Frauenlöhne und Leichtlohngruppen im Jahr 1971

Januar 1971:
Es erscheint die Nr. 1 der 'Befreiung' - anarchistische Zeitung (vgl. Dez. 1970, März 1971) mit dem Artikel "Gleiche Arbeit - gleicher Lohn ???" zu den Leichtlohngruppen für Frauen.
Q: Befreiung Nr. 1, Mülheim Jan. 1971, S. 8

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Januar 1971:
Die Betriebsgruppen Cassella und Hoechst Frankfurt der KPD/ML-ZK berichten von der Chemietarifrunde (CTR - vgl. 26.2.1971) bzw. vom MTV:"
Die IG-Chemiebonzen schließen den spalterischen Manteltarifvertrag ohne die Lohngruppenbestimmungen ab."
Q: KPD/ML-ZK-OG Frankfurt-RBG Hoechst, RBG Cassella: Chemiearbeiterkampf 1971 Analyse Bericht Dokumentation, Frankfurt o.J. (1971), S. 2

27.01.1971:
Frühestens heute gibt die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK bei Opel Bochum die Nr. 6 ihrer 'Zündkerze' (vgl. 17.12.1970, 9.2.1971) heraus mit dem Artikel "ZUR DISKUSSION GESTELLT:", in dem es auch heißt: "
Und was unternimmt die Gewerkschaft gegen die Spaltungsversuche der Kapitalisten? Nichts! Noch immer dürfen Meister ungeschoren die für 'Sonderzulagen' notieren, die am besten Radfahren können, noch immer gibt es Lohngruppenunterschiede, die weibliche und junge Kollegen als Menschen dritter Klasse abstempeln.

'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit' war schon zu Großvaters Zeiten die Parole, aber getan dagegen haben weder ADGB der 20er Jahre noch 'unser' DGB etwas."
Q: Zündkerze Nr. 6, Bochum o.J. (1971)

11.02.1971:
Der AStA der Ruhr-Universität Bochum (RUB - vgl. 11.2.1971) berichtet heute:"
EMANZIPATIONSGRUPPE

Kann eine Studentinnen-Gruppe dazu beitragen, die Emanzipation der Frau voranzutreiben??? -

Wehmütig erinnert man sich an den SDS-Weiberrat von 1968/1969 - der allerdings:

1. nur unter Ausschluß von Männern tagte (weil sie sonst nicht frei sprechen könnten);

2. leider dazu überging, als Voraussetzung für die Emanzipation sich erstmal in marxistischer Politökonomie zu schulen (ist zwar sehr wichtig, aber warum das als 'Weiberrat'?);

3. daher nie irgendwie wirksam an die Öffentlichkeit treten konnte - die Aktivitäten verliefen sich in einer In-group, die dann aus weiß was für Gründen einschlief.

Hier soll nicht vorgegaukelt werden, daß diese Fehler leicht überwunden werden können und daß durch einen neuen Weiberrat eine machtvolle Emanzipationsbewegung an der RUB entstehen kann.

In der heutigen politischen Situation darf eine Emanzipationsgruppe sich nicht auf systemimmanenten Reformismus beschränken, da hiermit sofort der Anspruch auf Verwirklichung der Ziele aufgegeben würde.

Das Problem der Emanzipation der Frau darf sich nicht weiterhin wie schon seit Generationen in einem elitären Zirkel intellektueller Weibchen abspielen, sondern muß den in Haushalt oder Beruf hilflos isolierten Frauen nähergebracht werden. Die Emanzipationsgruppe darf also weder als Elite noch als Avantgarde auftreten, sie muß sich - auch unter Berücksichtigung ihrer späteren beruflichen Lage - für ihre resignierten oder uninformierten Geschlechtsgenossinnen einsetzen.

Ihre Arbeit darf sich nicht darauf beschränken, verbal-onanistisch die Emanzipation der Frau, besser noch: die Vernichtung der Männer zu fordern (wie Solanas). Es müssen konkrete Vorschläge und Aktionen gemacht werden, die eine Emanzipationsbewegung vorbereiten könnten: für längere und qualifiziertere Berufsausbildung von Mädchen; für Gleichstellung des Mannes im Haushalt ('Hausmann'!); gegen Leichtlohngruppen und Ausbeutung der Frauen in Beruf und Familie, gegen sexuelle Unterdrückung… und vor allem: gegen das anti-emanzipatorische Verhalten dieser eingebildeten Männer.

Es reicht nicht aus, wie VALERIE SOLANAS in ihrem Buch SOCIETY FOR CUTTING UP MEN (Gesellschaft zur Vernichtung der Männer) - MÄRZ - vorschlägt, alle Vorurteile der Männer gegenüber den Frauen konsequent umzudrehen und die Männer als tierische Bums-Idioten darzustellen.

Damit sich die an solcher Arbeit interessierten Studentinnen überhaupt treffen, sollen sie sich mit dem AStA in Verbindung setzen."
Q: Bochumer Studentenzeitung Nr. 73, Bochum 11.2.1971, S. 2

15.02.1971:
Die KPD/ML-ZB verfaßt vermutlich in dieser Woche zur CTR der CPK ihr:"
KPD/ML-KAMPFPROGRAMM ZUR CHEMIETARIFRUNDE

Die KPD/ML hat für die anstehenden Tarifverhandlungen in der Chemieindustrie ein Kampfprogramm aufgestellt. …

II. Gegen die Angriffe der Kapitalisten in der beginnenden Krise: gegen Spaltung, Lohnabbau und Arbeitshetze! In der beginnenden Krise wollen die Kapitalisten den Widerstand der Arbeiter und Angestellten durch Spaltungsversuche brechen. Wir müssen deswegen ihre grundlegenden Manöver durchkreuzen, die sie schon seit Jahren mit Erfolg durchführen. Also:

GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT
Weg mit den Leichtlohngruppen!
Weg mit den Altersabschlägen!"
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 14, Bochum 20.2.1971, S. 4f

März 1971:
Der BKA Freiburg gibt die Nr. 7 seines 'Klassenkampfes' (vgl. 1.2.1971, 31.3.1971) heraus. Mit der Analytischen Arbeitsplatzbewertung (AAB) befaßt man sich in "Neue Lohnsysteme - Mittel zur Verschärfung der Ausbeutung und zur Spaltung der Arbeiterklasse", wo u.a. gesagt wird:"
VERNEBELUNG DES LOHNSYSTEMS

Seit 1963 ist die ANALYTISCHE ARBEITSPLATZBEWERTUNG unter Bezugnahme auf den Manteltarifvertrag für die Metallindustrie in Südbaden vereinbart. Sie wurde IN DEN MEISTEN METALLBETRIEBEN SÜDBADENS durch Betriebsvereinbarungen an die Stelle der alten Bewertungsmethode gesetzt. Bei den Verhandlungen über den neuen Manteltarifvertrag, die seit zwei Jahren im Gange sind, ist die Veränderung des Abkommens über die analytische Bewertung der Arbeit ein wichtiger Verhandlungspunkt. Die Gewerkschaften glauben an die Möglichkeit, im Kapitalismus ein 'gerechteres' Lohnsystem erreichen zu können. Die analytische Arbeitsplatzbewertung soll ein wichtiges Mittel dazu sein. … Das alte System unterschied drei Arten von Arbeitsplätzen: für die Facharbeiter, die für angelernte und die für ungelernte Arbeiter. Diese Einteilung machte es immerhin zum einen möglich, zu sehen ob man auch den gleichen Lohn bekam wie die Kollegen mit der gleichen Ausbildung, zum anderen konnte man gemeinsame Lohnforderungen stellen, die, wenn sie durchgesetzt wurden, für alle gleich galten.

Die Umstellung auf das jetzige Lohngruppensystem hatte unter anderem den Grund: die zunehmende Massenfertigung hatte viele Arbeiterinnen in die Fabriken geholt, denen die Kapitalisten aber noch weniger zahlen wollten als den ungelernten Arbeitern, darum richteten sie extra zwei Leichtlohngruppen für Frauen ein. Nachdem das Bundesarbeitsgericht dieses Vorgehen für Grundgesetzwidrig erklärt hatte, mußten sie sich etwas neues einfallen lassen, um die UNTERBEZAHLUNG DER FRAUEN BESSER ZU VERTUSCHEN.

Mit den Gewerkschaften einigten sie sich auf die jetzigen 10 Lohngruppen, dadurch ist es leichter möglich, Unterschiede bei der Bewertung der Arbeit zu machen. Die Lohnunterschiede bleiben die gleichen. Den Arbeiterinnen bleiben stillschweigend die unteren Lohngruppen vorbehalten. Die wenigen Männer in diesen Lohngruppen sind meist ausländische Arbeiter. … Die Einführung der analytischen Arbeitsbewertung wurde von Unternehmern und Gewerkschaften befürwortet. Die Gewerkschaften versprachen sich eine 'objektive' und kontrollierbare Arbeitsbewertung. Genau das Gegenteil ist der Fall: DIE UNTERNEHMER KÖNNEN DIESE METHODE WILLKÜRLICH IN IHREM ALLEINIGEN INTERESSE ANWENDEN. SIE IST DERART KOMPLIZIERT, DASS WIR UNSERE LOHNGRUPPENEINSTUFUNG NICHT KONTROLLIEREN KÖNNEN. …

Damit wir uns wehren können, müssen wir uns informieren über unsere gemeinsamen Lohn- und Arbeitsbedingungen. Solange der Lohnstreifen Privatsache bleibt, werden wir uns nicht gegen Lohnkürzungen verteidigen können."
Q: Klassenkampf Nr. 7, Freiburg März 1971

01.03.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet von heute über die Aufstellung der Forderungen in der Chemietarifrunde (CTR - vgl. 31.3.1971)) Hessen, daß die "rechten Gewerkschaftsführer" die Manteltarifverhandlungen (vgl. 1.3.1971) "nun als Erfolg präsentieren und damit versuchen, die Lohnforderungen zu drücken.

In Hessen ist dies bereits geschehen: die rechten Gewerkschaftsführer haben dort eine Lohnerhöhung um 120 Mark gefordert. Nach ihrer Rechnung sind das etwa 13, 9%. Wenn man diese 120 Mark in Verhältnis zu den einzelnen Lohngruppen setzt, so bekommt man heraus, daß dies für Lohngruppe 1 (die niedrigste) etwa 15% ausmachen würde, für Lohngruppe 2 ca. 13, 5%, für Lohngruppe 3 ca. 12, 5%, für Lohngruppe 4 etwa 12, 2% (errechnet nach den Tariflöhnen, die in der chemischen Industrie im Bielefelder Raum gezahlt werden; die Tariflöhne in Hessen werden sich jedoch nicht groß davon unterscheiden.). Wenn man die Spanne zwischen Tarif- und Effektivlohn mit einrechnet, so macht eine Lohnerhöhung um 120 Mark bei einem Stundenlohn von 6, 50 nicht mehr als 10, 5% aus.

