Kommunistischer Arbeiterbund Deutschlands (KABD)
Landesverband Baden-Württemberg

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 26.1.2011

Diese wie immer unvollständige Darstellung widmet sich dem mit Abstand stärksten und auch stabilsten Landesverband des Kommunistischen Arbeiterbundes Deutschlands (KABD), welcher entstanden ist aus der Studentenbewegung (vgl. Sept. 1969) bzw. vor allem aus dem SDS Tübingen (vgl. 22.2.1969) und dem von diesem aufgebauten Zentralen Aktionskomitee (ZAK - vgl. 24.5.1969), aus dem heraus die Gründung der RJ/ML und dann später auch des KAB/ML erfolgte.

Der Schwerpunkt des Einflusses dieses Landesverbands lag dabei seit der Spaltung des KAB/ML in die Mannheimer und Tübinger Gruppe stets eindeutig auf Schwaben bzw. Südwürttemberg-Hohenzollern.

Von den zahlreichen vorliegenden Dokumenten des Landesverbands Baden-Württembergs des KAB/ML und KABD bzw. der Landesleitungen werden hier vorerst nur vereinzelte Auszüge vorgestellt, welche die betriebliche Orientierung belegen (vgl. 18.2.1972) sowie den Aufbau der Strukturen des Landesverbands (vgl. 1.11.1974), aber auch die nur offenbar mangelhafte Umsetzung der Arbeitsstilkampagne (vgl. 30.5.1975) und weiterer zentraler Kampagnen (vgl. 12.7.1975, 17.2.1976).

Auch im KABD-Kernland Baden-Württemberg kommt es nun zu heftiger Kritik (vgl. 21.2.1976), welche schnell in den Kampf gegen das Liquidatorentum übergeht (vgl. 19.7.1976), der damals noch recht erfolgreich bestritten wurde.

Später ist offenbar selbst dieser zentrale Landesverband des KABD immer noch nicht effektiv organisiert (vgl. 25.5.1978) wird dann ein weiteres Jahr später wieder im Kampf gegen das 'Liquidatorentum' tätig (vgl. 18.2.1979), welches sich zu dieser Zeit in einer der wichtigsten Ortsgruppen des KABD-Landesverbands, der Ortsgruppe Ulm, entwickelte, aber auch innerhalb der alten Ortsgruppe Karlsruhe.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

September 1968:
Laut MLPD (2) konstituiert sich wahrscheinlich um diese Zeit herum im süddeutschen Raum ein sog. 'Zentrales Aktionskomitee' (ZAK). Das ZAK wird wahrscheinlich durch 'Revisionisten' sprich DKP gegründet, "um die durch die Studentenbewegung Mobilisierten - vor allem Lehrlinge und Jungarbeiter - organisatorisch aufzufangen" (vgl. 22.2.1969).
Quelle: MLPD-ZK:Geschichte der MLPD,I.Teil,Stuttgart 1985,S.179

22.02.1969:
In Tübingen beginnt, laut RJ/ML, die erste zweitägige Arbeitstagung des zunächst auf Baden-Württemberg beschränkten Zentralen Arbeitskomitees (ZAK - vgl. Sept. 1968, 24.5.1969), auf der u.a. beschlossen wird den durch die RJ/ML herausgegebenen 'Rebell' als Mitteilungsorgan des ZAK zu verwenden. Thema der Tagung ist "Kritik der KPF-Politik". Das ZAK wurde, laut MLPD (2), ursprünglich von DKP-nahen Gruppen gegründet. Es organisierte sich überregional aus Teilen des SDS Tübingen, RC Tübingen, Sozialistischer Club (SC) Esslingen, Unabhängiger sozialistischer Club (USC) Bietigheim, Sozialistischer Lehrerbund (SLB) Ludwigsburg sowie Genossen aus Heilbronn, Stuttgart und Mannheim.

