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26.02.1974:
In Hamburg erscheint der 'Kommentar für die Kollegen der Gewerbeschule 1' Nr. 2 (vgl. 8.2.1974) durch die Jugendkommission des KBW und die mit ihr befreundeten Jungarbeitergruppen mit dem Artikel "Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben, sonst werden wir's dem Apel zeigen!" mit dem Aufruf zur heutigen Demonstration.
Q: Kommentar für die Kollegen der Gewerbeschule 1 Nr. 2, Hamburg 26.2.1974, S. 7

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27.02.1974:
Die Zelle Kolbenschmidt der Ortsgruppe Hamburg des KBW gibt die 'Betriebszeitung für die Kollegen von Kolbenschmidt' (vgl. 28.1.1974, 27.3.1974) heraus mit dem Artikel "Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben sonst werden wir's dem Apel zeigen".
Q: KBW Ortsgruppe Hamburg - Zelle Kolbenschmidt: Betriebszeitung für die Kollegen von Kolbenschmidt 170 Mark als Mindestforderung, Hamburg 27. Feb. 1974, S. 5

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28.02.1974:
Der KBW Ortsgruppe Hamburg gibt seine 'Informationen für die Kollegen von HSW' heraus mit dem Artikel "Eltern und Schüler: Wir bestimmen!!" zu Christiane Huth.
Q: KBW-OG Hamburg: Informationen für die Kollegen von HSW Schlichtungstheater wollen wir nicht!, Hamburg 28.2.1974, S. 3

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01.03.1974:
Die Berufstätigensektion der Sozialistischen Studentengruppe (SSG) Hamburg des KBW gibt beim NDR ihre 'Informationen für die Kollegen beim Norddeutschen Rundfunk' (vgl. 30.1.1974) heraus mit dem Artikel "'Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben, sonst werden wir's dem Apel zeigen!'".
Q: Informationen für die Kollegen beim Norddeutschen Rundfunk Staatsrundfunk kürt seinen Intendanten!, Hamburg 1.3.1974, S. 4f

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01.03.1974:
Am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hamburg-Ohlsdorf erscheint vermutlich heute der 'Zünder' Nr. 8 (vgl. Jan. 1973) mit dem Artikel "Christiane Huth muss Lehrerin bleiben, sonst werden wir es dem Apel zeigen!" wobei leicht verspätet zur Demonstration am 26.2.1974 aufgerufen wird.
Q: Zünder Nr. 8, Hamburg 1.3.1974, S. 18

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06.03.1974:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ - vgl. 20.2.1974, 20.3.1974) Nr. 5 heraus. Aus Hamburg wird gefordert: 'Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben'. Mit Fritz Güde solidarisiert sich auch Christiane Huth. Sie schreibt:"
Ähnlich gegangen

Ich habe in der letzten KVZ mit ganz besonderem Interesse den offenen Brief des Kollegen Fritz Güde gelesen. ich fand es sehr richtig, wie er öffentlich dagegen protestiert hat, daß ihm das Recht auf freie Meinungsäußerung genommen werden soll. Mir ist es so ähnlich gegangen. Ich bin aus dem Schuldienst entlassen worden, weil ich meine Meinung frei geäußert habe. Ich finde, wir dürfen als Lehrer solche Einschränkungen nicht einfach hinnehmen."

Enthalten ist auch der Artikel "'Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben'".
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 6.3.1974, S. 6f

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13.03.1974:
Der KSB Freiburg gibt die Nr. 2 des 'Schulkampf' (vgl. 28.1.1974, 8.5.1974) heraus. Berichtet wird auch mit Hilfe der 'KVZ' aus Hamburg von den Aktionen für Christiane Huth (vgl. 22.2.1974, 26.2.1974).
Q: Schulkampf Nr. 2, Freiburg 13.3.1974, S. 8

20.03.1974:
Die Ortsgruppe Hamburg des KBW gibt eine Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung zur 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 6 (vgl. 6.3.1974, 3.4.1974) heraus. Die Stadtteilzelle Eimsbüttel berichtet:"
Eimsbüttel: Der Kampf um die Schule geht weiter