Für die Angestellten fordern die IG Chemie-Führer 11%. Das macht für die beiden unteren Lohngruppen 120 Mark aus, für die oberen aber wesentlich mehr. Dies ist im Rahmen der immer stärker werdenden Orientierung der Gewerkschaftsführer auf privilegierte Schichten der Werktätigen sehr wichtig.

Besonders deutlich zeigt sich die spalterische Politik der Gewerkschaftsbonzen aber in ihrer Haltung zu den Leichtlohngruppen (sie stellen nicht die Forderung nach dem Wegfall der Leichtlohngruppen auf) und bei den Lehrlingsforderungen.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 18, 21 und 22, Bochum 6.3.1971, 17.3.1971 bzw. 20.3.1971, S. 7, S. 8 bzw. S. 2

08.03.1971:
Eventuell heute, vielleicht aber auch erst in einigen Tagen, erscheint in der Berliner PL/PI das 'Zirkular' Nr. 7 (vgl. 1.3.1971), welches "Das Kampfprogramm der PL/PI zum 1. Mai" enthält. Der dritte Hauptteil fordert:
"KAMPF GEGEN ENTLASSUNGEN, KURZARBEIT UND LOHNABBAU.
KAMPF GEGEN AKKORD, ARBEITSHETZE UND SCHIKANÖSE KONTROLLEN
DAS SYSTEM DER LOHNARBEIT MUSS WEG - ERKÄMPFT DEN SOZIALISMUS

WEG MIT DEN LOHNDIFFERENZEN - FÜR EINEN EINHEITLICHEN ZEITLOHN
GLEICHER LOHN FÜR MÄNNER UND FRAUEN
FÜR EIN EINHEITLICHES LEHRLINGSGEHALT VON 500 DM
KAMPF GEGEN DIE SPALTERVERSUCHE DES KAPITALS"
Q: PL/PI: Zirkular Nr. 7, Berlin o.J. (1971)

08.03.1971:
In Hamburg-Bergedorf gibt die DKP vermutlich in dieser Woche ihre 'Rote Fahne' (vgl. 12.4.1971) - Zeitung für Bergedorfer Arbeiter von Bergedorfer Arbeitern heraus mit dem Artikel "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit".
Q: Rote Fahne Ernst Henning, Hamburg o. J. (1971), S. 4

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08.03.1971:
Bei BASF Ludwigshafen gibt die OG Mannheim der KPD/ML-ZK vermutlich in dieser Woche erstmals ihre Betriebszeitung 'Der rote Funken' (vgl. 1.4.1971) mit folgendem Leitartikel zur CTR heraus:"
CHEMIEARBEITER IN HESSEN FORDERN 15%

Einige Kollegen meinen, wenn wir zu viel Lohn fordern, steigen die Preise. Das lügen uns die Kapitalisten vor. Die Preise steigen so und so. Den Kapitalisten geht es immer um den Profit, und deshalb treiben sie die Preise so hoch sie können. Egal ob wir viel oder wenig fordern.

1 DM mehr pro Stunde, das ist etwa so viel wie 15% mehr von Lohngruppe III mit 30% Prämien. Aber Forderungen in Prozent sind schlecht, denn da kriegen immer die am meisten, die schon vorher viel hatten, und die am wenigsten, die vorher sehr wenig hatten. So werden die Abstände zwischen den Lohngruppen immer größer. Deshalb keine Prozente, sondern gleiche Erhöhung für alle, volle Markbeträge!

MINDESTNETTOLOHN 900 DM - ABSICHERUNG DES EFFEKTIVLOHNS

Das ist die zweite richtige Forderung, hinter der viele Kollegen stehen.

Wir merken es in jeder Krise, wie die Kapitalisten die nicht tariflich verankerten Zulagen dazu benutzen, unseren Lohn zu drücken. Auf einmal kriegen wir 30% weniger als sonst. Wir müssen jetzt unseren Effektivlohn absichern, denn diese Krise wird noch schlimmer. Immer mehr Betriebe führen Kurzarbeit ein. Im letzten Monat gab es schon 63 000 Kurzarbeiter.

Wir haben es durchgerechnet: Lohngruppe III plus Prämien plus 1 DM mehr pro Stunde, ist das Mindeste, was heute jeder Mann mit Familie zum Leben braucht. Das muß als Effektivlohn abgesichert werden.

Keinen Zahltag mehr unter 900 DM!
Weg mit den Leichtlohngruppen und Lohngruppe I und II!

MIT DEM MANTELTARIFVERTRAG WILL DIE IG-CHEMIE DIE ARBEITER SPALTEN

In den Verhandlungen um den neuen Manteltarifvertrag (MTV, d.Vf.) haben die Gewerkschaftsbonzen uns verraten. Im Manteltarifvertrag werden die Arbeitsbedingungen wie Lohngruppen, Urlaub usw. festgelegt außer der Lohnhöhe. Statt wie bisher einen einheitlichen Vertrag für das ganze Bundesgebiet, fordern sie jetzt Verträge nach Bezirken. Das ist ein Mittel, um die Kampfkraft der Arbeiter zu schwächen. Auch die Forderung nach 10 Lohngruppen dient der Spaltung der Arbeiter."
Q: Der Rote Funken Nr. 1, Ludwigshafen März 1971

15.03.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche von der Chemietarifrunde (CTR) der CPK (vgl. 1.3.1971, 16.3.1971):"
CHEMIEMONOPOLE RÜSTEN ZUM KAMPF - GEWERKSCHAFTSFÜHRER SPALTEN DIE ARBEITER

Die IGC-Führer haben jetzt erneut bewiesen, daß sie den Kampf der Chemiearbeiter spalten und nicht vereinheitlichen wollen. Nachdem in Hessen (vgl. 1.3.1971, d.Vf.) von der Tarifkommission 120 DM gefordert wurden, haben jetzt die Tarifkommissionen von Nordrhein (in NRW - vgl. 15.3.1971, d.Vf.) und Rheinland-Pfalz (vgl. 17.3.1971, d.Vf.) 12% gefordert. … Die 12%-Forderung ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Gewerkschaftsbonzen die höheren Angestellten umwerben. In Hessen war die Forderung 120 DM und bei den Angestellten 11%. In Nordrhein und Rheinland-Pfalz sollen die Angestellten mehr erhalten, aber für die Leichtlohngruppen und die Lohngruppe I sind 12% noch nicht einmal 100 Mark mehr. Selbst wenn diese Forderung voll durchgesetzt würde, wäre bei den Arbeitern nur eine Lohngruppe im Tariflohn über 1 000 Mark! …

Während die IG Chemie-Bonzen so versuchen, die Arbeiter zu spalten und ihre Kampfkraft zu brechen, bereiten sich die Chemiekapitalisten auf den Kampf gegen die Chemiearbeiter vor."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 22, Bochum 20.3.1971, S. 1f

15.03.1971:
In Hamburg erscheint erstmals 'Der Chemiearbeiter' - Zeitung des Sozialistischen Arbeiter und Lehrlingszentrums (SALZ Hamburg) für die Chemische Industrie in Hamburg (vgl. 28.4.1971) für März mit einem Leitartikel "Kündigung der Tarife in der chemischen Industrie" in dem für die kommende Chemietarifrunde (CTR) u.a. mindestens 12% und der Wegfall der Leichtlohngruppen gefordert wird.
Q: Der Chemiearbeiter Nr. 1, Hamburg 15.3.1971

April 1971:
Die Sozialistische Deutsche Arbeiterpartei (SDA) gibt die Nr. 4 der 'Berliner Arbeiter Zeitung' (BAZ - vgl. Nov. 1970, Juli 1971) heraus. Gefragt wird "Emanzipation - wo?" wobei von Bosch Wilmersdorf und den Leichtlohngruppen bzw. Frauenlohngruppen berichtet wird aus Berlin von Nadge & Neffen (Furniere, vermutlich GHK-Bereich), von der Neuköllner Meiereizentrale (NGG-Bereich), aber auch aus der Schuhindustrie (GLeder-Bereich), der Glasindustrie (CPK-Bereich), von Elsenbusch Elektroküchen Dorsten und Blaupunkt Hildesheim.
Q: Berliner Arbeiter Zeitung Nr. 4, Berlin Apr. 1971, S. 10

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April 1971:
Der KB Bremen gibt die Nr. 6 seiner 'Kommunistischen Arbeiter-Korrespondenz' (vgl. März 1971, 9.5.1971) heraus. Zur MTR bzw. den ehemaligen Frauenlohngruppen erscheint der Artikel "Zur IGM-Tarifrunde. Weg mit den Leichtlohngruppen!".
Q: Kommunistische Arbeiter-Korrespondenz Nr. 6, Bremen Apr. 1971, S. 15f

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April 1971:
Das 'Ruhr-Park Info' Nr. 5 erscheint in Bochum (vgl. Sept. 1970, Aug. 1971) für die Einzelhandelsbetriebe im Ruhrpark. Die Betriebszeitung wird herausgegeben von einem Redaktionskollektiv aus Angestellten, Arbeitern, Lehrlingen und Studenten. Die Gruppe, die mit der KPD/ML-ZK sympathisiert, nennt sich Rote Ruhrpark-Gruppe (RRG). Festgestellt wird:"
UNS FRAUEN GEHT ES DOPPELT DRECKIG…

'Frauen sind schwerer anlernbar, und ihre Reaktionsgeschwindigkeit ist um 25% langsamer als die der Männer. Sie sind unfallanfälliger und öfter krank.'

Und weiter: 'wegen ihres Körperbaus sind sie gut geeignet für alle Arbeiten in Bodennähe. Monotone Arbeiten liegen ihnen besonders, weil sie durch die Hausarbeit an Gleichförmigkeit gewöhnt sind. Die völlige Gleichstellung der berufstätigen Frau führt zu einer Vernichtung der Individualität von Mann und Frau und bringt die Gefahr der Bisexualität mit sich.' (Aus 'Personal', München, 21 Jhg. Nr. 7/1969, S. 211f und 'Christ und Welt', Stuttgart Nr. 1/1970)

Nach diesem Zitat stempelt man uns Frauen eindeutig als 'Menschen zweiter Klasse' ab.