Das Organ des ZAK: 'ZAK-Info 1. Mitteilung für die Gruppen des Zentralen Aktionskomitees' wird verantwortet von Thomas Quest in Tübingen (später KAB (ML), danach KABD-ZKK Mitglied).
Berichtet wird in der ersten Nummer u.a. vom Sozialistischen Club Esslingen und von Kaderschulungen in Tübingen. Ein längerer Bericht beschäftigt sich auch mit der Betriebsprojektgruppe Tübingen, die sich nach den Aktionen gegen die Notstandsgesetze (NSG,d.Vf.) in Tübingen konstituierte. Das ZAK sollte dem Bericht folgend Informations- und Koordinationszentrale werden. Der zunächst relativ lose Zusammenschluß verfestigte sich in den kommenden Wochen und Monaten. Später gab es sog. ZAK-Seminare, die alle zwei Monate in Tübingen stattfanden. Weitere 'ZAK-Infos' wurden uns bisher aber nicht bekannt.

Das ZAK entsprach, laut H. Modau, den Vorstellungen des Organisationsaufbaus von der Basis her. Damit erteilten auch die frühen 'Rebell'-Gruppen der Basisideologie keine eindeutige Absage. Das ZAK kam zustande aufgrund der Bedürfnisse von APO-Gruppen nach praktischer Unterstützung. Diese gewährten die Kräfte der SDS-Betriebsgruppe Tübingen. Aus dem SDS Tübingen und einigen ZAK-Gruppen stammten die Kräfte, welche später über den KAB(ML) in den KABD eingehen sollten. Die Struktur des ZAK war von der Jugend- und Studentenbewegung übernommen, d.h., eine formale Mitgliedschaft gab es nicht. Im ZAK betrieb man die gleichen Aktionen wie der Rest der Jugend- und Studentenbewegung (z.B. Umfunktionieren von Wahlveranstaltungen, Aktionen gegen Mietwucher)."
Q: H. Modau:Zur Geschichte der KPD/ML und des KABD,o.O. 1979,S.37; Rebell Nr.10,Mannheim Juni 1969;MLPD-ZK:Geschichte der MLPD,I.Teil,Stuttgart 1985,S.179;ZAK-Info 1,Tübingen 1969

24.05.1969:
Auf dem zweiten, heute beginnenden zweitägigen, Seminar des baden-württembergischen ZAK (vgl. 22.2.1969) wird, laut RJ/ML, beschlossen, daß sie selbst die Bildung von Reisekadern übernehmen solle. Aufgabe der Reisekader soll sein:"
Längerfristige Koordination der Arbeit in den einzelnen Gruppen, Intensivierung der Zusammenarbeit und Anregung zur Bildung von Arbeitskreisen zur theoretischen Aufarbeitung praktischer Erfahrungen."

Das Seminar setzt folgende Schwerpunkte für die weitere Arbeit: Resümee des 1.Mai, Auseinandersetzung mit dem Parlamentarismus, Initiierung von Streiks gegen die Gewerkschaften, Demonstrationen, die die Stärke der revolutionären Jugend beweisen sollen, zentrale Unterstützung von lokalen Konflikten zur breiten Mobilisierung der Jugend. Weiter wird über "proletarisch marxistisch-leninistische Basisarbeit" diskutiert.
Q: Rebell Nr.10,Mannheim Juni 1969; ZAK-Info Nr.1,Tübingen 1969

18.02.1972:
Rundschreiben der Agitpropabteilung des KAB/ML: "Landtagswahlen in Baden-Württemberg". U.a. wird erklärt:
"Wir müssen klar machen: Für die Werktätigen gibt es keine Wahl, keine Stimme den bürgerlichen Betrugsparteien, nein zu den Filbinger und Krause, nein zu den Neonazis, nein zu den DKP-Spaltpilzen!" Das Schwergewicht für den KAB(ML) muß "gegenwärtig auf den Betriebsratswahlen liegen".
Q: KAB/ML-Agitpropabteilung:Landtagswahlen in Baden-Württemberg,o.O. 1972

01.11.1974:
Rundbrief der Landesleitung (LL) Baden Württemberg des KABD "Vorwärts zu einem erfolgreichen 2. Landes-Delegiertentag!"
"Die Ortsgruppen und Stützpunkte im Landesverband sind aufgerufen, alle Genossen für den bevorstehenden LDT zu mobilisieren. Der LDT wird Mitte Januar 1975 stattfinden. Die Diskussionen und Ergebnisse der ordentlichen Mitgliederversammlung, die Ende November oder Anfang Dezember stattfinden müssen, bilden die Grundlage für den LDT."
Q: KABD-LL BW:Rundbrief,o.O. 1.11.1974

