Lahn-Dill-Bote - Zeitung für Mittelhessen

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen


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Der "Lahn-Dill-Bote. Zeitung für Mittelhessen" könnte als eine der vielen Alternativzeitungen mit regionaler, teilweise auch überregionaler Ausrichtung bezeichnet werden. Laut "In eigener Sache" sei es jetzt "an der Zeit, selbst Initiative zu ergreifen und der Wetzlarer Monopolzeitung eine unabhängige Publikation entgegenzusetzen, in der politische Gruppen, Gewerkschaften und Bürgerinitiativen (…) unverfälscht zu Wort kommen. Der Lahn-Dill-Bote wird regelmäßig Meldungen und Meinungen aus dieser Landschaft aufarbeiten" (Lahn-Dill-Bote, Nr. 1, S. 1). Zur Zeitung selbst heißt es: "Diese Zeitung soll ein offenes Informations- und Diskussionsblatt für alle Menschen werden, die sich betroffen fühlen und etwas mitzuteilen haben" (ebd.). Die Zeitung wurde vermutlich von undogmatischen Linken herausgegeben. Die Nr. 1 erschien im August 1980. Weitere Ausgaben erschienen laut DadA mit Unterbrechungen bis 1985 (Nr. 35).

Hier können nur einige Ausgaben vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Juli 1980:
Die Nullnummer des "Lahn-Dill-Boten - Zeitung für Mittelhessen" erscheint. Sie weist schon auf die Auseinandersetzungen zum Militarismus (siehe Nr. 1: "Reaktionen auf die Militarismus-Kritik des Lahn-Dill-Boten") hin, die in den folgenden Ausgaben fortgeführt wird. Im Artikel: "Zapfenstreich" wird auch zum "Lahn-Dill-Boten" Stellung bezogen. U. a. heißt es: "Die öffentliche Durchführung des 'Großen Zapfenstreichs' im Wetzlarer Stadion hat in weiten Kreisen der Bevölkerung zu heftigen Meinungskämpfen geführt. Aus diesem aktuellen Anlass wurde die 0-Nummer des 'Lahn-Dill-Boten' zusammengestellt. Wir veröffentlichen verschiedene Meinungsbeiträge, für die die Autoren verantwortlich zeichnen. Ab September soll die Zeitung regelmäßig erscheinen und Meinungen aus dieser Landschaft aufarbeiten. Der 'Lahn-Dill-Bote' soll dann ein offenes Informations- und Diskussionsblatt für alle Menschen werden, die sich betroffen fühlen und etwas mitzuteilen haben". (S. 1).

Inhalt u. a.:
- Zapfenstreich
- Nie wieder: Helm ab zum Gebet
- Nein zu Terror und Bomben
- Wir Minderheit
- Kritik am Kulturprogramm der Stadt Wetzlar
- Unbehagen beim Streich der Zapfen
Quelle: Lahn-Dill-Bote. Zeitung für Mittelhessen, 1. Jg., Nr. 0, Wetzlar, Juli 1980.

August 1980:
Der "Lahn-Dill-Bote - Zeitung für Mittelhessen", Nr. 1, erscheint.

In "In eigener Sache" heißt es u. a.: "Dass Pressefreiheit im heimischen Raum nur in der Möglichkeit für einen ehemaligen BILD-Zeitungs-Redakteur besteht, seine Meinung zu sagen, ist spätestens seit den WNZ-Skandalen (Wetzlarer Neue Zeitung, d. Vf.) 'Fall Schellenberg', den 'Fällen Maul und Hühn' und der Kontroverse um den Lahn-Dill-Boten deutlich geworden". Es sei nun "an der Zeit selbst die Initiative zu ergreifen".
Artikel der Ausgabe sind:
- "Öl im Nauborner Trinkwasser"
- "In eigener Sache"
- "Kommentar: Öl im Wasser-Zyanid im Brunnen. Wetzlarer Umweltskandale und die Öffentlichkeit"
- "Ach, so, Ja"
- "Bettina Wegner und Klaus Staeck in Dillenburg"
- "Zur Situation therapiewilliger Drogenabhängiger"
- "Bardis Pressefreiheit"
- "Wetzlarer Geschichte"
- "Reaktionen auf die Militarismuskritik des Lahn-Dill-Boten"
- "Von nützlichen und anderen Idioten"
- "Anklage wegen Bundeswehrkritik"
- "Strauß nach Wetzlar"
- "Alle dagegen. Atomare Wiederaufbereitung in Rabenau-Allertshausen"
- "Ach Ja"
- "Auf zum Lesertreff"