Nehmen wir z.B. eine Verkäuferin und einen Verkäufer in einem Lebensmittelgeschäft. Beide verrichten tagtäglich die gleichen Arbeiten. Aber trotzdem wird der männliche Kollege besser bezahlt als die Kollegin. Frauen bekommen - in die sog. Leichtlohngruppen eingestuft - nur etwa 60 - 70% des Lohnes, den die Männer bei gleicher Arbeit erhalten. Dieses Lohnsystem wird von den Kapitalisten gemacht, um neben der allgemeinen Ausbeutung aller WerktÄtigen noch einen zusätzlichen Profit aus der Arbeit der Frauen zu schlagen. Wir sind es, die in Hochkonjunkturzeiten mit allen Mitteln zur Arbeit aufgefordert werden, und die in Zeiten der Krise, so wie im Augenblick, als erste entlassen werden. Wir sind die billige Reservearmee der Kapitalisten. (Siehe Bildzeitungsartikel von 1968/1969: 'die Frau ist mit Haushalt und Kindern allein nicht ausgefüllt', 'Gehen Sie zurück in Ihren alten Beruf', 'Schaffen Sie sich einen Nebenverdienst an' usw. Bildzeitung heute: 'die Frau gehört in den Haushalt', 'die Frau hat sich in erster Linie um die Kinder zu kümmern' usw.)

Wie es den feinen Herren in die Marktlage paßt, so sollen wir springen. Aber viele von uns sind auf den Nebenverdienst angewiesen, um überhaupt Miete, Möbel usw. finanzieren zu können. Bei den ständig steigenden Lebensunterhaltskosten kommt eine Arbeiterfamilie mit Kindern einfach nicht mit dem Lohn des Mannes aus.

Es ist eine Schweinerei, wenn oft behauptet wird, wir gingen nur arbeiten, um uns Luxus leisten zu können. Die Kapitalisten sollen mal in die Arbeiterwohnviertel gehen und uns Frauen fragen, warum wir arbeiten gehen, sollen in unsere Wohnungen kommen und sehen, wie wir leben. Uns geht es genauso wie vor 20 Jahren. Aber sehen wir uns diese feinen Herren an. Vor 20 Jahren fuhren sie mit ihrer Familie in einem Auto spazieren. Heute hat jedes Familienmitglied seinen eigenen Wagen. Damals fuhren sie mit ihrer Frau nach Italien. Heute ist die kleine Weltreise, einmal im Jahr, nichts Besonderes mehr. Bei ihnen geht es immer aufwärts. Sie haben ja die Arbeiter, die ihnen die Profite schaffen. Wir aber schaffen wie vor 20 Jahren und treten immer auf der gleichen Stelle. Im Gegenteil, wir müssen mehr als zuvor überlegen, wie wir am besten haushalten können, denn alles ist teurer geworden. Wir können unsere Haushälterin nicht ins Delikatessengeschäft nebenan schicken. Wir gehen in die Supermärkte und vergleichen die Preise, um ein noch halbwegs günstiges Sonderangebot herausfischen zu können. Auf unserem Rücken werden Krisen ausgetragen, nie auf dem der Kapitalisten!

Und solche Pfaffenzeitungen wie 'Christ und Welt' verbreiten auch noch gemeinste Lügen.

Greifen wir aus dem obengenannten Zitat nur den Satz heraus, wir Frauen wären öfter krank als unsere männlichen Kollegen. Wir können es uns ja gar nicht leisten, krank zu sein. Auf uns ruhen nämlich Haushalt, Kinderpflege und Beruf.

Wieder einmal kann man ganz deutlich sehen, daß der ganze Kirchenapparat mit den Kapitalisten unter einer Decke steckt. Diese Pfaffen predigen ja noch heute den Schwachsinn, daß die Frau dem Manne untertan sei!

Bei der Arbeit in den Betrieben merken wir jedenfalls nichts davon. Nur eben bei der Lohnzahlung.

Wir können zwar für den gleichen Lohn für Männer und Frauen bei gleicher Arbeit kämpfen, aber das kann nur ein Schritt sein im Kampf für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit für alle. Denn wer noch unter den Frauen steht, das sind die Lehrlinge. Sie verrichten meistens die gleichen Arbeiten wie alle anderen im Betrieb und bekommen dafür nur ein Taschengeld. Sie sind die billigsten Arbeitskräfte der Kapitalisten überhaupt.

Solidarisieren wir uns mit unseren Männern und arbeitenden Kindern im Kampf für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit für alle!!!"
Q: Ruhr Park Info Nr. 5, Bochum Apr. 1971

19.04.1971:
In Berlin erscheint vermutlich in dieser Woche eine Ausgabe des 'Klassenkampf' für Siemens Adalbertstrasse als Zeitung der Betriebszellen und Betriebsgruppen der Proletarischen Linken / Parteiinitiative (PL/PI) unter der Überschrift "Siemens Adalbertstrasse - 5. Flur - 20 Pfg. Lohnerhöhung 30 % Akkordkürzung" mit dem Artikel "Gleicher Lohn für Männer und Frauen" zu Müller-Wipperfürth in Ossona bei Mailand (Italien).
Q: Klassenkampf Siemens Adalbertstrasse - 5. Flur - 20 Pfg. Lohnerhöhung 30 % Akkordkürzung, Berlin o. J. (Apr. 1971), S. 3

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26.04.1971:
In Berlin gibt die KPD/Aufbauorganisation vermutlich in dieser Woche ihre 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) als Ausgabe für die Metallbetriebe zum 1. Mai 1971 heraus mit dem Artikel "Gleicher Lohn für Männer und Frauen".
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe für die Metallbetriebe 1. Mai 1971, Berlin 1971, S. 3f

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01.05.1971:
Dem 'Hochschulkampf' des Initiativkomitees (IK) der Roten Zellen zufolge sollen am 1. Mai in Neukölln "25 000 Arbeiter, Schüler und Studenten demonstriert haben". Die Demonstration stand unter den Parolen:
- Kampf gegen Entlassungen, Kurzarbeit und Lohnabbau,
- Gleicher Lohn für Männer und Frauen,
- Entlarven wir die reaktionäre Gewerkschaftsspitze,
- Für die Entfaltung der Klassenkämpfe in den Betrieben,
- Für starke Abteilungsgruppen als Kampforgane des Proletariats,
- Sieg im Volkskrieg, Klassenkampf im eigenen Land.
Q: Hochschulkampf Nr. 8, Berlin 10.5.1971

01.05.1971:
Die KPD (vgl. 5.11.1971) berichtet aus dem IGM-Bereich von Mannesmann (MM - vgl. 25.10.1971) Düsseldorf-Lierenfeld, über die IGM-JG, "die schon am 1. Mai unter den Losungen 'Kampf dem arbeiterfeindlichen Betriebsverfassungsgesetz (BVG, d.Vf.) - Gleicher Lohn für deutsche und ausländische Arbeiter - Gleicher Lohn für Männer und Frauen - 500 DM Existenzlohn und Streikrecht für Lehrlinge' für die Interessen aller Kollegen eintrat."
Q: Rote Fahne Nr. 19 und 29, Berlin Mai 1971 bzw. 5.11.1971, S. * bzw. S. 5

11.05.1971:
Der BKA Freiburg gibt die Nr. 9 seines 'Klassenkampfes' (vgl. 22.4.1971, 30.6.1971) heraus mit dem Artikel:"
GLEICHER LOHN FÜR MÄNNER UND FRAUEN
So lautete eine unserer Parolen zum 1. Mai.

Seit 1955 gilt gesetzlich: gleicher tariflicher Lohn für Frauen und Männer.

TROTZDEM bleibt der Effektivverdienst der Kolleginnen unter dem ihrer Kollegen in der gleichen Lohngruppe, sie bekommen weniger Prämien und Leistungszulagen und oft wird ihnen einfach weniger Lohn gezahlt, weil sich niemand um die Verstöße der Unternehmer kümmert.

TROTZDEM ist der Bruttostundenverdienst der Kolleginnen im Durchschnitt um ein Drittel niedriger als der Stundenlohn der Kollegen, weil 90% der Arbeiterinnen angelernt und ungelernt sind, nur 9 von 100 Arbeiterinnen sind Facharbeiter. So sind die meisten Kolleginnen in den untersten Lohn- und Leistungsgruppen und verdienen in der gleichen Arbeitszeit viel weniger!

WARUM IST FRAUENARBEIT SCHLECHTER BEZAHLT ALS MÄNNERARBEIT?

Die Unternehmer sagen: Weil Frauen schlechter ausgebildet sind, weil sie kein technisches Verständnis haben, weil sie häufiger krank sind (oder bei einem kranken Kind zuhause bleiben müssen), weil sie Kinder kriegen und die Arbeit unterbrechen.
Das heißt: FRAUEN WERDEN SCHLECHTER BEZAHLT, WEIL MAN SIE VON KINDHEIT AN BENACHTEILIGT UND UNTERDRÜCKT!

Es fängt an in der Schule, wo die Mädchen Handarbeits- und Kochunterricht haben, wo es heißt, Mädchen brauchen von Mathematik nichts zu verstehen. Nach der Grundschule wird gesagt: Mädchen brauchen keine Ausbildung, die heiraten ja doch. Zur höheren Schule gehen sowieso kaum Arbeiterkinder. Die meisten Jungen aus Arbeiterfamilien machen eine Lehre, aber bei den Mädchen hält man nicht einmal das für nötig. Wenn sie eine Lehre machen, dann in den 'Frauenberufen', die wieder am schlechtesten bezahlt sind. Dabei ist es eine Illusion zu glauben, daß sich durch Heirat etwas an ihrer Lage ändern würde, daß sie es dann nicht mehr nötig haben würden zu arbeiten. Die meisten Töchter von Arbeitern heiraten wieder Arbeiter und müssen einige Jahre oder Jahrzehnte mitarbeiten. Ihnen bleibt dann nichts anderes übrig, als ungelernte Arbeit unter schlechtesten Arbeitsbedingungen zu niedrigsten Löhnen zu tun oder als 'kleine' Angestellte als Verkäuferin oder im Büro -genauso schikaniert und schlecht bezahlt - zu arbeiten. An diesen Arbeitsplätzen hat man keine Aufstiegsmöglichkeiten, diese Arbeitsplätze sind als erste von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit betroffen - wie wir jetzt gerade wieder sehen -, der Akkord zwingt zu schärfster Konkurrenz, die angeblich 'leichte' Arbeit ist langweilig und anstrengend, weil sie immer nur einzelne Muskeln und die Nerven belastet. Neben der Arbeit müssen Haushalt und Kinder versorgt werden, Arbeiterinnen können sich keine Hausangestellten leisten. Zu der doppelten Arbeit kommt noch das schlechte Gewissen, die Kinder zu vernachlässigen. Der Arbeitstag der Kolleginnen beginnt durchschnittlich eine Stunde vor dem ihrer Männer und endet zwei Stunden später, Freizeit gibt es so gut wie gar nicht. Das Ergebnis: mit 30 werden viele bei der Arbeitssuche schon als 'zu alt' abgewiesen. Die Frühinvalidität ist hoch und höher als bei den Kollegen. Und die Rente, die eine Kollegin bekommt ist zu niedrig, weil ihr Lohn zu niedrig war.

