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Der Erste Kongress der RGO der KPD am 14.4.1973

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 4.12.2007

Foto: Der Erste Kongress der RGO der KPD am 14.4.1973 (Quelle: Dem Volke dienen)

Die KPD, die gerade äußerst publikumswirksam die Bonner Rathausbesetzung mitorganisiert hatte, wobei fraglich ist, wie lange im Voraus dies geplant war, versuchte sich auf dem Ersten Kongreß oppositioneller Gewerkschafter als der Kern der kämpferischen Kollegen einerseits und als das bundesweit führende Zentrum aller revolutionären Kommunisten andererseits zu profilieren. Die langen Listen der Betriebe, von denen Teilnehmer stammten, mögen beeindruckend erschienen sein, es bleibt allerdings fraglich, wie zahlreich die jeweiligen Belegschaften vertreten waren, bei über 500 Anwesenden aus 120 Betrieben kann es im Durchschnitt ja kaum zu mehr als einer Handvoll gereicht haben. In Dortmund fand der Kongress nicht von ungefähr statt, sollte doch vermutlich gerade im Ruhrgebiet die proletarische Partei in den Vordergrund gestellt werden. Andererseits diente der Kongress der Vorbereitung der zentralen KPD-Demonstration zum 1.Mai 1973 in Dortmund, die wie viele weitere Aktionen in NRW vom Verbot betroffen wurde. Auch das Verbot der KPD wurde damals lautstark gefordert, während sich in den Gewerkschaften die Ausschlüsse gegen vermeintliche Linksradikale vermehrten, wobei oft eine angebliche Affinität zur RGO als Begründung diente. Der medienwirksame (vgl. 16.4.1973) RGO-Kongreß mag dies befördert haben, zumindest erfolgt der Unvereinbarkeitsbeschluss (UVB) der IG Metall prompt nach dem Kongress (vgl. 16.4.1973).

Die KPD protestiert (vgl. 17.4.1973) und propagiert den Kongress auch bei den Bündnisschichten (vgl. 23.4.1973), sieht die 'Bonzen' in den Gewerkschaften in Bedrängnis (vgl. 23.4.1973, 1.5.1973), sich selbst als die führende Kraft (vgl. 25.4.1973).

Bei den auf dem Kongress vorgelegten Thesen fällt vor allem auf, dass die Bedeutung der ausländischen Beschäftigten erkannt wurde, sollten diese doch die entscheidende Rolle bei den Streiks und Betriebsbesetzungen im Sommer 1973 spielen.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

01.04.1973:
Die KPD berichtet (vgl. 14.4.1973):"
RGO-KONGRESS IN DORTMUND!
15. APRIL, 10 UHR 30, GROSSVERANSTALTUNG IM 'SAALBAU-MENGEDE'

Zusammen mit dem am Sonntag in Dortmund gegründeten Vorbereitungskomitee oppositioneller Gewerkschafter aus den Einzelgewerkschaften IG Metall (IGM,d.Vf.), IG Chemie (CPK,d.Vf.), IG DRUPA, IG Bergbau und Energie (IGBE,d.Vf.), ÖTV u.a. bereitet die Gewerkschaftsabteilung des ZK der KPD einen kämpferischen Kongreß revolutionärer Gewerkschafter am 14./15. April in Dortmund vor. Höhepunkt und Abschluß des Kongresses wird eine Großveranstaltung am 15. April um 10 Uhr 30 bilden, auf der über die Ergebnisse der Tagungen am Vortag berichtet wird, wo klassenbewußte Betriebsräte, Vertrauensleute, Jugendvertreter sowie ausländische Kollegen und Genossen das Wort ergreifen werden. Bisher haben schon mehrere hundert Gewerkschafter aus allen Teilen der BRD und Westberlins ihre Teilnahme zugesichert, unter ihnen auch alte Genossen, die schon vor über 40 Jahren in der alten RGO gekämpft haben. Nach der nationalen Konferenz oppositioneller Gewerkschafter vom 17.5.1972 wird dieser Kongreß einen weiteren großen Schritt für den Zusammenschluß der oppositionellen Gewerkschafter gegen Monopolkapital und Gewerkschaftsbonzen bedeuten. Gleichzeitig werden die Kollegen und Genossen diesen Kongreß zur Propagierung der machtvollen Maidemonstrationen in Dortmund, Hamburg, Stuttgart, Westberlin, Frankfurt und München nutzen. Wir sind sicher, daß die Kollegen und Genossen während ihrer Anwesenheit die Provokationen der Revisionisten (DKP,d.Vf.) zurückweisen, die es wagen, am 14. April in Dortmund eine heuchlerische 'Solidaritätsveranstaltung' gegen die Berufsverbote (BV,d.Vf.) zu inszenieren.

Das Vorbereitungskomitee ist sofort über das Telefon der Parteizentrale (...) zu erreichen. Mo., Mi. Frei 19 - 20 Uhr. Vorwärts beim Aufbau der RGO!"
=Rote Fahne Nr.14,Dortmund 4.4.1973,S.1

14.04.1973:
In Dortmund-Mengede beginnt der zweitägige erste nationale Kongreß oppositioneller Gewerkschafter bzw. der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO) im Saalbau (vgl. 1.4.1973, 16.4.1973), der, laut der aufrufenden KPD, von über 500 Gewerkschaftern besucht wird, die sich für die "Stärkung der Revolutionären Gewerkschaftsopposition" ausgesprochen hätten. Sie kamen aus 120 Betrieben der Organisationsbereiche der IGM, ÖTV, DruPa, IGBE, IGBSE, GdED, DPG, GTB, HBV, GHK und Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB) der DDR, zuständig für die Westberliner Reichsbahn.

Teilnehmer kamen u.a. von Opel Bochum, Springer Hamburg, Daimler, VW, Mannesmann Duisburg-Huckingen, Hoesch Dortmund und von der Jugendvertretung Mannesmann Düsseldorf-Lierenfeld.

Dieser Kongreß wird auch als RGO-Kongreß bezeichnet, obwohl die KPD, im Gegensatz zur KPD/ML, keine Organisation dieses Namens aufbaut, sondern sich mit einer Zeitschrift 'Revolutionäre Gewerkschaftsopposition' und einem Koordinationskomitee der Gruppen oppositioneller Gewerkschafter (GOG) begnügt. Aufgerufen wird u.a. mit einem Flugblatt. Der Kongreß steht unter der Parole: "Stärkt die RGO!". Er propagiert den Aufbau von Gruppen oppositioneller Gewerkschafter. Der Kongreß setzt sich weiter für die bisherige Linie in der Gewerkschaftsarbeit ein, für eine Fortsetzung der oppositionellen Arbeit.

Berichtet wird über diesen Kongreß u.a. durch das Komitee Hände weg von der KPD (vgl. 23.6.1973) und in:
- Baden-Württemberg im IGM-Bereich bei WMF Geislingen (vgl. 16.4.1973);
- Berlin im IGM-Bereich bei DeTeWe (vgl. **.5.1973), KWU (vgl. 27.4.1973) und SEL (vgl. **.2.1974);
- in NRW in Dortmund im IGM-Bereich bei Hoesch (vgl. 24.4.1973), von der KPD (vgl. 23.4.193), vom KSV (vgl. 20.4.1973) und vom Komitee Hände weg von der KPD (vgl. 18.6.1973).

In der 'Revolutionäre Gewerkschaftsopposition' (RGO - vgl. 1.5.1973), die von der Gewerkschaftsabteilung des ZK der KPD herausgegeben wird, heißt es:"
Auf Einladung der Gewerkschaftsabteilung des ZK der KPD fanden sich am letzten Wochenende in Dortmund über 500 Gewerkschafter, Betriebsräte, Vertrauensleute und Jugendvertreter zum Nationalen Kongreß der revolutionären Gewerkschaftsopposition ein. Die Kollegen und Genossen aus 120 Betrieben kamen aus den Einzelgewerkschaften IG Metall, IG Druck und Papier, Gewerkschaft ÖTV, IG Bergbau und Energie, IG Bau Steine Erden, Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands, Deutsche Postgewerkschaft, Gewerkschaft Textil und Bekleidung, Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, Gewerkschaft Holz und dem unter SED-Führung stehenden FDGB. Sie erklärten ihre feste Entschlossenheit, alle klassenbewußten Kollegen im revolutionären Kampf gegen Monopolkapital und Gewerkschaftsführer zusammenzuschließen."

In der 'Roten Fahne' (RF) erstattet die KPD einen:"
BERICHT ÜBER DIE 4 EINZELKONFERENZEN DES 1. TAGES:

Nachdem ein Teil der Kongreßteilnehmer an einer Gegenkundgebung gegen die heuchlerische 'Solidaritäts'aktion der DKP-Führer mit entlassenen Arbeitern und Lehrern auf dem Alten Markt teilgenommen hatte, versammelten sich die oppositionellen Gewerkschafter am Samstagnachmittag im Saalbau in Dortmund-Mengede.

Die Kongreßteilnehmer teilten sich auf in 4 nach den Einzelgewerkschaften aufgeteilten Konferenzen, um die Thesen des ZK der KPD zum Aufbau der revolutionären Gewerkschaftsopposition und die besonderen Bedingungen des Kampfes in den einzelnen Gewerkschaften zu diskutieren.

In den Thesen gibt das Zentralkomitee eine Einschätzung der Etappen und erläutert die nächsten Aufgaben der revolutionären Gewerkschaftsopposition.

'Das westdeutsche Monopolkapital ist heute weit stärker als 1969 gezwungen, für den erneuten konjunkturellen Aufschwung seiner Profitmacherei die Ausbeutung der Arbeiterklasse und der übrigen Werktätigen innerhalb und außerhalb der Betriebe zu verschärfen. Die Sozialdemokratie ist gegenwärtig die aktivste Vorkämpferin dieser imperialistischen Interessen. Eines der entscheidenden Mittel, dessen sich die SPD zur Durchsetzung dieser Politik bedient, sind die oberen Gewerkschaftsapparate.'

Die These, daß demgegenüber die Organisierung selbständiger Streikkämpfe ohne und gegen die Gewerkschaftsführer eine hauptsächliche Aufgabe der revolutionären Gewerkschaftsopposition ist, fand auf allen 4 Konferenzen lebhafte Zustimmung.

- Die Metaller diskutierten die Erfahrungen der außertariflichen Lohnkämpfe vor allem bei Hoesch und Mannesmann-Huckingen. Sie stellten fest, daß die Abschlüsse von 8,5 Prozent und 46 Pfennig nicht reichen, um in diesem Jahr über die Runden zu kommen. Es gilt jetzt, alle Kräfte zu konzentrieren, damit die Kollegen angesichts dieser Entwicklung nicht resignieren, sondern sich zum solidarischen Kampf gegen Monopolkapital und Gewerkschaftsbonzen zusammenschließen. Die von der arbeiterfeindlichen Brandt-Regierung betriebene Ausplünderungspolitik muß zum Anlaß genommen werden, den Kämpfen eine politische, über den einzelnen Betrieb hinausweisende Stoßrichtung zu geben.

- Automobilarbeiter aus den Betrieben Daimler, Opel, Ford und VW hoben in ihren Beiträgen hervor, daß gerade in ihren Bereichen stärker als bisher der Kampf gegen die kapitalistische Rationalisierung und ihre Folgen geführt werden muß, z.B. gegen die Einführung der ausbeuterischen Arbeitsbewertungssysteme wie MTM.

- Die Drucker und Setzer nahmen in ihrer Konferenz zum Ausgangspunkt, daß in den letzten Wochen in ihrer Branche zum ersten Mal seit 1952 gestreikt wurde. Sie entlarvten den 10,8 Prozent-Abschluß als unzureichend und bekundeten ihre Entschlossenheit, auch angesichts der reaktionären 75 Prozent-Klausel während und nach der Urabstimmung die Bewegung gegen diesen verräterischen Abschluß zu verbreitern. Gerade aufgrund der Berichte der Kollegen von Axel Springer wurde klar: 40 DM pro Woche, diese Forderung steht nach wie vor für die Druckindustrie. Die Kollegen verabschiedeten eine entsprechende Resolution, die in dieser Woche vor den Druckbetrieben verteilt wird.

- Auch die Kollegen der IG Chemie diskutierten vor allem über die aktuelle Tarifsituation. Hier steht die Bundesschlichtung bevor, die Gewerkschaftsführer werden von sich aus allenfalls Punktstreiks durchführen, hier kommt es darauf an, Streikausschüsse zu bilden, die von der Bevormund der Gewerkschaftsführer befreien.

- Die Kollegen der ÖTV setzen nach dem Lohnraubabschluß in ihrem Bereich den Schwerpunkt ihrer Arbeit jetzt darauf, mit Mai-Ausschüssen im ÖTV-Bereich die oppositionelle Arbeit voranzutreiben.

Einen wesentlichen Diskussionspunkt bei allen 4 Konferenzen stellten die nächsten organisatorischen Aufgaben der revolutionären Gewerkschaftsopposition dar. Dazu führten die Genossen der Gewerkschaftsabteilung des ZK der Partei aus". Es folgt ein Auszug aus dem Text "Zur selbständigen Streikführung" (s.u.) von 'Eine eigenständige' bis zu 'gewerkschaftsoppositionelle Gruppen aufzubauen' und weiter heißt es:"
Dieser Plan wurde auf den 4 Konferenzen diskutiert und für die einzelnen Betriebe die Bedingungen für den Aufbau solcher Gruppen geprüft.