Berichtet wird u. a., dass in Wetzlar ein "Ausländerbeirat seine Arbeit aufgenommen" habe. Zwei Jugendzentren sollen nach "mehrmonatiger Schließung nach der Sommerpause wieder geöffnet werden". Berichtet wird weiter von einer Kritik am "Boten" zum Militär. Diese hätte "Bundesweit zu vielfältigen Reaktionen geführt". Aufgerufen wird zum Lesertreff des "Lahn-Dill-Boten". Dieser findet am 26.8.80 im Haus der Jugend in Wetzlar statt. Strauß kommt am 26.9.80 nach Wetzlar. "Initiativen sind u. a.:
- "Arbeitskreis gegen Atomenergie"
- "Arbeitskreis Stadtsanierung"
- "Unorganisierte, Libertäre, Anarchos"
- "Ausländerberatung des Jugend-Sozialwerks"
- "Jugendzentren" (Haus der Jugend, Jugendzentrum Girmeser Villa, Jugendzentrum Aßlar, Jugendzentrum Giessen, Jugenzentrum Herborn, Jugendzentrum Dillenburg). Dazu werden die Adressen und Öffnungszeiten veröffentlicht.
Quelle: Lahn-Dill-Bote. Zeitung für Mittelhessen, 1. Jg., Nr. 1, Wetzlar, August 1980.

Januar 1981:
Die Nr. 6 des "Lahn-Dill-Boten" erscheint. Informiert wird u. a. über einen Wohn- und Stadtbereich: "Schwarze Fahnen an der Nauborner Straße. Wo ist die Stadtmauer geblieben." (S. 1), über ein geplantes neues Rathaus, über Ausländer in Wetzlar, wo es "Konflikte um die Wetzlarer Ausländerberatungsstelle" gibt. (S. 5) und über die "Antimilitarismus-Diskussion" (S. 7), die in der Null-Nummer des Boten vom Juli 1980 bereits angedacht war.
In "Über uns" wird erklärt: "Diese Zeitung lebt von keiner Partei, von keinem Geldgeber, von keiner Lobby und keinen Inserenten. Sie lebt nur vom Leser, und das in jeder Hinsicht, finanziell, inhaltlich, arbeitsmäßig, was Informationen betrifft. Nur so (…) kann eine wirkliche, von unten kommende alternative Zeitung bestehen". (S. 8)
Quelle: Lahn-Dill-Bote. Zeitung für Mittelhessen, 2. Jg., Nr. 6, Januar 1981.

Februar 1981:
Der "Lahn-Dill-Bote - Zeitung für Mittelhessen", Nr. 7, erscheint für die Zeit 15. Februar bis 15. März 1981.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Ohne Wissen der Eltern. Intelligenztests an Schulen"
- "Dillenburg. Sieg der Stadtautobahngegner oder Wahltaktik der CDU"
- "Pfadfinder oder Terroristen? VSBD im Tarnanzug"
- "Aktivitäten der 'Volkssozialistischen Bewegung Deutschlands' (VSBD) in Gießen 1980"
- "Neue Aktivitäten in der Wiking-Jugend in Herborn"
- "VVN-Stammtisch in Gießen"
- "Aktion 1 Million Unterschriften: Der Appell von Krefeld: Keine Atomraketen in Europa"
- "Rolf Gust: Jugendpolitik in Haiger. Ein Kommunalpolitisches Trauerspiel von
- "Fauler Kompromiss: 100.000 DM für das Jugendsozialwerk"
- "Kurt Tucholsky"
- "1932: Verfahren gegen Carl-von-Ossietzky: 'Soldaten sind Mörder'. Keine Beleidigung der Reichswehr"
- "Frauen: Verweigert den Kriegsdienst"
- "Ernst-Günther Unterhorst: Wir kriminelle deutschen Offiziere"
- "Macht mit: Alternative-Frieden!"
- "Ein Pfarrer zum Frieden, oder nichts dazugelernt"
- "Das Jahr der Behinderten dient der Profilierung der Festredner"
- "Der Plan der Stadt-Gegenvorschlag: Alternativer Rahmenplan für das Sanierungsgebiet Langgasse/Hintergasse"
- "Lahn-Dill-Bote braucht weiterhin Unterstützung seiner Leser"
- "Pfadfinder gegen WAA in Rabenau"
- "Konflikt Jusos-SPD Wetzlar verschärft"
- "Leserbrief"
- "Veranstaltungen"