Die schlechtere Bezahlung der Kolleginnen, ihre zusätzliche Ausbeutung als 'billige Arbeitskräfte' ist also nur ein Punkt ihrer allgemeinen Benachteiligung in der kapitalistischen Gesellschaft. Im Kapitalismus wird es niemals eine vollständige Angleichung der Löhne von Frauen und Männern geben, weil die Ursachen der Lohnungleichheit nur mit der Abschaffung der allseitigen Unterdrückung der Frauen beseitigt werden können. Aber die gemeinsame Parole 'gleicher Lohn für Männer und Frauen' bedeutet:
GEMEINSAM FRONT MACHEN GEGEN DIE SPALTUNGSVERSUCHE der Unternehmer, um GEMEINSAM DEN KAMPF zu ORGANISIEREN FÜR DIE VERBESSERUNG DER LÖHNE UND ARBEITSBEDINGUNGEN und FÜR DIE GEMEINSAME EMANZIPATION VON ARBEITERINNEN UND ARBEITERN IN EINER SOZIALISTISCHEN GESELLSCHAFT."

Abgedruckt wird auch der Comicstrip "Der Kapitalismus schlägt Männer und Frauen …" aus Berlin.
Q: Klassenkampf Nr. 9, Freiburg 11.5.1971, S. 3ff

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11.05.1971:
In Hamburg erscheint 'Der Chemiearbeiter' - Zeitung des Sozialistischen Arbeiter und Lehrlingszentrums (SALZ Hamburg) für die Chemische Industrie in Hamburg Nr. 3 (vgl. 28.4.1971, 19.5.1971) für Mai unter der Schlagzeile "Unterstützt die Kolleginnen und Jungarbeiter. 12, 9 % Mindestforderung / Aufhebung der Altersabstaffelung", in der für die Abschaffung der Leichtlohngruppen, in denen Frauen und Jungarbeiter eingruppiert sind, in der am selben Tage beginnenden Chemietarifrunde (CTR) eingetreten wird.
Q: Der Chemiearbeiter Nr. 3, Hamburg 11.5.1971, S. 1ff

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23.05.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
BETRIEBLICHE IGM-VERSAMMLUNG DER METALL- UND SCHMIEDEWERKE KRUPP IN ESSEN

Am 23.5. fand die Gewerkschaftsversammlung der Metall- und Schmiedewerke Krupp (früher Schmiede und Gießerei) statt. Die Betriebsgruppe der KPD/ML hatte am Tag zuvor ein Flugblatt dazu verteilt mit den Forderungen:
- Rechtzeitig die geschlossene Kampffront der Metaller herstellen!
- 15%! - mindestens 75 Pfg. für Lohngruppen 1 - 4!
- 13. Monatslohn!
- gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
- keine Verhandlungen während der Urlaubszeit - Verhandlungsbeginn erst im September - vorher eine Gewerkschaftsversammlung!

Zu der Versammlung schickte die Betriebsgruppe den allen bekannten Genossen R. mit folgender Resolution:
'Die Gewerkschaftsversammlung von Krupp-MSW stellt für die Tarifrunde 1971 folgende Forderungen auf:
- 15% mehr Lohn, die effektiv ausgezahlt werden müssen
- 13. Monatslohn und -gehalt als Weihnachtsgeld
- Wegfall der spalterischen Leichtlohngruppen 1 - 4
- Nicht unter 75 Pfg. für Lohngruppen 5 - 6
- Nach dem Grundsatz: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit fordert die
Versammlung:
- Wegfall der Altersabschläge für Jungarbeiter

BR-Vorsitzender Erwin beantragte eine lineare Erhöhung, was die Versammlung beschloß. Daraufhin sagten die Kollegen, sie müsse 15% von Lohngruppe 7 (Ecklohn) betragen, was Völker ablehnte, denn nach diesem Beschluß könnten sie ja keine Prozentforderungen mehr aufstellen und außerdem stünde das auch im Roten Gießerei Arbeiter (der KPD/ML-ZB, d.Vf.). Darauf ein Kollege, wenn ihm die 15% Forderung der KPD (!, d.Vf.) nicht passe, könne man ja 16% fordern. Völker lehnte alles ab, worauf die Kollegen: dann eben linear 75 Pfennig (gleich 15% des Ecklohns). Auch das lehnte Völker mit der Begründung ab, die Zeitung der KPD/ML habe auch 75 Pfennig gefordert. Er wurde wiederum von den Kollegen angegriffen: was in der Zeitung stehe, das sei egal, sie bräuchten das Geld. Völker darauf: WIE STEHEN DENN DIE KOLLEGEN DER TARIFKOMMISSION DA, WENN SIE 7 - 8% RAUSHOLEN UND IHR HABT HIER 15% GEFORDERT!

Die Kollegen forderten auch die Streichung der unteren Lohngruppen, wie es im Extrablatt des RGA ('Roter Gießereiarbeiter', d. Vf.) stand. Auch das lehnte der Bonze ab, die IGM habe sich bis Ende 1972 festgelegt; und AUSSERDEM WÜRDEN BEI EINER ANHEBUNG DER UNTEREN LOHNGRUPPEN DIE OBEREN LOHNGRUPPEN WIEDER MEHR FORDERN!

Die Versammlung löste sich schließlich nach drei Stunden Dauer in größter Aufregung auf. Der Einfluß des Bevollmächtigten Völker ist stark gesunken."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 43, Bochum 5.6.1971, S. 4ff

27.05.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg (vgl. 28.7.1971) berichtet aus Dortmund:"
HOESCHARBEITER FORDERN 15%

Am 27. Mai hielten die gewerkschaftlichen Vertrauensleute der Hoesch Maschinenfabrik Deutschland AG in Dortmund eine Versammlung ab, auf der sie über die kommende Tarifrunde in der Metallindustrie diskutierten. das Ergebnis war der einstimmig gefaßte Beschluß, den wir hier im Wortlaut abdrucken."
Darin heißt es, es wurde beschlossen:"
Bei den kommenden Lohnverhandlungen folgendes zu fordern:

1) Eine 15-Lohnerhöhung auf den Ecklohn der Facharbeiter-Gruppe.
2) Daß der daraus errechnete Geldbetrag linear auf alle Lohngruppen angewandt wird.
3) Den Fortfall der Lohngruppen 1 und 2."

Berichtet wird auch in:
- Baden-Württemberg in Heidelberg durch die KG (NRF) (vgl. 23.6.1971).
- Berlin durch die KPD/ML-ZB bei Siemens Gartenfeld (vgl. 24.6.1971).
- Hessen durch den RK bei Opel Rüsselsheim (vgl. Aug. 1971).
- NRW in Bochum durch die Rote Ruhrparkgruppe (RRG, HBV-Bereich - vgl. Sept. 1971), in Duisburg durch die KPD/ML-ZK bei Mannesmann (vgl. 1.6.1971) und in Dortmund durch die KPD bei Hoesch (vgl. 9.8.1971, 20.9.1971).
Q: Der Rote Gartenfelder Nr. 8, Berlin 24.6.1971, S. 6; Der Röhrenkieker Nr. 7, Duisburg 1971;Rote Fahne Nr. 11, Bochum 7.6.1971, S. 5;Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 42 und 45, Bochum 2.6.1971 bzw. 12.6.1971, S. 1f bzw. S. 8f;Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr. 1, 2 und 3, Dortmund Aug. 1971, Sept. 1971 bzw. Sept. 1971, S. 3, S. 1 bzw. S.1;Klassenkampf Nr. 11/12, Freiburg 28.7.1971, S. 1f;Kommentar Lohnkampf der Chemiearbeiter, Heidelberg 23.6.1971, S. 5;Die Rote Westfalenwalze Metall-Tarifrunde 71: Gegen das verschärfte Lohndiktat entschlossen kämpfen!, Dortmund o.J. (1971), S. 4;Metallbetriebe KPD/ML informiert Nr. 2, Dortmund o.J. (1971), S. 1;Metall aktuell Spürbare Reallohnerhöhung erst bei Durchsetzung von 15%, Dortmund o.J. (1971), S. 1;RK: Informationen für interessierte Kollegen, Vertrauensleute und Kollektive Nr. 4, Frankfurt o. J. (1971), S. 3f;Ruhr Park Info Nr. 8, Bochum Sept. 1971, S. 11;Roter Metall Arbeiter Nr. 7 und 8, Münster o.J. (1971) bzw. o.J. (1971), S. 7 bzw. S. 2

07.06.1971:
Das SALZ Hamburg gibt die Nr. 4 seines 'Chemiearbeiters' (vgl. 27.5.1971, 22.6.1971) unter der Schlagzeile "Wachsamkeit erhöhen" zur Chemietarifrunde (CTR) heraus, die über die Nichtbehandlung der Leichtlohngruppen auf der IG Chemieversammlung am 25.5.1971 berichtet.
Q: Der Chemiearbeiter Nr. 4, Hamburg 7.6.1971, S. 3

KB_Chemiearbeiter004_017


07.06.1971:
In Dortmund erscheint vermutlich in dieser Woche die Nr. 2 der 'Metallbetriebe - KPD/ML informiert' der KPD/ML-ZK und ihrer Roten Garde (RG - vgl. 26.5.1971, 25.6.1971):"
ZUR VERTRAUENSLEUTE-VOLLVERSAMMLUNG DER WESTFALENHÜTTE (vgl. 8.6.1971, d.Vf.)

Kolleginnen, Kollegen!
Bekanntlich haben die Vertrauensleute der Maschinenfabrik Deutschland (MFD - vgl. 27.5.1971, d.Vf.) Ende Mai beschlossen, folgende Forderungen an die Tarifkommission NRW und an den V-Leutekörper verschiedener Dortmunder Metallbetriebe weiterzuleiten:
'1. eine 15% Lohnerhöhung auf den Ecklohn der Facharbeiter-Gruppe 7;
2. daß der daraus errechnete Geldbetrag linear auf alle Lohngruppen angewandt wird;
3. den Fortfall der Lohngruppen 1 und 2;
4. daß ein 13. Monatseinkommen gezahlt wird;
…7. mit einer eingebauten Kündigungsklausel muß es der IGM erlaubt sein, für die 12monatige Laufzeit eine Entfristung zu beantragen, wenn die Preissteigerungsrate höher als 4, 5% sein sollte; …'

UNSERE MEINUNG DAZU: …
ZU 3: daß überhaupt noch diese beschämenden Lohngruppen existieren, die gern als 'Frauenlohngruppen' behandelt werden, sollte uns empören. Genauso wenig ist es einzusehen, daß unsere jüngeren Kollegen nur 90% und weniger für ihre Arbeit in der Produktion erhalten. Wir meinen: FÜR GLEICHE ARBEIT GLEICHEN LOHN!"
Q: Metallbetriebe KPD/ML informiert Nr. 2, Dortmund o.J. (1971)

11.06.1971:
In Kassel soll, laut KPD/ML-ZB, die Bundesfrauenkonferenz des DGB stattfinden.

