Materialien zu Hochschulpolitik und Studentenbewegung in Tübingen - Zweites Halbjahr 1969

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 15.5.2017


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Es können hier nur wenige Dokumente und Hinweise zur Hochschulpolitik und Studentenbewegung in Tübingen vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Diese Darstellung stützt sich vor allem auf einige Akten des SDS-Bundesvorstandes.

Im Juli 1969 wird der Streik gegen die Grundordnung (GO) und das Ordnungsrecht fortgeführt bis zum Ende des Sommersemesters (vgl. 11.7.1969), wobei vor allem Professor Tenbruck weiterhin ein prominenter Gegner der Studentenbewegung bleibt (vgl. 11.7.1969, 25.7.1969, 20.11.1969, 15.12.1969).

Die Revolutionäre Jugend (Marxisten-Leninisten) - RJ/ML agitiert nun die Lehrlinge (vgl. Aug. 1969), gründet wenig später den Kommunistischen Arbeiterbund (ML) (vgl. Sept. 1969, Okt. 1969) und greift als Betriebsbasisgruppe auch in die Septemberstreiks ein (vgl. 8.9.1969), treibt an der Hochschule zugleich die Fraktionierung voran (vgl. Okt. 1969), wobei sie nicht zuletzt des 'Roten Pfeils' bedient (vgl. 20.10.1969, 25.11.1969, 1.12.1969). Nach außen versucht sich die Gruppe bei der Vietnam-Solidaritätsdemonstration in Mannheim (vgl. 15.11.1969) als starke neue Vorhutorganisation darzustellen. An der Universität Tübingen übernimmt sie in Koalition mit der Humanistischen Studenten Union (HSU) den AStA.

Die Restgruppe des SDS reflektiert ebenfalls die bisherige Praxis (vgl. 23.10.1969), lehnt dabei das Studentengewerkschaftskonzept der ML ab (vgl. 6.11.1969) und gibt ebenfalls eine Zeitung, die 'Kommunistische Studentenzeitung' (KSZ - vgl. 12.11.1969, 20.11.1969) heraus, versucht die Rolle der Intelligenz im Klassenkampf näher zu bestimmen (vgl. 17.11.1969), agitiert in Stuttgart unter Lehrlingen (vgl. 15.11.1969) und engagiert sich in der Solidarität mit der Black Panther Party (vgl. 9.12.1969).

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Juli 1969:
Vermutlich Ende Juli erscheint das 'SDS-Info' Nr. 19 (vgl. Juli 1969, Aug. 1969) mit dem Text "Tübingen: Streikdokumentation".
Quelle: SDS-Info Nr. 19, Frankfurt o. J. (1969), S. 16ff

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Juli 1969:
An der Universität Tübingen erscheint vermutlich Anfang Juli, vermutlich von den Psychologen, die "Prüfungen", die sich gliedert in die Abschnitte:
- "Prüfungen als Leistungsmotivation";
- "Psychische Funktionen und Wirkungen von Prüfungen";
- - "1. Psychische Wirkung der Prüfung für den Prüfling";
- - "2. Psychische Wirkungen der Prüfung für den Prüfer";
- - "3. Psychische Wirkungen des Ausbildungsmodus";
- "Prüfung als Herrschaftsinstrument";
- - "1. Welcher Gegenstand für eine Wissenschaft bedeutsam ist, bestimmt der Ordinarius oder seine Hintermänner";
- - "2. 'Methodenordnung'";
- - "3. Wer sich engagiert, ist selber schuld";
- - "4. Anpassung an ein unreflektiertes Leistungsprinzip".
Q: N. N.: Prüfungen, O. O. (Tübingen) o. J. (1969)

Juli 1969:
An der Universität Tübingen erscheint die Nr. 91 der 'Notizen' (vgl. 15.5.1969) mit einem Titelbild zum Streik und dem Leitartikel "Jetzt erst recht: aktiver Streik", über den die VV am 2.7.1969 entscheiden soll.

Weitere Artikel und Rubriken sind:
- "Heute wie im Dritten Reich - Faschismus bleibt sich immer gleich. Strafandrohungen für Studenten, Hörer und studentische Vereinigungen an den deutschen Hochschulen 1935";
- "Zerschlagt die Zwangs-Körperschaft der Rechten!" zu HTS und NHB;
- "Bücher";
- "1933: 'Schutzhaft' 1969: 'Vorbeugehaft'?";
- "Aus dem Lande der Richter und Henker VII" zum Vietnam-Prozeß;
- "Rechte Scheißmoral" zum Carl-Sonnenschein-Studentenwohnheim;
- "Ordungs-'Recht' Kommentar";
- "Über die richtige Behandlung der Widerstände im Staat";
- "Eine Etappe der konterrevolutionären Strategie"; sowie
- "Wir streiken weiter".
Q: Notizen Nr. 91, Tübingen Juli 1969

Juli 1969:
An der Universität Tübingen erscheint vermutlich Anfang Juli das Flugblatt "Verhalten bei Demonstrationen" mit den Telefonnummern des AStA und von Rechtsanwalt Amman.
Q: N. N.: Verhalten bei Demonstrationen, O. O. (Tübingen) o. J. (1969)

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Juli 1969:
An der Universität Tübingen erscheint vermutlich Anfang Juli das Flugblatt "Terror!" des SDS Tübingen mit der Anleitung zum Bau eines Molotow-Cocktails.
Q: SDS: Terror!, Tübingen o. J. (1969)