6 Wochen arbeitet inzwischen das Komitee für ein demokratisches Volksbildungswesen in Eimsbüttel. Es hat den Kampf für die Wiedereinstellung für die Wiedereinstellung der Lehrerin Christiane Huth nicht aufgegeben, wendet sich jetzt aber auch verstärkt weiteren Schulproblemen zu und versucht, zunehmend die ganze Eimsbütteler Bevölkerung in den Schulkampf einzubeziehen. Eine zentrale Forderung ist dabei die Forderung nach kostenloser Ausbildung für alle Kinder und Jugendlichen als eine Voraussetzung für die Aufhebung der jetzt bestehenden ungleichen und uneinheitlichen Ausbildung.

Für den kommenden Freitag, 22.3.74, 19.30 Uhr, Hamburg-Haus Eimsbüttel, Doormannsweg 12, hat das Komitee eine Versammlung einberufen, auf der die Bewohner Eimsbüttels Gelegenheit haben sollen, über ihre Unzufriedenheit mit der Schule, ihre Vorschläge und Forderungen zu diskutieren und dem Komitee klare Aufträge für seine weiteren Aktivitäten zu geben.

Nur auf diesem Wege, nur durch die selbständige Organisierung der Bevölkerung für ihre Interessen, werden wir etwas erreichen. Deshalb auch fordern wir alle Eimsbütteler Leser auf:
Beteiligt euch an der Versammlung!
Bringt eure Erfahrungen und Vorschläge auf der Versammlung ein!
Die Bevölkerung und nicht der Staat muss das Recht der Kontrolle über die Schulen haben."
Q: Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung Nr. 6, Hamburg 20.3.1974, S. 1

22.03.1974:
Die KBW Ortsgruppe Hamburg bzw. deren Stadtteilzelle Eimsbüttel (vgl. 9.4.1974) berichtet: "Das Komitee für ein demokratisches Volksbildungswesen rief zu einer 2. Stadtteilversammlung im HH-Haus auf", wozu ca. 100 Bewohner kamen. Berichtet wird auch, dass das Komitee, "den Schwerpunkt seiner Arbeit jetzt nicht mehr nur im Kampf gegen die Entlassung der Lehrerin sieht, sondern in der Bekämpfung eines Schulsystems, das erst die Entlassung einer Lehrerin, die die schlechten Zustände in der Ausbildung offen anprangert, notwendig macht."
Q: Eimsbütteler Zeitung Nr. 2, Hamburg 9.4.1974, S. 2f; Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung Nr. 6, Hamburg 20.3.1974, S. 1

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09.04.1974:
Die KBW Ortsgruppe Hamburg bzw. deren Stadtteilzelle Eimsbüttel gibt die Nr. 2 ihrer 'Eimsbütteler Zeitung' (vgl. 26.2.1974, 23.4.1974) heraus mit dem Artikel "Gerichtsverhandlung vertagt!" zu Christiane Huth.
Q: Eimsbütteler Zeitung Nr. 2, Hamburg 9.4.1974, S. 12

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10.04.1974:
Der KBW (vgl. 17.4.1974) berichtet:"
Kündigung unwirksam

Niederlage der Schulbehörde gegen C. Huth

Hamburg. In der Kommunistischen Volkszeitung Nr. 5/74 wurde über den Kampf der Bevölkerung von Eimsbüttel gegen die Kündigung der Lehrerin Christiane Huth berichtet. Neben dem politischen Erfolg kann jetzt auch ein juristischer Erfolg verzeichnet werden. Das Arbeitsgericht Hamburg verkündete am 10. April, daß die Kündigung der Lehrerin unwirksam ist.

Der gesamte Ablauf des Verfahrens hatte noch einmal den Skandal dieser Kündigung offengelegt. Genau wie die Schulbehörde sich geweigert hatte, der Lehrerin, den Eltern und Schülern und dem Fernsehen eine Begründung zukommen zu lassen, kämpfte sie vor Gericht vor allem darum, keine Kündigungsgründe angeben zu müssen, da die Lehrerin sich noch in der Probezeit befunden habe. Nachdem das Gericht deutlich gemacht hatte, daß es von der Anwendbarkeit des Kündigungsschutzgesetzes ausgeht (d.h. die Schulbehörde muß Kündigungsgründe vortragen und beweisen), antwortete die Schulbehörde mit 12 (!) Seiten voller 'Kündigungsgründe'. Dabei bediente (sie, d. Vf.) sich der Verdrehungen und Halbwahrheiten.

