Arbeiter-Zeitung. Herausgegeben von der Redaktion des KOMMENTAR der Kommunistischen Gruppe (NRF) Mannheim-Heidelberg, Jg. 1, Nr. 1, Jan. 1972

26.01.1972:
Die Kommunistische Gruppe (Neues Rotes Forum) (KG (NRF)) Mannheim/Heidelberg bzw. die Redaktion von deren 'Kommentar' gibt erstmals ihre 'Arbeiter-Zeitung' (vgl. März 1972) heraus, die auf Januar datiert ist und einen Umfang von acht Seiten DIN A4 hat. Die Verantwortung übernimmt Dieter Reichert, Mannheim, gedruckt wird bei Caro-Druck, Heidelberg.

Man befaßt sich mit dem BVG (vgl. 10.11.1971), zu dem auch eine Broschüre (vgl. 1.2.1972, 14.2.1972) erscheinen soll, mit der Drucktarifrunde (DTR) der IG DruPa (DP - vgl. 25.1.1971), der ÖDTR der ÖTV (vgl. 8.1.1972) und den Berufsverboten (BV - vgl. 28.1.1972).

Aufgerufen wird zur regionalen Berufsverbote (BV - vgl. 28.1.1972) Demonstration in Heidelberg (vgl. 28.1.1972) und einem Teach In in Heidelberg zum selben Thema (vgl. 27.1.1972). Angekündigt werden für Mitte Februar Arbeiterversammlungen zum BVG in Heidelberg (vgl. 14.2.1972) und Mannheim (vgl. 14.2.1972).

Aus dem Ausland wird berichtet vom Konflikt zwischen Indien und Pakistan (vgl. Dez. 1971), von der Arbeitslosigkeit in der kapitalistischen Welt (vgl. Jan. 1972), von der Ostpolitik gegenüber der SU (vgl. 24.1.1972), aus Vietnam (vgl. 25.12.1971, 30.12.1971), aus Namibia (vgl. 13.12.1971) und Zimbabwe (vgl. 19.1.1972).

Geworben wird für die 'Al Djabha - Die Front' des Sozialistischen Palästinakomitees (vgl. 31.1.1972) und das eigene 'Neue Rote Forum' (NRF - vgl. 27.12.1971).

Aus Baden-Württemberg wird berichtet aus Heidelberg vom Bunsen-Gymnasium (vgl. Jan. 1972) und aus Mannheim von den Gas- und Strompreisen (vgl. 1.2.1972).

Aus Berlin wird berichtet von der RAF-Fahndung (vgl. 3.12.1971) und dem Mord an Georg von Rauch (vgl. 4.12.1971).

Aus Hessen wird berichtet aus Frankfurt aus dem IGM-Bereich von Roth und Teves (vgl. 4.1.1972).

Aus NRW wird berichtet von der RAG (IGBE-Bereich - vgl. 12.1.1972).

Aus Rheinland-Pfalz wird aus dem GLeder-Bereich berichtet von Salamander aus Hatzenbühl (vgl. 31.3.1971), Lingenfeld (vgl. 19.2.1971, 21.12.1971), Speyer (vgl. 13.12.1971) und Worms (vgl. 8.2.1971).

Festgestellt wird, u.a. zur MTR der IGM bzw. der MTR-AE, auf Seite 3:"
DIE ARBEITERKLASSE BRAUCHT DIE KOMMUNISTISCHE PARTEI

Die Kommunistische Gruppe (NRF) Mannheim/Heidelberg hat nach ihren Kräften versucht, den Lohnkampf der Metallarbeiter gegen die Angriffe der Kapitalisten und gegen die SPD-Lohnleitlinienpolitiker zu unterstützen. Im KOMMENTAR sind die gewerkschaftlichen Forderungen frühzeitig aufgenommen worden, die von den Kollegen in den Betrieben aufgestellt worden waren, und sie sind an alle Betriebe bekanntgemacht worden. Der KOMMENTAR hat nicht nur von Auseinandersetzungen in allen Teilen der BRD berichtet, sondern natürlich auch aus den einzelnen Betrieben in unserem regionalen Bereich. Die KOMMENTARE wurden im Streik zunehmend zu einem Kampfinstrument, das die Erfahrungen der einzelnen Belegschaften verbreitete und half, den Kampf der einzelnen Belegschaften zu vereinheitlichen. Dabei war es eine wichtige Sache, ständig die Taktik der Vertreter der SPD-Linie in der IG Metall zu entlarven.

