1. Mai 1972 in Freiburg

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 17.3.2013

Diese, wie immer äußerst lückenhafte Darstellung setzt diejenige bis zum 1. Mai 1971 fort, wobei die Auseinandersetzungen über den 1. Mai 1971 bis in den Feb. 1972 und darüber hinaus andauerten, auch die Vorbereitung des 1. Mai 1972 beeinflussten.

Erneut steht 1972 die Frage der Demonstration oder Saalveranstaltung zur Debatte, frühzeitig werden Beschlüsse für die Aktion unter freiem Himmel gefasst (vgl. 11.3.1972), auch wenn zunächst noch andere Konflikte wie die Fahrpreiskämpfe (vgl. 14.3.1972) und die Gewerkschaftausschlüsse in der IG Chemie bzw. bei der Rhodiaceta (vgl. 18.3.1972, 11.4.1972) die Debatte beherrschen.

Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg will sich am 1. Mai wiederum kämpferisch geben, was auch im Freien bekundet werden soll (vgl. 23.3.1972), inhaltlich ist die Entwicklung in Indochina für den BKA bestimmend (vgl. 31.3.1972), auch auf der Maiveranstaltung wird ein Vietnamfilm gezeigt (vgl. 28.4.1972).

Wiederum wird ein Maikomitee der Gewerkschaftsjugendgruppen gebildet (vgl. 1.4.1972), was der DKP offenbar missfällt (vgl. 5.4.1972), während das Maikomitee regional wiederum Unterstützung findet (vgl. 9.4.1972) und sich auch vor Ort in Freiburg mit seinem Maiaufruf an die Öffentlichkeit wendet (vgl. 13.4.1972). Auch dieses Jahr scheint die örtliche DGB-Führung nicht angetan von dem Maikomitee und dessen Maiaufruf (vgl. 14.4.1972), verurteilt dessen Veröffentlichungen.

Der Kommunistische Jugendbund (KJB) Freiburg des BKA kann sich dagegen freimütiger äußern in seinem Maiaufruf (vgl. 18.4.1972), ebenso wie der BKA selbst in seinen Aufrufen (vgl. 20.4.1972, 24.4.1972).

Offenbar entsteht kurzfristig ein zweites Maikomitee (vgl. 24.4.1972), und auch zwischen dem BKA und der KPD/ML-ZB bestehen immer noch gravierende Differenzen (vgl. 28.4.1972).

Von den beiden Freiburger Maidemonstrationen 1972 scheint dann diejenige des Gewerkschaftlichen Maikomitees und des BKA größer als die von DGB, Jusos und DKP, auch wenn die Zahlenangaben wie immer stark differieren.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

11.03.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg berichtet:"
VERTRETERVERSAMMLUNG DER IG-METALL
AUSDRUCK STEIGENDER UNRUHE

Zum Punkt Allgemeines wurde ein Antrag ZUM 1.MAI ohne Gegenstimmen bei nur 10 Enthaltungen angenommen. Die Vertreterversammlung ruft alle Kollegen auf, mit ihren Forderungen die Demonstration der Gewerkschaftsjugend aktiv zu unterstützen."
Das Maikomitee der Gewerkschaftsjugendgruppen Emmendingen/Freiburg (vgl. 12.4.1972) berichtet von der Unterstützung der Maidemonstration.
Quellen: Klassenkampf Nr. 19, Freiburg 23.3.1972, S. 3f; Maikomitee der Gewerkschaftsjugendgruppen :Heraus zum 1.Mai, Emmendingen/Freiburg 12.4.1972, S. 2

14.03.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg berichtet vom Kampf gegen die Fahrpreiserhöhungen bzw. die Umgründung der Stadtwerke (vgl. 13.3.1972, 17.3.1972):"
Seit Wochen diskutierte die GEWERKSCHAFTSJUGEND die Umgründung der Stadtwerke und die Fahrpreiserhöhungen. In allen Gruppen wurden Resolutionen gefaßt, die ein klares Nein enthielten. In Flugblättern und einer öffentlichen Versammlung (vgl. 17.3.1972,d.Vf.) letzten Freitag Abend (80 - 100 Anwesende), erklärte die Gewerkschaftsjugend:

Diese Maßnahmen verstoßen gegen die Interessen der arbeitenden Bevölkerung! Es ist unsere Pflicht, den Widerstand dagegen zu organisieren.

Der DGB Freiburg, von allem informiert, ließ sich die ganze Zeit über nicht in der Öffentlichkeit vernehmen. Doch plötzlich letzten Dienstag, tauchte eine unverschämte PRESSEERKLÄRUNG in der Badischen Zeitung auf, in der die Gewerkschaftsjugendlichen, genau wie letzten 1.Mai, als Strohpuppen irgendwelcher Hintermänner diffamiert wurden. Der DGB erklärte, mit der öffentlichen Protestkundgebung der Gewerkschaftsjugend (vgl. 21.3.1972,d.Vf.) nichts zu tun zu haben. Daß die Herren JORZIG (DGB Kreisvorsitzender, SPD Stadtrat), SCHNABEL (Betriebsratsvorsitzender bei der Rhodia (CPK-Bereich,d.Vf.), Aufsichtsrat, SPD Stadtrat) und HELLINGER (Betriebsratsvorsitzender bei ITT (IGM-Bereich,d.Vf.)), sowie HAAS (DGB Rechtssekretär, Stellvertreter Jorzigs, CDU Stadtrat) - um nur einige dieser Herren zu nennen - nichts, aber auch gar NICHTS MIT DER INTERESSENVERTRETUNG DER ARBEITER UND ANGESTELLTEN ZU TUN haben, das wissen wir zur Genüge! Deshalb auch immer die wütenden Angriffe gegen die Kommunisten."
Q: Klassenkampf Extrablatt, Freiburg 20.3.1972, S. 2

18.03.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg (vgl. 20.4.1972) berichtet von der Solidarität gegen den CPK-Ausschluß (UVB - vgl. 17.3.1972) der Rhodia-Jugendvertreter Baum und Stockmar u.a. in der DruPa (vgl. 20.3.1972) und der IGM (vgl. 20.3.1972) über eine heute verfaßte Resolution:"
In einigen gewerkschaftlichen Jugendgruppen (z.B. DruPa, IGM) fanden ausführliche Diskussionen über die Bedeutung und die Hintergründe der Maßnahmen der IG-Chemie-Führung statt. Die in diesen Gruppen verabschiedete Solidaritätsresolution drucken wir hier ab:

ERKLÄRUNG DER GEWERKSCHAFTSJUGEND

Der Verwaltungsstellenvorstand der IG Chemie, Freiburg, hat gestern gegen die Kollegen Stockmar und Baum ein Ausschlußverfahren eingeleitet. In der Begründung versucht er den Kollegen einen gewerkschaftsfeindlichen Standpunkt zu unterstellen. Sie nehmen die Maidemonstration 1971, die von der Gewerkschaftsführung verboten wurde, und an der die Kollegen teilgenommen haben, als Anlaß ihres Ausschlußverfahrens. Die Gewerkschaftsfunktionäre Schnabel, Kenk, Lorenz von der IG Chemie 'fühlen sich in ihrer gewerkschaftlichen Tätigkeit durch die Anwesenheit der Mitglieder Stockmar und Baum stark behindert', heißt es weiter in der Begründung.

Wir sind der Ansicht, daß für alle Kollegen, die ihr Handeln ausschließlich vom Standpunkt der Interessen der Arbeiterklasse aus bestimmen, die Gewerkschaft ihre Organisation ist.

Wir sind der Ansicht, daß sich aus den Vorwürfen des IG-Chemie-Vorstandes nicht ergibt, daß die Kollegen gegen die Prinzipien gewerkschaftlichen Handelns verstoßen haben. Wir sehen deshalb in den Ausschlußanträgen den Versuch, Kritik in den Gewerkschaften mundtot zu machen.

Wir solidarisieren uns mit den Kollegen Stockmar und Baum und verurteilen den Versuch, die Kollegen aus der Gewerkschaft auszuschließen, aufs schärfste.

ZURÜCKNAHME DER AUSSCHLUSSANTRÄGE GEGEN BAUM UND STOCKMAR!

SOFORTIGE WIEDEREINRICHTUNG DES GEWERKSCHAFTLICHEN ARBEITSKREISES MIT DEN KOLLEGEN BAUM UND STOCMAR!'"

Diese Resolution wird, laut BKA (vgl. 17.5.1972), auch auf seiner Maiveranstaltung (vgl. 28.4.1972) verabschiedet.
Q: Klassenkampf Nr. 20 und 21, Freiburg 20.4.1972 bzw. 17.5.1972, S. 11 bzw. S. 6

23.03.1972:
Der BKA Freiburg gibt die zehnseitige Nr. 19 seines 'Klassenkampfes' (vgl. 23.2.1972, 12.4.1972) heraus, in der im ersten Leitartikel über die Demonstration der Gewerkschaftsjugend gegen die Fahrpreiserhöhungen (vgl. 21.3.1972) berichtet und im zweiten Leitartikel ausgeführt wird:"
AM 1.MAI 1972: KAMPFENTSCHLOSSENHEIT DEMONSTRIEREN!

In den Klassenkämpfen des vergangenen Jahres ging es der westdeutschen Kapitalistenklasse nicht nur darum, das Lebensniveau der Arbeiterklasse zu senken. Es ging Kapital und Staat nicht nur darum, auf dem Rücken der Arbeiterklasse eine breitangelegte Offensive gegen die imperialistischen Konkurrenten zur Festigung und zum Ausbau der internationalen Stellung des westdeutschen Imperialismus, zur Eroberung neuer profitträchtiger Märkte durchzuführen. Es ging den Kapitalisten auch nicht nur darum, die drohende Krise auf die Arbeiterklasse abzuwälzen.

In den Klassenkämpfen des vergangenen Jahres versuchte die westdeutsche Kapitalistenklasse auch, der wachsenden Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse insgesamt einen Schlag zu versetzen. Denn es ist den Kapitalisten nicht entgangen, das in den letzten Jahren das gewerkschaftliche und politische Bewußtsein der Arbeiterklasse einen starken Aufschwung genommen hat. Seitdem im Herbst 1969 und 1970 Hunderttausende spontan in den Streik getreten sind, riß die kette kleiner und großer Streiks, betrieblicher, lokaler und regionaler Kämpfe der Kollegen in allen Branchen nicht mehr ab, sondern nahm an Stärke und Geschlossenheit zu! Diese anwachsenden Kämpfe der Arbeiterklasse sind die notwendige Antwort auf die zunehmende Verschärfung der Ausbeutung und Verschlechterung der Lebensbedingungen!

GEGEN DIE SOZIALDEMOKRATISCHE LINIE IN DEN GEWERKSCHAFTEN

Im vergangenen Jahr ging es den kämpfenden Chemie- und Metallarbeitern zuallererst darum, den Lohn und den erreichten Lebensstandard gegen die sich verschärfenden Angriffe der Kapitalisten zu sichern und zu verbessern. Aber im Endergebnis waren alle Tarifabschlüsse des letzten Jahres Lohnleitlinienabschlüsse im Interesse der Kapitalisten und ihrer SPD/FDP-Regierung.

Dieser REALLOHNABBAU konnte nur durchgesetzt werden, weil in den Gewerkschaften eine klassenversöhnlerische Politik herrscht, eine Politik, die von der 'Sozialpartnerschaft' zwischen Arbeiterklasse und Kapitalistenklasse ausgeht. Die SPD-Linie und ihre Vertreter in den Gewerkschaften sind es, die die Arbeiterklasse den Interessen der Kapitalisten, ihres Staates und der bürgerlichen Parteien unterordnen. Diese Politik wird bestimmt vom grundsätzliche Interesse an der Sicherung des Wohls der Kapitalisten und an der Aufrechterhaltung des kapitalistischen Ausbeutungs- und Unterdrückungssystems.

Die bürgerliche Linie hat sich schon seit langem in den Gewerkschaften durchsetzen können. Aber es ist der Gewerkschaftsführung trotz aller Bremserei und Abwiegelei, trotz einer immer ausgefeilteren Politik des bürgerlichen Reformismus, trotz der täglichen Verkündung von Illusionen über den Klassencharakter der imperialistischen Gesellschaft nicht gelungen, die Arbeiterklasse vom Kampf gegen die Ausbeuter abzuhalten. Und sie konnte nicht verhindern, daß die Arbeiterklasse in diesen Kämpfen Erfahrungen gemacht und ihre Kenntnis über den wirklichen Charakter des Kapitalismus erweitert hat.

Diese Erfahrungen und dieses Bewußtsein der Kampfstärke der Arbeiterklasse gilt es jetzt zu demonstrieren.

GEGEN DIE VERSCHÄRFTEN ANGRIFFE DER KAPITALISTEN…

Es ist nicht so, daß mit den Tarifabschlüssen die Angriffe der Kapitalistenklasse auf das Lebensniveau der Arbeiter und Angestellten nachgelassen hätten. Nach wie vor steigen die Preise um 5 - 6%, nach wie vor erhöht der Staat Gebühren, Tarife und Steuern, die besonders die Werktätigen belasten. Während Hunderttausende kurzarbeiten oder arbeitslos sind, steigern die Kapitalisten die Produktivität und die Arbeitshetze, das heißt: Sie verschärfen die Ausbeutung, um aus den Kollegen höhere Profite rauszuholen. Gegen diese wirtschaftlichen Angriffe der Kapitalisten und ihrer Regierung gilt es jetzt die Solidarität der Kollegen zu festigen, um die Abwehrkämpfe erfolgreich führen zu können.