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01.07.1969:
An der Universität Tübingen erscheint die Streik-Zeitung Nr. 4 der 'Roten Notizen' (vgl. 30.6.1969, 2.7.1969) der Streikzentrale und des Politischen AStA (PAStA) mit den "Informationen der Streikzentrale". Außentermine gibt es um 14 Uhr bei den Politologen bei der Diskussion mit Landtagsabgeordneten in Reutlingen und um 17 Uhr von der Schülerprojektgruppe mit dem Teach-In im Gymnasium Geislingen.
Q: Rote Notizen Streik-Zeitung Nr. 4, Tübingen 1.7.1969

02.07.1969:
An der Universität Tübingen wird die Veranstaltungsreihe "Arbeitssituation der Studenten" (vgl. 23.6.1969) von AStA, HSU und SDS heute beendet mit Ulrike Marie Meinhof zum Thema "Die Befreiung der Frau".
Q: Rote Notizen Nr. 7, Tübingen 28.5.1969, S. 3

02.07.1969:
An der Universität Tübingen erscheint das Streik-Info Nr. 4 der 'Roten Notizen' (vgl. 1.7.1969, 3.7.1969) der Basisgruppen und des Politischen AStA (PAStA).

Enthalten sind die Artikel:
- "Jur. Fak. geschlossen…";
- "Der Streik geht weiter…;
- "Beschlüsse von Vollversammlungen" der Anglisten und Slavisten und an der Math.-Nat. Fak.; sowie
- "Informationen der Streikzentrale Mi. 2.7.". Die Schülerprojektgruppe führt ein Seminar in Reutlingen durch, das Wohnheim Sonnenscheinhaus will massenhaft nach Rottenburg zum Bischofsbesuch fahren.
Q: Rote Notizen Streik-Info Nr. 4, Tübingen 2.7.1969

03.07.1969:
An der Universität Tübingen erscheint vermutlich heute das Flugblatt "Divide et impera! (Fahrradfahren will gelernt sein)" der Arbeitsgruppe VW-Klausur für Juristen im aktiven Streik zur Klausur bei Buchholz.
Q: Arbeitsgruppe VW-Klausur für Juristen im aktiven Streik: Divide et impera! (Fahrradfahren will gelernt sein), O. O. (Tübingen) o. J. (1969)

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03.07.1969:
An der Universität Tübingen erscheint das Streik-Info Nr. 5 der 'Roten Notizen' (vgl. 2.7.1969, 4.7.1969) der Basisgruppen und des Politischen AStA (PAStA).

Enthalten sind die Artikel:
- "Streikresolution" von der zweiten VV mit etwa 4 000 Teilnehmern;
- "Kollektiven Widerstand gegen die Planung der Herrschenden!";
- "Resolution der VV der Germanisten vom 2.7.69";
- "Beschlüsse der VV der Kath.-theol. Fak. vom 2.7.69";
- "Divide et impera! Zur VW-Klausur bei Buchholz" von den Juristen;
- "Resolution der Mediziner"; sowie
- "Informationen der Streikzentrale Do. 3.7.". Die Schülerprojektgruppe führt ein Seminar in Reutlingen durch.
Q: Rote Notizen Streik-Info Nr. 5, Tübingen 3.7.1969

04.07.1969:
An der Universität Tübingen erscheint das Streik-Info Nr. 6 der 'Roten Notizen' (vgl. 3.7.1969, 7.7.1969) der Basisgruppen und des Politischen AStA (PAStA).

Enthalten sind die Artikel:
- "Schließt die Klausuren!" mit dem Aufruf zum Teach-In zur VWL-Klausur um 12 Uhr;
- "Informationen der Streikzentrale Fr. 4.7.". Die Schülerprojektgruppe hat eine Vorbesprechung für die Agitation in Nürtingen;
- "Resolution der Mediziner";
- "Zionistische Propaganda - auch in Tübingen" zum Überfall auf die Veranstaltung der Matzpen in Frankfurt am 11.6.1969 und der heutigen Diskussion in Tübingen mit Jochanan Bloch, an der auch die Al-Fatah teilnehmen möchte; sowie
- "Tübingen feiert die Restaurierung des Rathauses. Wir feiern mit!" am 5. und 6.7.1969.
Q: Rote Notizen Streik-Info Nr. 6, Tübingen 4.7.1969

07.07.1969:
An der Universität Tübingen erscheint das Streik-Info Nr. 7 der 'Roten Notizen' (vgl. 4.7.1969, 8.7.1969) der Basisgruppen und des Politischen AStA (PAStA).

Enthalten sind die Artikel:
- "Lehrer = revolutionäre Berufspraxis?" zum Projektbereich Ausbildung / Schule, für angehende Lehrer, die sich um den Aufbau von Schülergruppen bemühen sollen;
- "Verjagt die Propagandisten des Nationalzionismus" zur Diskussion mit Jochanan Bloch, die nicht stattfand;
- "Beschluß der VV des IfLÜ vom 3.7.";
- "Laßt die Ehrenausschußknaben selber um die Rennbahn traben (Flugblatt der BG Sport)";
- "Uni-Besetzung in Amsterdam: Nervenzentrum gereizt" aus den Niederlanden; sowie;
- "Informationen der Streikzentrale".
Q: Rote Notizen Streik-Info Nr. 7, Tübingen 7.7.1969

08.07.1969:
An der Universität Tübingen erscheint das Streik-Info Nr. 8 der 'Roten Notizen' (vgl. 7.7.1969, 9.7.1969) der Basisgruppen und des Politischen AStA (PAStA).