Nach einer vorläufigen Zusammenfassung der Diskussionsergebnisse trafen die Teilnehmer aller 4 Konferenzen dann am Abend wieder zu einem gemeinsamen Umtrunk im Saalbau zusammen."

Anscheinend von der Metallerkonferenz berichtet die RF:"
VORFRISTIGE KÜNDIGUNG DER TARIFVERTRÄGE!

Der 46 Pfg.- bzw. der 8,5 Prozent-Abschluß in der Stahl- und Metallindustrie ist ein so offensichtlicher Verrat der Interessen der Arbeiter, daß praktisch unmittelbar nach dem Abschluß in einer Reihe von Betrieben neue Lohnkämpfe ausbrachen. Die Streiks bei Hoesch und Mannesmann sind nicht das Ende der Tarifrunde, sondern der Anfang einer Bewegung zur vorfristigen Kündigung der Tarife.

Diese Forderung wird in der gesamten Branche von oppositionellen Gewerkschaftern erhoben und von den Arbeitermassen unterstützt. Die Gewerkschaftsführung sieht sich nun, nachdem sie den streikenden Hoesch- und Mannesmannarbeitern unverblümt in den Rücken fiel, der Gefahr allgemeiner Kampfaktionen in der Branche gegenüber, die sich nicht so leicht eindämmen und abwiegeln lassen. Sie muß den wachsenden Einfluß der RGO in dieser Bewegung fürchten. Daher verlegt sie sich aufs taktieren.

Loderer reist im Ruhrgebiet von Ortsverwaltung zu Ortsverwaltung, um seine Unteroffiziere zu instruieren. Judith versucht das Gleiche mit den Vertrauensleutekörpern.

Gleichzeitig gaukelt Loderer in Interviews und Artikeln vor, der IG Metallvorstand würde die vorfristige Kündigung ernsthaft prüfen. In seiner Spalterlogik behauptete er, die Unzufriedenheit mit dem Tarifabschluß käme daher, weil durch die lineare Lohnsteigerung die bessergestellten Lohngruppen zu wenig angehoben worden wären. Die Forderung nach 150 DM mehr für alle, die jetzt wieder, nachdem die Gewerkschaftsführung sie gebannt zu haben glaubte, aufgestellt wird und die Streikforderung der Hoescharbeiter nach 14 Pfg. mehr für alle beweisen das Gegenteil. Die Arbeiter sind nicht über den linearen Abschluß, sondern über seine unglaubliche Geringfügigkeit empört.

Die Taktik von Loderer geht nicht auf eine Vorverlegung der Tarifrunde, diese Reden sind Manöver. Die IG Metallführung hat etwas anderes vor: Sie will die Aufmerksamkeit der Arbeiter durch die jetzt anstehende Kündigung des Manteltarifvertrags von ihren Lohnforderungen ablenken. Die Aufsplitterung der Tarifverträge als Spaltungs- und Verzettelungsmittel soll jetzt wieder gute Dienste leisten.

Die Genossen der RGO sind darauf vorbereitet, diese Winkelzüge zu vereiteln. Ein Genosse aus der Stahlindustrie führte aus:

'Keine Spaltung zwischen Eisen- und metallverarbeitender Industrie bei den Manteltarifverhandlungen. Bei allen Auseinandersetzungen zu den Manteltarifverhandlungen die Forderung der Lohntarife einbringen. Sich nicht nur auf die Vorverlegung der Tarifrunde beschränken, sondern ständig das Mittel außertariflicher Streiks einsetzen, gegen den die Gewerkschaftsführung auf Grund ihrer Rolle im sozialdemokratisch regierten Staat vorgehen wird.'"

Gewisse Ähnlichkeiten dieser Ausführungen mit den "Thesen zur Arbeit in der IG Metall" (s.u.) der eigenen Gewerkschaftsabteilung des ZK sind kaum zu übersehen.

Auch in der 'RGO' erscheint der zweite Teil des Artikels aus der RF:"
HINEIN IN DIE GEWERKSCHAFTEN!
STÄRKT DIE RGO!

Neben den 500 Teilnehmern der Konferenzen am Vortage hatten sich noch zahlreiche Kollegen und Gäste neu eingefunden, so daß im Saal kein Platz mehr frei war.

Gleich nach der Begrüßung überbrachte ein Vertrauensmann des Axel-Springer Verlages die solidarischen Grüße der oppositionellen Kollegen seines Betriebes, der im Zentrum der jüngsten Streikaktionen gestanden hatte. Die Genossen der Gewerkschaftsabteilung des ZK faßten noch einmal die strategische Linie der Partei zu den Bedingungen der außertariflichen Streikkämpfe und den nächsten organisatorischen Aufgaben der revolutionären Gewerkschaftsopposition zusammen. Immer wieder erklangen Sprechchöre 'Hoch lebe die KPD'. Die Begeisterung sämtlicher Kollegen und Genossen für die Partei bewies erneut, daß die revolutionären Gewerkschafter klar erkannt haben, daß der umfassende politische Kampf nur durch die revolutionäre Partei angeleitet werden kann. Sie zeigte aber auch, daß Parteigenossen den Kern der revolutionären Gewerkschaftsopposition bilden. Der Beitrag des fristlos entlassenen Jugendvertreters von MM-Lierenfeld machte deutlich, daß die Bonzen diese Tatsache erkannt haben und ihren Ausschlußterror vor allem gegen Kommunisten richten. Stürmischen Beifall erhielt der Genosse Paul Schüchner aus Berlin, der schon vor über 40 Jahren als KPD-Mitglied in der alten RGO kämpfte.

Der 75jährige Genosse, der als Ehrengast am Podium saß, rief den Genossen und Kollegen zu: 'Dieser Kongreß zeigt, daß die junge KPD auf dem richten Weg ist. Ich bin sicher, daß wir wieder wie früher die Arbeitermassen für unsere revolutionäre Sache gewinnen werden.'

Ein anderer Höhepunkt des Kongresses war die Rede des Kollegen Rudi Wischnewski, fristlos entlassener Opel-Betriebsrat. Mutig und entschlossen berichtete er ausführlich über seinen Kampf gegen die Perschke-Clique bei Opel-Bochum. Er bedankte sich für die zahlreichen Spenden und betonte, er sei optimistisch hinsichtlich seines Prozesses beim Arbeitsgericht. Gestützt auf die Solidarität der Kollegen und vertreten durch einen Anwalt der Roten Hilfe (RH,d.Vf.) wird er auch vor Gericht genauso entschlossen wie vor ihm der Andres Lara auftreten. Auch bei dieser Veranstaltung wurde eine große Solidaritätsspende für Rudi Wischnewski gesammelt. Der Beitrag eines Daimler-Benz Genossen zeigte, daß auch in anderen Automobilwerken die oppositionelle Kampffront gestärkt ist. War der Hauptstoß dieses Kongresses gegen die SPD-Regierung und die von ihr beherrschten Gewerkschaftsapparate gerichtet, so wurde aber auch den Revisionisten eine klare Abfuhr erteilt. Spontan sprang ein Genosse aus Siegen, der 5 Jahre DKP-Mitglied war, auf und erklärte seinen Austritt aus dieser Partei, als er erfuhr, daß die Revisionistenhäuptlinge in ihrer Hetze gegen die antiimperialistische Aktion in Bonn (vgl. 10.4.1973,d.Vf.) selbst die BZ noch übertreffen. Ein junger Genosse von MM-Huckingen, der seit dem Streik mit unserer Partei zusammenarbeitet, zerriß sogar demonstrativ seinen SDAJ-Ausweis.

Ein Genosse vom Kampfausschuß der Reichsbahner im FDGB wies nach, daß die FDGB-Führer der DDR genauso wie die DGB-Führer Rationalisierungsmaßnahmen gegen die Kollegen durchsetzen helfen und nicht bereit sind, den Kampf für höhere Löhne zu führen.

Wichtig für die weitere Organisierung der Schulung oppositioneller Kollegen waren die Informationen eines revolutionären Bildungsobmann der IG Metall, über die reaktionären IGM-Schulungspläne.

Neben der Initiative zur Bildung oppositioneller Gewerkschaftsgruppen gehört die Einrichtung einer gewerkschaftsoppositionellen Schulung zu den wichtigsten organisatorischen Aufgaben der revolutionären Gewerkschaftsopposition.

Minutenlangen Beifall erhielt die Grußadresse des Nationalen-Vietnamkomitees (NVK,d.Vf.). Eine Solidaritäts-Resolution mit den kämpfenden indochinesischen Völkern, die sich nachdrücklich solidarisch erklärt mit der Bonner Aktion gegen den Faschisten Thieu, wurde vorgelegt. Von den über 500 Anwesenden stimmte nur ein Anhänger der Zirkler dagegen. Andere Manifestationen des proletarischen Internationalismus waren die Grußadressen spanischer, italienischer und türkischer Arbeiter. Besonderen Beifall erhielt der Vertreter der KEN/ML (Kommunistische Einheitsbewegung der Niederlande/ML).

Einmütig erklärten sich die versammelten Gewerkschafter bereit, die Vorbereitungen der revolutionären Maidemonstration der KPD zu unterstützen."

Hier endet der Text der 'RGO'. In der 'Roten Fahne' heißt es weiter:"
Zahlreiche Maiausschüsse haben schon erfolgreich agitiert. In der Schlußresolution des Kongresses, die einstimmig verabschiedet wurde, heißt es

'Die oberen Gewerkschaftsapparate der DGB-Gewerkschaften dienen heute der arbeiterfeindlichen Brandt-Regierung als Vollzugsorgane ihrer imperialistischen Politik. Ob Lohnraub, staatliche Preistreiberei, faschistische Ausländerhetze oder imperialistische Großmachtpolitik, die DGB-Führer tragen zur Durchsetzung dieser Politik bei und verklären sie noch als im Sinne der Arbeiter und Angestellten.

Mit dem organisierten Aufbau einer revolutionären Opposition in den bestehenden Gewerkschaften antworten wir auf diese Entwicklung.

Wir führen dabei einen heftigen Kampf gegen alle, die behaupten, man könne diese Gewerkschaftsapparate wieder zu Kampforganen der Arbeiterklasse machen, und vor allem gegen die DKP-Revisionisten, die die Kollegen, die den Aufbau der reaktionären (!,d.Vf.) Gewerkschaftsopposition propagieren, als Faschisten vom Typ der SA-Banditen bezeichnen.

Die außertariflichen Streikkämpfe der letzten Monate, vor allem bei Hoesch und Mannesmann-Huckingen haben uns vor Augen geführt: Die Organisierung selbständiger Streikkämpfe ohne und gegen die Gewerkschaftsführer, das ist unsere Aufgabe! Die Kampfbereitschaft der Drucker und Setzer gegen Lohnraub und Ausplünderungspolitik kann durch den 10,8 Prozent-Abschluß nicht zunichte gemacht werden, die Chemie-Arbeiter sind entschlossen, gegen den drohenden Lohnraub zu kämpfen, die fortschrittlichsten mit linearen Forderungen. In den Bereichen Stahl und Metall entwickelt sich jetzt eine breite Bewegung für den außertariflichen Kampf um höhere Effektivlöhne. Der planmäßige Aufbau gewerkschaftsoppositioneller Gruppen auf Betriebsebene und die entschiedenste Arbeit in den gewerkschaftlichen Gremien durch uns werden dieser Bewegung eine kämpferische Stoßrichtung geben.'"

In der 'RGO' wird diese Resolution unter der Überschrift "Heraus zum 1.Mai 1973!" ohne den Tippfehler der 'Roten Fahne', dafür aber mit folgendem ersten Teil veröffentlicht:"
Die auf dem nationalen Kongreß der RGO am 14./15. April in Dortmund versammelten 500 Gewerkschafter, Betriebsräte, Vertrauensleute und Jugendvertreter aus den Einzelgewerkschaften IG Metall, IG Chemie, IG Druck und Papier, Gewerkschaft ÖTV, IG Bergbau und Energie, IG Bau Steine Erden, Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands, Deutsche Postgewerkschaft, Gewerkschaft Textil und Bekleidung, Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, Gewerkschaft Holz und dem FDGB aus über 120 Betrieben erklären ihre feste Entschlossenheit, alle klassenbewußten Kollegen im revolutionären Kampf gegen Monopolkapital und Gewerkschaftsbonzen zusammenzuschließen."

Ebenfalls nur in der 'RGO' findet sich der Schluß:"
Unsere nächste Aufgabe ist es, mit aller Kraft dafür zu sorgen, daß am 1.Mai in den Städten Dortmund, Westberlin, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt und Nürnberg starke revolutionäre Mai-Demonstrationen durchgeführt werden, unter der Fahne der KPD, unter der Losung:

'GEGEN DIE ARBEITERFEINDLICHE BRANDT-REGIERUNG – REVOLUTIONÄRE ARBEITEREINHEIT, REVOLUTIONÄRE VOLKSEINHEIT!'

