1955:
Der Kommunistische Bund Bremen (KBB - vgl. 3.4.1972) berichtet:"
Obwohl das Bundesarbeitsgericht (BAG - vgl. 1955, d.Vf.) im Rahmen der Entwicklung des sogenannten Gleichberechtigungsgesetzes bereits 1955 Frauenlohngruppen und Frauenabschlagsklauseln in Tarifverträgen verboten hat, verstehen es fast alle Kapitalisten bis heute in großem Maßstab die Lohngleichheit zu umgehen."
Quelle: Wahrheit Nr. 3, Bremen Apr. 1972, S. 19
24.07.1968:
Laut 'apo press' München findet in München ein Treffen der Arbeiterkonferenz zur Wahlalternative 69 statt. Ca. 120 Personen aus Münchener Betrieben sind anwesend, "um einen Entwurf für ein politisches Programm zu diskutieren, das von einem Redaktionskomitee formuliert worden war". Ein Entwurf gliedert sich in die Teile:
"1. Soziale Forderungen: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - insbesondere für Frauen und Jugendliche, vier Wochen Mindesturlaub, keine Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge, bezahlter Bildungsurlaub, 13. Monatsgehalt, Sicherheit im Alter, Herabsetzung des Rentenalters."
Q: apo press Nr. 8 und 9, München 21.7.1968 bzw. 28.7.1968, S. 9 bzw. 13ff
09.10.1968:
Laut 'apo press' München findet in München ein erneutes Treffen der Arbeiterkonferenz (vgl. 18.9.1968) statt, auf dem weiter die Wahlalternative diskutiert wird. Auf dem Treffen soll über "den Entwurf eines politischen Programms diskutiert werden, das folgende Forderungen enthält:
Sicherung des Arbeitsplatzes; gleicher Lohn für gleiche Arbeit - auch für Frauen, Jugendliche und alte Arbeitnehmer.
Q: apo press Nr. 19 und 20, München 7.10.1968 bzw. 14.10.1968, S. 5 bzw. S. 4f
28.04.1969:
Bei AEG Telefunken Berlin-Schwedenstrasse erscheint eine Ausgabe der 'AEG Telefunken Betriebskorrespondenz' vermutlich Anfang dieser Woche (vgl. 24.3.1969, 5.5.1969) mit dem Artikel "Alle reden von Gleichberechtigung" zu den Frauenlohngruppen bzw. Leichtlohngruppen.
Q: AEG Telefunken Betriebskorrespondenz o. Nr. , Berlin o. J. (1969), S. 7f
05.05.1969:
Die IGBE (vgl. 16.5.1969) berichtet vermutlich aus dieser Woche, daß in der hessischen Braunkohle ein neuer Tarifvertrag (BETR) abgeschlossen wurde. Ausgeführt wird dazu u.a.:"
Die besondere Lohngruppe für die Putzfrauen wird gestrichen. Weibliche Arbeitnehmer, die bislang in dieser Gruppe waren, werden in die Lohngruppe 1 umgestuft".
Q: Einheit Nr. 10, Bochum 16.5.1969
16.09.1969:
In Lippstadt beginnt, laut IMSF, ein dreitägiger Streik bei der Westfälischen Metallindustrie Hueck und Co. (Hella). Von den 2 400 Beschäftigten des bestreikten Nordwerkes sind 2 000 Frauen, hauptsächlich aus Italien, Spanien, Jugoslawien und Griechenland. Es erhalten sowohl Frauen weniger Lohn als Männer, als auch Ausländer weniger Lohn als Deutsche. Der Streik beginnt in einer Abteilung durch deutsche, italienische und spanische Arbeiterinnen. Die Männer schließen sich an, so daß schließlich das ganze Nordwerk streikt. Gefordert wird "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", am zweiten Tag auch u.a. eine Mark mehr. Die Losung der Deutschen lautet "Solidarität für Gastarbeiter", im Verlauf des Streiks aber greift die chauvinistische Propaganda. Um 11 Uhr beginnt eine Demonstration zum zwei Kilometer entfernten Hauptwerk, dessen Tore aber verschlossen sind. Sie werden überstiegen und dann geöffnet, so daß die Streikenden durch das Werk ziehen können. Für 14 Uhr ruft der Betriebsrat eine Betriebsversammlung ein, kurz nach deren Beginn aber bricht in einem Lagerhaus des Hauptwerkes ein Feuer aus, so daß die Versammlung abgebrochen wird. Die Polizei findet noch keine Hinweise auf Brandstiftung. Die Streikenden wählen eine Verhandlungskommission (vgl. 17.9.1969).
Q: IMSF: Die Septemberstreiks 1969, Frankfurt Nov. 1969
02.10.1969:
Die IG Chemie schließt heute, laut IMSF, beim ersten Verhandlungstermin einen neuen, vorgezogenen Tarifvertrag für die chemische Industrie ab, der nach der 7, 5% Lohn- und Gehaltserhöhung im Frühjahr eine weitere Verbesserung um 3, 5% sowie eine stufenweise Anhebung der Leichtlohngruppen und eine Verbesserung der Urlaubsregelung erbringt.
Q: IMSF: Die Septemberstreiks 1969, Frankfurt Nov. 1969, S. 216
April 1970:
In Göttingen gibt die Betriebsgruppe Sartorius, nach einer handschriftlichen Datierung im April, ihre 'Sartorius-Informationen' (vgl. Mai 1970) heraus mit dem Artikel "Die Frauenlöhne erhöhen!"
Q: Sartorius-Informationen Akkordsteigerung droht, Göttingen o. J. (1970), S. 3
28.04.1970:
Das Berliner Rote Mai-Komitee, dem angehören die Betriebsgruppen der Betriebsgruppen Arwa, Daimler, DWM, Gillette, Orenstein & Koppel, NCR, SEL, Siemens, und andere Betriebe, die Roten Bauarbeiter, der Aktionsrat zur Befreiung der Frauen, die Roten Kollektive proletarische Erziehung (ROTKOL) und die Schülerläden sowie die Roten Zellen der Universitäten und Akademien, gibt die 'Rote 1. Mai-Zeitung' Nr. 2 (vgl. 21.4.1970) heraus mit dem Artikel "Gleicher Lohn für Männer u. Frauen!".