Berichtet wird von Dillenburg und die Auseinandersetzung um die Stadtautobahn, über die VSBD, die am 26.1.80 einen Informationsstand der DKP zertrümmert haben soll, über die Wiking-Jugend in Herborn, den VVN-Stammtisch in Gießen, über den "Krefelder Appell". Ein Jugendgruppenleiterseminar soll vom 27.3.-29.3. bei Friedberg stattfinden. Eine Aktionswoche "Frauen gegen Krieg und Militarismus" soll vom 1.-8.3. stattfinden. Berichtet wird noch über eine "breit angelegte Friedens- und Abrüstungsinitiative", die sich zurzeit in Wetzlar und Umgebung formieren würde. Der "Lahn-Dill-Bote ruft zur Unterstützung seiner Arbeit auf.
Q: Lahn-Dill-Bote. Zeitung für Mittelhessen, 2. Jg., Nr. 7, Wetzlar, 15. Februar-15. März 1981.

15.04.1981:
Die Nr. 8 des "Lahn-Dill-Boten" erscheint für den Zeitraum 15. April bis 15. Mai 1981.
Informiert wird u. a. über die "Puddingschule" (S. 1), die Wohnungsnot in Wetzlar und die Hausbesetzerszene. (S. 4) Weitergeführt wird die "Antimilitarismusdiskussion", die unter dem Stichwort "Sind Soldaten Mörder?" "als provozierende Diskussionsaufforderung verstanden werden sollte" (S. 8). Die Debatte fällt zusammen mit der Gründung einer "Wetzlarer Friedensinitiative" am 13.3. Weitere Artikel zur "Antimilitarismusdiskussion" sind: "Soldaten=Massenberufslustmörder" (S. 10), "Antifaschismus", "SS-Opfer mahnen" (ebd.). Am 19.3. demonstrierten Wetzlarer Schüler gegen "Rotstiftpolitik" (S. 12). Eine "Lokalredaktion" der Zeitung gibt es auch in Dillenburg. Der "Lesertreff" am 27.4. gilt als "Gründungsversammlung".
Q: Lahn-Dill-Bote. Zeitung für Mittelhessen, 2. Jg., Nr. 8, Wetzlar, 15. April bis 15. Mai 1981.

Mai 1981:
Die Nr. 9 des "Lahn-Dill-Boten" erscheint als "Sondernummer".
Informiert wird u. a. über den "Abriss der Käthe-Kollwitz-Schule in der Wetzlarer Innenstadt", Hausbesetzung und Abriss der "Puddingschule" (S. 1ff.), über die "Heimische Presse", "Pressereaktionen zur Puddingschule". Dazu erklärt die Redaktion u.a.: "Die Puddingschule stand seit über einem Jahr leer, mitten in Wetzlar. Es war also nur natürlich, dass viele Leute auch überlegten, was man wohl aus diesem Gebäude hätte machen können." (S. 4). Überlegt wurde, sie als "Kulturzentrum" zu nutzen (ebd.) Die Idee eines "Kulturzentrums", selbst nach dem Abriss, "sei noch nicht vom Tisch". Verschiedene Initiativen sind aufgefordert "mit entsprechenden Ideen, sich nicht unterkriegen zu lassen". (ebd.) Zudem werden Wetzlarer Kommunalpolitiker kritisiert, die behauptet hätten, dass "der Lahn-Dill-Bote indirekt für den Abriss der Käthe-Kollwitz-Schule verantwortlich sei" (S. 6). Zum "Wetzlarer-Stadtparlament", das am 8.5. tagt, wird aufgerufen: "Kommt alle, damit diese Sitzung nicht zu einer langweiligen Laberstunde wird". (S. 1)
Inhalt u. a.:
- Die Wahrheit über die 'Puddingschule'
- Sinnlose Zerstörungswut verursacht hohe Kosten
- Wie geht es weiter?
- Die heimische Presse, ein Trauerspiel
- Puddingschule abgerissen
- Bauausschuss: Keine Ahnung
Q: Lahn-Dill-Bote. Zeitung für Mittelhessen, 2. Jg., Nr. 9 (Sondernummer), Wetzlar, Mai 1981.