…UND IHRES STAATES

Auch unter einer SPD-geführten Regierung ist der Staat das Instrument der Kapitalisten zur Niederhaltung und Unterdrückung der Arbeiterklasse. So wird von der SPD/FDP-Regierung gerade in letzter Zeit der staatliche Unterdrückungsapparat ausgebaut und gefestigt, und die demokratischen Rechte des Volkes werden schrittweise abgebaut. Trotz angeblicher 'Friedenspolitik' wird die Bundeswehr weiter verstärkt. der Bundesgrenzschutz wird zur Antistreik-Brigade und zur Bürgerkriegsarmee ausgebaut. Die Polizei wird aufgerüstet und zentralisiert. Der öffentliche Dienst, Schulen und Universitäten werden von allen fortschrittlichen Kräften gesäubert. Und in den betrieben soll ein 'neues' Betriebsverfassungsgesetz jede konsequente Interessenvertretung der Arbeiter im Keim ersticken.

Mit diesen Maßnahmen trifft der Staat, der geschäftsführende Ausschuß der Kapitalistenklasse, die Vorbereitungen darauf, daß sich die Klassenkämpfe verschärfen werden, daß die Arbeiterklasse den Kampf gegen die Angriffe der Kapitalisten vorwärtstreibt und verbindet mit dem Kampf gegen die Herrschaft der Kapitalistenklasse, mit dem Kampf gegen den kapitalistischen Staat, mit dem Kampf gegen die Ausbeutung, mit dem Kampf zur Errichtung der sozialistischen Gesellschaft!

Deshalb richtet der Staat, deshalb richtet die ganze herrschende Klasse ihre Angriffe verstärkt gegen alle Ansätze einer selbständigen politischen Organisierung der Arbeiterklasse. Deshalb versuchen sie, die Ansätze zur Entstehung einer Kommunistischen Partei, die der Zusammenschluß der entschiedensten Kollegen ist, die tatsächlich die Arbeiterklasse und alle Werktätigen in ihren allseitigen Kämpfen zu führen vermag und die Arbeiterklasse zum Kampf für den Sozialismus eint, im Keim zu verhindern! DIESE Partei zu schaffen, das ist jetzt die Aufgabe aller klassenbewußten Kollegen, aller Kommunisten!

FÜR DEN AUFBAU DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI!

1.MAI IN FREIBURG: DGB PLANT FESTBANKETT DER KLASSENVERSÖHNUNG

Auch in diesem Jahr planen die Freiburger DGB-Führer Jorzig (SPD), Hass (CDU) und Co. eine geschlossene Veranstaltung, diesmal im Kaufhaussaal.

Auf diesem Empfang oder Festbankett wollen die DGB-Führer wie schon in den Jahren vorher ihre tiefe Übereinstimmung mit dem kapitalistischen System zur Schau stellen. Zu diesem Zweck sind die örtlichen Spitzen der bürgerlichen Parteien, der Landes- und Gemeindeverwaltungen, des deutschen und französischen Militärs, der Polizei, der Erzbischof und natürlich der Verbände der Kapitalisten eingeladen.

Zu dieser Verbrüderungsfeier mit den versammelten Gegnern und Unterdrückern der Arbeiterschaft wollen Jorzig und Haas diesmal im Unterschied zur vorjährigen 'Podiumsdiskussion' alle Betriebsräte, Gewerkschaftsfunktionäre und Vertrauensleute mobilisieren!

Damit will die DGB-Führung wohl zweierlei erreichen: Zum ersten will sie demonstrieren, daß die ganze Gewerkschaft und nicht nur eine Handvoll Verräter mit den Kapitalisten und deren Handlangern gemeinsame Sache macht. Zum anderen soll auf diese Weise wohl auch verhindert werden, daß klassenbewußte Betriebsräte und Vertrauensleute am 1.Mai zusammen mit allen fortschrittlichen Kollegen den Widerstand der Arbeiterklasse gegen Ausbeutung und Unterdrückung demonstrieren. Der 'Empfang' im Kaufhaussaal soll zur 'offiziellen' Veranstaltung aller Gewerkschafter gemacht werden!

Diesen Plänen müssen alle Gewerkschafter entgegenhalten, daß für sie der 1.Mai niemals ein Tag der Verbrüderung mit dem kapitalistischen System und seinen Repräsentanten sein kann, sondern daß am 1.Mai die Arbeiterklasse öffentlich, auf der Straße ihre Forderungen und ihre grundsätzliche Gegnerschaft zum kapitalistischen System demonstriert. Deshalb müssen alle fortschrittlichen Kollegen ganz entschieden die Pläne der Freiburger DGB-Führung ablehnen!

Für uns kann es nur heißen:

Kein Friede mit den Ausbeutern!
Kein Friede mit dem kapitalistischen System!
Der 1.Mai muß Kampftag der Arbeiterklasse gegen die herrschaft des Kapitals, gegen Faschismus und Unterdrückung sein!

Daher müssen alle fortschrittlichen Kollegen ganz klar sagen:

Der 1.Mai ist der Tag, an dem die Arbeiterklasse in aller Welt ihre Stärke mißt, um danach mit neuer Kraft den gewerkschaftlichen und politischen Kampf in jedem einzelnen Betrieb, in jeder Lehrwerkstatt, an den Berufsschulen und in den Büros wieder aufzunehmen.

Deswegen:

Am 1.Mai eine Demonstration und Kundgebung, auf der die Interessen und Forderungen der werktätigen Massen entschieden vertreten werden!"
Q: Klassenkampf Nr. 19, Freiburg 23.3.1972, S. 1ff

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31.03.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg (vgl. 24.4.1972) berichtet:"
ES LEBE DER SIEGREICHE KAMPF DER VÖLKER INDOCHINAS!

Mit der am 31.3.1972 begonnenen Offensive der vietnamesischen Befreiungstruppen ist der von den USA-Imperialisten angezettelte Krieg gegen die Völker Indochinas in die entscheidende Phase getreten. … Das Beispiel der heldenhaften Völker Indochinas lehrt uns, daß nur der bewaffnete Kampf der Völker, der entschlossene revolutionäre Kampf der Arbeiterklasse aller Länder den Imperialismus in die Knie zwingen kann, und daß es, solange Imperialismus und Kapitalismus herrschen, keinen wirklichen Frieden geben kann.

An diesem 1.Mai werden Millionen Werktätiger in aller Welt solidarisch mit den kämpfenden Völkern Indochinas Seite an Seite stehen. REIHEN WIR UNS IN DIESE KAMPFFRONT GEGEN IMPERIALISMUS, KRISEN, KRIEG UND FASCHISMUS EIN!
ES LEBE DER SIEG IM VOLKSKRIEG!"
Q: Klassenkampf 1.Mai-Zeitung, Freiburg o. J. (Apr. 1972), S. 3

01.04.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg (vgl. 20.4.1972) berichtet vom Maikomitee (vgl. 5.4.1972):"
Die Gewerkschaftsjugendgruppen Freiburg/Emmendingen haben Anfang April ein Komitee gewählt, das eine Demonstration und Kundgebung zum 1.Mai organisieren soll."
Q: Klassenkampf Nr. 20, Freiburg 20.4.1972, S. 5

05.04.1972:
Der BKA Freiburg (vgl. 20.4.1972) berichtet vom Maikomitee der Gewerkschaftsjugend (vgl. 1.4.1972, 13.4.1972) über:"
ANGRIFFE DER DKP

Noch bevor dieser erste Aufruf des Maikomitees verteilt war, versuchte die DKP-Kreis Freiburg, die fortschrittlichen Kollegen in den Gewerkschaftsjugendgruppen zu diffamieren und zu isolieren. In einem 'Offenen Brief' an die Gewerkschaftsjugend, dessen Abzüge bei DGB-Kreisvorsitzendem Jorzig un den Einzelgewerkschaften abgegeben wurden, wird zunächst der 'Aktionsrat der Gewerkschaftsjugend' (der die Demonstration gegen die Umgründung der Stadtwerke und die Fahrpreiserhöhung organisierte) angegriffen:

'Ihr wißt, daß durch das Verschulden des 'Aktionsrates' der Gewerkschafts-Jugend einigen Leuten des DGB die Möglichkeit gegeben wurde, sich von der Gewerkschaftsjugend öffentlich zu distanzieren.' Nach Auffassung der DKP sind die klassenbewußten Kollegen selber daran schuld, daß der DGB sich von ihnen distanziert. Würden sie sich nämlich gegenüber der Politik der Gewerkschaftsführung so opportunistisch verhalten wie die DKP, dann hätten die Jorzig, Schnabel und Haas keinerlei Grund sich zu distanzieren und alles wäre für die DKP-Politik bestens in Butter.

Der Aktionsrat der Gewerkschaftsjugend hatte die DKP in einem Flugblatt (vgl. S6.*.1972,d.Vf.) kritisiert, weil die DKP entgegen den Abmachungen eigene Transparente in die Demonstration gegen Umgründung und Fahrpreiserhöhung eingeschleust hatte. Doch von öffentlichen Auseinandersetzungen hält die DKP nichts! Im 'Offenen Brief' hält sie der Gewerkschaftsjugend vor:

'Organisatorische Meinungsverschiedenheiten behandelt man intern und nicht durch Flugblätter vor den Betrieben.' Hinter dieser Aussage steckt nichts anderes als Massenfeindlichkeit, der Wunsch, die Arbeiter, Angestellten und Lehrlinge über die Auseinandersetzungen im Unklaren zu lassen.

Am Ende des 'Offenen Briefes' zeigt die DKP-Führung, worauf es ihr eigentlich ankommt! Die DKP-Führung hat 'erfahren', daß viele Kollegen in der Gewerkschaftsjugend die 'Ostverträge' nicht als Sicherung des Friedens, des Fortschritts und der Arbeitsplätze betrachten, sondern in ihnen das Vehikel des westdeutschen Monopolkapitals sehen, die Märkte des Ostens zu erobern. Die DKP sieht nun ihre Aufgabe darin, als Büttel der Gewerkschaftsführung die Liquidierung dieser Politik vorzubereiten. Zunächst macht die DKP klar, daß 'gewerkschaftliche Auffassung' das zu sein hat, was die Gewerkschaftsführung sagt, egal, ob es mit den Interessen der Arbeiterklasse übereinstimmt oder nicht. Die DKP stellt fest, daß sich die Kollegen 'in Widerspruch zur gewerkschaftlichen Auffassung setzen' und hat dann die Unverschämtheit die Kollegen zu beschuldigen, daß sie 'hier nicht die Interessen der Gewerkschaftsjugend, sondern egoistische, politisch engstirnige Eigeninteressen' vertreten und 'sich damit auf eine Stufe mit der CDU und NPD' stellen.

Den Kollegen, die es ablehnen, sich zum Sprachrohr imperialistischer Außenpolitik machen zu lassen wird vorgeworfen, daß sie auf einer Ebene mit den Faschisten stünden! Da ist es dann nur verständlich, wenn die DKP zur Auseinandersetzung mit diesen 'Ansichten und Absichten' aufruft und damit die Liquidierung des Maikomitees einleiten will. Der 'Offene Brief' diente nichts anderem, als das Scharfschießen auf die Kollegen des Maikomitees zu eröffnen und dabei gleichzeitig der DGB-Führung brauchbare Munition anzubieten. An dem Vorgehen der DKP-Führung, Freiburg, zeigt sich wieder, daß diese Partei nichts anderes als der 'linke' Rattenschwanz der SPD-Politik ist, und daß im Kampf um die Gewerkschaften die DKP-Führer eine Front mit der Gewerkschaftsführung gegen die klassenbewußten Arbeiter, Angestellten und Lehrlinge bilden."
Q: Klassenkampf Nr. 20, Freiburg 20.4.1972, S. 2 und 6

09.04.1972:
Das Maikomitee der Gewerkschaftsjugendgruppen Emmendingen/Freiburg (vgl. 12.4.1972) berichtet:"
Eine wichtige Unterstützung für uns junge Gewerkschafter im Maikomitee ist die Solidarität der Gewerkschaftsjugendgruppen aus Kehl, Rastatt, Freudenstadt, Lahr, Offenburg und Lörrach-Waldshut, die auf der Regionaltagung Südwest am 9.4.1972 in Lahr die Initiative der Gewerkschaftsjugend Freiburg zum 1.Mai begrüßen und unterstützen."
Q: Maikomitee der Gewerkschaftsjugendgruppen: Heraus zum 1.Mai, Emmendingen/Freiburg 12.4.1972, S. 2

11.04.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg (vgl. 20.4.1972) berichtet von den CPK-Ausschlußverfahren (UVB - vgl. 17.3.1972, 10.4.1972) gegen zwei Jugendvertreter bei der Rhodiaceta:"
IG CHEMIE-GEWERKSCHAFTSFÜHRUNG WILL KLASSENBEWUSSTE JUGENDVERTRETER AUSSCHLIESSEN

Am 17.3. stellte der Verwaltungsstellenvorstand der Freiburger IG Chemie bei der Hauptverwaltung der Gewerkschaft Antrag auf Ausschluß der beiden Rhodia-Jugendvertreter aus der IG Chemie. Das ist der bisherige Höhepunkt einer Welle von versteckten und offenen Maßnahmen durch den Verwaltungsstellensekretär Lorenz, den 'Jugendbeauftragten' Kenk und durch die Mehrheit des Rhodia-Betriebsrates, vor allem dessen Vorsitzenden Schnabel, gegen alle klassenbewußten und kommunistischen Kollegen in der Rhodia:
- 1.Mai 1971 (vgl. Apr. 1971,d.Vf.): In der Rhodia werden von Conny Kenk 'freiwillige' Unterschriften gegen das 'Gewerkschaftliche Maikomitee' gesammelt. Denn dieses Maikomitee, ein Zusammenschluß fortschrittlicher Gewerkschafter in Freiburg, veranstaltete am 1.Mai eine Demonstration unter der Parole 'Statt Sozialpartnerschaft - Klassenkampf! Für starke kampfentschlossene Gewerkschaften!'. Das passte den Sozialpartnerschafts- 'Gewerkschaftern' wie Kenk und Schnabel, die bis dahin fast ungestört ihre 'vertrauensvolle Zusammenarbeit' mit den Kapitalisten auf dem Rücken der Belegschaft durchführen konnten, natürlich nicht in den Kram. Das klassenbewußte Verhalten der beiden späteren Jugendvertreter Baum und Stockmar (sie weigerten sich, die verleumderische Resolution Kenks zu unterschreiben und demonstrierten am 1.Mai zusammen mit dem Maikomitee) muß deshalb jetzt als Ausschlußgrund herhalten. … Auf einer Solidaritätsveranstaltung mit den beiden Jugendvertretern am 11.4. erklärte ein Sprecher des BKA unter anderem:
'…Der Kampf gegen die sozialdemokratische Linie in den Gewerkschaften muß fester Bestandteil des gesamten gewerkschaftlichen Kampfes und politischen Kampfes der Arbeiterklasse sein!

