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Kriegsopferversorgung und Verband der Kriegsbeschädigten (VDK)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 14.12.2007

Es werden hier nur wenige Dokumente vorgestellt, die meist der Geschichtswerkstatt Dortmund entstammen. Die Ortsgruppe Dortmund-Brackel des Verbandes der Kriegsbeschädigten, Hinterbliebenen und Sozialrentner (VDK) ist so die einzige Ortsgruppe, die in dieser – wie immer unvollständigen – Darstellung auftaucht, und zwar in den Spalten der DKP-Presse (vgl. 6.4.1970), aber auch bei Bündnissen des entsprechenden politischen Lagers (vgl. 8.5.1970, 19.2.1973).

Die KPD/ML-ZB berichtet natürlich von der Schlechterstellung der Kriegsbeschädigten durch die Änderung des Kriegsopfergesetzes (vgl. 3.6.1970), dient das doch nach ihrer Ansicht nicht zuletzt der Kriegsvorbereitung durch die sozialliberale Koalition (vgl. 25.2.1971). Enge Beziehungen zum VDK aber scheint allein die DKP zu unterhalten, zumindest in Dortmund (vgl. 18.11.1971, 16.12.1971, 18.12.1971), was der Redaktion des Zentralorgans der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE) offenbar Anlass zur Häme bietet (vgl. 2.11.1973). Die Bonner Polizei dagegen gibt sich höchst zufrieden mit den Kriegsopfern (vgl. 2.10.1973).



Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

06.04.1970:
Die DKP berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
EMPÖRTE KRIEGSOPFER
RÜSTUNG FÜR SOZIALE ZWECKE

Die VDK-Ortsgruppe Dortmund-Brackel schrieb an die Bundesregierung, an die Fraktionen des Bundestages, an NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn und an die Vorstände der politischen Parteien in Dortmund einen offenen Brief, in dem sie 'mit besonderem Anlaß' fordern, den Rüstungshaushalt zugunsten sozialer Zwecke zu kürzen.

'Das Leben der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner wird von der gegenwärtigen Preiswelle besonders hart getroffen. Insbesondere die Mietpreissteigerungen als Folge der Erhöhung des Zinssatzes für Althypotheken auf 7,5 Prozent und die Erhöhung des Diskontsatzes betrachten wir als unsozial und unzumutbar', heißt es wörtlich.

Im Forderungskatalog verlangen die Kriegsbeschädigten

- Maßnahmen, die sichern, daß endlich nicht mehr der kleine Mann Opfer bringen muß, während die schon Begüterten weiterhin durch die Politik der Regierung und der Bundesbank bevorzugt werden;
- Mieterhöhungen durch entsprechende staatliche Maßnahmen stoppen;
- Erhöhung der Hypothekenzinsen und des Diskontsatzes rückgängig machen;
- den Mieterschutz voll wieder herzustellen und größere Mittel aus den Etats des Bundes, der Länder und den Gemeinden für die Finanzierung des sozialen Wohnungsbaus zur Verfügung zu stellen."
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.15,Essen 11.4.1970,S.17

08.05.1970:
In Dortmund wurde zur Kambodscha-Demonstration u.a. mit einem Flugblatt aufgerufen: "BOMBEN AUF KAMBODSCHA! STOPPT US-KRIEG!". Auf der Rückseite heißt es:"
Zu Protestaktionen gegen den US-Krieg in Kambodscha rufen unter anderem auf: ... Franz Brzyski, VDK-Ortsgruppenvorsitzender".
=Kammertöns,K.-H.:Bomben auf Kambodscha! Stoppt US-Krieg!,Dortmund o.J. (Mai 1970)

03.06.1970:
Im Bundestag werden das 13.Rentenanpassungsgesetz und das 2. Kriegsopferversorgungsgesetz verabschiedet, wonach ab dem 1.1.1971 die Unfallrenten um 9,3%, die Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung und der Kriegsopferversorgung aber nur um 5,5% erhöht werden, wobei die Knappschaftsrentner noch Abzüge hinnehmen müssen. Die KPD/ML-ZB, der wir diese Nachricht verdanken, meint dazu:"
Zur Zeit betragen in der Arbeiterrenten- und Angestelltenversicherung gut eine Mio. der Versichertenrenten (19,1%) noch nicht einmal 150 DM im Monat. Mehr als 2,6 Mio. (47,4% aller Versichertenrenten) erreichen keine 300 DM im Monat. 16,3% aller Witwenrenten liegen unter 150 DM, 59,6% unter 300 DM. ... Der Arbeiter hat nichts als seine Arbeitskraft zu verkaufen. - Kann er das nicht mehr, ist er für den kapitalistischen Staat wertlos."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.8,Bochum 22.6.1970,S.*