Enthalten sind die Artikel:
- ein Aufruf zur Kundgebung "Vietnam siegt" mit Delegierten der Revolutionsregierung Südvietnam (PRR) am 12.7.1969 in Frankfurt und am 13.7.1969 in Berlin;
- "Gmelins Prügeljubiläum" zum Polizeieinsatz;
- "Die Schein-Universität ist eine hohle Form - sprengt sie auf und ihr findet Fäulnis!" von einem Assistenten am Psychologischen Seminar; sowie
- "Informationen der Streikzentrale", die auch aufrufen zu Prozessen "gegen Studentin, die Polizisten 8 Tage lang ausser Gefecht setzte" um 9 Uhr am Amtsgericht Tübingen und gegen Lehrlinge um 13 Uhr in Stuttgart-Bad Cannstatt.
Q: Rote Notizen Streik-Info Nr. 8, Tübingen 8.7.1969

09.07.1969:
An der Universität Tübingen erscheint die Nr. 1 der 'AStA-Informationen zur Hochschulstrategie', herausgegeben vom AStA in Zusammenarbeit mit den Basisgruppen unter der Schlagzeile "Für eine Rote Uni" zum Thema "vds - sozialistischer Kampfverband. Dokumentation zur 21. ao. MV. in Göttingen" zur Versammlung des VDS am 31.5.1969.

Enthalten sind die Artikel:
- "Die Revolutionierung des vds";
- "Resolution" zu Rolf Pohle;
- "Strukturmodell des vds (beschlossen auf der 21. MV)" vorgeschlagen aus Köln; sowie
- "Statut des VDS (in der Fassung vom 30. Mai 1969)".

Aufgerufen wird zur Veranstaltung zur VDS-MV um 20 Uhr im Audimax.
Q: AStA-Informationen zur Hochschulstrategie Nr. 1, Tübingen 9.7.1969

09.07.1969:
An der Universität Tübingen erscheint das Streik-Info Nr. 9 der 'Roten Notizen' (vgl. 8.7.1969, 10.7.1969) der Basisgruppen und des Politischen AStA (PAStA).

Enthalten sind die Artikel:
- "Streiken allein genügt nicht, um die Ziele des Streiks zu erreichen!" von der Basisgruppe Philosophie;
- "Resolution der am 8.7.69 zur Zwischenprüfung versammelten Philosophiestudenten";
- "Psychologen - Statistokraten";
- "Arbeitsbericht der Projektgruppe Test"; sowie
- "Informationen der Streikzentrale".

Berichtet wird: "In Freiburg wurden alle Klausuren gesprengt!".

Aufgerufen wird zur Veranstaltung um 20 Uhr im Audimax mit Chaim Makiba (Matz Pen) zum Thema "Die sozialistische Opposition in Israel".
Q: Rote Notizen Streik-Info Nr. 9, Tübingen 9.7.1969

10.07.1969:
An der Universität Tübingen erscheint das Streik-Info Nr. 10 der 'Roten Notizen' (vgl. 9.7.1969, 11.7.1969) der Basisgruppen und des Politischen AStA (PAStA).

Enthalten sind die Artikel:
- "Psychologen - Statistokraten", fortgesetzt aus der Nr. 9;
- "Zeugen gesucht" zum Prozess wegen dem Protest gegen die Kundgebung der 70. Sturmdivision am 8.9.1968;
- "Informationen der Streikzentrale".
- "Ev. theol.: Gemeindeveranstaltung - exempl. Bericht" wobei außerhalb Tübingens 65 Leute zu der in der Lokalpresse angekündigten Veranstaltung zur Hochschulpolitik kamen, zu der aus Tübingen 7 Studenten anreisten. "Die Fortsetzung des Gesprächs mit den Studenten wurde von den Beteiligten ausnahmslos gefordert." Vorgeschlagen wird eine weitere Veranstaltung zur Dritten Welt.
Q: Rote Notizen Streik-Info Nr. 10, Tübingen 10.7.1969

11.07.1969:
An der Universität Tübingen erscheint das Streik-Info Nr. 11 der 'Roten Notizen' (vgl. 10.7.1969) der Basisgruppen und des Politischen AStA (PAStA). Bekanntgegeben wird: "Der Streik geht unbefristet weiter! Die 'Streikzeitung' Nr. 12 erscheint nach den Sommerferien."

Enthalten sind die Artikel:
- "Wenn Raiser rot sieht, sieht er richtig" zum Kinderladen im Clubhaus;
- "Tenbrucks Notstand" zur Basisgruppe Soziologie bzw. der Einstellung des Lehrbetriebs am Soziologischen Seminar;
- "Die Denunziationen beginnen…" zur Biochemie-Klausur der Mediziner;
- "Aufhebung der Aufnahmebeschränkung bei den Psychologen ?!" zum NC;
- "Aufhebung des NC bei den Psychologen II";
- "Psychologen - Statistokraten ( Teil 3)";
- "Vietnam-Kundgebung: Die angekündigte Kundgebung findet nicht statt", da die PRR kurzfristig abgesagt hat;
- "Informationen der Streikzentrale"; sowie
- "Macht aus Buchholz -> Kleinholz" zur Volkswirtschaftsklausur der Juristen.
Q: Rote Notizen Streik-Info Nr. 11, Tübingen 11.7.1969

25.07.1969:
Das 'Rote Forum' Nr. 4 erscheint erstmals unter dem neuen Namen (vgl. 30.10.1969) mit dem Artikel "Dokumente der Beschränktheit" zur Hochschulgesellschaft e. V. für die Erneuerung der deutschen Universität (HG), die den SDS vernichten will, mit einem vertraulichen Dokument ("Notwendigkeit und Grundlage einer Strategie zur Erhaltung der durch den SDS bedrohten Freiheitsräume"), einem "Bericht über die Lage: Studentenunruhen" von Prof. Tenbruck, Tübingen,
Q: Rotes Forum Nr. 4, Heidelberg 25.7.1969, S. 23ff

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26.07.1969:
Der SC Frankfurt gibt vermutlich heute sein 'Info' Nr. 9 (vgl. 12.7.1969, 9.8.1969) heraus. Hannes Weinrich aus der Projektgruppe Technologie (PGT) befaßt sich mit der "Kriegsforschung an westdeutschen Universitäten" wozu eine Liste veröffentlicht wird, die auch das MPI für Biologie Tübingen enthält.
Q: SC-Info Nr. 9, Frankfurt o.J. (1969)