Q: Rote 1. Mai-Zeitung Nr. 2, Berlin 28.4.1970, S. 2
21.05.1970:
In Neuß werden bei Pierburg, laut 'SBK', Ende Mai 3 Warnstreiks durchgeführt, mit denen eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 20 Pf. durchgesetzt worden sei. Laut RFO Saarland wurden durch die hauptsächlich von Frauen getragenen Aktionen auch noch eine einmalige Zahlung von 200 DM erkämpft. Laut DKP streiken vermutlich heute 1 000 eineinviertel Stunden lang. Laut KPD/ML-ZB kämpfen alle 1 600 Frauen, von denen drei Viertel Ausländerinnen sind, gemeinsam um höhere Löhne und um die Einstufung in höhere Lohngruppen.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 17, Bochum 22.7.1970; Das Rote System Nr. 2, Berlin Sept. 1970;Der Schwartzkopff-Hammer Nr. 1, Berlin Sept. 1970;Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr. 22, Düsseldorf 30.5.1970;Sozialistische Betriebskorrespondenz Nr. 3, Offenbach 1.7.1970;Rote Fahne - Röchling Nr. 5, Völklingen o.J. (1970)
Juni 1970:
Die OG Frankfurt der KPD/ML-ZK gibt bei Adler eventuell im Juni das folgende Flugblatt heraus:"
KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN!
SEIT DER LITTONKONZERN DIE ADLERWERKE GESCHLUCKT HAT, WIRD ES MIT JEDEM TAG SCHLIMMER!
…
Hilft uns die D'K'P (DKP, d.Vf.)?
In der Betriebszeitung 'Impuls' nennt sie einiges beim richtigen Namen: Spitzel am Krankenbett, Lehrlingsausbeutung, ungerechte Frauenlöhne, Adlerbosse pfeifen auf Recht und Gesetz. Diese Mißstände sieht die D'K'P und nennt sie Unverschämtheiten. Sie fordert die Kapitalisten und ihre Handlanger auf, sie sollen sich an ihre Gesetze halten. Uns fordert sie auf, wir sollen die IG Metall unterstützen, 'unsere Gewerkschaft'.
Das ist Verrat!"
Q: KPD/ML-ZK-OG Frankfurt: Kolleginnen und Kollegen! Seit der Littonkonzern die Adlerwerke geschluckt hat, wird es mit jedem Tag schlimmer!, Frankfurt o. J.
24.06.1970:
Bei Hoesch Maschinenfabrik Deutschland (MFD) in Dortmund fordert die Versammlung des IGM-Vertrauensleutekörpers zur Metalltarifrunde (MTR), laut KPD/ML-ZK bei Opel Bochum, "eine 15% effektive Lohnerhöhung auf den Ecklohn der Facharbeiter-Gruppe 7. Daß der daraus errechnete Geldbetrag linear auf alle Lohngruppen angewandt wird."
Gefordert worden sei auch der Wegfall der beiden untersten (Frauen-) Lohngruppen und die Zahlung eines 13. Monatslohnes bzw. -gehaltes.
Q: Zündkerze Nr. 4, Bochum Sept. 1970, S. 3
30.06.1970:
Die OG Frankfurt der KPD/ML-ZK gibt vermutlich heute, vermutlich bei Adler das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Lothar Wolfstetter heraus:"
KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN!
NIEDER MIT DEM LOHNSYSTEM!
Heute ist Zahltag. Das ist immer eine Überraschung. Jeder kann jetzt sehen, was hat er nun davon, daß er den ganzen Juni geschafft hat.
Die Frauen sind es schon gewohnt: sie schaffen genauso wie die Männer, oft sogar am selben Arbeitsplatz, trotzdem haben sie im Monat bald 100 Mark weniger wie die Kollegen.
Die Zeitlöhner, ausgenommen die Facharbeiter, sind besonders schlecht dran. Sie müssen auch immer schneller schaffen, ähnlich wie im Akkord, trotzdem liegt ihr Stundenlohn etwa eine Mark tiefer.
Die Akkordarbeiter untereinander sind nochmal in soundsoviele Lohngruppen und -stufen aufgeteilt. Nach Arbeitsleistung geht es dabei nicht.
Kurz gesagt: Das ganze Lohnsystem ist von vorn bis hinten ungerecht!
DAS KAPITALISTISCHE LOHNSYSTEM KANN NIEMALS GERECHT SEIN
Früher konnte ein Arbeiter seine Familie ernähren. Dafür mußte er auch 10, 12 Stunden am Tag schaffen. Dann hat sich die Arbeiterklasse die 40-Stundenwoche erkämpft. Das war ein harter Schlag für die Kapitalisten. Denn sie machen weniger Profit, wenn die Arbeiter jeden Tag kürzer schaffen.
Was taten also die Kapitalisten? Sie drückten die Löhne runter. Heute kann eine Arbeiterfamilie nur anständig leben, wenn der Mann Überstunden schafft wie verrückt oder die Frau auch arbeiten geht.
Unsere Forderung: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit bringt also nur dann etwas, wenn der Arbeiter in 40 Stunden die Woche so viel verdient, daß er mit seiner Familie davon leben kann. Geht die Frau auch arbeiten, soll sie genauso viel verdienen.
Aber was werden die Kapitalisten tun? Sie werden gleichen Lohn für Frauen und Männer nur zulassen, wenn dann beide zusammen so wenig verdienen, daß es gerade für die Familie langt.
Die Kapitalisten sind unermeßlich raubgierig. Es reicht ihnen nicht, wenn wir Überstunden machen und die Frauen auch arbeiten. Wir sollen vor allem auch schneller arbeiten. Deshalb drücken sie den Zeitlohn eines Ungelernten so stark runter, daß die meisten Arbeiter bereit sind Akkord zu schaffen. Das kostet den Kapitalisten zwar mehr Lohn, dafür verdient er an jedem Stück noch mehr. Den Mehrlohn treiben sie durch Preiserhöhungen wieder bei. Außerdem schraubt jeder Kapitalist den Akkord nach und nach höher. Bei der Schinderei wird kaum einer älter als 65.
