Freie Arbeiter Union (FAU-IAA):
35 und keine Stunde mehr! Bei vollem Lohnausgleich, ist doch klar! (1984)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 11.4.2021

Die hier vorgestellte, vermutlich von der FAU Köln erstellte, Broschüre wurde von der FAU vermutlich bundesweit verbreitet.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

02.04.1984:
Die FAU-IAA, vermutlich ihre Kölner Gruppe, gibt vermutlich in dieser Woche die Broschüre "35 und keine Stunde mehr! Bei vollem Lohnausgleich, ist doch klar!" heraus mit dem Inhalt:
- "Im Vorfeld", worin es auch heißt: "Ende der 60er bis Mitte der 70er Jahre zwang verhältnismäßig hohe Kampfbereitschaft in der Basis den DGB noch in Streiks. Gekennzeichnet war die Situation von Vorstößen aus Belegschaften, oft über die DGB-Politik hinweg, meist mittels wilder Streiks. Gemeinsames Vorgehen von DGB-Führung und Unternehmerverbänden gegen diese unkontrollierbaren Aktionen brachten die kämpferische Phase zum Erliegen. Sozialpartnerschaft war wieder angesagt, Interessen wurden wieder delegiert, die Kontrolle betrieblicher Auseinandersetzungen von Sozialpartnern gewährleistet. Unter diesen Vorzeichen stand der Stahlarbeiterstreik 78/79, organisiert durch die IG Metall. Hier geht es zum ersten Mal um die 35 Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Für die Metallarbeiter wird es der längste Streik der letzten Jahre, mit dem Erfolg, daß am Verhandlungstisch die Forderung begraben wird. Als Trostpflaster kungelt man Verbesserungen beim Jahresurlaub aus. Allerdings gelingt es der IG Metall nicht, dieses Ergebnis als Erfolg zu verkaufen. Denn neben dem unnötigen Verschleiß an Kraft, Zeit und Geld war die Auseinandersetzung geprägt von härtesten Gegenstößen des Kapitals. 80.000 Arbeiter sind in NRW von Aussperrung betroffen. So wird der Streik flugs in den "historischen Einstieg in die 35 Stunden-Woche" umgedeutet. Eine neue, größer angelegte Kampagne wird angekündigt. Gleichzeitig unterbindet der DGB in den darauffolgenden Jahren alle Kampfmaßnahmen, die ihn Geld kosten könnten. Als "Strategie der neuen Beweglichkeit" werden vollkommen uneffektive Warnstreiks durchgeführt und ansonsten ein Jahr für Jahr sinkendes Realeinkommen und parallel dazu steigende Arbeitslosigkeit hingenommen. Gewerkschaftsführer hoffen, daß möglichst niemandem auffällt, daß von vollem Lohnausgleich zur 35 Stundenwoche angesichts vorweggenommener Reallohneinbußen überhaupt nicht mehr gesprochen werden kann.";
- "Eine Rechnung geht nicht auf";
- "Werkzeug gegen Arbeitslosigkeit?";
- "Einheitsgewerkschaft ohne einheitliche Stoßrichtung";
- "Und die andere Seite?";
- "Die Forderung selbst";
- "Wie verhalten wir uns?" zum linken Flügel in- und außerhalb des DGB;
- "Utopie";
- "Anarcho-Syndikalismus - Was will die F.A.U.?" wozu erläutert wird: "Das Ziel der Anarcho-Syndikalisten ist die herrschaftslose, ausbeutungsfreie, auf Selbstverwaltung begründete Gesellschaft.
Die grundlegende Idee des Anarcho-Syndikalismus ist die Idee der Selbstbestimmung in allen Lebensbereichen. Daher lehnen wir die Organisierung unserer Interessen in zentralistisch aufgebauten Organisationen ab; diese bedeuten immer Unterdrückung. Wir gehen davon aus, daß Stellvertreterpolitik, wie sie von Parteien und zentralistischen Organisationen betrieben wird, weder unsere Interessen durchsetzen kann noch soll.
Anstelle dessen setzen wir die Selbstorganisation der Arbeitenden in autonomen Gruppen, die miteinander auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zusammengeschlossen sind."
Quelle: FAU: 35 und keine Stunde mehr! Bei vollem Lohnausgleich, ist doch klar!, O. O. (Köln) o. J. (1984)

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Letzte Änderung: 11.04.2021