August 1969:
Vermutlich im August erscheint das 'SDS-Info' Nr. 20 (vgl. Juli 1969, 15.9.1969) zur Lehrlingsarbeit mit dem Text "Tübingen: ZAK" zum Zentralen Aktionskomitee, von der SDS-Betriebsprojektgruppe Tübingen - RJ(ML).
Q: SDS-Info Nr. 20, Frankfurt o. J. (1969), S. 23ff

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August 1969:
Im August erscheint die Nr. 11/12 des 'Rebell' (vgl. Juni 1969, Sept. 1969) der Revolutionären Jugend (ML) mit dem Leitartikel "Vorwärts mit der Kaderschulung!" über die Kaderschulung der Tübinger Lehrlinge.
Q: Rebell Nr. 11/12, Mannheim Juli/Aug. 1969, S. 1f

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September 1969:
Vermutlich im September wird der Kommunistische Arbeiterbund (Marxisten-Leninisten) (KAB/ML) aus der RJ/ML heraus gegründet. Seine ca. ein Dutzend Mitglieder sind zunächst in Mannheim und Tübingen tätig. Die MLPD berichtet:"
Sogleich begann der KAB(ML) an den Hochschulen in Tübingen, Stuttgart und anderen Städten über Basis- und Projektgruppen Studentengruppen aufzubauen, die sich am Marxismus-Leninismus orientierten."
Q: MLPD-ZK: Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands, II. Teil, 1. Halbband, Düsseldorf 1986, S. 117f

September 1969:
Vermutlich im September erscheint die undatierte Nr. 13 des 'Rebell' (vgl. Juli 1969, Okt. 1969). In Baden-Württemberg in Tübingen habe die dortige Betriebsbasisgruppe ein Flugblatt zur MTR verteilt.
Q: Rebell Nr. 13, Mannheim Sept. 1969, S. 19f; H.Modau: Zur Geschichte der KPD/ML und des KABD, o.O. 1979, S. 38

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08.09.1969:
In Tübingen erscheint vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt, vermutlich von der SDS Betriebsgruppe bzw. der ML-Gruppe, das von den Septemberstreiks bundesweit berichtet sowie von der Metalltarifrunde (MTR), die mit 8% abgeschlossen wurde, während man für 14 % eintritt:"
Auf die Gewerkschaft können wir nicht zählen! Denn wer hat gestern versucht, unsere Flugblätter verschwinden zu lassen? Nicht etwa die Unternehmensleitung, sondern 'unsere' Betriebsräte." Aufgerufen wird zum Streik.
Q: N. N.: Kollegen!, O. O. (Tübingen) o. J. (1969)

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23.09.1969:
Die SDS Projektgruppen Technologie aus Frankfurt und Darmstadt, geben als Ergebnis ihrer Rundreise durch Süddeutschland (vgl. 1.5.9.1969) bekannt, daß für die Technologie-Konferenz (vgl. 26.9.1969) Beiträge von den einzelnen Gruppen vorbereitet werden, u.a. Streikanalyse und Mobilisierung in der naturwissenschaftlichen Fakultät (von einer antiautoritären zu einer antikapitalistischen Politik), Kontaktaufnahme mit Turin (Tübingen).
Q: SC-Info Nr. 14, Frankfurt 27.9.1969

Oktober 1969:
Die Nr. 14 des 'Rebell' (vgl. Sept. 1969, Nov. 1969) ist nun nicht mehr nur das Organ der RJ/ML, sondern auch des Kommunistischen Arbeiterbundes (Marxisten-Leninisten) KAB/ML. Eine Begründung dafür wird nicht angegeben. Auch der KAB/ML, hinter dem sich die Führungsgruppen der RJ/ML Mannheim und Tübingen verbergen, wurde bisher nicht vorgestellt. Verantwortlich zeichnet Thomas Quest in Tübingen.
Q: Rebell Nr. 14, Mannheim Okt. 1969; Helmut Modau: Zur Geschichte der KPD/ML und des KABD, o.O. 1979, S. 46;MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S. 41f und S. 175

Oktober 1969:
Laut einer handschriftlichen Datierung im Oktober verfassen in Tübingen Mitglieder der Basisgruppen Naturwissenschaften, Psychologie, Jura, Medizin und Anglistik sowie der Schülerprojektgruppe und der Betriebsgruppe das Arbeitspapier "Wie müssen wir an der Universität weiterarbeiten?", bei dem es sich um die Plattform der ML, d.h. des späteren KAB(ML) handelt. Einleitend wird festgestellt: "Die bisherige Politik an der Universität krankte daran, daß entweder perspektivlos oder mit falscher Perspektive mobilisiert wurde."

Enthalten sind die Abschnitte:
- "Worin bestand die falsche Perspektive?";
- "Wieso kommt es zu der falschen Einschätzung der Rolle der Studentenbewegung?";
- "Warum ist eine Korrektur der falschen Einschätzung der Studentenbewegung jetzt möglich?";
- "Warum ist eine Korrektur der falschen Einschätzung der Studentenbewegung jetzt unbedingt erforderlich?";
- "Welches ist die richtige Einschätzung der Studentenbewegung?";
- "Welches ist unter den gegenwärtigen Umständen für uns Studenten die richtige Form des Bündnisses mit dem Proletariat? oder: Wozu müssen wir die Studenten mobilisieren?";
- "Exkurs über Die revolutionäre Strategie der Germanistikstudenten" zu den Widerstandsseminaren der BG Germanistik und deren Zusammenarbeit mit dem RC Arbeitskreis 'PH Reutlingen, der unter Schülern agitiert;
- "Welches sind im Rahmen dieser Linie unsere nächsten Aufgaben hier an der Universität?";
- "1. Schulung";
- "2. Vorarbeiten für die Analyse der Entwicklung einzelner Berufe"; sowie
- "3. Einen Teil der Beobachtungsaufgaben können wir hier auf der Universität leisten". Aufgebaut werden soll ein Archiv, ein Informationsdienst für Genossen soll erstellt werden. Ein inneres Organ für die Schulung solle eng mit dem 'Roten Pfeil' zur Agitation verknüpft werden.
Q: BG/PG: Wie müssen wir an der Universität weiterarbeiten?, O. O. (Tübingen) o. J. (1969)