Die unterschiedlichen Einstufungen sind noch so ein Trick: Einmal dienen die Stufen als Bremse. Die machen ja schon für vier Pfennige eine extra Stufe! Wird man also endlich mal höher eingestuft, hat man ein paar Pfennige mehr und es ist erstmal für längere Zeit nichts drin.
Und schließlich ist die Stufenleiter noch ein billiges Mittel, die Kollegen untereinander auszuspielen, einige besonders zu bestechen und so die Solidarität zu verhindern.
Wir sehen also: Es bringt nichts, einzeln um höhere Einstufung zu betteln. Die halten einen hin und wollen einen nur zu Radfahrern machen.
Es bringt nichts, schneller zu schaffen, man macht sich kaputt, zwingt Andere zum Nachziehen und schließlich wird der Akkord ja doch raufgesetzt.
DER LOHNKAMPF IST EIN ENDLOSER VERTEIDIGUNGSKAMPF
Das Ziel der Kapitalisten ist: Die Arbeiter sollen mit Mann, Frau und Kind jeden Tag so lange und so schnell wie möglich schaffen und dafür so viel verdienen, daß sie gerade davon leben können. Dann haben die Kapitalisten ihren höchsten Profit.
Die Kapitalisten setzen Frauen und Ungelernte ein und drücken damit die durchschnittliche Lohnhöhe. Ein Kampf um höhere und gleiche Löhne ist ein Verteidigungskampf dagegen.
Die Kapitalisten steigern das Arbeitstempo und schrauben den Akkord immer höher. Der Lohnkampf hinkt hinterher.
Die Kapitalisten steigern Preise und Mieten. Wenn wir nicht mit Überstunden nachziehen wollen, müssen wir kämpfen.
Im reinen Lohnkampf bleibt der Arbeiter immer der Dumme. Der Kampf der Arbeiterklasse gegen das kapitalistische Lohnsystem besteht seit Geburt des Kapitalismus und endet erst mit der Zerschlagung des Kapitalismus.
Sollen wir also auf Streiks um Lohnerhöhungen verzichten? Nein. Streiks sind eine notwendige Kampfform der Arbeiterklasse.
NUR DIE KOMMUNISTISCHE PARTEI KANN DEN KAMPF DER ARBEITERKLASSE ERFOLGREICH FÜHREN!
Unter der Führung der verbotenen SPD erkämpfte die Arbeiterklasse Sozialleistungen wie Rente und Krankenfürsorge gegen die Kapitalisten und deren Handlanger Bismarck.
Mit Hilfe der KPD erkämpfte die Arbeiterklasse die 40-Stundenwoche gegen die Kapitalistenklasse und deren Handlanger, die SPD.
Die Arbeiterklasse hatte Erfolg, weil sie eine Partei hatte, die nicht auf halbem Weg stehen blieb, sondern kompromißlos für die Diktatur des Proletariats kämpfte.
Bisher ist es der Kapitalistenklasse in Deutschland immer wieder gelungen, die Partei der Arbeiterklasse zu zerschlagen, durch faschistische Unterdrückung und Bestechung der Führer.
Nach diesem Sieg konnte die Kapitalistenklasse immer wieder die Erfolge der Arbeiterklasse rückgängig machen, so wie sie es heute wieder tut.
Heute ist der erste Schritt der Aufbau der neuen Partei der Arbeiterklasse, einer Partei ohne bezahlte Funktionäre, der KPD/ML.
Endgültigen Erfolg haben wir erst, wenn wir den Staat der Kapitalisten zerschlagen und die Kapitalisten enteignen.
Wenn wir einen Arbeiterstaat schaffen, in dem es Demokratie für das Volk gibt und Diktatur gegen die Kapitalisten.
Diesen Staat müssen wir verteidigen gegen alle Angriffe der unterdrückten Kapitalistenklasse. Dann verhindern wir solche Rückfälle in das kapitalistische System wie in der Sowjetunion (SU, d.Vf.) und den von ihr beherrschten Satelliten. Erst in einem solchen Staat kann es einen gerechten Leistungslohn geben, denn es gibt keine Profite mehr. Die Kapitalisten werden unterdrückt.
Das ist das Ziel der KPD/ML.
KLASSENBEWUSSTE ARBEITER ORGANISIERT EUCH IN DER KPD/ML"
Q: KPD/ML-ZK-OG Frankfurt: Kolleginnen und Kollegen! Nieder mit dem Lohnsystem!, Frankfurt o.J. (1970)
16.07.1970:
Bei Adler Frankfurt findet, laut KPD/ML-ZK (vgl. 24.8.1970), eine Betriebsversammlung statt, die zum Rausschmiß des Kollegen Becker führt (vgl. 20.7.1970):"
Die Belegschaft hat ihre Forderungen auf der Betriebsversammlung am 16.7. aufgestellt. Am deutlichsten sprach Becker:
Frauen in die gleichen Lohngruppen wie die Männer!
Weg mit der Akkordschere!
Statt Überstunden Lohnerhöhungen, bei 40 Stunden muß das Geld langen!
Menschliche sanitäre Anlagen!
Schriftliche Bekanntmachung aller Verhandlungen des Vertrauensleutekörpers und des Betriebsrats!
13. Monatsgehalt.
So einig war die Adlerbelegschaft seit Jahren nicht mehr."
Q: KPD/ML-ZK-OG Frankfurt: Becker zurück in den Betrieb!, Frankfurt o.J. (Aug. 1970), S. 1
August 1970:
Die OG München der KPD/ML-ZK gibt vermutlich im August das folgende Flugblatt zur MTR der IGM heraus:"
KAMPF DEM LOHNRAUB!
…
Schluß mit den Unterschieden zwischen den einzelnen Lohngruppen oder Abteilungen, zwischen Tarif- und ausbezahltem Lohn, zwischen Löhnen von Hamburg und München! Schluß mit der Unterbezahlung von Frauen, Lehrlingen und ausländischen Arbeitern! Mit diesen Lohntricks, die von der Gewerkschaftsführung insgeheim unterstützt werden, spielen die Kapitalisten heimtückisch die Arbeiter gegeneinander aus.
Deswegen müssen wir nicht nur für eine kräftige Lohnerhöhung kämpfen, sondern auch für die folgende Forderung:
ANHEBUNG DER NIEDRIGEN AN DIE HÖHEREN LÖHNE, GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT!