HINEIN IN DIE GEWERKSCHAFTEN - STÄRKT DIE REVOLUTIONÄRE GEWERKSCHAFTSOPPOSITION!"

Die 'RGO' berichtet außerdem:"
HERAUS ZUM 1.MAI!

In einer Resolution zum Abschluß des RGO-Kongresses in Dortmund beschlossen die versammelten 500 Gewerkschafter, mit aller Kraft dafür zu sorgen, daß am 1.Mai in den Städten Dortmund, Westberlin, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt/M. und Nürnberg starke revolutionäre Maidemonstrationen stattfinden, die der westdeutschen Arbeiterklasse die Alternative zeigen zur arbeiterfeindlichen Brandt-Regierung und den voll auf der Seite des Kapitals stehenden Gewerkschaftsführern.

Die Fronten stehen in diesem Jahr klarer als in den letzten Jahren: die eindeutige Linie der Gewerkschaftsführer gegenüber den spontanen Streikkämpfen der letzten Monate hieß Abwürgen, ihr Motto zum 1.Mai heißt folgerichtig 'Mitdenken, Mitbestimmen, Mitverantworten' - es gibt selbst die Demagogie von größerer Reformierbarkeit des Kapitalismus auf, und der Kanzler der Sozialdemokratie, Willy Brandt, fährt am 1.Mai nicht, wie zunächst geplant, zur DGB-Kundgebung nach München, sondern zum Kriegsverbrecher Nixon in die USA. Deutlicher konnte die Sozialdemokratie nicht bekunden, daß sie überall auf der Seite des Imperialismus steht.

Angesichts solcher Tatsachen ist es die revolutionäre Verpflichtung der Kommunistischen Partei und der revolutionären Gewerkschaftsopposition, kämpferische selbständige Maidemonstrationen durchzuführen, und außerdem überall, wo es möglich ist, bei DGB-Kundgebungen durch das Auftreten oppositioneller Blocks zu zeigen, wie weit fortgeschritten die revolutionäre gewerkschaftsoppositionelle Bewegung innerhalb der Gewerkschaften bereits ist.

Zu diesem Zweck haben sich bereits in einer ganzen Reihe von Städten, vor allem des Ruhrgebiets, und in Westberlin gewerkschaftsoppositionelle Maikomitees gebildet, denen es gelungen ist, eine große Anzahl von SPD-, DKP- und parteilosen Arbeitern zusammenzuschließen. Diese Komitees, die in öffentlichen Sitzungen tagen, treten auf den verschiedensten Gewerkschaftsveranstaltungen auf, mobilisieren die Kollegen gegen die arbeiterfeindliche Brandt-Regierung und für die Maidemonstrationen der KPD.

Sie führen einen heftigen Kampf gegen die DKP/SEW-Revisionisten, die in der einen oder anderen Form den DGB-Führern volle Unterstützung leisten. In der Bundesrepublik schließen sie sich überall den offiziellen DGB-Kundgebungen an, ohne sonstige Aktivitäten durchzuführen, in Westberlin, wo der DGB seine Maikundgebung schon seit Jahren im Saal durchführt, aus Furcht vor uns Kommunisten, haben die SEW-Revisionisten auch in diesem Jahr wieder ein Komitee für eine Neuköllner Demonstration gegründet, das die öffentliche Auseinandersetzung scheut und daher keine öffentliche Sitzung, aber auch keine Veranstaltung durchführt.

Kommentarlos hat das DKP-Organ UZ den Maiaufruf des DGB-Vorstands abgedruckt, die Losungen der DKP/SEW-Führer gleichen aufs Haar denen der DGB-Führer. Erteilen wir diesen Versuchen, den Namen des Kommunismus für die Sache des organisierten Arbeiterverrats zu mißbrauchen, eine entschiedene Absage.

GEGEN DIE ARBEITERFEINDLICHE BRANDT-REGIERUNG – REVOLUTIONÄRE ARBEITEREINHEIT! REVOLUTIONÄRE VOLKSEINHEIT!

KAMPF GEGEN DIE ARBEITERFEINDLICHE BRANDT-REGIERUNG, DAS IST DER KAMPF GEGEN POLITISCHE ENTRECHTUNG UND UNTERDRÜCKUNG!

- AUFLÖSUNG DES BUNDESGRENZSCHUTZES, ENTMILITARISIERUNG DER POLIZEI!
- KAMPF DEM ARBEITERFEINDLICHEN BETRIEBSVERFASSUNGSGESETZ!
- KAMPF DEN POLITISCHEN ENTLASSUNGEN UND DEM AUSSCHLUSS FORTSCHRITTLICHER KOLLEGEN AUS DEN GEWERKSCHAFTEN!
- WEG MIT DEM KPD-VERBOT!
- WEG MIT DEN BERUFSVERBOTEN IM ÖFFENTLICHEN DIENST!
- KAMPF DEN REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZEN!
- GLEICHES RECHT UND GLEICHEN LOHN FÜR DEUTSCHE UND AUSLÄNDISCHE ARBEITER!
- RAUS MIT DEN AUSLÄNDISCHEN FASCHISTISCHEN SPITZELORGANISATIONEN AUS DER BUNDESREPUBLIK UND WESTBERLIN!
- KAMPF DER BÜRGERLICHEN KLASSENJUSTIZ!
- FREIHEIT FÜR ALLE POLITISCHEN GEFANGENEN!

KAMPF GEGEN DIE ARBEITERFEINDLICHE BRANDT-REGIERUNG, DAS IST DER KAMPF GEGEN LOHNRAUB, GESTEIGERTE ARBEITSHETZE, STEUERERHÖHUNGEN UND PREISTREIBEREI!

- DIE GESCHLOSSENE STREIKFRONT GEGEN MONOPOLKAPITAL UND GEWERKSCHAFTSFÜHRUNG!
- 1 200 DM MINDESTLOHN, NETTO UND OHNE ÜBERSTUNDEN!
- 600 DM EXISTENZLOHN FÜR LEHRLINGE!
- FÜR DEN 7-STUNDENTAG BEI VOLLEM LOHNAUSGLEICH!
- KAMPF GEGEN MIETWUCHER UND BODENSPEKULATION!
- NIEDER MIT DEM MONOPOL DER FREI PRAKTIZIERENDEN ÄRZTE!
- FÜR DEN PLANMÄSSIGEN AUFBAU VON POLIKLINIKEN!
- GEGEN AUSBEUTUNG UND UNTERDRÜCKUNG FREMDER VÖLKER!

NIEDER MIT IMPERIALISMUS UND SOZIALIMPERIALISMUS, PROLETARIER ALLER LÄNDER UND UNTERDRÜCKTE VÖLKER, VEREINIGT EUCH!

- FÜR DEN SIEG DER VÖLKER INDOCHINAS!
- SOLIDARITÄT MIT DEM BEFREIUNGSKAMPF DER AFRIKANISCHEN VÖLKER!
- SOLIDARITÄT MIT DEM UM SEIN SELBSTBESTIMMUNGSRECHT KÄMPFENDEN PALÄSTINENSISCHEN VOLK!
- GEGEN DEN VERSUCH, MIT DER EUROPÄISCHEN SICHERHEITSKONFERENZ DIE VÖLKER UNTER DER MASKE VON FRIEDEN UND SICHERHEIT NOCH TIEFER ZU VERSKLAVEN!
- BRD RAUS AUS DER NATO!
- ABZUG ALLER USA-TRUPPEN AUS EUROPA!
- SOLIDARITÄT MIT DEM KAMPF DER VÖLKER OSTEUROPAS!
- ABZUG ALLER SOWJETISCHEN TRUPPEN AUS DER DDR UND OSTEUROPA!
- FÜR DIE WIEDERVEREINIGUNG DEUTSCHLANDS AUF REVOLUTIONÄRER GRUNDLAGE!
- GEGEN MONOPOLDIKTATUR - FÜR VOLKSDEMOKRATIE."

Ebenfalls in der 'RGO' fanden wir folgenden Text:"
RGO-KONGRESS: SOLIDARITÄT MIT DER BONNER RATHAUSBESETZUNG, SOFORTIGE FREILASSUNG VON ULRICH KRANZUSCH!

RESOLUTION

Die hier am 15.4. in Dortmund anwesenden über 500 oppositionellen Gewerkschafter aus 120 Betrieben der BRD und Westberlins erklären:

Wir sehen es als unsere Pflicht an, besonders in den Vorbereitungen des 1.Mai 1973 unsere Solidarität mit den kämpfenden indochinesischen Völkern zu verstärken. Wir verurteilen auf das schärfste die Verletzungen des Friedensabkommens über Vietnam und Laos durch die USA-Imperialisten und Marionetten und werden den USA-Imperialismus wegen dessen terroristischer Bombardements auf Laos und Kambodscha entschieden bekämpfen. Wir wenden uns ebenso entschlossen gegen die Versuche weiterer imperialistischer Einmischung in Vietnam, besonders durch die arbeiterfeindliche Brandt-Regierung, die den westdeutschen Kapitalisten und den Unternehmen der reaktionären Gewerkschaftsführung wie Bank für Gemeinwirtschaft und Neue Heimat (BfG bzw. NH,d.Vf.), in Südvietnam zu Maximalprofiten verhelfen will.

Die Versammelten erklären sich solidarisch mit den Kämpfen, die am 13. April (10. April,d.Vf.) in Bonn gegen den Besuch des Faschisten Thieu geführt wurden, sie treten der faschistischen Hetze gegen die KPD und das NVK sowie den erfundenen Behauptungen der bürgerlichen Presse und der DKP-Führer entschieden entgegen. Wir fordern die sofortige Freilassung des Genossen Ulrich Kranzusch, der unter der lügenhaften Anschuldigung des versuchten Totschlags gefangengehalten wird.

Die versammelten Gewerkschafter treten dafür ein, daß die Vietnam-Hilfe - Alles für den Sieg in den Gewerkschaften und Betrieben propagiert wird als wirkliche Hilfe unseres Volkes für das vietnamesische Volk, denn dies ist der einzig richtige Ausdruck der proletarischen Solidarität mit dem kämpfenden vietnamesischen Volk.

ALLES FÜR DEN SIEG DES KÄMPFENDEN VIETNAMESISCHEN VOLKES!
ALLES FÜR DEN SIEG DER VÖLKER INDOCHINAS!
ES LEBE DER SIEG IM VOLKSKRIEG!"

In der 'RGO' finden sich auch die Ausführungen der Gewerkschaftsabteilung des ZK der KPD:"
ZUR SELBSTÄNDIGEN STREIKFÜHRUNG

Die Gewerkschaften als umfassende Klassenorganisationen der Arbeiter sind heute nicht mehr Arbeiterorganisationen, die den Abwehrkampf gegen das Kapital organisieren. Nachdem die ursprünglichen Aufgaben, die Marx formulierte als 'Zerschlagung des Lohnsystems', schon vor dem ersten imperialistischen Weltkrieg aufgegeben wurden zugunsten der sozialdemokratischen Strategie des 'friedlichen Hinüberwachsens' in den Sozialismus, d.h. Integration in das imperialistische System, entstand in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre eine ausgefeilte Theorie der 'Klassenharmonie' und der 'Arbeitsgemeinschaft' von Kapital und Arbeit, die ihren Höhepunkt im Zwangssystem des Faschismus fand.

Seit 1945 und erst recht nach Herrschaftsantritt der Sozialdemokratie, wurden die Gewerkschaftsapparate - ausgehend von den alten sozialdemokratischen Erfahrungen - als Herrschaftsinstrumente des Monopolkapitals im Namen der Arbeiter gegen die Arbeiter eingesetzt. Die Mai-Losung des DGB 'Mitdenken, Mitbestimmen, Mitverantworten' beschreibt genau diesen Tatbestand. Die Arbeiterklasse soll für ihren Todfeind - den kapitalistischen Staat - 'mitdenken', das System der Ausbeutung 'mitverantworten'. Für diese Aufgaben springen dann die selbsternannten Vertreter vom Schlage eines Vetters, Loderers, Judith und Co. ein. Für sie ist die 'qualifizierte Mitbestimmung' ein Sprungbrett in die Aufsichtsräte der Konzerne und Banken. Über die sozialdemokratische Regierung und die Kommandostellen des Kapitals in den Aufsichtsräten werden die Gewerkschaftsapparate untrennbar an die Kette des Imperialismus gelegt.

'Konzertierte Aktion' heißt gewerkschaftlich abgesicherter Lohnraub und ständige Verschlechterung der Lebenssituation der Werktätigen. Auf betrieblicher Ebene wird diese Politik durchgesetzt von gekauften SPD- Und DKP-Betriebsräten und Vertrauensleuten. Der ständig praktizierte Tarifverrat zeigt, daß Lohnkämpfe nur ohne und gegen die Gewerkschaftsbonzen zu führen sind. Das ist der Ausgangspunkt für die revolutionäre Gewerkschaftsopposition. Die Kommunistenhetze, der Ausschlußterror der Bonzen, Maßregelungen fortschrittlicher Betriebsräte durch den Paragraphen 104 des BVG zeigen, daß der gewerkschaftsoppositionelle Kampf zugleich ein politischer Kampf gegen die Sozialdemokratie ist.