30.05.1975:
Rundschreiben des Sekretariats der LL Baden-Württemberg des KABD zur Arbeitsstilkampagne. Es wird u.a. festgehalten:"
Nun hat die ZL festgestellt, und die Landesleitung teilt diese Einschätzung, daß die Arbeitsstilkampagne zwar überall Staub aufgewirbelt hat, aber daß der Durchbruch noch nicht gelungen ist. Die Arbeitsstilkampagne wurde im wesentlichen als eine Frage der Arbeitsmethoden gesehen; die entscheidende Frage aber, die Umgestaltung unseres Denkens und unserer Weltanschauung, fand wenig Bedeutung."
Es wird darauf verwiesen, daß auf einer Konferenz (vgl. 12.7.1975) eine neue Ausrichtung auf den 'Agitatorischen Sturm' stattfinden soll:"
Ziel der Konferenz ist es, die gemachten Erfahrungen auszuwerten."
Q: KABD-LL BW-Sekretariat:Rundschreiben,o.O. 30.5.1975,S.1

30.06.1975:
Die Landesleitung (LL) Baden-Württemberg des KABD gibt ein Rundschreiben zur Konferenz zum agitatorischen Sturm (vgl. 12.7.1975) heraus.
Q: KABD-LL BW:Rundschreiben,o.O. 30.6.1975

12.07.1975:
Im Landesverband (LV) Baden-Württemberg des KABD soll eine zweitägige Konferenz zur "Auswertung des agitatorischen Sturms" beginnen:"
Die Konferenz dient der intensiven Prüfung und Darlegung unserer Arbeit in den vergangenen 6 Monaten".
Q: KABD-LL BW:Rundschreiben,o.O. 30.6.1975

16.10.1975:
Das Sekretariat der Landesleitung (LL) Baden-Württemberg des KABD verweist heute in einem Rundschreiben darauf, daß am 16.11.1975 eine zentrale Indochina-Veranstaltung des KABD in Stuttgart stattfinden soll.
Q: KABD-LL BW:Rundschreiben,Stuttgart 16.10.1975

17.02.1976:
Eine Arbeitsgruppe bei der LL-Baden-Württemberg des KABD legt den Bericht "Auswertung der Indochina-Spendenkampagne 1975 im Landesverband B-W des KABD" vor. Der Bericht stellt u.a. fest, daß "sich das politisch-ideologische Ziel im Verlauf der Spendenkampagne änderte, und zwar von der Leitung her, während die Durchführung im LV hauptsächlich auf dem gleichen niedrigen 'moralisch' bestimmten Niveau stehen blieb, … die Zentrale Leitung die Ursache für den schwachen Beginn der Kampagne hauptsächlich in der mangelnden Initiative und Durchführung der Genossen in der Ortsgruppe sah. … erst in der Abschlußveranstaltung des LV die allseitige marxistisch-leninistische Propagierung des Proletarischen Internationalismus gelang."
Q: KABD-LL-BW-Arbeitsgruppe:Auswertung der Indochina-Spendenkampagne im Landesverband B-W des KABD,o.O. 17.2.1976

21.02.1976:
Nach eigenen Angaben beginnt der zweitägige 3. Landesdelegiertentag des LV Baden-Württemberg des KABD. Die ZL des KABD wird in folgenden Punkten kritisiert:
- Keine direkte Miteinbeziehung der LL in Beschlüsse der ZL,
- Keine systematische Erziehung der LL in den wichtigsten Fragen unserer politischen Linie und des Marxismus-Leninismus,
- Ungenügende konkrete Aufgabenstellung,
- Keine längerfristigen Planungen,
- Kein Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen Landesleitungen.