Die Streiks im letzten September haben es gezeigt: als ganze Belegschaften und die Arbeiter ganzer Industriezweige zusammengehalten und gemeinsam für ihre Lohnforderungen gekämpft haben, als sie sich durch keine faulen Versprechungen von der Firmenleitung und der Geschäftsführung beirren ließen - da klappte es.
DIE ARBEITERKLASSE KANN DANN UND NUR DANN IHRE LOHNFORDERUNGEN VOLL UND GANZ DURCHSETZEN, WENN SIE GESCHLOSSEN KÄMPFT UND MASSIVEN DRUCK DAHINTER SETZT!"
Q: KPD/ML-ZK-OG München: Kampf dem Lohnraub!, München o.J. (Aug. 1970)
20.08.1970:
Von der KPD/ML-ZB werden "Richtlinien für September 1970" verabschiedet. Forderungen in diesem Zusammenhang sind:
- Streichung der Leichtlohngruppen!
- Weg mit den Altersabschlägen und Altersklassen!
- Urabstimmung vor Annahme jedes Verhandlungs- und Schlichtungsergebnisses!
Q: Der Parteiarbeiter Nr. 1, Bochum Aug. 1970
31.08.1970:
Bei Intermetall Freiburg beginnt, laut BKA Freiburg, um 10 Uhr 30 ein Streik von 20 Frauen in der Halle 4 an den Durchlauföfen gegen das Abstellen der Klimaanlage, an dem sich schließlich insgesamt fast 100 Frauen u.a. von den Glasdiodenschmelzautomaten und den Verschweißboxen eine halbe Stunde lang beteiligen. Im Zusammenhang mit dem Streik werden vom BKA die Leichtlohngruppen angegriffen:"
Kein Mann, der wegen 'besonders erschwerender Belastung' in Lohngruppe 7 eingestuft wurde, würde mit den 'geringen Belastungen' der Frauenlohngruppe 3 tauschen wollen, selbst dann nicht, wenn er das gleiche Geld wie vorher bekäme. Die eintönige und stumpfsinnige Maschinenarbeit bedeutet eine unerträgliche nervliche und seelische Belastung. Viele Frauen müssen dieselben einförmigen Arbeitsverrichtungen viele tausend mal am Tag, durch hohe Akkordsätze angetrieben, ausführen."
Q: Klassenkampf Nr. 1, Freiburg Sept. 1970, S. 4f
31.08.1970:
Die OG Frankfurt der KPD/ML-ZK gibt bei Adler vermutlich heute oder in dieser Woche das folgende Flugblatt heraus, das uns auch auf Italienisch und Spanisch vorlag:"
UNTERSCHRIFTENSAMMLUNG FÜR EINE ORDENTLICHE BETRIEBSVERSAMMLUNG!
Dieser Vorschlag wurde auf der Versammlung der Roten Betriebsgruppe der KPD/ML vom 27. August 1970 von den anwesenden Kollegen angenommen. Für diese Betriebsversammlung wurde folgende Tagesordnung vorgeschlagen:
Frauen in die gleichen Lohngruppen wie die Männer!
Weg mit der Akkordschere!
Statt Überstunden Lohnerhöhungen, bei 40 Stunden muß das Geld langen!
Menschliche sanitäre Anlagen!
Schriftliche Bekanntmachung aller Verhandlungen des Vertrauensleutekörpers und des Betriebsrats!
13. Monatsgehalt!
Vertrauensmann Becker zurück in den Betrieb!"
Q: KPD/ML-ZK-OG Frankfurt: Unterschriftensammlung für eine ordentliche Betriebsversammlung!, Frankfurt o.J. (1970); KPD/ML-ZK-OG Frankfurt: Raccolta di firme per un' assemblea ordniaria di fabbrica, Frankfurt o.J. (1970);KPD/ML-ZK-OG Frankfurt: Colleccion de firmas para una asemblea regular de fabrica!, Frankfurt o.J. (1970)
September 1970:
In Berlin-Spandau erscheint bei Orenstein und Koppel (O&K) durch die Betriebsgruppe O&K der Basisgruppe Spandau die 'O&K Solidarität - Rote Betriebskorrespondenz' Nr. 10 (vgl. Aug. 1970, März 1971). Die letzte Seite wird eingenommen von einem Flugblatt der Basisgruppe Spandau / Wedding zur Metalltarifrunde (vgl. Sept. 1970), welches die Abschaffung der Leichtlohngruppen, gleichen Lohn für Frauen und Männer, 1000 DM netto Mindestlohn sowie 1 DM netto mehr pro Stunde fordert.
Q: O&K Solidarität Nr. 10, Berlin Sept. 1970
September 1970:
In Berlin gibt die Betriebsgruppe Siemens der Basisgruppe Spandau ihre 'Siemens Solidarität - Rote Betriebskorrespondenz Gartenfeld' Nr. 6 (vgl. Aug. 1970, März 1971) für September heraus mit dem Artikel "Weg mit den Leichtlohngruppen!" der Frauen.
Q: Siemens Solidarität - Rote Betriebskorrespondenz Gartenfeld Nr. 6, Berlin Sept. 1970, S. 5
September 1970:
Der KB/ML Westberlin gibt die Nr. 2 seiner 'Kommunistischen Arbeiterzeitung' (KAZ - vgl. Aug. 1970, 29.9.1970) heraus mit einem Leitartikel zur Metalltarifrunde (MTR) der IGM: "Eine Mark mehr Effektivlohn für alle". Gefordert wird auch die Abschaffung der Leichtlohngruppen, in denen meist Frauen eingestuft sind.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2, Berlin Sept. 1970
September 1970:
In Bremerhaven erscheint erstmals die 'Arbeiterstimme', als Betriebsinformation des Sozialistischen Arbeiter- und Lehrlingszentrums (SALZ) Bremerhaven (vgl. 7.10.1970). Gefordert wird: "Gleicher Lohn für Mann und Frau!".