20.10.1969:
Die Nummer 1 des 'Roten Pfeils' (vgl. 25.11.1969) erscheint in Tübingen. Herausgegeben wird sie von folgenden Basis- und Projektgruppen: Medizin, Naturwissenschaften, Anglistik, Jura, Psychologie, Schülerprojektgruppen, Projektgruppe Verwertung, Betriebsgruppe. Diese Gruppen haben sich, laut MLPD (2), erst im Herbst gebildet (vgl. Okt. 1969). Der Hauptartikel lautet "Zur Lage der Studienanfänger." Weitere Artikel sind:
- "Frage an die Studienanfänger im Fach Psychologie: Warum sind Sie hier?" von der Basisgruppe Psychologie;
- "Medizynismus" von der Basisgruppe Medizin;
- "Was wir beim Kampf gegen den NC lernten" von der Basisgruppe Naturwissenschaften;
- "Teach-In der Anglisten" von der Basisgruppe Anglistik;
- "Warum studieren Sie Jura?" von der Basisgruppe Jura; sowie
- "Serie: 'Die Widersprüche richtig erkennen' I.: Wissenschaftsrat, DFG, Stifterverband".

Veröffentlicht werden Termine der BG Jura, der BG Psychologie, ein Prozess sowie auch eine Ankündigung der RJ/ML für einen wöchentlichen China-Arbeitskreis.
Q: Roter Pfeil Nr. 1, Tübingen 20.10.1969; MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S. 187

23.10.1969:
Der SDS Tübingen gibt die Broschüre "Zur Diskussion einer Strategie für eine revolutionäre Studentenbewegung. Konsequenzen der bisherigen Praxis für die politische Arbeit des Wintersemesters" heraus.

Enthalten sind die Artikel:
- "Über die Notwendigkeit einer klaren Linie", in dem es heißt, dass um den "Aufbau einer revolutionären Studentenorganisation geht";
- "Organisation und Schulung";
- "Zerschlagt das bürgerliche Copyright!" zur Razzia im AStA wegen des Nachdrucks von Habermas, Logik der Sozialwissenschaften;
- "Zusammenfassung des Uni-Streiks" von der Basisgruppe Germanistik;
- "Die Idiotie der Germanistik kann nur durch die politische Praxis an den Schulen abgeschafft werden" zum Sozialisationsseminar;
- "Verhinderung des NC - ein Eigentor?"; sowie
- "Aus Fehlern lernen!" zur Basisgruppe Jura.

Geworben wird für die Publikations-Kooperative.
Q: SDS: Zur Diskussion einer Strategie für eine revolutionäre Studentenbewegung. Konsequenzen der bisherigen Praxis für die politische Arbeit des Wintersemesters, Tübingen 23.10.1969

06.11.1969:
Der SDS Tübingen will um 20 Uhr eine Diskussion im Cluhbhaus durchführen über:"
1. Bericht über die von Arbeitern und Lehrlingen geplante Vietnamdemonstration in Stuttgart, Samstag 15.11. 13 Uhr; Diskussion über den politischen Stellenwert dieser Demonstration und unsere Aufgabe dabei.

2. Diskussion über unsere Möglichkeiten, für die Stuttgarter Arbeiter die politischen Analysen zu machen, die sie bereits jetzt von uns verlangen.

3. Bericht über Stand und Problematik der Lehrlingsschulung.

4. Diskussion über erste Schritte zu einer Organisierung, die an diesen praktischen Notwendigkeiten orientiert ist und dabei die vorhandenen Arbeitskapazitäten in den Basisgruppen aufnehmen kann.

5. Konsequenzen für rationellere Studienorganisation der Genossen, damit sie zeit für die wichtigen Aufgaben gewinnen, ohne das Studium perspektivelos abbrechen zu müssen.

6. Diskussion über die Möglichkeit eines befristeten Bündnisses mit der ML-Gruppe zu Boykottkampagne der Senats- und Fachbereichswahlen."

Der SDS legt dazu ein Papier "Aus der Freitags-Diskussion die richtigen Konsequenzen ziehen! Zur Diskussion am Donnerstag, 6.11.69, 20 Uhr im Clubhaus" vor, in dem es neben Verweisen auf das eigene Papier und jenes der ML-Gruppe, welches im Detail gewürdigt wird, auch heißt, "daß ein TEIL der heute unter der Firma ML sich ausbreitenden Praxis nicht nur politisch abwegig und sektiererisch ist, sondern direkt den Charakter gefährlicher Abwiegelungspolitik hat, daß wir jenen Teil der Praxis daher nicht nur theoretisch zu kritisieren haben sondern ihn praktisch bekämpfen müssen.

Es bedarf gar nicht mehr einer Studentengewerkschaft nach dem Muster der Berliner WISO-ML, der unverschleierte Opportunismus jener Bündnispolitik, die mit den Technokraten koaliert, spricht aus jeder Zeile des Grundsatzpapiers!