Laut dem Kommunistischen Bund Bremen (KBB - vgl. 3.4.1972), "haben die in den Gewerkschaften organisierten Frauen auf der DGB-Frauenkonferenz im Juni 1971 mit überwältigender Mehrheit für die Abschaffung des Paragraphen 218 gestimmt".

Laut SALZ Bremerhaven stand die Forderung "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" im Mittelpunkt. Berichtet wird auch durch die RKJ Speyer der GIM (vgl. 14.9.1971).
Q: Arbeiterstimme Nr. 11, Bremerhaven Juli 1971, S. 6; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 41, Bochum 29.5.1971, S. 12;Speyerer Betriebsreport Nr. 12, Speyer 14.9.1971, S. 13ff;Wahrheit Nr. 3, Bremen Apr. 1972, S. 19

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29.06.1971:
In Eutin gibt die Betriebsgruppe Kuhnke ihre 'Arbeiterstimme' Nr. 4 (vgl. 6.5.1971, Jan. 1972) für Juni heraus. In "Extraprofit durch Frauenausbeutung!" wird von den im Werk Malente noch niedrigeren Frauenlöhnen als in Preetz berichtet.
Q: Arbeiterstimme Nr. 4, Eutin 29.6.1971, S. 2f

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Juli 1971:
Die Nr. 7 des 'Roten Morgens' der KPD/ML-ZK (vgl. Juni 1971, Aug. 1971) enthält eine "Arbeiterkorrespondenz" einer Arbeiterin von Osram Augsburg:"
Im Namen meiner Kolleginnen, Sie gefallen mir. Bitte veröffentlichen Sie doch einmal: Warum bekommen die Männer in der OSRAM in Augsburg, Berliner Str. die Brotzeit von einer halben Stunde bezahlt? Die Frauen dagegen arbeiten bestimmt das Doppelte als die Herren Einsteller und bekommen nicht die halbe Stunde Brotzeit bezahlt, sondern die Zeit wird abgezogen. Es trifft hauptsächlich in der Abteilung Kleinkolben zu. Der Meister ist Herr Woljko. Ihr Blatt hat eingeschlagen wie eine Bombe. Bitte noch mehr davon. Es soll zwischen Mann und Frau keine Unterschiede geben. Gleiche Arbeit, gleicher Lohn."
Q: Roter Morgen Nr. 7, Hamburg Juli 1971, S. 4

Juli 1971:
In Berlin erscheint die Nr. 7 des 'Roten Bosch-Zünders', Zeitung der Betriebsgruppe Bosch (vgl. Apr. 1971, 25.10.1971) mit dem Leitartikel "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! der Unternehmer sagt: 'Eine Frau muß weniger verdienen als ein Mann' Warum eigentlich?".
Q: Roter Bosch-Zünder Nr. 7, Berlin Juli 1971, S. 1ff

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Juli 1971:
Die Interessengemeinschaft der Jugend (IDJ) Walsrode gibt die Nr. 4 ihres 'Landbote Ulifus' (vgl. 1.5.1971, Okt. 1971) heraus. In "Nur eine Frau…" wird auf die Frauenlöhne eingegangen.
Q: Landbote Ulifus Nr. 4, Walsrode Juli 1971, S. 23ff

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01.07.1971:
Eine Extra-Ausgabe der 'Zündkerze' - Betriebszeitung der Roten Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK (vgl. 28.6.1971, 5.7.1971) erscheint. Veröffentlicht werden auch folgende:"
FORDERUNGEN

- 13. Monatslohn FÜR ALLE. Der Kaufmann um die Ecke wird nämlich doof gucken, wenn man ihm sagt: 'Ich bin noch kein Jahr bei Opel. Die Preissteigerung bezahle ich dann nächstes Jahr.'

- Nicht nur einheitliche Lohntabelle, sondern Abbau der unteren Lohngruppen. Die Kolleginnen und die ausländischen Kollegen sollen endlich gleichen Lohn für gleiche Arbeit bekommen."
Q: Zündkerze Extra Ein feines Süppchen, Bochum o.J. (1.7.1971)

01.07.1971:
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK rief auf (vgl. 1.7.1971) und berichtet (vgl. 5.7.1971):"
PERSCHKE AUF DER BETRIEBSVERSAMMLUNG: 'TARIFVERHANDLUNGEN IM AUG… OKTOBER!'

Die BV war ein erster Schritt dazu. Die auf der BV anwesenden Kollegen stimmten einer Resolution an den Gesamtbetriebsrat und die IGM-Bezirksstelle Essen zu, die von der Kollegin B. aufgestellt wurde. Diese Resolution enthielt folgende Forderungen für die Tarifrunde:

1. Gegen Geheimverhandlungen in der Tarifrunde
2. 15% lineare Lohnerhöhung gleich 1 DM
3. Weg mit der Leistungsbewertung, Arbeitsplatzbewertung und Punktessystem bei Opel
4. Abschaffung der unteren Lohngruppen
5. Absicherung der Effektivverdienste

15% LINEARE LOHNERHÖHUNG GLEICH 1 DM

Am eigenen Geldbeutel spüren wir jeden Tag, wie alles teurer wird, wie die Preise in die Höhe schießen. Besonders gilt das für die Dinge, die wir täglich brauchen, wie z.B. Wohnung, Lebensmittel usw.

Jede Lohnerhöhung unter 10% bedeutet effektiven Lohnstop. Da die Inflationsrate ständig steigt, wir also für unser Geld immer weniger kaufen können, wird dieser Lohnstop schließlich zu einem Lohnabbau führen.

Die Durchsetzung der 15% gleich 1 DM-Forderung ist nichts als ein Verteidigungskampf, um uns das, was uns ständig durch Preistreiberei und Steuererhöhungen geraubt wird, zurückzuholen.

Lineare Lohnerhöhung deshalb, damit die Unterschiede zwischen den einzelnen Lohngruppen und damit unsere Spaltung nicht noch größer werden. Diesem Ziel, die Einheit herzustellen, dient auch die dritte Forderung der Resolution.

WEG MIT: LEISTUNGSBEURTEILUNG, ARBEITSPLATZBEWERTUNG UND PUNKTESYSTEM BEI OPEL

Diese 'Errungenschaften', die Perschke für einen Fortschritt hält, und den uns die IGM beschert hat, haben einzig und allein den Zweck, uns gegeneinander aufzuhetzen, uns zu Anpassung und Anschmiererei zu bringen. Wer das am besten kann bekommt dafür mehr Lohn. Damit setzen wir aber nie die 15% gleich 1 DM durch, denn dazu brauchen wir einheitlichen Kampf. Deshalb weg mit Anpassung und Anschmiererei, dafür einheitlicher Kampf für 15% gleich 1 DM für alle!

WEG MIT DEN UNTEREN LOHNGRUPPEN

Neben Leistungsbeurteilung usw. haben die Unternehmer noch einen weiteren Trick uns zu spalten.

Frauen, Ausländer und Jungarbeiter werden, obwohl sie die gleiche Arbeit machen, in untere Lohngruppen eingestuft. Sie sollen endlich gleichen Lohn für gleiche Arbeit bekommen."
Q: Zündkerze Perschke auf der Betriebsversammlung und Extra Ein feines Süppchen, Bochum o.J. (1971) bzw. o.J. (1.7.1971), S. 1ff bzw. S. 1ff

01.07.1971:
Der DKP Kreisvorstand Dortmund lud für heute zum öffentlichen Forum zur Lage der Frau in der Bundesrepublik um 19 Uhr 30 in das Lokal Stimmgabel in der Wilhelmstr.24 ein. Uns liegen ein zweiseitiges DIN A 4 Flugblatt unter Verantwortung von Irmgard Schlierenkämper und ein Faltblatt mit 4 SeitenDIN A 5 auf dickem Papier vor, auf denen es heißt:"
PARAGRAPH 218 LEBENSFREMD

Es geht nicht nur um die Streichung des Abtreibungsparagraphen Gesellschaftliche Einrichtungen garantieren die Gleichebrechtigung der Frau

KINDER JA? NEIN?

Jede Frau soll frei entscheiden können."
Angekündigt werden, wen auch kürzer als im anderen Flugblatt die Gäste und -
im anderen Flugblatt nicht enthalten, als Hauptsprecherin Marianne Konze,
Leiterin des Referats Frauenpolitik beim Parteivorstand (PV) der DKP.

Weiter heißt es noch:"
Was sagen wir zur Abschaffung des Paragraphen 218?
Was ist Gleichberechtigung der Frau?
Welche Hilfe kann die Frau bei der Kindererziehung vom Staat erwarten?

WIR MEINEN

Besser Ausbildung der Frauen
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Senkung der Mieten - mehr große Wohnungen
Minder Kindergärten und Tagesstätten
Höhere Sozialleistungen für alleinstehende Mütter
Abschaffung des Paragraphen 218

IHRE MEINUNG IST GEFRAGT".

In dem anderen Flugblatt heißt es über die Gäste aus der SU, es handele sich um Olga Pawlwna Morssowa, Mitglied des Frauenkomitees der UdSSR, Sekretärin des Moskauer Komitees der Gewerkschaften, um Sinaida Petrowna Wolkowa, Sekretärin des Kreisfrauenkomitees des Moskauer Woroschilow-Kreises und um Irina Semjonowa Parlowa, Mitarbeiterin des Frauenkomitees der UdSSR. Die Forderungen sind fast identisch mit denen aus dem obigen Dokument, nur die Abschaffung des Paragraphen 218 wird nicht gefordert.

Im Text heißt es:"
IHRE MEINUNG IST GEFRAGT

Vielen Frauen in der Bundesrepublik bleibt nichts anderes übrig, als gegen den Abtreibungsparagraphen zu verstoßen, selbst wenn sie gerne Kinder haben wollen.

DENN

- Sie sollen zwar Kinder in die Welt setzen, aber nur, wenn sie sich welche leisten können.
- Sie können sich keine Kinder leisten, weil sie beruflich noch mehr in die Ecke gedrängt werden, denn Ausbildung und Bezahlung der Frauen reichen eben aus, dem Arbeitgeber in die Tasche zu wirtschaften.
- Sie können sich keine Kinder leisten, weil nicht einmal 20% der Kinder unter sechs Jahren in Säuglingsheimen, Kindergärten und -tagesstätten Platz finden, die außerdem noch zu viel kosten.
- Sie können sich keine Kinder leisten, weil sie keine geeigneten Wohnungen finden. Nur 17% der Dortmunder Wohnungen haben mehr als 4 Räume (darin sind alle Eigenheime und Villen enthalten). Von den Mietpreisen ganz zu schweigen!
- Sie können sich keine Kinder leisten, weil von der Bundesregierung eine 'Sozial- und Familienpolitik' betrieben wird, die frauen- und kinderfeindlich ist.

Ihnen bleibt in diesem Staat nichts anderes übrig, als gegen das Gesetz zu verstoßen, das die Abtreibung unter Strafe stellt, weil es sie in Politik und Gesellschaft auf ein Abstellgleis drängt.