Q: Arbeiterstimme Sept. 1970, Bremerhaven Sept. 1970, S. 3ff
September 1970:
Es erscheint die Nr. 12 der 'Göttinger Betriebszeitung' - Informationen für Arbeitnehmer (vgl. Juli 1970, Nov. 1970) mit dem Leitartikel "Wir wollen mehr" der über die Mindestforderungen zur Metalltarifrunde (MTR) von Vertrauensleuten u.a. von Bosch, Feinprüf, Händler & Natermann, Isco und Zeiss nach 75 Pfennig mehr für alle Lohngruppen, einem 13. Monatsgehalt, Abschaffung der Lohngruppen 1 - 4 und Abschaffung der Ortsklassen berichtet.
Q: Göttinger Betriebszeitung Nr. 12, Göttingen Sept. 1970
01.09.1970:
'Die Rote Westfalenwalze' - Zeitung der Betriebszelle Westfalenhütte der KPD/ML-ZB erscheint erstmals auf der Hoesch Westfalenhütte in Dortmund (vgl. Okt. 1970). Im Leitartikel "Kampf dem SPD-Lohnraub! Für die volle Durchsetzung der gewerkschaftlichen Forderungen" heißt es:"
Am 30. September sind die Tarifverträge in der Metallindustrie abgelaufen. Für NRW fordert die IGM 15% mehr, in anderen Bezirken wird auch teilweise bis zu 20% mehr gefordert. Weiter haben einzelne Tarifkommissionen in den einzelnen Bezirken gefordert:
- Die Laufzeit soll 12 Monate nicht überschreiten. Sie soll zu einem einheitlichen Termin in allen Bezirken enden.
- Die Leistung aus dem Tarifvertrag für 'vermögensbildende Leistungen' darf auf die kommende Lohn- und Gehaltserhöhung nicht angerechnet werden.
- Mit der kommenden Tarifbewegung sind die sogenannten Leichtlohngruppen zu beseitigen.
- Regionale Tarifverhandlungen zur Stärkung der Kampfkraft.
…
Kollegen, die Forderungen der Gewerkschaft 15% Lohnerhöhung müssen mindestens durchgesetzt werden. Ebenso die Forderung nach der 12monatigen Laufzeit und Streichung der unteren Lohngruppen. Kollegen, die 15% Lohnerhöhung kann sich die Arbeiterklasse nur dann erkämpfen, wenn sie einheitlich vorgeht. Wir müssen alle Spalter der Arbeiterklasse schonungslos bekämpfen."
Q: Die Rote Westfalenwalze Nr. 1, Dortmund 1.9.1970
07.09.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet von der Metalltarifrunde (MTR) in NRW:"
Willi Michels, Vorstandsmitglied der IGM, der die Bezirksverhandlungen mit den Kapitalisten in NRW leiten wird, sagte ganz offen in einem Gespräch mit den Ruhrnachrichten, daß die IGM überzeugt ist, daß bei den Verhandlungen in NRW mindestens 12% herauskommen. Der IGM-Führung geht es also von vornherein nicht um die Durchsetzung der 15%. Ihr geht es darum, die Arbeiter zu beruhigen. Deshalb will Michels das 'Problem' in NRW möglichst schnell 'vom Tisch haben'. Dies liegt nach Michels auch durchaus im Interesse der Stahlindustrie. Gleichzeitig geht es der IGM auch darum, die SPD-Regierung zu schonen. Würden bei den Verhandlungen 15% mit einer Absicherung der Effektivverdienste und mit Anhebung der Leichtlohngruppen voll durchgesetzt werden, würde die IGM Krach mit der SPD bekommen. Die SPD muß nämlich als Vertreter des Monopolkapitals dafür sorgen, daß die Lohnerhöhungen in einem geringfügigen Rahmen bleiben, da sonst die Profite der westdeutschen Monopole verringert würden.
Ruhrnachrichten 7.9."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 31, Bochum 9.9.1970, S. 1f
15.09.1970:
Bei Opel Bochum gibt die Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB laut KPD/ML-ZK heute erstmals 'Die Presse' (vgl. 24.9.1970) mit folgendem Leitartikel heraus:"
SPD PLANT WEITERE STEUERERHÖHUNGEN
…
In der jetzigen Tarifrunde kommt es darauf an, möglichst viel herauszuschlagen. Die Gewerkschaft fordert:
- 15% effektive Lohnerhöhung,
- Wegfall der unteren Lohngruppen, die unsere Einheit verhindern sollen und den Kapitalisten noch höhere Profite durch gesteigerte Ausbeutung der Frauen, Jugendlichen und ausländischen Kollegen verschaffen."
An die Frauen wendet sich der nächste Artikel:"
AN ALLE KOLLEGINNEN!
Die IGM fordert für die jetzige Tarifrunde die Aufhebung der unteren Lohngruppen.
KÄMPFEN WIR FÜR DIE VOLLE DURCHSETZUNG DIESER FORDERUNG!
Wir machen die gleiche Arbeit wie die Männer, müssen uns bei der Arbeit genauso anstrengen und kriegen weniger Geld, die Preise und die Mieten aber sind für uns genau so hoch wie für die Männer. Die Gleichberechtigung steht zwar auf dem Papier, aber die Kapitalisten versuchen sie mit allen Tricks zu umgehen, um die Arbeiterklasse zu spalten. So wollen sie die Einheit der Arbeiterklasse und deren gemeinsame Kampfbereitschaft schwächen. Sie spielen die Männer gegen die Frauen aus, die Deutschen gegen Ausländer und die Erwachsenen gegen die Jugendlichen. So versuchen sie den Blick der Arbeiterklasse für ihren gemeinsamen Feind, die Kapitalistenklasse, zu trüben.
Die Aufhebung der unteren Lohngruppen erreichen wir nur, indem wir geschlossen für diese Forderung kämpfen! Mit unserer Kampfbereitschaft müssen wir die Vertrauensleute, Betriebsräte und Gewerkschaftsführer zur Durchsetzung zwingen! Nur so können wir einen neuen Umfall der Gewerkschaftsbonzen verhindern.
FÜR DIE EINHEIT DER ARBEITERKLASSE!
FÜR DIE VOLLE DURCHSETZUNG DER GEWERKSCHAFTLICHEN FORDERUNGEN!"