Der politische Kampf kann aber umfassend nur von der politischen Partei geführt werden. Um das schädliche 'Nur-Gewerkschaftertum' zu bekämpfen, muß jeder oppositionelle Gewerkschafter sein Verhältnis zur revolutionären Partei - zur KPD klären. Der umfassende Kampf 'Klasse gegen Klasse' kann nur eröffnet werden, wenn an allen Kampfabschnitten die Partei die Kämpfe einheitlich anleitet. Deshalb stehen die Kommunisten nicht neben der revolutionären Gewerkschaftsopposition, sondern sind deren führender Kern. Die revolutionäre gewerkschaftsoppositionelle Bewegung umfaßt gegenwärtig neben den Parteigenossen alle Kollegen, die die Notwendigkeit des revolutionären Kampfes gegen Kapital und Gewerkschaftsführung erkannt haben und sich in ihrem Kampf am Aktionsprogramm der Partei orientieren. In der revolutionären Etappe wird die Mehrheit der Gewerkschafter selbständig organisiert in roten Verbänden, an der Seite der Kommunistischen Partei stehen.

Die Organisationsformen in der gegenwärtigen Phase

Eine eigenständige Mitgliederorganisation der Revolutionären Gewerkschaftsopposition steht historisch noch nicht auf der Tagesordnung. Schon gegenwärtig geht aber die Arbeit der revolutionären Opposition über den von den Gewerkschaftsführern gesetzten und zugelassenen organisatorischen Rahmen hinaus.

Auf betrieblicher Ebene haben die DGB-Führer nach dem 2. imperialistischen Weltkrieg in den entscheidenden Industriebereichen alle kollektiven Organisationsformen der einfachen Gewerkschaftsmitglieder - abgesehen von den seltenen Mitgliederversammlungen und einigen Bereichen der Jugendarbeit - zerschlagen. Wir haben zur Aufgabe, nicht nur fortschrittliche Betriebsräte und Vertrauensleute, sondern auch einfache Mitglieder auf der Grundlage gewerkschaftsoppositioneller Arbeit in den Betrieben zusammenzuschließen. Dazu ist unsere strategische Leitlinie, planmäßig auf Betriebsebene gewerkschaftsoppositionelle Gruppen (GOG,d.Vf.) aufzubauen. Diese Gruppen stehen notwendigerweise nicht auf EINER einheitlichen Stufe des proletarischen Klassenbewußtseins. Während die einen schon mehrheitlich oder insgesamt die von der KPD entwickelten Kampfprogramme als Grundlage ihres Kampfes betrachten und sich nach ihrem eigenen Selbstverständnis bewußt zur revolutionären Gewerkschaftsopposition bekennen, werden andere Kollegen ihren Zusammenschluß zunächst beschränken auf einfache Formen des Abwehrkampfes, wie Eintreten für lineare Lohnforderungen und Solidaritätsaktionen gegen Repressalien der Gewerkschaftsführung.

Auf überbetrieblicher Ebene schaffen wir schon in der gegenwärtigen Etappe Organisationsformen, indem wir Kongresse, Veranstaltungen und Schulungskurse auf verschiedenen Ebenen durchführen, die von den Parteiorganisationen und Komitees oppositioneller Gewerkschafter einberufen werden.

In diesem Zusammenhang wird der Zusammenschluß zur revolutionären Gewerkschaftsopposition offen propagiert.

Gleichzeitig sind schon jetzt in einzelnen Gewerkschaften die Bedingungen gegeben für den branchenmäßigen Zusammenschluß auf lokaler Ebene. Hervorzuheben ist aber, daß der Schwerpunkt eindeutig auf der Bildung oppositioneller Gruppen auf Betriebsebene liegt.

Die konsequenteste und entschiedenste Ausnutzung der gewerkschaftlichen Gremien, die oppositionelle Arbeit vor allem in Betriebsräten, Vertrauenskörpern und Jugendvertretungen ist eine wichtige Stütze für den Aufbau gewerkschaftsoppositioneller Gruppen. Gegenüber den Anfeindungen von Gewerkschaftsführern, von Reformisten und Revisionisten gilt es völlig Klarheit in der Organisationsfrage zu schaffen.

Darum soll die bislang oft verwandte Losung 'Vorwärts im Aufbau der revolutionären Gewerkschaftsopposition!' ersetzt werden durch 'Hinein in die Gewerkschaften - Stärkt die revolutionäre Gewerkschaftsopposition!'

Die Einschätzung der Etappe und unsere Aufgaben

In der Bundesrepublik dauert die Periode der relativen Stabilisierung weiter an. Im Rahmen dieser Periode haben sich aber Veränderungen gegenüber dem Krisenjahr 1966/1967 und den nachfolgenden Jahren ergeben, die von großer Bedeutung sind für die Organisierung außertariflicher Streikkämpfe ohne und gegen die Gewerkschaftsführer.

Das westdeutsche Monopolkapital ist heute weit stärker als 1969 gezwungen, für den konjunkturellen Aufschwung seiner Profitmacherei die Ausbeutung der Arbeiterklasse und der übrigen Werktätigen innerhalb und außerhalb der Betriebe zu verschärfen. Die Sozialdemokratie ist gegenwärtig die aktivste Vorkämpferin dieser imperialistischen Interessen. Eines der entscheidenden Mittel, dessen sich die SPD zur Durchsetzung dieser Politik bedient, sind die oberen Gewerkschaftsapparate.

Der Manövrierspielraum von Gewerkschaftsbonzen, die sich voll und ganz dem Kapital verschrieben haben, ist gesetzmäßig umso geringer, je mehr das Monopolkapital die direkte Ausbeutung der Arbeiterklasse steigern muß. So sind die zugespitzten Interessen der Kapitalisten die Ursache für die zugespitzt arbeiterfeindliche Politik der Gewerkschaftsführer heute im Vergleich zu vor drei Jahren. Statt sich an spontane Streikbewegungen anzuhängen (wie im September 1969), müssen sie sich nach kürzester Zeit offen dagegen stellen und ihren Abbruch betreiben. So sah in Velbert die Ortsverwaltung zunächst noch zu, sperrte aber dann den ganzen Apparat, als sich die Kollegen nicht mit 7,5% zufrieden geben wollten. In Dortmund würgten die Vertrauenskörperleitungen der drei Hoesch-Betriebe den Streik am dritten Tag ab, wenige Stunden nachdem IGM-Führer Loderer den Streik für gewerkschaftsschädigend erklärt hatte. In Mannesmann-Huckingen schließlich forderte IGM-Vorstandsmitglied Judith die Kollegen schriftlich zur Wiederaufnahme der Arbeit auf, bevor auch nur ein einziger Pfennig Lohnerhöhung durchgesetzt worden war, und gab außerdem noch eine gemeinsame Erklärung desselben Inhalts mit der Mannesmann-Geschäftsleitung heraus.

Dasselbe gilt für die Lohntarifverträge: statt mäßige Lohnerhöhungen durchzusetzen, treiben die Gewerkschaftsführer in diesen Monaten im Grundsatz eine Tarifpolitik, die die Nominallöhne so geringfügig erhöht, daß die Reallöhne (gemessen an Inflation und gesteigerter Arbeitshetze) schon jetzt abgebaut werden.

Und statt wenigstens teilweise gegen Maßnahmen der kapitalistischen Rationalisierung oder auch nur deren Folgen anzugehen, betätigen sich die Gewerkschaftsführer gerade als Propagandisten der ausbeuterischsten Rationalisierungsmaßnahmen: so führen sie über die neuen Arbeitsbewertungssysteme, die nichts mit verbesserter Arbeitsorganisation zu tun haben, sondern allein die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft steigern, Schulungskurse durch, nicht etwa darüber, wie man die Einführung solcher Systeme verhindert, sondern um den angeblich 'wissenschaftlichen' Charakter dieser Ausbeutungsmodelle zu unterstreichen.

Schließlich und vor allem verklären die Führungsapparate der DGB-Gewerkschaften die arbeiterfeindliche Politik der sozialdemokratisch geführten Regierung als im Sinne der Arbeiter und Angestellten.

Die Erklärungen etwa, die der DGB-Bundesvorstand und der Hauptvorstand der IG Metall zu dem arbeiterfeindlichen Regierungsprogramm der neuen Brandt-Regierung abgegeben haben, sind die reinste Lobhudelei. Ob es die staatlich organisierte Preistreiberei ist, die faschistische Hetze der SPD/FDP-Regierung gegen ausländische Arbeiter und Studenten, oder auch die imperialistische Politik der SPD nach außen, ihre unverhüllte Zusammenarbeit mit allen faschistischen und rassistischen Staaten, die Führer der DGB-Gewerkschaften üben heute nicht mehr wortradikal scheinbar grundsätzliche Kritik an solcher Politik, sondern erklären den Arbeitern und Angestellten, wie arbeiterfreundlich all diese Maßnahmen eigentlich doch seien. So stehen die Fronten, und daraus erhellt, daß der Kampf der revolutionären Gewerkschaftsopposition heute nicht nur gerichtet ist gegen die reaktionären Gewerkschaftsführer, sondern auch gegen die arbeiterfeindliche Politik der Regierung, gegen ihre arbeiterfeindlichen Gesetze, darunter vor allem das Betriebsverfassungsgesetz.

Die Organisierung außertariflicher Streikkämpfe ohne und gegen die Gewerkschaftsführer, das ist jetzt die Hauptaufgabe der revolutionären Gewerkschaftsopposition. Der 10,8%-Abschluß, zu dem sich die IG Druck und Papier-Führung gezwungen sah, gibt uns günstige Bedingungen gerade in den Bereichen, die traditionell in vorderster Front stehen, wenn es um Kampfmaßnahmen geht: Stahl und Metall. Dieser 10,8%-Abschluß ist nicht denkbar ohne die Wut der Kollegen über die letzten niedrigen Abschlüsse bei weiter gesteigerter Arbeitshetze und Ausplünderungspolitik von seiten der Brandt-Regierung und ohne das kämpferische Klassenbewußtsein, das bei vielen Arbeitern in den letzten Wochen wach wurde, gefördert gerade durch unsere politische Agitation. Die DruPa-Führer hielten bei 10,8 Prozent, weil sie merkten, daß wesentliche Teile der westdeutschen Arbeiterklasse begreifen, daß sie mit einem Abschluß von 8,5% für das Jahr 1973 nicht über die Runden kommen; umso eher kann jetzt, vor allem bei Stahl und Metall, die Bewegung für vorzeitige Kündigung der gerade erst abgeschlossenen Tarifverträge ausgebaut werden. Diese Bewegung wird sich aber nicht von selber entwickeln. Es hängt entscheidend von uns ab, ob eine solche Bewegung entsteht, den Rahmen des einzelnen Betriebs sprengt und eine kämpferische Stoßrichtung gewinnt.

In jedem Betrieb steht die Frage, was ist der Widerspruch, was ist der Konflikt, an dem angesetzt und eine Kampffront organisiert werden kann? Das Gelingen jedes auch noch so kleinen Teilkampfes hängt davon ab, ob die Führung nicht den Reformisten verbleibt, ob wir es schaffen, daß die entschlossensten Kollegen auch die Kampfleitung bilden. Orientierung auf selbständige Kampfesführung, das ist die Devise!"

Die 'RGO' berichtet weiter:"
THESEN ZUR ARBEIT IN DER IG METALL

Aufbauend auf den Thesen zur weiteren RGO-Arbeit und den Thesen zur Arbeit in der IG Metall entwickelte sich in der IGM-Konferenz eine lebhafte Diskussion. Die Kollegen aus fast sämtlichen wichtigen Bereichen und Betrieben der Stahl-, Metall- und Automobilindustrie gingen in ihren Berichten ausführlich auf die Situation in ihren Betrieben ein; untersucht wurde dabei ob die Bedingungen für den Aufbau von oppositionellen Gruppen schon vorliegen und wie dies zu erreichen ist. Ein Vertrauensmann von VW, der mit mehreren Kollegen gekommen war, berichtete über die Streiks anläßlich der Manteltarifverhandlungen bei VW, denen eindeutig eine entschlossene Stoßrichtung gefehlt habe. Anhand der Berichte vom Streik bei MM-Huckingen wurde die Tarifsituation in der IG-Metall und ihre brüchigste Stelle (das Stahldreieck Klöckner-Bremen - Mannesmann-Huckingen und Hoesch-Dortmund) analysiert.

Mit den Beschlüssen bis zum Herbst eine Automobilarbeiterkonferenz der anwesenden Kollegen von Opel, VW, Ford, Daimler-Benz u.a. und eine Vertrauensleute-Konferenz oppositioneller Gewerkschafter durchzuführen, wurden konkrete Maßnahmen eingeleitet; die politische Linie der oppositionellen Gewerkschafter in der IG Metall noch mehr zum Tragen zu bringen.

Thesen zur Arbeit in der IG-Metall

1. Die reaktionäre Formierung des Gewerkschaftsapparates im Dienste der SPD
wird deutlich in der zunehmenden Einbeziehung führender Bonner Sozialdemokraten in die Konzernspitzen (Krupp), der wachsenden Bedeutung von Gremien wie der konzertierten Aktion, Mitbestimmungsträgern und des rapiden Abbaus der Demokratie in den Gewerkschaften.