So sollte eine Unterschriftenliste der Schüler Ergebnis der massiven Beeinflussung durch ihrer Lehrerin sein.

Zwei Eltern, die gegen die Lehrerin eingestellt sind, wurden dafür herangezogen, daß die Lehrerin die Vertrauensbasis zwischen Eltern und Kindern zerstört habe (Kein Wort von den über 25 Eltern, die auch heute noch durch Unterschrift zum Ausdruck gebracht hatten, daß sie für die Lehrerin sind).

Daß die Lehrerin an die Öffentlichkeit getreten sei, statt den Rechtsweg zu beschreiten (auf dem ihr die Schulbehörde dann allerdings mit der Behauptung entgegentrat, sie brauche keine Kündigungsgründe zu benennen), sollte ein Kündigungsgrund sein.

Doch die Schulbehörde kam damit nicht durch. Mehr noch, das Gericht entschied ohne Beweisaufnahme, d.h es ging davon aus, daß alle von der Schulbehörde vorgetragenen 'Tatsachen', selbst wenn sie wahr wären, nicht zur Kündigung ausgereicht hätten."

Berichtet wird auch durch die KBW-Stadtteilzelle Eimsbüttel (vgl. 23.4.1974).
Q: Eimsbütteler Zeitung Nr. 3, Hamburg 23.4.1974, S. 4; Kommunistische Volkszeitung Nr. 8, Mannheim 17.4.1974, S. 10

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23.04.1974:
Die KBW Ortsgruppe Hamburg bzw. deren Stadtteilzelle Eimsbüttel gibt die Nr. 3 ihrer 'Eimsbütteler Zeitung' (vgl. 9.4.1974, 12.7.1974) heraus mit einem "Leserbrief" einer Mutter einer Schülerin der Schule Bismarckstraße, zu Christiane Huth.
Q: Eimsbütteler Zeitung Nr. 3, Hamburg 23.4.1974, S. 6

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26.06.1974:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ - vgl. 12.6.1974, 10.7.1974) Nr. 13 heraus. Aus Hamburg wird auch berichtet durch die Stadtteilzelle Eimsbüttel aus dem GEW-Bereich:"
C. Huth wieder eingestellt

Hamburg. Entsprechend der gerichtlichen Entscheidung hat die Schulbehörde die Lehrerin C. Huth wieder eingestellt - allerdings in keiner Schule, sondern im Hausunterricht! Die 'pädagogisch nicht geeignete' Lehrerin, so die Schulbehörde bei ihrer Entlassung, bekommt nun eine der schwierigsten pädagogischen Aufgaben, für die sie NICHT ausgebildet ist: die Unterrichtung von Schülern, die die Behörde für untragbar für den normalen Unterricht ansieht.

Die Wiedereinstellung von C. Huth ist ein Erfolg des Kampfes von Eltern, Schülern und weiteren Eimsbütteler Bürgern, die den Fall Huth zum bekanntesten Berufsverbote-Fall gemacht haben, obwohl die Presse ihn konsequent totschwieg.

Die Bedingungen für den weiteren Kampf mit dem Ziel, daß C. Huth wieder an die Schule kommt, sind gut. Einmal haben sich in Eimsbüttel viele Menschen für C. Huth ausgesprochen. Weiter ist der Lehrermangel an den Schulen nicht zu übersehen und die Schulbehörde plant inzwischen schon, Eltern als unbezahlte (!) Hilfslehrer einzusetzen. Wem sollte da einsichtig sein, daß C. Huth, deren Eignung von Schülern und Eltern bescheinigt wird, weiter von den Schulen ferngehalten wird?"
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 13, Mannheim 26.6.1974, S. 12