Q: Die Presse Nr. 1, Bochum o.J. (15.9.1970)
24.09.1970:
Die DKP berichtete:"
IM AUFTRAG VON 200 000 FRAUEN
ANTRÄGE ZUR IG-METALL-FRAUENKONFERENZ
Am 24. und 25. September 1970 findet in Dortmund die 7. Frauenkonferenz der IG Metall statt. Den Delegierten der 200 000 weiblichen Mitglieder dieser Industriegewerkschaft wird eine große Zahl von Anträgen zur Beratung vorliegen, die sich vorrangig mit dem Problem der ungleichen Bezahlung weiblicher Arbeitskräfte, der sozialen, bildungspolitischen und gesellschaftlichen Benachteiligung der Frauen beschäftigen.
Allein 27 der insgesamt 158 Anträge, die den Delegierten zur Beratung vorliegen werden, befassen sich mit Vorschlägen, wie endlich der vorhandenen, ungleichen Entlohnung der Frauen und Mädchen in der Metallindustrie der Kampf angesagt werden kann. So wird u.a. der Vorstand der IG Metall aufgefordert, auf die Tarifkommissionen einzuwirken, damit die unteren Lohngruppen angehoben und die Tätigkeitsmerkmale überprüft werden.
Im Antrag der Verwaltungsstelle Salzgitter heißt es wörtlich: Die Tarifverträge sind so abzufassen, 'daß das gleiche Entgelt für Männer und Frauen nicht nur formell, sondern auch tatsächlich garantiert wird', und daß 'keine Tätigkeitsmerkmale und -beschreibungen in die Tarifverträge aufgenommen werden, die zu ungleichem Entgelt für Männer und Frauen führen'.
LOHNGLEICHHEIT
In der Bundesrepublik liegt die Differenz zwischen Männer- und Frauenlöhnen noch immer bei 30, 3 Prozent. Das eigentliche Problem der Lohngleichheit liegt heute bei den Leichtlohngruppen, das heißt, daß Frauen, die gerade in der feinmechanischen und elektronischen Industrie hochqualifizierte Arbeit leisten, nach den untersten Lohngruppen bezahlt werden, Lohngruppen, in denen Männer überhaupt nicht zu finden sind. Diese verschleierten Frauenlohngruppen sind in der Metallindustrie noch immer vorhanden. Die vorliegenden Anträge widerspiegeln die Erwartung der in der IG Metall organisierten Frauen, daß von ihrer Gewerkschaft nach jahrelangen entsprechenden Forderungen dieser Unterbezahlung endlich der Kampf angesagt wird."
In einem anderen Bericht von R. K. heißt es:"
JETZT SIND WIR DRAN!
FRAUEN DER IG METALL FORDERN GLEICHE ENTLOHNUNG
'Jetzt sind wir dran' stand unter dem Titelbild einer Gewerkschaftszeitung. Auf dem Bild waren Arbeiter und Angestellte zu sehen, die mehr Lohn und Gehalt fordern. 'Der Titel ist gut', sagte Elfriede Tichy, eine der 213 Delegierten des 7. Frauenkongresses der IG Metall, 'aber trotz Lupe und Brille ist auf dem Bild keine Frau zu finden.' Dabei ist es allerhöchste Zeit, daß endlich einmal gesagt wird: 'Jetzt sind wir dran, wir, die berufstätigen Frauen!'
Gertrud Mahnke, vom IG-Metall-Vorstand lieferte in ihrem Referat über die Entlohnung der Frauen Beweismaterial in Hülle und Fülle für die Dringlichkeit dieser Forderung.
Trotz erzielter geringfügiger Anhebung der unteren Lohngruppen, in denen in der überwiegenden Mehrzahl Frauen und Mädchen zu finden sind, beträgt der Unterschied zwischen dem Durchschnittslohn der Männer und der Frauen in der Industrie einen ganzen Hundertmarkschein weniger für die Frauen.
UNTERNEHMERGRUNDSÄTZE
Die IG Metall verlangt überall, wie sie in den Tarifverträgen dazu frei sind, Verbesserungen in den untersten Lohngruppen (?, d.Vf.). Wie eine Untersuchung bei etwa einem Viertel aller in der Metallindustrie beschäftigten Arbeiterinnen zeigt, werden 60, 5 Prozent noch nach den beiden untersten Lohngruppen bezahlt.
Seit 17 Jahren ist der Grundsatz, gleichen Lohn für gleiche Arbeit gesetzlich verankert. Die Unternehmer mißachten das Gesetz. 'Sie versuchen noch immer zu teilen, um zu herrschen. Sie geben nur das, wozu sie sich gezwungen fühlen. Ihnen geht es nicht um die Menschen, sondern um ihre Machtpositionen und Profite', sagte Gertrud Mahnke.
Aber als eine der Ursachen, warum die Unternehmer weiterhin durch die Unterbezahlung der Frauen Extraprofite einstecken können, nannte sie auch das Verhalten der Frauen selbst, die sich zu wenig um ihre Rechte kümmern. Es sie dies das Produkt der Erziehung und der gesellschaftlichen Verhältnisse, die den Frauen trotz ihrer großen Leistungen in der Wirtschaft noch immer nur eine 'dienende' oder 'mit'verdienende Rolle zugestehe.
Die Streikbewegungen im vergangenen Herbst haben endlich auch die Frauen aufgerüttelt. Sie fordern, und das kam auch in den vielen Anträgen der Konferenz zum Ausdruck, die Streichung der unteren Lohngruppen, und die Verwirklichung von Chancengleichheit von Mann und Frau. 'Die bisher friedlich waren, sind es nun nicht mehr' und wir, die Gewerkschaften unterstützen diese heilsame Unruhe, formulierte Gertrud Mahnke für das Stammbuch der Unternehmer."