Auch in vielen anderen Städten der BRD und in West-Berlin haben befreundete und politisch nahestehende kommunistische Organisationen den Kampf der Metallarbeiter in ähnlicher Weise unterstützt. Diese noch lokal und regional beschränkten Organisationen, die teils aus den Septemberstreiks 1969 und teils aus der Studentenbewegung hervorgegangen sind, haben versucht, zur Metalltarifrunde eine Aktionseinheit (vgl. 25.7.1971, d.Vf.) zu bilden. Trotz der noch fehlenden politischen Vereinheitlichung dieser Gruppen sollte auf der Grundlage der bestehenden Gemeinsamkeiten versucht werden, die Arbeit untereinander abzustimmen und die Erfahrungen gemeinsam auszuwerten. Die Unterstützungsarbeit und die Vereinheitlichung des Kampfs der Metaller sollte dadurch wirkungsvoller werden. Wir können zurückblickend in Mannheim und Heidelberg einigen Erfolg unserer Arbeit verzeichnen, indem wir die klassenbewußte Linie in der Gewerkschaft gegen die SPD-Politiker gestärkt haben.

DAS ÜBEL MUSS AN DER WURZEL GEPACKT WERDEN

Haben sich die Kommunisten auf die Unterstützung des Lohnkampfs beschränkt? ein. Wir haben im KOMMENTAR, auf den Arbeiterversammlungen und in Gesprächen im Streiklokal versucht, zu zeigen, daß der gewerkschaftliche Kampf der Arbeiter nicht ausreicht, um das Übel an der Wurzel zu packen. Solange die Kapitalistenklasse herrscht, wird die Arbeiterklasse immer wieder in gewerkschaftlichen Kämpfen ihre Haut verteidigen müssen. Solange wird die Arbeiterklasse immer wieder von Krisen, Lohndrückerei und Arbeitslosigkeit bedroht sein. Solange die Herrschaft der Kapitalistenklasse nicht gebrochen ist, wird sie sich nicht davon abhalten lassen, auch andere Völker auszubeuten und zu unterdrücken.

Der gewerkschaftliche Kampf, der Kampf um den Lohn, ist für die Arbeiterklasse in der kapitalistischen Gesellschaft eine Lebensfrage. Ohne kampfstarke Gewerkschaften sind die einzelnen Arbeiter den Kapitalisten hilflos ausgeliefert. Aber der Kampf um den Lohn, um bessere Arbeitsbedingungen, richtet sich im Grunde nur gegen die Auswirkungen des kapitalistischen Ausbeutungssystems, und nicht gegen die Ausbeutung selbst. Der gewerkschaftliche Kampf vereinigt die Arbeiterklasse in der Verteidigung ihrer brennendsten Lebensinteressen gegen das Kapital. Die Herrschaft der Kapitalistenklasse und die Ausbeuterei kann aber durch den gewerkschaftlichen Kampf allein nicht beseitigt werden. Der gewerkschaftliche Kampf kann die Krisen des Kapitals ebensowenig beheben wie die imperialistischen Kriege, die das Kapital in allen Teilen der Welt immer wieder anzettelt. Die blutige Unterdrückung der ausgebeuteten Völker in Afrika, Südasien und Lateinamerika kann durch den gewerkschaftlichen Kampf genausowenig verhindert werden, wie die Ausbeutung der ungeheuren Mehrheit durch eine winzige, überflüssige Minderheit im eigenen Land dadurch aufgehoben werden kann.

Aber die Erfahrungen des gewerkschaftlichen Kampfes sind eine Schule für die Arbeiter. In diesem täglichen Kleinkrieg gegen die Kapitalistenklasse reift die Einsicht heran, daß die Arbeiterklasse sich auch fest POLITISCH zusammenschließen muß. Nicht nur, um immer wieder die Folgen der Kapitalistenherrschaft abzuwehren. Nein, sondern um die Herrschaft der Kapitalistenklasse und ihrer Staatsgewalt überhaupt verschwinden zu lassen. Dazu muß die Arbeiterklasse die politische Macht erobern.