Kollegen und Genossen! Sorgen wir dafür, daß die beiden Kollegen Baum und Stockmar eine breite Unterstützung finden für ihren Kampf gegen die Pläne Schnabels, Lorenz' und der IG-Chemie-Führung! Tragen wir dazu bei, daß der Kampf der beiden Kollegen am 1.Mai der Kampf aller fortschrittlichen, klassenbewußten, sowohl jungen wie alten Kollegen in Freiburg wird!'"
Q: Klassenkampf Nr. 20, Freiburg 20.4.1972, S. 10f

13.04.1972:
In Freiburg erscheint vom Maikomitee der Gewerkschaftsjugendgruppen bzw. vom Gewerkschaftlichen Maikomitee der Jugendgruppen der BSE, DruPa, HBV, IGM Emmendingen; OJA der IGM Freiburg; Arbeitskreis Junger Metaller Freiburg (vgl. 5.4.1972, 14.4.1972) das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A3 ohne presserechtlich Verantwortlichen:"
HERAUS ZUM 1.MAI

Die Jugendgruppen der Einzelgewerkschaften Bau-Steine-Erden, IG Druck und Papier, Handel-Banken-Versicherung, Öffentlicher Dienst-Transport-Verkehr, der Ortsjugendausschuß der IG Metall, der Arbeitskreis Junger Metaller, sowie die Jugendgruppe der IG Metall Emmendingen, haben durch gewählte Vertreter ein gemeinsames Maikomitee gewählt und diesem Komitee den Auftrag erteilt, eine gewerkschaftliche Maidemonstration vorzubereiten.

Als Gewerkschafter haben wir dabei von der harten Wirklichkeit der Situation aller Arbeiter und Angestellten im Kapitalismus auszugehen und für den gemeinsamen Kampf aller Kollegen, ob jung oder alt, uns einzusetzen.

Die Lebenslage der Arbeiter und Angestellten hat sich im letzten Jahr durch Lohnabbau, Kurzarbeit, Entlassungen, Rationalisierungen, Verschärfung der Arbeitshetze, Miet-Steuer-Gebührenerhöhungen und ständiges Steigen der preise erheblich verschlechtert.

Die Entlassungswelle und Erhöhung der Akkordschinderei bei Intermetall (ITT, IGM-Bereich,d.Vf.), die Kurzarbeit, Frühpensionierung und ungeheure Verschärfung der Arbeitshetze, sowie die drohenden Entlassungen bei Rhodia (CPK-Bereich,d.Vf.), die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in vielen Freiburger und Emmendinger Betrieben sind nur einige drastische Beispiele dieser Entwicklung.

Zu wenige, total überfüllte Schulen und Kindergärten, eine völlig unzureichende Krankenversorgung, und die immer unerträglicher werdende Umweltverschmutzung verschlechtern die Lage der gesamten werktätigen Bevölkerung zusätzlich.

Was den Arbeitern und Angestellten durch Lohnabbau, Preiserhöhung, verschärfte Arbeitshetze und Abbau sozialer Leistungen auf der einen Seite abgepreßt wird, vergrößert auf der anderen Seite die Macht und das Eigentum der Kapitalistenklasse, die sich alles aneignet, was die Arbeiterklasse an gesellschaftlichem Reichtum produziert.

Alles Gerede von 'sozialer Marktwirtschaft' kann uns deshalb nicht darüber hinwegtäuschen, daß diese gesellschaftlichen Verhältnisse die Arbeiterklasse in einen unversöhnlichen Gegensatz zur Kapitalistenklasse setzen.

Alles Gerede von 'Sozialpartnerschaft' kann uns deshalb nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Arbeiterklasse ein grundlegendes Interesse an der Abschaffung von Ausbeutung und Unterdrückung, an der Abschaffung der Herrschaft von Menschen über Menschen hat.

Nur die Arbeiterbewegung, die mit ihr verbündeten fortschrittlichen Kräfte in anderen Schichten des Volkes haben deshalb die Kraft, die alte Ausbeuterordnung abzuschaffen, und eine neue Welt, eine Gesellschaftsordnung, die von den Bedürfnissen und Interessen der arbeitenden Menschen bestimmt wird, den Sozialismus aufzubauen.

Der unversöhnliche Gegensatz zur Kapitalistenklasse zeigt sich immer deutlicher in der zunehmenden Unruhe und den Streiks von Hunderttausenden Arbeitern und Angestellten in der BRD in den letzten Jahren.

Immer notwendiger werden einheitliche Abwehrmaßnahmen gegen die verschärften Angriffe der Kapitalisten und die Kollegen zeigen immer deutlicher, daß sie nicht länger gewillt sind, Lohnraub und Preistreiberei tatenlos hinzunehmen.

Aber nicht nur die wirtschaftliche Lebenslage der Arbeiter und Angestellten verschlechtert sich immer mehr. Der bürgerliche Staat bereitet sich auf die unvermeidliche Verschärfung des Klassenkampfes vor, immer mehr demokratische Rechte werden eingeschränkt und abgebaut. Notstandsgesetze (NSG,d.Vf.), Betriebsverfassungsgesetz (BVG,d.Vf.), Berufsverbot (BV,d.Vf.) für Sozialisten und Demokraten, Notstandsübungen von Polizei, Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.) und Bundeswehr, Militarisierung des Unterrichts an Schulen mit Hilfe des Wehrkundeerlasses (WKE,d.Vf.), geplante Einführung von Vorbeugehaft und Verstärkung der Bespitzelung durch ein neues Abhörgesetz sowie die geplante Verschärfung des Ausländerrechts sind die Marksteine dieser Entwicklung.

Was macht die Gewerkschaftsführung in dieser Situation?

Sie betätigt sich immer offener als Regierungssprecher der SPD/FDP und stellt, wie es die Lohnkämpfe in den letzten Jahren gezeigt haben, die Interessen der Regierung über die kämpferische Durchsetzung der Lohninteressen der Arbeiter. Die Interessen jeder Regierung in diesem Staat sind aber gebunden an die Interessen der Kapitalistenklasse und jeder, der die Interessen der Arbeiterklasse unter die einer bürgerlichen Regierung stellt, macht nichts anderes, als die Arbeiterbewegung und ihren Kampf an die Interessen der Kapitalistenklasse zu ketten. Dies wurde auch deutlich an der Bejubelung des Betriebsverfassungsgesetzes, das nach wie vor den Betriebsrat zum 'Frieden' und zur 'vertrauensvollen Zusammenarbeit' mit den Kapitalisten verpflichten will, und das deshalb nach wie vor ein arbeiterfeindliches Gesetz ist. Und diese Politik der 'vertrauensvollen Zusammenarbeit' zeigt sich auch in der Art und Weise, wie die Gewerkschaftsführung den 1.Mai in den vergangenen Jahren begangen hat und auch dieses Jahr wieder begehen will. Festlich geschmückte Säle, Ansprachen führender Politiker, feierliche Stimmung, so sahen größtenteils die Veranstaltungen der DGB-Führung zum 1.Mai aus.

Wir Arbeiter und Angestellte haben aber keinen Grund zu feiern! Wir haben allen Grund, den Kampf gegen die Angriffe der Kapitalisten und ihres Staates aufzunehmen. Wenn wir am 1.Mai unsere Kampfbereitschaft gegen die Kapitalistenklasse offen zeigen, wenn wir deutlich und laut unsere Forderungen erheben, dann erteilen wir gleichzeitig all jenen Kräften eine Absage, die Frieden mit der Kapitalistenklasse auf unsere Kosten schließen wollen. Wenn wir für unsere Kampfziele am 1.Mai demonstrieren, so ist das für uns nichts Losgelöstes von unserer täglichen gewerkschaftlichen Arbeit. Im Gegenteil, diese Kampfziele geben unserer Arbeit Richtung und verhindern, daß wir in Einzelaktivitäten ersticken. Deshalb ist es wichtig, daß die Parolen zum 1.Mai in allen Betrieben diskutiert werden, von den Betriebsräten, Vertrauensleuten, von allen Kollegen, und dadurch der 1.Mai Ausdruck unserer gewerkschaftlichen Kampfentschlossenheit wird.

Eine wichtige Unterstützung für uns junge Gewerkschafter im Maikomitee ist die Solidarität der Gewerkschaftsjugendgruppen aus Kehl, Rastatt, Freudenstadt, Lahr, Offenburg und Lörrach-Waldshut, die auf der Regionaltagung Südwest am 9.4.1972 in Lahr die Initiative der Gewerkschaftsjugend Freiburg zum 1.Mai begrüßen und unterstützen. Vor allem aber die Solidarität und Unterstützung unserer älteren Kollegen bestärkt uns darin, keine Trennung zwischen jungen und älteren Gewerkschaftern zu machen. Die erste ordentliche Vertreterversammlung der IG Metallverwaltungsstelle Freiburg, an der 92 stimmberechtigte Kollegen teilnahmen, nahm am 11.3.1972 bei keiner Gegenstimme und nur zehn Enthaltungen folgenden Antrag an: 'Die Vertreterversammlung ruft alle Kollegen auf, mit ihren Forderungen die Demonstration der Gewerkschaftsjugend aktiv zu unterstützen.' Der DGB-Kreisvorstand Freiburg hat beschlossen, die Demonstration der Gewerkschaftsjugend zu unterstützen, er selbst jedoch plant eine festliche Veranstaltung für geladene Gäste im Kaufhaussaal.

Für uns ist der 1.Mai ein Tag, an dem die fortschrittlichen Kollegen die dringendsten Forderungen der gesamten Arbeiterklasse erheben und ihre Entschlossenheit, dafür zu kämpfen, demonstrieren.

Teil unserer Kampfziele ist auch, die Isolation unserer ausländischen Kollegen zu durchbrechen, gemeinsam mit ihnen gegen Ausbeutung und Unterdrückung ALLER Kollegen zu kämpfen, und ebenso, gemeinsam mit den ausländischen Kollegen gegen ihre zusätzliche Unterdrückung in den Betrieben und in den Wohnghettos zu kämpfen.

Viele unserer ausländischen Kollegen kommen aus faschistischen Staaten. Unsere Solidarität gilt dem Kampf ihrer Völker, die gegen das Joch des Faschismus kämpfen. In aller Welt kämpfen die unterdrückten Völker gegen den US-Imperialismus und seine Verbündeten. Jeder Sieg in diesen Kämpfen ist ein Schritt vorwärts auf dem Weg der Menschheit zur Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung.

Kolleginnen und Kollegen, es ist notwendig, daß wir am 1.Mai auf die Straße gehen.

Demonstrieren wir am 1.Mai unter den Parolen:
GEGEN DIE VERSCHÄRFTEN ANGRIFFE DER KAPITALISTENKLASSE DIE EINHEITLICHE KAMPFFRONT DER ARBEEITERKLASSE

- Kampf dem Lohnraub, den Preistreibereien und dem Mietwucher.
- Kampf der verschärften Arbeitshetze, Einfrierung der Akkordnormen.
- Schluß mit den Entlassungen, voller Lohnausgleich bei Kurzarbeit.
- Kampf der Spaltungspolitik des Kapitals, weg mit den unteren Lohngruppen.
- Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
- Gleicher Lohn für Männer und Frauen
- Gleicher Lohn für deutsche und ausländische Kollegen
- Angleichung der Löhne von Südbaden und Nordbaden.
- Existenzlohn für Lehrlinge, gegenwärtig 500 DM.
- Streikrecht für Lehrlinge.
- Gegen die Einführung des Stufenplans.

FÜR DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT DER ARBEITERKLASSE UND DER UNTERDRÜCKTEN VÖLKER

- Für den gemeinsamen Kampf der deutschen und ausländischen Arbeiter.
- Weg mit den unterdrückenden Wohn- und Lebensbedingungen für die ausländischen Kolleginnen und Kollegen, weg mit dem unterdrückenden Ausländerrecht und seiner geplanten Verschärfung.
- Solidarität mit dem Kampf des spanischen, griechischen und türkischen Volkes gegen den Faschismus, Solidarität mit dem Kampf des irischen Volkes gegen koloniale Unterdrückung.
- Selbstbestimmungsrecht der unterdrückten Völker heißt Kampf dem US-Imperialismus und seinen Verbündeten.
- Für den Sieg im Volkskrieg in Kambodscha, Laos, Vietnam.