Haben Sie ähnliche Erfahrungen gesammelt?
Sind Sie auch der Meinung, daß dringend etwas für Frauen und Kinder getan werden muß?
Wenn Sie uns und unseren Standpunkt kennenlernen wollen, kommen Sie zu uns!"
Q: DKP-KV Dortmund: Ihre Meinung ist gefragt, Dortmund o.J. (1971); DKP-KV Dortmund: Paragraph 218 lebensfremd, Dortmund o.J. (1971)

03.07.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet heute:"
ES LEBE DIE RUHMREICHE KOMMUNISTISCHE PARTEI CHINAS

Die Forderung 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit' ist in der VR China in der Kulturrevolution auch überall dort, wo es noch Unterschiede in der Bezahlung zwischen Männern und Frauen gab, verwirklicht worden.

Erwachsene Männer bekommen normalerweise neun bis zehn Arbeitspunkte, Frauen sechs bis sieben. Die unterschiedliche Bezahlung erklärt sich aber daher, daß ja der Arbeitstag der meisten Frauen kürzer ist als der der Männer. Sie benutzen ja meist einen Teil des Tages für die Hausarbeit. Diese Haushaltsarbeit ist individuelle Arbeit, für die das Kollektiv keinen Arbeitslohn bezahlt. Die Frauen, die keinen Haushalt zu erledigen haben oder durch kollektive Einrichtungen wie z.B. Gemeinschaftsküchen immer mehr von dieser Arbeit befreit werden und deshalb pro Tag genauso lange arbeiten können wie die meisten Männer bekommen selbstverständlich den gleichen Lohn wie sie. Es gibt z.B. in Liu Ling eine ganze Reihe von Frauen, die wegen ihrer politischen Fähigkeiten oder ihren Erfahrung mehr Arbeitspunkte zugesprochen bekamen als manche Männer (vgl. 15.6.1971, d.Vf.)."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 50, Bochum 3.7.1971, S. 13ff

05.07.1971:
Die Nr. 13 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 21.6.1971, 19.7.1971) erscheint. In dem Artikel: "Die Metalltarifrunde '71 und die Aufgaben der KPD/ML. Die Politik der KPD/ML" heißt es zur MTR u.a.:"
Gegen die wirtschaftlichen Angriffe der SPD-Führer und der Kapitalistenklasse wird die KPD/ML alle Forderungen der Metaller und der Stahlarbeiter zur Verbesserung ihrer Lage, zur Verteidigung gegen das Lohndiktat und die Abwälzung der Krisenfolgen unterstützen. Der Kampf um eine wirkliche Lohnerhöhung … wird dabei an erster Stelle stehen. An zweiter Stelle wird. die KPD/ML für alle Lohnforderungen für die Einheit der Arbeiterklasse propagieren. Dazu gehört der Kampf gegen die Altersabschläge, für die Abschaffung der Leichtlohngruppen, den Kampf gegen alle spalterischen Lohnsysteme."
Q: Rote Fahne Nr. 13, Bochum 5.7.1971

05.07.1971:
Vermutlich heute gibt die Rote Opelbetriebsgruppe der KPD/ML-ZK erstmals bei Opel Rüsselsheim ihre 'Zündkerze' (vgl. 7.7.1971) heraus. Im Leitartikel heißt es:"
LOHNKAMPF 1971

Forderungen:
1. 15% gleich 1 DM ab 1.10.1971
2. Tarifliche Absicherung des Effektivlohns
3. 13. Monatslohn (tariflich abgesichert)
4. Volle Bezahlung des 24.12. und Sylvester
5. Wegfall der Lohngruppen 1 und 2
6. Voller Lohnausgleich bei 6 Std. Samstagsschicht
7. Weg mit dem Punktebewertungssystem: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit"
Q: Zündkerze Nr. 3, Rüsselsheim o.J. (1971)

05.07.1971:
Der Kommunistische Arbeiterjugendbund (KAJB) Göttingen gibt seinen 'Proletarischen Kurs' (PK - vgl. 14.6.1971, Sept. 1971) Nr. 7 für Juli vermutlich in dieser Woche heraus mit dem Artikel "Frauen wieder mal die Dummen!" zur Abteilung Hauswirtschaft der Gewerbeschule Göttingen, der sich u.a. gegen die Leichtlohngruppen wendet.
Q: Proletarischer Kurs Nr. 7, Göttingen Juli 1971, S. 2

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25.07.1971:
Auf einer Beratung kommunistischer Zirkel aus verschiedenen Städten Westdeutschlands und Berlins wird in Hamburg eine Minimalplattform für eine überregionale Aktionseinheit in der Metalltarifrunde (MTR) 1971 erstellt (vgl. 25.9.1971). Als Minimalforderungen gelten: 120 DM für alle, Absicherung der Effektivlöhne durch Vorweganhebung, Weg mit den Leichtlohngruppen, Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Gleicher Lohn für Männer und Frauen, Gegen die Angriffe der Kapitalistenklasse die einheitliche Kampffront der Arbeiterklasse, Raus aus der Konzertierten Aktion, Kampf gegen das arbeiterfeindliche BVG, Macht die Gewerkschaften wieder zu Kampforganisationen der Arbeiterklasse.

Unterzeichnet wurde diese Plattform anfangs:
Aus Bayern von den ABG München und der Sozialistischen Betriebsgruppe (SBG) Regensburg;
aus Berlin vom KB/ML Westberlin, der Sozialistischen Betriebsgruppe Tempelhof (SBGT) Westberlin und der Sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (SDA);
aus Bremen vom KB Bremen (KBB) und dem SALZ Bremerhaven;
aus Hamburg vom KAB Hamburg und dem SALZ Hamburg;
aus Niedersachsen vom KB Göttingen, vom KB Wilhelmshaven, der KAG Oldenburg, dem SALZ Stade und dem SALZ Cuxhaven
und aus Schleswig-Holstein vom KB/ML Eutin, dem KB/ML Flensburg und dem KB/ML Lübeck.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 69 und 71, Bochum 11.9.1971 bzw. 18.9.1971, S. 7ff bzw. S. 5 und 11f; Einheit Kritik Einheit Nr. 2/3, Hamburg 7.8.1971, S. 48ff;Arbeiterkampf Nr. 32 und 88, Hamburg Sept. 1973 bzw. 6.9.1976, S. 24 bzw. S. 42;Arbeiterstimme Nr. 12, Bremerhaven Aug. 1971, S. 1ff;Arbeiter-Zeitung Nr. 1, Mannheim Jan. 1972, S. 3;Neues Rotes Forum Nr. 4, Heidelberg Okt. 1971, S. *;BKA/KJB Freiburg: Antwort auf den 'Offenen Brief' der KPD/ML (Rote Fahne) an den Bund Kommunistischer Arbeiter und den Kommunistischen Jugendbund, Freiburg März 1972, S. 4

02.08.1971:
In Berlin erscheint die 'Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken' (KAP) Nr. 23 (vgl. 17.7.1971, 16.8.1971) auf August datiert vermutlich in dieser Woche erstmals durch die KPD und nicht mehr durch die KPD/AO. Den Leitartikel bildet das Kampfprogramm für die AEG Brunnenstraße, wo es mit folgender redaktioneller Einleitung erscheint:"
KAMPFPROGRAMM FÜR DIE AEG BRUNNENSTRASSE
EINLEITUNG DER REDAKTION

Die Betriebszelle der AEG-Brunnenstraße der KPD hat in ihrer jüngsten Ausgabe der Kommunistischen Arbeiterpresse Nr. 23 das Kampfprogramm unserer Partei für diesen Betrieb veröffentlicht, das wir nachfolgend abdrucken.

Dieses Kampfprogramm, mit dessen Hilfe wir die Kolleginnen und Kollegen des Werkes Brunnenstraße zu einer wirklichen Kampffront zusammenschließen wollen, ist das Ergebnis eines langandauernden Prozesses von Organisation und Untersuchung, der im März 1970 mit der Gründung der KPD-Aufbauorganisation begonnen wurde. Von Anfang an stellten sich die Genossen unserer Partei, die im AEG-Konzern, arbeiteten, auf die Seite der am meisten ausgebeutetesten Kolleginnen und Kollegen. Sie unterstützten die Initiative der jugoslawischen Arbeiterinnen, die sich gegen die Leichtlohngruppen und gegen die mörderischen Arbeitsbedingungen wandten."

Im Kampfprogramm selber heißt es u.a.:"
Die Gewerkschaftsführer priesen als Erfolg der letzten Tarifverhandlungen, daß die Lohngruppen 01 und 02 abgeschafft seien. Nach wie vor aber gibt es die Leichtlohngruppen, in die alle die eingestuft werden, die die schmutzigste, für den Ablauf der Produktion und das Scheffeln der Profite gleichwohl notwendige Arbeit verrichten müssen. Wir fordern:

ABSCHAFFUNG DER LOHNGRUPPEN 0 UND 1!"
Q: Rote Fahne Nr. 23 und 30, Berlin 13.8.1971 bzw. 19.11.1971, S. 5f bzw. S. 5; Kommunistische Arbeiterpresse AEG-Telefunken Nr. 23, Berlin Aug. 1971

02.08.1971:
Eine Ausgabe der 'Roten Westfalenwalze' der Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte (WH) Dortmund der KPD/ML-ZB und des KJVD erscheint vermutlich heute (vgl. 12.7.1971, 9.8.1971. In einem Artikel zur KPD/ML-ZK "An die Genossen vom Roten Morgen. KOMMUNISTISCHE PARTEI ODER ERSATZGEWERKSCHAFT?" (vgl. 19.7.1971) heißt es:"
Zu euren wirtschaftlichen Forderungen ist zu sagen, daß die Forderung nach 15% auf den Effektivlohn spalterisch ist, weil dieses Jahr die fortschrittlichen Kollegen die Tradition vom letzten Jahr fortgeführt haben und 15% (wie letztes Jahr auf den Tariflohn) gefordert haben.? Deshalb heißen UNSERE wirtschaftlichen Forderungen: 15% von Lohngruppe 7 auf alle Lohngruppen. Kampf den Leichtlohngruppen und Altersabschlägen."
Q: Die Rote Westfalenwalze Vertrauen auf die eigene Kraft, Dortmund o.J. (2.8.1971)

09.08.1971:
Die KPD gibt vermutlich in dieser Woche ihre erste 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP) bei Hoesch Dortmund (vgl. 6.9.1971) heraus mit Artikel:"
DIE AUFGABEN DER BETRIEBSZELLE HOESCH UND IHRER BETRIEBSZEITUNG, DER KOMMUNISTISCHEN ARBEITERPRESSE