DIE KAPITALISTEN SIND POLITISCH ORGANISIERT

Die herrschende Klasse verfügt über mächtige politische Organisationen, Verbände und über den bürgerlichen Staatsapparat. Die bürgerlichen Parteien CDU, FDP und auch die SPD sind Parteien des Monopolkapitals. Mit den Interessen der Arbeiter vertragen sie sich wie Feuer mit Wasser. Der bürgerliche Staat und alle seine Einrichtungen, Regierung, Polizei, Justiz und Militär garantieren die Interessen und die Aufrechterhaltung der Herrschaft der Kapitalisten. Die Arbeiterklasse kann der herrschenden Klasse also nur wirkungsvoll gegenübertreten, wenn sie sich selber auch zur politischen Partei organisiert, um den politischen Kampf gegen die Kapitalisten und ihren Staat aufzunehmen. Wir brauchen eine politische Organisation, die die vereinzelten Kämpfe zusammenfassen und anleiten kann.

Gegenwärtig gibt es noch keine kommunistische Partei, die diesen Namen verdient. Eine kommunistische Partei muß konsequent und allseitig für das Hauptinteresse der Arbeiterklasse kämpfen, nämlich für die Abschaffung der kapitalistischen Ausbeutungsverhältnisse und für die reale politische Macht der Arbeiterklasse. Eine kommunistische Partei kann nichts von der Arbeiterklasse Getrenntes sein. Sie muß in der Arbeiterklasse verankert sein und von den klassenbewußten Teilen der Arbeiterschaft gebildet werden. Sie ist nicht das Ergebnis eines unreifen Gründungsaktes am Schreibtisch und niemals der einfache Zusammenschluß von einigen Leuten, die sich selbst zur Partei ausrufen. Die Partei der Arbeiterklasse wird in den wirklichen Kämpfen der Arbeiter geschmiedet und muß sich ständig in diesen Kämpfen bewähren. Nur in diesen Tageskämpfen kann die Einheit der Arbeiterklasse für den Sozialismus erreicht werden, nur so kann die Kommunistische Partei aufgebaut werden.

Gerade auch der Metallerstreik hat gezeigt, wie wenig die DKP beanspruchen kann, sich 'kommunistische' Partei zu nennen. Hat sie doch die Interessen der Kollegen zugunsten ihrer schon krankhaften Anbiederei an die SPD und ihre Vertreter in der Gewerkschaft verkauft. Sie hat versucht, den Kollegen über die Lohnleitlinienpolitik der IGM-Führung Sand in die Augen zu streuen.

Derzeitig sehen also die Kommunisten ihre Hauptaufgabe darin, in den Tageskämpfen den dringenden Aufbau der Kommunistischen Partei, der politischen Organisation der Arbeiterklasse, voranzutreiben. Diese Arbeit wird nur gelingen, wenn die fortgeschrittenen Teile der Arbeiterklasse entscheidenden Einfluß darauf nehmen. Die Arena dieser Arbeit ist derzeitig der Kampf in den Gewerkschaften gegen die bürgerliche SPD-Linie, die die Gewerkschaften als Ordnungsmacht der Kapitalisten einsetzen will, ist der Kampf um starke Vertrauensleutekörper (VLK, d.Vf.), ist der Kampf um die Zusammenfassung der klassenbewußten Kollegen zu Zellen im Betrieb. Die noch lokal und regional beschränkten kommunistischen Organisationen müssen sich dieser zweifelsfrei mühseligen Arbeit ernsthaft widmen, damit die Arbeiterklasse ihre Vorhut in diesem Kampf entwickeln kann.

Die Kommunistische Partei muß BEWUSST aufgebaut werden. Die lokalen kommunistischen Organisation müssen auch ihre Anstrengungen verdoppeln und die ideologische Auseinandersetzung mit dem Ziel der Vereinheitlichung verstärken."
Quellen: Arbeiter-Zeitung Nr. 1, Mannheim Jan. 1972; Kommentar für die Kollegen der Metallindustrie Der Klassenstaat verschärft die Unterdrückung. Ministerpräsidentenkonferenz am 28. Januar und Für klassenbewußte Delegierte!, Mannheim 25.1.1972 bzw. 9.2.1972, S. 1 bzw. S. 2

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