KAMPF DEM ABBAU DER DEMOKRTISCHEN RECHTE DES VOLKES

- Kampf der Militarisierung in allen Bereichen der Gesellschaft.
- Schluß mit den Notstandsübungen von Polizei, Bundesgrenzschutz und Bundeswehr.
- Schluß mit dem Polizei- und Justizterror gegen politisch Verfolgte.
- Weg mit dem KPD-Verbot.
- Weg mit der geplanten Einführung der Vorbeugehaft.
- Kampf der Säuberung der Schulen, Berufsschulen und Hochschulen von fortschrittlichen Lehrkräften, weg mit dem Berufsverbotserlaß im Öffentlichen Dienst.
- Kampf dem Wehrkundeerlaß, kein Fußbreit für militaristische Propaganda an den Schulen.

MCHEN WIR DIE GEWERKSCHAFTEN ZU KAMPFORGANISATIONEN DER ARBEEITERKLASSE

- Weg mit dem arbeiterfeindlichen Betriebsverfassungsgesetz, weg mit der Friedens- und Schweigepflicht für den Betriebsrat, freie politische und gewerkschaftliche Betätigung im Betrieb.
- Statt Bindung des Betriebsrat an das 'Betriebswohl', Bindung an die Beschlüsse der Belegschaft, Beschlußrecht für die Betriebsversammlung.
- Schluß mit der Aufsplitterung im Lohnkampf, für die einheitliche Streikfront der Arbeiterklasse.
- Raus aus der Konzertierten Aktion, weg mit den Lohnleitlinien.
- Schluß mit der 'vertrauensvollen Zusammenarbeit' mit den Kapitalisten, für kampfentschlossene Gewerkschaften.
- Bauen wir starke, kampfentschlossene Vertrauensleutekörper auf.
- Klassenbewußte Arbeiter und Lehrlinge in Betriebsrat und Jugendvertretung.

Kollegen, setzt Euch mit uns in Verbindung! Solidaritätsadressen und Anfragen, sowie Informationen des Maikomitees können freitags im DGB-Haus, Hebelstr. 10, im Clubraum zwischen 17 und 19 Uhr abgegeben bzw. erhalten werden. Das Maikomitee ist jederzeit bereit, auch andere Termine zwecks Diskussion zu vereinbaren."
Q: Maikomitee der Gewerkschaftsjugendgruppen: Heraus zum 1.Mai, Emmendingen/Freiburg 12.4.1972

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14.04.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg (vgl. 20.4.1972) berichtet vom Maikomitee der Gewerkschaftsjugend (vgl. 13.4.1972) über:"
ANGRIFFE DES DGB

Zunächst war dem Maikomitee der Gewerkschaftsjugend die Unterstützung des DGB-Kreisvorstandes, Freiburg, zugesagt und versichert, daß Kundgebung und Demonstration ohne Bevormundung organisiert werden könnten. Doch sobald mit dem ersten Aufruf des Maikomitees klar war, daß die Kollegen keineswegs vorhatten, sich zu einer Hilfstruppe der SPD- und Gewerkschaftsführung machen zu lassen, wurde in einem Schreiben an das Maikomitee vom 14.4.1972 mit 'öffentlicher Distanzierung' und 'Maßnahmen gegen das Maikomitee' gedroht. War bisher davon die Rede, daß man die Vorlagen für die Flugblätter vorher sehen wolle, so heißt es jetzt in dem Schreiben, daß die Möglichkeit bestehen muß 'Korrekturwünsche anzubringen'. Wie diese 'Wünsche' aussehen, läßt sich an der Reaktion auf ds erste Flugblatt klar ableiten. Im Schreiben des DGB heißt es:

'In dieser Form sind viele Inhalte für den Kreisvorstand untragbar und werden nicht als gewerkschaftliche Auffassung angesehen.'

In der Gewerkschaftsjugend wurde die Kritik Jorzigs am ersten Aufruf des Maikomitees im Einzelnen vorgetragen:
- bei dem Wort Lohnabbau sind die Anmerkungen Jorzigs 'unklar' und 'trifft nicht für alle zu'
- der 'Sozialismus' ist durchgestrichen, weil er nicht in den gewerkschaftlichen Satzungen verankert ist
- Angriffe auf die DGB-Führung werden als 'kommunistische Phrasen' abgetan
- Angriffe auf das Betriebsverfassungsgesetz (BVG,d.Vf.) als 'arbeiterfeindliches Gesetz', das den Betriebsrat an die Interessen der Kapitalisten binden will, sind nicht erwünscht; die Parole gegen das Betriebsverfassungsgesetz ist glatt durchgestrichen
- ebenfalls 'korrekturbedürftig' sind die Parolen gegen Notstandsübungen, gegen Polizei- und Justizterror, gegen die geplante Einführung der Vorbeugehaft ('kein Parole für die Gewerkschaften')
- Die Parole für die 'Bindung des Betriebsrates an die Beschlüsse der Belegschaft' ist nach Jorzig ebenfalls 'keine gewerkschaftliche Forderung'
- Zu der Parole 'Selbstbestimmungsrecht der unterdrückten Völker heißt Kampf dem USA-Imperialismus und seinen Verbündeten' stellt Jorzig fest, daß zu den Verbündeten auch die BRD gehöre, was nach Ansicht Jorzigs wohl die Parole falsch macht, da ein Kampf gegen den BRD-Imperialismus nicht geführt werden darf
- die Parole: 'Für den Sieg im Volkskrieg, in Kambodscha, Laos, Vietnam' ist kommentarlos durchgestrichen!

Dies sind noch nicht einmal alle Punkte, die als Kritik des DGB vorgetragen wurden. Für die Zukunft soll jede Vorlage zwecks 'Korrekturwünsche' vorgelegt werden, die Mitglieder des Maikomitees sollen namentlich angegeben werden, jede Presseerklärung muß vorgelegt werden, 'um von vornherein Differenzen über den Inhalt auszuschließen'. Die Anmeldung der Demonstration kann nur mit der Unterschrift des DGB-Vorsitzenden erfolgen, Absprachen mit der Polizeibehörde sind schon erfolgt:

'Das Amt für öffentliche Ordnung ist von uns darauf hingewiesen worden, daß nur solche Antragstellungen behandelt werden.'

Ergänzend wird verboten, irgendetwas gemeinsam mit den Kommunisten zu machen. Der Brief des DGB zeigt, daß das Maikomitee mundtot gemacht werden soll. Die Gewerkschaften sollen von Mitgliedern und Meinungen gesäubert werden, die im Gegensatz zur Politik der Klassenversöhnung stehen und ausschließlich von den Klasseninteressen des Proletariats ausgehen. Der DGB will der Gewerkschaftsjugend jede eigenständige Handlungsfreiheit nehmen, er will sie zum Sprachrohr seiner eigenen bürgerlichen Politik machen.

Der Angriff des DGB trifft alle Kollegen, die in Opposition zur Politik der Gewerkschaftsführung stehen und eine eigenständige Klassenpolitik des Proletariats entwickeln wollen.

Wir rufen alle Kollegen dazu auf, Solidarität mit dem Maikomitee und seinem Aufruf zu zeigen, sowie sich an den Vorbereitungen für einen klassenkämpferischen 1.Mai in Freiburg zu beteiligen!"
Q: Klassenkampf Nr. 20, Freiburg 20.4.1972, S. 6f

18.04.1972:
Der Kommunistische Jugendbund (KJB) Freiburg des BKA gibt die Nr. 5 seiner 'Kommunistischen Jugendzeitung' (KJZ - vgl. 23.3.1972, 15.5.1972) mit zwölf Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Leo Horlacher, Freiburg, mit folgendem Leitartikel heraus:"
1.MAI - KAMPFTAG DER INTERNATIONALEN ARBEITERKLASSE

Der 1.Mai ist der Kampftag der internationalen Arbeiterklasse. An diesem Tag kämpft die Arbeiterklasse in allen Ländern für ihre Forderungen, zeigt, daß es zwischen Arbeitern und Kapital keine Gemeinsamkeiten gibt, sie kämpft gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Seit am 1.Mai 1866 die Arbeiter von Chikago für den 8-Stundentag streikten, gab es viele Meilensteine in der Geschichte des 1.Mai. Sie ist die Geschichte der Arbeiterbewegung, der Siege und Niederlagen der Arbeiterklasse.

Der internationale Sozialistenkongreß forderte die internationale Arbeiterklasse auf, im Gedenken an die erschossenen Arbeiter von Chikago am 1.Mai 1890 ihre Kampfentschlossenheit zu demonstrieren. Dieser Gedanke faßte vor allem in den Gewerkschaften Fuß. Die Kapitalisten sahen, was auf sie zukam und drohten deshalb mit Aussperrung. Viele Arbeiter gingen am 1.Mai 1890 dennoch auf die Straße, sie flogen aus den Betrieben und wurden in anderen nicht mehr eingestellt. Sammlungen sollten ihnen helfen und die Kollegen ließen sie nicht im Stich.

In der Geschichte der Arbeiterbewegung hatte die Jugend immer eine besondere Stellung. Durch niedrigere Löhne und schlechtere Arbeitsbedingungen war sie der Unterdrückung der Kapitalisten noch mehr ausgesetzt. Außerdem drückten sie, durch ihre niedrigen Löhne bedingt, auf das Lohnniveau der älteren Kollegen, durch ihre noch frische Arbeitskraft wurden sie vom Kapital als Konkurrenten zu ihren älteren Kollegen eingesetzt. Doch die Arbeiterjugend nahm dies nicht kampflos hin, oft war es gerade die Arbeiterjugend, die den Kampf gegen Ausbeutung zuerst aufnahm.

Bereits in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts schlossen sich in Österreich Handwerkslehrlinge zusammen um den Kampf gegen die bestialischen Arbeitsbedingungen aufzunehmen. Doch diese Vereinigungen der Handwerkslehrlinge konnten sich anfänglich keine Geltung verschaffen und führten so ein Schattendasein. Erst als die Konkurrenz zwischen den kleinen Handwerksbetrieben und den größeren Fabriken zunahm und dieser Kampf auf die Arbeiterklasse abgewälzt wurde, entschlossen sich immer mehr Lehrlinge sich zu organisieren. Ihr Kampf galt einerseits den barbarischen Ausbildungszuständen, andererseits der Lohnsklaverei. Da nach österreichischem Gesetz die Gründung politischer Jugendorganisationen verboten war, mußten diese Vereinigungen in der Illegalität arbeiten, viele nahmen deshalb einen gewerkschaftlichen Charakter an, ohne auf ihre Kampfziele zu verzichten.

In den meisten europäischen Ländern gab es in den 20er Jahren bereits eine starke sozialistische Jugendbewegung. Vor allem die Arbeiterjugend in der Schweiz kämpfte gegen Krieg, gegen Ausbeutung und Unterdrückung, für den Frieden und den Sozialismus. Sie führten in der Armee den antimilitaristischen Kampf und in den Betrieben kämpften sie gemeinsam mit ihren älteren Kollegen gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Auf ihrem Jugendtag 1916 (vgl. 1916,d.Vf.) wurden gegen sie zum ersten Mal Waffen eingesetzt, die Gewerkschaften drohten ihnen ihre Mittel zu streichen, doch sie ließen sich nicht einschüchtern und führten ihren Kampf fort. In der Zeit nach dem I.Weltkrieg, der große Löcher in die Reihen der Arbeiterklasse gerissen hatte, entstanden in der ganzen Welt Verbände der Arbeiterjugend, die ein gemeinsames Ziel hatten, den Kampf gegen den Krieg, gegen Ausbeutung und Unterdrückung. So entstanden Jugendverbände in Kanada, Amerika (USA,d.Vf.), England (Großbritannien,d.Vf.), Belgien, Frankreich und nicht zuletzt auch in Deutschland. Diese Jugendverbände kämpften Seite an Seite mit der übrigen Arbeiterklasse für ihre Forderungen.

Im Verlauf der Geschichte mußte die Arbeiterklasse viele schmerzliche Erfahrungen machen. Oft wurden sie von den eigenen Führern verraten und verkauft. Vor allem die SPD Führer waren bereits vor dem I.Weltkrieg an die Seite des Klassenfeindes getreten, indem sie den Krieg unterstützten. Später dann ließ Zörgiebel am 1.Mai 1929 (in Berlin, d.Vf.) in die versammelten Arbeiter schießen, bei diesem Blutbad wurden 33 Männer und Frauen ermordet. Die Bourgeoisie verschärfte ihren Kampf gegen die Arbeiterklasse ständig und versuchte ununterbrochen die Reihen der Arbeiter zu schwächen. Immer versuchte sie die Arbeiterjugend aus der Kampffront der Arbeiterklasse herauszureissen und sie gegen die eigene Klasse auszuspielen. Die Bourgeoisie brauchte die Jugend in ihrer Armee um ihre Raubzüge durchführen zu können. Sie setzte sie gegen die Arbeiterklasse anderer Länder ein. Die Jugend erkannte, für was sie die Kapitalistenklasse brauchte und kämpfte entschlossen dagegen an. In England, daß sich in den 20er Jahren in seinem imperialistischen Raubkrieg gegen China befand, dort versuchte das chinesische Volk mit allen Mitteln zu unterdrücken, um seine Absatzmärkte zu erhalten, verhinderten proletarische Jugendverbände die Waffenauslieferung an die englischen Truppen in China.

Die Arbeiterjugend war von der Kapitalistenklasse nicht nur durch Ausbeutung und Unterdrückung bedroht sondern auch durch Krieg, deshalb kämpfte die Arbeiterjugend nicht nur gegen die Ausbeutung im Betrieb sondern führte auch einen antimilitaristischen Kampf.

