An den Protesten gegen die Fahrpreiserhöhungen 1971 in Esslingen beteiligen sich von den örtlichen linken Gruppen offenbar allein die GIM und ihre RKJ, während die RJ/ML des KAB/ML zwar berichtet (vgl. Juli 1971, Dez. 1971, Jan. 1972), die ihr befreundeten Studenten aber eine Teilnahme der Studenten an den Protesten zu verhindern suchen (vgl. 3.7.1971), so dass die Aktionen offenbar vor allem von Schülern getragen wurden.
Wir danken dem Blog und Onlinearchiv Entdinglichung für die freundliche Unterstützung.
Juli 1971:
Die RJ/ML Esslingen gibt ihre 'Aktuelle Lehrlingspresse' Nr. 2 (vgl. Nov. 1971) heraus mit dem Leitartikel "Rote Punkt Aktion" (RPA) zu den Fahrpreiserhöhungen.
Quelle: Aktuelle Lehrlingspresse Nr. 2, Esslingen Juli 1971, S. 1ff
03.07.1971:
Die Gruppen Esslingen, Tübingen, Stuttgart und Fellbach von RKJ und GIM geben das Flugblatt "Kommt nach dem Sternmarsch alle zur 'Roter Punkt'-Aktion vor dem Hauptbahnhof (ab 12 Uhr)" heraus, das auf dem überörtlichen studentischen Sternmarsch in Esslingen verteilt werden sollte, was aber durch die Ordner der RJ/ML und ihrer studentischen Freunde verhindert worden sei.
Berichtet wird, dass die "von der RKJ ins Leben gerufene" Rote-Punkt-Aktion (RPA) "bisher in erster Linie von Schülern getragen" worden sei. Gefragt wird: "Wo sind die Studenten?". Der alte AStA der PH habe vor drei Tagen das Komitee nach mehr als lahmer Mitarbeit verlassen, der AStA der SIS sich überhaupt noch nicht beteiligt.
In Esslingen organisiert, laut RKJ Mannheim, die ML, also der KAB/ML, eine Studentendemonstration:"
In Eßlingen z. B., wo 800 Studenten ausgesperrt waren, hunderte von Studienausschluß bedroht sind, kamen lediglich knapp 400 Studenten bei der Demonstration zusammen, von denen gut die Hälfte ML-Studenten aus Tübingen und Stuttgart waren.
In derselben Woche fanden in Eßlingen Rote-Punkt-Aktionen gegen die Fahrpreiserhöhungen statt. Die ASten von PH und SIS Eßlingen brachten es fertig, sich nicht am Aktionskomitee aktiv zu beteiligen und versäumten es, mit der mobilisierten Studentenschaft die Aktionen, die vor allem von Eßlinger Schülern, Lehrlingen und Jungarbeitern getragen waren, zu unterstützen.
Als die RKJ-Eßlingen an die demonstrierenden Studenten Flugblätter mit der Aufforderung verteilen wollte: 'Beteiligt Euch an der Roten-Punkt-Demonstration im Anschluß an Eure Demonstration', verhinderten die ML dies mit physischer Gewalt, ja wollten sogar RKJ-Genossen verbieten, Flugblätter zu Rote-Punkt an die Bevölkerung zu verteilen. Letzteres nützt freilich nicht viel - da die Rote-Punkt-Aktionen von der Bevölkerung unterstützt werden und unseren Genossen die Flugblätter von der Bevölkerung quasi aus der Hand gerissen wurden.
Mit einer Kundgebung auf einem großen Sportplatz außerhalb Eßlingens schloß die Demonstration - die Tübinger und Stuttgarter Studenten setzten sich wieder in ihren Bus und fuhren gleich weiter nach Konstanz, wo sie ein ähnliches Debakel erwarteten. Die meisten anderen Studenten zogen frustriert von Demonstration und Kundgebung (auf dem Sportplatz befand sich lediglich der kleine Demonstrationszug) nach Hause - ein kleinerer Teil schloß sich jedoch der Rote-punkt Demonstration an.
Die Abstinenz der ML bei der Eßlinger Rote-Punkt-Aktion, die Beschränkung ihrer Forderungen gegen das BAFöG z. B. auf reine Studentenforderungen ('Stipendium für Studenten, das sich nach der sozialen Bedürfigkeit richtet'), zeigen, daß der K'A'B/ML auf dem gesamtgesellschaftlichen Auge blind ist."
Q: Was tun - Korrespondenz für Fachhochschulen, Universität und Zweiter Bildungsweg Nr. 3, Mannheim o. J. (1971), S. 3f; GIM / RKJ: Kommt nach dem Sternmarsch alle zur 'Roter Punkt'-Aktion vor dem Hauptbahnhof (ab 12 Uhr), Esslingen u. a. o. J. (1971); GIM / RKJ: Roter Punkt in Esslingen. Dokumentation über die Aktion Juni / Juli 1971, S. 10
August 1971:
Die RKJ der GIM gibt ihre 'Was Tun' (WT) Nr. 7 (vgl. Juni 1971, Sept. 1971) heraus mit dem Artikel "Rote-Punkt-Aktion in Esslingen".
Q: Was Tun Nr. 7, Mannheim Aug. 1971, S. 6f
Oktober 1971:
Die GIM und die RKJ Esslingen geben die Broschüre "Roter Punkt in Esslingen. Dokumentation über die Aktion Juni / Juli 1971" heraus.