25.02.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
'MITTELFRISTIGE FINANZPLANUNG'
...
Für die KRIEGSOPFERVERSORGUNG sollen 400 Mio DM weniger ausgegeben werden.
...
DIE GELDER FÜR DIE KRIEGSVORBEREITUNG WERDEN JEDOCH NICHT UM EINEN PFENNIG BESCHNITTEN."
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.19,Bochum 10.3.1971

18.11.1971:
Die Ortsgruppe Dortmund-Brackel des Verband der Kriegsbeschädigten (VDK) richtet heute eine Einladung zu ihrer Weihnachtsfeier am 18.12.1971 an den DKP-Kreisvorstand Dortmund (vgl. 16.12.1971).
=VDK-OG Dortmund-Brackel:An den DKP-Kreisvorstand Dortmund,Dortmund 18.11.1971

16.12.1971:
Der DKP-Kreisvorstand Dortmund verfaßt das folgende Schreiben, welches uns als Schreibmaschinendurchschlag von einer Seite DIN A 4 vorlag (vgl. 18.11.1971, 18.12.1971):"
VDK Verband der Kriegsbeschädigten
Ortsgruppe Dortmund-Brackel
...

Sehr verehrte Damen,
sehr geehrte Herren,

wir bedanken uns sehr herzlich für die Einladung, an Ihrer Weihnachtsfeier teilzunehmen.

Wir sehen in der Einladung einen Versuch, alle politischen Kräfte in Dortmund für die wirksame Unterstützung Ihrer berechtigten Interessen zu gewinnen. Die Deutsche Kommunistische Partei versichert Sie der vollen Unterstützung bei der Wahrnehmung Ihrer sozialen Interessen und solcher Forderungen, die dazu angetan sind, den Frieden in Europa sicherer zu machen.

Gerade jetzt, zum Ausklang des Jahres 1971 möchten wir Ihnen für Ihre weitere Arbeit viel Erfolg wünschen. Wir würden uns freuen, wenn es gelänge, die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und un im Interesse aller Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner zu entwickeln."
=DKP-Kreisvorstand Dortmund:Brief an die VDK-OG Dortmund-Brackel,Dortmund 16.12.1971

18.12.1971:
Die Ortsgruppe Dortmund-Brackel des Verband der Kriegsbeschädigten (VDK) möchte um 20 Uhr ihre Weihnachtsfeier im Lokal 'Jeschke' in der Flughafenstr. 66 durchführen, zu der auch die DKP (vgl. 18.11.1971, 16.12.1971) eingeladen wurde.
=VDK-OG Dortmund-Brackel:An den DKP-Kreisvorstand Dortmund,Dortmund 18.11.1971

19.02.1973:
Vermutlich zu Beginn dieser Woche erscheint das Flugblatt der VVN-BdA Dortmund:"
WEISSE ROSE KONTRA HAKENKREUZ
WIDERSTANDSKAMPF IM 3. REICH
DEMOKRATIEVERSTÄNDNIS UND WIDERSTANDSKAMPF HEUTE"
Das Flugblatt wird u.a. unterstützt von - VDK Brackel.
=VVN-BdA Dortmund:Weiße Rose kontra Hakenkreuz. Widerstandskampf im 3. Reich. Demokratieverständnis und Widerstandskampf heute,Dortmund o.J. (Feb. 1973)

02.10.1973:
Laut dem Polizeipräsidenten Bonn (vgl. Jan. 1974) verlief die heutige bundesweite Demonstration der Kriegsopfer (VDK) mit 30 000 Teilnehmern "mustergültig diszipliniert".
=Der Polizeipräsident Bonn:Polizei Bonn 73. Jahresbericht 1973 der Kreispolizeibehörde Bonn,Bonn o.J. (1974),S.11

02.11.1973:
Die DKP beginnt in Hamburg ihren Parteitag, der bis zum 4.11.1973 dauert. Die IGBE (vgl. 15.11.1973) berichtet:"
KEIN VEREIN BLEIBT 'UNBETREUT'
DKP OHNE MASSE
...
Wegen fehlender Mitgliedschaft - die DKP hat nur 39 344 Mitglieder – sollen die KP-Agitatoren dort politisch aktiv werden, 'wo die Massen organisiert sind', heißt es in einer DKP-Vorstandsanweisung.

Und das sind, nach DKP-Meinung, 'neben den Gewerkschaften eine Vielzahl von Organisationen wie Sportvereine, gesellschaftliche Vereine, Mieter- und Kriegsopferorganisationen, kulturelle Verbände, Vereinigungen für Freizeit und Erholung'.

Kein Verein bleibt von der DKP also 'unbetreut'."
=Bergarbeiter,Castrop-Rauxel/Lünen Jan. 1974;
Einheit Nr.22,Bochum 15.11.1973,S.8


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