In der Bundesrepublik ist die Lage der Arbeiterklasse gegenwärtig gekennzeichnet durch steigende Arbeitshetze, Lohnraub und Preistreiberei auf allen Ebenen. Vor allem in der Stahlindustrie und im Ruhrkohlebergbau (IGM- bzw. IGBE-Bereich,d.Vf.), aber auch in der elektronischen und chemischen (CPK-Bereich,d.Vf.) Industrie bestimmen Kurzarbeit, Massenentlassungen und Stillegungen das Bild. Mit Rationalisierungsmaßnahmen im großen Umfang verfolgen die Kapitalisten das Ziel, den beschäftigten teil der Arbeiter um so stärker auszubeuten und die Arbeitshetze noch weiter beschleunigen zu können.

Lohnraub und Verschärfung der Arbeitshetze werden - trotz aller demagogischer Versprechungen der SPD-Regierung - ergänzt durch weiterwachsende Preissteigerungen bei den wichtigsten Lebensmitteln, durch Verknappung und Verteuerung der medizinischen Versorgung der arbeitenden Bevölkerung. Zusätzlich greift die SPD/FDP Regierung zu arbeiterfeindlichen Maßnahmen wie der Erhöhung von Massenkonsumsteuern (Benzin, Tabak, Branntwein), streicht staatliche Mittel für soziale Aufgaben, zentralisiert das Steueraufkommen zum Vorteil der Monopole in ihrer Hand, während die SPD-Bürgermeister und Stadträte in zahlreichen Städten der BRD und in Westberlin die sprunghafte Erhöhung der Fahrpreise bei den Verkehrsmitteln sowie bei den Tarifen für Gas, Wasser und Strom organisieren. Gegen diese Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen der werktätigen Massen durch Monopolkapital und SPD/FDP Regierung haben Arbeiter und Angestellte vor allem während der Tarifkämpfe mit verschärften Kampfmaßnahmen geantwortet.

GEGEN DIE VERSCHÄRFTEN ANGRIFFE DER KAPITALISTENKLASSE - DIE EINHEITLICHE KAMPFFRONT DER ARBEITERKLASSE

Trotz steigender Kampfbereitschaft mußte die westdeutsche Arbeiterklasse im vergangenen Jahr einen Reallohnabbau hinnehmen. Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der Politik der Gewerkschaften, deren sozialdemokratische Führung dem 'gesamtwirtschaftlichen Interesse' des Monopolkapitals verpflichtet ist und von vornherein Tarifabschlüsse in Höhe der Lohnleitlinien ansteuerte. Diese sozialdemokratische Linie in den Gewerkschaften ordnet mit ihrer Politik der Klassenversöhnung die Interessen der Arbeiterklasse denen der Kapitalistenklasse unter. Im Kampf gegen diese Linie gilt es, die Kollegen vom Einfluß der Sozialdemokratie zu lösen, damit ausschließlich die Klasseninteressen des Proletariats und keinerlei bürgerliche Politik das Handeln der Arbeiterklasse bestimmen.

MACHEN WIR DIE GEWERKSCHAFTEN ZU KAMPFORGANISATIONEN DER ARBEITERKLASSE!

Zur Zeit stehen die Völker Asiens, Lateinamerikas und Afrikas in einem Kampf gegen ihre imperialistischen Ausbeuter und Unterdrücker. Im Zentrum des internationalen Klassenkampfs steht der langandauernde Kampf der Völker Indochinas gegen den US-Imperialismus, der in diesem Kampf seiner bisher größten Niederlage entgegengeht. Diese Niederlagen des Imperialismus tragen dazu bei, die Widersprüche zwischen Proletariat und Bourgeoisie im Hauptland des Imperialismus, den USA, zu verschärfen. Die Aggression in Indochina wird zum Bumerang. Unter dem Druck der zunehmenden imperialistischen Konkurrenz, hauptsächlich Japans und der BRD, verschärfen sich die Angriffe der US- Monopole auf die nordamerikanische Arbeiterklasse, was das Millionenheer der Arbeitslosen und die mörderische Arbeitshetze in den Fabriken zeigt. Widerstand gegen fortschreitende Verelendung, gegen die zunehmende Unterdrückung von Minderheiten, beantwortet die Kapitalistenklasse mit immer offenerem Terror, besonders gegen die ausgebeutesten Teile der Arbeiterklasse, die schwarzen Arbeiter. Zeigen wir am 1.Mai unsere Solidarität mit den Völkern Asiens, Lateinamerikas und Afrikas, mit den Arbeiterklassen in den anderen imperialistischen Ländern, mit den Arbeiterklassen in Griechenland, Spanien und der Türkei.

Um ihre imperialistische Politik durchführen zu können, greift die Bourgeoisie immer mehr zu offenem Terror. Hierzu braucht sie eine Armee, die für ihre Machterhaltung andere Völker brutal unterdrückt, sie braucht Militär, das die Arbeiterklasse im eigenen Land für ihre Ausbeutung kleinhält.

Durch den Militarismus ist die Arbeiterjugend ständig bedroht. In der Bundeswehr versucht man die jungen Arbeiter dazu zu erziehen, daß sie im 'Notfall' die Gewehre auf die streikenden Klassengenossen richten, versucht man durch Kasernendrill und Kadavergehorsam ihnen den letzten Funken Klassenbewußtsein auszutreiben. Auf diese Weise versucht die Kapitalistenklasse die Kampfkraft der gesamten Arbeiterklasse zu schwächen.

Durch den Wehrkundeerlaß (WKE,d.Vf.) versuchen die Kapitalisten die Lehrlinge und Jungarbeiter ideologisch zu beeinflußen und ihnen die Bundeswehr schmackhaft zu machen. Diesen Angriff müssen wir abwehren!

KAMPF DEM MILITARISMUS AN DEN SCHULEN1

Die Kapitalistenklasse führt einen fortwährenden Kampf um die Arbeiterjugend, sie will uns aus den Reihen der Arbeiterklasse herausreissen um somit die Kampfkraft der gesamten Arbeiterklasse zu schwächen. Bei Streiks mißbraucht sie uns als Streikbrecher und will uns somit von den Kämpfen der Arbeiter isolieren. Darum:

STREIKRECHT FÜR LEHRLINGE!

EINHEITLICHE KAMPFFRONT DER ARBEITER UND LEHRLINGE!

Durch unsere niedrigen Lehrlingsgelder sind wir nicht einmal in der Lage uns alleine durchzubringen. Wir sind angewiesen auf das eh schon knappe Geld unserer Eltern. Deshalb:

500 DM EINHEITSLOHN FÜR ALLE LEHRLINGE!

Durch den Stufenplan wird die Ausbildung noch mehr den Profitinteressen des Kapitals angepaßt. Es soll ein riesiggroßes Heer von Schlitzeklopfern, Schraubendrehern usw. entstehen.

GEGEN DIE EINFÜHRUNG DES STUFENPLANS

Zeigen wir am 1.Mai unsere Kampfentschlossenheit, wehren wir uns gegen die Angriffe der Kapitalisten und ihres Staates. Gehen wir mit der übrigen Arbeiterklasse auf die Straße."
Q: Kommunistische Jugendzeitung Nr. 5, Freiburg 18.4.1972, S. 1ff

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20.04.1972:
Der BKA Freiburg gibt die Nr. 20 seines 'Klassenkampfes' (vgl. 12.4.1972, 24.4.1972) mit dem folgenden Leitartikel heraus:"
AUFRUF ZUM 1.MAI

Die gegenwärtige Epoche ist gekennzeichnet durch den gewaltigen Aufschwung des Befreiungskampfes der Völker Asiens, Afrikas und Lateinamerikas gegen ihre imperialistischen Ausbeuter und Unterdrücker und deren nationale Lakaien. Im Zentrum des internationalen Klassenkampfes steht der langandauernde Kampf der Völker Indochinas gegen den US-Imperialismus, der in diesem Kampf seiner bisher größten militärischen und politischen Niederlage entgegengeht. Wir haben letztes Jahr im Aufruf zum 1.Mai geschrieben:

'Vietnam ist zum Beweis geworden für die Möglichkeit, sogar den technisch übermächtigen Gegner zu besiegen, wenn das Volk selbst diesen Kampf aufnimmt und auf breiter Basis führt'. An diesem ersten Mai werden die Proletarier aller Länder und die unterdrückten Völker mehr denn je die gewaltigen Siege feiern, die die Völker Vietnams, Laos' und Kambodschas gegenwärtig gegen ihre Todfeinde erringen. Wie lange auch immer diese letzte Etappe des Volkskrieges in Indochina dauern mag: Die Völker werden siegen, und die USA-Aggressoren werden geschlagen werden!

Diese Niederlagen des USA-Imperialismus tragen dazu bei, die Widersprüche zwischen Proletariat und Bourgeoisie in den USA selbst, und die Widersprüche zwischen den verschiedenen imperialistischen Mächten zu verschärfen. Die Aggression in Indochina, mit der die USA ihre ökonomische und politische Herrschaft in Südostasien absichern will, wird zum Bumerang. Unter dem Druck der zunehmenden imperialistischen Konkurrenz, hauptsächlich Japans und der BRD, verschärfen sich die Angriffe der US-Monopole auf die nordamerikanische Arbeiterklasse, was das Millionenheer der Arbeitlosen und die mörderische Arbeitshetze in den Fabriken zeigt. Widerstand gegen die fortschreitende Verelendung, gegen die zunehmende Unterdrückung von Minderheiten, beantwortet die herrschende Klasse mit immer offenerem Terror.

PROLETARIER ALLER LÄNDER UND UNTERDRÜCKTE VÖLKER VEREINIGT EUCH!

Der Imperialismus, voran die USA, verschärft seine Angriffe auf den Befreiungskampf der unterdrückten Völker, seine Mittel und Waffensysteme werden dabei immer barbarischer.

Die NATO wird zunehmend zum Instrument der Unterdrückung des immer stärker werdenden antifaschistischen Kampfes des spanischen, türkischen, griechischen Volkes. Gleichzeitig versucht der Imperialismus derzeit in vertraglichen Vereinbarungen mit den herrschenden Kräften in der Sowjetunion (SU,d.Vf.), mit den Mitteln der 'friedlichen' Subversion auf die Märkte Osteuropas vorzudringen und auf diese Weise seinen Machtbereich auszudehnen.

Die Politik der 'friedlichen' Subversion kann der Imperialismus nur führen, weil Partei und Staat in der Sowjetunion sich zunehmend in Instrumente gegen die Interessen der Arbeiterklasse verwandelt haben. Der Errichtung einer neuen Ausbeuterordnung in der SU, die in der teilweisen Einführung kapitalistischer Produktionsmethoden, der Orientierung auf das Profitprinzip, der Unterordnung der Bedürfnisse der sowjetischen Werktätigen unter kapitalistische Technik und modernste Ausbeutungsmethoden ihren Ausdruck findet, entspricht nach außen eine Politik der Absicherung und Ausweitung des eigenen Machtbereichs.

Der Propagandist dieses 'Sozialismus', die DKP, preist die Ostpolitik der SPD als 'Friedenspolitik' und hintertreibt die Entwicklung einer eigenständigen Klassenpolitik des westdeutschen Proletariats zugunsten eines Anhängens an diese gewandelte Methode imperialistischer Expansionspolitik. Hand in Hand mit der SPD nutzt sie dabei auf schamlose Weise das Bedürfnis der überwiegenden Mehrheit des Volkes nach Frieden aus, um Kollegen, die sich nicht zum Sprachrohr imperialistischer Außenpolitik machen lassen, als 'auf einer Stufe mit der CDU und NPD' stehend zu diffamieren (Offener Brief der DKP, Kreis Freiburg an die Gewerkschaftsjugend Freiburg, 5.4.1972). 'Die ganze Politik dieser Partei läuft auf den Versuch hinaus, die fortschrittlichen Arbeiter und Kräfte des Volkes wieder an die SPD-Politik und die Bundesregierung zu binden und die Einsicht in die Notwendigkeit der revolutionären Alternative und der selbständigen Politik der Arbeiterklasse zu hintertreiben. Damit ist die DKP, und das hat sich in der Metalltarifrunde (MTR der IGM,d.Vf.) für viele Kollegen schon klar gezeigt, nichts anderes als ein Wasserträger der westdeutschen Bourgeoisie' (aus der Erklärung zur Landtagswahl, 12.4.1972).

FÜR EINE SELBSTÄNDIGE KLASSENPOLITIK DES PROLETARIATS!

FÜR DEN WIEDERAUFBAU DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI!

In der Bundesrepublik ist die Lage der Arbeiterklasse gegenwärtig gekennzeichnet durch steigende Arbeitshetze, Lohnraub und Preistreiberei auf allen Ebenen. Vor allem in der Stahlindustrie und im Ruhrkohlebergbau (IGM-bzw. IGBE-Bereich,d.Vf.), aber auch in den elektronischen und chemischen Industrie (CPK-Bereich,d.Vf.) bestimmen Kurzarbeit, Massenentlassungen und Stillegungen das Bild. Mit Rationalisierungsmaßnahmen im großen Umfang verfolgen die Kapitalisten das Ziel, den beschäftigten Teil der Arbeiter um so stärker auszubeuten und die Arbeitshetze noch weiter beschleunigen zu können.