Q: Unsere Zeit Nr. 36, 40 und 41, Essen 5.9.1970, 3.10.1970 bzw. 10.10.1970, S. 20, S. 5 bzw. S. 20
24.09.1970:
Bei Opel Bochum gibt die Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB ein Extrablatt ihrer 'Presse' (vgl. 15.9.1970, 25.9.1970) heraus:"
HEUTE BETRIEBSRÄTEVOLLKONFERENZ
ZWINGEN WIR DIE BETRIEBSRÄTE DURCH UNSERE KAMPFBEREITSCHAFT ZUM VOLLEN EINSATZ FÜR UNSERE FORDERUNGEN
…
EUGEN LODERER, stellvertretender IGM-Vorsitzender, spricht Freitag 9 Uhr über die Durchsetzung unserer Forderungen im Tarifkampf. Kürzlich erklärte Loderer noch lauthals in Lübeck: Die Tarifbewegung wird beweisen, wie frei und unabhängig die IGM AUCH GEGENÜBER BONN die Interessen ihrer Mitglieder zu wahren weiß. - AUCH GEGENÜBER BONN! Das heißt doch wohl: gegenüber der Lohnraubpolitik der Regierung sind 15% Lohnerhöhung, Wegfall der unteren Lohngruppen und Absicherung von 6 DM Mindestlohn unsere Mindestforderungen, damit wir die wachsenden Steuern und Lebenshaltungskosten wenigstens etwas ausgleichen können!"
Q: Die Presse Extrablatt Heute Betriebsrätevollkonferenz, Bochum o.J. (24.9.1970)
26.09.1970:
Die KPD/ML-ZB veröffentlicht, nach eigenen Angaben, heute ein auf September datiertes Extrablatt ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 26.8.1970, 23.11.1970) zur Metalltarifrunde (MTR). U.a. heißt es im Aufruf des Zentralbüros:"
Kampf dem Lohnraub! Gegen die Verrätereien der SPD-Regierung - Die Geschlossene Kampffront der Arbeiterklasse! Weg mit dem Lohnraubprogramm der SPD-Regierung! Sofortige Zurückzahlung der 10%-Lohnraubsteuer! 15% effektive Lohnerhöhung! Arbeiter! Kämpft gegen die Versuche der Kapitalisten, die Arbeiterklasse durch Entlassungen und Lohnkürzungen für die herannahende Krise zahlen zu lassen. Deshalb: Absicherung des Effektivlohnes durch 6 DM Mindestlohnes! Und hohe Wachsamkeit gegen die Entlassungen und Willkürakte der Kapitalisten. Kämpft gegen Lohnkürzungen und Entlassungen. Arbeiter! Nur die Einheit der Arbeiterklasse führt zum Sieg. Es gibt zahlreiche Spalter der Arbeiterklasse. Gegen sie müssen wir kämpfen und die Einheit der Arbeiterklasse herstellen. Deshalb gegen die Spalter der Arbeiterklasse: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Streichung der sogenannten Leichtlohngruppen! Weg mit den Alterszuschlägen und Altersklassen! Für die Einheit der Arbeiterklasse!"
Q: Rote Fahne Extrablatt und Nr. 6, Bochum Sept. 1970 bzw. 21.12.1970
27.09.1970:
Die DKP berichtet, es "wurde im Tarifbezirk Hessen die Unternehmerfront zum erstenmal aufgebrochen, und es kam in der Nacht zum Sonntag zu einem neuen Tarifabschluß für die dortigen 300 000 Beschäftigten.
Gegen drei Stimmen billigte die große Tarifkommission der IG Metall in Hessen folgendes Ergebnis: Mit einer Laufzeit von einem Jahr wird ab 1. Oktober der Ecklohn von von 4, 17 DM vorab zur Sicherung übertariflicher Zahlungen auf 4, 36 DM angehoben. Auf diese 4, 36 DM erfolgt eine effektive Lohnerhöhung um 10 Prozent auf 4, 80 DM/Std. Die Angestellten erhalten ebenfalls eine effektive Gehaltserhöhung von zehn Prozent. Die Leistungszulage wird bei den Arbeitern von 7, 5 auf 10 und bei den Angestellten von 5 auf 7, 5 Prozent erhöht. Die Nachtzuschläge verbessern sich bei Arbeitern und Angestellten von 10 auf 15 Prozent. Die Altersabschläge werden so geregelt, daß unter 18jährige 75 Prozent, über 18jährige den vollen Lohn erhalten. Es wird eine Kommission gebildet, die die Voraussetzungen dafür schafft, die sogenannten Leichtlohngruppen zu beseitigen. Die Auszubildenden erhalten je nach Lehrjahren Aufbesserungen zwischen 44 und 49 DM."
Q: Unsere Zeit Nr. 40, Essen 3.10.1970, S. 1
28.09.1970:
Vermutlich in dieser Woche gibt in Freiburg der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) die Nr. 2 seiner Zeitung 'Klassenkampf' (vgl. Sept. 1970, 12.10.1970) heraus. Gefordert wird:"
Tarifliche Absicherung der Effektivlöhne und für alle eine Mark mehr pro Stunde
Abschaffung der Leichtlohngruppen (0 - 3)
Gleicher Lohn für Männer und Frauen".
Q: Klassenkampf Nr. 2, Freiburg Sept. 1970
28.09.1970:
Heute beteiligen sich, laut 'EXI', 430 in einem Betrieb in Göttingen an einem Warnstreik im Rahmen der Metalltarifrunde (MTR).
Die 'Göttinger Betriebszeitung' (vgl. Nov. 1970) berichtet:"
Auch in Göttingen und Uslar wurde gestreikt.
Am 28.9.70 stellten die Kollegen bei Feinprüf in Göttingen und der Sollinger Hütte in Uslar die Maschinen ab. Sie streikten für eine harte, kompromißlose Verhandlungsführung der IGM in Hannover. Bei Feinprüf wurde nicht für 10 % , sondern für 15 % als absolute Mindestforderung gestreikt. Die Kollegen der Sollinger Hütte streikten für die Forderungen, die die Vertrauensleute aufgestellt hatten: Abschaffung der Ortsklassen, 75 Pfg für alle, 13. Monatseinkommen, Abschaffung der Lohngruppen 1 - 4."
Q: Express International Nr. 108, Frankfurt 30.10.1970, S. 4; Göttinger Betriebszeitung Nr. 13/14, Göttingen Nov. 1970, S. 4
28.09.1970:
Die Nr. 7 des 'Roten Kabels' (vgl. Aug. 1970) der KPD/ML-ZB und KJVD Betriebsgruppe Kabelwerke Reinshagen Bochum erscheint in dieser Woche datiert auf September mit folgendem Leitartikel zur Metalltarifrunde (MTR):"
KAMPF FÜR DIE VOLLE DURCHSETZUNG DER FORDERUNGEN
…
Die Forderungen der IGM liegen auf dem Tisch:
1. 15% MEHR LOHN!