Um die Konkurrenz der Arbeiter untereinander, die Spaltung der einheitlichen Kampffront durch die Monopolbourgeoisie aufzuheben, führt die KPD ihren Kampf um die Mehrheit der Arbeiterklasse unter den Forderungen:
GLEICHER LOHN FÜR MÄNNER UND FRAUEN!
GLEICHER LOHN FÜR DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER!
GLEICHER LOHN FÜR WESTDEUTSCHE UND WESTBERLINER ARBEITER!
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr. 1, Dortmund Aug. 1971

11.08.1971:
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr. 60 (vgl. 7.8.1971, 14.8.1971) mit dem Leitartikel "Vorwärts: Kampfprogramm der KPD/ML zur Metalltarifrunde erschienen" heraus, in dem es zur MTR heißt:"
Das Kampfprogramm der KPD/ML zur Metalltarifrunde ist erschienen. … Der Lohnkampf ist gerichtet auf die Herstellung der Einheit der Arbeiterklasse gegen alle spalterischen Forderungen: 15% Lohnerhöhung auf den Ecklohn für alle! Gegen die Spaltung durch Leichtlohngruppen, Altersabschläge und Punktsysteme! Gegen die Lohnraub- und Krisenangriffe muß die Forderung aller Metaller sein: Kampf dem Lohnraub - Garantierter Mindestlohn 1 000 DM Netto - Gegen Arbeitshetze und Entlassungen - 7 Stundentag bei vollem Lohnausgleich!
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 60, Bochum 11.8.1971

12.08.1971:
In einem Extrablatt der 'Roten Fahne' (RF - vgl. 2.8.1971, 16.8.1971) der KPD/ML-ZB unter dem Titel "Aufruf des Zentralbüros der KPD/ML zur Metalltarifrunde '71: Kampf dem Lohndiktat der SPD-Regierung!", welches heute erscheint, heißt es zur MTR der IGM u.a.:"
SPD und Gewerkschaftsführer wollen Euren Lohnkampf abwürgen und stellen deshalb spalterische Forderungen auf. … Der Lohnkampf muß einheitlich gegen alle Spalter geführt werden: 15 Prozent Lohnerhöhung auf den Ecklohn für alle! Gegen die Spaltung durch Leichtlohngruppen, Altersabschläge und Punktesystem! "
Q: Rote Fahne Extrablatt Kampf dem Lohndiktat der SPD-Regierung!, Bochum Aug. 1971

15.08.1971:
Ungefähr heute wird eine "Direktive des ZK der KPD zur Metalltarifrunde" beschlossen.
Sie wird in der 'RPK' Nr. 130 abgedruckt. U.a. wird gefordert: 120 DM mehr im Monat für alle Arbeiter und Angestellten, 10% Vorweganhebung - mindestens 50 Pfennig für alle Lohngruppen, 1 000 DM Mindestlohn - Abschaffung der unteren Lohngruppen, Einheitlicher Existenzlohn für Lehrlinge - 500 DM. Die KPD beteiligt sich nicht an der Aktionseinheit von kommunistischen Gruppen im 'norddeutschen Raum'.
Q: Rote Presse Korrespondenz Nr. 130, Berlin 27.8.1971, S. 1f und 4ff

23.08.1971:
Laut KPD/ML-ZK soll eine Opel-Gesamtbetriebsratskonferenz in Berlin beginnen, die bis zum 25.8.1971 dauert. Aus Rüsselsheim berichtet die Rote Opelbetriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK:"
Kollegen, die richtigen Forderungen haben wir schon in der letzten Zündkerze (vgl. 7.7.1971, d.Vf.) proklamiert:
1. 15% gleich 1 DM mehr ab 1.10.1971
2. tarifliche Absicherung des Effektivlohns
3. 13. Monatslohn (tariflich abgesichert)
4. Wegfall der Lohngruppen 1 und 2
5. Volle Bezahlung des 24.12. und Sylvester
6. Voller Lohnausgleich bei 6 Stunden Samstagsschicht
7. Weg mit dem Punktebewertungssystem - Gleicher Lohn für gleiche Arbeit"
Q: Zündkerze Extrablatt, Rüsselsheim 18.8.1971, S. 1ff

23.08.1971:
Das SALZ Hamburg gibt vermutlich in dieser Woche seinen 'Metallarbeiter' für die Hamburger Metallindustrie Nr. 2 (vgl. 9.8.1971, 6.9.1971) heraus mit dem Artikel "Frauen müssen mitverdienen" wozu gleicher Lohn für gleiche Arbeit und die Abschaffung der Leichtlohngruppen gefordert wird.
Q: Metallarbeiter Nr. 2, Hamburg Aug. 1971, S. 6

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24.08.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg berichtet von der Aufstellung der Forderung für die Metalltarifrunde (MTR) in Freiburg:"
VERTRAUENSLEUTE- UND BETRIEBSRÄTEVERSAMMLUNG FORDERT 15%

Auf einer Versammlung von Vertrauensleuten und Betriebsräten aus Freiburg und Umgebung am Dienstag abend wurde ebenfalls die Forderung nach 15% mehr Lohn aufgestellt.

Die ca. 70 Kolleginnen und Kollegen waren sich einig, daß es notwendig ist, die Tarife sowohl für die Arbeiter und Angestellten zu kündigen und 15% mehr zu fordern. Sie sagten, wir wissen alle, daß die Preise seit der letzten Tariferhöhung auf allen Gebieten ständig gestiegen sind. Der Geldwertschwund gegenüber dem letzten Jahr beträgt mindestens 5, 4%. Dazu kommt, daß der Verschleiß unserer Arbeitskraft weiter zugenommen hat. Für die Unternehmer heißt das Produktivitätssteigerung (seit dem letzten Jahr um 2, 8%, Spiegel Nr. 35). Produktivitätssteigerung heißt aber für uns, daß wir für das gleiche Geld mehr leisten mußten, also Verschärfung des Arbeitstempos, mehr Kräfteverschleiß.

Durch Preissteigerungen und Verschärfung des Arbeitstempos kürzen die Kapitalisten laufend unsere Löhne. Die Versammlung war sich einig, daß wir das ausgleichen müssen, indem wir eine ausreichende Lohnerhöhung erkämpfen. Das Gejammer der Unternehmer und ihrer Presse darf uns nicht beeindrucken, die Lohnforderungen der Gewerkschaften müssen ausgehen von dem, was wir brauchen.

Für die Höhe der Lohnforderung gab es zwei Vorschläge:
1. 15% für alle Lohngruppen als prozentuale Forderung. Das bedeutet für die Lohngruppe 1 eine Bruttolohnerhöhung von ca. 94 DM, für Lohngruppe 7 von ca. 125 DM und für Lohngruppe 10 von ca. 162 DM.
oder
2. lineare Lohnerhöhung von 15%, was einer Lohnerhöhung von ca. 125 DM für alle gleichkäme.

Die Mehrheit der Versammlung stimmte für die 1. Forderung.
Die zweite Forderung hätte allerdings einer weitaus wirksameren Verteidigung unserer Interessen entsprochen. Denn die Preissteigerungen betreffen alle Lohngruppen gleich. Eine lineare Lohnerhöhung hätte die Benachteiligung der unteren Lohngruppen, in denen vor allem Frauen arbeiten, vermindert und dadurch die gewerkschaftliche Solidarität unter den Kolleginnen und Kollegen verstärkt."
Q: Klassenkampf Extrablatt und Extrablatt Hellige Kommt zur Mitgliederversammlung der IGM!!, Freiburg 26.8.1971, 2.12.1971 bzw. o.J. (1971), S. 3, S. 1 bzw. S.2

September 1971:
In Ulm gibt der KAB/ML bei KHD sein 'Rotes Band' Nr. 7 (vgl. Aug. 1971, Sept. 1971) heraus, welches sich den Frauenlöhnen, u.a. bei der KHD Werksfeuerwehr, widmet.
Q: Das rote Band Nr. 7, Ulm Sept. 1971, S. 3f

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September 1971:
Bei Nordmende Bremen gibt der KB Bremen (KBB) erstmals seine 'Antenne' heraus (vgl. 4.10.1971) mit dem Leitartikel "Gemeinsamer Kampf von Männern und Frauen für Abschaffung der Leichtlohngruppen" zur Metalltarifrunde (MTR).
Q: Die Antenne Nr. 1, Bremen Sept. 1971, S. 1ff

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03.09.1971:
Bei DWM Berlin werden auf der VL-Vollversammlung, laut PL/PI (vgl. 19.9.1971) von den VLK des Kompressorenbaus und der Inda für die Metalltarifrunde (MTR) zu den 11 % eine Vorweganhebung um 50 Pfg., ein 13. Monatsgehalt und die Abschaffung der Frauenleichtlohngruppen gefordert.
Q: Klassenkampf Nachrichtendienst Nr. 4, Berlin 19.9.1971, S. 4

14.09.1971:
Der KB/ML Westberlin gibt den Sonderdruck Nr. 4 zur Metalltarifrunde (MTR) seiner 'Kommunistischen Arbeiterzeitung' (KAZ - vgl. 7.9.1971, 22.9.1971) heraus mit dem Artikel "Kolleginnen fordern: Weg mit Leichtlohngruppe 0! Absicherung der Effektivlöhne durch Vorweganhebung".
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Sonderdruck Nr. 4 zur Metalltarifrunde, Berlin 14.9.1971, S. 2ff

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27.09.1971:
Vermutlich in dieser Woche gibt die OG Frankfurt der RJ/ML des KAB/ML die Nr. 6 des 'TN-Arbeiters' (vgl. Aug. 1971, 15.11.1971) für September heraus. In "Betriebsversammlung", die immer noch nicht stattfand, heißt es u.a.:"
Und mag Kollege Hoffmann noch so sehr auf uns Kommunisten fluchen, einige Fragen werden wir trotzdem stellen:
Kollege Hoffmann, warum verhinderst Du, daß die Kollegen auf einer Betriebsversammlung ihre Forderungen zur Tarifrunde vorbringen können? … Hast Du Angst, daß Forderungen wie die nach Abschaffung der unteren Lohngruppen, nach einem 13. Monatseinkommen, nach 15% Lohnerhöhung und Forderungen zum Kampf gegen das arbeiterfeindliche BVG, daß Deine Parteifreunde in der SPD/FDP-Regierung verabschieden wollen, gestellt werden?"
Q: Der TN-Arbeiter Nr. 6, Frankfurt Sept. 1971

27.09.1971:
Die Kommunistische Arbeitergruppe (KAG) Oldenburg gibt die Nr. 2 (vgl. 13.9.1971, 30.5.1972) ihres 'Der Metallarbeiter' - Zeitung zur Metalltarifrunde 1971 heraus mit dem Artikel "Frauen müssen mitverdienen" wozu gefordert wird: "Weg mit den Frauenlohngruppen".
Q: Der Metallarbeiter Nr. 2, Oldenburg 27.9.1971, S. 5

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Oktober 1971:
Die RKJ der GIM gibt ihre 'Was Tun' (WT) Nr.9 (vgl. Sept. 1971, 11.10.1971) heraus. Zur MTR-Aktionseinheit 1971 heißt es:"
Zu dem 'Arbeitspapier von 11 kommunistischen Organisationen und Gruppen zum einheitlichen Vorgehen in der Metall-Tarifbewegung':
ZWISCHEN VERBALRADIKALISMUS UND RATLOSIGKEIT
AKTIONSEINHEIT 'KOMMUNISTISCHER ZIRKEL'

DER FORDERUNGSKATALOG

Die Zusammenhanglosigkeit des Forderungskatalogs bedroht natürlich die Nützlichkeit der einzelnen Forderungen innerhalb einer Kampagne. Davon abgesehen, sind die Einzelforderungen im wesentlichen richtig.