Lohnraub und Verschärfung der Arbeitshetze werden - trotz aller demagogischen Versprechungen der SPD-Regierung - ergänzt durch weiterwachsende Preissteigerungen bei den wichtigsten Lebensmitteln, durch die Verknappung und Verteuerung der Wohnungen und die Verschlechterung der medizinischen Versorgung der arbeitenden Bevölkerung. Zusätzlich greift die SPD/FDP-Regierung zu arbeiterfeindlichen Maßnahmen wie die Erhöhung von Massenkonsumsteuern (Benzin, Tabak, Branntwein), streicht staatliche Mittel für soziale Aufgaben, zentralisiert das Steueraufkommen zum Vorteil der Monopole in ihrer Hand, während die SPD Bürgermeister und Stadträte in zahlreichen Städten der BRD und in Westberlin die sprunghafte Erhöhung der Fahrpreise bei den Verkehrsmitteln sowie bei den Tarifen für Gas, Wasser und Strom organisieren. Gegen diese Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen der werktätigen Massen durch Monopolkapital und SPD/FDP-Regierung haben Arbeiter und Angestellte - vor allem während der Tarifkämpfe - mit verschärften Kampfmaßnahmen geantwortet.

GEGEN DIE VERSCHÄRFTEN ANGRIFFE DER KAPITALITENKLASSE - DIE EINHEITLIHE KAMPFFRONT DER ARBEITERKLASSE!

Trotz steigender Kampfbereitschaft mußte die westdeutsche Arbeiterklasse im vergangenen Jahr einen Reallohnabbau hinnehmen. Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der Politik der Gewerkschaften, deren sozialdemokratische Führung dem 'gesamtwirtschaftlichen Interesse' des Monopolkapitals verpflichtet ist und von vornherein Tarifabschlüsse in Höhe der Lohnleitlinien ansteuerte. Diese sozialdemokratische Linie in den Gewerkschaften ordnet mit ihrer Politik der Klassenversöhnung die Interessen der Arbeiterklasse denen der Kapitalistenklasse unter. Im Kampf gegen diese Linie gilt es, die Kollegen vom Einfluß der Sozialdemokratie zu lösen, damit ausschließlich die Klasseninteressen des Proletariats und keinerlei bürgerliche Politik das Handeln der Arbeiterklasse bestimmen.

MACHEN WIR DIE GEWERKSCHAFTEN ZU KMPFORGANISATIONEN DER ARBEITERKLASSE!

Auf die wachsende Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse antwortet der kapitalistische Staatsapparat mit dem Abbau demokratischer Rechte des Volkes und dem Ausbau des Unterdrückungsinstrumentariums. Eine Neuauflage des arbeiterfeindlichen Betriebsverfassungsgesetzes (BVG - vgl. 19.1.1972,d.Vf.) ist von der SPD/FDP Regierung durchgesetzt worden, um die Kampfrechte der Arbeiter im Betrieb noch weiter einzuschränken und den Betriebsrat noch mehr an die Interessen der Kapitalisten zu binden. Unter dem Vorwand, den 'demokratischen Rechtsstaat' vor Anschlägen zu schützen, beschleunigt die Regierung die Zentralisierung und Militarisierung des Polizeiapparates, wird durch das neue Bundesgrenzschutzgesetz (BGS - vgl. 22.6.1972,d.Vf.) die Umfunktionierung dieser Truppe zur Anti-Streiktruppe gesetzlich abgesichert. Mit diesen Maßnahmen wird die parlamentarische Hülle über der Kapitalherrschaft immer mehr zerrissen und ihr tatsächlicher Charakter wird offenbar: bewaffnete Diktatur der Kapitalistenklasse über die Arbeiterklasse zu sein.

Den zunächst schärfsten Schlag bereiten Bundesregierung, Innenminister und Polizeipräsidenten gegen ausländische Arbeiter und Studenten vor. Im Rahmen des sogenannten 'Sicherheitsprogramms' ist geplant, die ausländischen Organisationen zu verbieten und den Ausländern das Recht auf Versammlungsfreiheit zu nehmen! Dieser Plan ist ein ungeheuerlicher Anschlag nicht nur auf die Rechte der Ausländer in der Bundesrepublik, sondern auf die demokratischen Rechte des ganzen Volkes.

Ebenso trifft der Erlaß im öffentlichen Dienst (ÖD,d.Vf.), der Kommunisten und Demokraten Berufsverbot (BV - vgl. 28.1.1972,d.Vf.) auferlegt, nicht nur die fortschrittlichen Teile der Intelligenz, sondern das Interesse der Arbeiterklasse, vor allem an fortschrittlichen Lehrkräften. Die Kämpfe gegen den weiteren Abbau demokratischer Rechte werden Teile der Intelligenz und anderer Schichten des Volkes fest auf die Seite des Proletariats ziehen.

GEGEN DEN ABBAU DER DEMOKRATISCHEN RECHTE DES VOLKES!

FÜR DAS BÜNDNIS DER ARBEITERKLASSE MIT ALLEN UNTERDRÜCKTEN SCHICHTEN DES VOLKES IM KAMPF FÜR DEN SOZIALISMUS!

Am 1.Mai wird die Arbeiterklasse zeigen, daß ihre Kampfbereitschaft gegen Kapitalistenklasse und SPD-Regierung ebenso wie ihre internationale Solidarität gewachsen ist."

Neben einem Bild heißt es noch:"
1.MAI: INTERNATIONALER KAMPFTAG DER ARBEITERKLASSE

An der Spitze des internationalen Kampfes gegen Imperialismus, Ausbeutung und Unterdrückung stehen die heldenhaften Völker Indochinas!

AM 1.MAI SEITE AN SEITE MIT DEM KAMPF DER VÖLKER VON LAOS, KMBODSCHA UND VIETNAM!"

Aus Freiburg wird u.a. berichtet vom Gewerkschaftlichen Maikomitee (vgl. 1.4.1972, 13.4.1972) und den Angriffen gegen dieses von DKP (vgl. 5.4.1972) und DGB Kreisvorstand (vgl. 14.4.1972).
Q: Klassenkampf Nr. 20, Freiburg 20.4.1972, S. 1ff

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24.04.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg (vgl. 17.5.1972) berichtet aus dieser Woche von einem 'Maikomitee', "das eine Woche vor dem 1.Mai als Produkt der Spaltungsversuche der DGB- und DKP-Führer entstanden war." Dieses durch DKP und DGB bzw. die selbsternannte 'Freiburger Gewerkschaftsjugend' gegründete Maikomitee wird nun vom DGB KV unterstützt.
Q: Klassenkampf Nr. 21, Freiburg 17.5.1972, S. 5

24.04.1972:
Der BKA Freiburg gibt vermutlich in dieser Woche eine 1.Mai-Zeitung seines 'Klassenkampfes' (vgl. 20.4.1972, 8.5.1972) mit vier Seiten DIN A3 unter Verantwortung von Leo Horlacher heraus:"
HERAUS ZUM 1.MAI!

Arbeiter, Angestellte, Lehrlinge!

In wenigen Tagen ist der 1.Mai. Weil dieser Tag diesmal auf einen Montag fällt, haben wir ein langes Wochenende - drei Tage keinen Meister, keine Stempeluhr, keine Akkordhetze.

Wir freuen uns auf die paar Tage Atempause, so wie wir jedes Wochenende, jeden Feiertag, oder gar den Urlaub herbeiwünschen. Wir brauchen die Verschnaufpausen um mithalten zu können, um trotz der verschärften Arbeitshetze, trotz der Rationalisierungen nicht zum alten Eisen geworfen zu werden.

Die kurzen Verschnaufpausen ändern nichts an dem System der tagtäglichen Ausbeutung und Unterdrückung, sie machen uns aber fähig, das System überhaupt zu ertragen, so wie jede Maschine ihre Zeit braucht, wo sie stillsteht und frisch geschmiert wird.

'Das System ertragen' - ist das unsere Antwort auf die tägliche Schinderei im Betrieb, auf den ständig verschärften Druck der Meister und Abteilungsleiter, auf den Mietwucher für schlechte Wohnungen, auf das völlig unzureichende Gesundheitswesen, auf die Verschlechterung unserer Lebensbedingungen insgesamt?

'In den Feiertag entfliehen' - kann das unsere Antwort auf die immer schärferen Angriffe des Monopolkapitals und seiner SPD/FDP Regierung sein?

GEGEN DIE VERSCHÄRFTEN ANGRIFFE DER KAPITALISTENKLASSSE - DIE EINHEITLICHE KAMPFFRONT DER ARBEITERKLASSE

Seit den Septemberstreiks 1969, seit den großen Lehrlingsdemonstrationen haben wir Arbeiter, Angestellte und Lehrlinge in der BRD immer wieder gezeigt, daß wir den Kampf gegen die Kapitalisten aufgenommen haben, daß wir uns nicht mehr von den sozialdemokratischen Gewerkschaftsführern am Gängelband der 'gesamtwirtschaftlichen Interessen' führen lassen. In zahllosen Streiks und Demonstrationen haben wir gezeigt, daß wir uns erkämpfte Positionen und Rechte nicht wieder nehmen lassen - daß wir den verschärften Angriffen unseren entschlossenen Widerstand entgegensetzen.

Ein Höhepunkt war der letztjährige Metallarbeiterstreik in Nordbaden/Nordwürttemberg (MTR der IGM in NB/NW,d.Vf.). Zwar ist es den sozialdemokratischen Gewerkschaftsführern gelungen, von Anfang an den Streik auf dieses eine Tarifgebiet zu beschränken, und selbst dort mußten die Kollegen gegen die Gewerkschaftsführung durchsetzen, auf die Streikliste zu kommen. Zwar ist es den Gewerkschaftsführern gelungen, zum Wohle des 'Gemeinsamen Ganzen' die Lohnerhöhung auf Lohnleitlinienhöhe zu halten, was für die Metaller nach Steuerabzug und Berücksichtigung der Inflationsrate von über 6% Lohnabbau für 1972 bedeutet. In verstärktem Maß gilt dies für die Kollegen im Öffentlichen Dienst (ÖD,d.Vf.), in der Druck-, Textil. und chemischen Industrie (DruPa, GTB- bzw. CPK-Bereich,d.Vf.).

Aber in dem Metallarbeiterstreik ist die Solidarität in der Arbeiterklasse, die Kampfbereitschaft aller Kollegen mächtig gewachsen.

Die Metallarbeiter in Südbaden waren zwar ausgeschlossen vom Streik, ebenso wie die Kollegen in Hamburg, Hessen oder Nordrhein-Westfalen. Aber auch hier haben die Metaller gespürt, welche Kraft von dem Streik ausging, wie sehr er das Bewußtsein der Kollegen mit der Stärke der Arbeiterklasse erfüllte.

Wir Arbeiter haben nicht die Möglichkeit, dem System zu entfliehen. Entweder wir wehren uns, schließen uns zusammen, oder die Kapitalisten senken fortlaufend unseren Lohn, nehmen uns die letzten Verschnaufpausen, bauen unsere Rechte wie z.B. das Streikrecht ab. Entweder wir nehmen den Kampf gegen Kapitalismus und Imperialismus auf, oder wir sind die ständigen Opfer von Krisen, Kriegen und Faschismus. Das sind die Erfahrungen der Arbeiterbewegung, die Erfahrungen aller vom Imperialismus unterdrückten Klassen und Völker in der ganzen Welt.

Tag für Tag erarbeiten wir ungeheure Werte, wir produzieren mit unserer Kraft und unserem Wissen den gesamten gesellschaftlichen Reichtum. Doch dient dieser Reichtum dem Volk und seinen Bedürfnissen?

Dient dieser Reichtum der friedlichen Entwicklung unseres Volkes und aller Völker?

Genau das Gegenteil ist der Fall. Ständig schießen neue Fabriken aus dem Boden, doch wir müssen um unsere Arbeitsplätze fürchten. Wir sehen die Schaufenster von Waren überquellen, doch wir können uns von unserem Lohn immer weniger kaufen. Wir wollen den Frieden, wissen vom Friedensbedürfnis aller Völker und sehen, wie die Bundeswehr zur stärksten Militärmacht Westeuropas ausgebaut wird und mit westdeutschen Waffen und Geldern der Befreiungskampf unterdrückter Völker niedergehalten wird.

Der gesellschaftliche Reichtum wird nicht für unsere, sondern für die Interessen der herrschenden Kapitalistenklasse eingesetzt.

Die Herrschaft des Monopolkapitals wird durch den bürgerlichen Staat abgesichert, der nach der Niederlage des Faschismus seit 1945 in Westdeutschland wieder im Gewande der bürgerlichen Demokratie auftritt. Weil wir alle paar Jahre unter den zugelassenen Parteien wählen dürfen (die KPD ist seit 1956 (vgl. 17.8.1956,d.Vf.) verboten und jede Partei, die für die proletarische Revolution kämpft kann als Nachfolgeorganisation verboten werden), sollen wir glauben, dieser Staat sei unser Staat, diese Demokratie sei unsere Demokratie!

Doch allein die Maßnahmen der letzten Jahre unter CDU/SPD und SPD/FDP Regierungen zeigen, wessen Instrument dieser Staat ist:

- Die Notstandsgesetze (NSG - vgl. 30.5.1968,d.Vf.) wurden verabschiedet, um im Falle des 'inneren Notstandes' der Kapitalherrschaft auf legalem Weg Bundeswehr gegen kämpfende Arbeiter einsetzen zu können

- Geheimdienst, Polizei und Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.) werden angesichts der Streiks auf Vordermann gebracht, um von vornherein die Entwicklung einer Arbeiterbewegung verhindern zu können

- Der Werkschutz wird unter zentraler Anleitung der Kapitalistenverbände zur Privatarmee der Unternehmer ausgebaut

- Das eben als 'Reformgesetz' verabschiedete Betriebsverfassungsgesetz (BVG - vgl. 19.1.1972,d.Vf.) bindet den Betriebsrat noch fester als bisher an den Kapitalisten; mit der Einigungsstelle im Betrieb sollen alle Konflikte zwangsgeschlichtet und alle Kämpfe der Belegschaft unterdrückt werden

- Mit dem 'Berufsverbotserlaß' (BV - vgl. 28.1.1972,d.Vf.) der Innenminister sollen vor allem die kommunistischen und demokratischen Lehrer aus den Schulen hinausgesäubert werden, damit in den Schulen die Meinungen der Herrschenden auch die herrschenden Meinungen bleiben

- Das solidarische Verhalten der ausländischen Arbeiter und Studenten mit Kampf ihrer deutschen Kollegen führt dazu, daß ihre Organisationen verboten
werden sollen

- Die Kommunisten werden bespitzelt, auf schwarze Listen gesetzt, ihre Organisationen überwacht und deren Verbot unter den Gesichtspunkten der Opportunität diskutiert.

