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Die Marxistisch-Leninistische Aufbauorganisation (MLAO) im Bodenseeraum

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 5.8.2007


Über die „Marxistisch-Leninistische Aufbauorganisation“ und deren Vorläufer bzw. von diesen Gruppen selbst lag uns nur wenig Material vor.

Hervorgegangen aus dem SDS Konstanz (vgl. 17.10.1969), unterhält die MLAO offenbar zunächst Kontakte zur KPD/ML-ZK um Ernst Aust (vgl. Juli 1971), was sich aber vermutlich nach dem a.o. Parteitag, auf dem die KPD/ML-ZK auch ihren Landesverband Südwest verliert, abrupt ändert. Nun wird eine intensive Auseinandersetzung mit der KPD/ML-ZB geführt (vgl. 12.2.1972), die offenbar bereits in der Gegend aktiv ist (vgl. 16.2.1972, 23.2.1972) und hier einen ihrer letzten größeren Rekrutierungserfolge zu verbuchen vermag.

In der MLAO aber scheinen auch noch andere Strömungen vertreten, die sich auf ehemalige Mitglieder der KPD/ML-ZK aus Dortmund, die ML Dortmund, die nach dem a.o. Parteitag aus der KPD/ML-ZK ausschieden, berufen (vgl. 26.2.1972), so dass die KPD/ML-ZB vermutlich nur einen Teil der MLAO für sich zu gewinnen vermag (vgl. 16.3.1972), während andere sich vermutlich später, so wie auch die Mehrheit der ML Dortmund, dem KBW anschließen.

Auffällig an der MLAO und ihrer Hochschulgruppe MLI ist, dass diese in keiner der zahlreichen durch uns dokumentierten regionalen oder bundesweiten Aktionseinheiten, Diskussionstreffen etc. auftauchen, also mehr oder minder abgetrennt von der Bewegung gearbeitet zu haben scheinen.


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

17.10.1969:  Die aus dem SDS Konstanz hervorgegangene Betriebsgruppe Friedrichshafen (Schüler, Lehrlinge und Arbeiter) berichtet in der heutigen 'RPK' über die von ihr geplante Errichtung eines Sozialistischen Zentrums. Zumindest Teile davon bilden vermutlich später die Marxistisch-Leninistische Aufbauorganisation (MLAO) mit verschiedenen Ortsgruppen im Bodenseeraum (Konstanz, Friedrichshafen, Balingen, Lindau) und der ML Initiative als Hochschulgruppe in Konstanz. Wiederum Teile der MLAO treten 1972 zur KPD/ML-ZB über.
=Rote Pressekorrespondenz Nr.35,Berlin 17.10.1969,S.9;
Eigener Bericht,Berlin 1988


Juli 1971:  Von Mitte 1971 bis Anfang 1972 finden Gespräche zwischen der Marxistisch-leninistischen Aufbauorganisation (MLAO) Friedrichshafen und der KPD/ML-ZK statt. Bei der MLAO handelt es sich u.a. um die Betriebsgruppe des SDS Konstanz, die nach Friedrichshafen übersiedelte, um dort ein Sozialistisches Zentrum zu gründen.
=Dokumente zur ideologischen Diskussion zwischen der KPD/ML(RM) und der MLAO,Konstanz 1972

12.02.1972:  Laut KPD/ML-ZB ist die Einheit der Marxisten-Leninisten in der Region Friedrichshafen einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Die Marxistisch-Leninistische Aufbauorganisation (MLAO) veranstaltet heute zusammen mit ihrer Konstanzer Hochschulgruppe MLI (Marxistisch-Leninistische Initiative) ihre erste außerordentliche Mitgliederversammlung (vgl. 16.2.1972):"
Die MLAO, die Gruppen in Friedrichshafen, Konstanz und Balingen (Württ.) hat und früher auch Stützpunkte in Lindau, Ravensburg und Weingarten besaß, wollte auf dieser Mitgliederversammlung nach acht Monaten theoretischer Aufarbeitung ihre Politik grundsätzlich neu bestimmen. Das Ortskomitee der Partei verteilte zu dieser Gelegenheit einen Offenen Brief an die Mitglieder von MLAO und MLI, der die Bedeutung und die Notwendigkeit der Einheit der Marxisten/Leninisten unterstrich, die Politik der MLAO als praktisches Liquidatorentum und Sabotage der Kämpfe der Arbeiterklasse kennzeichnete, und herausstrich, daß die drei Haupttendenzen der westdeutschen marxistisch-leninistischen Bewegung, Rechtsopportunismus, linkes Liquidatorentum und bolschewistische Linie - auch innerhalb der MLAO zu finden sind."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.20,Bochum 11.3.1972