Juni 1981:
Die Nr. 10 des "Lahn-Dill-Boten" erscheint.
Informiert wird u. a. über die Bundeswehr, insbesondere über den "Tag der Begegnung am 14.6.", über "Wetzlarer Pazifisten vor Gericht" (S. 1), über die "Puddingschule" (ebd. und S. 4). Die "Antimilitarismusdiskussion" (S. 8f.) wird auch in dieser Ausgabe fortgesetzt. Die "Wetzlarer Friedensinitiative" veröffentlicht den fiktiven Artikel: "Atomblitz über Wetzlar" (ebd.). Zum Prozess gegen "Wehrkraftzersetzung" am 22.6. wird aufgerufen. In Dillenburg wurde am 5.5. ein leerstehendes Haus besetzt. Ein Vorbereitungstreffen für eine "Friedenswoche" in Wetzlar soll am 21.6. stattfinden. Die "Anarchistische Gruppe Wetzlar" trifft sich am 16.6. Am 7. und 8. 6. fand im Haus der Jugend in Wetzlar Eine Veranstaltung mit August Souchy statt. Thema: "Anarchismus gestern und heute". Geworben wird u. a. für das Buch aus der Literatur der Arbeitswelt: "Knackpunkt. Jugendliche in der BRD".
Q: Lahn-Dill-Bote. Zeitung für Mittelhessen, 2. Jg., Nr. 10, Wetzlar, Juni 1981.

Mai 1983:
Der "Lahn-Dill-Bote - Zeitung für Mittelhessen", Nr. 16, erscheint für 16. Mai bis 15. Juni 1983.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Kooperation zwischen WNZ und GAZ: Die uniformierte Lokalpresse?"
- "Hochschulbauamt in militärischer Planung verwickelt"
- "Sensation: Die Lübke-Tagebücher gefunden!"
- "Die Luftqualität in Wetzlar ist schlechter geworden"
- "Neonazis weiter aktiv"
- "Parcours für Selbstmörder"
- "Straßeninterviews"
- "Wetzlar ist nicht Washington. Von dem Film gibt es zwei Versionen"
- "Fahrradwege im Lahn-Dill-Kreis"
- "In der Fabrikkommune"
- "Weller ist nicht Eisenstein"
- "Kultur: Wir sind Degenerierte. Wir leben im Jahr 1983"
- "Wer früher stirbt, ist länger tot. Drei neue Woody Allen Stücke"
- "Das Dilemma des weißen Mannes"
- "Riesenerfolg für das deutsche Eishockey"
- "Sportredaktion in eigener Sache"
- "Programm"
- "Margaretenhütte: Neue Auseinandersetzungen"
- "Die uniforme Lokalpresse"
- "Kommentar: Magistrat als Verursacher des sozialen Unfriedens"
- "Zivilschutz"
- "1. Internationales Lahnwiesen-Festival-Gießen"
- "Wetzlarer Geschichten. Der 1. Mai 1933 in Wetzlar"
- "Öffentlicher Dienst: Warnstreiks in Wetzlar"
- "Die Luftqualität in Wetzlar ist schlechter geworden"
- "Horst Stowasser: Der Kommentar: Die Herren in Karlsruhe und ihre staatstragende Funktion"
- "Sensation! Die Lübke-Tagebücher gefunden"

Berichtet wird über Nazi-Aktivitäten in Wetzlar. Dagegen habe sich eine "Anti-Ausländerinitiative" gegründet. Berichtet wird weiter über eine Fahrradwerkstatt in Niedergirmes und Grüne aus dem Lahn-Dill-Kreis und einen Aufenthalt in West-Berlin sowie den Besuch einer Kommune, die sich am 9.6.1979 als "Fabrik für Kultur, Sport und Handwerk e. V." gegründet hat. Weiter über die Auseinandersetzungen mit der "Projektgruppe Margaretenhütte". Ein "Internationales Lahnwiesen-Festival soll am 20./21.5. stattfinden. Mit von der Partie sind u. a. "Mothers Finest". Berichtet wird noch über den 1. Mai 1933 in Wetzlar. Im öffentlichen Dienst haben Bedienstete Anfang Mai die Arbeit niedergelegt. In Wetzlar hat sich eine "Wetzlarer Friedensinitiative" gegründet. Horst Stowasser schreibt über die Volkszählung.
Q: Lahn-Dill-Bote. Zeitung für Mittelhessen, 3. Jg., Nr. 16, Wetzlar, 16. Mai-15. Juni 1983.

Letzte Änderung: 18.01.2024