Die derzeitige hochschulpolitische Fraktion der Tübinger ML-Gruppe ist die Fünfte Kolonne der technokratischen Reformer."
Q: N. N.: Tagesordnungsvorschlag für die SDS-Diskussion, O. O. (Tübingen) o. J. (6.11.1969); SDS: Aus der Freitags-Diskussion die richtigen Konsequenzen ziehen! Zur Diskussion am Donnerstag, 6.11.69, 20 Uhr im Clubhaus, Tübingen o. J. (1969)

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12.11.1969:
Der SDS Tübingen gibt die 'Kommunistische Studentenzeitung' (KSZ - vgl. 20.11.1969) - Zur Organisation parteilicher Intellektueller im Klassenkampf - Nr. 1 heraus.

Enthalten sind die Artikel:
- "Aufruf zur Vietnam-Demonstration" am 15.11.1969 in Stuttgart, ein Text, der Grundlage eines gemeinsamen Flugblatts sei von USG und SDS Tübingen sowie in Stuttgart vom Aktionskomitee unabhängiger sozialistischer Lehrlinge (AUSL) und von der Unabhängigen sozialistischen Schülergemeinschaft (USSG);
- "Über den Stand des internationalen Klassenkampfes. Teil I: Südostasien / Afrika";
- "Studentenrevolte Arbeiterbewegung Internationalismus";
- "Rote Zelle Politik - Ein Schritt zur Organisation parteilicher Intellektueller";
- "Die Handwerkelei in den Basisgruppen beenden!";
- "Neues von der Hure in der Doblerstrasse und anderswo" zum Prozess wegen des Unistreiks gegen die Notstandsgesetze im Mai 1968, dem GOV-Prozess und dem Springer-Prozess; sowie
- "Senats- und Fachbereichswahlen: Der Boykott wird fortgesetzt".

Geschult wird derzeit in vier Arbeitskreisen die "Lage der arbeitenden Klassen in England" von Engels, folgen sollen die "Kritik der Politischen Ökonomie" von Marx und "Geschichte der russischen Revolution" von Trotzki.
Q: Kommunistische Studentenzeitung Nr. 1, Tübingen 12.11.1969

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15.11.1969:
In Mannheim führen heute KAB/ML und RJ/ML am Wasserturm eine zentrale Demonstration und Kundgebung gegen die US-Aggression in Vietnam durch, an der sich, nach eigenen Angaben, 400 Personen aus ganz Baden-Württemberg und Südhessen beteiligen. Laut H. Modau ist dies die erste selbständige Demonstration von Marxisten-Leninisten seit dem KPD-Verbot. KAB/ML und RJ/ML geben ein gemeinsames Flugblatt "Aufruf zur Demonstration der Marxisten-Leninisten gegen den US-Imperialismus in Vietnam" heraus. Dieses lag uns aus Tübingen vor, von wo Busse um 7 Uhr ab Geschwister-Scholl-Platz fahren.

An der Demonstration beteiligen sich auch ZAK-Gruppen. Über die Aktion wird u.a. in einem Artikel "Den Marxismus-Leninismus in die Massen tragen. Marxisten-Leninisten demonstrieren in Mannheim" berichtet. Im Anschluß an die Demonstration findet eine Kundgebung statt, "auf der ein Sprecher des KAB(ML) die Aggression des US-Imperialismus gegen das vietnamesische Volk … verurteilt".

Zwischen der GIM Mannheim und der SDAJ Ludwigshafen der DKP kommt es dabei, laut KAB/ML, zur Aktionseinheit gegen die Vorführung südvietnamesischer Filme in der Universität.

Ein Mitglied der GIM aus Esslingen berichtet:"
Was die Vietnam-Demonstration vom 15.11. betrifft, so haben sich die Maoisten unsterblich blamiert. Im Mannheimer RC war von allen Gruppen vorher vereinbart worden, um 15 Uhr eine gemeinsame Demonstration zu machen; vorher (11 Uhr) wollten die MLs eine Demonstration machen und dann Filme zeigen, wo jeder, der wollte, teilnehmen konnte. Sie holten ihre Anhänger aus ganz Baden-Württemberg nach Mannheim und marschierten zu etwa 250 militärisch durch die Stadt, mit Stalin-Bildern und der Losung: 'Von dem Volk, für das Volk' u.a.."
Q: GIM-1 Mitglied: An … (1 IKD-Mitglied), o.O. 2.2.1970; Rebell Nr. 15, 16 und 17, Tübingen Nov. 1969, Dez. 1969 bzw. Jan. 1970, S. 1f, S. 1ff bzw. S. 14;H. Modau: Zur Geschichte der KPD/ML und des KABD, o.O. 1979, S. 52;KAB/ML, RJ/ML: Aufruf zur Demonstration der Marxisten-Leninisten gegen den US-Imperialismus in Vietnam, o.O. 1969;Was tun Nr. 10, Mannheim 1969, S. 4

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15.11.1969:
In Stuttgart wird heute, laut KAB/ML, eine gemeinsame Veranstaltung von DKP, GIM und SDS, aus dem später die örtliche KPD/ML-ZB hervorgeht, durchgeführt. Ein GIM-Mitglied aus Esslingen berichtet von der Vietnamdemonstration:"
Die Tübinger MLs hatten den SDS sehr angegriffen, weil er in Stuttgart zusammen mit der SDAJ am 15.11. die Demonstration organisierte. Der SDS hatte Bauchweh (er beschränkte sich auch auf der Demonstration und dem Teach-in darauf, die Revisionisten zu denunzieren), er konnte aber den Maoisten in Tübingen das Protokoll des Mannheimer RC vor die Nase halten, in dem die Vereinbarung aller Gruppen von Mannheim (also Rebells, Trotzkisten, SDAJ etc.) niedergelegt war", eine gemeinsame Aktion zu veranstalten.
Q: Rebell Nr. 17, Tübingen Jan. 1970, S. 14; GIM-1 Mitglied: An … (1 IKD-Mitglied), o.O. 2.2.1970