16.02.1972:  Laut KPD/ML-ZB wendet sich die Mehrheit der Ortsgruppe Friedrichshafen der Marxistisch-Leninistischen Aufbauorganisation (MLAO) an das Ortskomitee Friedrichshafen der KPD/ML-ZB (vgl. 12.2.1972, 23.2.1972), übergibt ihm ihre ideologische Stellungnahme, erklärt sich als Sympathisantengruppe der KPD/ML-ZB und bittet um ein Gespräch zur Klärung der politischen Differenzen als erster Schritt der politischen Vereinigung.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.20,Bochum 11.3.1972

23.02.1972:  Laut KPD/ML-ZB findet in Friedrichshafen ein Gespräch der Ortsgruppen der Marxistisch-Leninistischen Aufbauorganisation (MLAO) und der KPD/ML-ZB statt (vgl. 16.2.1972, 26.2.1972). Dabei kristallisiert sich auch heraus, daß es in der Vergangenheit schon eine bolschewistische Linie innerhalb der MLAO gegeben habe:"
Wir hatten weder versucht, die Widersprüche innerhalb dieser Organisation aufzudecken und voranzutreiben, noch hatten wir eine konsequente Agitation und Propaganda innerhalb ihrer Reihen betrieben."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.20,Bochum 11.3.1972

26.02.1972:  Laut KPD/ML-ZB beginnt in Friedrichshafen die zweitägige Mitgliederversammlung der Marxistisch-Leninistischen Aufbauorganisation (MLAO - vgl. 23.2.1972):"
Wir hatten mit den Genossen der Mehrheit der Ortsgruppe Friedrichshafen vereinbart, daß sie den Antrag stellen sollten, Vertreter der Partei und des KJVD mit vollem Rederecht auf der Mitgliederversammlung zuzulassen. Der Fraktionierungsprozeß innerhalb der MLAO war bereits soweit vorangeschritten, daß sie sich zu Beginn der Mitgliederversammlung formal auflöste. Danach wurden wir zur Versammlung zugelassen. Die Auseinandersetzung gestaltete sich, besonders am zweiten Tag, fast ausschließlich zu einem Kampf zwischen den Liquidatoren, die sich ausdrücklich auf die Schrift 'Den Parteiaufbau bewußt vorantreiben' (verfaßt von den ML Dortmund, vgl. 17.2.1972,d.Vf.) stützten und den Positionen der Partei. Immer deutlicher wurde auch das Verlangen, die politische Linie der Partei auf einer besonderen Veranstaltung zu diskutieren, da eine politische Diskussion von Anfang an von gewissen Genossen zu sabotieren versucht wurde. Nach Ende der Mitgliederversammlung kamen weitere Genossen zu uns und erklärten sich bereit, eine verbindliche Diskussion mit dem Ziel der Vereinigung mit uns aufzunehmen."

Eine derartige Diskussion soll auf einer Veranstaltung am 16.3.1972 geführt werden, die in Konstanz stattfindet.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.20,Bochum 11.3.1972

16.03.1972:  Laut eigenen Angaben führt die KPD/ML-ZB in Konstanz eine Propagandaveranstaltung für die Mitglieder der ehemaligen Gruppe Marxistisch- Leninistische Aufbauorganisation/Marxistisch-Leninistische Initiative (MLAO/ MLI), die regional im Bodenseeraum u.a. in Friedrichshafen tätig war (vgl. 26.2.1972), durch:"
Eine solche Veranstaltung war auf der Mitgliederversammlung Ende Februar, auf der sich diese Gruppe auflöste, von den Genossen der Gruppe gewünscht worden. Die Genossen konnten sich auf der Versammlung ein Bild von der Situation der ml-Bewegung in unserer Gegend machen: Auf der einen Seite die im Aufschwung befindliche Kommunistische Partei, mit einer klaren und durch die Praxis bestätigten Linie und auf der anderen Seite eine Gruppe von Leuten ohne Linie, die weiterhin ihren alten Kurs verfolgen: Fernab von den Massen ihre Linie erarbeiten und ihre Partei aufbauen wollen. Der Erfolg unseres Vorgehens zeigte sich nach der Versammlung daran, daß sich mehrere Genossen bereit erklärten, sich mit der Partei verbindlich auseinanderzusetzen und Unterstützungsarbeit für sie zu leisten."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.27,Bochum 12.4.1972

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