Heidelberg: Das Berufsverbot gegen Gerd Steffens (1969)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 9.4.2019


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Bei dem Fall Gerd Steffens, ehemaliger Vorsitzender des AStA der Uni Heidelberg, handelte es sich nicht um ein echtes Berufsverbot, wie die Entfernung der Radikalen aus dem öffentlichen Dienst später genannt wurde, sondern lediglich um einen Vorläufer dieser Praxis, so dass der Wechsel in ein anderes Bundesland ausreichend war, um die Maßnahmen des Oberschulamtes Karlsruhe zu unterlaufen.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

26.09.1969:
In Heidelberg gibt der AStA der Universität sein 'Info' - Nachrichten für die Studenten der Uni Heidelberg Nr. 98 (vgl. 29.7.1969, 20.10.1969) heraus mit dem Artikel "Wie Schüler vor linken Lehrern bewahrt werden" zum Studienseminar und zum Berufsverbot bzw. zur Nichtzulassung von Gerd Steffens als Referendar, da gegen ihn politische Ermittlungsverfahren anhängig sind.
Quelle: AStA Uni: Info Nr. 98, Heidelberg 26.9.1969, S. 3

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Oktober 1969:
Der Verband der Gerichtsreferendare erstellt ein "Vorläufiges Gutachten zum Fall Steffens" bzw. zum Berufsverbot gegen den Studienreferendar Gerd Steffens, ehemaliger AStA-Vorsitzender an der Universität Heidelberg.
Q: Verband der Gerichtsreferendare: Vorläufiges Gutachten zum Fall Steffens, O. O. (Heidelberg) Okt. 1969

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15.10.1969:
An der Universität Heidelberg gibt der AStA das Flugblatt "Die Studentenvertreter bestimmen ihre Handlungen nach den Interessen der Studenten und nicht nach den Weisungen des Oberschulamts" heraus zum Ausschluß des ehemaligen AStA-Vorsitzenden Gerd Steffens von der Referendarsausbildung im letzten Semester bzw. dem Berufsverbot gegen ihn. Die Referendare mussten eine Diskussion darüber absagen. Aufgerufen wird zur Teilnahme an der Dienstbesprechung des Studienseminars am 17.10.1969.
Q: AStA: Die Studentenvertreter bestimmen ihre Handlungen nach den Interessen der Studenten und nicht nach den Weisungen des Oberschulamts, Heidelberg 15.10.1969

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16.10.1969:
An der Universität Heidelberg gibt der AStA das Flugblatt "Weil das Parlament nicht bloss eine Schwatzbude sein will, ergreifen die rechten Parlamentarier die Flucht" heraus zur gestrigen Sitzung des Studentenparlaments (StP), auf der eine Resolution zur Teilnahme an der Dienstbesprechung der Referendare am 17.10.1969 wegen dem Berufsverbot gegen Gerd Steffens beschlossen werden sollte.
Q: AStA: Weil das Parlament nicht bloss eine Schwatzbude sein will, ergreifen die rechten Parlamentarier die Flucht, Heidelberg 16.10.1969

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20.10.1969:
In Heidelberg gibt der AStA der Universität sein 'Info' - Nachrichten für die Studenten der Uni Heidelberg Nr. 99 (vgl. 26.9.1969, 14.11.1969) heraus mit dem Artikel "Ende einer Dienstbesprechung" am 17.10.1969 am Studienseminar zum Berufsverbot gegen den Referendar Gerd Steffens mit dem Aufruf zum Teach-In der Gerichtsreferendare und Studienreferendare zum Berufsverbot am 23.10.1969 sowie zum Lesen der 'Roten Schüler-Presse' der sozialistischen Schüler und Lehrer.
Q: AStA Uni: Info Nr. 99, Heidelberg 20.10.1969, S. 4f

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23.10.1969:
An der Universität Heidelberg findet ein Teach-In von Gerichtsreferendaren, Studienreferendaren und Studenten statt, auf dem eine Resolution gegen die Berufsverbote gegen die Gerichtsreferendare Marlies Becker, Eberhard Becker und Jürgen Laubscher wegen der Osterunruhen in Eßlingen und gegen den Studienreferendar Gerd Steffens vorgelegt wird, die zur Demonstration in Stuttgart am 13.11.1969 aufruft.
Q: N. N.: Resolution, O. O. (Heidelberg) O. J. (1969)

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24.10.1969:
In Heidelberg geben das AUSS und die sozialistischen Lehrer im Projektbereich "Ausbildungssektor" des SDS die 'Rote Schüler Presse' (RSP - vgl. 10.11.1969) Nr. 2 heraus mit dem Artikel "Ende einer Dienstbesprechung" zum Berufsverbot gegen Gerd Steffens, wogegen Schüler des Bunsen- und des Hölderlin-Gymnasiums protestierten.
Q: Rote Schüler Presse Nr. 2, Heidelberg 24.10.1969, S. 6

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14.11.1969:
In Heidelberg gibt der AStA der Universität sein 'Info' - Nachrichten für die Studenten der Universität Heidelberg Nr. 100 (vgl. 20.10.1069, 24.11.1969) heraus mit dem Artikel "Der Privatkapitalismus setzt fort, was das Oberschulamt begonnen hat" zum Berufsverbot gegen Gerd Steffens und seiner Entlassung beim Schularbeitszirkel.
Q: AStA Uni: Info Nr. 100, Heidelberg 14.11.1969, S. 6

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19.12.1969:
Auf der heutigen Vollversammlung der Studienreferendare des Seminars Heidelberg wird eine Resolution gegen die Berufsverbote von Gerd Steffens, die Suspendierung des Assessors Lüdde in Hessen sowie die Vorfälle in Wertheim verabschiedet, die vom Arbeitskreis Studienreferendare als Flugblatt veröffentlicht wird.
Q: AK Studienreferendare: Resolution der Vollversammlung der Studienreferendare des Seminars Heidelberg vom 19.12.69, Heidelberg o. J. (1969)

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01.11.1971:
In Heidelberg gibt der Südwestdeutsche Referendarverband - Vereinigung der Gerichtsreferendare in Baden-Württemberg die Nr. 5 seiner 'Roten Robe' (vgl. 9.8.1971, 20.12.1971) heraus mit dem Artikel "Reinerhaltung des Staatsapparates" von Gerard Härdle, in dem es auch heißt: "Im Herbst 1969 wurde dem früheren Heidelberger ASTA-Vorsitzenden, Gerd Steffens, vom Oberschulamt Nordbaden die Einstellung als Studienreferendar monatelang unter Hinweis auf schwebende Ermittlungsverfahren, im Zusammenhang mit seiner ASTA-Tätigkeit stehen, verweigert, bis er dann schließlich von einem anderen Bundesland in den Vorbereitungsdienst aufgenommen wurde."
Q: Rote Robe Nr. 5, Heidelberg 1.11.1971, S. 183; KSV: Kampf dem Ausbau des staatlichen Unterdrückungsapparates! Zur Berufsverbotskampagne, Frankfurt o. J. (1972), S. 17

Letzte Änderung: 13.10.2021