15.11.1969:
Der Ausschuss amerikanischer Studenten in Tübingen gibt, laut einer handschriftlichen Datierung heute, das Flugblatt "Auch wir wollen Frieden in Vietnam" heraus. Verbreitet wird dieses vermutlich auch auf der Demonstration in Stuttgart.
Q: Ausschuss amerikanischer Studenten in Tübingen: Auch wir wollen Frieden in Vietnam, O. O. (Tübingen) o. J. (1969)

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17.11.1969:
Es erscheint das 'SDS-Info' Nr. 24 (vgl. 3.11.1969, 1.12.1969). Aus Tübingen erscheinen "Materialien zum Hochschulseminar: Klassenkampf und Intelligenz" am 29./30.11.1969 in Frankfurt.
Q: SDS-Info Nr. 24, Frankfurt 17.11.1969, S. 24ff

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20.11.1969:
Der SDS Tübingen gibt die 'Kommunistische Studentenzeitung' (KSZ - vgl. 12.11.1969, 9.12.1969) - Zur Organisation parteilicher Intellektueller im Klassenkampf - Nr. 2 heraus mit dem Leitartikel "Die Entlarvung der DKP als staatserhaltende Kraft" auf der Vietnam-Demonstration am 15.11.1969 in Stuttgart, wo sich ein DKP-Funktionär über die Steine gegen das Amerikahaus, da von der DKP geschützt wurde, beschwerte.

Weitere Artikel sind:
- "Rede eines SDS-Genossen auf der Kundgebung in der Vietnamdemonstration" am 15.11.1969 in Stuttgart;
- "Zum Stand des internationalen Klassenkampfes. Teil II: Beispiel Indonesien", was eine Ergänzung zum Teach-In nach der Demonstration vom 15.11.1969 sei;
- "Stellungnahme des SDS Tübingen zur AStA-Übernahme durch eine HSU-ML-Koalition. Der AStA als Verwalter politischer Praxis". Die HSU-ML-Koalition sei Ausdruck des "reformistisch-antikapitalistischen Bewusstseins in der Tübinger Studentenbewegung";
- "Gegen den reformistischen Voluntarismus 'linker' Individuen! Zu den Senats- und Fachbereichwahlen" von der Roten Zelle Politik (Rotzpol);
- "Tenbruck ist ausgesperrt! (Ein Flugblatt aus Heidelberg vom 5.11.69)" von SDS und Institutsgruppe Soziologie;
- "Plenum der im Sozialisationsbereich arbeitenden Gruppen" zur Bildung des von der Basisgruppe Germanistik vorgeschlagenen Projektbereich Sozialisationssphäre am 27.11.1969, an dem sich auch beteiligen sollen Studenten der PH Reutlingen, die Referendare und Assessoren aus der GEW Tübingen, die Schülerprojektgruppen von SDS und ML sowie die an der Lehrlingsschulung beteiligten Genossen.

Geschult wird nun auch in den Gruppen 5 und 7 (Juristen), bei Anglisten und Schülern.
Q: Kommunistische Studentenzeitung Nr. 2, Tübingen 20.11.1969

25.11.1969:
Die Nr. 2 des 'Roten Pfeils' erscheint an der Uni Tübingen (vgl. 20.10.1969, 1.12.1969). Herausgegeben wird sie von folgenden Gruppen: Basis- und Projektgruppen Naturwissenschaften, Medizin, Jura und Psychologie, Projektgruppe Lehrerausbildung, Schülerprojektgruppe, Betriebsgruppe (Marxisten-Leninisten).

Im Leitartikel, "Zum Boykott der GO-Wahlen", wird dazu aufgerufen, "die Wahlen zu den Gremien der Grundordnung der Universität zu boykottieren". Aufgerufen wird zum Teach-In am 1.12.1969 von ML-Basis- und Projektgruppen, HSU, ASTA und Präsidium des Studentenparlaments zum Boykott der GO-Wahlen.

Weitere Artikel sind:
- "Historische Untersuchung der gesellschaftlichen Funktion der Wissenschaft"; sowie
- "Zusammensetzung und Kompetenzen der GO-Gremien", die von den linken Studenten boykottiert wurden.

Geworben wird für das erste Grundsatzpapier der ML-Basis- und Projektgruppen zur Hochschulpolitik, "Wie müssen wir an der Hochschule weiterarbeiten?".
Q: Roter Pfeil Nr. 2, Tübingen 25.11.1969; MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S. 187

01.12.1969:
In Tübingen erscheint der 'Rote Pfeil' Nr. 3 (vgl. 25.11.1969, Feb. 1970) mit dem Leitartikel "Den Klassenkampf in Westdeutschland führen: Das heißt proletarischer Internationalismus". U.a. wird ausgeführt:"
In dem Maße, wie der kleinbürgerliche Charakter der isolierten Politik an der Hochschule immer deutlicher und diese Politik immer schädlicher wurde, und immer mehr Betriebsgruppen den Marxismus-Leninismus als den theoretischen Ausdruck der proletarischen Bewegung erkannten und konsequent ihre Arbeit dem Führungsanspruch des Proletariats unterordneten, war es uns möglich, die Bedeutung des proletarischen Internationalismus zu begreifen. Die isolierte Politik an der Hochschule führte zu einem abstrakten Internationalismus, der sich erschöpfte in Solidaritätskundgebungen, Grußbotschaften und Spendenaktionen, wie z.B. 'Waffen für den Vietkong'. Der internationale Klassenkampf kann nur wirksam durch den Kampf des Proletariats im eigenen Land unterstützt werden. Proletarischer Internationalismus heißt für uns:
1. Die Geschichte und die Erfahrungen der Klassenkämpfe zu studieren.
2. Den neuerstarkten westdeutschen Imperialismus konkret zu analysieren.
3. In unermüdlicher politischer Arbeit die Nebenwidersprüche in unserem Bereich aufgreifen und damit den Kampf des westdeutschen Proletariats stärken."