Die schwächsten Kettenglieder der IGM sind z.Zt.:
die Tarifsituation in der Eisen- und Stahlindustrie
die Ausschlußpolitik (UVB,d.Vf.)
die ausländischen Arbeiter
das offene Auftreten des DGB und der SPD als Kapitalisten.

2. Das z.Zt. schwächste Kettenglied ist die Eisen- und Stahlindustrie. Die Streiks von Hoesch und Mannesmann haben noch genauso ihre Nachwirkungen bei den Kollegen, wie die allgemeine Lohn- und Tarifdiskussion. Wenn auch der 10,8% Abschluß in der DRUPA offener Verrat der Mahlein und Co. ist, so eröffnet er taktisch dem Argument starke Wirkung, daß bei entschlossenen Streiks andere Ergebnisse als 46 Pfennige herauskommen. Die IGM bereitet sich vor: Ende März (vgl. S8*3.1973,d.Vf.) zog sie ihre Verwaltungsstellensekretäre in Essen zusammen, um über die Tarifsituation zu beraten. Loderer reist im Ruhrgebiet von Ortsverwaltung zu Ortsverwaltung, Judith diskutiert mit den betrieblichen VK-Leitungen. Ihr Konzept heute ist einigermaßen klar:

Entgegen der von der bürgerlichen Presse hochgejubelten Erklärung Loderers (siehe Anhang 1 (erschien nicht in der 'RGO' - vgl. S8.*.1973,d.Vf*)) wird die IGM die Tarife nicht vorzeitig kündigen. Sie wird sich vielmehr darauf konzentrieren außerordentlich hohe Forderungen zu den Manteltarifvertragsverhandlungen ab dem 30. Juni zu stellen.

Unsere allgemeine Linie der selbständigen und außertariflichen Streikführung muß sich in dieser konkreten Situation folgendermaßen orientieren: Keine Spaltung zwischen Eisen und metallverarbeitender Industrie bei den MTV-Verhandlungen, bei allen Äußerungen zu den MTV-Verhandlungen die Forderung nach Kündigung der Lohntarife einbringen, sich nicht nur auf die Vorverlegung der Tarifrunde beschränken, sondern ständig das Mittel des außertariflichen Streiks einsetzen, gegen den die Gewerkschaftsführung auf Grund ihrer Rolle im Staat und der Satzung gezwungen ist vorzugehen.

Im Rahmen der Organisierung gewerkschaftsoppositioneller Konferenzen, Veranstaltungen, Flugblattverteilung etc. muß das Dreieck der kampfstärksten Betriebe (MM-Duisburg - Hoesch-Dortmund - Klöckner-Bremen) verstärkt in die Agitation und Propaganda einbezogen werden. Anhand der sich z.Zt. hinziehenden Verhandlungen über die Schlichtungsordnung muß die reaktionäre Rolle der SPD-Gewerkschaftsführer einerseits entlarvt werden, andererseits muß mit dem Kampf gegen das staatliche Schlichtungswesen eine Front dafür eröffnet werden, jedes Verhandlungsergebnis von den Arbeitern beraten und abstimmen zu lassen.

3. Die Ausschlußpolitik (UVB,d.Vf.) gegen gewerkschaftsoppositionelle Kollegen (bisher hauptsächlich West-Berlin, Opel Bochum, Daimler-Benz, ATH-Eisenbahn und Häfen, VW-Kassel) wird in dem Maße forciert werden wie es uns gelingt, die erfolgreiche Arbeit in den Gewerkschaften weiter fortzusetzen. Die Mobilisierung der Kollegen, ihre Einbeziehung in die Arbeit, z.B. in oppositionellen Betriebsgruppen, das Entfachen der Diskussion über den Abbau der Demokratie in den Gewerkschaften und der aktive Kampf (Demonstrationen, Besetzung der Gewerkschaftsbüros durch Kollegen) sind zugleich die entscheidenden Hebel die Ausschlußpolitik zu bekämpfen. Genaue Kenntnis dieser Satzung der IGM, Ausschöpfung der kleinsten Möglichkeiten sind Voraussetzung um in diesem Kampf keine taktischen Fehler zu begehen. Entscheidend ist jedoch mutig und offen für die Ziele der oppositionellen Gewerkschafter einzutreten, weil wir nur dadurch den entscheidenden Hebel gegen die Ausschlußpolitik nämlich die Arbeiter im Betrieb bekommen und organisieren werden.

Von entscheidender Bedeutung bei den letzten Streiks und bei zahlreichen anderen Vorfällen war die Frage der Maßregelung, Entlassung und Ausschlusses aus den Gewerkschaften, weil sich daran eine breite Solidaritätsbewegung im regionalen und nationalen Rahmen entzündete. Die organisierte Solidarität mit Entlassenen und von der Gewerkschaftsführung ausgeschlossenen muß sehr intensiv von uns weiterentwickelt werden; nicht nur als unterstützender Hebel zur Führung selbständiger Streikkämpfe zur politischen Entlarvung der IGM-Streikunterstützung, sondern auch um den Revisionisten an einem Punkt keine Chance zu lassen, wo sie sich propagandistisch wie organisatorisch für die Aufweichung der Kampffront durch eine 'Stärkung der IGM' einsetzen (Hoesch, MM). Mit dem Aufgreifen politischer Prozesse gegen Entlassene, mit der Prozeßführung gegen die IGM-Führung bei Ausschlüssen müssen wir eine weitere wichtige Kampffront eröffnen.

4. Die ausländischen Arbeiter sind die rechtlosesten und ausgebeutesten Teile der Arbeiterklasse, sie sind bei den BR- wie den VL-Wahlen weit unterrepräsentiert vertreten. Sie bringen vielfach aus ihren Heimatländern wertvolle Kampferfahrungen mit, sie sind, da die Gewerkschaftsführung sie lediglich als Beitragszahler organisiert, ganz besonders auf unsere solidarische Unterstützung angewiesen. Die Erfahrungen zeigen (Kampf bei Opel (Spanier), Huckingen-Streik (Türken)), daß die ausländischen Kollegen beim Tageskampf immer entschlossen in der ersten Reihe gestanden haben, wenn es gegen das Monopolkapital und gegen die Gewerkschaftsführer ging. Die Perspektive oppositioneller Gruppen auf Betriebsebene eröffnet ihnen jetzt auch die Möglichkeit organisiert Seite an Seite mit der deutschen Arbeiterklasse zu kämpfen. Ausländische Arbeiter können sehr anschaulich klarmachen, was BRD-Imperialismus bedeutet, sie sind eine wichtige Reserve im antiimperialistischen Kampf, die von uns ins Feld geführt werden muß. Überall wo ausländische Kollegen arbeiten, müssen wir dafür sorgen, daß sie einen fortschrittlichen Vertrauensmann wählen, müssen wir gemeinsames Vorgehen im Betrieb und auf Sitzungen mit ihnen absprechen.

5. Wenn wir auch in zahlreichen Betrieben bei den diesjährigen VL-Wahlen erfolgreich waren, sind die VKs heute noch unter dem Einfluß der Sozialdemokratie. In Vorbereitung der VL-Konferenz im Herbst hat der IGM-Vorstand neue Richtlinien für die VL-Arbeit vorgelegt (vgl. S9.*.1973,d.Vf.), die im Großen und Ganzen darauf hinauslaufen, der Gewerkschaftsführung den Einsatz der VKs noch effektiver zu gestalten. Besondere Beachtung verdient die Verankerung eines 'Bildungsobmannes', der vom VK bestellt werden muß. Die IGM geht jetzt daran, ihr seit 1961 ausgebautes System von zentralen, örtlichen und teilweise betrieblichen Bildungseinrichtungen verstärkt auf die Betriebe zu konzentrieren. Während ein 3-Wochenkurs in Sprockhövel nebenbei noch als Druck- und Bestechungsmittel seine Wirkung tut, werden die betrieblichen Bildungskurse einzig und allein dazu eingesetzt, um die sozialdemokratischen Theorien in Abgrenzung von der marxistischen Lehrer vom Klassenkampf unter den Arbeitern zu verankern. Der Ausbau unserer Schulungen zu Betriebsverfassungsrechts-Arbeitsrecht-Tariffragen, der zunehmende Übergang von regionalen auf örtliche und betriebliche Schulungssitzungen muß kontinuierlich angegangen werden. Wir müssen zahlreiche Kollegen als Schulungsleiter qualifizieren, um dieses Programm zu absolvieren und das Auftreten auf offenen Gewerkschaftsschulungen absprechen und organisieren.

Was die Arbeit im VK anbetrifft, so wird es verstärkt darauf ankommen, von unseren starken Positionen im Betrieb her (also den Abteilungen) die Politik im VK zu gestalten (auf der Grundlage von Unterschriftensammlungen, Abteilungsversammlungen etc. Forderungen ein- und durchbringen), auch das Mittel des Mißtrauensvotums gegen reaktionäre Vertrauensleute und die Neuwahl oppositioneller Kollegen noch vor Ablauf der eigentlichen Amtszeit muß verstärkt eingesetzt werden.

Noch vor der Vertrauensleute-Konferenz der IGM im Herbst sollte eine Konferenz oppositioneller Vertrauensleute im nationalen Rahmen durchgeführt werden.

6. Die Wirtschaftskämpfe der letzten Monate trugen vielfach außerordentlichen politischen Zündstoff in sich: Bei MM-Mülheim wurde die 6-Tagewoche durch die BVG-Einigungsstelle und den Schlichtungsspruch eines SPD-Landesschlichters eingeführt (vgl. S9.*.1973,d.Vf.), bei Opel Bochum wurde Rudi Wischnewski von den SPD-Betriebsräten aufgrund des BVG entlassen (vgl. 12.3.1973,d.Vf.), bei MM-Duisburg griffen Werksschutz und Arbeitsgericht ein usw.

Diese Entwicklung hat zunehmend die Rolle der SPD und des Staatsapparates vor den Augen der Kollegen entlarvt, muß stärker von uns in der richtigen Art und Weise aufgegriffen werden. Die Verknüpfung des wirtschaftlichen mit dem politischen Kampf, der reaktionären Formierung der Brandt-Regierung die klassenbewußte Formierung der Arbeiterklasse entgegenzustellen ist die Aufgabe der revolutionären Gewerkschaftsopposition.

Das Aufstellen politischer Losungen muß sich immer an der konkreten Situation orientieren. Die Losung 'KAMPF DEM ARBEITERFEINDLICHEN BVG' ist abstrakt immer richtig, sie wird ihre massenbewegende Wirkung jedoch erst dann voll entfalten, wenn sie im richtigen Konflikt an der richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt wird.

7. Die IGM-Führung hat seit Kriegsende systematisch alle Hebel, in denen sich alle Mitglieder gewerkschaftlich betätigen können, zerschlagen. Einzig in Form der IGM-Jugendgruppen gibt es diese Möglichkeit noch, solange sich diese Gruppen IGM-konform verhalten und nicht wie in West-Berlin aufgelöst werden. Die Notwendigkeit, die gewerkschaftlich organisierten Mitglieder zusammenzufassen, die Notwendigkeit im Rahmen gewerkschaftsoppositioneller Arbeit von Anfang an den Rahmen der staatserhaltenden DGB-Einrichtungen durch verschiedene eigene Hebel zu sprengen, setzen die Bildung gewerkschaftsoppositoneller Gruppen auf Betriebsebene auf die Tagesordnung. Dies darf allerdings nur dort erfolgen, wo Ansätze oppositioneller Tätigkeit einen größeren Kreis von Kollegen mobilisiert haben.

Mit dem Schwerpunkt auf oppositionellen Gruppen in den Betrieben müssen wir in Zukunft verstärkt EIGENSTÄNDIGE organisatorische Hebel einsetzen: Regelmäßige branchenmäßige Konferenzen, Veranstaltungen auf nationaler, regionaler und örtlicher Ebene. Regelmäßige Schulungsveranstaltungen, Kampfausschüsse, Maikomitees usw."

In der 'RGO' findet sich auch die:"
RESOLUTION DER DRUPA-KOLLEGEN AUF DEM KONGRESS DER REVOLUTIONÄREN GEWERKSCHAFTSOPPOSITION IN DORTMUND AM 14./15. APRIL.

VERABSCHIEDET VON BETRIEBSRÄTEN, VERTRAUENSLEUTEN, JUGENDVERTRETERN UND ANDEREN GEWERKSCHAFTERN AUS 20 BETRIEBEN DER BRD UND WEST-BERLINS.

Kollegen!

Zum ersten Mal seit 1952 haben wir DRUPA-Kollegen gestreikt.

Wir haben gestreikt, um zu verhindern, daß auch in der DRUPA nach dem Vorbild der IG Metall und ÖTV die Lohnraubpolitik der sozialdemokratischen Regierung durchgesetzt wird. Inflation und Lohnstop - das ist die Politik der SPD.