26.06.1974:
Die Ortsgruppe Hamburg des KBW gibt eine Ortsbeilage Umgebung zur 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 13 (vgl. 12.6.1974, 10.7.1974) heraus. In "Hamburger Senat plant Nichteinstellung von 130 Bewerbern für den Schuldienst" wird berichtet aus den Schulkreisen Langenhorn und Niendorf/Schnelsen, von der Schule Bismarckstraße, u.a. über Christiane Huth, und auch, dass die Stadtteilzelle Eimsbüttel Flugblätter verteilt habe, in denen sie dazu zu einer Versammlung einlud.
Q: Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage Hamburg Nr. 13, Hamburg 26.6.1974, S. 2

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12.07.1974:
Die KBW Ortsgruppe Hamburg bzw. deren Stadtteilzelle Eimsbüttel gibt die Nr. 5 ihrer 'Eimsbütteler Zeitung' (vgl. 23.4.1974) heraus mit dem Artikel "C. Huth - schon wieder suspendiert" von C. Huth, wobei auf einen Artikel über ihre Wiedereinstellung in der letzten Ausgabe verwiesen wird sowie ein Brief zweier Eltern gegen die Suspendierung von C. Huth.
Q: Eimsbütteler Zeitung Nr. 5, Hamburg 12.7.1974, S. 7f

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21.08.1974:
Die Ortsgruppe Hamburg des KBW gibt eine Ortsbeilage Hamburg zur 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 17 (vgl. 7.8.1974, 4.9.1974) heraus. In "Bismarckschule Eimsbüttel: Gegen das Volk hat es ein Lehrer schwer" wird berichtet über den Lehrer Arends, der gegen Christiane Huth eingetreten sei.
Q: Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage Hamburg Nr. 17, Hamburg 21.8.1974, S. 2

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19.09.1974:
Die Ortsgruppe Hamburg des KBW gibt eine Ortsbeilage Hamburg zur 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 19 (vgl. 4.9.1974, 2.10.1974) vom 18.9.1974 heraus. Christiane Huth berichtet über eine "Erfolgreiche Geldsammlung in der GEW" auf der Arbeitsversammlung am 12.9.1974.
Q: Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage Hamburg Nr. 19, Hamburg 19.9.1974, S. 2

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23.10.1974:
Der KBW Hamburg (vgl. 16.10.1974) kündigte an:"
C. Huth: Gerichtsverhandlung

Die Schulbehörde will die Lehrerin C. Huth, die bei den Eltern und Schülern ihrer Klasse großes Ansehen genießt, auf keinen Fall wieder beschäftigen.

In einer Berufungsbegründung für eine weitere Verhandlung (in erster Instanz ist die Schulbehörde nicht durchgekommen) argumentiert die Schulbehörde: C. Huth hätte öffentlich Mißstände in der Schule angeprangert, dadurch 'in der Öffentlichkeit ihren Arbeitgeber herabgesetzt.' Eine Kritik an der Schulbehörde 'darf… nicht darauf angelegt sein, die Öffentlichkeit zu beunruhigen.

Die Gerichtsverhandlung findet statt: Mittwoch, 23. Oktober, 9 Uhr, Landesarbeitsgericht Altona, Saal 1605 (das ist das hohe Gebäude hinter dem Bahnhof). Die Verhandlung ist öffentlich."
Q: Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage Hamburg Nr. 21, Hamburg 16.10.1974, S. 3

03.12.1974:
Der KSB Braunschweig des KBW gibt seine 'Rote Hochschulzeitung' Nr. 18 (vgl. 12.11.1974, 28.1.1975) heraus. Berichtet wird auch über Christiane Huth in Hamburg.
Q: Rote Hochschulzeitung Nr. 18, Braunschweig 3.12.1974, S. 3

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28.01.1975:
Der KSB Braunschweig des KBW gibt seine 'Rote Hochschulzeitung' Nr. 19 (vgl. 3.12.1974) heraus. Die Zelle PH führte während der Aktionswoche zum Berufsverbot (BV) eine Veranstaltung mit Christiane Huth (Hamburg) durch, an der ca. 200 teilnahmen.
Q: Rote Hochschulzeitung Nr. 19, Braunschweig 28.1.1975, S. 4

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