3. 'Weg mit den Leichtlohngruppen - Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - Gleicher Lohn für Männer und Frauen.'

Diese Forderungen werden nicht näher begründet und bedürfen dem ja wohl auch nicht."
Q: Was Tun Nr. 9, Mannheim Okt. 1971

11.10.1971:
In Bochum gibt die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK eine Extranummer ihrer 'Zündkerze' (vgl. 4.10.1971, 1.11.1971) heraus, zur MTR NRW (vgl. 13.10.1971) heißt es:"
Kolleginnen und Kollegen!

Am kommenden Mittwoch beginnen in NRW die offiziellen Tarifverhandlungen für die metallverarbeitende Industrie.

Angesichts dieser Tatsache und noch eventuelle zu erwartender innerbetrieblicher Ereignisse sollten wir uns noch einmal die in diesem Zusammenhang auf Betriebsversammlungen aufgestellten wichtigsten Forderungen ins Gedächtnis rufen und bekräftigen:
1. 15% LINEARE LOHNERHÖHUNG GLEICH 1 DM
2. VOLLER 13. MONATSLOHN
3. WEG MIT LEISTUNGSBEURTEILUNG, ARBEITSPLATZBEWERTUNG UND PUNKTESYSTEM BEI OPEL!
4. ABSCHAFFUNG DER UNTEREN LOHNGRUPPEN
5. ABSICHERUNG DER EFFEKTIVVERDIENSTE, 1 000 DM GARANTIERTER NETTOLOHN MINDESTENS UND FÜR JEDEN, BEI EINHALTUNG DER 40 STUNDEN-WOCHE
6. 6 STUNDEN-SCHICHT AN ARBEITSFREIEN TAGEN BEI VOLLEM LOHNAUSGLEICH
7. ÜBERNAHME DER PARKPLATZVERSICHERUNG DURCH OPEL
8. BEZAHLUNG VON HEILIGABEND UND SYLVESTER
9. GENERELL 50% FÜR ALLE ÜBERSTUNDEN
10. BEZAHLUNG DER HALBSTÜNDIGEN PAUSE DURCH OPEL
11. RÜCKZAHLUNG DES KONJUNKTURZUSCHLAGS
12. GEGEN DAS NEUE BVG"
Q: Zündkerze Extranummer, Bochum 11.10.1971

11.10.1971:
Bei Mannesmann Düsseldorf gibt die KPD vermutlich in dieser Woche die Nr. 5 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 27.9.1971, Nov. 1971) " heraus. Zur Jugendvertretung (JV - vgl. Mai 1971, Nov. 1971) heißt es:"
SCHLUSS MIT DER HETZE GEGEN FORTSCHRITTLICHE JUGENDVERTRETER

Seit Mai gibt es im Werk Lierenfeld eine neue Jugendvertretung, seit Mai merken die Kollegen - und nicht nur die Jugendlichen -, daß eine neue Jugendvertretung existiert. Erstmals seit geraumer Zeit wurde die Ausbeutung der Lehrlinge als billige Arbeitskräfte angeprangert, wurden die Mißstände in der Ausbildung benannt, wurden von den jugendlichen Kollegen Forderungen aufgestellt und zum Teil schon durchgesetzt. Seit ungefähr einem halben Jahr (vgl. Apr. 1971, d.Vf.) arbeitet unter Mitwirkung von zwei Jugendvertretern die IG-Metall-Jugendgruppe, die schon am 1. Mai unter den Losungen 'Kampf dem arbeiterfeindlichen Betriebsverfassungsgesetz (BVG, d.Vf.) - Gleicher Lohn für deutsche und ausländische Arbeiter - Gleicher Lohn für Männer und Frauen - 500 DM Existenzlohn und Streikrecht für Lehrlinge' für die Interessen aller Kollegen eintrat."
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Mannesmann Nr. 5, Düsseldorf Okt. 1971

27.10.1971:
Die Berliner Proletarische Linke / Parteiinitiative (PL/PI - vgl. 1.11.1971) berichtet, dass der IGM-Vertrauensleutekörper von Inda und DWM eine 50 Pfg. Vorweganhebung, ein dreizehntes Monatsgehalt als Weihnachtsgeld und eine Streichung der Lohngruppe 0 gefordert habe.

Bei DMW Kompressorenbau hätten heute 200 mit einem halbstündigen Streik nach der Mittagspause diese Forderungen bekräftigt und seien auch für die Metalltarifrunde (MTR) gegen das 4, 5% Angebot und für die vollen 11% eingetreten.
Q: Klassenkampf Nr. 20, Berlin Nov. 1971

November 1971:
Bei Nordmende Bremen gibt der KB Bremen (KBB) seine 'Antenne' Nr. 2 (vgl. 4.10.1971, Nov. 1971) heraus mit einem Artikel auf Serbokroatisch zu den Leichtlohngruppen.
Q: Die Antenne Nr. 2, Bremen Nov. 1971, S. 11

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November 1971:
Der Kommunistische Arbeiterjugendbund (KAJB) Göttingen gibt seinen 'Proletarischen Kurs' (PK - vgl. 25.10.1971, Jan. 1972) Nr. 9 heraus mit dem Artikel "Frauen: Billige Arbeitskraft?", der gleichen Lohn für Frauen und Männer fordert.
Q: Proletarischer Kurs Nr. 9, Göttingen Nov. 1971, S. 4

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01.11.1971:
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK gibt vermutlich in dieser Woche ihre 'Zündkerze' Nr. 12 (vgl. 11.10.1971, 22.11.1971) heraus. In einem Leserbrief einer Frau eines Opel-Kollegen heißt es:"
In dem Zündkerze-Extrablatt vom 11.10.1971 wird 'gleicher Lohn für gleiche Arbeit' gefordert. Was für mich als Frau ganz besonders wichtig ist, ist die Frage, ob auch die weiblichen Arbeiter da mit einbezogen sind? Das geht meiner Meinung nach nicht eindeutig aus dem Text hervor. Ich fände es gut, wenn in Ihrer Zeitung auch eine Frauenseite vorhanden wäre, in der die Probleme der Frauen behandelt und aufgegriffen würden. Was mich jedoch sehr viel mehr bewegt, ist die Frage: wie kann es geschehen, daß der Opel-Betriebsrat angeblich bereits vier Tage vor den Bandstillegungen von einer Lohnerhöhung gewußt haben will, es jedoch nicht für nötig gehalten hat, es den Kollegen mitzuteilen. was haben sie sich dabei gedacht? Arbeiten diese 'Herrschaften' für oder gegen die Kollegen? Sie sind ja schließlich von den Arbeitern gewählt worden, um ihre Interessen zu vertreten. Hier kann man jedenfalls nur mit Empörung reagieren. Es ist geradezu grotesk, den Kollegen solche Informationen wie Lohnangleichung einfach vorzuenthalten.

Warum? Damit haben die 'Herren Betriebsräte' wieder einmal für den Geldsack der 'Arbeitgeber' gearbeitet. Wer weiß, wie oft noch? Dann besitzt die Geschäftsleitung noch die Unverschämtheit, von Einflüssen von außerhalb des Werks zu sprechen, wenn die Kollegen endlich ihr längstverdientes Recht verlangen. Ein paar Tage nach den Arbeitsniederlegungen (vgl. 6.10.1971, 8.10.1971, d.Vf.) wurde von der Geschäftsleitung in mehreren Sprachen ein Papier (bundesweit - vgl. 14.10.1971, d.Vf.) herausgegeben, in dem sie die Kollegen warnen und mit Entlassungen drohen, falls sich solche Streiks wiederholen sollten. Deshalb geht meine Kritik dahin, auch die arbeitenden Frauen in den wirtschaftlichen Kampf einzubeziehen. Denn schließlich ist es nicht allein Sache der Männer, wenn es um Lohnkampf und Arbeitszeitverkürzung geht. Gibt es bei den männlichen Arbeitern schon zig unterbezahlte Lohngruppen, so ist das bei den weiblichen Arbeitern und Angestellten noch viel schlimmer bestellt. Nicht allein, daß die Frauen meist die kniffligsten Arbeiten auferlegt bekommen, sondern auch noch enorm unterbezahlt werden. In den sogenannten Leichtlohngruppen verdienen sie noch weniger als ihre männlichen Kollegen. Diesem Spaltungsprinzip sollten wir alle gemeinsam entgegenarbeiten. Wir müssen uns mit allen Kollegen, ob männlich oder weiblich, gegen solche Machenschaften wehren. Mit den Männern solidarisieren, nicht gegen sie, wie es unsere Herren Politiker und Wirtschaftskönige gern sehen und die Spaltung der Arbeiterklasse noch fördern. Selbst die Frauen, die außerhalb des Betriebes stehen und 'nur' Hausfrauen sind, sollten sich für die Interessen ihrer Männer einsetzen. Denn letztlich profitieren auch sie davon. Nur wenn den Frauen bewußt gemacht wird, z.B. in der ZÜNDKERZE, dann können wir erwarten, daß sich alle Frauen gemeinsam mit ihren Männern solidarisieren. Solidarität ist schließlich nicht nur Sache der Männer, sondern auch die aller Frauen: ganz gleich, ob sie bei Opel arbeiten oder zu Hause am Herd.

Darum Kampf dem Lohndiktat! Mit allen werktätigen Frauen und Hausfrauen! Dann erst ist die Parole berechtigt: 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit'!"
Q: Zündkerze Nr. 12, Bochum Nov. 1971

Dezember 1971:
Bei Siemens Bremen gibt der KB Bremen (KBB) seinen 'Kern' Nr. 1 heraus (vgl. Jan. 1972) mit dem Artikel "Gemeinsamer Kampf von Männer und Frauen für Abschaffung der Leichtlohngruppen".
Q: Der Kern Nr. 1, Bremen o. J. (1971), S. 8

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20.12.1971:
In Hamburg gibt die Betriebszelle Colgate-Palmolive des KB ihr 'Rotes Banner' Nr. 1 (vgl. 7.1.1972) heraus mit dem Leitartikel "Weiter so!" zur letzten Betriebsversammlung mit dem Abschnitt "Weg mit den Leichtlohngruppen".
Q: Rotes Banner Nr. 1, Hamburg 20.12.1971, S. 2

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