Kollegen!
Wir haben nicht gestreikt, um uns mit 10,8% abspeisen zu lassen!
Wir fordern alle DRUPA-Kollege auf:

ZEIGT IN DER URABSTIMMUNG EURE KAMPFENTSCHLOSSENHEIT - STIMMT GEGEN DEN VERRAT VON 10,8 PROZENT!

Auch die 13%-Forderung des Hauptvorstandes ist nicht unsere Forderung. In fast allen Tarifbezirken haben sich die Mitglieder für die Forderung 40 DM MEHR PRO WOCHE ausgesprochen. Dazu müssen wir jetzt stehen, das ist unsere Forderung. Die Bonzen wollen sich durch ihre 75%-Klausel absichern. Machen wir ihnen einen Strich durch die Rechnung:

WEG MIT DER 75%-KlAUSEL!
NAMENTLICHE BEKANNTGABE DES ABSTIMMUNGSERGEBNISSES!
WAHL DER TARIFKOMMISSION DURCH DIE GEWERKSCHAFTLCHEN VERTRAUENSLEUTE!

Kollegen, die Erfahrungen aus anderen Branchen zeigt uns: Wir müssen unsere Forderungen auch im Streik ohne und gegen die Gewerkschaftsführung durchsetzen. Wir müssen unseren Kampf selbst führen. Gerade in diesen Tagen ist es wichtig, eine einheitliche Kampffront vor allem zwischen Metall-, Chemie und DRUPA- Arbeitern herzustellen.

WEG MIT DEM 10,8% - VERRAT - STREIKT FÜR 40 DM MEHR PRO WOCHE!"

Auszüge aus dieser Resolution erscheinen auch in der 'Roten Fahne'.

In der 'RGO' wird auch - ohne Nennung des Ursprungs - der folgende Zeitungsartikel nachgedruckt:"
'STREIK AUCH GEGEN GEWERKSCHAFT'

Die Organisation selbständiger Streiks 'ohne und gegen die Gewerkschaftsführer' haben am Sonntag rund 500 - vorwiegend junge - Teilnehmer eines nach Dortmund einberufenen 'nationalen Kongresses zum Aufbau der roten Gewerkschaftsopposition' gefordert. Zur Begründung wurde darauf hingewiesen, daß die oberen Gewerkschaftsapparate 'der arbeiterfeindlichen Brandt-Regierung als Vollzugsorgane ihrer imperialistischen Politik' dienten. Sprecher der Organisation kündigten gegenüber der Presse die Bildung oppositioneller Gruppen auf Betriebsebene an. Die Teilnehmer des Kongresses seien Gewerkschafter, Betriebsräte, Vertrauensleute und Jugendvertreter 'aus fast allen Einzelgewerkschaften des DGB' im Bundesgebiet."

Mit dem Kongreß befassen sich auch in:
- NRW in Dortmund der DKP-Kreisvorstand (vgl. 12.4.1973).
=DKP Kreisvorstand Dortmund:Werte Kollegen,Dortmund 12.4.1973,S.1;
KPD:Rechenschaftsbericht des ZK zum II. Parteitag der KPD,Köln 1977,S.222;
Kommunistische Arbeiterpresse SEL Sonderdruck,Berlin Feb. 1974;
Kommunistische Arbeiterpresse DeTeWe Nr.7,Berlin Mai 1973;
Kommunistische Arbeiterpresse KWU Nr.24,Berlin 27.4.1973;
Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr.23,Dortmund 24.4.1973,S.1 und 5;
Rote Fahne Nr.14, 15 und 16,Dortmund 4.4.1973, 11.4.1973 bzw. 18.4.1973,S.1,S.1 bzw. S.1, 4 und 5;
Revolutionäre Gewerkschafts Opposition Nr.3 und 6/7,Dortmund Mai 1973 bzw. Sept. 1973,S.2ff bzw. S.*;
Dortmunder Solidaritätskomitee-Hände weg von der KPD:Hände weg von der KPD,Dortmund o.J. (Juni 1973);
KSV Dortmund:Kampf allen Einschüchterungs- und Illegalisierungsversuchen,Dortmund o.J. (Apr. 1973);
Rote Fahne Sonderdruck Jetzt erst recht: Heraus zum 1.Mai!,Dortmund o.J. (Apr. 1973);
Rote Fahne Sonderdruck Erklärung des Zentralkomitees der KPD,Dortmund o.J. (Apr. 1973);
Schlögel, K., Jaspers, W., Ziesemer, B.:Partei kaputt - Das Scheitern der KPD und die Krise der Linken, Berlin 1981,S.132;
Komitee Hände weg von der KPD:Bulletin Nr.1,Köln o.J. (1973),S.2

16.04.1973:
Die IGM faßt, laut KPD, einen Unvereinbarkeitsbeschluß (UVB), der sich gegen die RGO richte, die gerade ihren ersten nationalen Kongreß (vgl. 14.4.1973) durchgeführt habe. Laut KB wird dieser Beiratsbeschluß erstmals in Berlin angewendet (vgl. 20.8.1974).

Die KPD kommentiert:"
ZUM AUSSCHLUSS-BESCHLUSS DER DGB-FÜHRUNG: FÜR LODERER UND CO. STEHEN DIE ZEICHEN AUF STURM!

'Die Zielsetzungen und die Aktionen der unter den Bezeichnungen KPD, KPD/ML, KPD/AO, Arbeiterbasisgruppen, Kommunistischer Bund, Kommunistischer Arbeiterbund, Kommunistische Arbeiterpresse tätigen Organisationen linksextremistischer Gruppen und der von ihnen getragenen sogenannten Revolutionären Gewerkschaftsopposition sind gewerkschaftsfeindlich.

Die genannten Gruppen werden zu gegnerischen Organisationen erklärt. Die Zugehörigkeit zu diesen Organisationen ist unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der IG Metall. Mitglieder der IG Metall, die sich an deren gewerkschaftsfeindlichen Aktivitäten beteiligen, oder diese unterstützen, verstoßen gegen die Interessen unserer Gewerkschaft und müssen mit dem Ausschluß rechnen.

Beirat der IGM'

Der Beirat der IGM hat prompt reagiert. Sein Unvereinbarkeitsbeschluß war die direkte Reaktion auf den Kongreß der Revolutionären Gewerkschaftsopposition in Mengede. Inhaltlich bestätigt der Beschluß lediglich die bisherige Praxis des Ausschlußterrors und wiederholt die Behauptung, wir beabsichtigten, die Gewerkschaften zu spalten. Daß der Kampf fortschrittlicher Gewerkschafter für die Interessen der Arbeiterklasse den Loderer und Co. als Spaltung erscheinen muß, bedarf keines weiteren Kommentars - haben diese Elemente ihr Schicksal durch unwiderruflich an die Interessen der Monopolbourgeoisie gekettet.

Der Ausschluß-Beschluß benennt eine Reihe von Organisationen mit höchst unterschiedlicher politischer Ausrichtung. Daß unsere Partei gleich dreimal genannt wird - als KPD-AO, als KPD und als die Zeitung unserer Betriebszellen, Kommunistische Arbeiterpresse - ist Bestandteil der SPD-Taktik, die politischen Linien im fortschrittlichen Lager absichtsvoll zu verwirren. Bedeutungsvoller ist, daß auch Organisationen mit dem Bannstrahl belegt werden, denen ein konsequenter Kampf gegen die Gewerkschaftsbonzen beim besten Willen nicht nachgesagt werden kann. Diese Vorgehensweise läßt nur einen Schluß zu: Die Gewerkschaftsführungen schätzen die Lage in den Betrieben schon jetzt als so ernst für sie ein, daß auch der zahmste Widerspruch für sie unerträglich wird.

Wären die 'Chaoten' tatsächlich so hoffnungslos isoliert, wie würde sich dann rechtfertigen, daß künftig aus der Gewerkschaft IG Metall jedermann fliegen kann, der gewerkschaftsoppositionelle Forderungen unterstützt, beispielsweise Lohnforderungen propagiert, die Inflation und gesteigerte Arbeitshetze wirklich in Rechnung stellen, der Flugblätter verteilt, an Demonstrationen teilnimmt, etc. etc.

Geht es wirklich nur darum, daß den Kollegen nicht zugemutet werden kann, vor den Fabriken der BRD und Westberlins Agitationsmaterial zu erhalten?

Seit den Streikaktionen bei Hoesch und Mannesmann (in Dortmund bzw. Duisburg,d.Vf.) stehen die Zeichen für die Gewerkschaftsbonzen auf Sturm, Loderer und Co. täuschen Bemühungen für die vorzeitige Kündigung der Tarifverträge und für Verbesserungen bei den Manteltarifverträgen (MTV,d.Vf.) vor, um die Wogen zu glätten. Aber solches Flickwerk versagt vor den harten ökonomischen Tatsachen des Arbeiterverrats. Man kann nicht gleichzeitig das Stabilitätsprogramm der Monopole mitverwirklichen und hoffen, die Arbeitermassen bei der Stange halten zu können.

Der Kurs heißt jetzt für die Arbeiterklasse der BRD: Selbständige Streikführung. Das bleibt den SPD-Gewerkschaftern nicht verborgen. Mit Sorge verfolgen sie diese Entwicklung in allen kapitalistischen Ländern Europas. In den staatlichen Renault-Werken in Frankreich ist der Kampf der ungelernten vollständig der Kontrolle der Gewerkschaftsführer entglitten. Die einzige Hoffnung für die gaullistische Regierung besteht im Augenblick darin, daß die streikenden Massen wieder unter eben diese Kontrolle gebracht werden.

Innerhalb der reaktionären Formierung der staatlichen und gesellschaftlichen Herrschaftsinstrumente wächst das Gewicht der SPD-Gewerkschaftsführungen. Neben dem Verfassungsschutz und dem Werkschutz werden wir künftig mit der Spitzelarmee und den Schlägertrupps der Gewerkschaftsbonzen zu rechnen haben. Die Zusammenarbeit zwischen Kapitalisten, Staatsapparat und reaktionären Gewerkschaftsinstanzen zur Anlegung von schwarzen Listen zum Rausschmiß fortschrittlicher Kollegen wird noch enger werden. Schon jetzt müssen wir durch den Aufbau der 'Roten Hilfe' (RH,d.Vf.), durch den Aufbau der 'Arbeitersolidarität' beweisen, daß die oppositionellen Gewerkschafter in ihrem Kampf auf die volle Unterstützung aller fortschrittlichen Kollegen rechnen können."

Die KG (NRF) Mannheim-Heidelberg (vgl. 7.5.1973) fordert:"
WEG MIT DEN UNVEREINBARKEITSBESCHLÜSSEN

Der Beirat der IG Metall hat mit einem gegen 2 Stimmen bei einer Erhaltung angenommenen Beschluß die Zugehörigkeit zu politischen Organisationen, die die sogenannte Revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO) tragen, für unvereinbar mit der Mitgliedschaft in der IG Metall erklärt. Der Beschluß hat folgenden Wortlaut:
'Die Zielsetzung und Aktivitäten der unter den Bezeichnungen KPD, KPD/ML, KPD/AO, Arbeiterbasisgruppen, Kommunistischer Bund, Kommunistischer Arbeiterbund und Kommunistische Arbeiterpresse tätigen linksextremistischen Gruppen und der von ihnen getragenen sogenannten Revolutionären Gewerkschaftsopposition sind gewerkschaftsfeindlich. Die genannten Gruppierungen werden zu gegnerischen Organisationen erklärt. Die Zugehörigkeit zu diesen Organisationen ist unvereinbar mit der Mitgliedschaft der Industriegewerkschaft Metall, die sich an deren gewerkschaftsfeindlichen Aktivitäten beteiligen, oder diese unterstützen, verstoßen gegen die Interessen unserer Gewerkschaft und müssen mit dem Ausschluß rechnen.'

Nach diesem Beschluß werden IG-Metaller, die Mitglieder dieser Organisation sind, ohne Verfahren ausgeschlossen. Unterstützt ein IG-Metaller durch Tragen entsprechender Transparente, Verteilen von Flugblättern usw. die Ziele dieser Gruppen, ohne daß ihm eine Mitgliedschaft nachgewiesen werden kann, dann wird ein Ausschlußverfahren gegen ihn eröffnet.

DER UNVEREINBARKEITSBESCHLUß TRIFFT ALLE MITGLIEDER DER IG METALL.