GEGEN DEN ABBAU DER DEMOKRATISCHEN RECHTE DES VOLKES! FÜR DAS BÜNDNIS DER ARBEITERKLASSE MIT ALLEN UNTERDRÜCKTEN SCHIHCTEN DES VOLKES IM KAMPF FÜR DEN SOZIALISMUS!

Die Maßnahmen des kapitalistischen Staates sind von der Furcht vor einer wiedererstarkenden Arbeiterbewegung diktiert. Obwohl die kommunistische Bewegung noch schwach ist, geistert das Gespenst des Kommunismus schon wieder durch die Amtsstuben, die Büros der Bosse, der bürgerlichen Politiker und Polizeipräsidenten. Schon hält es die DGB-Führung für nötig, klassenbewußte Kollegen aus der Gewerkschaft zu säubern (wie z.B. die Jugendvertreter bei Rhodia (CPK-Bereich - vgl. 17.3.1972,d.Vf.)) und macht bei den laufenden Betriebsratswahlen (BRW,d.Vf.) selbst mit Barzel gemeinsame Sache gegen den 'Linksradikalismus'.

Der kapitalistische Staatsapparat verteidigt die Herrschaft des Monopolkapitals, er ist dessen geschäftsführender Ausschuß. Es ist unmöglich, mit Hilfe der bürgerlichen Demokratie, mit Hilfe der bürgerlichen Parteien eine Politik im Interesse des Proletariats und der gesamten werktätigen Massen zu machen. Alle Illusionen und Hoffnungen, die wir in die bürgerliche Demokratie setzen, schwächen nur unsere eigene Kraft und halten uns davon ab, unsere eigenständige Klassenpolitik zu entwickeln und durchzusetzen. Alle Wahlpropaganda der Jusos und der DKP hatte letztlich keine andere Funktion, als unsere Hoffnungen auf die bürgerliche Demokratie zu lenken und uns davon abzuhalten, unseren eigenständigen Kampf gegen Monopolkapital und Staat aufzunehmen.

1.MAI - INTERNATIONALER KAMPFTAG DER ARBEITERKLASSE!

Am 1.Mai geht es darum zu zeigen, daß wir diesen Kampf aufgenommen haben. Es geht darum, unsere wachsende Kampfbereitschaft gegen Kapital und Staat, unsere internationale Solidarität mit dem Kampf der unterdrückten Völker zu demonstrieren.

In einer Situation, in der Sozialdemokratie und DKP mit allen Mitteln versuchen, die noch junge Arbeiterbewegung an den bürgerlichen Staat und seine Institutionen zu binden, ist es eine aktuelle Aufgabe, die Eigenständigkeit der proletarischen Politik gegenüber dem gesamten System des Kapitalismus und Imperialismus zu propagieren und durchzusetzen. Deshalb haben wir die Parole ausgegeben:

FÜR EINE SELBSTÄNDIGE KLASSENPOLITIK DES PROLETARIATS!
FÜR DEN WIEDERAUFBAU DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI!
MACHEN WIR DIE GEWERKSCHAFTEN ZU KAMPFORGANISATIONEN DER ARBEITERKLASSE!

In einer Situation, in der die Sozialdemokratie - unterstützt von der DKP - die Ostverträge als 'Instrumente der Friedensicherung' preist, geht es darum, verstärkt die revolutionäre Einheit der Arbeiterklasse und der unterdrückten Völker als einziger Friedensgarant zu propagieren. Nicht die Verträge, die dem westdeutschen Imperialismus die Tore nach Osten öffnen, sondern allein der unversöhnliche Kampf des Proletariats für die sozialistische Revolution, der unversöhnliche Befreiungskampf der unterdrückten Völker kann den Imperialismus zurückdrängen und ihn schließlich besiegen. Erst der weltweite Sieg der proletarischen Revolution kann endgültig den Frieden sichern.

PROLETARIER ALLER LÄNDER UND UNTERDRÜCKTE VÖLKER VEREINIGT EUCH!

Verträge, die mit dem Imperialismus geschlossen werden, dürfen seine Macht nicht ausweiten, sondern müssen seinen 'Spielraum' begrenzen. Diese Bedingungen erfüllen die Verträge von Moskau und Warschau (mit der SU bzw. Polen,d.Vf.) nicht im mindesten. Sie greifen erklärtermaßen einem noch abzuschließenden 'Friedensvertrag' nicht vor und beinhalten deshalb keine Anerkennung der Grenzen in Europa. Sie lassen erklärtermaßen u.a. den 1956 (vgl. 26.5.1952,d.Vf.) zwischen der BRD und den Westmächten abgeschlossenen Deutschlandvertrag unberührt, in dem die Annektionsabsichten der BRD gegenüber der DDR in einem 'wiedervereinigten Deutschland' innerhalb des 'freien Westens' verankert sind. Die Verträge beinhalten weiter keine Anerkennung der staatlichen Eigenständigkeit der DDR, während im Viermächteabkommen Westberlin faktisch der BRD zugeschlagen und als vorgeschobener Posten des BRD-Imperialismus nach Osten akzeptiert wird.

Die Verträge drängen den Imperialismus nicht zurück, sondern geben vielmehr seinem Expansionsbedürfnis Raum. Diese Tatsache gilt es der Friedensdemagogie der SPD-/DGB- und DKP-Führer auch am 1.Mai entgegenzuhalten!

Die DKP-Führer zeigten Euch bei den Vorbereitungen zum 1.Mai, daß es ihnen nicht auf die Entwicklung einer eigenständigen Klassenpolitik des Proletariats ankommt, sondern daß sie im Gegenteil zugunsten der Propagierung der Ostpolitik darauf verzichten, und sie sogar hintertreiben.

Auch letzten 1.Mai fielen die DKP-Führer dem damaligen gewerkschaftlichen Maikomitee in den Rücken und riefen in ihrem Flugblatt dazu auf, die offizielle DGB-Podiumsdiskussion im Kolpinghaus zu besuchen. Dieses Jahr versuchen DKP- und SDAJ-Führung wieder mit allen Mitteln, sich bei der Freiburger DGB-Führung anzubiedern und deren Segen für ein brav reformistisches Maikomitee zu erhalten. Zunächst versuchten die DKP- und SDAJ Führer, mit der Frage der Ostverträge das Maikomitee der Gewerkschaftsjugend von innen her zu 'erobern'. Es gelang den DKP'lern, in einer Reihe von Jugendgruppen Mehrheiten für die Parole 'Für die Ratifizierung der Ostverträge' zu bekommen. Doch das radikale Eingreifen der Freiburger DGB-Führung half, die Positionen zu klären. Es wurde klar, daß die DKP mit ihrer Politik auf derselben Seite steht wie die Gewerkschaftsführung, die dem gewerkschaftlichen Maikomitee untersagen wollte, gegen das arbeiterfeindliche Betriebsverfassungsgesetz, für die Solidarität mit dem Befreiungskampf der unterdrückten Völker, gegen Kapitalismus und Imperialismus zu demonstrieren. Es wurde vielen Kollegen klar, daß die DKP nichts anderes als ein Wasserträger der SPD- und Gewerkschaftsführung ist und die umjubelte neue Ostpolitik nichts anderes als ein Mittel imperialistischer Expansion ist. Die DKP ging mit ihrem Spaltungsversuch unter: die Jugendgruppen stellten sich mehrheitlich hinter das Maikomitee und entschieden gegen DGB- und DKP-Führung.

Die Freiburger DKP-Führer mußten dies geahnt haben. Seit Wochen haben sie klammheimlich zwei Demonstrationsroute gemeldet. Als klar war, daß die große Mehrheit der aktiven Gewerkschaftsjugend nicht umfallen würde, gingen die DKP- und SDAJ-Führer ans Gründen eines neuen 'Maikomitees'. Sie haben dieses Maikomitee auf eine Plattform gestellt, in welcher der Klassenkampf des Proletariats nicht mehr zu finden ist und haben diese Plattform damit angepriesen, daß sie in Karlsruhe die Zustimmung des dortigen DGB-Kreisvorstandes gefunden habe. Wir sind sicher, daß dieses 'Maikomitee' auch die Zustimmung des hiesigen Kreisvorsitzenden Jorzig finden wird.

Am 1.Mai geht es für alle klassenbewußten Arbeiter, Angestellten und Lehrlinge, für alle Schüler und Studenten, die das Bündnis mit der Arbeiterklasse herstellen wollen, darum, den DGB- und DKP Führern eine entschiedene Absage zu erteilen und unter den Parolen des gewerkschaftlichen Maikomitees die Position des Proletariats, seinen entschiedenen Kampf gegen Kapitalismus und Imperialismus zu demonstrieren!

Wir rufen alle Arbeiter, Angestellten und Lehrlinge, die gesamte werktätige und lernende Bevölkerung auf, unter der Roten Fahne der Arbeiterbewegung an der Demonstration und Kundgebung des gewerkschaftlichen Maikomitees teilzunehmen.

MACHEN WIR DEN 1.MAI ZU UNSEREM KAMPFTAG!"

Berichtet wird aus Indochina bzw. Vietnam (vgl. 31.3.1972) und aus der 'Arbeiter-Zeitung' (AZ - vgl. 27.3.1972) der KG (NRF) Mannheim/Heidelberg wird ein Artikel über Fabrikarbeit in China übernommen.

Nach eigenen Angaben werden von dieser Maizeitung ca. 1 200 Exemplare verkauft, eine Preisauszeichnung aber vermochten wir leider nicht zu finden.
Q: Klassenkampf 1.Mai-Zeitung und Nr. 21, Freiburg o. J. (Apr. 1972) bzw. 17.5.1972, S. 1ff bzw. S. 6

28.04.1972:
Der BKA Freiburg und sein KJB führen heute um 19 Uhr im 'Schwanen' in der Stadtstraße eine Maiveranstaltung durch, auf der der Vietnam-Film 'Der 17. Breitengrad' gezeigt wird.

Der BKA (vgl. 17.5.1972) berichtet:"
1.MAI-VERANSTALTUNG DES BKA

Am Freitag abend, den 28.4., veranstalteten der BUND KOMMUNISTISCHER ARBEITER UND DER KOMMUNISTISCHE JUGENDBUND eine öffentliche Versammlung zum 1.Mai. Der 300 Personen fassende Saal einer Gaststätte war weit überfüllt, als zunächst ein Film über den heldenhaften Kampf des vietnamesischen Volkes gezeigt wurde. Die Versammelten begrüßten lebhaft diesen Film über das Leben und den Kampf eines vietnamesischen Dorfes, weil allen Kollegen und Genossen bewußt war, wie wichtig der siegreiche Verlauf des vietnamesischen Befreiungskampfes für den Verlauf des Klassenkampfes in der ganzen Welt ist.

Im Anschluß an den Film hielt ein Vertreter des BKA ein Referat, worin vor allem auf den Stand des Klassenkampfes in Westdeutschland eingegangen wurde.

In der anschließenden Diskussion legten zwei Vertreter der KPD/ML (Rote Fahne) (KPD/ML-ZB,d.Vf.) eine Solidaritätsresolution mit zwei vom Ausschluß aus der IG Chemie (CPK-UVB,d.Vf.) bedrohten Jugendvertretern bei der Rhodia vor. Die Versammlung erklärte einmütig ihre Solidarität mit den beiden Jugendlichen und verurteilte die Ausschlußanträge aufs Schärfste. Die Versammlung lehnte aber die vorgelegte Resolution ab, da sie einige schwerwiegende falsche Ansichten der KPD/ML enthielt und unterstützte die in allen Gewerkschaftsjugendgruppen angenommene Solidaritätsresolution (… (vgl. 18.3.1972,d.Vf.)).

Die Diskussion war weitgehend bestimmt durch die Wut vieler Kollegen auf die KPD/ML, die trotz der scharfen Auseinandersetzung hier in Freiburg um den 1.Mai dazu aufrief, zu einer 'zentralen' Demonstration nach Stuttgart zu fahren, an der dann trotz aller 'Zentralität' nur ca. 250 Personen (nach eigenen Angaben) teilnahmen.

Auf der BKA-Veranstaltung wurden insgesamt 350 DM gesammelt, die dem gewerkschaftlichen Maikomitee zur Finanzierung seiner Ausgaben überlassen wurden. Außerdem wurden viele KLASSENKAMPF 1.MAI-EXTRABLÄTTER (vgl. 24.4.1972,d.Vf.) verkauft, von denen insgesamt ca. 1 200 Ausgaben, vor allem in den Stadtteilen verkauft werden konnten. Dies waren nur einige der positiven Erfahrungen an diesem 1.Mai in Freiburg, der trotz vieler Schwierigkeiten zu einem Erfolg wurde. Zu den Schwierigkeiten gehörte die Suche nach einem Raum, da die meisten Wirte lieber auf ein Geschäft verzichten, als dem BKA einen Raum zu vermieten. Dazu gehörte die Tatsache, daß eine Druckerei in letzter Minute es ablehnte, für den BKA ein Plakat zu drucken. Das Argument des Druckerei-Eigentümers: 'ich habe noch nie einen Auftrag abgelehnt. Aber das kann ich nicht machen. Wissen Sie, ich muß dauernd mit meinen eigenen Leuten über Kommunismus reden. Da werde ich doch völlig unglaubwürdig, wenn ich einerseits gegen die Kommunisten bin, und andererseits ein Geschäft mit ihnen mach.' Zu den Schwierigkeiten gehörte auch das Verhalten der BADISCHEN ZEITUNG (BZ,d.Vf.), die sich beharrlich weigerte, irgendeine Pressemeldung von uns ebenso wie vom gewerkschaftlichen Maikomitee zu veröffentlichen - und sei es auch nur die Ankündigung der 1. Mai-Demonstration.