Weitere Artikel sind:
- "Sozialismus in keinem Land?" zur 'Kommunistischen Studentenzeitung' (KSZ) vom 20.11.1969, die des Trotzkismus gescholten wird und "die ihren Antikommunismus mit ultralinker Tünche zu überdecken versucht.";
- "Zu einigen falschen Ansichten über den gegenwärtigen Imperialismus", wobei die 'Rote Presse Korrespondenz' (RPK) Nr. 30 der Tübinger 'KSZ' Nr. 1 gegenübergestellt wird, die den Text umschrieb. Die Herausgeber der 'KSZ' werden als "Hochschulchaoten" bezeichnet;
- "Zum Klassenkampf in Indonesien", der sich mit der letzten 'KSZ' der Hochschulfraktion befasst, die zum Thema Indonesien die KP Chinas angegriffen habe; sowie
- "Berliner Chaoten stürmen Redaktion der Roten Presse Korrespondenz oder wie eine radikal-phraseologische Intelligenzler-Fraktion vergeblich versucht den Vormarsch der Marxisten-Leninisten zu bremsen", der sich gegen die Rote Zelle Germanistik (Rotzeg) wendet und für die Berliner Marxisten-Leninisten Partei ergreift.

Aufgerufen wird zum Teach-In zum GO-Boykott am 1.12.1969.

Geworben wird auch für die Publikationen zum Imperialismus und zum proletarischen Internationalismus vom Arbeitskollektiv 'Dritte Welt'/ML und der Projektgruppe 'Verwertung der Naturwissenschaften'.

Im 'Roten Pfeil' wird, laut H.Modau, ab Dez. 1969 bis zum Herbst 1970 die Auseinandersetzung mit der Jugend- und Studentenbewegung geführt. Dabei bewegte sich der 'Rote Pfeil' ganz im Rahmen der Organisations- und Intellektuellenfrage. Herausgeber des "Roten Pfeils" waren die Basis- und Projektgruppen an der Universität Tübingen. Unter ihnen war auch die Betriebsgruppe (Marxisten-Leninisten), hinter der sich der KAB/ML verbarg.
Q: H. Modau: Zur Geschichte der KPD/ML und des KABD, o.O. 1979, S. 52; MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S. 188;Roter Pfeil Nr. 3, Tübingen 1.12.1969

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06.12.1969:
In Berlin beginnt die zweitägige RPK-Arbeitskonferenz, auf der von einer Reihe Berliner und bundesdeutscher Gruppen die Organisationsfrage diskutiert wird. Als Gäste waren auch anwesend Vertreter des SDS-Tübingen.
Q: GIM: Zur Intervention im Hochschulbereich, Berlin o.J. (1972; Fichter, Tilman, Lönnendonker, Siegward: Von der 'Neuen Linken' zur Krise des Linksradikalismus, in: Die Linke im Rechtsstaat Band 2, Berlin 1979, S. 114;ML-Fraktion der Arbeiterkonferenz: Die Situation der Arbeiterkonferenz, o.O. (Berlin) o.J. (1969);PEI: Die Kommunistische Partei des Proletariats und die korrekte Methode des Parteiaufbaus - Selbstkritik der PEI (Internes Diskussionsmaterial), Berlin o.J. (1970), S. 11f;Kukuck, Margareth: Student und Klassenkampf, Hamburg 1977, S. 100;Rotzeg: Bericht der Roten Zelle Germanistik, o.O. (Berlin) o.J. (1969);Rote Pressekorrespondenz Nr. 43/44/45, Berlin ****1969;Rote Fahne Nr. 74/75, Dortmund 20.12.1972;SDS-Info Nr. 26/27, Frankfurt 22.12.1969

09.12.1969:
Der SDS Tübingen gibt die 'Kommunistische Studentenzeitung' (KSZ - vgl. 20.11.1969) Sondernummer 1 heraus zur Black Panther Party (BPP).

Enthalten ist der Artikel "Die zweite Front" von der Projektgruppe USA im SDS Tübingen sowie die Dokumente:
- "Der Mord an Martin Luther King. Eine Pressekonferenz mit Stokely Carmichael (5. April 69)";
- "Eldridge Cleaver: Offener Brief an Stokely Carmichael" vom Juli 1969;
- "October 1966 Panther Party Platform and Program";
- "Resolution einer Fraktion des amerikanischen SDS: Unterstützt die Panthers! Revolutionärer und reaktionärer Nationalismus"; sowie
- "Die Freiheit kann nicht geknebelt werden!" von Tom Hayden.

Aufgerufen wird zum Teach-In mit zwei Mitgliedern der BPP in der Uni Stuttgart am 14.12.1969.
Q: Kommunistische Studentenzeitung Sondernummer 1, Tübingen 9.12.1969

15.12.1969:
Das 'Rote Forum' des AStA der Universität Heidelberg Nr. 6 (vgl. 30.10.1969, 2.2.1970) erscheint mit dem Beitrag "Dokumente zur Kontinuität des Faschismus im deutschen Gelehrtenstand" mit den Abschnitten "1. Über die Einheit von Historiker und Offizier bei CONZE" und "2. Karriere eines Rechtswahrers" zum Tübinger Soziologieprofessor Tenbruck.
Q: Rotes Forum Nr. 6, Heidelberg 15.12.1969, S. 39ff

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Letzte Änderung: 04.11.2019