Weinheim: NPD und Antifaschismus

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 25.6.2020

Es können hier nur wenige Dokumente und Hinweise vorgestellt werden, die sich zumeist mit dem bekannten NPD-Mitglied und zeitweiligen NPD-Bundesvorsitzenden Deckert befassen. Wir bitten um Ergänzungen.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

26.10.1974:
In Dortmund führt die NPD, laut KPD, vermutlich heute eine Kundgebung mit einem Oberstudienrat aus Weinheim durch.
Dagegen protestieren 100 von KPD und KPD/ML. Es kommt zum Polizeieinsatz, zu Strafbefehlen (vgl. 13.1.1975) und zu mindestens einem Prozeß (vgl. 19.5.1975, 21.5.1975).

Die Ortsleitung (OL) Dortmund der KPD gibt dazu heute das folgende Flugblatt mit einer Seite DIN A 4 unter Verantwortung von T. Luczak, Dortmund, Zimmerstr.19, heraus:"
FASCHISTEN - RAUS AUS DORTMUND!

Dortmunder Bürger!

Die Faschisten im Gewande der NPD haben die Unverfrorenheit, heute um 14 Uhr hier auf dem Markt eine Kundgebung abzuhalten. Sie preist sich an als Kämpfer für eine 'freie, national-soziale Demokratie' und will dadurch nur verdecken, daß an ihr noch die Blutspuren der Millionen Toten des zweiten imperialistischen Weltkriegs, der Millionen Arbeiter, Kommunisten, Juden und ausländischen Zwangsarbeiter aus den KZ's des Hitler-Faschismus kleben. Der Faschismus, ob NPD oder NSDAP, ob in Griechenland, in Chile oder in Spanien, immer paktiert er mit den Feinden des Volkes, den Monopolkapitalisten, immer bedeutet er brutalste Unterdrückung der Arbeiterklasse, Unterjochung fremder Völker.

DESHALB SAGT DIE KPD: NIE WIEDER FASCHISMUS - NIEDER MIT DER BRAUNEN PEST!
DIE KUNDGEBUNG DER NPD DARF NICHT STATTFINDEN!

Oberbürgermeister Samtlebe (SPD,d.Vf.) aber und seine sozialdemokratische Mannschaft in der Stadtverwaltung, die am Karfreitag seit Jahren in der Bittermark so große Worte für die Antifaschisten finden, die dort 1945 von den Faschisten ermordet wurden, werden heute mit ihrer Polizei die Faschistenkundgebung schützen, werden die Antifaschisten vertreiben wollen, wie die Sozialdemokraten es auch in München beim NPD-Parteitag (vgl. 12.10.1974,d.Vf.) vor einer Woche getan haben. Dort wurden die faschistischen Schläger von der Polizei sofort wieder auf freien Fuß gesetzt, während Arbeiter, die gegen den NPD-Parteitag protestierten, noch heute in U-Haft sitzen.

Kollegen, der SPD kommt angesichts der zunehmenden Arbeitslosigkeit (in Dortmund sind es allein schon 10 000 Arbeitslose), der Preissteigerungen und der verschärften Arbeitshetze in den Betrieben, die NPD mit ihrer scheinbaren Opposition gerade recht, um desto besser gegen die wirkliche Alternative zu diesem verfaulendem System: den SOZIALISMUS und die Kommunistische Partei, die der Arbeiterklasse und dem Volk diese Alternative aufzeigt, vorgehen zu können.

So darf in Dortmund-Wickede der NPD-Landtagskandidat Steiner unbehelligt vor den Schülern seine faschistische Ideologie verbreiten, während kommunistische Lehrer wie Helga Hirsch mit Berufsverbot (BV,d.Vf.) aus der Schule herausgesäubert werden.

So dürfen faschistische Ausländerorganisationen unbehelligt in der BRD arbeiten, während Mitglieder demokratischer und antiimperialistischer Organisationen verfolgt werden und ständig von Ausweisung in ihre faschistischen Heimatländer bedroht sind.

Kollegen, Antifaschisten, verhindert mit uns die Kundgebung der NPD!
Wir rufen Euch zu:

NICHT NPD, NICHT SPD, NICHT CDU, NICHT FDP -

ARBEITER, DEINE PARTEI IST DIE KPD"
Quellen: KPD-OL Dortmund: Faschisten - raus aus Dortmund!, Dortmund o.J. (26.10.1974); N.N. (KPD-OL Dortmund):Freispruch für die zwei Antifaschisten!, Dortmund o.J. (Mai 1975), S. 1;Rote Fahne Nr. 44, Dortmund 30.10.1974;KPD-OL Dortmund RH e.V.-OG Dortmund: Freiheit für Hanns Marzini!, Dortmund o.J. (Jan. 1975), S. 1

14.11.1977:
Der Bezirk Unterer Neckar des KBW erstellt eine Bezirksbeilage zur 'Kommunistischen Volkszeitung' Nr. 46 mit dem Artikel "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Für die Rechte der Arbeiterklasse und des Volkes!" zu der Veranstaltung der JN der NPD u. a. in Weinheim, wo 40 Jugendliche protestierten.
Q: Kommunistische Volkszeitung - Bezirksbeilage Unterer Neckar Nr. 46, Mannheim 13.11.1977, S. 2

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März 1993:
Es erscheinen die 'Mitteilungen' der Volksfront Nr. 1 (vgl. Dez. 1992, Juni 1993) mit dem Artikel "Kontinuierlicher Streit gegen NPD-Deckert bleibt nicht ohne Wirkung" u.a. zu Weinheim.
Q: Volksfront: Mitteilungen Nr. 1, Köln März 1993, S. 6

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Juni 1994:
Es erscheinen die 'Mitteilungen' der Volksfront Nr. 2 (vgl. März 1994, Nov. 1994). Geworben wird für eine "Broschüre über den Bundesvorsitzenden der NPD, Günter Deckert", die das Antifaschistische Aktionsbündnis Weinheim erstellt hat.
Q: Volksfront: Mitteilungen Nr. 2, Köln Juni 1994, S. 2

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Letzte Änderung: 25.06.2020