1975 konstituierten sich 3 neue OG: Karlruhe, Reutlingen, Waiblingen, ein neuer Stützpunkt entstand in Biberach. Auf dem LDT kommt es zu heftigen Kontroversen mit der LL Baden-Württemberg des KABD.
Ein Antrag der LL mit folgendem Inhalt wird angenommen und verabschiedet:"
1. Die Diskussion über die weiteren Aufgaben des Landesverbandes wird in die Richtung weitergeführt, in die die Analyse der inneren Ursachen für die Fehler und Mängel bei der Aneignung und Umsetzung unserer Linie gehen muß.
2. Der heutige LDT wird mit dem Abschluß dieser Diskussion unterbrochen. Die LL wird beauftragt, zum 10./11. April die Fortsetzung des LDT vorzubereiten und
a. die Diskussionsergebnisse vom 21./22.2.76 zusammenzufassen,
b. einen schriftlichen Diskussionsbeitrag vorzulegen, der ihre Haltung zum Rechenschaftsbericht, zu ihrer Leitungstätigkeit und zur weiteren Entwicklung des Landesverbandes behandelt,
c. kommt in der LL über die konkreten Inhalte des obigen Diskussionsbeitrags keine einheitliche Meinung zustande, so ist jedes einzelne LL Mitglied verpflichtete, in schriftlicher Form persönlich Stellung zu nehmen."
Diese Haltung der LL wird damit begründet, der Rechenschaftsbericht der LL gehe nicht tief genug in die Analyse der bisherigen Arbeit und der aufgetretenen Fehler und "zieht keine Schlußfolgerungen die im Landesverband für den weiteren Parteiaufbau gezogen werden müssen".
Q: KABD-LL BW:Entwurf des Rechenschaftsberichts der Landesleitung Baden-Württemberg zum 3. ZDT,o.O. 1976,S.13ff

19.07.1976:
Rundschreiben der LL-Baden-Württemberg des KABD: "Konkretisierung des zentralen Arbeitsplanes für den LV/BW." Der Arbeitsplan ist in 5 Hauptpunkte eingeteilt:
- alle Mitglieder mobilisieren um das "Liquidatorentum" zu zerschlagen (Juni/Juli),
- Mitgliederversammlungen, auf denen Resolutionen gegen das "Liquidatorentum" verabschiedet werden (Juni),
- Schulungssitzungen mit dem Thema: Die Dialektik in der innerorganisatorischen Auseinandersetzung (Juli),
- Zusammenfassende Berichte im gesamten LV, Auswertung der Zusammenfassungen (Juli),
- Berichte für 'LuK' oder 'RF' erstellen.
Q: KABD-LL BW:Rundschreiben,o.O. 19.7.1976

25.02.1978:
Laut der ZL des KABD verabschiedet das Februar Plenum der Landesleitung Baden-Württemberg (LL/BW) des KABD den Bericht "Auswertung der Berichte zu den OG-Besuchen im Rahmen der Untersuchung der Auswirkungen der Leitungstätigkeit an der Basis". U.a. wird festgestellt:
- daß weitgehend die ideologisch-politischen Grundlagen des Marxismus-Leninismus unterschätzt wurden,
- daß die Aneignung der Linie des KABD mangelhaft ist,
- daß die Arbeit unter den Massen nicht nach kommunistischen Grundsätzen erfolgt,
- daß die BuG-Arbeit ökonomistische Tendenzen aufweist,
- daß die meisten OG ohne Plan arbeiten,
- daß das Prinzip der Dreiteilung der Massen nicht beachtet wird,
- daß das Zirkelwesen stark verbreitet ist,
- daß die OG mangelhaft angeleitet werden,
- daß das Prinzip des dem. Zentr. kaum Anwendung findet.
Q: KABD-LL/BW:Auswertung der Berichte zu den OG-Besuchen im Rahmen der Untersuchung der Auswirkungen der Leitungstätigkeit an der Basis,o.O. 25.2.1978

18.02.1979:
Laut ZKK des KABD wird eine "Resolution der KABD-Ortsleiterkonferenz Baden-Württembergs: Nieder mit dem Liquidatorentum. Vorwärts zur Partei!" verabschiedet.
Q: KABD-ZKK:Mitteilung Nr.11,o.O. 7.3.1979,S.6

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