Enthalten sind die Abschnitte:
- "Neuer Straßenbahntarif der Strassenbahn Esslingen-Nellingen-Denkendorf Gmbh";
- "Vorwort";
- "Die Situation in Esslingen", wobei auch über die letzte Demonstration am Ort berichtet wird, die der SCE im Mai 1968 gegen die Notstandsgesetz (NSG) durchgeführt habe. der größere teil des SCE sei zu GIM/RKJ, der kleinere zu KAB/Ml und RJ/ML gegangen. Die Jusos seien zahlenmäßig stark aber an die SPD angepasst, die DKP "ist zahlenmäßig nicht unbedeutend, aber völlig überaltert. Ihr Einfluß auf die Jugend ist gleich Null, eine SDAJ gibt es nicht." Hochschulgruppen gäbe es nicht, "der maoistische AStA der Staatlichen Ingenieurschule kann keinerlei Führungspositionen beanspruchen";
- "Die Vorbereitung der Aktion" mit einem ersten treffen am 3.6.1971, zu dem Esslinger Lehrlingszentrum, Naturfeundejugend (NFJ), RJ/ML, Jugendaktionskreis, DFU, AStA PH, RKJ und verschiedene Schüler kamen. Das erste Flugblatt wurde am 9.6.1971 verteilt, die Unterschriftensammlung begann am 24.6.1971, an einer ersten Demonstration am 25.6.1971 nehmen 300 teil, am 30.6.1971 demonstrieren erneut 300. Die RJ/ML habe aufgefordert, die Straßenbahn nicht zu blockieren;
- "Straßenbahnverkehr eingestellt!" ab dem 1.7.1971;
- "Polizei und Stadtverwaltung: ratlos";
- "'Die Stadt mahnt…'";
- "…und die Polizei handelt." mit dem ARP-Flugblatt Nr. 12 vom 10.7.1971;
- "Die EZ lädt ein" zum Interview mit dem Aktionskomitee in der 'Esslinger Zeitung';
- "Die Rädelsführertheorie" zur Verhaftung von Wolfram Burger zwei Stunden nach dem Interview mit der 'EZ' und der Demonstration vom 12.7.1971, an der wieder etwa 300 junge Leute teilnehmen;
- "Aktionsbündnis mit dem DGB?";
- "Nach drei Wochen: Blockade zerschlagen" zur Protestkundgebung gegen die Auflösung des Kreises Esslingen am 19.7.1971 mit 15 000 Teilnehmern, bei der der Rote-Punkt-Verkehr gut funktionierte; sowie
- "Die politischen Möglichkeiten und Bedingungen einer Fahrpreiskampagne", wobei berichtet wird aus Hannover 1969 und 1970 und Heidelberg 1969 und 1971, mit einer Datierung des Textes auf den Januar 1971.
Im Anhang erscheinen die 'Was tun in der Schule' Nr. 1 vom 15.7.1971 mit dem Leitartikel "Aktion Roter Punkt in Esslingen" und den Artikeln "Ein Lehrstück in Staatsbürgerkunde auf dem Blarerplatz", "Wie es in Hannover war", "Roter Punkt und Rote Fahne" sowie "Polizei, Dein Freund und Helfer…".
Es erscheinen auch die Flugblätter:
- Nr. 1, "Fahrpreiserhöhung bei Obus Omnibus und Straßenbahn";
- "Kommt nach dem Sternmarsch alle zur 'Roter Punkt'-Aktion vor dem Hauptbahnhof 8ab 12 Uhr)" vom 3.7.1971;
- Nr. 7, "Die Polizei schützt Fahrpreiserhöhungen!!";
- Nr. 8, "Die Schüler lassen sich nicht kaufen!!";
- Nr. 10, "Psychoterror gegen Roten Punkt! (Polizei und Presse in 'arbeitsteiligem' Einsatz)":
- "'Roter Punkt' soll durch Polizeiterror gebrochen werden: 7 Tage Vorbeugehaft für Demonstranten!" zur Verhaftung von Wolfram Burger, vom 12.7.1971;
- Nr. 14 vom 16.7.1971 zur Diskussion mit dem DGB am 14.7.1971;
- "Wir geben nicht auf!!!!", wobei es sich vermutlich um die Nr. 15 handelt; sowie
- Nr. 16, "Presseerklärung des Aktionskomitees Roter Punkt vom 24.7.1971".
Q: GIM / RKJ: Roter Punkt in Esslingen. Dokumentation über die Aktion Juni / Juli 1971
Dezember 1971:
Die RJ/ML Ortsgruppe Esslingen gibt vermutlich im Dezember bei Index das Flugblatt "In der Jugendversammlung geschlossen unsere Forderungen vorbringen!" heraus, in dem auch eingegangen wird auf die Lehrlingsmetalltarifrunde (LMTR). Gefordert wird eine Abschaffung der Betriebsbewertungsbögen sowie "Voller Fahrgeldersatz!", wobei auch auf die Fahrpreiserhöhungen vor einigen Monaten verwiesen wird.
Q: RJ/ML: In der Jugendversammlung geschlossen unsere Forderungen vorbringen!, Esslingen o. J. (1972)
Januar 1972:
Die RJ/ML Esslingen gibt ihre 'Aktuelle Lehrlingspresse' Nr. 6 (vgl. Dez. 1971, Juni 1972) heraus mit dem Artikel "Fahrpreiserhöhungen".
Q: Aktuelle Lehrlingspresse Nr. 6, Esslingen Jan. 1972, S. 7
Februar 1972:
Die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg (vgl. 27.3.1972) berichtet vermutlich aus dem Februar von der Kriminalisierung des Protestes gegen Fahrpreiserhöhungen:"
So wurden in Esslingen vor kurzem vier Jugendliche zu mehrmonatigen Freiheitsstrafen und Geldbußen verurteilt. Als Tatbestand wurde angegeben 'gemeinschaftliche Nötigung, Beleidigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt'."
Q: Arbeiter-Zeitung Nr. 3, Mannheim/Heidelberg Apr. 1972, S. 6
Letzte Änderung: 04.11.2019