2. TARIFLICHE ABSICHERUNG DER EFFEKTIVLÖHNE!
Der Effektivlohn, den man tatsächlich in der Tüte hat, liegt überall höher als der Tariflohn, der einem zusteht. Die betrieblichen Zulagen können jederzeit gestrichen werden.
Damit überhaupt eine effektive Lohnerhöhung herauskommt, muß man von dem tatsächlich gezahlten Lohn ausgehen; deshalb fordert die IGM die Vorweg-Anhebung der Ecklöhne und die Erhöhung der tariflichen Leistungszulagen.
3. STREICHUNG DER UNTEREN LOHNGRUPPEN!
In den unteren Lohngruppen arbeiten vorwiegend Frauen für einen Lohn von 3, 35 DM gleich Lohngruppe 1 bis 3, 79 DM gleich Lohngruppe 4. Bei Reinshagen sind sogar fast alle in der ALLERUNTERSTEN Lohngruppe, die es gibt, nämlich 1, während bei Opel eine ungelernte Arbeiterin gleich in die 4. Gruppe kommt."
Q: Rotes Kabel Nr. 7, Bochum Sept. 1970
30.09.1970:
Bei DWM Berlin erscheint 'Der rote Weichensteller' (vgl. Sept. 1970, Okt. 1970) als Betriebszeitung der Betriebsgruppe DWM als Sonderdruck zur Metalltarifrunde (MTR). Gefordert wird:"
Mindestens 15 % Lohnerhöhung!
Abschaffung der Leichtlohngruppe 01 und 02!
Anhebung der Löhne auf das westdeutsche Niveau!
Absicherung der Effektivlöhne!"
Q: Der rote Weichensteller Sonderdruck Kampfstärke beweisen! Heute Sternfahrt zur Kongresshalle, Berlin 30.9.1970
02.10.1970:
Die OG München der KPD/ML-ZK gibt vermutlich heute das folgende Flugblatt zur MTR der IGM heraus:"
HEIMTÜCKISCHE SPALTUNGSMANÖVER
'WAS UNTERSCHEIDET DIE UNTERNEHMER VON DER MAFIA? GAR NICHTS.'
…
Jetzt gilt es zu fordern: Keinen Pfennig runter von den Mindestforderungen: Vorweganhebung auf 4, 50 DM (wie in Bremen)! 10% IST EIN HOHN - 15% HOLEN WIR SCHON!!
Aufhebung der Leichtlohngruppen!"
Q: KPD/ML-ZK-OG München: Heimtückische Spaltungsmanöver, München o.J. (Okt. 1970)
03.10.1970:
Die Nr. 38 (vgl. 30.9.1970, 7.10.1970) des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD widmet sich unter der Schlagzeile "Gegen die Kapitalisten und Gewerkschaftsbonzen - für volle 15 %" zunächst der Metalltarifrunde (MTR):"
In mehreren Tarifgebieten ist es den Kapitalisten jetzt bereits gemeinsam mit den verräterischen rechten Gewerkschaftsführern gelungen, die Arbeiter über's Ohr zu hauen und 10% zu vereinbaren.
Niedersachsen: 10% Lohnerhöhung und Vorweganhebung des Ecklohns auf 4, 38 DM, Erhöhung des Leistungszuschlags für Zeitlöhner auf 12, 5%, Verbesserung der Relationen der unteren Lohngruppen zum Ecklohn; für Angestellte: Erhöhung der Tarifgehälter um 10%, Erhöhung der Leistungszulage auf 7, 5% und Vorweganhebung der Meistergehälter und Verbesserungen bei den unteren Gehaltsgruppen; Wegfall der Ortsklassenabschläge ab 1.Apr.71. Laufzeit 12 Monate.
Rheinland-Rheinhessen, Pfalz: 10%
Berlin: Lohnerhöhung 10%, Vorweganhebung des Ecklohnes auf 4, 39 und strukturelle Verbesserungen für untere Lohngruppen."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 38, Bochum 3.10.1970
05.10.1970:
Die Sozialistische Betriebsgruppe (SBG) SBG Regensburg gibt vermutlich heute die Nr. 1 ihrer Zeitung 'Arbeitersache' (vgl. 1.5.1970, Nov. 1970) heraus mit dem Artikel "Gleicher Lohn für Männer und Frauen!" zur Abschaffung der Leichtlohngruppen 1, 2 und 3, wobei aufgefordert wird: "Siemens-Arbeiterinnen: Berichtet über eure Situation an die ARBEITERSACHE! Information ist der erste Schritt zur Beseitigung von Mißständen."
Q: Arbeitersache Nr. 1, Regensburg Okt. 1970, S. 7
05.10.1970:
Die DKP berichtet vermutlich aus dieser Woche über die GHK:"
Die Gewerkschaft Holz und Kunststoff setzte für die 70 000 Arbeiter des Tischlerhandwerks in Nordrhein-Westfalen eine Lohnerhöhung von 12, 3 Prozent durch. Die Ecklöhne werden ab 1. Oktober um 50 Pfennig und ab 1. Februar 1971 um weitere 21 Pfennig auf 5, 95 DM angehoben.
Alle Lohngruppen unterhalb dieses Facharbeiter-Ecklohnes werden um weitere 2 Prozent angehoben."
Q: Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr. 42, Düsseldorf 10.10.1970, S. 16
16.12.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet heute:"
Zum 31.12. sind die Manteltarife der IG Chemie im Bundesgebiet gekündigt. Es geht dabei um folgende Forderungen (Gewerkschaftspost 9/70): einheitlicher Manteltarif für Arbeiter und Angestellte, neue Lohngruppen und Erschwerniszulagen und ein neues Schlichtungsabkommen. Außerdem wollen die IG-Chemie-Bonzen den Bundesmanteltarifvertrag in Regionaltarifverträge aufspalten.
Die KPD/ML stellt dabei folgende Forderungen auf:
…
2. Streichung der Leichtlohngruppen und der unteren Lohngruppen. Diese Forderung ist wichtig in Frauenbetrieben, unter ausländischen Arbeitern und gegen die Stufenausbildung. Sie gilt für uns unter der Parole der Einheit der Arbeiterklasse. …"
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 59, Bochum 16.12.1970, S. 5f