Künftig muß jeder, der für den 7-Stundentag, für die Abschaffung des Akkordsystems, für Urabstimmung vor jedem Tarifabschluß eintritt, mit dem Ausschluß aus der IG-Metall rechnen.
Denn das sind Ziele, die von den direkt betroffenen Organisationen - zum Beispiel dem Kommunistischen Bund - vertreten werden. Wer lineare Lohnerhöhungen fordert, um die weitere Spaltung der Lohnabhängigen zu verhindern, wer bei den Lohnforderungen von den Interessen der Arbeiter, Angestellten und Lehrlinge ausgeht und nicht von den Lohnleitlinien der SPD/FDP-Regierung, der ist RGO-verdächtig und kann ausgeschlossen werden. Solche 'Zielsetzungen und Aktivitäten sind gewerkschaftsfeindlich' (Beschluß des Beirats), weil sie der SPD-Politik widersprechen. Der Unvereinbarkeitsbeschluß der IG Metall ist die Reaktion der Gewerkschaftsführung darauf, daß immer mehr Kollegen bei Hoesch und Mannesmann zeigten, daß sie nicht mehr die sozialdemokratische Lohnpolitik schlucken wollen. Streiks für ausreichende Löhne, für Verbesserung der Situation am Arbeitsplatz, das will die SPD-Gewerkschaftsführung verhindern.
Der Versuch einiger Sektierergruppen wie der Gruppe Roter Morgen (KPD/ML) und der Gruppe Rote Fahne (KPD), eigene Spaltergewerkschaften aufzubauen, dient daher der SPD-Gewerkschaftsführung als willkommener Vorwand, die Opposition gegen die SPD-Politik in den Gewerkschaften mundtot zu machen und auszuschalten. Das eigentliche Ziel ist:

DIE GEWERKSCHAFTSFEINDLICHE SPD-POLITIK SOLL ABGESICHERT WERDEN:

Die SPD-Gewerkschaftsführer sollten sich an die eigene Nase fassen, wenn sie den Vorwurf der Gewerkschaftsfeindlichkeit erheben. Ihre Politik ist genauso gewerkschaftsfeindlich. Auf der einen Seite steigen die Gewerkschaftsbeiträge, auf der anderen Seite verhindert die Gewerkschaftsführung jeden Kampf für die Interessen der Arbeiterklasse und der übrigen Lohnabhängigen. Das ist gewerkschaftsschädigend; denn jeder sagt sich: 'Was soll ich dann eigentlich in der Gewerkschaft?' Gerade die SPD-Gewerkschaftsführer verstoßen laufend gegen die Interessen der Mitglieder und gegen den Gedanken der Einheitsgewerkschaft, indem sie die Gewerkschaften zum Vollzugsorgan der SPD-Politik machen. Gerade weil die SPD-Gewerkschaftsführung völlig unzureichende Lohnerhöhungen, in vielen Fällen sogar Lohnabbau bringt, gerade weil die SPD-Politik in der Unterordnung der Interessen der Arbeiterklasse unter die Profitinteressen der Kapitalistenklasse besteht, gerade deshalb wächst der Widerstand in den Gewerkschaften gegen diese Politik.
Die arbeiterfeindliche SPD-Politik ist der Nährboden, auf dem heute politische Schwindler und kleinbürgerliche Karrieremacher mit dem Plan hausieren gehen, eigene Gewerkschaften aufzumachen. Diese Sektierer haben die Einheitsgewerkschaft aufgegeben und damit den Kampf für die Durchsetzung einer revolutionären, auf konsequente Vertretung der Arbeiterinteressen gerichtete Gewerkschaftslinie. Der Aufbau eigenständiger gewerkschaftlicher Organisationen ist spalterisch und muß bekämpft werden.

Der Unvereinbarkeitsbeschluß des Beirats der IG Metall dient nicht diesem Kampf. Er ist seinerseits ein Versuch, die Einheitsgewerkschaft zu spalten.

WER GEGEN DIE EINHEITSGEWERKSCHAFT VERSTÖßT, IST EIN SPALTER!

In der Einheitsgewerkschaft haben sich kommunistische und sozialdemokratische, christliche und parteilose Arbeiter, Angestellte und Lehrlinge zusammengeschlossen, um gegen das Kapital zu kämpfen und die eigenen Interessen zu verteidigen.
Dabei muß jede politische Gruppierung, die nicht wie die Faschisten gegen Gewerkschaften überhaupt ist, für ihre Vorstellung von gewerkschaftlicher Arbeit eintreten können.
Der Unvereinbarkeitsbeschluß ist ein Versuch, die Gewerkschaftsmitglieder mit bürokratischen Mitteln auf die SPD-Linie festzulegen. Wer gegen die SPD-Politik aufmuckt, wer für konsequente Vertretung der Arbeiterinteressen kämpft, soll ausgeschlossen werden. Das ist ein Verstoß gegen den Gedanken der Einheitsgewerkschaft. Mit ähnlichen Maßnahmen hat sich die Gewerkschaftsführung als Handlanger der Adenauer-Regierung verdient gemacht, als in den 50er Jahren tausende Kommunisten und klassenkämpferische Gewerkschafter ausgeschlossen wurden. Ausschlußterror als Zeichen der Schwäche: 'Nur wer geistige Auseinandersetzungen fürchtet, arbeitet in solchen mit dem Fallbeil von Ausschlüssen.' So steht es in 'Metall' Nr. 6.

DIE EINHEITSGEWERKSCHAFT MUß VERTEIDIGT WERDEN!

Der Versuch der SPD-Gewerkschaftsführung, mit dem Unvereinbarkeitsbeschluß alle Kollegen auf die SPD-Linie festzulegen, muß bekämpft werden. Der Unvereinbarkeitsbeschluß ist ein weiterer Abbau von innergewerkschaftlicher Demokratie. Er öffnet den Denunzianten und Spitzel Tor und Tür. Wer die SPD-Linie der Gewerkschaftsführung kritisiert, wird mit der RGO in einen Topf geworfen. So werden in dem Beschluß des Beirats Organisationen genannt, die entschieden die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition als Spalterorganisation bekämpfen. Wer glaubt, nicht betroffen zu sein, weil seine Organisation nicht genannt wird, täuscht sich. Ein Beispiel: In München wurde ein Kollege aus der IG Druck ausgeschlossen, weil er Mitglied der Arbeiter-Basis-Gruppen für den Wiederaufbau der KPD (ABG) ist. Dieser Ausschluß wurde von der DKP unterstützt, weil sie die ABG politisch bekämpft. Kaum war der Ausschlußterror durchgepeitscht, erschien in 'Die Feder', einer Zeitung der IG-Druck, ein Artikel von dem Mitglied des Hauptvorstandes der IG Druck, Eugen Stotz. Er vertrat die Auffassung, daß die DKP-Politik eine Gewerkschaftsarbeit 'im Sinne des DGB-Grundsatzprogrammes' ausschließt. Jetzt, als es der DKP selbst an den Kragen ging, verteidigte die DKP plötzlich die Einheitsgewerkschaft. Jetzt sprach sie sich auch gegen den Gewerkschaftsausschluß des Kollegen aus. Es gilt jetzt, auf allen gewerkschaftlichen Ebenen den kampf gegen die Unvereinbarkeitsbeschlüsse aufzunehmen. In Vertrauenskörpern, auf Delegiertenversammlungen, überall, wo das möglich ist, müssen Resolutionen eingebracht werden. In den Resolutionen muß gezeigt werden, daß solche Beschlüsse die Einheitsgewerkschaft und die innergewerkschaftliche Demokratie verletzen. Deshalb:
WEG MIT DEN UNVEREINBARKEITSBESCHLÜSSEN!
FÜR INNERGEWERKSCHAFTLICHE DEMOKRATIE!"

Für die KFR im Ruhrgebiet in Dortmund und Castrop-Rauxel, die den Artikel der KG (NRF) nachdruckt (vgl. 9.5.1973) kommentieren Klaus R. und Peter U. diesen wie folgt:
"Diesen Artikel haben wir aus der ARBEITERZEITUNG Nr. 5, dem Zentralen Organ der Kommunistischen Gruppen (NRF) Mannheim/Heidelberg nachgedruckt. Wir möchten einen Punkt dazu noch nachtragen. Die ARBEITERZEITUNG schreibt völlig richtig, daß wir die Einheitsgewerkschaft gegen alle Spaltungsversuche verteidigen müssen. Doch dieser Kampf muß unterschiedlich geführt werden. Den Gewerkschaftsfunktionären, die Jahr um Jahr die Interessen der Arbeiter verraten, kann man nicht durch gutes Zureden beikommen. Der Einfluß dieser Herrschaften, ihre Politik der Zusammenarbeit mit den Kapitalisten muß man bekämpfen. Durch den selbständigen gewerkschaftlichen Kampf, durch innergewerkschaftliche Demokratie muß die sozialdemokratische Politik dieser Leute bekämpft und die Positionen des klassenbewußten gewerkschaftlichen Kampfes gestärkt werden. Anders verhält sich das bei den Gruppen, die die falsche Konzeption einer RGO vertreten. Solche Konzeptionen sind falsche Antworten auf die arbeiterfeindliche Politik der Gewerkschaftsführung. Sie spalten die Gewerkschaft, indem sie die oppositionellen Kollegen mit den Kommunisten neu organisieren wollen. Diese RGO-Linie läuft letzten Endes auf die Spaltung der Gewerkschaften hinaus. Doch die Kollegen und Genossen, die diesen Fehler heute mache, stehen doch auf der Seite der Arbeiterklasse. Man muß ihnen ihre Fehler klarmachen und sie überzeugen. Keinesfalls ist es richtig, sie aus der Gewerkschaft auszuschließen. Ihr besonderer Ausschluß ist nur ein Vorwand des Beirats, gegen alle klassenbewußten Kollegen vorzugehen."

Eingegangen wird auf diesen Beschluß u.a. auch in:
- Bayern durch den AB OG Passau bei Kühbacher (HBV-Bereich - vgl. 20.8.1973);
- Berlin durch die KPD im IGM-Bereich bei DeTeWe (vgl. **.5.1973) und SEL (vgl. **.2.1974);
- Niedersachsen in Osnabrück durch das Maikomitee (MK ? vgl. 18.4.1973);
- NRW in Dortmund durch die KPD (vgl. 23.4.1973), bei Hoesch (IGM-Bereich - vgl. 25.4.1973) durch die KPD sowie durch den KSV (vgl. 20.4.1973).
=Die Rote Front Extra 1. Mai 1973 in Dortmund: Für freie politische Betätigung der Arbeiterklasse und des Volkes,Dortmund/Castrop-Rauxel o. J. (1973),S.1 und 4;
Kommunistische Arbeiterpresse SEL Sonderdruck,Berlin Feb. 1974;
Kommunistische Arbeiterpresse DeTeWe Nr.7,Berlin Mai 1973;
Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Dortmund Nr.23,Dortmund 24.4.1973,S.6;
Rote Fahne Sonderdruck Jetzt erst recht: Heraus zum 1.Mai!,Dortmund o.J. (Apr. 1973);
Roter Frischdienst Nr.13/14,Passau Juli/Aug. 1973,S.4;
KSV Dortmund:Kampf allen Einschüchterungs- und Illegalisierungsversuchen,Dortmund o.J. (Apr. 1973);
Arbeiterkampf Nr.50,Hamburg 1.10.1974,S.1;
Arbeiter-Zeitung Nr.5,Mannheim Mai 1973;
Rote Fahne Nr.17,Dortmund 25.4.1973,S.3;
Mai-Zeitung der Kommunistischen Kollektive Hoesch, Zeche Hansa (Dortmund) und Gewerkschaft Viktor (Castrop Rauxel) Mitglieder der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei,Dortmund/Castrop-Rauxel 1973,S.8

16.04.1973:
Die KPD äußert sich:"
Zum Monitor-Bericht vom 16.4.1973
...
Die ganze Hetze war zu schmierig aufgetragen. Zu deutlich war die Absicht, uns 'als Geheimbund im Mauseloch' darzustellen. Der Kongreß der revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO - vgl. 14.4.1973,d.Vf.), wo das Eintreten der 'anarchistischen Gewalttäter' für die Interessen der Arbeiterklasse offen und vielfältig dokumentiert wurde, beweist unsere konsequente Massenarbeit. Er wurde deshalb auch konsequent verschwiegen. Trotz dieser keineswegs neuen Erkenntnisse werden wir auch weiterhin jede Möglichkeit nutzen, die 'Medien' des Klassenfeindes als Tribüne zu nutzen."
=Wissenschaft im Klassenkampf Nr.3/4,Köln *** 1973,S.121;
Rote Fahne Nr.16,Dortmund 18.4.1973,S.8;
Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Dortmund Nr.23,Dortmund 24.4.1973,S.2

16.04.1973:
Die KPD berichtet vermutlich aus dieser Woche aus NRW:"
REGIONAL-KOMITEE RHEIN/RUHR: VERSTÄRKTE MASSENARBEIT - UNSERE ANTWORT AUF DIE HETZE VON DGB-FÜHRUNG UND SPD/FDP-REGIERUNG!

In Dortmund, Düsseldorf, Köln, Aachen, Solingen und Duisburg kann sich jeder Gewerkschafter entscheiden: Entweder er demonstriert unter der Losung 'Mitdenken, mitbestimmen, mitverantworten' für die Klassenharmonie oder er demonstriert im Block des 'Maikomitees oppositioneller Gewerkschafter' unter den Forderungen und Losungen der revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO, d.Vf.) gegen Monopolkapital und Gewerkschaftsbonzen. Die Gewerkschaftsführer sehen ihre Felle davonschwimmen. Der Dortmunder Kongreß (vgl. 14.4.1973,d.Vf.) zum Aufbau der revolutionären Gewerkschaftsopposition ist ihnen so in die Glieder gefahren, daß sie vor keinem Mittel zurückschrecken, um die erstarkende oppositionelle Bewegung zu erschlagen. In mehreren Städten haben die DGB-Führer bereits mit Ausschluß (UVB,d.Vf.) für jeden gedroht, der sich am oppositionellen Block beteiligt. Damit ihnen nur ja kein oppositioneller Gewerkschafter durch die Lappen geht, werden jetzt schon Spitzel in die Maikomitees geschickt. In Düsseldorf bereiten die Gewerkschaftsführer die Mai-Demonstration gemeinsam mit der politischen Polizei vor. In Aachen hatten sie sogar geplant, den Block von der Polizei zerschlagen zu lassen.