Gerade wegen dieser zahlreichen Schwierigkeiten und Hemmnisse war es für alle wichtig zu sehen, daß der 1.Mai 1972 zu einem großen politischen Erfolg wurde, daß die Demonstration und Kundgebung im Stühlinger und in Haslach viel Anklang bei den dort wohnenden Arbeiterfamilien fand."
Q: Klassenkampf 1.Maizeitung und Nr. 21, Freiburg o.J. (Apr. 1972) bzw. 17.5.1972, S. 1 bzw. S. 6

01.05.1972:
In Freiburg riefen der BKA und das Maikomitee der Gewerkschaftsjugend für heute zu einer Demonstration um 10 Uhr vom Stühlinger Kirchplatz durch Stühlinger zum Haslacher Dorfbrunnen und zurück nach Stühlinger, wo um 11 Uhr 30 die Kundgebung stattfinden soll, auf.

Der BKA (vgl. 17.5.1972) berichtet:"
1.MAI KAMPFTAG DER ARBEITERKLASSE
1.MAI IN FREIBURG

Etwa 700 Freiburger Arbeiter, Lehrling und andere Werktätige, Schüler und Studenten nahmen an der 1.Mai Demonstration des gewerkschaftlichen Maikomitees teil. Und circa weitere 100 Freiburger erwarteten am Stühlinger Kirchplatz den Zug mit seinen zentralen Parolen:
GEGEN DIE ANGRIFFE DER KAPITALISTENKLASSE - DIE EINHEITLICHE KAMPFFRONT DER ARBEITERKLASSE
GEGEN DEN ABBAU DER DEMOKRATISCHEN RECHTE DES VOLKES
MACHEN WIR DIE GEWERKSCHAFTEN ZU KAMPFORGANISATIONEN DER ARBEITERKLASSE
FÜR DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT DER ARBEITERKLASSE UND DER UNTERDRÜCKTEN VÖLKER

In der Freiburger Innenstadt fand eine zweite Demonstration mit ca. 300 Teilnehmern statt, in der nicht der unversöhnliche Klassenkampf der Arbeiterklasse, sondern Klassenversöhnung und imperialistische Außenpolitik propagiert wurden.

Diese zweite Demonstration wurde von einem 'Maikomitee' angeführt, das eine Woche vor dem 1.Mai als Produkt der Spaltungsversuche der DGB- und DKP-Führer entstanden war. Dieses 'Maikomitee' arbeitete mit den übelsten Mitteln der Verdrehung und Verleumdung: so ernannte man sich selbst zur 'Freiburger Gewerkschaftsjugend' und diffamierte die anderen als Gewerkschaftsgegner.

Selbstverständlich war diesem 'Maikomitee' dann auch die Unterstützung des DGB-Kreisvorsitzenden Jorzig gewiß, der den Beschluß des DGB-Kreisvorstandes, das Maikomitee der Gewerkschaftsjugend zu unterstützen, kurz vor dem 1.Mai eigenmächtig und ohne jede Begründung brach. Dieses Vorgehen muß von allen Gewerkschaftern schärfstens kritisiert werden!

Der Freiburger DGB-Kreisvorstand hatte es auch in diesem Jahr abgelehnt, die Freiburger Werktätigen zu einer Demonstration am 1.Mai aufzurufen. Deshalb hatte die Gewerkschaftsjugend frühzeitig einen Vorstoß unternommen und die Durchführung einer 1.Mai Demonstration unter eigener Regie durchgesetzt.

Doch sobald die DGB-Führung sah, daß diese Demonstration keine 'Spielwiese der Jugend', sondern eine proletarische Kundgebung gegen Kapitalismus und Imperialismus werden würde, verlangte sie die Vorlage jeder geplanten Veröffentlichung und die Auslassung so wesentlicher Parolen wie gegen das arbeiterfeindliche Betriebsverfassungsgesetz (BVG, d.Vf.), gegen die Friedens- und Schweigepflicht der Betriebsräte. Als die Jugendgruppen mehrheitlich diese Zensurmaßnahmen ablehnten, kündigte der DGB-Kreisvorsitzende eigenmächtig jede Unterstützung auf und organisierte zusammen mit den 'guten Gewerkschaftern' einfach ein 'neues' Maikomitee. Dieses 'Maikomitee' organisierte dann die sozialdemokratische Propaganda auf der Straße, Parole 'Barzel ist ein Hampelmann - die Konzerne ziehen dran', während sich die sozialdemokratischen Honoratioren beim festlichen Empfang des DGB im städtischen Kaufhaussaal trafen.

Die Frage der 'Ostpolitik', die Frage des 'kleineren Übels' war nicht nur in Freiburg. sondern in der ganzen Bundesrepublik der zentrale Gegenstand der Auseinandersetzungen. Auch in der Freiburger Gewerkschaftsjugend gingen den ganzen April über die Auseinandersetzungen um die Frage der Ostpolitik, um die Frage, ob diese Verträge wirklich dem Frieden zwischen den Völkern dienen. Die SDAJ-Führer kamen dabei immer mehr ins Gedränge, vor allem bei der Frage, warum denn die Bundesrepublik keinen Friedensvertrag mit allen am Zweiten Weltkrieg beteiligten Staaten abschließen und alle Grenzen in Europa verbindlich anerkennen würde, wenn sie doch so friedliebend sei. Immer mehr Kollegen kamen zu der Auffassung, daß die Verträge für den BRD-Imperialismus allein den Zweck verfolgen, die Tür zu den Märkten Osteuropas aufzustoßen. Deshalb wurde auch vom gewerkschaftlichen Maikomitee beschlossen, bei der Demonstration die Transparente mitzutragen:
KAMPF DEM BRD-IMPERIALISMUS
GEGEN DIE ILLUSIONSMACHEREI MIT DEN OSTVERTRÄGEN
SOLANGE DAS KAPITAL REGIERT, KANN ES KEINEN FRIEDEN GEBEN

Überall in der BRD und Westberlin versuchten die DGB- und SPD-Führer, den 1.Mai zu einem Kampftag für die SPD-Politik zu machen. Überall zeigte sich, wie die DKP- und SDAJ-Führer immer mehr die Aufgabe zu übernehmen versuchen. die Arbeiter von der Verfolgung ihrer eigenständigen Klassenpolitik und Klasseninteressen abzuhalten und zum Fußvolk der SPD-Politik zu machen.

Aber das Entscheidende an diesem 1.Mai war, daß trotz allem Gehetze, aller Verfolgung und aller Spaltungsversuche immer mehr Kollegen den Kampf gegen Kapitalismus und Imperialismus aufgenommen haben und sich dabei von niemandem abhalten lassen."

Aus den Reden der Kundgebung und den Referaten der Veranstaltung (vgl. 28.4.1972) wird vom BKA später eine Broschüre erstellt (vgl. Juli 1972).

Laut KB demonstrieren 700 mit dem gewerkschaftlichen Maikomitee, welches von IGM-JG, DP-JG, ÖTV-JG, HBV-JG und CPK-Arbeitskreis gebildet und vom BKA Freiburg gesteuert worden sei, durch Haslach und Stühlinger. Die Demonstration in der Innenstadt von Jusos der SPD und DKP, die aus dem Maikomitee wieder ausgestiegen seien, habe 500 Teilnehmer gehabt und die Ratifizierung der Ostverträge in den Mittelpunkt gestellt.

Laut KB Bremen demonstrieren ca. "700 Kollegen und Genossen unter den Parolen des Freiburger Gewerkschaftlichen Maikomitees. … Die Demonstration des Gewerkschaftlichen Maikomitees wurde unterstützt vom Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) und Kommunistischen Jugendbund (KJB) sowie dem Aktionsrat der Uni-Basisgruppen, dem Initiativausschuß Freiburger Schüler (IFS, d.Vf.) und dem Sozialistischen Bund" (SB). Er weiß auch noch, daß es sich bei der IGM-Jugend sowohl um die Freiburger als auch um die Emmendinger handelte.

Laut KPD/ML-ZB findet in Freiburg eine Maiveranstaltung der DKP statt, an der ca. 60 Menschen teilnehmen:"
Sie feierten hier ihren Erfolg bei der Spaltung des hauptsächlich vom BKA (Bund Kommunistischer Arbeiter, ein örtlicher Zirkel) geführten 'Gewerkschaftlichen Maikomitee', bei dessen Mehrheit sie mit ihren Ratifizierungs- und Mitbestimmungsparolen nicht durchgekommen waren." Während der Veranstaltung behauptet ein DKP-Führer u.a., daß "KPD/ML, KJVD, aber auch der BKA gewerkschaftsfeindlich seien und die Arbeit dieser Organisationen in den Gewerkschaften illegal und kriminell sei". Dies ist besonders aktuell angesichts der IG Chemie (CPK) Ausschlußverfahren (UVB) bei Rhodia. Während und nach der Veranstaltung kommt es zwischen anwesenden KPD/ML-ZB, KJVD und BKA-Mitgliedern einerseits und DKP-Mitgliedern andererseits zu Rangeleien, wobei sich KPD/ML-ZB und BKA gegen die DKP verbünden.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 34, Bochum 10.5.1972; Arbeiterkampf Nr. 19, Hamburg Juni 1972, S. 9 und 12;Wahrheit Nr. 4, Bremen Mai 1972, S. 6;Klassenkampf 1.Maizeitung, Nr. 21 und 32, Freiburg o. J. (Apr. 1972), 17.5.1972 bzw. o. J. (1973), S. 1, S. 5f bzw. S. 1

Wahrheit_1972_04_12

Freiburg_KBW017


15.05.1972:
Der Kommunistische Jugendbund (KJB) Freiburg des BKA gibt die Nr. 6 seiner 'Kommunistischen Jugendzeitung' (KJZ - vgl. 18.4.1972, 3.7.1972) in zwei Versionen heraus mit dem Leitartikel "1. Mai in Freiburg".

Ein weiterer Artikel in der Version A ist "DKP 'Veranstaltung'" zur Maifeier der DKP.

Es erscheint in der Version A auch der 1. Maibericht zur 'Badischen Zeitung' (BZ), in dem auch der Sozialistische Bund (SB) erwähnt wird:"
Falschmeldung in der BZ

Daß die BZ nicht objektiv berichtet, sondern alles tut um die Aktivität fortschrittlicher Gewerkschafter totzuschweigen oder lächerlich zu machen, zeigt ihre Berichterstattung über den 1. Mai. Anstatt über die Demonstration des Gew. Maikomitees auf dem Stühlinger zu berichten, schrieb sie: 'Zur gleichen Zeit versammelte sich ein anderes 'Grüppchen' zu einer Kundgebung auf dem Stühlinger Kirchplatz, Veranstalter: Bund kommunistischer Arbeiter.' Auf Protest des BKA, SB und des Gew. Maikomitees wurde diese Falschmeldung am nächsten Tag korrigiert. Allerdings war auch dieser Bericht unvollständig. Die BZ hatte einen Teil der Gegendarstellung insgeheim gekürzt."
Q: Kommunistische Jugendzeitung Nr. 6 Version A und B, Freiburg 15.5.1972, S. 1ff bzw. S. 3

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17.05.1972:
Der BKA Freiburg gibt die Nr. 21 seines 'Klassenkampfes' (vgl. 15.5.1972, 5.6.1972) heraus. Berichtet wird aus Freiburg vom 1.Mai und der eigenen Maiveranstaltung (vgl. 28.4.1972). Vom KB Bremen wird ein Bericht über den 1.Mai in Bremen übernommen, von der KG (NRF) ein Bericht aus Mannheim. Eingegangen wird auch auf die KPD/ML-ZB und deren Stuttgarter Mai-Demonstration.
Q: Klassenkampf Nr. 21, Freiburg 17.5.1972, S. 5ff

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Juli 1972:
Der BKA Freiburg gibt datiert auf Juli die Broschüre "Reden zum 1. Mai 1972" heraus. Der Preis beträgt 30 Pfennig.

Enthalten sind neben einem Vorwort der Gewerkschaftskommission des BKA mit einem Bericht vom 1. Mai 1972, in dem vor allem auf die DKP, aber auch auf die KPD/ML-ZB eingegangen wird, die das Maikomitee der Gewerkschaftsjugend ebenso wie die DKP nicht unterstützte, Reden von der Abschlußkundgebung der 1. Mai-Demonstration und von der 1. Mai-Veranstaltung des BKA am 28.4.1972.

Im Vorwort wird berichtet, dass ca. 400 Menschen zur Veranstaltung kamen und man ca. 1 000 der 1. Mai-Zeitungen verkauft habe.
Q: BKA: Reden zum 1. Mai 1972, Freiburg Juli 1972

19.07.1972:
Der BKA Freiburg gibt die Nr. 23 seines 'Klassenkampfes' (vgl. 21.6.1972, 13.9.1972) heraus, die u.a. berichtet, vom diesjährigen 1.Mai habe man eine Broschüre gemacht.
Q: Klassenkampf Nr. 23, Freiburg 19.7.1972

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