Kommunistische Jugendzeitung - Zeitung des Kommunistischen Jugendbundes, Jg. 1, Extrablatt Metall-Lehrlingstarife gekündigt, 13. Okt. 1971

13.10.1971:
Der Kommunistische Jugendbund (KJB) Freiburg des BKA gibt ein zweiseitiges Extrablatt seiner 'Kommunistischen Jugendzeitung' (KJZ - vgl. Sept. 1971, 13.12.1971) heraus: "
METALL-LEHRLINGSTARIFE GEKÜNDIGT

KEIN LEHRLING KENNT DIE FORDERUNGEN DER IGM-FÜHRUNG

Die IGM-Bosse versuchen genau wie im letzten Jahr die Tarife der Lehrlinge ohne daß diese Bescheid darüber wissen, mit den Vertretern der Kapitalisten auszumauscheln. Die IGM-Führung versucht den Einfluß von uns Lehrlingen auf die Forderungen möglichst gering zu halten. Das kann sie am besten, wenn sie uns nicht informiert.

DIE IGM-FÜHRUNG VERSUCHT UNSERE AKTIVITÄTEN BEI DEN VERHANDLUNGEN ZU UNTERDRÜCKEN

Die Forderungen der meisten Lehrlinge stimmen nicht mit den Forderungen der IGM-Führung überein. Die IGM-Bosse stellten im Frühjahr Forderungen nach einer Erhöhung der Ausbildungsbeihilfe bis zu 50 DM. Wir aber meinen, daß es nicht richtig ist, Forderungen aufzustellen, die die unterschiedliche Bezahlung der Lehrlinge gestaffelt nach Lehrjahren und Alter aufrechterhalten. Unsere Forderungen müssen auf eine einheitliche Bezahlung der Lehrlinge aller Lehrjahre hinauslaufen. Es gibt kein Argument, welches rechtfertigt, daß Lehrlinge, die im zweiten Lehrjahr oder 18 Jahre alt sind, mehr Ausbildungsbeihilfe bekommen sollen als Lehrlinge, die im ersten Lehrjahr oder 16 Jahre alt sind.

Unsere Forderung muß so hoch sein, daß wir unseren Lebensunterhalt unabhängig von unseren Eltern gesichert haben, daß unsere Eltern nicht noch 200 bis 300 DM im Monat für uns zubuttern müssen. Das heißt konkret:

500 DM LEHRLINGSGEHALT FÜR ALLE LEHRLINGE

Diese 500 DM stellen zur Zeit etwa den Betrag dar, den wir brauchen um unabhängig von finanzieller Unterstützung seitens unserer Eltern leben zu können. Eine einheitliche Forderung nach gleicher Bezahlung der Lehrlinge aller vier Lehrjahre ermöglicht ein solidarisches Vorgehen aller Lehrlinge beim Kampf um eine bessere Berufsausbildung. Wir sehen, genau wie im letzten Jahr, daß die IGM-Führung unsere Forderungen nicht unterstützt, wir können diese Forderungen nur durchsetzen, wenn wir sie gemeinsam mit unseren Kollegen, den Arbeitern und Angestellten erkämpfen.

ERFOLG BEIM KAMPF UM DAS STREIKRECHT FÜR LEHRLINGE

Wie ein gemeinsamer Kampf aussehen kann, zeigten uns die 167 Lehrlinge des BAYER-Riesen in Leverkusen: Bei den Chemietarifverhandlungen (CTR, d.Vf.) solidarisierten sich die Lehrlinge trotz Verbots der Geschäftsleitung mit den Arbeitern bei ihrem Kampf gegen die Verschlechterung ihrer Lebenssituation.

DIE LEHRLINGE STREIKTEN MIT

Hinterher wurde ihnen das Streikrecht vom Arbeitsgericht Solingen zuerkannt. Dieser Streik ermöglicht in Zukunft einen gemeinsamen Kampf von Arbeitern und Lehrlingen. Nur durch einen gemeinsamen Kampf von Arbeitern und Lehrlingen können wir unsere Forderung nach gleicher Bezahlung für alle Lehrlinge durchsetzen.

Um unsere Forderungen aufzustellen, müssen wir diese auf Jugendversammlungen, in Jugendgruppen und ganz besonders im Betrieb mit unseren Kollegen diskutieren. Wir fordern außerdem von der IGM-Ortsverwaltung Freiburg und vom Jugendausschuß Auskunft über den Stand der Tarifverhandlungen."
Q: Kommunistische Jugendzeitung Extrablatt Metall-Lehrlingstarife gekündigt, Freiburg 13.10.1971

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