In Dortmund haben sich bereits bereitwillige Helfer der DGB-Führung bei ihrem verräterischen Geschäft gefunden: Der DKP-Kreisvorstand warnt in einem Rundbrief an die DKP-Mitglieder 'vor maoistischen und anarchistischen Schlägertrupps' und fordert alle Mitglieder auf, den 'Provokations- und Spaltungsversuchen' am 1.Mai 'eine entschiedene Abfuhr zu erteilen'.

Was das heißt, haben die oppositionellen Gewerkschafter aus Düsseldorf letztes Jahr erlebt: Arm in Arm mit der Polizei versuchten SPD-, DGB- und DKP-Führer den oppositionellen Block aus der DGB-Demonstration zu prügeln.

Doch die 'Maikomitees oppositioneller Gewerkschafter' schrecken vor den Ausschlußdrohungen und Einschüchterungsversuchen der Gewerkschaftsführer und ihrer Helfershelfer nicht zurück. Sie wissen: Gegen den Ausschlußterror hilft nur der umso entschlossenere Einsatz für die Interessen der Kollegen im Betrieb und in der Gewerkschaft, der umso entschiedenere Kampf für die Forderungen der revolutionären Gewerkschaftsopposition.

Die Betriebszellen und Ortsleitungen der Partei in der Region haben gegen die Hetze der bürgerlichen Presse und gegen alle Versuche, die KPD als 'Geheimbund' abzustempeln, die Massenarbeit verstärkt. Jeden Tag werden Agitproptrupps vor den Betrieben und im Stadtteil gebildet, jede Gelegenheit wird wahrgenommen, mit den Kollegen über die Angriffe zu diskutieren und ihnen die Politik der Partei zu erläutern.

Die ersten Erfolge zeigen sich schon: Überall stiegen die Verkaufsziffern der ROTEN FAHNE, so wurden beispielsweise in Köln an einem Verkaufspunkt in einer Stunde 80 ROTE FAHNEN verkauft. Die Aachener Genossen malten große Wandzeitungen, die sie an belebten Stellen klebten und die mit großem Interesse studiert wurden. Die Ortsleitung Düsseldorf führte am 21.4. einen Tag der offenen Tür im Parteibüro durch. Insgesamt etwa 30 Kollegen kamen zum ersten Mal ins Parteibüro, davon allein zehn aus den umliegenden Häusern, um sich über die Arbeit der Partei zu informieren, die Ausstellung über den Kampf der Partei zu besichtigen und mit den Parteigenossen zu diskutieren. Besonders die alten Genossen, die zum Teil mit ihren Frauen gekommen waren, freuten sich, wieder einmal mit Genossen diskutieren zu können und von ihren Erfahrungen zu berichten."
=Rote Fahne Nr.17,Dortmund 25.4.1973,S.5

17.04.1973:
Frühestens heute erscheint ein Sonderdruck der 'Roten Fahne' (RF der KPD) unter Verantwortung von Maria Bergmann, Dortmund, Zimmerstr.19:"
ERKLÄRUNG DES ZENTRALKOMITEES DER KPD
...
Die jüngsten Erklärungen der DGB und IGM-Führer zur revolutionären Gewerkschaftsopposition, die Ankündigung oppositioneller Gewerkschafter auszuschließen, zeigen: nicht die Besetzung eines Rathauses, sondern der konsequente Kampf für die revolutionäre Einheit der Arbeiterklasse, das ist der wahre Grund für die faschistische Hetze. Verzweifelt versuchen SPD- und DKP-Funktionäre im DGB die über 500 Teilnehmer des Kongresses der revolutionären Gewerkschaftsopposition in Dortmund (RGO - vgl. 14.4.1973,d.Vf.) als Kriminelle abzustempeln. Doch das wird ihnen nicht gelingen. die klassenbewußten Arbeiter wissen, wer auf ihrer Seite steht und wer nicht."
=Rote Fahne Sonderdruck Erklärung des Zentralkomitees der KPD,Dortmund o.J. (Apr. 1973);
Rote Fahne Nr.16,Dortmund 18.4.1973,S.1

23.04.1973:
Die KPD berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
WESTBERLIN: 70 LEHRER DER GEW BEI DER VERANSTALTUNG DES MAI-KOMITEES!
...
Eine proletarische Genossin berichtete den Lehrern über den RGO-Kongreß in Dortmund (vgl. 14.4.1973,d.Vf.). Sie erklärte ihnen aus der Erfahrung der Westberliner Großbetriebe die Notwendigkeit oppositioneller Arbeit in den Gewerkschaften und die Bedeutung der Losung: 'Hinein in die Gewerkschaften - stärkt die revolutionäre Gewerkschaftsopposition.'"
=Rote Fahne Nr.18,Dortmund 2.5.1973,S.4

23.04.1973:
Die KPD berichtet vermutlich aus dieser Woche (vgl. Apr. 1973, 2.5.1973):"
SIEMENS, WESTBERLIN: WEGEN FORDERUNG NACH LEHRLINGSEXISTENZLOHN VOM AUSSCHLUSS BEDROHT!

Seit dem Kongreß der 500 revolutionären Gewerkschafter in Dortmund-Mengede (vgl. 14.4.1973,d.Vf.) werden die Bonzen der IG Metall in West-Berlin nervös. Jüngstes Beispiel:

Eine fortschrittliche Jugendvertreterin aus der Lehrwerkstatt Siemens, ZGA, soll aus der IG Metall ausgeschlossen werden. Die Kollegin hat bis heute von der Ortsverwaltung der IG Metall dazu keine schriftliche Stellungnahme bekommen, das besorgte der durch und durch verkommene reaktionäre Betriebsratsvorsitzende Wiechert: Sie sei Mitglied einer verfassungsfeindlichen Organisation, und würde darüberhinaus im Betrieb Forderungen vertreten, die nicht die der IG Metall sind. (Die Kollegin vertritt entschieden die Forderung nach dem einheitlichen Existenzlohn, heute 600 DM und hat dafür zusammen mit anderen Kollegen der Jugendgruppe innerhalb weniger Tage 102 Unterschriften gesammelt). Darüberhinaus warf sich Arbeiterverräter Wiechert, der unter den Kollegen dafür bekannt ist, daß er seit 20 Jahren außer der Nagelfeile keine Feile mehr in der Hand hatte, damit in die Brust, das jetzt in der IG Metall mit solchen Leuten aufgeräumt werde, dazu hätte man ja jetzt den 'Unvereinbarkeitsbeschluß' (UVB - vgl. 16.4.1973,d.Vf.) des Beirates der IG Metall. Wiechert und Konsorten sind es, die schon seit langem versuchen, die Arbeit der fortschrittlichen Teile der Jugendvertretung bei Siemens zunichte zu machen, bisher allerdings ohne rechten Erfolg: ..."
=Rote Fahne Nr.18,Dortmund 2.5.1973,S.5

23.04.1973:
Vermutlich Anfang dieser Woche erscheint in Dortmund ein zweiseitiges Flugblatt der 'Roten Fahne' (RF) der KPD unter Verantwortung von Maria Bergmann, Zimmerstr.19:"
BRANDT-REGIERUNG, MONOPOLPRESSE UND GEWERKSCHAFTSBONZEN AUF JAGD GEGEN KOMMUNISTEN UND FORTSCHRITTLICHE MENSCHEN. GEWERKSCHAFTSBONZEN UND DKP-REAKTIONÄRE MOBILISIEREN SCHLÄGER UND PROVOKATEURE GEGEN OPPOSITIONELLE GEWERKSCHAFTER UND REVOLUTIONÄRE MAI-DEMONSTRATIONEN.
...
Besonders die reaktionären Gewerkschaftsführer sind von der wachsenden Opposition in den Gewerkschaften aufgescheucht. Nicht zufällig beschloß der Beirat des IGM-Vorstandes einen Tag nach dem Nationalen Kongreß der REVOLUTIONÄREN GEWERKSCHAFTSOPPOSITION in Dortmund-Mengede (vgl. 14.4.1973, UVB 16.4.1973,d.Vf.): Mitgliedschaft in der IGM und Kampf für das Programm der RGO sind unvereinbar. Doch diese Einschüchterungspolitik und der Ausschlußterror werden die zunehmende Opposition in den Gewerkschaften nicht schwächen, sondern stärken."
=Rote Fahne Sonderdruck Jetzt erst recht: Heraus zum 1.Mai!,Dortmund o.J. (Apr. 1973)

24.04.1973:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund gibt die Zelle der KPD ihre 'Kommunistische Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 12.3.1973, 10.5.1973) Nr.23 mit 6 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Maria Bergmann, Dortmund, heraus, wovon uns bisher leider nur die Seiten 1, 2, 5, und 6 vorliegen:"*
FÜR EINEN REVOLUTIONÄREN 1.MAI
...
Höhepunkt aller Manöver - von CDU bis SPD, von BILD bis Spiegel - ist eine einzigartige Verleumdungskampagne gegen die KPD, um das Verbot unserer Partei vorzubereiten. Diese Manöver der Volksfeinde - so ernst wir sie nehmen - zeigen das unsere Partei auf dem richtigen Weg ist. 500 Gewerkschafter beschlossen vor 1 1/2 Wochen (vgl. 14.4.1973,d.Vf.) in Dortmund-Mengede unter der Losung: 'HINEIN IN DIE GEWERKSCHAFTEN - STÄRKT DIE REVOLUTIONÄRE GEWERKSCHAFTSOPPOSITION' (RGO,d.Vf.) die begonnene erfolgreiche Arbeit weiter fortzusetzen."
=Kommunistische Arbeiterpresse - Hoesch Dortmund Nr.23,Dortmund 24.4.1973

25.04.1973:
Die KPD gibt die 'Rote Fahne' Nr.17 (vgl. 18.4.1973, 2.5.1973) heraus, in der sie im Leitartikel aufruft:"
HERAUS ZUM 1.MAI 1973!
...
Unsere Partei steht in vorderster Front bei der Stärkung der revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO,d.Vf.), bei der Entlarvung des sozialreaktionären Kurses der Brandtregierung im Innern, bei der Anprangerung der imperialistischen Machenschaften und der Unterstützung der USA-Imperialisten.

Unsere Partei steht deshalb gerade in den letzten Wochen, nach den antiimperialistischen Aktionen gegen den Besuch des Henkers Thieu (vgl. 10.4.1973,d.Vf.), nach dem erfolgreichen Kongreß der revolutionären Gewerkschafter in Dortmund-Mengede (vgl. 14.4.1973,d.Vf.), im Zentrum einer Hetzkampagne, die das Verbot unserer Partei, ihrer Massenorganisationen, der 'LIGA GEGEN DEN IMPERIALISMUS' (LgdI,d.Vf.) und des 'Nationalen Vietnam-Komitees' (NVK,d.Vf.) vorbereiten soll.
=Rote Fahne Nr.17,Dortmund 25.4.1973

01.05.1973:
In Dortmund beteiligen sich, nach eigenen Angaben, trotz des Verbots über 1 000 bis 1 500 an der zentralen bzw. NRW-weiten Maidemonstration der KPD um 12 Uhr ab Nordmarkt.

Die Zelle des KSV der KPD an der PH Dortmund berichtet:"
TROTZ POLIZEITERROR: DER KAMPF GEGEN DEN IMPERIALISMUS LÄSST SICH NICHT VERBIETEN!

Der SPD-Polizeipräsident Riwotzki aus Dortmund erließ am 1.Mai 1973 ein Verbot gegen die Maidemonstration der KPD. Seit 1929, als der SPD-Polizeipräsident Zörgiebel den Mai-Aufmarsch der KPD verbot, ist es nicht mehr zu einer solchen Provokation gekommen!

Wie sah es an diesem 1.Mai in Dortmund aus?

Aufgeschreckt durch das sprunghafte Voranschreiten der Revolutionären Gewerkschaftsopposition, das sich im Nationalen Kongreß der RGO in Dortmund-Mengede (vgl. 14.4.1973,d.Vf.) dokumentierte und durch die mutigen Antiimperialisten, die durch ihre Aktionen angesichts des Empfangs des Faschisten und Völkermörders Thieu (vgl. 10.4.1973,d.Vf.) durch den Bundespräsidenten die Komplizenschaft der SPD-Regierung mit dem Mörder Nixon entlarvten, sollte das Demonstrationsverbot einen ersten Höhepunkt der vorausgegangenen wüsten Hetzkampagne darstellen. Die revolutionären Kräfte sollten eingeschüchtert und die Massen von der Solidarisierung mit diesen Kräften abgeschreckt werden, um so nach einer Isolierung von der Bevölkerung die Stimme der Revolution umso leichter zum Schweigen bringen zu können."
=Kommunistische Studentenpresse PH Dortmund Nr.4,Dortmund 7.5.1973,S.2f

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