Irland-Solidarität Gießen: Irland Solidrität Info, Jg. 3, Nr. 6, Mai 1990

Mai 1990:
„Irland Solidarität Info 5“ erscheint (nach dem 18.5.). Im „Editorial“ wird ausgeführt: „So, fertig ist es, das 6. Info der Irland Solidarität; lange hat‘s gedauert, vielen, auch uns, zu lange. Aber das hat natürlich auch Gründe. Eine ganze Zeit lang haben wir es vorgezogen unsere Öffentlichkeitsarbeit über Veranstaltungen zu machen, die Vorbereitungen und Arbeiten für den anstehenden Prozess haben viel Zeit und Kraft gekostet und außerdem sind wir an vielen Punkten unserer Arbeit an bestimmte Grenzen gestoßen. Gerade auf Veranstaltungen haben wir gemerkt, wie schwer es doch ist, hier und heute einen klaren Trennungsstrich zu ziehen zwischen ‚traditioneller‘ Soli-Arbeit und unserem Verständnis von Internationalismus. Es hat sich als sehr schwer erwiesen die inhaltliche Verbindung Zwischen dem Befreiungskampf in Irland und den Kämpfen hier herzustellen, die Verbindung von der Besetzung der sechs Grafschaften Nord-Irlands und den Entwicklungen des europäischen Imperialismus. Wesentlichster Grund dafür ist in unseren Augen das immense Informationsdefizit über die Geschichte und Hintergründe des Kampfes in Irland; zu tief hat die britische Propaganda gewirkt mit dem Ziel, den Kampf dort als ‚anachronistischen Religionskrieg‘ darzustellen.

Wir stoßen in unseren Diskussionen stets und ständig auf die Planungen für EG 92/93, auf ganz verschiedenen Ebenen; sei es Vereinheitlichung der Repression - deutlich zu sehen am Prozess gegen Gerry und Gerry bzw. den laufenden Auslieferungsverfahren - sei es das Kapitalinteresse an den Peripherieländern Europas usw. usf. …

Der Knastkampfartikel soll denn die Geschichte und den Stand der Kämpfe dort zum einen beschreiben, zum anderen steht er aber klar auch als Beschreibung eines Teils der Kämpfe europaweit, soll er im Zusammenhang mit dem Kampf um Zusammenlegung hier in der BRD, den Kämpfen in den spanischen Knästen gesehen werden.

Zu dem Teil über die ‚Todeslisten‘; zum einen beschreibt der Artikel sehr treffend die aktuelle Situation, in der die nationalistische Bevölkerung in Nord-Irland zur Zeit lebt, andererseits hängt dann da auch weitergehend dran, in wie weit die BRD Behörden im europaweiten Bullendatennetz ihren Teil dazu beitragen. Natürlich gehen Informationen über die Gefangenen hier, ihre Familien an die britischen ‚Sicherheitskräfte‘, aber auch über die hier lebenden Irinnen und über die Menschen, die hier die Solidaritätsarbeit leisten. An dem Beispiel der ‚Guildford Four‘ ist gut zu sehen, wie sehr die britische Justiz eine für sie doch eigentlich herbe Niederlage noch in ein Teil ihres Propagandakampfes verwandeln kann. In der internationalen Öffentlichkeit bestimmt diese ‚Fähigkeit zur Selbstkritik‘ der britischen Behörden die Berichterstattung, während die Befreiungsbewegung in Irland mit aller Brutalität bekämpft wird, das Land weiter unter der imperialistischen Besetzung geteilt ist und die nationalistische Bevölkerung weiter in einem nicht reformierbaren Apartheitdsstaat mit all seinen Machtmechanismen lebt. Eine Strategie die immer wieder von den Herrschenden überall angewandt wird, wenn es darum geht, die gesellschaftlich oder militärisch nicht zu gewinnenden Kämpfe auf die internationale Propagandaebene zu verlegen. Nichts desto trotz freuen wir uns natürlich über die Freilassung der vier. …

Wir wollen die Diskussion darüber, wo wir als revolutionäre Linke in den Metropolen stehen, wie wir hier etwas verändern können, gleichzeitig aber auch das europäische Projekt in seiner Gesamtheit sehen und begreifen, um daraus eine revolutionäre Perspektive entwickeln zu können.

Das können wir aber nur, wenn ein größerer Zusammenhang existiert, ein Austausch unter den arbeitenden antiimperialistischen Menschen und Gruppen tatsächlich stattfindet …

Dieses Info kostet wie immer nix, aber es ist trotzdem unumgänglich, dass ihr alle uns mindestens das Porto und wenn möglich noch ne Spende zukommen lasst. Die ganze Arbeit kostet verdammt viel und die Druckkosten sind auch nicht ohne. Grundsätzlich wollen wir das Info weiter für nix verteilen und diese relativ hohe Auflage halten, weil es uns wichtig ist, möglichst viele Menschen zu erreichen, gerade auch die, die nicht auf ein Thema spezialisiert sind. Das Dogma ‚umsonst‘ müssten wir allerdings aufgeben, wenn diesmal nicht genug Knete zurückkommt. Das gilt gerade und besonders für die Info- und Buchläden, die immer relativ viele Exemplare haben wollen.

Außerdem, und das halten für besonders wichtig, geht‘s auch um die Versorgung der Gefangenen mit Informationen. Das Info bekommen alle politischen Gefangenen in der BRD und eine ganze Menge sozialer Gefangener, natürlich für nix. Es ist an uns allen draußen, das zu tragen; nicht nur im Fall Irland Info, sondern grundsätzlich.

Wir brauchen die Knete; fürs Info, für die Gefangenen, um unsere Arbeit weitermachen zu können wie bisher. Und wir wollen, dass auch weiter kein Preis auf dem Info draufsteht; wir machen das Info nicht für uns, sondern für uns alle.“

Inhalt der Ausgabe ist:
- Zur aktuellen Situation der beiden Gefangenen
- Mögliche Auslieferung von IrInnen in die BRD
- Die Guilford Four sind frei
- Nationalistischer Alltag und protestantische Mordkommandos
- Knastkämpfe (Teil 2).

Die Nummer enthält außerdem einen Spendenaufruf für die Öffentlichkeitsarbeit sowie einen Aufruf, Briefe an die Gefangenen zu schreiben. Die Parolen am Ende lauten:
- Keine Auslieferung von Gerry Hanratty
- Gegen die Einführung der schwedischen Papiere
- Einstellung des Verfahrens
- sofortige Freilassung von Gerry [McGeough] und Gerry [Hanratty]
- Solidarität mit der republikanischen Bewegung!
- Für ein vereinigtes, freies, sozialistisches Irland ohne NATO und EG.
Q: Irland Solidarität Gießen: Irland Solidarität Info, Nr. 6, Gießen, Mai 1990.

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